Ernst & Sohn Sonderheft Kanal- und Rohrleitungsbau 2017

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Kanal- und Rohrleitungssanierung

KASSELWASSER stimmte den Vorschlägen von Swietelsky-Faber zu. Bernd Schäfer, stellvertretender Leiter der Niederlassung Blomberg und verantwortlicher Projektleiter: „Es ist großartig, gemeinsam mit dem Auftraggeber durch Veränderungen im Bauablauf die Belastung der Anwohner reduzieren zu können.“ Vor Beginn der eigentlichen Arbeiten und dem Aufbau der Wasserhaltung wurden am Startschacht und Endschacht wasserdichte Abmauerungen eingebaut. Im Startschacht liegt der Ablauf des Altkanals: Hier galt es zu vermeiden, dass Abwässer aus dem großen Sammler in den zu sanierenden Schacht gelangen. Beim Endschacht musste mit einem Rückstau aus der Kläranlage gerechnet werden. Die von Pumpen betriebene externe Wasserhaltung wurde überirdisch ausgeführt: Teilweise am Boden liegend, meist jedoch über Strecken von insgesamt 360 m in 4,50 m Höhe aufgeständert. Die interne Wasserhaltung lief über Rohre DN 150 links und rechts in den Kanälen. „Nur beim Waschsalon am Katzensprung haben wir sicherheitshalber in ein 300er Rohr abgeleitet; das hatten wir gleich in die Abmauerung eingesetzt“, berichtet Schäfer.

Die eierlegende Wollmilchsau: Halbschalen mit Drachenprofil Ein zentral gelegener Schacht wurde zur drei mal vier Meter großen und 3,5 m tiefen Baueinziehgrube. Die Überdeckung der Altrohre im Boden beträgt lediglich 0,5 bis einen Meter, was das Einfädeln der GFK-Rohre vereinfachte. Für die Halbschalen in Abschnitt 1 und 3 wurde ein Drachenprofil gewählt, da dies die Vorteile von Kreis- und Eiprofil verbindet: Dieser Rohrquerschnitt ermöglicht bei Trockenwetterabfluss eine hohe Fließgeschwindigkeit und verbessert die Selbstreinigung. Bei starkem Regen können die Leitungen auch große Wassermengen aufnehmen. Um das geforderte Gefälle herzustellen, wurden in Abschnitt 1 Halbschalen 1020/200 sowie 890/250 und in Abschnitt 3 die Größe 630/300 eingebaut. Die neuen Eiprofile in Abschnitt 2 haben den Querschnitt 800/1200 und 680/1050.

Mit jedem Rohrstück wurde die Längsneigung weiter aufgebaut. Die jeweiligen Höhen ließ Schäfer per Laser einmessen. Nach Abschluss jeder Haltung prüfte der Auftraggeber KASSELWASSER, ob die Toleranz von höchstens einem Zentimeter eingehalten wurde. „Tatsächlich hatten wir an keiner Stelle Grund für Reklamationen“, lobt Kai Himmelreich, Projektleiter von KASSELWASSER.

Abgefahren und aufgehängt: Formel 1 der Rohrverlegung Im Allgemeinen werden die Halbschalen in ein Mörtelbett gelegt. Das hohe Gewicht der 2 m langen Teilstücke hätte jedoch die exakte Ausrichtung erschwert. So ließ Schäfer in jede Schale sechs Löcher bohren. Die Schalen wurden mit dem speziell angefertigten Fahrwagen möglichst exakt an den Verlegepunkt gefahren, auf Flucht ausgerichtet und über die Löcher mit 20–30 cm langen Schrauben im Altkanal verschraubt. Anschließend wurden die Hohlräume links und rechts verfüllt. Eine andere Herausforderung waren die gut 111 m des zweiten Abschnitts mit zwei Haltungen, einer Kurve und einem Altrohrzustand III. Hier war ein Rohrrelining erforderlich. Dazu wurden zwei Eiprofile (680/1050 und 800/1200) in einen Ringraum eingesetzt, um den Querschnitt zu reduzieren, das Gefälle anzupassen und den Durchsatz zu erhöhen. Um auf Anhieb punktgenaue Arbeit abzuliefern, ließ Schäfer einen exakten Verlegeplan erstellen. Nach diesem stellte die Hobas Rohre GmbH, Spezialist für geschleuderte, glasfaserverstärkte Rohrsysteme aus ungesättigtem Polyester in Mecklenburg-Vorpommern, passgenaue Rohre her, die vor Ort zusammengesetzt und eingezogen wurden. Um einen perfekten Bogengang legen zu können, mussten die Rohre in unterschiedlichen Längen von 50–240 cm gefertigt werden. Nach dem Einzug wurde der Ringraum mit einem Dämmer verfüllt.

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