Stiftung&Sponsoring

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Das Magazin für NonprofitManagement und -Marketing

Vermögen als Schlüssel zum Stiftungserfolg

Rote Seiten: Der Stiftungsverein – Eine Alternative? Leseprobe,

Herausgeber: Deutsches Stiftungszentrum GmbH (DSZ), Dr. Markus Heuel Institut für Stiftungsberatung Dr. Mecking & Weger GmbH, Dr. Christoph Mecking www.susdigital.de

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Zusammenhalt

stärken

Stiftung&Sponsoring unterstützt Sie mit innovativen Impulsen über das gesamte Spektrum erfolgreicher Stiftungsarbeit – sie bietet Ihnen:

O Praxisbeiträge aus den Bereichen Organisation, Kommunikation, Finanzen, Vermögen, Recht und Steuern

O Interviews mit bekannten Persönlichkeiten

O Fachberichterstattung aus Institutionen und Verbänden, Politik und Forschung, Erziehung und dem sozialen Bereich

O News und Brancheninformationen zu aktuellen Rechtsentwicklungen, Personalien, Weiterbildung, Events und Terminen

O Spezialdossiers in der Fachbeilage „Rote Seiten“

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Stiftung&Sponsoring

Das Magazin für NonprofitManagement und -Marketing

Herausgegeben vom Deutschen Stiftungszentrum GmbH (DSZ), Dr. Markus Heuel, und dem Institut für Stiftungsberatung Dr. Mecking & Weger GmbH, Dr. Christoph Mecking eJournal inkl. Infodienst zu neuen Beiträgen mit jeder Ausgabe und Zeitschrift 28. Jahrgang 2025, jährlich 6 Hefte mit je ca. 48 Seiten zuzüglich der Fachbeilage „Rote Seiten“ mit je ca. 16 Seiten. ISSN 1438-0617

Vermögen entwickeln, Stiftungen stärken

Liebe Leserin, lieber Leser,

Verkaufswert als Kunstwerk – dieser Zusammenhang beschreibt die kreative Idee von Bernhard Bormann, die Sie auf dem Titelbild dieser Ausgabe finden: „Kunst auf Kredit“, „Trash-Readymade-Pop-Art“, banale Einkaufsbons, verziert mit Porträts von früheren Finanzministern, Politikern, deren Entscheidungen oder Nichtentscheidungen die Lebensverhältnisse der Bürger betreffen, den Umfang der ihnen selbstbestimmt verbleibenden Finanzkraft, ihr Vermögen.

Stiftungsvermögen wird als die Summe der geldwerten Güter und Rechte, die einer Stiftung gehören, erklärt. Die Finanzen sind die Grundlage ihrer Leistungskraft; aus ihnen wird der Stiftungszweck erfüllt. Ohne ausreichende Mittel geraten selbst engagierte Stiftungsvertreter schnell an ihre Grenzen. Ein solides Kapital schafft dagegen nicht nur Stabilität, sondern öffnet die Türen für Wirkung und Wachstum. Mit Stiftungsvermögen beschäftigt sich dieses Heft. Am Anfang steht das Interview mit Natalie Richter von der DJE Kapital AG, deren Gründer Jens Ehrhardt in Heft 4/2024 schon zum Zusammenhang von ökonomischem Sinn und Zufriedenheit Rede und Antwort stand. Sie erläutert, dass Aktien und Anleihen das Fundament eines ausgewogenen Stiftungsportfolios bilden. In Fachbeiträgen wird ausgeführt, warum Risikomanagement einen zentralen Baustein für die Erhaltung von Stiftungsvermögen bildet und die Leistungsfähigkeit sichert, oder warum European Long-Term Investment Funds (ELTIF) für die meisten Stiftungen ungeeignet sind.

Bemerkens- und empfehlenswert ist ein neuer Ansatz für das Impact Investing: Vermögensanlagen in hochwertige, langfristig nutzbare klassische Musikinstrumente, die an Kunstschaffende gegeben werden, die durch deren Nutzung den Wert der Geigen und Celli erhalten und steigern, und mit denen sich noch eine auskömmliche Rendite erzielen lässt. Diese Verbindung von kultureller Förderung und Kapitalanlage durch Polytone klang tatsächlich noch nie so gut.

Schließlich vermittelt ein Tagungsbericht Impulse zu einem wirkungsvollen Stiftungsfundraising, der gerade weniger gut ausgestattete Stiftungen motivieren soll, „Mittel zu hebeln, Ressourcen zu optimieren und mit der eigenen Geschichte zu überzeugen“. In diesem Zusammenhang spielt besonders das Nachlassfundraising eine stetig bedeutendere Rolle; der Umgang mit Nachlässen wird in einem weiteren Beitrag in der Legatur-Reihe diskutiert.

Damit eine Stiftung etwas vermögen kann, bedarf es allerdings mehr als nur Geld. Die Finanzthemen werden idealerweise in strategischer und operativer Hinsicht mit der Organisation und Zweckerfüllung der Stiftung verknüpft, mit Personal und Kommunikation. Es bedarf leistungsfähiger und leistungsbereiter Strukturen, die auf Wirkung statt auf Verwaltung zielen. Auch dazu finden sich Anregungen in diesem Heft, etwa zum grenzüberschreitenden Stiften und Fördern, zu den steuerlichen Umständen von Stipendien oder zu Klimaklagen als Fördergebiet von Stiftungen, die sich als Themenanwälte verstehen und positionieren.

In der Zusammenschau zeigt sich deutlich: Das Vermögen ist der Schlüssel, der Wege zum Gemeinwohl eröffnet. Der Erfolg einer Stiftung hängt nicht allein von einer visionären Idee ab, sondern von der Fähigkeit, diese Idee finanziell zu tragen. Nur wenn eine stabile materielle Grundlage entwickelt wird, können Werte, Ziele und Engagement zur vollen Blüte gelangen. Eine erfolgreiche Stiftung verbindet daher eine passgenaue Verfassung, verantwortliche Vermögensverwaltung und das Bewusstsein, dass Kapital nicht Selbstzweck, sondern Instrument für nachhaltigen gesellschaftlichen Nutzen ist. In diesem Sinne wünsche ich eine gewinnbringende Lektüre.

Ihr

Dr. Christoph Mecking

Geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Stiftungsberatung, Berlin

Inhalt 05.25

Schwerpunktthema:

Vermögen als Schlüssel zum Stiftungserfolg

Editorial

1 Vermögen entwickeln, Stiftungen stärken

Christoph Mecking

Kaleidoskop

4 Aktuelle Nachrichten

Akteure & Konzepte

6 Was meint ...

Natalie Richter „Vermögen klug diversifizieren, nachhaltig investieren und professionell steuern“

10 Zwischen Kenia, Köln und Klagenfurt

Die neue Realität des Stiftens

Ingo Stelzer

12 Stiftungsfundraising 2025 Warum wir jetzt größer denken müssen

Kathrin Succow / Joachim Sina

14 Stiftungen und juristische Verfahren für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen Erörterung eines Fördergebietes auch für Stiftungen

Klaus Milke

Organisation & Kommunikation

18 Impact Investing klang noch nie so gut Wie Polytone kulturelle Förderung und Kapitalanlage verbindet

Philipp Klotz / Anja Schulze

20 Vermögen verpflichtet Organisation und Kommunikation als Schlüssel erfolgreicher Stiftungsarbeit

Bianca Matzek

Finanzen & Vermögen

22 If in doubt – stay out Warum ELTIFs für die meisten Stiftungen ungeeignet sind

Katja Bär / Frank Wettlauffer

24 Kunst und Geld (55)

Bernhard Bormann: Kunst auf Kredit

Hermann Büchner

25 Spendenformate in der Antike (3)

Steuern sparen durch ehrenamtliches Engagement in Flavia Solva. Wie ging das?

Stefan Nährlich

26 Risikomanagement als zentraler Baustein für die Erhaltung von Stiftungsvermögen Ein strategischer Ansatz zur Sicherung der Leistungsfähigkeit von gemeinnützigen Ressourcen Jens Güldner

28 Bürgerstiftungen bewähren sich als lokale Mitmach-Plattformen Neue Daten aus dem „Report Bürgerstiftungen 2025“ Bernadette Hellmann / Stefan Nährlich / Jonas Rugenstein

Recht & Steuern

30 Reformdebatte (31) Einkommensteuerfreiheit für Stipendien Ein Plädoyer für mehr Rechtssicherheit Matthias Mainz / Christoph Mecking

32 Legatur (53) Behalten oder abgeben? Hintergrund, Strategie und Erfolg einer Gemeinschaftskampagne Bernd Beder / Christoph Mecking

34 Aktuelle Entscheidungen Aus Rechtsprechung und Verwaltung

Bücher & Aufsätze

37 Rezensionen Stiftung, Familie, Verein –und Steuern Christoph Mecking

Service & Aktuelles

41 Nachrichten & Vermischtes

41 Personen & Veränderungen

42 Preise & Auszeichnungen

42 Impressum

43 Termine & Veranstaltungen

44 Kalender

Rote Seiten

Der Stiftungsverein –Eine Alternative? Michael Röcken

Was meint … Natalie Richter Director Institutional Clients & Strategic Partners bei der DJE Kapital AG

„Vermögen klug diversifizieren, nachhaltig investieren und professionell steuern“

im Gespräch mit Markus Heuel, Herausgeber von Stiftung&Sponsoring

S&S: Liebe Natalie Richter, seit mehr als 50 Jahren steht DJE für Vermögensverwaltung und Kapitalmarktexpertise – mit dem Anspruch, Werte langfristig zu sichern und zu mehren. Gerade für Stiftungen ist das elementar. Welche Schlüsselfaktoren sind entscheidend, um Stiftungsvermögen dauerhaft stabil und zukunftsfähig zu gestalten?

Richter: Im Zentrum steht für uns bei DJE ganz klar die Entwicklung einer Anlagestrategie, die sich nachhaltig und konsequent an den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Stiftung orientiert wie Kapitalerhalt, Erwirtschaftung ordentlicher Erträge für die Ausschüttungen, Nachhaltigkeit und nicht zuletzt Wertzuwachs. Darauf aufbauend lässt sich eine strategische Asset-Allokation definieren. Ein stabiles Anlagekonzept basiert häufig auf einem ausgewogenen Portfolio. Diversifikation ist dabei ein zentrales Element: Die Streuung über verschiedene Unternehmen, Anlageklassen, Regionen, Sektoren und Themen reduziert Klumpenrisiken und erhöht die Resilienz gegenüber Marktschwankungen.

Neben der robusten Portfoliostruktur spielt ein professionelles Risiko- und Drawdown-Management eine zentrale Rolle. Es sorgt dafür, dass Verlustrisiken je nach Risikotragfähigkeit der Stiftung begrenzt werden. Regelmäßige Risikoanalysen helfen, externe Einflüsse frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern. Hierzu gehört auch eine vorausschauende Liquiditätssteuerung. So bleibt die Stiftung auch in volatilen Marktphasen handlungsfähig und kann laufende Verpflichtungen im Rahmen des Stiftungszwecks zuverlässig erfüllen – ohne gezwungen zu sein, in ungünstigen Momenten Vermögenswerte zu veräußern.

Zur Person

Natalie Richter, CFA, ist seit Februar 2020 als Director Institutional Clients & Strategic Partners bei DJE Kapital AG tätig. In dieser Funktion verantwortet sie die Betreuung institutioneller Kunden und strategischer Partner mit Fokus auf Stiftungen und kirchliche Einrichtungen. Natalie Richter begann ihre berufliche Laufbahn bei Activest Investment im Portfoliomanagement für institutionelle Mandate. Vor ihrem Wechsel zu DJE vertiefte die studierte Diplom-Kauffrau ihre Expertise in der Produktentwicklung für institutionelle Kunden bei Pioneer Investment und Amundi Deutschland als Senior Client Product Manager.

S&S: Seit mittlerweile drei Jahren können wieder Zinserträge erzielt werden. Welche Veränderungen beobachten Sie in der Anlagestrategie von Stiftungen im Zuge der Zinswende? Erleben wir eine Rückkehr zu festverzinslichen Wertpapieren –oder setzen Stiftungen weiterhin auf renditestärkere Anlagen mit höherem Risiko?

Richter: Seit dem Beginn der Zinswende beobachten wir eine spürbare Neuadjustierung in der Anlagestrategie vieler Stiftungen. Die Möglichkeit, wieder auskömmliche Zinserträge zu erzielen, hat dazu geführt, dass festverzinsliche Wertpapiere – insbesondere Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit guter Bonität – wieder verstärkt ins Blickfeld rücken. Für viele Stiftungen, die auf planbare Ausschüttungen und Kapitalerhalt angewiesen sind, bieten diese Instrumente eine willkommene Rückkehr zu mehr Stabilität und Berechenbarkeit. Gleichzeitig erleben wir keine vollständige Abkehr von renditestärkeren Anlageformen. Die Jahre der Nullzinspolitik haben bei vielen Stiftungen zu einem Umdenken geführt: Höhere Aktienquoten wurden als notwendige Ergänzung zur klassischen Rentenstrategie etabliert – und diese Diversifikation bleibt auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Portfolios.

S&S: Vor diesem Hintergrund: Welche Anpassungen halten Sie im aktuellen Zins- und Marktumfeld für Stiftungen besonders sinnvoll?

Richter: Aus unserer Sicht bilden Aktien und Anleihen das Fundament eines ausgewogenen Stiftungsportfolios, weil sie sich in ihrer Ertragsstruktur und ihrem Risikoprofil meistens ideal ergänzen. Anleihen bieten planbare Zinszahlungen und tragen maßgeblich zur Stabilität und Liquidität des Portfolios bei – insbesondere bei sorgfältiger Auswahl hinsichtlich Bonität und Laufzeitstruktur. Aktien hingegen ermöglichen langfristiges Kapitalwachstum, Inflationsschutz und laufende Erträge durch Dividenden, sind jedoch mit höheren Schwankungen verbunden. Die Aktienquote sollte dabei dynamisch gesteuert werden: In Phasen hoher Volatilität kann eine temporäre Reduktion sinnvoll sein, während in stabilen Marktphasen gezielt Wachstumschancen genutzt werden können. Ich könnte mir hier gut einen hybriden Ansatz vorstellen, sprich, man nutzt die wiedergewonnene Attraktivität von Anleihen zur Stabilisierung des Portfolios, ohne dabei die Chancen renditestärkerer Anlagen aus dem Blick zu verlieren. Entscheidend ist dabei eine sorgfältige Balance

zwischen Sicherheit, Liquidität und Ertragskraft – stets im Einklang mit dem individuellen Risikoprofil und dem Satzungszweck der jeweiligen Stiftung. Idealerweise steht der Stiftung dabei ein erfahrener Partner wie DJE zur Seite.

S&S: Die geopolitischen Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd: Volatile Märkte und eine Abschwächung des US-Dollars belasten auch global ausgerichtete und gut diversifizierte Stiftungsportfolios. Inwieweit bleiben die USA ein zentraler Anlagestandort – und welche anderen Märkte rücken für Sie derzeit in den Fokus?

Richter: Trotz der aktuellen Unsicherheiten bleiben die USA aus unserer Sicht ein zentraler Baustein für eine breit diversifizierte Portfolioallokation. Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor in vielen Bereichen wie Innovation, Technologie und Gesundheitswesen führend. Und man darf nicht vergessen: Der US-Markt ist der größte und liquideste Kapitalmarkt der Welt.

Die starke Abwertung des US-Dollars im Jahr 2025 hat jedoch vielen Anlegern deutlich vor Augen geführt, wie riskant eine einseitige Positionierung in US-Aktien und -Anleihen sein kann, insbesondere unter Währungsaspekten. Vor diesem Hintergrund setzen wir bewusst auf eine breite geografische Diversifikation in den Portfolios unserer Kunden. Konkret investieren wir in den USA, Europa und Asien. Natürlich sind Märkte wie Europa, Japan, China oder Indien nicht frei von strukturellen Herausforderungen. Dennoch identifizieren wir dort regelmäßig attraktive Investmentchancen – sei es auf Länder-, Sektor- oder Unternehmensebene –, die wir gezielt in unsere Kernallokation integrieren. Zudem setzen wir bei einem Großteil unserer Mandate und Fonds ein aktives Währungs- bzw. Overlay-Management ein, um Währungsrisiken gezielt abzusichern. So schaffen wir zusätzlich Stabilität im Portfolio und eröffnen gleichzeitig Spielräume für eine flexible, chancenorientierte Steuerung.

S&S: Könnten die aktuellen Entwicklungen an den US-Finanzmärkten dazu führen, dass Europa als Anlageregion weiter an Bedeutung gewinnt?

Richter: Die Umschichtungen von Anlegergeldern nach Europa haben wir in 2025 teilweise bereits gesehen. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war das angekündigte Konjunkturpaket in Deutschland, das gezielte Investitionen in die Bereiche Verteidigung und Infrastruktur vorsieht, welches zu großen Wachstumsimpulsen für Deutschland sowie direkt und indirekt in Europa führen soll. Wie bei vielen groß angelegten Vorhaben liegt das zentrale Risiko in der Umsetzung, dem sog. Execution Risk. Damit die angestrebten Multiplikatoreffekte tatsächlich realisiert werden können, ist es entscheidend, dass die Investitionen vorrangig in produktive Infrastruktur fließen, die sowohl dem privaten als auch dem öffentlichen Sektor nachhaltige Impulse verleiht. Viele der strukturellen Herausforderungen in Europa –wie etwa Bürokratie, hohe Energiekosten, Wachstumsschwäche, demografische Entwicklungen und die noch immer unzureichende Integration der Kredit-, Arbeitsund Kapitalmärkte – werden vorerst bestehen bleiben. Wir konzentrieren uns deshalb selektiv auf attraktive

Akteure & Konzepte

Investmentopportunitäten, die durch ihre Auslandsaktivitäten, besonders hohe Margenstabilität oder exzellente Positionierung im Produktportfolio überzeugen.

S&S: Wir nehmen wahr, dass sich Stiftungen zunehmend mit alternativen Anlagen wie Immobilien, aber auch Infrastrukturprojekten und Private Equity beschäftigen. In welchen Bereichen sehen Sie für Stiftungen besondere Chancen – und welche Risiken müssen beachtet werden?

Richter: Für Stiftungen mit einem langfristigen Anlagehorizont können alternative Anlagen eine sinnvolle Ergänzung sein, speziell auch vor dem Hintergrund der oft geringeren Korrelation zu Aktien- und Rentenmärkten, vorausgesetzt, sie passen zur individuellen Risikotragfähigkeit, Liquiditätsplanung und zum Förderzweck. Aber auch hier sind eine sorgfältige Prüfung und ein kritischer Blick auf die Tragfähigkeit solcher Innovationen oder auch Projekte unerlässlich. Dabei gilt es im Vorfeld essenzielle Fragen zu klären: Welches Risiko ist mit dem Investment verbunden? Welche Renditeperspektiven bestehen über den geplanten Anlagehorizont hinweg? Und in welchem Maß bin ich regulatorischen Eingriffen oder staatlicher Einflussnahme ausgesetzt? Die Charakteristika einzelner alternativer Anlageformen unterscheiden sich stark: So haben z. B. Immobilien und Private Equity Investments unterschiedliche Performance- bzw. Risikotreiber. Bei Private Equity und Venture Capital gab es zuletzt auch eine Reihe von negativen Nachrichten bzgl. Bewertungen sowie klare Bemühungen der ESMA und anderer Regulierer für höhere Transparenzanforderungen. Entscheidend ist auch hier die Zusammenarbeit mit einem verlässlichen, erfahrenen Partner, der nicht nur bei der Strukturierung und Auswahl unterstützt, sondern auch eine laufende Kontrolle und ein ganzheitliches Risikomanagement sicherstellt.

S&S: Insbesondere Gold, aber auch andere Edel- und Industriemetalle gelten – gerade in Krisenzeiten – als stabile Anlageform. Dabei steht weniger die Rendite im Vordergrund, sondern ihr Beitrag zur Risikostreuung. Können Rohstoffe auch für Stiftungen eine sinnvolle Beimischung im Portfolio sein?

Richter: Bevor Anleger in Edelmetalle investieren, ist es aus unserer Sicht essenziell, sich zunächst mit der zugrunde liegenden Investmentthese auseinanderzusetzen. Wir unterscheiden dabei – vereinfacht gesagt – zwischen zwei Ansätzen: dem Performance- und dem Risiko-Gold. Die Performance-These ist eher spekulativ geprägt und basiert auf der Erwartung, dass eine anhaltend hohe Nachfrage durch Zentralbanken und ETFs bei gleichzeitig begrenztem Angebot den Goldpreis weiter antreiben könnte. Die Risiko-These hingegen ist deutlich robuster und stützt sich auf die historische Rolle von Gold als klassisches „Safe Haven“-Asset, das sich insbesondere in Krisenzeiten bewährt hat. Vor diesem Hintergrund und aus Diversifikationsgründen könnte eine strategische Beimischung von etwa 5 bis 10 % Gold im Portfolio sinnvoll sein, um die Drawdown-Risiken zu reduzieren und die Stabilität und Resilienz des Stiftungsvermögens in volatilen Marktphasen zu erhöhen. Dies sollte allerdings nicht

pauschal und nicht ohne sorgfältige Prüfung durch einen Experten erfolgen.

S&S: Viele Stiftungen sehen ESG nicht nur als Pflicht, sondern als Chance, Wirkung auch über die Kapitalanlage zu erzielen. Welche Rolle spielen ESG-Kriterien heute in der Vermögensverwaltung – und wie lassen sie sich praxisnah umsetzen, ohne Ertrag und Risikoprofil des Portfolios zu gefährden?

Richter: Viele Stiftungen verfolgen gemeinnützige Ziele, die mit sozialen, ökologischen oder kulturellen Werten verbunden sind. Es wäre widersprüchlich, wenn die Vermögensanlage diesen Grundsätzen nicht Rechnung trägt. Unternehmen, die verantwortungsvoll wirtschaften, sind häufig besser auf regulatorische Veränderungen, Reputationsrisiken und langfristige Markttrends vorbereitet. Die Integration von Nachhaltigkeitskriterien kann somit nicht nur zur Werteorientierung beitragen, sondern auch zur Stabilität und Zukunftsfähigkeit des Portfolios. Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht als Gegensätze verstanden werden, sondern als komplementäre Prinzipien einer modernen Stiftungsstrategie. Praxisnah bedeutet das für uns, dass Nachhaltigkeit nicht isoliert betrachtet wird, sondern systematisch in unsere Investmentprozesse eingebettet ist. Konkret nutzen wir jede Gelegenheit, um in unseren zahlreichen Unternehmensmeetings mit dem Management neben finanziellen Aspekten auch Nachhaltigkeitsthemen zu adressieren. So schaffen wir ein tieferes Verständnis für die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens und können dieses direkt in unsere Bewertung einfließen lassen. Darüber hinaus nutzen wir die ESGDatenbank von MSCI, um unser hauseigenes ScoringModell gezielt mit Nachhaltigkeitsdaten zu ergänzen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Individualisierung: Unsere Kunden – darunter viele Stiftungen und kirchliche Einrichtungen – haben die Möglichkeit, ihre spezifischen Nachhaltigkeitskriterien einzubringen. Diese werden in unseren Systemen hinterlegt und automatisch bei der Portfoliozusammenstellung berücksichtigt. So ge-

lingt es uns, individuelle Werte mit professionellem Asset Management zu verbinden, ohne das Ertrags- und Risikoprofil aus dem Blick zu verlieren.

S&S: Blicken wir zum Schluss in die Zukunft: Welche Trends an den Kapitalmärkten werden aus Ihrer Sicht für Stiftungen in den kommenden Jahren besonders prägend sein – und wie können sich Stiftungen heute darauf vorbereiten?

Richter: Besonders prägend dürfte die zunehmende Fragmentierung und Volatilität der Märkte sein. Geopolitische Spannungen, technologische Umbrüche und geldpolitische Unsicherheiten führen zu schnelleren und teils unvorhersehbaren Marktbewegungen. Stiftungen sollten daher ihre Portfolios robuster aufstellen – mit einer breiten Diversifikation über Anlageklassen, Regionen und Laufzeiten hinweg sowie einem aktiven Risikomanagement, das auch Stressszenarien berücksichtigt. Finanzinnovationen bieten grundsätzlich wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der Kapitalmärkte und können auch für Stiftungen neue Anlagechancen eröffnen. Dennoch ist Vorsicht geboten: Nicht jede moderne Assetklasse überzeugt durch langfristige Stabilität oder Substanz und kann im schlimmsten Fall auch zum Totalverlust führen.

Fazit: Eine regelmäßige Überprüfung der Anlagerichtlinien, die Einbindung externer Expertise für die Entwicklung einer passgenauen Anlagestrategie und die Offenheit, sich weiterzuentwickeln, sind aus meiner Sicht zentrale Bausteine. Wer heute klug diversifiziert, nachhaltig investiert und sein Vermögen professionell steuert, kann seinen Förderauftrag auch morgen wirksam erfüllen.

S&S: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Gespräch führte Markus Heuel, Herausgeber von Stiftung&Sponsoring und Mitglied der Geschäftsleitung des Deutschen Stiftungszentrums.

Zum Thema

In Stiftung&Sponsoring Ehrhardt, Jens / Mecking, Christoph: „Ökonomischer Sinn und Zufriedenheit“. Was meint ... Dr. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der Alfred Ehrhardt Stiftung und der DJE Kapital AG, im Gespräch mit Christoph Mecking, Herausgeber von Stiftung&Sponsoring, in: S&S 4/2024, S. 6–8, https://doi.org/10.37307/j.2366-2913.2024.04.04

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