Familie als Berufung 4/2021

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Von tausenden Hausheiligtümern weltweit geht neues christliches Leben aus

G r o SSe s w a g e n -

Menschen die Hoffnung haben

Hl. stadt bauen

Umbrüche in unserer Zeit – und bei uns selbst

Ingeborg & Richard Sickinger, Bewegungsleiter der österreichischen Schönstatt-Bewegung

„ Ein Lebensgefühl, wo wir erfahren: Es kommt auf uns an, wir können etwas tun, jeder und jede ist gerufen einen Beitrag zu leisten.

Wir leben in einer Zeit, die geprägt ist von Veränderungen und Umbrüchen, und es scheint unklar, wo das Ganze hinsteuert. Zum Beispiel in der Politik unseres Landes – wir stehen vor personellen Veränderungen, Korruptionsvorwürfen und der Notwendigkeit, eine neue Basis für tragfähige politische Zusammenarbeit zu finden. Das Leben mit der Corona Pandemie fordert uns heraus – jedes einzelne Treffen ist von „Gs“ bestimmt, Museen melden, als Beispiel für viele Organisationen, dass die Besucher nur zögerlich zurückkehren, junge Menschen leiden besonders unter den Beschränkungen im sozialen Leben. Der Klimawandel wird spürbarer und der Ruf nach Maßnahmen immer dringlicher.

Zukunftshoffnung

Hundert Jahre später dürfen wir erleben, dass diese Hoffnungsbotschaft immer mehr Wirklichkeit wird. Von hunderten Heiligtümern, von tausenden Hausheiligtümern weltweit geht neues christliches Leben aus, geht Zuversicht aus, geht Wandlungsgnade und Wachstum als Persönlichkeit und in der Erfahrung Gottes aus. Eine Heilige Stadt wächst, ein Zukunftsland ist am Entstehen.

Die Herausforderungen sind aber nicht nur „draußen“, sondern auch „drinnen“, in uns selbst. Es geht um das eigene Lebensgefühl, die Erfahrung, dass wir selbst oft schwach und halbherzig sind, dass wir selber hinter unseren Idealen oft meilenweit hinterherhinken. Und wir fühlen uns wie mit hängenden Schultern…

Wir sehen das als großen Plan Gottes: Er schickt die Gottesmutter neu durch unsere Zeit, um Christus neu in diese Welt zu bringen. Sie sucht Häuser, Menschen, Familien, Herzen, die auf diesen Plan eingehen. Das gibt Hoffnung. Wir werden Menschen, die ein Ziel haben, die Zukunftshoffnung haben.

Hoffnung – wie können wir das erfahren?

Wo sind unsere Fragen? Und wo unsere hängenden Schultern? Unser Beitrag der Selbsterziehung ist gefragt, ein Stück Welt zu verändern ist unser Beitrag. Das bedeutet zum Beispiel, etwas zu tun, das mich etwas kostet – und dem anderen guttut. Oder das Bemühen um Wertschätzung und Barmherzigkeit. Oder den Mut, den es erfordert, über unseren Glauben zu sprechen.

Gerade wir Christen sind Menschen, die Anbetracht dieser Herausforderungen Hoffnung haben – wir sind überzeugt, es gibt einen guten Gott, der diese Welt erschaffen hat und der auch heute wirkt. Es gibt einen guten Gott, der uns annimmt und liebt, auch wenn wir nicht „brav“ gewesen sind. Aber wie können wir diese Hoffnung erfahren, und wie können wir daraus eine tragfähige Basis werden lassen? Ein Lebensgefühl, wo wir erfahren: Es kommt auf uns an, wir können etwas tun, jeder und jede ist gerufen einen Beitrag zu leisten. Erneuerung geht ja von innen aus, sagt P. Kentenich – aber es kommt nicht nur auf uns an, denn Gott unser Vater hat alles in der Hand. Eine Zeitreise

Wir möchten euch zu einer kleinen Zeitreise einladen. Es ist ein Herbsttag im Jahr 1914, der 18. Oktober. Die Schüler im Internat in Schönstatt am Rhein finden sich nach den Sommerferien zusammen. Es ist eine Zeit großer Umbrüche: grundlegende technischen Neuerungen, politische Umwälzungen durch das nahende Ende der Monarchie und den Anbruch des demokratischen Zeitalters, und – am gravierendstem von allem – die Zeit des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs.

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ben, dass manche großen Ziele dem Alltag nicht standgehalten haben. Sie haben sich schwach und halbherzig erlebt, ihr Mut ist gesunken. Kann ihr hoch geschätzter Erzieher, der junge Pater Kentenich, sie überhaupt noch brauchen? Beim ersten Zusammentreffen nach dem Sommer – im kleinen Kapellchen in Schönstatt – blickt Pater Kentenich sie an. Voll Güte. Und er spricht es aus: „Nein, ich habe nicht das Vertrauen in Sie verloren.“ Und er erzählt ihnen von seiner stillen Lieblingsidee, seinem großen Traum: Dass die Gottesmutter sich hier im Heiligtum niederlässt und die Verantwortung für unser Persönlichkeitswachstum übernimmt, damit sie Menschen der Hoffnung und der Erneuerung werden. Was wir nur tun müssen: Wir gehen es wieder an, und schenken ihr das als Beiträge ins Gnadenkapital, quasi in den Krug. Und sie wird von diesem Ort aus Wunder der Wandlung wirken, über diesen Ort hinaus, vielleicht für die ganze Welt. Die Burschen erleben, wie die Gottesmutter ihnen eine neue Hoffnung, eine neue Zukunft schenkt. Sie gehen auf diese Anregung ein, es ist die Geburtsstunde der Schönstatt Bewegung.

Auch hier – die Herausforderungen sind nicht nur „draußen“, sondern auch „drinnen“: Die Schüler kommen mit hängenden Schultern. Vor dem Sommer waren sie mit großen Idealen in die Ferien gestartet, erfüllt vom Erziehungsziel „freie, starke, priesterliche“ Persönlichkeiten zu werden. Und nun kehren sie mit hängenden Schultern zurück. Sie mussten erle-

„ Eine Heilige Stadt wächst, ein Zukunftsland ist am Entstehen.

Das sind vielleicht kleine Dinge – aber im Licht von Großem. So können wir unsere Welt schöpferisch mitgestalten und dürfen erleben, wie die Gottesmutter uns neue Hoffnung und eine neue Zukunft schenkt. Geben wir diese Zukunftsbotschaft weiter! ◆ Eure Richard & Ingeborg Sickinger

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