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Farbe bekennen

Text: Hella Schindel

Heute fragt man sich wirklich, wie es in den 1920er-Jahren gelingen konnte, ein knallbuntes Freibad in die Adelbodener Dorfidylle zu platzieren. Das Verlangen nach einer Moderne, die mit dem vielversprechenden Dreiklang «Sonne – Luft – Bewegung» einherging, muss enorm gewesen sein.

Inzwischen ist das Panoramabad Gruebi von 1931 unter Denkmalschutz gestellt. Vor sechs Jahren hat sich das Stimmvolk sogar für eine stattliche Summe ausgesprochen, mit der das Ensemble restauriert und seine ursprüngliche Kolorierung wieder hergestellt werden konnte. Mir stach das Farbkonzert von weit oberhalb des Dorfs ins Auge und ich wollte es mir genauer ansehen. Doch das ist nicht ganz einfach. Zwischen pseudotraditionellen Chalets und einer Strassenführung, die das Interesse der nächsten Tour de France auf sich ziehen könnte, ist je näher je weniger von dem Gelände zu sehen. Einzig der Musikpavillon, den der Entwerfer des Bads, der Ingenieur Beda Hefti, auf einem Hügel exponierte, reckt sich aus der erstickenden Nachbarschaft heraus.

Dabei steht ein Tourismus, der sich nicht allein auf die Skisaison beschränkt, heute wieder hoch im Kurs. Das farbenfrohe Beispiel Neuen Bauens in einer entlegenen Kommune darf durchaus Aufforderung sein, an den Mut der Moderne anzuknüpfen. •

Band 4 – 2021/2022

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