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Z WIE ZEITENWENDE
ZEITEN DER UNWÄGBARKEITEN
Die Wirtschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen, Nachkriegseuropa in einer Zeitenwende. Wenn es weniger zu verteilen gibt, braucht es mehr Zusammenhalt. Das ist mit Zumutungen verbunden. Der Zahltag für die Zukunftsvergessenheit der Vergangenheit dürfte kommen. Und die Zinswende. Laut Zahlenmaterial ist die Lage in Tirol noch gut, die Zukunft dürfte aber nicht unbedingt einfacher werden.
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TEXT: MARIAN KRÖLL


Z
eitenwende: Ein Wort, genauer ein Determinativkompositum, bestehend aus Zeit und Wende. Es sagt sich so leicht und doch ist es so folgenschwer. Seit spätestens dem 24. Februar ist die Welt eine ganz andere geworden. Die als relativ stabil angenommenen Nachkriegsordnungen – sowohl jene aus 1945 als auch jene nach dem Ende des Kalten Krieges 1990 – sind handstreichartig passé. Die Welt und insbesondere Europa steuert auf Jahre der Unsicherheiten und Unwägbarkeiten zu. Die Gegenwart ist entgleist, die hässliche Fratze der Vergangenheit zeigt sich. Neutralität oder gar Indifferenz können sich die europäischen Nationen angesichts der gesamteuropäischen Bedrohung durch die Russische Föderation nicht leisten. Die Verteidigung unserer Art zu leben beginnt in der Ukraine und endet nicht dort. Die Bedrohung ist in der Europäischen Union Gott sei dank nicht in erster Linie militärischer Natur, sondern vor allem ökonomischer und auch politischer. Durch Parteien, die sich vom Kreml instrumentalisieren haben lassen und populistisch daran arbeiten, das beispiellose Friedensprojekt, diese ihrem Geist nach Ever Closer Union, zu hintertreiben und zu destabilisieren. ZARENTUM Weit in die imperialistische Vergangenheit will die russische Führung die Uhr allem Anschein nach zurückdrehen und dazu ist ihr jedes Mittel Recht, auch der Überfall auf einen souveränen Nachbarstaat und der Einsatz von Nahrungsmitteln und fossilen Energieträgern als Waffen. Das muss man als Laie nicht alles im Detail verstehen, die (Geschichts-)Wissenschaft wird noch lange darüber streiten, wie es dazu kommen hat können.
Das Ende der Geschichte ist abgesagt. Die westliche, demokratische Lebensweise sitzt diktatorischen Regimen rund um den Globus aber nicht erst seit Februar wie ein Stachel im Fleisch. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist auch ein Stellvertreterkrieg. Nun dürfte allerdings jener Zeitpunkt gekommen sein, an dem die westlichen Staaten für ihre Überzeugung einstehen
Aus den signifikanten Preissteigerungen gehen manche Unternehmen mit Absicht, andere nolens volens als Inflationsgewinner hervor, die beträchtliche WindfallProfits, so genannte Zufallsgewinne, einstreichen.
und akzeptieren müssen, dass Freiheit und Demokratie nicht umsonst zu haben sind, sondern – so wie es viele Generationen zuvor gemacht haben – immer wieder aufs Neue erkämpft und auch verteidigt werden wollen. Und verbessert. Die Zeit des Gratismuts ist vorerst vorbei. Jetzt gilt es, sich zu wappnen. Resilient zu sein, innovativ, ohne Illusionen, aber entschlossen an einer Zukunft zu bauen, die stärker aus eigener Kraft bewältigt werden kann.
ZUSAMMENHALT Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist immer dann besonders wichtig, wenn es einmal weniger zum Verteilen gibt. Gerade dann ist es geboten, sich darüber zu unterhalten, ob der Wohlstand in diesem Land und in dieser Europäischen Union auch gerecht verteilt ist. Ein etwaiger Wohlstandsverlust, der sich angesichts der ungünstigen ökonomischen Vorzeichen andeutet, könnte als Auslöser dafür dienen, die ebenso hartnäckige wie langlebige und falsche Idee von den „trickle-down economics“ zu hinterfragen, sie vom Kopf auf die Füße zu stellen und gegen „trickle-up economics“ auszutauschen. Bleibt den ärmeren Bevölkerungsschichten mehr Geld im Börserl, haben alle etwas davon. Dagegen ist der allgemeine Nutzen zweifelhaft, wenn jene, die ohnehin bereits enorm wohlhabend sind, automatisch immer größeren Reichtum akkumulieren.
Reichtum rieselt nicht automatisch nach unten. Deshalb, und um die Kosten der auf uns zukommenden Herausforderungen gerechter zu verteilen, regt etwa Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Huber im Interview (Seite 40) eine ernsthafte Debatte über Vermögenssteuern an. „Wir müssen uns als Gesellschaft darauf einstellen, den Gürtel enger zu schnallen, dass es ein bisschen weniger von allem gibt“, meint Huber ebendort. Eine Debatte über Vermögenssteuern gilt in Österreich zwar fast als Sakrileg, aber wann, wenn nicht in einer Zeitenwende, könnte man Derartiges versuchen. „Geht’s uns allen gut, geht’s auch der Wirtschaft gut“ ist wohl die Abwandlung eines bekannten Slogans, der der Realität am ehesten gerecht wird.
ZAHLENMATERIAL Tirol ist bekanntermaßen keine Insel. Insofern kann sich das Land nicht von globalen Verwerfungen abschotten. Ganz im Gegenteil. Besonders die stark exportorientierte Industrie ist in hohem Maße davon abhängig, wie es der Weltwirtschaft geht. China fährt nicht nur was COVID-19 betrifft eine Nulltoleranzpolitik, sondern traditionell auch, was das Selbstbestimmungsrecht Taiwans betrifft. Hoffentlich erweist sich der russische Angriffskrieg in der Ukraine nicht als Menetekel und veranlasst Peking, seine Ein-China-Politik auch militärisch durchzusetzen. Das würde die drohende Unbill noch einmal potenzieren.
Stefan Garbislander, Chefvolkswirt der Wirtschaftskammer Tirol und Standortanwalt, hat sein Ohr von Berufs wegen genau am Puls der Tiroler Wirtschaft und ordnet einige der neuen und alten „Schmerzpunkte“ ein, vor denen das Land ökonomisch steht. Rückblickend betrachtet sei die Wintersaison letztlich besser gelaufen, als das zu erwarten gewesen sei. „Wir haben 75 Prozent des Niveaus vor Corona erreicht, es gab keinen Lockdown. Für die Branchenstimmung war das sehr gut und der Ausblick auf die Sommersaison ist auch durchwegs gut“, sagt Garbislander. Eine positive Grundstimmung in Tourismus und Freizeitwirtschaft strahlt in Tirol grundsätzlich über diese Branchen hinaus und trägt allgemein zu einem guten ökonomischen Klima im Land bei. Der Tourismus ist also nicht nur ein Tiroler Konjunktur-, sondern auch Stimmungsmotor. Wäre da
© ANDREAS FRIEDLE

„Tirol dürfte mit ungefähr 4,5 Prozent über dem Österreichschnitt wachsen, sofern nicht etwas Massives passiert. Sollte Russland allerdings die Gaslieferungen einstellen, wird es kein Wirtschaftswachstum mehr geben. Dann rutschen wir in eine Rezession.“
STEFAN GARBISLANDER, CHEFVOLKSWIRT DER WIRTSCHAFTSKAMMER TIROL
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nicht die Großwetterlage, wie Garbislander ausführt: „Andererseits sind da die sehr hohen Energiepreise, die Lieferkettenproblematik, die Teuerungswelle, die zunehmende geopolitische Unsicherheit, welche die Stimmung für den Herbst merklich eintrüben.“ Der Kammerökonom sieht zum einen „das Damoklesschwert der hohen Kosten“ über allen Branchen im Land schweben, zum anderen „scheint auch die tatsächliche Auftragslage im Herbst von Zurückhaltung geprägt“. Garbislander sieht unter den gegebenen Voraussetzungen andere Bundesländer – ganz im Gegensatz zur Coronapandemie – schwerer von der aktuellen Situation betroffen als Tirol. „Es ist eine ambivalente Situation“, sagt der Experte. Die derzeitige Situation ist gut, der Ausblick dagegen nicht so sehr. Ohne die genannten Probleme „würden wir mit Sicherheit in eine starke Wachstumsphase gehen“, sagt Stefan Garbislander. Absagen will er das Wachstum einstweilen nicht, wenn man auch die zu Jahresbeginn aufgestellte Prognose, die von einem Plus von fünf bis sechs Prozent ausging, „ein bisschen revidieren“ müsse. „Tirol dürfte mit ungefähr 4,5 Prozent über dem Österreichschnitt wachsen, sofern nicht etwas Massives passiert“, sagt Garbislander. In diese Prognose ist der Krieg in der Ukraine bereits eingepreist, der sprichwörtliche Elefant im Raum, ein russisches Gasembargo, würde diese Voraussage zur Makulatur machen. Abgesehen von der mittlerweile unheilvollen Abhängigkeit von den fossilen Rohstoffen aus Russland ist der Wegfall als Handelspartner mit einem Volumen von 150 Millionen Euro pro Jahr für Tirols Wirtschaft durchaus verkraftbar. „Sollte Russland allerdings die Gaslieferungen einstellen, wird es kein Wirtschaftswachstum mehr geben. Dann rutschen wir in eine Rezession“, stellt Garbislander klar, was ökonomisch auf dem Spiel steht. Sollte das Energielenkungsgesetz tatsächlich zur Anwendung kommen, wird es ungemütlich, dann ist der Ofen nämlich im Wortsinn aus. „Ein Schreckensszenario“, sagt der Ökonom, der die regierungsamtliche Kommunikation durchaus für kritikwürdig hält: „Es gibt keinen kommunizierten Plan, wer in einem solchen Fall versorgt werden würde. Das treibt besonders die größeren Betriebe in der Industrie um und auch bei den Mittelständlern herrscht beträchtliche Unsicherheit.“ Um diese Unsicherheiten zumindest langfristig zu reduzieren, ist die Dekarbonisierung vom ökologischen zum ökonomischen Projekt mutiert. Tirols Unternehmen sind stark daran interessiert, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verabschieden. „Wir wollen bis 2040 klimaneutral werden. Dafür sind enorme Investitionen zu tätigen. Die Dekarbonisierung der Tiroler Wirtschaft sollte man also nicht nur fordern, sondern auch entsprechend fördern“, sagt Stefan Garbislander. Ein etwaiger Transformationsfonds müsse also auch für die eher kleinstrukturierte Tiroler Wirtschaft mit ihren vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmen taugliche Förderinstrumente bereithalten. „In der Fördereffizienz ist noch viel zu tun“, hält der Kämmerer fest. Doch ist das Förderregime längst nicht der einzige Flaschenhals in der Dekarbonisierung. Bei der Umrüstung auf Photovoltaik macht sich auch der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal bemerkbar, nachdem die Photovoltaikmodule sich nicht von selbst am Dach niederlassen. Techniker, die Wärmepumpen und Pelletsheizungen installieren, sind auch weit dünner gesät als nachgefragt. „Der Arbeitskräftemangel, der selbstverständlich auch mit der demografischen Entwicklung zusammenhängt, bremst den ökologischen Umbau der Wirtschaft“, sagt Stefan Garbislander. So ist es gänzlich illusorisch, von heute auf morgen sämtliche Gasthermen zu ersetzen. Dafür gibt es weder das notwendige Personal noch das Material. Garbislander glaubt, dass die Arbeitskräftenachfrage hoch bleiben wird, selbst wenn sich die Konjunktur gegen Jahresende hin eintrüben sollte. „Man darf strukturelle Änderungen nicht mit konjunkturellen vermischen. Durch das Schrumpfen der
Es dürfte der Zeitpunkt gekommen sein, an dem die westlichen Staaten für ihre Überzeugung einstehen und akzeptieren müssen, dass Freiheit und Demokratie nicht umsonst zu haben sind, sondern – so wie es viele Generationen zuvor gemacht haben – immer wieder aufs Neue erkämpft und auch verteidigt werden wollen. Und verbessert.

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STEFAN GARBISLANDER, CHEFVOLKSWIRT DER WIRTSCHAFTSKAMMER TIROL
arbeitsfähigen Alterskohorte gibt es am Arbeitsmarkt eben mehr Nachfrage als Angebot. Zudem melden uns die Unternehmen, dass die Arbeitnehmer immer mehr in Teilzeit arbeiten wollen, das Arbeitsvolumen also insgesamt zurückgeht“, führt der Volkswirt aus. „Der Arbeitsmarkt wird zum Arbeitnehmermarkt.“ Die Automatisierung und Digitalisierung wird dadurch vom Schreckgespenst, das vermeintlich Arbeitsplätze vernichtet, zur wirtschaftlichen Notwendigkeit in einem Markt, in dem es schlicht nicht genug Arbeitskräfte gibt. Die arbeitsintensivste Branche, die Tourismus- und Freizeitwirtschaft, leidet naturgemäß in Tirol am meisten unter dem Arbeitskräftemangel.
ZUFALLSGEWINNE Es liegt wesentlich, aber eben nicht nur an den stark steigenden Energiepreisen, dass alles teurer wird. Es sind auch die Inflationserwartungen bzw. -ängste, die zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden können. Für den Tourismus, der die Preise für die Wintersaison bereits jetzt machen muss, ist das keine einfache Aufgabe, zumal noch nicht absehbar ist, wie sich die Löhne und Gehälter und sonstigen Kosten entwickeln werden. Besonders in wettbewerbsintensiven Branchen werden sich die Unternehmen schwerer damit tun, ihre Kostensteigerungen in vollem Umfang an die Konsumenten weiterzureichen. Letztlich gilt aber, dass der Endverbraucher die Rechnung bekommt. „Der Gipfel der Inflationsrate steht uns wahrscheinlich noch bevor“, glaubt Garbislander. Aus den signifikanten Preissteigerungen gehen manche Unternehmen mit Absicht, andere nolens volens als Inflationsgewinner hervor, die beträchtliche Windfall-Profits, so genannte Zufallsgewinne, einstreichen. Darunter vor allem jene Energieversorger, die nicht nennenswert auf Gas zur Stromerzeugung angewiesen sind. Der Strompreis hängt nämlich von der Merit-Order ab. Stark vereinfacht gesagt, bestimmt das teuerste Kraftwerk in einem Netz den Preis für alle. „Das ist gerade in der derzeitigen Strompreisrallye den Verbrauchern schwer zu argumentieren. Aber prinzipiell tragen die Windfall-Profits dazu bei, dass die Energieversorger das notwendige Kapital haben, um die enorm


kostspielige Energiewende zu finanzieren“, erläutert Stefan Garbislander seine Sicht der Dinge. Er hält es für einen problematischen Eingriff in die Marktwirtschaft, begänne der Staat eigenmächtig damit, diese Zufallsgewinne selektiv abzuschöpfen. Das Risiko einer Stagflation sieht Stefan Garbislander im kommenden Jahr größer als heuer. „Wenn nichts Gravierendes geschieht, wird die heimische Wirtschaft heuer wachsen“, so der Ökonom. Es werde auch vom Ausgang der Tarifverhandlungen abhängen, ob die Inflation hoch bleibe. „Die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale ist evident, auch wenn das vonseiten der Arbeitnehmervertretung immer bestritten wird. Erhöhte Lohnforderungen führen zu erhöhten Kosten und diese wiederum zu erhöhten Preisen und die Spirale beginnt sich zu drehen. Bricht uns dann noch das Wirtschaftswachstum weg, könnten wir uns in einer Stagflation wiederfinden“, warnt der Wirtschaftskammer-Volkwirtschaftler, der Einmalzahlungen als probates Mittel wertet, um die Kaufkraftverluste der Arbeitnehmer abzumildern. „Es ist aber unbestreitbar, dass die Haushalte derzeit Kaufkraftverluste hinnehmen müssen“, sagt Garbislander. Der Wirtschaftskämmerer sieht jedoch in Summe im strukturellen Arbeitskräftemangel und in der Dekarbonisierung die größten Herausforderungen für die Wirtschaft in diesem Jahrzehnt.
ZUMUTUNGEN Es gibt nichts zu beschönigen. Ähnlich wie in den 1970er-Jahren ist auch diese Krise wesentlich eine Energiekrise, die sich noch verschärfen dürfte. Energiesparen spielt heute dagegen keine prominente Rolle in den Maßnahmen der Regierung. Dabei dürfte es den Menschen sehr wohl zumutbar sein – und nebenbei gut für die finanzielle Gesundheit –, beispielsweise auf den Autobahnen vom Gas zu gehen und temporär Tempo 100 einzuführen. Das wäre effizient, kostet nichts, ist schnell umsetzbar, erhöht die Verkehrssicherheit und ist zudem auch noch gut für die Umwelt.
Es spricht einiges dafür, dass man den Ernst der Lage noch nicht erkannt hat, weil man es sich offenbar leisten kann, diese Low Hanging Fruits links liegenzulassen. Die Österreichische Energieagentur schätzt das Sparpotenzial – notabene ohne zusätzlichen Investitionsaufwand – sektorenübergreifend insgesamt auf rund zehn Prozent des hiesigen Energieverbrauchs ein. Die billigste Energie ist nun einmal die, die eingespart werden kann. Wäre. Abgesehen davon kann man an den neuralgischen Hauptverkehrsadern in Tirol ohnehin von Tempo 100 durchgehend vor allem zur Hauptreisezeit nur träumen. Vielerorts ist es schon zum Infarkt gekommen, am Brenner zeichnet sich mit der notwendigen Sanierung der technisch kniffligen Luegbrücke der GAU bzw. Super-STAU ab, der vor allem das Wipptal über Jahre hindurch begleiten dürfte. Die Inflation der Lebensqualität der verkehrsgeplagten Bevölkerung ist weit höher als die offizielle Inflation.
ZAHLTAG, ZINSWENDE, ZUKUNFT „Wir haben seit langem über unsere Verhältnisse gelebt“, sagt Jürgen Huber, der glaubt, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, an dem es zum Zurückzahlen ist. Der Zahltag für die Zukunftsvergessenheit naht. Vor allem die Staaten hätten sich maßlos verschuldet, das System wurde mit beispiellosen Mengen an Geld geflutet. Das trägt zur Inflation bei. Diese will die Europäische Zentralbank, in deren Rat auch Robert Holzmann als Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank sitzt, nun mit einer Zinswende wieder einfangen. Kurzfristig will die Europäische Zentralbank/EZB mit Erhöhungen des Leitzinses die Inflation wieder dem Zielwert von zwei Prozent annähern, „längerfristig geht es grundsätzlich um die Normalisierung der Geldpolitik, eine Rückkehr zu einer positiven Zinsstruktur, eine Angleichung an den neutralen Zins und – ebenfalls wesentlich – einen Anreiz, wieder zu sparen“, sagt Holzmann im Interview (Seite 144).
Russland hat für seine Kriegspropaganda den Buchstaben Z, der im kyrillischen Alphabet so gar nicht vorkommt, in Beschlag genommen. Die westliche, demokratische Wertegemeinschaft wäre gut beraten, sich nichts von außen oktroyieren zu lassen und die Deutungshoheit über das Z zu behalten. Es geht schließlich um die Zukunft.
Automatisierung und Digitalisierung werden in der derzeitigen Situation vom Schreckgespenst, das vermeintlich Arbeitsplätze vernichtet, zur wirtschaftlichen Notwendigkeit in einem Markt, in dem es schlicht nicht genug Arbeitskräfte gibt.
PLEITE-PLUS
Gingen die Insolvenzen in den Coronajahren zurück – vor allem, weil Krankenkassen und Finanzämter Außenstände großzügig gestundet haben und die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen teilweise ausgesetzt wurde –, so war im Oktober 2021 erstmals eine Trendumkehr zu beobachten. Im ersten Quartal 2022 haben sich die Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahr nun mehr als verdoppelt. Die Zahlen für Österreich.
1.046
Unternehmen waren im 1. Quartal 2022 von einer Insolvenz betroffen (+117,5 % im Vergleich zum Vorjahr). 591 Insolvenzverfahren wurden eröffnet, davon 524 Konkurse. 236 der eröffneten Insolvenzverfahren betrafen Einzelunternehmen.
4
Großinsolvenzen über zehn Millionen Euro Geschätzte Passiva: 115 Millionen Euro
179
Insolvenzen gab es im Bereich „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“, gefolgt von der Bauwirtschaft (170) sowie Beherbergung & Gastronomie (123).
5.300
betroffene Gläubiger (+43,2 %)
85
Firmenpleiten in Tirol (+347 %) Geschätzte Passiva: 12 Millionen Euro
279 MIO.
Euro geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten (+95,1 %)
2.900
betroffene Dienstnehmer (+93,3 %)
41 %
der insolventen Unternehmen wurden zwischen 2015 und 2019 gegründet.
„Der gegen Ende des Jahres 2021 eingesetzte Turnaround im Bereich der Unternehmensinsolvenzen hat sich zu Jahresbeginn kontinuierlich fortgesetzt. Die aktuellen Zahlen befinden sich in etwa auf Vor-Krisen-Niveau, womit zwei Jahre nach Beginn der Coronakrise eine gewisse Stabilität im heimischen Insolvenzgeschehen erreicht wurde.“
IMAGEMOTIV: BOTTEGA VENETA Wardrobe 04 360 CASHMERE AQUAZZURRA BALENCIAGA BOTTEGA VENETA BRUNELLO CUCINELLI new BURBERRY CELINE new CHRISTIAN WIJNANTS new DARKPARK DOROTHEE SCHUMACHER DRIES VAN NOTEN ELLA SILLA EXTREME CASHMERE FALIERO SARTI FRAME FRENCKENBERGER FURLING BY GIANI GANNI IENKI IENKI INÈS ET MARÈCHAL new JACQUEMUS new JADIA KHRISJOY KONRAD new LA COUVERTURE LA DOUBLE J LOEWE new LOULOU STUDIO LUISA CERANO MONCLER MOTHER NANUSHKA NILI LOTAN NINE IN THE MORNING NORMA KAMALI ODEEH PAIGE new PATOU RE/DONE RICK OWENS new SA SU PHI SMINFINITY SPRWMN new THE ELDER STATESMAN THEORY THE ROW TOD‘S WARM ME ZIMMERMANN


NACHBARSCHAFTSHILFE DIGITAL
Weder ist Digitalisierung nur etwas für die ganz Großen noch muss man diesen das Feld alleine überlassen.
Auch Kleinst- und Kleinbetriebe können Digitalisierung für sich und ihre Kund*innen nutzen. Die letzten beiden Jahre haben besonders deutlich gemacht, dass stationäres Geschäft und Onlinehandel sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern sinnvoll ergänzen können. Auch – oder gerade – weil Digitalisierung mehr ist als ein Onlineshop. Manche Kleinst- und Kleinunternehmen, etwa aus dem Handel, haben in Sachen Digitalisierung aber noch Luft nach oben. Hier geht es nicht um einen hochkomplexen Onlineshop und weltweite Zustellung, sondern um Grundlegendes wie eine kundenfreundliche Webseite oder eine passende Firmen-E-Mail-Adresse. Beim erfolgreichen Start in die digitale Welt unterstützen Expert*innen aus der Nähe: die Digital-Lotsen.
Im Jahr 2020 entwickelte die Standortagentur Tirol gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und den vier Tiroler Stadtmarketing-Einrichtungen in Hall, Imst, St. Johann und Kufstein das Projekt Digital-Lotsen. Im Fokus standen dabei der stationäre Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleister in diesen Innenstädten. Nach der Pilotphase wurde das Projekt Ende 2021 auf ganz Tirol ausgerollt. Ziel der Initiative ist es, zeitgemäße Strategien je nach Unternehmen individuell zu prüfen und – nach Möglichkeit – auch zu realisieren. Dabei besuchen Digitalisierungsexpert*innen aus der Region – die Digital-Lotsen – die interessierten Unternehmen auf Wunsch direkt vor Ort, um unmittelbar erste Maßnahmen zu besprechen und umzusetzen.
Oft geht es dabei um scheinbar einfache, aber umso wichtigere Fragestellungen: Ist ein Online-Brancheneintrag wichtig? Was bringt eine eigene Website? Wie kann ich eine neue E-Mail-Adresse anlegen? Wie kann ich meine Daten absichern und mich vor rechtlichen Folgen schützen? Wollen meine Kunden WLAN? Lohnt sich ein Engagement über Facebook? Ist mein GoogleMyBusiness-Eintrag aktuell? Stimmen die Öffnungszeiten und Kontaktdaten? Diese
© STANDORTAGENTUR TIROL

Digital-Lotsen helfen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.
und weitere Fragen aus dem unternehmerischen Alltag werden auf Augenhöhe und unbürokratisch besprochen und bestenfalls gleich in die Tat umgesetzt. Damit soll der Einstieg in das Thema unkompliziert erleichtert werden.
Darauf aufbauend können in Eigeninitiative weitere Schritte gesetzt werden, welche durch Förderungen des Landes Tirol (u. a. Beratungsförderung, kmu.digital.tirol) oder des Bundes unterstützt werden können. Die Standortagentur Tirol steht den Stadt- und Ortsmarketingeinrichtungen sowie Kaufmannschaften zur Verfügung, für ihre Mitgliedsbetriebe das Digital-Lotsen-Programm zu entwickeln, aufzubauen und umzusetzen. Jeder teilnehmende Betrieb erhält im Rahmen des Programms eine finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 1.000 Euro netto. Das Land Tirol unterstützt die Initiative mit 500.000 Euro. PR





BALMUNG UNTER DEN LEADING COMPANIES IN TIROL
International zählt das inhabergeführte Unternehmen zu den Global Playern im Bereich Healthcare. Im Moment entsteht in Kirchbichl auf 50.000 Quadratmetern das neue Europa-Headquarter.
Engelbert Leobacher ist Geschäftsführer und Inhaber der Balmung Medical Handel GmbH.
Die Balmung Medical Handel GmbH wurde 2004 von Engelbert Leobacher gegründet und zeichnet sich seither durch ein starkes, nachhaltiges Wachstum aus. In kürzester Zeit stieg das Unternehmen zu einem Global Player am Healthcare-Markt auf. Besonderer Fokus liegt dabei auf langjährigen Kundenbeziehungen, laufenden Produkterweiterungen sowie ganzheitlichem Kundenservice. Ein Höhepunkt für die Balmung Medical Handel GmbH war die Verdoppelung des Umsatzes in den Jahren 2020 auf 2021 von 157 Millionen auf 328 Millionen Euro. Trotz des volatilen Marktumfeldes rechnet man auch für das Abschlussjahr 2022 mit einer durchwegs positiven Geschäftsentwicklung.
DIE BASIS DES ERFOLGS
Balmung arbeitet mit seinen Stakeholdern gemeinsam daran, den Markt ganzheitlich, datenbasiert abzubilden und die Warenverfügbarkeit zu optimieren. „Durch unsere individuelle IT-Lösung sind wir in der Lage, die unterschiedlichen Warenwirtschaftssysteme unserer Kunden zu verknüpfen und erhalten somit ein einzigartiges Marktverständnis. Unter der Verwendung von Echtzeitdaten sind wir in der Lage, in kürzester Zeit auf Marktveränderungen zu reagieren und unseren Kunden erfolgversprechende Lösungen anzubieten. Ergänzt wird dies durch kurze Entscheidungswege sowie schlanke Strukturen, um die nötige operative Wendigkeit zu gewährleisten“, so Geschäftsführer und Inhaber Engelbert Leobacher.
STETS DER BLICK NACH VORNE
Die Zeichen stehen auf Wachstum. In Kirchbichl soll das neue Headquarter samt Logistikzentrum mit direkter Gleisanbindung entstehen. Zukünftig wird hier verstärkt die Entwicklung neuer Produkte und die Erschließung neuer Märkte vorangetrieben. Besonderer Fokus liegt auf der Errichtung modernster Arbeitsplätze sowie ausgedehnter Grün-, Fitness- und Gastroflächen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Ausrichtung soll für ein nachhaltiges Wachstum sorgen. Dennoch ist es wichtig, auf das volatile Marktumfeld rasch reagieren zu können. Diese Tatsache hat sich in der Vergangenheit bewährt und ist Teil des Erfolgskonzeptes der Balmung Medical Handel GmbH.
Eine weitere tragende Säule für den bisherigen Erfolg sind die bestehenden und zukünftigen Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer. Daher ist es umso wichtiger, die Personalstrategie langfristig zu planen. Es werden derzeit Fachkräfte in nahezu allen Funktionsbereichen gesucht.
NACHHALTIGKEIT – NICHT NUR EINE MODEPHRASE Um am Puls der Zeit zu agieren und den Kundenwünschen gerecht zu werden, arbeitet die Balmung Medical Handel GmbH an einer CO2-neutralen Logistikstrategie. Die Optimierung der Transportstrecken und der Umstieg auf die Bahn sind ein Teil dieser Bestrebungen. Um einen Beitrag zur zukünftigen Krisenbewältigung zu leisten, sollen auch im neu errichteten, automatisierten Hochregallager entsprechende Mindestbestände essenzieller Healthcare-Güter eingelagert werden, um so die Warenverfügbarkeit zu garantieren. Gepaart mit dem einzigartigen IT-Ökosystem, Angestelltenbindung durch faire Entlohnung, geregelten Arbeitszeiten sowie umfassenden Benefits und dem neuen Betriebsstandort blickt die Balmung Medical Handel GmbH in eine nachhaltige wirtschaftliche Zukunft. PR
BALMUNG MEDICAL HANDEL GMBH
Sportplatzweg 15, 6336 Langkampfen office@balmung-medical.com www.balmung-medical.com
„WIR MÜSSEN DERZEIT AUF SICHT FAHREN“
„Und die Sichtverhältnisse sind nicht besonders gut“, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser, der die Energieautonomie vorantreiben und beim Wasserkraftausbau vom Reden ins Tun kommen will. Die Lage sieht er derzeit gut, wenn auch der Ausblick gedämpft ist. Bezüglich Tarifverhandlungen warnt Walser davor, mit zu hohen Abschlüssen eine Lohn-Preis-Spirale in Gang zu setzen.
INTERVIEW: MARIAN KRÖLL
ECO.NOVA: Unsere Zeit ist durch die Gleich-
zeitigkeit schwerer Krisen – Pandemie, Krieg in der Ukraine, Rückzug der Globalisierung – gekennzeichnet. Mit welchen Erwartungen und Aussichten blicken Tirols Unternehmen in eine ungewisse
Zukunft? CHRISTOPH WALSER: Die letzten beiden Jahre waren ein ständiges Wechselbad der Gefühle und ein laufendes Auf und Ab bei der Geschäftsentwicklung. Das war natürlich auf der einen Seite extrem fordernd und ist an die Substanz vieler Betriebe gegangen. Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass das Comeback sehr rasch gelingt, sobald die Einschränkungen wegfallen. Und es hat sich gezeigt, dass die Politik die Unternehmen mit massiven Unterstützungsleistungen nicht im Stich lässt und auch die Wirtschaftskammer als kompetenter Ansprechpartner für ihre Mitgliedsbetriebe zur Verfügung steht.
Ist die Stimmung derzeit besser als die Lage oder die Lage besser als die Stim-
mung? Die aktuelle Konsumentenbefragung der Wirtschaftskammer zeigt, dass immerhin noch 76 Prozent mit der finanziellen Situation ihres Haushaltes zufrieden sind, auch die Einschätzung der Wirtschaftslage hat sich nach zwei Coronajahren erholt. Allerdings: Der Ausblick für beide Indikatoren ist gedämpft. Ähnlich geht es den Betrieben. Gerade der traditionell starke Tiroler Tourismus, der eine hohe Ausstrahlung auf andere Branchen hat, verzeichnet derzeit eine gute Buchungslage. Allerdings trüben die unsicheren Aussichten für den Herbst die Stimmung.
CHRISTOPH WALSER
Die Wirtschaft möge ehebaldigst und möglichst vollständig ergrünen, lautet der politische Auftrag von ganz oben. Der Abschied von fossilen Brennstoffen hat durch die Abhängigkeit von russischem Öl und vor allem Erdgas eine neue Dringlichkeit bekommen. Wie „grün“ ist die Tiroler Wirtschaft heute schon und halten Sie die Zielsetzungen der EU, die im European Green Deal formuliert sind, für
realistisch? Für vier von fünf Tiroler Unternehmen ist es wichtig bzw. sehr wichtig, dass sich die Wirtschaftskammer Tirol in den nächsten Jahren im Bereich Nachhaltigkeit einsetzt. Die hohe Bedeutung des Themas zieht sich quer über alle Branchen und Betriebsgrößen. Das ist ein klarer Auftrag der Mitglieder an die Wirtschaftskammer und zeigt, dass Umwelt- und Klimaschutz längst bei den Tiroler Betrieben angekommen sind. Die Wirtschaftskammer Tirol nimmt ihre Verantwortung wahr und hat sich das Ziel gesteckt, bis 2035 für die eigene Organisation Klimaneutralität zu erreichen. Die Folgen des Ukrainekrieges beschleunigen den Umstieg bei Unternehmen und Haushalten. Um raus aus der Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen zu kommen, müssen wir die Tiroler Energieautonomie vorantreiben. Das heißt aber auch, dass wir speziell bei der Nutzung der heimischen Wasserkraft endlich vom Reden ins Tun kommen müssen.
Die Inflation ist hoch, getrieben wesentlich durch die Energiepreise. Zusätzlich ist die Inflationserwartung ein wichtiger Faktor, der sich auf die zukünftige Inflation auswirkt. Rechnet die Tiroler Wirtschaft mit einem weiteren Anstieg der Inflation? Sagen wir so: Die Betriebe „rechnen“ vielleicht nicht damit, aber sie müssen sich dagegen wappnen. „Rechnen“ ist derzeit der falsche Ausdruck, da die Situation extrem unberechenbar ist. Der Ukrainekonflikt kann sich in die Länge ziehen oder in einigen Monaten in einer diplomatischen Lösung enden; Corona kann mit einer neuen Welle kommen oder mehr oder weniger zur Normalität werden; die Lieferketten aus Asien können stocken oder sich langsam wieder einpendeln. Wir wissen schlicht und einfach nicht, wohin die Reise geht. Aber die Unternehmen müssen weiter steigende Preise als mögliche Option einkalkulieren.
Wird sich das in weiteren deutlichen Preiserhöhungen niederschlagen? Klar ist, dass Betriebe nur erfolgreich Wirtschaft und Arbeitsplätze aufrechterhalten können, wenn sich ihre Arbeit unter dem Strich rechnet. Die Unternehmen können einen kleinen


Teil von Preiserhöhungen auffangen, letztlich bleibt ihnen aber nichts anderes übrig, als ihre gestiegenen Aufwendungen in die Preisgestaltung für Produkte und Dienstleistungen einfließen zu lassen.
Hohe Inflation bringt arbeitnehmerseitig immer den Wunsch nach höheren Abschlüssen bei Löhnen und Gehältern mit sich. Welche Größenordnung halten Sie bei Lohnzuwächsen für verkraftbar bzw. Reallohnverluste in welchem Ausmaß
den Arbeitnehmern für zumutbar? In der jetzigen volatilen Situation konkrete Zahlen zu nennen, wäre absolut unseriös. Tatsache ist, dass wir bei den Lohnverhandlungen aufpassen müssen, nicht mit einer Lohn-Preis-Spirale die Inflation weiter anzuheizen. Es wird Kompromisse mit Augenmaß geben müssen und es ist angesichts der Prognoseunsicherheit nicht unintelligent, kurzfristig auch mit Einmalzahlungen zu arbeiten. Wir müssen derzeit auf Sicht fahren und die Sichtverhältnisse sind wie gesagt nicht besonders gut.
CHRISTOPH WALSER
Nach der großflächigen Kurzarbeit in der Hochphase der Pandemie ist das Thema Arbeitszeit virulent geworden. Vor allem die Viertagewoche bei vollem Gehalt ist im Gespräch. Können Sie dieser und ähnlichen Ideen aus wirtschaftlich-unternehmerischer Perspektive et-
was abgewinnen? Die Viertagewoche wird von vielen Betrieben bereits als realistische Option gesehen. Sie ist eine Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und dadurch Lehrlinge und Fachkräfte für sich zu gewinnen. Hier braucht es aber zwei wichtige Einschränkungen: Die Viertagewoche ist erstens nicht für jede Branche geeignet. Und zweitens ist die Forderung „bei vollem Lohnausgleich“ völlig unrealistisch. Das würde ja eine massive Steigerung der Stundensätze bedeuten. Die Unternehmen sind derzeit aufgrund der steigenden Preise für Vorprodukte und Energie bereits derart am Anschlag, dass solche Vorstellungen absolut unumsetzbar sind. Die Betriebe brauchen in dieser schwierigen Lage Rückenwind und nicht zusätzlichen Gegenwind.
Mit der notwendigen Sanierung der Luegbrücke und einer beidseitig nur einspurig befahrbaren Brennerautobahn dürfte in Tirol über Jahre hinweg das Verkehrs-
CHRISTOPH WALSER
chaos ausbrechen. Ist es Zeit, ernsthaft über Al-
ternativen zum Transit nachzudenken? Diese „Lösung“ würde in der Tat zu einem Chaos führen. Es muss alles getan werden, damit zumindest zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung aufrechterhalten werden. Und wir brauchen einen raschen Baubeginn, denn der technische Zustand der Brücke wird von Tag zu Tag schlechter. Dabei geht es bei weitem nicht nur um den Lkw-Transit: Das Wipptal ist auch für den heimischen Lieferverkehr, für unsere Pendler und natürlich für den Pkw-Reiseverkehr lebensnotwendig. Einspurige Fahrbahnen auf der Luegbrücke führen zu Ausweichverkehr auf der Bundesstraße, die diese Mehrbelastung nie schlucken kann.
Was braucht es, damit der Brennerbasistunnel den verkehrsgeplagten Wipptalern tatsächlich ein wenig Erleichterung verschaffen kann? Der Brennerbasistunnel ist das Kernstück des Scandinavian-Mediterranean-Korridors, der von Helsinki bis Valletta durch die bevölkerungsstarken mitteleuropäischen Kerngebiete führt. Derartige Hochleistungsstrecken sind allerdings nur so stark wie das schwächste Glied in der Logistikkette. Die Wirtschaftskammer Tirol weist in Kooperation mit den europäischen Wirtschaftskammern mit Nachdruck darauf hin, dass es bei den Zulaufstrecken sowie den erforderlichen Verladeterminals noch große Lücken gibt. Da Planung und Bau Jahre beanspruchen, ist es höchste Zeit, sich damit zu befassen. Die Tiroler Wirtschaft bekennt sich klar zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Damit die Verlagerung gelingen kann, müssen aber die entsprechenden Rahmenbedingungen vorhanden sein. Das heißt im Klartext: Es hilft uns nichts, wenn der Brennerbasistunnel Anfang 2030 fertiggestellt sein wird, aber die erforderlichen Zulaufstrecken und Terminals erst fünfzehn Jahre später in Betrieb gehen.
Was stimmt Sie in Hinblick auf die wirtschaftliche
Entwicklung des Landes optimistisch? Dass selbst Experten erstaunt sind, wie rasch die Erholung nach Wegfall der Corona-Einschränkungen verläuft. Die Unternehmen beweisen tagtäglich, dass sie enorm anpassungsfähig sind und auch mit extrem herausfordernden Situationen umgehen können. Dieser Unternehmergeist hat Tirol groß gemacht und wird auch in Zukunft dafür sorgen, dass wir gut durch bewegte Zeiten kommen. Meine einzige Bitte an die Politik lautet: Lasst die Unternehmerinnen und Unternehmer und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten!

Dr. Christoph Westreicher ist Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie in der medalp
IN SICHEREN HÄNDEN
Komplexe Handverletzungen: Diagnose, Behandlung und Reha bei medalp.
Aufgrund der enormen Komplexität der Hand und ihrer ständigen Belastung sind Erkrankungen im Bereich der Sehnen und Nerven keine Seltenheit und können somit oft zu starken Beeinträchtigungen führen. Gerade nach einem Unfall oder Sturz ist die rasche Erstellung der richtigen Diagnose und Einleitung der Behandlung sehr wichtig. Die medalp verfügt über modernste Diagnosemöglichkeiten wie MRT und CT, sodass ohne Verzögerung mit der Behandlung begonnen werden kann. Von der ersten Ordination über Diagnose, Tagesklinik bis hin zu umfassenden Reha- und Trainingsprogrammen sorgt die medalp für schnellstmögliche Wiederherstellung der Hand. medalp-Unfallchirurg und Sporttraumatologe Dr. Christoph Westreicher verfügt über ein breites Operationsspektrum, insbesondere im Bereich der Handchirurgie, und führt etwa 600 operative Behandlungen im Jahr durch: „Nach einer operativen Versorgung der Hand ist eine enge Zusammenarbeit mit unseren Ergotherapeut*innen ein wesentlicher Bestandteil für eine umfassende Behandlung. Wer schon einmal Schmerzen in der Hand hatte, weiß, wie sehr der Alltag dadurch beeinträchtigt werden kann. Da hilft es, wenn zeitnah die gesamte Behandlung ‚aus einer Hand‘ und in einem Haus angeboten werden kann.“ PR
MEDALP-FAKTENCHECK
• Hervorragende Expertise durch 3.300 OPs pro Jahr • Modernste Technologie und top ausgebildetes Personal • Schnelle und professionelle Betreuung noch am selben Tag • 5 Standorte in Tirol • Diagnostik: MRT, CT, Röntgen • Unfallchirurgie, Orthopädie, Sportmedizin • Physiotherapie und spezielle Unterwasserbehandlungen • Erfolgreiches back2sport-Programm und Trainingsbetreuung
KONTAKT:
medalp – Zentrum für ambulante Chirurgie Betriebs GmbH
Medalp-Platz 1, A-6460 Imst, Tel.: +43 5418 51100 E-Mail: info@medalp.com, www.medalp.com

38 DAS BEAUTY-BRANDHOUSE: INNOVATIV, KREATIV UND DIGITAL ZUM ERFOLG
In der CURA COSMETICS GROUP wird technische Entwicklung als Motor der Innovation gesehen. Hier wird Veränderung nicht nur mitgemacht, sondern mitgestaltet – auch bei der Entwicklung von mehreren neuen Beautymarken, die in den Startlöchern stehen. Eine davon wird bereits im Spätsommer 2022 erscheinen.
TEXT: ÜMMÜ YÜKSEK
Das Tiroler Kosmetikunternehmen CURA COSMETICS GROUP mit Sitz in Innsbruck wurde 1999 gegründet und begeistert seit jeher Kund*innen mit innovativen und individuellen Produkten. Nach erfolgreich gemeisterten Coronajahren, in denen es gelungen ist, die digitale Transformation voranzutreiben und erstmals über mehrere eigene Webshops internationale Endverbraucher*innen direkt zu bedienen, ist nun Zeit für neue Herausforderungen. „Wir sind sehr stolz, dass wir neben unseren langjährigen Handelspartnern im Retail und Teleshopping auch neue Marketplaces wie Westwing oder Douglas erschlossen haben und mit dem Personalshop in Tirol auch eine langfristige regionale Kooperation lancieren konnten“, sagt Manuel Reinalter, Geschäftsführer der CURA COSMETICS GROUP. Ziel der CURA COSMETICS GROUP ist es außerdem, das Portfolio an relevanten Beautymarken laufend zu erweitern und die Expertise für ganzheitliche Markenkonzepte in unterschiedlichen Bereichen zu nutzen. Für das CURA-Team ist es immer wieder spannend, neue Marken- und Produktideen zum Leben zu erwecken. Auch für die Mitarbeitenden, die bereits einige Jahre dabei sind, bleibt der Moment, die eigenen Produkte in den Regalen zu sehen, etwas Besonderes– sei es bei dm Drogeriemarkt oder digital auf den eigenen Online-Plattformen. Dabei beruft man sich stets auf die Kern-


„Wir sind bestrebt, ein echtes Beauty-Brandhouse zu werden, und achten darauf, die Balance zwischen eigenen Marken und erfolgreichen Persönlichkeitsmarken wie Judith Williams oder Michael Michalsky zu halten. Ein wettbewerbsfähiges Portfolio an internationalen Beautymarken garantiert der CURA weiteres Wachstum und schafft vielerlei Möglichkeiten der Diversifikation über alle relevanten Vertriebskanäle.“
MANUEL REINALTER
kompetenz der CURA: höchste Kreativität mit den Möglichkeiten der Digitalisierung aufzuladen und mit langjähriger Branchenkenntnis und Forschungserfahrung abzurunden. Derzeit befinden sich mehrere neue Marken rund um bekannte Persönlichkeiten im Aufbau. Die Markteinführung einer dieser Brands ist noch für 2022 in Planung. Die neue clean-beauty-Marke verwendet natürliche, nachhaltig gewonnene und fair gehandelte Inhaltsstoffe und setzt bei den Verpackungen auf Circular Economy nach dem Prinzip Refill, Reuse & Recycling. Hier ist das über viele Jahre angeeignete Know-how rund um Produktentwicklung ein großer Vorteil. Es werden nämlich mehr als 250 Produktneuentwicklungen pro Jahr am Standort in Innsbruck umgesetzt und omnichannel vertrieben.
IT’S A BRAND! WIE EINE NEUE MARKE GEBOREN WIRD
Laut Eva-Maria Schumacher, Head of Product Management, steht man bei der Entwicklung einer neuen Marke gleich vor mehreren Herausforderungen. Jede neue Marke baut darauf, etwas Neues und gleichzeitig Einzigartiges für Kund*innen zu schaffen. Angefangen von der Rezepturentwicklung, der Packmittelauswahl, dem Markennamen bis hin zum Logo gibt es einige Challenges, die aufkommen können. „Genau diese Höhen und Tiefen sind es, die das Projekt einzigartig in der Entwicklung machen, einen stetig dazu bringen, sich weiterzuentwickeln und mit neuen Aufgaben umzugehen“, erklärt Schumacher. Was Ideen für neue Produkte angeht, gibt es eine Reihe von Inspirationsquellen wie Trendanalysen im Web oder vor Ort bei Messen. Aber auch wenn man offline durch die Drogerieregale spaziert oder sich online auf relevanten Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram umsieht, springen einem immer wieder Details, Auslobungen und Designs ins Auge, die als Grundlage in der Produktentwicklung dienen können. Eine neue Marke von null aufzubauen verlangt einem Unternehmen ei-
Die CURA-Geschäftsführer Hannes Kohl, Manuel Reinalter und Gerhard Kaiser mit Judith Williams

niges ab, man benötigt neben Fleiß und Disziplin auch ein Quäntchen Glück und muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Die CURA Gruppe steht fast ausschließlich im Wettbewerb mit globalen Konzernen wie L’Oreal, Unilever, Coty oder Beiersdorf: Hier kann man sich nur über Agilität, Geschwindigkeit und enormes Kreativpotential behaupten. „Das größte Erfolgserlebnis für mich persönlich ist der Moment, wenn das Produkt abgefüllt und verpackt am Schreibtisch steht und ich es in den Händen halten kann“, freut sich Schumacher. „Dies ist der Moment in dem einem erst klar wird, wie viel Leidenschaft, Zeit, Detailliebe und Herzensblut hineingeflossen ist. Wenn es sich dann noch gut verkauft, dann ist das der krönende Abschluss.“ PR


CURA COSMETICS GROUP
• Tätigkeitsbereich: Die 1999 gegründete
CURA COSMETICS GROUP ist ein internationales Unternehmen im
Bereich der Kosmetik • Hauptgeschäftsfelder:
Markenentwicklung und -vertrieb,
Private Label, Start-up-Business,
Forschung & Entwicklung • Vertriebskanäle: Einzelhandel,
Teleshopping, Online, Marketplaces • MitarbeiterInnen: 180 • Frauenanteil: 80 % • Umsatz: 58.000.000 Euro • Geschäftsführung: Gerhard Kaiser,
Hannes Kohl, Manuel Reinalter
CURA MARKETING GMBH
Doktor-Franz-Werner-Straße 19 6020 Innsbruck Tel.: 0512/262676 E-Mail: office@cura.co.at www.curacosmeticsgroup.com