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Vorbilder statt Rollenbilder: Väter brechen auf

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Im ganzen Land

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Mütter wie Väter tendieren in Südtirol nach wie vor dazu, Rollenerwartungen zu erfüllen und sich geschlechtsspezifisch zu verhalten. Sie schränken sich damit ein.

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Traditionelle Muster und gesellschaftliche Rahmenbedingungen hindern Frauen und Männer daran, ihre Stärken, Talente und Bedürfnisse individuell zu leben. So wird die Entwicklung einer Gesellschaft blockiert, in der Eltern die Care-Arbeit auf allen Schultern gleichmäßig verteilen, gleichberechtigt einer Arbeit nachgehen und am gesellschaftlichen und politischen Leben teilhaben.

Die Kampagne, die am 13. Mai von 10 bis 13 Uhr in einen Aktionstag am Rathausplatz in Bozen mündet (herzliche Einladung!), besteht unter anderem aus einem Buch, wofür Simon Profanter aus Kastelruth eine Geschichte geschrieben hat. Hier ein Auszug.

Naja, ich bin der Vater…

Im August 2020 haben Verena und ich geheiratet. Kurz davor hatten wir von unserem Glück erfahren. Mein Name ist Simon Profanter, Jahrgang 1985 und seit 15 Jahren berufstätig. Vier Mal habe ich meine*n Arbeitgeber*in gewechselt: Angefangen habe ich als Presseverantwortlicher in einer Privatklinik, dann war ich in einem Industriebetrieb für Personalmarketing und -management zuständig. Von dort wurde ich abgeworben, um die Geschäftsführung einer Hotelgruppe zu übernehmen. Nach vier Jahren durfte ich als Geschäftsführer im Bereich Stadtmarketing und Ortsentwicklung übernehmen. Ich war Gründungsmitglied des Weltladens Klausen und des Weltladens Schlern und seitdem im Verwaltungsrat tätig. Bei den vergangenen Wahlen wurde ich in den Gemeinderat von Kastelruth gewählt.

Verena brennt für ihre Arbeit. Täglich ist sie als Bildungsreferentin in Schulen unterwegs, leitet Projekte zur Sensibilisierung für die Verhältnisse im Globalen Süden und vermittelt Wissen zu

„Ich habe so vieles gelernt, mich selbst neu kennengelernt – und vor allem Jakob kennengelernt. Und er mich!“ - Simon Profanter internationalen Zusammenhängen. Verena wollte nur Kinder, wenn sie nicht für den Rest ihres Lebens „nur“ Mutter sein würde.

Ihre Arbeit und ihr Einsatz für eine gerechte und nachhaltige Welt liegen ihr – und auch mir – sehr am Herzen. Mein Kinderwunsch war stärker. Ich habe mir immer gewünscht, viel Zeit mit meinen Kindern zu verbringen, sie wachsen und gedeihen zu sehen. Wir waren uns von Anfang an einig: Diese Aufgabe wollten wir gemeinsam –und nur gemeinsam – angehen. Wir wollten uns die Verantwortung teilen, in unserer Beziehung und in unserer

Rolle als Eltern gleichberechtigt sein. So, wie wir es in unserem Leben sonst auch sind. Wir leben zusammen und kümmern uns gemeinsam um alles, teilen uns die Aufgaben im Haushalt. Im April 2021 wurde unser Sohn Jakob geboren. Nachdem Verena ein Jahr lang zu Hause geblieben war, war ab Februar 2022 ich dran. Ich habe meine Arbeit gekündigt (innerhalb des ersten Lebensjahres meines Sohnes). Ich wurde in die Liste der Mütter eingetragen. Eine Liste der Väter gibt es nicht.

Somit hatte ich keinen Arbeitslosenstatus, musste keine Bewerbungsgespräche oder ähnliches führen… weil ich ja für meinen Sohn da war und bin. So radikal habe ich meinen Aufgabenbereich noch nie gewechselt! Mein neuer Vollzeitjob ist zwar nie stressig, trotzdem stehe ich nie still. Anfangs war es etwas langweilig, es hat mich zu wenig gefordert. Das

Telefon klingelte nur sehr selten, es gingen kaum Mails ein. Ich war nicht mehr gefragt, gefühlt auch nicht mehr wichtig. Für Jakob war und bin ich aber sehr wichtig, und er für mich. Ich sehe seine täglichen Fortschritte, wie er immer schneller wird, er verstehen lernt. Ich wurde gefragt, ob ich „das“ lieber mache, als Arbeiten zu gehen. Jaein. Ich hatte immer das Glück, spannenden und herausfordernden Tätigkeiten nachgehen zu können, war meist flexibel und auch gut bezahlt... Und ich werde wieder zur beruflichen Arbeit zurückkehren –für noch einmal rund 25 bis 30 Jahre. Dieser Ausstieg – oder Einstieg – hat mir und uns gut getan. Mir hat er sehr viel gegeben, ein Traum ging in Erfüllung. Ich habe so vieles gelernt, mich selbst neu kennengelernt – und vor allem Jakob kennengelernt. Und er mich! immer öfters dort hingelangt, wo er gerade hinwill, immer mehr von dem bekommt, was er eigentlich möchte. Und ich verstehe mehr und mehr, wie

Es macht für unseren Sohn keinen Unterschied, ob Verena zu Hause ist oder ob ich es bin. Für uns und für Jakob sind wir beide gleich. Das haben wir uns so gewünscht. Und für uns als Familie haben wir das auch geschafft.

Die MutterNacht 2023 bearbeitet Rollenklischees mit dem Motto „Vorbilder statt Rollenbilder: Väter brechen auf“. Zum neunten Mal organisiert das Rittner Bildungszentrum „Haus der Familie“ im Mai 2023 in Zusammenarbeit mit 26 Südtiroler Organisationen, darunter der Katholische Familienverband, die

Sensibilisierungskampagne, bei der jährlich herausfordernde Themen rund um das Elternsein beleuchtet werden. Weitere Informationen www.mutternacht.hdf.it www.athesiadruck.com

Klimaneutraler Druck, umweltfreundliche Prozesse und Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Wir tragen Verantwortung für Mensch und Umwelt. Zahlreiche Zertifizierungen bestätigen unser Bemühen um Nachhaltigkeit.

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