Architektur + Küche 2019

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genuss

Damit Freunde und Gäste die Erzeugnisse auch außerhalb des Hofladens beziehen können, versendet die Fattoria nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz.

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se selbst nach der biologisch-biodynamischen Methode“, beschreibt Bandino die Strategie. „Man muss langfristig planen, um wachsen zu können und der gestiegenen Nachfrage nach biologisch-biodynamischen Erzeugnissen nachzukommen, das geht nicht von heute auf morgen … und die Natur hat sowieso ihre ganz eigenen Zeiten. Vom Pflanzen eines Rebstocks bis zur ersten „richtigen“ Ernte vergehen vier Jahre, bei einem Olivenbaum dauert es vier bis sieben Jahre, bis man einen ersten Ertrag erzielt“, gibt Bandino zu bedenken.

Aus Gästen werden Freunde „Als unsere Eltern vor vierzig Jahren ein Haus in den Hügeln suchten, um dort den Sommer mit der Familie und Freunden zu verbringen und ein wenig Landwirtschaft zu betreiben, lagen „dank“ der Landflucht der Nachkriegsjahre ganze Landstriche der Toskana brach: so auch die Gegend um die heutige Fattoria“, klärt uns Bandino auf. „Anfänglich wollten unsere Eltern einfach nur einen Bauernhof mit Gästebetrieb unterhalten“, wirft Antonio ein. „Das Hauptaugenmerk lag damals darauf, unsere Gäste in gemütlichen Landhäusern unterzubringen und sie mit Produkten aus der Region zu verköstigen. Die Menschen sollten sich bei uns wohlfühlen. Auf unserem Hofgut wurden bereits damals regionale Spezialitäten wie Olivenöl, Wein und Pecorino-Käse hergestellt. Allerdings deckten wir damals mit diesen Produkten überwiegend den eigenen Bedarf und vermarkteten einen Teil der Produkte in unserem Hofladen. Freunde und Bekannte, so können wir den Großteil unserer Gäste nennen, liebten

diese Produkte und äußerten schon bald den Wunsch, diese auch außerhalb des Hofladens beziehen zu können. Sie wollten sie zuhause in Deutschland, Österreich oder der Schweiz genießen können. Also begannen wir damit, unsere Erzeugnisse ins Ausland zu versenden“, beschreibt er die Erfolgsgeschichte der Fattoria.

In Symbiose mit der Natur „Von Anfang an legte unsere Familie Wert auf den natürlich biologischen Anbau der Produkte. Auf Spritzoder Düngemitteln wird bis heute verzichtet. In vielerlei Hinsicht handelten bereits unsere Eltern biodynamisch“, erläutert Bandino. „Der hauseigene Kompost war Teil des Gartens, der Rebschnitt richtete sich – eher traditionell, weil es die „Nonna“ auch schon so machte – nach den Mondphasen. Damit legten meine Eltern das Fundament für unsere weitere biologogisch nachhaltige Ausrichtung.“ „Dazu gehört auch das Credo, nichts wegzuwerfen“, wirft Gianni ein. „Die Überbleibsel der Produktion wie Trester, Olivenschalen, Gemüsereste, Eierschalen usw. landen auf dem hofeigenen Kompost. Mit biodynamischen Präparaten geimpft werden sie zu wertvollem Dünger für die Felder, die mit aufgefangenem Regenwasser bewässert werden. Der Bodensatz des Olivenöls wird nicht entsorgt, sondern in die Käserei gebracht. Er schützt auf natürliche Weise die Käserinde vor Austrocknen und Schimmel. Außerdem beziehen wir fast die gesamte Energie für den Betrieb aus der hauseigenen Photovoltaikanlage.“ Ein Wunsch der Familie ist es, alle Erzeugnisse nicht nur wie jetzt biologisch, sondern auch biodynamisch zertifizieren zu lassen. „Auch wenn dies bei einigen Produkte recht schwierig ist“, bedauert Gianni. „So enthalten unsere Plätzchen „Extra“-Zutaten wie Trockenobst oder


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