Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 10/2021: Bildung ohne Budget

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29. Jahrgang | Nr. 223 | Oktober 2021

R E T I E S N E S s U A R D IN

Foto: Sylvia Rizvi

Z A G A M N E S S A STR R E N L Ö K S A D

LESELUST GESUNDHEIT FREIHEIT


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inhalt

Vorwort

Inhalt

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Liebe Leser*innen, die Bibliotheksforschung hat sich bisher eher selten dafür interessiert, ob und wie Menschen mit wenig Geld oder Wohnungslose Bibliotheken nutzen oder welche Angebote es für sie gibt. Unsere Kollegin Silvia Rizvi hat sich in Stuttgart, Nürnberg, Düsseldorf und Köln unter Betroffenen umgehört,

Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln

wie deren Bedarfe sind und wie man ihnen entgegenkommen könnte. Wir haben außerdem mit Frau Dr. Hannelore Vogt

Foto: Silvia Rizvi

gesprochen, der Leiterin der vielfach ausgezeichneten Kölner Stadtbibliothek, welche Funktion eine Bücherei neben der

e-Mail: wpg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de

Ausleihe von Büchern und Medien für die Bürger*innen haben kann. Foto: Christina Bacher

Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66

Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin

Wofür stehst du morgens auf ? Der Düsseldorfer Künstler Tomas Kleiner stellt diese Frage den Menschen, die an seiner Bonner Bettinstallation innehalten und neugierig geworden sind, warum denn dort auf dem weiten Platz zwischen Kunstmuseum und Bundeskunsthalle ein öffentliches Bett zum Verweilen einlädt. Seite 19

19

Foto: Tomas Kleiner

Übrigens: Neben der minibib im Stadtgarten, die sich mit ei-

Vorwort ������������������������������������������������������������������ 3

ner kostenfreien Ausleihe der niederschwelligen Leseförderung

Titelthema: Bibliotheken - Bildung ohne Budget ��������� 4-7

verschrieben hat, gibt es zahlreiche Offene Bücherschränke im ganzen Stadtgebiet. Kostenfreien Lesestoff gibt es also für

Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.

„Ich habe schon als kleiner Bub gern gelesen und mich in der Schulbibliothek herumgetrieben“, sagt John Stärk, Verkäufer bei der Stuttgarter Straßenzeitung Trott-war. Das Lesen war ihm schon immer ein Mittel gegen den Frust, schließlich konnte der 66jährige in der Bibliothek auch noch seine Computerkenntnisse verbessern. Seite 4-7

jede*n.

Bibliotheken: Interview mit Dr. Hannelore Vogt, Kölner Stadtbibliothek ������������������������������������������ 8-9 Corona-Foto-Tagebuch von Ingrid Bahß ������������������� 10-15

Wir wünschen diesmal besonders viel Spaß bei der Lektüre! Bleiben Sie uns gewogen!

Hintergrund: Interview mit Adolf-Martin Müller, Mobiler Medizinischer Dienst �������������������������������� 16-18 Kunstaktion: Zielloses Bleiben ������������������������������������� 19 Buch-Tipps � ������������������������������������������������������������ 20 Cartoon | Kolumne ��������������������������������������������������� 21

Christina Bacher

Literarisches: Aus eigener Werkstatt

� ������������������������

22-23

Abonnement | Impressum ����������������������������������������� 24 Kultur-Tipp | Vorschau ���������������������������������������������� 25 Service: Adressen ������������������������������������������������� 26-27

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3


Bildung ohne Budget

Bildung ohne Budget

Im Palast des Denkens, im Tempel des Wissens

D

Öffentliche Bibliotheken sind ein Angebot für alle Bürger*innen. So verstehen und wollen es die Anbieter*innen. Doch passt das Angebotene auch für Menschen mit wenig Geld? Gar für Wohnungslose? Sylvia Rizvi hat sich umgehört. Erstmals kommen Betroffene in Deutschland selbst zu Wort. Ein Spotlight.

ie Bibliotheksforschung hat sich bisher eher selten

Heute enthalten sie Lebensmittel, drei Wörterbücher und Sach-

dafür interessiert, ob und wie Menschen mit wenig

bücher aus Bücherkartons von der Straße.

Geld oder Wohnungslose Bibliotheken nutzen oder

welche Angebote ihnen diese machen.1 Der Bibliothekswis-

Die Stadtbibliothek Stuttgart will wie alle Bibliotheken einen

senschaftler Karsten Schuldt vermutet, es könne daran lie-

grundlegenden Beitrag zu Bildung, politischer Teilhabe und

gen, dass die Zielgruppe schwer zu fassen sei.2 Oft wird die

Orientierung im täglichen Leben leisten. „Unser Verständnis

Zielgruppe auch als Problemgruppe wahrgenommen.3 Den-

ist ein offenes Haus zu sein für alle Alters-, Einkommens- und

noch findet man etliche Angebote, sei es in Deutschland und

Interessengruppen. Es ist so vieles durchkommerzialisiert im

vor allem im Ausland, etwa den USA: Es gibt Bücherbusse,

öffentlichen Raum. Bei uns kann man sich auch aufhalten,

die an Notunterkünften Station machen, Kooperationen von

ohne zu konsumieren“, sagt Brünle. Es gebe ein Grundrecht

Bibliotheken mit sozialen Diensten und Einrichtungen oder

auf Information.

Bibliotheken, die eigens Sozialarbeitende anstellen. Wie aber

Mehr Schließfächer? Da bleibt Elke Brünle skeptisch. Vie-

nutzen Menschen in Armut hierzulande Bibliotheken und was

le Schließfächer würden nämlich von der Kundschaft eines

wünschen sie sich?

nahe gelegenen Shoppingcenters belegt, weil es dort zu wenige

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davon gebe. „Wenn wohnungslose Personen mit besonders viel

Von Sylvia Rizvi unter Mitarbeit von Max Blon

„Ich habe schon als kleiner Bub gern gelesen und mich in

Gepäck kommen, werden sie nicht weggeschickt, aber gebe-

der Schulbibliothek herumgetrieben“, sagt etwa John Stärk,

ten, es vor dem nächsten Besuch woanders zu deponieren“,

Verkäufer bei der Stuttgarter Straßenzeitung Trott-war. Es half

sagt Brünle.

ihm gegen den Frust. „Meine Kindheit und Jugend waren nicht

Wie viele Wohnungslose Bibliotheken nutzen, wurde in der

immer das Gelbe vom Ei.“ Als er Geowissenschaften studierte,

Stadtbibliothek nicht erhoben. Das wäre auch schwierig. „Sie

besuchte er die Uni-Bibliothek gleich neben der Mensa. „Dort

unterscheiden sich meist nicht von den anderen Besucher*in-

war ich auch noch gerne, als ich mein Studium abgebrochen

nen“, so Brünle. Wohnungslose oder Menschen in Armut

hatte und arbeitslos war. Dann kam das Internet auf, und ich

seien oft wie Durchschnittsbesucher*innen gekleidet, kämen

hab‘ mich in Bibliotheken in die neue Technik eingearbeitet.“

meist allein und verhielten sich unauffällig. Viele hätten kei-

Stärk jobbte als Nachhilfelehrer, Fabrikarbeiter oder Studiohel-

nen Büchereiausweis und nutzten die kostenlosen Angebote:

fer beim Rundfunk. Zeitweise war er ohne Wohnung, schlief

W-Lan, Zeitung lesen, 15 Minuten an Internet-PCs surfen oder

bei Freunden und auch im Park. Heute hat der 66-Jährige einen

Spielfilme auf DVD schauen. Ein Obdachloser, der in einem

Mietvertrag und ist Rentner mit Grundsicherung.

Wald bei Stuttgart biwakiert, schrieb hier an seinem Laptop

Seit 1996 ist er freier Verkäufer bei Trott-war. „Schon damals

ein Buch, weiß Trott-war. Beliebt seien auch kostenlose Ver-

war ich in der alten Stadtbücherei im Wilhelmspalais und hab

anstaltungen, ergänzt Brünle. Als Ort zum Verweilen falle die

dort Zeitung gelesen. Am liebsten ging ich in die alte Landes­

Bibliothek allerdings während der Corona-Pandemie aus.

bibliothek. Das ganze Ambiente und die Ruhe gefielen mir, um

Verbesserungen kann sich Brünle für jene vorstellen, die

abzuschalten.“ Aus dem riesigen Buchangebot lieh er Literatur

Berührungsängste haben oder die aus Kulturen kommen,

zur Astronomie, Geologie und Geschichte. Und er recherchier-

in denen Bibliotheken als öffentliche Angebote nicht so ver-

te dort zu einem Artikel, den er für Trott-war geschrieben hat.

breitet und bekannt sind. Auch eine engere Vernetzung mit

„In der netten, kleinen Caféte war ich besonders gern, ich habe

Fachleuten oder Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe wäre

dort mitgebrachte Bücher und Zeitschriften wie Spiegel, Stern

hilfreich, um passende Angebote zu entwickeln. „Ihre Idee,

oder den Guardian gelesen und Nachhilfe in Deutsch, Englisch

unser Bibliotheksangebot bei Wohnungsloseneinrichtungen

und Chemie gegeben. Ich hatte sogar einen Leseausweis.“

vorzustellen, finde ich gut.“

Vor zwei Jahren war Stärk das erste Mal in der neuen Stadt­ bibliothek: „Im Foyer an den PCs kann man 15 Minuten im

Auch Trott-war-Verkäuferin Dorothea Mengel ist eine

Internet surfen. Gratis.“ Die neue Stadtbibliothek am Mai-

Bücherfreundin. Sie lebt in einer Sozialwohnung, verkauft die

länder Platz findet er „sehr nett, sehr hell, man könnte mei-

Zeitung seit 19 Jahren an der Oper Stuttgart und hat sich eine

nen, man betritt ein Krankenhaus.“ Das sei nicht abwertend

feste Stammkundschaft aufgebaut. Früher hat sie oft die alte

gemeint, sagt er im Gespräch mit der Leiterin des Hauses, Elke

Stadtbibliothek im Wilhelmspalais besucht, war auch schon

Brünle. Das Haus sei einladend, er fühle sich willkommen: „Ein

ein-, zweimal in der neuen Stadtbibliothek und lieh Kochbü-

Palast des Denkens, ein Tempel des Wissens.“ Stärk wünscht

cher, Kochmagazine oder Biografien von Persönlichkeiten wie

sich mehr Schließfächer. Denn ab und an habe er Tüten dabei.

Ghandi aus. „Ich gehe aber schon lange nicht mehr hin“, sagt

Foto: Sylvia Rizvi

sie. Grund seien die Gebühren von 20 Euro. Sie lebt von einer

John Stärk ist mit Büchern aufgewachsen. Auch als Verkäufer der Stuttgarter Straßenzeitung Trott-war frönt er seiner Leidenschaft.

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1 etwa Schuldt 2017, S. 87. 2 Schuldt 2017, S. 40f. Deshalb seien passgenaue Angebote nicht leicht

zu entwickeln. 3 Kaiser 2020, S. 21, Schmidt 2019, S. 161. 4 Kaiser 2020, S. 10ff.

Erwerbsunfähigkeitsrente und hat nach eigenen Aussagen keinen Anspruch auf eine Bonuscard, welche die Bibliotheksgebühr auf zehn Euro ermäßigen würde. Die modernen Geräte stellten sie zudem vor Herausforderungen. Wie checkt man

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Bildung ohne Budget

Bildung ohne Budget

Der Begriff Obdachlose bezeichnet Menschen, die auf der Straße, im Park oder auf dem Sofa bei Bekannten übernachten, weil sie keine Wohnung haben. Der Oberbegriff Wohnungslose umfasst sowohl Obdachlose als auch Menschen, die zum Beispiel in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe (Notunterkünfte, Wohnheime, WGs, Fürsorgeunterkünfte…) leben und weder einen Mietvertrag noch Wohneigentum besitzen. Straßenzeitungsverkaufende gehören beiden Gruppen an. Manche sind ohne Dach über dem Kopf, andere leben in Mietwohnungen oder Wohnheimen. Sie beziehen Hartz IV, Grundsicherung im Alter, Erwerbs­ unfähigkeitsrenten oder haben einen Job, von dem sie nicht leben können. Eins haben Straßenzeitungsverkäufer*innen gemeinsam: Sie betteln nicht. Beim Verkauf ist Betteln verboten.

Foto: Christina Bacher

Menschen in Armut

Linda verkauft die Kölner Straßenzeitung DRAUSSENSEITER und ärgert sich, dass sie mit ihrem Hund nicht in die Bibliothek darf.

Etliche weitere Wohnungslose und Menschen in Armut

Die Bibliothek als Plattform für Lesungen nutzt der wohl

kämen wiederholt zur Bibliothek am Mailänder Platz und ver-

bekannteste Berber Deutschlands, Richard Brox. Der Autor

brächten dort zum Teil den kompletten Tag, berichtet Woog.

las unter anderem am 6. November 2019 in der Stadtbiblio-

„Das ist für mich ein Zeichen, dass sie sich bei uns wohlfühlen.

thek Stuttgart vor rund 80 Gästen aus seinem autobiografi-

Sie kommen, wenn die Bibliothek aufmacht. Es ist warm, es

schen Bestseller „Kein Dach über dem Leben“. Anlass war das

gibt Sitzmöglichkeiten, es gibt öffentliche Toiletten, man kann

25-jährige Bestehen von Trott-war. Der Verein hatte die Ver-

unglaublich viel wahrnehmen – auch ohne Bibliotheksaus-

anstaltung mit der Stadtbibliothek initiiert. „Wir brauchen

weis.“ Dennoch sieht sie Entwicklungsmöglichkeiten: „Man

ein Grundrecht auf Wohnraum und Arbeit!“, forderte Brox

könnte vielleicht das Café in unserem Haus noch etwas offener

und diskutierte mit Fachleuten der Sozialen Arbeit und dem

für Wohnungslose gestalten, etwa durch eine Kooperation mit

Publikum über Wohnungslosigkeit, moderiert vom SWR. Sein

der ‚Tafel‘.“ Sinnvoll seien auch mehr öffentliche Computer

Buch kann in der Bibliothek ausgeliehen werden.

und eventuell mehr Möglichkeiten, sein Hab und Gut diebstahlsicher zu verwahren. „Das könnte Wohnungslosen helfen,

Fazit

die Bibliothek noch mehr zu genießen.“

Folgende Eindrücke ergab die stichprobenartige Umfrage:

In Köln kann sich jede*r in den Filialen der Stadtbibliothek

• Oft fehlt es für Wohnungslose an Schließfächern. Dabei

aufhalten, auch ohne Ausweis (siehe auch Interview mit Dr.

hätten sie auch bzw. erst recht Bedarf, ihre Habseligkeiten

Hannelore Vogt auf den Seiten 8-9), viele Veranstaltungen sind

zumindest während des Besuchs abzuladen. • Ein kostenloser Bücherausweis senkt die Hemmschwelle,

Bücher ein und aus? An den Computern habe sie nie gearbeitet:

eine junge Frau outete sich. Sie habe sich an die Sicherheits-

zudem kostenfrei. Dennoch ist DRAUSSENSEITER-Verkäufe-

„Das ist nicht so mein Ding.“

mitarbeitenden der Bibliothek gewandt und erzählt, dass sie

rin Linda aus verschiedenen Gründen unzufrieden mit dem

• Die Hausordnungen bergen weiteres Abschreckungspoten-

eine Bibliothek zu besuchen

zu Hause rausgeflogen sei und nicht wisse wohin. Sie habe

Angebot in ihrer Stadt. „Das Erste ist schon mal, dass ich die

Wie andere Menschen in Armut die Bibliothek erleben, weiß

die Bibliothek als Ort für alle Menschen wahrgenommen und

Stadtbibliothek nicht nutzen kann, weil ich einen Hund habe

zial. So sind Tiere meist verboten – sicher aus nachvollzieh-

auch Lea Woog. Die Sozialarbeiterin und ihre Kolleg*innen

dort Hilfe gesucht. In solchen und ähnlichen Fällen kann Lea

und der nicht mit reindarf“, klagt Linda. „Einen Hundesitter

baren Gründen, aber für obdachlose Hundebesitzer eine

arbeiten in einem Wohnwagen vor der Bibliothek und entwi-

Woog Unterstützungsangebote geben, um die Situation zu

kann ich mir leider nicht leisten. Da ich aber gerne lese, gehe

entschärfen.

ich ab und zu in die Diakonie. Da gibt es ein Bücherregal, aus

ckeln seit 2018 in einem Pilotprojekt von Stadtbibliothek und Mobiler Jugendarbeit Angebote für Jugendliche. „Bei uns kam

„Im Winter kam auch eine ältere Wohnungslose zum Tee-

dem man sich bedienen kann. Und dann setze ich mich damit

im Winter ein junger Mann mit Rucksack und Gitarre vorbei,

trinken in unseren Wohnwagen“, berichtet Woog weiter. Sie

lieber in den Park, denn rauchen darf man in der Bibliothek

der sich für unser Klangstudio interessierte. Dort kann man

habe sich gern mit den Jugendlichen unterhalten. In der Bib-

ja auch nicht.“

nahezu unüberwindbare Hürde. • Auch Sprache kann eine Barriere sein. Es braucht mehr mehrsprachige Angebote. • Ein Ansatz könnte auch der vermehrte Einsatz von Streetworker*innen oder Kooperationen mit Wohnungsloseneinrichtungen sein.

allein oder gemeinsam über Kopfhörer lautlos musizieren,

liothek war sie auch, aber da dürfe man keine Getränke und

Auch Chefredakteurin Ilse Weiß von der Nürnberger Stra-

etwa mit E-Gitarre, E-Bass, E-Drums oder E-Piano. Darüber

kein Essen mitnehmen. „Ich glaube, sie hat oft die öffentli-

ßenzeitung Straßenkreuzer berichtet von einem Verkäufer,

• In vielen Bibliotheken finden Sprachkurse für Migrant*in-

sind wir mit ihm ins Gespräch gekommen. Irgendwann kam

chen PC-Angebote genutzt. Während Corona war das natürlich

der sehr gerne lese und seine Bücher aus den Bücherregalen

nen statt. Vielleicht ließen sich bestehende Kurse erweitern

heraus, dass er gar nicht wusste, wo er schlafen kann.“ Auch

schwierig.“

hole, und zwar aus jenen auf der Straße. „Eine Mitgliedschaft

und auch für obdachlose Menschen zugänglich machen?

ist Slowake, er hat also keinen Nürnberg-Pass, der das verbil-

Zur Autorin

ligen oder kostenlos machen würde.“ Auch der Obdachlose

Sylvia Rizvi studierte Geisteswissenschaften an der Universität Tübin-

Johann würde liebend gerne in die Bibliothek gehen. Aber er

gen und war von Herbst 2017 bis Ende 2020 Leitende Redakteurin

habe seinen gesamten Hausstand täglich dabei. „So kommt

der Stuttgarter Straßenzeitung Trott-war. Seit vielen Jahren schreibt

er nicht rein.“

die Journalistin über Menschen, die ausgegrenzt

Oft in der Bibliothek ist dagegen Mirjam Bensch von der Stra-

Foto: Privat

in der Stadtbibliothek kostet Geld.“ sagt Weiß. „Und der Mann

oder benachteiligt werden, etwa wegen Armut,

ßenzeitung fiftyfifty in Düsseldorf. „Ich lese gerne, sei es Fan-

Wohnungslosigkeit, Gender oder Behinde-

tasy, seien es Mittelalterromane. ‚Der Medicus‘ ist mein Lieb-

rung. 2005 erschien ihr Buch mit Hanife

lingsbuch.“ Die Verkäuferin hat einen regulären Job, verdient

Gashi „Mein Schmerz trägt deinen Namen.

aber nur Mindestlohn. Deshalb verkauft sie am Wochenende

Ein Ehrenmord in Deutschland“, Rowohlt,

die Straßenzeitung. Bensch hat auch Bibliotheken besucht, als

Reinbek.

sie obdachlos war. Ermöglicht hat ihr dies ein damals kostenloser Bücherausweis. „Heute kostet er eine Jahresgebühr, wenn man es sich leisten kann“, erklärt Bensch. Weil sie aber im Besitz eines „Düsselpasses“ ist, der Menschen mit wenig Geld Ermäßigungen für kulturelle und andere Angebote gewährt, kann sie die Bücherwelten weiterhin umsonst besuchen. „Das Die Trott-war-Verkäuferin Dorothea Mengel leiht keine Bücher mehr in Bibliotheken. Zu teuer.

finde ich absolut okay.“ Sie fühlt sich willkommen in ihrer

Fotos: Sylvia Rizvi

Bei der Stadtführung geht es um unser Leben – das wir auf der

Bibliothek. „Übrigens bin ich auch Stadtführerin bei fiftyfifty. Dafür habe ich mir aber kein Wissen aus der Bibliothek geholt.

LITERATUR Wolfgang Kaiser, „Chancen und Herausforderungen für die (Soziale) Arbeit mit obdachlosen Menschen in öffentlichen Bibliotheken“, geplanter Vortrag 28. Mai 2020 beim (wegen Corona abgesagten) 109. Bibliothekar­ tag Hannover, https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/ index/docId/17250 Christian Schmidt, „Obdachlose Menschen als Bibliotheksbesucher“, in Hauke, Petra (Hg.): Öffentliche Bibliothek 2030. Herausforderungen – Konzepte – Visionen, Bad Honnef 2019, S. 161-172. Karsten Schuldt, Armut und Bibliotheken. Anmerkungen zu einer notwendigen Diskussion, S. 87, Berlin 2017, epubli.

Straße geführt haben.“

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Bildung ohne Budget

Bildung ohne Budget

„Bibliotheken sind wichtige Anlaufstellen“

DRAUSSENSEITER: Aufgrund der Coronakrise war die Ausleihe ja lange geschlossen. Welche Konsequenzen hatte das? Was wünschen Sie sich in Zukunft für das Haus? Dr. Hannelore Vogt: Unsere Kund*innen haben uns sehr vermisst! Davon zeugen viele E-Mails, aber auch Kommentare auf Facebook und Instagram und natürlich die vielen glücklichen Gesichter, als wir wieder öffnen durften. Wir haben zwar

Die Stadtbibliothek Köln zählt zu den größten und bedeutendsten öffentlichen Bibliotheken Deutschlands. Die Bibliothek ist nicht nur ein Wissensspeicher, sondern auch ein vielbesuchter Veranstaltungsort. Sie hat rund 87.000 Mitglieder und wird pro Jahr ca. sieben Millionen Mal genutzt. Der DRAUSSENSEITER hat mit Dr. Hannelore Vogt, Leiterin der Kölner Stadtbibliothek, darüber gesprochen, ob auch obdachlose Nutzer*innen willkommen sind und welche Möglich­ keiten es für Menschen ohne Budget gibt, das vielfältige Angebot zu nutzen.

einen sehr gelobten Abholservice organisiert und selbst alle Kölner*innen, die noch keinen Ausweis hatten, konnten einen kostenlosen Online-Zugang zu unseren vielfältigen Digitalangeboten (E-Books, Presseportal, Musik- und FilmFoto: Marco Heyda

Stadtteilbibliothek in Kalk – ein Ort, an dem sich die unterschiedlichsten Menschen wohlfühlen.

Von CHRISTINA BACHER

streaming, E-Learning) bekommen, die in dieser Zeit nochmal stärker als sonst schon genutzt wurden. Dazu haben wir viele Workshops und Diskussionsveranstaltungen online angeboten. Aber nichts

Foto: Privat

D

ersetzt den persönlichen Kontakt und RAUSSENSEITER: Die Stadtbiblio-

Dr. Hannelore Vogt: Fast alle unserer Ver-

ordnung halten, die der Rat der Stadt

VHS gibt Workshops in unserer digitalen

theken schon längst nicht mehr als rei-

wie ja schon gesagt - einen Ort, an dem

thek am Neumarkt und viele Neben-

anstaltungen können kostenfrei besucht

verabschiedet hat. Grundsätzlich ist

Werkstatt, wir bieten eine Führung hin-

ne Medienausleihstationen betrachtet

man sich aufhalten und andere Men-

stellen sind für alle Bürger*innen

werden, insbesondere diejenigen, die

die Mitgliedschaft für alle Minderjäh-

ter den Kulissen der Zentralbibliothek

werden. Es gibt einen großen Bedarf für

schen treffen kann! Wir verfolgen daher

gratis zugänglich. Jede*r kann sich dort auf-

sich an Kinder und Familien richten. Im

rigen kostenlos, worüber ich sehr froh

im VHS-Programm an, manche VHS-Kur-

diese „dritten Orte“ und wir sind prädes-

das Konzept des „dritten Orts“ nun auch

halten und lesen. Haben Sie eine Idee (oder

Veranstaltungskalender auf der Home-

bin. Für Köln-Pass-Inhaber*innen gibt

se können kostenlos die E-Learning-Platt-

tiniert dafür. Dazu kommt die Öffnung

seit einiger Zeit in den anderen Stadtteil-

sogar Statistik), wie viele Hartz-IV-Empfän-

page sind diese auch besonders gekenn-

es statt des Jahresbeitrags von 38 Euro

form der Stadtbibliothek nutzen und wir

der Bibliotheken an den Randstunden

bibliotheken und selbstverständlich ist

ger*innenn oder gar Obdachlose dieses Ange-

zeichnet. Falls wir doch einmal einen

eine ermäßigte Mitgliedschaft von 13

verweisen selbstverständlich gegenseitig

ohne Personal – bei der „Open Library“

dies auch ein wichtiger Punkt bei der Pla-

bot hier in Köln nutzen?

Eintritt erheben – vor allem bei Abend-

Euro (für zwölf Monate) oder 7 Euro (für

auf unsere Angebote. So bieten wir zu

kann jede*r mit einem gültigen Biblio-

nung für die 2022 beginnende Sanierung

Dr. Hannelore Vogt: Da der Zugang zu

veranstaltungen für Erwachsene –,

sechs Monate). Wir benötigen für die

manchen Themen kostenlose Schnup-

theksausweis die Tür öffnen und auch

der Zentralbibliothek.

unseren Bibliotheken frei und unge-

gibt es Ermäßigungen. Ich arbeite gera-

Anmeldung nur den Personalausweis

perworkshops an, was man dann bei

in der Zeit die Räumlichkeiten nutzen,

hindert erfolgt, kann ich

de daran, dass wir das vor allem bei

(oder einen Reisepass mit Meldebeschei-

Interesse in längeren Kursen bei der VHS

wenn das Personal noch nicht oder nicht

DRAUSSENSEITER: Und haben Sie eine Idee,

leider nicht sagen, wer

Familien beliebte Sonntagsprogramm

nigung) und den Köln-Pass. Immer wie-

vertiefen kann. Mit dem Museumsdienst

mehr im Haus ist. Auch Ausleihe und

wie man Menschen ohne Budget für das Ange-

von unseren Besu-

und die vielen Aktivitäten im MINT-Be-

der kommt es aber vor, dass längst nicht

im Rautenstrauch-Joest-Museum sind

Rückgabe sind dank unserer Selbstbe-

bot der Bibliothek begeistern kann?

cher*innen obdach-

reich (wie das MINT-Festival in den

alle, die einen Köln-Pass bekommen

auch gemeinsame Veranstaltungen für

dienungsstationen möglich. Nach den

Dr. Hannelore Vogt: Die Menschen

los ist oder Hartz IV

Herbstferien und Makerworkshops für

könnten, diesen auch besitzen. Dann

Kinder und Jugendliche denkbar. Leider

guten Erfahrungen in Kalk werden wir

ohne Budget? Eigentlich sind wir doch

bekommt. Wir stel-

Kinder zu Ostern) auch im nächsten Jahr

sind uns leider die Hände gebunden.

ist durch die Pandemie hier vieles ins

das jetzt auch in anderen Stadtteilbiblio-

eine erste Adresse für alle, die wenig

len jedoch fest, dass

weiterführen können. Mit den vielen

13 Euro ist für manche Menschen aber

Hintertreffen geraten, aber wir werden

theken einführen und beginnen damit

Geld haben! Wenn man ein wenig auf-

sich viele Menschen

MINT-Angeboten bieten wir auch den-

trotzdem viel Geld. Wir bemühen uns

die Kooperationen sicher wieder aufneh-

in Rodenkirchen.

passt und sich an die Rückgabefristen

men.

im erwerbsfähigen Alter

jenigen Kindern, die keine Gelegenheit

deshalb gerade, ob wir hier nicht eine

fast täglich, sehr lange und offenbar

haben, zu verreisen, eine tolle Möglich-

Änderung herbeiführen können.

auch gerne bei uns aufhalten. Daraus

keit, spielerisch viele spannende The-

schließe ich, dass wir auch und gerade

men aus den Bereichen Mathematik,

für Bürger*innen ohne Job eine wichtige Anlaufstelle sind.

Schatz zu heben! Es gibt natürlich gewis-

DRAUSSENSEITER: Für nicht-kommerzielle

einen Hund. Haben denn Tiere Zugang zur

se Regeln, aber es gibt auch viele sehr

DRAUSSENSEITER: Neben der Stadtbibliothek

Institutionen ist es sicher eine ganz beson-

Bibliothek bzw. wäre es möglich, einen Zugang

freundliche Bibliothekar*innen, die ger-

Informatik, Naturwissenschaften und

gibt es ja auch das Studienhaus der Volkshoch-

dere Herausforderung, den Bürger*innen

zu schaffen?

ne erklären, wie man sich zurechtfindet,

Technik zu entdecken.

schule und das Rautenstrauch-Joest-Museum

einen attraktiven Ort zwischen Zuhause und

Dr. Hannelore Vogt: Leider nein. Aus

und alle Fragen beantworten. Ich kann

in direkter Nachbarschaft. Wie nutzen die

Arbeitsstätte zu bieten. Mit der neuen Stadt-

hygienischen Gründen, aber auch weil

sagen: Kommt alle vorbei und schaut euch um – wir sind ganz anders, als viele denken!

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hält, gibt es hier bei uns einen riesigen DRAUSSENSEITER: Viele Obdachlose haben

DRAUSSENSEITER: Es gibt ja auch viele Ange-

DRAUSSENSEITER: Ein Ausweis, um Bücher

Institutionen diese räumliche Nähe im Sinne

teilbibliothek in Kalk haben Sie diesen „dritten

manche anderen Besucher*innen Al­ler­

bote für Erwachsene, Kinder und Jugendliche

und Medien ausleihen zu können, kostet eine

einer Bildungslandschaft?

Ort“ offenbar gefunden. Wie wird das Ange-

gien oder Angst vor Hunden haben,

wie Workshops, Lesungen etc. – sind die auch

Gebühr. Wie hoch ist die und kann man sich

Dr. Hannelore Vogt: Mit beiden Instituti-

bot dort angenommen?

darf man keine Tiere mitbringen. Dies

kostenfrei zugänglich? Also auch für Famili-

davon auch befreien lassen? Welche Möglich-

onen stehen wir natürlich im regen Aus-

Dr. Hannelore Vogt: Die Nutzung in Kalk

ist meines Wissens in keiner Bibliothek

DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank für das

en, die nicht viel Geld haben? Was erwartet

keiten haben Köln-Pass-Inhaber*innen?

tausch. Aber ganz praktisch: Die Inte­

ist phänomenal. Wir haben im Vergleich

üblich und hier bitte ich um Verständ-

Gespräch.

uns da im nächsten Jahr? Gibt es schon einen

Dr. Hannelore Vogt: Hier müssen wir

grationskurse der VHS sind regelmäßig

zu früher eine Nutzungssteigerung um

nis. Eine Ausnahme können wir nur bei

heißen Tipp?

uns an die Regelungen der Gebühren-

auch bei uns im Haus. Eine Kollegin der

die 40 Prozent! Dies zeigt, dass Biblio-

Blindenhunden machen.

 www.stadtbibliothek.koeln

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FotogRaFie

FotogRaFie

EIN cOrONa-fOtO-tagEBuch vON INgrId BahSS

I

m März des vergangenen Jahres fühlte ich mich einem unsichtbaren Feind mit dem Namen „Covid-19“ ausgeliefert. Er beherrschte meine Gedanken, meine Gefühle, ließ mich unsicher werden. Eine Zeit der irritierenden Wechselbäder hielt mich in Anspannung, legte mich lahm. Etwas musste geschehen, um mein Tun wieder in die kreative Richtung zu lenken, die mein Leben seit langem bestimmt. Dann war sie da, die Idee. Ich habe die Rollen vertauscht, habe das Virus zu meinem Opfer erklärt, bin zum Täter geworden - habe mein fotografisches Corona-Tagebuch begonnen.Was der Schurke Virus anrichtete in den Gesichtern der Menschen, ihren Körperhaltungen, das habe ich mit Fotonotizen festzuhalten versucht. Es war eine hervorragende Hilfestellung für mich, täglich mit dem Fotoapparat loszuziehen und das Alltagsleben auf den Straßen festzuhalten. Dabei ging es mir nicht darum, vordergründige Corona-Motive zu suchen. Immer wieder führte mich mein Weg ins Zentrum unserer Stadt. Auf den leeren Straßen sitzen, liegen, schlafen die Obdachlosen wie Mahnmale. Anonym namenlos. Es schien mir, dass es immer mehr werden. Hin und wieder kamen wir ins Gespräch. Dann habe ich Bruchstücke aus ihrem Leben erfahren. Und ich habe nach ihrem Namen gefragt. Stellt euch vor, sie heißen Marion, Sabine, Curt, Karl, Axel …

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FOTOGRAFIE

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FOTOGRAFIE

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FOTOGRAFIE

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FOTOGRAFIE

Info

Die Fotostrecke erscheint in Bälde in dem Buch „Die Letzten hier? Köln im sozialen Lockdown“ im Daedalus-Verlag, 12,- Euro. ISBN 978-3-89126-267-2

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HINTERGRUND

HINTERGRUND

„Man kann nicht zu Hause bleiben und sich auskurieren“ Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat im Winter 2020 einen ersten Bericht veröffentlicht. Danach arbeiteten auch die medizinischen Versorgungsangebote zu Beginn der Coronakrise zunächst nur im Notbetrieb, in einzelnen Bundesländern wurde sogar ein Aufnahmestopp für stationäre Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe verhängt. Es gab Empfehlungen, Personen nur bei Vorliegen eines negativen Coronatests aufzunehmen. War die medizinische Ver­ sorgung obdachloser Menschen in Köln zu jedem Zeitpunkt durch das Angebot des Mobilen Medizinischen Dienstes gesichert? Christina Bacher hat bei Adolf-Martin Müller, Leiter des Mobilen Medizinischen Dienstes des Kölner Gesundheitsamtes, nachgefragt.

geblieben – und somit auch unser medi-

Dazu kam noch die erhöhte Gefahr, schwer zu

tergrund. Und die Einschränkungen im

die Impfwilligkeit unter den Menschen erlebt?

zinisches Angebot.

erkranken, weil viele wohnungslose Menschen

Zugang zum Hilfesystem wirken sich da

Dr. Adolf-Martin Müller:

aufgrund ihres Lebenswandels lungenkrank

natürlich negativ aus. Mit Carepaketen,

Mai 2021 war die erste größere Impf­

DRAUSSENSEITER: Mit welchen Erkran-

sind und somit zur Risikogruppe gehören.

Dusch- und WC-Angeboten ist versucht

aktion für Obdachlose, mit einem

kungen kamen die Menschen auf der Straße

Dr. Adolf-Martin Müller: Wohnungslo-

worden, etwas gegenzusteuern; ganz

mobilen Impfteam beim Gulliver. Diese

zu Ihnen? Haben sich da Krankheitsbilder

se Menschen, besonders diejenigen, die

ausgeglichen wurden die Versorgungs-

Aktion wurde sehr gut angenommen,

geändert bzw. hat sich die gesundheitliche

auf der Straße leben, weisen eine viel

defizite meines Erachtens aber nicht.

das Interesse insbesondere an dem

Verfassung der Obdachlosen verschlechtert?

höhere Rate von Erkrankungen auf als

Dr. Adolf-Martin Müller: Die Krankheits-

Menschen entsprechender Altersgrup-

DRAUSSENSEITER: Die positive Kontrol-

keine zweite Impfdosis erfordert, war

bilder, die wir bei unseren Patient*innen

pen in der sogenannten Wohnbevölke-

le durch besorgte Bürger*innen, die ja im

groß. Es gab dann noch zwei weitere

behandelt haben, haben sich im Ver-

rung. Und wenn sie krank werden, so

Lockdown zu Hause blieben, fiel weg. So ist

Termine beim Gulliver, und auch wir

gleich zu der Zeit vor der Corona-Pan-

sind ihre Möglichkeiten, wieder gesund

im Winter 20/21 ein Mensch mitten in der

vom Mobilen Medizinischen Dienst des

RAUSSENSEITER: Die Bundesar-

demie nicht wesentlich geändert. Immer

zu werden, schlechter als für diesen Per-

Stadt während der kalten Wintertage erfro-

Gesundheitsamtes haben bei verschie-

beitsgemeinschaft Wohnungslo-

noch stellen wir ungefähr die gleichen

sonenkreis. Man kann eben nicht mal

ren. Wie gefährlich ist es für die Menschen auf

denen Trägern und Einrichtungen, in

senhilfe hat im Winter 2020 in

Diagnosen wie in einer durchschnittli-

ein paar Tage zu Hause bleiben und sich

der Straße, wenn es plötzlich Minustempera-

einem Frauenhaus, im Wohnprojekt

einem ersten Bericht veröffentlicht, dass auch

chen Allgemeinarztpraxis – mit ein paar

auskurieren. Es gibt deshalb in Köln ja

turen hat, was passiert da im Körper? Und

„Obdachlose mit Zukunft“ usw., viele

die medizinischen Versorgungsangebote zu

Ausnahmen: Viel mehr Menschen haben

Krankenwohnungen, in die wir diese

wieso merken die Sterbenden nicht, dass sie

Menschen geimpft, sodass es schließlich

Beginn der Coronakrise zunächst nur im

teilweise schlimme chronische Wunden,

Kranken als MMD für eine gewisse Zeit

erfrieren? Was können Bürger*innen tun,

ca. 600 geimpfte Personen aus dem Kreis

Notbetrieb arbeiteten und in einzelnen Bun-

die aufwendig versorgt werden müssen,

vermitteln können. Dort, wie auch in

wenn sie jemanden beobachten, der gefährdet

der Obdachlosen waren. Hinzu kamen

desländern sogar ein Aufnahmestopp für sta-

auch gibt es, bedingt durch das Leben

den anderen Schlafstellen, mussten

zu sein scheint?

noch zusätzliche abgesprochene Besu-

tionäre Einrichtungen der Wohnungslosen-

auf der Straße, mehr Hautkrankheiten,

coronabedingt aber größere Abstände

Dr. Adolf-Martin Müller: Das ist ein sehr

che von mobilen Impfteams, die über

hilfe verhängt wurde. Es gab Empfehlungen,

und viele unserer Patient*innen haben

eingehalten werden, also konnten weni-

wichtiges Thema, nicht nur zu Coro-

das Sozialamt organisiert worden sind,

Personen nur bei Vorliegen eines negativen

psychiatrische Krankheiten oder sind

ger Plätze belegt werden.

na-Zeiten: Wer auf der Straße schläft,

in den Notunterkünften der Humani-

Coronatests aufzunehmen. War die medi-

suchtkrank.

ist in der kalten Jahreszeit dem Risiko

tären Hilfe und in den Beherbergungs-

D

Impfstoff von Johnson & Johnson, der

DRAUSSENSEITER: Dennoch hat man es nicht

einer Unterkühlung ausgesetzt, und

betrieben im ganzen Stadtgebiet, den

in Köln denn zu jedem Zeitpunkt durch das

DRAUSSENSEITER: Welche Rolle spielte im

geschafft, in den Notunterkünften Einzelzim-

das nicht nur bei Minustemperaturen!

sogenannten „Hotel-Unterbringungen“

Angebot des Mobilen Medizinischen Diensts

letzten Jahr die Bedrohung Covid-19 für

mer einzurichten. Welche Möglichkeiten gab

Auch schon bei plus fünf Grad, sechs

– hier wurden zahlreiche Interessierte

gesichert?

obdachlose Menschen? Und welche Rolle

es denn für die Menschen, sich vor Ansteckung

Grad und Nieselregen kann man leicht

vor Ort ebenfalls geimpft. Natürlich gab

Dr. Adolf-Martin Müller: Seit mehr als 25

spielten die Ängste, die mit einer möglichen

zu schützen? Wo haben sie geschlafen, wo

unterkühlen, wenn man nicht ausrei-

es auch unter den Obdachlosen verein-

Jahren bietet der Mobile Medizinische

Ansteckung verbunden sind?

gegessen?

chend geschützt ist. Auch können lokale

zelt Menschen, die der Impfung kritisch

Dienst (MMD) des Kölner Gesundheits-

Dr. Adolf-Martin Müller: Das Tra-

Dr. Adolf-Martin Müller: Für diejenigen,

Erfrierungen auftreten. Beides kann zu

gegenüberstande,n und welche, die sich

amtes ein ärztliches und pflegerisches

gen der Atemschutzmasken, das sich

die sich in Quarantäne begeben mussten

schweren Körperschäden, bis hin zum

nicht impfen lassen wollten; insgesamt

Angebot für obdachlose und/oder dro-

auch bei Menschen, die auf der Straße

– weil sie positiv getestet worden waren

Tod, führen. Wenn noch andere Risiken

war die Nachfrage nach den Impfungen

genabhängige Menschen in der Stadt.

leben, schnell durchgesetzt hat, führte

oder Kontakt zu Coronakranken hatten -,

hinzukommen, beispielsweise Sucht-

aber groß. Und der Impfstoff wurde

Es werden zu festen Zeiten regelmäßige

sogar zu einem Rückgang von Atem-

waren seitens der Stadt von Anfang

mittelkonsum, besonders, wenn zu viel

durchweg gut vertragen, die Nebenwir-

Sprechstunden in Einrichtungen unter-

wegsinfektionen.

an ausreichend Plätze in gesonderten

konsumiert wurde, sind die Menschen

kungen waren ganz überwiegend mild.

zinische Versorgung obdachloser Menschen

schiedlicher freier Träger der Suchthilfe

Im 2. Quartal 2020, in der Zeit des

Unterkünften vorgehalten worden.

irgendwann nicht mehr in der Lage, die-

bzw. der Wohnungslosenhilfe angebo-

ersten Lockdowns, kamen etwas weni-

Auch dort wurden sie durch den MMD

se Gefahr zu erkennen und sich selbst zu

DRAUSSENSEITER: Gibt es etwas Positives,

ten, d.h. die Behandlungen erfolgen vor

ger Menschen als gewöhnlich in unsere

medizinisch betreut.

schützen und zu helfen. Deshalb ist es so

das aus der Coronakrise resultiert? Soli-

Ort, im Lebensumfeld der Betroffenen.

Sprechstunden. Das hatte sicherlich mit

Grundsätzlich besteht das Problem,

wichtig, dass alle Bürger*innen, die sich

darität? Mehr Einzelunterbringung, auch

Zu diesem niederschwelligen Konzept

der allgemeinen Verunsicherung zu tun,

dass sich die Menschen auf der Straße

in der kalten Jahreszeit Sorge um eine*n

für die Zukunft? Verbesserte hygienische

gehört auch, dass alles kostenlos erfolgt

vielleicht sogar mit Ängsten, aber auch

oft nicht so um ihre Gesundheit küm-

Obdachlose*n machen, beim Winterhil-

Bedingungen für die Menschen draußen?

und kein Krankenversicherungsschutz

mit der in dieser Zeit leeren Innenstadt

mern und kümmern können, wie es

fetelefon (Tel.-Nr.: 0221 / 474 55545) der

Dr. Adolf-Martin Müller: Das sehr stark

erforderlich ist. In Ausnahmefällen

– denn vieles, was die Stadt für arme und

eigentlich erforderlich wäre! Bedürf-

Stadt Bescheid sagen oder sich direkt an

aufgesplittete, diversifizierte Hilfesys-

machen die Ärzt*innen und die Kran-

wohnungslose Menschen sonst attraktiv

nisse wie beispielsweise eine ausge-

den Rettungsdienst wenden.

tem, das wir in Köln haben, hat sich

kenschwestern des MMD auch Besuche,

macht, entfiel ja: Schnorren, Flaschen

wogene Ernährung, Körper- und Klei-

beispielsweise auf der Platte, im Bauwa-

sammeln, Straßenmusik, … auch die

dungshygiene oder Inanspruchnahme

DRAUSSENSEITER: Die Stadt hat ja im Mai

nes Erachtens im Großen und Ganzen

gen, in Wohnprojekten etc.

Kund*innen für die Verkäufer*innen der

präventivmedizinischer Angebote (wie

in Brennpunktgebieten mit hohen Inzidenz-

bewährt. Auch wirkliche Randgruppen

Straßenzeitungen fehlten.

Vorsorgeuntersuchungen und Impfun-

zahlen wie Chorweiler und Blumenberg

konnten so erreicht werden – es wurde

gen) treten hinter den täglichen har-

begonnen, mobile Impfstationen aufzubauen

noch einmal deutlich, dass es im Umfeld

Dieses Angebot ist während der Corona-Pandemie - natürlich - in vollem

16

Am 12.

während der Corona-Pandemie mei-

Umfang aufrechterhalten worden! Zwar

DRAUSSENSEITER: Ja, das war sehr schlimm

ten Anforderungen, die das Leben auf

und die Menschen vor Ort unbürokratisch zu

der Wohnungslosigkeit zwar recht typi-

bestanden anfangs Unsicherheiten, die

für viele! Neben den „Einkünften“ fielen ja

der Straße stellt, besonders mit einer

impfen. Wann und wie wurden denn explizit

sche Problematiken und Lebensumstän-

meisten Einrichtungen sind aber offen

auch die sozialen Kontakte komplett weg.

Suchtkrankheit, bei vielen in den Hin-

Obdachlose angesprochen? Und wie haben Sie

de gibt, dass es innerhalb der Gruppe der 

17


HINTERGRUND

Wohnungslosen aber auch eine Vielzahl unterschiedlicher (Über-)Lebensweisen und Lebensentwürfe gibt, die dann auch darauf abgestimmte Hilfsangebote erfordern. Und selbstverständlich standen die Hilfsangebote für Obdachlose oft, vielleicht häufiger als sonst, im Fokus der Öffentlichkeit – und in diesem Zusam-

KUNSTAKTION

ZIELLOSES BLEIBEN – ein utopisches Projekt von Tomas Kleiner VON Christiane Rath

menhang eben auch die noch fehlenden Hilfen, die in der Frage angesprochenen Defizite. DRAUSSENSEITER: Was kann man aus der losenhilfe? Als Mensch, der immer auf das

Dr. Adolf-Martin Müller: Solidarität ist

W

ein Wort, das bei Gesprächen über dieses

man aufstehen möchte oder nicht?

Wohlwollen anderer angewiesen ist und zu den „Verlierer*innen der Gesellschaft“ gehört? Vielleicht auch als Arzt?

diese Frage, wenn der Wecker schrillt? Die wenigsten. Aber was ist, wenn der Wecker stumm bleibt, wenn

keine Pflicht ruft, wenn man selbst entscheiden muss oder darf, ob „Für was stehst du morgens am liebsten auf?“ Christiane Rath hat sich die Ausstellung von Tomas Kleiner für uns angeschaut.

Thema oft fällt. Sicherlich war es wohl-

Der Düsseldorfer Künstler Tomas Kleiner stellt diese Frage den

tuend zu sehen, wie sich auf unbürokra-

Menschen, die an seiner Bonner Bettinstallation innehalten und

tische Weise viele ehrenamtliche Initia-

neugierig geworden sind, warum denn dort auf dem weiten Platz

dass sie nicht viel in ihrem Leben ändern würden, allenfalls

krete Erwartungs-

tiven, die Träger des Hilfesystems und

zwischen Kunstmuseum und Bundeskunsthalle ein öffentliches

etwas weniger oder etwas freier arbeiten möchten.

haltungen gibt. Er

die städtischen Stellen für die Obdach-

Bett zum Verweilen einlädt.

„Zielloses Bleiben“ BEUYS+PLATTFORM, Kunstmuseum Bonn 10. Juli – 10. Oktober 2021

Menschen in schwierigeren Lebenssituationen, ohne Arbeit

empfindet dies als

Die Antworten darauf sind sehr unterschiedlich: eine Frau steht

oder ohne Obdach, kamen dort so gut wie nicht vorbei, da

ein sehr positives

Bestand hätte, wäre viel erreicht… Die

„für ein Lächeln“ auf, viele freuen sich auf den ersten Schluck Kaf-

die Museumsmeile in Bonn außerhalb des Stadtkerns liegt.

Gefühl von Frei-

ständige Weiterentwicklung der Ange-

fee, manche auf einen schönen sonnigen Tag. Andere hassen es

Deshalb zog Kleiner mit seinem Bett zwischenzeitlich an den

heit, gerade weil

Der Blog zum Projekt:

bote ist wichtig, und die Kommunikati-

grundsätzlich, morgens aufstehen zu müssen. Tomas Kleiner wertet

Düsseldorfer Hauptbahnhof und erlebte dort, dass seine Fra-

ein kunstschaf-

ziellosesbleiben.tomaskleiner.com 

on, die Absprachen zwischen den unter-

nicht, sondern zeichnet die Antworten auf und stellt sie auf seinen

gen ihren freundlichen und utopischen Charakter drastisch

fender Mensch oft

schiedlichen Hilfsangeboten, zwischen

zum Projekt gehörenden Blog. Genauso verfährt er mit den Aussagen

veränderten.

ein sehr unstetes

ehrenamtlicher und hauptamtlicher Hil-

auf seine zweite Frage: Wie muss ein Tag sein, damit er für dich ein

fe, sind sicherlich noch zu verbessern.

guter Tag gewesen ist?

losen einsetzten. Wenn diese Solidarität

Hier trafen sie auf Menschen, die weit entfernt von dem

Einkommen hat, solange sie*er noch nicht berühmt ist. Doch

Gefühl waren, eine freie Wahl zu haben, Menschen, die mor-

als ich ihn frage, ob er glaubt, dass diese „totale Freiheit“

Er hat schon viele Antworten gesammelt, er ist ein guter Zuhörer

gens unter freiem Himmel aufwachen, ohne zu wissen, ob sie

für alle Menschen die beste Lebensform sein könnte, sagt er

ich gelernt? - Ganz zu Beginn der Krise

und Gedankensammler, ein Spieler, dem es nicht ums Gewinnen

am Tag etwas Geld bekommen, Menschen, denen Kunstakti-

lächelnd: „Daran zu verzweifeln ist durchaus auch möglich.“

habe auch ich nicht mit der letztlich so

geht, ein Sich-treiben-Lassen, der das Leben und seine Überraschun-

onen eher weniger bedeuten und die von einem Leben ohne

In diesem Augenblick kommt eine ältere Frau mit langen

riesigen Dimension der Krise, mit den

gen am liebsten geschehen lässt und zuschaut, staunt, fragt, nach-

finanzielle Sorgen in freier Gestaltung nur träumen können.

grauweißen Haaren auf dem Fahrrad vorbei, bremst und

so weitreichenden Einschnitten in das

Und was lernt man als Arzt? Was habe

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ofür stehst du morgens am liebsten auf? Wer stellt sich

Foto: Tomas Kleiner

Krise lernen, als Einrichtung der Wohnungs-

denkt, versteht, genießt und bündelt. Kunst ist für ihn ein ständi-

Auf manche Befragten wirkten die Fragen geradezu abstrus

erkundigt sich nach der Bedeutung des Bettes. Sie erzählt von

Leben aller, gerechnet. Die Bereitschaft,

ger Prozess; nicht die geniale Idee der*des einsamen Künstler*in im

oder sogar arrogant, denn ihre Lebenswirklichkeit ist eine

sich und ihrer früheren Arbeit als Kölner Hauptschullehrerin,

neue Wege zu beschreiten, unkonventio-

Elfenbeinturm interessiert ihn, sondern die künstlerische Praxis.

gänzlich andere – da wirkt ein öffentlich aufgestelltes Bett

von ihren Reisen nach China, Indien und Usbekistan. Und dass

nelle Lösungen zu suchen, auch fachlich

Er möchte den zufälligen Begegnungen und situativen Eingriffen

eher wie eine Provokation.

in Usbekistan die Menschen große Betten vor ihren Häusern

Neues dazuzulernen, war danach stark

Raum und Zeit geben, ein Eigenleben zu führen. Er nimmt keinen

„Arrogant zu wirken ist das allerletzte, was ich wollte“, sagt

hätten, auf denen sie gern zu mehreren säßen, feierten, sich

gefordert. Das für die Menschen in Köln

zielgerichteten Einfluss, lässt sich selbst aber sehr wohl von den

er mir. Dass die Fragen auf einmal falsch klangen und eine

unterhielten… „Googeln Sie das mal“, ruft sie uns noch zu,

Erreichte hinterlässt bei aller zusätzli-

Entwicklungen lenken, zuweilen umlenken, eine neue Blickrich-

Art Echowirkung entfalteten, brachte das Tomas Kleiner dazu,

bevor sie weiterfährt. Für Tomas Kleiner wieder eine neue

cher Arbeit aber auch eine Zufrieden-

tung einnehmen…

seinen Weg neu zu denken, die Fragen möglicherweise anders

Geschichte…

zu stellen, das Projekt aus noch einem weiteren Blickwinkel

heit. Und letztlich führt diese Krise bei

So hat er es auch gemacht, als die Antworten auf seine dritte Frage

mir dazu, eine dankbare, ja, ich möchte

sich allmählich zu wiederholen schienen. Sie lautete: Wenn du dein

das alte Wort benutzen, eine demütige

Leben lang nicht für Geld arbeiten müsstest, was würdest du dann tun?

„Zielloses Bleiben“ ist daher als Titel der dreimonatigen

Haltung einzunehmen.

Hier ging es ihm um die schon lange diskutierte Idee eines bedin-

Kunstaktion sehr treffend gewählt. Der Künstler experimen-

Tomas Kleiner, geb. 1990 in Schweden, lebt und arbeitet in Düsseldorf.

gungslosen Grundeinkommens und seinen möglichen Einfluss auf

tiert letztlich auch mit sich selbst, denn sein Projekt wird auf

Als Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf hat er sich im Namen der

DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank für das

die Menschen. Das Bonner Publikum zwischen den Museen spiegelte

Initiative der Kuratorin des Bonner Kunstmuseums Stefanie

Kunst schon ziellos auf dem Rhein treiben lassen oder mit seinem Kol-

Gespräch.

aber nur einen bestimmten Teil der Gesellschaft wider, nämlich in

Kreutzer und des ehemaligen Intendanten Christoph Schreier

legen Marco Biermann eine Woche lang täglich viele Stunden in einem

der Mehrheit Menschen ohne Migrationshintergrund in eher gut

für den Zeitraum von drei Monaten mit einem bedingungslosen

als Wohnraum eingerichteten Aquarium gelebt. Mehr Info:

situierter Position mit kulturellem Interesse. Sie antworteten häufig,

Grundeinkommen von 1.200 Euro gefördert, ohne dass es kon-

 www.tomaskleiner.com

zu betrachten und vielleicht zu modifizieren.

19


BUCh-tiPPS

20

CaRtoon | ClaYD

Maryam Djahani

Anselm Oelze

Basquiat

Ungebremst durch Kermanschah

Die Grenzen des Glücks

 er war und ist Superstar und liebling der Kunstwelt: Jean-Michel Basquiat� Seine Werke werden heute zu schwindelerregenden Summen verkauft� 1988 endete sein kurzes leben, als er sich mit 27 Jahren eine Überdosis heroin setzte� nun erzählt eine graphic novel von seinem rasanten leben – und kommt dem Künstler näher als so manche Künstlerbiografie. Das Buch beginnt mit seinem ende: Basquiat liegt auf seinem Bett, neben ihm das tödliche Spritzbesteck� ein letztes Mal besucht ihn sein Dämon, eine aus afrikanischem ebenholz gefertigte maskenartige Figur, bekannt aus seinen Bildern� Dieser Dämon begleitet ihn über das gesamte Buch als Schatten und gesprächspartner� Wir sehen: Kunstwerk und Künstler lassen sich nicht trennen� in schnellen Schnitten und Vor- und Rückblicken erzählen dann der dänische Zeichner Søren Mosdal und der deutsche autor Julian Voloj die wichtigsten lebensstationen des Künstlers� ihnen geht es weniger um biografische Detailtreue, vielmehr um den Zeitgeist der 1970er und 1980er Jahre, Basquiats Kunst und seine gedankenwelt� Dieser gedankenkosmos dreht sich um Religion, die elitäre Kunstwelt und natürlich um Rassismus� So fragen Polizisten in einem Park seine (weiße) Freundin, ob sie sich von dem Mann, also ihm, belästigt fühle� in einer weiteren Szene wählt er bei der Flucht vor imaginierten, im Basquiat-Stil gezeichneten Cops eine toilette mit der aufschrift „Colored“� andererseits fragt er sich selbst, ob er denn ein Schwarzer sei, da er immer mit Weißen herumhängt und nur mit weißen Freundinnen schläft� Schließlich zerbricht Basquiat am Kampf um seine identität� er hat das gefühl, nicht dazuzugehören, verloren zu sein in einer entfremdeten Welt� Der absturz in die Drogen ist radikal und unaufhaltsam� Die graphic novel „Basquiat“ ist ein visuelles Erlebnis. Grell, fieberhaft, expressiv, so wie Basquiats Kunst und sein leben – und ohne Frage selbst Kunst� Jens Hüttenberger

 Protagonistin Shohre ist anfang 30, taxifahren ihr traumberuf� Zielsicher steuert sie durch den chaotischen Stadtverkehr der Millionenmetropole Kermanschah in iran, platte Reifen wechselt sie selbstverständlich selbst, während unkende Jugendliche schnell verstummen� Frauen, die einsteigen, freuen sich auf anhieb; den breitbeinigen Sprüchen von Männern, denen nur Spott einfällt, begegnet sie schlagfertig� Die Männer, sagt sie, haben hier eine Bergbauernmentalität� Kermanschah: eine großstadt als Provinz des Konservatismus� ihr Vater hat sie immer unterstützt und sich dafür heftige Kritik anhören müssen� Jeder wollte ihm erklären, wie er seine tochter zu erziehen habe� Doch Shohres Vater ist tot� „an dem tag, als ich taxifahrerin wurde, sagte Mutter: innerhalb von vier Jahren wirst du es bereuen� Wenn kein Mann sich mit dir einlässt�“ im taxi spricht man offen – was im taxi gesagt wird, bleibt im taxi� Meistens� So sind all die kleinen Begegnungen die heimliche Hauptfigur des Buches� neben den verschneiten Straßen und gassen, neben dem taxi, das Shohre „elisabeth“ getauft hat� am Steuer hat sie die Kontrolle� Und das ist wohl ein tragender grund für ihren frühen Berufswunsch� Selbst die Richtung vorgeben zu können� Den Weg besser zu kennen als die Fahrgäste� Den Preis zu bestimmen� Doch etwas brodelt in Shohre� etwas, das lange zurückliegt und sie nicht loslässt� Weshalb sie immer am Friedhof eine Pause einlegt… Djahani, Jahrgang 1986, ist mit ihrem Debütroman ein lesenswertes Buch gelungen� Shohre ist eine bemerkenswerte Figur, die die leser*innen teilhaben lässt am leben junger Menschen in iran, einen Blick hinter die Kulisse eines landes wirft, über das viele Klischees kursieren, von dem in europa aber nur wenige ein realistisches Bild haben� Gerrit Wustmann

 Ungleichzeitigkeiten� Vertrautheiten� Unverantwortlichkeiten� Fiktionen� Zufälligkeiten� tragiken� So ungewöhnlich und philosophisch sind die sechs Kapitel der etwas anderen Reportage überschrieben, die anselm oelze nach seinem Undercover-Besuch im neuen Flüchtlingscamp Kara tepe auf lesbos im herbst 2020 verfasst hat� Sie deuten an, dass es sich hier keineswegs um eine eindimensionale Dokumentation der unerträglichen Zustände in diesem neuen lager nach Moria handelt� Vielmehr setzt der autor sich und seine soziale und kulturelle Situation immer wieder kritisch in Beziehung zu den Menschen und ihrem leiden im Camp� nicht nur, dass er direkt im lager mit den Geflüchteten in den Dialog tritt, er stellt sich und seine (und damit eben auch unsere) Realität einem allgemeinen kritischen gegenüber, sowohl historisch als auch im hinblick auf die Verteilung von Machtstrukturen und politischen interessen� Er reflektiert die globale Ungleichzeitigkeit – in dem Sinne, dass auf der Welt Menschen gleichzeitig in ganz unterschiedlich entwickelten gesellschaften leben, sich also nicht auf derselben Zeitschiene befinden. Und er führt die Zufälligkeit ins Feld, mit der man in eine Umgebung hineingeboren wird, in der Bildung und relativer Wohlstand selbstverständlich sind – oder eben nicht� Damit lädt er seine deutschsprachige leserschaft dazu ein, diese haltung ebenfalls auszuprobieren� aus dem weichen hotelbett kommend Menschen zu besuchen, die auf dem nackten und nassen Boden schlafen, ist die eine Sache� Zu erkennen und damit leben zu müssen, dass hinter diesen Zuständen ein perfider Plan steht, den „wir alle“ mit zu verantworten haben, ist die andere� Wer dieses schmale, aber wuchtige Buch gelesen hat, sieht aus einer anderen Perspektive auf Geflüchtete – und auf sich selbst� Christiane Rath

Julian Voloj/Søren Mosdal: Basquiat. Carlsen Verlag, Hamburg 2020, 20,- Euro. ISBN 978-3-55176-046-3

Maryam Djahani: Ungebremst durch Kermanschah. Sujet Verlag 2021, 24,80 Euro. ISBN 978-3-96202-072-9

Anselm Oelze: Die Grenzen des Glücks. Schöffling & Co. 2021, 15,- Euro. ISBN 978-3-89561-133-9

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Klima-Ignoranz ist resilient: In Kalifornien wüten seit Wochen verheerende Waldbrände und New York erlebt die massivsten Regenfälle seit Beginn von Messungen, die zu Überschwemmungen führten. Von Heiko Sakurai

Foto: Nicole Homburg

Julian Voloj/Søren Mosdal

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ich habe wieder viel zu berichten� ich habe einen neuen Job – als Kloaufpasserhund� Mein Dosenöffner kämpft schon lange für eine öffentliche toilette für Zweibeiner, die am Wiener Platz in Mülheim unterwegs sind, wo wir als Streetworker arbeiten� auch Zweibeiner, die kein eigenes Körbchen haben� einige leute haben meiner Sie ein paar unschöne Dinge erzählt� Und so saßen wir mehrere tage lang im Biergarten und hatten das Klo im auge� Die leute kennen uns, ich kriege meinen Stammplatz unter der Bank� ich sage immer Bescheid, wenn jemand vor-

beigeht und zum Klo will� Dadurch entgeht meinem Dosenöffner nichts� Und ich passe auf, dass keiner an unseren tisch kommt – und ihr zu nahe� Schließlich hat sie viel zu tun und braucht Ruhe� Manchmal sitzen andere dabei, mit denen der Dosenöffner spricht� Sie macht da wohl Beratung� Wenn ich belle, wissen alle, dass sie zuerst mich begrüßen müssen� Dann kommt mein Frauchen� Wir haben uns ein Bild davon gemacht, was an der toilette abgeht� Manche benehmen sich nicht so gut, da wird mein Frauchen sauer� Sowas kann sie nicht leiden� Sie sagt, dass sie dafür nicht kämpft� Sie sagt, sie muss mit ihrem laden dafür sorgen, dass die Zweibeiner eine toilette kriegen� Damit sie nicht mehr in den Mülheimer Stadtgarten gehen müssen, um ihr geschäft zu machen� Scheint nicht so leicht zu sein� ich habe es besser: ich kann auf jede Wiese gehen, wenn ich denke, hier ist es wichtig,

eine nachricht zu hinterlassen� Bei großen geschäften hat der Dosenöffner immer so komische orangefarbene Beutel dabei, damit bückt sie sich, um alles aufzuheben� Wenn ich später das Kommando „arbeiten!“ kriege, weiß ich, jetzt muss ich ganz brav sein� Dann kommen viele Zweibeiner vorbei und holen sich was zu essen und zu trinken beim Dosenöffner� Die haben kein Frauchen, das für sie sorgt, sagt mein Dosenöffner, und brauchen hilfe� Was bin ich froh, dass ich alles bekomme, was ich brauche, und immer satt werde� euch wünsche ich auch immer volle näpfe und grüße euch���

Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien� Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der DRaUSSenSeiteR-Verkäuferin Kölsche linda, gezogen� in meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem alltag erlebe�

lll

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Literarisches

LITERARISCHES

Mirijam Günter Verlorener Platz – traurige Seele Tamara Klein Mit wenig Geld aufs Abendgymnasium

INGRID BAHSS LESEFIEBER

A

J

her, war für mich von vornherein klar: Ich möchte meine

Abschlüsse nachmachen. Nach der Tages- und Abendschule

Zeile zu Zeile, von Abschnitt zu Abschnitt, von Seite zu Sei-

te, von Kapitel zu Kapitel… Und ab und zu halte ich inne. Vor

Anfang der 2000er Jahre und einem guten Notendurchschnitt

lauter Aufregung kann der Puls beim Lesen schon mal Akroba-

war ich so euphorisch, dass nun auch das Abitur drankommen

tik machen, der Blutdruck schnellt in die Höhe… Das nennt

sollte.

man Lesefieber. Es ist nicht lebensbedrohlich, ähnelt einem

Im Jahr 2008 habe ich mich dann angemeldet und ange-

Glücksrausch. Das Lesen bringt meine Seele zum Schwingen,

bänke, Mauern und selbst Spaziergänge eignen sich ähnlich

fangen. In meiner Klasse saßen überwiegend Menschen, die

bringt mich zum Weinen, zum Lachen, zum Mitfühlen und

wie das Café um die Ecke. Seit der Pandemie habe ich aus

mit beiden Beinen im Berufsleben standen und tagsüber einer

Mitleiden… Die Melodie, der feine Klang der Worte, begleitet

der Not heraus einen neuen Leseort entdeckt. Mein Café hatte

geregelten Arbeit nachgingen. Als herauskam, dass ich weder

mich weiter, nachdem ich das Buch zur Seite gelegt habe. Das

geschlossen. Was tun? Der Lesehunger wollte gestillt werden.

arbeiten ging noch Steuern zahlte, wurde ich ganz schnell in

Lesen öffnet mir die Tür zur Welt der Antworten und Hinweise.

Und die „Erinnerungen an Beckett“ warteten auf mich.

eine Schublade gesteckt, aus der es bis zum Ende kein Entkom-

Ich lese ein Wort, ein Zitat - plötzlich durchströmt mich ein

men gab. Ich war die, für die alle anderen arbeiten gingen. Es

Glücksgefühl.

Also erklärte ich die Fahrt mit der Linie 16 vom Ubierring bis Bad Godesberg zu meiner Lesereise. Buch, Bleistift und

war kein leichter Start und kein leichtes Lernen am Abend-

Der Autor ist der Zauberer, dem das gelungen ist. Und ich

Notizheft waren wie immer im Gepäck. Es könnte ja passie-

gymnasium. Schrieb ich gute Noten, war klar: Ich sitze eh den

fühle mich mit all meinen Fragen nicht mehr einsam. Da gibt

ren, dass ich plötzlich einen genialen Gedanken habe, dem ich

ganzen Tag zu Hause. Schrieb ich schlechte Noten, fragten sie

es ja diesen Dichter oder diese Dichterin. Sie werden zu meinen

mich näher widmen möchte. Diesen gälte es zu notieren! Ich

mich, wie ich denn versagen könnte, obwohl ich doch prima

Verbündeten. Wenn der Buchdruck dann auf feinem mattem

war dann ganz im Buch verschwunden, machte mir an den

von Steuergeldern lebte und sonst nichts zu tun hätte. Es ging

Papier entschieden wurde, Schriftgröße und Schrifttyp die

Seitenrändern Notizen und erinnerte mich daran, wie sehr ich

so weit, dass ich gemobbt wurde, so stark, dass ich schon kurz

Sinnlichkeit des Inhalts stärken - wunderbar. Das Buch hat

es liebe, die Notizen in gebrauchten Büchern zu finden und in

davor stand abzubrechen. Nach einem Urlaubssemester ging

das passende Kleid bekommen.

fremde Gedankenwelten mitgenommen zu werden.

Neulich hat mir unser Freund Gedichte geschenkt. Buchge-

Ach ja, da gibt es noch einen ganz bedeutsamen Leseort.

Selbst zu dieser Zeit habe ich für die Zeitung gearbeitet,

schenke von ihm bergen die Garantie, dass ich in ihnen vor-

Das ist die Regionalbahn. Würde es passieren, dass ich mein

hatte einen Job als Ehrenamtlerin und habe mir eine kleine

komme. Immer wieder wollte ich mit dem Lesen beginnen.

Buch vergesse, käme diese Fahrt nicht mehr infrage und der

Aufwandsentschädigung verdient, sodass abends am Kiosk

Doch immer wieder kam der schnöde Alltag dazwischen. Das

nächste Zug müsste mich mitnehmen. Wenn ich in die RB

auch mal ein Kaltgetränk und ein Brötchen

Buch begann, mich vorwurfsvoll anzu-

einsteige, eilt mein Blick in Windeseile herum und versucht,

drin waren. So konnte ich auch mit meinem

schauen.

einen lesenden Menschen zu entdecken. Hat das geklappt, fin-

es dann besser.

Hobby weitermachen: nach Paris zu fahren. Während meine Stufenkolleg*innen von ihren Urlauben erzählten, berichtete ich also weiter von Paris. Ich war bis zu sechsmal im Jahr dort. Trotz Hartz IV bin ich arbeiten gegangen, von 12 bis 17 Uhr, und dann zur Schule gefahren. Vor 22.30 Uhr war ich nicht zu Hause. Zur allgemeinen Hochschulreife hat es nicht ganz gereicht, ich habe nur das Fach­ abitur geschafft. Trotzdem bin ich stolz auf mich. Als ich mit der Schule anfing, war ich schon über 30, mein Fachabitur habe ich 2013 im Alter von 38 Jahren in den Händen gehalten. Bis heute würde ich dennoch sagen: Bei der Frage nach Schulabschlüssen spielt immer noch das Geld eine große Rolle oder die Bildung der Familie. Das finde ich persönlich sehr schade.

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a, das ist mir vertraut: Ich lese. Eile von Wort zu Wort, von Foto: Dietrich Bahß

ls ich nach Köln kam, über 20 Jahre ist das nun schon

Mein geliebter kleiner Bruder, Du wirst Dich wahrscheinlich noch an den Augenblick erinnern. Ich werde es nie vergessen, wie ich Dich in deine Wohngruppe gebracht habe, die jetzt Dein Zu­ hause ist. Weinend bist Du mir bis zum Neumarkt nachgelaufen, dort habe ich Dich ein letztes Mal in den Arm genommen und Dir gesagt: Bleib golden, mein kleiner Bruder, bleib golden.

Sabine SCHIFFNER ein teller suppe im hauseingang von der commerzbank sitzt er geduldet bei der großen kälte hier in köln die nachbarn boten ihm ein bett an und ein dach über dem kopf und geld das geld das will er nicht auch nicht das dach über dem kopf und nicht das bett ein teller suppe abends das ist alles was er sich von den neuen nachbarn wünscht ein teller suppe abends in den hauseingang gebracht ein teller suppe aber bitte selbst gemacht

Nachdem ich vergeblich versucht

de ich keine Ruhe, bis ich weiß, was der andere liest. Es gibt

hatte, mich zu Hause in eine Ecke zu

eine stille Hoffnung, dass er einen meiner Lieblingsdichter am

kuscheln, um mich in mein Buch zu

Wickel hat. Robert Seethaler, Joseph Roth oder Platonow. Solch

vertiefen, habe ich mein Café als Lese-

eine Lesebegegnung im Zug birgt die Chance eines spannen-

ort entdeckt. Dort stelle ich mir einen

den Gesprächs in sich. Neugier, eine meiner hervorragenden

eigenen Raum aus Luftwänden her, zie-

Eigenschaften, ist natürlich die Voraussetzung. Meine Güte,

he mich zurück und genieße die Melo-

was kann man alles mit einem Buch machen…

die der Gespräche rundherum. Anfangs

Der Geliebte liest mir vor – ich kuschle mich ein. Der Wor-

wurde ich verunsichert gefragt, wie

te-Chor berauscht mich. Oder: Nicht selten lese ich meinen

das denn gehen kann, sich in der

jungen Freunden Milan und Bela vor. Gruselstellen lasse ich

Öffentlichkeit zu konzentrieren, man

weg, tausche sie gegen Lustiges aus. Dabei schaue ich den bei-

vermutete Interessantmacherei. Nee,

den ins Gesicht, das lächelt, finster dreinschaut, erschrocken

nee, das auf keinen Fall. In unserem

guckt, aus vollem Halse lacht, sich vor Wut verzerrt, und die

Café treffe ich auch andere Lesefiebri-

Tränen können auch schon mal fließen.

ge. Wir machen einander aufmerksam

Ich könnte noch stundenlang über meine Leseleidenschaft

auf dieses und jenes Lieblingsbuch. Es

erzählen… Auf alle Fälle habe ich beschlossen, in meinem zwei-

ist schon verrückt, dass mich das Lesen

ten Leben ein Lyrik-Antiquariat zu führen. Dort kann man

nur an öffentlichen Orten in die Tiefe

nicht nur Lyrik kaufen, sondern auch stundenlang bei Tee

der Selbstvergessenheit begleitet. Park-

oder Kaffee Gedichte lesen.

Ich fühlte mich so elendig und verlassen, wie der gesamte verlorene Platz an diesem dunklen, kalten und verregneten Novembertag. Aus der Dunkelheit, die mich damals umgeben hat, bin ich dann in eine pechschwarze Finsternis gefallen, die nicht enden will. Ich weiß, dass Du diesen Ort oft besuchst und Du, im Gegensatz zu Deinen weißen Freunden, dort immer kontrolliert oder sogar schon einmal in Handschellen gepackt wurdest, weil jemand angeblich Ausländer beim Klauen gesehen hat. Deine Traurigkeit darüber lässt selbst den dunklen, verregneten Neumarkt vor Scham erröten. Immer wieder fragen sie Dich, woher Du eigentlich kommst. Sag doch einfach vom Neumarkt, denn da habe ich Dich das letzte Mal liebevoll in den Arm genommen. Ich kann Dich gerade nicht beschützen, mein Bruder. Du wirst in Deinem Leben immer mehr kämpfen müssen als andere. Dir wird nichts geschenkt. Du musst stärker sein! Unser einziger, jetziger, stetiger Begleiter ist die Traurigkeit. Aber eins verspreche ich Dir: Ich stelle alle zwei Wochen nach dem Mittendrin-Gottesdienst in St. Mauritius fünf Kerzen für Dich in einer Kreuzform auf. Pfarrer Dominik Meiering hat dort gesagt, wir dürfen uns nicht ständig an die verlorenen und dunklen Plätze in unserem Leben erinnern und sie unserer Traurigkeit überlassen, son­ dern wir müssen diese Plätze mit leuchtenden Sternen und unserer Liebe erfüllen und sie uns somit zurück erkämpf­en. Nur das zählt. Ich habe heute ein Leuchten über dem Neumarkt gesehen. Wenn die Helligkeit in mein Leben zurück­ kommt, werde ich mit meiner Liebe wieder für Dich da sein. Bleib so stark und so anders wie der Neumarkt. Und bleib golden, mein kleiner Bruder, bleib golden!

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KUltURtiPP | VoRSChaU

Pälzer Owend – Vom literarischen Amuse-Gueule zum trockene Palzwoi

Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln�de www�draussenseiter-koeln�de Redaktionsassistenz Markus Düppengießer (mad), dueppengiesser@draussenseiter-koeln�de herzlichen Dank allen freien Mitarbeiter*innen dieser ausgabe� Lektorat Barbara Feltes

Der Weg ist das Ziel des Mäandertalers, dem es – aus der Pfalz stammend und von geburt an „heewverdräht“ – vollkommen schleierhaft ist, was oder wo sein Ziel sein soll� obwohl er nun wirklich nicht mehr der Jüngste ist und ihm auch schon immer öfter ein Sitzplatz in der Bahn angeboten wird� irgendwie und irgendwann wird sich so ein Ziel im leben eines Pfälzers schon von selbst ergeben� Das glaubt auch der in Kaiserslautern geborene Ulrich horn, der davon überzeugt ist, dass man sich den Mäandertaler als einen glücklichen Menschen vorstellen darf�

Titelgestaltung Deborah Keser Titelfoto Sylvia Rizvi

ein Straßen-Abo zu 42,– Euro pro Jahr

Gestaltung Innenseiten edgar lange, https://www�desdev�de Druck druckdiscount24�de

ein Sponsoren-Abo zu 85,– Euro pro Jahr ein Förder-Abo zu 150,– Euro pro Jahr (Als Dankeschön für das Förder-Abo gibt es

zudem das Buch „Köln trotz(t) Armut“.)

www.draussenseiter-koeln.de, abo@draussenseiter-koeln.de Lieferanschrift

Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln�de Vertrieb ali Baran Herausgeber Benedikt-labre e�V� – oaSe alfred-Schütte-allee 4, 50679 Köln tel�: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16 Depots (nur für Verkäufer) • Kiosk orman, Salierring 15, 50677 Köln • oaSe, alfred-Schütte-allee 2-4, 50679 Köln

PLZ/Ort

Verkauf öffentlich • agnesbuchhandlung, neusser Straße 63, 50670 Köln • Buchladen neusser Straße, neusser Straße 197, 50733 Köln • BUnt Buchhandlung, Venloer Straße 338, 50823 Köln

Unterschrift

Kontoverbindungen iBan: De66 3705 0198 0016 5020 31 SWiFt-BiC: ColSDe33, Sparkasse KölnBonn

Vorname / Name Straße

Einzugsermächtigung Vorname / Name Straße PLZ/Ort IBAN SWIFT Kreditinstitut

Unterschrift Widerrufsbelehrung: Die Bestellung wird erst wirksam, wenn sie nicht binnen einer Frist von 10 tagen schriftlich widerrufen wird� Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige absendung des Widerrufs� Das abo kann jederzeit gekündigt werden�

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❚ Kulturtipp

IM P RE SS U M

DRAUSSENSEITER ist das Sprachrohr für alle obdachlosen, deren Freunde, ehemals obdachlose und andere Betroffene� leserbriefe sind immer herzlich willkommen� Für namentlich gekennzeichnete artikel und leserbriefe sind die jeweiligen autoren verantwortlich� Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene artikel, interviews und Fotos ein kleines honorar gezahlt, wenn dies der autor ausdrücklich wünscht� nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert� es gilt die anzeigenpreisliste vom 1�1�2009� DRaUSSenSeiteR ist Mitglied des

Foto: Frank amann

Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle:

in Fürstensee an der Mecklenburgischen Seenplatte wurde der nubbel in einer Kirche gesichtet�

Nubbels Reise

i

Foto: Christina Bacher

DRAUSSENSEITER – Abonnement

aBo | iMPReSSUM

Die Pälzer Weltachs befindet sich bei Waldleiningen – mitten im Wald� Sie muss regelmässig geschmiert werden, sonst knarzt es im (Welt-)getriebe�

mmer ist er der Sündenbock – das ist rheinische tradition� Jetzt begehrt der außenseiter auf: Zwei Wochen vor Karneval macht sich der nubbel in einem roten Mercedes auf den Weg vom Sauerland nach Köln in den Blücherpark� Dort setzt er sich an den See und denkt zehn tage lang nach� obwohl ihn die Menschen dort beschimpfen, fotografieren und auslachen, bleibt er stoisch und stumm� Und dann verschwindet er� Für immer? Mirijam günter hat ihn begleitet und berichtet exklusiv von dieser besonderen Reise, die nicht ohne Konsequenzen für das karnevalistische treiben am Rhein bleiben wird�

am 6. Oktober 2021 tritt der Wahl-Kölner nun gemeinsam mit Christina Bacher auf, die ebenfalls aus der Pfalz stammt� Mit dabei in der Kneipe „Zum Bunten hund“ ist auch gisela thode, interpretin französischer und deutscher Chansons – selbstverständlich gibt es an dem abend Pfälzer Wein und leberwurstbrote�

digitale Lernwerkstatt im vringstreff Dass sich das Internet als nützliches Instrument der Alltagsbewältigung durchgesetzt hat, ist inzwischen jedem klar. Aber wie findet man Interessantes und Wichtiges und wie schützt man sich so gut wie möglich? In der digitalen Lernwerkstatt im Vringstreff kann man das ab sofort lernen. Wer kein eigenes Smartphone oder Tablet hat, kann ein Leihgerät bekommen. Die Teilnahme ist – nach vorheriger Anmeldung – kostenlos. Termine: 8.10., 15.10., 29.10., 12.11. und 3.12.2021 jeweils von 14-16 Uhr.

Zum Bunten Hund Bülowstr. 62, 50733 Köln Eintritt: 8,- Euro Verbindliche Anmeldungen per E-Mail unter:  gila-tho@web.de

Kontakt: Sabine Rupp 0221/27 85 655,  sabine.rupp@vringstreff.de Vringstreff, Am Ferkulum 42, 50678 Köln

Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. November 2021. Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749

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SERVICE

SERVICE

Emmaus, Second-Hand-Artikel

Für Alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 12.3016.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Tagestreff: Mo bis Fr 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund

n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr. Kostenloses sonntägliches Frühstück: Jeden 2. Sonntag im Monat Alte Feuerwache, Agnesviertel. Jeden 3. Sonntag im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429. Jeden 4. Sonntag im Kulturbunker Köln-Mülheim, Berliner Str. 20.

n GUBBIO Obdachlosenseelsorge

n Emmaus

Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de

Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme

Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen

n Gulliver – Überlebensstation für Obdachlose Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Tagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Internetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestation, Gepäckaufbewahrung Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-15 Uhr, Wochenende und Feiertage 8-15 Uhr Kleiderkammer: Do 13.30-15.00 Uhr

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n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de, http://www.skm-koeln.de Öffnungszeiten: Mo-Fr 11.00-15.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, Duschmöglichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach Vereinbarung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreutes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Köln Pass.

Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, täglich Fachberatung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, Postadresse, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

n Vringstreff e.V. Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

n Bürger für Obdachlose e.V. Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebrauchtwaren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.

n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de

Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen Foto: Christina Bacher

Foto: Christina Bacher

(SKM Köln) Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de

Der Second-Hand-Laden der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) befindet sich am Salierring 37 und 41.

n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER: siehe Aushang

Nur für Frauen n agisra e.V. Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr

n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de

wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen: Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internetnutzung. nTiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.

n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.

n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de

Nur für Männer n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote

n Haus Rosalie Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de Wohnprojekt für Frauen

n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 maedchenberatung-linksrhein@lobbyfuer-maedchen.de Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung

n Mäc-Up

Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, von 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr Tel.: 0221/13 35 57 Frauenfrühstück Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorn Comeback gung, Beratung Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210 Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr. Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für

Foto: Christina Bacher

n Kontakt- und Beratungsstelle am Hbf

Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.

n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27



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