Ernst & Sohn Sonderheft Industrie-und Gewerbebauten 2019

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2019 Ernst & Sohn Special Oktober 2019 A 61029

Industrie- und Gewerbebauten

–  Modul- und Containerbauten –  Nachhaltiges Bauen –  Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung –  Dachsysteme –  Innenausbau –  Bodensysteme –  Sicherheitssysteme


MIT QUALITÄT UND WEITBLICK REALISIEREN WIR ANSPRUCHSVOLLE ARCHITEKTUR- UND INGENIEURLEISTUNGEN FÜR ÖFFENTLICHE UND PRIVATE AUFTRAGGEBER WELTWEIT. Wasserbau und Hafenlogistik • Energie- und Umweltplanung Komplexe Gebäudeplanung • Genehmigungsmanagement Infrastrukturplanung • Baumanagement und Projektsteuerung

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Editorial

Digitale Fabriken der Zukunft planen und bauen

Industrie 4.0 ist in aller Munde, geht es doch um den wirtschaftlichen Erfolg deutscher Unternehmen im In- und Ausland durch Verschmelzung von IT mit Produktionstechnologien. Doch wie passt Architektur in dieses Konzept? Welche Aufgabe kann und muss in diesem Zusammenhang die Planung zukunftsweisender und nachhaltiger Industrie- und Gewerbebauten leisten? Fakt ist: Wie in der Industrie geht es auch im Bauwesen nicht mehr ohne Digitalisierung. Die digitale Planung mit 3D-Modellen und BIM ist Voraussetzung für den Bau moderner digitaler Fabriken und Fertigungstechnik. Die Vorteile digitaler integrativer Planung mit BIM, d. h. einer Gewerke-übergreifenden Zusammenarbeit bereits in der Planungsphase, sind für die Fabrik 4.0 unverzichtbar, denn alle Beteiligten arbeiten am gleichen Modell. Jeder hat Zugriff auf den aktuellen Planungsstand. Alle Änderungen werden kommuniziert und ihre Auswirkungen geprüft. Diese erfolgreiche Kommunikation wird im digitalen Zeitalter immer einfacher, ihr Nutzen erstreckt sich von der Planung über die Bauausführung bis in den Betrieb der Fabrik. Die digitale Fabrik der Zukunft ist eine vernetzte Produktionsstätte, die alle Fertigungsinformationen in einem kommunikativen System integriert. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen alle relevanten Planungsfelder und Stakeholder von Beginn an in das Projekt integriert werden, von der Produktionssystemplanung über die Betriebsmittelplanung, die IT-Systemplanung, die Gebäudeund Fachplanung sowie die Einbeziehung der Mitarbeiter des Betriebes, der Behörden und evtl. Gutachter. Dem Planer obliegt dann die schwierige Aufgabe, die Informationen aller dieser Akteure aufzunehmen, zusammenzuführen, zu bewerten, daraus korrekte konkrete Maßnahmen abzuleiten und in das Gesamtprojekt zu integrieren. Bei komplexen Großprojekten ist die Bewältigung dieser Herausforderung meist nur noch mit BIM möglich. Andererseits gibt es Forderungen von Industrie-4.0Akteuren nach „wandelbaren Fabriken“. Produktionsstra-

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ßen sollen künftig in Modulen aufgebaut sein, sodass sie sich schnell für bestimmte Aufgaben zusammenbauen und wieder demontieren lassen. Produktivität und Wirtschaftlichkeit sollen so verbessert werden, individualisierte Produkte können in kleiner Stückzahl zu bezahlbaren Preisen hergestellt werden. Aus dieser modularen Fabrikbauweise könnten sich für Planer völlig neue Aufgaben und Geschäftsmodelle ergeben. So lassen sich beispielsweise bei der Planung kleiner modularer Gewerbeeinheiten durch standardisierte Vorfertigung von Komponenten Synergieeffekte und Kombinationsmöglichkeiten nutzen. Vor allem regionale Planungsbüros könnten sich auf Projekte dieser Art spezialisieren. Aber egal ob komplexes Industrie-Großprojekt oder regionaler Gewerbebau, ob bei Neubauten oder Optimierung des Bestandes – im Vordergrund jeder Planung muss die Zukunftsfähigkeit des Industrie- oder Gewerbegebäudes stehen. Dazu stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe einige gelungene Beispiele vor. Und auch mit welchen Mitteln und Methoden die Industrie- und Gewerbebauten geplant wurden. Erfolgsstrategie war in der Regel die integrale Planung mit Berücksichtigung aller ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Aspekte von Produktions- und Lebenszyklus der Gewerbeimmobilie sowie die konstruktive Zusammenarbeit und interaktive Kommunikation in Projektteams. Schlüsselfaktor für die Zukunftsorientierung bei der Realisierung von Produktionsstätten für die Industrie 4.0 ist und bleibt die integrale Planung als eine wichtige Grundlage für die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, meint Ihre

Iris Kopf Redaktion Specials

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Inhalt

Wer neue Arbeitsplätze schafft, braucht dafür auch adäquate Räume – und das meist sehr schnell. Das Hamburger Unternehmen Aurubis, einer der weltweit größten Kupferproduzenten und Marktführer im Kupfer-Recycling, löste den Platzbedarf für die ca. 60 Arbeitsplätze eines neuen Großprojekts mit einer dreigeschossigen Miet-Container-Anlage von FAGSI. Diese besteht aus insgesamt 102 fabrikneuen Containern der Baureihe ProEnergy, die in nur sechs Wochen zu einem hochwertig ausgestatteten Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von ca. 1.734 m2 auf- und ausgebaut wurden. Zu den besonderen Herausforderungen des Projekts gehörte neben den hohen Sicherheitsanforderungen auf dem Betriebsgelände auch die logistisch nicht ganz einfache Montage direkt am Müggenburger Kanal: Arbeiten an der Kanalseite waren nur mit Kran und Arbeitskorb möglich. (s. Beitrag S. 6–7, Foto: FAGSI)

Special 2019 Industrie- und Gewerbebauten

EDITORIAL 3

Iris Kopf Digitale Fabriken der Zukunft planen und bauen

MODUL- UND CONTAINERBAUTEN 06

Containerbüroanlage für Großprojekt in nur sechs Wochen Bauzeit

08 Anlage aus Raumsystemen für den Medizin Campus Bodensee: schlüsselfertige Dauerlösung 09

Modulares Infozentrum für die Forschung an erneuerbaren Energien

NACHHALTIGES BAUEN 10

Ein Haus für die „Generation Greta“

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Nachhaltiges Bauen: hocheffizientes Bürogebäude für Berliner EUREF-Campus

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Individuelles Baukonzept für den hochenergetischen Firmensitz der Premosys GmbH

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Nachhaltige Sanierung: von der Produktionshalle zur neuen Arbeitswelt

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Gütesiegel für Stahlbauten

GEBÄUDE FÜR PRODUKTION/WEITERBILDUNG/VERWALTUNG Knippers Helbig GmbH 19 ARCHITEKTUR IM EINKLANG MIT MENSCH UND NATUR NEUE ALNATURA FIRMENZENTRALE IN DARMSTADT

Ernst & Sohn Special 2019 Industrie- und Gewerbebauten A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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BFK Architekten ZWISCHEN BLAUMANN UND KRAWATTE DIE SCHAUFLER ACADEMY DER FIRMA BITZER IN ROTTENBURG

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Brandschutz im Industriebau – Industriebaurichtlinie und DIN 18230-1

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ATP architekten ingenieure PRODUKTION HINTER „BILDSCHIRMFASSADE“ SWAROVSKI KRISTALLFABRIK, WATTENS/ÖSTERREICH

VOSS Architects/Ebeling Architekten 30 FUSION AUS FUNKTION, FORM UND MATERIAL WERKHOF KREIS 3 DES TIEFBAUAMTS BASELLAND, SISSACH/SCHWEIZ 35 Lokstedter Bürogebäude lässt traditionelle Mauerziegel eindrucksvoll in Erscheinung treten 36

Seminargebäude in Modulbauweise

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Innovative Lösung für den Wirtschaftsbau

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DACHSYSTEME 39

Adrian Dobrat Belüftet oder nicht belüftet? – Das Flachdach im Industriebau

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Innovatives Flachdachzubehör

43 Bester Schallschutz für Stahlleichtdachkonstruktionen durch Flachdachdämmung aus Steinwolle 46

Dachschäden frühzeitig erkennen: Kosten sparen mit dem Dachcheck

INNENAUSBAU 48

Respektvoller Sanitärraum: Gute Planung spart Kosten

50 Herausforderung: Luftdurchlässigkeitsmessungen von sehr dichten Gebäuden und Wohnungen 54

Lichtband mit regensicherer Lüftung

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Zentrallager in Oberhausen

BODENSYSTEME 55 ESA-Forschungszentrum erhält hochmodernes ESD-Bodensystem 57

Ein Industrieboden, der hält und hält

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Ausfüllhilfe für Stahlbauunternehmen

SICHERHEITSSYSTEME 59 Türsicherungssystem reduziert Missbrauch von Notausgangstüren und Fluchtfenstern 60

VIELSEITIGE ELEKTRONISCHE ZUTRITTSLÖSUNGEN –––– SYSTEMARCHITEKTUR je nach Anforderung online, offline, funkvernetzt, Cloud-basiert und mobil. –––– SYSTEMPLATTFORM mit Türbeschlägen und -zylindern, Wandlesern, Spindschlössern, Software, Apps u. v. m.

Leichtgewichtig trotz Komplexität – vielseitige Zutrittslösung

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–––– SYSTEMKOMPONENTEN für Innen- und Außentüren, automatische Türsysteme, Tore, Aufzüge, Spinde, Möbel, Zufahrten u. v. m.

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SALTO Systems GmbH info.de@saltosystems.com www.saltosystems.de

61 Sicherheitstechnische Anlagen intelligent modernisieren


Modul- und Containerbauten

Bild 1.  In nur sechs Wochen erstellt: Büro- und Besprechungsräume für ein Team von 60 Mitarbeitern

Containerbüroanlage für Großprojekt in nur sechs Wochen Bauzeit Viele Unternehmen kennen die Situation: Für ein Projekt werden kurzfristig und nur für eine begrenzte Zeit zusätzliche Büroräume benötigt. Eine Miet-Containeranlage ist dann häufig eine schnelle, flexible und kostengünstige Lösung. Bei der Aurubis AG in Hamburg entstand dieser Bedarf im Frühjahr 2018 durch ein neues Großprojekt. Zusätzliche Büro- und Besprechungsräume für ein Team von 60 Mitarbeitern wurden benötigt. Das Unternehmen ist einer der weltweit größten Kupferproduzenten und Marktführer im Kupfer-Recycling. Mit der Umsetzung beauftragte Aurubis die Niederlassung der FAGSI Vertriebs- und Vermietungs-GmbH aus Hamburg. Innerhalb von nur sechs Wochen Bauzeit vor Ort errichtete das Unternehmen eine dreigeschossige Bürocontaineranlage mit hochwertiger Ausstattung und einer Bruttogrundfläche von ca. 1.734 m2. Zu den besonderen Herausforderungen gehörten neben dem sehr kurzen Zeitraum von der Bestellung im April bis zur schlüsselfertigen Übergabe der Anlage im September vor allem die hohen Sicherheitsanforderungen auf dem Betriebsgelände und die Montage direkt am Müggenburger Kanal: Arbeiten an der Kanalseite waren nur mit Kran und Mannkorb möglich. Basis des neuen temporären Bürogebäudes sind 102 fabrikneue Container der Baureihe ProEnergy. Dieser Containertyp ist besonders energieeffizient, erfüllt die gesetzlichen Vorschriften der Energieeinsparungsverordnung (EnEV), ist für Standzeiten über 24 Monate geeignet und zeichnet sich durch besonders geringe Betriebskosten aus. Die hochwertige Ausstattung der neuen Büroanlage lässt keine Wünsche offen: Große Fenster geben den Räumen

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viel Tageslicht und die in die abgehängte Decke integrierten LED-Leuchten spenden eine optimale Arbeitsplatzbeleuchtung. Eine Gas-Brennwert-Therme mit Warmwasserheizkörpern sorgt für angenehme Wärme. Als Bodenbelag wählte Aurubis einen hochwertigen Vinylboden in warmer Holzoptik. Die Mitarbeiter sollen sich in der temporären Büroanlage richtig wohl fühlen. Bei der Fassadengestaltung und beim Farbanstrich in den Innenräumen wurden die Unternehmensfarben der Aurubis AG berücksichtigt. Die Türen erhielten – passend zum Unternehmenszweck – einen Trittschutz aus Kupfer.

Bild 2.  Große Fenster geben den Räumen viel Tageslicht, in die abgehängte Decke integrierte LED-Leuchten bieten eine optimale Arbeitsplatzbeleuchtung

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Modul- und Containerbauten

Bild 4.  Ansprechendes Ambiente – auch im Treppenhaus

Bild 3.  Auch größere Besprechungs- und Konferenzräume sind problemlos möglich

FAGSI übernahm bei dem Projekt umfangreiche Leistungen. Diese umfassten neben Planung, Lieferung und Montage der Containeranlage inkl. innen- und außenliegender Treppen auch den EnEV-Nachweis sowie die Erstellung der Statik und des Brandschutzkonzepts. Nachträgliche Kundenwünsche wie zusätzliche Magnettapete, Wasseranschlüsse, Schalter und Steckdosen an einigen Positionen wurden flexibel noch während der Montage umgesetzt. Aurubis mietet die Räume zunächst für 48 Monate an. Danach besteht die Möglichkeit, die Nutzungsdauer zu verlängern. Für Aurubis bedeutet das neben fest planbaren Kosten auch größtmögliche Flexibilität: Werden die Büros nach Ablauf der Mietdauer nicht mehr benötigt, werden sie einfach wieder an FAGSI zurückgegeben. Weitere Informationen: FAGSI Vertriebs- und Vermietungs-GmbH Nordstraße 1, 51597 Morsbach Tel. (02294) 90 98-700 info@fagsi.com, www.fagsi.com

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Bild 5.  Die Fassadengestaltung berücksichtig die Unternehmensfarben der Aurubis AG (Fotos: FAGSI)

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Modul- und Containerbauten

Anlage aus Raumsystemen für den Medizin Campus Bodensee: schlüsselfertige Dauerlösung Die Klinik Tettnang, Standort des kommunalen Klinikverbunds Medizin Campus Bodensee, wächst. Um Platz für zusätzliche ­Patientenzimmer zu schaffen, errichtete Zeppelin Rental aus modularen Raumsystemen einen schlüsselfertigen Anbau für ÄrzteBüros und -Bereitschaftszimmer. Bisher waren die genannten Räumlichkeiten für die KlinikAngestellten im Krankenhaus verteilt und aufgrund der Platznot zum Teil sogar in Patientenzimmern untergebracht. Der neue Anbau am südlichen Teil der Klinik schafft nun Abhilfe. Er bietet Platz für sieben Ärzte-Büros, eine Teeküche, einen Kopierraum, sechs Ärzte-Bereitschaftszimmer und zwei Bäder. Seit dem Umzug in das neue Modulgebäude steht im Hauptgebäude der Klinik nun Platz für 21 zusätzliche Betten für Patienten zur Verfügung. Mit der schlüsselfertigen Errichtung des Anbaus wurde die Projektabteilung Raumsysteme von Zeppelin Rental beauftragt. Bis auf die Erstellung des Fundaments und die Installation der Brandmeldeanlage, die der Bauherr selbst ausführte, erbrachte Zeppelin Rental sämtliche Planungs- und Umsetzungsleistungen. „Sehr häufig reagieren Menschen auf Begriffe wie ‚Container‘ oder ‚Raumsysteme‘ eher skeptisch“, weiß Ronny Carow, verantwortlicher Bauleiter bei Zeppelin Rental. „Betreten sie jedoch ein Modulgebäude, das nach höchsten Qualitätsstandards errichtet wurde, ist meist kein Unterschied zu einem konventionellen Bau erkennbar.“ Der neue zweistöckige Anbau der Klinik Tettnang ist ein Beispiel für ein solch hochwertiges Gebäude aus modularen Raumsystemen. Schon von außen stechen die bodentiefen und teilweise in einem freundlichen Rotton folierten Fenster der in Grau und Weiß gehaltenen Anlage ins Auge. Im Obergeschoss montierte Zeppelin Rental zusätzlich eine Glasabsturzsicherung. Ein optimaler Lichteinfall ist damit in jedem Stockwerk garantiert, zusätzlich können die Außen-Jalousien individuell gesteuert werden. Da das Gebäude an einem Hang steht, setzten Ronny Carow und sein Team das Treppenhaus in der sogenannten Split-Level-Bauweise um. In diesem Bereich wurde zudem ein Flachdach mit Kiesaufschüttung realisiert, das restliche Gebäude ist mit einem Pultdach überspannt. Die

Bild 1.  Der von Zeppelin Rental umgesetzte Anbau der Klinik Tettnang aus modularen Raumsystemen

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Bild 2.  Im Neubau sind unter anderem Büros für Ärzte untergebracht

Haupteingangstür befindet sich am Containerstoß. Der Anbau ist sowohl über eine Außentreppe als auch über das Bestandsgebäude erreichbar. „Eine Besonderheit bei der Montage der Raumsysteme stellte der angrenzende Hubschrauberlandeplatz der Klinik Tettnang dar“, so Ronny Carow. „Hier war eine enge Abstimmung mit der Flugsicherheit erforderlich, um auch in einem Notfall einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen.“ Die 16 Raummodule wurden individuell entsprechend ihrer Funktion im Werk hergestellt, während vor Ort bereits die Baustelleneinrichtung und die Fundamentierung erfolgen konnten. Im Anschluss wurden die Module nach Tettnang geliefert. Zeppelin Rental montierte sie innerhalb eines kurzen Zeitfensters mit Hilfe eines Schwerlastkrans, bevor es an den Innenausbau ging. „Genau diese Vorgehensweise ermöglicht eine viel kürzere Bauzeit, als dies bei konventionellen Bauten der Fall ist“, erklärt der für das Projekt zuständige Zeppelin Rental Vertriebsrepräsentant Thomas Knappe. Trotz der zügigen Fertigstellung wird der Komfort in der Anlage groß geschrieben: Ein kompaktes Klima-Außengerät versorgt bis zu 24 Innengeräte und liefert eine optimale Heiz- und Kühlleistung. Die Wände der Sanitärräume sind gefliest, die der Büros und Bereitschaftszimmer mit

Bild 3.  Das innenliegende Treppenhaus wurde in Split-Level-Bauweise umgesetzt (Fotos: action press/Felix Kästle)

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Modul- und Containerbauten

einer Glasfasertapete überzogen und in Weiß gestrichen. In Flur und Treppenhäusern sind Bewegungsmelder für die Beleuchtung verbaut. Zeppelin Rental nahm zudem die Elektro- und Sanitärinstallationen sowie die Anbindung an die Zu- und Abwasseranschlüsse vor. „Selbstverständlich erfüllt die Anlage alle aktuell gültigen gesetzlichen Bestimmungen hinsichtlich Brandschutz und Isolierung“, so Bauleiter Ronny Carow.

Die Tettnanger Klinik hat die Anlage von Zeppelin Rental erworben.

Weitere Informationen: Zeppelin Rental GmbH Graf-Zeppelin-Platz 1, 85748 Garching b. München Tel. (089) 320 00-220, Fax (089) 320 00-222 info-rental@zeppelin.com, www.zeppelin-rental.de

Modulares Infozentrum für die Forschung an erneuerbaren Energien Die voranschreitende Energiewende erfordert eine schnelle Weiterentwicklung von umweltfreundlichen Technologien und Verfahren, um erneuerbare Energien umzuwandeln, zu speichern und zu nutzen. Das weltweit einzigartige Forschungsprojekt „Energiepark Mainz“ hat sich dies zur Aufgabe gemacht und wurde in einer Partnerschaft der Mainzer Stadtwerke AG, der Linde AG, der Siemens AG und der Hochschule Rhein-Main geplant und durchgeführt. Der Mainzer Energiepark befasst sich mithilfe des „Powerto-Gas“-Verfahrens, dessen Ziel die Speicherung von Windund Solarstrom in Form von Wasserstoff oder Methan ist, primär mit der Forschung rund um erneuerbare Energien. Die innovative Forschungsanlage stellt besondere Anforderungen an die Infrastruktur des Standorts, da gute Anbindungen an Windkraftanlagen sowie Strom- und Gasnetze benötigt werden. Das Gelände des Wirtschaftsparks in Mainz-Hechtsheim erfüllt diese Voraussetzungen und bietet Platz für die benötigten Anlagen des Forschungsprojekts als auch für ein Informationszentrum, um Besucher betreuen und Vorträge und Veranstaltungen halten zu können. SÄBU bekam den Auftrag, ein Modulgebäude mit einer Abmessung von 15 m × 8 m zu bauen, welches als Informationszentrum für Besucher und als Veranstaltungsort dient. Die Stromversorgung des eingeschossigen Modulbaus wird durch die umliegenden Windkraftanlagen, größtenteils aus dem Energiepark, gewährleistet. Von diesen Windkraftanlagen wird seit 2015 ebenfalls der überschüssige Strom für die Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse genutzt.

Bild 2.  Frische grünblaue Farben prägen das Farbkonzept sowohl außen als auch in der Ausstattung im Innern (Fotos: SÄBU Morsbach)

Passend zum Konzept des Energieparks ziert eine moderne, abstrakte Grafikgestaltung von grünen Wiesen, Bergen, Windrädern und einem blauen Himmel, die Fassade des Infozentrums. Frische grünblaue Farben finden sich als Farbkonzept sowohl außen als auch in der Ausstattung im Innern des Bauwerks wieder. Die großzügigen Fenster mit hochwertigen, grauen Fensterrahmen sind mit einer Isolierverglasung aus Wärmeschutzglas ausgestattet und sorgen für lichtdurchflutete Räume und ein angenehmes Raumklima. Der Blend- und Sonnenschutz wird durch elektrisch bedienbare Außenjalousien ermöglicht. Der Haupteingang befindet sich mittig an der Längsseite des Informationszentrums und ist seitlich des Zugangsweges mit einer Infotafel zum Energieparkgelände ausgestattet. Nach Betreten des Gebäudes befindet man sich in einem kleinen Eingangsbereich, an den zur Rechten der große, helle Seminarraum angrenzt. Auf der linken Seite des Eingangsbereichs befinden sich ein Technikraum, ein Büro, eine kleine Teeküche sowie sanitäre Einrichtungen. Das Infozentrum bietet somit alles, was für Besucher sowie Veranstaltungen benötigt wird und besticht dabei in seiner Gestaltung durch die wirtschaftliche, nachhaltige und flexible Modulbauweise. Weitere Informationen:

Bild 1.  Energiepark Mainz: Ein Modulgebäude von SÄBU Morsbach dient als Informationszentrum für Besucher und als Veranstaltungsort

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SÄBU Morsbach GmbH Zum Systembau 1, 51597 Morsbach-Schlechtingen PF 13 54, 51591 Morsbach Tel. (02294) 694-0, Fax (02294) 694-38 info@saebu.de, www.saebu.de

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Nachhaltiges Bauen

Bild 1.  Zukunftsgerechtes Arbeiten und nachhaltiges Bauen: Die vom Stuttgarter Architekturbüro haas cook zemmrich geplante Alnatura Arbeitswelt gilt als beispielhaftes Bürogebäude

Ein Haus für die „Generation Greta“ Freitags geht die „Generation Greta“ auf die Straße, um das Klima zu retten. Doch Demonstrieren allein verhindert nicht, dass die Erde zum Treibhaus wird. Die Alternative zum „weiter so wie bisher“ ist eine Materialwende. Auf dieses Neuland hat sich Alnatura-Gründer und Inhaber Götz Rehn, ein Pionier der Bio-Bewegung, gewagt. Das Bürogebäude „Alnatura Arbeitswelt“ in Darmstadt hat ökologischen Vorbildcharakter: Bau­ materialien und Farben stehen im Einklang mit der Natur – die Innenwandbeschichtung mit IndekoGeo ist aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt Beim bundesweit viel beachteten Bau des neuen Alnatura Verwaltungsgebäudes in Darmstadt wurden alle Materialien auf die Prüfwaage von Nachhaltigkeit und Ökologie gelegt. Die Anfang 2019 eingeweihte „ Alnatura Arbeitswelt“ greift architektonisch die vom Bio-Handelsunternehmen angestrebten Werte Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit auf. Das Resultat, Europas größtes Bürogebäude mit einer Außenfassade aus Lehm, zeigt: Komfort, Ästhetik und Funktionalität lassen sich gut mit Klimaschutz vereinbaren. Der Energiebedarf des Gebäudes liegt rund ein Drittel unterhalb der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV). Von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen bekam die „Alnatura Arbeitswelt“ die Bestnote Platin.

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Wer das Gebäude betritt, ist überwältigt von der Helligkeit und Weite des Atriums, über das sich weiße Verbindungsstege und eine Treppe zur gegenüberliegenden Seite spannen. Dank der gläsernen Stirnfassade und des Oberlichtbandes kommt hier das natürliche Tageslicht zum Zuge. Der Eindruck von Offenheit und Klarheit wird durch die weißen Wände verstärkt. Sogar die dafür verwendete Innenfarbe entspricht den hohen Anforderungen von Al­ natura und ist eine Neuentwicklung der Farbenindustrie. Carsten Tümpner von Caparol empfahl dem Architektenbüro haas cook zemmrich Studio 2050 in Stuttgart, das den Bau konzipiert hat, den Einsatz von CapaGeo. Das Produkt setzt neue Maßstäbe in punkto Nachhaltigkeit. Die Produktpalette umfasst Lacke, Holz-Öle und Innendispersionen. „Durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe in der Herstellung wollen wir unsere kostbaren und begrenzten Ressourcen schonen. Mit CapaGeo betreten wir ein neues Segment. Wir wollen mit den Produkten eine Vor­ reiterrolle übernehmen“, erklärt Caparol-Markenmanager Wolfgang Hoffmann. Um dem Nachhaltigkeitsgedanken konsequent weiterzuverfolgen, wird die Farbe nicht in Plastikeimern, sondern in Recyclinggebinde abgefüllt. Grundlage von CapaGeo-Lacken ist Sojaöl, das Bindemittel der Innendispersionen wird überwiegend aus Biogas und Bio-Naphtha gewonnen. Caparol will fossile Rohstoffe

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Nachhaltiges Bauen

Bild 3.  Die weißen Wände in Europas größtem Bürogebäude mit einer Außenfassade aus Lehm wurden mit dem Caparol-Produkt IndekoGeo angelegt, das zum großen Teil aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen besteht (Fotos: Roland Halbe)

Bild 2.  Mit Helligkeit und Weite stimmt das Atrium der „Alnatura Arbeitwelt“ die Besucher auf den besonderen „Spirit“ des Hauses ein

wie Öl oder Erdgas weitgehend durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen – bei gleichbleibender Qualität. „Durch den Einsatz der biogenen Rohstoffe wird eine Treibhausgas­ reduktion von mindestens 35 % gegenüber den fossilen Rohstoffen erreicht“, heißt es dazu in einer Stellungnahme des Öko-Instituts, das die Initiative von Caparol ausdrücklich als neuen und zukunftsweisenden Weg in der Herstellung von Wandfarben lobt. Und wie ließ sich IndekoGeo im Alnatura-Gebäude verarbeiten? Christian Wöber, Caparol-Mitarbeiter vor Ort, konnte von der Streichqualität und der Deckkraft her keinen Unterschied zu den herkömmlichen Wandfarben feststellen. Dass es ein neuartiges Produkt ist, fiel nur durch den – durchaus angenehmen – etwas anderen Geruch auf. Mit dem Alnatura-Gebäude kann die „Generation Greta“ zufrieden sein, weil es einen Großteil der Klimaschutzziele erfüllt: geringer Energieverbrauch, Einsatz natürlicher und wiederverwerteter Materialien, ökologisch unbedenkliche Baustoffe. Die erdfarbene Fassade des knapp 95 m langen dreigeschossigen Gebäudes besteht aus ungiftigem, ressourcen- und energieschonendem Stampf­ lehm. 80 % des Materials stammen aus der Baugrube für

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den Bahnhof Stuttgart 21. In der Lehmwand befinden sich die Heizschlangen einer weltweit einmaligen geothermischen Wandheizung. Die Räume der ca. 500 Beschäftigten verteilen sich auf drei Etagen und insgesamt 10.000 m2 Fläche. Dass im Haus Ruhe herrscht, obwohl es keine abgeschlossenen Räume gibt, ist auf die Absorberstreifen in der Betondecke, eine schallwirksame Holzlamellendecke und die offenporige Struktur der Stampflehmwand zurückzuführen. Die Außenanlagen mit dem großen Teich und den neu angelegten Beeten rund um das Alnatura-Verwaltungsgebäude laden zum Verweilen ein. Nichts deutet mehr darauf hin, dass auf diesem Gelände der ehemaligen Kelley Barracks einstmals US-Soldaten Panzer instandsetzten. Zum Campus gehört auch Darmstadts zweiter Waldorfkindergarten, der keineswegs nur den Firmenmitarbeitern vor­ behalten, sondern eine öffentliche Kita für 88 Kinder ist. Im Inneren wurden ebenfalls Caparol-Produkte eingesetzt. Der Campus ist als Erholungs-, Lern- und Begegnungsort konzipiert, Zugang haben also auch hungrige Gäste von außerhalb, die sich mittags im „tibits“ unter die Beschäftigten mischen. Das ist deren Kantine – und gleichzeitig das erste Restaurant, das ein auf vegetarische und vegane Gerichte spezialisiertes Schweizer Familienunternehmen in Deutschland eröffnet hat. Offenheit wird in der „Alnatura Arbeitswelt“ nicht nur architektonisch zum Ausdruck gebracht, sondern auch gelebt. Petra Neumann-Prystaj Weitere Informationen: CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH Roßdörfer Straße 50, 64372 Ober-Ramstadt Tel. (06154) 71-0, Fax (06154) 71-713 91 info@caparol.de, www.caparol.de

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Nachhaltiges Bauen

Nachhaltiges Bauen: hocheffizientes Bürogebäude für Berliner EUREF-Campus Das Bauunternehmen Wolff & Müller realisiert nicht nur nachhaltige Immobilien, sondern achtet bereits beim Bauprozess darauf, so wenig Emissionen wie möglich zu verursachen. Mit dem EUREF-Campus 23–24 realisiert das Bauunternehmen Wolff & Müller in Berlin-Schöneberg einen energetisch hocheffizienten Neubau, der sich nahtlos in das nachhaltige EUREF-CampusKonzept einfügt. Das Berliner Stadtquartier, das von der EUREF AG entwickelt wird, gilt als Reallabor der Energiewende. Auf knapp 5,5 ha entstehen seit Projektbeginn im Jahr 2008 rund um den Gasometer in Schöneberg energetisch hocheffiziente Bürogebäude. Einige davon werden von der Berliner Niederlassung des Bauunternehmens Wolff & Müller errichtet, die ihren Sitz auf dem EUREF-Campus hat – so auch der Neubau EUREF-Campus 23–24. Das Gebäude, das das Bauunternehmen zurzeit für die EUREF AG realisiert, hat wie bereits die Vorgängerbauten eine ausgesprochen nachhaltige Ausrichtung. Es handelt sich um ein KfW-Effizienzhaus 55. Wolff & Müller realisiert den Neubau komplett CO2-neutral.

gen. Das Prinzip „erst virtuell, dann real bauen“ erhöht die Planungs-, Termin- und Kostensicherheit. Planungsfehler werden minimiert, was wiederum Material und Energie einspart. Weil es bei BIM aber nicht „nur“ um das virtuelle Gebäudedatenmodell geht, sondern vor allem um das ganzheitliche Management von Informationen entlang des Produktlebenszyklus eines Bauwerks, interpretiert Wolff & Müller BIM als Building Information Management. Dabei sollen die Koordination und der Austausch von Informa­ tionen von allen am Projekt Beteiligten im Vordergrund stehen – vom Bauherrn über die Planer bis zu den späteren Betreibern und Nutzern der Immobilie. Wolff & Müller nutzt BIM bereits seit 2009 und seitdem in immer größerem Umfang. Das Bauunternehmen gilt als Vorreiter beim Einsatz der Methode und wurde dafür bereits mehrfach ausgezeichnet. Beim EUREF-Projekt arbeiten die Tragwerks- und TGA-Fachplaner am gleichen BIM-Modell, sodass sich alle Beteiligten sehr eng abstimmen können. Mithilfe von BIM lassen sich auch komplexe Elemente wie die aufwändige vorgehängte Aluminiumfassade des Neubaus detailgenau planen.

Viertes Projekt in Folge

Hocheffizientes Campus-Gebäude

Seit Ende Juni 2018 laufen auf dem Grundstück 23–24 die Bauarbeiten für das neue hocheffiziente Bürogebäude. Der Bauherr, die EUREF AG, hat die schlüsselfertige Errichtung inklusive Ausführungsplanung direkt an Wolff & Müller vergeben. Bis zum Sommer 2020 soll der Neubau mit einer Bruttogrundfläche von 27.200 m2, neun oberirdischen Stockwerken und zwei Untergeschossen stehen. Nach den Häusern 10–11, 14 sowie 21–22 ist das Bauprojekt EUREF-Campus 23–24 bereits das vierte Gebäude, das das Bauunternehmen auf dem Berliner EUREF-Campus realisiert.

Der Bürokomplex des EUREF-Campus 23–24 verfügt über modernste Gebäudetechnik und ist besonders gut gedämmt. Er soll als KfW-55-Effizienzhaus zertifiziert werden, d. h. der Primärenergiebedarf muss bei nur 55 % und der Transmissionswärmeverlust bei nur 70 % der laut Energieeinsparverordnung (EnEV) zulässigen Höchstwerte liegen – ein anspruchsvolles Vorhaben, das das Bauunternehmen dank vielfältiger Erfahrung umzusetzen weiß. Dabei folgt das Unternehmen dem Nachhaltigkeitsgedanken in zweifacher Hinsicht: Wolff & Müller erstellt nicht nur Gebäude, die hocheffizient sind und die fortschrittlichen Campus-Standards erfüllen. Das Bauunternehmen achtet gleichzeitig bereits beim Bauprozess darauf, so wenig Emissionen wie möglich zu verursachen. Es begleitet seine Bauprojekte durch die Nachhaltigkeitszertifizierung nach DGNB und LEED. Getreu der Devise „nicht reden, machen“ baut Wolff & Müller als erstes Bauunternehmen in Deutschland komplett CO2-neutral. Ein hochmoderner Maschinenpark mit effizienten, umweltschonenden Technologien, Strom aus erneuerbaren Energien, ein nach DIN EN ISO 50001 zertifiziertes Energiemanagement und ein Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 14001 machen es möglich. Durch den Einsatz von Leerlaufabschaltung auf den Baustellen spart Wolff & Müller nicht nur 600 t CO2 pro Jahr ein, sondern auch 300.000 € – Nachhaltigkeit, die sich rechnet. So bleibt auch der ökologische ‚Fußabdruck‘ des Berliner Bürogebäudes von Beginn an sehr gering. Unvermeidbare Emissionen gleicht der Mittelständler mit seinem Einsatz für Klimaschutz-Projekte aus.

Umsetzung mit BIM Wie bei vielen Projekten setzt Wolff & Müller auch hier auf Building Information Modeling (BIM). Die digitale Arbeitsmethode spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, die Bauqualität zu erhöhen und Verschwendung vorzubeu-

Verschwendung kostet Geld Bild 1.  Bürogebäude für Berliner EUREF-Campus: Wolff & Müller baut das hocheffiziente Bürogebäude mit BIM und komplett CO2-neutral (Grafik: EUREF-Consulting Gesellschaft von Architekten und Ingenieuren mbH)

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Das Projekt EUREF-Campus 23–24 zeigt allerdings nur einen kleinen Ausschnitt der Nachhaltigkeitsbestrebungen

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Nachhaltiges Bauen

von Wolff & Müller. Diese hat der Mittelständler in einem unternehmensweiten Prinzip – dem nach dem Unternehmensgründer benannten Gottlob-Müller-Prinzip – verankert. Von „nachhaltigem Bauen“ sprach zu Zeiten der Unternehmensgründung zwar noch niemand. Doch gerade Gottlob Müller wusste sehr genau, dass wirtschaftliche Unternehmensführung und verantwortungsvolles Handeln eng zusammengehören. Der Firmengründer lief von Beginn an über die Baustellen und wies seine Mitarbeiter sehr ernsthaft darauf hin, wenn sie achtlos mit dem Material umgingen. Wenn da eine Kiste mit Nägeln im Dreck lag, schimpfte er: „So geht man nicht mit Geld um.“ Aus Umweltgründen vielleicht auch, sicher aber aus wirtschaftlichen Gründen. So hat sich in den vergangenen Jahren im Unternehmen Wolff & Müller der Begriff „Gottlob-MüllerPrinzip der Nachhaltigkeit“ etabliert. Der Begriff führt zwei Ansätze zusammen, die in den Köpfen allzu oft in vermeintlichem Widerspruch stehen: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Als dem Erfolg verpflichtetes Wirtschaftsunternehmen sieht es Wolff & Müller aber zunächst als Pflicht, nach eben diesem Erfolg zu streben. Und daher muss es gelingen, Themen der Nachhaltigkeit so anzugehen, dass sie zur Wirtschaftlichkeit des Unternehmens beitragen.

Ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie Mit einer eigens entwickelten Nachhaltigkeitsstrategie will das Unternehmen das Gottlob-Müller-Prinzip weiterverfolgen und tiefer verankern. Dabei wurden vier Handlungsfelder definiert: erstens Kunden, Produkte und Dienstleistungen, zweitens die Arbeitswelt (Mitarbeiter und Baupartner), drittens Umwelt und Ressourcen und viertens gesellschaftliches Engagement. Das heißt, Wolff & Müller gestaltet nicht nur Prozesse sicherer, effizienter und umweltfreundlicher und nutzt neue digitale Technologien, um nachhaltige und wirtschaftliche Bauwerke zu realisieren, sondern bietet beispielsweise seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch ein sicheres Umfeld, vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und damit langfristige Perspektiven. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen vertrauensvoll mit ausgewählten Baupartnern zusammen, um gemeinsam besser zu werden. Beispiele sind die interne Wolff & Müller Akademie, die die fachliche Qualifikation und persönliche Entwicklung der Mitarbeiter fördert, und die vertrauensvolle, langfristige Partnerschaft mit Nachunternehmern auf Basis des sogenannten Baupartnerprinzips. Soziale Aspekte runden das Engagement ab: Wolff & Müller hat einen umfassenden Präventionsprozess zur Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung bei Nachunternehmen entwickelt und etabliert. Das Unternehmen übernimmt also Verantwortung auch für die Bedingungen, unter denen seine Bauprojekte entstehen.

Bild 2.  Ein „echter Schwob“: Bereits Firmengründer Gottlob Müller achtete auf einen sorgfältigen Umgang mit Ressourcen – nach seinem Credo wurde das „GottlobMüller-Prinzip der Nachhaltigkeit“ benannt (Foto: Wolff & Müller)

Charta hat sich das Bauunternehmen als eines von 173 Unternehmen freiwillig dazu verpflichtet, nachhaltig zu wirtschaften. Jedes dieser Unternehmen muss belegen, was es im Sinne der Nachhaltigkeit konkret unternimmt. Wolff & Müller hat seine inhaltlichen Schwerpunkte auf die Themen „Mitarbeiterwohlbefinden“, „Energie und Emissionen“ und „Nachhaltige Innovationen“ gelegt: Sie spiegeln die Unternehmensleitwerte EPI – effektiv, partnerschaftlich, innovativ – am stärksten wider. Die konkreten Maßnahmen, die der Mittelständler seit Unterzeichnung der Charta umgesetzt hat, sind in einem Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert: Das Bauunternehmen hat u. a. seine Kompetenz im Bereich der Personalentwicklung und Weiterbildung weiter ausgebaut und den Arbeits- und Gesundheitsschutz forciert. Es hat die Digitalisierung von Bauprozessen – Stichwort Building Information Management – weiter vorangetrieben und den Ausbau seines Fahrzeug- und Maschinenparks mit elektrisch und hybrid betriebenen Geräten und Fahrzeugen vorangebracht. Ende März 2019 hat Wolff & Müller das Papier veröffentlicht.

Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg 2016 Für die Konsequenz beim Thema Nachhaltigkeit ist Wolff & Müller 2016 mit dem Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg in der Kategorie „Industrieunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern“ ausgezeichnet worden. Zwei Jahre zuvor wurde das Bauunternehmen beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2014 bereits unter die Top-Drei-Unternehmen mittlerer Größe gewählt. Auch hier wurde nicht nur die ökologische Dimension von Nachhaltigkeit bewertet, sondern eben auch die soziale und die ökonomische Komponente. Ingmar Linde, Leiter der Zweigniederlassung Berlin, Wolff & Müller Hoch- und Industriebau GmbH & Co. KG

WIN-Charta des Landes Baden-Württemberg

Weitere Informationen:

Seit Ende 2017 beteiligt sich Wolff & Müller außerdem an der Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit (WIN) des Landes Baden-Württemberg. Mit der Unterzeichnung der WIN-

WOLFF & MÜLLER Holding GmbH & Co. KG Schwieberdinger Straße 107, 70435 Stuttgart Tel. (0711) 82 04-0, Fax (0711) 82 04-3 35 info@wolff-mueller.de, www.wolff-mueller.de

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Nachhaltiges Bauen

Individuelles Baukonzept für den hochenergetischen Firmensitz der Premosys GmbH Eingebettet in die reizvolle Landschaft der Eifel, ist das Technikum der Premosys in Kalenborn-Scheuern ein Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit. Der hohe Anspruch an Energieeffizienz, attraktive Architektur und modernste technische Ausstattung machten dieses Bauvorhaben besonders. Zu Recht wurde der Hightech-Forschungseinrichtung die Klimaschutzplakette „H. ausgezeichnet“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz verliehen. Das Konzept für den Neubau und die schlüsselfertige Ausführung lag in den Händen von Freyler Industriebau. Gebaut wurde nach dem KfW Standard 55, ergänzt durch erdnahe Geothermie und eine Photovoltaik-Anlage, die den Strom für die Wärmepumpe liefert. Die Wärme wird in einem Wasserspeicher, der Strom in einem Batteriespeicher gepuffert. Für ein optimales Zusammenspiel sind alle Komponenten via KNX vernetzt.

Bild 3.  Gen Süden präsentiert sich der Baukörper in Hanglage zweigeschossig, gen Norden nur mit einer Etage

Gebäude spiegelt Firmenphilosophie wieder Die Premosys GmbH entwickelt Produkte und Lösungen im Bereich der optischen Messtechnik und Industrieautomatisierung. Die professionelle Farberkennung macht es z. B. möglich, dass Nudeln ein identisches Gelb besitzen, Chips gleichmäßig gewürzt sind oder Auto-Rücklichter

­ ieselbe Tönung besitzen. Jüngste Errungenschaft für die d Landwirtschaft: Herbizide lassen sich drastisch verringern, indem einzelne Pflanzen erkannt und dann ganz gezielt behandelt werden – das ist ökologisch wie ökonomisch ein riesiger Fortschritt. „Wir sehen uns in der Verantwortung, vernünftig mit Ressourcen umzugehen, d. h. dass unsere Kunden wenig Materialverlust erleiden durch eine Qualitätskontrolle bereits in einem sehr frühen Stadium. Letztlich tragen wir damit auch zur CO2-Reduktion bei“, erklärt Premosys-Geschäftsführer Matthias Kuhl. Diese Aspekte sollten sich dann natürlich auch im neuen Firmengebäude widerspiegeln.

Konzepttag als Grundlage für individuelle Immobilie

Bild 1.  Das Technikum der Premosys in Kalenborn-Scheuern in der Eifel ist ein hochenergetisches Vorzeigeprojekt – den individuellen Neubau verantwortete Freyler Industriebau

Bild 2.  Der neue Firmensitz ist eingebettet in die Eifellandschaft, gebaut wurde nach KfW Standard 55

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Viele Jahre war Premosys in einem Gründerzentrum an­ gesiedelt und ist dort von 9 m2 auf 850 m2 Nutzfläche gewachsen. Das bedeutete hohe Mietkosten, aber auch genauso hohe Energiekosten. Für diese Summe war langfristig die Investition in eine eigene Immobilie sinnvoll. „Für ein optimal auf unsere Bedürfnisse zugeschnittenes Gebäude haben wir zunächst einen Energiecheck machen lassen und dann den Freyler Konzepttag in Anspruch genommen“, erläutert Matthias Kuhl weiter. An zwei Tagen hat Freyler mit Premosys die Ergebnisse des Energiechecks betrachtet, die Warenströme im Unternehmen dargestellt, die Bedürfnisse und Wünsche konkretisiert sowie Zukunftsperspektiven analysiert. Auch das Thema „barrierefrei“ wurde erörtert sowie sämtliche Lösungen hinsichtlich der Energieeffizienz im Detail betrachtet und abgewogen. Daraus wurden u. a. Raumgrößen, die Anordnung und ganz zum Schluss die Architektur entwickelt. „Der Freyler Konzepttag ist eine wertvolle Basis für eine individuell zugeschnittene und damit zukunftsorientierte Immobilie“, empfiehlt Matthias Kuhl. Torsten Prauser von Freyler weiß das Instrument ebenso zu schätzen: „Beim Konzepttag hören wir ganz viel zu, damit wir ein Gespür für das Unternehmen, die Abläufe, Pläne, Perspektiven sowie die Menschen dahinter bekommen. Nur so können wir ein maßgeschneidertes Konzept entwickeln.“

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Nachhaltiges Bauen

Geothermie, Pufferspeicher, Photovoltaik Entstanden ist ein knapp 1.400 m2 großes und architektonisch anspruchsvolles Gebäude: Der Baukörper kombiniert eine hohe Wärmedämmung mit einer Dreifachver­ glasung – der KfW 55 Bau kommt mit 45 % weniger Primärenergie als vergleichbare Neubauten aus. Auf einer Dachfläche von 600 m2 ist eine 92-kW-Photovoltaik-Anlage installiert, deren Energie direkt genutzt oder in einem 20 kW Blockspeicher gepuffert wird. Erdnahe Geothermie mit neun Bohrungen à 90 m wird kombiniert mit einer SOL-Wärmepumpe und einem 1.000-Liter-Wasserspeicher als Energiereserve. Zudem wird die Geothermie im Sommer auch zur Kühlung genutzt. Die Lüftungsanlage arbeitet mit Wärmerückgewinnung. Das gesamte Gebäude ist zudem via KNX vernetzt, die Komponenten können so optimal aufeinander abgestimmt werden. Effizient ist auch die Beleuchtung: LEDs mit Tageslichtsteuerung und Präsenzmeldern sorgen dafür, dass nur dort wo nötig und nur so viel wie nötig beleuchtet wird. Dass das Konzept aufgeht, hat die Energieabrechnung von 2018 gezeigt: Für das gesamte Jahr sind nur 1.600 € angefallen, d. h. im Schnitt 110 €/Monat für 1.400 m2. „Mit dem Design, das sich in die Landschaft einfügt, findet unser Neubau auch bei den Anwohnern unglaubliche Resonanz“, freut sich Matthias Kuhl, der seit 25 Jahren im ansässigen Ortsgemeinderat tätig ist. Gleichzeitig bietet das Unternehmen hochtechnische und professionelle Arbeitsplätze, was die ansprechende Architektur ebenfalls transportiert. Mit dem Gebäude kann Premosys zudem andere Unternehmen inspirieren, ähnlich energieeffizient und damit zukunftsgerecht zu bauen. Selbst ein Gremium der EU veröffentlicht den Neubau in ihrer Datenbank für Musterprojekte.

Bild 4.  Im Inneren sind lichtdurchflutete und moderne Räume entstanden

Bild 5.  Im Freyler Konzepttag wurden u. a. Abläufe, Bedürfnisse und Wünsche besprochen – als Basis für eine individuell zugeschnittene und damit zukunftsfähige ­Immobilie

Vorausschauend geplant „Zukunftsfähig ist der Standort aber auch, weil wir in der Planung bereits Erweiterungsmöglichkeiten berücksichtigt haben“, berichtet Torsten Prauser. Vorausschauend hat Premosys bereits eine Grundstücksfläche von 11.000 m2 gekauft und damit jede Menge Platz für künftige Entwicklungen. Das Technikum könnte problemlos Kern eines kleinen Komplexes mit Campus-Gedanken werden. Sollte das Unternehmen weiter expandieren, könnte einfach eine der Erweiterungsoptionen gezogen werden. So ist Premosys für alles was kommt bestens aufgestellt. Weitere Informationen: FREYLER Industriebau GmbH Draisstraße 4, 79341 Kenzingen Tel. (07644) 805-0, Fax (07644) 805-171 info@freyler.de, www.freyler.de www.premosys.de

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Bild 6.  Das gesamte Gebäude ist via KNX vernetzt und wird effizient mit LEDs in Abhängigkeit vom Tageslicht und von der Anwesenheit beleuchtet (Fotos: © Markus Steur/FREYLER)

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Nachhaltiges Bauen

Nachhaltige Sanierung: von der Produktionshalle zur neuen Arbeitswelt Die Schüco International KG, die Systemlösungen für Fenster, Türen und Fassaden entwickelt und vertreibt, vergrößert ihre Unternehmenszentrale in Bielefeld. Neben Neu- und Anbauten werden dafür auch Gebäude umgebaut. Eine große Verwandlung hat eine ehemalige Produktionshalle hinter sich: Auf dem Campus ist mit dem Digital Hub One ein modernes, nachhaltig saniertes Bürogebäude nach New Work Prinzipien entstanden.

von 4.500 m2 ganzheitlich gedacht. Da die Substanz sehr gut war, stand der Erhalt von Anfang an außer Frage. So konnte das Digital Hub One in seiner jetzigen Form wesentlich schneller und kosteneffizienter realisiert werden als ein Neubau. Planung, Entkernung und neue Herrichtung haben gerade einmal 15 Monate gedauert.

Industriecharme erhalten Die Besonderheit: Im Inneren sieht man dem Büro in Details seine Vergangenheit als ehemalige Produktionsstätte weiter an. Das Prinzip „aus alt macht neu“ gilt dabei für die Funktion des Gebäudes, für die Inneneinrichtung und für den Einbau neuer Produkte sowie für die Wiederverwertung der alten Fenster und Türen, die dem A/U/FKreislauf zugeführt wurden. An Nachhaltigkeit wurden höchste Maßstäbe gelegt: Die verbauten Fensterelemente sind ebenso cradle-to-cradle zertifiziert wie die PfostenRiegel-Fassade der Treppenhäuser. Von der Hülle bis zum neuen Innenleben wurde bei der Kernsanierung des Gebäudes mit seiner Gesamtgröße

Auch nach dem Umbau sollte möglichst viel Historie des alten Gebäudes erhalten bleiben. Mit der neuen Gestaltung wird sein Charakter als ehemalige Industriehalle unterstrichen. Entsprechend wurden im Innern ausgewählte Elemente erhalten oder angepasst: Die Anmutung ist weiterhin technisch, mit offenen Installationen, Aufputz-Verkabelung mit Rohren und Schellen aus Stahl. Der alte Industrie­ boden wurde aufgearbeitet, die Bodenmarkierungen dabei bewahrt. Sie werden in passenden gelben Akzenten an den Wänden aufgegriffen. Ansonsten bestimmen gedeckte Farben von Neutral bis Dunkelgrau in Kombination mit viel

Bild 1.  Vom Gebäude zum Rohstoffdepot der Zukunft: Beim Einbau der neuen Fenster und Türen lag das Augenmerk schon heute auf morgen, entsprechend kamen hier ­cradle-to-cradle zertifizierte Schüco Aluminiumsysteme zum Einsatz

Bild 3.  Innen wie außen wurden recycelte bzw. nachhaltig zertifizierte Materialien verwendet, dazu gehören Original-Vintage-Leuchten und Teppiche aus wiederverwerteten PET-Flaschen

Bild 2.  Mit der neuen Gestaltung wird der Charakter als ehemalige Industriehalle unterstrichen; der alte Industrieboden wurde aufgearbeitet, die Bodenmarkierungen dabei bewahrt – sie werden in passenden gelben Akzenten an den Wänden aufgegriffen

Bild 4.  Die Wandverkleidungen der Büro- und Besprechungsräume bestehen aus schnell nachwachsenden Seekieferplatten und die angefertigten Sondermöbel sind ebenfalls nachhaltig zertifiziert

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Nachhaltiges Bauen

Bild 5.  Die wohnliche gestaltete Terrasse kann zum Austausch unter Kollegen oder auch als Rückzugsort genutzt werden (Fotos 1–5: Schüco International KG)

Bild 7.  Blick ins Gebäudeinnere nach der Entkernung (Fotos 6 und 7: GOLDBECK, ­Bielefeld)

Schwarz die Farbwelt. Innen wie außen wurden recycelte bzw. nachhaltig zertifizierte Materialien verwendet: Dazu gehören Original-Vintage-Leuchten genauso wie Teppiche aus wiederverwerteten PET-Flaschen. Die Teppichböden sind schwimmend verlegt und können später rückstandslos wieder aufgenommen werden. Die Wandverkleidungen der Büro- und Besprechungsräume bestehen aus schnell nachwachsenden Seekieferplatten und die angefertigten Sondermöbel sind ebenfalls nachhaltig zertifiziert.

beitsbereiche mit gläsernen, aber geschlossenen MeetingBereichen, Telefonkabinen und Whiteboard-Nischen ab. Wohnliche Lounge- und Küchenbereiche, die sich ebenfalls zum Arbeiten eignen, sind ein wichtiges Element des neuen Raumkonzepts: die kommunikative, wohnliche Atmosphäre soll zum Austausch unter Kollegen beitragen. Das neue Bürokonzept ist eine moderne, offene Arbeitswelt, um noch kreativer, flexibler und schneller miteinander arbeiten zu können.

Prototyp für neue Arbeitswelten

Zurück in den Kreislauf

Die Veränderungen im Innern sind mehr als nur eine bauliche Maßnahme: Im Digital Hub One ist durch die neue Architektur eine komplett neue Arbeitskultur, eine andere Art des Miteinander-Arbeitens entstanden. Seit November 2018 wird hier die neue New Work Arbeitswelt von Schüco getestet. Die wird, wenn sie sich bewährt, auch für die neuen Büros, die in den nächsten Jahren auf dem Unternehmensgelände entstehen, umgesetzt. 159 feste und zahlreiche temporäre Arbeitsplätze sind im Erdgeschoss und in den zwei Vollgeschossen entstanden. Die gesamte Fläche des Gebäudes wurde in Zonen eingeteilt, um den unterschiedlichen Arbeitsbedürfnissen gerecht zu werden. Dynamisches Arbeiten im Team ist genauso möglich wie stilles, konzentriertes Arbeiten. Dafür wechseln sich offene Ar-

Bei der Revitalisierung/Kernsanierung des Gebäudes wurden hohe Maßstäbe an Nachhaltigkeit gelegt – auch, was das Recycling und die Aufbereitung der alten Baumaterialien angeht. So wurden die alten Fenster und Türen dem A/U/F-Kreislauf (Aluminium und Umwelt im Fensterund Fassadenbau) zugeführt: Durch stoffliche Trennung, Schreddern und Einschmelzen des Wertstoffes Aluminium wurde sichergestellt, dass aus dem Altmaterial wieder neue Aluminiumprofile entstehen. Für die Fenstersanierung war der Systempartner und Generalunternehmer GOLDBECK aus Bielefeld verantwortlich, mit dem Schüco bereits andere Gebäude am Standort in Bielefeld realisiert hat.

Den Lebenszyklus im Blick: Cradle-to-Cradle

Bild 6.  Die ehemalige Produktionshalle vor der Sanierung

Vom Gebäude zum Rohstoffdepot der Zukunft: Auch beim Einbau der neuen Fenster und Türen lag das Augenmerk schon heute auf morgen – und galt der Wiederverwertbarkeit am Ende des Lebenszyklus. Entsprechend kamen hier recyclingfähige Schüco Aluminium-Produkte zum Einsatz, die in einem unendlichen Wertstoffkreislauf nach dem Prinzip „von der Wiege bis zur Wiege“ gehalten werden können. Im Erdgeschoss wurde das Fenstersystem AWS 75.SI (Aluminium Window System, 75 mm Bautiefe, Super Insulated), das cradle-to-cradle Silber zertifiziert ist, verbaut. Beide Treppenhäuser haben mit der Pfosten-Riegel-Konstruktion FWS 35 PD.HI eine Fassade im Panoramadesign (35 mm Ansichtsbreite) erhalten, die ebenfalls cradle-tocradle Silber ausgewiesen sind. In den Bürobereichen im 1. und 2. OG kam die cradle-to-cradle Bronze zertifizierte Fensterbandkonstruktion FWS 60 CV.HI zum Einsatz. Das

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Nachhaltiges Bauen

System ermöglicht maximale Transparenz durch die Verschmelzung von Flügel und Tragwerk: Öffnungselemente und Fensterfelder sind von außen nicht zu unterscheiden. Auf der bündig geschlossenen Innenseite sind die Fensterflügel nur durch eine filigrane Schattenfuge und den Fenstergriff erkennbar.

Bautafel Digital Hub One, Bielefeld ■■  Architekt: Nicole Becker, Schüco Bielefeld ■■  Schüco Systempartner: Generalunternehmen GOLDBECK, Bielefeld ■■  Bürofläche: 4.500 m2 ■■  Umbau: 2017–2019

Schüco Systeme im Objekt: ■■  Fensterelemente im 1. und 2. OG: FWS 60 CV.HI, im 2. OG mit französischem Balkon (C2C Bronze zertifiziert) ■■  Hebeschiebeanlage im 2. OG: ASS 70 ■■  Fensterelemente im EG (Lagerbereich): AWS 75.SI (C2C Silber zertifiziert) ■■  TRH-Fassaden: FWS 35 PD.HI (C2C Silber zertifiziert) ■■  Türen in TRH (EG): ADS 75.SI ■■  Brandschutztüren im TRH: ADS 80 FR 30 Weitere Informationen: Schüco International KG Karolinenstraße 1–15, 33609 Bielefeld Tel. (0521) 783-0, Fax (0521) 783-451 info@schueco.com, www.schueco.com

Gütesiegel für Stahlbauten Das DStV-Gütesiegel wird seit 2014 an Fachbetriebe ver­ liehen, die bei bauforumstahl organisiert sind, ihre hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards dokumentieren und sich regelmäßig weiterbilden. Stahlbau- und Montagefirmen können das Gütesiegel führen, eine Ausweitung auf Stahlhandelsunternehmen, Stahlhersteller sowie im Stahlbau tätige Architektur- und Ingenieurbüros ist geplant. „Wir wollen das DStV-Gütesiegel zu einem festen Qualitätszeichen der Branche verankern, um Qualitätsverlusten vorzubeugen“, so Volker Hüller, der damalige Geschäftsführer Deutscher Stahlbau-Verband DStV „Das DStV-Gütesiegel gibt Auftraggebern die Sicherheit, dass ein qualifizierter Fachbetrieb beauftragt wird, der den aktuellen Stand der Technik sicher beherrscht und darüber hinaus die Weiterentwicklung des Stahlbaues mit prägt, also Vorsprung durch Technik – sichergestellt durch das DStV-Gütesiegel. Damit haben Bauherren und Auftraggeber die Sicherheit, auf einen verlässlichen Baupartner zu treffen. Geiz ist im Stahlbau nämlich nicht geil, sondern einfach nur dumm und teuer, wenn dabei nicht auf Qualität geachtet wird. Hierfür haben wir aus der Vergangenheit zahlreiche, leidvolle Beispiele und davor wollen wir unsere Auftraggeber schützen.“ Betriebe, die das DStV-Gütesiegel führen, erfüllen alle bauaufsichtlichen Forderungen hinsichtlich der EU/CEZertifizierung nach DIN EN 1090-1, haben das Schweißzertifikat oder vergleichbare Qualifikationen und erfüllen

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höchste Qualitäts- und Sicherheitsstandards, die sie regelmäßig dokumentieren. Darüber hinaus werden die Mitarbeiter durch verbandsinterne Schulungen und Ausschüsse zu vielfältigsten Themen konsequent weitergebildet, um Qualitätsprodukte für den Stahlbau anbieten zu können. Die technischen Entwicklungen im Stahlbau der letzten Jahre sind rasant. Der Stahlbau ist dank neuer Fertigungs- und Montagetechnologien und neuer Stähle zu einer High-Tech Branche geworden. Auch die Zulieferer haben z. B. mit neuen Brandschutzbeschichtungen oder beim Korrosionsschutz durch Feuerverzinken das Bauen mit Stahl durch Innovationen vorangebracht. Die Nutzung von 3D-Modellen bei der CAD-Darstellung, die Übertragung von NC-Daten aus der Konstruktion an die Fertigung und die elektronische Begleitung der Montage sind inzwischen oft geübte Praxis. Im Stahlbau ist Building Information Modeling (BIM) seit vielen Jahren fest verankert. Doch nur wenn BIM über alle Gewerke hinweg zum Einsatz kommt, kann es bei der Nutzung zu einem echten und nachhaltigen Mehrwert kommen. Weitere Informationen: Deutscher Stahlbau-Verband DStV Sohnstraße 65, 40237 Düsseldorf Tel. (0211) 67 07-828, Fax (0211) 67 07-820 info@deutscherstahlbau.de, gregor.machura@bauforumstahl.de www.deutscherstahlbau.de

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung

ARCHITEKTUR IM EINKLANG MIT MENSCH UND NATUR NEUE ALNATURA FIRMENZENTRALE IN DARMSTADT

Bild 1.  Nordseite und Eingang der neuen Alnatura-Firmenzentrale

Knippers Helbig GmbH Die neue Alnatura-Firmenzentrale in Darmstadt setzt Zeichen – mit Außenfassaden, die in Lehmbauweise errichtet wurden, und mit integraler zukunftsweisender Planung. Weiträumig, lichtdurchflutet und von natürlicher Ästhetik geprägt, bietet das offen gestaltete Haus eine attraktive Arbeitsatmosphäre und dient zugleich als Erholungs-, Lern- und Begegnungsort. Das nachhaltig ökologische Bürogebäude mit Konferenzräumen und Restaurant für ca. 500 Alnatura-Mitarbeiter bildet das Herzstück des Alnatura-Campus, der 2019 auf einem 55.000 m2 großen ehemaligen Kasernengelände im Südwesten Darmstadts fertiggestellt wurde. Zentral für den gesamten Planungs- und Ausführungsprozess war der hohe Anspruch des Bauherrn an eine nachhaltige Bauweise der neuen Firmenzentrale. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit der Architekten von haas cook zemmrich STU-

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DIO2050 mit Fachplanern sowie Experten für spezifische Bauweisen entstand ein ganzheitliches Gebäudekonzept. Von der Knippers Helbig GmbH Stuttgart stammen der Entwurf und die Konstruktion des Tragwerks sowie die technische Konzeption der verglasten Fassaden. Dazu kam die statisch-konstruktive Entwicklung der Lehmfassaden einschließlich der Betreuung der dafür erforderlichen Versuche.

Optimale Tageslichtnutzung Bestechend ist der offene Charakter des Gebäudes: Von außen eher schlicht anmutend mit viel Glas und Fassaden, die in Lehmbauweise errichtet wurden, zeigt sich die Arbeitswelt von innen hell, mit geschwungenen Ebenen und einem weit spannenden Holzdach, das auf schlanken Stüt-

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung

Bild 4. Das Tragwerk für die Holzsatteldachkonstruktion besteht aus markanten Brettschichtholzträgern

Großzügiges Raumgefühl durch maximale Flexibilität

Bild 2. Das Zentrum bildet ein lichtdurchflutetes Atrium

zen ruht. Das Zentrum bildet ein lichtdurchflutetes Atrium, um das sich die verschiedenen Arbeitsbereiche auf drei Ebenen mit insgesamt 13.500 m2 Nutzfläche gruppieren. Den oberen Abschluss des Gebäudes mit den Abmessungen 91,4 m × 41 m bildet ein Satteldach mit asymmetrischem Dachfirst und einem Oberlichtband über die gesamte Gebäudelänge. Das von oben einfallende Nordlicht führt zu einer optimalen Tageslichtausleuchtung im Innenraum und vermeidet solare Wärmeeinträge.

Eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit Flachdecken und aussteifenden Kernen bildet das Haupttragwerk für die Arbeitswelt. Brücken, Treppen und Stege verbinden die einzelnen Büroetagen miteinander. Während die Treppen in Stahl ausgeführt wurden, bestehen die Stege aus Brandschutzgründen aus einer Holzbetonverbundkonstruktion. Das Tragwerk für die Holzsatteldachkonstruktion bilden markante Brettschichtholzträger mit 22 m Gesamtlänge. Die Trägerhöhe von 2,3 m über der Stütze ist auf die weite Auskragung von 11,6 m zurückzuführen. Das großzügige Raumgefühl wird auf diese Weise unterstrichen. Aufgrund des Standorts des Gebäudes in einer Erdbebenzone lag besonderes Augenmerk auf der Planung der Verbindungsdetails. Insbesondere die Anschlussbereiche von Oberlicht und Fassade an das Tragwerk müssen im Erdbebenfall auftretende Differenzverformungen aufnehmen können.

Lehmfassade mit Wandheizung

Bild 3. Ein Oberlichtband über die gesamte Gebäudelänge sorgt für maximale Tageslichtausbeute

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Während die Stirnseiten des Gebäudes völlig verglast sind und den Blick nach Westen in die Natur und Richtung Osten in die städtische Umgebung freigeben, wurden die Nord- und Südfassaden geschlossen gestaltet. Sie bestehen aus 12 m hohen und 4,5 m breiten selbsttragenden Wandscheiben aus Stampflehm, die vor Ort gefertigt und mit Ankern an den Geschossdecken fixiert wurden. Damit ist die Alnatura-Arbeitswelt das europaweit größte Bürogebäude mit einer zweischaligen Fassade aus Stampflehm. Entwickelt wurden diese innovativen Elemente in Zusammenarbeit mit der Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Schlins, einer auf Lehmbau spezialisierten Fachfirma. Die Knippers Helbig GmbH hat neben der statischkonstruktiven Entwicklung auch die erforderlichen Prozesse für die Zustimmung im Einzelfall begleitet – von der Aufstellung eines geeigneten Versuchsprogramms bis zur

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung

Fazit Die intelligente Nutzung nachwachsender Rohstoffe sowie der Einsatz wiederverwertbarer Materialien – u. a. wurde für die Lehmfassade Aushub des Bauprojektes Stuttgart 21 verwendet – ermöglichten es, in der Gesamtbilanz ein nahezu klimaneutrales Gebäude zu errichten.

Bild 5. Die Geschossebenen sind durch Brücken, Treppen und Stege verbunden (Fotos: Roland Halbe)

Auswertung und Anwendung der Versuchsergebnisse für die statische Berechnung. Erstmals wurden Stampflehmelemente mit einer durch Geothermie gespeisten Wandheizung, die in den zweischaligen Aufbau integriert ist, ausgeführt.

Bautafel Neubau Alnatura-Arbeitswelt, Darmstadt ■■ ■Bauherr: Campus 360 GmbH ■■ ■Entwurf/Architektur: haas cook zemmrich STUDIO2050, Stuttgart ■■ ■Tragwerksplanung: Knippers Helbig GmbH, Stuttgart ■■ ■Fassadenplanung: Knippers Helbig GmbH, Stuttgart ■■ ■Energiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart ■■ ■Eröffnung: 01/2019

Weitere Informationen: Knippers Helbig GmbH Tübinger Straße 12–16, 70178 Stuttgart Tel. (0711) 248 39 36 70, Fax (0711) 248 39 36 88 stuttgart@knippershelbig.com, www.knippershelbig.com

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ZWISCHEN BLAUMANN UND KRAWATTE DIE SCHAUFLER ACADEMY DER FIRMA BITZER IN ROTTENBURG

Bild 1.  Benannt wurde das neue Firmen-Entree der Firma Bitzer in Rottenburg zu Ehren des verstorbenen Firmeninhabers Senator h. c. Peter Schaufler

BFK Architekten Am Standort Rottenburg der Firma BITZER Kühlmaschinenbau GmbH entstand mit der SCHAUFLER Academy ein multifunktionales Empfangsgebäude. Der Neubau bietet Raum für eine Vielzahl an unterschiedlichen Nutzungen. Nach 19 Monaten Planung und 16 Monaten Bauzeit konnte Anfang 2015 der Neubau mit ­einer Bruttogesamtfläche von ca. 3.400 m2 feierlich eingeweiht werden. Die neue Adresse des multifunktionalen Empfangsgebäudes der Firma BITZER am Standort Rottenburg befindet sich im Bereich der westlichen Zufahrt des Werkes in der Peter-Schaufler-Straße. Das internationale Schulungs- und Trainingszentrum ermöglicht die Weiterbildung von Fachkräften aus dem Bereich Kälte- und Klimatechnik. Zudem beheimatet das Gebäude die neue Hauptpforte, zusätzliche Büroflächen und die neue Firmenkantine.

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Die SCHAUFLER Academy leistet einen wichtigen Beitrag für die Weiterbildung von Fachpersonal aus der internationalen Kälte- und Klimatechnikbranche. Demzufolge treffen in dem Neubau Mitarbeiter aus Produktion und Verwaltung sowie Besucher aufeinander. Die spannende Aufgabe bei der Planung der Academy bestand folglich darin, viele unterschiedliche Bedürfnisse umzusetzen. Kurzum ein multifunktionales Gebäude mit repräsentativem Charakter zu erstellen.

Spannungsreiches Raumgefüge Die SCHAUFLER Academy bietet anwendungsorientierte Schulungen unter realen Systembedingungen. In dem 3-geschossigen, 10 m hohen Neubau mit fünf Räumen für theo­ retische und drei Räumen für praktische Fortbildungen

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung

können parallel mehrere Trainings und Schulungen stattfinden. Das Gebäude wurde so konzipiert, dass eine multifunktionale Nutzung möglich ist. So lassen sich z. B. drei Schulungs-

räume zu einem großen Vortragssaal verbinden, in dem bis zu 120 Personen Platz finden. Darüber hinaus verfügt das Gebäude über Büroflächen für das Schulungspersonal und ein

Manche Entrauchungssysteme brauchen ein Update.

Bild 2.  Lageplan im Werksgelände

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Bild 3.  Grundriss 1. OG (Grafiken 2 und 3: BFK Architekten)

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung

Bild 4.  Das räumliche Herz der Academy bildet der Lichthof

Bild 6.  Das Betriebsrestaurant ist Treffpunkt für die Trainings- und Schulungsteilnehmer sowie die Mitarbeiter der Produktionsstätte (Fotos 1, 4–6: Victor S. Brigola)

Betriebsrestaurant mit 110 Sitzplätzen für die Trainingsund Schulungsteilnehmer sowie die Mitarbeiter der Produktionsstätte. Die Grundrissstruktur des Erdgeschosses zeichnet eine Windmühle nach. Jeder Flügel beinhaltet unterschiedliche Nutzungen. Theoretische und praktische Schulungsräume, ein Besprechungsraum und ein zentraler Funktions­ kern bilden den Schulungstrakt und umspannen einen Luftraum, der beide Ebenen miteinander verbindet. Dadurch wird Licht im Pausenbereich ermöglicht und Sichtbezug in das Betriebsrestaurant hergestellt. Empfangen wird der Besucher in einer zentralen Erschließungsachse. Er wird begleitet von einer plastisch gestalteten Wandfläche, die ihn thematisch und geschichtlich mit auf die Reise in die Geschichte der Firma nimmt. Diese Erschließungsachse bildet den Auftakt in das Werksgelände, an dessen Ende ein lichtdurchflutetes Treppenhaus angegliedert ist. Neben einer zweiten Verwaltungsebene im Obergeschoss gelangt man über eine weitere Treppe ins Betriebsrestaurant. Durch die heterogene Raumabwicklung ergibt sich ein spannendes Raumgefüge mit unterschiedlichen Raumwirkungen und Blickachsen ins Freie. Das Betriebsrestaurant bietet variable Ausblicke mit verschiedenen Sitzqualitäten, von klassischer Bestuhlung über einen LoungeBereich bis hin zur Dachterrasse. Das räumliche Herz bil-

det der Lichthof, der umlaufend erlebbar ist und sowohl Licht nach Innen bringt als auch Sichtbezüge zum Schulungsbereich im Erdgeschoss schafft.

Reflektierendes Fassadenkleid Das Gebäudevolumen mit seinen Einschnitten und unterschiedlichen Nutzungen wird von einer Fassade umhüllt, die dem Bau eine klare Kubatur verleiht. Die klassische Trapezblechfassade wird durch die anthrazitfarbene Pulverbeschichtung und ein gezielt eingesetztes Lochbild veredelt. Dabei fügt sie sich nahtlos in das industrielle Umfeld ein und setzt dabei zugleich einen besonderen Akzent. Im Kontext der großen Produktionshallen-Volumina stellt sich das neue Bauwerk ebenfalls als Großvolumen dar. Spielerisch gesetzte Öffnungen schneiden sich in den Baukörper und lockern die strenge Gebäudeform auf. Die teilweise perforierten Bleche lassen subtil das Innere nach außen scheinen. Im äußeren Erscheinungsbild bieten die gelochten Bereiche im Zusammenspiel mit der reflektierenden Pulverbeschichtung und der Verschattung der Trapezbleche ein spannendes Wechselspiel. Diese Wirkung verändert sich in Abhängigkeit von der Perspektive, der Witterung und der Tageszeit unterschiedlich stark.

Energiekonzept Das Herz des Energiekonzepts ist der Eisspeicher. Sinnbildlich für die Firma BITZER mit dem Anspruch als einem der Marktführer für Klimatechnik und Kühlung ist ein nachhaltiges und innovatives Gebäudekonzept umgesetzt worden. Durch das Zusammenspiel einer Absorberfläche auf dem Dach, der Nutzung von Geothermie durch den Eisspeicher und einem zusätzlichen Blockheizkraftwerk (BHKW) inklusive einer effizienten Wärmerückgewinnung entstand das nachhaltige und innovative Energiekonzept, das 2016 mit dem deutschen TGA-Award ausgezeichnet wurde. Weitere Informationen:

Bild 5.  Ein lichtdurchflutetes Treppenhaus hinter der gelochten Fassade erschließt die oberen Etagen

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BFK Architekten BFK GmbH + Co.KG Trochtelfinger Straße 21, 70567 Stuttgart Tel. (0711) 726 37-0, Fax (0711) 726 37-99 info@bfk-architekten.de, www.bfk-architekten.de

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Brandschutz im Industriebau – Industriebaurichtlinie und DIN 18230-1 Am 22.09.2020 veranstaltet der vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. in Hannover ein weiteres Seminar zum Thema „Brandschutz im Industriebau - Industriebauricht­ linie und DIN 18230-1“ (NS203518). Industriebauten können als Sonderbauten in aller Regel nicht ohne Erleichterungen von den sonst geltenden Vorschriften errichtet werden. Ziel der Muster-Industriebaurichtlinie (MIndBauRl) als technische Baubestimmung ist es daher, die Mindestanforderungen an den baulichen und abwehrenden Brandschutz zu regeln. Dabei bedient sich die MIndBauRl auch des Rechenverfahrens nach DIN 18230-1 „Baulicher Brandschutz im Industriebau – Teil 1: Rechnerisch erforderliche Feuerwiderstandsdauer“. Seit der Novellierung der MIndBauRl im Juli 2014 obliegt es den Bundesländern, die Regelungen in die jeweilige Liste der technischen Baubestimmungen aufzunehmen.

Die Neuerungen betreffen Änderungen der Begrifflichkeiten sowie der Bewertungs- und Berechnungsverfahren. Insbesonders wird auf die neuen Begriffsdefinitionen der „Ebenen und Einbauten“ sowie auch auf die komplett überarbeiteten Anforderungen der Rauchableitung eingegangen. Das Seminar vermittelt die Inhalte der Muster-Industriebaurichtlinie sowie Grundzüge des Rechenschemas der DIN 18230-1. Erfahrungen aus Sicht der Feuerwehr mit dem Umgang der Industriebaurichtlinie runden das Seminar ab. Weitere Informationen/Anmeldung: vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. Geschäftsstelle Region Nord Sextrostraße 3–5, 30169 Hannover Tel. (0511) 98 42 25-15, Fax (0511) 98 42 25-19 gst-nord@vhw.de, www.vhw.de

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PRODUKTION HINTER „BILDSCHIRMFASSADE“ SWAROVSKI KRISTALLFABRIK, WATTENS/ÖSTERREICH

Bild 1.  In malerischer Kulisse: die neue Swarovski Kristallfabrik nahe dem hochfrequentierten Besucherareal

ATP architekten ingenieure Am Heimatstandort Wattens in Österreich eröffnet Swarovski in diesem Herbst die von ATP geplante Kristallfabrik der Zukunft. Mit ihrer besonderen „Bildschirmfassade“ erhielt das Werk ­einen industriell-ästhetischen Look am hochfrequentierten Besucherareal. Die neue Kristallfabrik antwortet durch ihre disziplinierte formale Gestaltung auf die rasanten Entwicklungen und Erfordernisse der Digitalisierung und Industrie 4.0: Großzügige Flächen, ausreichende Höhen und flexible Erweiterungszonen erlauben ein Arbeiten an modernen Maschinen und Robotern. Der gesamte Herstellungsprozess wird flexibler und agiler als bisher und unter einem Dach gebündelt.

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Raumordnungskonzept als Basis Integraler Planung Im Zuge von Erweiterungsmaßnahmen bei Swarovski am Standort Wattens entwickelte ATP im Jahr 2015 gemeinsam mit dem Bauherrn ein umfangreiches Raumordnungskonzept. Auf dieser Basis wurden die Architekten und Ingenieure mit der Integralen Planung der Kristallfabrik beauftragt. Diese Aufgabe umfasste ein mehrgeschossiges Produktions- und Bürogebäude (Geb. DR) mit Anbindung per Brücke an eine bestehende Produktionshalle (Geb. DE) sowie die Erweiterung des Bestands um ein Modul. Die Planungs- und Bautätigkeiten für die Teilprojekte der Gebäude DR und DE erreichten Ende 2018 die Zielgerade. Mit der Fertigstellung der derzeit noch im Bau be-

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Bild 2.  Ansicht von Norden

Bild 3.  Ansicht von Süden

Bild 4.  Ansicht von Osten (Grafiken 2–4: ATP)

Lage, Gebäudeform und Integration Die ca. 22.000 m2 große Kristallfabrik liegt verkehrsgünstig direkt an der Autobahnausfahrt der A12 bei Wattens. Sie entstand jedoch nicht auf der „grünen Wiese“, sondern wurde sensibel in das Firmengelände eingepasst und intelligent in die bestehende Infrastruktur integriert. In ihrem Entwurf erdachten die Planer den modernen Industriebau wie ein städtebauliches Belebungselement. Die entstehenden Vorteile machten sie sich für die Funk­ tionalität zunutze. Die Gebäudeform der Kristallfabrik wird nach Norden hin höher, um dem Raumerfordernis für

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die Maschinen- und Roboteraufstellungen der Industrie 4.0 mitsamt einer Kranhalle und zusätzlichen Büro- und Lagerflächen gerecht zu werden. Besonders ausgeklügelt: die Absenkung des Gebäudes. Um die erforderliche 2-Geschossigkeit zu erreichen und dennoch die Limitierung der Attikahöhe einzuhalten, gräbt sich das Gebäudevolumen in den Boden ein, was einen weiteren Vorteil mit sich bringt: Auch der Ladehof auf der Ostseite des Werkes ist somit abgesenkt und der An-/Ablieferungsbetrieb vom hochfrequentierten Besucher­areal aus nicht zu sehen.

Fassade Gekleidet ist das moderne Industriegebäude in eine großflächige Glasfassade (4.700 m2), die durch den ästhetischindustriellen Look nicht nur ein ruhiges Bild, sondern

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findlichen zwei Projekte und der großflächigen Fassaden­ sanierung des zugeordneten Bestandsgebäudes wird das Raumordnungskonzept bis zum Jahr 2020 abgeschlossen sein.

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Bild 5.  An der Ostseite befindet sich die großflächige „Bildschirmfassade“

gleichzeitig eine angenehme Arbeitsatmosphäre für die Mitarbeiter schafft. Denn die großen Fenster fluten die Produktions- und Büroflächen mit natürlichem Tageslicht und erzeugen sowohl thermischen als auch visuellen Komfort – ein Ambiente, das in gewöhnlichen Fabrikhallen selten zu finden ist. Die Ost-Fassade der Kristallfabrik wird durch die filigrane Glasfront des „Bildschirms“ dominiert. Dieses überdimensionale, ca. 360 m2 große Fenster nimmt die eindrucksvolle Landschaft des Inntals im wahrsten Sinne des Wortes „in sich auf“ und spiegelt sie wider, ohne das Innenleben dahinter preiszugeben. Wenn man tagsüber von Osten auf das Gebäude zufährt, spiegelt man sich vor dem Panorama des Inntals im Gebäude. Schlanke Profile und minimierte Sprossenbreiten lassen die einzelnen Glaselemente wie eine zusammenhängende Fläche wirken, die auf ihre Außenwelt reagiert. Nachts erscheint ein anderes Schauspiel im „Bildschirm“: Durch den innenliegenden Blendschutz und die getönten Scheiben beginnt er zu „glimmen“ und schützt damit auch den Spätschichtbetrieb vor Einblicken in die Herstellungsprozesse. „Mit der markanten bildschirmförmigen Glasfront hat das Industriegebäude ein Fenster, das ein Geheimnis bewahren kann. Es ist uns mit der Fassade gelungen, die ästhetisch hohen Ansprüche des Areals zu erfüllen, ohne Einblick in den allzu sensiblen Prozess im Inneren zu gewähren“, erklärt Paul Ohnmacht, Head of Design in Innsbruck, das gestalterische Konzept des Industriebaus. Dabei wurden sowohl die Glasfront als auch die an der gesamten Fassade wiederkehrenden beweglichen, lichtlenkenden Aluminium-Großlamellen so ausgeklügelt konzipiert, dass der Verarbeitungsprozess der hochwertigen SwarovskiKristalle im Inneren des Werks trotz natürlicher Belichtung ein gut behütetes Geheimnis bleibt.

Bild 6.  Die Gebäudeform wird nach Norden hin höher; das Volumen gräbt sich ostseitig in den Boden ein

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Bild 7.  Ca. 1.500 LED-Leuchten sorgen für die notwendige Helligkeit

Auch das Beschattungssystem aus vorgesetzten drehbaren und senkrecht montierten Alulamellen erzeugt tagesund witterungsabhängig unterschiedliche Erscheinungsbilder der Fassade.

Tragwerk Das Dachtragwerk der neuen Kristallfabrik besteht aus Stahlfachwerken, die mit Pfetten und Verbänden aus Stahl kombiniert sind. Die großen Spannweiten von 19,50 m in der Hauptkonstruktion und 20,50 m in der Sekundärkonstruktion rüsten das Gebäude für die räumlich hohen Ansprüche der modernen Maschinen und Roboter. Im Erdgeschoss der gesamten Halle bzw. im 1. und 2. OG des Kopfbauwerks halten Fertigteilstützen und Ortbetonwände die filigrane Flachdecke. Die Bodenplatte fungiert als Geschossdecke und spannt als Fachdecke auf Pfahlgründungen. Mit einer Spannweite von 19 m beherbergt der Produktionssaal auch eine Kranhalle. Die darin eingebaute massive Betondecke wurde durch einen Schwingungsgutachter eigens für die Aufstellung großer Roboter bemessen. Sie verhindert auch, dass die von den Maschinen ausgehenden Vibrationen in die darunterliegende Kristall-Aussuchzone übertragen wird, sodass man dort störungsfrei arbeiten kann.

Technische Gebäudeausrüstung Insgesamt findet man in der 22.000 m2 großen Gebäudeeinheit mehr als 29.570 m Rohre – 1.253 davon Grundleitungen. Das Produktionsgebäude verfügt über einen runden Lüftungskanal mit 2.963 m Länge von und einen 6.270 m langen eckigen Lüftungskanal. Die Kühlleistung der eingebauten Technik liegt bei 1.689 KW – ähnlich hoch ist mit 1.923 KW auch die Heizleistung. Besonders nachhaltig: Der Wasserbedarf der Kühlanlagen wird über das Grundwasser gespeist – die Abwärme der Lüftungsanlagen wiederum ins System zurückgeführt. Ca. 200 km Elektrokabel wurden verlegt. Im gesamten Gebäude wird ausschließlich Ökostrom verwendet, der u. a. in den Swarovski-eigenen Wasserkraftwerken generiert wird. Der hohe Lichteintrag durch die Glasfassade verbessert nicht nur die Arbeitsatmosphäre maßgeblich, sondern

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nicht nur die Planungszeit deutlich transparenter gestaltet werden, sondern auch präzisere Vorhersagen für die Bauund Betriebskosten waren möglich. Die besondere Herausforderung, die aus der geforderten hohen Qualität unter Berücksichtigung des laufenden Betriebs bestand, war nur mit der effizienten Integralen Planung (mit BIM) aus einer Hand durch das eingespielte Planungsteam ökonomisch zu bewältigen.

Bild 8.  Fabrikfassade mit Beschattungssystem im ästhetisch-industriellen Look. (Fotos 1, 5–8: ATP/Bause)

vermindert zudem den Kunstlichteinsatz. Sollten die Witterungsbedingungen es dennoch erfordern, sorgen die ca. 1.500 Leuchten und ca. 500 Sicherheitslampen für die erforderliche Helligkeit. Die langgezogenen Lichtbänder beleuchten die Halle zusätzlich. Im gesamten Gebäude kamen ausschließlich LED-Leuchtmittel mit Zonensteuerung zum Einsatz.

Nachhaltigkeit Durch die ökologische Bauweise ergibt sich im Zusammenspiel mit der hochwertigen Fassadengestaltung als Blickfang eine wertvolle Markenstärkung für den Standort Wattens, denn die Kristallfabrik ist auf die hohen EU-Standards ausgerichtet. Den Prozess zur Erlangung eines LEED-Zertifikats (Herbst 2019) begleitet die ATP-eigene Forschungsgesellschaft für nachhaltiges Bauen, ATP sustain, auf deren Empfehlungen der Bauherr zahlreiche Maßnahmen in die Realisierung hat einfließen lassen. So wurden neben der ökologisch wertvollen Herangehensweise im Bereich der TGA beispielsweise die überschüssigen Aushubmassen für eine öffentliche zugängliche Streuobstwiese mit Obstgarten genutzt. Dank der engen Abstimmung mit einem örtlichen Baubiologen wachsen heute auf der begrünten Außenfläche heimische Pflanzen. Auch die gesamte Dachfläche ist extensiv begrünt. Regenwasser kann über eigens eingebrachte „Sickerboxen“ lokal unter Terrain versickern.

Bautafel Neubau Swarovski Kristallfabrik, Wattens, Österreich ■■  Bauherr: D. Swarovksi & Co. KG ■■  Integrale Planung: ATP architekten ingenieure (Innsbruck) ■■  Gesamtprojektleiter: Peter Jacob ■■  Architekt: Arthur Staudacher ■■  Head of Design: Paul Ohnmacht ■■  Baubeginn: 11/2016 ■■  Fertigstellung: 11/2018 ■■  BGF: 22.000 m2 ■■  BRI: 112.000 m3 Weitere Informationen: ATP architekten ingenieure, Innsbruck ATP Innsbruck Planungs GmbH Heiliggeiststraße 16, A-6010 Innsbruck/Österreich Tel. +43 (512) 53 70-0, Fax +43 (512) 53 70-21 94 info_ibk@atp.ag, www.atp.ag

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Integrale Planung mit BIM „Aus unserer langjährigen Erfahrung mit der BIM-Technologie wussten wir, dass die Erfassung sämtlicher Daten der Bestandsgebäude in einem digitalen Zwilling das Leben aller Projektbeteiligten erleichtern würde“, so Gesamtprojektleiter Peter Jacob über die konsequente Anwendung eines BIM-Modells. Durch die konzentrierte Eingabe aller Planungsparameter im digitalen Gebäudezwilling konnten die Planer das BIM-Modell in weiterer Folge bei allen Anschlüssen an die Bestandgebäude für eine übergreifende Planung einsetzen und enormen Mehrwert daraus ziehen. Eine gemeinsame Kollisionsprüfung mit dem Bauherrn ermöglichte eine konsequente Abstimmung mit den bauherrenseitigen Maschinenplanern. Durch die intensive Bauherrenbegleitung und das gemeinsame Arbeiten am virtuellen Gebäudemodell konnte

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FUSION AUS FUNKTION, FORM UND MATERIAL WERKHOF KREIS 3 DES TIEFBAUAMTS BASELLAND, SISSACH/SCHWEIZ

Bild 1.  Der neue Werkhof in Sissach besticht durch seine gelungene Kombination von Funktion, Material und Form.

VOSS Architects/Ebeling Architekten Am Rande des Industriegebietes in Sissach in der Schweiz hat das Tiefbauamt Baselland mit dem Ersatzneubau seines Werkhofes eine moderne und zweckmäßige Infrastruktur für den Betrieb und Erhalt der Kantonsstraßen im östlichen Baselgebiet erhalten. Der neue Werkhof ist ein filigraner Holzbau, der von den lokalen Landwirtschafts- und Gewerbebauten inspiriert ist. Für den Ersatz des bestehenden Werkhofs Kreis 3 des kantonalen Tiefbauamts in Sissach wurde 2015 ein offener Architektur-Wettbewerb ausgeschrieben. Die ARGE Werkhof Sissach hatte sich mit ihrem Entwurf gegen 77 eingereichte Projekte durchgesetzt. Bei dem Ersatzneubau nach Plänen der Arbeitsgemeinschaft VOSS Architects mit Ebeling Architekten zusammen mit ZPF Ingenieure und Rapp Architekten han-

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delt es sich um ein vergleichsweise großes, trotzdem schlankes und gut in das Sissacher Umfeld integriertes, gelungenes Holzgebäude.

Gebäudestruktur Unter dem allseitig auskragenden Satteldach gliedert sich das in erster Linie auf Funktionalität ausgelegte Gebäude entsprechend der drei untergebrachten Hauptbereiche. Der Grundriss ist dabei in Ost-West-Richtung nach beheizten und unbeheizten Räumen, Personalbereich/Werkstätten, Einstellhalle und Außenlager organisiert. Über die bedachten Außenräume sind die Nutzungsbereiche von Norden und Süden her zugänglich. Die Einstellhalle kann beidseitig angefahren werden und bietet so große Nutzungsflexibili-

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tät. Eine innere Erschließungsachse verbindet Einstellhalle und Werkstätten mit den Personalräumen und diese über eine vertikale Erschließung mit der Administration. Das von weitem gut sichtbare Salzsilo ist an die Formensprache der historischen Salinengebäude im Baselland angelehnt und setzt einen Akzent zum langgestreckten Dach des Gebäudevolumens und seiner Umgebung.

Tragwerk und Hülle Tragwerk und Hülle bestehen aus Buchen- und Fichtenholz, das gezielt entsprechend seinen Eigenschaften eingesetzt wurde. Mit dieser Holz-Kombination konnte die Höhe der Tragkonstruktion durch die Minimierung der Querschnitte optimiert werden. Dadurch wurden Kosten reduziert und eine entsprechend gute CO2-Bilanz erreicht. Aber nicht nur Materialverbrauch und Kosten verminderten sich, die Holz-Kombination ermöglichte auch ein graziles Tragwerk unter einem weit auskragenden Satteldach. Ein betonierter Massivbau bildet die Grundlage und das Fundament des Gebäudes. Die Tragstruktur des 100 m langen Baus besteht aus einem Sparrendach, Längsbalken, Stäben und Stützen. Für das Haupttragwerk wurde hoch druckfestes Buchenfurnierschichtholz verwendet. Es trägt das 2.900 m2 große Satteldach. Die auf Biegung beanspruchten Sparren bestehen aus Fichtenholz. Eine Metalldeckung schließt die Dachkonstruktion ab. Die Wände wurden aus OSB-Platten gefertigt.

Bild 2.  Ansicht Westseite des Gebäudes mit überdachtem Außenlager und Salzsilo

Die Lastabtragung des Sparrendaches erfolgt über die Dachfläche, die Längsbalken und die Stützen. Die horizontale Aussteifung wird durch Windverbände im Bereich der Wände und über die Dachfläche gewährleistet. Die Räume sind unabhängig von der Primärtragstruktur aus vorfabrizierten Wand- und Deckenelementen erstellt. Buchen- und Fichtenholz, OSB-Platten, Beton und Metall wurden weitgehend unbehandelt verwendet, sodass

Building Information Management. Bauen wird digital. WOLFF & MÜLLER setzt auf Building Information Management. Mit Building Information Management gehen wir einen gemeinsamen Weg, um den Planungs- und Bauprozess für alle Beteiligten transparenter, schneller und effizienter zu gestalten. Durch das übergreifende Management digitaler Informationen können wir die realen Abläufe auf der Baustelle deutlich optimieren und besser aufeinander abstimmen. So bauen wir partnerschaftlich immer effektiver und innovativer. Mehr erfahren Sie auf www.wolff-mueller.de | WOLFF & MÜLLER – Bauen mit Begeisterung

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Bild 3. Gebäudekonstruktion

Bild 4.  Ansichten und Schnitte

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Bild 5. Lageplan

die Eigenschaften des Materials dem Bau seinen Charakter geben. individuell. effizient. modular.

Zeitsparend und flexibel Die einfache Tragstruktur garantierte eine effiziente Bauweise bei höchstmöglicher Flexibilität. Das unkomplizierte Konstruktionskonzept erlaubte eine Rohbauzeit von nur drei Monaten. Insgesamt dauerte der Bau etwas weniger als ein Jahr. Nicht nur dadurch wurden Kosten eingespart. Alle Installationen sind sichtbar ausgeführt, können also jederzeit ohne übermäßigen Aufwand erweitert oder ausgetauscht werden.

Historischer Kontrapunkt Von weitem sichtbar sticht das 24 m hohe Salzsilo ins Auge, das das Dach wie ein angespitzter Stein durchbricht. Die Form des Silos, kombiniert mit der hölzernen Verkleidung, erinnert an die historischen Solebohrtürme von 1930 im unteren Kantonsteil. Es setzt damit ein weit sichtbares Zeichen im heterogenen Industriegebiet.

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Fazit Das Straßennetz des Kantons Basel-Landschaft umfasst 450 km Länge und wird von drei Werkhöfen des Tiefbauamtes unterhalten. Der Werkhof für den Kreis 3 befindet sich am Rande des Industriegebietes in Sissach und zeigt beispielhaft auf, wie aus einer zweckorientierten Bauaufgabe ein architektonisch und konstruktiv anspruchsvolles

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Bild 6.  Das Satteldach kragt allseitig extrem aus und schützt so den Außenbereich (Fotos 1, 2, 6: Barbara Buehler)

Bild 8.  Untersicht des Salzsilos (Grafiken/Fotos 3–5, 7, 8: VOSS ­Architects/Ebeling Architekten)

Projekt entwickelt werden kann. Das kantonale Tiefbauamt in Sissach erhält mit dem neuen Mehrzweckgebäude einen zweigeschossigen Verwaltungsbereich mit Werkstätten, einer Fahrzeughalle und einem Außenlager – alles durchgängig regengeschützt unter einem Dach. Sämtliche Bereiche sind von allen Seiten begeh- und nutzbar. Dank

seiner direkten Lage an der Autobahn A2/A22 sowie der Ortszufahrt ist der Werkhof hervorragend an das örtliche Verkehrsnetz angebunden und ist Basis einer modernen und zweckmäßigen Infrastruktur für den Betrieb und Erhalt der Kantonsstraßen im östlichen Baselbiet.

Bautafel Neubau des Werkhofs Kreis 3 Sissach, Schweiz ■■  Bauherr: Bau- und Umweltschutzdirektion Kanton BaselLandschaft, vertreten durch das Hochbauamt ■■  Nutzer: Tiefbauamt Kreis 3 ■■  Architektur: ARGE Werkhof – Ebeling Architekten GmbH, ­Basel/Voss Architects GmbH, Basel ■■  Generalplaner: Rapp Architekten AG, Münchenstein ■■  Projektierung: 2016 ■■  Ausführungsplanung: 2017 ■■  Realisierung: 03/2018–12/2018 ■■  Bezug: 01/2019 ■■  Gesamtkosten: 8,18 Millionen CHF

Weitere Informationen:

Bild 7.  Die Einstellhalle ist von beiden Längsseiten befahrbar

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VOSS Architects Vogesenplatz 1, CH-4056 Basel/Schweiz Tel. +41 (7744) 591 94 info@vossarchitects.com, www.vossarchitects.com

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Lokstedter Bürogebäude lässt traditionelle Mauerziegel eindrucksvoll in Erscheinung treten Im Hamburger Stadtteil Lokstedt fügt sich ein neues Bürogebäude der ortsansässigen Architekten Andreas Pflügelbauer und Julian Scheffczyk gekonnt in sein bauliches Umfeld ein. Die Herausforderung bei Planung und Bau des Objektes lag in dem speziellen Grundstückszuschnitt: Dieses ist deutlich länger als breit. Damit eine gewerbliche Nutzung nach der Fertigstellung ohne Abstriche möglich ist, wurde die besondere Grundform schon bei der architektonischen Gestaltung und Innenraumplanung berücksichtigt. Als Baustoff kamen massive Mauerziegel zum Einsatz. Feinkörniger heller Kratzputz, hochformatige gleichmäßig angeordnete Fensteröffnungen sowie das steil aufragende Walmdach greifen Architekturelemente der umgebenden Bauwerke auf. In der radikalen formalen Vereinfachung aller Bauelemente jedoch führt der Entwurf mitten hinein in die Architektur der Moderne. Niedrigere Fensterhöhen sowie ein breiteres Putzband gestalten das sockellose Erdgeschoss. Bis zu sechs autarke Einheiten können abgetrennt und von dem zentral liegenden Treppenhaus erschlossen werden. Bei einer Gebäudebreite von knapp unter 7 m gibt es keine Belichtungsprobleme – der Raumaufteilung sind diesbezüglich also kaum Grenzen gesetzt. Vorzufinden sind sehr individuell angepasste Grundrisse: von durchgesteckten Großräumen bis hin zu Einzelräumen, die über einen seitlichen, langgestreckten Gang miteinander verbunden sind. Allen Konzepten gemeinsam ist das großzügig über die Nordfassade einfallende Tageslicht. Die Wände bestehen – ganz in der Ziegeltradition Hamburgs – aus massivem Mauerwerk. Der Stahlbeton steckt wie üblich in der Bodenplatte, der Gründung sowie den Geschossdecken und dem Treppenhaus. Ansonsten wurde die Außenfassade nahezu komplett mit einem wärmegedämmten Hochleistungsziegel, dem Unipor WS07 Coriso-Mauerziegel, erstellt. Dass dies das bessere Konzept

Bild 1.  Modernes Bürogebäude in Ziegelbauweise: Im Hamburger Ortsteil Lokstedt wurde getreu regionaler Verbundenheit zum Mauerwerk ein Bürogebäude aus hochwärmedämmenden Unipor-Ziegeln errichtet

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Bild 2.  Bei der Innenraumplanung findet sich die besondere Grundform des Neubaus wieder: So erschließen lange Flure die Büroräume; zudem leistet der Unipor WS07 Coriso-Mauerziegel einen hohen Schallschutz und schirmt die Innenräume effektiv vor Außenlärm ab (Fotos: Unipor/ München)

als Stahlbeton ist, davon sind die Architekten und auch die bei der Erstellung beteiligte Baufirma Elbe-Bau-Contor (Hamburg) überzeugt. Mauerziegel werden in der Umgebung gefertigt, sind somit ökologisch sinnvoll. Die für das Bürogebäude im Rütersbarg benötigten Ziegel lieferte das Ziegelwerk Otto Bergmann aus dem Kalletal, ein Mitglied der Unipor-Gruppe. Zudem ermöglicht die rein mineralische Dämmstoff-Füllung in den Ziegel-Hohlkammern auch in Zeiten verschärfter EnEV-Vorgaben monolithische Wandkonstruktionen. Für die Coriso-Dämmung wird Mineralwolle zu einem Dämmstoff verarbeitet. Dieser ist diffusionsfähig und hervorragend recyclebar, steht also für gesundes und ökologischen Bauen gleichermaßen. Der Gesamtaufbau der Außenwände ist klassisch: 1,5 cm Kalkinnenputz, der 36,5 cm breite Unipor WS07 Coriso-Mauerziegel sowie 2 cm Unterputz mit 1,5 cm Oberputz als Kratzputz. So etwas sieht man im Umfeld in ähnlicher Ausführung, wobei jedoch die historischen Vorbilder mangels Hochleistungs-Dämmziegeln bauphysikalisch weder im Schall- noch Wärmeschutz mithalten können. Mit einer monolithischen Ziegelkonstruktion auf 41,5 cm einen UWert von 0,184 W/(m2K) zu erreichen – davon konnten Architekten früher nur träumen. Bei der langgestreckten Gebäudegeometrie ist solch ein niedriger U-Wert aufgrund des ungünstigen A/V-Wertes energetisch auch fast zwingend vorgegeben. Um 0,184 W/ (m2K) im Außenmauerwerk zu erreichen, genügt es nicht, lediglich den Unipor WS07 Coriso-Mauerziegel „Stein auf Stein“ zu setzen. So sind z. B. die Fensterlaibungen mit

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung Bautafel Bürogebäude Rütersbarg 52, 22529 Hamburg ■■ ■Bauherr: GbR Rütersbarg, Elbe-Bau-Contor GmbH, 22529 Hamburg ■■ ■Planung: Andreas Pflügelbauer, 22529 Hamburg, Rütersbarg 52 ■■ ■Außenwandbaustoff: Unipor WS07 Coriso in 36,5 cm, Zulassung Z-17.1-1074 ■■ ■Ziegellieferant: Ziegelwerk Otto Bergmann GmbH, 32689 Kalletal, Mitglied der Unipor-Gruppe ■■ ■Verarbeiter Mauerwerk: Nehrmann GmbH, 23826 TodesfeldeVoßhöhen ■■ ■Grundstücksfläche: 694 m2 ■■ ■Nutzfläche gesamt: 612 m2 ■■ ■Wärmeversorgung: Luft-Wärmepumpe ■■ ■Errechneter Jahresheizwärmebedarf: 60,6 kWh/(m2a) ■■ ■Dämmwert Außenwand (U-Wert): 0,184 W/(m2K) ■■ ■Bauzeit: Juli 2018 bis April 2019 ■■ ■Baukosten: ca. 1,5 Millionen €

Wärmedämmputz ausgeführt und auch das große Angebot an Sonderbauelementen wurde intensiv genutzt, wie dreiteilig kompakte Ziegel-Wärmedämmstürze und Deckenabmauerziegel der Unipor-Gruppe.

Beim energetischen Gesamtkonzept ist man mit einem hochwärmegedämmten Außenmauerwerk bereits auf der sicheren Seite, ohne hierbei eine Luft-Wärmepumpe als rein flankierende Maßnahme abzuwerten. Auch solche Bausteine gehören, zusammen mit u. a. hochwärmegedämmten Fensterkonstruktionen, zum Gesamtpaket einer energetisch verantwortungsbewussten Architektur. Bei der Bestellung der Mauerziegel vermisste der Hersteller sicherlich die Chargen für das Innenmauerwerk. Wie so häufig jedoch steht bei Gewerbebauten die flexible Nutzung im Vordergrund. So auch bei diesem Vorhaben: Der Trockenbau machte daher das Rennen. Beim Ziegelmauerwerk denkt man in größeren Zeitfenstern und so findet man dieses überall dort, wo es am wichtigsten ist: in der Außenfassade des neuen Bürogebäudes. Peter Gahr

Weitere Informationen: UNIPOR Ziegel Gruppe Landsberger Straße 392, 81241 München Tel.: 089 749867-0 marketing@unipor.de, www.unipor.de

Seminargebäude in Modulbauweise Die 16.000 Studierenden der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg brauchen adäquate Gebäude zum Lernen und Forschen. Seit Jahren schon vertraut die Universität dabei der ALHO Modulbauweise. Nach dem 2012 errichteten Büro- und Seminargebäude sowie zwei Labor- und Forschungsgebäuden für die European Medical School auf dem Campus Wecheloy von 2017 ist nun das vierte hochwertige ALHO-Bauwerk – diesmal auf dem Campus Haarentor – entstanden. Bei dem neuen Seminar- und Verwaltungsgebäude agiert die Universität selbst als Bauherr. Wie bereits bei den beiden Labor- und Forschungsgebäuden von 2017 zeichnet bei dem neuen Bauwerk das Oldenburger Architekturbüro SEK Architekten Simon Exner Kersten für den Entwurf verantwortlich. „Die enorme Schnelligkeit und vor allem die große Gestaltungsvielfalt, die sich mit den präzise vorgefertigten ALHO Modulen umsetzen lässt, sind für uns als Architekten die wohl größten Vorteile“, so Architekt Christian Kersten. Das zweigeschossige Seminar- und Verwaltungsgebäude beherbergt auf einer Bruttofläche von ca. 880 m2 das Sprachenzentrum sowie die Räume für den Psychologischen Beratungsservice der Universität. Im Erdgeschoss sind auf einer Seite der zentral angelegten Erschließungszone sieben Arbeitsräume für das Sprachenzentrum, ein Raum für die Leitung und das Sekretariat, drei komfortable Büroräume sowie sanitäre Anlagen und eine Teeküche untergebracht. Im 1. OG befinden sich die Räume des Psychologischen Beratungsservices mit einem großen hellen Gruppenraum gegenüber den Einzelberatungsräumen und ihren Wartebereichen. Hier wurden Vorgaben der gedämmten Raumakustik durch schalldichte Wände und Türen und gestalterische Besonderheiten, wie gedeckte Farben und Ku-

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Auf dem Campus Haarentor ist ein neues modulares Gebäude für das Sprachenzentrum und den Psychologischen Beratungsservice der Universität in Modulbauweise realisiert worden (Foto: ALHO Holding GmbH)

gelgarnfußböden, baulich umgesetzt. Ein großer Seminarraum, weitere Verwaltungsbüros und Sanitärzonen komplettieren das Raumangebot. Weitere Informationen: ALHO Holding GmbH PF 1151, 51589 Morsbach Hammer 1, 51598 Friesenhagen Tel. (02294) 696-111, Fax (02294) 696-277 info@alho.com, www.alho.com

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung

Innovative Lösung für den Wirtschaftsbau Mit dem neuen BosT-System (Bauen ohne separates Tragwerk) bietet Hebel eine innovative Lösung für den Bau von Kopf-, Anoder Systembauten und ist ideal für Stahlbauer sowie Generalund Bauunternehmer, die auf hohe Wirtschaftlichkeit und Qualität setzen. Die einfache Montage der Porenbetonplatten ermöglicht eine schnelle, unkomplizierte Umsetzung von Bauprojekten, ohne die eigenen Produktions- oder Montagekapazitäten zu belasten. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Einsätze von Montagekolonnen genauestens kalkuliert sein. Mit der Hebel Lösung können mehr Projekte in der gleichen Zeit mit derselben Mannschaft erstellt werden. Eine Montagekolonne mit drei Personen reicht aus, um ein Gebäude (30 m2 Grundfläche, 5 m Höhe) innerhalb eines Tages zu errichten. Manfred Streng, Geschäftsführer Vertrieb Hebel: „Optimal ist unsere neue Bauweise für Bauunternehmen, die in kurzer Zeit hochfunktionelle, stabile, brandsichere Gebäude erstellen wollen.“

Das Bauprinzip Die Seitenwände setzen sich aus großformatigen Porenbeton-Wandplatten zusammen. Die bewehrten Montagebauteile sind tragend und werden mit entsprechendem Überbindemaß, vergleichbar dem Mauerwerk, montiert.

Durch das Auftragen von Dünnbettmörtel werden die Platten miteinander verklebt. Die hochwertige Gebäudehülle steht innerhalb kürzester Zeit und kann ohne aufwendige Folgearbeiten sofort in Betrieb genommen werden.

Große Effekte Durch den Wegfall des Tragwerks werden von vornherein 15 bis 30 % der Rohbaukosten eingespart. Die Personalund Zeitersparnis ist enorm: Es entfällt nicht nur die Errichtung eines Tragwerks, zusätzlich die Montage geht dank der passgenau vorproduzierten Bauteile sehr einfach von der Hand. Das bedeutet z. B. keine aufwendig zu entsorgenden Reste und Verschnitte.

Vielfältige Anwendung Das Bauprinzip kommt in vielfältigen Anwendungsgebieten zum Einsatz. So können Nutzgebäude, wie Sprinklerzentralen, Energiezentralen, Blockheizkraftwerke (BHKW) oder kleinere Gewerbeeinheiten, erstellt werden. Insbesondere nachträglich geplante Räumlichkeiten im Rahmen von Halleneinbauten oder An- und Nebenbauten sind möglich. Das System eignet sich ebenso hervorragend für die Erstellung brandsicherer Einbauten sowie Wertstoff- oder Gefahrgutlager.

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Gebäude für Produktion/Weiterbildung/Verwaltung

Bild 3.  Die hohe Brandsicherheit der Wandplatten bietet ideale Voraussetzungen für die Lagerung und Abfüllung von Gefahrstoffen (Fotos: Xella)

bäude oder als direkter Anbau an z. B. eine Sporthalle konstruiert werden. Die Sozial- und Nebenräume werden in gleichbleibender Qualität, jedoch schneller, kostengünstiger und ohne zusätzlichen organisatorischen Aufwand realisiert. In Kombination mit der neuen Generation Wandplatten mit U = 0,26 W/(m2K) werden die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) für Gebäude mit einer Innentemperatur ≥ 19 °C mühelos und ohne zusätzliche Dämmung in einschaliger Bauweise erfüllt.

Gefahrgutlager als Anbau, Höfer Chemie

Bild 1.  BosT-Bauweise mit bewehrten Montagebauteilen: ideal für Sport- und Mehrzweckhallen

Einsatz bei Sport- und Mehrzweckhallen Neben den vielseitigen Anforderungen an die eigentliche Sporthalle steht die Ausführung der Umkleide-, Aufenthalts-, Sanitär- und Nebenräume im Fokus. Laut Leitfaden des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport zeigen sich hier bei Bestandsgebäuden oft allgemeine bautechnische Mängel, schlechte Wärmedämmung und Sanierungsbedarf. Die bewehrten Montagebauteile werden in der BosTBauweise errichtet und können als separat stehendes Ge-

Die am neuen Firmensitz eines Chemiebetriebs in Kleinblittersdorf bereits vorhandene, in Leichtbauweise erstellte Gewerbehalle eignete sich aufgrund der hohen Brandschutzauflagen nicht für die Lagerung und Abfüllung von Chemikalien. Man entschied sich daher für eine Erweiterung des Bestandsgebäudes um zwei Hallen aus Poren­ beton-Wandplatten, die mit dem tragenden BosT-System erstellt wurden. Die hohe Brandsicherheit der Wandplatten bietet ideale Voraussetzungen für die Lagerung und Abfüllung von Gefahrstoffen und überzeugte auch die Versicherung des Betriebs, die mit einer Prämienreduktion reagierte.

Schnell, wirtschaftlich und energieeffizient gebaut Weitere Einsparungen ergaben sich durch das relativ geringe Gesamtgewicht der Gebäudehülle. So konnte das Fundament kostenoptimiert erstellt werden. Gleichzeitig entfielen die Kosten für die Erstellung des separaten Tragwerks, was zudem den gesamten Bauablauf beschleunigte. Das BosT System punktete jedoch nicht nur durch seine schnelle und kostengünstige Bauweise. Auch die klimagünstigen Eigenschaften von Porenbeton waren ein wichtiges Argument. In den heißen Sommertagen steigen die Temperaturen in den Innenräumen nicht über 25 °C – optimale Voraussetzungen also für die Lagerung von Chemikalien. Weitere Informationen:

Bild 2.  Das Gefahrgutlager der Höfer Chemie GmbH in Kleinblittersdorf im Saarland wurde um zwei kleine Hallen aus Porenbeton-Wandplatten, die mit dem tragenden BosT-System erstellt wurden, erweitert

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Xella Aircrete Systems GmbH Düsseldorfer Landstraße 395 47259 Duisburg Telefon (06159) 59-303 info@hebel.de, www.hebel.de/bost-system

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Dachsysteme

Adrian Dobrat

Belüftet oder nicht belüftet? – Das Flachdach im Industriebau Das Flachdach ist bei Produktions- und Lagerhallen die bevorzugte Dachform. Mit vergleichsweise geringem planerischem Aufwand lassen sich selbst große Dachflächen realisieren. Dem Planer stehen mit der nicht belüfteten und der belüfteten Dachkonstruktion gleich zwei Ausführungsvarianten des Flachdachs zur Verfügung. Auch wenn sich die nicht belüftete Dachform in der Praxis weitgehend durchgesetzt hat, kann die belüftete Dachkonstruktion in einigen Fällen die richtige Wahl sein. In jedem Fall müssen Flachdächer – ob belüftet oder nicht – dauerhaft optimal abgedichtet sein. Dies ist mit der Verwendung von Kunststoffdachbahnen einfach und sicher möglich.

halb der Abdichtungsebene verlegt. Der Vorteil ist, dass der Dämmstoff die darunter liegende Abdichtung vor mechanischen Beanspruchungen und erhöhter UV Belastung schützt und Witterungseinflüsse wie Temperaturschwankungen minimiert. Allen voran muss der Dämmstoff unempfindlich gegenüber Wasseraufnahme sein; er muss für die Anwendung geeignet und zugelassen sein. Die Lage­ sicherung erfolgt beim Umkehrdach mit Auflast aus einer Kiesschüttung oder einer Dachbegrünung. Bei einem belüfteten Dach – früher Kaltdach genannt – handelt es sich um einen zweischaligen Dachaufbau. Die untere Schale bildet die Tragkonstruktion – beispielsweise aus Holz – auf der eine Dampfbremse und die Wärmedämmung aufgebracht werden. Über der Dämmung befindet sich der belüftete Dachraum. Über dem Dachraum schließt die obere Tragschale die Dachkonstruktion ab. Sie wird mit einer Trenn- bzw. Ausgleichschicht und der Abdichtung versehen. Die belüftete Dachkonstruktion verursacht einen höheren Planungsaufwand, denn die Verbindung zur Außenluft muss gewährleistet sein. Der Vorteil liegt in der Feuchteabfuhr durch geplante Hinterlüftung, die grundlegend für die Funktion dieser Konstruktion ist.

Holzkonstruktionen – lieber belüftet als unbelüftet Bild 1.  Kreative Leichtbauweise: Kunststoffdachbahnen ermöglichen viel Gestaltungsfreiheit bei der Flachdachkonstruktion – und bieten dauerhaften Schutz.

Der Unterschied zwischen einem belüfteten und nicht belüfteten Flachdach ist eine Lüftungsebene, z. B. zwischen Dämmstoff und Abdichtung. Sie soll Feuchtigkeit, die aus Diffusion, Konvektion oder Kondensation auftreten kann, zuverlässig nach außen abführen. Bei einem unbelüfteten Dach – früher Warmdach – handelt es sich um eine einschalige Dachkonstruktion. Der Vorteil des unbelüfteten Daches ist die Einfachheit seiner Konstruktion, die beispielsweise aus Stahltrapezprofilen oder Beton mit einer Dampfsperre unter der Dämmschicht bestehen kann. Die abschließende Schicht ist die Dachabdichtung. Mit Kunststoffdachbahnen lässt sie sich einlagig ausführen. Eine weitere Variante des unbelüfteten Flachdachs ist das Umkehrdach. Hierbei wird die Wärmedämmung ober-

Bild 2.  Bei einem Flachdach aus Holz bietet sich eine belüftete Dachkonstruktion an.

Grundsätzlich lassen sich Flachdächer unabhängig vom Konstruktionsmaterial in belüfteter und unbelüfteter Form ausführen. Allerdings müssen bauphysikalische Randbedin­ gungen eingehalten werden, sodass die Tragkonstruktion durch den Dachaufbau keinen Schaden nimmt. Während der Planung ist daher der Nachweis der feuchtetechnischen Funktion des Dachschichtenaufbaus zu berücksichtigen. Hierzu kann entweder eine nachweisfreie Konstruktion, ein einfacher Nachweis mithilfe des Periodenbilanzverfahrens oder ein Nachweis durch hygrothermische Simulation gewählt werden. Eine vermehrte Schadensanfälligkeit weisen nicht belüftete Flachdachkonstruktionen aus Holz und Holzwerkstoffen mit Vollsparrendämmung auf. Bei ihnen befindet sich z. B. die obere Holzschale häufig im Tauwasserbereich. Durch die dauerhafte Feuchtebelastung der Holzkonstruktion – egal ob aus Tauwasserausfall, Konvektion durch unsachgemäße Auswahl oder Verarbeitung der feuchte­

Bild 3.  Bei unbelüfteten Dächern liegen Dampfsperre, Wärmedämmung, Trennlage und Abdichtung ohne Belüftungsebene übereinander.

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Bild 4.  Beim Umkehrdach liegt die Wärmedämmung auf der Dachabdichtung. Die Abdichtung wird dadurch zusätzlich geschützt. (Grafiken 2–4: DUD und Mitgliedsunternehmen)

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Dachsysteme

Bild 5.  Das Dach als Kraftwerk: Die Abdichtung aus Kunststoffdachbahnen kann auch als Grundlage für eine PV-Anlage dienen.

Bild 7.  Anschlüsse, Durchdringungen und Details lassen sich mit Kunststoffdachbahnen einfach und langfristig sicher ausführen.

variablen Dampfbremse bis hin zum Feuchteeintrag während der Bauphase – können große Bauschäden entstehen. Ein nicht belüftetes Flachdach aus einer Holzkonstruktion mit Vollsparrendämmung erfordert deshalb nicht nur bei der Planung besondere Genauigkeit, sondern auch bei der Ausführung hohe Sorgfalt. Vor diesem Hintergrund erweist sich bei Flachdachkonstruktionen aus Holz eine gut geplante und ausgeführte belüftete Konstruktion als vorteilhaft. Die Lüftungsebene dieser Konstruktion kann auftretende Feuchtigkeit zuverlässig an die Außenluft abführen. Flachdachkonstruktionen aus Holz werden in der Technischen Regel für die Abdichtung genutzter und nicht genutzter Dächer mit Kunststoffund Elastomerbahnen des DUD hinsichtlich zu beachtender bauphysikalischer Bedingungen beschrieben.

setzen. Für Detailausführungen bieten die Hersteller zahlreiche Systemkomponenten an, um z. B. auch Dachdurchdringungen zuverlässig und dauerhaft systemgerecht abzudichten. Durch entsprechende Umweltproduktdeklarationen (EPDs) lassen sich die Produkte auch im nachhaltigen Bauen einsetzen.

Funktionssichere Abdichtung Sowohl belüftete als auch nicht belüftete Flachdachkonstruktionen benötigen eine zuverlässige und dauerhafte Abdichtung. Dafür stehen Ingenieuren und Architekten hochwertige, langzeitbewährte Kunststoffbahnen zur Verfügung. Sie bieten Funktionssicherheit mit langer Nutzungsdauer bei ressourcenschonender einlagiger Verlegung. Eine Vielzahl an Farbvarianten ermöglicht dem Planer zudem, mit der Abdichtung gestalterische Akzente zu

Flachdächer zusätzlich nutzen Flachdächer bieten die Option, sie mit einem Zusatznutzen zu versehen. Beispiele dafür sind großflächige Solaranlagen oder Dachbegrünungen. Die Abdichtung unter diesen zusätzlichen Nutzungen ist sehr gut mit Kunststoffbahnen realisierbar. Bei der Installation von Photovoltaikanlagen ist eine Verankerung der Photovoltaikmodule in der darunter liegenden Dachkonstruktion möglich. Unter Dachbegrünungen zeigen Abdichtungsbahnen aus Kunststoff ebenfalls ihre besonderen Stärken: Auch in diesem Anwendungsfeld wird die Abdichtung einlagig ausgeführt. Die eingesetzten Produkte sind ohne zusätzliche chemische Mittel dauerhaft rhizom- und wurzelfest, sodass die Abdichtung das Grundwasser nicht belastet.

Kunststoffdachbahnen sind Kunststoff- und Elastomerbahnen nach DIN EN 13956 auf Basis von Thermoplasten, thermoplastischen Elastomeren und Elastomeren. Sie können aus folgenden Werkstoffen hergestellt sein: ECB: Ethylencopolymerisat-Bitumen EPDM: Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer EVA/EVAC: Ethylen-Vinylacetat-Terpolymer/-Copolymer FPO: Flexibles Polyolefin (auf Basis PE oder PP) PIB: Polysobutylen PVC-P: Polyvinylchlorid (bitumenverträglich bv oder nicht bitumenverträglich nb) TPE: Thermoplastische Elastomere

Bild 6.  Durch eine große Farbvielfalt bei Kunststoffdachbahnen lässt sich die Abdichtung optimal auf das gesamte architektonische Gestaltungskonzept abstimmen.

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Kunststoffdachbahnen werden auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt, bei Alt- und Neubauten verlegt und können mechanisch befestigt, lose mit Auflast oder verklebt ausgeführt werden. Mit der Lagesicherung des Abdichtungssystems gegen Windkräfte wird gleichzeitig ein funktionstüchtiges Dach erstellt.

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Dachsysteme

Bild 8. Für die Lagesicherung kann auf einem Industriedach beispielsweise eine Kiesschüttung dienen.

Bild 9. Starke Grundlage für dauerhafte Sicherheit: Kunststoffdachbahnen bieten sich als Abdichtung unter einer Dachbegrünung an. (Fotos 1, 5–9: DUD und Mitgliedsunternehmen)

Fazit

stoffdachbahnen die Abdichtung aller Flachdächer zuverlässig und dauerhaft sicherstellen.

Nicht belüftete und belüftete Dächer sind zwei Varianten für die Ausführung von Flachdächern. Die nicht belüfteten Dächer haben sich dank ihrer Einfachheit in der Planung sowie ihrer Zuverlässigkeit in der Ausführung und Praxis bewährt. Belüftete Dächer haben sich bei bestimmten Dachkonstruktionen, z. B. aus Holz, als vorteilhaft erwiesen. Unabhängig von der Konstruktionsart können Kunst-

Weitere Informationen:

Dipl.-Ing. Adrian Dobrat Industrieverband der Produzenten von Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen DUD e. V. Ahastraße 7, 64285 Darmstadt Tel. (06151) 211 80, Fax (06151) 238 56 info@dud-ev.de, www.kunststoff-bahn.de

Konrad Bergmeister, Frank Fingerloos, Johann-Dietrich Wörner (Hrsg.)

Beton-Kalender 2020 Schwerpunkte: Wasserbau, Konstruktion und Bemessung

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Topaktuell: Hintergrundinformationen und Erläuterungen zu DIN EN 1992 Teil 4, Ausgabe April 2019 zur Bemessung der Verankerung von Befestigungen in Beton

Der Beton-Kalender 2020 bietet eine solide Arbeitsgrundlage und ein topaktuelles und verlässliches Nachschlagewerk für die fehlerfreie Planung von Betonkonstruktionen. Besonders aktuell sind die Erläuterungen zur Bemessung der Verankerung von Befestigungen nach Eurocode 2 Teil 4.

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Dachsysteme

Innovatives Flachdachzubehör Intensive Stark- und Dauerregen können erhebliche Schäden an Gebäuden verursachen sowie Menschen und Sachwerte gefährden. Ausgeklügelte Entwässerungssysteme für Flachdächer geben die notwendige Sicherheit. Die b/s/t GmbH Koch Kunststofftechnologie steht heute ganz unter dem Motto „Aus alt mach neu“ und präsentiert sich mit einem neuen, frischen Corporate Design. Nebst einem neu gestalteten Produktkatalog und Prospekten ist auch eine neue responsive Website mit userfreundlichem B2B Online-Shop und einem Online-Tool zur Berechnung der Notentwässerung entstanden. Nun „sieht“ das Unternehmen auch so, wie es sich versteht: Innovation gepaart mit Handwerk, Erfindergeist und Traditionsbewusstsein. Flachdächer müssen besonders im Industriebereich höchste Anforderungen erfüllen: Menschen, Gebäude, Industriegüter, Waren und Produktionsanlagen dürfen u. a. durch extreme Witterungseinflüsse nicht zu Schaden kommen. Die Folgen können für Unternehmen gravierend negative Auswirkungen und Verluste haben. Innovatives Flachdachzubehör ist daher ein wichtiger Baustein in dem Gesamtkonzept einer sicheren Flachdachkonstruktion. b/s/t bietet die komplette Bandbreite an Flachdachzubehör, kompetente Fachberatung und Planungsunterstützung und steht für unkomplizierte und maßgefertigte Lösungen, dauerhafte Qualität und einen verlässlichen Service. In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an Flachdächer durch verstärkte Umwelteinflüsse besonders erhöht. Starke Belastungen durch enorme Regenmengen und orkanartige Stürme mit „Schlagregen“ haben gerade bei älteren Flachdächern große Schäden und Kosten verursacht. Das hat zur Folge, dass bei den heutigen Flachdachkonstruktionen durch die neuen Flachdachrichtlinien optimale Sicherheit gefordert wird. Das umfassende b/s/t Sortiment an Notüberläufen deckt nahezu alle relevanten Entwässerungsaufgaben ab. Um Flachdächer selbst bei stärksten Regenmengen sicher zu entwässern, wurden u. a. Notüberläufe entwickelt, die eine Ablaufleistung von bis zu 13 Liter Wasser pro Sekunde aufweisen. Neben dem Standardprogramm an runden, rechteckigen sowie senkrechten Notüberläufen aus PVC und Aluminium werden auch rechteckige Notüberläufe von bis über 1 m Breite aus PVC, PE oder PP nach kundenspezifischen Maßen als Sonderteile gefertigt.

Bild 1.  Flachdachentwässerung mit b/s/t PVC Notüberlauf R

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Bild 2.  Der neue PVC Wasserspeier Premium für PVC- EVA Dachdichtungsbahnen

Ob es sich um Polypropylen-, Polyethylen-, PVC-, EVA- oder Polymerbitumen-Dachbahnen handelt – b/s/t liefert für fast alle hochwertigen Dachbahntypen entsprechende Einbauelemente für die zuverlässige Flachdachentwässerung. Neu ist z. B. der Premium Wasserspeier Flachdachentwässerung mit dem neuem b/s/t PVC Wasserspeier Premium für PVC- EVA Dachdichtungsbahnen mit werkseitiger Anschlussmanschette ohne Anstaukante. Perfekt vervollständigt wird das Entwässerungs-System durch die beiden bewährten b/s/t Kiesfangkörbe. Sowohl der Universal Kiesfangkorb als auch der Attika Kiesfangkorb passen sich durch einen Drehschraubenmechanismus flexibel unterschiedlichen Gully-Durchmessern von 70 mm bis 200 mm an. Dadurch sind die Kiesfangkörbe bei jedem Wetter sicher auf dem Flachdach fixiert und lassen sich ganz ohne Werkzeug im „Handumdrehen“ montieren und demontieren. Feldbefestiger fixieren Dachbahnen sicher – selbst bei extremen Windsituationen. Seit über 30 Jahren produziert und vertreibt b/s/t sehr erfolgreich Feldbefestiger für PVC- und EVA-Dachbahnen. Viele Millionen Stück wurden bisher bei den unter­ schiedlichsten Flachdachkonstruktionen erfolgreich verarbeitet. Auch als Kombisysteme im Rand- und Eckbereich sowie in Verbindung mit den Blitzableiterhalterungen oder zur Attikabefestigung und auch an senkrechten Flächen wird das System wirtschaftlich eingesetzt. Durch die naht­ unabhängige Montage entfallen zusätzliche Überlappungsnähte – das spart Material und Zeit. Die Dachbahn kann vollflächig verlegt und erst anschließend fixiert werden. Bei kleineren Dachflächen oder Containern werden auch vorkonfektionierte Dachabdichtungen unabhängig vom Sparrenabstand bzw. der Balkenlage sicher und schnell befestigt. Besonders vorteilhaft ist die einfache und unkomplizierte Nachbefestigung von vorhandenen Dachabdichtungen bei Sturmschäden und Sanierungen.

Weitere Informationen: b/s/t GmbH Koch Kunststofftechnologie Nordstraße 1, 83253 Rimsting/Chiemsee Tel. (08051) 69 09 70, Fax (08051) 69 09 79 info@bst-gmbh.de, www.bst-gmbh.de

Bild 3.  b/s/t Attika- und Universalkiesfangkorb (Fotos: b/s/t GmbH)

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Dachsysteme

Bester Schallschutz für Stahlleichtdachkonstruktionen durch Flachdachdämmung aus Steinwolle Wird eine Halle neu errichtet oder ein Hallendach saniert, müssen sich Planer und Dachdecker frühzeitig mit der Frage befassen, wie die am Standort geltenden Anforderungen an den Schallschutz konstruktiv zu erfüllen sind. Die Annahme, dass alle infrage kommenden Wärmedämmungen für ein Flachdach automatisch auch für einen ausreichenden Schallschutz sorgen, ist nicht haltbar. Als erster Hersteller von Flachdachdämmungen hat die DEUTSCHE ROCKWOOL Schallprüfungen mit AkustikTrapezprofil und verschiedenen Dachaufbauten durchgeführt, deren Ergebnisse Aufschluss geben über die durch unterschiedliche Dämmstoffe und Dachabdichtungen zu erzielenden Schalldämmmaße bei Stahlleichtdächern.

in erheblichem Maße ein angenehmes Innenraumklima, verschlechtern aber zugleich das Schalldämmmaß der Dachkonstruktion. Da ein Flachdach als größtes Außenbauteil allerdings auch in puncto Schalldämmung eine immer wichtigere Rolle spielt, suchen viele Planer nach einer nachweislich idealen Konstruktion, die Schalldämmung und Schallabsorption gleichermaßen gewährleistet. Jüngst von ROCKWOOL veranlasste Bauteilprüfungen bei Dachkonstruktionen mit ungelochten und gelochten Stahltrapezprofilen, sogenannten Akustik-Trapezprofilen, zeigen hier den Weg.

Steinwolle als Problemlöser Die Sensibilität der Menschen für Lärmbelastungen in Gebäuden, aber auch durch benachbarte Gebäude und Liegenschaften wächst. Gleichzeitig rücken gewerblich genutzte Gebäude und Wohnhäuser in vielen Städten immer näher aneinander heran. Deshalb steigen die Anforderungen der Behörden an die Errichter und Sanierer speziell von Industriebauten hinsichtlich des Schallschutzes stetig. Um die Wohnqualität dauerhaft auch in der Nähe von Gewerbeflächen zu erhalten, sollen Industriegebäude ein Höchstmaß an Schalldämmung bieten und so vermeiden, dass Lärm aus dem Gebäudeinneren nach außen dringt. Gleichzeitig soll bei Gebäuden mit einem hohen Innenraumlärmpegel durch ein Höchstmaß an Schallabsorption ein angenehmes Arbeitsklima geschaffen und die Gesundheit der Mitarbeiter geschützt werden. Im Dienst der Schallabsorption werden für die Konstruktion von Stahlleichtdächern bevorzugt gelochte Trapezprofile mit Schallschutzeinlagen verwendet. Sie fördern

Durch den Einsatz gelochter Trapezprofile reduziert sich das Schalldämmmaß einer Dachkonstruktion verglichen mit einer Konstruktion mit ungelochten Profilen um ca. 4 dB. Der Schallschutz leidet also deutlich und muss durch zusätzliche Maßnahmen verbessert werden. Im Vergleich zu anderen Dämmstoffen bieten Dachdämmplatten aus Steinwolle für Stahlleichtdachkonstruktionen den höchsten Schallschutz und kompensieren die durch die Lochung bei Akustik-Trapezprofilen hervorgerufene Minderung des Schallschutzes messbar besser als andere Dämmstoffe. Daran bleibt nach den vorgenommenen Bauteilprüfungen kein Zweifel.

Abdichtung beeinflusst Schalldämmmaß Geprüft wurden im Rahmen der Tests auch der Einfluss unterschiedlicher Abdichtungen auf das Schalldämmmaß einer Konstruktion sowie der Nutzen von in die Akustik-

Bild 1.  Eine Konstruktion mit ungelochten Stahltrapezprofilen und einer einlagigen Kunststoffdichtbahn erreicht selbst bei einer 120 mm dicken Dämmung mit PUR/PIR Dämmstoffen ein Schalldämmmaß von lediglich 34(–1; –5) dB. Der gleiche Dachaufbau mit einer PS-Dämmung erreicht 35(–1; –5) dB, mit einer Stein­ wolledämmung jedoch einen noch einmal deutlich besseren Wert von 43 (–2; –8) dB. Wird die Abdichtung als zweilagige Bitumenbahn ausgeführt, erreicht eine Konstruktion mit 120 mm PS-Dämmung ein Schalldämmmaß von 41 (–2; –7) dB bzw. mit 120 cm Steinwolle-Dämmung von 47 (–3; –8) dB.

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Bild 2.  Werden im Dienst des vorgeschriebenen Lärmschutzes in einem Gebäude gelochte Trapezprofile bei Stahlleichtdächern eingesetzt, ist ein Schalldämmmaß von 38 dB oder höher unabhängig von der Art der Abdichtung nur mit einer Steinwolledämmung von mindestens 120 mm Dicke zu erzielen. Um den Wärmeschutz zu verbessern, entscheiden sich jedoch die meisten Planer für eine Dämmdicke von 200 mm, die auf gelochten Trapezprofilen gemeinsam mit einer einlagigen Kunststoffdichtbahn ein Schalldämmmaß von 40 dB, mit einer zweilagigen Bitumenbahn sogar von 42 dB erreicht.

Bild 3.  Als erster Hersteller von Flachdachdämmungen hat die DEUTSCHE ROCKWOOL Schallprüfungen mit Akustik-Trapezprofil und verschiedenen Dachaufbauten durch­ geführt, deren Ergebnisse Aufschluss geben über die durch unterschiedliche Dämmstoffe und Dichtbahnen zu erzielenden Schalldämmmaße bei Stahlleichtdächern (Grafiken: DEUTSCHE ROCKWOOL GmbH & Co. KG)

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Trapezprofile eingelegten Akustik-ProfilfĂźllern. Das Ergebnis: Eine Flachdachkonstruktion mit ungelochten Stahltrapezprofilen und einer einlagigen Kunststoffbahn erreicht bei einer 120 mm dicken Dämmung mit PUR/PIR-Dämmstoffen ein SchalldämmmaĂ&#x; von Rw 34(–1; –5) dB. Der gleiche Aufbau mit einer PS-Dämmung erreicht Rw 35(–1; –5) dB, der Aufbau mit einer Dämmung aus Steinwolle einen deutlich besseren Wert von Rw 43 (–2; –8) dB. Wurde die Abdichtung in dem sonst identischen Aufbau mit einer zweilagigen Bitumenbahn ausgefĂźhrt, verbessert sich das SchalldämmmaĂ&#x; einer 120 cm dicken PS-Dämmung auf Rw 41 (–2; –7) dB und das SchalldämmmaĂ&#x; mit einer gleich dicken Steinwolle-Dämmung auf Rw 47 (–3; –8) dB. Grafik 1 zeigt die Messwerte im Ăœberblick.

Auf gelochten Trapezprofilen sicher dämmen Während SchalldämmmaĂ&#x;e Rw von 38 dB bei Einsatz ungelochter Trapezprofile entweder schon durch den Einsatz einer Steinwolledämmung oder durch den Einsatz einer zweilagigen, schweren Bitumenbahn mit anderen geprĂźften Dämmstoffen zu erreichen war, zeichnete sich bei der PrĂźfung von Konstruktionen mit gelochten Trapezprofilen ein deutlich kritischeres Bild ab. Grafik 2 zeigt die Messergebnisse im Ăœberblick. Werden im Dienst des vorgeschriebenen Lärmschutzes im Gebäude gelochte Trapezprofile eingesetzt, ist das angezeigte SchalldämmmaĂ&#x; von Rw 38 dB unabhängig von der Art der Abdichtung nur mit einer Steinwolle-Dämmung von mindestens 120 mm Dicke zu erzielen. Um den

Wärmeschutz zu verbessern, entscheiden sich jedoch die meisten Planer fĂźr eine Dämmdicke von 200 mm, die auf gelochten Trapezprofilen bereits gemeinsam mit einer einlagigen Kunststoffabdichtung ein SchalldämmmaĂ&#x; von Rw 40 dB, mit einer zweilagigen Bitumenabdichtung sogar von Rw 42 dB erreicht. ROCKWOOL Produktmanager Andreas Gebing bringt die Ergebnisse der SchallprĂźfungen auf einen kurzen Nenner: „FĂźr alle Gebäude mit einem hohen Innenraumlärmpegel und einer Stahlleichtdachkonstruktion bietet eine Dämmung aus nichtbrennbarer Steinwolle den besten und einfachsten Schallschutz. Bei Stahlleichtdächern mit gelochten Trapezprofilen ist die Dämmung mit Steinwolle oftmals sogar die einzige wirtschaftliche MĂśglichkeit, um den geforderten Schallschutz zu erreichen. Und obendrein leistet diese als nichtbrennbarer Baustoff einen wertvollen Beitrag zum vorbeugenden Brandschutz.“ Mit Hilfe des ROCKWOOL Online-Tools „Schallschutz-Finder Flachdach“ erhält man mit wenigen Klicks den passenden geprĂźften Dachaufbau inkl. PrĂźfzeugnis zu vorgegebenen Schallschutzanforderungen. Das Tool sowie weitere Infos zum Thema sind zu finden unter www.rockwool.de/schallschutz-im-flachdach.

Weitere Informationen: DEUTSCHE ROCKWOOL GmbH & Co. KG Rockwool StraĂ&#x;e 37–41, 45966 Gladbeck Tel. (02043) 408-0, Fax (02043) 408-570 info@rockwool.de, www.rockwool.de

Bauen mit Betonfertigteilen – Anforderungen und Besonderheiten Alfred Steinle, Hubert Bachmann, Mathias Tillmann Bauen mit Betonfertigteilen im Hochbau 3. Auflage 2018. 336 Seiten. â‚Ź 55,–* ISBN: 978-3-433-03224-4 Auch als erhältlich.

Der Betonfertigteilbau ist eine der innovativsten Bauweisen – hier werden neue Betone, Bewehrungen und Herstellverfahren erstmals angewendet, denn das Fertigteilwerk bietet hervor ragende Voraussetzungen fĂźr die industrielle Fertigung und die Herstellung von EinzelstĂźcken. Das vorliegende Buch fĂźhrt in die Bauweise ein und vermittelt alles notwendige Wissen fĂźr die Konstruktion, Berechnung und Bemessung. Auch die geschichtliche Entwicklung und der Stand der europäischen Normung werden aufgezeigt.

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Dachschäden frühzeitig erkennen: Kosten sparen mit dem Dachcheck Das Dach schützt das Gebäude und die darunter liegenden Räume, Inventar und Produktionsanlagen vor Schäden durch Wind und Wetter. Eine mangelhafte Abdichtung kann zu Schäden am oder im Gebäude führen. Nicht selten sind dadurch wertvolle Einrichtungen wie EDV- oder Produktionsanlagen gefährdet. Oft bemerkt man einen beschädigten Dachaufbau erst, wenn es für Reparaturen bereits zu spät und eine teure Sanierung unvermeidbar ist. Dabei lassen sich erste Anzeichen für Mängel an der Dachabdichtung schon im Vorfeld erkennen. Der Dachcheck der Paul Bauder GmbH & Co. KG hilft dabei. Nicht immer wird die wichtige Bedeutung einer Dachabdichtung richtig beurteilt. Wer sich nicht regelmäßig um den Zustand seines Daches kümmert, nicht von Zeit zu Zeit kleine Schäden behebt, muss eine eventuell unumgängliche und teure Sanierung als Folge der Sorglosigkeit in Kauf nehmen. Doch wer steigt schon regelmäßig auf sein Dach?

Schäden und Ursachen Sind Sie sicher, dass Ihr Dach noch voll funktionsfähig ist? Es hält zwar den Regen ab, aber im Lauf der Zeit altert jedes Material. Auch Dächer unterliegen diesem Alterungs-

prozess. Einen wesentlichen Einflussfaktor stellt das Wetter dar. Winterliche Tage mit Frost, Eis und Schnee, Hitzeperioden im Sommer und plötzlich auftretende Temperaturschwankungen stellen jedes Dach auf eine harte Probe. Niederschläge wie Hagelschlag, aber auch mechanische Beanspruchungen, beispielsweise durch Bewegungen in der Dachkonstruktion, können Schäden verursachen. Zudem hinterlassen Umwelteinflüsse wie chemische Belastungen und Schmutzablagerungen ihre Spuren. Es muss nicht immer gleich der offensichtliche Totalschaden sein. Auch kleine Undichtigkeiten können große Schäden verursachen.

Erst einmal das Dach checken lassen Schäden am Dach können schnell teuer werden. Folgekosten für eine gesamte Dachsanierung oder gar Produktionsausfälle können jedoch ganz einfach vermieden werden: Mit einem Dachcheck, wie ihn Bauder anbietet, wird der Zustand des Daches analysiert, um Schäden frühzeitig zu erkennen. So können Unternehmen mit fachgerechten Instandhaltungsmaßnahmen einer Komplettsanierung vorbeugen. Der Dachcheck erfolgt in mehreren Schritten: 1.  Allgemeine Bestandsaufnahme und optische Begutachtung Nach einer allgemeinen Bestandsaufnahme der technischen Daten von Gebäude und Dach erfolgt eine erste optische Begutachtung der Dachfläche. Dabei schenken die Begutachter Rissen, Falten und Blasen besonderes Augenmerk. Ebenso achten sie auf Sprödigkeit, Aufschubfalten und Pfützen, die auf ungenügenden Wasserablauf hinweisen. 2. Detailuntersuchung Neben der Dachfläche werden vor allem Details wie Durchdringungen (Lichtkuppeln etc.), Anschlüsse, Gullys u. ä. in Augenschein genommen. Häufig wird zusätzlich eine Dachöffnung für eine Detailuntersuchung nötig sein. Bei dieser wird der Schichtenaufbau festgestellt und über-

Bild 1.  Saniertes Bitumen-Industriedach

Bild 2.  Stehendes Wasser ohne Oberflächenschutz führt zu hohen thermischen Belastungen

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Bild 3.  Der Dachcheck von Bauder zur Beurteilung von Abdichtung und Wärmedämmung erfolgt an einer Dachöffnung, die anschließend wieder fachgerecht verschlossen wird

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Dachsysteme Dachcheck Dachzustand Statische Gegebenheiten Baurechtliche Vorgaben Absturzsicherung

Normen, Richtlinien Fachregeln Dachentwässerung Notentwässerung

SanierungsKonzept

Förderprogramme

Dampfsperre bereits schadhaft, bleibt nur noch der Neuaufbau. Ein Neuaufbau mit einer zeitgemäßen Wärmedämmung und einer durchdachten Abdichtung macht das Dach wieder sicher und zuverlässig – über Jahre hinweg.

Sanierungen erfordern Spezialisten Brandschutz EnEV

Wünsche und Anforderungen des Bauherrn z. B. Nutzungsdauer, Qualitätsanspruch, Sicherheitsbedürfnis Dachnutzung (PV, Terrasse, Begrünung), Budget

Bild 4.  Sanierungskonzept für Dachschäden (Fotos/Grafik: Bauder)

prüft, ob die vorhandene Wärmedämmung und Dampfsperre noch in funktionsfähigem Zustand sind. Wenn es notwendig sein sollte, kann eine Feuchtemessung der eventuell durchnässten Wärmedämmung durchgeführt werden.

Der Bauder Dach-Check – Analyse und Dokumentation Das Unternehmen Bauder befasst sich schon seit mehr als 160 Jahren mit der Abdichtung von Flachdächern und verfügt neben langjähriger Erfahrung auch über speziell geschulte Mitarbeiter. Diese analysieren sachkundig den IstZustand der Dachabdichtung als Entscheidungsgrundlage für eventuell notwendige Sanierungskonzepte und dokumentieren augenscheinliche Merkmale der bestehenden „Dachsituation“ – wenn nötig gemeinsam mit dem Dachdecker, der die eventuell fälligen Sanierungsmaßnahmen vornehmen wird. Nach der Analyse erhält der Bauherr eine ausführliche Dokumentation über den Zustand seines Daches.

Bereits bei der Analyse des Dachzustandes ist viel Erfahrung und Sachverstand gefragt. Dies gilt umso mehr für die Entwicklung von wirtschaftlichen Sanierungslösungen. Dabei sind alle Normen und Fachregeln ebenso zu berücksichtigen wie die Anforderungen, die sich aus der weiteren Nutzung von Gebäude und Dach ergeben. Das rechtzeitige Wissen um den tatsächlichen Zustand des Daches kann u. U. die hohen Folgekosten einer kompletten Dacherneuerung, weitergehende Schäden am Bauwerk oder gar Produktionsausfälle ersparen. Auch ohne einen konkreten Schadensverdacht sollten regelmäßig Inspektionen durchgeführt werden, um den Zustand des Dachaufbaus beurteilen zu können. Ein frühzeitiger Dachcheck von Bauder (www.dachcheck.bauder.de) bringt Sicherheit und spart Kosten. Weitere Informationen: Paul Bauder GmbH & Co. KG Korntaler Landstraße 63, 70499 Stuttgart Tel. (0711) 88 07-0, Fax (0711) 88 07-300 info@bauder.de, www.bauder.de

Mögliche Sanierungskonzepte Sollte sich nach einer Analyse, z. B. des Dachchecks von Bauder, herausstellen, dass das Dach aufgrund entsprechender Schadensbilder saniert werden muss, gibt es verschiedene Ansätze. Welches Sanierungskonzept dann in Frage kommt, richtet sich nach dem Zustand des gegenwärtigen Dachaufbaus. Sanierung auf dem Altaufbau Bei dieser Sanierungsvariante entfällt ein zeit- und lohn­ intensives Abtragen des Altaufbaus. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten bei der Sanierung auf dem Altaufbau:

Höher. Ökologischer.

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Nachhaltiger.

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–– Erneuerung der Abdichtung: Hierzu wird direkt auf die alte Abdichtungsoberlage eine neue Sanierungsabdichtung aufgebracht. –– Erneuerung der Abdichtung und zusätzliche Wärmedämmung: Bei dieser Sanierungsart werden auf die alte Dachfläche eine zusätzliche Wärmedämmung und eine neue Sanierungsabdichtung aufgebracht. So wird die vorhandene Wärmedämmung wesentlich verbessert.

SORTENREINE NADELHOLZFÜLLUNG Natürliche Rohstoffe Nachhaltig und recycelbar Hoher Wärmeschutz Optimales Wohnklima Hohe Tragfähigkeit

Neuaufbau Ist der bestehende Dachaufbau sprichwörtlich „nicht mehr zu retten“, also die Wärmedämmung durchnässt, die Anz_SILVACOR_88x128mm_4c_19.indd 1

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Innenausbau

Respektvoller Sanitärraum: Gute Planung spart Kosten Das Qualitätsgefälle der Sanitärräume in Industrie- und Gewerbebauten ist zwischen der Chefetage, dem Bürobereich und der Produktion, besonders bei bestehenden Objekten, immer noch erstaunlich hoch. Diese „Klassenunterschiede“ der Vergangenheit sollten aber bei den Planungen für neue Industrie- und Gewerbebauten oder bei Umbauten nicht weiter fortgeschrieben werden. Eine Waschraumstudie des nordeuropäischen Sanitärraumspe­ zialisten Metsä Tissue GmbH für seine Away-From-Home Marke Katrin belegt, dass für die gesamte Belegschaft, ein frischer Waschraum am Arbeitsplatz nicht nur ein Zeichen für Sorgfalt und Rücksichtnahme auf die Mitarbeiter ist, sondern sie auch signifikant zufriedener bei der Arbeit macht und somit einen entscheidenden Einfluss auf die Motivation ausübt.

ständlich handelt es sich auch um einen nicht unerheb­ lichen Kostenfaktor, da die Kosten für Lohnfortzahlungen im produzierenden Gewerbe im Jahre 2016 für Westdeutschland auf 3,35 % und Ostdeutschland auf 4,4 % angestiegen sind. Die Lösung: Das hygienische Verhalten der Mitarbeiter fördern. Das kann aber nur so gut sein wie die zur Verfügung stehenden Mittel. Große Bedeutung kommt hier den eingesetzten Armaturen, Seifen und Papieren zu, wie auch den Spendern und den Hygiene- und Abfallbehäl-

Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) der gesetz­ lichen Unfallversicherung hat in ihrem Leitfaden „Arbeitsstätten sicher planen und gestalten“ in der Rubrik „Funktionsbereiche in Gebäuden“ untersucht, welche möglichen Gefährdungen in Toilettenräumen auftreten und welche Maßnahmen zu treffen sind, damit diese sicher benutzt werden können. Neben diesen planerischen und baulichen Optimierungen unter Sicherheitsaspekten ist darüber hinaus von besonderer Bedeutung, welche Sanitärraumausstattung installiert wird – weil neben der notwendigen Unfallsicherheit, selbstverständlich auch Infektionsrisiken bei der Benutzung der Spender und Verbrauchsmaterialien auf das geringste Maß reduziert werden müssen. Selbstver-

Bild 3.  Wer von seinen Mitarbeitern hygienisches Verhalten in produktionsnahen Sanitärräumen verlangt, muss auch die Voraussetzungen dafür schaffen

Bild 1.  Die Ausstattung des Sanitärraums sollte auf die Hygiene-, Nutzungs- und Frequentierungsverhältnisse des Einsatzortes abgestimmt sein

Bild 2.  Die Katrin Inclusive Spenderserie gewährleistet jedem Benutzer eine leichte und intuitive Bedienbarkeit – auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen

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Bild 4.  Die Katrin Industriewischtücher sind vielseitig einsetzbar, reißfest und verfügen über geringe Fusselbildungseigenschaften – egal ob sie wischen, reinigen oder polieren (Fotos 1–4: Metsä Tissue GmbH)

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Innenausbau

Händetrocknen: Ein wichtiger Bestandteil der Händehygiene. Warmlufttrockner

Was erwarten Sie von einem Händetrockner? 72%

Jet-Lufttrockner

Papierhandtuch

hygienisch trocknet schnell

sources: http://www.europeantissue.com/facts-studies/research/

6%

22%

vermittelt trocknes Gefühl

ERMITTLUNG DER KEIMZAHL AUF DEN HÄNDEN

STAPHYLOCOCCEN

Fingerballen Handfläche

+194% +254% 25cm

+42% +15%

-76% -77%

200cm

KEINE

signifikante Ausbreitung

AUSBREITUNG VON KEIMEN

x 800

fins Inlab für das European Tissue Symposium (s. Bild 5, Vergleich von Papierhandtüchern (77 % weniger Keime auf den Handflächen, 76 % weniger auf den Fingerballen) gegenüber Warmlufttrocknern (254 % mehr Keime auf den Handflächen, 194 % mehr auf den Fingerballen) und neuen Jet-Lufttrocknern (15 % mehr Keime auf den Handflächen, 42 % mehr auf den Fingerballen).

Auch auf das Papier kommt es an

GESAMTKEIMZAHL

x 1000

Mehr als die Hälfte der Jet-Lufttrockner war mit Kolibakterien infiziert, während an den Papierhandtuchspendern keine Kolibakterien gefunden wurden.

Bild 5. Händetrocknen: ein wichtiger Bestandteil der Händehygiene (Grafik: European Tissue Symposium)

tern. Sie müssen auf die Anforderungen vor Ort maßgeschneidert ausgelegt sein, um optimale Voraussetzungen für die Nutzung zu schaffen. Zeitgemäße Spender müssen nicht nur stabil sein, um Vandalismus vorzubeugen, sondern auch in der Größe auf die Frequentierung des Waschraums zugeschnitten, leicht nachzufüllen und auch problemlos auf ihren Füllstand hin zu überprüfen sein. Systemspender der neuesten Generation, wie z. B. das Katrin Inclusive Spendersystem, gewährleisten darüber hinaus, dass sie von jedem Benutzer leicht erreichbar und zu bedienen sind, aber auch individuell den Anforderungen von Kindern, Senioren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen, wie z. B. Rollstuhlfahrern oder Sehbehinderten, gerecht werden. Dabei ist in diesem Zusammenhang von ökonomischer, ökologischer und nachhaltiger Bedeutung, dass Spender und Papier optimal aufeinander abgestimmt sind und berührungsfrei und zuverlässig nur ein Blatt Papier abgeben. Insbesondere sollten sie auf die Hygiene-, Nutzungs- und Frequentierungsverhältnisse in öffentlichen Bereichen für Gäste, Büro- und Verwaltungsareale und Sanitärräume im produktionsnahem Umfeld ausgerichtet und zusammengestellt sein. Dabei ist es immer von Vorteil, sich für ein Komplettsystem zu entscheiden, das aus Papierhandtüchern, Toilettenpapier, Raumduft, Seifen und Hygienebeuteln besteht. Bei letzterem Ausstattungsmerkmal ist zu beachten, dass bei der Damenbindenabfallentsorgung jede dritte Kabine mit einem Hygienebeutelspender, einem Abfallbehälter ausgestattet ist und von außen kenntlich gemacht werden muss. Seit dem 01.01.2018 ist auch eine neue Arbeitsstättenverordnung in Kraft, die diese Behältnisse zwar nicht auf die Kabinen beschränkt, aber aufgrund der Zunahme von Inkontinenz auch auf Männertoiletten vorschreibt. Somit wird Männern mit Harninkontinenz/Stuhlinkontinenz die Möglichkeit eröffnet, ihre Einlagen ordnungsgemäß und vor allem hygienisch zu entsorgen.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass man die positiven Ergebnisse aber nur dann erreicht, wenn man hochwertiges mehrlagiges Tissue-Handtuchpapier einsetzt. Genau darin besteht die Kernkompetenz von Metsä Tissue. Denise Horn, Marketing Manager, Katrin, West Europe berichtet aus der Praxis: „Niemand trocknet sich die Hände gerne an rauem, schmuddelig wirkendem Papier ab, das sich den mitunter wenig funktionalen Spendern dazu noch nur in Fetzen oder gleich stapelweise entreißen lassen. Der ökologische und ökonomische Unterschied ist signifikant, ob zur Handtrocknung ein bis zwei Handtücher mit hochwertiger Qualität oder bis zu 15 Handtücher mit niedriger Qualität benötigt werden. Planer und Architekten schaffen hier oft denkbar ungünstige Voraussetzungen.“ Weitere Informationen: Metsä Tissue GmbH Adolf-Halstrick-Straße, 53881 Euskirchen Tel. (02251) 812-0, Fax (022 51) 812-233 katrin.de@metsagroup.com, www.katrin.com

Wichtig zu wissen … Wie mehrere unabhängige Institute und Universitäten (TÜV Rheinland, Westminster University) eindeutig belegen, entscheidet das Trocknen der Hände nach dem Waschvorgang darüber, wie viele Keime auf den Händen verbleiben. Eindeutig ist auch die Untersuchung des Euro-

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Innenausbau

Herausforderung: Luftdurchlässigkeitsmessungen von sehr dichten Gebäuden und Wohnungen Der Trend in Deutschland und in Nachbarländern wie Belgien und Frankreich ist, dass die Qualität der Luftdichtheit der Ge­ bäudehülle immer besser wird. Wir beobachten, dass dadurch neue Herausforderungen bei der Durchführung der Luftdurchlässigkeitsmessung auf die Messteams zukommen: Wissen um den Messablauf und viel Geduld. Große Gebäude mit besonderen Luftdichtheitsanforderungen, wie Sauerstoffreduktion in Lagerhallen für Chemikalien oder Lebensmittel, haben Luftwechselraten bis hinunter zu 0,03 h–1, Passivhäuser und Wohnungen zeigen teilweise n50-Werte deutlich unter 0,6 h–1. Es wird beobachtet, dass bei der Luftdurchlässigkeitsmessung dieser sehr dichten Objekte der übliche Messablauf an seine Grenzen stößt und neue Herausforderungen auf Messtechnik und Messtechniker zukommen.

Problembeschreibung Bei der Luftdurchlässigkeitsmessung von Gebäuden mit sehr kleinen Luftwechselraten, teilweise schon ab n50 < 0,6 h–1, gibt es sehr wenig Erfahrung, wie lange es dauert, bis sich eine stabile und konstante Druckdifferenz einstellt. Es kann vorkommen, dass eine automatische Messung in diesen Objekten an ihre Grenzen stößt. Ein Anzeichen hierfür ist, dass der angestrebte Gebäudedruck nicht erreicht und die Messung unterbrochen wird. Ein weiterer Anhaltspunkt ist, dass die einzelnen Messpunkte der Leckagekurve sehr stark um die Ausgleichsgerade streuen (der Korrelationskoeffizient ist in diesem Fall deutlich <0,98), da mitunter mit der Aufnahme der Messwerte vor dem Erreichen des Zieldrucks begonnen wird. Welche Wartezeiten beim Druckaufbau in Gebäuden mit sehr kleinen Luftwechselraten (n50-Werten) eingeplant werden sollten, wird anhand von Berechnungen und Mess­ erfahrungen vorgestellt.

Messung sehr dichter Objekte – Echtzeit-Anzeige der Messwerte einer Messung in einem sehr dichten Gebäude Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wurden bei diversen Gebäuden mit kleinen und extrem kleinen Luftwechselraten die Messungen mit einem Datenloggerprogramm aufgezeichnet (TECLOG). Dieses Programm zeigt in Echtzeit die Gebäudedruckdifferenzen und die Messwerte der Messgebläse (Volumenstrom und Gebläsedruck) über der Zeit an. Anhand der Kurvenverläufe mit Mess­ intervallen im Sekundentakt kann man sehr leicht nachvollziehen, wie sich der Gebäudedruck aufbaut. Dadurch ist es möglich, auf besondere Messsituationen geeignet zu reagieren.

Bild 1.  Lagerhalle für Kräuter mit einem Volumen von 46.400 m3 und e­ iner Luftwechselrate n50 = 0,03 h–1

wechselrate n50 beträgt beeindruckende 0,03 h–1, um den aus lebensmitteltechnischen Gründen erforderlichen Eintrag von Stickstoff in die Halle so gering wie möglich halten zu können. Dadurch kann die Anlage zur Sauerstoff­ reduktion klein gehalten und der Stromverbrauch minimiert werden. Der Aufbau des Gebäudedrucks nach dem Einschalten des Messgebläses ist im Diagramm (Bild 2) zu sehen. Auf der waagerechten Zeitachse läuft während der Messung die Uhrzeit mit und die y-Achse zeigt die Druckdifferenz in Pascal. Die grüne Kurve beschreibt den Verlauf der Gebäudedruckdifferenz und die rote den Gebläsedruck am Messgebläse, aus dem sich der Volumenstrom in Abhängigkeit von der Messblende ergibt. Das Einschalten des Messgebläses (Minneapolis BlowerDoor Modell 4, Blende B) ist kurz vor 9:51 Uhr daran erkennbar, dass die rote Kurve für den Gebläsedruck steil von 0 Pa auf ca. –350 Pa fällt. Die grüne Kurve vom Gebäudedruck steigt vergleichsweise langsam von ca. 0 Pa Anfangsdruck auf ca. 50 Pa Zieldruck. Je näher sie an die 50 Pa herankommt, desto flacher wird die Kurve (asympto­ tischer Verlauf). Etwa 5 Minuten (300 Sekunden) vergehen, bis gegen 9:56 Uhr der Zieldruck ausreichend genau erreicht ist, denn beide Messkurven verlaufen jetzt parallel zur Zeit-

Beispiel aus der Praxis mit langsamem Druckaufbau Wie der Aufbau des Gebäudedrucks eines Messpunktes in einem sehr dichten Gebäude verläuft, wird beispielhaft an dem folgenden Objekt dargestellt. Bild 1 zeigt eine Lagerhalle mit dem Innenvolumen von V = 46.400 m3. Die Luft-

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Bild 2.  Ca. 300 s Aufbauzeit für 0 Pa Anfangsdruck bis 50 Pa Gebäudedruck (grüne Kurve von ca. 9:51 bis 9:56 Uhr)

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Innenausbau

achse. Das ist das Zeichen dafür, dass keine gravierenden Änderungen mehr eintreten. Erst ab diesem Moment kann man von einem stabilen und konstanten Zustand ausgehen. Nun kann mit der Aufnahme der Messwerte für diesen Messpunkt begonnen werden, der dann später in die Ausgleichsrechnung mit einfließt.

Berechnung der Zeit zum Aufbau eines Gebäudedrucks Für die Praxis ist es notwendig, die Aufbauzeiten der Druckdifferenzen in sehr dichten Objekten zu kennen, um die Messung optimal zu kontrollieren. Berechnungen von [Zeller] auf Grundlage der idealen Gasgleichung, der Gleichung für die Leckagekurve eines Gebäudes und unter der Annahme eines konstanten Volumenstromes (unabhängig vom Gebäudedruck) zeigen: Die Zeit zum Erreichen eines bestimmten Differenzdrucks ist umgekehrt proportional zur Luftwechselrate bei 50 Pa (n50). In Bild 3 sind die Aufbauzeiten von einem Anfangsdruck bei 40 Pa bis zum Zieldruck von 50 Pa für verschiedene Luftwechselraten dargestellt. Der Strömungsexponent n der Leckagekurve ist 0,67. Im Diagramm (Bild 3) wird deutlich, dass mit kleinen Luftwechselraten die Zeit zum Erreichen eines stabilen Gebäudedrucks ansteigt. Bei einem n50-Wert von 3 h–1 (blaue Kurve) werden die 50 Pa Differenzdruck innerhalb weniger Sekunden erreicht. Im Vergleich dazu liegt bei 0,03 h–1 (graue Kurve) der Zieldruck nach den hier gezeigten 120 Sekunden noch weit entfernt. Für die Messpraxis kann mit Hilfe der folgenden Formel [Zeller] die Wartezeit geschätzt werden, die mindestens eingeplant werden muss, um wiederholbare und belastbare Ergebnisse zu erreichen.

t(s) =

9(s/h) n50 (h –1 )

Bild 3.  Aufbauzeiten von 40 Pa auf 50 Pa Gebäudedruck für unterschiedliche Luftwechselraten bei 50 Pa (n50). Randbedingung: Der Strömungsexponent n der Leckagekurve ist 0,67 (Zeller [3])

Beispiel: Die angestrebte Luftwechselrate beträgt 0,1 h–1. t

= 9  s/h / n50 (1/h) = 9  s/h / 0,1  h–1 = 90 s

Die berechneten Zeiten können bei der praktischen Messung leicht von den tatsächlichen Wartezeiten abweichen. Die Zeitdauer zum Aufbau der Druckdifferenz verkürzt sich, wenn die Schrittweiten von 10 Pa (70 Pa, 60 Pa, 50 Pa, etc.) verkleinert werden, zum Beispiel auf 5 Pa (70 Pa, 65 Pa, 60 Pa, etc.). Die Zeitdauer verlängert sich, je kleiner der Strömungsexponent der Leckagekurve ist.

Vergleich der Berechnung mit dem vorgestellten Praxis-­ Beispiel

t: Wartezeit in Sekunden n50: Luftwechselrate in h–1 Randbedingungen: –– Die Druckdifferenzen der Messreihe liegen ca. 10 Pa auseinander. –– Der Strömungsexponent beträgt 0,67. –– Der Zieldruck wird mit einer Abweichung von ± 0,5 Pa erreicht.

Für das oben vorgestellte Gebäude wird zum Vergleich die Aufbauzeit für den Druck berechnet. Die Luftwechselrate beträgt 0,03 h–1 und der Strömungsexponent der Leckagekurve n ist 1. Das Diagramm (Bild 4) zeigt den Druckaufbau von 0 Pa Anfangsdruck auf 50 Pa Gebäudedruck. Nach gut 300 Sekunden sind 49,5 Pa erreicht. In der praktischen Messung wurde nach ca. 300 Sekunden mit der Aufnahme der Messwerte für diesen Zieldruck begon-

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Innenausbau

bäudes. Das kann beispielsweise die Dampfbremsfolie im Dachgeschoss eines Passivhauses oder einer Dachgeschosswohnung sein, die zum Messzeitpunkt noch nicht mit Gipskarton verkleidet ist. Ebenso wie die Dampfbrems­folie oberhalb der abgehängten Decken in Supermärkten. Beim Aufbau eines Drucks bewegt sich die Folie im Gegensatz zu beispielsweise einer feststehenden Wand aus Mauerwerk. Sie wölbt sich bei Unterdruck langsam auf, solange, bis sie gespannt ist. Diese Beweglichkeit kann unter Umständen die automatische Regelung des Messgebläses stören. Auch dieser Effekt kann durch eine längere Wartezeit aufgefangen werden. Bild 4.  Rechnerisch ermittelte Zeit zum Aufbau des Gebäudedruckes von 0 Pa auf ca. 49,5 Pa

nen. Damit deckt sich die Berechnung sehr gut mit den Erfahrungen aus der Praxis.

Windeinfluss Die durch Wind verursachten Druckschwankungen an der Gebäudehülle erschweren es, den Zeitpunkt zu erkennen, ab wann der Zieldruck ausreichend genau erreicht ist. Daher sind die Empfehlungen aus den Prüfnormen [EN 13829 und ISO 9972] die Luftdurchlässigkeitsmessungen vorzugsweise bei Windgeschwindigkeiten von kleiner 6 m/s bzw. einer Windstärke bis max. 3 Beaufort durchzuführen, unbedingt zu beachten. Je stärker und böiger der Wind ist, desto größer und unregelmäßiger sind die Schwankungen. Das Diagramm in Bild 5 zeigt die Ausschläge der natürlichen Druckdifferenzen bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 4,5 m/s. Diese Schwankungen tauchen auch in jeder Druckstufe der Messreihe wieder auf. Dadurch wird es schwerer, eine stabile und konstante Druckdifferenz zu erreichen. Hilfreich ist es, die Referenzmessstelle für den Gebäudedruck bei Wind auf der windabgewandten Seite zu platzieren [Brennan et al.] und die Messzeiten pro Messpunkt zu verlängern. Letzteres verbessert die Genauigkeit der Leckagekurve. Die sich schnell ändernden Druckschwankungen können zudem mit einer langsameren Reaktionsgeschwindigkeit des Messgebläses aufgefangen werden.

Einfluss von beweglichen Folien

Empfehlungen für die Praxis Aufbauzeiten für eine Druckdifferenz (Zieldruck) bei kleinen Luftwechselraten Zum Erzielen verlässlicher und wiederholbarer Ergebnisse sollten die in Tabelle 1 aufgeführten Zeiten zum Druckaufbau einer Druckdifferenz eingeplant werden. Bei sehr kleinen Luftwechselraten reicht es aus, so lange zu warten, bis der Zieldruck mit einer Abweichung von < ± 0,5 Pa erreicht wird. Die Aufbauzeiten sind für folgende Randbedingungen ermittelt worden: Änderung der Druckstufe von 70 Pa auf 60 Pa sowie ein Strömungsexponent der Leckagekurve von 0,67. Bei der Ansteuerung einer Druckstufe in extrem dichten Gebäuden (n50-Werte < 0,1 h–1) führt jede Änderung der Einstellung am Messgebläse dazu, dass sich die Zeit zum Aufbau der Druckstufe deutlich verlängert. Jeder Eingriff in die Regelung bewirkt sozusagen einen Neubeginn der Aufbauzeit. Daher ist es sinnvoll, das Messgebläse nicht nachzuregeln. Messung von sehr kleinen Luftwechselraten Bei sehr kleinen Luftwechselraten kommen die gängigen Messprogramme mit den gebräuchlichen Voreinstellungen an ihre Grenzen. Der geförderte Volumenstrom ist im Verhältnis zum Prüfvolumen extrem klein und es wird schwierig, das Messobjekt auf stabile und konstante Messwerte zu regeln. Tabelle 1.  Mindestzeiten zum Aufbau einer Druckstufe mit einer Abweichung von ± 0,5 Pa in Abhängigkeit von der Luftwechselrate bei 50 Pa, basierend auf Berechnungen von (Zeller [3])

Ein weiterer Einflussfaktor, der die Messung mitunter ­erschwert, sind großflächige Folien im Inneren des Ge­

Bild 5.  Natürliche Druckdifferenzen an einer Gebäudeseite bedingt durch Wind bei einer mittleren Windgeschwindigkeit von 4,5 m/s (Bilder 1, 2, 4 und 5: Autor)

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Innenausbau

Bei Luftwechselraten von 1 h–1 bis 0,6 h–1 ist es sinnvoll, das Gebläse langsamer zu regeln. Eine halbautomatische Messung führt ab Luftwechselraten von 0,6 h–1 bis 0,3 h–1 zu guten Ergebnissen. Bei dieser Art der Messung regelt der Anwender selbst das Gebläse und bestimmt, wann der Gebäudedruck so stabil ist, um mit der Aufnahme der Messwerte zu beginnen [Handbuch BlowerDoor Standard]. Sind die n50-Werte < 0,3 h–1, hilft die Darstellung der Kurvenverläufe für Gebäudedruck und Volumenstrom mit einem Datenloggerprogramm. Sie können in Echtzeit verfolgt und die Messpunkte gezielt ausgewählt werden [Handbuch BlowerDoor MultipleFan]. Empfehlung bei Wind Bei Wind ist es hilfreich, die Messeinrichtung auf der windabgewandten Seite des Gebäudes einzubauen und dort den Außendruck für das Gebäude zu messen. Für die Messreihe sollten auch mehrere Messpunkte oberhalb von 50 Pa aufgenommen werden [EN 13829 und ISO 9972]. Um die unregelmäßigen Druckschwankungen abzufangen, steuert man die einzelnen Druckstufen langsamer und unter Umständen mit einer größeren Toleranz an. Zur Erhöhung der Genauigkeit der Leckagekurven wird die Messzeit pro Mess­punkt verlängert. Die üblichen Messzeiten für einen Messpunkt liegen bei 10 bis 15 Sekunden. Diese können ruhig bis zu 30 Sekunden, bei böigem Wind sogar auf 60 bis 120 Sekunden verlängert werden. Empfehlung bei Folien (Dampfbremse) Die Zieldrücke sind langsamer einzuregeln, damit sich die Folie langsam bis zur Spannung wölben kann.

Fazit Die Luftdurchlässigkeitsmessung sehr dichter Objekte, wie großer Lagerhallen, die aufgrund von Sauerstoffreduktion Luftwechselraten von 0,03 h–1 haben können oder Passivhäuser und auch Wohnungen mit n50-Werten < 0,6 h–1 verlangen eine andere Herangehensweise bei der Aufnahme der Messwerte als Gebäude mit höheren Luftwechselraten: Die Zeit, bis sich

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eine stabile Druckdifferenz eingestellt hat, um Messwerte aufnehmen zu können, ist wesentlich länger. Der Anwender muss mitunter mehrere Minuten warten, bevor die Druckdifferenz ausreichend genau erreicht ist. Herrscht zum Messzeitpunkt zusätzlich Wind, werden die GebäudeDruckdifferenzen schwanken. Eine langsamere Ansteuerung der Druckstufen und eine längere Messzeit für jeden Messpunkt helfen, eine Messreihe aufzunehmen, die ausreichend genaue Ergebnisse erzielt. Eine weitere Einflussgröße ist eine Gebäudehülle, die großflächig bewegliche Folien, wie Dampfbremsfolien, enthält. Auch hier hilft eine vorsichtige Regelung bei der Messung. Dipl.-Ing. Stefanie Rolfsmeier, ­BlowerDoor GmbH Literatur [1] Brennan, T.; Nelson, G.; Olson, C.: Repeatability of Whole-Building Airtightness Measurements: Midrise Residential Case Study. In: Workshop on Building and Ductwork Airtightness Design, Implementation, Control and Durability: Feedback from Practice and Perspectives, Washington D.C. 2013. [2] Leprince, V.: Mesure d’étanchéité à l’air à petit débit. 2018. [3] Zeller, J.: unveröffentlichte Studie zum zeitlichen Verlauf des Druckaufbaus. 2019. [4] DIN EN 13829: Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden. Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden. Differenzdruckverfahren (ISO 9972:1996, modifiziert), deutsche Fassung EN 13829:2000. Berlin 2011. [5] DIN EN ISO 9972: Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden – Differenzdruckverfahren (ISO  9972:2015); deutsche Fassung EN ISO 9972:2015. Berlin 2018. [6] Handbuch BlowerDoor Standard und MiniFan. Springe 2018. [7] Handbuch BlowerDoor MultipleFan. Springe 2018.

Weitere Informationen: BlowerDoor GmbH MessSysteme für ­Luftdichtheit Zum Energie- und Umweltzentrum 1 31832 Springe-Eldagsen Tel. (05044) 975-40, Fax (05044) 975-44 info@blowerdoor.de, www.blowerdoor.de

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Innenausbau

Lichtband mit regensicherer Lüftung Auf der Messe BAU 2019 präsentierten LAMILUX und roda die erste Produktkooperation nach der Aufnahme des Lüftungsspe­ zialisten in die LAMILUX-Gruppe: Das bewährte LAMILUX Lichtband B wird mit der roda Lüftungs- und RWA-Klappe MEGAPHÖNIX kombiniert. Der Vorteil: ein thermisch getrenntes Lichtband mit regensicherer Lüftungsfunktion. Gerade in Industriehallen und Wärmebetrieben sind eine stetige Lüftung sowie ein verlässlicher Rauch- und Wärmeabzug (RWA) unabdingbar. Durch die Verbindung des ­LAMILUX Lichtband B mit dem MEGAPHÖNIX von roda ist die Lüftung nun auch bei Regen möglich. Seine Funk­ tionalität als RWA-Gerät bestätigt dem MEGAPHÖNIX u. a. eine VdS-Prüfung.

Regensichere Lüftung im Maßanzug Die Allwetter-Lüftung garantiert das Element durch wettergeschützte seitliche Öffnungsklappen. Diese öffnen automatisch, sobald sich bei Regen die oberseitigen Klappen schließen. „Diese regensichere Lüftung ist eine der größten Ergänzungen zum LAMILUX-Portfolio“, erklärt der technische Leiter Tageslichtsysteme bei LAMILUX, Joachim Hessemer.

Maßgeschneidert für die jeweilige Gebäudenutzung wird das Lichtband durch seine Verglasungsvarianten, die individuellen Abmaße sowie zahlreiche Ausstattungsvarianten, etwa zur erhöhten chemischen Beständigkeit über Produktionen mit Kühlschmiermitteln. Optional können auch Durchsturz-, Insekten- und Blendschutzgitter installiert werden, die beispielsweise für Lebensmittelproduktio­ nen eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Eine zusätzliche durchlaufende EPDM-Dichtebene unterhalb des PVC-Fußprofils garantiert dem Lichtband einen optimalen Wasserablauf und die hohe Luftdichtheit des Elements sowie die Vermeidung von Wärmebrücken. Ein integrierter isothermer Lastkonverter sorgt für eine direkte Lastableitung und verhindert somit schwerwiegende Sturmschäden, die durch einen möglichen Reißverschlusseffekt entstehen können.

Zusammenarbeit für den Kunden Die beiden Tageslicht- und Lüftungsspezialisten schließen sich verstärkt in ihrem Portfolio zusammen: roda paart sein Knowhow in der Lüftungstechnik mit der Expertise um Wärmetechnik und Energieeffizienz von LAMILUX. Von der intensiven Zusammenarbeit der technischen Abteilungen profitieren auch die Kunden der Firmen: Eine noch breitere Aufstellung für sämtliche Anwendungssituationen und Kundenwünsche ist dadurch möglich. „Dieser ersten gemeinsamen Entwicklung werden noch viele weitere folgen“, bestätigt Joachim Hessemer. „Die Fachleute beider Firmen kooperieren eng miteinander und bringen ihr Fachwissen sowie aktuelle Marktimpulse und -bedürfnisse in die Produktentwicklung ein.“ Weitere Informationen:

Auch für Industriehallen von Vorteil: Das LAMILUX Lichtband B wird mit der roda Lüftungs- und RWA-Klappe MEGAPHÖNIX kombiniert (Foto: LAMILUX)

LAMILUX Heinrich Strunz Holding GmbH & Co. KG Zehstraße 2, 95111 Rehau Tel. (09283) 595 0, Fax (09283) 595 290 information@lamilux.de, www.lamilux.de

Zentrallager in Oberhausen Das Edeka-Warenverteilzentrum wird bis Juni 2021 als Vollsortimentslager in Oberhausen errichtet. Das neue Logistikgebäude besteht aus drei Sortimentsbereichen: Trockensortiment, Tiefkühl und Frischdienst. Hinzu kommt ein Hochregallager und ein Leergutbereich. Die Büro- und Sozialbereiche werden auf Mezzaninebenen oberhalb der WE-/WA-Bereiche realisiert. Ebenfalls auf einer Mezzanin sind eine Kantine sowie Technikräume vorgesehen. Darüberhinaus werden auf dem Gelände neben den erforderlichen Verkehrsflächen – wie die Ein- und Ausfahrt-, Pkw-/ Lkw-Bewegungsflächen und Stellplätze – auch Pförtner-/ Fuhrpark-Gebäude, eine Lkw-Tankstelle sowie eine LkwWerkstatt inkl. Waschstraße erstellt.

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Geschossfläche: 88.560 m2 Größe: 353/275/34,00 m (Länge/Breite/Höhe) Liefer- und Leistungsumfang: schlüsselfertig Bauzeit: September 2019 bis Juni 2021

Weitere Informationen: BREMER AG Grüner Weg 28–48, 33098 Paderborn Tel. (05251) 770-0, Fax (05251) 770-110 info@bremerbau.de, www.bremerbau.de

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Bodensysteme

ESA-Forschungszentrum erhält hochmodernes ESD-Bodensystem Mit dem neuen ableitfähigen Beschichtungssystem Sikafloor Multiflex PS-33 ESD der Sika Deutschland GmbH werden im Technologie- und Forschungszentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA die höchsten Anforderungen an den Schutz von elektronischen Bauteilen für Weltraumfahrzeuge ­unter Reinraumbedingungen erfüllt.

verschiedenen Gebäudebereichen mit Lkw und Gabelstaplern. Darauf erfolgte die Applikation von Sikafloor-161 als Grundierung und die Egalisierung mit Sikafloor-161 unter Zugabe von Quarzsand und Stellmittel T. Das 2K-Epoxidharzbindemittel wurde hier eingesetzt, weil es mechanisch hochfest ist und nur kurze Wartezeiten einzuhalten sind. Zudem toleriert das Material erhöhte Restfeuchten.

Elektrostatische Ableitung mit Sikafloor-Leitset und Sikafloor-220 W Conductive Nun konnte das Sikafloor-Leitset installiert werden. Pro Erdungsanschluss mit verdübelter Grundplatte können ­Flächen bis zu 300 m2 abgeleitet werden. Kupferleitbänder überbrücken dabei Entfernungen von mehr als 20 m zum Anschlusspunkt. Die Verbindung zur Erdleitung erfolgte durch einen Elektroinstallateur. Über der Grundplatte und den Leitbändern rollten die Verarbeiter anschließend Sika­ floor-220 W Conductive vollflächig als Leitfilm auf. Nach dessen Erhärten folgten die Probemessungen der Ableitfähigkeit. Bild 1.  Das Technologie- und Forschungszentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA im niederländischen Noordwijk ist jetzt mit einem neuen, hochmodernen ESD-Bodensystem von Sika ausgestattet (Foto: A. Van Der Geest)

Das Europäische Weltraumforschungs- und -technologiezentrum ESTEC (European Space Research and Technology Centre) mit Sitz im niederländischen Noordwijk ist das Entwicklungs- und Testzentrum für die Weltraumfahrzeuge der ESA. Um die empfindlichen elektronischen Bauteile und Systeme vor elektrostatischer Entladung zu schützen, sind dort ESD-Bodenbeschichtungen zwingend erforderlich. Die Böden mussten nun den aktuellen Anforderungen an die Nutzung angepasst und daher saniert werden. Denn die High-Tech-Bauteile der Weltraumfahrzeuge, zu denen unter anderem Satelliten zählen, werden inzwischen erschütterungsfrei auf Luftkissenfahrzeugen zu den Test- und Montagehallen transportiert.

Neuprodukt Sikafloor-3240 ECF erfüllt Anforderungen der ESA Die neue elektrostatisch ableitfähige 2K-Verlaufsbeschichtung Sikafloor-3240 ECF auf PUR-Basis wurde im ESTEC erstmals auf großen Flächen eingesetzt. Die geringen Emissionen und die Lösemittelfreiheit des Produkts waren in diesem Fall besonders wichtig, um die empfindliche Technologie nicht zu beeinträchtigen. Auch die schnelle Begehbarkeit von unter sechs Stunden war hier von entscheidender Bedeutung. Zudem ist die zähharte Beschichtung rissüberbrückend bis 0,8 mm. Dank der i-Cure-Technologie ist Sikafloor-3240 ECF während der Verarbeitung weniger empfindlich gegenüber Luftfeuchtigkeit und härtet so blasenfrei aus. „Das Neuprodukt hat einen sehr guten Verlauf und ist daher leicht zu verarbeiten“, beschreibt Udo Zimmermann die Erfahrungen mit der neuen elektrostatisch ableitfähigen Bodenbeschichtung von Sika.

Faktor Zeit von großer Bedeutung Die Sanierung musste staubfrei im laufenden ReinraumBetrieb des ESTEC erfolgen. Der auf Oberflächen- und Fugentechnik spezialisierte Fachbetrieb Chemiebau Zimmermann aus Gelsenkirchen wurde mit den Arbeiten beauftragt. Geschulte Mitarbeiter und die leicht zu verarbeitenden Sika-Produkte mit kurzen Aushärtungszeiten ermöglichten die vom Bauherrn geforderte schnelle Ausführung.

Grundierung mit erhöhter Toleranz für Restfeuchte Die Verarbeiter applizierten zunächst Sikafloor-701 als Feuchtigkeitssperre auf den Estrich, da das ESTEC an der Küste in Noordwijk auf nur 3 m Meereshöhe und damit auf einem feuchten Untergrund liegt. Daher war eine hohe Druckfestigkeit von 80 bis 100 N/mm2 gefordert – ebenso wegen der Befahrung der Verbindungswege zwischen den

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Bild 2.  Aufbringen der elektrostatisch ableitfähigen 2K-Beschichtung Sikafloor-3240 ECF – das neue Produkt ist wegen seiner Lösemittelfreiheit und den geringen Emissionen für Reinräume mit störanfälliger Elektronik besonders geeignet

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Bodensysteme

lichkeit getestet werden“, so Ulrich Kerkeling weiter. Auch die erzielte matte Optik der Versiegelung ist im ESTEC entscheidend, um störende Lichtreflexionen auszuschließen. Sikafloor-305 W ESD wurde daher zweimal aufgebracht, um eine absolute Flächenbündigkeit und Farbgleichheit zu erzielen. Die Versiegelung erfüllt zudem die ESD-Tauglichkeit gemäß IEC 61340-5-1.

Bodenfugen-Panel Sika FloorJoint PD AC reduziert ­Vibrationen auf ein Minimum

Bild 3.  Versiegelung des neuen ESD-Bodensystems im ESTEC mit Sikafloor-305 W ESD die harte Oberfläche hält den tonnenschweren Testanlagen der ESA stand

PUR-Versiegelung Sikafloor-305 W ESD ermöglicht schall­ absorbierende Oberfläche Als abschließende Versiegelung kam Sikafloor-305 W ESD zum Einsatz. Ausschlaggebend dafür war, dass das Material eine harte und schallabsorbierende Oberfläche bildet. Diese Eigenschaften sind z. B. in dem Testraum wichtig, in dem Satelliten auf ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Schallwellen während des Starts der Trägerrakete überprüft werden. „Weil sowohl Sikafloor-3240 ECF als auch Sikafloor-305 W ESD Produkte auf PUR-Basis sind, lässt sich damit ein äußerst guter Verbund zwischen Beschichtung und Versiegelung herstellen“, erklärt Ulrich Kerkeling, der bei Sika für das Projekt verantwortlich war. „Der Aufbau muss tonnenschweren Anlagen standhalten, mit denen die Systeme von der ESA auf ihre Weltraumtaug-

Um die Anschlüsse der Böden zwischen den einzelnen Räumen und den Versorgungswegen herzustellen, stellten sich die kohlefaserverstärkten Polymer-Bodenfugen-Paneele Sika FloorJoint PD AC als optimale Lösung heraus. Diese vorgefertigten Elemente können absolut eben eingebaut werden und sind bereits nach 24 Stunden begehbar. Das wellenförmige Fugendesign führt zudem zu einer optimalen Lastverteilung und ermöglicht so ein nahezu vibrationsfreies Befahren der Flächen gerade auch mit Luftkissentransportsystemen, wie sie im ESTEC zum Einsatz kommen.

Anspruchsvolle Projekte erfordern Zusammenarbeit von Experten „Die Ausführung des ESD-Bodensystems im ESTEC auf einer Fläche von 1.500 m2 war auch für uns als spezialisierter Fachbetrieb mit unserer jahrzehntlangen Erfahrung kein Projekt von der Stange. Die Zusammenarbeit mit den Produktingenieuren in der Stuttgarter Zentrale von Sika während der laufenden Arbeiten war daher ein wichtiger Beitrag für die erfolgreiche Umsetzung dieses Bauvorhabens“, so die Bilanz von Udo Zimmermann.

Bautafel: European Space Research and Technology Centre (ESTEC) in Noordwijk/Niederlande ■■  Bauzeit: Drei Bauabschnitte zwischen Mai 2018 und März 2019 ■■  Bauherr: Europäische Weltraumorganisation ESA, Noordwijk/ Niederlande ■■  Ausführender: Chemiebau Zimmermann GmbH, Gelsenkirchen ■■  Hersteller Bodensystem: Sika Deutschland GmbH, Stuttgart Produkte: Sika FloorJoint PD AC, Sikafloor-701, Sikafloor Multiflex PS33 ESD (beinhaltet: Sikafloor-161, Sikafloor Leitset, Sikafloor­220 W Conductive, Sikafloor-3240 ECF, Sikafloor-305 W ESD)

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Weitere Informationen: Bild 4.  In der Akustik-Testkammer LEAF werden Satelliten auf ihre Widerstands­ fähigkeit gegenüber Schallwellen getestet, dort wirkt sich die schallabsorbierende ­Eigenschaft von Sikafloor-305 W ESD besonders positiv aus. (Fotos 2–4: Sika Deutschland GmbH)

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Sika Deutschland GmbH Hauptsitz Stuttgart Kornwestheimer Straße 103–107, 70439 Stuttgart Tel. (0711) 80 09-0, Fax (0711) 80 09-321 info@de.sika.com, www.sika.de

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Bodensysteme

Ein Industrieboden, der hält und hält Haltbarkeit bei extremer Beanspruchung: Für die Schleuniger Gruppe hat sich die vor 18 Jahren getroffene Entscheidung, Produktionshallen und Logistikbereiche am Schweizer Standort Thun mit Kautschukböden von nora systems auszustatten, bezahlt gemacht. Seit 2001 erfüllen die leistungsfähigen Allrounder dort höchste Ansprüche: Sie sind äußerst robust, die elektrostatische Ableitfähigkeit bleibt dauerhaft erhalten und sie lassen sich leicht reinigen. Zudem bieten die Kautschukböden auch ergonomische Vorteile – ein Aspekt, welcher der Schleuniger AG als verantwortungsvollem Arbeitgeber besonders wichtig war. Die Schleuniger AG mit Hauptsitz im schweizerischen Thun ist ein globales Technologieunternehmen und ein führender Anbieter von Lösungen für die Kabelverarbeitungs- und Prüfindustrie. Das Unternehmen repräsentiert den Geschäftsbereich Wire Processing der börsennotierten Metall Zug Gruppe und beschäftigt weltweit mehr als 900 Mitarbeiter auf drei Kontinenten. Kunden von Schleuniger sind überwiegend Zulieferer der Automobil-, Unterhaltungs- und Informationsindustrie sowie der Kommunika­ tionsbranche. Als es 2001 darum ging, die Produktionshallen am Standort Thun mit einem neuen Boden auszustatten, fiel die Wahl schnell auf Bodensysteme von nora systems.

Dauerhafte elektrostatische Ableitfähigkeit und einwandfreie Optik In der Industrie müssen Böden enormen statischen und dynamischen Belastungen standhalten. In den Produktions­ hallen von Schleuniger in Thun sind es vor allem Gabelstapler und Handhubwagen, aber auch andere Flurförderzeuge, die den Boden täglich stark beanspruchen. Der vor 18 Jahren dort verlegte ableitfähige Kautschukboden norament lago ed – das Vorgängerprodukt von norament grano ed – hält diesen hohen Belastungen problemlos stand und weist nach wie vor eine einwandfreie Optik auf. Auch die Ableitfähigkeit ist bis heute unverändert erhalten geblieben. „Wir sind von der Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit der nora Kautschukböden begeistert. Denn die schweren Belastungen, die bei uns nun schon seit 18 Jahren auf

Bild 1.  In den Produktionshallen und Logistikbereichen der Schleuniger Gruppe sind die Böden besonderen Belastungen ausgesetzt

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die Böden einwirken, konnten ihnen bisher nichts anhaben“, so Marcel Pfammatter, Teamleiter Infrastruktur/Vermietung bei Schleuniger. Durch ihre hohe, dauerhafte Elastizität widerstehen nora Böden auch Schlageinwirkungen, die beispielsweise durch herunterfallende Werkzeuge, Schlauchkupplungen oder Metallteile entstehen und schützen diese gleichzeitig vor Schäden.

Hohe Ergonomie – für ein gesundheitsförderndes Arbeits­ umfeld Zudem überzeugen die nora Böden durch ihre guten ergonomischen Eigenschaften. Eine entsprechend ausgerichtete Gestaltung von Arbeitsplätzen kann einen wesentlichen Beitrag zur Arbeitszufriedenheit leisten. Vor allem Beschäftigte, die über mehrere Stunden laufen oder stehen, leiden häufig unter erheblichen Verspannungen der Muskulatur. Fakt ist außerdem, dass der Körper auf harten Untergründen schneller ermüdet als auf elastischen Böden. Beläge aus Kautschuk erleichtern durch ihre hohe Dauerelastizität stundenlanges Stehen und Gehen – Rücken und Gelenke werden spürbar entlastet. Von diesen großen ergonomischen Vorteilen sind auch die Mitarbeiter bei Schleuniger in Thun überzeugt: „Auf den Böden von nora systems läuft es sich sehr angenehm. Selbst nach mehreren Stunden auf den Beinen habe ich abends nach der Arbeit keine Rückenschmerzen oder ähnliche Beschwerden“, so Pascal Hänni, Lagerist bei Schleuniger.

Leichte Reinigung und unkomplizierte Aufarbeitung Ein weiteres Plus: nora Böden lassen sich aufgrund ihrer extrem dichten Oberfläche einfach und umweltgerecht reinigen, was zu einer Reduzierung der Unterhaltskosten beiträgt. Kleinere Beschädigungen können durch den Einsatz von nora Pads unproblematisch saniert werden. „Der nora Boden lässt sich sehr leicht und so gut wie ohne Chemi­ kalien reinigen. Selbst nach den vielen Jahren in unserer Produktionshalle sieht der Boden nach einer Sanierung, die lediglich mit den Reinigungspads von nora systems durchgeführt wird, wieder fast wie neu aus. Außerdem gibt

Bild 2.  Gabelstapler, Handhubwagen und andere Flurförderzeuge beanspruchen den Boden täglich stark

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Bodensysteme

Bild 3.  Zum Einsatz kamen Kautschukböden norament grano ed von nora systems

es keine Oberflächenbeschichtung, die zerstört werden könnte und früher oder später gegen einen entsprechenden Kostenaufwand erneuert werden müsste“, bestätigt Marcel Pfammatter. Viele Anforderungen – eine Lösung: Bei der Schleuniger Gruppe macht sich der Einsatz von Kautschukböden als unverwüstlichem Allrounder langfristig bezahlt. Weitere Informationen: nora systems GmbH Hoehnerweg 2–4, 69469 Weinheim Tel. (06201) 80-56 66, Fax (06201) 88-30 19 info-de@nora.com, www.nora.com/deutschland/de

Bild 4.  Kautschukböden bieten neben leichter Reinigung auch ergonomische Vorteile (Fotos: © Waldemar Hauke/Compart-Media GmbH)

Ausfüllhilfe für Stahlbauunternehmen Stahlbauunternehmen sind ab einer gewissen Größe verpflichtet, ihre Produktionsmengen regelmäßig an die Statistischen Landesämter zu melden. Um diesen Vorgang für die Unternehmer zu erleichtern und mehr Transparenz in den Stahlbau spezifischen Daten zu schaffen, hat bauforumstahl eine Ausfüllhilfe entwickelt. Die Statistischen Landesämter erfassen in regelmäßigen Abständen die Produktionsmengen und -werte im Stahlbau. Diese werden vom Statistischen Bundesamt gesammelt und zur öffentlichen Nutzung freigegeben. Auch bauforumstahl hat umfangreiche Auswertungen der statistischen Daten für den Stahlbau durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass stahlbauspezifische Besonderheiten in den für alle Industriebereiche geltenden Fragebögen und den zugehörigen Hinweisen kaum Berücksichtigung finden. „Mit der Ausfüllhilfe haben wir nun eine maßgeschneiderte Lösung erzielt, die nicht nur mehr Transparenz schafft, sondern auch die Erhebung der Daten wesentlich erleichtert“, so Dr. Rolf Heddrich, Sprecher des Spitzenverbandes. Die von bauforumstahl veröffentlichte Ausfüllhilfe dient der bundesweit einheitlichen Meldung von Leistungen im Bereich „Stahlbau“ nach dem aktuellen Güterver-

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zeichnis für Produktionsstatistiken, Ausgabe 2019 (GP 2019). Sie umfasst eine kurze Erläuterung des GP 2019, stahlbaurelevante Definitionen und Berechnungsvorschriften inklusive eines einfachen Berechnungsbeispiels sowie eine ausführliche Beschreibung der stahlbaurelevanten Meldenummern. Das Statistische Bundesamt stuft die ausführlichen Hinweise speziell für den Bereich der Konstruktionen und Bauteile aus Stahl als hilfreich für die Unternehmen der Branche ein. „Die Meldungen zur Produktionsstatistik durch die Unternehmen werden dadurch vereinfacht. Dies trägt dazu bei, dass Daten aus der Produktionsstatistik zum Thema Stahl den Nutzern in Unternehmen, Verbänden und Politik noch aussagekräftiger bereitgestellt werden können“, erklärt Dr. Daniel Vorgrimler, Leiter der Gruppe „Industrie, Bau, Energie“ des Statistischen Bundesamtes. – Die Ausfüllhilfe steht ab sofort unter www. bauforumstahl.de zum kostenlosen Download bereit.

Weitere Informationen: bauforumstahl e. V. Sohnstraße 65, 40237 Düsseldorf zentrale@Bauforumstahl.de, www.bauforumstahl.de

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Sicherheitssysteme

Türsicherungssystem reduziert Missbrauch von Notausgangstüren und Fluchtfenstern Jährlich beklagen Unternehmen Schäden in Milliardenhöhe, die ihnen durch Diebstahl und Warenschwund entstehen. Gerade unverschlossene und ungesicherte Notausgangstüren sind Dieben hier ein willkommenes Schlupfloch. Daher sollten diese Türen mit besonderen Türsicherungssystemen versehen werden. Eine preisgünstige und wirkungsvolle Lösung ist hier eine neue Produktentwicklung von GfS aus Hamburg – der GfS DEXCON (DoorEXitCONtroller). Der GfS DEXCON ist ein Überwachungsgerät, das speziell zur Sicherung von Notausgangstüren bzw. Fluchtfenstern entwickelt wurde. Er arbeitet mittels Reed-Kontakt und kann flexibel posi­ tioniert werden, wobei zwischen einer Türblatt- oder einer Rahmenmontage gewählt werden kann. Hier baut er in seinem roten robusten Kunststoffgehäuse, das mit einem „STOP“ Piktogramm versehen ist, eine wirkungsvolle Hemmschwelle gegen unbefugtes Öffnen der Tür oder des Fensters auf. Die lange nachleuchtende Beschriftung sorgt auch im Dunkeln für gute Sichtbarkeit. Wird dennoch eine Öffnung vorgenommen, ertönt ein lauter (95 dB/1 m) Alarm. Der Nutzer kann entscheiden, ob der Alarm entweder autorisiert mit dem Geräteschlüssel quittiert werden oder sich dieser nach 3 Minuten selbst abschalten soll. Dank eines vorhandenen potenzialfreien Meldekontaktes lässt sich der Alarm auch an eine kundenseitig vorhandene Sirene, Blitzleuchte oder ähnliches weiterleiten. Der GfS DEXCON verfügt über eine Vielzahl von Funktionen, die dem Nutzer ein großes Anwendungsspektrum eröffnen. Für den Einsatz in sensiblen Bereichen beispielsweise kann ein stiller Alarm programmiert oder die Standardlautstärke des Signalgebers von 95 dB/1 m auf 75 dB/1 m gedrosselt werden. Außerdem ist die Alarm­ stummschaltung nach einer Alarmdauer von 30 Sekunden einstellbar (Hotelmodus). Über den integrierten Schlüssel-

ALHO Modulbau STARTEN SIE MIT UNS IHR BAUVORHABEN! Modulbau – die Geschwindigkeit spricht dafür. Ob Bürogebäude, Bildungsimmobilien, Gesundheitsimmobilien oder Wohngebäude: Dank der Modulbauweise kann man die Gebäude wesentlich früher nutzen: ▪ ▪ ▪ ▪ ▪

Das Türsicherungssystem DEXCON ist mit einem „STOP“ Piktogramm versehen – eine wirkungsvolle Hemmschwelle gegen unbefugtes Öffnen der Tür oder des Fensters (Foto: GfS)

schalter lässt sich das Gerät sowohl für eine alarmfreie Einzel- als auch für eine Dauerbegehung freischalten. Der GfS DEXCON wird in der Standardversion mit einer 9-V-Blockbatterie betrieben, kann aber auch an ein Stromnetz angeschlossen werden. Da er unabhängig vom vorhandenen Türbeschlag oder Fenstergriff funktioniert und die Installation wenig Aufwand bedarf, eignet er sich hervorragend als Nachrüstgerät. Sogar eine Montage an auftragenden Schubstangen ist beim GfS DEXCON pro­ blemlos möglich. Mit dem entsprechenden Zubehör lässt sich der GfS DEXCON zudem zur Sicherung von Stangengriffen und Druckstangen ausbauen. Weitere Informationen: GfS-Gesellschaft für Sicherheitstechnik mbH Tempowerkring 15, 21079 Hamburg Tel. (040) 79 01 95-0, Fax (040) 79 01 95-11 info@gfs-online.com, www.gfs-online.com

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Sicherheitssysteme

Leichtgewichtig trotz Komplexität – vielseitige Zutrittslösung Der neue Connext-Campus in Paderborn vereint u. a. den Hauptsitz der Connext Communication, ein Hotel und ein Restaurant. Für die Zutrittskontrolle wählte das Unternehmen ein System, das als Gesamtlösung die unterschiedlichen Nutzungsbereiche abbilden kann, Integrationen mit der Gebäudesteuerung ermöglicht und trotz der Komplexität leicht zu handhaben ist. Connext ist Anbieter einer Softwarefamilie für das umfassende Management von Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Aufgrund des Wachstums in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen beschlossen, seinen Hauptsitz in Paderborn umzubauen und zu erweitern. Die Eröffnung des neuen Connext-Campus fand im Mai 2019 statt. Entstanden ist ein Ensemble, das die Büroräume und das Rechenzentrum des Unternehmens, ein Hotel mit 30 Zimmern und 56 Betten, 13 Veranstaltungsräume, eine Kindertagesstätte mit 15 Plätzen sowie einen Sauna- und Fitnessbereich beherbergt.

Modernste Gebäudetechnik Der neue Komplex ist durchweg mit modernster Gebäudetechnik ausgestattet. So sorgt beispielsweise eine Betonkernaktivierung für das Kühlen und Erwärmen der Räume, wodurch Connext auf eine Klimaanlage komplett verzichten konnte. Eine Solaranlage auf dem Dach erzeugt Strom für die E-Ladestationen im Parkhaus und bei sonnigem Wetter für den gesamten Campus. Bei der Zutrittskontrolle setzte Connext diesen Weg konsequent fort. „Mit dem Erweiterungsbau kamen etliche neue Anforderungen auf unsere Zutrittslösung zu. Das bis-

Eingesetzte Technik Technologien: SALTO Wireless Funkvernetzung für EchtzeitZutrittsfunktionen, SALTO Virtual Network (SVN) mit patentierter Schreib-Lese-Funktionalität und verschlüsselter Datenübertragung, JustIN Mobile für Türöffnung per Smartphone Hardware: XS4 Original Langschildbeschläge mit BLE-Funktion in der Wireless-Version, XS4 Mini Kurzbeschläge, SALTO Online-Wandleser und Türsteuerungen sowie elektronische SALTO GEO Zylinder Managementsoftware: ProAccess SPACE Wireless-Infrastruktur: 38 Gateways und 12 Nodes Integrationen: Hotel PMS, automatische Türsysteme, Brandschutz- und Rettungswegtüren, Alarmanlage und künftig KNXGebäudesteuerung lang von uns im Bestandsgebäude genutzte elektronische Schließsystem mit Aktivtranspondern kam für den Neubau nicht in Frage, weil es im Betrieb wegen der Transponder viel zu teuer geworden wäre. Überdies wären die Integration des bargeldlosen Zahlens für unsere Mitarbeiter im Restaurant und die Hotelintegration nicht möglich gewesen. Wir wollten aber keinesfalls zwei Schließsysteme im Haus, selbst wenn das bedeutete, den Bestand umzurüsten“, beschreibt Jörg Kesselmeier, Geschäftsführer und Inhaber der Connext Communication GmbH, die Ausgangssituation. Ein mechanisches Schließsystem kam wegen der hohen Kosten über den Lebenszyklus, des Aufwands der Berechtigungsverwaltung und der mangelnden Sicherheit von vornherein nicht in Betracht. Folgerichtig ist auf dem gesamten Campus keine Mechanik verbaut.

Passiv schlägt Aktiv

Bild 1.  Elektronischer XS4 Original Beschlag von SALTO an einer Flurtür

Als Basis für die Auswahlkriterien legten die Verantwort­ lichen fest, dass die neue einheitliche Zutrittslösung mit einer passiven Transpondertechnologie arbeiten sollte, um insbesondere den Betrieb des Hotels und des Restaurants integrieren zu können. „Darüber hinaus sollte das System funkvernetzt sein, damit wir eine Türüberwachung sowie kurzfristige Änderungen von zeitgesteuerten Zutrittsplänen umsetzen und gegebenenfalls Türen aus der Ferne öffnen können“, umreißt der Geschäftsführer die Anforderungen. Hinzu kamen noch diverse Verknüpfungen mit automatischen Türsystemen, um Zugänge deaktivieren zu können, sowie mit Brandschutz- und Fluchtwegtüren. Da auf dem Campus einige Bereiche besonders gesichert sind, gehörte zu den Auswahlkriterien ebenso eine Anbindung an die Alarmanlage, die über Wandleser scharf- oder unscharf geschaltet werden sollte. „Es werden noch weitere Integrationen folgen, zum Beispiel eine engere Kopplung an unsere KNX-Gebäudesteuerung“, ergänzt Kesselmeier.

360 Zutrittspunkte eingebunden

Bild 2.  Elektronischer SALTO GEO Zylinder an einer Tür zum großen Konferenzraum (Fotos: SALTO Systems)

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Für die Zutrittskontrolle wählte das Unternehmen ein System von SALTO, das als Gesamtlösung die unterschiedlichen Nutzungsbereiche abbilden kann, Integrationen mit

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Sicherheitssysteme

der Gebäudesteuerung ermöglicht und trotz der Komplexität leicht zu handhaben ist. Auf dem Connext-Campus sind ca. 360 Zutrittspunkte in die Lösung eingebunden. Die gesamte Anlage ist über die SALTO Wireless Technologie funkvernetzt. Im Hotelbereich ergänzt die mobile Zutrittstechnologie JustIN Mobile die Funkvernetzung. JustIN Mobile erlaubt das Öffnen von Türen mit dem Smartphone und verwendet dafür Bluetooth oder NFC.

Weitere Informationen: SALTO Systems GmbH Schwelmer Straße 245, 42389 Wuppertal Tel. (0202) 76 95 79-0, Fax (0202) 76 95 79-99 info@saltosystems.com, www.saltosystems.de Connext Communication GmbH Balhorner Feld 11, 33106 Paderborn Tel. (05251) 771-0, Fax (05251) 771-199 Info.de@connext.de, www.connext.de

Sicherheitstechnische Anlagen intelligent modernisieren Auch an sicherheitstechnischen Anlagen nagt der Zahn der Zeit. Selbst bei regelmäßiger und fachkundiger Instandhaltung lässt sich die natürliche Alterung von Baugruppen, Kabeln und Schaltern nicht aufhalten. Beschleunigt werden diese Vorgänge zusätzlich durch aggressive Luftbestandteile in industriellen oder gewerblichen Umgebungen. Die Folgen sind Ausfälle, Fehlfunktionen und mangelnde Zuverlässigkeit, die mit zunehmender Lebensdauer immer häufiger teure Reparaturen verursachen (Bild 1). Vermeiden lassen sich diese meist ungeplanten Kosten durch eine regelmäßige Modernisierung der Anlagen. Durch den Einbau aktueller Technik werden nicht nur deren Funktionsfähigkeit und damit die Sicherheit erhöht, sondern auch die Wirtschaftlichkeit verbessert. Die Möglichkeit zur Unterstützung aus der Ferne beispielsweise macht Serviceeinsätze effizienter und senkt die Instandhaltungskosten. So kann der Anlagenzustand bereits im Vorfeld aus der Ferne beurteilt werden und der Servicetechniker vor der Anfahrt mit den benötigten Ersatzteilen ausgestattet werden. Bei Störungen grenzt eine Ferndiagnose den Fehler ein, sodass der Einsatz an der Anlage selbst oft deutlich kürzer ausfällt. Bei technisch anspruchsvollen Problemen können Spezialisten der Wartungsfirma oder des Herstellers zugeschaltet werden. Diese Möglichkeit spart bereits bei der Inbetriebsetzung der Anlage deutlich Zeit.

Normative Grundlagen Die regelmäßige Modernisierung von Anlagen – nicht nur sicherheitstechnischer – ist bereits Bestandteil der einschlägigen Instandhaltungsnormen. So wurde in der im Februar 2018 überarbeiteten europäischen Norm DIN EN 13306 der Begriff der Modernisierung neu eingeführt. Die natio-

nale Norm DIN 31051 gliedert die Instandhaltung vollständig in Grundmaßnahmen und definiert Begriffe, die zusammen mit der DIN EN 13306 zum Verständnis der Zusammenhänge notwendig sind. Die Norm DIN 31051 wurde im Juni 2019 redaktionell überarbeitet und an die Neufassung der DIN EN 13306 angepasst.

Instandhaltung ist Pflicht Eine fachgerechte Instandhaltung sichert nicht nur die Verfügbarkeit von Gefahrenmeldeanlagen, sondern kann auch den Zeitraum bis zu einer Modernisierung der Anlage verlängern (Bild 1). Die Instandhaltung umfasst Maßnahmen des Betreibers, wie eine regelmäßige Begehung, und die Inspektion der Anlagen durch eine Fachkraft. Regelmäßige Wartungen und Instandsetzungen sind durch einen qualifizierten Dienstleister vorzunehmen. Dieser hat den Gebäudebetreiber auch auf Abweichungen vom Sollzustand hinzuweisen, die zu Reparaturmaßnahmen oder zu einer Modernisierung der betroffenen Anlage führen können. Die Instandhaltung sicherheitstechnischer Anlagen ist in zahlreichen gewerkespezifischen Normen wie beispielsweise der Normenreihe DIN VDE 0833 beschrieben.

Zuverlässigkeit in der Praxis Zahlreiche gesetzlichen Vorschriften und Normen zu Instandhaltung und Modernisierung lassen vermuten, dass es um die Zuverlässigkeit sicherheitstechnischer Anlagen bestens bestellt ist. Vor allem wegen fehlender oder nicht fachgerechter Instandsetzungsarbeiten ist das allerdings in der Praxis nicht so, wie die Mängelstatistik des Baurechtsreport vom Verband der TÜV e. V. (VdTÜV) belegt. Danach wiesen im Jahr 2015 18,5 % der erstmalig und 20 % der wiederholt geprüften Sicherheitsanlagen – darunter Alarmierungs-, Lösch- und Brandmeldeanlagen – so gravierende Mängel auf, dass keine Prüfbescheinigung ausgestellt werden konnte. Das kann zu teuren Nachbesserungen bis hin zu Betriebsschließungen führen. Die Ergebnisse des Baurechtsreports decken sich mit den Praxiserfahrungen von Schlentzek & Kühn als Sicherheitsfacherrichter.

Clever umsetzen Bild 1.  Schematischer Verlauf der Verfügbarkeit sicherheitstechnischer Anlagen über die Zeit – eine ausreichende Verfügbarkeit ist nur durch eine regelmäßige Modernisierung zu gewährleisten

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Wird die Modernisierung sicherheitstechnischer Anlagen intelligent und schutzzielorientiert geplant, lassen sich durch die clevere Anwendung von Vorschriften und Nor-

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Sicherheitssysteme

Nutzungsänderungen. In diesem Fall müssen die aktuell gültigen Brandschutzbestimmungen umgesetzt werden, im Regelfall mit einem neuen Brandschutzkonzept.

Betreiberhaftung ernst nehmen

Bild 2.  In der Praxis ist die Notwendigkeit für eine Modernisierung sicherheitstechnischer Anlagen oft mit bloßem Auge erkennbar (Grafik/Foto: Schlentzek & Kühn GmbH)

men Zeit und Geld sparen. Teure bauliche Brandschutzmaßnahmen lassen sich häufig durch flexiblen anlagentechnischen Brandschutz ersetzen. Die Landesbauordnungen (LBO) lassen mit Erleichterungen und Abweichungen genug Spielraum. Die Chance zur Erhöhung von Sicherheit und Wirtschaftlichkeit ergibt sich auch bei einer umfassenden baulichen Sanierung von Gebäuden oder bei grundlegenden

Für den sicheren Betrieb von Anlagen und Gebäuden ist grundsätzlich der Betreiber verantwortlich. Daraus ergeben sich Haftungsrisiken, beispielsweise im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht, der Beachtung der Betriebs­ sicherheitsverordnung und aus möglichen Schadensersatzforderungen im Schadensfall. Eine regelmäßige Modernisierung sowie eine fachgerechte Instandhaltung der sicherheitstechnischen Anlagen verringern diese Haftungsrisiken deutlich. Insgesamt führen der wirtschaftliche Betrieb moderner sicherheitstechnischer Anlagen und ein geringeres Haftungsrisiko zu einem höheren Gebäude- und einem höheren Unternehmenswert, auch vor dem Hintergrund einer Nachhaltigkeitsbetrachtung. All dies wirkt sich nicht zuletzt bei „Due Diligence“-Prüfungen im Rahmen von Nachfolgeregelungen und Unternehmensverkäufen positiv aus Weitere Informationen: Schlentzek & Kühn GmbH Waltersdorfer Straße 105, 12526 Berlin Tel. (030)44 36 23-0, Fax (030) 44 36 23-90 info@sicherheit.sk, www.sicherheitdirekt.de/de/

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Gesamtanzeigenleitung Fred Doischer Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de Redaktion Iris Kopf, Neuruppin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-1913 Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält folgende Beilagen: Verlag Ernst & Sohn GmbH & Co. KG, 10245 Berlin

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Ernst & Sohn Special 2019 · Industrie- und Gewerbebauten


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