S TA D T N AC H R I C H T E N F Ü R D I E T Z E N BAC H U N D H E U S E N S TA M M Donnerstag, 15. Oktober 2015
Sicherheitsberater: Senior klärt ältere Dietzenbacher auf Seite 2
Nr. 42 D
Auflage: 20.135
Heusenstamm-CDU: Nach Wahl-Debakel viel Kehrarbeit am Scherbenhaufen Seite 2
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Sonderthema: Bauen, Modernisieren, Energiesparen Seite 6
Kickers-Idol: Hermann Nuber feierte seinen 80. Geburtstag Seite 8
Kulturkalender: Konzerte, Lesungen, und Ausstellungen in der Region Seite 10
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Jubel am „Elfmeter“-Sonntag Sensation: Halil Öztas (SPD) wird Bürgermeister in Heusenstamm Von Jens Köhler HEUSENSTAMM. Beim Wort „Sensation“ soll der Berichterstatter bekanntlich dreimal überlegen, ob es für das jeweilige Ereignis tatsächlich angemessen erscheint. In diesem Fall freilich, nach sorgsamer Abwägung, sei die Vokabel erlaubt: Einen sensationellen Wahlsieg hat Halil Öztas (SPD) am vergangenen Sonntag in Heusenstamm gefeiert. Der 38-jährige Rechtsanwalt, der als Sohn türkischer Zuwanderer in Frankfurt/Main geboren wurde und seit 2008 in der Schlossstadt lebt, wird im Januar 2016 als neuer Bürgermeister die Nachfolge von Peter Jakoby (CDU) antreten. Dass sich Öztas in der Stichwahl um den Posten des Verwaltungschefs mit einem Stimmenanteil von 55 Prozent klar gegen seinen CDU-Kontrahenten Uwe Giebl (45 Prozent) durchsetzen würde: Hätte diese Prognose vor vier Wochen jemand ausgesprochen, er wäre als Phantast müde belächelt worden. Doch siehe da... Auf einen Sieg durfte Giebl nur zwei, drei Minuten lang hoffen. Es war der Moment, als der erste Wahlbezirk sein Ergebnis ins Rathausfoyer übermittelte. 60,3 Prozent in Rembrücken für den Christdemokraten: Da schienen sich die Dinge aus Sicht der Union noch gut zu entwickeln. Doch es folgten die Resultate aus den anderen Stadtteilen,
und der rote Balken kletterte und kletterte. Schon nach dem dritten Zwischenergebnis ging der vermeintliche Außenseiter in Führung, zog schnell in den 55er-Bereich davon – eine Position, die nicht mehr ins Wanken geriet. Die Reaktion in den Reihen der Öztas-Unterstützer, die – teilweise SPD-Fähnchen schwenkend – ihren Kandidaten dicht umlagerten: Eine Mischung aus
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ungläubigem Staunen, Stolz und überbordender Freude. Hände wurden vors Gesicht geschlagen, es gab Umarmungen, lauten Jubel und Beifall. Inmitten des Trubels stand der künftige Bürgermeister, strahlend, aber dennoch gefasst, souverän in seiner Attitüde – unverkennbar: Ein Jurist, der Worte und Körpersprache gezielt zu dosieren weiß. Doch Öztas hat auch andere Facetten. Er ist, wenn vom Thema „Freizeit“ die Rede ist, leidenschaftlicher Fußballer und Schiedsrichter mit langjähriger Erfahrung, was das Leiten von
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Spielen (bis hinauf zur Verbandsliga-Ebene) anbelangt. Aus der Welt des runden Leders hatte er denn auch seine Erwartungshaltung für den Tag der Stichwahl entliehen: Mit einem Elfmeter, der zu verwandeln sei, verglich er das finale Duell mit Giebl. Fazit: Anlauf, Schuss, Volltreffer. Gefeiert hat Öztas am Abend des Triumphs – wie es sich für einen Fußballbegeisterten gehört – in der Sportsbar „SoccerCenter“. Dort bekannte er vor seinen Anhängern: „Mir fehlen die Worte. Vom chancenlosen Kandidaten zum Bürgermeister – das ist schon eine unglaubliche Geschichte.“ Es folgte der Dank an all jene, die am kommunalpolitischen Wunder „mitgebastelt“ haben. Die SPD-Helfer an den Wahlständen wurden gelobt und gewürdigt. Auch Willi Seidewitz von den Freien Wählern, der als Privatmann Flagge „pro Öztas“ gezeigt hatte, fand Erwähnung. Ferner die Grünen, die eine Stichwahl-Empfehlung für den Sozialdemokraten formuliert hatten, und – last, but not
least – der parteiunabhängige Bewerber Thomas Hartmann, der nach seinem Ausscheiden im ersten Wahlgang (18,8 Prozent) ebenfalls Position für Öztas bezogen und damit ein womöglich entscheidendes Pfund auf die Waagschale gebracht hatte. Wie konnte es also gelingen, dass der SPD-Mann, der nach Runde 1 mit einem Stimmenanteil von 29,5 Prozent noch
deutlich hinter Giebl (38,1 Prozent) gelegen hatte, auf der Zielgeraden die Nase vorn hatte? Im Gespräch mit der Dreieich-Zeitung bekannte Öztas: Ja, er habe Wechselstimmung in Heusenstamm verspürt. Der Drang hin zu politischer Veränderung, der Wunsch, die jahrzehntelange CDU-Dominanz auf praktisch allen Ebenen möge endlich an zentraler Stelle an ihr Ende kommen: Dieses Gefühl habe
Die Flüchtlingskrise betrifft uns alle Die Regierung sollte das Volk befragen Von Christoph Günther In den vergangenen Tagen häuften sich die Leserzuschriften mit der Bitte, dass die DreieichZeitung zum Thema „Flüchtlinge“ endlich etwas schreiben und Stellung beziehen soll. Wir haben dieses Thema bis jetzt bewusst defensiv behandelt, da wir einerseits nicht auf den von der Regierung vorgegebenen Jubelkurs einschwenken, und andererseits nicht noch Öl ins Feuer des Fremdenhasses gießen wollten. Was mich im Moment persönlich besonders irritiert, ist die Art und Weise, wie die Politik und die Regierenden mit diesem für uns alle so wichtigen Thema umgehen.
Wir sehen uns einer unkontrollierten Massenzuwanderung von Menschen ausgesetzt, die aus Kulturräumen stammen, in denen – verglichen mit unserer Gesellschaftsform – völlig unterschiedliche Moral- und Rechtsverständnisse herrschen. Bei uns darf niemand wegen seines Geschlechts, seiner Herkunft oder seines Glaubens benachteiligt werden. Unser Strafsystem basiert auf den Grundmaximen „Verzeihung“ und „Wiedereingliederung“. Unsere ethischen Vorstellungen sind geprägt von Mitleid und Barmherzigkeit. Es herrscht eine strikte Trennung zwischen Religion und Staat, was bedeutet, dass der Staat die alleinige Bitte auf Seite 8 weiterlesen
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Ein Mann genießt, still und ein wenig entrückt – im Moment seines großen Triumphs. Als sämtliche Wahlbezirke ihre Ergebnisse übermittelt hatten und die finalen Zahlen auf dem Bildschirm angezeigt wurden, stand fest: Halil Öztas (links) wird neuer Bürgermeister in Heusenstamm. Er setzte sich in der Stichwahl mit einem Stimmenanteil von 55 Prozent gegen seinen Kontrahenten Uwe Giebl durch. Der CDU-Mann musste sich mit 45 Prozent zufrieden geben. (Foto: Jordan) ihn getragen, spätestens nach der großen Podiumsdiskussion gut eine Woche vor der Wahl am 27. September – und danach, in den zwei Wochen vor der Entscheidung, praktisch mit jedem Tag ein Stück mehr. Die Mehrheit der politisch Interessierten (Wahlbeteiligung am 11. Oktober: 47 Prozent) habe auf Verjüngung und auf neue Farbe(n) im Rathaus gesetzt. Auf ihn als Person sei schließlich all das Wasser, das sich eine neue Mühle gesucht habe, geleitet worden. So klang Öztas erster Erklärungsversuch in den Stunden und Tagen nach seinem denkwürdigen Erfolg. Festzuhalten bleibt: Nach der Zäsur, die ei-
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nen Schlussstrich unter knapp vier Jahrzehnte mit CDU-Bürgermeistern in der Schlossstadt zieht, werden die Karten neu gemischt. Im Hinblick auf die Kommunalwahl im März 2016 geraten die Dinge in Bewegung. Die aktuelle Mehrheitskonstellation im Stadtparlament (CDU/SPD-Koalition) kann, muss aber nicht zwangsläufig eine erneute Option für die Wahlperiode 2016 bis 2021 sein. Öztas („ich freue mich auf die Aufgabe“) wird in zweieinhalb Monaten kein leichtes Amt übernehmen. Im Spagat zwischen finanziellen Zwängen und Wunschvorstellungen, die das künftige Rathaus-Oberhaupt formuliert hat (beispiels-
weise ein Herantasten an das Szenario „Eltern zahlen keine Gebühren für den Kita-Besuch ihrer Sprösslinge), gerät das Wort „Machbarkeit“ womöglich unter die Räder. Doch das ist Zukunftsmusik. Vorerst klingt den Sozialdemokraten, die in Heusenstamm seit langer, langer Zeit ein politisches Schattendasein fernab der großen Fleischtöpfe fristen, noch die süße Melodie des Sieges in den Ohren. Zur Erinnerung: Bürgermeister vor Ort stellte die SPD mit Anton Joseph Kämmerer (1904 bis 1933) und Karl Fauerbach (1946 bis 1948) in „grauer Vorzeit“. Danach herrschte Funkstille – bis Öztas kam.