VERLAGSVERÖFFENTLICHUNG
DK Nr. 163, Freitag, 18. Juli 2014 Seite 22
Nicht nur auf dem Rad Freunde RADFREUNDE HILPOLTSTEIN Sie trainieren zusammen, sie feiern zusammen und sie starten zusammen: Der große Zusammenhalt ist das Geheimnis, warum die Radfreunde Hilpoltstein immer viele Starter ins Rennen schicken. Und schnell sind sie auch.
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riathlon ist oft ein einsamer Sport. Lange Kanten, niedrige Drehzahl und oft alleine unterwegs, das ist das Schicksal des ehrgeizigen Ausdauersportlers. Doch bei den Radfreunden aus Hilpoltstein ist das anders. Jeden Samstag steht die große Radausfahrt an, am Sonntag ein langer Lauf, auch das Schwimmen trainieren die Radfreunde gerne gemeinsam. „Das Gute in Hilpoltstein ist, dass Du immer einen zum Trainieren findest“, sagt Fritz Buchstaller (Startnummer 50). Sein Radladen ist Dreh- und Angelpunkt. Der Routinier hat noch keinen Challenge ausgelassen. „Ich mach’s halt, weil es in Roth ist. Weil es dazugehört“, sagt der 53-jährige Thalmässinger. Er hat schon 1988 den ersten Ironman in Roth mitgemacht. Damals gingen 634 Eiserne an den Start. „Das war richtig familiär“, erinnert sich Buchstaller, „da habe ich alle gekannt, die geholfen haben“. Und die Starter? „Da waren viel mehr Hartgesottene dabei“, sagt Buchstaller. „Dann ist es richtig groß geworden – und schnell.“ Ziel sei beim Ironman immer die Qualifikation für Hawaii gewesen. „Und die, die einen Ironman geschafft haben, dachten, sie sind jetzt Götter.“ Inzwischen gebe es viel mehr Hobbytriath-
Ladenhüter: Für Josef Ramsauer, Alexander Schrüfer, Fritz Buchstaller, Harald Ackstaller und Lothar Ronge (v. l.) von den Radfreunden Hilpoltstein ist Buchstallers Geschäft der gewohnte Trainingstreff. Foto: Kofer leten. „Denen ist es egal, wann sie ins Ziel kommen.“ Auch Buchstaller ist nicht mehr der junge Heißsporn früherer Tage. „Man wird gelassener. Wenn es mal nicht geht, bringe ich mich auch nicht um.“ Doch auch Buchstallers Gelassenheit hat Grenzen. „Wenn ich über zehn Stunden brauche, würde mir das schon stinken.“ Senior im Team der Radfreunde ist Bernd Schreiner mit 58 Jahren (Startnummer 2601). Er macht heuer das Dutzend Langdistanzrennen voll. Nach einem Einbruch im Jahr 2011, als er sich beim Marathon ständig übergeben musste und zwölf Stunden unterwegs war, peilt er jetzt wieder eine Elf vorne an. So lange wird Alexander „Ali“ Schrüfer (Startnummer 49) bestimmt nicht unterwegs sein. „Deutlich unter neun, das ist das wichtigste“, ist seine direkte Ansage. „Klar will ich meinen Titel verteidigen.“ Denn obwohl der 37-jährige Hilpoltsteiner im Vorjahr mit 9:10 Stunden eine seiner schlechtesten Zeiten abgeliefert hat, wurde er bester Landkreisstarter. Die aktuelle Saison läuft bislang gut. Platz zwölf beim Rothsee-Triathlon, Platz vier auf der Mitteldistanz im österreichischen Saalfelden. Und das trotz eingeschränkter Trainingsmöglichkeiten. „Es wird schwieriger. Man trainiert jetzt öfter mal, wenn die Kinder
im Bett sind“, sagt der zweifache Vater. Dann geht er noch eine Stunde Laufen oder setzt sich im Keller auf den Heimtrainer. Bevorzugt am Mittwochabend, wenn im Fernsehen Fußball-Champions-League läuft. „Das geht bloß, wenn man Bayern-Fan ist“, wirft Harald Ackstaller ein, als Clubfan sei das schwieriger. Der 45-jährige Mörsdorfer (Startnummer 236) kennt das Problem, Familie und Sport unter einen Hut zu kriegen, gut. Er packt den Kleinen in den Babyjogger, die beiden Größeren fahren mit dem Rad nebenher. „Eine Stunde geht das schon. Aber das machen sie auch nicht immer“, sagt Ackstaller. Er müsse jetzt einfach härter trainieren als früher. Mehr als 14 Stunden Training pro Woche sind eben nicht drin. „Aber anscheinend macht’s nichts aus. Ich bin jedes Jahr besser geworden“, sagt Ackstaller und lacht. Im Vorjahr verbesserte er seine Zeit um zehn Minuten auf 9:20 Stunden. „Damit wäre ich wieder zufrieden.“ „Gegen den Harry habe ich keine Chance“, räumt Josef Ramsauer (Startnummer 1308) ein. Der 47-Jährige startet eigentlich für die DJK Allersberg. Er ist zum zwölften Mal beim Challenge, „und meine Zeiten sind immer schlechter geworden“. Deswegen wünscht er sich diesmal nur: „Entspannter vom
Rad steigen, keine Krämpfe beim Laufen.“ Vor allem bei Hitze hat er damit zu kämpfen. Ihm ist als einer der wenigen kühles Wetter und Regen am liebsten. „Eigentlich müsste der Josef Wintersport machen“, lästert Ali Schrüfer. Und als Ramsauer ankündigt, er werde nicht mehr allzu viele Landdistanzrennen bestreiten, geht ein Raunen durch die RadfreundeTruppe. „Klingt das nach Abschied?“, will Buchstaller wissen und alle feixen. Das ist es, was Lothar Ronge am meisten vermisst: das Training und die Frotzeleien mit den anderen. „Ich kann nicht mehr mit den Kumpels fahren“, sagt der 55-jährige Thalmässinger (Startnummer 1733). Seit seiner schweren Erkrankung muss er den Wettkampf „ganz vorsichtig angehen und schauen, was rauskommt. Das Laufen ist bei mir immer ein Tanz auf Messers Schneide.“ Seine Bestzeit von 9:53 Stunden wird für immer Bestzeit bleiben. Jetzt geht es ums Ankommen. Gut elf Stunden kalkuliert Lothar Ronge inzwischen ein. Beklagen will er sich darüber nicht. „Ich weiß, dass ich Schmerzen haben werde“, sagt er. Trotzdem will er nicht von der Langdistanz lassen. Auf dem Sofa sitzen, das sei nichts für ihn. „Ich brauche Bewegung.“ Und den Challenge. „Das ist mein Leben.“ rok