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„Ich wurde von Pink Floyd fotografiert“

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21 im Pixi

21 im Pixi

Kreuzwege des Dortmunder Rock-Fotografen Carl van der Walle

Musik ist seine Leidenschaft, seine Porträts von Musikern auf der Bühne sind seit 50 Jahren Bestandteil der Fankultur. Aktuell werden seine Bilder immer wieder gerne in England, der Heimat von Beat und Rock sowie Pink Floyd, ausgestellt.

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Wir telefonierten mit Carl van der Walle, der immer noch für Rockfanzines fotografiert, zwischen zwei Festivals und einer Ausstellungsvorbereitung auf seinem Weg nach England. Hallo, Herr van der Walle, Stichwort »Pink Floyd« rufe ich Ihnen zu. v.d.Walle: Großartige Musik, ich habe damals das Konzert in Aachen 1970 fotografiert, eigentlich war ich wegen Mungo Jerry da. Aber Pink Floyd hat mich gepackt, bis heute. Mein Lieblingssong ist »Echoes«, als Album würde ich den Liveteil von »Ummagumma« benennen. Live kamen die

in Aachen schon mit einer für damalige Verhältnisse unglaublichen Anlage an und bliesen einfach alle weg.

Wen haben sie am häufigsten fotografiert? v.d.Walle: David Gilmour. Ich finde ihn sympathisch. Aber eine Geschichte ist mir passiert, die vielleicht den Eindruck etwas verändert. Ich hatte über ein Jahr lang eine Ausstellung in dem Hotel The Golden in der Portobello Street in London und da arbeitete ein junger Mann, der sah Gilmour verdammt ähnlich. Eines Tages kamen wir ins Gespräch und er erzählte mir, dass er Matt Gilmour sei, er ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater habe und jetzt jeden Tag an dessen Porträt vorbei müsse. Aber er hat dann selbst ein Album »The Grey« – auch über das VaterSohnVerhältnis – gemacht und mittlerweile eine Band in Austin, Texas. Also mit Pink Floyd passieren einem immer Sachen.

Was denn noch? v.d.Walle: Ich wurde von David Gilmour fotografiert. Das war damals auch in Aachen, ich hatte Mungo Jerry porträtiert und mich dafür in den Pressebereich reingeschmuggelt. Da saß ich dann und merkte, dass mir gegenüber Pink Floyd saß. Also holte ich die Kamera raus und wollte ein Foto machen. Aber es ging nicht, der Auslöser klemmte. Es war keine große Sache, aber ich war so aufgeregt, dass ich es nicht hinbekam. Ich schaute immer wieder rüber zu Pink Floyd, das machte es auch nicht besser. Und plötzlich stuppste David Gilmour Roger Waters an, holte selbst eine Kamera raus und fotografierte mich. Gilmour hat mich fotografiert, wie ich an der Kamera rumfrickel! Leider habe ich das Foto nie gesehen, aber Gilmour noch ein paar Mal getroffen, wir kreuzten uns regelmäßig. Vielleicht ist das Bild ja in der Ausstellung, mal sehen.

Letzte Frage: »Echoes« hat die Liedzeile »ich bin du und was ich sehe, bin ich«. Das könnte ihr Leitspruch sein? v.d.Walle: Ja, mein Motto ist ja, ich will dein Gesicht sehen, alle meine Bilder konzentrieren sich aufs Gesicht der Musiker. Und ich glaube schon, dass sich darin die Energie der Fans spiegelt und vieles mehr zu sehen ist. Ein bisschen van der Walle ist in den Fotografierten, damit kann ich leben und Pink Floyd hoffentlich auch.

Wer sich für die Arbeit von Carl van der Walle interessiert, der schaue auf die Webseite www.rocusfocus.com

Pink Floyd-Ausstellung im U In und hinter die Welt einer der größten Rockbands schauen

Rockmusik prägt das Lebensgefühl bis heute. Ohne den von Rockmusikern geprägten Aufbruch aus Formaten in den 60er und 70er Jahren gäbe es aber weder Multimedia noch Musikfilme oder Bühnenshows, wie wir sie heute kennen. Ein Motor all dessen waren Pink Floyd, die englische Rockband, die schnell von Singles auf Konzeptalben umstieg und diese mit gigantischen Bühnenshows und einzigartigen LPCovern inszenierte. Dazu der Film zu »The Wall«, der ebenfalls einen neuen Mix zeigt, der hinter vielen Pink FloydKonzepten steht – die Vermischung von Traum und Wirklichkeit zu einer neuen Dimension.

Alles das sehen wir in der Ausstellung im Dortmunder U. Und man muss kein Pink FloydFan sein, um diese Ausstellung zu genießen. Auch wer sich für den Zeitgeist der Studentenrevolution, für die Stimmung der 80er oder für Studiotechnik, Gitarren oder Bühnentechnik oder die Verbindung von Menschen und Themen interessiert, kommt auf seine Kosten. Die Ausstellung ist – wie das Gesamtkunstwerk von Pink Floyd – überdimensional und multimedial, ein Fest für alle Sinne. Mit dem Audioguide hört man Musik, Statements der Bandmitglieder, unveröffentlichte Demos und Zeitzeugen und taucht ein in eine Welt, die als perfekte Pink FloydWelt in 3D erscheint. Nach London und Rom ist das Dortmunder U nun in der Lage, die einzigartige Schau zu präsentieren. Die durchschnittliche Besucherzeit betrug in London mehr als drei Stunden – das relativiert den Preis. Eine Ausstellung wie ein Kinofilm mit Erlebnispark in 3D mit 360 Grad Audio und Überlänge.

Einer von 23 Millionen kiU zeigt Pink Floyd aus anderer Perspektive

Detlef sammelt Platten und hat einen eigenen Plattenladen. Los ging es für ihn als Jugendlicher mit einer Pink FloydScheibe – ab da war die Welt für ihn rund. Kopfhörer auf und wegtauchen aus der Welt mit all den althergebrachten Erwartungen. So ähnlich ging es auch Harald Opel. Der ist mittlerweile Professor an der Fachhochschule Dortmund und künstlerischer Leiter des kiU im Dortmunder U. Das kiU erforscht und zeigt aktuelle Entwicklungen in den Präsentationsformen und Erzählweisen digitaler Medien.

Detlef eröffnet das 360 GradSpektakel, das eigens für das Juicy BeatsFestival erschaffen wurde und dort im Igluzelt die Zuschauer begeisterte. Mit Detlef tauchen die Zuschauer und Zuhörer in die Welt ein: UTurm und Florianturm werden Teil der Pink FloydTraumwelten mit fliegenden Schweinen, Lehrern und Hämmern. Harald Opel: „Pink Floyd hat wirklich diese Verbindung geschaffen aus Bildern und Sounds und dabei bis heute geltende Codes entwickelt. Jeder kennt diese SonarSounds aus »Echoes«, die laufenden Hämmer, das Mauerdesign.“

Auf der Basis dieser Fragmente – der essenziellen Codes von Pink Floyd – baute das Team des kiU eine neue Erlebniswelt, die fasziniert und in die Ausstellung im Dortmunder U zum Schaffen von Pink Floyd hineinzieht. Man will mehr – so wie Detlef, der alle Platten und Bootlegs (unauthorisierte Veröffentlichungen) besitzt. Die erfundene Dokumentation um Detlef (mockumentary genannt) findet Platz im »Pink Floyd Exhibition 360° Dome«: Ein mit fünf Projektoren bestücktes Zelt mit einem Außendurchmesser von 10 Metern zeigt »The Fall into U«.

Klangliche Verdichtung in Kombination mit Visualisierungen begeistern aber nicht nur alte Fans, bis heute steht das Album »The Wall« auf Platz 4 der meistverkauften Tonträger – 23 Millionen Mal wanderte es in Haushalte weltweit. Die Show zu »The Wall« haben damals in Dortmund – dem einzigen Aufführungsort neben London, Los Angeles, New York – 132.000 Menschen gesehen. Angereist aus ganz Europa. Das kann sich jetzt wiederholen.

Ausstellung Pink Floyd – Their Mortal Remains

15. September 10 Uhr bis 18 Uhr 29,76 € (ermäßigt 23,16 €).

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