in - Mit Innovation Zukunft gestalten 1/25

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Menschliche Augen als Diagnosetools für Krankheiten

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Warum kaum jemand fähig ist, Unternehmen objektiv zu bewerten

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Wie ein Wiener Unternehmen die Textilbranche umkrempelt

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Neue und geistreiche Spiele für lange Abende 5,90 €

MIT INNOVATION ZUKUNFT GESTALTEN • 01/25

KI beschleunigt den Fortschritt auch in der Robotik. In Österreich werden RoboterLösungen für die Fabrik genauso wie für Nischen entwickelt.

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Lösungen, die von allein laufen –

Autonome mobile Roboter für Ihre Prozesse.

Wir beraten Sie gerne:

IMPRESSUM

Chefredaktion

Ulrike Moser-Wegscheider, Arndt Müller

Grafik

Anika Reissner

Bildbearbeitung

Reinhard Lang Fotos

shutterstock.com: Enso Photography Scotland (S. 1/11)/recep kart (S. 8)/ Mixed Sketches (S. 17)/Max Illustration (S. 22); Toxa2x2 (S. 23); Morphart Creation (S. 26); The Reits-Kempinsky Hotel & Resorts (S. 6/7); Martin Otter MPI (S. 9); B&R (S. 11); Airskin (S. 12); Taurob (S. 13); IMD Lausanne (S. 14); Vienna Textile Lab (S. 19/21); Florian Voggeneder (S. 19); Loreto Binvignat Streeter (S. 19/20); Julia Moser (S. 20); VCOE Rita Newman (S. 22); Studio Huger (S. 22); Sabine Oberzaucher (S. 23); Kosmos (S. 25); Moses Verlag (S. 25); Pegasus Spiele (S. 25)

Lektorat

Ewald Schreiber

Redaktionsanschrift

Egger & Lerch Corporate Publishing, velcom GmbH, Vordere Zollamtsstraße 13, 1030 Wien, T +43 1 524 89 00, www.egger-lerch.at

Anzeigen- und Promotionskontakt velcom GmbH

Christoph Alten T 0699/15046770 christoph.alten@velcom.at

Druck

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www.egger-lerch.at Geschäftsführung

Martin Kneschaurek

Offenlegung gemäß § 25 Abs. 2 und 3 Mediengesetz www.egger-lerch.at/impressum

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER!

2025 IST DAS JAHR, IN DEM ROBOTIK ZUM MAINSTREAM WIRD, prognostiziert Forbes. Während Robotik selbst nichts Neues ist, entwickeln sich humanoide Roboter rasant. Diese arbeiten bereits in der Automobilproduktion und könnten bald in unserem Privatleben Einzug halten. Möglich wird das durch KI wie ChatGPT: Die Roboterschmiede Figure kooperiert mit OpenAI – auf YouTube sieht man, wie Mensch und Maschine per Sprache interagieren, etwa beim Einräumen von Tellern. Noch beeindruckender sind die Modelle von Clone Robotics, die kaum von Menschen zu unterscheiden sind. Kurz: Bei humanoider Robotik steht uns ein ähnlicher Aha-Moment bevor wie Anfang 2023 bei KI. Klaus Putzer hat die österreichische Robotik-Szene unter die Lupe genommen und bei Experten nachgefragt, was am Humanoiden-Hype dran ist. Seine Erkenntnisse lesen Sie ab Seite 10.

Zukunftsweisend ist auch unsere Geschichte zur Verkehrswende. Dass wir sie brauchen, ist unbestritten – dass wenig passiert, liegt weniger an fehlender Technologie als an unseren Denkmustern. Mehr dazu ab Seite 22.

Im Interview spricht Phil Rosenzweig, bekannt durch seinen Essay „Der Halo-Effekt“, darüber, warum viele noch immer diesem Irrtum aufsitzen und was sich dagegen tun lässt (Seite 14).

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und einen guten Start in ein innovatives 2025!

6_ HINGUCKER Hochschaubahn in Ringoptik.

8_ BREAKTHROUGH Krankheiten zeigen sich in den Augen – dies nutzen neue Diagnosetools.

10_ FAST SCHON HUMAN?

Nach KI ist Robotik das nächste große Ding. Was sich in Österreich tut.

14_ ACHTUNG: HEILIGENSCHEIN! Management-Vordenker Phil Rosenzweig über den Halo-Effekt.

17_ MUT-MACHER

Innovation hat viel mit Mut zu tun. Wie sich dieser trainieren lässt.

18_ ZURÜCK ZUR NATUR

Das Vienna Textile Lab will die  Textilwirtschaft nachhaltig machen.

22_ DIE MOBILITÄT VON MORGEN

Die Verkehrswende scheitert nicht an fehlender Technik, sondern unserem Verhalten.

25_ WARENKORB

Geistreiche Spiele für lange Winterabende.

26_ QUIZ

Flugbenzin ist nicht gleich Flugbenzin. Testen Sie Ihr Wissen!

RINGFÖRMIGE HOCHSCHAUBAHN

Es wird zwar nur Platz 2 unter den größten Riesenrädern der Welt einnehmen, aber gemessen am Durchmesser von 180 Metern ist es dennoch ein Drittel größer als das London Eye und dreimal so groß wie das Wiener Riesenrad. Das Seoul Twin Eye, das bis Ende des Jahrzehnts in der südkoreanischen Hauptstadt stehen soll, dreht sich dabei nicht selbst, stattdessen bewegen zwei ringförmige Transportbänder 64 Kapseln für je 25 Personen durch die Luft.

DEM LEIDEN INS AUGE SEHEN

VON ARNDT MÜLLER

WIENER AUGENSCANNER

SIEHT KRANKHEITEN

An der MedUni Wien wird seit einiger Zeit ein Scanner getestet und die in ihm enthaltene KI trainiert, damit er diverse Krankheiten aufspüren kann, die sich in den Augen zeigen. Das Gerät verbindet zwei bereits etablierte Messverfahren: Die optische Kohärenztomografie liefert dreidimensionale Bilder der Netzhaut. Die Spektrografie wiederum spürt chemische Veränderungen derselben auf. Beide Verfahren zusammen können bereits in sehr frühen Stadien Veränderungen der Netzhaut feststellen. Beim Glaukom (Grüner Star) funktioniert das bereits, weitere Studien widmen sich beispielsweise der Alzheimer-Demenz sowie Multipler Sklerose.

DAS MENSCHLICHE

AUGE STEHT IM ZENTRUM NEUER DIAGNOSEMETHODEN, DIE AUCH KRANKHEITEN WIE ALZHEIMER

ODER DEPRESSIONEN AUFSPÜREN SOLLEN.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ENTDECKT AUTISMUS

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind bislang äußerst schwierig zu diagnostizieren, die Wartelisten dafür sind lang. Das könnte sich bald ändern, denn ein Team von der Yonsei Universität in Seoul hat eine künstliche Intelligenz mit Augenfotos von knapp 1.000 Kindern gefüttert. Die Hälfte der im Schnitt siebenjährigen Kids war dabei bereits mit ASS diagnostiziert. Nach dem Training war die KI imstande, ASS auf Bildern der Netzhaut tadellos zu erkennen. Erfolgsrate: 100 Prozent.

DIE

LINSE MISST DEN DRUCK

Vom Glaukom, auch Grüner Star genannt, sind weltweit 70 Millionen Menschen betroffen. Dabei schädigt ein erhöhter Augeninnendruck den Sehnerv. Das wird oft zu spät entdeckt, weil der Augeninnendruck im Laufe des Tages schwankt und daher kaum verlässlich messbar ist. Die Kontaktlinse, die an einer britischen und einer türkischen Universität entwickelt wurde, kann den Druck hingegen über einen längeren Zeitraum messen und das Ergebnis drahtlos senden. Als Nächstes ist eine Studie mit einer großen Gruppe geplant. Einst könnte die Linse genutzt werden wie heute das Langzeit-EKG fürs Herz.

GROSSE AUGEN MACHEN

Wer große Augen macht, ist weniger depressiv.

Wer sich auf etwas freut oder über etwas staunt, macht in der Regel große Augen. Gemessen wird dies mit dem Verfahren der Pupillometrie. Eine Gruppe vom Max-PlanckInstitut für Psychiatrie in München hat mit diesem Verfahren depressive und nicht depressive Personen untersucht und dabei festgestellt, dass sich die Pupillen von Depressiven langsamer und weniger stark veränderten, wenn sie eine Aufgabe ausführten, für deren Lösung es eine Belohnung gab. Die Erkenntnisse könnten künftig genutzt werden, um Depressionen und die Wirkung entsprechender Medikamente rascher diagnostizieren zu können.

SCAN ERKENNT

DIABETESFOLGEERKRANKUNG

Der Tech-Hersteller Acer aus Taiwan hat eine Software entwickelt, die auf Fotos der Netzhaut binnen Augenblicken erkennen kann, ob eine diabetische Retinopathie vorliegt. Bei dieser, einer Folgeerkrankung der Diabetes, schädigt Blutzucker die Netzhaut. In schlimmen Fällen kann diese Erkrankung zur Erblindung führen. Das Verfahren ist deutlich effizienter und damit billiger als bisherige Methoden, außerdem kann sie auch solche medizinischen Professionisten unterstützen, deren Fach nicht die Augenheilkunde ist.

SKEPSIS UND BEGEISTERUNG

BEGLEITEN

MENSCHMASCHINEN

SEIT JEHER

GLEICHERMASSEN.

WAS IST DRAN AM GEGENWÄRTIGEN HYPE

UM DIE ROBOTER UND WO STEHT ÖSTERREICH IN SACHEN ROBOTIK?

FAST SCHON HUMAN?

Fasziniertes Gruseln – so könnte man die Haltung des Menschen zum Roboter mit Blick auf die Kulturgeschichte beschreiben. Dass sich ein menschenähnliches Wesen gegen seine Schöpfer richtet, zieht sich wie ein roter Faden durch Erzählungen aus allen Epochen – von Goethes „Zauberlehrling“ bis zum „Terminator“. Die Faszination für ein autonomes Gegenüber, das mit Bewusstsein und eigenem Willen ausgestattet scheint, paart sich mit Kontrollverlust-Ängsten wie das Amen im Gebet.

ROBOTER ERARBEITEN

Gerald Steinbauer-Wagner, TU Graz

Im Jahr 2025 ist das nicht anders. ChatGPT löste, neben Begeisterung, auch Besorgnis aus. Neueste menschenähnliche Maschinen rücken die alten Mythen wieder ins Bewusstsein. Humanoide Roboter, die gerade vermehrt ihre Kunststücke im Internet präsentieren (siehe QR-Code), schauen ähnlich aus wie der Terminator: stählerne, auf zwei Beinen dahinstapfende Gestalten mit Armen, Greifhänden und einem Kopf auf dem Rumpf. Sie heißen Digit, Atlas, Optimus oder Figure 02 und stammen meist aus den USA oder China. Videos zeigen Atlas von Boston Dynamics beim Herumturnen auf einem Gerüst oder Figure 02, der in einem USWerk von BMW (testweise) Karosserieteile montiert. Wird die Welt demnächst also mit massig Menschmaschinen bevölkert sein?

Gerald Steinbauer-Wagner, Präsident des Robotik-Interessenverbandes GMAR und Leiter des Institute of Software Technology (IST) an der TU Graz, ist skeptisch. Roboter seien noch ein Stück weit davon entfernt, ihre Umwelt eigenständig zu begreifen. Daher nennt Steinbauer-Wagner die Forschung an Humanoiden „Showcases“: spektakulär und wissenschaftlich hochinteressant, weil sie komplexe Problemstellungen aufwerfen – an den Anforderungen realer Umwelten aber oft noch vorbeigehend.

DIE TÜCKEN DES HAUSHALTS

Das sieht Markus Vincze, Experte für Robotik und Professor an der TU Wien, ähnlich. Beispiel Haushalt: „Menschliche Bewegungsabläufe sind sehr kompliziert. Um sie zu reproduzieren, braucht es an beiden Armen und Beinen jeweils sechs Motoren. Moderne Wohnungen haben aber keine Schwellen. Ein Roboter mit Rädern wäre völlig ausreichend, viel billiger und weniger energieaufwendig“, so Vincze. Dabei ist die Fortbewegung auf engem Raum noch das kleinste Problem in einem typischen Haushalt. Mit seinem Team entwickelt Vincze seit Jahren die Fähigkeiten Sehen und Greifen weiter, mit dem Ziel, die Anpassungsfähigkeit von Robotern zu beschleunigen und ihre Autonomie zu erhöhen. Schon an banal erscheinenden Tasks wie Putzen scheitern die Maschinen heute noch, so der Forscher: „Ein Mensch schaut schräg ins Fenster und erkennt sofort, ob alles sauber geworden ist oder noch Schlieren da sind. Für einen Roboter ist das eine sehr komplizierte Aufgabenstellung.“ Einzeln stehende Objekte zu erkennen, darauf können die Maschinen

aber schon trainiert werden. „Wir arbeiten mit Stereokameras, die Farbe und Tiefe sehen, in Verbindung mit Deep-LearningTechnologien, um unsere Roboter auf ganz spezifische Objekte zu trainieren. In einem zweiten Schritt versuchen wir auch, ihnen Klassen von Objekten beizubringen“, so Vincze. Genau das ist gegenwärtig eine der großen Herausforderungen der Robotik, sagt Steinbauer-Wagner: „Kann ich ein Robotersystem mit sehr wenig Anleitung oder sehr wenig Beispielen auf eine neue Umgebung oder eine neue Aufgabe einlernen? Das würde das Potenzial, Roboter einzusetzen, extrem nach oben pushen.“

Steinbauer-Wagner hat die Hoffnung, dass Large Language Models wie ChatGPT dabei helfen könnten, Robotern so etwas wie Common Sense mitzugeben. Denn selbst basales Weltwissen, das wir alle haben, besitzt die Maschine nicht. Zum Beispiel die Tatsache, dass sich ein Ding nicht gleichzeitig an einem und an einem anderen Ort befinden kann.

ROBOTER EROBERN NISCHE UM NISCHE

Ob es zu selbstständig agierenden Menschmaschinen noch weit ist oder ein Durchbruch unmittelbar bevorsteht – in vielen Bereichen sind Roboter längst Normalität. So etwa in der industriellen Fertigung.

JUGENDFÖRDERUNG: 2023 fand am ABB Bildungscampus die World Robot Olympiad statt.

Die oberösterreichische B&R mischt in der Fabrikautomation seit Jahrzehnten weltweit vorne mit. 1979 gegründet, hat der Hersteller von Steuerungstechnologien seit seiner Übernahme durch den Schweizer Industrieriesen ABB an Bedeutung für die Robotik in Österreich weiter gewonnen. Kolportierte 1,8 Mrd. Euro war ABB die Übernahme des Hidden Champions wert. Florian Schneeberger, CTO, ABB Automation Division (B&R): „Was wir tun, ist, die Reindustrialisierung Europas zu ermöglichen. Die Automatisierung schmutziger, langweiliger und gefährlicher Arbeiten trägt dazu bei, die Rückkehr der Produktion nach Europa zu erleichtern.“ Seit der Übernahme hat ABB kräftig in die österreichische „Automation Division“ investiert.

AIRSKINS „HAUT“ FÜR ROBOTER ermöglicht Mensch-MaschineKollaboration ohne Schutzzäune.

So wurde 2022 am Stammsitz Eggelsberg ein Bildungscampus eröffnet, wo jährlich bis zu 4.000 Menschen in Automation sowie KI und Software-Lösungen ausgebildet werden sollen. Zusätzlich wurden dort 1.000 hochqualifizierte Jobs geschaffen. Gerald Steinbauer-Wagner rekapituliert die Robotik-Entwicklung der letzten Jahre so: „Roboter erarbeiten sich immer mehr Nischen und diese Nischen werden immer größer und die Aufgaben immer komplexer. Aber Stück für Stück. Als ich Student war, waren wir froh, wenn ein Roboter im Labor einen Gang entlangfahren konnte, ohne mit der Wand zu kollidieren. Mittlerweile sind solche Roboter zumindest in Produktionsabläufen und in Lagerhäusern gang und gäbe, üblicherweise in abgegrenzten

Bereichen.“ Diese AMR (Autonome Mobile Roboter) für die Intralogistik werden auch in Österreich entwickelt: Die „Open Shuttle“ der steirischen Firma Knapp, autonome Transportgefährte für Werkshallen, arbeiten im Schwarm und lassen sich schnell an neue Umgebungen anpassen. Der „Pick-it-Easy Robot“ von Knapp befüllt selbstständig Paletten und Kisten mit unterschiedlichsten Waren. Ähnliche Lösungen bieten erfolgreich die oberösterreichischen Unternehmen Agilox und TGW an. Airskin aus Wien hat eine robuste, druckempfindliche „Haut“ entwickelt, die eine Kollaboration zwischen Menschen und Industrierobotern auch dann ermöglicht, wenn die Roboter nicht wie bislang üblich hinter einen Zaun gesperrt sind. Die robusten, druckempfindlichen Pads von Airskin werden einfach auf Standard-Industrieroboter aufgeschraubt. Bei leisester Berührung stoppen die Roboterarme sofort – Verletzungsgefahr gebannt.

INNOVATIONSTREIBER

ARBEITSKRÄFTEMANGEL

Bei all den Innovationen geht es aber nicht darum, Arbeitsplätze einzusparen, betont Steinbauer-Wagner: „Uns fehlt es aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr an People Power. Wenn nur mehr 75 % der Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die 100 % der Arbeit erledigen sollen, dann müssen wir 25 % der Aufgaben Roboter machen lassen, damit wir unser Wohlstandsniveau halten können.“ Das gilt insbesondere für schwere, hochgefährliche Arbeiten. Für das Aufspüren von Lecks in Gasleitungen hat etwa das Wiener Unternehmen Taurob den „Gasfinder“ entwickelt. Der weltweit erste Roboter dieser Art verrichtet seinen Dienst auch in Umgebungen, wo Explosionsgefahr herrscht, oder unter den widrigen Wetterbedingungen einer Hochsee-Ölplattform.

Auch die Landwirtschaft leidet an Personalknappheit. Georg Sladek, Geschäftsführer

FIGURE 01 powered by OpenAI hilft in der Küche.

des Agro Innovation Lab der RWA Raiffeisen Ware Austria, sieht Digitalisierung und Automatisierung als eine der Antworten auf das Problem. „Grundsätzlich stehen Landwirte neuen Technologien aufgeschlossen gegenüber“, sagt er. Automatische Melksysteme oder autonom fahrende Traktoren haben längst Einzug in die Bauernhöfe gehalten. Ein nächster Schritt sind Roboter auf den Feldern. Großes Potenzial haben laut Sladek KI-gestützte Systeme, die etwa auf Basis von Bilddaten die Kulturpflanze vom Unkraut unterscheiden können und dann den Auftrag Hacken oder Applizieren von Pflanzenschutzmittel erteilen. Dem unbestrittenen Nutzen von Unkraut-, Säh-, Hack- oder Ernterobotern stehen vorerst oft noch die hohen Kosten gegenüber. Ob künftig Dienstleistungs-, Sharing- oder Mietmodelle für die Nutzung entwickelt werden, wird sich zeigen.

GUTE LEUTE ANZIEHEN

In diesen Tagen ist Markus Vincze dabei, die IEEE International Conference on Robotics and Automation (ICRA) zu organisieren, die

DER TAUROB INSPECTOR

Sandungssysteme made in Mödling.

2026 in Wien stattfinden wird. Geht es nach ihm, sollen die über 100 Aussteller aus aller Welt vor allem auch Kindern und Jugendlichen zeigen, dass es da „ein paar coole Dinge“ zu entdecken gibt, herrscht doch in Österreich auch in der Robotikforschung akuter Nachwuchsmangel. Gerald Steinbauer-Wagner wünscht sich auch von der öffentlichen Hand stärkeres Engagement für sein Fach: „Wir brauchen mehr Commitment für Spitzenforschung. Robotik ist eine Querschnittsmaterie von Maschinenbau über Elektrotechnik und Informatik bis hin zu KI. In all diesen Bereichen brauchen wir bessere finanzielle Unterstützung. Denn: Was zieht gute Leute an? Geld und gute Leute – ein selbstverstärkendes System!“

ROBOT macht einen Rundgang auf einer Offshore-Ölplattform in Angola.

DER HEILIGENSCHEIN ÜBERDECKT SO  MANCHES

VON HARALD SAGER

in: Woher kommt das Wort Halo-Effekt, und worum geht es dabei?

Phil Rosenzweig: Das Konzept stammt aus der Psychologie und bezeichnet die Beurteilung einer Person aufgrund bestimmter hervorspringender Eigenschaften, wobei andere ausgeblendet werden. Es geht auf den US-amerikanischen Psychologen Edward Lee Thorndike zurück, der sich während

ZUR PERSON

Der US-Amerikaner Phil Rosenzweig ist emeritierter Professor für Strategie und Internationales Management am IMD International Institute for Management Devolopment. Weltweit bekannt wurde sein Buch „The Halo Effect“ (deutsch „Der Halo-Effekt – Wie Manager sich täuschen lassen“, Gabal Verlag).

IN SEINEM MANAGEMENTBUCH „DER HALO-EFFEKT“ ZEIGT PHIL ROSENZWEIG AUF, WELCHE INHÄRENTEN FEHLURTEILE BEI DER BEWERTUNG VON UNTERNEHMEN GEMACHT WERDEN – EIN ERHELLENDER DENKANSTOSS FÜR ENTSCHEIDUNGSTRÄGER UND MARKTBEOBACHTER.

des Ersten Weltkriegs die Bewertungen von Soldaten durch deren Offiziere näher ansah, die bei den einen herausragend gut, bei den anderen wiederum besonders schlecht ausfielen. Er fand heraus, dass die Offiziere von bestimmten Eigenschaften wie zum Beispiel einer sympathischen Erscheinung oder einem gepflegten Äußeren auch auf andere wie Teamfähigkeit oder Intelligenz schlossen. Der Halo, sprich der Heiligenschein, überblendete alles und führte zu einem positiven Gesamteindruck. Die Kehrseite, nämlich die negative Gesamtbewertung, gab es nach dem gleichen Schema natürlich auch, sie wird als „horn effect“ bzw. Teufelshörner-Effekt bezeichnet.

Mein Motiv, das Buch zu schreiben, ergab sich daraus, dass ich in meiner Arbeit als Wirtschaftswissenschaftler immer wieder genau die gleichen irreführenden Verhaltensmuster beobachtete, wenn es um die Beurteilung von Unternehmen bzw. deren Führung ging.

Was sind das für Verhaltensmuster?

Wenn ein Unternehmen eine gute Performance hinlegt – hohe Erträge einfährt, steigende Aktienkurse verzeichnet usw. –, dann folgern wir daraus sogleich, dass es eine brillante Strategie, ein fähiges Management, eine motivierte Mitarbeiterschaft, innovative Produkte bzw. Dienstleistungen und dergleichen haben muss. Wenn es mit

demselben Unternehmen nun plötzlich abwärts geht, sind wir sofort mit dem Urteil bei der Hand: Aha, die Unternehmensführung ist satt und selbstgefällig geworden, hat den Anschluss verpasst, bringt nichts Neues auf den Markt usw. Manchmal stimmt das sogar, oft aber auch nicht. Schwerer wiegt aber der Umstand, dass wir alle mit diesen pauschalen, partiellen und oberflächlichen Erklärungen operieren: nicht nur wir Laien, auch die Medien und vor allem auch die Branchenkenner und Entscheidungsträger der Wirtschaft.

Sie sprechen aus eigener Erfahrung? Absolut, ich habe sowohl selbst Unternehmen beraten als auch viele Jahre Strategie und Internationales Management an der IMD Business School in Lausanne unterrichtet. Dort hatte ich viel mit Führungskräften und Managern zu tun, die ihre Executive MBAs, Leadership Trainings usw. machten, und dabei fiel mir auf, dass viele von ihnen den Unterrichtsstoff ausgesprochen unkritisch übernahmen. Sie glaubten uns, nur weil wir Professoren waren! Und ebenso leicht trauten sie auch allem, was in den berühmten Management-Büchern à la „In Search of Excellence“ („Auf der Suche nach Spitzenleistungen“) oder Jim Collins’ „Good to Great“ („Der Weg zu den Besten“) stand, die oft nach dem Schema funktionieren: Wenn du diese Schritte befolgst, wirst du

garantiert eine erfolgreiche Führungskraft. Dabei haben diese Autoren ihre Erkenntnisse auch nur von Personen oder Unternehmen, die ihnen – dem Halo-Effekt folgend –vorbildhaft erscheinen.

Ich begann also, mir Notizen über Beispiele von falschem Denken und trügerischen Schlussfolgerungen in der Businesswelt zu machen, und daraus ist mein Buch entstanden.

Welche Beispiele für den Halo-Effekt haben Sie in Ihrem Buch genannt, welche würden Sie heute nennen?

Ein gutes Beispiel aus meinem Buch ist der US-amerikanische Einzelhändler Kmart, der in den fünfziger bis siebziger Jahren außerordentlich erfolgreich war, ehe er in den Neunzigern in die Krise geriet. Das Management wurde für allerlei Fehlleistungen verantwortlich gemacht, aber der wahre Grund war ein anderer: Kmart war zwar gut aufgestellt und erfolgreich – aber die Konkurrenten wie Walmart oder Target waren es noch viel mehr: Kmarts letztendlicher Misserfolg war ein relativer – dem Branchenumfeld geschuldeter –, nicht ein absoluter. Heute müsste ich, auch wenn es nicht sonderlich originell ist, wohl Apple nennen: Das Unternehmen steht regelmäßig ganz oben auf der Liste der besten und meistbewunderten. Es ist offensichtlich auch sehr gut in puncto Erträge, Bekanntheit, Qualität und Kundenbindung – aber es ist in so gut wie allen Bewertungskategorien an der Spitze, und das ist für mich nicht glaubwürdig. Ehe nicht eine genaue Punkt-für-Punkt-Überprüfung zu diesem Ergebnis kommt, glaube ich eher an einen überstrahlenden Halo-Effekt.

Welche Lösungen schlagen Sie vor?

Kritisch zu bleiben, kritisch zu hinterfragen, sich nicht von seinem ersten, notgedrungen verallgemeinernden Eindruck täuschen lassen. Das Grundproblem ist, dass wir aus zwei oder drei herausstechenden Kenndaten auf die Gesamtperformance schließen. Ich kann nur jedem, der mit Unternehmensbewertungen zu tun hat, raten, die Performance direkt, präzise und unter Heranziehung aller relevanten Parameter zu bewerten.

„Der Halo-Effekt“ ist 2007 erschienen. Sind die Kernaussagen des Buchs immer noch gültig und aktuell?

Ich glaube, dass die Grundaussagen nach

wie vor stimmen. Das Problem bei vielen Unternehmensrankings ist, dass sie nicht auf unabhängigen Daten beruhen, sondern auf Einschätzungen von Marktteilnehmern. Bei denjenigen wiederum, die eigene Auswertungen durchführen, stellt sich immer die Frage: Sind die Daten aussagekräftig? Oder bekräftigen sie nur einen zugrundeliegenden Halo-Effekt?

Welchen Rat geben Sie Akteuren der Wirtschaft, damit sie den Halo-Effekt in ihren Bewertungen vermeiden? Sie sollten zunächst einmal skeptisch bleiben. Sie sollten versuchen, jene Faktoren zu identifizieren, die das konkrete Unternehmens-Standing bestimmen, und nicht umgekehrt von diesem her Rückschlüsse auf die Performance in den einzelnen Kategorien zu ziehen.

Tipps & Tricks

MITTEL FÜR MEHR MUT

VON ARNDT MÜLLER

AKZEPTIEREN

SIE IHRE ÄNGSTE!

Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Mut ist radikale Akzeptanz – und zwar Ihrer Angst. Der Angstmechanismus schützt vor Gefahren. Es gibt keine sinnvollere Strategie, als ihn gewähren zu lassen. Versuchen Sie, die Angst unvoreingenommen zu betrachten. Wo steckt sie im Körper? Wie fühlt sie sich an? Merken Sie, wie sich das Gefühl immer wieder verändert, sogar nach und nach verschwindet, wenn es wahrgenommen wird? Sollten Sie sich zwischendurch überfordert fühlen, richten Sie die Aufmerksamkeit nach außen, aktivieren Sie Ihre Sinne. Nachdem sich dadurch Beruhigung eingestellt hat, kehren Sie langsam wieder zum Gefühl der Angst zurück – bis es komplett verschwunden ist.

MUT KANN MAN IM ARBEITSLEBEN FÜR VIELES BRAUCHEN.

UND: MAN KANN IHN TRAINIEREN.

PROBIEREN SIE UNSERE WISSENSCHAFTLICH GESTÜTZTEN TIPPS!

VERLASSEN SIE

DIE KOMFORTZONE!

Es gibt den Bereich des eigenen Handelns, der keinen Mut erfordert. Das nennt man die Komfortzone. Um Mut zu üben, ist es daher sinnvoll, die eigene Komfortzone zu verlassen, immer wieder, in vielen kleinen Schritten. Üben Sie also, genau das zu tun, was Sie nicht tun wollen. Haben Sie Angst, sich bei einer Präsentation lächerlich zu machen? Dann tragen Sie doch einfach ein verrücktes Kleidungsstück und gehen damit einkaufen. Können Sie anderen nicht in die Augen blicken? Dann üben Sie genau das, erst bei Nahestehenden, dann auch bei Fremden. Bauen Sie solche kleinen Herausforderungen in den Alltag ein und spielen Sie damit!

IMAGINIEREN

SIE DAS SCHLIMMSTE!

Sie sind sicher mit dem Begriff des „Worst Case Szenario“ vertraut. Die ser beschreibt die schlimmstmöglichen Folgen eines Ereignisses. Stellen Sie sich in Bezug auf den Bereich, in dem Sie mutiger werden möchten, genau dieses Szenario in allen Einzelheiten vor. Aber lassen Sie sich nicht davon entmutigen, sondern überlegen Sie konkrete Schritte, mit denen Sie diesem Ergebnis begegnen würden. In anderen Worten: Machen Sie einen Plan B. So wird selbst das schlimmste Ergebnis, das ja ohnehin nur in Ihrer Vorstellung existiert, händelbar. Prüfen Sie außer dem immer wieder, wie realistisch der Worst Case ist. Und nicht zuletzt: Lernen Sie, Fehler zu akzeptieren. Fehler gehören zum Leben dazu, es kommt immer nur darauf an, was man aus ihnen macht.

DAS VIENNA TEXTILE LAB ENTWICKELT NATÜRLICHE

FARBSTOFFE MITHILFE

VON BAKTERIEN. DAS

ZIEL: DIE UMWELTSCHÄDLICHE UND GESUNDHEITS -

GEFÄHRDENDE TEXTIL -

INDUSTRIE EIN STÜCK

SAUBERER ZU MACHEN.

ZURÜCK

ZUR NATUR

VON ARNDT MÜLLER

Traditionell wurden Textilien mit natürlichen Farbstoffen gefärbt. Diese stammten aus Pflanzen: Safran etwa sorgte für ein leuchtendes Gelb, Färberwaid für ein tiefes Blau. Auch Tiere wurden – und werden – im Namen der Eleganz ausgebeutet: Schildläuse etwa erzeugen einen roten Farbstoff, die Purpurschnecke trägt ihre Farbe bereits im Namen. Im Jahr 1856 allerdings erfand der britische Chemiker Sir William Henry Perkin den ersten synthetischen Farbstoff, das violette Mauvein. Farben konnten in der Folge industriell hergestellt werden, sie waren billiger und setzten sich schließlich durch.

Das Problem: Die heutige Welt der Farben basiert auf Erdöl und sorgt für eine enorme

Umweltbelastung. „Pro Tonne Stoff werden bis zu 200 Tonnen Wasser verbraucht – und als Giftmüll in die Natur zurückgeführt“, erläutert Karin Fleck, „der Großteil des Wassers wird im Färbeprozess eingesetzt.“

Das Ergebnis: Der Textilsektor liegt bei der Wasserverschmutzung unter den Top 3 weltweit. Fleck möchte das ändern, deshalb hat sie im Jahr 2017 das Vienna Textile Lab (VTL) gegründet. In den Laboren im 3. Wiener Bezirk tüfteln die technische Chemikerin und ihr Team daher an den natürlichen Farbstoffen von morgen. Allerdings nutzen sie dafür weder Pflanzen noch Tiere, sondern Mikroorganismen wie Bakterien. „Unsere Farben sind biologisch abbaubar – wir nutzen die Natur, anstatt sie zu zerstören“, bringt es die inzwischen mehrfach preisgekrönte Gründerin auf den Punkt.

GESTRESSTE

MIKROORGANISMEN

Im VTL ist man bereits weit gekommen, es gibt gedeckte Farben wie Beige und Braun, auch Gelb-, Rot- und Blautöne haben Fleck

NATÜRLICH GEFÄRBT.

Seidentuch mit organischem Muster.

AM SCHÖNSTEN WÄRE ES, WENN WIR IN ZUKUNFT KLEIDUNG MACHEN, DIE SICH POSITIV AUF DIE UMWELT AUSWIRKT.

Sophia Wameling

KLEID UND MANTEL von Loreto Binvignat Streeter (anima by Loreto), entstanden im Zuge des WORTH Partnership Projects.

STOFFPROBEN mit Bakterienfarben, entworfen von der österreichischen Designerin Julia Moser.

DIE TEXTILINDUSTRIE UMZU KREMPELN,

und ihre Leute den Mikroorganismen bereits abgerungen. Doch warum produzieren Bakterien & Co. überhaupt Farbstoffe? „Sie reagieren damit auf ihre Umweltbedingungen“, so Fleck. Kurz gesagt muss man Bakterien schon ein bisschen unter Stress setzen, etwa mit Salzen, Licht oder Temperaturveränderungen. Beispiele dafür sind die berühmten Pink Lakes, die es auf allen Erdteilen gibt und die ihren Rosaton bestimmten Salzbakterien verdanken. Andere Mikroorganismen wiederum färben sich, weil sie dadurch in Symbiose mit anderen Lebewesen existieren können. Das Janthinobacterium Lividum etwa lebt in der Haut von Salamandern und hilft diesen bei der Abwehr von Pilzinfektionen. Aufgrund der unüberschaubaren Anzahl von Mikroorganismen, die großteils noch kaum erforscht sind, ist das Potenzial für solche natürlichen Farbstoffe enorm.

Die Frage ist aber, ob sie sich auch kommerziell verwerten lassen. Die Chancen dafür stünden nicht schlecht, sagt Fleck, deren Unternehmen bereits mit einem Luxuskonzern und der BASF zusammenarbeitet. Die BASF ist mit synthetischen Farben zum weltgrößten Chemieproduzenten aufgestiegen, hat ihr Farbgeschäft allerdings schon vor langer Zeit verkauft. Nun experimentiert sie wieder damit, was zumindest dafürspricht, dass sie in den bakteriellen Farben ein Zukunftspotenzial sieht. Auch Fleck sagt, dass viele ihre Farben mit synthetisch hergestellten konkurrieren können, herkömmlichen Naturfarbstoffe sind sie bereits jetzt preislich überlegen. Man brauche dafür allerdings

OUTFIT, 2019: Designerin Loreto Binvignat Streeter stammt aus Chile.

KARIN FLECK

arbeitete nach dem Studium der technischen Chemie zunächst in der Energiewirtschaft, bevor sie 2017 das Vienna Textile Lab gründete. Die Textilbranche hingegen hat es Fleck schon angetan: „Es ist ein hartes Business, ein globaler Player mit beinahe zwei Trillionen Dollar an Umsatz und ein massiver Ressourcenschlucker. Diese Industrie umzukrempeln, hat auf vielen Ebenen echten Wert für die Menschheit.“

2020UNTAINTED (sprich twenty-twentyuntainted) ist das Label von Sophia Wameling.

GANZE GARNKONEN färbten das VTL und ein Researchteam der JKU im Jahr 2021.

Hinzu kommt Flecks Leidenschaft für Design und Farben. Ob Kleidung, Möbel oder Geschirr –daheim bei Fleck ist alles sehr bunt. „Ich liebe Farben so sehr“, sagt sie lachend, „dass es fast einem Zwang gleichkommt.“

UNSERE FARBEN SIND BIOLOGISCH ABBAUBAR –WIR NUTZEN

DIE NATUR, ANSTATT SIE ZU

ZERSTÖREN.

noch etwas Geduld, „die 150 Jahre Rückstand zur synthetischen Farbwelt sind nicht so schnell aufzuholen“.

IM WELTRAUM STINKT ’ S

Daneben tüftelt das VTL an noch außergewöhnlicheren Einsatzzwecken von mikrobiellen Textilveredelungen. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Weltraumforum und der EU-Raumfahrtorganisation ESA wurde etwa untersucht, wie sich Raumfahrtkleidung, die während der Missionen nicht gewaschen wird, länger frisch halten lassen könnte – ähnlich wie beim oben beschriebenen SalamanderBakterium. „Ich wusste bis dahin auch nicht, dass es auf Weltraummissionen ziemlich ,miachtelt‘“, sagt Fleck grinsend.

Gut möglich also, dass Farbstoffe aus Wien dereinst ins All fliegen werden. Doch bis es so weit ist, haben die Gründerin und ihr Team noch genügend Herausforderungen auf ihrem Heimatplaneten zu bewältigen.

KOMFORTABEL, FLEXIBEL UND UMWELTSCHONEND –

SO SOLL DER VERKEHR DER ZUKUNFT SEIN. DIE TECHNOLOGIEN SIND DA. WORAN ES FEHLT, IST DIE SOZIALE INNOVATION FÜR DIE MOBILITÄTSWENDE.

CHRISTIAN GRATZER vom VCÖ fordert ein Ende fossiler Förderungen.

BARBARA LAA forscht an der TU Wien am Verkehr von morgen.

EDIE MOBILITÄT VON MORGEN

s gibt noch viel zu tun: Der Verkehr verursachte 2023 in Österreich rund 20 Millionen Tonnen CO2. Die Tendenz ist zwar leicht sinkend, aber der Verkehr ist nach wie vor der einzige Sektor, der mehr Treibhausgase verursacht als im Jahr 1990. „Wir müssen endlich aufhören, Straßen zu bauen und fossile Energien zu fördern“, fordert Christian Gratzer vom österreichischen Verkehrsclub VCÖ. Laut einer Studie des WIFO, dem österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, wird allein der Verkehr in Österreich mit 2,5 bis 4 Mrd. Euro Subventionen gefördert – für Maßnahmen, die klimaschädlich und kontraproduktiv sind, allen voran das Dieselprivileg und die Pendlerpauschale. Barbara Laa, die an der TU Wien am Institut für Verkehrswissenschaften forscht, drängt

auf einen schnellen Mobilitätswandel, „denn wir haben bereits alle Technologien. Was fehlt, ist die soziale Innovation.“

Warum geht die Mobilitätswende so langsam voran? „Wir Menschen vertrauen den uns bekannten Schattenseiten mehr als dem unbekannten Neuen. Durch die Klimakrise ändern sich die Rahmenbedingungen so schnell, dass wir auf der evolutionären Ebene nicht mehr nachkommen“, meint Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher. An diesem Punkt sind Menschen mit rationalen Argumenten nicht zu überzeugen, weil sie sich auf ihr Bauchgefühl verlassen: „Sogar, wenn man mit dem Auto im Stau steht und nur einige Meter vorankommt, hat man sprichwörtlich das Gefühl, das Steuer in der Hand zu haben. Das vermittelt Sicherheit und Kontrolle.“ Das Auto wird allgemein mit positiven Eigenschaften wie Freiheit, Unabhängigkeit, Komfort verbunden. Ein Verzicht

VON EVA BAUER

MOBILITY AS A SERVICE IN ÖSTERREICH

ZUKUNFT

darauf fällt schwer. Die Vorteile alternativer Mobilitätsformen sind vielen nicht bewusst: „In den Öffis muss ich mich um nichts kümmern: Ich kann lesen, plaudern, arbeiten, Film schauen.“

PLATZ FÜR MENSCHEN

STATT FÜR AUTOS

Schauplatz Tulln: Der Nibelungenplatz im Ortszentrum, der bislang versiegelt und ein Abstellplatz für Hunderte Fahrzeuge war, wurde 2023 umgestaltet. In einem Bürgerbeteiligungsprozess entschieden sich die rund 17.000 Tullnerinnen und Tullner für die mögliche Maximalvariante. Diese mutige Entscheidung zeigt, dass die Bevölkerung für eine Umgestaltung des öffentlichen Raumes sowie für alternative Mobilitätsformen bereit ist. Im öffentlichen Raum sollten Anreize geschaffen werden, dass kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Wie in Bregenz, wo seit Anfang 2024 flächendeckend Tempo 30 gilt. „Gerade im dicht besiedelten Wohnraum hat die Politik Handlungsbedarf. Zudem nützt es dem Umweltschutz. Genau deshalb gibt es bei uns Fußgänger- und Begegnungszonen oder Wohnstraßen. Das erlaubte Tempo auf öffentlichen Straßen deutlich zu reduzieren, war nur eine Frage der Zeit“, sagt Bürgermeister Michael Ritsch. Dass sich Tempo 30 im Ortsgebiet bewährt, beweist schon seit über 30 Jahren die Landeshauptstadt Graz. International setzt sich das Tempolimit ebenfalls durch – in Frankreich, Schweden, Finnland und Norwegen oder seit 2021 flächendeckend in spanischen Ortschaften.

Verkehrsberuhigende Maßnahmen müssen nicht immer viel Geld kosten, wie etwa Popup-Radwege, die die Stadt Wien während der Corona-Pandemie eingerichtet hatte. Mit Bollern oder Pflanzenkübeln könnten auch andere Gemeinden schnell und billig Radwege auf den Straßen einrichten. Verkehrswissenschaftlerin Laa beobachtet aber, dass in Österreich dazu die Experimentierfreude fehlt. Verstärkt wird dies durch fehlende gesetzliche Regelungen: So gibt es in der Straßenverkehrsordnung keine Bestimmung wie in Deutschland, die Verkehrsversuche zulässt. „Das ist ein Hemmschuh für die Mobilitätswende“, so Laa. Es bedarf nämlich eines ständigen Lernens, um die Dinge anders zu machen als bisher.

DIE LETZTE MEILE SO BEQUEM WIE MÖGLICH

Immerhin: Im ländlichen Raum wird mit Mobilitätslösungen experimentiert. Etwa mit „Mikro-ÖV“, die es in derzeit 830 Gemeinden gibt. Sie funktionieren auf Bestellung, teilweise mit, teilweise ohne fixen Fahrplan und mit unterschiedlichen Zielen: So ist der RUFbus Semmering-Rax hauptsächlich für Touristen gedacht, während LISATulln die Stadt und den naheliegenden Bahnverkehrsknotenpunkt Tullnerfeld mit E-Shuttles

ELISABETH OBERZAUCHER erforscht die Verkehrswende aus der Verhaltensperspektive.

DER VERGLEICH MACHT SICHER:

Die Bahn produziert am wenigsten Treibhausgase. Treibhausgas-Emissionen in Gramm pro Personenkilometer

E-AUTO-ANTEIL IN ÖSTERREICH

In Summe sind hierzulande über 5 Millionen PKW zugelassen –knapp 200.000 davon sind E-Autos.

2,2 MIO.

155.000

verbindet. Selbstfahrende Kleinbusse (mit E-Motoren und mit Solarzellen am Dach) könnten in Zukunft, und via App bestellt, eine flexible Alternative zum Auto auf dem Land bieten. Noch können sie allerdings nicht im Verkehr zwischen Fußgängern, Fahrrädern und anderen Autos souverän navigieren. Im dreijährigen Testbetrieb

mit E-autonomen Bussen in der Seestadt Aspern in Wien kam es immer wieder zu wetterbedingten Problemen. Auch Reiseplanung und Ticketkauf über Apps sowie andere Tools sind für User noch zu komplex. Die Herausforderung ist dabei die Koordination der vielen Verkehrsbetriebe, um z. B. Fahrpläne und Preisauskünfte zu verknüpfen oder die Reservierungssysteme abzubilden. Spätestens wenn diese Apps mit dem „Mobility as a Service in Österreich“-Konzept auch Echtzeit-Infos anbieten, haben die Verkehrsteilnehmenden das Gefühl, das Lenkrad in der Hand zu halten und die Kontrolle zu haben, ist Verhaltensforscherin Oberzaucher optimistisch. „Wir werden zwar in zehn Jahren Anwendungen nutzen, die wir heute noch nicht kennen“, meint Verkehrsexpertin Laa, „aber das ändert nichts daran, dass wir heute den Verkehr neu denken müssen, wollen wir die Klimaziele erreichen.“

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SPIELSTAND

3:0

VON HARALD SAGER

1_ DAS TEAM

ZUM RUNTERKOMMEN

Im gemeinschaftlichen Brettspiel „Sky Team“ mimen die Spielenden eine Pilotencrew und müssen den Flieger fachgerecht landen. Es gilt dafür etwa, das Flugzeug auszubalancieren, die Geschwindigkeit zu kontrollieren, die Landeklappen auszufahren und den Tower zu kontaktieren. Das Spiel landete auf Platz 2 des Deutsche Spiele Preises 2024. Bestellbar bei kosmos.de um 29,99 €

2_ MEIDE AUFGELASSENE BAHNHÖFE!

Von Thriller-Spezialist Sebastian Fitzek stammt das kooperative Brettspiel „Underground“. In einem aufgelassenen U-Bahnhof sind Fluchtwege zu bauen und Schlüssel zu sammeln – im Wettlauf gegen die Zeit und einen unsichtbaren Gegner. Das Spiel kommt in sieben Szenarien und Schwierigkeitsstufen. Gesehen bei moses-verlag.de um 44,95 €

1_ FRIEDEN IM ALL UND ZU HAUSE

SPIELEN IST NICHT NUR LUSTIG UND ENTSPANNEND, SONDERN AUCH

GUT FÜRS HIRN. WARUM ALSO NICHT DIE LANGEN WINTERABENDE NUTZEN? HIER DREI AKTUELLE VORSCHLÄGE.

1

2

3

Bei „Spaceship Unity“ wird die Wohnung zum Raumschiff. Da kann schon mal die Dunstabzugshaube als Düsenantrieb oder der Rollladen als Schutzschild herhalten. Als Rekruten der Interplanetaren Allianz navigieren die Spielenden ihr Raumschiff durch allerlei Action und Abenteuer. „Spaceship Unity“ trägt den innoSpiel-Preis. Zu beziehen über den pegasusshop.de um 49,99 €

STATT FLUGSCHAM

ENTWICKELT DIE MENSCHHEIT ZUNEHMEND ÖKO-KRAFTSTOFFE.

ZWEI DER DREI, DIE SIE UNTEN FINDEN, SIND ECHTE INNOVATIONEN.

EINE HABEN DIE AEROTECHNIKER AUS DER REDAKTION DES „IN“ ERFUNDEN. WELCHES?

KEROSIN AUS HOLZ

Biotreibstoffe stehen häufig in der Kritik, weil für den Anbau der ölreichen

Nutzpflanzen weniger Flächen für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen. Stattdessen ließe sich theoretisch Bioabfall aus etwa Holz zur Produktion verwenden. Erst ein unlängst entwickeltes Verfahren macht Holz-Kerosin jedoch marktfähig, weil es damit ebenso preisgünstig produziert werden kann wie Treibstoff aus Rohöl. Mit weiteren Verbesserungen, so die Entwicklergruppe einer kalifornischen Universität, könnte der Öko-Treibstoff sogar noch günstiger werden.

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KEROSIN AUS KOT

Das britische Unternehmen Firefly Green Fuels hat einen Treibstoff aus Kot entwickelt. Man sei auf der Suche gewesen nach einem Rohstoff, der reichlich zur Verfügung stünde, so der CEO, und damit schließlich bei Ausscheidungen gelandet. Diese werden

zunächst in eine Art Öl verwandelt und erhitzt. Die entstehenden Gase werden aufgefangen und destilliert. Dieses Destillat schließlich ist herkömmlichem Kerosin ebenbürtig – nur eben mit einem um 90 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck. Allerdings braucht man relativ viel des wertvollen Rohstoffs: Ein Flug London–New York erfordert den Mist, den 10.000 Menschen in einem Jahr ausscheiden.

KEROSIN AUS AMEISEN

Ameisen vermehren sich in Windeseile – und ihre Körper enthalten nicht nur wertvolle Öle, sondern auch ein spezielles Enzym, das bei der Aufspaltung der Öle zur Treibstoffproduktion behilflich ist. Dadurch lassen sich die Öle äußerst kostengünstig weiterverarbeiten. Das Start-up Antfuel aus Argentinien, einem äußerst ameisenreichen Land, hat für die Produktion von Ameisenkerosin spezielle Bioreaktoren entwickelt, die sogar ausschließlich von Sonnenenergie angetrieben werden. Damit ist der Fußabdruck des Biotreibstoffs um 95 Prozent geringer als der des unökologischen Gegenstücks.

Schummelgeschichte: Ameisenkerosin

VON ARNDT MÜLLER

MITARBEITER:INNENMOTIVATION 4.0

ORGANISATIONSMERKMALE FÜR DIE

ZUKUNFT DER ARBEIT

In vielen Unternehmen herrschen immer noch streng hierarchische Organisationsmethoden, die aus der Zeit der ersten industriellen Revolution stammen. Doch Generationen Y und Z erwarten sich sinnstiftende „New Work“ mit „Work-Life-Balance“ und „Purpose“. Es braucht also einen Wandel hin zu neuen Organisationsstrukturen, die demokratische Elemente einbinden. Aber führt das auch automatisch zu wirtschaftlichem Erfolg? Ivan Djordjević, EMSManager beim „New Work“-Unternehmen TELE Haase, erläutert im Gespräch, welche Faktoren Einfluss auf die Motivation von Mitarbeitenden haben. Er hat sich auch im Rahmen seiner Masterarbeit mit dem Thema beschäftigt und kann mit spannenden Erkenntnissen aufwarten.

in: Herr Djordjević, gehört demokratisch  organisierten Unternehmen die Zukunft?

Nach meiner Erfahrung bringt es große Vorteile, demokratische Strukturen zu etablieren. So beeinflussen etwa ein institutionalisiertes Mitbestimmungsrecht und partizipative Entscheidungsfindung sowie Gleichberechtigung die Motivation von Mitarbeitenden signifikant. Transparenz wiederum fördert das Vertrauen, während Eigenverantwortung das Gefühl stärkt, Teil des Unternehmens zu sein und es aktiv mitgestalten zu können.

Gab es bestimmte Ergebnisse, die Sie besonders überrascht haben?

Ja, besonders auffällig war, wie stark es motiviert, wenn den Mitarbeitenden mehr Eigenverantwortung zugetraut wird. Sobald sie selbstständig Entscheidungen treffen können, fühlen sie sich ernst genommen und motiviert. Allerdings funktioniert das nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Es braucht klare Ziele und entsprechende Unterstützung, sonst wirkt Eigenverantwortung sogar demotivierend.

IVAN DJORDJEVIĆ, verantwortlich für Electronic Manufacturing Services, TELE Haase.

Wie wirkt sich demokratische Mitbestimmung auf den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen aus?

Meine Forschungsergebnisse zeigen, dass Mitarbeitende in demokratischen Organisationen loyaler und produktiver sind und häufiger innovative Ideen einbringen. Neben einem besseren Arbeitsklima führt das auch zu besseren wirtschaftlichen Ergebnissen. Aber Vorsicht: Die bloße Implementierung demokratischer Prinzipien reicht nicht aus. Es braucht volle Transparenz und gezielte Kommunikation, um die Mitarbeitenden auf dem Weg nicht zu verlieren.

Was bedeutet das für die Zukunft der Unternehmensführung und Arbeitswelt?

Die Generationen Y und Z erwarten, dass ihre Arbeit sinnstiftend ist und sie Einfluss nehmen können. Ich glaube, dass die Zukunft der Arbeitswelt deshalb hybrid sein wird. Unternehmen müssen die richtige Balance zwischen demokratischen Prinzipien und Struktur finden.

KONTAKT

DI Ivan Djordjević, MSc – EMS-Management

TELE Haase Steuergeräte

Vorarlberger Allee 38, 1230 Wien

Telefon: +43 161474 – 421

E-Mail: ivan.djordjevic@tele-haase.at www.tele-online.com/ems

WILLKOMMEN IM »GRÜNSTEN« ÖSTERREICHS

Bei BILLA ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort, sondern ein zentraler Bestandteil unseres täglichen Handelns. Dies wird besonders deutlich in unserem Leuchtturmprojekt in der Pilotengasse 76, 1220 Wien, das Maßstäbe in Hinblick auf Klimaschutz und Biodiversität setzt:

FÜRS KLIMA GEBAUT

Für seine nachhaltige Bauweise mehrfach ausgezeichnet.

VOLLE KRAFT VORAUS

4 Ladestationen mit je 75 kW für E-Autos und E-Bikes.

OTTAKRINGER FASSBAR

Ottakringer Fassbar mit regionalem Bier in Mehrwegflaschen, die im Markt selbst gefüllt werden.

ES GRÜNT SO GRÜN

Gründach, umfassende Fassadenbegrünung, versiegelungsoffene Stellplätze, Schattenbäume und eine Naturwiese rund um den Markt.

GENUSS MIT VERANTWORTUNG

Zukunftsorientiertes Sortiment mit regionalem Fokus, vielfältiger Auswahl im Bereich Tierwohl und rein pflanzlichen Produkten.

GANZ UND GAR UNVERPACKT

BILLA Unverpackt-Station mit LUNZERS Maß-Greißlerei: ca. 110 verpackungsfreie Lebensmittel in 100 % Bio-Qualität.

UNSER STROM IST HAUSGEMACHT

Stromgewinnung durch Photovoltaik-Anlagen auf Dach und Carport und zusätzlich 100 % Grünstrom.

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