Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 5/2022: Erinnerungskultur

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30. Jahrgang | Nr. 230 | Mai 2022

N I Z A G A M N E S TRAS S R E N L Ö K S DA

Erinnerungs kultur

Foto und Idee: Jochen Höwel

R E T I E S N E S s U A DR


ERINNERUNGSKULTUR

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INHaLT

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Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten Unternehmen, Verbände und gemeinnützige

VORWORT

Organisationen und Einrichtungen. Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln Telefon (02 21) 93 18 00 - 0

Geschäftsführer:

Liebe Leser*innen und Unterstützer*innen,

Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen

Gabi, Egbert und Uwe sind tot. Wir trauern um sie, obwohl

Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

inzwischen schon etwas Zeit vergangen ist. Trauer kommt in Wellen. Und jeder, der mal einen geliebten Menschen verloren

Petra Heider

hat, weiß, dass dieser eine Lücke hinterlässt, die nicht mehr zu

e-Mail: stbg@mermagen.de

Rechtsanwältin und Steuerberaterin

schließen ist.

Website: www.mermagen.de

Für den Kölner Künstler Jochen Höwel ist genau das eine Herausforderung: „Kunst, welcher Art auch immer, kann helfen, Trauer zu betrachten und mit ihr zu leben. Und mit jeder Träne verlässt uns ein wenig mehr des Schmerzes“, weiß er aus eigener Erfahrung. Trauer bracht also Raum. Und manchmal einen Ort.

DRaUSSENSEITER-UNTERSTüTZER-STaTEmENT #5

Das Gräberfeld für Obdachlose, das 1997 auf dem Kölner

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Wenn der Autor Thomas Dahl über die Liebe dichtet, schwingt irgendwie immer auch eine Todessehnsucht mit. In seiner neuen Gedichtsammlung „Kleebaumnacht“ könnte man meinen, dass beides ohne einander gar nicht denkbar ist: Höhe und Tiefe, Nähe und Distanz. Wir folgen ihm gerne in seinem literarischen Schaffen – seit Jahren! Seite 18.

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Foto: Privat

Südfriedhof angelegt wurde, ist für uns so ein besonderer Ort. Dort hat auch Rolf Bünger seine letzte Ruhestätte gefunden,

JAHRE

der unser Straßenmagazin vor 30 Jahren mitbegründet hat.

Themenschwerpunkt ERINNERUNGSKULTUR

Wir verdanken ihm bis heute viel – immerhin hat er im Juni

Besuch am fremden Grab ........................................ 4-7 Kunst des Erinnerns ............................................... 8-11 Das Recht auf ein würdiges Begräbnis ...................... 12-14

1992 mit der BANK EXPRESS ein Sprachrohr für Menschen auf der Straße geschaffen – den heutigen DRAUSSENSEITER:

Gut, dass es den DRAUSSENSEITER gibt. Die Obdachlosen dieser Stadt brauchen diese Form der Interessenvertretung!

Am 15. Juni 2022 wollen wir im M22 mit Euch und Ihnen unser 30-jähriges Bestehen im Rahmen des Deutzkulturfestivals begehen.

Der König ist nicht tot – Jo Nesbø

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Kleebaumnacht – Lyrik von Thomas Dahl .................. 18-19 Buchtipps ............................................................... 20

Auf ein Wiedersehen!

Cartoon | Kolumne

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30 Jahre DRAUSSENSEITER Nachrufe

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Abonnement | Impressum Kulturtipps

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Service: Adressen

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Christina Bacher

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Foto: Simon Veith

Foto: Anemone Träger

Foto: jonesbø.com

in kurzer Zeit haben wir Rosi, Franz und Gigi verloren. Auch

Telefax (02 21) 93 18 00 - 66

EKKI maaS, musikproduzent und bassist bei Erdmöbel

In Jo Nesbøs Romanen ist der Tod ein konstantes und zentrales Thema. Mit zunehmendem Alter beschäftigt sich der Schriftsteller auch mit seiner eigenen Sterblichkeit. Der Kollege Richard Smirke (Big Issue North) hat ihn zu dem Thema befragt, das vielerorts immer noch ein Tabu ist – Seite 16.

Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3


ERINNERUNGSKULTUR

ERINNERUNGSKULTUR

BESUCH AM FREMDEN GRAB Die Kölner Künstlerin Christiane Rath pflegte 18 Monate lang ein verwildertes Grab auf dem Südfriedhof. Die dort Beerdigten wurden ihr vertraut, es entstand eine Gedankenreise durch erfundene, gehörte und mögliche Lebensgeschichten, in die sich ihre eigenen Erfahrungen verwoben.Wir haben mit der Künstlerin, die selbst früh einen Bruder verlor, gesprochen über Erinnern und Vergessen, über Realität und Fiktion, über Leben und Sterben. inTerView: chrisTina Bacher, FoTos: chrisTiane raTh

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RAUSSENSEITER: Nach über drei Jahren „temporärer Grabaneignung“ hast du nun den bewegenden Band UNVERGESSEN über diese Zeit veröffentlicht. Wie warst du auf dieses dir völlig fremde Grab von Heinz Rausch (1922 – 1995) und das seines Sohnes gestoßen? Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als diese Projektidee in dir geboren wurde, diesem Grab eine Zeitlang beizustehen?

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Christiane Rath: Die Idee ist eigentlich noch älter. Ich gehe schon immer sehr gern über Friedhöfe, da mir die dortige Ruhe und die Erinnerungskultur der oft alten Grabsteine sehr gut gefallen. Vor einigen Jahren auf dem Südfriedhof stand ich vor dem Grab einer Frau, das völlig verwahrlost war, und ich begann fast automatisch, am Unkraut zu zupfen. An diesem Tag ist die Idee geboren.

DRAUSSENSEITER: Es ist erstaunlich, dass du – nach einer kurzen, ergebnislosen Recherche – offenbar gar nicht versucht hast, die Nachkommen von Heinz Rausch aufzuspüren. Mit einer kleinen Wahrscheinlichkeit leben ja sogar noch seine Witwe oder weitere Kinder. Hätte dich das vielleicht dabei gestört, dir eigene Gedanken zu machen? Hätte mehr Wissen dem „Projekt“ eher geschadet? Aber was ist mit der Neugierde, was tatsächlich mit der Familie passiert ist?

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ERINNERUNGSKULTUR

ERINNERUNGSKULTUR

deine eigene Geschichte und die „eigenen Toten“. War das von Anfang an so gedacht? Oder ist das einfach so passiert? Christiane Rath: Ich liebe das Spiel mit der Phantasie. Geschichten von Menschen in einer Epoche und innerhalb eines Kulturkreises haben viele Ähnlichkeiten, sind austauschbar oder immer neu kombinierbar. Ich sammle private Geschichten und fremde Familienfotoalben. Da sieht man häufig ganz ähnliche Motive, das finde ich skurril und tröstlich zugleich – wir sind alle quasi in einer großen Familie mit rituellen Konstanten wie Taufe und Hochzeit, Weihnachten und Schultüte, Urlaub vor der Alpenkulisse oder am Meer… Und dabei ist mir natürlich auch der Bezug zu meiner eigenen familiären Biographie bewusst geworden. Von Anfang an gedacht war das so eigentlich nicht, aber ich habe gemerkt, dass es dadurch stark wurde. Das Grab mit gereinigten Kreuzen und mit frisch gepflanzten Blumen

Christiane Rath: Letzteres würde mich noch am meisten interessieren, denn der Name „Heinzchen“ und sein kurzes Leben haben mich sehr berührt. Aber eigentlich geht es mir in meinem Buch nicht um die Realität, sondern um die Möglichkeiten und auch Vergleichbarkeiten von Lebensgeschichten. Die Auswahl dieses Grabes ist nur eine Art pars pro toto, der Name „Rausch“, der früh verstorbene Sohn und die fehlende Mutter haben natürlich viele Möglichkeiten zu Spekulationen eröffnet. DRAUSSENSEITER: Du hast ja 15 Monate lang dieses Grab gepflegt und präzise dokumentiert, wie du es von Unkraut befreist

und es schön gestaltest. Welche Gedanken sind dir da über die Angehörigen durch den Kopf gegangen? Offenbar sind sie ja nicht mehr in der Lage, das Grab zu pflegen. Und ganz zum Schluss erwähnst du, dass euer Familiengrab – ein Urnengrab in Düren – kaum Pflege bedarf. Empfindest du dabei Wehmut oder Erleichterung? Christiane Rath: Vielleicht – aber dieser Gedanke kam mir wirklich erst gegen Ende des Projekts – war es auch eine Art Ersatzhandlung. Ich habe nie einen Groll gegen Menschen gehegt, die aus welchen Gründen auch immer die Gräber ihrer Angehörigen nicht (mehr) pflegen. Jeder trauert auf seine Weise. Ich persönlich mag nicht so gerne Urnen und hätte meinen Vater

und meinen Bruder lieber in einer Erdbestattung beerdigt. Ich finde es schöner, wenn statt einer kalten Marmorplatte Blumen und Büsche auf Gräbern wachsen. Oder sogar Erdbeeren – wie bei „Heinzchen“. DRAUSSENSEITER: Dadurch, dass du ja gar nichts über diese Familie weißt, spekulierst du in den kurzen Texten, was gewesen sein könnte, und kommst ins Erfinden von Geschichten. Mit Fotos anderer Menschen aus dieser Zeit, die du teilweise auf Flohmärkten erstanden hast und die ja ebenfalls verstorben sind, entsteht eine völlig neue Familiengeschichte. Gleichzeitig passiert aber noch etwas für die Leser*innen Überraschendes: Du reflektierst plötzlich

CHRISTIaNE RaTH geboren 1962, zog nach ihrem Bonner Philologiestudium 1988 nach Köln. Ihr soziales und kulturelles Betätigungsfeld spannt sich von Literaturübersetzungen und Theaterarbeit über eigene installative Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Neben ihrer Arbeit mit Menschen mit Behinderung engagiert sie sich für den Kölner Kunstverein 68elf e.V. Ihr ist es ein Anliegen, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu bilden mit dem Ziel, auf soziale Missstände hinzuweisen oder Grenzen zu überwinden. Foto: Privat

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DRAUSSENSEITER: Was ist das Besondere an diesem Grab auf dem Kölner Südfriedhof ? Oder ist das Grab austauschbar und man hätte sich auch ein anderes Grab „aneignen“ können? Empfiehlst du das sogar? Sollen und können andere diese Erfahrung auch machen? Ist das überhaupt erlaubt? Immerhin „gehört“ das Grab ja der Familie. Christiane Rath: Es ist besonders, aber auch austauschbar zugleich. Für mich war an diesem Grab der Name „Rausch“ und das Geburtsdatum 22.2.1922 sehr anziehend, aber auch das leer gebliebene Kreuz für die Mutter – Leerstellen regen die Phantasie besonders an, finde ich. Es ist aber ebenso denkbar, andere verwilderte Gräber zu pflegen. Bei meiner Recherche, ob das überhaupt erlaubt ist, stieß ich auf Kommentare von Menschen, die dies z.B. aus ästhetischen Gründen tun, wenn ein verwahrlostes Grab neben dem ihrer Angehörigen liegt. Es ist nicht verboten, solange es kein Vandalismus ist – man darf ja auch jemandem, den man nur flüchtig kannte, ein Blümchen aufs Grab legen. Empfehlen würde ich eher allgemeiner, sich öfters die Zeit zu nehmen, sich über das Leben

und den Tod und die menschlichen Geschichten, die uns alle verbinden, Gedanken zu machen. Das kann man auf Friedhöfen wirklich gut. DRAUSSENSEITER: Was hast du aus diesem Projekt gelernt? Christiane Rath: Für mich als Künstlerin ist es eine sehr starke Erfahrung mit meinen eigenen Innereien geworden, ich habe mich selbst besser kennengelernt. Und wenn ich die vielen positiven Reaktionen betrachte, denke ich, dass es gerade diese Authentizität ist, nach der eine große Sehnsucht besteht. DRAUSSENSEITER: Der Fotoband ist von der Grafikerin Ines Braun ästhetisch sehr ansprechend gestaltet und ihr gebt den Fotografien, aber auch den kurzen Texten viel Raum. Steckt da auch dahinter, dass man den Tod aus der Schmuddelecke holt und ihn zu etwas macht, das man gerne benennt? Christiane Rath: Ich hatte mir gewünscht, dass jede einzelne Seite eine Überraschung sein soll. Das hat Ines Braun phantastisch umgesetzt und gestaltet. Sie hat genau diese Ruhe erzeugt, indem sie den Raum großzügig und attraktiv in Szene gesetzt hat, so dass man beim Lesen automatisch langsam wird, nachdenkt und nachempfindet. Um den Tod ging es mir dabei gar nicht so sehr, allenfalls als ein natürlicher Bestandteil unserer aller Lebensgeschichten.

Ich liebe das Spiel mit der Phantasie. Geschichten von Men­ schen in einer Epoche und innerhalb eines Kulturkreises haben viele Ähnlichkeiten, sind austauschbar oder immer neu kombinierbar. Ich sammle private Geschichten und fremde Familienfoto­ alben. Da sieht man häufig ganz ähnliche Motive, das finde ich skurril und tröstlich zugleich.

DRAUSSENSEITER: Ganz herzlichen Dank für das Gespräch.

Christiane Rath: UNVERGESSEN – Eine temporäre Grabaneignung 76 Seiten, Preis: 30 €. Bestellung unter:  christiane@rath-art.de

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ERINNERUNGSKULTUR

ERINNERUNGSKULTUR

Kunst des Erinnerns Text und Fotos: Jochen Höwel

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n unserer zukunftsorientierten Welt scheint die Erinnerung an die Vergangenheit kaum Platz zu finden. Oft übersehen wir, dass unsere Erfahrungen nur aus zurückliegenden Zeiten resultieren, die von Erlebnissen herrühren, die uns formten, und von Menschen, die uns begegneten, begleiteten und beeinflussten. Wir scheinen vergessen zu haben, dass uns in Zukunft auch der Tod erwartet, der bis jetzt nur den anderen begegnete.

„Eine Tänzerin in einer offenen Körperhaltung, stolz, so wie die Schwester war. Etwas nach hinten geneigt, ängstlich, aber trotzdem einen großen Schritt vorwärts wagend. Als Zeichen an die hinterbliebene Schwester, trotz ihrer Trauer, Verzweiflung und Angst jeden Tag mutig dem Leben entgegenzutreten. In Bronze gegossen, auf einem Treibholzsockel ruhend, den wir am Rheinufer gefunden haben, wo die Zwillinge so oft mit ihren Hunden spazieren gingen, steht die kleine Skulptur nun in ihrer Wohnung. Diese Arbeit löst bei der Frau eine so besondere Erinnerung an ihre verstorbene Schwester aus, wie es für sie kein Foto je fertigbringen könnte. Eine Gefühlserinnerung eben.“ Jochen Höwel Tohuwabohu Obdachlos Ein zu einem Stuhl umgebauter herkömmlicher Einkaufswagen wird durch Goldlack fast zu einem thronähnlichen Designobjekt, welches man gerne und interessiert betrachtet – im Gegensatz zu den Obdachlosen, die ihre Habseligkeiten ebenfalls in solchen Einkaufswagen sammeln und die nur zu oft ignoriert werden. „Wer weiß schon etwas über die Sehnsüchte dieser Menschen am Rande unserer Gesellschaft?“ - eine von vielen Fragen, die das „Tohuwabohu“Projekt von Jochen Höwel stellt.

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Erinnern will gelernt sein. Natürlich kann man ein Fotoalbum aufschlagen und durchblättern. Sich dieses und jenes alte Foto anschauen und sich an das jeweilige Geschehen, den Ort oder die Menschen erinnern. Manchmal glückt die Erinnerung, mal will sie nicht richtig vor das innere Auge kommen. Wer kennt das nicht? Man will sich unbedingt erinnern, kneift die Augen fest zu und strengt sein Gedächtnis an. Es gibt aber auch ein anderes Erinnern. Dieses andere Erinnern, die Kunst des Erinnerns, setzt Reflexionsvermögen und Kunstempfinden - oder zumindest eine offene kulturelle Haltung - voraus. Ein Kunstwerk intensiv und ehrlich interessiert zu betrachten, ist ein wenig wie die Besichtigung einer besonderen Kirche. In sich hineinhorchen und reflektieren. Sich Fragen stellen, auf die es keine Antworten gibt. In solchen Momenten entstehen oft Erinnerungen, innere Bilder, ganz automatisch, ohne Anstrengung. Man braucht sich nicht den Kopf zu zermartern. Denn diese Erinnerung findet woanders statt. Es ist eine Gefühlserinnerung. Diese Gefühlserinnerung kann man mit Kunst erreichen. Wenn man daran glaubt! Ein solch individuelles Kunstwerk ist eine Art Trost. Eine emotionale Begegnung mit der Vergangenheit, die keine Zukunft mehr hat. In ein solches Werk fließen Gefühlswerte hinein, die es zu einem ganz persönlichen Erinnerungskunstwerk machen und zumindest zu einem kleinen Teil Hilfe zur Bewältigung geben. Es verschafft Trost in der Erinnerung an die Vergangenheit.

Es geht mir in sol­ chen Fällen nicht darum, ein besonders schönes Kunstwerk zu schaffen, sondern ein Werk, das in bestimmten Momen­ ten die Menschen, für die es gedacht ist, dazu zu bringen, innere Bilder ent­ stehen zu lassen. Die Qualität des Werks hat nichts mit formalen oder ästhe­ tischen Kriterien zu tun. Es wird höchst individuell erdacht, entwickelt und gefertigt. Jochen Höwel

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ERINNERUNGSKULTUR

ERINNERUNGSKULTUR

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ein bester Freund Ulrich und ich sitzen in meiner Küche bei einem Kaffee und besprechen das kommende Wochenende. Ulrich ist vor mehr als einem Jahr aufs Land in ein altes Bauernhaus gezogen und lebt seitdem dort am Rand eines kleinen Dorfes. Die Großstadtenge ist ihm eines Tages zu viel geworden, also beschloss er, raus zu ziehen. Immer wieder trafen wir uns bei mir auf einen Kaffee, wenn er zu Besuch war. So wie an diesem besagten Montag. Wann immer es MIR möglich war, besuchte ich ihn dort in seinem urigen Zuhause und wir verbrachten entspannte Wochenenden mit Musik hören, Kochen oder Arbeiten am Haus, an dem es immer etwas zu tun gab. So war es auch für das nächste Wochenende geplant und wir freuten uns beide. So schien es jedenfalls. Es war gegen 19 Uhr, als wir uns verabschiedeten und Ulrich sich mit seinem uralten Mercedes-Diesel auf den etwa zweistündigen Heimweg machte. Das letzte Stück der Reise führt fast nur durch dichten Wald. Nur der etwa letzte Kilometer der Landstraße führt von einer kleinen Anhöhe aus fast schnurstracks zu seinem Dorf. Rechts und links der Landstraße stehen am Straßenrand mächtige Buchen und vereinzelt Eichen, dahinter Felder der ortsansässigen Bauern. Ulrich fuhr von der Anhöhe auf sein Dorf zu und steuerte nicht weit vor der Ortseinfahrt den Wagen mit hoher Geschwindigkeit frontal gegen eine Buche. Er war auf der Stelle tot. Man fand ein Testament im Wagen. Er verfügte, dass er auf See bestattet werden wollte und auf jegliche Trauerfeier verzichtet werden sollte. Es gab keinen Abschied, kein Grab, keine Erklärung! Es war der Moment, an dem sich für mich alles änderte. Etwa fünf Jahre später erfuhr ich, dass das Haus nun verkauft würde. Seit seinem Tod stand es leer. Ich hatte das Haus seitdem nicht mehr betreten. Es war mir unerträglich, auch nur in die Nähe des Dorfes zu fahren. Man gab mir die Gelegenheit, das Haus nochmal zu sehen, bevor es an die neuen Eigentümer übergeben würde. Es war komplett leergeräumt. Man hatte es entrümpeln lassen für den Verkauf. Jeden einzelnen Raum schaute ich mir an und versuchte, mich an die schönen Wochenenden zu erinnern. Ganz zum Schluss, ganz oben im Dachgeschoss, betrat ich die

kleine Kammer, die immer für mich freigehalten war, wenn ich zu Besuch kam. Mein Zimmer sozusagen. Inmitten dieses Zimmers, auf dem blank gescheuerten alten Dielenboden, lagen Metallreste. Rostige, alte Metallreste. Ein dickes Eisenblech, Eisenstangen. Das ganze Haus war leergeräumt und besengereinigt. Nur hier, in diesem Zimmer, in dem ich bei meinen Besuchen immer übernachtet hatte, lagen diese Metallreste. Ohne weiter darüber nachzudenken, nahm ich diese Stücke mit. Wochen später, dieses Ereignis ging mir ständig durch den Kopf, folgte ich meinem Impuls und habe aus diesen rostigen Resten meine erste kleine Skulptur hergestellt.

Christian Boltanski, Völklinger Hütte Im Herzstück der Völklinger Hütte türmte Boltanski in dem fast sakralen Raum Tausende von rostige, nummerierte Archivkästen zu meterhohen Wänden auf. Im schwachen Licht von Glühbirnen flüstern unsichtbare Stimmen in einer Endlosschleife die Namen von über 12.000 Zwangsarbeitern, die während des Ersten und Zweiten Weltkriegs unter unmenschlichen Bedingungen für die deutsche Rüstungsindustrie dort schuften mussten.

Kinderregenbogenbrücke Ein Regenbogen stellt symbolisch die Verbindung zwischen Erde und Himmel dar. Dies versucht Jochen Höwel mit den verwendeten Materialien und Oberflächen aufzunehmen. Ein Regenbogen aus farblich eloxierten Metallen, gehalten von Kindern, die die Brücke auf die andere Seite beschreiten. Zu Ehren der mehr als Tausend verstorbenen Kinder, deren Eltern in der Selbsthilfegruppe „Leben ohne dich“ Trost, Hilfe und Hoffnung suchen.

Erinnerungsskulptur Ali

JOCHEN HÖWEL Jochen Höwel lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Köln und befasst sich mit der Anfertigung von Skulpturen, Installationen, Objekten und Reliefs aus unterschiedlichsten Materialien. Neben diversen Ausstellungen in ganz Deutschland und im Ausland war und ist er auch mit Arbeiten in verschiedenen Skulpturenparks vertreten. Bezeichnend für Jochen Höwels künstlerisches Schaffen ist seine intensive, oft jahrelange Auseinandersetzung mit teils abgründigen Themen, die er künstlerisch zu beleuchten versucht. Dabei scheut er es auch nicht, ungewöhnliche Wege zu beschreitenn, um den Menschen Fragen zu stellen, auf die es keine Antworten gibt. Ein weiterer wichtiger Schaffensbereich ist die Konzeption und die Erstellung individueller, aus Inhalten generierter Erinnerungskunstwerke.  www.jochenhoewel.de 10

Das Leben ist eine dem Menschen zuerkannte Zeitspanne. Erinnerung gibt es nur, weil es auch Zeit gibt. Die Erinnerung und die Zeit sind zwei Seiten einer Medaille. Man sagt, die Zeit sei unwiederbringlich. Das stimmt insofern, als dass man das Vergangene nicht zurückholen kann. Das Vergangene kann dennoch dauerhafter und zuverlässiger sein als das Gegenwärtige, welches verrinnt wie Sand in einer Sanduhr. Das Vergangene jedoch hat Bestand. Und zwar durch die Kraft der Erinnerung. Aber die Erinnerung sollte gepflegt werden. Kunst und Kultur kann dabei helfen, denn die gelebte Zeit verschwindet nicht spurlos, sondern setzt sich in unseren Seelen als gemachte Erfahrungen fest. Dabei gibt es allerdings auch Erfahrungen, um die wir nicht gebeten haben, die wir niemals machen wollten, die uns aufgezwungen wurden und die unsere Seelen belasten. Diese Erfahrungen verursachen oft große und nachhaltige Trauer. Kunst, welcher Art auch immer, kann helfen, diese Trauer zu betrachten und mit ihr zu leben. Und mit jeder Träne verlässt uns ein wenig mehr des Schmerzes.

Erinnerungsskulptur Linchen Die kleine Celine Sophie, genannt Linchen, erkrankte mit nur acht Wochen schwer an einem Gehirntumor. Nach ihrem frühen Tod beauftragte die Familie Jochen Höwel, eine Erinnerungsskulptur zu schaffen, die man auf dem Grab platzieren wollte. Da das Mädchen noch bis kurz vor seinem Tod voller Freude auf die Fernsehstimme von Pumuckl reagiert hatte, entschied sich der Künstler für eine Skulptur, die die fröhliche Phantasiefigur darstellt. Als sie enthüllt wurde, war bereits das Schwesterchen geboren. Als dieses beim Anblick juchzte, mussten alle – wenn auch unter Tränen – lachen. „Es war ein heiterer, tröstlicher und erleichternder Moment“, erinnert sich Jochen Höwel.

Foto: Privat

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ERINNERUNGSKULTUR

ERINNERUNGSKULTUR

Das Recht auf ein würdiges Begräbnis Text: Georg Wimmer

Für arme Verstorbene veranstaltet die Stadt Salzburg viermal im Jahr gemeinsame Urnenbestattungen. Georg Wimmer war Teil einer der Feierlichkeiten, die 18 Personen die letzte Ehre erwiesen.

Fotos: Asphalt

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uch Begräbnisse haben einen Zeitplan. Früher sei das oft unter großem Zeitdruck vor sich gegangen, berichtet Pfarrer Richard Weyringer. So konnte es vorkommen, dass für einsam verstorbene Menschen wenig Zeit blieb. 2018 schuf das Land Salzburg mit einem neuen Gesetz die Möglichkeit, dass „Armenbegräbnisse“ in Form von Urnenbestattungen abgehalten werden können. Richard Weyringer und sein Bruder Andreas – ein katholischer Diakon – wollten diese Chance nutzen. In Zusammenarbeit mit Verena Wengler, der Leiterin der städtischen Bestattung, überlegten sie, wie eine angemessene Zeremonie aussehen könnte. Zugleich zeigte sich, dass der Bedarf an Sozialbegräbnissen steigt, bei denen die Stadt Salzburg sämtliche Kosten übernimmt. Dabei geht es um Menschen, die keinerlei Besitz hinterlassen. Manche werden erst nach der Wohnungsöffnung gefunden. In anderen Fällen kann sich der oder die hinterbliebene Partner*in die 2000 Euro für ein schlichtes Begräbnis nicht leisten. Ebenso kommt es vor, dass Angehörige sich weigern, die Kosten zu übernehmen, erzählt Verena Wengler. „Es ist vielleicht der Vater gestorben und der Sohn sagt,

sie haben sich 20 Jahre lang nicht gesehen und er hat auch jetzt kein Interesse.“ Verurteilen würde sie deswegen niemanden, sagt die Leiterin der städtischen Bestattung. Denn wer kenne schon die Geschichten, die hinter einer solchen Entscheidung stecken. Im Rahmen der sozialgemeinschaftlichen Urnenbestattung – so die offizielle Bezeichnung – wird nun viermal im Jahr mit einer Feier gleich mehreren Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Am diesem Mittwoch nun war dies für 18 Personen der Fall. Die Aussegnungshalle am Salzburger Kommunalfriedhof ist an diesem Tag dezent geschmückt. Vorne steht ein mannshohes, weißes Regal, in jedem der quadratischen Fächer eine Urne mit Namensschild. Pfarrer Weyringer ruft den Namen eines Verstorbenen auf. Angehörige oder Bekannte gehen nach vorne und stellen ein Teelicht in das Fach zu der Urne. Steht bei einem Namen niemand auf, zündet ein*e Mitarbeiter*in aus dem Bestattungs-Team eine Kerze an. Die Frauen vom Flachgauer Dreigesang sorgen für die musikalische Umrahmung.

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ERINNERUNGSKULTUR

anders als bei üblichen bestattungen kennen sich die anwesenden hier nicht. Sie eint auch nicht die Trauer um eine bestimmte Person.

Ungewöhnlich an diesem Tag ist, dass alle Stühle der Aussegnungshalle besetzt sind, auch entlang der Seitenwände stehen Trauernde. Einer der Verstorbenen, ein Mann aus der Wohnungslosen- und Punker-Szene, war sehr beliebt. Rund 30 Personen und damit mehr als die Hälfte der Anwesenden sind da, um ihm Lebewohl zu sagen. Bei fünf der aufgerufen Namen steht niemand auf. Anders als bei üblichen Bestattungen kennen sich die Anwesenden hier nicht. Sie eint auch nicht die Trauer um eine bestimmte Person. Es sind Nachbarn, Verwandte, Bekannte von früher oder Sozialarbeiterinnen. Gabi Huber, die Leiterin des Diakonie-Freiwilligen-Netzwerkes, organisiert für

alleinstehende Menschen regelmäßige Besuche. So ist sie vor vielen Jahren mit einem der Verstorbenen in Kontakt gekommen. Der Mann habe es nicht leicht gehabt im Leben, erzählt sie. Zuletzt habe er auch wegen körperlicher Einschränkungen sehr einsam gelebt. Die Besuche durch Freiwillige seien für ihn wie ein Fenster zur Welt gewesen. Die Feier selbst empfindet Gabi Huber eigentlich schöner als andere Begräbnisse. „Ich habe mir gedacht, jetzt sind wir alle da und jeder kennt vielleicht einen, von dem er sich verabschiedet. Und trotzdem sind noch andere Menschen da in diesem Moment. Deshalb sind diese Verstorbenen vielleicht von mehr Menschen verabschiedet worden als manche anderen.“

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Apropos / International Network of Street Papers

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Christina Bacher (Hrsg.)

JAHRE

die leTZTen hier

Köln im sozialen Lockdown Wie erleben Obdachlose die Corona-Pandemie in Köln? Wie geht eine Großstadt mit dem Lockdown um, wenn nicht alle zu Hause bleiben können? Was, wenn Armut in einer Stadt plötzlich deutlich sichtbarer wird? Haben sich Strukturen des Hilfesystems verändert? Und: Hat sich durch die Krise vielleicht sogar etwas zum Guten gewandt für diejenigen, die sonst durchs Raster fallen? Mit eben diesen Fragen hat sich Deutschlands ältestes Straßenmagazin DRAUSSENSEITER beschäftigt und nun eine Auswahl an Texten und Fotos zusammengestellt, teilweise von Betroffenen selbst.

Daedalus Verlag 144 Seiten (mit zahlreichen Abbildungen) 12,- Euro, ISBN 978-3-89126-267-2 Erhältlich im Straßenverkauf oder im Buchhandel

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KulTUR

KULTUR

Der König ist nicht toT Der norwegische Krimibestsellerautor Jo Nesbø denkt über seine eigene Sterblichkeit nach TEXT: Richard Smirke

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n Jo Nesbøs Romanen ist der Tod ein konstantes und zentrales Thema. Doch mit zunehmendem Alter beschäftigt sich der Schriftsteller zunehmend mit seiner eigenen Sterblichkeit. „Je näher ich dem Tod komme, desto interessanter wird er, und desto mehr denke ich darüber nach, was mich hinter dieser Tür erwartet“, sagt der norwegische Bestseller­ autor, der im März 62 Jahre alt geworden ist. „Als ich jünger war, hatte ich die alberne Vorstellung, dass man durch das Wissen, dass man sterben wird, eine gewisse Weisheit erlangt, dass man das Leben anders sieht. Aber je älter ich werde, desto mehr wird mir klar, dass man als dummer Mensch lebt und als dummer Mensch stirbt. Es gibt nicht viel Einsicht zu gewinnen, wenn man dem Tod nahe ist.“ Er beschreibt eine Panikattacke, die er als Teenager hatte, als er seinen Vater Per aus dem Mittagsschlaf weckte, um ihn zu fragen, was passiert, wenn man stirbt. „Er war während des Zweiten Weltkriegs in den Schützengräben vor Leningrad gewesen, also nahm ich an, dass er etwas über den Tod wusste. Er schaute mich im Halbschlaf an und sagte: ‚Ich glaube, es wird alles dunkel‘, und das war‘s“, erinnert sich Nesbø, der sagt, dass er heute den gleichen Glauben hat. „Ich glaube, dass das Sterben eine sehr traurige und banale Sache ist. Ich denke also, ich plane einen würdevollen Abgang. Das ist alles, worauf wir hoffen können.“ Trotz der typisch morbiden Wendung, die unser Gespräch genommen hat, muss man sagen, dass Nesbø bei bester Gesundheit zu sein scheint und nach eigener Aussage nicht das Verlangen hat, in absehbarer Zeit von dieser sterblichen Hülle zu scheiden. Der begeisterte Kletterer mit dem schlanken Körperbau, dem kurz geschnittenen Haar und den markanten Gesichtszügen erklärt stolz, dass er „besser in Form ist als je zuvor“, auch wenn er einräumt, dass Verletzungen jetzt länger brauchen, um zu heilen, wenn sie überhaupt jemals ausheilen. Im Zoom-Gespräch von seinem Haus in Oslo aus sieht Nesbø mindestens zehn Jahre jünger aus, als es seine Geburtsurkunde angibt, und er hat das gleiche jugendliche Strahlen, das er an den Tag legte, als dieser Autor ihn vor etwas mehr als einem Jahrzehnt zum ersten Mal interviewte. Damals war er in London, um für den Schneemann zu werben, seinen siebten Roman (und den fünften, der im Vereinigten Königreich veröffentlicht wurde) über seine berühmteste Figur, den fehlerhaften, alkoholkranken Polizeidetektiv Harry Hole (sprich: Hool-eh). Damals wurden Nesbøs Bücher mit Aufklebern auf dem Umschlag versehen, die ihn als „den nächsten Stieg Larsson“ ankündigten. Zehn Jahre und mehr als 50 Millionen verkaufte Bücher

später wird er nun mit anderen aufstrebenden Autoren verglichen, deren Verleger verzweifelt versuchen, einen Bruchteil seines internationalen Erfolgs zu wiederholen. „Ich habe nicht wirklich einen Plan oder eine Strategie für das, was ich schreibe“, sagt er. „Die Idee für einen Roman ist immer der Chef.“ Diese Ideen, die von der lebenslangen Faszination des Autors für die dunklen Seiten der menschlichen Natur angetrieben werden, haben ihn zum unbestrittenen König des Nordic Noir gemacht, dem skandinavischen Krimi-Genre, das in den frühen Nullerjahren zu einem Phänomen wurde und sich noch immer großer Beliebtheit erfreut und die Buchcharts und Fernsehprogramme dominiert. Zu den aktuellen Stars des Scandi Noir gehören die Schriftsteller Åsa Larsson, Niklas Natt och Dag und Ragnar Jónasson, während die Fernsehkrimis Bordertown, Darkness: Those That Kill und Beck die Zuschauer mit schaurigen Geschichten über sadistische Serienmörder und grausame Morde gefesselt haben, lange nachdem Sarah Lund (Sofie Gråbøl) aus The Killing in den verschneiten Sonnen­untergang gegangen ist. Nesbøs neuester Einzelroman Das Königreich, der jetzt als Taschenbuch erschienen ist, ist eine weitere fesselnde Ergänzung dieser Genre. Er ist weniger blutrünstig als seine Harry-Hole-Romane und erzählt die Geschichte von Roy und Carl Opgard, zwei Brüdern, die in eine tödliche Geschichte aus Lügen, Betrug und Mord verwickelt werden, als sie versuchen, in der Nähe des Hauses ihrer Kindheit ein Wellness-Hotel zu bauen, und dabei lange vergrabene Familiengeheimnisse an die Oberfläche bringen. Obwohl die rasante Erzählung des Buches eindeutig fiktiv ist,

entspringt die zentrale Geschichte zweier Brüder, die ein intensives Band verbindet, einer persönlichen Erfahrung, erklärt der Autor. „Ich wusste, dass ich irgendwann einmal über Brüder schreiben musste. Ich bin mit zwei Brüdern aufgewachsen, und mein jüngerer Bruder, der [2013] an Krebs verstorben ist, und ich standen uns sehr nahe. Wie die Brüder im Roman teilten wir uns ein Etagenbett, und er war ein geselliger, aufgeschlossener Mensch, während ich weniger Freunde hatte und eher der Typ war, der viel las.“ Nesbø und sein jüngerer Bruder Knut wuchsen in der Fjordstadt Molde auf und waren große Fußballfans. Beide spielten als Halbprofis für ihren Heimatverein in der ersten norwegischen Liga, bevor ein Bänderrissim Knie Jos Karriere im Alter von 18 Jahren beendete. Er ging zur Luftwaffe und arbeitete mehrere Jahre lang als Finanzanalyst, bevor er an der Seite seines Bruders bei der Rockband Di Derre einstieg, die damals die norwegischen Charts anführte. Die Gruppe machte weiterhin Musik und ging auf Tournee, auch nachdem ihr Sänger ein berühmter Schriftsteller geworden war. Er beschreibt seine Beziehung zu Knut als vielschichtig, aber mit Liebe und Respekt im Zentrum. „Wir waren zu zweit ein sehr starkes Team, aber gleichzeitig war er in gewisser Weise meine emotionale Achillesferse. Er war mein jüngerer Bruder, und wann immer er in Schwierigkeiten steckte oder sein Leben nicht gut lief, war ich daran beteiligt. Wie jeder ältere Bruder versucht man, die Probleme des jüngeren Bruders zu lösen, und wenn ich das nicht konnte, war das für mich genauso frustrierend wie für ihn. Da er mir so nahe stand, konnte er mich natürlich auch ganz schön nerven, indem er die richtigen Knöpfe drückte.“ Roy und Carl haben in The Kingdom die gleichen Charakterzüge, und obwohl Nesbø sagt, dass das Buch nicht seine Beziehung zu Knut widerspiegelt, gibt er zu, „dass es bestimmte emotionale Reflexe gibt, die man als älterer Bruder hat, auf die ich mich definitiv beziehen kann und die ich aus meinem eigenen Leben in den Roman eingebracht habe“. Die Pandemie hat dazu geführt, dass Nesbø nicht so viel reisen und für The Kingdom werben konnte, wie er es sonst getan hätte. Aber der Schriftsteller gibt zu, dass er sich nicht beschweren kann und sehr beschäftigt war. „Für mich hat sich das Leben nicht so sehr verändert. Ich kann von zu Hause aus arbeiten. Meine Band hatte Auftritte geplant, die aber alle abgesagt wurden, es ist also ruhig. Aber ich kann mich nicht wirklich beklagen, wenn man sich umschaut und all die Probleme sieht, die für die Menschen sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht verursacht wurden.“ Im Oktober machte Nesbø seinen Fans mit seiner ersten Kurzgeschichtensammlung, The Jealousy Man and Other Stories, ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Im ver-

gangenen Jahr trat er auch virtuell auf dem Edinburgh TV Festival auf, wo er im Gespräch mit Greta Thunberg über die Verantwortung der Kreativindustrie für die Klimakrise sprach. Dieses Jahr scheint genauso viel zu tun zu sein. Letzten Monat erzählte Nesbø der norwegischen Zeitung VG, dass er mit der Arbeit am 13. Harry-Hole-Roman begonnen hat, wobei ein Veröffentlichungstermin noch nicht feststeht. In der Zwischenzeit wird auch an einer norwegischen Fernsehserie zu seinem Roman Headhunters gearbeitet, der 2011 erfolgreich verfilmt wurde. Film- und Fernsehadaptionen seiner Bücher Mitternachtssonne, Der Sohn und des HarryHole-Romans The Devil‘s Star befinden sich in verschiedenen Stadien der Entwicklung, während Amazon die Rechte an der Geschichtensammlung The Jealousy Man erworben hat. Am anderen Ende des Verlagsspektrums befindet sich ein geplantes Sachbuch über das Klettern. „Es wird ein persönliches Buch über einen sehr mittelmäßigen und alten Kletterer sein, der versucht, ein Ziel beim Klettern zu erreichen, das für mich absurd ist, wenn ich es schaffe, aber in der Klettergeschichte keine große Sache ist“, sagt Nesbø, der auch hinter der beliebten Kinderbuchreihe Doctor Proctor‘s Fart Powder steht. Mit Blick auf die Zukunft sagt er, dass er weiterhin seinen vielfältigen Interessen nachgehen wird, anstatt sich den Erwartungen des Publikums oder dem kommerziellen Druck anzupassen. „Ich bin Schriftsteller geworden, weil ich diese Art von Freiheit wollte, und es wäre jetzt sehr dumm, diese Freiheit aufzugeben und dem nachzugeben, was der Verlag oder der Leser will. Ich versuche einfach, der Idee treu zu bleiben, dass ich das tun muss, was ich gerne tun möchte. Es gibt keinen organisierten Plan oder Auftrag.“ Auf die Frage, wie sich die Pandemie und die damit einhergehenden Abriegelungen auf sein Schreiben auswirken werden, antwortet er, dass dies unweigerlich in seine Romane einfließen wird, aber es wird nicht unbedingt eine bewusste Entscheidung sein oder eine, derer er sich zu diesem Zeitpunkt bewusst ist. „Es ist nicht so, dass ich die Themen für mein Schreiben danach auswähle, was ich in der Zeitung lese oder was um mich herum passiert“, erklärt er. „Aber irgendwie landet das, was in meinem Leben vor sich geht, auf dem Papier. Manchmal ist es schwer zu erklären, wie das passiert.“ Er verweist auf die Zeit, als seine Romane um 2005 herum erstmals in andere Sprachen übersetzt wurden und er sich oft in Interviews über Bücher wiederfand, die er viele Jahre zuvor geschrieben hatte. „Damals wurde mir klar, dass das, was einigen der Romanfiguren widerfuhr, genau das war, was mir zu diesem Zeitpunkt auch widerfuhr. Im Nachhinein war es so einfach zu erkennen, aber zum Zeitpunkt des Schreibens war es mir nicht bewusst. Es stimmt also, was man sagt – Schriftsteller schreiben über sich selbst.“ Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Lisa Luginbuhl. Mit freundlicher Genehmigung von Big Issue North / International Network of Street Papers.

Foto: REUTERS/Gwladys Fouche

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KULTUR

denen wir nicht vergeben

tod unterliegt der heiterkeit Der Heilige führte ihn wieder zum Spiegel. Der Meinte es nicht gut mit ihm. Der Mensch sah den Verfall. Er dachte, er sei stärker. Doch er war schwach. Wellen unterfluten den Verstand. Stürme fegen die Vorstellung zivilisierter Überlegenheit ins Nichts. Die Stille eines täglich länger schlafenden Tages reißt Arroganz wie ein wildes Tier.

THOmaS DaHL Thomas Dahl, freier Journalist, Buchautor und Dozent schreibt für verschiedene Kölner Medien über die Bereiche Bildung, Kunst, Kultur, Soziales. Leitgedanke der literarischen Projekte sind die persönlichen Maximen der Angst. Thomas leitet zudem drei Schreib-Cafés in Sülz, Klettenberg und Müngersdorf. Bisher sind acht Bücher erschienen, zuletzt der Lyrikband „Kleebaumnacht“. Infos und Leseproben:  www.wortall.de Foto: Privat

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Wir: Schlechte Ideen, die meisterhaft fantasiert wurden. Er wacht wieder vor dem Glas. Noch keine Besserung, obgleich Minuten seit dem letzten Blick verstrichen‘. Der Heilige lacht. „Geh näher heran. Nur Mut.“ Er tut, wie ihm geheißen und ein Fauchendes Reptil attackiert die Fläche. Zuckungen. Der Heilige lacht. Ein Mensch betrachtet ungläubig die Wunde unterhalb des rechten Auges. Das belanglose Intermezzo kostet Zeit und Energie. Er weiß nun, er verliert. Der Heilige jubiliert. Er spuckt verächtlich aus im Angesicht der Leichtsinnigkeit. Tod unterliegt der Heiterkeit.

Du und deine Menschen Warten Summen An zugewachsenen Omnibushaltestellen Richtung versiegelten Boden oder Abfalleimer Du schreibst schlechte Zeilen auf gutes Papier Das stets mit dem Unrat flirtet Der den Müll zum Schweigen bringt Doch der Stift verstirbt Im Kreuzen der Lichter auf nassem Asphalt Auf dem niemand hält Du und deine Menschen Ihr kommt zu früh, zu spät Zu Beerdigungen

das ende ist ein mythos, den anfang gibt es nicht Das Ende ist ein Mythos Den Anfang gibt es nicht „Dazwischen“ ist die einzige Konstante Ein Augenblick Ist alles, was ist, was war, was wird Vergiss das schnell Es führt zu nichts Hier versagt Germanistik, Mathematik Und auch Physik Wer den Verstand sich erleuchten mag Bleibt verrückt und trinkt den Sonnentag aus dunklem Quell

ach ja, wir leben Atmen Weiter Atmen Letzter Zug Schon bald bereit Nicht zu fühlen Wir könnten schreien Und werden schweigen Wir zelebrieren Feigheit Und trinken Mut Wir müssen Leben Ach ja, wir sterben Schwarzes Kreuz versiegelt roten Mund Spiegelbilder senken sich Wir zittern wohlig in Dezember­Glut

Thomas Dahl: Kleebaumnacht TwentySix, 2022, 96 S., 9,90 Euro, ISBN 9783740787196

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bUCH-TIPPS

Gerrit Wustmann

Juli Zeh

Bluttat

B-Sides

Über Menschen

 Die Ermittlerin Sofia Kovic ist offenbar einer größeren Sache auf der Spur. Doch bevor sie irgendjemanden in ihren Verdacht ein­ weihen kann, schellt es an der Tür. Iselin, die bei ihr wohnende Tochter von Kommissar Alexander Blix, föhnt sich gerade das Haar: „Unten klingelte es. Ein Küchenstuhl kratzte über den Boden, als Kovic aufstand und zur Tür ging. Eine Männerstimme. Iselin lächelte. Es war noch nicht lange her, dass Kovic ihre letzte Beziehung beendet hatte. Sie wickelte gerade eine Locke um den warmen Stab, als sie von unten einen Schrei hörte. Iselins Blick zuckte zur Tür. Sie hörte etwas zu Boden fallen, dann ein gedämpftes Poff. Intuitiv dachte Iselin an einen Schuss mit Schalldämpfer. Das folgende Geräusch klang nach einem zu Boden gehenden Körper.“ Ihr Gefühl trügt sie nicht. Kovic, ihre Freundin und Mitbewohnerin, wurde erschossen. Langsam kommt der Mörder die Treppe hoch. Iselin kann fliehen, doch bei der Osloer Polizei ist alles in Aufruhr. Eine erschossene Kollegin, die Tochter eines Kollegen auf der Flucht. Vor allem Kommissar Blix will wissen, wer hinter Iselin her ist, wer Kovic tötete. Und: warum? Gemeinsam mit der Journalistin und Bloggerin Emma Ramm versucht er den Täter zu fassen. Die Zeit drängt, Iselin ist verschwunden, vermutlich entführt vom Mörder. Als Blix Iselin endlich aufspürt, kommt es – mitten im Krimi – zu einer Art Showdown, der tragisch endet. Blix wie Emma müssen sich verantworten, werden verhört, Blix wird suspendiert. Denn er hat den mutmaßlichen Täter hingerichtet. Das wird man ihm nicht verzeihen. Blix versucht zu verstehen, was da passiert ist. Und wühlt sich immer tiefer in die Gedankenwelt der erschossenen Kollegin Kovic, die längst archivierte Fallakten ausgrub. Sie war einer Fahrerflucht mit tödlichem Ausgang, einer Geiselnahme und dem Selbstmord eines Kollegen auf der Spur. Als Blix kapiert, wie alles zusammenhängt, ist es zu spät. Ein Krimi, der abgeht wie eine Rakete. Von der ersten bis zur letzten Seite vibriert der Text, wird die Geschichte bis zum Anschlag ausgereizt. Ein Buch, in das man eintaucht und das man kaum mehr loslassen kann.

 Letzten Endes ist es Rock ’n’ Roll. Und Blues. Die Poesie der gemeinsamen Orte, der einsamen Nächte und versäumten Tänze, der Erinnerungen an morgen. Und an das, was war: Kindheit, Jugend, Träume, Lieben. Dass so manche B-Seite schon unverhofft zum Hit geworden ist, weiß auch Gerrit Wustmann. Dessen neuer Lyrikband beinhaltet, dem Titel widersprechend, alles andere als Verse zweiter Wahl. Tatsächlich sind es „verstreut entstandene Texte, die zum Zeitpunkt ihres Entstehens nicht so richtig irgendwo reinpassten“. Damit meint er zuvorderst seine Istanbul-Trilogie, die er 2016 mit dem Band „Taksim Tango“ abschloss. Der mehrfach ausgezeichnete Lyriker hat Musik-Analogien als strukturierendes Prinzip gewählt, und so teilt er seinen Band ein in die Kapitel „Intro (live/unplugged)“, „Lovesongs (remastered)“, „B-Sides“ und „Demotapes“. Zusammen mit dem Cover, das alte C-60- und C-90-Kompaktkassetten ziert, ein äußerst gelungener und stimmiger Rahmen für diese Gedichte, bei denen es nicht zuletzt auch um den Sound geht. Wustmann hat seinen lange schon gefunden und für diese Auswahl noch einmal bearbeitet, nachjustiert. Die Produk­ tion, um im Bild zu bleiben, ist einladend, ohne sich anzubiedern, hat einen faszinierenden Groove und behält stets Bodenhaftung. Für Kenner und Lyrik-Freund*innen arrangiert der Autor kurze Begegnungen mit Jörg Fausers Alter Ego Harry Gelb oder Rolf Dieter Brinkmann. Und am Ende steigt er mit feinem Humor aus dem Band aus: „neulich bat ich die gedichte/sie mögen sich doch bitte selber/schreiben/klappt bislang ganz gut/ich habe seither nichts mehr/gehört von ihnen“. Er kann, er darf das unmöglich ernst meinen. Noch ein Anspieltipp: „verloren/in einem buch ohne seitenzahlen/fast/wie im richtigen leben“. Rock ’n’ Roll halt. Und Blues.

 Auch Juli Zehs neuer Roman spielt in Brandenburg. Dora, eine 36­jährige Textdesignerin, flieht vor dem hektischen Leben in Berlin. Ohne ihrem Freund, mit dem sie in einer schönen Stadtwohnung lebt, davon zu erzählen, kauft sie sich ein altes Gutshaus auf dem Land, eine Autostunde von Berlin entfernt, um einen Rückzugsort zu haben. Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie nicht, dass Corona ihre nicht mehr ganz zufriedenstellende Beziehung auf die Probe stellen wird. Plötzlich ist das Paar den ganzen Tag gemeinsam im Home­Office, unterschiedliche Meinungen über das richtige Maß an Corona-Nachrichtenkonsum schaukeln sich hoch, Spaziergänge mit dem Hund werden zur Flucht. Da entschließt sich Dora, vorübergehend in das Haus zu ziehen. In dem winzigen Nest sieht sie sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Ihr Nachbar ist der Dorf-Nazi. Aber ist das ganze Dorf eine AfD-Hochburg? Ein paar ausländische Erntehelfer lassen Zweifel aufkommen. Nebenbei werden dem Leser die Alltagsprobleme eines Lebens auf dem Lande vor Augen geführt. Wie kommt man ohne Auto in den zehn Kilometer entfernten Supermarkt, wenn der Bus nur wenige Male am Tag fährt? Kein Bäcker, kein Arzt, kein Sportverein, keine Schule, kein Kindergarten, keine Kneipe. Und dann blitzt auch immer wieder die Corona-Wirklichkeit auf, wenn man etwa von heute auf morgen eine Maske braucht. Dora hat Ruhe gesucht, aber ganz ohne soziale Kontakte ist es auch nicht einfach. Sie stürzt sich in die Arbeit, rodet und bepflanzt ihr verwil­ dertes Grundstück – und kommt unweigerlich mit dem Nachbarn in Kontakt, der sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Dinge passieren, die ihr Weltbild ins Wanken bringen und Dora zu Handlungen verleiten, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Der Roman gibt einen wunderbaren Einblick in das Zeitgeschehen vor dem Hintergrund der Pandemie, ohne den Zeigefinger zu heben und anzuklagen. Es werden Vorurteile, Ängste und Befindlichkeiten angesprochen, aber auch Stär­ ken und Schwächen der Menschen porträtiert. Ein starker zeitgenössischer Roman.

Thomas Enger/Jorn Lier Horst: Bluttat. Blanvalet 2021, 11 Euro. ISBN 978-3-7341-0896-9

Amir Shaheen

Gerrit Wustmann: B-Sides. Gedichte von 2010 - 2016. Elif Verlag 2022, 18 Euro. ISBN 978-3-946989-50-9

Karin Volberg

Juli Zeh: Über Menschen. Luchterhand 2021, 22 Euro. ISBN 978-3-630-87667-2

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Heiko Sakurai

Foto: Nicole Homburg

Thomas Enger/Jorn Lier Horst

Ingrid Müller-Münch

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CaRTOON | CLaYD

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ich melde mich aus dem Krankenstand zurück. Ich habe jetzt ein Viereck im Fell, da, wo ein Loch ist. Es wächst aber schon leicht neues Fell drüber. Die gute Nachricht zuerst: Es sind keine bösartigen Tumore. Frauchen war meg erleichtert, als der Doc ihr das sagte. Wir waren bei ihm zur Besprechung aller Ergebnisse meiner großen Untersuchung. Er hat der Ollen alles ganz genau erklärt. Vier Seiten voll mit Zahlen und bunten Strichen. Und er hat ganz genau gezeigt, was welches Zeichen zu bedeuten hat. Alles in allem bin ich fit für mein Alter, sagt er,

und die Werte sind soweit gut. Alle meine inneren Organe wurden einzeln untersucht mit meinem Blut. Mein Dosenöffner hat ganz skeptisch geschaut und gefragt, ob ich denn was davon mitbekommen hätte. Der Doc sagte: „Nein. Es ist so, als hätten Sie vier Gläser Wein getrunken, also schon ein wenig beschwipst. In diesem Zustand war Clayd.“ Dann hat er Frauchen erklärt, dass er ganz tief in die Muskeln unter der Haut gegangen ist, um diese Gewebeprobe, so heißt das wohl, zu entnehmen. Darum habe ich da jetzt ein kleines Loch. Meine Olle hat sehr genau zugehört. Am Ende kamen ihr die Tränen, weil sie so erleichtert war. Ich kann mit all dem, was noch so bei mir ansteht, noch ganz schön alt werden – und genau das ist der Plan. Denn der Dosenöffner sagt immer: „Clayd, du musst 100 Jahre werden und so lange es geht bei mir bleiben. Du darfst nie aufgeben, aber du

sollst dich auch niemals quälen müssen.“ Da ich ja weiß, dass die Olle keinen Plan hat ohne mich, werde ich natürlich alles mitmachen, um bei ihr zu bleiben. Ohne mich ist sie verloren. Jetzt kann ich ganz beruhigt all meine Jobs machen. Dabei will ich es manchmal einfach ein wenig langsamer angehen lassen und mich zwischendurch auch mal ausruhen. Das ist okay, sagt mir Frauchen und ist nun wieder glücklich. Ich wünsch euch auch Gesundheit und viele glückliche Momente, in denen ihr Spaß habt ...

Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der DRAUSSENSEITER-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe.

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„wir haben den menschen etwas mitzuteilen“

30

JAHR

NaCHRUFE

NaCHRUFE NACHRUF FÜR EINEN KÖLSCHEN JUNG

E Foto: Christina Bacher

30 JaHRE DRaUSSENSEITER NEWS

Von chrisTina Bacher

I

m Juni 1992 wurde – übrigens nach der Big Issue in London ein Jahr zuvor – in Köln die erste Straßenzeitung Deutschlands gegründet: Die BANK EXPRESS. Die Zeit war offenbar reif dafür, den Menschen auf der Straße eine Stimme zu geben. Nachdem man einen namenlosen Punk der in einem besetzten Haus an Unterkühlung verstorben war, auf dem Südfriedhof beerdigt hatte, fassten Pfarrer Karl-Heinz Kreutzmann, der damals obdachlose Rolf Bünger und seine Mitstreiter den Entschluss, in Zukunft in Heftform über die Situation und die Belange von obdachlosen Menschen zu informieren, um ihnen eine Lobby zu schaffen.

Lesung

„Wir sind doch Bürger, wie alle anderen“, fasste es der Kleine Günter, auch ein Mitarbeiter der ersten Stunde, schon damals zusammen. Heute feiert das Straßenmagazin, das von BANK EXPRESS zur BANK EXTRA und schließlich zum DRAUSSENSEITER avancierte, seinen 30. Geburtstag. Als „niederschwelliges Beschäftig ungsprojekt“ mit der Einrichtung OASE – Benedikt Labre e.V. im Rücken garantiert es den Verkäufer*innen ein kleines Zubrot, eine sinnvolle Tagesstruktur und auf Wunsch auch eine wichtige Anlaufstelle für alle Belange. Und den geneigten Leser*innen gibt es einen wertvollen Einblick in Kölns doppelten Stadtplan.

„Die Letzten hier – Köln im sozialen Lockdown“

A

m 21.3.2022 fand eine Lesung mit Diskussion von „Die Letzten hier – Köln im sozialen Lockdown“ in der Propstei Bochum statt – sozusagen als Begleitprogramm der Ausstellung von Anja Micke, deren beeindruckende Fotos den Kreuzgang der Kirche St. Peter und Paul schmücken. Christina Bacher stellte als Herausgeberin die Themen des Buches vor und präsentierte die beeindruckenden Fotos von Ingrid Bahß und Georg Valerius, die eindrücklich zeigen, wie es Obdachlosen in einer Großstadt wie Köln in Pandemiezeiten erging. Inzwischen hat sich die Hilfe wieder zurecht geruckelt und die Angebote stehen wieder zur Verfügung. Dennoch bleibt bei vielen die Angst, vergessen zu werden. Danke für die Einladung und die spannende Diskussion im Anschluss. (cb)

GIGI

Fotos: OASE-Archiv

* 18.1.1968 – † 28.2.2022

OASE-Vorstand Claudia Betzing mit dem Kleinen Rolf beim 25. OASE-Jubiläum im Sommer 2016.

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Legendär: Die Interpretation vom Kleinen Rolf bei der 20-Jahr-Feier der OASE im Jahr 2011.

Ein Ständchen für die OASE von Klaus dem Geiger

Wir trauern um Gigi aus Rumänien, der sich häufig am Eigelstein aufgehalten hat. Wir werden ihn sehr vermissen und als freundlichen Menschen in Erinnerung behalten! (rb)

Lieber Franz, nun bist auch du im Berberhimmel gelandet, still und leise bist du da eingezogen. Über ein Jahrzehnt kannten wir uns und du warst ein mehr als guter Freund, auf den man sich immer verlassen konnte. Dein Wort galt und dein Handschlag auch, ganz nach alter Manier. Als kölscher Jung, worauf du sehr stolz warst, und als Schiffer, der durch die Welt reiste, hast du deine letzten Jahre in der Annostraße eher in seichtem Wasser verbracht, was nicht heißt, dass es still war. Bekannt als Kölscher Franz wusste jeder, wer du warst und wie du warst. In den Straßen deiner Heimatstadt warst du stets in schwarzer Lederkleidung unterwegs, und so bist du immer gerne auf Reisen gegangen. Das Wasser und die Schiffe waren dein Zuhause und dein Element, auch deine Hilfsbereitschaft war groß. Ab und zu warst du verschwunden, immer dann, wenn du einen Rückfall deiner Erkrankung hattest. Doch jeder nahm dich so, wie du warst. Du hast dir deine Kontakte sehr genau ausgesucht, doch wenn du jemanden an dich rangelassen hast, war es auch immer sehr fruchtbar. Ein sehr belesener Mensch, der auch viel zu erzählen hatte. Clayd lag dir sehr am Herzen, obwohl du selber nie einen Hund hattest. Der DRAUSSENSEITER gehörte zu deiner Standardlektüre und auch sonst war es dir wichtig, immer mit allen aktuellen Infos aus der Szene ausgestattet zu sein. Du hättest nicht gewollt, dass dich jemand zum Schluss so sieht, auf der Palliativstation, und so konnte auch ich dir nicht „Tschüss“ sagen. Die Nachricht kam aus dem Nichts und hat mich sehr getroffen, da wir ja noch kurze Zeit vorher telefoniert und ein Treffen vereinbart hatten. Zwar wusste ich, dass du krank warst und eine große OP hinter dir lag, doch dass du dich so schnell davon machen würdest, damit habe ich nicht gerechnet. Ich weiß nicht, ob du von irgendwo zugesehen hast, aber deine Bezugssozialarbeiterin Rita hat eine Trauerfeier organisiert, und es waren einige dort, die dir auf ihre Art Lebewohl gesagt haben, nicht nur Clayd und ich. Ich werde stets unsere letzte Reise ans Meer im Herzen behalten und hoffe, du bist mit deinem Lebensschiff nun gut in deinem letztem Hafen angekommen. Irgendwann sehen wir uns und solange wirst du hoffentlich die Stellung halten und mir schon mal einen Platz im Berberhimmel frei halten. Ich werde dich und unsere Gespräche vermissen, deine pragmatischen Ansichten und auch den kölschen Jung in dir. (Kölsche Linda)

NACHRUF ROSI Während der Weihnachtstage im vergangenen Dezember verstarb erneut eine Obdachlose auf der Straße in Neuehrenfeld. Roswitha, genannt Rosi, lebte seit mehr als 13 Jahren in Köln auf der Straße. Vielen Lindenthalern und Ehrenfeldern war sie gut bekannt, auch durch ihr Bewegungsmuster aufgrund ihres Handicaps. Die langjährige Bewohnerin Ehrenfelds und frühere Bäckereifachverkäuferin hatte durch persönliche missliche Umstände ihr gesamtes Vermögen verloren. So ist sie auch irgendwann auf der Straße gelandet. Nachdem ihr aufgrund eines Unfalles ein Bein am Oberschenkel amputiert werden musste, bewegte sie sich Schritt für Schritt mit Hilfe eines Rollators durch die Stadt. Eine Tour ins Kaufland war für sie somit fast schon ein Tagesausflug. Schon die Reise zu einer Duschstelle stellte für sie eine mehrstündige Herausforderung dar, trotz allem hat sie ihre Situation mit oft stoischer Geduld und nicht ohne bissigen Galgenhumor ertragen. Zuletzt hatte sie, von den Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes mehr oder weniger geduldet, ein kleines Zelt in der Nische der Eisenbahnunterführung Subbelrather Straße/ Liebigstraße aufgestellt. An ihrem letzten Standort erfuhr sie eine Welle von Hilfsbereitschaft, Anwohner*innen unterstützten sie mit Kaffee, Lebensmitteln, einem kleinen Gaskocher, Campinglampen und Ähnlichem. Es gab aber auch mehrere Überfälle auf sie. Ein Mensch - man mag es kaum glauben, hat seinen Hund in ihr Zelt gehetzt. Zuletzt wurden ihr sogar die letzten 300 Euro an Bargeld samt Geldbörse geraubt. In der Nacht nach dem 2. Weihnachtstag ist sie in ihrem Zelt gestorben und wurde morgens von Anwohner*innen tot aufgefunden. Nach behördlichen Angaben erlag sie einem Herzinfarkt. Wie üblich wurde der Ort bis zur Klärung der Todesursache polizeilich abgesperrt, einige Anwohner*innen befestigten ein Erinnerungsplakat an ihrem Zelt und dem Einkaufswagen, in denen sie ihre Habseligkeiten verstaut hatte. Seit Januar erinnert ein kleines Kreuz mit Grablichtern an Rosi. Und jede denkbare Abstellfläche gehört wieder, wie in Köln üblich, den Autos. (Georg Valerius)

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KULTURTIPPS

im P re ssu m

Hänneschen Festival

Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln.de www.draussenseiter-koeln.de

Die Kirmes fällt aus, stattdessen lädt das Hänneschen Theater vom 25. bis 29. Mai zum Festival. Besonderes Schmankerl: Am ersten Tag wird um 16.30 Uhr auch nochmal das Familientheaterstück OHNE WORTE aufgeführt, das aus der Feder von DRAUSSENSEITER-Chefredakteurin Christina Bacher stammt und von Engel&Esel Produktionen in Szene gesetzt wurde. In dem Buchstabenkrimi mit Musik geht es um den Obdachlosen Didi, der schon lange beobachtet, dass in der Stadt die Buchstaben verschwinden und die Menschen immer weniger miteinander reden. Erst, als das wichtige Buchmanuskript von Frieda Fliege verschwindet, wird auch der Esel Fridolino auf den rätselhaften Mann aufmerksam, der auf einer Müllhalde „Platte“ macht.

Redaktionsassistenz Markus Düppengießer (mad), dueppengiesser@draussenseiter-koeln.de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe. Lektorat Barbara Feltes Gestaltung Edgar Lange, https://www.desdev.de Titelgestaltung Deborah Keser

ein Straßen-Abo zu 42,– Euro pro Jahr ein Sponsoren-Abo zu 85,– Euro pro Jahr

Titelfoto Jochen Höwel Druck druckdiscount24.de Abos Martina Jühlke, juehlke@oase­koeln.de Vertrieb Ali Baran

ein Förder-Abo zu 150,– Euro pro Jahr (Als Dankeschön für das Förder-Abo gibt es zudem das druckfrische Buch „Die Letzten hier. Köln im sozialen Lockdown“.)

www.draussenseiter-koeln.de, abo@draussenseiter-koeln.de Lieferanschrift Vorname / Name Straße PLZ/Ort

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Einzugsermächtigung Vorname / Name Straße PLZ/Ort

Herausgeber Benedikt-Labre e.V. – OASE Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln Tel.: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16 Depots (nur für Verkäufer) • Kiosk Orman, Salierring 15, 50677 Köln • OASE, Alfred-Schütte-Allee 2-4, 50679 Köln Verkauf öffentlich • Fachbuchhandlung Gaby Schäfers, Merlotstr. 4, 50668 Köln • Agnesbuchhandlung, Neusser Straße 63, 50670 Köln • Buchladen Neusser Straße, Neusser Straße 197, 50733 Köln • BUNT Buchhandlung, Venloer Straße 338, 50823 Köln Kontoverbindungen IBAN: DE66 3705 0198 0016 5020 31 SWIFT-BIC: COLSDE33, Sparkasse KölnBonn DRAUSSENSEITER ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwort­ lich. Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009.

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❚ Kulturtipps

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Foto: Meyer Originals

Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle:

Zweimal mit dem „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet, jetzt bei uns auf der Deutzer Bühne: Richard Bargel

Ein Abend für DRAUSSENSEITER

I

Foto: Holger Issing

DRAUSSENSEITER – Abonnement

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Gemeinsam mit ihm versuchen Frieda und Fridolino nun den Buchstabendieben das Handwerk zu legen. Ob es gelingt? Als Setting läßt Bühnenbildnerin Sabine Kreiter eine Stadt im Miniaturformat entstehen – urbanes Setting am Hänneschen also! Und das Ensemble um Thandiwe Braun und Joachim Uerschels lässt durch seine offene Spielweise und viele kryptische Andeutungen das Publikum ab sechs Jahren bis zum Schluss mitfiebern – Krimi at it‘s best. Unbedingte Empfehlung!

m Juni 1992 wurde unser Straßenmagazin als BANK EXPRESS gegründet – seither berichten wir regelmäßig über Themen, die Armutsbetroffene in den Mittelpunkt stellen, und ermöglichen denen, die keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, eine regelmäßige niederschwellige Tätigkeit. Gemeinsam mit den Straßenzeitungsverkäufern, Leser*innen, ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und allen Förderern wollen wir uns deshalb am 15. Juni 2022 im Rahmen des deutzkulturfestivals einen schönen Abend gönnen. Neben dem renommierten Bluesmusiker und Schauspieler Richard Bargel haben sich noch weitere illustre Gäste angekündigt. Es ergeht herzliche Einladung.

(Verschobene) Premiere 14./15.5.2022 um 16 Uhr im Theater Der Keller – Karten gibt es unter 0221 / 31 80 59 Weitere Aufführung am 25.5.2022 um 16.30 Uhr am Hänneschen Theater im Rahmen des Hänneschen Festivals – Karten gibt es unter 0221 / 25 81 201

Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. Juni 2022. Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749

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SERVICE

SERVICE

(SKM Köln) Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, täglich Fachberatung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, Postadresse, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

Vringstreff in der Kölner Südstadt

n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes Köln und Region gGmbH, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 14-16 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Tagestreff: Mo bis Do 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 10-12 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen gem. § 67 SGB XII, Ambulantes Betreutes Wohnen gem. § 67 SGB XII in Außenwohnprojekten, Clearing­ stelle Claro im Trägerverbund, VIADUKT, mietfest im Trägerbund

n Emmaus Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Appellhofplatz: Essenausgabe u. ERINNERUNGSKULTUR, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen

n Gulliver – Überlebensstation für Obdachlose Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Tagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Internetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestation, Gepäckaufbewahrung Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-15 Uhr, Wochenende und Feiertage 8-15 Uhr Kleiderkammer: Do 13.30-15.00 Uhr

n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83

n Vringstreff e.V. Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

n Bürger für Obdachlose e.V. Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de

Angebote: Kostenloses sonntägliches Frühstück 9-11 Uhr: Jeden 2. Sonntag im Monat Alte Feuerwache, Agnesviertel. Jeden 3. Sonntag im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429. Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jeden 4. Sonntag im Kulturbunker Köln-MülJedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. heim, Berliner Str. 20. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebrauchtn GUBBIO Obdachlosenseelsorge waren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Suppenküche am Appelhofplatz. Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. religiöse Filme Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln

n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de, http://www.skm-koeln.de Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.00-15.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, Duschmöglichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach Vereinbarung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreutes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Köln Pass.

Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de

Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen Foto: Christina Bacher

Für alle

Alfred–Schütte–Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER: siehe Aushang

Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internet­ nutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.

n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, 50968 Köln (Raderthal), Tel.: 0221/99 56-43 00 Aufnahme-EFH@diakonie-michaelshoven.de www.diakonie-michaelshoven.de Notaufnahme für Frauen in Krisensituationen auch mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung und Beratung. Aufnahme nach telefonischer Vorankündigung möglich.

n Der Wendepunkt Frauenberatung und Gewaltschutzzentrum. Danzierstr. 142 A, 51063 Köln (Mülheim), Tel.: 0221/99 56-44 44 wendepunkt@diakonie-michaelshoven.de www.diakonie-michaelshoven.de Beratung für Frauen in akuten Krisen, (drohender) Wohnungslosigkeit, nach Gewalt und in existenziellen Notlagen. Di, Do, Fr 9-12 Uhr, Mo, Di, Do 15-18 Uhr

n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und

n agisra e.V.

Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de

Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org

Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote

Nur für Frauen

Beratung nach Terminvereinbarung, telefonische n Haus Rosalie Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr Wohnprojekt für Frauen. Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Tel.: 0221/97 30 88 88 Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungshaus-rosalie@vinzentinerinnen.de lose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, für Mädchen und junge Frauen warme Mahlzeit (1,- Euro) Beratung und Begleitung bei Problemen Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; und in Krisensituationen Mittwoch 15 – 19 Uhr Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld n Café Auszeit 2 des SKF e.V. Tel.: 0221/45 35 56 50 Beratungsstelle für Frauen maedchenberatung-linksrhein@lobbyAn der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232/14 82 92, fuer-maedchen.de cafe-auszeit2@skf-koeln.de Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung Jeden Di und Do offene Beratung von 10–15 Uhr; Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Do von 10 bis 12 Uhr Frauenfrühstück Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 n Comeback Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Mädchenberatung rechtsrheinisch Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim 50676 Köln | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatung-rechtsTel.: 0221/126 95 210 rhein@lobby-fuer-maedchen.de Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen:

fairstore, Second-Hand-Artikel in Köln-Nippes

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n OASE – Benedikt Labre e.V.

Mi bis Fr: ganztägig nach Vereinbarung, Fr 14-18 Uhr: ohne Anmeldung

Foto: Christina Bacher

Foto: Sabine Rupp

n Kontakt- und Beratungsstelle am Hbf

Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.

n Mäc-Up Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57 Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, ERINNERUNGSKULTUR, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.

Nur für Männer n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh Stationäre Einrichtung für wohnungslose Männer: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27



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