Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 6/2021: Was bleibt

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29. Jahrgang | Nr. 220 | Juni 2021

R E T I E S N E S s U A R D Foto: Christopher Makos

N I Z A G A M N E S TRAS S R E N L Ö K S DA

WAS BLEIBT

KUNST

HOFFNUNG

ANGST


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inhalt

Vorwort

Inhalt

4

Liebe Leserinnen, liebe Leser, was bleibt den Menschen in einer Zeit, die seit mehr als einem Jahr geprägt ist von Hygiene- und Sicherheitsauflagen, Ausgangssperren und Verboten? Wer leidet am meisten unter den Beschränkungen, die sich alle naselang ändern? Und bringt eine Krise, wie sie durch die Corona-Pandemie

Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66

weltweit entstanden ist, vielleicht auch etwas Gutes hervor? Foto: www.christian-lindner.de

Wir haben uns auf

Foto: Simon Veith

Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln

Streifzüge durch Köln begeben – während der Ausgangssperre sogar mal heimlich nach 21 Uhr. In Ehrenfeld sind Mirijam Günter (Text)

e-Mail: wpg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de

und Georg Valerius (Fotos) auf Menschen gestoßen, die keine Möglichkeit haben, sich in ein warmes

Geschäftsführer:

Zuhause zurückzuziehen. Warum Obdachlose und Menschen,

Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

Krise sind, reflektiert die Kölner Autorin schließlich in ihrem

Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin

Inständig kann man hoffen, dass im Monat Juni die Museen

die in beengten Verhältnissen leben, die Verlierer*innen dieser

Herbert Küppers ist selbst in Zeiten von Corona mit seinem Traktor und einem Wohnwagen unterwegs, unter anderem in der Kölner Fußgängerzone. Er hat eine Botschaft, die er in die Welt tragen möchte: Unsere Erde ist endlich. Und: Weniger ist mehr. Ingrid Bahß hat den Künstler mit DokumentaAmbitionen begleitet. Seite 10-13.

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Foto: Ingrid Bahß

Kommentar „Die Reichen haben das Virus gebracht, die Armen müssen es ausbaden“.

Vorwort ������������������������������������������������������������������ 3

den: Wir empfehlen ausdrücklich die Ausstellungen anläss-

Interview mit Christian Lindner: „Das letzte Kapitel im Leben des Faxgeräts“ ����������������� 4-7

lich des 100. Geburtstages von Joseph Beuys und zu seinem

Wahlprüfsteine � �������������������������������������������������������� 8

wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wer-

„Gegenspieler“ Andy Warhol im Museum Ludwig. Gegen­ sätzlicher kann man mit dem Kunstbegriff nicht umgehen,

Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.

Für diese Ausgabe hat sich nun – nach Robert Habeck und Olaf Scholz – auch FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner den Fragen von Annette Bruhns (Hinz & Kunzt) gestellt. Im Hinblick auf die Bundestagswahl wollte sie im Auftrag von 20 Straßenzeitungen u.a. wissen, was er von der Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes hält. „Jeder, der einen Euro hinzuverdient, muss mehr als die Hälfte davon behalten können“, war die überraschende Antwort. Das ganze Interview lesen Sie auf den Seiten 4-7.

finden wir.

Was bleibt? – Im Gespräch mit Sunga Weineck ���������������� 9 „Weniger ist mehr“ – Herbert Küppers Joseph Beuys zum 100. Geburtstag

Unsere Reihe an Interviews mit Politiker*innen, die sich als Kandidat*innen für die Bundestagswahl aufstellen lassen, setzen wir mit Christian Lindner (FDP) fort.

��������������������

10-12

�������������������������

14-16

Werkschau: Andy Warhol Now � ������������������������������� 17-19 Buch-Tipps � ������������������������������������������������������������ 20 Cartoon | Kolumne ��������������������������������������������������� 21

Bleiben Sie weiterhin gesund!

Kommentar �������������������������������������������������������� 22-23 Abonnement | Impressum ����������������������������������������� 24 Vorschau | Gute Projekte �������������������������������������������� 25 Service: Adressen ������������������������������������������������� 26-27

Christina Bacher

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3


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INTERVIEW

H

err Lindner, Sie besitzen einen Porsche, eine Rennfahrerlizenz und einen Jagdschein, sind also ein gemachter Mann. Wir 20

Straßenzeitungen glauben, dass Sie trotzdem

Wir müssen die Aufstiegschance für jede Frau und jeden Mann erhöhen. Wir brauchen einen treffsicheren Sozialstaat, der für die Menschen ein Sprungbrett in die Selbstbestimmung ist und nicht wirkt wie ein Magnet, der Menschen eher festhält. Die größte Form der Ungleichheit ist für mich die der Bildung.

etwas mit obdachlosen Menschen gemein haben. Raten Sie mal, was. Christian Lindner: Das Wort „gemachter

Forderung. Jeder, der einen Euro hinzu-

mich die der Bildung. Nirgendwo sonst

Mann“ finde ich rätselhaft, denn es

verdient, muss mehr als die Hälfte

in entwickelten Gesellschaften entschei-

klingt für mich nach dem Zutun von

davon behalten können. Übrigens muss

det der Zufall der Geburt so sehr über

anderen. Tatsächlich bestreite ich seit

auch die Höhe des Minijobs angepasst

Lebenschancen. Das halte ich für einen

meinem 18. Geburtstag meinen Lebens-

werden. Denn wenn der Mindestlohn

Skandal! Wir brauchen mehr Frühför-

unterhalt selbst, geschenkt hat mir nie-

steigt, haben viele Betroffene dennoch

derung von Kindern, hinsichtlich des

mand etwas.

nicht mehr Geld, wenn es bei 450 Euro

Spracherwerbs schon vor der Einschu-

bleibt. Die müssen stattdessen die

lung, und viel mehr individuelle Förde-

Wir dachten an Folgendes: Viele wohnungslo-

Arbeitszeit reduzieren, das bremst Auf-

rung an öffentlichen Schulen. Kein jun-

se Menschen beziehen staatliche Grundsiche-

stiegschancen. Deshalb sollte die Höhe

ger Mensch sollte die Schule ohne einen

rung, Sie leben seit Ihrem 22. Lebensjahr von

des Minijobs immer das 60-Fache des

Abschluss verlassen.

staatlichen Diäten. Allerdings reichen die

jeweiligen Mindeststundenlohns betra-

Ihnen nicht: Sie haben allein in dieser Legisla-

gen.

Ihre Landes-FDP die „Partei der sozialen Käl-

turperiode mehr als 400.000 Euro dazuver-

„Lassen wir Corona das letzte Kapitel im Leben des Faxgeräts gewesen sein!“

4

dient. Wohlfahrtsverbände finden den Hartz-

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und der

te“. Grund: Die schwarz-gelbe regierungsko-

IV-Regelsatz auch zu niedrig und fordern eine

Grüne Robert Habeck fordern höhere Steuern

alition kürzte die Landesgelder für Obdachlo-

Aufstockung auf 600 euro. Gehen Sie da mit?

für Gutverdiener. Wären Sie bereit, mehr abzu-

senhilfe damals um 1,12 Millionen Euro. Sie

geben?

sagten damals, die Kommunen seien alleine

Christian Lindner: Mir können Sie solche

Christian Lindner: Zu glauben, es habe

für die Obachlosenhilfe zuständig. Sehen Sie

zugespitzten Fragen gerne stellen. Aber

nur positive Folgen, wenn man Steuern

das heute noch so?

auch eine Polizistin oder ein Kranken-

erhöht, weil dann der Staat über mehr

Christian Lindner: Der Ausflug in die

pf leger beziehen ihre Gehälter aus

Geld verfügt, greift zu kurz. Es muss

Geschichte ist noch nicht vollständig.

öffentlichen Mitteln. Es führt nicht wei-

immer alles erst erwirtschaftet werden,

Denn zeitgleich hat die von der FDP mit-

ter, wenn jede Tätigkeit, die sich aus

bevor es verteilt werden kann. Die Auf-

getragene Bundesregierung die Kommu-

Steuergeldern finanziert, mit Sozialleis-

gabe lautet doch, mehr gut bezahlte

nen von den Kosten der Grundsicherung

tungen verglichen wird. In der Sache bin

Arbeitsplätze zu schaffen und in neue

im Alter entlastet. Das machte für die

ich dafür, dass sich die Höhe der Grund-

Technologien zu investieren. Dafür

Städte und Gemeinden seitdem Hunder-

sicherung daran orientiert, welche

muss es Spielräume geben. Ich bin also

te von Millionen Euro an Einsparungen

Bedürfnisse bestehen und wie die Preise

für eine Senkung von Steuern für

aus, die zum Beispiel für soziale Vorha-

sich entwickeln. Das sollten Fachleute

Beschäftigte und Betriebe.

ben oder Investitionen genutzt werden könnten. Oberstes Ziel: So lange es geht,

festlegen, das ist nichts für Wahlkampf-

Foto: www�christian-lindner�de

Nach Robert Habeck und Olaf Scholz stellte sich nun auch Christian Lindner als Spitzenkandidat der FDP für die Bundestagswahl den Fragen von Annette Bruhns zu seiner sozialen Agenda. Für die aus der Obdachlosigkeit kommenden Verkäufer vertrat er erfreuliche Forderungen gegenüber den Fragen der 20 Straßenzeitungen, die die Hinz&Kunzt-Chefin stellte. So hält Lindner die Hinzuverdienstgrenzen beim Arbeitslosengeld II für „skandalös ungerecht“.

Die SPD Nordrhein-Westfalen nannte 2009

versprechen. Viel wichtiger ist es mir,

Wie will die FDP die Kluft zwischen Arm und

müssen Menschen ihre Wohnung behal-

den Menschen zu erleichtern, sich durch

Reich verringern? Laut dem Deutschen Insti-

ten können, sei es mittels Grundsiche-

eigenen Einsatz, Schritt für Schritt, aus

tut für Wirtschaftsforschung kommen wir

rung, Schuldnerberatung, gesundheitli-

einer Bedürftigkeit herauszuarbeiten.

immer mehr in die Nähe von US-Verhältnissen

cher Hilfestellung. Das muss nah am

Ganz konkret halte ich die Hinzuver-

bei der Vermögensverteilung.

Menschen geschehen, also auf der kom-

dienstgrenzen beim Arbeitslosengeld II

Christian Lindner: Wir müssen die Auf-

munalen Ebene. Genauso vielschichtig

für skandalös ungerecht.

stiegschance für jede Frau und jeden

wie die Problemlage muss das Hilfesys-

Mann erhöhen. Wir brauchen einen

tem sein.

Das wird die Straßenzeitungsverkäufer freuen,

treffsicheren Sozialstaat, der für die

die Hartz IV beziehen. Wie stehen Sie zur For-

Menschen ein Sprungbrett in die Selbst-

Obdachlosigkeit ist heutzutage vorwiegend ein

derung, den Freibetrag beim Zuverdienst von

bestimmung ist und nicht wirkt wie ein

Ergebnis von Migration: Immer mehr Men-

jetzt 100 Euro auf 400 Euro anzuheben?

Magnet, der Menschen eher festhält. Die

schen aus armen EU-Ländern landen in pre-

Christian Lindner: Genau das ist unsere

größte Form der Ungleichheit ist für

kären Arbeitsverhältnissen, sei es auf Schlacht-

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Mit abstand, aber auf augenhöhe: „hinz&Kunzt“-Chefredakteurin annette Bruhns und FDPParteichef Christian lindner� Foto: thomas Meyer | oStKrEUz

höfen oder auf Baustellen oder als Putzkräfte,

ne stärken müssen. Weil sich die Aufga-

von Steinen vorziehen. In die Sozialwoh-

und im Winter dann oft auf der Straße. Was

ben der unterschiedlichen öffentlichen

nung ist vielleicht der studentische

würde die FDP in einer Regierungskoalition

Ebenen verändern. Aufgaben, die der

Bafög-Empfänger eingezogen und hat sie

tun, um dieses Elend zu stoppen?

Staat den Gemeinden überträgt, muss er

noch als Professor bewohnt. Ich bin ein

Christian Lindner: Wir müssen über die

immer mitfinanzieren. Die Kommunen

Befürworter individueller Wohnkosten-

Qualität der Arbeitsverhältnisse nach-

sind unser erstes Auffangnetz bei Notla-

zuschüsse, für die individuelle Bedarfs-

denken, zum Beispiel im Bereich der

gen.

lage. Privaten Bauträgern bestimmte

fleischverarbeitenden Industrie. Und

Auflagen zu unterbreiten halte ich für

wir müssen die Verantwortung der Her-

In Wien gibt es neuerdings als Housing-

denkbar. Also zum Beispiel: Wenn

kunftsländer stärken. Das ist eine Frage,

First-Angebote „Chancenhäuser“: Hier werden

jemand ein Haus mit acht Wohneinhei-

die man hinsichtlich der Migration in

Obdachlose – einzeln, als Paar, als Familie –

Europa stellen muss: Was ist mit der

für drei Monate einquartiert und beraten bei

sozialen Verantwortung jedes einzelnen

der Wohnungs- und Arbeitssuche. In der Hälf-

EU-Mitgliedsstaats? Zum Arbeiten nach

te der Fälle mit Erfolg …

Deutschland zu kommen darf nicht zu

Christian Lindner: … klingt für mich

Verelendung führen. Es geht um eine

nach einem guten Modell auch für deut-

unbearbeitete Aufgabe, die sich durch

sche Kommunen, ein maßgeschneider-

die Freizügigkeit innerhalb der EU stellt.

tes 360-Grad-Konzept aus der Obdachlosigkeit.

Die Mindestlöhne für Saisonkräfte liegen häufig unter dem gesetzlichen Mindestlohn von

Ihre Partei fordert, dass der Staat elektroni-

9,50 Euro. Die SPD will den Mindestlohn auf

sche Akten für obdachlose Menschen einrich-

12 Euro abheben. Was versprechen Sie prekär

tet, damit sie auch ohne Meldeadresse an ihre

Beschäftigten?

privaten Daten kommen können. Wären Sie

Christian Lindner: Eine Aufstiegspers-

für solche e-Akten für alle Bürger?

pektive. Unsere Hauptanstrengung

Christian Lindner: Unbedingt. Ich war

muss darin liegen, dass niemand dauer-

vor einiger Zeit in Estland: Dort können

haft zu den Bedingungen eines Mindest-

Sie Ihre Meldeanschrift genauso leicht

lohns oder generell prekär arbeiten

wie Ihre Anschrift im Amazon-Account

muss. Die Perspektive sollte sein, immer

ändern. Die Digitalisierung der öffentli-

wieder neue Qualifikationsangebote zu

chen Verwaltung scheint mir besonders

unterbreiten, und zwar maßgeschnei-

nach den Erfahrungen in dieser Pande-

derte. Was die Untergrenze des Mindest-

mie enorm wichtig: Lassen wir Corona

lohns angeht: Wir haben gute Erfahrung

das letzte Kapitel im Leben des Faxgeräts

damit, dies in die Hände einer unabhän-

gewesen sein!

gigen Kommission zu legen, die dafür

Keine Partei setzt sich ähnlich stark für bezahlbaren Wohnraum ein wie die FDP und ist auch bereit, die ent­ sprechenden Entschei­ dungen zu treffen. Wer bezahlbare Woh­ nungen will, der muss so viel wie möglich bauen ... Der muss Flächen bereitstellen. Und der kann nicht, wie die Grünen, bau­ liche Standards über Gebühr erhöhen und damit verteuern.

bereitstellen. Und der kann nicht, wie

ten baut, kann sie oder er die beiden

die Grünen, bauliche Standards über

Penthousewohnungen zu hohen Quad-

Gebühr erhöhen und damit verteuern.

ratmeterpreisen anbieten, solange in

Weil dann nicht einmal mehr große

tieferen Etagen günstige Wohnungen

Baugenossenschaften Mietwohnungen

entstehen. Diese Mischung hätte

errichten können. Wir wollen die Woh-

zugleich eine gesellschaftspolitisch

nungsnot reduzieren durch mehr Ange-

wünschenswerte Pluralität zur Folge.

bot. Schlüssel dazu: Senken von Baustandards, Ausweisen neuer Flächen,

Sie haben vor einem Jahr zugelassen, dass ein

abhängig sein von Lebensverhältnissen.

weniger Grunderwerbssteuer.

FDP-Politiker mit Stimmen der AfD thüringi-

Masken oder Schnelltests müssen an

scher Ministerpräsident wurde. Ein Fehler,

Menschen abgegeben werden, die sich

Geht denn beides, wenn Deutschland die Pari-

haben Sie hinterher gesagt. Mit Ihren Positio-

das nicht selbst leisten können, damit

ser Klimaschutzziele erreichen will: Kann man

nen zu Corona sind Sie wieder nahe an der

wirkungsvolle Hygiene keine Frage des

den fortschreitenden Flächenverbrauch senken

AfD: Sie fordern Öffnungen, für Läden, für

Einkommens ist.

und zugleich mehr Wohnungen und Einfami-

Hotels – freilich bei mehr Schutz von Risiko-

lienhäuser bauen?

gruppen. Sie sagen dabei nicht, dass Corona

Olaf Scholz haben wir gefragt, was er macht,

Christian Lindner: Der Klimaschutz ist

ein virus ist, das Ärmere viel häufiger trifft,

wenn er nicht Kanzler wird. Sie fragen wir,

eine globale Aufgabe. Nur in Hückeswa-

weil sie beengt wohnen und nicht im Homeof-

was Sie machen, wenn Schwarz-Grün Sie zum

gen im Bergischen Land CO2 einzuspa-

fice arbeiten können. Ist Ihnen deren Gesund-

Tanz bittet: Werfen Sie wieder hin, wenn nicht

ren, indem man auf neue Einfamilien-

heit egal?

nach Ihrer Pfeife getanzt wird?

häuser verzichtet, macht für das Welt-

Christian Lindner: Sie haben eine Frage

Christian Lindner: Wenn es eine gemein-

klima keinen echten Unterschied. Die

gestellt, die der Sortierung bedarf. Ich

same Choreographie gibt, sind wir gerne

Grünen wählen für den Klimaschutz

habe auf gar keinen Fall zugelassen, dass

mit dabei. Aber nach der Pfeife anderer

ihren Weg, wir einen anderen: globales

jemand mit den Stimmen der AfD

tanzen beziehungsweise das, was vor der

Denken und Ideenwettbewerb. Wir müs-

gewählt worden ist. Sondern ein auf-

Wahl versprochen wurde, nicht zu liefern, wäre respektlos.

sen mit entwickelter Technologie die

rechter Demokrat ist in eine Falle der

sorgt, dass der Mindestlohn regelmäßig

Sie werfen den Grünen vor, den Menschen den

Steigerung des CO2-Ausstoßes begren-

AfD gelaufen. So hat es Ministerpräsi-

angepasst wird, und dass die Lohnfin-

Traum vom eigenen Haus zu vermiesen.

zen. Also etwa Millionen von Pkw in

dent Bodo Ramelow von der Linkspartei

Und wenn Sie Vizekanzler wären: Was würden

dung nicht politisiert wird. Nicht partei-

Zugleich fehlen allenthalben bezahlbare Woh-

Deutschland mit synthetischen, klima-

formuliert. Zweitens ist die Pandemiepo-

Sie als Erstes versuchen zu ändern?

politische Interessen dürfen eine Rolle

nungen. Dafür hören wir Sie weniger laut

freundlichen Kraftstoffen versorgen –

litik der FDP nicht vergleichbar mit der

Christian Lindner: Für Aufstiegsgerech-

spielen, sondern arbeitsmarkt- und

trommeln. Zufall?

statt einseitig nur auf die Elektromobi-

der AfD. Wir wollen durch innovative

tigkeit sorgen! Meine Leidenschaft

sozialpolitische Erwägungen.

Christian Lindner: Das Gegenteil ist der

lität zu setzen.

Maßnahmen mehr gesellschaftliches

gehört denen, die ihren Weg gehen wol-

und wirtschaftliches Leben erlauben,

len. Keinem geht es besser, wenn wir

Fall: Keine Partei setzt sich ähnlich stark

6

Dieses Interview ist teil einer Serie, in der Straßenzeitungen demokratische Parteien im Bundestag vor der Wahl zu sozialen Fragen hören wollen� Die teilnehmenden Magazine: abseits (osnabrück), asphalt (hannover), Biss (München), bodo (Dortmund), die straße (rostock), Donaustrudl (regensburg), draußen (Münster), DraUSSEnSEitEr (Köln), drobs (Dresden), fiftyfifty (Düsseldorf), Guddzje (osnabrück), hempels (Kiel), hinz&Kunzt (hamburg), Jerusalemmer (neumünster), KarUna Kompass (Berlin), KiPPE (leipzig), riSS (augsburg) und trottwar (Stuttgart)� nach robert habeck (DiE GrÜnEn), olaf Scholz (SPD) und Christian lindner (FDP) hat armin laschet (CDU) ein interview zugesagt�

Die FDP spricht sich aus für „Housing First“,

für bezahlbaren Wohnraum ein wie die

Wie steht es mit dem Bau von Sozialwohnun-

aber sehen das Risiko, das in der Erkran-

„denen da oben“ etwas wegnehmen,

also dass Obdachlose erstmal eine Wohnung

FDP und ist auch bereit, die entspre-

gen? Die SPD verspricht 100.000 pro Jahr.

kung liegt, und leugnen es nicht. Man

etwa durch eine Vermögensteuer. Son-

bekommen, ohne groß nachweisen zu müssen,

chenden Entscheidungen zu treffen.

Gehen Sie da mit, und wenn ja, soll die der

tut der AfD einen Gefallen, wenn man

dern die Frage ist: Wie ändern wir das

dass sie dafür geeignet sind. Wie sollen die

Wer bezahlbare Wohnungen will, der

private Sektor bauen oder die öffentliche

sie in einem Atemzug mit der FDP

Leben derer, die aufsteigen wollen? Da

Kommunen das finanzieren?

muss so viel wie möglich bauen, bei-

Hand?

nennt, und verharmlost die politische

will ich für neue Chancen sorgen.

Christian Lindner: Ich bin dezidiert der

spielsweise hier in Berlin auch auf dem

Christian Lindner: Ich würde immer die

Gefahr, die von ihr ausgeht. Dritter

Meinung, dass wir die kommunale Ebe-

Tempelhofer Feld. Der muss Flächen

Förderung von Menschen der Förderung

Punkt: Gesundheitsschutz darf nicht

Vielen Dank für das Gespräch.

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WahlPrÜFStEinE

WaS BlEiBt

K ü N S T L E R*I N N E N U N D c oR oN A

Was bleibt? Ein Gespräch mit dem Kölner Schauspieler Sunga Weineck TEXT VON CHrISTIAne rATH

W

ir stellen uns vor, die Pandemie ist vorbei. Stück

Herzblut

für Stück erobern wir unser altes Leben zurück.

Zuschauer etwas bekommen,

Oder? Sind wir überhaupt noch die Gleichen? Was

etwas mitnehmen können, das

bleibt von Corona zurück?

daran,

dass

die

sie allein nicht erleben könnten.

„Eine gehörige Portion Misstrauen“, antwortet Sunga

„ ...Wir erschaffen einen Regen-

Weineck spontan. „Und zwar in die Politik im Allgemeinen

bogen, der der Seele guttut –

und in die Wertschätzung der eigenen Arbeit im Besonderen.“

und das soll nicht systemrele-

Als freier Schauspieler hat er vor der Pandemie über 30 Jahre

vant sein?“

lang seinen Lebensunterhalt verdient und gemeinsam mit sei-

Für Sunga Weineck ist dieser

ner Partnerin für seinen mittlerweile 18-jährigen Sohn gesorgt.

leichte Druck, die Luftverwirbe-

Das Konstrukt funktionierte. Dann kam das Jahr 2020 und für

lung auf der Haut, wenn er die

den Schauspieler nur ein einziger Auftritt. Da er weiterhin

vibrierende Atmosphäre im Pub-

selbstbestimmt leben wollte, fand er einen Job als Inklusions-

likum spürt, der „Brotaufstrich

assistent. 18 Stunden die Woche begleitet er nun Schüler*in-

des Künstlers“, zusätzlich zum

nen, die Hilfe benötigen. Sein neuer Arbeitgeber ist IN VIA e.V.,

Applaus und im Grunde durch

das Gehalt ist überschaubar, aber er kommt zurecht, auch mit

nichts zu ersetzen. Für sich

der Tatsache, dass der Vertrag zunächst auf ein Jahr befristet

selbst nimmt er aus dieser pan-

ist.

demischen Zeit die Horizonter-

Sunga Weineck, 56, Kölner Schauspieler, ist bekannt aus Produktionen von c�t�201 in der Studiobühne, dem Kinder- und Jugendtheater im horizont theater, in der Kölner Comedia und im Kresch-theater Krefeld� Er nahm teil an den ruhrfestspielen recklinghausen und auf Burg nideggen� Das Foto ist von der Bildjournalistin Odarka Fischer-Orloff� Sie bereitet einen Bildband mit Berichten über Künstler*innen aus Köln in Corona-zeiten vor�

„Das hat meine Sicht auf mein Leben schon verändert“,

weiterung mit, dass er immer

sagt er. „Das letzte Fitzelchen Rosarot ist verschwunden.“

noch neue Wege im Leben gehen

Damit ist nicht gemeint, dass nun alles grau in grau geworden

und dass er kämpfen kann. Zu seiner Rolle als Schauspieler

ist, sondern realistischer, unromantischer, aber irgendwie auch

kann er durch diese Erfahrung heute besser stehen, aber das

sicherer. Als junger Mann seiner Berufung folgen und daraus

Misstrauen gegenüber der Wertschätzung seiner eigentlichen

einen Beruf machen, von dem man leben und träumen kann

Arbeit bleibt.

– das war vorher. Ein regelmäßiges Einkommen haben, etwas Sinnvolles leisten, aber sich aus künstlerischer Sicht komplett ausgebremst fühlen, das ist die Gegenwart. Vor allem die Erkenntnis, „nicht systemrelevant“ zu sein, empfindet Sunga Weineck wie viele andere Kolleg*innen als sehr schwer erträglich. „Früher habe ich für Kinder und Jugendliche Theater gespielt, heute arbeite ich mit ihnen.“ Beides hat großen Sinn und Wert, auch im Theater kam es auf die gelungene Kommunikation mit den Zuschauern an. Jedoch wurde die Rolle als Künstler von einem auf den anderen Tag gesamtgesellschaftlich als verzichtbares Freizeitvergnügen abgetan. Aber ein Theater-Ensemble arbeitet im Team mit Kreativität und viel

Wahlberechtigte, die keine Wohnung innehaben, können sich selbstverständlich auf eigenen Antrag in ein Wählerverzeichnis eintragen lassen. Der Antrag muss jedoch spätestens bis zum 21. Tag vor der Wahl gestellt sein. Wenn ein Wohnungsloser in das Wählerverzeichnis eingetragen ist, kann er auch wie jeder andere Wahlberechtigte an dem Briefwahlverfahren teilnehmen. 8

Foto: Christina Bacher

Wahlprüfsteine zur bundestagswahl am 26. September 2021

„ ...Wir erschaffen einen Regenbogen, der der Seele gut tut – und das soll nicht systemrelevant sein?“ Foto: odarka Fischer-orloff

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Kunst trotz(t) Corona

Kunst trotz(t) Corona

INTERVIEW

Weniger ist doch immer mehr Wir haben auf vieles verzichtet in den letzten Monaten, die geprägt waren von der Corona-Pandemie, von Auflagen und Verboten – allen voran der Verzicht auf Konsum und ein Mangel an Kulturveranstaltungen. Während alle danach hungern, wieder ein „normales“ Leben zu führen, strebt der Künstler und Umweltaktivist Herbert Küppers nach dem Gegenteil: Er ist überzeugt davon, dass wir durch gedankenlosen Konsum die Grundlage unseres Wohlstands verprassen – und daran untergehen. Text und Fotos von Ingrid BahSS

D

Herbert Küppers: In der Schule mit 17.

men, dass du vom Ordnungsamt nicht aus der

Wir haben Klassenarbeiten bestreikt,

Schildergasse vertrieben wurdest? Wie haben

unsere Abi-Feier gesprengt. Anti-Kon-

die Geschäftsleute oder die Passant*innen auf

sum-Aktionen vor den Kirchen, Demos

die Aktion reagiert?

für Abrüstung, die Stollwerckbesetzung

Herbert Küppers: Tja, die Sache mit dem

usw. Ich habe sicher zehn Jahre in diver-

Ordnungsamt … Man muss sagen, dass

sen WGs gelebt. Das hat mich auch sehr

es anfangs noch ruhiger war als jetzt auf

geprägt. Das Offene, Chaotische und

der Einkaufsmeile. Die Ordnungsmacht

auch Herzlich-Abenteuerliche, die tau-

hat mich mal kontrolliert, später aber

send Anregungen, Impulse, Berührun-

dann in Ruhe gelassen. Kritisch, sehr

gen …

kritisch wurde es dann, als die Einkaufsstraße wieder voller wurde – aber ich

DRAUSSENSEITER: Du hast 1968 Abitur

musste es ja zu Ende bringen. Diejeni-

gemacht, warst früh schon politisch aktiv.

gen, die mich dann rausgefischt haben,

Glaubst du an die Jugend und dass sie in dei-

wollten mich beim Straßenverkehrs­amt

nem Sinne gesellschaftspolitisch interessiert

melden, zum Führerscheinentzug

und engagiert ist?

wegen Unbelehrbarkeit. Im Übrigen sag-

Herbert Küppers: Es waren immer nur

ten sie, einige Händler*innen hätten sich

Teile, die revoltiert haben. Auch ‘68 nur

beschwert, dass ich „dauernd“ vorbei-

eine Minderheit, aber es war an der Zeit.

führe. Das Echo der Einkaufenden: Eher

Und das, glaube ich, ist es heute auch.

Verwunderung, ein Elefant im Raum.

Noch ein paar trockene Sommer – und sie wird wachsen, die Bewegung. Und

RAUSSENSEITER: Viele Kölner*innen

Idee, das „weniger.“-Schild auch in die

DRAUSSENSEITER: Warst du überall willkom-

jenseits von Grünes Wachstum und den

kennen dich ja von deiner Aktion

Lande zu tragen. Ein Zitat aus meinem

men?

Grünen. Die Jungen werden eine neue

„weniger.“, mit der du in der Schil-

„täglichen Brevier“ von Harari, einem

Herbert Küppers: Junge Gymnasiasten

Plattform, eine Partei gründen. Und Gas

dergasse präsent warst. Immerhin standest du

echt klugen und radikalen Kopf, geht so:

und Gymnasiastinnen reagierten eher

geben, wenn die Pest vorbei ist. I am

mit deinem Wohnwagen und deinem Traktor

„Es hat den Anschein, dass wir im

positiv, Gebildete überhaupt, abgerockte

sure.

mitten in der Fußgängerzone – die Fahrzeuge

Begriff sind, in einer Orgie gedankenlo-

mittelalte Einzelmänner auch mal

versehen mit der Botschaft „unsere erde ist

sen Konsums die Grundlage unseres

ex­trem aggressiv, Jungsgruppen eher

DRAUSSENSEITER: Wen betrachtest du in

endlich“ und dem Schriftzug „weniger.“ Wie

Wohlstands zu verprassen.“ Dem ist

patzig-pampig-pubertär-nervig, gern ein

Köln als deine Mitstreiter*innen, Aktivist*in-

ist diese Idee überhaupt entstanden?

nichts hinzuzufügen… Die heutige

„mehr“ grölend …

nen, die ähnlichen Visionen Taten folgen las-

Herbert Küppers: Ich glaube, ich habe

gesellschaftliche Situation bietet viel

DRAUSSENSEITER: Wann hast du begonnen,

sen, egal wie?

mal in einer Zeitung einen Bericht über

Raum, macht viele Angebote, um neue

deinen Idealen, deinen gesellschaftlichen Visi-

Herbert Küppers: Ja, tolle Leute gibt es.

Menschen gelesen, die nach Santiago de

Ideen für ein anderes Leben zu verwirk-

onen Taten folgen zu lassen? Wie sahen diese

Mit Klaus, dem Geiger habe ich jahre-

Compostela aufgebrochen sind. Ich

lichen, uns mit dem Wesentlichen zu

Aktionen aus?

lang im Haus in der Mainzer Straße

müsste da sicher nicht noch mal hin –

beschäftigen. So denke ich. Aber erklä-

was für ein plattgetrampelter Ort…

ren reicht nicht für Veränderungen. Wir

Dann habe ich mir im Internet den

müssen die tolle Freiheit, die wir haben,

kleinsten „Kramer“ (Traktor) besorgt

nützen, um zu begreifen, zu forschen,

und Kontakt mit Bernd aufgenommen,

aufzuzeigen. Allein das Verstehen reicht

der dann den kleinen Schäferwagen peu

jedoch nicht. Wichtig ist ein fühlbares

à peu aufgebaut hat, wie es am schöns-

Ziel, um uns und die Welt zu verändern.

ten ist. Das Schild mit „weniger.“ soll

Für mich kann das der Friede sein, der

zum Nachdenken anregen.

in mir ist und den ich in der Meditation erfahre. Ich bin davon überzeugt, dass

DRAUSSENSEITER: Die Botschaft ist ja auch

das Innehalten, Innewerden die Welt

sehr reduziert. Ein Wort. Alles kleingeschrie-

verändern kann. Das ist unsere Chance.

ben.

Mit Religiosität hat das wenig zu tun.

Minimal beschuht Herbert Küppers: Idee zum Schild unterwegs inDie Ehrenfeld: Hanna schnürt ihre hat sich aus einer Meditation ergeben. Wildlinge.

Später ergab sich auf ähnliche Weise die

10

DRAUSSENSEITER: Wie hast du es hinbekom-

Mit seinem Schild steht Herbert Küppers (70) stundenlang auf der Einkaufsmeile in Köln. Der Umweltaktivist möchte etwas dafür tun, dass die Gesellschaft bewusster lebt und konsumiert.

Der eigene Frieden ist für jeden fassbar. Wer Frieden hat, der braucht nicht viel. Eben „weniger.“.

11


FUSSLÄUFIG

gewohnt, mit Tom den Laden angefan-

Aber das Onlineshopping wird nicht ver-

gen. Walter – jeder macht eben sein

schwinden, dafür ist es zu bequem. Es

Ding. Franz Meurer oder Hans Mörtter

wird einfach alles anders. Wir werden

haben meine Hochachtung.

einen guten Weg finden!

DRAUSSENSEITER: Ich kenne Fotos von der wunderbaren Aktion, als du vor privaten und

DRAUSSENSEITER: … und die Obdachlosen in

öffentlichen Gebäuden mit „weniger.“- Schab-

der Schildergasse?

lonen auf dein Anliegen aufmerksam gemacht

Herbert Küppers: Ich sehe jeden Tag

hast ...

Obdachlose auf der Schildergasse. Eins

Herbert Küppers: Auf den Einkaufsmei-

ist klar: Die „Pest“ ist für diese Leute

len gab es zunehmend drangvolle Enge,

existentieller als alles andere bisher.

was schließlich dazu führte, dass ich meine Treckerpassage aufgeben musste.

DRAUSSENSEITER: Wie sieht es in diesem Jahr

Ende Gelände Schildergasse, aber ich

mit deinen Plänen und Träumen aus?

hatte eben das Gefühl, so weit gehen zu

Herbert Küppers: Mein Motto, frei nach

müssen. Das Stehen mit dem Schild ging

dem wunderbaren Lied „Nichts“ von der

natürlich weiter. Aber die Graffiti gaben

wunderbaren Sarah Lesch: „Ein bisschen

mir dazu das gute Gefühl, doch etwas zu

Leichtsinn und Mut – der Rest wird von

hinterlassen, jeweils für eine kurze Zeit,

alleine gut…“ Kein Anspruch, dass etwas

bis zum nächsten Regen.

sein MUSS. Das Leben ist unvorhersehbar. Ketan will Anfang 2022 zur doku-

DRAUSSENSEITER: Ich beobachte als Folge der

menta. Wir haben angedacht, zusam-

Pandemie ein Sterben kleinerer Läden zuguns-

men loszuziehen, das wird ein Spaß, ich

ten von Amazon – die Menschen lassen sich

freue mich. Mein neuer Traktor, der

vieles nach Hause schicken, jetzt, wo die Läden

Deutz4006, ist der meistgebaute

zu haben. Kann man dem etwas entgegenset-

Deutz-Traktor. Mein Neuer hat einen

zen?

kräftigen Hintern, ein gehöriges Gesäß.

Herbert Küppers: Der Kulturverlust geht

Der kleine Kramer war schnuckeliger.

leider weiter. Mir fällt das Grundein-

Der Große flößt Respekt ein, er macht

kommen ein. So könnten sich kleine

einen furchtlosen Eindruck. Ich werde

Ladenprojekte jedenfalls das persönliche

einfach weiterträumen. Den D4406 ganz

Überleben sichern und unbeschwerter

träumen, den Treck optisch runderneu-

aufspielen. Man kann das eine oder

ert träumen. Die Pest weg träumen. Und

andere vielleicht noch machen und auf

losfahren – sicher.

alle Fälle auch durch Regularien, die helfen bei Beschränkungen für Amazon

DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank für das

und Co..

Gespräch.

Wege entstehen dadurch, dass du sie gehst Wohin sie dann führen Das werden wir schon sehen Wege entstehen dadurch, dass du sie gehst Lauf schon mal los Wir werden uns dann sehn. Aus: „Wege entstehen …“

12

Mit dem Trecker plant der Umweltaktivist Küppers bald durch ganz Deutschland zu fahren. Die Mission geht also weiter ...

13


Interview Kunst trotz(t) / Gute Corona Projekte

Kunst trotz(t) Corona

M U S E U M M o rs b r o i c h | L E V E R K U S E N

„Der Katalysator – Joseph Beuys und Demokratie heute“

W

as haben die Arbeiten von Marwa Arsanios, Yael Bartana, John Bock, Zuzanna Czebatul, Karolina

Jabłonska, Nikita Kadan, Honorata Martin, Henrike Naumann, Ahmet Öğüt, Marcel Odenbach, Mario Pfeifer, Tracey Rose, Christoph Schlingensief, Paul Sochacki, Alex Wissel und Jan Bonny gemeinsam? Zweifellos wollen sie – wie einst Joseph Beuys selbst – als Katalysator, also Beschleuniger, dienen, um gesellschaftliche Prozesse zu verstärken und anzuregen. Während also im Erdgeschoss des Museums Schloss Morsbroich zwei raumumgreifende Skulpturen des 1986 verstorbenen Künstlers zu sehen sind, kann man im Obergeschoss Formen des Protests und der

Karolina Jabłonska, Schreiende Leute, 2017

Aktionskunst aus heutiger Zeit kennenlernen. Zunächst meint man, je

Foto: Bernd Janssen

Foto: Askin Adan

größer die Not, desto lauter wird geschrieen, gefesselt, gefilmt. Und doch gibt es auch stillen Protest – wenn man nämlich wandert, schweigt Ahmet Ö üt, Stones to throw, 2011

und niedliche Comics auf Steine malt. Thema verfehlt? Mitnichten: Ahmet

Öğüt hat dafür die Comic-Bilder verwendet, die so auch auf Joseph Beuys bei einer Straßenaktion 1971 in Köln auf der Hohe Straße im Rahmen des von Dietmar Schneider organisierten Projekts „Aktuelle Kunst“

den Rümpfen von Kampfflugzeugen zu finden sind. Diese sogenannte „Nose art“ diente vor allem den Piloten der US-Luftwaffe als Wiedererkennungsmerkmal, Aufmunterung

»Der Katalysator – Joseph Beuys und Demokratie heute“ Ausstellung im Schloss Morsbroich, Leverkusen: 2. Mai – 29. August 2021

 www.museum-morsbroich.de Marwa Arsanios, Who is Afraid of Ideology? Part II, 2019

und Motivation. So unterschiedlich die Aussagen der präsen-

K U N S T I N DE R K R I S E

tierten Werke sein mögen, so offensichtlich gibt es Verbindungslinien zum Meister selbst: Joseph Beuys, der in diesem

Joseph Beuys: „Die einzige revolutionäre Kraft ist die Kunst.“

Kunst als Katalysator verstand. Verstehen musste. (cb)

Besonders betroffen von gesellschaftlichen Missständen: Obdachlose und Ausgegrenzte. Im Jahr des 100. Geburtstags von Joseph Beuys sind nun in Nordrhein-Westfalen – leider stark durch die Corona-Pandemie eingeschränkt – zahlreiche Ausstellungen zu seinem Werk zu sehen. Zwei davon scheinen uns besonders sehenswert.

Foto: Alwin Lay0

Als einer der Ersten hat Joseph Beuys die Gesellschaft zur Sache der Kunst erklärt. Danach wird Kunst zum Katalysator von Prozessen, die – im Idealfall – gesellschaftsverändernd wirken können, nein, müssen. Beuys hat das „die Notwendigkeit einer neuen Gesellschaftsform“ genannt, die im Menschen als Menschen gründet: die Soziale Plastik.

Jahr seinen 100. Geburtstag begehen würde. Und der seine

Yael Bartana, Resurrection I-II, 2020

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Marcel Odenbach, Heimarbeit 2, 2012

Zuzanna Czebatul, KRYPTOFASCHISTISCHER VERBLENDUNGSZUSAMMENHANG, 2021

15


KUnSt trotz(t) Corona

tracey rose, Die Wit Man, 2015

Christoph Schlingensief, Plakat zu einem Dokumentarfilm, 2017

© 2021 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York. Foto: Patrick Goetelen/ © Tate, London

Foto: Bernd Janssen

Foto: Tracey Rose / Dan Gunn

KUnSt trotz(t) Corona

Joseph Beuys bei einer Straßenaktion 1971 in Köln

DüSSELDoR F

„Aber der Mensch ist die Lösung“

A

ls Joseph Beuys 1986 gestorben ist, gab es noch keine Straßenzeitun-

gen. Sonst, da ist sich sein Meisterschüler und unermüdlicher Apologet Johannes Stüttgen sicher, hätte er solche Projekte unterstützt. Die in der fiftyfiftyGalerie vom 12.-31.06.2021 gezeigten Foto: Jochen Müller

Arbeiten sind Zuwendungen von Spender*innen, insbesondere von den Verleger-Brüdern Rolf und Klaus Staeck, letzterer der bekannte Plakatkünstler und henrike naumann, Das reich, 2017

Beuys-Weggefährte, die ihr umfangreiches Depot für die engagierte Sache durchsucht haben. Darin kommt also

andy Warhol, ladies and Gentlemen (Wilhelmina ross), 1975, Privatsammlung, italien

Beuys, der Grenzgänger, Systemüberwinder, Schamane, Revoluzzer der Kunsttheorie, der Unfassbare und auch

K U N S T I N DE R K R I S E

so außergewöhnliche Professor an der Düsseldorfer Akademie, posthum doch noch zu der Gelegenheit, zu helfen: Die Werke nämlich werden zugunsten der guten Sache verkauft. (cb)

Foto: Mario Pfeiffer

Joseph Beuys: „Aber der Mensch ist die Lösung“ - Grafiken und Plakate in der fiftyfifty-Galerie. ausstellungsdauer: 12�bis 31� Juni 2021

 www.fiftyfifty-galerie.de Mario Pfeifer, Über angst und Bildung, Enttäuschung und Gerechtigkeit, Protest und Spaltung in Sachsen, 2016

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Andy Warhol Now Ein Streifzug durch die ausstellung im Kölner Museum ludwig von Christina Bacher Jeder oder jede bekommt den Andy Warhol, den er oder sie verdient. So hat es der vor kurzem verstorbene Kunstkritiker Douglas Crimp ausgedrückt. Und je nachdem, wo wir suchen, finden wir in unserem Alltag immer wieder Hinweise auf den berühmten Werbegrafiker,

Popkünstler und Filmemacher. Andy Warhol hat sich, so scheint es, in die Welt um uns eingeschrieben und nahezu jede*r meint, ihn bestens zu kennen: Wir alle tragen quasi eine Version von ihm herum. Wie legitim ist das? Wie (selbst)gerecht? 17


Kunst trotz(t) Corona

Kunst trotz(t) Corona

Andy Warhol, Red (Pink) Race Riot, 1963 Museum Ludwig, Köln / Schenkung Sammlung Ludwig 1976 © 2021 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln

schen her, die er später zu Kunstwerken machte. Die in Köln ausgestellten Bilder aus dieser Reihe – im Auftrag eines Galeristen gefertigt – zeigen vornehmlich Drag-Queens und Transfrauen und galten damals als provokante Wegbereiter für eine bis dahin in den USA verpönte Subkultur.

„Drag und Gewalt sind so amerikanisch wie der Apple Pie.“ Esther Newton Spaß machen die 1966 mit Helium gefüllten, schwebenden Silver Clouds, ursprünglich mit einem Augenzwinkern geschaffen, „um die Malerei abzuschaffen“ – in Köln kann man sie nochmal leibhaftig erleben. Die Türen zu dem bunt tapezierten Raum sind mit Vorhängen verhängt, weil die Clouds gerne abhauen, so, als wollten sie selbst einmal durch die Ausstellung wandern. An manchen Stellen – auch mal versteckt und aufdringlich – begegnet uns Julia Warhola in Bild und Ton, Warhols Mutter, mit der er bis zu deren Tod in einer Wohnung zusammenleb-

Installationsansicht, Andy Warhol Now, Museum Ludwig, Köln, 2020 © 2021 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc., licensed by Artists Rights Society (ARS), New York, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln/ Marleen Scholten

te und die seine künstlerischen Prozesse mit großem Interesse teilte. Die strenggläubige Frau nahm ihren Sohn nicht nur zeitlebens mit in den Gottesdienst, sondern tolerierte gleich-

Vielleicht auch deren Tode sterben. Und sie – im Idealfall –

auch auf die omnipräsente Versehrtheit von Menschen und

zeitig sein Leben als homosexueller Künstler und glamouröser

überleben. Das gelingt nur knapp: Als die Aktivistin Valerie

Dingen. Er hasst Krankenhäuser und fürchtet den Tod. Und

ie das Herausgeberteam Gregor Muir und Yilmaz

Geschäftsmann. Ob wohl

Solanas am 3. Juni 1968 einige Schüsse auf den Künstler abfeu-

vielleicht, weil er ihm bereits einmal ins Auge geblickt hat,

Dziewior in dem ansprechend aufbereiteten Kata-

die mütterliche Kontrol-

ert, wird er so schwer an allen Organen verletzt, dass sein Herz

verschiebt er eine dringend anstehende Operation an der Gal-

log (erschienen im Verlag der Buchhandlung

le auch bei den finanziel-

kurz stehen bleibt. Diese Todes- und Gewalt-Erfahrung mani-

lenblase immer weiter nach hinten. Und als hätte er es geahnt:

Walther König, ISBN 978-3-96098-762-8, 38 Euro) zur Ausstel-

len Verhandlungen eine

festiert sich nach seiner Genesung in vielen seiner Werke.

Die Operation überlebt der schwerkranke Mann zwar noch,

lung mutmaßt, teilte der Künstler der Welt gerne sehr unter-

Rolle spielte? Unwichtig

schiedliche Versionen von sich selbst mit, also „eine mentale

war es Warhol offenbar

Projektion seiner selbst, die er im Alltag anstrebte – eine Welt

nie, wie viel er mit seiner

aus Lotionen und Elixieren im Verlauf der Zeit.“ Über den

Kunst verdiente. Wobei

Menschen hinter dieser Fassade ist jedoch wenig bekannt. Die

er das Geld lieber in neue

Warum Andy Warhol so viele Porträts geschaffen hat – nicht

verschobenen Starts durch den Lockdown kaum gezeigt wer-

von Stephan Diederich und Yilmaz Dziewior kuratierte Aus-

Projekte investierte, als

nur auf Papier und Leinwand, sondern auch auf Film, wie

den. Wer ab sofort keine Möglichkeit hat, ein Online-Ticket

stellung „Andy Warhol Now“ wagt nun den Versuch, über die

es in einer Bank anzule-

beispielsweise die Fifteen-Minutes-Sequenzen –, begründete

zu ergattern, kann sich den halbstündigen Ausstellungsrund-

Oberfläche hinauszugehen und humanistische Betrachtungen

gen.

Warhol selbst damit, dass er andere Menschen um so vieles

gang mit den Kuratoren Stephan Diederich und Yilmaz Dzie-

Andy Warhol, Skull, 1976, Smlg. Froehlich, Stuttgart

interessanter fand als sich selbst. Im Museum Ludwig begegnet

wior auf der Museums-Website und auf Vimeo anschauen.

© 2021 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc., licensed by Artists Rights Society (ARS), New York

uns, neben Mao, Marilyn, Elvis, jedoch immer wieder auch

Nächste Stationen sind dann die Art Gallery of Ontario in

der Künstler selbst im Bild – schonungslos und nah vor der

Toronto und das Aspen Art Museum in Colorado.

W

über Warhols Leben und Werk anzustellen. Die enge Zusam-

infarkt. Ausgerechnet diese groß angelegte und großartige Werkschau – eine enge Zusammenarbeit zwischen Tate Modern und dem Museum Ludwig in Köln – konnte trotz des

menarbeit zwischen Tate Modern und Museum Ludwig lässt

Fotografien von scho-

neue Fragen über Künstler und Werk zu, beispielsweise wie

ckierenden Nachrichten

der schüchterne Schwule aus einer armen Einwandererfami-

– Unfällen und Selbstmorden – füllen einen ganzen Raum der

Kamera, mit großen Hautporen vor

lie seinen ganz eigenen Weg finden konnte, ein perfektes Spie-

Ausstellung: Viele Meldungen wurden durch Warhols Hand

dem Schminken, mit langen Narben

gelbild Amerikas zu präsentieren. So beginnt die Werkschau

so häufig vervielfacht und verfremdet, dass sich die tatsächlich

am Oberkörper nach dem Attentat

mit seinen frühen Zeichnungen, die den männlichen Körper

passierten Ereignisse veränderten oder sich teilweise sogar

oder im Kreise seiner Freund*innen in

erforschen und im Gegensatz zu den schillernden Bildern der

aufzulösen scheinen. Hat es den „Woman‘s Suicide“ jemals

der Factory – meistens jedoch steht er

Ladies- und Gentlemen-Serie der 70er Jahre intim scheinen.

gegeben? Auf manchen Fotos ist die Frau kurz nach dem

im Abseits. Er scheint immer der zu

Sprung vom Hochhaus fast unkenntlich gemacht, auf anderen

sein, der sich anderen von außen

sieht man nahezu jedes Detail des weißen Kleides der Selbst-

nähert. Der Einwanderer, der viele

mörderin. Hinter all dem steckt sicher nicht nur klassischer

Rollen beherrscht.

Voyeurismus, den man ja Boulevard-Medien häufig unterstellt

Dass er im Spätwerk beginnt, seine

Nat Finkelstein: Dylan Warhol Elvis, ca. 1965

Durch den Ansatz, zunächst zahlreiche Polaroids zu schaffen,

– aus denen diese Fotos häufig stammen – Motor scheint auch

Bilder teilweise – an die Narben auf

um sie als Vorlage für seine Porträts zu verwenden, stellte

Warhols gesteigertes Interesse an Menschen und deren Schick-

seinem Oberkörper erinnernd –

Warhol bereits früh eine intensive Verbindung zu den Men-

salen zu sein: Die Leben anderer ein Stück weit selbst leben.

zusammenzunähen, verweist sicher

aus der Serie Warhol Factory, 1964/1967 Museum Ludwig, Köln © The Nat Finkelstein Estate. Abgebildete Arbeit von Andy Warhol © 2021 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York. Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv, Köln/Rolf Zimmermann

„Ich kenne niemanden, von dem ich sagen könnte, sie oder er sei schön.“ Andy Warhol

18

stirbt aber kurz darauf, am 22. Februar 1987, an einem Herz-

„Begreifst du nicht, dass ich mein Leben durch dein Leben lebe?“ Andy Warhol zu Bob Colacello

Andy Warhol Now Museum Ludwig, Köln Ausstellungsdauer: 12.12.20 – 13.6.21

 www.museum-ludwig.de

19


BUCh-tiPPS

Andreas Buck (mit Johannes Ehrmann)

Peter Zantingh

Stephan Martin Meyer

Turbo – Mein Wettlauf mit dem Fußballgeschäft

Nach Mattias

Die Karte ist nicht das Gebiet

 nach Mattias ist alles anders� Urplötzlich wird ein lebensfroher junger Mensch, dynamisch, begeisterungsfähig und voller Pläne, aus dem leben gerissen� Sein tod hat auswirkungen auf die Menschen in seinem Umfeld� auf amber, seine lebensgefährtin, und Quentin, mit dem er ein Café eröffnen wollte� aber auch auf periphere Bekanntschaften wie nathan, der Mattias und amber sein Strandhaus vermietet hatte, und issan, eine Chat-Bekanntschaft, mit der er die leidenschaft für das PC-Spiel „Football Manager“ teilte� Sie alle und weitere Personen erinnern sich und erzählen in aufeinander folgenden Kapiteln, was sie mit Mattias verband� Sehen sich – die einen mehr, die anderen weniger – gezwungen, nicht nur seinen tod zu verarbeiten, sondern auch für ihr eigenes leben einen neuen Weg zu finden. In diesem Beziehungsgeflecht, das etliche Überschneidungen aufweist, ist der titelgebende Protagonist ständig in unterschiedlichen rollen und Facetten präsent, aber nicht allein die Hauptfigur. Mattias ist von der idee berauscht, seine Musikbegeisterung mit einem eigenen Café zu kombinieren, arbeitstitel „Playlists“. Auch eine fiktive Rockband tritt im Buch auf, deren Songs übrigens bis auf eine ausnahme nach Storys von raymond Carver benannt sind� Der roman endet tatsächlich mit einer Playlist – sie bildet die Schnittstelle zum autor� „nach Mattias“ ist der dritte roman des niederländischen Journalisten Peter zantingh, aber der erste, der in deutscher Übersetzung erschienen ist� Die überwiegend getragenen Songs aus dem Singer-Songwriter-Bereich, darunter nick Cave, Sufjan Stevens, the national, Glen hansard wie auch Pink Floyd, lassen sich nachhören, während man der Grundfrage des romans nachspürt: Was bleibt von einem Menschen, wenn er nicht mehr da ist?

 Eigentlich sind Ferien ja etwas Schönes� Und über den Familienurlaub in tirol und auf das Wiedersehen mit Paul und luise, die er schon aus dem letzten Jahr kennt, freut sich Johan wirklich sehr� Doch dann passieren in kurzer zeit ein paar Dinge, die den Jungen zum nachdenken anregen: zuerst zieht sich sein bester Freund grundlos von ihm zurück und dann bringt ihn plötzlich der obercoole Paul mit seinen sexuellen anspielungen und seinem attraktiven Körper ganz schön ins Schwitzen� obwohl es auf der hand liegt, dass er eher auf Jungs steht, quält sich Johan mit dieser Frage sehr� Da kommt ihm die Journalistin Elsbeth zu hilfe, die ebenfalls in der Pension wohnt� Sie ist ganz anders als alle anderen Erwachsenen und gibt ihm die Frage mit auf den Weg, dass er herausfinden müsse, wer er sei und was er wolle� Kurz darauf wird die Pension durch einen dramatischen Erdrutsch verschüttet� War das Unfall oder absicht? Der Vorfall zwingt die Gäste jedenfalls in eine notunterkunft, in der Paul und Johan ein gemeinsames zimmer beziehen��� Mit der aufgabe, die landkarte seines lebens neu zu zeichnen, beginnt Johan nun einen neuen, befreienden lebensabschnitt� Der Kölner autor Stephan Martin Meyer erzählt sehr einfühlsam von den ersten sexuellen Erlebnissen eines homosexuellen Jugendlichen und macht so anderen Mut, sich zu ihren Sehnsüchten zu bekennen� Die Kriminalgeschichte um die Journalistin Elsbeth, selbst mit einer dramatischen Vergangenheit behaftet, hätte es dafür gar nicht gebraucht, denn das Fesselnde sind die leisen töne der Geschichte� Unbedingte leseempfehlung – nicht nur für Jugendliche!

Bastian Exner

Andreas Buck (mit Johannes Ehrmann): Turbo - Mein Wettlauf mit dem Fußballgeschäft. Tropen 2020, 20 Euro, ISBN 978-3608504699

Amir Shaheen

Peter Zantingh: Nach Mattias. Diogenes 2020, Hardcover: 21,95 Euro, ISBN 978-325707-129-0. Taschenbuch (ab 23.6.21): 12 Euro, ISBN 978-3-25724-624-7

von Heiko Sakurai

Christina Bacher

Stephan Martin Meyer: Die Karte ist nicht das Gebiet. BoD 2021, 15 Euro, ISBN 978-3-75267-311-1

Foto: Nicole Homburg

 andreas Buck stand knapp 400-mal als Fußballprofi auf dem Platz� zwischen 1988 und 2003 gehörte er zu der Sorte Spieler, die regelmäßigen Sportschau-Guckern sofort ein Begriff sind, der ganz breiten Öffentlichkeit allerdings unbekannt bleiben� Bei der nationalelf klopfte Buck zwar mehrfach an; bei seiner einzigen nominierung für eine länderspielreise musste er aber verletzt passen� Es ist genau dieses Dasein im Bereich zwischen Elite und oberem Mittelmaß (Fußballdeutsch: „erweiterte Spitze“), die Bucks rückblick auf die eigene Karriere so spannend macht� Er erzählt die rasante Kommerzialisierung des Fußballgeschäfts in den 1990ern aus der Perspektive von jemandem, der zwar mittendrin dabei war, aber letztlich kaum Einfluss nehmen konnte� So wie viele Menschen in vielen Berufen, die ständigen Veränderungen der äußeren Bedingungen ausgesetzt sind, ohne das Gefühl zu haben, diese gestalten zu können� in Kapiteln mit so vielsagenden titeln wie „Ego – Wie viele ichs verträgt ein Fußballteam?“ oder „Geld. Wie Fußballprofis pleitegehen“ schreibt Buck außerdem über die inneren Mechanismen einer Profimannschaft und über die vielen Gefahren, die auf ihn und seine Berufskollegen lauern� ich würde das Buch zwei Gruppen von leser*innen empfehlen: zum einen den Fans des VfB Stuttgart oder des 1� FC Kaiserslautern, die in Erinnerungen an alte, bessere zeiten schwelgen wollen� Denn mit beiden Vereinen wurde andreas Buck Deutscher Meister� zum anderen allen, die verstehen wollen, wie der heutige, von vielleicht zehn großen europäischen Vereinen dominierte Fußball entstanden ist� Denn die Wurzeln dazu wurden in der zeit gelegt, als Buck als Spieler unterwegs war�

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Cartoon | ClaYD

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was ist das leben schön! tolle Sachen sind passiert� lange zeit hat Frauchen mich regelmäßig bei meiner Pflegefamilie besucht. Aber jedes Mal ging sie dann ohne mich� Jetzt sagte Elke, mein Ersatz: So, lieber Clayd, heute kommt dein Frauchen dich abholen! Elke packte alle meine Sachen ein und wir gingen Gassi� als ich auf der Wiese so schnüffelte und die aktuellen nachrichten las, hörte ich ein auto� Es hielt an, ich sah meinen Dosenöffner und schon war ich zur Stelle� ich musste warten, bis alles ins auto geladen war� Doch dann

fuhren wir los� als wir ankamen und ich endlich raus konnte, lies ich meine nase gehen� alles roch wie früher� Wir gingen unsere alten Wege entlang und ich las hier die aktuellen news� Dann standen wir vor der tür und Frauchen schloss endlich auf� Ganz cool, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, bin ich die treppen hoch, durch die Wohnungstür und ins Wohnzimmer rein� hab‘ erst geschaut, ob noch alles da ist und ein bisschen dran geschnüffelt� Und mich einfach lang gemacht auf dem teppich� na, da hat mein Dosenöffner aber groß geguckt� Klar, ich war froh, wieder in meinem revier zu sein� Und sie hatte sich schon Sorgen gemacht, ob ich nach der langen zeit, immerhin vier Monate, noch mein zuhause kenne� Die beiden ersten nächte habe ich alleine im Wohnzimmer geschlafen – Strafe musste sein� aber ich weiß ja, dass mein

Dosenöffner es lieber hat, wenn ich bei ihr liege� Dann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin zu ihr in unsere geliebte heia� Ein großes Bett mit vielen Kissen extra für mich� Sie weiß, ich liebe es, mich in meine Kissen zu kuscheln� Und ganz ehrlich, es war schön, in meiner Pflegefamilie jeden Tag einen Spielkumpel zu haben� Doch zu hause, wo ich der Prinz bin, ist es doch am schönsten� Jetzt ist alles wieder gut� Und ich erzähle euch demnächst wieder, was ich so mit Frauchen on tour erlebe …

● ● ● Hallo, ich bin Clayd aus rumänien� Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der DraUSSEnSEitEr-Verkäuferin Kölsche linda, gezogen� in meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem alltag erlebe�

21


UNTERWEGS

Die Reichen haben das Virus gebracht, die Armen müssen es ausbaden Ein KOMMENTAR Von MIRIJAM GÜNTER, Fotos und BIldtexte von Georg Valerius

D

er eine junge Mann springt ins Gebüsch, andere verstecken sich hinter Mauern, und dann gibt es noch die, die auf 21 Uhr pfei­ fen. Was so lustig klingt, betrifft einige Menschen be­ sonders hart. Das Pflegepersonal, welches eben noch beklatscht wurde, darf nun zum Dank nach seiner Spätschicht nicht mehr spazieren gehen oder Freunde treffen. Es geht vielen Leute so. Und dann gibt es noch jene, für die bedeutet die Ausgangssperre eine Vollkatastrophe. Die spezielle Ausgangssperre wurde von politisch Verantwortlichen im Kölner Rat beschlossen, von denen niemand aus der Armut kommt. Deshalb ergreift auch niemand der Entscheidungsträger*innen Partei für die Menschen, die sie am schlimmsten betrifft: die Ärmsten dieser Gesellschaft. Obdachlose Menschen erzählen mir, dass es nach 21 Uhr für sie noch gefährlicher wird, da sich kaum Leute draußen aufhalten. Dass sie sich nicht trauen, ihren Schlafplatz unbeaufsichtigt zu lassen. Für Menschen, die in katastrophalen Wohnverhältnissen leben müs­ sen, vom Bildungsbürgertum als sozialer Brennpunkt stigmatisiert, bedeutet die Ausgangssperre, dass sie noch länger auf engsten Raum mit vielen Leuten zu­ sammen leben müssen. Viele dieser Menschen leben in diesen beengten Verhältnissen, weil sie in Berei­ chen arbeiten, die so gering bezahlt werden, dass sie sich halt nur dort eine Wohnung leisten können. Von Wollen kann keine Rede sein.

Natürlich macht einem die Ausgangssperre nicht so viel aus, wenn man in einer Riesenwohnung oder einem Haus mit Garten lebt. Ich empfehle den Verant­ wortlichen, auch den Richtern, die mal eben die Eil­ anträge abgelehnt haben (weil die Ausgangssperren verhältnismäßig und zumutbar seien), für drei Mo­ nate ins Görlinger-Zentrum oder nach Chorweiler zu ziehen, unter diesen Verhältnissen mit wenig Geld zu leben und auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Nach diesem Zwischenaufenthalt unterhal­ ten wir uns noch mal über die Ausgangssperre. Oder um endlich mal die Jugendlichen zu Wort kommen zu lassen, die sich heimlich in dunklen Parks oder an anderen gruseligen Orten treffen müssen: Die Erwach­ senen, die das bestimmen, haben keine Ahnung von unserem Leben. Ein Veedel für Menschen, als beklemmend-scheintot erlebt und fotografiert … fast ohne Menschen. Mirijam Günter – ist u.a. in Köln aufgewachsen und absolvierte die Hauptschule, gekrönt von einem Realschulabschluss. Nach für alle Beteiligten deprimierenden Versuchen, durch das Erlernen eines ordentlichen handwerklichen Ausbildungsberufs im normalen Leben zu landen, entschied sie sich schließlich, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen – und zu schreiben. Und das äußerst erfolgreich: Für das Manuskript ihres Debütromans ‚Heim‘ erhielt sie 2003 den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. Seit 2006 bietet Mirijam Günter Literaturwerkstätten für jugendliche Schüler*innen oder Straftäter*innen an. Foto: Simon Veith

Leere als Synonym für die mittlerweile übergreifend gegenwärtige kollektive Depression ... 22

Lockdown, Ausgangssper­ re, Ausgangsbeschränkung – egal wie gut das Wort gemeint sein soll, die Stim­ mung ist gruselig ...

Die Stadt als Organis­ mus scheint völlig ge­ lähmt, in Halbstarre ... 23


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Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln�de www�draussenseiter-koeln�de Redaktionsassistenz Markus Düppengießer (mad), dueppengiesser@draussenseiter-koeln�de herzlichen Dank allen freien Mitarbeiter*innen dieser ausgabe�

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schöns“, wie eine Fahrradtour mit Jan Krauthäuser, eine altstadt-tour mit Bernd imgrund oder auch eine impfbanane des Künstlers thomas Baumgärtel� Die Stadtrevue berichtet seit 1976 als selbstverwaltetes Kollektiv� (cb)

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Selbst ein verletzlicher Mensch, war er stets ansprechpartner für alle, die ihn brauchten: oaSE-Gründer Karl-heinz Kreutzmann (rechts)��

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Berlin Bytch Love Der Film „Berlin Bytch love“ folgt dem liebespaar Sophie (14 Jahre) und Dominik (17 Jahre), die auf den Straßen von Berlin leben und ein Kind erwarten� zwei Jahre lang wurden die beiden von den erfahrenen Filmemachern heiko aufdermauer und Johannes Girke begleitet� Der Film zeigt einen ungeschönten Blick auf die Situation der beiden� Er soll auf das thema Straßenjugendliche aufmerksam machen und den Diskurs anregen�

Es gilt die anzeigenpreisliste vom 1�1�2009�

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Foto: Privat / oaSE-archiv

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aBo | iMPrESSUM

Rückblick auf 30 Jahre

V

or genau 30 Jahren wurde der Verein Benedikt labre e�V� oaSE gegründet, der bis heute als anlaufstelle für obdachlose und Menschen in sozialen Schwierigkeiten gilt� ingrid ahlers, die damals im Sekretariat der Maristengemeinschaft herz Jesu am zülpicher Platz arbeitete, erinnert sich noch gut an diese anfangsjahre� allen voran dem früh verstorbenen Pater Karl-heinz Kreutzmann ist es zu verdanken, dass Menschen ohne obdach anfang der 90er Jahre eine rückzugsmöglichkeit im quirligen Kwartier latäng bekamen und gleichzeitig die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse zu formulieren und dabei ernst genommen zu werden� Der Verein oaSE – mit der Palme als Symbol – war geboren� Wir schauen in der nächsten ausgabe mit zahlreichen Fotos und einigen anekdoten dankbar zurück�

DraUSSEnSEitEr ist Mitglied des

Denn trotz der etwa 30�000 Straßenjugendlichen in Deutschland ist das thema kaum präsent� Dabei ist es aktueller denn je, da die zwänge der CoronaPandemie viele Jugendliche aus schwierigen familiären Verhältnissen auf die Straße treiben� Der Film wurde bisher eigenfinanziert – nun wurde eine Crowdfunding-Kampagne zur Fertigstellung gestartet� Jeder weitere Euro ist willkommen! (cb)  www.startnext.com/berlin-bytch-love

Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. Juli 2021. Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749

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SERVICE

SERVICE

Foto: Christina Bacher

Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de

Fachdienst für Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 12.3016.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Tagestreff: Mo bis Fr 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund

n Emmaus Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen

n Gulliver – Überlebensstation für Obdachlose Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Tagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Internetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestation, Gepäckaufbewahrung Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-15 Uhr, Wochenende und Feiertage 8-15 Uhr Kleiderkammer: Do 13.30-15.00 Uhr

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Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen

Nur für Frauen n agisra e.V.

n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr. Kostenloses sonntägliches Frühstück to go. Jeden 2. und 3. Sonntag im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429. Jeden 4. Sonntag im Kulturbunker Köln-Mülheim, Berliner Str. 20.

n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme

n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html Angebote: Mo bis Fr warmes Essen von 12.0014.00 Uhr, kalte u. warme Getränke, Duschmöglichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung tägl. von 11.00-15.00 Uhr oder nach Vereinbarung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreutes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet-Zugang. Sa geöffnet – es gibt Frühstück. Kleiderkammer: täglich geöffnet, Mo zwischen 9.15 und 10.30 Uhr auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Köln Pass. Öffnungszeiten: Mo-Fr. 11.00-15.00 Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr

Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung,

Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

n Comeback Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210

Offener Treff:

Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für

Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Der Second-Hand-Laden der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) befindet sich am Salierring 37 und 41.

Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de Wohnprojekt für Frauen

n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen

Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung

Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57

siehe Aushang

n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH

n Haus Rosalie

n Mäc-Up

Kleiderkammer/Duschen:

Nur für Männer

Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de

Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung maedchenberatung-linksrhein@lobbyvon 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr fuer-maedchen.de Frauenfrühstück Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung

Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:

Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.

Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr

Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de

n OASE-Benedikt Labre e.V.

Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung

Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de

n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und

n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr

n Bürger für Obdachlose e.V.

n Elisabeth-Fry-Haus

Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org

Foto: Christina Bacher

n Diakoniehaus Salierring

Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de

n Vringstreff e.V.

Emmaus, Second-Hand-Artikel

Für Alle

n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V.

Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen: Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.

Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.

Foto: Christina Bacher

Schlafsäcke etc. in unserem Gebrauchtwaren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.

n Sozialdienst Katholischer Männer e.V.

Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.

n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27



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