Stahlbau 01/2016 free sample copy

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Berichte

Bild 16. Führung der Hebeseile; Rekonstruktion (Alessio Andrich)

werden, damit beide Turmteile miteinander verbunden werden können. Diesen Vorgang ermöglichen Maßnahmen, die beide Turmteile betreffen (vgl. Bild 7). Beim unteren Turmabschnitt weist der obere Rand zunächst einen größeren Durchmesser auf: Der Randring wird provisorisch außen montiert, um die Randöffnung zu vergrößern. Die Segmente dieses Randrings werden nach Heben des nächsten Abschnitts in ihre endgültige Position nach innen versetzt. Alle Bohrungen für das spätere Vernieten der Bauteile werden bereits vor der Montage hergestellt. Auf jedem Turmabschnitt stehen fünf Holzböcke als kleine Kräne für den Hebevorgang (Bilder 8 und 9). Diese Böcke sind auf allen Turmteilen bereits vor dem Anheben montiert. Von den Böcken gehen Seile zum Fuß des anzuhebenden Abschnitts herunter. Bild 10 veranschaulicht den He-

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bevorgang. Die Hebevorrichtung am Fuß desselben besteht aus einem fünfeckigen Holzgerüst (Bild 11), an dessen Eckstützen die Rollen der Flaschenzüge befestigt sind. Das Holzgerüst ist mit radialen Seilen nach innen verspannt. Im Bereich der fünf Holzkräne werden jeweils zwei Stabelemente nach innen gebogen, um die Engstelle leichter passieren zu können (Bilder 12 und 13). Die übrigen Stabenden der Turmkonstruktion befinden sich außerhalb des Holzgerüsts, von dem sie nicht, wie häufig angenommen wird, zusammengezogen werden. Sie müssen beim Passieren der Engstelle also elastisch ausweichen. Der unterste Zwischenring ist weggelassen, um ein Verbiegen der längeren Stabenden zu erleichtern. Das labile Gleichgewicht des Turmabschnitts während des Hebevorgangs stellt eine weitere Herausforderung dar. Für die erfolgreiche Mon-

tage waren Windstille und eine sorgfältige Abstimmung der Seillängen sowie die perfekte Koordinierung aller Arbeitsschritte notwendig. Wie immer verblüfft der Einfallsreichtum Vladimir G. Šuchovs, der auch schwierige Details mit einfachsten Mitteln zu lösen versteht. Soweit in wenigen Worten der ganze Vorgang, den die Rekonstruktionszeichnungen (Bilder 14 bis 16) ebenso detailliert darstellen. Autoren dieses Beitrages: Professor Dr. Rainer Graefe rainer.graefe@uibk.ac.at Dipl.-Ing. Alessio Andrich aleandri80@hotmail.com Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege Technikerstraße 13 6020 Innsbruck Österreich


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