Im dreißigsten Jahr
Pr’ moj duš! Bei meiner Seel’! Was sind schon dreißig Jahre? Immerhin sind es knapp die Hälfte meiner Jahre. Und was sagte der legendäre
Programmchef des Verlags Gallimard FranÇois Erval zu mir vor dreieinhalb Jahrzehnten: „Sie müssen einen langen Atem haben, so
an die fünfundzwanzig, dreißig Jahre!“
Den Atem hatten wir, lieber Herr Erval, nur hätten wir uns sicher manches leichter vorgestellt.
Und nun eine Zwischenbilanz: Was ist geblieben von dem, was wir in den vergangenen dreißig Jahren gemacht haben? Immerhin lag
noch zu Beginn der Achtzigerjahre kein Buch aus meiner Sprache in deutscher Übersetzung auf den Ladentischen, die zahllosen anderen
Sprachen und Kulturen Südosteuropas waren oft heimatlos, unterdrückt und warteten darauf, einer breiteren Leserschaft bekannt zu
werden.
Die Grenze eines Staates ist nicht die Grenze einer Sprache, geschweige denn Kultur.
Das haben wir versucht, der Dank waren Morddrohungen und eine Briefbombe. Soll ich mich darüber grämen