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Gleichberechtigung
„Wir haben noch dicke Bretter zu bohren!“
Heike Heim, Vorstandsvorsitzende von DSW21, ordnete realistisch ein: „Wir haben schon viel geschafft – aber es ist auch noch sehr viel zu tun!“
Für die Unternehmen der 21-Gruppe ist »Geschlechtergerechtigkeit« ein Top-Thema. Das unterstreichen sie nicht zuletzt mit ihren Kooperationen und Sponsoring-Aktivitäten.
Es war eine illustre, eine meinungs und haltungsstarke Runde, die sich Ende vergangenen Jahres zum 21Talk »Die 4. Halbzeit« im Deutschen Fußballmuseum eingefunden hatte. Das Thema: Geschlechtergerechtigkeit! Der Tenor nach 90 Minuten Diskussion plus Nachspielzeit: Vieles hat sich verbessert in Sachen Chancengleichheit für Frauen. Aber längst noch nicht genug. Heike Heim, als Vorstandsvorsitzende die Frau an der Spitze der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) und der kommunalen 21Gruppe, machte deutlich: „Wir können solche grundlegenden gesellschaftlichen Themen nicht aus dem Stand durchbrechen. Da sind dicke Bretter zu bohren.“
Tradierte Rollenbilder, so die Bestandsaufnahme, prägten noch immer allzu häufig die Sicht auf Frauen und den Umgang mit ihnen. „Der schlagartige Rückfall in alte Familienmuster zu Beginn der Coronapandemie hat mich schon einigermaßen schockiert“, sagte Heike Heim. „Im Lockdown und auch danach waren es die Frauen, die bei Kind und Herd blieben – und irgendwie fanden die meisten das ganz normal.“ Sie selbst ist es seit vielen Jahren gewohnt, in Männerdominierten Umfeldern ihre Frau zu stehen. Schon im Studium der Elektrotechnik war sie als eine von nur drei Studentinnen eine Exotin unter mehreren hundert Studenten. „Da wurde man schon komisch angeguckt – aber das nutzt sich irgendwann auch ab.“


Engagement für den Mädchen- und Frauensport: Die 21-Gruppe wirbt bei den BVB-Frauen auf dem Trikotärmel und bei der U17 auf der Trikotbrust.
Frauen bunt - Männer egal
Josephine Henning, ehemalige FußballNationalspielerin, Europameisterin, Olympiasiegerin, heute TVExpertin und Künstlerin, gewährte irritierende Einblicke in die FrauenfußballBubble. Der TVSender, für den sie als Expertin vor der Kamera steht, gebe einen Dresscode vor: „Frauen bunt – Männer egal!“ Und als sie einst in Potsdam ihren ersten Profivertrag über 1.100 Euro im Monat plus Wohnung und Auto unterschrieb, habe sie „tatsächlich gedacht, ich hätte den Jackpot fürs Leben geknackt“. Am Karriereende beim FC Arsenal in England verdiente sie dann monatlich 18.000 Euro. Fraglos sehr viel Geld – aber natürlich kein Vergleich mit den männlichen Kollegen, von denen manche diese Summe am Tag (!) erhalten.
Apropos Geld: Die Spielerinnen von Borussia Dortmund, die 2021 in der Kreisliga gestartet und nach zwei Aufstiegen inzwischen in der Landesliga angekommen sind, verdienen noch keines. „Trotzdem“, erklärte Svenja Schlenker, Leiterin der noch jungen Frauenfußballabteilung beim BVB, „spielt Geld von Anfang an eine Rolle. Weil wir als BVB selbstverständlich den Anspruch haben, für die jeweilige Spielklasse die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen.“
Die 21Gruppe begleitet die Fußballfrauen von Tag eins an als Kooperationspartner, ist bei den Frauen Ärmel und bei der U17Mädchenmannschaft Trikotsponsor, unterstützt zudem die in der Bundesliga spielenden HandballDamen. Frank Fligge, Leiter der
Unternehmenskommunikation, machte unlängst bei Borussias Neujahrsempfang im Talk mit BVBLegende Nobby Dickel deutlich, dass das Engagement im Frauensport für die 21Gruppe vor allem ein Haltungsthema ist: „Wenn wir FrauenFußball und Handball attraktiv und spannend finden, und das tun wir, müssen wir die Entwicklung auch fördern.“
Weiches Licht – bessere Betreuung Für Staunen im Publikum des Fußballmuseums sorgte Maxa Zoller, Direktorin des renommierten Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund und Köln. Nicht allein mit ihrer Schilderung eines überkommenen uns bisweilen sogar sexistischen Frauenbildes im Filmgeschäft, das vor einigen Jahren die #MeTooBewegung mit ausgelöst hat. Sondern mit einem Detail, das witzig klingt, aber bezeichnend ist: „Viele Filmproduktionen arbeiten mit weichem FrauenLicht und kühlem, also coolem MännerLicht, um die Klischees visuell zu bedienen.“
Es gibt also ordentlichen Nachhol und Korrekturbedarf. Den stritt auch Heike Heim nicht ab – obschon DSW21 und die Tochter DEW21 für Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit sogar zertifiziert sind – mit dem TOTALEQUALITYPrädikat. Trotz vieler Errungenschaften und einer weitestgehend gleichen Bezahlung von Männern und Frauen gebe es gerade im Fahrdienst und in den technischen Berufen einen Männerüberschuss. Und auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei Luft nach oben. „Kinderbetreuung und Jobs ohne feste, immer gleiche Arbeitszeiten passen, da müssen wir ehrlich sein, nicht zusammen. Deshalb brauchen wir mehr Ganztagsbetreuung, flexiblere Arbeits und Familienmodelle.“