Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 11/2018: Ein Leben aus Plastik

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26. Jahrgang Nr. 193 November 2018

R E T I E S N E S s U A R D IN

Foto: Deborah Keser

Z A G A M N E S S A STR R E N L Ö K S A D

OLGA

GEGEN

PLASTIK


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Engelbertstraße 44 · 50674 Köln Postfach 27 01 26 · 50508 Köln Telefon (02 21) 93 18 00 - 0 Telefax (02 21) 93 18 00 - 66 e-Mail: wpg@mermagen.de Internet: www.mermagen.de Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Wilhelm Mermagen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Petra Heider Rechtsanwältin und Steuerberaterin

Wir beraten Privatkunden, Freiberufler und Gewerbetreibende. Wir beraten und prüfen Unternehmen, Verbände und gemeinnützige Organisationen und Einrichtungen.


Vorwort

Inhalt

Liebe Leserinnen und Leser,

Vorwort ��������������������������������������������������������������� 3 Inhaltsverzeichnis �������������������������������������������������� 3

acht Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Weltmeeren, töten Meeresbewohner und finden ihren Weg in die menschliche Nahrungskette. Trotzdem sind wir jeden Tag

Schwerpunkt: Plastik

gezwungen, durch die Dinge, die wir kaufen und essen, bei diesem zerstörerischen Vorgang mitzumachen. Die Agentur Reuters hat Familien auf der ganzen Welt fotografiert, die versuchen, den Verbrauch von Einwegverpackungen zu reduzieren. Wie das funktioniert, lesen Sie auf den Seiten 8 bis 10.

S.4 In Köln nutzen ebenfalls

Interview: Mit Plastik ist nicht ohne ������� 4-7

unzählige Menschen jede Gelegenheit, um Müll zu vermeiden und regionale Produkte zu unterstützen. So wird das Team der verpackungsfreien Ladenkette „Tante Olga“ nach einem

Familien auf der ganzen Welt schließen sich dem Kampf gegen das Plastik an �������������������� 8-10 Pfandschaf(f)t – des einen Müll, des anderen Pfand ����������������� 11

S.8

erfolgreichen Crowdfunding Foto: Yannis Zindrilis

eine weitere Filiale in Nippes eröffnen, in der es kaum verderbliche Ware, Gemüse nach Vorbestellung und keine Plastikverpackung gibt. Unsere freie Mitarbeiterin Tamara Klein, selbst Mutter von drei Kindern, hat das Angebot mal ausprobiert und mit Mitinhaberin Dinah Stark ein Interview geführt. Müllvermeidung fängt zu Hause an. Quasi vor der eigenen

S.13

Weniger Müll im Single-Haushalt? ��������������������11 Waste not, want not ����������� 13-15

Das Plastik-Problem mittels Innovation und Verhaltensänderung in den Griff bekommen ��������������16-18 Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit ������������������������ 19

Haustür. Deswegen feiern wir die Kollegen der griechischen Straßenzeitung SHEDIA, die im Rahmen eines RecyclingProjekts aus den nicht verkauften Zeitungen Lampen, Ringe und Mappen herstellen lassen, um sie weiter zu verkaufen (siehe Foto). Jemand Lust, sowas für Köln zu versuchen? Wir haben da ein offenes Ohr. Ganz herzliche Grüße,

Aus der OASE ����������������������������������������������������� 20-21 Cartoon / Clayd ������������������������������������������������������� 22 Buchtipps ������������������������������������������������������������ 23 Abo, Impressum ����������������������������������������������������24 Eintritt frei, Vorschau ����������������������������������������������� 25 Service: Adressen �����������������������������������������������26-27

Christina Bacher

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 Uhr Mittwoch: nach Terminvereinbarung 3


e n h o t h c i n t s i Mit Plastik Text: Tamara Klein, Fotos: Stephanie Kunde

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wohnen

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plastik

A

ls ich klein war, klingelte fast jeden Morgen bei meiner Oma der Milchmann. Sie drückte ihm dann einen Eimer in die Hand und er füllte die frische Milch hinein – der Handel lief ganz ohne Verpackung ab. Eier gab es ebenfalls lose dazu, manchmal auch Kartoffeln, für die bereits Kisten im Keller bereitstanden. Das Gemüse kam eh aus dem eigenen Garten. Heute weiß ich: Was früher selbstverständlich war, nämlich das unverpackte Einkaufen von Lebensmitteln, kostet uns heute sehr viel Mühe. Wir haben es uns angewöhnt, dass nahezu alles in Plastik verpackt ist, was wir kaufen. Einkaufstüten tun ihr übriges, um einem riesigen Berg Müll zu produzieren. Mit 37 Kilogramm Plastikmüll pro Kopf im Jahr lagen die Deutschen im Jahr 2015 schon weit vorne im europäischen Vergleich, Tendenz steigend. Weltweit werden mehr als 322 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert. Heute bin ich Mutter von drei kleinen Kindern. Ich bin nicht nur für mich alleine verantwortlich und muss täglich große Mengen an Essen, Trinken, Cremes und Windeln anschaffen. Fast alles, was wir nutzen, hat mit Plastik zu tun: Die Trinkflaschen, die Teller, die Tabs für die Spülmaschine oder auch das Spülmittel, natürlich auch die Brotdosen. Und holen wir die leckeren Brötchen

vom Bäcker nebenan, gibt es oft noch einen Softdrink im Tetra Pak mit Plastik-Trinkhalm obendrauf. Wäre es für mich im Alltag überhaupt handhabbar, mehr Glas zu benutzen statt Plastik? Ich hätte mehr zu tragen und müsste eine gewisse Bequemlichkeit aufgeben: Glas ist unpraktisch, weil schwerer, und auch gefährlich, da es zerbrechen kann. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto klarer komme ich zu der Erkenntnis, dass ich für meine Kinder auch eine Art Vorbild sein möchte. Ich fühle eine große Verantwortung. Welche Veränderungen bei meinem Einkaufsverhalten also, überlege ich, sind mit einem geringen Einkommen machbar? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit für mich, für eine ganze Familie plastikfrei einzukaufen? Für ein und dasselbe Budget? Um diese Fragen zu klären, habe ich eines Tages meine üblichen Wege verlassen und mich auf den Weg zum Tante Olga-Laden in Sülz gemacht. Dort versucht man komplett auf Plastik zu verzichten und nur bei regionalen Händlern einzukaufen. Darüber habe ich mich mit Dinah Stark unterhalten, die gemeinsam mit Olga und Gregor Witt ihre Idee von einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln umgesetzt hat. (tk)

Es war mir schlagartig klar, dass ich so nicht mehr weitermachen möchte. Aber auch, dass ich einen Wandel nicht alleine herbeiführen kann. Dadurch, dass wir jetzt im Tante Olga-Umfeld schon so eine große Gemeinschaft sind, die Müll einspart und regionale Produkte nutzt, sehen wir im Kleinen schon Fortschritte. Ich finde es gut, andere zu inspirieren und zu sehen, wie immer mehr Leute Bock darauf haben, diese Gemeinschaft zu bilden. DRAUSSENSEITER: Wie sieht das in deinem Privatleben aus? Fällt da inzwischen tatsächlich weniger Müll an? Dinah Stark: In jedem Fall. Wir alle hier setzen das Konzept nicht nur im Laden um, sondern auch zu Hause. Wir würden mit niemandem arbeiten können, der das nicht auch genauso leben möchte. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich gar keinen Müll produziere. Aber ich bemühe mich, den Abfall weiter zu verwerten oder mehrmals zu nutzen, wie beispielsweise Verpackungsmaterial. Grundsätzlich gilt: Wenn man

DRAUSSENSEITER: Wie entstand die Idee für

dabei das Glück, dass wir ein Training für

eine große Verpackung hat, ist das weniger

die „Tante Olga“-Läden, die es heute in Sülz

innovative Food Start-ups gewonnen hat-

Müll als viele kleine. Deswegen ist die Idee

und bald in Nippes gibt?

ten, ohne das wir sicher blauäugiger in die

mit dem Laden als Umverteilungsstation

Dinah Stark: Im Grunde ist das aus unserem

ganze Sache mit dem Laden gegangen

sehr schlüssig, finde ich.

eigenen Bedürfnis heraus entstanden, etwas

wären. Das war schon eine aufregende

an unserem Einkaufsverhalten zu verän-

Zeit und alles zeitlich knapp kalkuliert,

DRAUSSENSEITER: Bei Tante Olga ist auch das

dern. Ich habe mich also erst einmal privat

aber am Ende hat alles geklappt und im

Gemüse nicht verpackt. Das unterscheidet

einer Einkaufsgemeinschaft angeschlossen,

November 2017 haben wir dann unseren

euch beispielsweise von großen Discountern

um größere Menge anschaffen zu können.

ersten Laden in Sülz eröffnet. Jetzt gerade,

und selbst von kleineren Supermärkten, die

Alles wurde in großen Säcken angeliefert

im September 2018, haben wir einen neu-

sich darum kaum Gedanken zu machen schei-

und wir haben es dann aufgeteilt – ganz

en Laden in Nippes gemietet, das Crowd-

nen. Manchmal sind sogar Bananen oder

ohne Verpackung. Wir haben bald – mit

funding dafür läuft und wenn alles gut

Orangen eingeschweißt – ein Wahnsinn!

Blick nach Berlin und Kiel – gemerkt, dass

geht, eröffnen wir im Januar 2019 den

Dinah Stark: Du kannst in einem „norma-

es schön wäre, in Köln auch einen Laden zu

zweiten Tante Olga in Nippes.

len“ Laden ja nur entscheiden, ob du Biooder eben behandelte Produkte nimmst.

haben, der unsere Ideen berücksichtigt.

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Und da wir nicht länger warten wollten, bis

DRAUSSENSEITER: Welche Idee steht hinter

Und selbst die Bioprodukte sind häufig in

irgendwer so etwas macht, haben wir es

eurem Konzept? Was unterscheidet die Tante

Plastik und Umverpackungen drin. Viel

schließlich selbst in die Hand genommen.

Olga-Läden von anderen Geschäften?

besser ist es natürlich, wenn man sich der

Dinah Stark: Es ist schon der starke Wunsch

Solidarischen Landwirtschaft Köln (SoLa-

DRAUSSENSEITER: Wie lange hat die Umset-

vorhanden, unsere Welt positiv verändern

Wi) anschließt, die Gemüseanbau aus einer

zung dieser Idee gedauert?

zu können. Wir wollen in erster Linie Müll

Erntegemeinschaft generiert. Da können

Dinah Stark: Das ging recht schnell: Seit

reduzieren und verhindern, dass weiterhin

unsere Kunden Mitglied werden und

Ende 2015 haben wir darüber nachge-

so viele Lebensmittel weggeworfen werden.

bekommen das Gemüse in Kisten hier in

dacht und sind im Juni 2016 schon mit

Mir persönlich gingen die Bilder von dem

den Laden geliefert. Die Mitgliedschaft

einer Crowdfunding-Aktion gestartet, um

Müllteppich auf dem verschmutzten Meer

beträgt bei uns 8 Euro im Monat, zudem

das nötige Geld zu akquirieren. Wir hatten

aus den Medien nicht mehr aus dem Kopf.

bekommt man auch noch 20 Prozent auf


plastik

alle Lebensmittel. Wenn man ungefähr für

kauft ist, dann wird auch nicht nachgeor-

auch auf Ernährung achten und gute Produk-

45 Euro im Monat einkauft, rentiert sich

dert. Es gibt genug Bäckereien, die täglich

te unterstützen.

das. Auch wenn man Student ist, Rentner,

Brot und Brötchen wegwerfen. Zum Glück

Dinah Stark: Man muss sich dabei bewusst

Azubi oder Köln-Pass-Inhaber, bekommt

gibt es ja so etwas wie die Tafel, die sich

machen, dass das preisgünstigere konven-

man mittwochs je 20 Prozent auf alle

darum kümmern, dass Dinge nicht mehr

tionelle Einkaufen versteckte Kosten verur-

Lebensmittel. Wir möchten somit nieman-

weggeworfen werfen. Aber soweit muss

sacht, die wir erst einmal nicht sehen. Wenn

den ausschließen und unterstützen damit

man es ja gar nicht erst kommen lassen.

ein Stück Fleisch nur zwei Euro kostet, kann das Tier nicht artgerecht gehalten worden

die Leute, die denken, sie könnten sich das nicht so leisten bei uns einkaufen zu gehen.

DRAUSSENSEITER: Warum habt ihr den ersten

sein. Wir ahnen, dass das nicht nur teure

Eine feine Sache!

Laden ausgerechnet in Sülz eröffnet? Gibt es

Folgeschäden für unsere Umwelt hat, wenn

da eine bestimmte Klientel?

wir Massentierhaltung oder Vermüllung

DRAUSSENSEITER: Das bedeutet also, nicht

Dinah Stark: Der naheliegende Stadtteil für

mit unserem Konsumverhalten über Jahre

jeder kann alle Produkte hier im Laden ein-

uns war Sülz, weil Olga und Gregor hier

hinweg fördern, sondern auch unsere eige-

fach so erwerben?

leben. Sie haben damals gegenüber einer

ne Gesundheit leidet, wenn wir uns krankes Fleisch zuführen. Entscheide ich mich aber ein paar Cent mehr für die Waren zu bezahlen, weil sie aus einem kontrollierten Anbau stammen, verursache ich eventuell weniger Schäden, die durch Pestizide in der Landwirtschaft entstehen. Von den weiten Transportwegen aus Neuseeland, Australien, USA oder Peru mal abgesehen, die das Obst oder Gemüse oft nehmen und dafür aufwendig haltbar gemacht werden muss. Das kostet auch, und zwar nicht nur Benzin.

Dinah Stark: Genau. Bei dem Gemüse

Bäckerei gewohnt und immer auf den klei-

haben wir uns zu einer Mitgliedschaft ent-

nen Laden geschaut. Und als der Bäcker

schieden, weil wir keine Lust hatten, auch

dann raus ging, haben sie zugeschlagen.

DRAUSSENSEITER: Hast du persönlich ein

da am Ende des Tages etwas übrig zu haben,

Zunächst schwebte ihnen eher eine kleine

paar konkrete Tipps, wie man bewusster mit

das nicht verbraucht wird. Gott sei Dank

Einkaufsgemeinschaft mit Depot vor, gar

den Ressourcen unserer Erde umgehen kann,

gibt es in einigen Bio-Läden und auf dem

kein eigenes Geschäft. Umso schöner, dass

ohne mehr Geld in die Hand zu nehmen?

Markt auch Unverpacktes. Das wäre die

daraus bis heute zwei Geschäfte entstanden

Dinah Stark: Ich wasche mich heute ganz

Alternative zu unserem Laden. Wir haben

sind, die von den Kunden gerne angenom-

anders als früher: Anstatt Duschgel nehme

uns aber bewusst für die SoLaWi entschie-

men werden.

ich Seife und anstatt Reinigungsmittel nehme ich Waschsoda und Natron. Anstatt

den, weil es sich dabei um einen regionalen Bauer handelt, den wir unterstützen wollen.

DRAUSSENSEITER: Gibt es bei euch auch tie-

Küchenpapier kann man auch ein Hand-

Da wissen wir, dass es sich um biologischen

rische Produkte zu kaufen?

tuch nehmen. Das sind kleine Anfänge. Ich

Anbau handelt und alles müllfrei produ-

Dinah Stark: Wir haben auch Eier, weil wir

finde, dieses Ausprobieren und Umdenken

ziert wird. Da kann man sogar mal mithel-

die jeweiligen Höfe unterstützen wollen.

soll ja nicht nur Verzicht sein, sondern eher

fen und sich alles vor Ort anschauen.

Die Eier kommen von Demeter, weil die

befreien und auch Spaß machen.

Genauso verfahren wir mit der Milch: Die

Hühner dort nicht leiden müssen oder gar

kann man vorbestellen und uns eine Woche

geschreddert werden. Wir haben viele Kun-

DRAUSSENSEITER: Ich bedanke mich herzlich

vorher die Flaschen vorbeibringen. Bei uns

den, die das sehr schätzen, dass es in einem

für das Gespräch.

wird also nichts weggeschmissen oder weg-

städtischen Umfeld frische Eier gibt. Diese

geschüttet. Dafür braucht man aber auch

Kunden schauen sich dann natürlich auch

eine längerfristige Planung.

bei den anderen Produkten im Laden um.

DRAUSSENSEITER: Wie geht ihr mit anderen

DRAUSSENSEITER: Es ist gut und wichtig, dass

verderblichen Lebensmitteln um?

es solche Läden wie Tante Olga gibt. Für mich

Dinah Stark: Da gucken wir, dass wir nur

als Mutter von drei Kindern, die ein eher klei-

die Mengen besorgen, die auch wirklich

nes Budget zum Einkaufen hat, ist es jedoch

gebraucht werden. Wenn das Brot ausver-

fast nicht erschwinglich. Ich möchte aber doch

lll

info

Tante Olga | Witt & Stark GbR Berrenrather Straße 406, 50937 Köln www.tante-olga.de; www.zerowastelifestyle.de www.zerowasteladen.de Siehe auch: www.veedelskraemer.de 7


plastik

n e ß e li h sc lt e W n ze n a g r e d f u a Familien sich dem Kampf gegen das Plastik an Acht Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Weltmeeren, töten Meeresbewohner und finden ihren Weg in die menschliche Nahrungskette. Trotzdem sind wir jeden Tag gezwungen, durch die Dinge, die wir kaufen und essen, bei diesem zerstörerischen Vorgang mitzumachen. Seit kurzem hat die Politik den Kampf gegen Kunststoff für sich entdeckt. Immer mehr Regierungen setzen sich dafür ein, Einwegartikel wie Strohhalme und Wattestäbchen zu verbieten. Reuters hat Familien auf der ganzen Welt fotografiert, die bereits jetzt versuchen, den Verbrauch von Einwegverpackungen zu reduzieren. Von Reuters Photographers

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8

becher und den Strohhalm zu vermeiden.“

cht Millionen Tonnen Kunststoff –

jemand irgendwie einen guten Weg fände

Flaschen, Verpackungen und ande-

und ihn zur Gewohnheit machte, wäre es

Wie auch andere Familien, mit denen

rer Abfall – gelangen jedes Jahr ins

wahrscheinlich auch möglich, mit dem

Reuters sprach, hat die indische Familie

Meer, töten Schildkröten, Fische und

Kaufen aufzuhören“, sagt Alexandra Pat-

Joshi aus Mumbai in Sachen Plastikmüll

andere Meeresbewohner, die das Plastik

rikou, 39, aus Athen, die sich bemüht,

vermeiden bereits erste Maßnahmen

mit Futter verwechseln oder sich in dem

Papier und Glas zu recyceln und recycelte

ergriffen. Zum Beispiel verwenden sie

Abfall verfangen. Das teilte das Umwelt-

Produkte zu kaufen. Die gleiche Meinung

Bambuszahnbürsten, kaufen unverpackte

programm der Vereinten Nationen im

hat auch der 44-jährige Brandy Wilbur aus

Haarseife anstelle von Shampoo in Fla-

Dezember mit. Ein großer Teil des haltba-

Wenham, Massachusetts: „Beim Einkau-

schen und nehmen eigene Behälter mit in

ren Mülls gelangt zudem in die menschli-

fen versuche ich Produkte zu kaufen, die

Restaurants, um darin Essensreste mit

che Nahrungskette. Das alles wurde Eri

nur minimal verpackt sind. Aber selbst das

nach Hause zu nehmen. „Ich bringe

Sato (32) aus Yokohama erst bewusst, als

ist schon eine Herausforderung. Es ist ja

immer eigene Löffel, Gabeln und Edel-

sie eine Zeit lang in Kanada lebte und dort

alles verpackt.“

stahlstrohhalme mit, um Einwegbesteck aus Kunststoff zu vermeiden“, sagt

mithalf, Trümmer aus ihrem japanischen

Während Regierungen und Einzelhänd-

Heimatort wegzuräumen. Sie waren nach

ler vor mehr als zehn Jahren begonnen

dem Tsunami in Japan 2011 an Kanadas

haben, die Verwendung von Plastiktüten

Für einige ist der Kampf gegen Plastik-

Küste angeschwemmt worden. „Es war das

durch Verbote und kleine Gebühren zu

müll auch ein sehr persönlicher, bei dem

erste Mal, dass ich gesehen habe, wie Plas-

beschränken, liegt heute der Fokus zuneh-

es auch gilt, die Vorurteile anderer zu über-

tikmüll die Ozeane und Strände auf der

mend darauf, Einwegartikel, wie Strohhal-

winden. „Viele sagen 'bist du Teil dieser

ganzen Welt verschmutzt. Ich denke, es

me, Essen zum Mitnehmen und Geträn-

grünen Bewegung', … sie verstehen es

gibt keinen Weg, dem Plastikmüll zu ent-

keverpackungen aus dem Verkehr zu

nicht. Auch keine Plastiktüten für Gemüse

kommen“, sagt sie.

ziehen. „Es sind meist die kleinen Einweg-

zu verwenden, gilt als ungewöhnlich, viele

kunststoffe, die lange Zeit überdauern und

hassen es … aber ich tue es immer noch“,

Wie lässt sich Plastikmüll reduzieren oder ganz beseitigen?

in alles eindringen“, sagt Audrey Gan, 31,

sagt Tatiana Schnittke, 39, aus Jaffa, Israel.

„Plastik dominiert unser tägliches Leben.

einem Getränk wie Bubble Tea sehnen,

Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche

Deshalb ist es nahezu unmöglich, es gar

sollten wir unsere eigenen Behälter mit-

von Marsida Toska; freundlicherweise zur

nicht mehr zu verwenden. Aber wenn

bringen, um den obligatorischen Plastik-

Verfügung gestellt von Reuters / INSP.ngo

Mugdha Tanmay Joshi, 32.

aus Singapur. „Wenn wir uns wirklich nach


Foto oben: Eri Sato (re.) mit ihrem Ehemann Tatsuya und ihrer drei Monate alten Tochter Sara in ihrem Zuhause in Yokohama, Japan (Mai 2018). „Ich denke, man kann Plastikmüll nicht entkommen. Ich sehe ihn auf den Straßen, in den Bergen, unter Wasser. Er ist überall. In unserer Familie versuchen wir unseren CO2-Fußabdruck so gut wie möglich zu reduzieren. Wir sind uns sehr wohl bewusst, welche Auswirkungen unsere Entscheidungen auf die Umwelt haben können. Zuerst haben wir versucht, weniger Plastik zu kaufen – etwa bei Lebensmitteln, Kleidung und vielen anderen Produkten. Wenn es nicht anders geht und wir Plastik kaufen müssen, versuchen wir, so wenig wie möglich mitzunehmen. Anstatt der ganzen Einweg- oder Wegwerfflaschen kaufen wir jetzt wiederverwertbare Flaschen. Außerdem nutzen wir Haarseife. Unsere Zahnbürste ist aus Bambus und wir verwenden Einkaufstaschen an Stelle von Plastiktüten.“, sagt Eri.

Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

plastik

Foto rechts: Hier sieht man den Plastikmüll, der sich bei Familie Sato in einer Woche angesammelt hat.

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Foto oben: Mughda Joshi (re.) mit ihrem Ehemann Tanmay Joshi (li.), Sohn Kabir Joshi sowie den Großeltern väterlicherseits Manohar Joshi (2. v. li.) und Vandana Joshi (2. v. re.) in ihrem Haus in Mumbai, Indien (Mai 2018). „Wir verwenden Bambuszahnbürsten anstelle von solchen aus Plastik; Haarseife als Alternative zu Shampoo und Conditioner in Plastikflaschen; kaufen Gemüse und Obst eher auf lokalen Märkten. In den großen Supermärkten sind ja selbst einzelnes Gemüse und Obst in Plastik verpackt.“, sagt Mugdha. Foto rechts: Dieses Foto zeigt, wie viel Plastikmüll sich bei Familie Joshi in einer Woche ansammelt.

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Foto: REUTERS/Danish Siddiqui

plastik


plastik

Pfandschaf(f)t – des einen Müll, des anderen Pfand Mit einer App gegen die Pfandberge „Pfand gehört daneben!“ – so wird anhand von Aufklebern auf den Mülleimern Berlins dazu ermahnt, dass leere Flaschen leicht zugänglich für Pfandsammler nicht in, sondern neben die Eimer zu befördern sind. Um den Umweg über den Mülleimer zu ersparen, hat nun die studentische Initiative Pfandschaf(f)t die App „Pfandgeben.de“ entwickelt, die Pfandgeber und Pfandsammler direkt miteinander verbindet. Unterstützt wird das gemeinnützige Projekt von „digital.engagiert“, der Förderinitiative von Amazon und Stifterverband. Vielen ist der Anblick bekannt: Tief über einen Mülleimer gebeugt steht ein Mensch, der darin nach Pfandflaschen sucht. Gleichzeitig häufen sich in einigen Haushalten die leeren Flaschen. Die bis zu 25 Cent Pfand pro Flasche geben einigen Menschen nicht hinreichende Anreize

zur Rückgabe von Pfandgut, sind aber für viele Pfandsammler ein willkommener Beitrag. Dass die Flaschen dann mit schlechtem Gewissen in den Mülleimer entsorgt werden, aus dem andere sie wieder herausfischen, kann nicht die beste Lösung sein, dachten sich die studentischen Gründer des Projektes Pfandschaf(f)t. Stattdessen wollen sie Pfandgeber und Pfandsammler direkt zusammenbringen. Die Gründung der Internetseite „Pfandgeben. de“ 2011 durch den Berliner Kommunikationsstudenten Jonas Kakoschke war ein erster Schritt in diese Richtung. Auf der Webseite können sich Menschen registrieren, die in deutschen Städten ihr Pfand spenden möchten – und diejenigen, die es abholen wollen. Der Haken an der Sache: Sind Pfandnehmer gerade nicht aktiv, müssen Pfandgeber oft mehrmals anrufen, bis sie ihr

Weniger Müll im Single-Haushalt? So mache ich das Wie ich Müll vermeide und günstig für einen Single-Haushalt einkaufe? Ich gehe viel auf den Wochenmarkt. Da kann ich ohne künstliches Licht und die ganzen Plastikverpackungen sehen, was ich kaufe. Ich kann mir die Ware aussuchen und auch die Menge selber bestimmen – muss also am Ende weniger entsorgen. Das gilt sowohl für Plastikhüllen, Aluschalen und Pappe, als auch für Lebensmittel. Auch glaube ich, dass Ware vom Markt frischer ist. Vieles kommt von Bauernhöfen und wenn nicht, kann ich nachfragen, woher die Lebensmittel kommen oder wie die Tiere gehalten werden. Ich nehme eine Einkauf-

stasche mit, in die alles rein kommt. Günstiger ist es auf dem Markt auch. Zum Beispiel esse ich gerne Melone und bekomme dort eine kleine schon für einen Euro. Im Supermarkt klappt das nicht. Auch durch Dauerfilter für den Kaffee spare ich einiges an Müll: Keine Papierfilter mehr für die Tonne, nur noch der Kaffeesatz, der sich kompostieren lässt. Statt Teebeuteln kaufe ich losen Tee und gieße ihn über einem Sieb ab. So gibt es viele kleine Dinge, die jeder tun kann, um Müll zu vermeiden. Papiertüten lassen sich gut für den Papiermüll beim Trennen

Pfand spenden können – und lassen es dann oft gleich ganz. Hier setzt die im Rahmen der Hochschulgruppe Enactus Leibniz Universität Hannover e.V. entwickelte App „Pfandgeben. de“ an. Pfandgeber können ihre leeren Flaschen über die App anbieten, über die sich auch die Pfandsammler auf das Angebot melden können. Durch die Bekanntheit von „Pfandgeben.de“ kann die App auf ein bereits bestehendes Netzwerk aus Pfandnehmern, Pfandgebern und Medienpartnern zurückgreifen. Die Anwendung wird derzeit noch entwickelt und soll Ende Oktober 2018 im App Store und im Google Play Store zum Download bereitstehen. Anfangs soll die Nutzung nur in Berlin und Hannover möglich sein, langfristig planen die Gründer allerdings, das ganze Bundesgebiet mit digitaler Pfandvermittlung zu versorgen.

benutzen. Aus Hundefutter-Dosen lassen sich tolle Männchen für den Garten oder die Terrasse basteln. Liebevoll dekoriert sind sie auch sehr schöne Übertöpfe. Klamotten gehen natürlich zur Spende an andere, die es brauchen, oder in den Tierschutz. Ein Beispiel: Man kann viele Kleidungsstücke – je nach Stoffart – in Quadrate oder Streifen schneiden und davon Hunde- oder Katzenbetten nähen, die dann mit Flies gefüllt werden. Ich glaube, wir könnten weniger Müll zurücklassen, wenn wir wollten. Mir ist es nicht egal, ob die nächsten Generationen noch saubere Meere oder Natur haben oder nicht. Darum vermeide ich Müll, wo es möglich ist und überlege lieber, wie sich etwas noch wiederverwenden lässt. Das kann eigentlich jeder und ich finde, mit der Zeit macht es sogar Spaß! Kölsche Linda, Straßenzeitungsverkäuferin und Stadtführerin

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Clemens-Josef-Haus

Willkommen im Clemens-Josesf-Haus auf dem Vellerhof, einem Fernab der „Straße“ sind die Menschen hier gern gesehene Gäshistorischen Gehöft inmitten eines Naturschutzgebietes, auf dem te, die auf dem Gelände des Clemens-Josef-Hauses auf ihrem ganz heute hilfebedürftige Menschen leben, wohnen und arbeiten. persönlichen Weg begleitet werden. Clemens-Josef-Haus I Altenwohn- & Pflegeheim und stat. Einrichtungen der Gefährdetenhilfe · Vellerhof 1 · 53945 Blankenheim Gefährdetenhilfe: 0 26 97 . 91 00 16 · Altenwohn- & Pflegeheim: 0 26 97 . 91 00 25 · www.vellerhof.de

Wohnungslosenhilfe Station machen I zur Ruhe kommen

Übernachtung I Aufnahme I Wiedereinstiegshilfe I Lebenshilfe I Langzeitwohnen

Arbeiten

Qualifizierung erwerben I Selbstwertgefühl erleben Beschäftigung I Ausbildung I Arbeitstraining I Qualifizierung I Arbeitsvermittlung

Pflegewohnheim

begleiten und fördern I beraten und anleiten

Pflege & Betreuung I Lebenszufriedenheit I Wohlbefinden I Menschlichkeit I Zu Hause

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plastik

„Waste not, want not“ Was macht Australien mit all seinem Plastikmüll? Es ist ein Problem, mit dem sich das Land endlich auseinandersetzen muss. Allerdings ist es kein totaler Notstand, wie Katherine Smyrk vom Straßenmagazin The Big Issue Australia herausgefunden hat – es gibt hier auch eine große Chance.

Papier und Karton wird in Australien verarbeitet – auch viel Plastik. Aber jedes Jahr werden auch über eine Million Tonnen wiederverwertbares Material, hauptsächlich Kunststoffe, auf Containerschiffen aufgestapelt und nach

Von Katherine Smyrk

China verschifft. Dort werden die Ballen von Fabriken gekauft, die das Material für Produkte verwenden, die wiederum am

Dienstag, 6 Uhr morgens

träglich haben sie diese Entscheidung aller-

chinesischen Markt und auf der ganzen

Es ist kaum hell, der Himmel ist rosarot und

dings rückgängig gemacht.

Welt verkauft werden. Dieser Vorgang

liegt noch leicht im Dunkeln. Ein Geräusch

„Und was passiert nun mit all dem Plas-

wiederholt sich in vielen anderen Län-

stört die morgendliche Stille vor der Stoß-

tikmüll?“, fragt eine Frau in meinem

dern, einschließlich dem Vereinigten

zeit – ein lauter Krach, schrilles Piepen und

Gebäude am Mülltag, während sie einen

Königreich, Japan und den Vereinigten

das Ächzen der Maschinen. Es ist Mülltag

prallen Müllsack umklammert hält. „Viel-

Staaten. Mit der Ausnahme, dass China

und die sperrigen staatlichen Recycling-Last-

leicht sollte ich das Recyceln ganz lassen,

jetzt unseren Abfall nicht mehr haben

wagen navigieren durch enge Vorstadtstra-

wenn sowieso alles weggeschmissen wird.“

will. Sie haben früher dafür gut bezahlt und damit unseren Müllbeseitigungs-

ßen. Ich verstecke meinen Kopf unter einem

Der Wanderweg von Papier und Kunststoffen

dienst subventioniert. Jetzt brauchen sie

Arbeit gehe, sind alle Mülltonnen auf der Straße bereits leer. Ich habe mir nie wirklich

Dr. Trevor Thornton, Dozent für Gefahr-

ihren Fabriken aber nicht mehr. Sie haben

Gedanken darüber gemacht, was mit mei-

gut-Management an der Deakin Universi-

selbst genug davon.

nem Abfall passiert. Aber an diesem Mor-

tät, bestätigt, dass nur wenige Australier

„Sie machen es aus gutem Grund“, sagt

gen stehe ich in meiner Einfahrt und starre

wissen, was mit ihrem wiederverwertba-

Gayle Sloan, Vorstandsvorsitzende des

auf meine Recycling-Mülltonne. Sie liegt

rem Material passiert.

nationalen Gipfelgremiums für Abfall- und

Kissen und schlafe weiter. Wenn ich zur

auf der Seite und der gelbe Deckel ragt wie

unser wiederverwertbares Material in

„In Australien bedeutet Abfallwirt-

Wertstoffrückgewinnung vom Australi-

schaft, die Mülltonnen am Abend vor die

schen Abfallwirtschaftsverband (WMAA).

Die Nachrichten sind seit kurzem mit

Haustür zu stellen. Morgens kommt dann

„Wir wissen, dass eine starke Korrelation

Beiträgen über eine besorgniserregende

die gute ‚Müllfee’ und kümmert sich um

zwischen Abfallaufkommen und Wohl-

Politik aus China übersät, die sich „National

alles“, sagt er. „Aber wenn ich eine Woche

stand herrscht. Vor allem, weil Chinas Mit-

Sword“ nennt. Wenn man einmal den Nati-

später wieder vor die Haustür gehe und

telstand und Kaufkraft stetig wachsen, hat

onalstolz bei Seite lässt, ist es ganz einfach:

der Müll ist noch da, dann ärgere ich mich

sich das Land dazu entschieden, eine Kreis-

China platziert strenge Regulierungen

grün und blau. So gehen die meisten mit

laufwirtschaft zu schaffen“, erklärt sie.

bezüglich der Abfallverwertung von Impor-

der Abfallwirtschaft um.“

„Damit macht China nichts anderes als

eine Zunge auf die Straße.

ten aus anderen Ländern, einschließlich

Dr. Thornton gibt uns eine einfache

andere Länder zuvor, vor allem Europa,

Australien, und bringt damit das gesamte

Analyse, wie alles wirklich funktioniert.

nämlich seinen Abfall zu verwalten. Und

Geschäftsmodell zum Stillstand. Dieser

Wenn die Lastwagen einmal ihren lauten

wir bleiben dabei auf der Strecke.“

Ansage folgten Berichte, dass Gemeinderä-

Abgang gemacht haben, wird das wieder-

Werden wir das jemals aufholen? Chi-

te nicht die Kapazität hätten, erhöhte Kos-

verwertbare Material zu einer Rückgewin-

nas National Sword-Politik wurde im Juni

ten zu verkraften und Vorgänge auszufüh-

nungsanlage gebracht, wo ein großer Hau-

letzten Jahres bekanntgegeben. Bereits ein

ren, die mit der Verwaltung unseres Abfalls

fen Papier, Plastik, Glas und Karton hän-

oder zwei Jahre vorher wussten Leute aus

zu tun hätten – einschließlich dem Ipswich

disch und mechanisch aussortiert wird.

der Industrie davon. Trotzdem schienen

Council in Queensland, die verkündeten,

Das wiederverwertbare Material wird

wir nicht darauf vorbereitet zu sein. „Das

dass sie wiederverwertbares Material in

dann zusammengeballt und an jene ver-

geht wahrscheinlich auf die Zeit zurück,

den Mülldeponien abladen müssten. Nach-

schifft, die dafür zahlen. Der Großteil

als man für einen angemessenen Preis wie-

13


plastik

te zurückkau-

wertbares Material bei Artikeln einzufüh-

fen“, gibt sie zu

ren, die in Australien hergestellt wurden.

bedenken. Aus-

Die stellvertretende Direktorin Jayne

traliens Her-

Paramor weist darauf hin, dass es ein enor-

derverwertet hat und man nicht zu sehr

stellerindustrie verwendet in erster Linie

mer Antrieb für die Recyclingindustrie

an die Zukunft denken musste“, sagt Dr.

fabrikneue Kunststoffe, die immer noch

wäre – selbst wenn das hieße, dass die

Thornton. Sloan stimmt dem zu: „Ich den-

billiger zu kaufen sind als wiederverwert-

Regierung alle Artikel, von Bürowaren bis

ke, es ist eine Frage der konkurrierenden

bare.

zu Parkbänken, kaufen müsste.

Prioritäten“, sagt sie. „Während es für uns

„Man kann nicht ewig fossile Brennstof-

„Wir meinen, dass genau hier die Regie-

in der Industrie seit Längerem ein großes

fe in Anspruch nehmen. Momentan ver-

rung einspringen muss, um die Industrie

Thema ist, scheint es manchmal ein wenig

wendet die weltweite Kunststoffherstel-

zu schaffen und sicherzustellen, dass wir

nach dem Motto zu laufen, was nicht

lungssindustrie nur acht Prozent fossiler

nicht davon abhängig sind, diese Dinge ins

kaputt ist, müssen wir nicht reparieren.“

Brennstoffe, was mit der globalen Luft-

Ausland verfrachten zu müssen“, sagt Para-

Angesichts der Tatsache, dass die Meere

fahrtindustrie vergleichbar ist. Das allein

mor. „Es geht hier nicht nur um Plastikmüll

in Abfall ersticken – große ölige Kunststof-

sind nur Kunststoffverpackungen. Denkt

im Meer. Ein Bericht vom australischen ‚Rat

finseln wie Länder im Meer treiben und

man näher darüber nach, sind es riesige

für Recycling’ handelt davon, dass, wenn

jedes Jahr Millionen von Meerestieren

Beträge. Vor allem, da 95 Prozent der

das Geld, das für die Verschiffung nach

töten – und dass auf der Welt jährlich über

Kunststoffverpackungen nur für die ein-

China ausgegeben wird, in die australische

450 Millionen Tonnen Plastik erzeugt wer-

malige Verwendung hergestellt werden.

Industrie investiert würde, auf Anhieb 500

den, ist noch mehr Müll, der auf Deponi-

Das ist einfach nicht gut genug“, erklärt

Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.

en landet, das Letzte, das wir brauchen.

Sloan. „Kreislaufwirtschaft bedeutet also,

Dadurch könnten auch unsere Emissionen

dass wir diese Rohstoffe aus der Umwelt

um den Ausstoß von etwa 50.000 Autos

Man sät, was man erntet

immer wieder verwenden wollen.“ Dr.

reduziert werden. Und es hätte eventuell

Doch bevor Sie sich jetzt verzweifelt in

Thornton meint auch, dass es sehr wichtig

einen positiven Einfluss. Dafür muss die

eine Abfallgrube werfen und sich vor Müll

sei, das Problembewusstsein beim Thema

Regierung jedoch zuerst einige Maßstäbe

strotzende Golfplätze und Regenabwas-

Abfall zu verbessern.

setzen.“ Sloan stimmt dem zu. „Die WMAA

serkanäle vorstellen, als wären sie einer

„Es ist ein wichtiges Gesundheits-,

prognostiziert, dass eine Erweiterung der

Folge der Zeichentrickserie „Die Simp-

Umwelt- und Wirtschaftsproblem, das

lokalen Nachfrage bedeuten könnte, dass

sons“ entsprungen, denken Sie daran: Es

einen breiteren Diskussionsbedarf auf der

wir im Stande wären, 90 Prozent unseres

gibt noch Hoffnung.

Ebene der Gemeinden, des Staates und

wiederverwertbaren Materials hier zu ver-

Jeder Fachkundige oder jedes Gipfel-

der Lokalverwaltung benötigt“, sagt er.

arbeiten. Ich glaube, dass das erreichbar ist,

gremium, mit dem ich über dieses Thema

„Abfallwirtschaft muss zum Bestandteil

da es eine tatsächliche Handlungsbereit-

spreche, weist auf eines hin: eine Kreis-

grundlegender Dienstleistungen gemacht

schaft gibt“, sagt sie.

laufwirtschaft. Die Idee dahinter ist die,

werden.“ Sowohl Sloan als auch Thornton

„Die andere wirklich gute Nachricht ist,

dass wir all den Abfall, den wir produzie-

sind sich darüber einig, dass das schlech-

dass wir wissen, dass wir durch das Recy-

ren, wieder verwenden. Anstatt unsere

teste Ergebnis dasjenige wäre, wenn Men-

cling in Australien 9,8 Jobs pro 10.000 Ton-

überschüssigen Abfälle ins Ausland zu

schen aufhören zu recyceln, weil sie glau-

nen schaffen können. Wenn wir hingegen

verschiffen, könnten wir sie in unsere Pro-

ben, dass es keinen Sinn macht.

auf Mülldeponien ablagern, wären es nur 2,8 Jobs. Wir verlieren dabei. In einer Zeit,

duktion einbinden und das wiederver-

in der viel von Schließung der Produktion

verwenden, die wir neu herstellen. Man

Reduzieren, Wiederverwenden, Wiederverwerten

denke an Spielplatzgeräte, die aus Plastik-

Und so ergibt sich aus dem Haufen an

Chance, die Produktion in Australien

einkaufstaschen bestehen, nur in einem

Abfällen, der sich so schnell in unserer

anzukurbeln, indem wiederverwertbare

größeren Umfang. Das ist die Richtung, in

Gemeinschaft anhäuft, eine Chance. Die

Produkte in Australien gekauft werden.“

die China geht, in die größere Teile Euro-

„Boomerang Alliance“ ist ein Kollektiv,

Die „Boomerang Alliance“ drängt die

pas gehen und in die, nach der Meinung

das sich aus mehr als 40 Organisationen

Gesellschaft ebenso stark dazu, über die

von Sloan, auch Australien gehen sollte:

zusammensetzt, die auf allen Gemeinde-

Reduzierung und Verwaltung ihres Abfalls

„Wir geben Produkte in gelbe Müllton-

ebenen zusammenarbeiten, um die ein-

nachzudenken. „Es muss von beiden Sei-

nen, aber für eine recht lange Zeit hatten

malige Verwendung von Kunststoffen zu

ten kommen“, sagt Paramor. „Letztendlich

wir die Herausforderung Märkte zu fin-

reduzieren. Sie drängt die Regierung dazu,

ist die Gesellschaft der Verbraucher, der

den, die die wiederverwertbaren Produk-

gesetzliche Anforderungen für wiederver-

Käufer und das Publikum. Ihr werden die-

wertbare Material als Ausgang für Dinge

14

geredet wird, ist dies eine wirklich gute


plastik

se Produkte aufgedrängt und je mehr wir

diesen untersuchten Bereichen auftauch-

ich mich bei dem Umfang des Problems

diesen Weg einschlagen, umso größer wird

ten, könnte erreicht werden“ sagt sie. „Das

gefühlt habe: „Es gibt dieses bedeutsame

die Nachfrage nach einer Veränderung –

versteht sich doch von selbst.“

Erwachen, das im Augenblick stattfindet und Krisen können die innovativsten

man will Taten sehen.“

Günstige Gelegenheit vor der Tür

Resultate hervorbringen. Es ist eine güns-

gestartet, die sich „Communities in Cont-

Unternehmen, die Plastikmüll in Zäune,

tige Gelegenheit.“ Ich erahne ein Lächeln

rol“ nennt, in der Städte und Regionen

Möbel oder Gebäudematerialien umwan-

über das Telefon.

versuchen, kunststoffrei zu werden. Pilot-

deln, sind im Aufschwung. Wissenschaftler

„Wir versuchen hier auf oberster Regie-

projekte wurden bislang in Noosa und

entwickeln Nachbarschafts-Recycling-

rungsebene damit umzugehen und dann

Wollongong gestartet und das nächste

Sets, damit Gemeinschaften ihren eigenen

realisiert man all diese Menschen am

wird in Byron Bay stattfinden.

Müll verwalten können. Initiativen wie

anderen Ende der Volksbewegung, nach

„Die Idee war, mit Gemeinschaften dar-

etwa der „plastikfreie Juli“ werden mit

dem Motto ‚Nein, wir werden das ändern

über zu reden wie diese Artikel für den

Begeisterung angenommen. Sloan sagt,

und wir werden etwas unternehmen und

einmaligen Gebrauch beseitigt werden

dass es in der Gemeinschaft eine große

es in Ordnung bringen.’ Man sollte sich

können“, erklärt Paramor. „Es geht um

Nachfrage nach solchen Lösungen gibt

also nicht entmutigen lassen, denn es gibt

Plastikflaschen, Plastiktaschen, Einwegge-

und weist darauf hin, dass 96 Prozent der

so viel Gutes da draußen.“

schirr zum Mitnehmen sowie um Kaffee-

Australier auf die

becher, Strohhalme und Plastikbesteck –

eine oder andere Art

das sind die sechs Schlüsselartikel, auf die

recyceln.

Die Alliance hat nun eine Kampagne

wir unser Augenmerk legen müssen.“ Die

„Die Gemeinschaft

Alliance wird bald Hilfsprogrammangebo-

will, dass wir diese

te für andere Gemeinschaften auf den

Dienstleistung verant-

Markt bringen, die bei der Aktion mitma-

wortungsvoll mana-

chen wollen.

gen und ich denke,

„Die Bevölkerung ist jetzt vorsichtiger.

dass mehr und mehr

Sie schaut darauf, was sie kauft und denkt

Menschen verstehen,

sich ‚Um Gottes Willen, ich brauche all

dass wir keine negati-

diese Sachen, all dieses Plastik doch gar

ven Altlasten für die

nicht.’ Sie fängt an, das Ganze in Frage zu stellen“, fügt sie hinzu. Andere Initiativen schießen im ganzen Land aus dem Boden, von kleinformatigen Kampagnen, über Plastiktaschen in lokalen Geschäften bis hin zu Vorhaben für Einwegpfand, die über die meisten Staaten und Gebiete vorangetrieben werden. Die „Boomerang Alliance“ ist vor allem von Pfand-Systemen angetan, bei denen man zehn Cent Rückvergütung erhält, wenn man seine Dosen und Flaschen zu einem Recyclinghof bringt oder sogar Rücknahmeautomaten benutzt. Paramor deutet auf einen Bericht der CSIRO, der staatlichen Behörde Australiens für wissenschaftliche und industrielle Forschung, vom Februar diesen Jahres hin, der den Einfluss von solchen Kautions-Programmen an Küsten-

Zukunft produzieren wollen“, betont sie.

städten auf der ganzen Welt untersucht

„Wir haben damit aufgehört den Müll auf

Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche

hat. Das Urteil: Es funktioniert.

den Straßen zu lassen.“

von Claudia Flanner; Illustrationen: Jessica

„Eine 40-prozentige Reduzierung an

Paramor stimmt dem zu und lacht zag-

Singh / www.jessicasingh.com; freundlicher-

Kunststoffabfällen die an den Küsten in

haft als ich ihr erzähle, wie überfordert

weise zur Verfügung gestellt von INSP.ngo

15


plastik

Das Plastik-Problem mittels Innovation und Verhaltensänderung in den Griff bekommen Von Wundermaterialien wie Graphenoxid, bis hin zu Naturprodukten wie gemahlenen Meerestier-Schalen – Wissenschaftler suchen eifrig nach Alternativen zu den Plastikverpackungen, die das Land und die Ozeane überfluten. Aber kann die Plastikplage ohne gesetzliche Änderungen und Veränderungen im Konsumverhalten jemals besiegt werden? Von Clare Speak

D

a wir uns immer mehr vor sinnlo-

Sogar Großbritanniens Umweltminister

kein großes Problem dar-

sen Kunststoffen in Acht nehmen,

Michael Gove sagte, dass ihn die Bilder

stellen. Jedoch wird der

stehen Lebensmittelunternehmen,

der BBC von den in Plastik gefangenen

Kühl- und Tiefkühlkost-

die für ihre exzessiven Verpackungen

Meerestieren und ihren zerstörten

sektor laut Experten am

bekannt sind, unter Druck, ihr Verhalten

Lebensräumen verfolgen und versprach,

meisten

zu ändern. Sie haben begonnen, in Alter-

dass etwas geschehen würde. Bald darauf,

haben. Tests in der Ver-

nativen zu investieren und erforschen die

im Januar, kündigte Theresa May Maßnah-

gangenheit

Verwendung von zermahlenen Hummer-

men zur Eliminierung aller „vermeidba-

gezeigt, dass die Vermei-

schalen und Reisspelzen bis hin zu brand-

ren“ Kunststoffabfälle innerhalb von 25

dung von Kunststoffver-

neuen Graphenkompositen. Aber wird das

Jahren an.

packungen bei Lebens-

kämpfen hab en

mitteln in der Regel zu

wirklich helfen, den Planeten zu retten?

Auch der Handel reagierte schnell.

Seit Jahren wissen wir, dass Lebensmit-

Island kündigte den Plan an, innerhalb der

einem

telverpackungen, insbesondere Kunststoff,

nächsten fünf Jahre alle Eigenmarkenpro-

Lebensmittelverschwen-

extrem umweltschädlich sind. Die Lebens-

dukte kunststofffrei zu verpacken, und die

dung geführt hat, da die

mittelindustrie wird oft als ein besonders

britische Supermarktkette Asda strebt

Produkte im Laden ver-

großer Mitverursacher des Problems her-

noch in diesem Jahr eine Reduzierung der

dorben sind, und folg-

vorgehoben, doch die Suche nach Alter-

Kunststoffverpackungen um 10 Prozent an.

lich wurden diese Ver-

nativen hat sich bei vielen großen Super-

Jeder noch so kleine Beitrag mag helfen,

suche schnell wieder

marktketten im Vereinigten Königreich in

aber Umweltgruppen kritisieren den Plan

die Länge gezogen. Bis jetzt.

der Regierung als „schwach“ und sagen,

Mittlerweile entwi-

Mehr denn je fordern die Menschen,

dass Unternehmen ihre Versprechen nicht

ckeln Forscher und

dass Supermärkte und andere Einzelhänd-

immer in die Tat umsetzen. „Es ist gut zu

Innovatoren verschie-

ler mehr tun, um die endlose Flut von

sehen, dass Unternehmen ihre eigenen

dene neue Verpa-

Plastik zu stoppen, die auf den Deponien

Schritte unternehmen, um die Verschmut-

ckungsprodukte, die

und Ozeanen der Welt landet. Der Wen-

zung durch Plastikmüll zu stoppen, aber

dieses Problem durch

depunkt kam, als die BBC Ende letzten

das Problem mit Versprechen und Zielen

intelligentere Metho-

Jahres die TV-Serie Blue Planet II aus-

ist, dass es keine Maßnahmen gibt, um

den der Lebensmit-

strahlte, die das schockierende Ausmaß

sicherzustellen, dass die Zielvorgaben tat-

tellagerung

der Schäden zeigte, die weltweit durch

sächlich erfüllt werden“ sagt Emma Priest-

könnten, ohne auf

Plastik in unseren Ozeanen verursacht

land, Aktivistin bei „Friends of the Earth“,

Plastik zurückgrei-

werden. In der Sendung wurde deutlich,

im Gespräch mit Big Issue North.

fen zu müssen. Laut

dass pro Quadratmeile (2,59 km²) etwa 46.000 Plastikstücke im Ozean treiben.

16

zu

Anstieg

von

abgebrochen.

lösen

Für viele Lebensmittelkonzerne sollte

Forschern der Uni-

die Eliminierung der meisten Kunststoffe

versität Manchester


plastik

könnten neue Materialien, die unter Ver-

Materialien – zum Beispiel durch die

materialien für Lebensmittel, bei denen

wendung von Graphen hergestellt werden,

Herstellung dünnerer Kunststoffe“, so

natürliche Materialien, einschließlich die

der Weg in die Zukunft sein, da mit ihnen

James Baker, CEO von Graphene@Man-

Nebenprodukte der Lebensmittelindus-

Lebensmittel ohne die Verwendung von

chester. Er weist auf die Möglichkeit hin,

trie, verwendet werden. In den Vereinig-

Plastik sicher verpackt werden könnten.

die Membraneigenschaften von Graphen

ten Staaten werden zur Zeit Verpackun-

Das „National Graphene Institute“

zu nutzen: „Durch die Graphenmembran

gen aus zermahlenen Meeresfrüchte-Scha-

sucht zur Zeit nach neuen Möglichkeiten,

könnten Lebensmittel natürlich atmen,

len bis hin zu kultivierten Pilzen getestet.

Graphen und andere 2D-Materialien

und der Verderb der Lebensmittel würde

Das australische Unternehmen Apiwraps

unter anderem für Lebensmittelverpa-

verhindert.“

verkauft erfolgreich natürliche Bienen-

ckungen zu verwenden. „Graphen besitzt

Das kürzlich mit 60 Millionen Pfund

wachs- und Baumwoll-Nahrungsmittel-

viele Eigenschaften, die von Vorteil sein

finanzierte „Graphene Engineering Inno-

verpackungen, die durch die in der Ver-

könnten, sei es bei der Suche nach Alter-

vation Centre (GEIC)“ der Universität

gangenheit verwendeten Ölhautverpa-

nativen für bestehende Verpackungsma-

Manchester, das im Laufe dieses Jahres

ckungen inspiriert sind. In Großbritannien

terialien, etwa mithilfe der neuen Mem-

eröffnet wird, wird es Forschern ermögli-

stellt das Unternehmen Huskup wieder-

brantechnologie, oder bei der Verände-

chen, ihre Arbeit zu beschleunigen und es

verwendbare Kaffeebecher aus Reisscha-

rung der Eigenschaften bestehender

werden Workshops für die Verpackungs-

len her, einem im Überfluss vorhandenen

und Lebensmittelindustrie angeboten, die

Abfallprodukt, das laut der Designer vollständig biologisch abbaubar ist.

gezeigt haben. Aber welches

„Durch meine frühere Tätigkeit im Ver-

Material auch verwendet

packungssektor weiß ich aus erster Hand

wird, wir müssen uns bei

wie schockierend und unnötig viel Ein-

Lebensmittelverpackungen in

wegkunststoff weggeworfen wird“, berich-

„Richtung wiederverwendba-

tet Huskup-Gründer Richard Milton.

re und länger haltbare und weg

„Glücklicherweise sind die Tage der Weg-

von

werfkultur vorbei.“

Einwegverpackungen

bewegen“, so Priestland. Sie

Jedoch sagen Einzelhändler, dass trotz

weist darauf hin, dass Designer

dieser Veränderungen die Nachfrage nach

von neuen Verpackungsproduk-

Fertiggerichten, Mittagsmenüs und ande-

ten End-Of-Life-Optionen, z. B.

ren sehr kunststofflastigen Produkten

auf welche Art und Weise Ver-

nach wie vor sehr groß ist. Einzelhan-

packungen wiederverwendet,

delsexperten sagen, dass eine ausgedehn-

recycelt oder zerlegt werden, in

te Abkehr von Kunststoffverpackungen

Betracht ziehen müssen.

nur möglich sein wird, wenn Kunden ihre

Obwohl Graphen im Vergleich

Einstellung zu Plastik grundlegend

zu Kunststoff Vorteile hat, ist

ändern. Der Einkauf in unabhängigen

momentan noch schwer zu sagen,

Lebensmittelgeschäften statt in Super-

wie viel umweltfreundlicher diese

märkten ist ein sehr effektiver Weg, um

neuen Materialien wären und wie

übermäßige Plastikverpackungen zu ver-

genau ihr Recycling funktionieren

meiden – aber nicht jeder hat solche

würde. „Graphen besteht im

Geschäfte in Reichweite. „Wir sehen

Wesentlichen aus Kohlenstoff,

immer mehr Alternativen aus der ganzen

einem natürlich im Boden, in der

Welt, von essbaren Löffeln bis hin zu Flüs-

Luft und im menschlichen Körper

sigholz“, berichtet John Zealley, Geschäfts-

vorkommenden Stoff“, erklärt

führer für Produktstrategie bei der Unter-

Baker. „Es gibt jedoch viele ver-

nehmensberatung Accenture. „Aber um

schiedene Formen von Graphenma-

die Welt von Kunststoffverpackungen zu

terial, und es ist zu überlegen, wie

befreien, müssen wir unser Konsumver-

diese bei bestimmten Verpackungs-

halten drastisch ändern.“ Priestland ist der

arten eingesetzt werden können.“

Meinung, dass eine strenge Gesetzgebung

Unterdessen entwickeln Unter-

notwendig ist, um diesen Wandel voran-

nehmer weltweit neue Verpackungs-

zutreiben. „Wir haben bereits in der Ver-

Illustration: Steph Coathupe

laut Baker bereits Interesse

17


plastik

gangenheit, beispielsweise beim Verbot

Plastik sich in Ihr Leben einschleicht, ohne

Refill – Wiederbefüllen

von Plastiktüten, gesehen, dass die Gesetz-

dass Sie danach fragen. Achten Sie auf

Besorgen Sie sich eine wiederverwendbare

gebung zu Veränderungen im Verbrau-

versteckte Kunststoffe. Kaugummi verleiht

Flasche. Es gibt keine Entschuldigung. In

cherverhalten führt und gleichzeitig

Ihnen zwar einen frischen Atem, aber es

ganz Großbritannien sind immer mehr

Unternehmen zwingt, neue Lösungen zu

wird aus einer Art Kunststoff hergestellt,

Trinkbrunnen zu finden, und in vielen grö-

finden“, so Priestland. „Letztendlich muss

und Teebeutel enthalten ebenfalls Plastik.

ßeren Geschäften können Sie nun kosten-

die britische Regierung eine weitaus stär-

Nutzen Sie jede Gelegenheit, „Nein“ zu

los Ihre Flasche auffüllen. Wenn Sie unter-

kere Haltung gegenüber der Umweltver-

sagen. Kaufen Sie online ein oder bestellen

wegs gerne Kaffee trinken, brauchen Sie

schmutzung durch Plastik einnehmen.

Sie ab und zu Essen? Gibt es dabei die

einen KeepCup. Vergessen Sie nicht, dass

Die gegenwärtige Verpflichtung, unnötige

Möglichkeit, plastikfreie Optionen zu wäh-

herkömmliche Becher zwar aussehen als

Kunststoffe innerhalb der nächten 25 Jah-

len (insbesondere bei Plastikbesteck und

seien sie aus Papier, was vermuten lässt,

re schrittweise zu eliminieren, ist viel zu

Soßentütchen)?

sie seien leicht zu recyceln, aber sie sind

schwach – der Schaden an unserem Planeten wird jetzt angerichtet.“

Unabhängig von Plastik mit den „8Rs“

mit Plastik beschichtet.

Replace – Ersetzen „Haben Sie das auch ohne Plastik?“ Das

Rethink – Umdenken

ist die Frage, die wir immer und überall

Wenn Sie Plastik auf der Spur sind, müs-

stellen müssen. Wann immer sich Ihnen

sen Sie auch Ihr Verhalten überdenken,

eine plastikfreie Alternative bietet –

vor allem das "bequeme" Verhalten, das

zögern Sie nicht! Wattestäbchen mit Plas-

sich mit der Zeit einschleicht. Erinnern Sie

tikschaft beispielsweise sind eine wahre

sich noch, als Feuchttücher nur auf Festi-

Die Umweltjour-

Pest in unseren Ozeanen. Es sind jedoch

vals benutzt wurden? Jetzt verwenden wir

nalistin Lucy Sieg-

auch Produkte mit Papierschaft erhältlich.

Milliarden von ihnen und sie sind Teil der

Verwenden Sie anstelle von Plastik alter-

täglichen Hautpflege geworden. Es ist Zeit,

native plastikfreie Produkte!

sie aus dem täglichen Leben zu verban-

le hat Ratschläge für alle, die Plastik aus ihrem Leben verban-

nen. Sie sind aus Kunststoff hergestellt und

Refuse – Ablehnen

sollten niemals die Toilette herunterge-

gie der „8Rs“ konnte sie ihre Abhängigkeit

Beherrschen Sie die Kunst, höflich „Nein“

spült werden. Verwenden Sie stattdessen

von Plastik reduzieren und sie ermutigt

zu sagen. Lehnen Sie Plastiktüten immer

wiederverwendbare Musselintücher (mit

andere, diese Methode selbst auszuprobie-

ab. Ich lehne in Geschäften jede Art von

Teebaum- oder ätherischen Ölen getränkt).

ren. Meine Strategie basiert auf den „8Rs“:

Kunststoff ab. Ich bitte das Personal höf-

Record (Dokumentieren); Reduce (Redu-

lich, Plastikverpackungen im Geschäft

Recycle – Recyceln

zieren); Replace (Ersetzen); Refuse (Ableh-

zurücklassen zu dürfen, da ich sie nicht in

Betrachten Sie Recycling als letzte Mög-

nen); Reuse (Wiederverwenden); Refill

meinem Hausmüll entsorgen möchte, wo

lichkeit und befolgen Sie erst die anderen

(Wiederbefüllen); Rethink (Umdenken);

sie schwierig zu recyceln wären.

„Rs“. Gehen Sie nicht davon aus, dass

nen wollen. Mithilfe der Strate-

Recycle (Recyceln). Der folgende Über-

Kunststoff recycelt werden kann. Unterstüt-

Reuse – Wiederverwenden

zen Sie Recyclingunternehmen so viel Sie

Wenn Sie doch einmal Kunstoff kaufen,

können. Befolgen Sie die Vorschriften hin-

Record it – Dokumentieren

überlegen Sie, ob die Verpackung wieder-

sichtlich der Sammel- und Sortiertage

Dokumentieren Sie eine Woche lang Ihren

verwendet werden kann. Eine Sand-

genau. Spülen Sie die Plastikverpackungen

Plastikverbrauch. Führen Sie eine Liste

wich-Verpackung werden Sie wahrschein-

aus. Aber seien Sie dabei nicht zu gründ-

mit allem Plastik, dem Sie im täglichen

lich nicht wiederverwenden. Aber bei

lich. Ich habe beobachtet, dass Menschen

Leben begegnen – Sie können dafür Ihr

einer stabilen Dose sieht das schon anders

Strohhalme, Chipstüten und anderen

Smartphone oder ein herkömmliches

aus. Wenn diese gut verschließbar und aus

Abfall in Plastikflaschen und -dosen ste-

Notizbuch verwenden. Jeder Plastikstroh-

stabilem Plastik ist, können Sie Essensreste

cken. Dadurch werden sie verunreinigt!

halm und jede Trinkflasche, jede Chipstüte

darin im Kühl- oder Gefrierschrank aufbe-

Halten Sie sämtliche Plastikteile getrennt.

und Schokoladenverpackung (alles, was

wahren, sie mitnehmen zur Fleisch- oder

Plastik enthält) sollten aufgelistet werden!

Fischtheke oder sie für Ihr Lunchpaket ver-

blick soll Ihnen den Einstieg erleichtern.

wenden. Ich verwende auch leere Wasser-

18

Reduce – Reduzieren

flaschen wieder. Schreiben Sie Ihren

Werfen Sie einen Blick auf Ihre Liste.

Namen auf die Flasche, damit sie nicht

Wow! Sie werden schockiert sein, wie viel

gedankenlos in den Müll geworfen wird.

Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Katrin Lamm; freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Big Issue North / INSP.ngo


bericht

Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit Von Werena Rosenke – „Nationale Armutskonferenz"

Wer in einer nach Mietpreis und Größe über der Angemessenheitsgrenze liegenden Wohnung lebt, erhält eine Aufforderung zur Kostensenkung. Das kann auch Folge von Mietsteigerungen nach energetischer Sanierung sein. Mit einem „schlüssigen Konzept“ sollen die Kommunen die angemessenen Wohnkosten in der Grundsicherung ermitteln.

E

Grundlage dieser Ermittlung sind die Wohine eigene Wohnung ist notwendige

auf einen Wohnberechtigungsschein für

nungen im preisgünstigen Segment. Ein

Voraussetzung für jede persönliche Ent-

eine Sozialwohnung. Seit 1990 ist der

Abgleich mit tatsächlich anmietbarem

wicklung, für Gesundheit und für sozi-

Bestand an Sozialwohnungen aber um ca.

Wohnraum zu einem bestimmten Zeit-

ale Beziehungen. Wenn Menschen ihre Woh-

60 Prozent gesunken. 2016 gibt es noch ca.

punkt erfolgt nicht. Die hohe Quote der

nung verlieren, können sie in extrem kritische

1,2 Millionen Sozialwohnungen, bis 2020

Vermieter, die generell nicht bereit sind, an

Lebenslagen mit zerstörerischen Folgen für

werden weitere 170.000 aus der Bindung

Leistungsbeziehende zu vermieten, bleibt

Leib und Seele geraten. Deshalb heißt es in

fallen. Besonders groß ist der Mangel an

völlig unberücksichtigt.

Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der

bezahlbaren Kleinwohnungen, die beson-

Bezahlbarer Wohnraum ist zwar die Vor-

Menschenrechte „Jeder hat das Recht auf

ders stark von massiven Mietpreissteigerun-

aussetzung zur Versorgung aller mit einer

einen Lebensstandard, der seine und seiner

gen betroffen sind. Insgesamt hält die nak

eigenen Wohnung, aber nicht ausreichend,

Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet,

den Bau von 400.000 Wohnungen im Jahr

um tatsächlich Menschen in einer Woh-

einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung,

für nötig, davon mindestens 150.000 preis-

nungsnotfallsituation den Zugang zu Wohn-

ärztliche Versorgung […]“.

werte Wohnungen und Sozialwohnungen.

raum zu ermöglichen. Neben dem Bau und dem Erhalt bzw. der Sicherung bezahlbaren

Aber weder der Soziale Wohnungsbau

Kosten der Unterkunft in der Grundsicherung

Wohnraums, muss Wohnraum auch für Men-

kunft in der Grundsicherung verwirklichen das Recht auf Wohnen in Deutschland.

Neben dem Regelsatz erhalten Leistungs-

für bereits wohnungslose Menschen aus-

Nach Schätzung der Bundesarbeitsge-

beziehende in der Grundsicherung die

drücklich zugänglich werden.

meinschaft Wohnungslosenhilfe steigt die

„Kosten der Unterkunft“ erstattet. Diese

Zahl der wohnungslosen Menschen in

müssen „angemessen“ sein. Viele Haushal-

Forderungen der nak:

Deutschland seit 2009 und hat nach aktuells-

te zahlen allerdings aus dem Regelsatz zu

ter Schätzung für das Jahr 2016 einen Stand

den Kosten der Unterkunft hinzu, weil es

von 860.000 Wohnungslosen, darunter

ihnen nicht gelingt, „angemessenen“ Wohn-

440.000 wohnungslose anerkannte Flüchtlin-

raum anzumieten.

Dauerhafte Förderung des Sozialen Wohnungsbaus durch den Bund · Dauerhafte Sozialbindungen, statt befristeter Bindungen · Schaffung des Rahmens für eine neue Gemeinnützigkeit auf dem Wohnungsbausektor durch den Bund · Im öffentlichen Eigentum stehende Grundstücke und Bundesliegenschaften müssen vorrangig für öffentlichen sozialen Wohnungsbau und für gemeinnützigen Wohnungsbau verbilligt zur Verfügung stehen · Eine gesetzlich verpflichtende, bundeseinheitliche, geschlechtsdifferenzierte Wohnungsnotfallstatistik, um den Wohnraumbedarf zu ermitteln · Eine effektive Mietpreisbremse · Förderprogramme zur Prävention und zur Erschließung von Wohnraum · Sicherung und Weiterentwicklung der Stadtteilentwicklungsprogramme · Kommunen müssen die Verantwortung zur Wohnraumversorgung aller ihrer Bürgerinnen und Bürger wahrnehmen, deswegen bedarf es konkreter Maßnahmen, um auch wohnungslose Menschen mit eigenem Wohnraum zu versorgen.

noch die Übernahme der Kosten der Unter-

ge, erreicht. Hinzu kommen noch Zehntau-

Hinzu kommt die Minderung des Regel-

sende, die vom Verlust ihrer Wohnung akut

satzes durch die Aufrechnung von Kautio-

bedroht sind. Eine bundesweite Statistik zur

nen und Genossenschaftsanteilen.

Wohnungslosigkeit, die durch den Bund

Weiterhin ist im Regelsatz der Ansatz für

geführt wird, gibt es nach wie vor nicht.

die Ermittlung von Stromkosten nicht stich-

Bezahlbarer Wohnraum fehlt nicht nur für

haltig. Die Ausgaben in der Vergleichsgrup-

bereits wohnungslose Menschen, sondern

pe der Einkommens- und Verbrauchsstich-

auch für eine Vielzahl anderer Bevölkerungs-

probe werden nur alle fünf Jahre ermittelt.

gruppen: für einkommensarme Haushalte,

Sie enthalten u.a. nicht die im Mietvertrag

insbesondere Alleinerziehende, aber auch für

enthaltenen Stromkosten bei Untermiet-

kinderreiche Familien, für Studierende, arme

verhältnissen. Der jährliche Anpassungsin-

Seniorinnen und Senioren, ebenso wie für

dex für die Regelsätze nach allgemeiner

Flüchtlinge und Zugewanderte.

Lohn- und Preisentwicklung passt nicht auf die Entwicklung von Energiekosten. Zudem

Sozialer Wohnungsbau

haben arme Haushalte kaum energiespa-

In vielen städtischen Ballungsräumen haben

rende Geräte und leben häufig in schlecht

fast 50 Prozent der Haushalte einen Anspruch

isolierten Wohnungen.

schen in Wohnungsnotfallsituationen bzw.

19


aus der oase

Niklaus komm in unser Haus…!

FlohmarktFreuden Fotos: Maria Hilft.

A

m Dienstag, den 4. Dezember ab 18 Uhr veranstaltet das Kölner Straßennetz – Bündnis gegen Wohnungslosigkeit (ehemals AK Umbruch) unter dem Motto „Niklaus komm in unser Haus…!“ eine Aktion unter der Deutzer Brücke (linksrheinisch, Nähe Heumarkt). Dazu sind Wohnungslose eingeladen, für die dieser Ort tatsächlich ein „Zuhause“ ist, aber auch Vertreter aus Politik und Stadtgesellschaft. Es soll Suppe für alle geben und ein wärmendes Feuer, Musik und kurze Redebeiträge von den eingeladenen „Prominenten“. Zu diesem Bündnis, das seit mehr als 20 Jahren immer wieder öffentlichkeitswirksame Aktionen zum Thema Wohnungslosigkeit in Köln organisiert, gehören unter anderem Benedikt Labre e.V. / OASE, DRAUSSENSEITER – Das Kölner Straßenmagazin, die Initiative BAUEN-WOHNEN-ARBEITEN e.V., EMMAUS Köln e.V., GUBBIO – Kath. Wohnungslosenseelsorge Köln, KALZ e.V. mit GULLIVER und LORE sowie der VRINGSTREFF e.V. (cb)

Für Unterhaltung sorgten die Bands „Chanson Trottoir“, „Stereo Naked“ (auf dem Foto) und „Lola Utopia“. Für die Kleinen gab es Kinderschminken, für die Großen Kuchen und sogar das Wetter blieb sonnig. „Harmonischer hätte es nicht sein können“, fügt Milena hinzu. Bei so viel Zuspruch folgt vielleicht bald schon das nächste Projekt unter der Marke „Maria Hilft“. Wir wünschen viel Erfolg und sagen

F

amilie, Freunde, Nachbarn, Anwohner und viele Helfer – sie alle kamen am 8. September zum Charity-Floh-

markt für die OASE e.V. in den Hof der Maria-Hilf-Str. 15-17. Organisiert wurde das Ganze von den Südstädterinnen Lili Egenolf, Luisa Ringel und Milena Mana da Costa. Sie kennen sich bereits durch ihre Arbeit für die LitCologne und nutzten ihr Organisationstalent zum ersten Mal außerhalb des Planungsbüros. Mit Erfolg: Mit den Standgebühren und dem Essensund Getränkeverkauf kamen insgesamt 2.141,80 Euro Spenden für die OASE zusammen. „Wir haben von den Besuchern so viel positives Feedback bekom-

20

men und waren total happy darüber, wie

ein ganz herzliches Dankeschön für so viel

viele uns unterstützt haben“, freut sich

Einsatz und Hilfsbereitschaft für die

Milena.

OASE! Ihr seid klasse! (sab)


aus der oase

Nachruf auf Willi Keinhorst

Seite der Sozialarbeiter Betroffene zum Amt und absolvierte Besuche in der JVA.

Ein Herz für die Leute, die nicht auf der Sonnenseite stehen

Wenn jemals ein Praktikant eine 1+ mit Sternchen verdient hat, dann Willi Keinhorst. Aber nicht nur dafür: Denn ab sofort sollte er der Einrichtung auf den Poller Wiesen als treuer Unterstützer über viele Jahre gewogen bleiben. Ab sofort sah man ihn als Grillmeister bei den Sommerfesten genauso wie bei zwei Einsätzen für die Essensausgabe am Dienstag: Die üppigen Portionen für 100 hungrige Leute hatte er – gemeinsam mit seiner Frau Anne – zu Hause bereits liebevoll zubeFotos: OASE-Archiv

reitet, so dass man sie nur aufwärmen

Willi beim fachsimpeln mit Straßenzeitungsverkäufer Achim.

A

Willi als Grillmeister beim OASE-Sommerfest im Jahr 2013.

musste. Das große Lob zauberte dem Ehepaar hinter der Theke kurz ein Lächeln aufs Gesicht, bevor es tatkräftig ans Spülen ging. Neben Willis Workshops für die Straßenzeitungsredakteure („Wie schreibt man eine gute Reportage?“) verfasste er

us einem einwöchigen „SeitenWech-

schen in sozialen Schwierigkeiten ein-

später auch einen Aufsatz für das Buch

sel“ für Führungskräfte, die für eine

setzt, war die Begegnung mit Willi Kein-

„Köln trotz(t) Armut“. Aus Willi, der Füh-

Woche als Praktikant in einer sozi-

horst ein absoluter Glücksfall. Im Rahmen

rungskraft war nicht nur der Praktikant,

alen Einrichtung zum Einsatz kommen,

des Programms „SeitenWechsel“ half er

sondern irgendwie auch ein Freund

entstand eine langjährige Verbundenheit

im Jahre 2012 eine Woche lang im Offe-

geworden. Für viele, die ihm in der OASE

zu der Kölner Einrichtung OASE und dem

nen Treff mit, stand an der Essensausgabe,

begegnet sind, hat er das Leben mit seiner

Straßenmagazin DRAUSSENSEITER.

war im Vertrieb der Straßenzeitung

Herzlichkeit ein Stückchen besser

Für die Kölner OASE, die sich seit mehr

DRAUSSENSEITER aktiv und half in der

gemacht. Er wird fehlen.

als 25 Jahren für Obdachlose und Men-

Kleiderkammer aus. Er begleitete an der

Christina Bacher

„Späte Rosen im Garten lassen den Winter noch warten.“ Volksmund

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Cartoon / Clayd

Sakurais Sicht

Cartoon: Heiko Sakurai

Hallo liebe Freunde, stellt euch vor, nächstes Jahr komme ich ins Fernsehen! Und zwar zusammen mit meinem Doc. Neulich haben die aus der Tierarztpraxis nämlich bei uns angerufen und den Dosenöffner gefragt, ob ich nicht bei einem Dreh zum Thema „Tierärzte und ihre besonderen Patienten“ mitmachen möchte. ‚Klar’, hat Frauchen gesagt. Also sind wir in die Praxis und dann ging es auch 22

schon los. Zuerst in den Park. Ich bin ja schon ein halber Fernseh-Profi und weiß, was alle von mir wollen. Keiner hat Posen so gut drauf wie ich. Frauchen war mächtig stolz auf mich und die Fernsehleute waren total erstaunt. Danach haben wir auch in der Praxis gedreht. Ich kann euch sagen, da wurde ganz schön lange gequatscht. Dann hat der Doc mich gründlich untersucht und viel von mir erzählt. Er hat zum Beispiel gesagt ,Der Clayd hier ist eins unserer Sorgenkinder und ein ganz spezieller Hund’... Sonst sagt das immer nur Frauchen zu mir und ich weiß ja, dass ich für sie was ganz Besonderes bin. Nur dem Doc vertraut sie in Sachen Medikamente. Kein ande-

rer darf mir was geben. Da ist mein Dosenöffner ganz genau. Jedenfalls war der Drehtag klasse und Leckerlis gab es auch – zwei Stück! Am Schönsten war aber, als Frauchen mir ins Ohr flüsterte ‚Du bist meine liebe Jung’. Das sagt sie mir ganz oft leise ins Ohr und dann weiß ich, sie hat mich lieb. Wir sind ja auch schon fast sieben Jahre zusammen, da versteht man sich halt. Bis bald Euer Clayd l l l Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich mit einem halben Jahr zu meinem Frauchen, der Draussenseiter-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich euch, was ich so alles in meinem Alltag erlebe. Foto: Jakob Rosenberger, 13 Jahre


Buchtipp

D.B. Blettenberg

Falken jagen  Farang, der in Thailand lebende Privatermittler, fackelt nicht lange. Wer ihm im Weg steht, wird umgenietet. Eigentlich keine Figur, die mich unter diesen Voraussetzungen sonderlich interessierte. Doch dieser Farang hat schon zweimal die deutschen Leser begeistert. Dafür bekam der Autor, ein in der Wolle gefärbter Kosmopolit, den deutschen Krimipreis. Diesmal bin auch ich ihm verfallen, trotz einer Charakterisierung seiner Person, die mich zunächst eher abstieß. Aber die Geschichte ist einfach zu gut, die Person dieses Ermittlers vielschichtiger, als es sich auf den ersten Blick anhört. Die Schauplätze akribisch recherchiert. Farang hat sich zurückgezogen, in den thailändischen Geburtsort seiner Mutter. Seinen deutschen Vater kennt er nicht. Die Geliebte des Eurasiers ist tot. Und so beginnt er seine Tage, während ihm der Duft der Jasminblütenkränze in seinem kleinen Haus in die Nase steigt, ihn das vertraute Geräusch lachender Kinder, gackernder Hühner, Hundegebell und Autohupen beruhigt. Nur die Träume sind noch da: Einspieler: Er hatte wieder diesen bitteren Geschmack im Mund. Wie immer, wenn er jemanden getötet hatte. Grüne Mangos mit einer Prise Mandeln? Oder warmer Campari? Er war sich nie ganz sicher. Zudem stach ihm der Geruch von verbranntem Horn in die Nase. Haare? Fingernägel? Auch das war nicht völlig klar. Wie auch immer – am Leben zu sein hieß eben, noch schmecken und riechen zu können. In diesen Traum hinein klingelt sein Telefon schrill und beharrlich. Und damit ist es vorbei mit der Idylle. In Bangkok wurden mehrere ältere Deutsche, die hier lebten, arbeiteten, sich zur Ruhe gesetzt hatten, sektenhaft inszeniert hingerichtet. Die Mordserie hält an, inzwischen ist auch ein Grieche unter den Opfern. Die Schwester des unfähigen Polizeichefs, durch Intrigen an die Macht gekommen, zitiert Farang nach Bangkok, will, dass er die Fälle aufklärt. Sie schaden dem Image

ihres Bruders. Und der steht inzwischen mächtig unter Druck. Da Farang dem Vater der beiden zutiefst dankbar ist, lässt er sich auf einen Deal ein. Er findet den Mörder, die reiche Schwester spendet für ein Projekt zur Wiedereingliederung junger Prostituierter. Gemeinsam mit seinen beiden Kumpels, einem Kriminalreporter und einem Vietnamveteranen, nimmt Farang die Fährte des Mörders, der seine Beute wie ein Falke aus sicherer Höhe beäugt und dann zustößt. Die Motive dieses geheimnisvollen Mannes bleiben Farang lange unklar. Bis es ihn nach Griechenland verschlägt und er dort auf eine grausame Vergangenheit stößt, die zwar weit zurückliegt, bei dem Falken, dem Mörder, aber immer noch ihre Spuren hinterlassen hat. Weshalb er auf Rache sinnt, auf eine grausame Rache, die nicht nur die Täter, sondern auch die Kinder und Kindeskinder trifft. Ich war begeistert von Sprache und Kulisse dieser Geschichte. Ein Rückblick in eine düstere Vergangenheit, verarbeitet in einem überzeugend spannenden Plot. Grandios. Ingrid Müller-Münch D.B. Blettenberg: „Falken jagen“, Pendragon, 381 Seiten, 18 Euro.

Günther Thömmes

Der Limonaden-Mann  Der hugenottisch geprägte Jacob entwickelt sich vom einfachen Bauernsohn zum gefragten Goldschmied, Juwelier und Gentleman. Sein Weg führt ihn von Hessen über Genf nach London. Als Erstem gelingt es ihm, nach jahrelanger Tüftelei, die Erzeugung künstlichen Mineralwassers. Gegen alle Widerstände hat er Erfolg. Doch kann seine Erfindung auch der Frau, die er liebt, das Leben retten? Der aus der Eifel stammende und heute bei Wien lebende Autor Günther Thömmes hat die Geschichte von Conrad Schweppes für sein aktuelles Buch akribisch recherchiert. Dennoch ist es kein klassischer historischer Roman, sondern eine Geschichte

mit viel Witz und Tendelei. Der Autor, selbst Bierbrauer von Beruf, hat sichtlich Spaß am Sujet: Kein Wunder, holt er doch hinter einem weltberühmten Namen einen Menschen hervor, der heute fast in Vergessenheit geraten ist. Darauf ein Schweppes. (cb) Günther Thömmes: „Der Limonaden-Mann“, Gmeiner Verlag, 280 Seiten, 15 Euro.

Hanna Jansen

Und wenn nur einer dich erkennt  Nachdem Charlotte „Lotte“ Bertram im Jahre 1971 verstorben war, wurde sie plötzlich vermisst. So hat der Künstler Thomas Aust dem Siegburger Original in Form einer lebensgroßen Puppe im dortigen Stadtmuseum ein Denkmal gesetzt. Selbst heute, so viele Jahre später, können sich Menschen noch an den kleinwüchsigen Hermaphroditen erinnern, der viele Jahre als Altwarenhändler, Postlieferant, Karnevalsjeck und als Maskottchen des SV Siegburg 04 das Stadtleben geprägt hat. Jetzt hat die Autorin Hanna Jansen mit ihrem neuen Roman „Und wenn nur einer dich erkennt“ dem Mensch, der weder als Mädchen noch als Junge zur Welt kam, ein literarisches Leben eingehaucht. Jansen lässt in dem Buch zwar Zeitzeugen zu Wort kommen und historische Fakten sprechen, stieß bei der Recherche immer wieder auf Widersprüche und große Lücken im Lebenslauf von Charlotte Bertram, die zeitlebens Einzelkind geblieben ist. So beschloss sich die preisgekrönte Autorin der Geschichte von „Lotte“ fiktional zu nähern, indem sie Elfriede Wolf erfand und sich auf deren Geschichte im Zeitraum der Jahre 1912-1945 konzentriert. Das Buch ist ein berührendes Stück regionaler Zeitgeschichte ganz ohne moralischen Zeigefinger und unbedingt empfehlenswert. (cb) Hanna Jansen: „Und wenn nur einer dich erkennt“, Bernstein Verlag, 200 Seiten, 16,80 Euro. 23


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www.draussenseiter-koeln.de, abo@draussenseiter-koeln.de

IMPRESSUM Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln.de www.draussenseiter-koeln.de Redaktionsassistenz Sabrina Burbach, burbach@draussenseiter-koeln.de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Ausgabe. Lektorat Barbara Feltes Titelgestaltung Deborah Keser Gestaltung Innenseiten Petra Piskar, www.dehaar-grafikdesign.de Titelfoto Deborah Keser Fotos Christina Bacher, Sabrina Burbach, Maria Hilft., Stephanie Kunde, Torge Niemann, REUTERS (Kim Kyung-Hoon; Danish Siddiqui), Jakob Rosenberger, Hanna Witte, Andreas Wolf/Fotolia, Miriam Wolf, Yannis Zindrilis

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Die Bestellung wird erst wirksam, wenn sie nicht binnen einer Frist von 10 Tagen schriftlich widerrufen wird. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Das Abo kann jederzeit gekündigt werden.

Druck druckdiscount24.de Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln.de Vertrieb Ali Baran Herausgeber Benedikt-Labre e.V. – OASE Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln Tel.: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16 Depots (nur für Verkäufer) Gulliver, Trankgasse 20, Bahnbogen 1, 50667 Köln Kiosk Orman, Salierring 15, 50677 Köln OASE, Alfred-Schütte-Allee 2-4, 50679 Köln Vringstreff, Im Ferkulum 42, 50678 Köln Verkauf öffentlich Agnesbuchhandlung, Neusser Straße 63, 50670 Köln Buchladen Neusser Straße, Neusser Str. 197, 50733 Köln Bunt Buchhandlung, Venloer Straße 338, 50823 Köln

Kontoverbindungen IBAN: DE66 3705 0198 0016 5020 31 SWIFT-BIC: COLSDE33, Sparkasse KölnBonn draussenseiter ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009. draussenseiter ist Mitglied des


vorschau

Eintritt frei z Sport

Internationale Deutsche Meisterschaften Boxen U18 2018

Foto: Andreas Wolf/Fotolia

Ring frei für Boxtalente! Der Traditionsverein S.C. Colonia 06 richtet bereits zum zehnten Mal die Internationalen Deutschen Meisterschaften im Juniorenbereich aus. Es werden nahezu 100 Boxerinnen und Boxer sowie zahlreiche Gäste und Zuschauer zum Juniorenturnier in der Sporthalle des Südstadions erwartet. Bis zum Halbfinale gewährt der Veranstalter freien Eintritt zu den Begegnungen. Zuschauer erwartet eine mitreißende Wettkampfatmosphäre vor beeindruckender Kulisse. Der bekannte Buchautor Frank Schätzing übernimmt erneut die Schirmherrschaft für diese hochkarätige Sportveranstaltung im 'Kölner Sportjahr'. Geplant sind Livestream-Übertragungen für die Finalkämpfe auf der Website des S.C. Colonia 06. Mittwoch, 21. November: Achtelfinals Donnerstag, 22. November: Viertelfinals Freitag, 23. November: Halbfinals Samstag, 24. November: Finals

Am 21.12.2018 tritt Turid Müller mit ihrer Weihnachtsshow im Kölner Bürgerhaus Stollwerck auf. Foto: Torge Niemann

Weihnachtswahnsinn

D

ie Schoko-Männer überfallen die Supermärkte schon ab Spätsommer – auch Turid Müller lässt das nicht kalt. Mit feiner Ironie und spitzer Feder rächt sich die Künstlerin nun und packt in ihrem neuen Bühnenprogramm die rot-weißen Kerle an den Hörnern. Wir haben mit der Teilzeitrebellin aus Hamburg gesprochen und sie gefragt, warum ihr ein kritischer Umgang mit Konsum und soziales Engagement nicht nur in der kalten Jahreszeit wichtig ist. Apropos: Am Dienstag, den 4. Dezember ab 18 Uhr wollen wir uns gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vom „Kölner Straßennetz“ unter dem Motto „Nikolaus komm in unser Haus …!“ zu einer Aktion unter der Deutzer Brücke (Nähe Heumarkt) treffen. Save the Dates!

Im Anschluss werden die Sportlerinnen und Sportler mit Pokalen und Urkunden geehrt. Zur Siegerehrung sind prominente Gäste aus Sport und Politik geladen. Wann: 21. November bis 24. November 2018; Bis zum Finale täglich jeweils um 15 und um 19 Uhr; Finale um 15 Uhr Wo: Südstadion Vorgebirgsstraße, 50969 Köln - Zollstock Preis: Bis zu den Halbfinals kostenfrei. Wer: S.C. Colonia 06 Köln e. V. Berthold-Brecht-Straße 2, 50374 Erftstadt www.colonia06.de Weitere Infos siehe www.stadt.koeln www.koelnersportstaetten.de

Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. Dezember 2018. Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-DasKölner-Strassenmagazin-106192356124749. 25


service

n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM)

Für Alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe d. Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@ diakonie-koeln.de, www. diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Di + Mi 16-18.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben Tagestreff: Mo bis Fr 8.30-12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund

n Emmaus Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Appelhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, DritteWelt-Arbeit durch Versand von Hilfslieferungen n Gulliver – Überlebensstation für Obdachlose Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Tagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Internetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestation, Gepäckaufbewahrung Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-16 Uhr (Kernöffnungszeiten), Wochenende und Feiertage 10-18 Uhr Kleiderkammer: Do 13.30-15.30 Uhr

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n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de Mittagessen: Mo, Di 12 -16 Uhr, Mi, Do, Fr 12 -15.30 Uhr

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9 -11 Uhr: Kostenloses sonntägliches Frühstück jeden 2. u. 3. Sonntag im Monat im Vringstreff, Im Ferkelum 42, jeden 4. Sonntag in der MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim

n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de Öffnungszeiten: Di, Mi 14 – 17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme

Angebote: montags-freitags warmes Essen von 12.00-14.00 Uhr, kalte und warme Getränke, Duschmöglichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäsche waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Beratung täglich von 11.00-15.00 Uhr oder nach Vereinbarung. Medizinische Sprechstunde Di und Do von 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes betreutes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet Zugang. Samstags geöffnet – es gibt Frühstück. Die Kleiderkammer hat täglich geöffnet, montags zwischen 9.15 und 10.30 Uhr auch für Menschen aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Köln Pass. Öffnungszeiten: Mo-Fr. 11.00-15.00 Uhr, Sa. 10.00-13.00 Uhr

n Sozialdienst Katholischer Männer e.V. Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

n Vringstreff e.V. Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

Foto: Christina Bacher

Foto: Hanna Witte

Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html


service

n Bürger für Obdachlose e.V. Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebrauchtwaren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.

n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung,

Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit@skf-koeln.de Offene Beratung ist jeden Dienstag & Donnerstag von 10–15 Uhr, Donnerstags von 10–12 Uhr ist unser Frauenfrühstück, Adresse: (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links)

n Comeback Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, Nähe Neumarkt, 50676 Köln, Tel.: 0221/12695-210

Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung

n Mäc-Up Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57 Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.

Täglich geöffnet von 20 bis 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen: Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC und Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen sind möglich.

Wohnen, Betreutes Wohnen

n Elisabeth-Fry-Haus n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.

n Haus Rosalie

Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung

Wohnprojekt für Frauen

siehe Aushang

Nur für Frauen n agisra e.V. Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Martinstr. 20a, 50667 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr

n Café Auszeit 2 Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, Nähe Neumarkt, 50676 Köln, Tel.: 0221/12695-210

Nur für Männer

n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH Erik-Wickberg-Haus n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und Marienstr. 116-118, 50825 Köln Beratung für vergewaltigte Frauen Tel.: 955609–13 Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mail- koelnewh@heilsarmee.de box@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de www.heilsarmee.de/ewh Beratung telefonisch, persönlich und per In unserer stationären Einrichtung für wohE-Mail, Begleitung und Unterstützung nach nungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und Beratung und Unterstützung durch fachkompe-begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote tente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen,

Kleiderkammer/Duschen:

Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:

Emmaus-Möbellager

Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de

n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V.

Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

n Notschlafstelle für Männer

für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen

Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de

Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 maedchenberatung-linksrhein@lobbyfuer-maedchen.de

Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung

Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de

Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27


26. Jahrgang Nr. 194 Dezember 2018

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Foto: Deborah Keser

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Foto: Thekla Ehling

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Foto: Torge Niemann

26. Jahrgang Nr. 192 Oktober 2018

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26. Jahrgang Nr. 193 November 2018

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„Bin stolz, dabei zu sein!“, Lothar, freier Mitarbeiter Foto: Hanna Witte

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