Emsblick - Heft 05 (November/Dezember 2011)

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Rike/pixelio.de

Leben

Laterne gehen - Laterne singen Allerheiligen (Allerhilgen) „Süßes, sonst gibt´s Saures“ mit diesem Spruch stehen Kinder, mit Plastiktüten ausgestattet und gruslig verkleidet, vor der Haustür und erbetteln so Süßigkeiten oder Geld. Es ist der Abend des 31. Oktober, also Halloween. Warum diese Sitte aus Amerika zu uns kam- wer weiß?! Früher hatten Harener Kinder ihr eigenes Fest. Am Abend vor dem 1. November, also Allerheiligen, gingen sie in Gruppen und straßenweise von Haus zu Haus und sangen das ,,Allerhilgenlied“. Man trug selbstgebastelte Laternen aus Runkelrüben. Diese waren ausgehöhlt und hatten oben einen gezackten Rand und ein Fratzengesicht. Mit einer Kerze beleuchtet, sah das ganz schön gruselig aus. An den Türen der besuchten Familien gab es Äpfel, Nüsse oder selbstgebackene Plätzchen, die anschließend gerecht verteilt wurden. Später gab es Laternen aus buntem gefaltetem Papier. So manches Mal brannte auch eine Laterne völlig ab, wenn man nicht aufpasste. Der Ärger war dann groß, schliesslich brauchte man die Laterne ja gut zehn tage später noch einmal, zu St. Martin. 12

In manchen Straßen sieht man auch in dieser Zeit noch Kinder am Martinstag mit Laternen umherziehen. Aber sie singen nicht mehr das „Allerhilgenlied“, sondern andere Lieder zu St. Martin. Da diese Lieder jedoch bekannt sind, hier das Allerhilgenlied. Es wäre schön, wenn wieder mehr plattdeutsche Lieder zu Festen und Feiertagen gesungen würden, allein, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

Das Allerhilgenlied Allerhilgen, Allerhilgen Däi Winter stich up däi Hilgen Däi Kaih öwerall Däi Schwien´in Stall Gäwt us äine Woddel Dor kön´wie gaut up knoddeln gäwt us äin Stück Speck dann gaoh wie fort wäer wech. Hochdeutsch Allerheiligen, Allerheiligen Der Winter steigt auf die Hilgen* Die Kühe überall Die Schweine im Stall Gebt uns eine Wurzel (Möhre) Darauf können wir gut knabbern Gebt uns ein Stück Speck Dann gehen wir sofort wieder weg

Am 11.November ist der Martinstag. Es gab noch keinen gemeinsamen Martinsumzug für alle in Haren, daher ging man in Gruppen von Haus zu Haus. Das Lied das man dazu sang, hieß „Sünner Mätten Gösken“ (Sankt Martins Gans)

Sünner Mätten Gösken Watt vläten Joahr äin Küksken wöhr Is nu äin grotet Gösken Loat us nich so lange staohn Wi mäöt noch`n Hüsken wieder gaohn Wie mäot noch ganz naoh Brämen Brämen is`ne grote Stadt Doar krieget ale Kinner watt Däi Lüttken un däi Grooten Däi Grooten köönt sick watt koopen Hochdeutsch Sankt Martin`s Gänschen Was im vorherigen Jahr ein Küken war Ist nun ein großes Gänschen Laßt uns nicht so lange stehn Wir müssen noch ein Häuschen weiter gehn Wir müssen noch ganz nach Bremen Bremen ist eine große Stadt Da bekommen alle Kinder was Die Kleinen und die Großen Die Großen können sich was kaufen.

* Hilgen, mancherorts auch Hille genannt, waren Stauraum oder Schlafplätze für Mägde und Knechte in alten Bauerhäusern oberhalb der Viehställe. Damals lebten Menschen und das Vieh unter einem Dach.


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