Elbphilharmonie Magazin – Tanzen | 2/2024 (Inhaltsvorschau)

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AUFERSTANDEN

AUS RUINEN

Kriegsnarben im Hamburger Stadtbild

OLIVIER MESSIAEN

Der radikal sanftmütige Komponist

INTERNATIONALES

MUSIKFEST HAMBURG

Vladimir Jurowski

Elisabeth Leonskaja

Arditti Quartet

Jordi Savall

2 | 2024 E uro 6,50

HERZLICH WILLKOMMEN!

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2014 folgt das Internationale Musikfest Hamburg stets einem übergeordneten Thema. Wenige Monate, nachdem wir im Herbst 2021 mit den Planungen für das Musikfest 2024 begannen, gewann das dafür gewählte Motto »Krieg und Frieden« auf bedrückende Weise unerwartete Aktualität. Kriege werden seit Jahrtausenden leider immer irgendwo auf dem Globus geführt. Dass wir den Krieg in Europa überwunden glaubten, erwies sich als Illusion. Das Programm, zu dem uns das Motto »Krieg und Frieden« angeregt hat, tut weiterhin das, was es von Anfang an sollte: Es reflektiert die Allgegenwart dieses scheinbar ewigen Menschheitsthemas im Hinblick auf die Musik, über viele Jahrhunderte hinweg.

In einem glänzenden Essay zeichnet Volker Hagedorn die schöpferischen Spuren nach, die all die Verwüstungen des beispiellos kriegerischen 20. Jahrhunderts im Schaffen maßgeblicher Komponisten hinterlassen haben (Seite 4). Gleich im Anschluss geht es um die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges und auch hier wieder um das Echo darauf in der Musik der Zeit (Seite 12). Die in den beiden Texten angesprochenen Werke bewegen uns auch heute tief. Die meisten davon werden beim Musikfest zu hören sein.

Mit Sofia Gubaidulina und Olivier Messiaen werden in diesem Heft zwei der größten Komponisten der letzten hundert Jahre liebevoll porträtiert. Das Werk beider ist

nicht zu trennen von den leidvollen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, doch weist ihre – von tiefem Glauben geprägte – Musik auf ganz unterschiedliche Weise himmelweit über alle irdischen Verwerfungen hinaus. Gubaidulina, die meistgespielte Komponistin unserer Zeit, ist mit einigen ihrer wichtigsten Werke beim Musikfest vertreten. Bei Messiaen steht, neben anderen Kompositionen, das von ihm 1940 in deutscher Kriegsgefangenschaft komponierte »Quatuor pour la fin du temps« der szenischen Aufführung seiner einzigen Oper, »Saint François d’Assise«, gegenüber, die mit ihrer gleichsam kosmischen Friedensbotschaft den musikdramatischen Höhepunkt des Festivals markiert.

Als ich die Pianistin Elisabeth Leonskaja vor vielen Jahren zum ersten Mal auf der Bühne erlebte, war sie gerade aus der Sowjetunion nach Wien geflohen und ich noch ein Teenager. Die Noblesse und Autorität ihres Spiels, gepaart mit ihrer großen Bescheidenheit, schlagen mich bis heute in ihren Bann. In der Begegnung mit dem Autor Walter Weidringer, die zu einem sehr lesenswerten Porträt über sie geführt hat (Seite 52), spricht sie ein großes Wort gelassen aus: »Musik ist eine heilige Kunst.«

Ich wünsche Ihnen eine friedliche und Ihren geistigen Appetit befriedigende Lektüre!

Ihr Christoph Lieben­Seutter Generalintendant Elbphilharmonie und Laeiszhalle

4

ESSAY

»DER MENSCH IST EIN ABGRUND«

Wie die Musik des 20. Jahrhunderts auf Kriege reagiert hat

VON VOLKER HAGEDORN

12

GESCHICHTE

ALS DIE WELT ENTZAUBERT WURDE

Das 17. Jahrhundert war wie kaum ein anderes vom Krieg geprägt.

VON PETER REICHELT

20

MUSIKLEXIKON

STICHWORT »KRIEG UND FRIEDEN«

Es gibt nichts, wozu die Musik nichts zu sagen hätte.

VON CLEMENS MATUSCHEK

22

SOFIA GUBAIDULINA

FREIHEIT IN DEN AUGEN

Die Komponistin und ihre überwältigende Musik

VON SIMON CHLOSTA

26

OLIVIER MESSIAEN

AVANTGARDE UND EWIGKEIT

Ein Zeitgenosse außerhalb der Zeit

VON ALBRECHT SELGE

32

ARDITTI QUARTET

MIT EINEM LÄCHELN BIS GRINSEN

Das Ensemble wird 50. Warum?

VON BERNHARD GÜNTHER

36

FOTOSTRECKE

DER ZWEITE BLICK

VON KARSTEN KRONAS

50

GLOSSE

VÖLLIG ZUFRIEDENSTELLEND

Über einen zunehmend

interessanten Seelenzustand

VON TILL RAETHER

62

DER KLANG, DER DICH ANLÄCHELT Irreversible Entanglements sind die wohl politischste Band im zeitgenössischen Jazz.

VON JAN PAERSCH

52

ELISABETH LEONSKAJA

DIE LEBENSFREUNDLICHKEIT

DER GRANDE DAME

Tiefsinn, Transzendenz und traumwandlerische Intuition

VON WALTER WEIDRINGER

56

ENGAGEMENT

ICH BIN EIN FAN

VON CLAUDIA SCHILLER

58

ADG7

VON JUNGEN SCHAMANEN

UND IHREN AHNEN

Die Band holt koreanische

Traditionen in die Gegenwart.

VON JULIKA VON WERDER

66

UMGEHÖRT

FRIEDENSBOTSCHAFT

Eine Frage, sieben Antworten

VON IVANA RAJIC

68

WELTMUSIK

DER TIEFE BRUNNEN DER

GESCHICHTE

Streifzüge durch Armeniens uralte Musik im 21. Jahrhundert

VON STEFAN FRANZEN

72

MITARBEITER

DIE WAHREN SÄULEN

Sie kümmern sich um das Personal und die Finanzen der Elbphilharmonie.

VON FRÄNZ KREMER

88

FÖRDERER UND SPONSOREN
82 IMPRESSUM
JAZZ
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