AUFERSTANDEN
AUS RUINEN
Kriegsnarben im Hamburger Stadtbild
OLIVIER MESSIAEN
Der radikal sanftmütige Komponist
INTERNATIONALES
MUSIKFEST HAMBURG
Vladimir Jurowski
Elisabeth Leonskaja
Arditti Quartet
Jordi Savall
AUFERSTANDEN
AUS RUINEN
Kriegsnarben im Hamburger Stadtbild
OLIVIER MESSIAEN
Der radikal sanftmütige Komponist
INTERNATIONALES
MUSIKFEST HAMBURG
Vladimir Jurowski
Elisabeth Leonskaja
Arditti Quartet
Jordi Savall
Liebe Leserin, lieber Leser,
seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2014 folgt das Internationale Musikfest Hamburg stets einem übergeordneten Thema. Wenige Monate, nachdem wir im Herbst 2021 mit den Planungen für das Musikfest 2024 begannen, gewann das dafür gewählte Motto »Krieg und Frieden« auf bedrückende Weise unerwartete Aktualität. Kriege werden seit Jahrtausenden leider immer irgendwo auf dem Globus geführt. Dass wir den Krieg in Europa überwunden glaubten, erwies sich als Illusion. Das Programm, zu dem uns das Motto »Krieg und Frieden« angeregt hat, tut weiterhin das, was es von Anfang an sollte: Es reflektiert die Allgegenwart dieses scheinbar ewigen Menschheitsthemas im Hinblick auf die Musik, über viele Jahrhunderte hinweg.
In einem glänzenden Essay zeichnet Volker Hagedorn die schöpferischen Spuren nach, die all die Verwüstungen des beispiellos kriegerischen 20. Jahrhunderts im Schaffen maßgeblicher Komponisten hinterlassen haben (Seite 4). Gleich im Anschluss geht es um die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges und auch hier wieder um das Echo darauf in der Musik der Zeit (Seite 12). Die in den beiden Texten angesprochenen Werke bewegen uns auch heute tief. Die meisten davon werden beim Musikfest zu hören sein.
Mit Sofia Gubaidulina und Olivier Messiaen werden in diesem Heft zwei der größten Komponisten der letzten hundert Jahre liebevoll porträtiert. Das Werk beider ist
nicht zu trennen von den leidvollen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, doch weist ihre – von tiefem Glauben geprägte – Musik auf ganz unterschiedliche Weise himmelweit über alle irdischen Verwerfungen hinaus. Gubaidulina, die meistgespielte Komponistin unserer Zeit, ist mit einigen ihrer wichtigsten Werke beim Musikfest vertreten. Bei Messiaen steht, neben anderen Kompositionen, das von ihm 1940 in deutscher Kriegsgefangenschaft komponierte »Quatuor pour la fin du temps« der szenischen Aufführung seiner einzigen Oper, »Saint François d’Assise«, gegenüber, die mit ihrer gleichsam kosmischen Friedensbotschaft den musikdramatischen Höhepunkt des Festivals markiert.
Als ich die Pianistin Elisabeth Leonskaja vor vielen Jahren zum ersten Mal auf der Bühne erlebte, war sie gerade aus der Sowjetunion nach Wien geflohen und ich noch ein Teenager. Die Noblesse und Autorität ihres Spiels, gepaart mit ihrer großen Bescheidenheit, schlagen mich bis heute in ihren Bann. In der Begegnung mit dem Autor Walter Weidringer, die zu einem sehr lesenswerten Porträt über sie geführt hat (Seite 52), spricht sie ein großes Wort gelassen aus: »Musik ist eine heilige Kunst.«
Ich wünsche Ihnen eine friedliche und Ihren geistigen Appetit befriedigende Lektüre!
Ihr Christoph LiebenSeutter Generalintendant Elbphilharmonie und Laeiszhalle
4
ESSAY
»DER MENSCH IST EIN ABGRUND«
Wie die Musik des 20. Jahrhunderts auf Kriege reagiert hat
VON VOLKER HAGEDORN
12
GESCHICHTE
ALS DIE WELT ENTZAUBERT WURDE
Das 17. Jahrhundert war wie kaum ein anderes vom Krieg geprägt.
VON PETER REICHELT
20
MUSIKLEXIKON
STICHWORT »KRIEG UND FRIEDEN«
Es gibt nichts, wozu die Musik nichts zu sagen hätte.
VON CLEMENS MATUSCHEK
22
SOFIA GUBAIDULINA
FREIHEIT IN DEN AUGEN
Die Komponistin und ihre überwältigende Musik
VON SIMON CHLOSTA
26
OLIVIER MESSIAEN
AVANTGARDE UND EWIGKEIT
Ein Zeitgenosse außerhalb der Zeit
VON ALBRECHT SELGE
ARDITTI QUARTET
MIT EINEM LÄCHELN BIS GRINSEN
Das Ensemble wird 50. Warum?
VON BERNHARD GÜNTHER
36
FOTOSTRECKE
DER ZWEITE BLICK
VON KARSTEN KRONAS
50
GLOSSE
VÖLLIG ZUFRIEDENSTELLEND
Über einen zunehmend
interessanten Seelenzustand
VON TILL RAETHER
DER KLANG, DER DICH ANLÄCHELT Irreversible Entanglements sind die wohl politischste Band im zeitgenössischen Jazz.
VON JAN PAERSCH
52
ELISABETH LEONSKAJA
DIE LEBENSFREUNDLICHKEIT
DER GRANDE DAME
Tiefsinn, Transzendenz und traumwandlerische Intuition
VON WALTER WEIDRINGER
56
ENGAGEMENT
ICH BIN EIN FAN
VON CLAUDIA SCHILLER
58
ADG7
VON JUNGEN SCHAMANEN
UND IHREN AHNEN
Die Band holt koreanische
Traditionen in die Gegenwart.
VON JULIKA VON WERDER
66
UMGEHÖRT
FRIEDENSBOTSCHAFT
Eine Frage, sieben Antworten
VON IVANA RAJIC
WELTMUSIK
DER TIEFE BRUNNEN DER
GESCHICHTE
Streifzüge durch Armeniens uralte Musik im 21. Jahrhundert
VON STEFAN FRANZEN
72
MITARBEITER
DIE WAHREN SÄULEN
Sie kümmern sich um das Personal und die Finanzen der Elbphilharmonie.
VON FRÄNZ KREMER
88