Ihre Wochenzeitung für die Region
Nr. 8 F • 24. Februar 2011
Dreieich-Zeitung Neu: auf Seite 30 Lokale Tipps
Mühlheim • Obertshausen
Feierlichkeiten/SPD:
Nicht nur für die „Oberschicht“ Obertshausen (DZ/ba) – In einem an den Magistrat gerichteten „Offenen Brief“ beschäfUnsere Themen im Innenteil: tigt sich die StadtverordnetenSeite 4 POLITIK fraktion der SPD mit den Vorbereitungen der FeierlichkeiSchlaglochten anlässlich des Jubiläums Sonderprogramm der Städtepartnerschaft zwiLand macht 100.000 Millionen schen dem französischen Euro zur Behebung der WinterSte.-Geneviève-des-Bois und schäden locker.... Obertshausen. Grund: „Herr Seite 6 LOKALES Bürgermeister Roth hat mit Schreiben vom 31. 1. 2011 Nur behutsame den Mitgliedern der StadtverNachverdichtung ordnetenversammlung und Die Bebauung der ehemaligen Langener „Housing Area“ soll des Ausländerbeirats mitgeweniger üppig ausfallen... teilt, dass anlässlich des 40Seite 24 KULTUR jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft geplant ist, die Anfassen ausdrücklich Unterbringung der circa 80 erwünscht bis 100 Teilnehmerinnen und In Frankfurt eröffnet komTeilnehmer der jeweiligen mende Woche ein Science-Center... Delegation ausschließlich in privaten Unterkünften vorUnsere Sonderthemen heute: zunehmen. Die Teilnahme an den Festwochenenden ist an Langener Wirtschaftsspiegel diese Voraussetzung geknüpft“, erläutern die SozialGesundheit-Schönheit-Wellness demokraten in ihrem „Offenen Brief.“ Bauen & Wohnen „Die Intention einer stärkeren Vertiefung der freundschaftliBaumesse Offenbach chen Beziehungen zwischen den Menschen der beiden Ausbildung Städte durch diese Maßnahme ist zwar erkennbar, aber Hilfe im Trauerfall kommt in ihrer Auswirkung einer städtepartnerschaftlichen Katastrophe gleich, da Unsere Beilagen heute sie ganze Bevölkerungsin Teilauflagen: schichten von den Begegnungen ausgrenzt“, argumentieren die Verfasser des Briefes. Denn die Menschen in beiden Städten, die „aufgrund ihrer beengten Wohnverhältnisse keine privaten Räume zur Verfügung stellen können, gleichwohl aber mit den Freunden und Bekannten der jeweiligen Partnerschaft zusammen die Festwochenenden verbringen möchten, werden ‚bestraft’“, lautet die Meinung der SPD. Magistrat der Stadt Langen Somit verkomme die Städtepartnerschaft zu einer „exklu-
siven Veranstaltung von wohlhabenden Personen unter Ausgrenzung anderer Bevölkerungsschichten.“ So könne aber eine Partnerschaft nicht funktionieren. Dies sei der Anfang ihres Endes. „Auch aufgrund meiner langjährigen Kontakte zu den französischen Freunden weiß ich, dass meine Befürchtungen in Ste. Geneviève-desBois zumindest in den betroffenen Bevölkerungsschichten geteilt werden. Die deutschfranzösische Freundschaft ist ein zu wichtiges Gut, als dass man sie ausschließlich der ‚Oberschicht’ überlassen sollte“, heißt es in dem vom SPDFraktionsvorsitzenden Walter Fontaine unterzeichneten Offenen Brief.“ Namens der SPD-Fraktion bitte „ich Sie inständig, die Planung zu revidieren und sich diesbezüglich mit den Freunden in Frankreich in Verbindung zu setzen,um allen Menschen in unseren beiden Städten die Teilhabe an den partnerschaftlichen Aktivitäten und das gemeinsame Gespräch zu ermöglichen“, lautet der Appell von Fontaine.
SPD-Bürgertreff:
Dietesheim im Fokus Mühlheim (DZ/ba) – Vorstellungen zur Stadtteilentwicklung von Dietesheim können die Besucher mit dem designierten Bürgermeister Daniel Tybussek und den Dietesheimer SPD-Kandidaten zur Kommunalwahl bei einem Bürgertreff diskutieren, zu dem die Partei am Donnerstag (24.) um 19.30 Uhr in den Gemeinschaftsraum der Seniorenwohnanlage in der Thomas-Mann/Ecke HermannHesse-Straße einlädt.
„Gerdas kleine Weltbühne“ – zu einem Rückblick auf deren Historie lud der Geschichtsverein ein, dessen Vorsitzender Karl-Heinz Stier mit Gerda (Foto l.) und Jutta (r.) plauderte. (DZ-Foto: Jordan)
„Gerdas kleine Weltbühne“
„Bekreuzigungen beim Vorbeigehen“ Mühlheim (DZ/ba) – „‚Man kann sein Glück nicht mitnehmen’ gestand Gerda, über drei Jahrzehnte zusammen mit Jutta Betreiberin von ‚Gerdas kleine Weltbühne‘, und verneinte damit die Frage, ob sie mit ihrem Travestietheater der Mühlenstadt den Rücken kehren könnte“, berichtet der Geschichtsverein über sein jüngstes Erzähl-Café, bei dem fast 100 Besucher das Ambiente von Gerdas Räumlichkeiten in der WillyBrandt-Halle genießen und bei deren Gespräch mit KarlHeinz Stier, dem Geschichtsvereins-Chef, einiges über die wechselvolle Entwicklung dieses künstlerischen Kleinodes erfahren konnten. So habe Gerda (bürgerlich Gerhard Stein) von ihren Anfängen und als Kneipier des „Marktecks“ in der Marktstraße erzählt, wo auf einem Podest von einem Quadratmeter Fläche Travestiekünstler aus vielen Teilen der Bundesrepublik aufgetreten seien: „Wir waren der erste Travestieladen, der nicht im Rotlicht-Mi-
lieu entstand, sondern mitten in einer Kleinstadt, in der Nähe von Rathaus und Kirche“. Das habe zunächst zu Spannungen mit Gläubigen der wenige Meter entfernten Kirche („Einige machten einen Bogen um unser Etablissement oder bekreuzigten sich beim Vorbeigehen“) geführt, bis ein langjähriger Pfarrer klar gemacht habe, dass auch Fastnachter bei Darbietungen von Männern in Frauenkleidern eigentlich nichts anderes machten.
Partnerschaft Auch die Stadt habe Gerdas Einrichtung mit Reserviertheit gesehen und den Betreibern eine Spielerlaubnissteuer auferlegt, die sich nach Überprüfung des späteren Bürgermeisters Schelzke als ungerechtfertigt herausgestellt habe. Der Geschichtsverein: „Mit Jutta (bürgerlich Jürgen Peusch) ging Gerda 1978 eine geschäftliche und später private Partnerschaft ein und beide brachten das Theater
kräftig in Schwung – mit tingelnden Travestie-Künstlern und eigenen Darbietungen.“ Ein herber Rückschlag sei 1991 gekommen, als die „Weltbühne“ durch einen Brand vorläufig unbrauchbar geworden sei und die Vorstellungen auf Vermittlung von Schelzke für vier Wochen ins Jugendzentrum verlegt worden seien. Ein Teil der Einnahmen sei übrigens als Spende an das Jugendzentrum gegangen. „Sehr wohl fühlen sich die Mühlheimer Künstler seit 2005 im Bürgerhaus. Hier wurde ihnen auch zum 30jährigen Bestehen der Kulturpreis der Stadt verliehen“, erinnert der Geschichtsverein. „Darüber haben wir uns sehr gefreut“, habe Gerda beteuert. Ihre Texte und Lieder lebten – ähnlich wie beim Kabarett – von Übertreibungen, sie seien respektlos, auch frivol, aber „nie gegen den Gast, sondern gegen die Sache gerichtet“. Garniert wurde das Erzähl-Café übrigens mit vier Filmeinspielungen.