29. Jahrgang | Nr. 225 | Dezember 2021
R E T I E S N E S s U A DR IN
Foto: Guido Schröder
Z A G A M N E S S A STR DA S K Ö L N E R
NEUES BUCH
FROHES FEST
GUTES TUN
Anzeige
INHALT
Vorwort
Inhalt
Foto: Simon Veith
5
In Zeiten einer Pandemie ist es gerade für obdachlose schwer, sich über Wasser zu halten. Erste Studien empfehlen, dass man Beteiligungsformen für Betroffene schaffen muss, um sie nicht wieder weitgehend vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Ein gutes Projekt auf diesem Weg ist die digitale Lernwerkstatt des Vringstreffs, die momentan für Armutsbetroffene kostenfrei angeboten wird. Seite 5-9.
Foto: Sabine Rupp
Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66
Christina hat Lothar auf seiner „Platte“ mitten im Wald besucht. Stellvertretend für die Redaktion wünschen die beiden allen Leser*innen ein frohes Fest.
Liebe Leser*innen und Unterstützer*innen,
e-Mail: stbg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de
ein spezielles Jahr geht nun zu Ende und wir bedanken uns ganz besonders für ihre/eure Unterstützung. Als kleines Dankeschön haben wir das Buch „DIE LETZTEN HIER. Köln im sozialen
Geschäftsführer:
Lockdown“ mit den geschichten aus unserem Straßenmagazin, die uns während der Pandemie besonders berührt haben, auf
Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
16
Foto: Guido Schröder
den Weg gebracht. Vielleicht, so haben wir uns gedacht, können wir Lehren aus dieser Zeit
Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin
ziehen und es in Zukunft (noch)
Vorwort
besser machen, damit keiner
Grußwort des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ............................................ 4
da draußen auf der Strecke ChrIStINA BAChEr (hg.)
KÖLN IM SOZIALEN LOCKDOWN
DEN ÄRMSTEN EINE STIMME GEBEN DAEDALUS
Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.
Torsten Sträter ist Autor, Slam-Poet, Komiker, Satiriker und jetzt auch Autor von Weihnachtsgeschichten. Kurzerhand hat er zu Stift und Papier gegriffen, als ihn die Kollegen von der „Trott-war“ in Stuttgart darum gebeten haben. Wir freuen uns sehr, dass wir den Text „Die bucklige Verwandschaft“ auch unseren Leser*innen zur Verfügung stellen können. Seite 16
bleibt. Das Buch bekommt ihr über den Buchhandel oder beim
Partizipation Obdachloser an Beteiligungsstrukturen
.....
5-7
.............................................
8-9
Straßenzeitungsverkäufer eures
Digitale Lernwerkstatt
Vertrauens.
Kommentar: Mirijam Günter
Eine Erkenntnis aus den letzten Monaten steht für uns fest:
..................................
ins Gefängnis und zurück
lichen Prozessen beteiligen und sie bei Entscheidungen besser
Literarisches zum Fest: Weihnachts-Special
ist die digitale Lernwerkstatt im Vringstreff, die kostenfrei für
Cartoon | Kolumne
wir an dieser Stelle Projekte vorstellen, die uns beeindrucken
Aus der OASE
und die wir allen ans Herz legen wollen.
Abonnement
und des gesamten oASE-Teams wünsche ich ein frohes
..................................... ...............
12-14 16-19
Buch-Tipps ............................................................. 20
Armutsbetroffene stattfindet. Auch im nächsten Jahr werden
Im Namen von Lothar – stellvertretend für die Redaktion –
10-11
Reportage: Im Wald – Vom Hambacher Forst
Wir müssen Menschen ohne obdach mehr an gesellschafteinbinden. Ein Projekt, das eine solche Partizipation ermöglicht,
3
..................................................................
...................................................
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22-23
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Impressum | Vorschau Service: Adressen
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21 24 25
26-27
Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins Neue Jahr und vor allem gesundheit.
Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle
Christina Bacher
Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3
FROHE BOTSCHAFTEN?!
FROHE BOTSCHAFTEN?! PA R T I Z I PAT ION
„Ich muss mal für große Mädchen“
DER BUNDESPRÄSIDENT
Schriftliches Grußwort von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für die Weihnachtsausgaben der deutschen Straßenmagazine und -zeitungen Berlin, im November 2021
Man kann davon ausgehen, dass von Wohnungs- und obdachlosigkeit Betroffene aufgrund der prekären Lebensverhältnisse, der Armut, des eingeschränkten Zugangs zur gesundheitsversorgung und bestehender Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko sowohl für eine Infektion mit SARS-CoV-2 als auch einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf haben. Aus diesem grund hat Anfang Juli 2021 das Robert Koch-Institut „Empfehlungen für gesundheitsämter und Anbieter der Wohnungslosen- und obdachlosenhilfe“ zum Umgang mit Wohnungs- und obdachlosen veröffentlicht. Der Ruf nach Partizipation der betroffenen Menschen bei Entscheidungen und der Ausgestaltung von Angebotsstrukturen während der Pandemie spielt dabei eine zentrale Rolle. Doch wie erreicht man die Angesprochenen? Und wer hört ihnen überhaupt zu?
W
arum ist es eine gute Idee, ein Straßenmagazin zu kaufen, das uns vor dem Supermarkt, in der S-Bahn oder am Bahnhof angeboten wird? Und warum ist es eine noch bessere Idee, es auch zu lesen? An guten Geschichten, die gut geschrieben und lesenswert sind, herrscht kein Mangel. Warum also ein Straßenmagazin? Weil uns die guten Geschichten der Straßenmagazine neben dem Lesevergnügen, der Einsicht und der Information noch eine zusätzliche Erkenntnis bescheren. Sie berichten über einen Ort, den wir alle kennen, einen Raum, in dem wir täglich unterwegs sind und über den wir alles zu wissen glauben: über die Straßen unserer Stadt. Doch sie tun es auf eine ganz besondere Weise. Indem sie unseren Blickwinkel nur ein wenig verändern, zeigen sie uns, dass uns unsere alltägliche Umgebung alles andere als altbekannt ist. Wir erfahren von Menschen, die in derselben Gegenwart leben, denselben Frühling, Sommer, Herbst und Winter sehen, mit denselben Phänomenen konfrontiert sind, und für die all das doch etwas ganz anderes bedeutet, weil sie auf der Straße leben. Was bedeutet eine Pandemie, was bedeutet Corona für Menschen ohne festen Wohnsitz? Welcher Infektionsgefahr sind Menschen ausgesetzt, die sich zum Schutz davor nicht in die eigenen vier Wänden zurückziehen können? Was bedeuten Kontaktbeschränkungen für Menschen, die auf Einkünfte aus dem Straßenverkauf angewiesen sind und deren Anlaufstellen lange nur im Notbetrieb arbeiten konnten?
„Lassen wir Corona das letzte Kapitel im Leben des Faxgeräts gewesen sein!“
Wer Antworten auf Fragen wie diese finden will, dem hilft der Perspektivwechsel, den die Geschichten der Straßenzeitungen uns vermitteln. Er hilft uns auch dabei, Entscheidungen zu überdenken: Wenn es künftig auch für Obdachlose keine kostenlosen Corona-Tests mehr geben wird und gleichzeitig strikte 3G-Regeln im gesamten öffentlichen Raum gelten sollen, wie kann die Wohnungslosenhilfe dann sicherstellen, dass ihre Angebote weiter genutzt werden können?
4
vor mir und nach mir – lasse ich mich
2016 seine bürgerliche Exis-
nicht. Ich habe mich so platziert, dass
tenz gegen das Leben auf der Straße
ich die Zahlen laut vorlesen kann. Eini-
getauscht hat, lebt weitestgehend ohne
ge sind sehr dankbar dafür gewesen!“
Handy und sucht nur ab und zu die
Lothar, der grundsätzlich ein hilfsberei-
Einrichtungen der Wohnungslosenhil-
ter Mensch ist, weiß, dass nicht jede*r
fe auf. Um einen wichtigen Termin bei
Deutsch versteht, nicht jede*r gute
der Stadt Köln wahrnehmen zu kön-
Augen hat, viele diese Situation unge-
nen, benötigt er im April 2021 erstmals
wohnt und beängstigend finden. Da
einen negativen Corona-Schnelltest.
weiß er mehr als diejenigen, die dieses
Wie so eine Testung abläuft, ist ihm bis
Impfzentrum eingerichtet haben. Viel-
dahin unbekannt. Im Straßenmagazin
leicht hätte man den gelernten Bauinge-
DRAUSSENSEITER beschreibt er später,
nieur bei der Einrichtung des Testzen-
wie beängstigend ihm der Mann vorge-
trums involvieren sollen? Für Lothar
kommen sei, der „gekleidet wie ein Seu-
geht die Sache an dem Tag gut aus:
chenexperte oder wie einer, der sich vor
Neben dem negativen Testergebnis spä-
Radioaktivität schützen muss“, plötzlich
ter erreicht er sogar, dass man ihn nach
vor ihm steht. Nachdem er seine Adresse
langer Wartezeit analog ausruft, wie er
(„OFW“ – ohne festen Wohnsitz) ange-
sich das gewünscht hat, nämlich – aus
geben hat, bekommt er wie alle anderen
Datenschutzgründen – nur mit seinem
ein „Identifikationsband um das rechte
Vornamen „Loddar!“. Andere dagegen,
Handgelenk“. Wobei: Die Frau vor ihm
die weniger mutig sind, trauen sich gar
bekommt das Band links umgelegt – ein
nicht erst in diese neue Situation hinein
Versehen? Jedenfalls beunruhigend. Er
und verpassen so ihre wichtigen Termi-
soll die digitale Anzeigentafel beob-
ne beim Amt.
achten, heißt es, bis seine Nummer erscheint. Doch von dem ihm zugewie-
Eine Partizipation von Obdach- und
senen Platz aus kann er die Tafel nicht
Wohnungslosen bei Entscheidungen
sehen, so stellt er sich direkt davor und
und bei der Ausgestaltung von Ange-
liest die Nummern laut vor, die darauf
botsstrukturen während der Pandemie,
Lothar verkauft und schreibt seit vielen Jahren für das Straßenmagazin DRAUSSENSEITER. Er ist stolz darauf, sein bürgerliches Leben gegen das selbstbestimmte Leben auf der „Platte“ eingetauscht zu haben. Er hat kein Handy, fühlt sich aber gut informiert durch Aushänge in den Einrichtungen, Streetworker*innen, Zeitungen und Bücher.
Foto: Friederike Bender
Ich wünsche uns allen ein frohes Weihnachtsfest, gesundheit und ein gutes neues Jahr! F R A N K -W A LT ER S T E I N ME I E R
erscheinen. „Verjagen – wie viele andere
verkäufer Lothar, der seit Juli
TExT VoN CHRISTINA BACHER
Foto: Bundesregierung / Steffen Kugler
Ich glaube, ein anderer, mitfühlenderer Blick auf unsere Gegenwart könnte nicht nur in diesem Fall helfen, für eine gute Lösung zu sorgen. Davon, die Perspektive zu wechseln und sich die Verhältnisse einmal ganz anders zu denken, lebt auch eine andere gute Geschichte: die Weihnachtsgeschichte.
D
er Kölner Straßenzeitungs-
5
FROHE BOTSCHAFTEN?!
FROHE BOTSCHAFTEN?!
Das Charité-Covid-19-Projekt für und mit obdachlosen Menschen stellt Plakate zum Thema Impfen zur Verfügung. Die Plakate sollen obdachlose Menschen ermutigen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen und sich vom Personal in vertrauten Einrichtungen beraten zu lassen. Die Formulierung „Du kannst dich impfen lassen“ soll das grundsätzliche Recht ansprechen, dass man sich auch ohne festen Wohnsitz, ohne Papiere und ohne Krankenversicherung impfen lassen kann.
Ein Anfang wäre es sicherlich, wenn man nicht – wie so häufig – über Wohnungs- und Obdachlose spricht, sondern mit ihnen. Rainer Kippe (Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung)
so das RKI, sei entscheidend, wenn man
Träger“ nachtragend gewesen und hät-
zu verteilen und - nebenbei - wichtige
Mülheim Anfang Dezem-
oder Eliten der Stadtgesellschaft, von
Missverständnissen vorbeugen und
ten die Kritik scharf zurückgewiesen.
Auf klärungsarbeit zu leisten. Dabei
ber 2020 die sofortige
Politik, Verwaltung, Medien, Wirtschaft
verteilten sie mehrsprachige Flyer über
Aufstellung eines Toilet-
u.a. nicht wahr- und ernstgenommen
umsetzen wolle. „Partizipative Ansätze
Nicht nur er und seine Mitstrei-
Risiken der Ansteckung, gaben Infor-
tenwagens am Wiener
werden.“ Dabei sollten doch diejenigen,
können (…) die Akzeptanz der hygiene-
ter*innen fordern die Aussetzung von
mationen über Impfmöglichkeiten raus
Platz beschloss, schob
die den öffentlichen Raum nutzen, ganz
und infektionsbedingten Regeln fördern.
Zwangsräumungen, die Stärkung von
und diskutierten auch schon mal über
man sich die Verantwor-
besonders an seiner Gestaltung beteiligt
Hinweise durch Hilfesuchende können
bestehenden Selbsthilfeprojekten wie
die gesellschaftliche Verantwortung, die
tung noch monatelang
werden.
helfen, Abläufe zu vereinfachen und
SSK, SSM, BWA und OMZ, wo sich seit
ein jeder in diesen Zeiten trägt. Analog
gegenseitig zu. Die „köl-
zum Infektionsmanagement beitragen“,
Jahren Obdachlose am Bau ihrer Woh-
zwar, aber hilfreich.
sche“ Interimslösung
Dass man aus der Krise lernt und für
heißt es da. Doch wer schenkt den Men-
nungen selbst beteiligen können, und
sah dann letztlich so
kommende Zeiten besser gewappnet
schen Gehör, die ihren Lebensmittel-
die Unterbringung von Obdachlosen in
Am 12. Mai 2021 fand dann die ers-
aus, dass die Grünanla-
sein will, zeigt auch das von der Stif-
punkt im öffentlichen Raum haben, oft
Einzelzimmern während der lebensge-
te größere Impfaktion für Obdachlose
ge hinter der Stadthalle
tung Wohlfahrtspflege NRW unterstütz-
sehr mobil sind und sich durch eine eher
fährdenden Pandemie. Auch die Sozia-
statt, ein mobiles Impfteam kam dazu
von den AWB gereinigt
te und vom Vringstreff e.V. ins Leben
schlechte Erreichbarkeit auszeichnen?
len Straßenzeitungen in Deutschland
in die Überlebensstation Gulliver.. Diese
wurde und ein bekann-
gerufene Projekt „Vringstreff digital für
Wie kann man ihre Bedarfe erheben und
starteten im Februar 2021 eine Petition
Aktion wurde sehr gut angenommen,
ter Catering- und Gast-
Wohnungslose im Netz!“ (siehe Seite 8).
sie um ihre Meinung fragen? Vorausge-
„Gegen das Sterben auf der Straße: Öff-
insbesondere war das Interesse an dem
rofachmann – Betreiber
Ab sofort können sich hier Menschen
setzt, sie wollen sie überhaupt äußern.
net die Hotels für Obdachlose!“, die bis
Impfstoff groß, der keine zweite Impfdo-
des natürlich zur Zeit
wöchentlich in interaktiven Workshops
Ein Gremium oder eine zentrale Stelle,
heute bei Change.org von 121.289 Men-
sis erfordert. So hatte der Mobile Medizi-
Selten organisieren sich Obdachlo-
auch geschlossenen Zoch-Biergartens
und an Leihgeräten fortbilden. Angefan-
an die sich Menschen ohne Obdach in
schen unterzeichnet wurde – darunter
nische Dienst des Gesundheitsamts, der
se in Gruppen selbst, um die eigenen
auf dem Wiener Platz – anbot, seinen
gen mit kleinen Tipps für die Suche im
der Pandemie wenden können, gibt es
auch Straßenzeitungsverkäufer*innen
die verschiedenen Einrichtungen auch
Interessen zu kommunizieren, wie
Toilettencontainer für die Allgemein-
Internet über die Sicherung wichtiger
in Köln jedenfalls nicht.
und Betroffene. Wie aber können Betrof-
schon vor der Pandemie mit geschultem
die Leute vom Verein „Obdachlose mit
heit zu öffnen. Eine Genehmigung blieb
Dokumente bis hin zum Thema Daten-
fene an Informationen kommen? Wie
Personal aufgesucht hat, jede Menge zu
Zukunft“, die durch die Unterstützung
aus, bis dann im Juni 2021 – sechzehn
schutz und Sicherheit. Aber auch eige-
„Ein Anfang wäre es sicherlich, wenn
erfahren sie von Petitionen, Demons-
tun. In kurzer Zeit waren ca. 600 Perso-
prominenter Mitstreiter*innen in der
Monate nach Pandemiebeginn – die
ne Themen und Fragen können mitge-
man nicht – wie so häufig – über Woh-
trationen, Podiumsdiskussionen und
nen aus dem Kreis der Wohnungslosen
Gummersbacher Straße eine zeitlich
Erlaubnis gegeben wurde, für wenige
bracht und in den Workshops beantwor-
nungs- und Obdachlose spricht, sondern
Möglichkeiten, um sich einzumischen?
gegen das Coronavirus geimpft, hinzu
befristete Notunterkunft von der Stadt
Wochen ein Dixi-Klo aufzustellen – auf
tet werden. Je mehr Betroffene solche
kamen noch Angebote durch die mobilen
gestellt bekommen haben. Oder der
Kosten des engagierten Privatmanns. Ein
Angebote nutzen, desto eher können sie
die Etablierung von Verhaltensregeln
mit ihnen“, Rainer Kippe vom „Akti-
6
onsbündnis gegen Wohnungsnot und
Menschen ohne Dach über dem Kopf
Impfteams, die über das Sozialamt orga-
Verein „Heimatlos in Köln“, der von der
gutes Beispiel dafür, dass Einmischung
sich in Zukunft am gesellschaftlichen
Stadtzerstörung“. Im Rundbrief 21 der
nennt man Obdachlose. Menschen, die
nisiert wurden und Impfaktionen in den
ehemals obdachlosen Linda Rennings
nur funktionieren kann, wenn sie auch
Diskurs beteiligen.
Initiative kritisiert er beispielsweise,
in Schutzräumen und Einrichtungen
Notunterkünften der Humanitären Hilfe
gegründet wurde und der von Anfang
erwünscht ist.
dass bei einer Podiumsdiskussion zum
untergebracht sind, gelten als woh-
und in den Beherbergungsbetrieben im
der Pandemie an eine öffentliche Toilet-
Thema Obdachlosigkeit kein Betroffener
nungslos. Während man in den Ein-
ganzen Stadtgebiet durchführten.
te für die Menschen am Wiener Platz
Das weiß auch die Kölner Freiwilli-
daran, ein mobiles iPad oder einen Com-
auf dem Podium saß. Kippe, der die Sozi-
richtungen naturgemäß besser erreich-
Für den Leiter des Mobilen Medizini-
gefordert hat – begleitet durch eine breit
genagentur, die in Zukunft vermehrt
puter in einer Einrichtung zu nutzen,
alistische Selbsthilfe Mülheim mitaufge-
bar ist, muss man Obdachlose häufig
schen Dienstes, Adolf-Martin Müller, ein
angelegte Pressekampagne.
Menschen in politische Prozesse ein-
seine Artikel für das Straßenmagazin
baut und erst kürzlich mit einer Mahn-
erst einmal „finden“, aufsuchen und
gutes Beispiel dafür, dass gerade ein breit
Dass spätestens nach der pandemie-
binden möchte, die sonst eher selten
DRAUSSENSEITER selbst abzutippen
wache vor dem Rathaus ins Gespräch
gegebenenfalls ansprechen, um sie auf
aufgestelltes Hilfesystem hier Früchte
bedingten Schließung der Restaurants
Gehör finden. So hat man im Januar
oder seine Beschwerde bezüglich des
gebracht hat, schreibt weiterhin: „Wer
Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe,
trägt und möglichst viele Menschen
und Kneipen die Menschen ohne eigenen
2021 den Beraterkreis „Inklusive Betei-
unsensiblen Umgangs im Testzen-
nicht verstehen will, dass es notwendig
„Nachtcafés“ oder Suppenküchen auf-
„abholt“: „Das sehr stark aufgesplittete,
Schutzraum gezwungen waren, ihre Not-
ligung“ gegründet, der mithelfen kann,
trum tatsächlich selbst zu verfassen.
ist, Menschen, die auf der Straße leben,
merksam zu machen. Neben den ehren-
diversifizierte Hilfesystem, das wir
durft in Parkanlagen und Hauseingän-
Menschen – darunter auch obdachlose
Im Grunde ist er nämlich ein politisch
in Debatten und Entscheidungen in
amtlichen Gruppen, die in Großstädten
in Köln haben, hat sich während der
gen zu verrichten, war somit allgemein
Betroffene – zu erreichen, die sich bis-
interessierter Mensch und mischt sich
eigener Sache einzubeziehen, (…) wird
abends Essen und warme Getränke aus-
Corona-Pandemie m.E. im Großen und
bekannt. Und obwohl auch das RKI fol-
lang wenig für Wahlen, Bürgerversamm-
gerne mal ein, wenn es um seine Lieb-
in ein paar Jahren immer wieder diese
geben, spielen hier die professionellen
Ganzen bewährt. Auch wirkliche Rand-
gende Empfehlung ausspricht: „Zugang
lungen und Beteiligungsverfahren inte-
lingsstadt Köln und deren
Diskussionen führen, und feststellen,
Streetworker*innen eine immens wich-
gruppen konnten so erreicht werden
zu öffentlichen Toiletten sicherstellen:
ressierten.
Belange geht.
beziehungsweise ausblenden, dass man
tige Rolle.
– es wurde noch einmal deutlich, dass
Öffnung von öffentlichen Toiletten 24 h,
Bei dieser Zielgruppe spreche man
Und wer weiß: Vielleicht findet ja auch Lothar irgendwann mal Freude
nicht weitergekommen ist.“ Als Beispiel
Als sich andere im trauten Heim ins
es im Umfeld der Wohnungslosigkeit
keine Schließung von öffentlichen Toi-
dann von „schwachen Interessen“.
führt er die Sendung der Talkshow „Hart
Homeoffice zurückzogen, waren die
zwar recht typische Problematiken und
letten, (portable) Sanitär- und Hygiene-
„Schwach sind objektiv oder subjektiv
aber fair“ an, bei der sich tatsächlich mal
Streetworker*innen der OASE – Benedikt
Lebensumstände gibt, dass es innerhalb
einheiten an bekannten Aufenthaltsor-
vorhandene Interessen dann, wenn die
ein Betroffener und eine Ehrenamtlerin
Labre e.V., der Diakonie Michaelshoven
der Gruppe der Wohnungslosen aber
ten aufstellen. Sicherstellen, dass dort
Träger dieser Interessen (….) nicht in
im Gespräch mit Frank Plasberg über
oder auch der katholischen Obdachlo-
auch eine Vielzahl unterschiedlicher
Seife und Einmalhandtücher/Papier-
der Lage sind, ihnen Ausdruck zu verlei-
das Kölner Hilfesystem äußern durften
senseelsorge Gubbio täglich von mor-
(Über-)Lebensweisen, Lebensentwürfe
handtücher vorhanden sind“, rührte
hen“, heißt es in dem mehrseitigen Kon-
– statt konstruktiv mit den Vorwürfen
gens bis abends auf der Straße unter-
gibt, die dann auch darauf abgestimmte
sich bei der Stadt Köln monatelang
zept. Das beobachtet man bei Menschen
umzugehen seien „Verwaltung und freie
wegs, um Masken und Essensgutscheine
Hilfsangebote erfordern.“
nichts. Obwohl die Bezirksvertretung
dann, „wenn sie von den Mehrheiten
●●●
INFO
Dieser Text wurde in dem Buch „DIE LETZTEN HIER. Köln im sozialen Lockdown“ veröffentlicht. Daedalus Verlag, Münster, 12,- Euro. ISBN 978-3-89126-267-2
ChrIStINA
BAChEr (hg.)
KÖLN IM SOZIA LEN LOCKDOWN
DAEDALUS
DEN ÄRMS EINE STITEN GEBENMME
7
FROHE BOTSCHAFTEN?!
FROHE BOTSCHAFTEN?!
Dass sich das Internet als nützliches Instrument der Alltagsbewältigung durchgesetzt hat, ist inzwischen jedem klar. Aber wie findet man Interessantes und Wichtiges und wie schützt man sich so gut wie möglich? In der digitalen Lernwerkstatt im Vringstreff kann man das seit September lernen. Und wer kein eigenes Smartphone oder Tablet hat, kann ein Leihgerät bekommen. Die Teilnahme ist nach vorheriger Anmeldung kostenlos.
DIGI TA L E T E I L H A B E
D
RAUSSENSEITER: Seit Ende September 2021 läuft bei euch im Vringstreff eine digitale Lernwerkstatt, die
sich vornehmlich an Wohnungslose und Menschen ohne Budget richtet. gemeinhin gehen viele davon aus, dass „arme Leute“ gar keine Handys oder Smartphones besitzen. Ist das ein Trugschluss? oder kann man die bei euch für den Workshop leihen? Sabine Rupp: Es ist tatsächlich ein Trugschluss, dass arme und wohnungslose Menschen kein Mobiltelefon besitzen oder kein Interesse am Internet hätten.
INTERVIEW MIT SABINE RUPP VoM VRINgSTREFF E.V. VoN CHRISTINA BACHER
zwar auf dem benötigten technischen
eine Handyladestation. Woran es fehlt,
Stand gehalten, haben aber eine grund-
sind Angebote für wohnungslose Men-
legende Überarbeitung immer wieder
schen, die ihre digitalen Kompetenzen
zurückstellen müssen. Das Digitalisie-
erweitern wollen. Viele Einrichtungen
rungsprojekt der Stiftung Wohlfahrts-
der Wohnungslosenhilfe haben die Digi-
pflege NRW verschafft uns jetzt zumin-
talisierung leider noch nicht als Thema
dest einen Teil der Mittel, das in Angriff
für ihre Klient*innen erkannt. So haben
nehmen zu können. Die überarbeitete
wir das Heft in die Hand genommen und
Website soll eine Startseite haben wie
bieten mit der digitalen Lernwerkstatt
eine App, moderner und aufgeräumter
allen Interessierten die Möglichkeit, ihr
aussehen. Das steht schon fest. Die Hilfe-
digitales Wissen zu erweitern.
einrichtungen sprechen wir derzeit an,
Als wir letzten Herbst die Förderung
welche Inhalte und Informationen wie eingebunden werden können.
Eine aktuelle wissenschaftliche Studie
bei der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW
zur Mediennutzung wohnungsloser
beantragt haben, gingen wir davon aus,
Wir hatten im Rahmen des Projekts
dass die digitale Lernwerkstatt Men-
überlegt, eine App zu entwickeln, den
Foto: Sabine Rupp
Menschen hat gezeigt, dass digitale Medien gerade für diese Personen einen
phone besitzen, sind sie doch meistens schlecht
Das Fatale dabei ist auf lange Sicht,
gesunden Menschenverstand, ob der
schen auf zukünftige, ähnlich krisenhaf-
Gedanken jedoch wieder verworfen.
großen Nutzen haben. Sie werden z.B.
erreichbar. Warum haltet ihr mit eurem Ange-
dass unsere Gesellschaft sich immer
Link, der dir gerade in sozialen Medien
te Ausnahmesituationen wie während
In der Vorplanung haben wir u.a. mit
als „mobile Notrufsäule“ genutzt, sie
bot dagegen?
weiter digitalisiert, sodass manche Leu-
oder per WhatsApp, Signal etc. geschickt
der Coronavirus-Pandemie vorbereiten
potenziellen Nutzer*innen gesprochen
ermöglichen, mit anderen Menschen in
Sabine Rupp: Das Internet bietet Kom-
te ganz selbstverständlich ihre Steuerer-
wurde, auch vertrauenswürdig ist. Sei
hilft. Dass wir uns heute immer noch in
und auch weitere technische Aspekte
Kontakt zu bleiben, oder dienen einfach
munikationsmöglichkeiten auf Distanz,
klärung online machen und sich abends
immer wachsam, wenn es um Angebote
einer Pandemie befinden, konnten wir
recherchiert. Die Betriebssysteme der
als Informationsquelle für den Alltag.
schließlich ist ein von Obdachlosigkeit
die Zeit mit Netflix vertreiben, während
mit sehr niedrigen Preisen, um Geschen-
natürlich nicht ahnen
Smartphones der potenziellen Nut-
Die Mehrheitsgesellschaft ist darüber
betroffener Mensch nicht so mobil wie
obdachlose Menschen große Hürden
ke oder Gewinne geht. Akzeptiere keine
häufig irritiert, da man Smartphones
andere. Wenn das Budget knapp ist,
überwinden müssen, um überhaupt nur
als Luxusgut sieht. Mobiltelefone und
dann kann jedoch die Guthabenkarte
Internet gehören jedoch heute zum All-
fürs Handy nicht aufgeladen werden.
tag aller – auch zu dem der wohnungs-
zer*innen sind nicht immer aktuell,
Cookies, nur weil es lästig erscheint, sich
DRAUSSENSEITER: Wer finanziert dieses Pro-
weil Geräte z.T. einfach zu alt sind oder
telefonisch erreichbar zu sein. Digitale
mit den Einstellungen zu beschäftigen,
jekt und ist es zeitlich begrenzt?
weil Updates nicht installiert werden
Zugänge sind damit ein zentraler Faktor
bevor man auf die eigentliche Website
Sabine Rupp: Der Vringstreff wird maß-
(z.B. wegen fehlendem Datenvolumen
Ohne Datenvolumen braucht es wiede-
im Hinblick auf gesellschaftliche Teilha-
kommt. „Bezahlt“ wird meist mit Daten,
geblich unterstützt durch die Stiftung
im Mobiltarif). Für eine App braucht es
losen Menschen. Da spielt es keine Rolle,
rum ein freies WLAN, um ins Netz zu
be. Deshalb war und ist es uns so wich-
die mit anderen Daten von dir verknüpft
Wohlfahrtspflege NRW. Im Rahmen des
jedoch ein halbwegs aktuelles Betriebs-
ob es das neueste Gerät ist oder eines aus
kommen. Da hat Köln zwar Angebote,
tig, Möglichkeiten des digitalen Zugangs
werden können. Verwende verschiede-
Förderprogramms „Zugänge erhalten –
system auf dem Handy. Auch wechseln
zweiter, dritter, vierter Hand.
aber meist nur an belebten Orten für
zu Hilfe, Unterstützung, Beratung und
ne Passwörter für verschiedene Diens-
Digitalisierung stärken“ haben wir das
potenzielle Nutzer*innen häufiger das
In der digitalen Lernwerkstatt fra-
eher flüchtiges Surfen im Vorübergehen.
Kommunikation aufzuzeigen.
te, baue dir Eselsbrücken, um dir die
Projekt „Vringstreff digital für Woh-
Handy (weil kaputt, verloren, gestoh-
gen wir bei der Anmeldung ab, ob die
An solchen Orten fehlt es an Ruhe und
Passwörter zu merken. Wenn ein Kon-
nungslose im Netz!“ beantragt und eine
len, aus Geldnot verkauft). Sie müssten
Teilnehmenden ein eigenes Gerät mit-
Privatsphäre. Man kann natürlich ange-
DRAUSSENSEITER: Wer viel im Internet unter-
to gehackt wurde, bleiben die anderen
entsprechende finanzielle Förderung
die App immer neu installieren, sobald
bringen. Denjenigen, die keines haben,
rufen werden, aber ein altes Handy hat
wegs ist, macht sich auch angreifbar. Jeden-
wenigstens geschützt.
erhalten. Die Mittel daraus können wir
sie wieder ein Smartphone haben – und
leihen wir ein Smartphone oder Tablet
meistens einen Akku, der sich schnell
falls ist das häufig die Angst, die auch in den
Letztlich lernt man nur, sich sicher
bis Ende Januar 2022 einsetzen.
sich dann daran erinnern (bzw. sie müss-
für die Benutzung während der Lern-
von selbst leert. Auf der Straße wiede-
Medien geschürt wird. Wie nehmt ihr den Leu-
im Netz zu bewegen, wenn man es tat-
werkstatt.
rum ist Strom Mangelware. Und nicht
ten die Sorge, „gefunden“ oder ausspioniert zu
sächlich tut und sein Wissen weiterent-
DRAUSSENSEITER: Vor vielen Jahren habt
beschränkt die Erfolgsaussichten deut-
jede Hilfeeinrichtung hat Ladestationen
werden und was man sonst so hört? Wie wird
wickelt, so wie sich auch das Internet
ihr ja bereits die Seite www.wohnungslos-in-
lich. Daher nutzen wir doch lieber den
DRAUSSENSEITER: Dass sich das Internet als
wie der Vringstreff. Hinzu kommt, dass
digitale Nutzung sicher?
weiterentwickelt. Hierfür ist unsere
koeln.de aufgesetzt, die immer noch als wich-
relativ barrierearmen Zugang einer
nützliches Instrument der Alltagsbewältigung
viele Menschen negative Schufa-Einträ-
Sabine Rupp: Ein paar ganz grundle-
Lernwerkstatt eine Möglichkeit.
tiger Wegweiser durch die Hilfeeinrichtungen
Website, die jede*r über eine Suchma-
durchgesetzt hat, ist inzwischen jedem klar.
ge haben, sodass sie nicht einfach Mobil-
gende Dinge versuchen wir zu vermit-
gilt. Wird das Projekt denn fortgeführt bzw.
schine finden kann.
Man hat den Impfausweis auf dem Handy,
funk-Verträge abschließen können. Pre-
teln: Öffne nur Mails von Leuten, die
DRAUSSENSEITER: Wie kamt ihr eigentlich
weiterhin überarbeitet?
googelt mal schnell die KVB-Verbindung oder
paidkarten wiederum müssen mit Per-
du kennst, oder von denen du sicher
auf die Idee dieser Werkstatt? Wurden diese
Sabine Rupp: Die Zugriffszahlen, die
schreibt einem Freund eine WhatsApp-Nach-
sonalausweis registriert werden. All das
sein kannst, dass sie dir gerade aus
Bedarfe von Betroffenen an euch herangetra-
monatlich mindestens vierstellig sind,
richt. Der Alltag vieler obdachloser sieht da
sind Faktoren, die eine digitale Teilhabe
einem aktuellen, für dich richtigen
gen oder habt ihr als Sozialarbeiter*innen
belegen, dass die Seite nach wie vor gut
häufig anders aus. Auch, wenn sie ein Smart-
für arme Menschen massiv erschweren.
Anlass geschickt werden. Frage deinen
bemerkt, dass da eine Leerstelle ist? Welche
angenommen wird. Da ist es praktisch,
Rolle hat die Pandemie dabei gespielt?
dass die Institutionen ihre Informatio-
Sabine Rupp: Grundsätzlich beobachten
nen selbst aktualisieren können. In der
wir schon seit längerer Zeit, dass auch
Optik und Benutzer*innenführung ist
unsere Gäste digitale Medien nutzen
die Seite doch schon etwas in die Jah-
und einen hohen Bedarf haben. Daher
re gekommen. Wir haben die Website
Digitale Zugänge sind ein zentraler Faktor im Hinblick auf gesellschaftliche Teilhabe. 8
gibt es bei uns freies WLAN und auch
ten entsprechend erinnert werden). Das
DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank!
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INFO
Vringstreff e.V. Im Ferkulum 42, 50678 Köln Kontakt: Sabine Rupp, 0221 / 278 56 55 sabine.rupp@vringstreff.de www.vringstreff.de 9
FROHE BOTSCHAFTEN?!
FROHE BOTSCHAFTEN?!
K OM M E N TA R
„Lest doch mal den Armutsbericht!“ Die sechste Ausgabe des üppigen Konvoluts, meist nur kurz „Armutsbericht“ genannt, ist in diesem Jahr erschienen. Die Kölner Schriftstellerin Mirijam günter hat sich eine Woche durch die mehr als 500 Seiten gekämpft, sie für unsere Leser*innen zusammengefasst und ein paar bissige Kommentare an den Rand geschrieben.
S
eit den 80er Jahren sind Arbeitsplätze für ungelernte Kräfte in großer Zahl weggefallen. Im Ergebnis haben Personen ohne Erwerbstätigkeit und Erwerbstätige mit geringer formeller Bildung unterdurchschnittlich von den Wohlstandzuwächsen der Gesellschaft profitiert.
Ach echt, was für eine Erkenntnis!
Fast alle Befragten der Studie sehen Armut bei einer Person gegeben, der im Monat 1000 Euro oder weniger zur Verfügung stehen. Bei Reichtum gehen die Meinungen auseinander. Von Menschen aus der unteren Mitte wurde der Betrag bei 5800 Euro angesetzt, die oberen Schichten nannten einen Betrag von 11.000 Euro.
Tja, für jemanden, der im Discounter schuften muss, sind 5800 Euro einfach eine utopische Vorstellung.
Insgesamt hatte im Jahr 2019 jeder vierte Mensch einen Migrationshintergrund.
Und wann hört endlich die rassistische Hetze gegen uns auf?
Bei den 20- bis 25-Jährigen haben die Fälle von Überschuldung zugenommen. 69 Prozent derer, die eine Beratungsstelle aufsuchten, hatten Schulden bei Telekommunikationsanbietern. Die Schulden lagen durchschnittlich bei 1464 Euro, dem stand ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 782 Euro gegenüber.
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Während Personen, die höchstens einen Hauptschulabschluss erreicht hatten, im Fünfjahreszeitraum von 2013 bis 2017 zu 54 Prozent von Armut und Prekariat betroffen waren, befinden sich Akademikermenschen zu 58 Prozent in „Wohlstand“, „Wohlhabenheit“ und „Wohlhabenheit-Mitte“.
Was für Wörter!
Die Gesellschaft könne als bedingt „chancengleich“ betrachtet werden. Mit der Einschränkung allerdings, dass aus Sicht der Befragten insbesondere familiäre Voraussetzungen und die Struktur des Wirtschaftssystems Chancen oder Benachteiligungen prägen.
Ich frage mich, wer da befragt wurde?
Personen aus dem Bereich „Adaption“ blicken trotz vergleichsweise geringer Teilhabe zufrieden auf ihr Leben. Das liege daran, dass diese Befragten sich in die Verhältnisse gefügt und ihre Ansprüche heruntergeschraubt hätten.
„Adaption“ bezeichnet in diesem Fall Menschen, denen es eigentlich schlecht geht, die sich die Zustände aber schönreden und sagen, dass es ihnen gut geht. Habe ich auch nicht gewusst.
Der überwiegende Teil der Befragten, die sich unten sahen, sehen sich auch in fünf Jahren noch unten. Nur ein Drittel erwartet einen persönlichen Aufstieg. Gleichzeitig erwarten mehr Befragte aus der „unteren Mitte“ abzusteigen, sodass der Anteil „unten“ in fünf Jahren ansteigt. Aus der „mittleren Mitte“ und der „oberen Mitte“ erwarten mehr Befragte einen Aufstieg als eine Verschlechterung. COVID-19 hat die Benachteiligten weiter benachteiligt. So haben nur 31 Prozent der geflüchteten jungen Menschen eine Ausbildung anfangen können, das ist ein Minus von 21 Prozent. „Schule macht stark“ ist eine im Oktober 2019 beschlossene Initiative von Bund und Ländern zur Unterstützung von Schulen in sozial schwierigen Lagen, sie soll zur Verbesserung von Bildungschancen von sozial benachteiligten Schüler*innen beitragen.
Hoffentlich haben die betroffenen Schulen auch Bescheid bekommen, dass es so eine Initiative gibt.
Die Wohnsituation von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund unterscheidet sich noch immer. So steht der Bevölkerung mit Migrationshintergrund oft nur Wohnraum mit geringer Qualität und Quantität zur Verfügung.
Diese Menschen waren von den Ausgangssperren noch härter betroffen.
Hohe Quadratmeterpreise, die von Menschen mit Migrationshintergrund gezahlt werden müssen, deuten auf eine Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt hin.
Ach echt? Das ist ja mal ne Erkenntnis! Dafür muss man bestimmt zehn Jahre studiert und einen Doktortitel gemacht haben. Ironie aus. Vielleicht sollten die Betroffenen mal was schreiben und nicht nur immer über sie geschrieben werden!
Laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes haben 35 Prozent der Befragten, die in den letzten zehn Jahren auf Wohnungssuche waren, Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen ihrer ethnischen Herkunft erlebt. Laut Bericht sei in Deutschland nur ein geringer Anteil der Bevölkerung von Wohnungslosigkeit betroffen. Das gut ausgebaute Hilfesystem trage dazu bei, dass Wohnungslosigkeit häufig abgewendet werden könne.
Diesen Satz des Selbstlobs findet man auf Seite 336. Dass Aufenthalte in Gefängnissen und manchmal auch in Krankenhäusern zu Wohnungslosigkeit führen können, stellen die Schreiber*innen überrascht auf Seite 341 fest.
Gesundheit: Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem sozialökonomischen Status (der ergibt sich etwa aus Einkommen, Bildung und dem Beruf der Eltern) haben zum einen ein 3,5-fach erhöhtes Risiko auf psychische Auffälligkeiten und ein 2,8-fach erhöhtes Risiko auf ADHS im Vergleich zu Kindern aus Familien mit höherem Status.
Gesoffen wird aber vor allem in der Oberschicht, wie wir auf Seite 376 erfahren. 18 Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen mit hoher Bildung haben einen riskanten Alkoholkonsum.
Das Risiko sozialer Isolation steigt im Rentenalter an, wenn man über ein niedriges Einkommen verfügt.
Noch so eine Überraschung.
Die Bundesregierung fördert modellhafte Projekte, mit denen Kultureinrichtungen die Diversität bei Personal, Programm und Publikum sowie die kulturelle Vermittlung und Bildung stärken sollen. Ziel sei es, künftig mehr Menschen zu erreichen, die bisher kaum oder gar keine kulturellen Einrichtungen nutzen.
Mich hat noch keine Anfrage erreicht. Vielleicht hat sich einfach noch keiner der potenziellen Auftraggeber*innen bis auf die Seite 414, auf der das steht, durchgearbeitet.
Der Europäische Sozialfonds unterstützt mit dem Modellprogramm „Jugend stärken im Quartier“ Kommunen dabei, Angebote für junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf für den Übergang von Schule zu Beruf zu entwickeln. Acht Prozent der Menschen in Armut geben an, einmal im Monat ehrenamtlich tätig zu sein.
Finde ich viel. Ich weiß, was es für einen täglichen Kampf bedeutet, in Armut zu leben.
Menschen mit Migrationshintergrund sind bislang unterdurchschnittlich an der demokratischen Willensbildung beteiligt. Diese Gruppe geht seltener wählen.
Wie haben sie das denn rausgefunden? Ich dachte, die Wahl ist geheim.
Auch bei der Ausübung des passiven Wahlrechts gibt es Diskrepanzen. 25,5 Prozent der Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund, aber nur 8,2 Prozent der Abgeordneten. In den Landesparlamenten sind es 4,5 Prozent und Oberbürgermeisterposten haben 1,5 Prozent inne.
Ich stelle mich zur Verfügung!
https://www.armuts-und-reichtumsbericht.de
Mirijam Günter ist u.a. in Köln aufgewachsen und absolvierte die Hauptschule, gekrönt von einem Realschulabschluss. Nach für alle Beteiligten deprimierenden
Auf Seite 410 berichten Schüler*innen (14 bis 16 Jahre alt), die Schulen mit niedrigeren Schulabschlüssen besuchen, dass sie deutlich seltener Theater, Konzerte und Museen besuchen als Gymnasiast*innen. Auch die Teilnahme an Schultheater oder Orchester ist bei diesen Schüler*innen deutlich geringer.
Ach echt? Mir ist in den 12 Jahren, in denen ich bundesweit Literaturwerkstätten an Förder- und Hauptschulen anbiete, nicht ein Orchester oder Theater begegnet.
Versuchen, durch das Erlernen eines ordentlichen handwerklichen Ausbildungsberufs im normalen Leben zu landen, entschied sie sich schließlich, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen – und zu schreiben. Und das äußerst erfolgreich: Für das Manuskript ihres Debütromans »Heim« erhielt sie 2003 den oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. Seit 2006 bietet Mirijam günter Literaturwerkstätten für jugendliche Schüler*innen oder Straftäter*innen an.
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REPORTAGE
REPORTAGE
Text und fotos von Jens Hüttenberger
H
eute möchte er nicht mehr als Braunkohletourist
und lässt seine Blessuren, Hämatome und Prellungen unter-
bezeichnet werden. Und das hat viel mit dem zwei-
suchen und dokumentieren. Sein zweiter Weg führt ihn zu
ten Tag zu tun, der sein Leben veränderte, dem 3.
seinem Rechtsanwalt. Normalerweise rät dieser von Anzeigen
Dezember 2016. Ein Tag, der ihn über Umwege ins Gefängnis
gegen Polizeibeamt*innen ab, zu aussichtslos, aber in diesem
brachte und knapp fünf Jahre später zu einem bemerkens-
Fall scheint die Beweislage erdrückend. Es gibt Zeug*innen –
werten Prozess führte, dessen Urteil die „taz“ mit „Fast ein
und ein Video. Das hatte der Künstler selbst aufgenommen.
Meilenstein“ betitelte.
Die Kamera war zwar zerstört, der Chip aber nicht. Es zeigt
Nichts deutet am frühen Morgen darauf hin, dass sich für
deutlich, wie ein Polizist aus der Reihe auf den Filmemacher
Todde Kemmerich zum zweiten Mal sein Leben drehen würde.
losrennt. Es sind Protestschreie zu hören. Dann knallt die
Eine Gruppe von Klimaschützer*innen, darunter der bekannte
Kamera zu Boden und es wird schwarz. Dazu kommen die
Naturführer Michael Zobel und er, trifft sich um 6.30 Uhr
offiziell dokumentierten Verletzungen. Kemmerich zeigt mit-
morgens zu einem Aktionsfrühstück an einer Zufahrtsstra-
hilfe des Anwalts fünf Beamt*innen wegen Körperverletzung
ße, um gegen die Rodungen durch RWE zu protestieren. Es
im Amt, Beihilfe zur Körperverletzung, Freiheitsberaubung,
ist noch dunkel. Die kalte Waldluft kriecht ihnen durch die
Falschaussage und Sachbeschädigung an.
Knochen. Nach Tee und Brötchen beschließen die Umwel-
Im Wald Es gibt Tage, die verändern das Leben für immer. Ein solcher Tag war der 29. März 2014 für Todde Kemmerich. Nachdem er einen Artikel in den „Aachener Nachrichten“ gelesen hatte, fuhr der Filmemacher in den Hambacher Forst. Was er sah, erschütterte ihn zutiefst: Wo einst sieben mächtige Buchen und Eichen standen, klaffte jetzt eine 50 mal 50 Meter große Lichtung. Die Baumhaus-Siedlung „Monkey Town“ war zwei Tage vorher geräumt und gerodet worden.
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Dem damals 48-Jährigen schossen Tränen in die Augen und er beschloss, sich für den Wald zu engagieren. Er nannte sich ironisch „Braunkohletourist“. Auf den Namen kam er, als er die touristischen Hinweisschilder an den Autobahnen sah. Von einem umgebauten Lkw, den er am Rand des Waldes parkte, initiierte er Kunstprojekte und weitere Aktionen zum Schutz der Bäume. Der DRAUSSENSEITER berichtete 2016 über sein Engagement.
taktivist*innen, weiter in den Wald zu ziehen. Dort werden
Finanzielle Sorgen und Haft
Polizist*innen auf die Gruppe aufmerksam. Es kommt zu Dis-
Die folgenden Monate werden hart. „Ich war traumatisiert.
kussionen, wer hierwas im Wald macht und ob sich die Akti-
Es waren weniger die physischen Verletzungen, die mir zu
vist*innen dort aufhalten dürfen. Es entbrennt ein Streit. In
schaffen machten, sondern die Ohnmachtserfahrung. Ich bin
der Folge bilden die Polizeibeamt*innen eine lose Kette; eine*r
gefesselt, liege auf dem Boden, kann mich nicht wehren und
fordert Kemmerich auf, sich zu entfernen.
jemand schlägt auf mich ein. Das werde ich meinen Lebtag
Was dann geschieht, sollte später mehrere Staatsanwalt-
nicht vergessen.“ Der Künstler, der soziokulturelle Projekte
schaften beschäftigen und ein Gericht. Und fast fünf Jahre
initiiert, kann nicht arbeiten, ist in Behandlung und Thera-
später zu dem wegweisenden Urteil des Landgerichts Aachen
pie. Seine Freund*innen beschreiben ihn als launisch und
führen. Der Polizist Dietmar Z. stürmt auf Kemmerich zu
aggressiv. „Irgendwo musste die Gewalt hin, die in mich hin-
und reißt ihn zu Boden. Seine Kamera, die er als Filmemacher
ein geprügelt wurde“, beschreibt er das Gefühl. Er kämpft
dabei hatte, zerspringt. Er wird mit dem Gesicht in den Boden
mit Schlafstörungen, hat keinen Appetit mehr. Manchmal
gedrückt. Er spürt Schläge auf den Rücken. Dann fixieren
heult er einfach los. Seine finanzielle Lage wird prekär. Er
ihn die Beamt*innen, ob mit Handschellen oder Kabelbindern
kann seine Pflegeversicherungsbeiträge nicht bezahlen, häuft
bleibt im Verfahren unklar. Als er gefesselt auf dem Wald-
Schulden an.
boden sitzt, erhält er nach eigenen Angaben Faustschläge
Obwohl er seine Zahlungsunfähigkeit durch Abgabe einer
auf beide Jochbeinknochen; die Polizei bestreitet das. Kem-
Vermögensauskunft aufzeigt, unterstellt ihm ein Richter Zah-
merich brüllt, er zeige sie an. Unter Zwang wird er zu dem
lungsunwilligkeit. Er wird zu 20 Tagen Haft verurteilt, die er
Mannschaftswagen getragen, nach etwa zwei Stunden wieder
2018 antritt, bis nach einigen Tagen ein Freund die Schulden
freigelassen. Noch am selben Tag fährt er ins Krankenhaus
übernimmt und ihn aus dem Gefängnis holt.
Noch immer leben Menschen in dem Waldgebiet. Wie viele, ist nicht bekannt.
Der Hambacher Wald ist nicht nur ein natürliches, sondern auch soziales Ökosystem.
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REPORTAGE
Eine Gedenkstätte erinnert an Aktivist*innen, die ihr Engagement mit dem Leben bezahlten.
Wie geht es juristisch weiter? Zuerst flattern bei ihm drei
Fassungsloser Richter
Anzeigen rein. Vorwurf: Widerstand gegen Polizeivollzugs-
Der Richter ist fassungslos und in seinem Urteil eindeutig:
beamte, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und Haus-
Die Polizeibeamt*innen hatten weder einen Platzverweis
friedensbruch. Alle drei Verfahren werden eingestellt. Ebenso
ausgesprochen, noch gab es einen erkennbaren Bereich,
seine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Aachen. Es gebe kei-
den Kemmerich nicht hätte betreten dürfen. So gab es über-
nen Tatnachweis. Die Chancen auf eine Verurteilung gehen
haupt kein strafrechtlich relevantes Verhalten. Der Angriff
gegen null. Er und sein Rechtsanwalt lassen nicht locker. Sie
und die Fixierung des Betroffenen waren rechtswidrig. Das
erfahren beispielsweise, dass das Video gar nicht begutachtet
Urteil: Schmerzensgeld und Schadensersatz in Höhe von 3.350
wurde. Sie wagen den Gang durch die Instanzen. Erfolglos.
Euro. Nur einen Verdienstausfall konnte er als freischaffender
Das strafrechtliche Verfahren gegen die Polizist*innen wird
Künstler nicht nachweisen. Das bedeutete für ihn: finanziell
zweimal zu den Akten gelegt. Die Einstellungsbeschwerden
ein Pyrrhussieg. Denn so muss er 36 Prozent der Prozesskosten
bei den nächsthöheren Instanzen werden abgewiesen.
selbst tragen, was etwa der ihm zugesprochenen Summe ent-
„Ich habe das nicht für mich gemacht. Mir ging es nicht um
spricht. Mittlerweile ist das Urteil rechtskräftig. „Wie soll
ein paar Euro Schmerzensgeld oder eine neue Kamera. Son-
ich einem Apparat vertrauen, der gewalttätige Einsatzkräfte
dern: Wie geht die Staatsmacht mit so einem Fall um? Gerade
schützt und mich ständig anlügt?“, resümiert er seine Erfah-
hier im Wald erstatten die Menschen keine Anzeigen, weil sie
rungen mit der Polizei. Der Richter gab ihm wenigstens ein
kein Beweismaterial haben und ihre Identität nicht preisgeben
bisschen Vertrauen in den Rechtsstaat zurück.
wollen“, erklärt der Aktivist seine Motivation.
Vergessen kann er nicht. Persönlich ist er aber so gefestigt,
Kurz bevor die Frist für eine Zivilklage abläuft, reicht Kem-
dass er wieder Projekte entwickelt. Diese haben meist mit
merich diese ein: Er verklagt das Land NRW als Dienstherrn
Umwelt- und Klimaschutz zu tun. So organisiert er zum Bei-
des Fünfsterne-Hauptkommissars Dietmar Z. auf Schmerzens-
spiel für den BUND Aktionen rund um das Braunkohlegebiet
geld, Schadensersatz und Verdienstausfall. Im August 2021,
Garzweiler oder führt Menschen in den Hambacher Wald.
also fast 5 Jahre nach dem Vorfall, kommt es zur Verhandlung.
Hier leben immer noch Aktivist*innen, obwohl im Braun-
Zeug*innen werden angehört, der Polizist schildert seine Sicht
kohleausstiegsgesetz festgelegt wurde, dass das Waldgebiet
der Dinge, das Opfer seine. Und zum ersten Mal wird das Video
erhalten bleibt. „Für einige ist der Wald Heimat geworden“,
vorgeführt. Nicht nur das. Es gibt einen zweiten Film, den
so der 54-Jährige. Zudem gäbe es Misstrauen gegenüber RWE.
wohl ein RWE-Sicherheitsmann aufgenommen hat. Er zeigt
Er selbst wohnt wieder in Aachen. Aber der Wald lässt ihn
deutlich, wie sich der Filmemacher nach der Aufforderung
nicht los.
durch die Polizei rückwärtsgehend vom Ort entfernt.
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LITERARISCHES ZUM FEST
AUS EIGENER WERKSTATT
AUF DASS NUR GUTES ENDLICH WERDE
DIE BUCKLIGE VERWANDTSCHAFT
AUCH BEKANNT ALS: »DIESE LEUTE«, »ZYKLOPEN IN KORD«, »DIE MIT DER TUPPERDOSE KOMMEN« UND »DIE HEILIGEN ACHT IDIOTEN« Torsten Sträter
D
ie Menschheitsgeschichte ist einem strengen Regelwerk
exakt so schlimm wie es klingt, und das hält auf Dauer keiner
unterworfen: alle 6,2 Stunden wechseln Ebbe und Flut,
aus. Will sagen: Die Frau vom Cousin ist auf der Durchreise.
Kölsche Linda
Pennywise der Killerclown kommt alle 28 Jahre und einmal im Jahr rennt einem die eigene Sippe das Portal ein. Immer am
6. Das fünfjährige Kind der bereits zweiten Frau des Cou-
oder um den 24.12. Das ist Mathematik. Dagegen ist nichts zu
sins, deren Name sich niemand merken kann.
machen. Also lassen wir sie rein. Die bucklige Verwandtschaft.
Das Kind heißt irgendwas mit Bindestrich. Der Name ist eine krude Mischung aus Familien-Film- und Musikreferenzen.
Die bucklige Verwandtschaft zerfällt in den meisten Familien
Sowas wie Birte-Mockingbird-Gaga oder Jürgen-Zorro-Bublé.
in folgende Typen:
Wirklich süßes Kind! Das ist das erste, was man denkt. Im
1. Ein Onkel mit zweisilbigem Vornamen, zum Beispiel Willi,
Verlaufe von fünf Stunden allerdings, in denen das süße Kind
Eugen oder Bollo.
einem einen Hörsturz eingebongt hat, jedem in die Schuhe
Er ist ein etwas formloser Herr in zu langer Strickjacke, einer
rotzte und sich überhaupt wie eine zu laute Kettensäge in
faustgroßen goldenen Armbanduhr und Slippern, die so dicht
Latzhose gerierte, kommen weitere Gedanken dazu, meist
an der Grenze zum Pantoffel sind wie kein anderer Schuh
sowas wie: »Ich werde jetzt dieses Kissen hier nehmen und …«
zuvor. Der Onkel bringt immer ungefragt und grundlos Schallplatten von Freddy Quinn mit, ist schwerer Geselligkeitstrin-
7. Du.
ker und sagt Dinge wie »Ich helf dir mal beim Geschirr«, bleibt
Was hast du nicht alles versucht, um das hier zu verhindern.
dabei aber sitzen. Ihm reicht das reine Angebot.
Nur dieses eine Mal. Du hast um zwölf Meter Neuschnee gebetet, damit Onkel Bollo zu Hause bleibt, denn in Pantoffeln
2. Die gramgebeugte Tante mütterlicherseits.
kann der dann nicht raus, und DAS sind Pantoffeln, es gibt
Sie hat einen nicht näher umrissenen »Stiefel mitgemacht«,
keine karierten Schuhe aus Filz. Und dein gestörter Cousin mit
kämpft sich aber durch. Sie serviert stumm das Essen, nickt
seinen uninteressanten, dafür aber sehr langen Geschichten
ins Nichts, trägt blickdichte Strumpfhosen und seufzt mit-
darüber, wie er mal vorm Netto ganz besonders umständlich
unter vor sich hin. Fragt man, was los sei, erwidert sie »Ach,
ausparken musste, was er aufzieht, als wäre es eine Nach-
komm« und winkt ab. Alles sehr mysteriös.
erzählung von „Lethal Weapon“, die aber im Wesentlichen
Lieber, guter Weihnachtsmann, Schau dir diese Welt nur an. Für die Kinder Wünsche solltest du erfüllen. Doch wir sind überall am Vermüllen, Man könnte nur noch brüllen. Katastrophen überall Wie ein Überfall. Menschen, die wieder beten, Gemeinsam nun antreten, Sich zusammentun, Voll der Arbeit und nicht ruh’n. Zerstörung, wohin man sieht, Entgegen dem schönen Weihnachtslied. Kein Stuhl, kein Tisch und keine Bank, Viele sind auch krank. Menschen, die gestorben sind, Ihr Lied pfeift nun der Wind. Einst sah man sie als Kind, Liefen sie geschwind, Den Teller zu schauen, Schnell die Kekse am Kauen. Heute sind so manche Häuser nicht mehr, Straßen leer und ohne Teer. Die Erde wehrt sich und sie weint, Weil der Mensch das Falsche meint. Jene, die das Sagen haben Und sich hinter falschen Bildern vergraben.
Winde, die zu Stürmen werden Und unter sich alles verbergen. Jene, die auf der Straße wohnen, Jene, die über ihnen thronen, Für alle soll es sich doch lohnen. Lieber, guter Weihnachtsmann, Schau nur noch diese Menschen an, Hol sie zurück in deinen Bann, Zeig ihnen die Wege dann. Lass sie wieder mit dem Herzen sehen Und sie werden irgendwann verstehen. Bring ein Licht in diese Welt, So groß wie ein Zelt, Alles ohne Geld, Wie einst, du toller Held. Lass die Augen wieder leuchten, Bei allen, die unter schwerer Last sonst keuchten. Bring deinen Zauber wieder zurück Zu des Menschen Glück. Vergiss die Tiere dabei nicht, Bringen sie doch oft ein helles Licht. Sammle diese Seelen ein, Nimm sie mit zu dir heim, Zu den Himmelspforten, weg von allen bösen Orten. Zieh deine Runden mit dem Schlitten um die Erde, Auf dass nur Gutes endlich werde.
davon handelt, wie er vorm Netto sehr umständlich ausparkte, 3. Der Cousin.
und mit jedem Satz veröden dir tausende Hirnzellen. Und
Ein an den Kanten etwas ausgefranster Mittdreißiger mit 12
das Tantchen mit seinem fahlen Kummergesicht, das schwei-
Kilo zu viel, schlechtsitzender Brücke und Tribal-Tattoos. Er ist
gend von der Küche ins Esszimmer spukt und einem immer
der modische Zeremonienmeister der drei großen P: Polohemd
das Gefühl gibt, man würde sich unangemessen karnevalesk
unterm Polyester-Pulli.
gebären, und diese eine Frau, wie hieß die nochmal, und das für ein Schlamassel!
Hat seit 92 nix mehr gesagt, wird aber seit 2004 auch nicht
Aber du musst dich jetzt ums Essen kümmern, alle sitzen
mehr älter. Die maximale Faltendichte ist erreicht, jedes Haar
schon, was man so sitzen nennt, es gibt Vogel, dafür warst
liegt wie ne Eins, trägt meistens Korallen-Schmuck und flache
du gestern extra beim örtlichen Gänsemörder, und die düste-
Schuhe in Schlammton. Sie könnte 78 oder 240 Jahre alt sein.
re Tante hilft dir wie selbstverständlich beim Hineintragen,
Sie macht ohnehin nix Konkretes. Sie schweigt und guckt. Sie
und alle Bekloppten sehen die episch gebratene Gans und ver-
ist vor allem da.
stummen strahlend, und in die erwartungsfrohe Stille hinein sagt die seit 92 schweigende Uromma: »Scheiße, das wurde
5. Die bereits zweite Frau des Cousins, deren Name sich niemand merken kann. Man kann jetzt auch nicht konkret sagen, wie sie aussieht. Nicht schlecht jedenfalls. Sagen manche,
Foto: Guido Schröder
du denkst: »Dafür, dass das hier gar nicht geht, geht’s eigentlich«, und dann esst ihr, die gute Gans, die konntest du im Gegensatz zur buckligen
die sich erinnern können. Ist vermutlich nicht so
Verwandtschaft aussuchen, aber nur weil
wichtig. Sie ist ja die Frau vom Cousin, der entwe-
man nicht immer wählen kann, muss
der online „World of Warcraft“ spielt oder im
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auch Zeit«, und dann lachen alle, auch die düstere Tante, und
Keller bei seiner spillerigen H-Null-Eisenbahn-Anlage rumeumelt, wo er stundenlang künstliches Moos aus der Dose ins Gleisbett sprüht. Das ist
Foto: https://www.derpapagraf.koeln
Kind erst, Herrgott, sach schnell: Hulk-Uwe-Lindenberg, was 4. Die etwas hinfällige Uromma.
Seit 11 Jahren ist der Hundefotograf namens Papagraf schon unterwegs, um Hunde auf seine ganz spezielle Art in Szene zu rücken. Diesmal kam unser Redaktionshund Clayd in den genuss eines Weihnachtsshootings. gemeinsam mit seinem Frauchen und „Dosenöffner“ Linda wünscht er allen Vierbeinern ein frohes Fest und empfiehlt – wie könnte es anders sein – die Lektüre von Deutschlands ältestem Straßenmagazin.
es ja nicht schlecht sein, erkennst du. Das ist die Familie. Es ist Weihnachten. Und mehr kann man nicht verlangen. Also: frohes Fest!
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LITERARISCHES ZUM FEST
AUS EIGENER WERKSTATT
DER WEIHNACHTSMANN AM 20.1.20
Foto: https://www.derpapagraf.koeln
Sabine Schiffner
MUMPITZ
H
eute ist Mumpitz eine neunjährige, schwarz-weiße Mischlingslady. Aufge-
die kerze brennt so lustig in dem roten plastikglas die hat er neben sich gestellt auf seine bank auf der sonst mal rumänen und mal drogis sitzen die trinken viel und reden laut und ringsum ist der boden voller kronkorken jetzt schaut er ganz erleichtert zu mir hin und lacht sogar sein weißer bart ist ein stück länger als ich es erinnere und alle tüten in dem einkaufswagen neben der bank hier im pantaleonspark sind leer ein schlafsack liegt auch da und eine ledertasche steht neben ihm dadrin die thermoskanne aus der er sich jetzt heißen kaffee in einen becher schenkt er guckt so glücklich in die kerzenflamme alles erledigt alle geschenke gebracht mir mit seinem lächeln freude gemacht
Anzeige
wachsen ist sie mit vielen anderen Kumpels im Rudel auf dem Bauwagen-
platz, auf dem ihre Zweibeiner damals lebten. Zu ihren heutigen Menschen kam sie als ganz kleiner Welpe, als ein Freund Welpen hatte und diese geimpft werden mussten. Der Impftermin zog sich ziemlich hin. Und so gewöhnte man sich an die Hündin und beschloss: Sie bleibt einfach da. Zu diesem Zeitpunkt gab es Boonekamp noch, das war der Ersthund des Freundes der Besitzerin von Mumpitz. Boonekamp hat Mumpitz, wie anderen Tieren auf
Christina Bacher (Hrsg.)
DIE LETZTEN HIER
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JAHRE
Köln im sozialen Lockdown
dem Platz auch, schnell das Hundeeinmaleins beigebracht. Da der Bauwagenplatz eingezäunt war, konnte Mumpitz den ganzen Tag frei herumlaufen. So entdeckte sie schnell den Baderaum und die vielen interessanten Sachen, die es dort gab. Besonders faszinierte sie die Klobürste. Immer wenn die dann fehlte, wusste man: Mumpitz war wieder im Bad gewesen und hatte tolle Beute gemacht. Mumpitz lief immer umher und besuchte alle Nachba*innern, die Hunde hatten. Sie leckte die letzten Reste aus den Näpfen und fraß sich so durch. Eines Tages fanden ihre Menschen ein Bobbycar für Kinder und nahmen es mit. Schnell fand Mumpitz Gefallen an diesem Teil, das sich bewegen ließ, und schob es vor sich her. So kam es, dass sie Bobbycarfahren lernte. Bis heute findet sie das toll.
Wie erleben Obdachlose die Corona-Pandemie in Köln? Wie geht eine Großstadt mit dem Lockdown um, wenn nicht alle zu Hause bleiben können? Was, wenn Armut in einer Stadt plötzlich deutlich sichtbarer wird? Haben sich Strukturen des Hilfesystems verändert? Und: Hat sich durch die Krise vielleicht sogar etwas zum Guten gewendet für diejenigen, die sonst durchs Raster fallen? Mit eben diesen Fragen hat sich Deutschlands ältestes Straßenmagazin DRAUSSENSEITER beschäftigt und nun eine Auswahl an Texten und Fotos zusammengestellt, teilweise von Betroffenen selbst.
Ihre Menschen leben nun nicht mehr auf dem Bauwagenplatz. Doch wünschen sie sich sehr, mit Mumpitz dorthin zurückzukehren. Wer einmal so gelebt hat, möchte das wieder tun. Doch einen Platz zu bekommen – und einen neuen Bauwagen zu finden –, das ist nicht so leicht. Gerne hätte Mumpitz dann ein großes Körbchen, so wie früher, und könnte den ganzen Tag frei umherziehen. Vielleicht erfüllt sich dieser Traum für alle noch. (kl)
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Daedalus Verlag 144 Seiten (mit zahlreichen Abbildungen) 12,- Euro, ISBN 978-3-89126-267-2 Erhältlich im Straßenverkauf oder im Buchhandel
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BUCH-TIPPS
Yassin Musharbash
Thomas Enger/Jørn Lier Horst
Russische Botschaften
Blutzahl sie dennoch vorantreibt, womöglich in ihr eigenes Elend. Doch sie wissen, was sie tun. Werden gewarnt von denen, die sie einweihen in ihre Pläne. „Es kann gefährlich sein. Die russischen Oligarchen werden, wenn ihr sie direkt kontaktiert oder sie merken, dass ihr an ihnen dran seid, ihre Anwälte vorschicken. Das sind Londoner Anwälte, die teuersten der Welt. Sie werden euch drohen. Unter Druck setzen. Eure Chefs unter Druck setzen.“ Ihre Angst wird allerdings von Neugier verdrängt. Was nun folgt, ist das langsame Vortasten auf vermintes Gelände, okkupiert und ausgeweitet von Putins Weltmacht und seinen Oligarchen, seinen Handlangern, die sich – so scheint es – über Grenzen hinweg jegliche Freiheit und Frechheit herausnehmen. Die ungehindert morden, unterwandern, einschüchtern. Yassin Musharbash, der Autor, ist Spezialist für Terrorismus, Al-Quaida, Themen der inneren Sicherheit. Früher beim „Spiegel“, heute im Investigativressort der „Zeit“. Davor war er Rechercheur bei John le Carré, dem weltberühmten Autor faszinierender Spionage-Thriller. Genau das kommt ihm nun zugute. Denn in seinem Krimi mit dem Titel „Russische Botschaften“ geht es um nicht weniger als die weltweite Unterwanderung durch Geheimdienstler, die so flächendeckend wie möglich Fake News streuen. Mit dem Ziel: Russland gut dastehen lassen, Handlanger und Wohlgesonnene an die Macht hieven. Der Krimi zeigt auf abenteuerliche Weise, wie investigativer Journalismus sein sollte. Und wie faszinierend es sein kann, ein Mosaiksteinchen so lange ans nächste zu setzen, bis sich ein – in diesem Falle – ausgesprochen beunruhigendes Muster ergibt. Ein Muster, das den Atem anhalten lässt, weil es der Realität empfindlich nahekommt. Ingrid Müller-Münch
Yassin Musharbash: Russische Botschaften. Kiepenheuer & Witsch 2021, 16,-Euro. ISBN 978-3-462-00096-2
Muss ein Krimi immer politisch sein? Muss er ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema behandeln? Muss es um Vergewaltigung, Drogenhandel, Kindesmissbrauch oder wenigstens einen Bankencrash gehen? Oder reicht es, einfach nur unterhaltsam zu sein, einen Mörder zu suchen und bei der Suche vor Spannung mitzubeben und sich dabei vortrefflich gut zu unterhalten? Den Beweis, dass dies auch heute noch reicht – und nicht nur bei den teetrinkenden Old English Ladys von Agatha Christie funktioniert –, tritt „Blutzahl“ an. Nur gehört ja inzwischen einiges mehr dazu. So wie in „Blutzahl“, zu dessen Erschaffung sich zwei der renommiertesten norwegischen Schriftsteller*innen zusammengetan und ein prickelndes Kleinod kreiert haben. Sofias erster Praktikumstag beginnt mit einem Event: Sonja Nordstrom, einst eine weltbekannte Spitzensportlerin, verschwindet spurlos an dem Tag, da ihr Enthüllungsbuch erscheinen soll. Ein Buch, in dem sie so manchem auf die Füße treten und geheime Misslichkeiten einiger Prominenter enthüllen würde. Doch nun ist sie weg. Keiner weiß, wohin; kein Erpresser meldet sich. Die Journalistin Emma Ramm bekommt Wind vom Verschwinden der Autorin, sucht deren Haus auf, das unverschlossen und leer da steht. Nur auf dem Fernseher prangt demonstrativ eine Eins. Ein klassischer Whodonit, diese Nummer eins auf der norwegischen Bestsellerliste. Ihr Geheimnis: die Verwicklungen des ermittelnden Polizeibeamten Alexander Blix und der recherchierenden Journalistin miteinander, die sich erst nach und nach entschlüsseln und weit in die Vergangenheit hineinreichen. Die gebrochenen, mit ihrer Lebens-Standhaftigkeit kämpfenden Figuren. Denn einst, als Emmas Vater ihre Mutter erschoss, da spielte auch Alexander Blix eine fragwürdige Rolle. Eine Rolle, die bis heute auf norwegischen Polizeischulen immer wieder demonstriert und erklärt wird. Gebrochene, aber keinesfalls zerbrochene Menschen suchen hier einen Massenmörder, werden getrieben von ihren Alpträumen und ihrer Vergangenheit. Der wunderbare Auftakt einer vielversprechenden Serie.
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Heiko Sakurai
Ingrid Müller-Münch
Thomas Enger/Jørn Lier Horst: Blutzahl. Blanvalet 2020, 11 Euro. ISBN 978-3-73410-894-5
Foto: Nicole Homburg
Merle Schwalb, Investigativ-Journalistin beim Berliner „Globus“, sitzt in Begleitung ihres Kollegen Erlinger auf der Außenterrasse des Damascus Palace, mitten in der Stadt auf einer übervölkerten Einkaufsstraße. Plötzlich ein Schrei. Erschrocken dreht sich Merle Schwalb um und erblickt einen jungen Mann auf dem Gehweg liegend. Blutend. Verrenkt. Tot. Offenbar soeben von einem Balkon gestürzt. „Sie stand auf, nahm ihr Handy vom Tisch und begann Fotos von dem toten Mann zu machen. Von allen Seiten, von oben, schließlich im Knien. „Sind Sie irre?“ schrie Erlinger, der ebenfalls aufgesprungen war. „Könnten wir vielleicht erst mal einen Krankenwagen rufen?“ Aber schon drei Tage später gab Erlinger in der Großen Konferenz mit der Geistesgegenwart seiner Kollegin an, weil sie Fotos von einer Leiche gemacht hatte, die es offiziell nicht gab.“ Die Umstände und die Art und Weise, wie Polizei und offizielle Stellen mit diesem Toten umgehen, erwecken Merle Schwalbs Misstrauen. Sie findet heraus, dass es sich bei dem Toten um einen jungen Russen handelt, angestellt an der hiesigen Botschaft. Nur: warum wird dieser Tote weder im Krankenhaus, in das ihn die Ambulanz fuhr, noch bei der Polizei als Toter geführt? Sie ruft die zuständige Dienststelle an, erkundigt sich: „Ich möchte gerne wissen, wieso Sie in der Meldung gelogen haben. Der Mann war tot. Ich weiß das, weil ich im Urban-Krankenhaus war. Er war tot, als er dort ankam. Aber in Ihrer Meldung war er nur Schwerverletzter. Ich möchte gerne wissen, warum?“ Der zuständige Polizeibeamte kann ihr da nicht weiterhelfen, stottert herum, weicht aus. Schwalb und Erlinger wären schlechte Journalist*innen, wenn das nicht ihre Neugier weckte. Und so treten sie denn eine Recherche der investigativen Art los. Peu à peu arbeiten sie sich vor, vor allem nachdem ihnen ein Kollege des Toten aus der russischen Botschaft eine Liste zugespielt hat, in der verschlüsselte Namen auftauchen. Deutsche Prominente, die angeblich von Putin und seinen Vasallen bestochen werden, damit sie sich öffentlich positiv über Russland äußern. Gekaufte Propagandist*innen. Darunter befindet sich auch der Name von Schwalbs und Erlingers Chefredakteurin. So langsam verdichtet sich bei den beiden ein Verdacht, der sie schaudern lässt und
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CARTOON | CLAYD
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beim letzten Mal habe ich euch ja gesagt, dass ich auf große Reise gehe, und so war es auch. Dieses Berlin – so heißt die Stadt – ist ganz schön weit weg. Wir sind sehr lange mit dem Auto gefahren, natürlich mit vielen kleinen Pausen für mich. Fast sieben Stunden waren wir in jede Richtung unterwegs, sagt Frauchen. Dort waren wir in einem Hotel. Und stellt euch mal vor, wir hatten sogar einen Balkon. Ich liebe Balkone, um draußen zu liegen. Nachts lag ich immer auf meiner Decke, denn das Bett war viel zu hoch für mich. Meine Knochen sind ja schon etwas älter
– über zehn Jahre –, da habe ich keine Lust, so hoch zu hüpfen. Gegenüber vom Hotel war ein toller Park, in dem wir früh morgens immer schon hin sind. Die haben da ganz strenge Regeln für Hunde, Kumpels habe ich leider gar keine gesehen. Dafür hat Frauchen dort einen Zweibeiner ohne Körbchen getroffen, als wir Gassi waren. Dann war ich das erste Mal in einem großen Fernsehstudio, dort war es sehr warm. Der Boden war schwarz verspiegelt und sehr glatt, erst wollte ich da gar nicht drauf. Dann sind wir zusammen drüber – und so ging‘s dann auch. Abends waren wir live im TV. Viele Menschen haben uns gesehen und ich war ganz cool. Da waren auch so Menschen, die Politiker heißen, die waren sehr interessiert an mir, als ich so locker auf die Bühne kam mit der Ollen. Ich wurde sogar mit Namen vorgestellt. Irgendwie fand ich das ganz lustig, als mich alle angesehen haben. Frauchen sagt, dass es wichtig
war, dass ich dabei war. Denn ein Hund gehört zu den Menschen. Und weil so viele mit ihren vierbeinigen Freunden nicht reindürfen, fand sie es wichtig zu zeigen, dass sie immer alles mit mir zusammen macht. Hab mich einfach hingelegt und zugehört, was so gesprochen wurde. War ganz schön aufregend alles. Die Olle sagt, wir haben einen guten Job gemacht. Jetzt geht es erst mal ab in die Weihnachtsferien, ein paar Tage Auszeit, nur die Olle und ich. Da freue ich mich sehr drauf, ich werde die stille Zeit genießen. Euch wünsche ich auch eine gute Zeit. Bis bald …
Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der DRAUSSENSEITER-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe.
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OASE-NEWS
OASE-NEWS
Fotos: Christina Bacher
Danke
Wir trauern um Gabi Kass. Sie wurde am 30.11.1969 geboren und ist in den letzten Oktobertagen 2021 in Köln verstorben. Gemeinsam mit Adam lebte sie in einem Little Home unter einer S-Bahn-Trasse. Sie war gerne in der OASE zu Gast. (cb)
für die Unterstützung!
Gemeinsam mit Christina Bacher (DRAUSSENSEITER) waren auch die OASE-Streetworkerinnen Friederike Bender (li.) und Petra Hastenteufel (re.) auf den Rängen dabei.
Foto: Christina Bacher
GABI KASS
Auf Einladung der drei großen Kölner Fußballvereine durften zehn DRAUSSENSEITER-Verkäufer*innen beim PSD-Cup dabei sein.
MARIAN DRAGUT
Kölner TopTeams kicken für den guten Zweck Und der DRAUSSENSEITER ist mittendrin statt nur dabei.
A
* 23.09.1961 – † 13.05.2021 m 8. Oktober 2021 fand zum ersten Mal der PSD-Bank-Cup im Sportpark Höhen-
Wir trauern um Marian Dragut, der nach kurzer schwerer Krankheit im Krankenhaus verstorben ist. Marian war trotz seines nicht einfachen Lebensweges immer sehr positiv und wir sind dankbar für die vielen schönen Begegnungen und Gespräche mit ihm. Wir werden ihn als fröhlichen, sympathischen und humorvollen Menschen in Erinnerung behalten. (rb)
berg statt, bei dem der 1. FC Köln (1. Bundesliga), Fortuna Köln (Regionalliga
West) und Viktoria Köln (3. Liga) gegeneinander antraten. Die Idee, die Begegnungen der Top-Klubs der Stadt in Form eines Turniers in die Tat umzusetzen, entstand bei der Viktoria. Dabei stand nicht die sportliche Konkurrenz im Vordergrund. Vielmehr sollte das Signal gesendet werden, dass sich die Kölner Klubs gemeinsam sozial engagieren. Drei Klubs stehen Seite an Seite, um Armut in der Stadt zu bekämpfen. Die Einnahmen des Tages in Höhe von 50.000 Euro sollen noch in diesem Jahr an Projekte und Einrichtungen gehen, die Obdachlose und Armutsbetroffene unterstützen. „Wir wollen so, gerade in diesen schwierigen Zeiten, einen Notfallfonds zur Verfügung stellen, der Menschen ohne große Hürde unter die Arme greift“, fasst der Vorsitzende der Viktoria-Geschäftsführung Andreas Rettig das Ergebnis der ersten Sitzung eines eigens gegründeten Expertenrats zusammen. Dieses Projekt soll keine Eintagsfliege sein. Die Klubs einigten sich darauf, das
Für viele vielleicht der beste Tag im Jahr: Die Kölner Lieblingsfußballmannschaften mal wieder live zu sehen – gemeinsam mit anderen netten Leuten.
Projekt fortzuführen. Im nächsten Jahr findet das Benefizturnier bei der Fortuna im Südstadion statt, 2023 heißt der Gastgeber 1. FC Köln. (cb)
KORNELIU GHERAMSIM * 17.01.1971 – † 27.07.2021
Seit vielen Jahren verkauft Straßenzeitungsverkäufer Frank den DRAUSSENSEITER am Neumarkt. Beim PSD-BankCup haben sich nun FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle (re.) und Andreas Rettig (FC Viktoria Köln 1904, li.) mit der aktuellen Ausgabe bei ihm eingedeckt. Foto: Privat
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Siggi und Rico durften mit ihren Kollege*innen im Stadion von Viktoria 1904 e.V. den DRAUSSENSEITER verkaufen. So viel Anerkennung machte sie richtig happy!
Wir trauern um Korneliu, der nach langer schwerer Krankheit im Sommer verstorben ist. Wir haben Korneliu als sehr offenen, lustigen und sympathischen Menschen auf der Straße kennengelernt, der trotz seiner Krankheit und damit verbundenen starken chronischen Schmerzen immer gerne für ein Schwätzchen zu haben war. Gerne erinnern wir uns an unsere Besuche bei ihm auf der Platte, bei denen er jedes Mal ein aufmerksamer und fürsorglicher Gastgeber in seinem „Zuhause“ war. Trotz 15 Jahre harten Lebens auf der Straße in Köln hat ihn der Schalk in seinen Augen nie verlassen und wir erinnern uns an viele gute und persönliche Gespräche, in denen Korneliu immer auch sehr wichtig war zu erfahren, wie es uns gerade geht. Wir sind froh und dankbar, Korneliu kennengelernt und ihn auf seinem letzten Weg ein Stück weit begleitet haben zu dürfen, und sagen, gute Reise – si te odhinesti in pace! (rb)
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Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln.de www.draussenseiter-koeln.de Redaktionsassistenz Markus Düppengießer (mad), dueppengiesser@draussenseiter-koeln.de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe. Lektorat Barbara Feltes Gestaltung Edgar Lange, https://www.desdev.de Titelgestaltung Deborah Keser Titelfoto Guido Schröder
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Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln.de FOTO: CHRISTINA BACHER
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Für viele Menschen – auch ohne Budget – ist der geliebte Vierbeiner das Wichtigste im Leben. Was aber, wenn das Tier plötzlich krank wird und Hilfe braucht?
Hilfe für Tiere in Not
Ü
berall in der Stadt sieht man obdachlose Menschen mit ihren Hunden, die ihre treuen Begleiter und oft einzigen Freunde sind. Wenn diese Tiere krank werden, stehen viele vor dem Problem, die Arztrechnungen nicht bezahlen zu können. Für solche Fälle gibt es beispielsweise in Köln das Tiermobil, in dem Tiere bedürftiger Menschen kostenlos behandelt werden. Initiator dieser Einrichtung ist Lutz Wingerath, Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH, der gemeinsam mit einigen Freund*innen den Verein „Herzensangelegenheit – Menschen für Tiere und Tiere für Menschen“ gegründet hat.
Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009. DRAUSSENSEITER ist Mitglied des
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Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 3. Januar 2022.
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SERVICE
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(SKM Köln) Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, täglich Fachberatung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, Postadresse, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr
Für alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes Köln und Region gGmbH, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 14-16 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Tagestreff: Mo bis Do 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 10-12 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen gem. § 67 SGB XII, Ambulantes Betreutes Wohnen gem. § 67 SGB XII in Außenwohnprojekten, Clearing stelle Claro im Trägerverbund, VIADUKT, mietfest im Trägerbund
n Emmaus Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de
Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen
n Gulliver – Überlebensstation für Obdachlose Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Tagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Internetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestation, Gepäckaufbewahrung Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-15 Uhr, Wochenende und Feiertage 8-15 Uhr Kleiderkammer: Do 13.30-15.00 Uhr
n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr
n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr. Kostenloses sonntägliches Frühstück: Jeden 2. Sonntag im Monat Alte Feuerwache, Agnesviertel. Jeden 3. Sonntag im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429. Jeden 4. Sonntag im Kulturbunker Köln-Mülheim, Berliner Str. 20.
n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme
n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de, http://www.skm-koeln.de Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.00-15.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, Duschmöglichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach Vereinbarung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreutes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Köln Pass.
n Vringstreff e.V. Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung
n Bürger für Obdachlose e.V. Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebrauchtwaren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.
n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de
Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen
Foto: Christina Bacher
Vringstreff in der Kölner Südstadt
n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de
Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung
Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr
Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr
Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER: siehe Aushang
Nur für Frauen n agisra e.V. Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr
n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de
wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen: Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internet nutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.
n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.
n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de
Nur für Männer n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote
Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote
n Haus Rosalie Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de Wohnprojekt für Frauen
n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 maedchenberatung-linksrhein@lobbyfuer-maedchen.de Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung
n Mäc-Up
Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, von 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr Tel.: 0221/13 35 57 Frauenfrühstück Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorn Comeback gung, Beratung Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210 Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr. Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für
Foto: Christina Bacher
Foto: Sabine Rupp
n Kontakt- und Beratungsstelle am Hbf
Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.
n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren
n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr
Emmaus, Second-Hand-Artikel
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F O TO : P I X A BAY.CO M
Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen, im Jahr 2021 konnten wir unsere wichtige Arbeit für wohnungslose Menschen fortführen. Auch in deren Namen danken wir herzlich für Ihre Unterstützung.
OASE - Benedikt-Labre e.V. Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln www.draussenseiter-koeln.de