Kölner Straßenzeitung Draussenseiter 06/2020: Das Wesentliche

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28. Jahrgang Nr. 210 Juni 2020

R E T I E S N E S s U A R D Z A G A M N E S S A STR R E N L Ö K S A D

IN

Foto: ©nXm-film-production

DAS WESENTLICHE


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inhalt

Vorwort

Inhalt

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Schwerpunkt: Das Wesentliche

4

die sogenannte Corona-Krise hat viele von uns auf die Probe gestellt. Neben dem Kontaktverbot bedeutete die drohende Ansteckungsgefahr auch für viele, zu Hause zu bleiben und sich auf das Nötigste zu beschränken - weniger soziale KonFoto: simon Veith

takte, weniger Konsum, Verzicht auf Kunst und

interview – anne Weiss über Minimalismus, Glück und ihr neues Buch „Mein leben in drei kisten“

Kultur. Auch und gerade die Wohnungslosen Foto: laura Droße

schwere Herausforde-

10

rungen gestellt: Ihnen fehlte in dieser

Das Wesentliche – eine umfrage unter Draussenseitern

Situation nämlich der Rückzugsraum auf der Straße, zeitweise hatten die Suppenküchen geschlossen und auch die Duschmöglichkeiten machten

Foto: Lange

wurden vor besonders

erst nach und nach wieder auf. Die schützende Gemeinschaft auf der Straße war plötzlich untersagt, unsere Straßenzeitungsverkäufer*innen hatten keine Kundschaft mehr und die Einnahmen durch das Sammeln von Flaschenpfand fielen weg. Wie kreativ die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe auf

Vorwort

diese Situation reagierten, zeigen wir auf den Seiten 16-21.

interview: anne Weiss

So zollen wir den Kolleg*innen Respekt, die in dieser Ausnah-

interview: „Die Welt ist mein Garten“ ......................... 8-9

mesituation täglich für die Menschen da waren und sind.

................................................................... 3 ............................................. 4-7

umfrage: Das Wesentliche ....................................... 10-11

Buch-Autorin Anne Weiss (Foto auf unserem Umschlag)

senioren-computerkurs

dagegen hat sich ganz bewusst entschlossen, ihr Leben in

spuren der armut

drei Kisten zu packen und auf das Nötigste zu reduzieren. Sie sortierte Unbenutztes rigoros aus, lebt heute in einer

............................................. 13

................................................. 14-15

aus den einrichtungen | corona special ................... 16-21

WG und sagt, sie sei mit dem Wenigen zufriedener als zuvor.

cartoon | kolumne ................................................... 22

Sabrina Burbach hat mit ihr darüber gesprochen und auch,

Buchtipps ............................................................... 23

wie dieser neue Minimalismus ihr Leben veränderte. Das Wesentliche in diesen Zeiten ist die Treue unserer

....................................................

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25

abo | impressum

Leserschaft. Sollte Ihnen der Kauf einer Zeitung auf der

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26-27

Ihre

Christina Bacher

Öffnungszeiten: OASE e.V. Kontakt- und Beratungsstelle Montag und Freitag: 9.00 – 13.00 uhr Dienstag und Donnerstag: 9.00 – 16.00 uhr Mittwoch: nach terminvereinbarung 3


Das Wesentliche

tausche kreMPel GeGen GlÜck ein schrank voller klamotten, die keiner trägt, ein regal, in dem unzählige unberührte andenken stehen und eine Wohnung, in der sich Gelegenheitskäufe, gutgemeinte Geschenke und andere „steh-rümchen“ stapeln, die eigentlich niemand braucht – so sieht es bei vielen zuhause aus. auch bei der autorin anne Weiss, bis sie sich entschließt, sich mit ihrem krempel zu beschäftigen und unbenutztes rigoros auszusortieren – stück für stück. so lange, bis nur noch ein Bruchteil ihrer Dinge übrig bleibt. in ihrem Buch „Mein leben in drei kisten“ verrät sie, wie sie es geschafft hat, sich vom konsum zu lösen, warum sie jetzt in einer WG wohnt und mit ihrem neuen leben viel glücklicher ist.

Foto: nXm-film-production

INTERVIEW: SABRINA BURBACH

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Das Wesentliche

RAUSSENSEITER: Deine Entschei-

eher Sachen angesammelt als Erlebnisse.

die nicht hätte, müsste ich ja aus der

dung, gründlich zu entrümpeln,

Auf der Reise habe ich mich gefragt, ob

Hand trinken ...

hat als Experiment begonnen und

ich das noch will. Als ich dann nach Nip­

am Ende dazu geführt, dass du

pes in meine Wohnung zurückkam, hat­

DRAUSSENSEITER: Du gibst im Buch zu, frü-

dein ganzes Leben quasi „umge-

te ich das Gefühl, die ganzen Dinge, die

her eine echte Shopaholic gewesen zu sein. Jetzt

krempelt“ hast. Das braucht viel Mut, Durch-

da rumstanden, wären gar nicht meine.

gehst du gelassen an Sonderangebotsschildern

haltevermögen und vor allem Zeit. Was war

Als hätte jemand einen Schlüssel für

vorbei. Inwiefern ist das auch eine gesellschaft-

für dich der Auslöser, dein Leben auf „weniger

mein Apartment gehabt und da wahllos

liche Sache, das „Immer-mehr-Wollen“?

ist mehr“ umzustellen?

Sachen reingestellt. Wer mal sechs

Anne Weiss: Als Kind der 80er Jahre bin

Anne Weiss: Das war, als ich meinen Job

Wochen aus dem Rucksack gelebt hat,

ich in einer Welt großgeworden, in der

verloren habe. Ich habe lange als Lekto­

weiß, was er wirklich braucht. Und das

dauernd von stetigem Wachstum die

rin und Schreibcoach im Verlag gearbei­

sind eben nicht diese „Steh­Rümchen“,

Rede war. Und das, obwohl unsere Eltern

tet, mich im typischen Hamsterrad

die nur Staub ansammeln. Also wollte

eigentlich alles erreicht hatten, wovon

gedreht. Das hat mich viel Energie

ich rausfinden, welches die Sachen sind,

unsere Großeltern träumten. Wir hatten

gekostet, und ich habe versucht, das

die bleiben dürfen – und welche gehen

ein Dach über dem Kopf, sogar ein biss­

über Konsum auszugleichen. Irgend­

müssen, weil sie mir die Sicht auf das

chen Wohlstand. Es war also unnötig,

wann hatte ich aber das Gefühl, dass das,

verstellen, was wirklich wichtig ist.

immer mehr anzusammeln. Gleichzeitig

was ich mir gegönnt habe, gar nicht

wurden in den 80ern und 90ern durch

mehr so reizvoll war. Der Konsum hat

DRAUSSENSEITER: Nach welchem System hast

die Produktionswege und die steigende

sich einfach abgenutzt. Die Kündigung,

du ausgewählt, was du behältst? Und was

Globalisierung Luxusgüter immer

kurz vor Weihnachten, war zuerst ein

genau befindet sich eigentlich in deinen drei

erschwinglicher. Als typisches Kind mei­

Kisten, die übrig geblieben sind?

ner Zeit bin ich in diesen Sog geraten

bin ich natürlich in ein Loch gefallen.

Anne Weiss: Beim Entrümpeln habe ich

und habe das lange nicht hinterfragt.

Ich wusste einfach nicht, was ich

mir die Frage gestellt: Bedeutet der

Auch wenn ich natürlich wusste, dass es

mit meinem Leben jetzt anfangen

Gegenstand mir wirklich etwas? Viele

nicht nachhaltig sein kann, wenn zum

soll. Also bin ich mit einer Freun­

Dinge, die wir haben, sind ja irgendwie

Beispiel meine Mango per Schiff oder

din sechs Wochen durch Indien

emotional mit uns verbandelt. Das kön­

Flieger zu mir kommt. Und wenn ich

gereist. Eine Sinnsuche, wenn

nen Geschenke sein, oder Erbstücke. Sie

ständig denke, was kann ich konsumie­

man so will – aber die hat mich

haben oft nur einen emotionalen Wert,

ren, was ist das Günstigste, frisst das

nur vor noch mehr Fragen

der längst verblasst ist. Bei anderen

wahnsinnig viel Zeit. Es ist angenehm,

gestellt.

Sachen ist das nicht so. Ich habe zum

entscheiden zu können, dass ich an

Beispiel viele Briefe von Freundinnen

einem Laden vorbei gehe und das Ange­

DRAUSSENSEITER: Du hast auf dei-

oder meinen Nichten aufgehoben, und

bot nicht nutze.

ner Indienreise viele Kontraste gese-

auch meine Tagebücher. Das sind

Schock, aber auch ein Ausweg. Zuerst

hen und auch andere Lebensentwürfe

Sachen, die meine Oma am Ende ihres

DRAUSSENSEITER: Nicht von den Sachen

kennengelernt. Welcher hat dich

Lebens am meisten vermisste. Sie kam

abhängig sein, die einen umgeben, sondern im

besonders beeindruckt?

aus Oberschlesien, Breslau, und ist nach

Moment leben – das ist eine schöne Vorstel-

Anne Weiss: In Madurai habe ich

dem Krieg quer durch Deutschland nach

lung. Klingt aber auch schwierig. Kann das

Christopher getroffen, der das hal­

Bremen geflohen, nur mit einem Koffer

jeder? Und wenn ja, wo fange ich bloß an?

be Jahr in Kanada und das andere

in der Hand. Ein kleines Fotoalbum war

Anne Weiss: Genau so wie ich das

halbe Jahr in Indien verbracht hat.

alles, was sie noch von früher hatte. Und

gemacht habe, wird es nicht jeder

Er hat in Kanada als Holzfäller Geld

sie hat immer gesagt, wenn du dich von

machen können, weil es um sehr persön­

verdient, um in Indien tun zu können,

solchen Dingen trennst, gibst du einen

liche Entscheidungen geht. Was ich aus­

wonach ihm der Sinn steht. Und er hat

Teil von dir und deiner Geschichte weg.

sortiere und wie, hängt auch von der

mir zum ersten Mal klargemacht: Je

Deshalb stecken in meinen drei Kisten

eigenen Geschichte ab. Im Buch gibt es

weniger ich brauche, desto freier bin ich

Sachen, die mir etwas bedeuten und die

natürlich auch Tipps, aber für mich war

in meinem Leben und meinen Entschei­

unersetzlich sind. Alles, was ich sonst

es wichtig, keinen reinen Ratgeber zu

dungen. Vieles hatte ich bis dato hinter

besitze, hat einen funktionalen Wert –

schreiben, sondern eher zu inspirieren:

dem Job zurückgestellt – habe meine

aber es ist nicht in einer der Kisten. Ich

Indem ich mich nämlich mit meinem

Familie und meinen Freund zu selten

trinke zum Beispiel jeden Morgen aus

Krempel beschäftige, beschäftige ich

gesehen, zu wenig Privatleben gehabt,

einer bestimmten Tasse. Und wenn ich

mich auch mit mir selbst. Jedes einzelne

5


Das Wesentliche

sam erscheint, wird mir klar, auf welche

getroffen habe. Am Ende steckt dahinter

Sachen ich wirklich nicht verzichten

vor allem die Frage: Wie will ich mein

kann.

Leben gestalten? Will ich meine kurze Lebenszeit dafür nutzen, mir einen

DRAUSSENSEITER: Viele schrecken vielleicht

Gegenstand anzuschaffen oder möchte

auch deshalb vor dem Ausmisten zurück, weil

ich den Moment erleben? Aus meiner

sie einfach nicht wissen, wohin mit dem gan-

Sicht ist das, was bleibt, kein Gegen­

zen Zeug. Oder sie mögen den Gedanken nicht,

stand, den ich mir mal gekauft habe. Es

etwas einfach in die Tonne zu werfen. Welche

ist das, was wir unsichtbar mit uns tra­

„Loswerde-Strategie“ hat bei dir am besten

gen, was uns formt.

funktioniert? Anne Weiss: Ich habe versucht, für alle

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DRAUSSENSEITER: Wohnungslose besitzen

Sachen den richtigen Platz zu finden.

aus ihren Lebensumständen heraus nur weni-

Schwierig ist das etwa bei Klamotten – es

ge Dinge. Andererseits haben wir erst kürzlich

gibt einfach zu viele, die Second­Hand­

wegen des Coronavirus erlebt, dass die Leute

Boutiquen sind voll. Schöner war es bei

anfangen zu hamstern, weil sie Angst haben,

einem emotionalen Gegenstand wie dem

bald nichts mehr kaufen zu können. Woher

Bild, das eine Freundin mir mal gemalt

weiß man eigentlich, wann man genug hat?

hat: Ich habe es der Künstlerin zurück­

Anne Weiss: Es gibt natürlich einen gro­

gegeben, seitdem sind wir wieder in Kon­

ßen Unterschied zwischen der Armut,

takt. Überzählige gebrauchsfähige Sa­

in die jemand unwillentlich gerät, und

chen – Geschirr, Wolldecken, Schlafsack

der Entscheidung, nicht viel zu brau­

– habe ich gespendet. Es gibt viele Sozi­

chen. Gerade in einer Zeit wie jetzt ist es

alstellen, wie zum Beispiel Sozialkauf­

wichtig, Güter umzuverteilen, und sie

häuser, die Obdachlosenhilfe in Berlin

denen zu geben, die sie dringend brau­

oder Emmaus in Köln. Die nehmen auch

chen. Das Virus hat eine Zeitlang verhin­

Altporzellan und Möbel. Bücher habe

dert, dass wir uns Dinge kaufen – viele

ich dem Büchertisch und dem Kinder­

Geschäfte waren ja zu, einige sind es

schutzbund für ein Event gespendet.

noch. Ohne die Möglichkeit zu konsu­

Einige Kartons, die noch im Keller stan­

mieren sind wir zurückgeworfen auf uns

den – und von denen ich nicht mal mehr

selbst. Das mag im ersten Moment viel­

wusste, was drin ist, weil ich die bei

leicht einen Impuls auslösen, etwas ver­

jedem Umzug einfach nur mitgeschleppt

ändern zu wollen, andererseits kann es

habe – habe ich gratis für Selbstabholer

in einer Krise auch ein natürliches

als Flohmarktkartons ins Netz gestellt.

Bedürfnis sein, so viele Sachen wie mög­

Einen Tag lang war ich auch selbst auf

lich bei sich zu behalten – eine Typfrage,

dem Flohmarkt. In Berlin, wo ich

denke ich. Wer entrümpeln möchte,

jetzt lebe, funktioniert es auch,

sollte sich neben der wirtschaftlichen

gut erhaltene Sachen in einem

Notwendigkeit ernsthaft fragen, ob ihm

Karton mit der Aufschrift

ein bestimmter Gegenstand nützt oder

„zu verschenken“ vor die

ob er ihn nur behält, falls ein bestimm­

Tür zu stellen – ist

ter Umstand eintritt: Das Kleid, falls ich

alles sehr schnell

mal bei der Queen eingeladen wäre, der

weg. Zwei gut erhal­

Esstisch, den ich bräuchte, wenn ich mal

tene Regale habe ich

eine Großfamilie hätte. Wenn ich die

auch unten an die

Gegenstände beim Entrümpeln nicht

Straße gestellt. Da hielt

genug auf den Prüfstand stelle, schaffe

eine Frau mit quietschen­

ich letztlich nur Platz für Neues. Aber

den Reifen und hat sie

wenn ich mich mit dem Grund ausein­

gleich mitgenommen – für

andersetze, warum mir etwas bedeut­

eine Flüchtlingsinitiative.

Indem ich mich mit meinem Krempel beschäftige, beschäftige ich mich auch mit mir selbst. Jedes einzelne Stück ist eine Entscheidung, die ich mal getroffen habe. Am Ende steckt dahinter vor allem die Frage: Wie will ich mein Leben gestalten?

Foto: laura Droße

Stück ist eine Entscheidung, die ich mal


Das Wesentliche

Ihr habe ich auch noch andere Sachen

Anne Weiss: Ich würde Sokrates absolut

wann merken, dass mir etwas fehlt,

mitgegeben: ein ganzes Geschirrset, eine

zustimmen: Immer mehr zu wollen ist

dann würde ich es wieder ändern. Aber

Lampe und Handtücher, die ich übrig

wie ein Sog. In dem Moment, in dem ich

im Moment sehe ich dazu keine Veran­

hatte. Es ist ein schönes Gefühl, dass die­

davon träume, mehr zu haben, verlege

lassung. Für das Fertigschreiben des

se Gegenstände jetzt endlich in Gebrauch

ich das, was ich will, in die Zukunft. Das

Buches habe ich mich mit einem Projekt

sind und Teil der Geschichte eines ande­

hindert mich daran, in der Gegenwart

belohnt, das mir sehr wichtig war:

ren Menschen werden.

zu leben und zu genießen, was ich wirk­

Zusammen mit Carola Rackete „Handeln

lich habe. Gerade in unserer heutigen

statt Hoffen“ zu schreiben. Carola hat ja

DRAUSSENSEITER: Du hast eine Zeit lang in

Gesellschaft ist das ein großes Problem.

im Juni 2019 die Seawatch 3 in den

einem Tiny-Haus und in einem Bahnwaggon

Glücksforscher haben herausgefunden,

Hafen von Lampedusa gefahren, und

gelebt, wohnst nun wieder in einer WG in Ber-

dass es nicht per se glücklicher macht,

meine Lektorin hat mich am Morgen, als

lin. Könntest du dir vorstellen, einmal komplett

immer mehr Wohlstand zu erlangen.

ich das Manuskript von „Mein Leben in

in einer alternativen Wohnform zu leben?

Das Streben danach hat damit zu tun,

drei Kisten“ abgegeben habe, gefragt, ob

Anne Weiss: Ich habe diese Tiny­Haus­Be­

dass wir mehr als der Nachbar haben

ich das Projekt übernehmen möchte.

wegung schon lange verfolgt und wollte

wollen – und in einer globalisierten Welt

Eigentlich wollte ich Urlaub machen,

unbedingt mal ausprobieren, darin zu

sind die Nachbarn nicht nur nebenan,

aber ich wusste, das muss ich tun. Und

wohnen. Auf dem Grundstück von Oli­

es gibt viel mehr Menschen, die mehr

mir war auch klar, dass ich das Honorar

ver Victor, dem die Siedlung in der Nähe

haben, als man selbst. Das eigentliche

spenden möchte, so wie Carola das auch

von Ratzeburg gehört hat, in der ich

Glück liegt darin, das zu genießen, was

getan hat – an Borderline Europe e.V.,

kurze Zeit gewohnt habe, gibt es auch

ich habe, und den Moment wahrzuneh­

eine Flüchtlingsorganisation, die sich

noch viele andere Wohngelegenheiten

men. Natürlich ist ein gewisses Level an

für die Rechte der Flüchtlinge und Hel­

– Eisenbahnwaggons, Baumhäuser, Zir­

wirtschaftlicher Sicherheit gut, aber

fer*innen einsetzt. Das hätte ich mir

kuswagen und so Sachen. Da hat‘s mir

wenn ich die Karriereleiter raufklettere,

nicht leisten können, wenn ich jetzt

wunderbar gefallen, auch die Nähe zur

dann muss ich wissen, wozu. Was ich

nicht weniger brauchen würde. Das war

Natur. Ich habe nur einfach diese Leiden­

persönlich mehr genieße als früher ist

meine Belohnung – erholt habe ich mich

schaft für Berlin, wo ich inzwischen in

es, mehr Zeit für mich zu haben, statt

dann beim Wanderurlaub mit meiner

einer WG wohne. Im Tiny­Haus­Experi­

mich in Projekten aufzureiben. An dem

Mutter, Tagestouren rund um Berlin.

ment habe ich nämlich erfahren, wie gut

Ort sein zu können, wo ich sein möchte.

Das war sehr schön.

es mir getan hat, mit den Menschen auf

Einen Auftrag abzulehnen, wenn mich

dem Gelände zusammen zu sein, Räume

das Projekt nicht packt. Das ist Luxus,

DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank fürs

mit ihnen zu teilen, gemeinsam zu

und das nehme ich auch so wahr.

Gespräch.

kochen und zu reden. Einfach Zeit zusammen zu verbringen. Dass es gar

DRAUSSENSEITER: Woher nimmst du die

nicht nötig ist, so viel Platz für mich als

Motivation, Minimalistin zu bleiben? Und

einzelne Person zu haben – früher

womit machst du dir eine kleine Freude oder

bewohnte ich etwa 65 Quadratmeter. Ich

belohnst dich, zum Beispiel, als du dieses Buch

finde es schöner und sinnvoller, Raum

fertig geschrieben hattest? Viele würden sich

mit anderen zu teilen. Sei es, weil ich

ja etwas Schönes kaufen ...

sonst nur für mich heize, oder um

Anne Weiss: Ich muss mich zu diesem

Gegenstände gemeinsam zu benutzen.

Lebensstil nicht zwingen. Ich mache das,

Der Wok, den ich besitze, hat sich wun­

weil es mir gut tut. Sollte ich irgend­

Wir verlosen drei Exemplare von „Mein Leben in drei Kisten“ Schreiben Sie ei nfach eine Email an:

verlosung@drau ssenseiter-koeln .de Teilnahmeschlu ß: 30.06.2020 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

derbar in meine WG eingefügt. DRAUSSENSEITER: Sokrates soll gesagt haben: „Das Geheimnis des Glücks liegt nicht darin, mehr zu erlangen, sondern die Fähigkeit zu entwickeln, sich an weniger Dingen zu erfreuen“. Das Zitat findet sich auch in deinem Buch wieder. Würdest du sagen, dass er Recht hat?

lll

Info

Anne Weiss: „Mein Leben in drei Kisten“ Knaur-Verlag, 2019, ISBN 978-3-426-790601, 14,99 Euro

Bist du glücklicher als vorher und wie zeigt sich das?

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Das Wesentliche

„Die Welt ist mein Garten“ Foto: Privat

VON CHRISTIANE RATH

Lotta* hat viele Jahre auf engstem Raum in einem Bauwagen gelebt, zuletzt auf einem Platz in Ehrenfeld. Christiane Rath hat sich mit ihr per Email darüber ausgetauscht, warum sie sich immer wieder für das Leben in einer Gemeinschaft entscheiden würde und warum sie neben dem kleinen Raum auch die Mobilität eines Bauwagens so sehr schätzt.

D

RAUSSENSEITER: Alle reden davon, man solle zur Zeit zu Hause bleiben. Für dich heißt das ja dann der Rückzug in

deinen Wohnwagen auf einem Bauwagenplatz in Ehrenfeld, richtig? Hast du denn dort WLAN oder Internetzugang, dass du meine Fragen beantworten kannst? Lotta*: Da geht es schon los. Nein, gera­ de bin ich nicht in Ehrenfeld, es stimmt, da habe ich lange gelebt. Den Platz ken­ ne ich seit über 15 Jahren, habe damals drei Jahre und später nochmal sieben Jahre dort gelebt. In Corona­Zeiten zeigt sich, wie krisenfest diese Wohnform tat­ sächlich ist, denn trotz des Zuhause­Blei­ bens haben wir den Luxus eines sozialen Gefüges, viel Zeit an der frischen Luft und Möglichkeiten, Sachen zu machen.

Foto: Inga Geiser

Für viele auf den Plätzen hat sich im All­

8

tag gar nicht so viel geändert. * Name geändert


Das Wesentliche

DRAUSSENSEITER: War es eine bewusste Entscheidung, sich mit nur einigen wenigen Dingen und sehr wenig Raum zufrieden zu geben? Lotta: Bei mir war das der Hauptgrund, neben der Mobilität natürlich, mich für Foto: Inga Geiser

die Wohnform zu entscheiden. Ich woll­ te wissen, was ich eigentlich notwendig zum Leben brauche. Unsere größte Not in dieser Zeit ist ja nicht der Mangel, sondern von allem viel zu viel zu haben. Was davon ist wirklich nötig? Aber das

habe ich meinen Raum dabei, kann die

sind, wieso sollte auf größeren Ebenen

klappt nicht, ständig sammelt sich ohne

Tür zu machen und mich zurückziehen.

irgendwas besser laufen?

Ende Zeug an, alles aus dem Abfall der

Das hindert mich daran, mit den Men­

Es handelt sich aber auch um Experi­

Leute...

schen in Kontakt kommen zu müssen.

mentierfelder, von denen Politik und

Das mit dem kleinen Raum ist ein

Deshalb ist es auch schön, mal ohne

Gesellschaft einiges lernen könnten,

Trugschluss, denn die ganze Welt ist

„Eigenheim“ zu reisen. Aber an sich

wenn sie denn wollten. Es ist eine res­

mein Garten. Und der kleine Wohnraum

glaube ich, Freiheit ist eine Kopfsache.

sourcenschonende, soziale, kulturelle,

mit Tür, den ich gestaltet habe, wo ich

Ich glaube, es gibt Leute im Knast, die

politische, selbstbestimmte, kostengüns­

Chefin bin, der kann überall mit hin

wesentlich freier sind als viele, die stän­

tige und sehr diverse Wohnform.

kommen. Mein Zuhause ist mir also

dig um die Welt jetten...

Jeder Platz ist anders und es kommt

durchaus wichtig. Es ist eine sehr indi­

Eine andere Art von Freiheit ist die

immer auf die Konstellationen der dort

vidualistische Wohnform, die gleichzei­

direkte Arbeit. Wagenleben ist kosten­

lebenden Menschen an. Auch das Alter

tig (draußen) intensives soziales Leben

günstig, aber auch zeitintensiv. Das

eines Platzes spielt eine Rolle. Die Ältes­

in unterschiedlichen Konstellationen

bedeutet, weniger Lohnarbeit, dafür

ten sind ca. 30 Jahre alt, das ist etwas

ermöglicht. Das gefällt mir. Außerdem

Holz hacken, Wasser schleppen und

völlig anderes als eine Neugründung.

sind die meisten Wägler*innen Leute, die

erwärmen, handwerklich tätig werden,

lieber möglichst viel selber machen, statt

selber machen. Mir gefällt das. Ich weiß

DRAUSSENSEITER: Schweißt das zusammen

zu konsumieren. Das bringt automatisch

genau, wofür ich die Dinge tue und was

oder habt ihr auch öfter Stress, so eine Art

einen bewussteren Umgang mit sich.

mir fehlt, wenn ich sie nicht tue. Sinn­

Nachbarschaftsärger?

entleerte Lohnarbeit war noch nie mein

Lotta: Klar gibt es Reibung, wenn Indi­

DRAUSSENSEITER: Gab es Zeiten in deinem

Ding. Dafür muß ich auch stets mit dem

vidualisten auf einem Haufen leben. Uns

Leben, in denen das mal anders war?

Kopf dabei sein. Es ist nicht unbedingt

verbindet erstmal nichts außer die

Lotta: Meine erste WG war in einem Rei­

der einfachere Weg.

Lebensweise. Aber es ist toll, gemeinsam

henhaus und ich habe schon alleine auf

Die Kinder, die auf Wagenplätzen groß

am Feuer zu sitzen, gemeinsam zu

57 qm gelebt. Aber Geld und Luxus

werden, genießen eine sehr freie Sozia­

kochen, Partys zu veranstalten und die

waren mir nie sehr wichtig.

lisation mit unglaublich vielen Möglich­

Dinge zu teilen, die wir eben teilen wol­

keiten.

len. Es ist immer beides. Für mich auf

DRAUSSENSEITER: Kann man sagen, dass ein

jeden Fall einem anonymisierten Wohn­

kleiner Raum zum Leben und Wohnen auf eine

DRAUSSENSEITER: Würdest du sagen, dass

block vorzuziehen!

andere Weise eine große Freiheit bedeutet?

das Zusammenleben mit anderen in einer Bau-

Lotta: Klar. Weniger Sachen bedeuten

wagensiedlung als eine besondere Gesellschaft

DRAUSSENSEITER: Was macht dich glücklich?

weniger Abhängigkeiten. Es ist sehr

innerhalb der großen Gesellschaft gesehen

Lotta: Schöne Orte zu gestalten, mit mei­

befreiend, Ballast abzuwerfen. Und

werden kann?

nen Freunden sein, feiern, gute Gesprä­

Räder unterm Haus machen natürlich

Lotta: Oft geben wir einen erschrecken­

che... Und wenn mein Laster TÜV kriegt.

Freiheit aus. Andererseits ist auch über­

den Spiegel ab und mich wundert gar

all die Baustelle dabei, denn es gibt

nichts mehr. Wenn wir im kleinen, alter­

DRAUSSENSEITER: Herzlichen Dank für den

immer was zu tun. Und z.B. im Ausland

nativen Kontext schon so bescheuert

Austausch!

9


Das Wesentliche

Das Wesentliche - Eine Umfrage unter DRAUSSENSEITERn Markus Düppengießer

Luxus? Brauche ich nicht.

cher ristina Ba Foto: Ch

MINI

MAL

S ISMU

. nd Blut leisch u F s u a en u gut. als Wes ich allz iß e Ich lebe w s a mehr, rlebe, d Ich übe Endziele e in chwer. e k Leben s e mir s a d h c Ich setz tli Zeiten – cht letz ziel ma hen bei d ic n e E r r s e a l denn d s Endzie iten? Ewigke t’ ich da ll ie o d s r n ü f n De das nur: tzt mir Grunde was nü im h ic r Spur!“ en bin l auf de ie Zufried Z m e d ich mit sein. finde m olgreich f r e g „Ich be a ein. jeder T nicht all in b h So wird c I : t sicher s, das is sern Und ein allen Le sche Krise! Ich wün r die Zeit der ü f t h t Zuversic othar, der Poe L

Im urlaub komme ich ohne saunalandschaft aus. Das einzige, womit ich mich auf reisen verwöhne, ist der Besuch beim Barbier. ich, traditioneller trockenrasierer, lasse mich gerne einschäumen und rasieren. angefangen hat es in istanbul. am spannendsten war das bei einem reichlich runtergerockten Frisör in Marrakesch (Bild). in sarajevo hat mich mal eine Frau von der Gesichtsbehaarung befreit. und in Budapest war ich in einem ultrahippen, vergleichsweise teuren Barbershop mit volltätowiertem Personal, Dosenbier und so ausführlichen Massageeinheiten, dass ich fast den rückflug verpasst hätte. inzwischen fahre ich nicht mal mehr in den urlaub, um mir gelegentlich so eine Wellnessauszeit zu gönnen. ein Besuch bei meinem stammfrisör in der Weidengasse genügt. nachdem er mir auch noch die ohrenhaare abgefackelt hat, fühle ich mich regelmäßig wie neu geboren. Foto: Privat

Foto: Privat

Christiane Rath

na „Krone“ bedeutet? Die

turen machen – mit Wasser zum Bei­

Philosophie des Mangels

Krone der Schöpfung? Es

spiel. Das sei auch viel hygienischer und

ist ein furchtbarer Fluch,

für die Umwelt besser. Plötzlich kreisen

der viele Menschen das

Gedanken um Themen, mit denen man

Wachstum, Globalisierung, Digitalisierung, grenzenloser Kon­

Leben kostet, Familien auseinan­

nie gerechnet hätte.

sum ­ das sind Schlagworte unserer west­

derreißt, berufliche Existenzen zerstört.

Erst, wenn etwas fehlt, bemerkt man das

lichen Gesellschaft, in der immer alles

Aber wie sagt man in Köln: „Nix es esu

Glück, es zu haben. Die Abende mit

möglich und verfügbar sein muss. Viele

schläch, dat et nit och för jet jot es.“

Freunden. Der Italienischkurs. Plaudern

Menschen wirken gehetzt und im selb­

Es gibt nämlich kein Klopapier.Wie bit­

am Spielplatzrand während man den

stoptimierenden Dauerlauf. Psycholo­

te? Menschen, die nach 1950 in West­

Kindern zuschaut. Echte Kollegen an

gen, Psychotherapeuten und Psychiater

deutschland geboren sind, stehen zum

echten Schreibtischen. Theater, Kino,

vermelden Gedränge in ihren Praxen.

ersten Mal in ihrem Leben vor leeren

Museum, Kneipe, Fußballplatz. Die Liste

Um den gestiegenen Anforderungen zu

Supermarktregalen. Ein Unding. Und es

ist endlos.

genügen, besucht man Yoga­Kurse, übt

trifft die Armen so wie die Reichen, lei­

Wenn diese Zeit des Mangels tatsächlich

sich in Meditationstechniken und bereist

der nur nicht die Hamsterkäufer, die

auch etwas Gutes hat, dann ist es diese

in der wenigen Freizeit immer exotische­

sich nicht an die Bitten gehalten haben.

neue Chance: Unser Leben mit all dem,

re Länder. Oft fehlt die Zeit, sich mit dem

Aber das ist eine andere Geschichte.

was wir haben, dankbar schätzen zu ler­

Reiseland auseinanderzusetzen, oft lebt

Der Mangel an einem einfachen Alltags­

nen. Genügsamer zu werden. Empathie

man dort auf einem abgeschirmten

produkt wie Klopapier macht zuerst

Clubgelände mit Pool und Sportangebo­

fassungslos. Dann aber nachdenk­

schen, die in ihrem

ten – danach bleiben davon ein paar

lich. Man vermisst es. Man sucht

Leben auch ohne Corona

blauer Himmel­Palmen­Cocktail­Posts

nach Alternativen. Man besinnt sich

nichts haben von all

auf Instagram und es geht zurück ins

auf früher, unsere Großeltern haben

dem, was für uns selbst­

heimatliche Hamsterrad. Dann plötzlich

Zeitungspapier genommen und in

verständlich ist.

steht die Welt still wegen eines Virus

Streifen geschnitten. Man schaut

Klopapier ist da nicht

namens Corona. Ist das Ironie, dass Coro­

über Grenzen, wie es andere Kul­

das einzige Problem.

zu empfinden für Men-

Foto: Lange

10


Das Wesentliche

Tamara Klein

Besonderes sein kann. Dass viele Men­

schen, die mir wichtig sind und die ich

Das Wesentliche

schen ängstlich oder gar aggressiv

nun lange nicht sehen konnte.

reagieren, wenn man ihnen auch nur

Dennoch: Ich habe versucht, etwas Posi­

ansatzweise zu nahe kommt

tives aus dieser Krise mitzuneh­

gesund zu sein. Außerdem, dass genug

und überhaupt: Dass von

men. Ich habe mir andere, klei­

Essbares im Kühlschrank vorhanden ist

anderen Menschen Gefahr

ne Dinge gegönnt und häufiger

und dass es meinen drei Kindern gut

ausgehen kann. Nichts war

mal an mich gedacht. Ich habe

geht und wir alle gut über die Runden

mehr so wie wir es kannten.

gelernt, mein Smartphone links

kommen. Der durch den Corona­Virus

Auch für mich nicht: Emp­

liegen zu lassen und hatte plötz­

bedingte Kontaktstopp und die Angst,

fand ich es früher als normal,

lich Zeit, eine alte To­do­Liste

sich anzustecken, stellte unsere kleine

spontan mit dem Bus in die

Familie für eine längere Zeit vor eine

Stadt zu fahren, um mir Din­

ganz neue Herausforderung.

ge zu kaufen, so übte ich

Stress irgendwie bewältigt wer­

Es begab sich, dass das Leben von nun

mich jetzt lieber in Verzicht.

den kann und nicht jeder Termin

an fast stillstand. Keiner hatte damit

Brauchte ich diese Dinge unbe­

so unglaublich wichtig ist wie er viel­

gerechnet. Der Alltag wurde auf ein

dingt? Und gerade jetzt? Ich blieb also

leicht den Anschein macht.

Minimum reduziert und alle lebten in

öfter zu Hause, an manchen Tagen ging

Und seltsam: Zu Corona­Zeiten ist für

einer seltsamen Ungewissheit, mit täg­

es einmal am Tag raus um den Block.

mich immer noch das Gleiche wesent­

lich schlimmen Nachrichten und mit

Okay, ein bisschen mehr Freiheit hätte

lich ­ Gesundheit, ein gefüllter Kühl­

kaum außerfamiliären Kontakten.

ich schon gerne gehabt: Die Kon­

schrank, dass es meinen Kindern gut

So lernten die noch kleinen Kinder ziem­

taktsperre war für mich das Schlimms­

geht und wir weiterhin gut über die

lich schnell, dass Zeit außer Haus etwas

te überhaupt. Gerade wegen der Men­

Runden kommen.

Sabrina Burbach

Foto: Privat

Alltag der kleinen Dinge eigentlich dachte ich immer, dass ich eher so eine art stubenhocker wäre. Vom Gefühl her, nur ein- oder zweimal in der Woche unterwegs, kino, Park, was man halt so macht ... Doch als mit dem Virus viele Dinge auf einmal verboten waren, fiel mir auf, dass das gar nicht stimmte. Denn plötzlich habe ich vermisst, einfach mal irgendwohin zu fahren und richtig Fernweh nach dem „Woanders-sein“ bekommen. so entstand eine liste - meine oma (87) besuchen, die alleine wohnt; - zu meinen Eltern fahren und gemeinsam frühstücken; von alltäglichen, - meinen Geburtstag mit der familie feiern; aber wichtigen - meine freundin in Avellino, Italien, besuchen; Dingen, die mir - kurz mit den nachbarn schnacken, ohne vorher fehlten, als Vordrei Schritte zurückzugehen; haben-notiz für - Knäckebrot, Hefe und Klopapier kaufen, die Zeit nach wenn ich es brauche; corona:

Foto: Lange

Wesentlich für mich ist schon seit jeher,

abzuarbeiten. Und vor allem habe ich gesehen, dass jeder

WESEN

TLICH

1. + ‚t‘ (aus d er Mitte) = Wesen aus Licht. Wir könne n gar nicht anders, als zu leuc hten. Das s ehe ich. 2. Atmen. Be inahe verg essen. Einfach we iter atmen . 3. Schreiben. Erinnern, fü hlen, wie schnell das Leben war.

wesen + lic h

Thomas Da

hl

- einen Kaffee in einem Café trinken – nur so, ohne Grund. s Dah homa

l

T Foto:

11


12


Foto: Thomas Dahl

Gutes Projekt

Kursleiter Andreas Engel möchte den Teilnehmer*innen die Schwellenangst im Umgang mit Neuen Medien nehmen.

fundenen Treffen positive soziale Beglei­ terscheinungen wahr: „Die Kursteilneh­ mer*innen unterhalten sich und stehen miteinander per E-Mail in Kontakt, um sich gegenseitig zu unterstützen.“

Rendezvous mit den Neuen Medien

Digital verwalten und analog Grüßen Eine der Nutznießer*innen der Offerte ist Ursula Zopp. Die ehemalige Lehrerin für die Prima- und Sekundarstufe I wur­ de durch die Presse auf den Kurs auf­

Computerkreis des SeniorenNetzwerks Klettenberg vermittelt Wege ins digitale Zeitalter

F

merksam. „Ich habe nur ein geringes Wissen, da diese Technologien in mei­ nem Beruf nie erforderlich waren. Ich hatte bisher auch noch keinerlei Schu­

ür viele ältere Menschen noch Neu­

lom-Ingenieur für Nachrichtentechnik

lung“, sagt die 69-Jährige. In den weni­

land, gehört die private wie

seine Qualifikationen. In Bezug auf die

gen Einheiten seit dem Start des Unter­

geschäftliche Nutzung digitaler

konkreten Inhalte der Offerte nennt

fangens setzte sich die Kölnerin mit

Medien zum Selbstverständnis einer

Engel die Klärung spezifischer Probleme

Neuerungen im Windows 10-Programm

Gesellschaft, die anstelle des Seilsprin­

im Umgang mit PC oder Handy, aber

auseinander. Zudem erlernte die Rent­

gens oder der Torejagd auf dem Bolz­

auch die Bearbeitung und Archivierung

nerin Verfahrensweisen des Onlineban­

platz mit Video-Spielen an der Konsole

von Fotos, das Abwickeln von Online-Ein­

kings. „Ich verspüre große Hemmungen

aufgewachsen ist. Um auch den späten

käufen, die Installation von Apps sowie

und Unsicherheiten. Das war auch der

Computer-Anfängern den Einstieg in die

die Internet-Recherche stehen auf der

wesentliche Grund für meine Anmel­

virtuelle Welt zu ermöglichen, bietet das

Agenda. „Grundsätzlich geht es um die

dung. Die meisten Schwierigkeiten

SeniorenNetzwerk Klettenberg seit Mit­

Vermittlung von Grundlagenkenntnis­

bereiten mir der Umgang mit Word, das

te Januar dieses Jahres einen speziellen

sen, wobei es unterschiedliche Wissens­

Abspeichern, die Anlegung von Dateien

Kurs für Senior*innen an. Hier sollen die

standards gibt. Es gibt Anfänger*innen

und deren Verwaltung“, so Zopp. Über

Teilnehmer*innen alltägliche Hilfe im

und bereits fortgeschrittene Teilneh­

die Qualität des Kurses äußert sich die

Umgang mit der Technik erfahren.

mer*innen. Das häufigste Problem ist die

Pädagogin positiv: „Die Erklärungen

Wenngleich das kostenlose Angebot zur­

Unsicherheit, etwas falsch zu machen

sind sehr gut. Sie sind sachlich, langsam

zeit aufgrund der Corona-Krise unter­

und dabei Daten zu verlieren oder aber

und verständlich. Auch die Atmosphäre

brochen ist, erfolgt so bald wie möglich

Verträge abzuschließen, ohne es zu mer­

ist gut. Man hört einander zu.“ Lediglich

eine Fortsetzung in den Räumlichkeiten

ken. Die Schwellenangst, sich mit den

die weit auseinanderliegenden Termine

des Seniorenzentrums St. Bruno (Karl-

Potenzialen ihres PCs auseinanderzuset­

sowie die begrenzte Zeit von einer Stun­

Begas-Straße 2, 50939 Köln). Die Besu­

zen. ist relativ hoch“, berichtet der

de empfindet die Einsteigerin als opti­

cher*innen bringen ihren Laptop oder

Experte. Als Mehrwert nahm der Ehren­

mierbar und hofft auf eine Wiederauf­

ihr Handy zu den Schulungen mit. Gelei­

amtler im Zuge der bereits fünf stattge­

nahme der Treffen. Trotz der Neuerun­

tet werden die jeweils 60-minütigen Ein­

gen in ihren Kommunikationsmöglich­

heiten von Andreas Engel. Der 68-jährige

keiten behält sich Ursula Zopp dennoch

Rentner fungiert dabei ehrenamtlich.

eine altbewährte Form des Austauschs bei: „Private Briefe zu Geburtstagen,

Keine Angst vor Mäusen und Co.

Sterbefällen und anderen Ereignissen

„Ich war 38 Jahre lang als IT-Projektma­

schreibe ich nach wie vor mit der Hand.

nager und Systemspezialist bei Ford ver­

Für mich wirken sie dadurch persönli­

antwortlich. Im Zuge meiner Arbeit

cher und individueller.“

(Thomas Dahl)

habe ich unter anderem Telefonanlagen und Datennetze geplant. Für Kölner Hauptschüler bin ich zudem als Bewer­ bungstrainer tätig“, erläutert der Dip­

Ursula Zopp eignet sich im Kurs elementare Techniken für die Nutzung ihres PCs an. Foto:

D. Zopp

 Kontakt: S. Kistner-Bahr (Netzwerkkoordination), Telefon: 0221 / 160 38 50, E-Mail: sabine.kistner-bahr@diakonie-koeln.de 13


SPUREN DER ARMUT

Die Pallenbergsiedlung Wohnungen für Arbeiter

E

s war der 14. Januar 1907, als Theodor Albert ins Haus Nummer 6 der Pallenbergsiedlung einzog –

als Arbeiter der Möbelfabrik Pallenberg und hier erster Verwalter eines neuartigen Wohnungsbauprojekts. Seither war Albert nicht nur für ein Wohnheim und die durch die Architekten Hans Verbeek und Balduin Schilling geplanten 19 Einzelhäuser samt ihrer Vorgärten zuständig, sondern auch für den Park inmitten der Wohnanlage. Da, wo heute nur noch eine holprige Wiese und ein paar Hecken zu sehen sind, sollen zeit­ weise vier Gärtner beschäftigt gewesen sein – Zeitzeug*innen erinnern sich an ein Meer aus „1000 Rosen“. Der Stifter Jakob Pallenberg selbst, der in seinem Testament 400.000 Mark für den Bau dieser Siedlung hinterlassen

14


SPUREN DER ARMUT

Fotos: Christina Bacher

hatte, war im Jahre 1900 auf einer Reise

Erkern erhalten. Vieles hat sich geän­

nach Kairo plötzlich verstorben.

dert, eins ist all die Jahre gleich geblie­

Durch die Gründung einer Stiftungs­

ben: Die unter Denkmalschutz stehen­

kasse für in Not geratene Arbeiter, zeig­

den Gebäude werden nach wie vor – heu­

te er bereits früh sein soziales Engage­

te unter der Verwaltung des Liegen­

ment und Verantwortung für seine Mit­

schaftsamtes – als Sozialwohnungen an

arbeiter. Außerdem unterstützte er zu

Menschen mit geringem Budget vermie­

Lebzeiten großzügig den Bau eines neu­

tet. So, wie es sich der Unternehmer

en Kunstgewerbemuseums am Hansa­

Jakob Pallenberg einst gewünscht hatte.

ring mit dazugehöriger Planung des herrschaftlichen „Pallenberg-Saals“. Die Fertigstellung erlebte er nicht mehr. Die Firma wurde noch bis 1959 wei­ tergeführt, allerdings konnte sie nach

Christina Bacher, Germanistin und Volkskundlerin, ist leidenschaft-

dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr an

liche Stadt­entdeckerin. Die Chefredakteurin des DRAUSSENSEITER,

alte Erfolge anknüpfen.

Deutschlands ältester Straßenzeitung, und Herausgeberin des Buches

Die Pallenberg-Siedlung in Weiden­

„Köln trotz(t) Armut“ spricht wechselseitig mit Mitherausgeber Martin

pesch jedoch besteht bis heute. Die meis­

Stankowski renommierte Autor*innen wie Fritz Bilz, Irene Franken,

ten Häuser sind noch im Original­zustand

Anke von Heyl oder auch Klaus Schmidt an, die sich dann exklusiv

mit ihren Fachwerk-Giebeln und kleinen

auf die „Spuren der Armut“ begeben.

15


Maternus Buchhandel

Foto: Christina Bacher

Foto: Silvia Bins

AUS DEN EINRICHTUNGEN | corona special

Buchhandlung Neusser Straße

Danke

für die Unterstützung!

„Ein gutes Buch ist der beste Schutz gegen Ansteckung“

S

o lange unsere Verkäufer*innen nicht wieder in vollem

Hut ab. Daran, dass es nun unser Heft im dortigen Sortiment

Umfang die Möglichkeit haben, das aktuelle DRAUSSEN­

gibt, verdient keiner etwas – umso edler die Geste. Ganz

SEITER-Heft auf der Straße zu verkaufen, werden wir von

herzlichen Dank!

vier Buchhandlungen – über das Kölner Stadtgebiet verteilt

Übrigens kann man dort nicht nur das Buch „Köln trotz(t)

- als weitere Verkaufsstellen unterstützt. Selbst, als die klei­

Armut – Bestes aus dem Straßenmagazin DRAUSSENSEITER“ bestel­

nen Läden zeitweise geschlossen bleiben mussten, waren

len, sondern auch jede Menge andere tolle Bücher, die einem

emsige Fahrradkuriere im Einsatz, um die Bücher zu den

über schwere Zeiten hinwegtrösten können. Also, nichts wie

Kund*innen zu bringen – für diese logistische Meisterleistung

hin. Support your local dealer! (cb)

Agnesbuchhandlung Neusser Strasse 63 50670 Köln Tel.: 0221/72 00 733 www.agnesbuchhandlung.de

Bunt Buchhandlung GmbH Venloer Str. 338 50823 Köln Tel.: 0221/271 47 39 https://buntbuchhandlung. buchhandlung.de

Buchladen Neusser Straße Neusser Straße 197 50733 Köln Tel.: 0221/73 77 06 https://www.buchladennippes.de

Maternus Buchhandel Severinstr. 76 50678 Köln Tel. 0221/32 99 93 www.maternus-buchhandel.de

Umfangreiche Care-Pakete

R

und 400 Care-Pakete hat die Stadt Köln in Kooperation mit IN VIA in knapp vier Wochen täglich an die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe ausgegeben, die sie – großflächig auf die Stadt Köln verteilt – an Bedürftige weitergaben. Darunter der SKM am Bahnhof, die Initiative Bauen-Wohnen-Arbeiten in Ossendorf, die Kontakt- und Beratungsstelle des SKM „Vor Ort“ in Kalk und die OASE in Deutz. Ein Care-Paket enthält in der Regel in einer recycelbaren Tüte ein Sandwich mit Thunfisch oder Geflügel, ein Sandwich mit Käse/vegetarisch, zwei Stücke Obst (Birne/Banane/ Clementine/Pflaume), eine Flasche Wasser Medium (1 Liter) und eine Apfelschorle (0,5 Liter), einen Müsliriegel, einen Schokoriegel, eine Packung Kekse und eine Tüte Haribo. (cb)

16

Foto: Oase-Archiv


AUS DEN EINRICHTUNGEN AUS DEN| EINRICHTUNGEN corona special

Foto: Christina Bacher

#CoronaConcerts #Quarantänekunst

Kölner Straßennetz verteilt täglich Wertgutscheine an Obdachlose

D

a die durch das Virus COVID-19

Weitere Kontingente an Gutscheinen

bedingten Einschränkungen

werden zudem an diejenigen

auch und vor allem

Obdachlosen ausge­

die alltägliche Versor­

geben, die im Gulli­

gung von Obdachlo­

ver, in der OASE und

sen betreffen, bietet

im Vringstreff ihre

das Kölner Straßen­

postalische Erreich­

netz* mit geballter

barkeit hinterlegt

Kraft ein möglichst großes Hilfenetz

haben. Bei einem hohen Spendenauf­

für Bedürftige an. Während die Ein­

kommen sollen die obdachlosen Men­

richtungen der Wohnungslosenhilfe

schen in besonderen individuellen

sich weiterhin unter besonderen

Notlagen trägerübergreifend mit einer

Umständen bemühten, das Angebot zu

Direkthilfe in Geld- und/oder Geldes­

Beratungsgesprächen aufrechtzuer­

wert unbürokratisch und zeitnah

halten und die postalische Erreichbar­

unterstützt werden. (cb)

Lied gegen Spende D

ie Kölner Sängerin Miss Cherrywine hat während der Coronakrise das schöne Projekt „Du spendest, ich singe“ gestartet. Dabei konnte sich jede*r ein Lied bei ihr wünschen und wurde im Gegenzug gebeten, wenn sie den Wunsch erfüllt, an eine Organisation oder ein Projekt seiner Wahl zu spenden. Als Erste hat sich die Autorin Anne Weiss auf den Aufruf gemeldet, sich das Lied „Ja, Schatz!“ von Bodo Wartke gewünscht und nach erhalt des Videos prompt gespendet – auch für den DRAUSSENSEITER. Wir bedanken uns ganz herzlich! (sab) https://cherrywine.jimdosite.com/  helfen/

Streetworker*innen von OASE, der

Wer für diese Soforthilfe spenden

Diakonie Michaelshoven und GUBBIO

möchte:

unermüdlich ab Mitte März Wertgut­

Kölner Arbeitslosenzentrum e.V. Bank für Sozialwirtschaft BIC: BFSWDE33 IBAN: DE03 3702 0500 0008 0243 06 Verwendungszweck: #Coronahilfe für Kölner Obdachlose

scheine und Mundschutzmasken an die Menschen auf der Straße. So konn­ te eine dezentrale, kontinuierliche und möglichst bedarfsgerechte Essens­ versorgung gewährleistet werden.

*Das KÖLNER STRASSENNETZ: DRAUSSENSEITER - Das Kölner Straßenmagazin; Emmaus Gemeinschaft Köln e.V.; Evangelische Obdachlosenseelsorge des ev. Kirchenverband Köln und Region; Gubbio – Katholische Wohnungslosenseelsorge; Initiative Bauen-Wohnen-Arbeiten e.V.; KALZ e.V. mit GULLIVER und LORE; OASE - Benedikt Labre e.V. und Vringstreff e.V.

Foto: YouTube

keit zu gewährleisten, verteilten drei

Miss Cherrywine

17


Foto: christina Bacher

aus Den einrichtunGen | corona sPecial

an vorderster Front: schwester christina vom Gubbio und die streetworker*innen der Diakonie Michaelshoven und der oase freuten sich über den selbstgenähten Mundschutz der krimiautorin elke Pistor, mit dem auch die straßenzeitungsverkäufer*innen auf Wunsch ausgestattet wurden.

Mundschutz für den guten Zweck

n

ormalerweise schreibt sie krimis. Doch in krisenzeiten ist die autorin elke Pistor auch schon mal bereit, das laptop gegen eine nähmaschine auszutauschen. Während der Maskenpflicht hat sie sich also ans Nähen von Mundschutzen aus ganz besonders hübschen stoffen gemacht und diese an Freunde, Bekannte und – über Facebook – an weitere interessierte verkauft. Bei der aktion kamen 2.500 euro zugunsten des kölner straßennetzes zusammen, außerdem wurden die Draussenseiter-Verkäufer*innen ebenfalls mit dem nötigen Mundschutz ausgestattet. Von der spende konnten zudem einweg-Masken gekauft werden, die für Menschen, die nicht über eine Waschmaschine verfügen, praktikabler sind. Danke, elke Pistor, für diese schöne und sinnvolle aktion! (cb)

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kurz vor Drucklegung des aktuellen Draussenseiter kamen sogar noch 500 euro dazu – in jedem Fall eine spende mit herz!


Foto: christina Bacher

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19


AUS DEN EINRICHTUNGEN | corona special

D

ie Corona-Krise stellt für alle Menschen eine hohe Belas­ tung dar, besonders hart trifft es jedoch jene, die auch

vor der Pandemie um ihre Existenz kämpften, etwa Woh­ nungslose oder Kranke. Der Vringstreff e.V. (Kölner Südstadt) bietet Betroffenen seit der Einrichtungsgründung im Jahr 1995 besondere Offerten, beispielsweise Beratungen, kultu­ relle Veranstaltungen und verbilligte Essensangebote. Auf­ grund des Virus können die Angebote seit einigen Wochen Foto: Jutta Eggeling

nur beschränkt realisiert werden, die Essenszubereitungen fielen jedoch zunächst komplett aus. „In der Regel haben wir täglich 80 bis 90 Personen, die bei uns im Haus speisen. Der Bedarf ist groß. Wir konnten es kaum ertragen, die Leute wegzuschicken. Wir sind alle sehr froh,

Mit tagstisch to go

Vringstreff bietet kostenlose Mahlzeiten für bedürftige Menschen

nun mit dem ‚Mittagstisch to go‘ eine für die Bedürftigen kos­ tenfreie Lösung gefunden zu haben, damit niemand hungrig vor der Einrichtung stehen bleiben muss. Die Besucher*innen erhalten ihre warme Mahlzeit jetzt durch ein Fenster am Ein­ gang zum mitnehmen. Obwohl es keine große Infokampagne für die neue Aktion gab, sind es doch 45-50 Pakete, die wir heute am ersten Tag der Aktion ausgehändigt haben“, erklärt Jutta Eggeling.

Beratungsangebote laufen weiter „So bekommen wir unsere Besucher*innen auch endlich wie­ der zu Gesicht und erfahren, wie es ihnen geht. Wir nutzen diese Situation dann, um auf unsere telefonischen Beratungs­ möglichkeiten hinzuweisen, die weiter laufen“, berichtet die Geschäftsführerin des Vereins. Montags bis freitags erfolgen die Ausgaben unter Beachtung der Sicherheitsauflagen zwi­ schen 12.30 Uhr und 13.30 Uhr. Ein von der Stadt finanzierter Security-Dienst achtet darauf, dass die Abstände eingehalten werden. Die Mahlzeiten werden mittels Spenden finanziert. „Als kleiner freier Träger der Wohnungslosenhilfe sind wir neben der öffentlichen und kirchlichen Förderung auf diese Gelder angewiesen“, so Eggeling. (Thomas Dahl)

Steuerlich absetzbare Zuwendungen sind

unter folgenden Bankdaten möglich:

Foto: Thomas Dahl

Servicekraft Günter Müller richtet mit seinem Team das Essen für die Besucher*innen des Mittagstisches an.

20

Sparkasse KölnBonn, BIC: COLSDE33, IBAN: DE34 3705 0198 0005 0520 48

lll

Info

 Vringstreff Vringstreff e.V., Im Ferkulum 42, 50678 Köln Telefon: 0221 / 78 56 56 . Alle Angebote online: www.vringstreff.de 


Ich bin Halima Schneider und arbeite seit April diesen Jahres als Streetworkerin bei der Diakonie Michaelshoven für obdachlose Menschen. Unter anderem war ich vorher in der Jugendhilfe sowie in einer Notschlafstelle tätig. Ich bin telefonisch oder per Email erreichbar und freue mich auf neue Begegnungen.

Fotos: Christina Bacher

Mobil: 0151 / 52 71 14 12 Email: h.schneider@diakonie-michaelshoven.de

Ich heiße Khaled Jebbari und arbeite ebenfalls in der Diakonie Michaelshoven als Streetworker mit dem Schwerpunkt obdachlose Menschen aus den EU-Osterweiterungsstaaten/Humanitäre Hilfen. Mit der Diakonie Michaelshoven verbindet mich u.a., dass ich „gemeinsam mit Menschen Perspektiven schaffen“ möchte. Zuvor war ich u.a. in der Migrationsberatung und in der Betreuung von Flüchtlingen tätig. Neben der polnischen Sprache beherrsche ich auch Arabisch, Französisch und Englisch. Gerne können Sie mir eine Email schreiben oder mich telefonisch erreichen. Mobil: 0170 / 31 18 654 Email: k.jebbari@diakonie-michaelshoven.de Streetwork/Humanitäre Hilfen Die Sozialen Hilfen Diakonie Michaelshoven e.V. Stammheimer Str. 28, 50735 Köln Tel.: 0221 / 99 56 44 00 Fax: 0221 / 99564928 www.diakonie-michaelshoven.de 

Kölns dienstältester Straßenzeitungsverkäufer ist optimal ausgerüstet, wenn er auf dem Markt in Braunsfeld verkauft.

Fotos: Christina Bacher

AUS DEN EINRICHTUNGEN | corona special

V

iele Jahre verkauft Gigi nun schon auf dem Wochen­ markt in Braunsfeld das Straßenmagazin DRAUS­

SENSEITER und hat unter seinen Stammkund*innen nicht nur viele Bewohner*innen des nahen Claren­ bach-Stifts, sondern auch den einen oder anderen pro­ minenten Menschen. Der gebürtige Italiener behandelt alle gleich mit einem freundlichen Lächeln und einem flotten Spruch auf den Lippen. Dass beides zur Zeit nicht viel wert ist, bedauert er sehr: „Mit dem Mundschutz kann man sich nicht besonders gut austauschen“, sagt er. Dennoch nimmt er den Schutz anderer und die Sicherheit vor Ansteckung sehr ernst. Mit seinem selbst­ gebastelten Stand kann er gut auf Distanz gehen, er nutzt Handschuhe und Mundschutz und die Kunden können kontaktfrei bezahlen, indem sie das Geld auf eine Schale legen. Packen die Markthändler dann am späten Mittag ihre Ware zusammen, tut Gigi es ihnen gemeinhin nach. Sein Weg führt ihn dann meistens in seinen Schrebergarten, wo er mit Hündin Lena seinen Feierabend verbringt – inmitten von selbstangebautem Gemüse und Obst. (cb) Auch in der Krise ist es für die Straßenzeitungsverkäufer*innen wichtig, dem Verkauf des Straßenmagazins nachzugehen. Das gibt ihnen eine Tagsstruktur und ihre Würde zurück. Um kontaktloses Bezahlen zu ermöglichen, teilen wir auf Wunsch eine Schale für das Geld aus, außerdem Mundschutz und Wertgutscheine.

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CARTOON | CLAYD

von Heiko Sakurai

Clayds Gedanken zum Coronavirus

Foto: Nicole Homburg

Hallo Freunde,

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hier ist ganz schön was los! Frauchen hat gerade kaum noch Zeit für mich, weil sie so viel für ihren Verein arbeitet... Das liegt alles an so einem Dings – einem Virus. Und der macht die Zweibeiner krank. Deshalb sind wir jetzt auch nicht mehr in Bus oder Bahn unterwegs und dürfen nicht mehr mit anderen quatschen. Jedenfalls nicht so nah. Ich muss sagen, dass ich das gar nicht schlimm finde. Bahnfahren mag ich eh nicht und jetzt werden wir gefahren! Ist fast so, als hätte ich einen eigenen Chauffeur. Das gefällt mir. Im Auto strecke ich dann meinen Hals und schaue aus dem Fenster. Bei schönem Wetter

gehen wir auch mal zu Fuß. Und da ist das Schöne, dass ich nicht mehr neben Frauchen stehen bleiben und warten muss, bis sie sich ausgequatscht hat. Denn das darf man ja nicht mehr. Oder gerade nicht. Oder nicht so nah. Oder so. Sorgen mache ich mir allerdings auch. Das Virus ist nämlich wohl nicht ganz ohne. Und ich will auf keinen Fall, dass mein Dosenöffner das kriegt! Ist irgendwie eine komische Zeit. Man soll auch viel drinnen bleiben. Das können aber nicht alle. Frauchen sagt, die Leute, die kein Körbchen haben wie ich und kein Dach, denen geht es gerade gar nicht gut. Da muss man helfen, wo es geht. Und während sie zu tun hat, bin ich öfters mal weg. Frauchen kennt nämlich jemanden, der einen Garten hat. Da kann ich meine Runden drehen und so

richtig Gas geben. Traurig war ich nur, als ich wieder so schlimm spucken musste und Bauchweh hatte. Natürlich sind wir gleich zum Doc und ich wurde wieder gepikst. Manchmal zwiebelt das ganz schön. Aber danach geht es mir meistens besser. Frauchen sagt, sie weiß nicht, wie lange wir noch zum Doc können – auch wegen diesem Virus. Tja, ist alles gerade anders als sonst. Nur eine Sache, die hat sich nicht geändert: Ich passe gut auf Frauchen auf. Bleibt gesund! Euer Clayd

l l l Hallo, ich bin Clayd aus Rumänien. Von dort bin ich zu meinem Frauchen, der Draussenseiter-Verkäuferin Kölsche Linda, gezogen. In meiner Kolumne erzähle ich, was ich so alles in meinem Alltag erlebe.


Buch-tiPPs

T.C. Boyle, Grégoire Hervier u.v.a.:

Text Tour

Linus Reichlin

Soundcheck ­ Geschichten für Musikfans

Lyrik & Prosa aus der Schreibwerkstatt Köln/Kalk

Keiths Probleme im Jenseits

 „als ich starb, kam ich in den hardrock-himmel.“ Der erste satz von t.c. Boyles 2001 nur in einer Kleinauflage in deutscher sprache erschienenen story „Der hardrockhimmel“ bildet den auftakt zu einem gelungenen literatur-sampler mit Geschichten für Musikfans. Der titel der anthologie ist passend, denn anhand der zusammengestellten 19 stücke – überwiegend stimmig gewählte romanauszüge – lassen sich lesenswerte Bücher und autoren entdecken. Musik in unterschiedlichen erscheinungsformen und spielarten setzt den ton für diese sachkundigen, amüsanten wie auch emotionalen texte, die echten Musikliebhabern Déjà-vu-erlebnisse bescheren dürften. Ganz sicher kennt man einen Plattenladen wie rachel joyce ihn beschreibt, der nur Vinyl verkauft. einschließlich des unvermeidlichen Personals – kundschaft, angestellte, abhänger und einem allwissenden Betreiber, der für jede stimmungslage die richtige scheibe, ob Rock oder Klassik, zu finden versteht. Rob Sheffield schickt den Leser auf eine bewegende erinnerungsfahrt in die alternative Musikszene der frühen neunziger, wenn sein Protagonist beim anhören eines Mixtapes seiner verstorbenen ehefrau erneut glückliche jahre durchlebt. Benedikt Wells ist mit einem auszug aus seinem erfolgreichen Debüt „Becks letzter sommer“ (2008) vertreten, in dem der frustrierte Musiklehrer Beck unter seinen schülern unverhofft ein vielversprechendes Gitarrentalent entdeckt. in der exklusiven story „Dark Was the night“ lässt Grégoire hervier seinen Protagonisten nach einem angeblich existierenden 30. song des legendären Blues-Musikers robert johnson forschen, indem er gekonnt Fakten, Gerüchte und spekulationen vermischt.

 „Finger weg von diesem Buch, wenn sie seichte unterhaltung mögen!“, warnen die Macher*innen von „text tour“ selbst auf ihrem Buchrücken – und sie meinen es damit durchaus ernst. Denn ihre Gedichte, kurzgeschichten, erinnerungen und erzählungen befassen sich sowohl mit lustigen, als auch tragischen themen: ein Mädchen verliebt sich in einen Mitschüler, ein Mann ist mit einer „Ziege“ verheiratet. Mal geht es um lebens(um)wege und mal um Mettbrötchen. ein autor berichtet von einem Besuch im hospiz, eine autorin nimmt Abschied von ihrem Sohn, und dann findet sich noch eine Geschichte, in der ein autor sich damit auseinandersetzt, ob es überhaupt sinnvoll ist, schriftsteller zu werden. Bei allen texten steht der kreative umgang mit sprache im Vordergrund. sie dient als ausdrucksmittel für die emotionen, mit denen die autor*innen das erlebte oder Fiktionale verbinden. insgesamt eine lebensumspannende „Text Tour“, die Leser*innen zum reflektieren einlädt und, wie der Buchrücken ebenfalls verspricht, nachhaltige „Gefühlsabdrücke im sand der Gezeiten“ hinterlässt. Zur entstehung: Die texte stammen von zwölf autor*innen aus einer offenen schreibwerkstatt unter leitung des journalisten und autors thomas Dahl. träger des Projektes ist die Gold-kraemerstiftung, deren arbeit sich ganz dem thema „inklusion im alltag“ widmet.

 auf der zweiten seite dieses überaus gelungenen romans stirbt keith richards – und damit beginnt ein aberwitziger spaß. ein reigen von grotesken situationen, Wahrscheinlichkeiten, träumen und philosophischen Gedankenspielen. Der ikonische riff-Meister der rolling stones stirbt, ist aber nicht tot. Fred hundt, hobby-Gitarrist in einer coverBand und im hauptberuf experte für physikalische Phänomen- und Wahr-scheinlichkeitstheorie, der seinen lebensunterhalt mit schulunterricht bestreitet, erhält einen notruf von einem alten Bekannten. Ben harper ist Promi-arzt in kalifornien und betreut auch den soeben verschiede-nen richards. Der wird zwar offiziell beerdigt, hält sich aber inkognito und mittellos auf einer insel auf. Bis er in persona in erscheinung tritt, begleitet der leser den erzähler hundt 120 seiten lang, etwa zu johnny Depp, dem er richards‘ totenkopfring verkaufen soll. Das alles ist mit unglaublich leichter hand, überaus witzig und clever erzählt und, lässt man sich darauf ein, sogar irgendwie schlüssig. und gespickt mit Weis-heiten höherer und niederer ordnung. „ich lebe in einem Paralleluniversum, ich weiß, dass sie leben, aber sie denken, ich bin tot, also bin ich tot, denn man lebt nur, wenn die anderen es wissen. Was glaubst du, wie sich das anfühlt?“, lässt der autor seinen imaginierten richards sagen. Darüber lohnt sich nachzudenken, wie über so manches in diesem Werk. „rock’n’roll ist der sieg des lebens über die seniorenresidenz“, stellt Fred hundt fest. Zuweilen offenbar auch über den tod.

Amir Shaheen

(sab)

„Text Tour – Lyrik & Prosa aus der Schreibwerkstatt Köln/Kalk“, epubli GmbH, Berlin 2019, ISBN 978-3-748540205, 18 €.

Amir Shaheen

Linus Reichlin: „Keiths Probleme im Jenseits“, Galiani, Berlin 2019, ISBN 978-3869711911, 20 €.

T.C. Boyle, Grégoire Hervier u.v.a.: „Soundcheck - Geschichten für Musikfans“, Diogenes, ISBN 978-3257244663, Zürich 2019, 10 €. 23


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Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle: Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), bacher@draussenseiter-koeln.de www.draussenseiter-koeln.de Redaktionsassistenz Sabrina Burbach, burbach@draussenseiter-koeln.de Herzlichen Dank allen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Ausgabe. Lektorat Barbara Feltes Titelgestaltung Deborah Keser

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Gestaltung Innenseiten Edgar Lange, https://www.desdev.de Titelfoto nXm-film-production Druck druckdiscount24.de Abos Martina Jühlke, juehlke@oase-koeln.de

ein Förder-Abo zu 150,– Euro pro Jahr

Vertrieb Ali Baran

(Als Dankeschön für das Förder-Abo gibt es zudem das Buch „Köln trotz(t) Armut“.)

Herausgeber Benedikt-Labre e.V. – OASE Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln Tel.: 0221 / 98 93 53-0, Fax: 0221 / 98 93 53 16

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Verkauf öffentlich • Agnesbuchhandlung, Neusser Straße 63, 50670 Köln • Buchladen Neusser Straße, Neusser Straße 197, 50733 Köln • Bunt Buchhandlung, Venloer Straße 338, 50823 Köln

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Kontoverbindungen IBAN: DE66 3705 0198 0016 5020 31 SWIFT-BIC: COLSDE33, Sparkasse KölnBonn

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draussenseiter ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009. draussenseiter ist Mitglied des

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Vorschau

Gratis-Tipp ❚ Online-Streaming

Rausgegangen wird in diesem sommer fünf jahre alt. aus einer e-Mail an 30 Personen ist ein team mit über 20 Festangestellten geworden, die mittlerweile in köln, Berlin und München die besten ausgehtipps raussuchen, innovative technische lösungen coden, den „rausweis“ aufbauen, ticketing-lösungen schmieden und Veranstalter*innen bei ihrem Marketing unterstützen. Zudem wurden mit einem Festival, zahlreichen Geheimkonzerten und dem konzertkahn drei erfolgreiche Veranstaltungsreihen etabliert. Dennoch sind innerhalb einer Woche 95% der geplanten umsätze weggebrochen – das kann auch die streamingplattform von dringeblieben.de und ASK HELMUT nicht auffangen, die sich seit März großer Beliebtheit erfreut. hier kann man kostenfrei online-sport machen und konzerte verfolgen und – nach Möglichkeit – für die künstler*innen spenden. Wer das rausgegangen-team unterstützen möchte, kann sich schon jetzt ein ticket für das nächste Geheimkonzert sichern oder sich auf der Website ein t-shirt bestellen. und wir sagen an dieser stelle „happy Birthday“ und stay strong! (cb)

 https://rausgegangen.de/veranstaltungen/unterstutzerinnen-geheimkonzert-fur-ein-rausgegangen-nach-de-1

Bild: rausgegangen.de

Foto: christina Bacher

„Rausgegangen“ feiert fünfjähriges

Mehr als 130 Menschen leben zur Zeit auf dem Gelände in ossendorf – in Bauwagen, häusern und kleinen Bauden.

Hilfe zur Selbsthilfe

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n Großstädten gibt es zahlreiche anlaufstellen für Menschen in Not. Selten allerdings findet man eine ganzheitliche Unterstützung, die jeden lebensbereich in den Blick nimmt. Die initiative Bauen Wohnen arbeiten e.V. (kurz iBWa) in köln-ossendorf stellt bereits seit 1997 auf einem riesigen Gelände Wohnraum und arbeit für ehemals Wohnungslose und langzeitarbeitslose zur Verfügung. hilfe zur selbsthilfe – zur Zeit leben 130 Menschen nach diesem Motto. Wir haben dort mal eine ausführliche runde gedreht und nicht nur zufriedene Menschen, sondern auch glückliche hühner angetroffen.

Der nächste DRAUSSEnSEITER erscheint zum 15. Juli 2020 als Sommer-Doppel-Ausgabe. Mehr dazu unter www.draussenseiter-koeln.de und auf www.facebook.com/Draussenseiter-Das-Kölner-Strassenmagazin-106192356124749

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SERVICE n Sozialdienst Katholischer Männer e.V.

Foto: Simon Veith

Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage), 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19, kontaktstelle@skm-koeln.de, www.skm-koeln.de

n Vringstreff e.V.

In der OASE.

Für Alle n Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe d. Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, 50677 Köln, Tel.: 27 69 70-0, verwaltung.salierring@diakonie-koeln.de, www.diakonie-koeln.de Beratung: Mo bis Fr 9-12 Uhr, Mo u. Mi 12.3016.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben Tagestreff: Di, Do, Fr 8.30-12.30 Uhr, Mo u. Mi 12.30-16.30 Uhr Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung, Internetzugang Kleiderkammer: Di u. Do 9-11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen § 67 SGB XII, Ambulante Begleitung gem. § 67 SGB XII, Betreutes Wohnen § 53 SG XII, Clearingstelle Claro im Trägerverbund

n Emmaus Geestemünder Str. 42, 50725 Köln, Tel.: 971 17 31, info@emmaus-koeln.de, www.emmaus-koeln.de

Appellhofplatz: Essenausgabe u. medizinische Versorgung, Mo bis Fr ab 21 Uhr Leben und Arbeiten in Gemeinschaft, günstiger Einkauf von Secondhand-Artikeln, Dritte-WeltArbeit durch Versand von Hilfslieferungen

n Lobby-Restaurant LoRe des KALZ für Berber und Banker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, 50668 Köln, info@koelnerarbeitslosenzentrum.de, www.koelnerarbeitslosenzentrum.de Mittagessen: Mo, Di 12-16 Uhr, Mi, Do, Fr 12-15.30 Uhr

n Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Angebote: 9-11 Uhr: Kostenloses sonntägliches Frühstück jeden 3. Sonntag im Monat im BÜZE Bürgerzentrum Köln-Ehrenfeld, Venloer Str. 429, und jeden 4. Sonntag in der MüTZe, Berliner Str. 77, Köln-Mülheim

n GUBBIO Obdachlosenseelsorge Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln, www.gubbio.de Öffnungszeiten: Di, Mi 14–17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme

n Kontakt- u. Beratungsstelle Rochus (SKM) Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, Tel.: 3377063-4, rochus@skm-koeln.de http://skm-koeln.de/9.0/9.1.8/rochus-p.html

Angebote: montags-freitags warmes Essen von 12.00-14.00 Uhr, kalte und warme Getränke, Duschmöglichkeit (Behindertendusche u. -toiletn Gulliver – Überlebensstation f. Obdachlose te), Wäsche waschen Mo-Do von 11.00-14.30 Uhr, Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, Beratung täglich von 11.00-15.00 Uhr oder nach 50667 Köln, Tel.: 120 60 91 Vereinbarung. Medizinische Sprechstunde Di und Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Do von 12.30-13.30 Uhr, Postadresse, ambulantes Tagesschlafraum, Postadressen, Caféteria mit betreutes Wohnen, PC-Nutzung mit Internet Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Inter- Zugang. Samstags geöffnet – es gibt Frühstück. netzugang, Kunstausstellungen, Handyladestati- Die Kleiderkammer hat täglich geöffnet, montags on, Gepäckaufbewahrung zwischen 9.15 und 10.30 Uhr auch für Menschen Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-16 Uhr (Kernöffnungs- aus dem Bezirk Ehrenfeld mit Köln Pass. zeiten), Wochenende und Feiertage 10-18 Uhr Öffnungszeiten: Mo-Fr. 11.00-15.00 Uhr, Kleiderkammer: Do 13.30-15.30 Uhr Sa. 10.00-13.00 Uhr

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Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit, mediz. Versorgung, PC-Nutzung mit Internetzugang Kontaktstellenbereich/Tagestreff: Mo. bis Fr.: 12.00 bis 15.30 Uhr (Essensangebot: 12.00 bis 14.00 Uhr) So. und Feiertage: 12.00 bis 13.00 Uhr Samstags geschlossen Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-11.30 Uhr, Mo bis Fr 14-15.30 Uhr

Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, 50678 Köln, Tel.: 278 56 56, info@vringstreff.de, www.vringstreff.de Öffnungszeiten: Mo bis Do 11.30-17 Uhr, Fr 9-12 Uhr Jeden 2. und 3. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9-11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung

n Bürger für Obdachlose e.V. Basislager Gebrauchtwarenkaufhaus Bürger für Obdachlose e.V. Basislager: Silcherstr. 11, 50827 Köln Tel.: 640 22 68, info@bfoev.de Kleiderkammer, Gebrauchtwaren-Kaufhaus für Jedermann, Arbeitsprojekt und Suppenküche. Obdachlose können gerne auch Kleidung, Schlafsäcke etc. in unserem Gebraucht-

n OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln, Tel. 0221/9893530 kontakt@oase-koeln.de www.oase-koeln.de

Kontakt- und Beratungsstelle: Montag und Freitag 9–13 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9–16 Uhr, Mittwoch nach Terminvereinbarung

Offener Treff: Montag 10.30–13 Uhr, Dienstag 13–16 Uhr, Donnerstag 13–16 Uhr, Freitag 11.30–13 Uhr Frühstück: Montag 10.30–13 Uhr

Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst: Montag 10.30-11.30 Uhr und Donnerstag 13.30-14.15 Uhr

Kleiderkammer/Duschen: Montags ab 10.30 Uhr Donnerstags ab 13.00 Uhr Computer-Nutzung: nach Vereinbarung Weitere Angebote: Gepäckaufbewahrung Redaktionssitzung DRAUSSENSEITER:

siehe Aushang


SERVICE

n Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V. Peter-Michels-Str. 1-9, 50827 Köln Tel.: 0221/ 9535301, Fax: 0221/ 5948789 ibwa@netcologne.de www.bauenwohnenarbeiten.de

Angebot: Arbeitsgelegenheiten, Beschäftigung, Wohnen, Betreutes Wohnen

Nur für Frauen n agisra e.V.

Schutz, Übernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC- und Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen möglich.

n Elisabeth-Fry-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, 50968 Köln, Tel.: 99 56-43 00 efh@diakonie-michaelshoven.de www. diakonie-michaelshoven.de Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet.

Informations- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen Salierring 48, 50677 Köln, Tel.: 0221/124019 oder 1390392, www.agisra.org

n Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und

Beratung nach Terminvereinbarung, Telefonische Sprechzeiten: Mo, Di und Do 10-15 Uhr

Beratung telefonisch, persönlich und per E-Mail, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote

n Café Auszeit 1 des SKF e.V. Kontakt- und Beratungsstelle für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen, Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln, Tel.: 0221/126 95 310 Duschen, Waschen, Kleidung, Postadresse, warme Mahlzeit (1,- Euro) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 11 – 15 Uhr; Mittwoch 15 – 19 Uhr Café Auszeit 2 Beratungsstelle für Frauen An der Fuhr 3, 50997 Köln, (EG, Gang auf der linken Seite, erste Tür links), Tel.: 02232.14 82 92, cafe-auszeit2@skf-koeln.de

Beratung für vergewaltigte Frauen Herwarthstr. 10, 50672 Köln, Tel.: 56 20 35, mailbox@notruf-koeln.de, www.notruf-koeln.de

Notschlafstelle für Frauen, Sozialdienst kath. Frauen e.V., Mauritiussteinweg 77-79, 50676 Köln | Nähe Neumarkt, Tel.: 0221/126 95 210 Täglich geöffnet von 20 – 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen:

In unserer stationären Einrichtung für wohnungslose Männer bieten wir folgende Hilfen an: Beratung und Unterstützung durch fachkompetente Mitarbeiter in den Bereichen: Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Finanzen, Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, Vollverpflegung und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, Nachgehende Hilfen im „Ambulant betreuten Wohnen“, Freizeitangebote

Wohnprojekt für Frauen

n LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V. für Mädchen und junge Frauen Beratung und Begleitung bei Problemen und in Krisensituationen

Mi 14-16 Uhr: ohne Anmeldung Di 10-11 Uhr, Do 14-15 Uhr: telefonische Beratung, Di 16-18 Uhr: kostenlose Betreuung Ess-Störungen 0800 5 03 58 85 Mädchenberatung rechtsrheinisch Buchheimer Str. 56, 51063 Köln-Mülheim Tel.: 0221/890 55 47; maedchenberatungrechtsrhein@lobby-fuer-maedchen.de Mi bis Fr ganztägig nach Vereinbarung Fr 14-18 Uhr ohne Anmeldung

Treffpunkt für Mädchen von 14-27 Jahren Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, 50670 Köln, Tel.: 0221/13 35 57 Foto: Christina Bacher

Erik-Wickberg-Haus Marienstr. 116-118, 50825 Köln Tel.: 955609–13 koelnewh@heilsarmee.de www.heilsarmee.de/ewh

Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: 0221/97 30 88 88 haus-rosalie@vinzentinerinnen.de

n Mäc-Up

Der Second-Hand-Laden der Sozialistische Selbsthilfe Köln (SSK) befindet sich am Salierring 37 und 41.

n Die Heilsarmee Sozialwerk GmbH

n Haus Rosalie

Mädchenberatung linksrheinisch Fridolinstr. 14, 50823 Köln-Ehrenfeld Tel.: 0221/45 35 56 50 Jeden Dienstag und Donnerstag offene Beratung maedchenberatung-linksrhein@lobbyvon 10 -15 Uhr; Donnerstags von 10 bis 12 Uhr fuer-maedchen.de Frauenfrühstück Mo bis Do: ganztägig nach Vereinbarung

n Comeback

Nur für Männer

Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Öffnungszeiten: Mo., Mi., Do. und Fr. von 12-15.30 Uhr Di. von 10-13 Uhr, Frühstück gibt es Di. und Mi., gekocht wird Mo. und Fr.

Foto: Wolfgnag Kurtz

waren-Kaufhaus kostenlos bei uns beziehen. Gemeinsam mit Emmaus betreibt der Verein die Suppenküche am Appelhofplatz.

Lobby-Restaurant LoRe, Domstr. 1, Nähe Hauptbahnhof.

n Notschlafstelle für Männer Johanneshaus Köln, Annostr. 11, 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 (tagsüber) und -26 (ab 18 Uhr), jhk-notaufnahme@johannesbund.de Sozialarbeiterische Beratung, Erarbeitung einer Perspektive, Vermittlung in weiterführende Hilfen Aufnahme: Täglich (auch Sonn- u. Feiertags) ab 18 Uhr für wohnungslose Männer ab 18 Jahren

n „Reso“ – Resozialisierungsabteilung Johanneshaus Köln, Annostr. 11 50678 Köln, Nähe Chlodwigplatz Tel.: 93 12 21-54, th.klahr@johannesbund.de Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach § 67 SGB XII: Unterbringung, Verpflegung und Selbstversorgung, individuelle Einzelfallhilfen, Beschäftigungsangebote, Mo bis Fr.: 8-16.30 Uhr 27


Die Corona-Krise trifft uns alle – aber Armutsbetroffene besonders hart. Bitte unterstützen Sie unsere Strassenzeitungsverkäufer und Stadtführer, die jetzt ohne Aufgabe und Zubrot sind, mit einer Spende unter dem Stichwort »#Corona-Draussenseiter-Soli«.

IBAN DE66 3705 0198 0016 5020 31

| SPARKASSE KÖLNBONN / BIC COLSDE33 OASE - Benedikt-Labre e.V. Alfred-Schütte-Allee 4, 50679 Köln www.draussenseiter-koeln.de

FOTO: SIMON VEITH

DAS HERZ DER STRASSE SCHLÄGT WEITER


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