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Wir machen einen Quantensprung

In einem speziellen Klimakanal, in dem sämtliche Witterungsbedingungen, Fahrt- und Windgeschwindigkeiten simuliert werden können, wurde eine neue Bahn auf Herz und Nieren geprüft.

„Bei der Öko-Bilanz machen wir einen Quantensprung“

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Im Herbst erwartet DSW21 den ersten neuen Stadtbahnwagen. Seinen Klimatest hat der B-Wagen jetzt bestanden – dank einer bundesweit einzigartigen Dämmung mit Bestnoten. Das Dortmunder Verkehrsunternehmen reduziert die installierte Heizleistung damit künftig um 70 %, den Stromverbrauch der gesamten Flotte um 12,5 %.

Wie dieser Quantensprung erreicht wird, erklären Verkehrsvorstand Hubert Jung und der technische Prokurist und Betriebsleiter Ralf Habbes.

Wo steht das B-Wagen-Projekt, bei dem es um die Anschaffung von 26 neuen und die Modernisierung von 64 bestehenden Bahnen geht? Habbes: „Wir haben in unserem Projekt einen wichtigen Meilenstein erreicht: In Wien hat ein Fahrzeug aufwändige Tests in einem Klimakanal bestanden, in dem meist ICE auf Herz und Nieren geprüft werden. Das Ergebnis ist eindrucksvoll: Die Heizleistung kann – ohne dass die Fahrgäste deshalb frieren müssen – von 100 kW bei den aktuellen Wagen auf nur noch 27 kW bei den neuen Bahnen reduziert werden.“

Jung: „Das ist eine gute Nachricht im Kampf gegen den Klimawandel. Eine gute Nachricht auch mit Blick auf die angespannte Situation auf den Energiemärkten und die massiv steigenden Kosten.“

Klimafreundlich sind die Stadtbahnwagen doch bereits jetzt. Sie fahren seit vielen Jahren mit 100 % DEW21-Ökostrom. Jung: „Das stimmt, wir leisten schon jetzt einen wichtigen Beitrag zur CO2-Minderung. Mit den neuen Fahrzeugen vollziehen wir in der Öko-Bilanz aber noch einmal einen Quantensprung.“

Habbes: „Zur Einordnung: Der Energieverbrauch für Fahrstrom und Strom für die Heizung wird, auf die Gesamtflotte gerechnet, um rund 12,5 % sinken. Das ergibt bei den aktuellen Preisen eine jährliche Einsparung in Höhe von etwa 1 Mio. €.“

Wie macht man eine mehr als 35 t schwere Stadtbahn energieeffizienter? Habbes: „Wir sind im Prinzip ähnlich vorgegangen wie bei einer energetischen Gebäudesanierung: Mit modernster Messtechnik wurden undichte Stellen und Wärmebrücken identifiziert, die optimale Dämmung ermittelt und verschiedene Varianten der Verglasung miteinander verglichen.“

Jung: „Der Unterschied zu einem Gebäude besteht darin, dass sich die Bahn bewegt. Fahrtwind kühlt den Wagen. Das stellt hohe Anforderungen an die Dämmung. Eine dickere Dämmung wiederum bedeutet sofort mehr Gewicht und damit mehr Energieverbrauch. Diese Faktoren mussten wir fein ausbalancieren.“

Habbes: „Wir haben uns schließlich für eine Doppelverglasung und eine in der Nahverkehrsbranche einzigartige Dämmung entschieden."

Welche Energieersparnis kann damit konkret erzielt werden? Jung: „Durch die neuen Fahrzeuge reduziert DSW21 den Stromverbrauch um rund 4,8 Mio. kWh pro Jahr. Das entspricht dem Verbrauch von mehr als 1.000 Vier-Personen-Haushalten in Einfamilienhäusern. Das Ergebnis der Verkehrssparte wird so um rund 1 Mio. € entlastet. Und der ÖPNV in Dortmund wird noch umweltfreundlicher, der CO2-Ausstoß weiter gemindert.“

Habbes: „Auch die Fahrgäste werden davon profitieren. Nicht nur, dass die B-Wagen in der kalten Jahreszeit effektiver beheizt werden können – sie heizen sich umgekehrt im Sommer auch weniger schnell und stark auf.“

Jung: „Die neuen bzw. modernisierten B-Wagen bieten noch einige weitere Besonderheiten. Ich lehne mich sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich unseren Fahrgästen ein ganz neues Fahrerlebnis verspreche.“

Hubert Jung, DSW21-Verkehrsvorstand

Ralf Habbes, technischer Prokurist und Betriebsleiter

Die Bahn, die in Wien den Klimatest mit Bestnoten bestanden hat, ist hier noch im Rohbau im Werk in Polen zu sehen. Der Aufbau erfolgte in Leipzig bei der Firma HeiterBlick. Viele weitere Bahnen werden folgen.

Mehr Komfort – mehr Sicherheit

Die Stadtbahn verneigt sich

DSW21 ist das erste deutsche Verkehrsunternehmen, das Bahnen mit einer Luftdruck-Absenkung ins Liniennetz bringen wird. Die neuen Wagen können auf Bahnsteigniveau abgesenkt werden. Maximal 5 cm beträgt die Höhendifferenz danach noch. Eine deutliche Verbesserung für Fahrgäste mit Gehbeeinträchtigung, Kinderwagen oder Gepäck.

Größere Sondernutzungsflächen

Rollstühle, Rollatoren, Kinderwagen oder Koffer nehmen Platz in Anspruch. Die Sondernutzungsflächen sind in den neuen Wagen deutlich größer und von allen Türen aus erreichbar. Auch die Möglichkeiten der Fahrradmitnahme werden dadurch verbessert.

Grünes Licht für den Einstieg

Die neuen Fahrzeuge haben eine »Tür-Ampel« mit auffälliger LED-Beleuchtung. Grün signalisiert: Fahrgäste können entspannt ein- und aussteigen. Blinkendes Licht bedeutet: Der Schließvorgang beginnt. Bei Rot sind die Türen geschlossen. Die Bahn ist bereit zur Abfahrt.

Mehr Sicherheit durch Sensoren

Ultraschallsensoren an den Fahrzeugköpfen leuchten bei den neuen Bahnen tote Winkel aus. Hinten überwachen die Sensoren den Kupplungsbereich und den Raum zwischen zwei Wagen. Die Fahrerinnen und Fahrer bekommen die Kamerabilder auf einen Monitor geschaltet. Ein wirksamer Schutz vor Unfällen!

Stadtbahnprojekt für Dortmund

Das B-Wagen-Projekt ist eine der größten Investitionen in der Geschichte von DSW21. Das Unternehmen lässt sich die 26 neuen Stadtbahnwagen sowie die baugleiche Modernisierung der 64 Bestandsfahrzeuge rund 200 Mio. € kosten. Im vierten Quartal 2022 soll der erste fabrikneue B80DWagen am Betriebshof in Dortmund-Dorstfeld angeliefert und ab Februar 2023 im Linienbetrieb eingesetzt werden. Von da an folgt jeden Monat ein weiteres neues Fahrzeug.

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