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SEHNSUCHT NACH TIROL TRAVEL

SEHNSUCHT NACH TIROL

«Hierhergekommen, gleichsam gezwungen, endlich an einen Ruhepunkt, an einen stillen Ort, wie ich ihn mir nur hätte wünschen können» – schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe über Tirol. Unberührte Natur, sattgrüne Wiesen, dichte Wälder sowie urgemütliche Almhütten laden Erholungsuchende zum Relaxen ein. Das österreichische Bundesland lockt aber auch mit dem Achensee als grösstem See der Region, seiner währschaften Küche und den Menschen, die ihre Gäste mit der ihnen eigenen Herzlichkeit empfangen – Tirol trifft mitten ins Herz. Text: Karin Schmidt

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Am Herzschlag der Natur

Am unmittelbarsten lässt sich die faszinierende Bergwelt Tirols während eines Wanderurlaubs erleben. Denn wer ein Land beschreitet, der verwächst auch ein wenig mit ihm. Mehr als 24’000 Kilometer markierte Berg- und Wanderwege hat das Herz der Alpen zu bieten. Darunter befinden sich anspruchsvolle Routen für erfahrene Gipfelstürmer wie auch leichte Themenwanderwege, die Familien mit Kindern mühelos meistern können und deren Spiel- und Erlebnisstationen für Abwechslung sorgen. Konditionsstarke sollten einen der Weitwanderwege wählen, wie den Ötztal Trek oder den längsten seiner Gattung, den Osttiroler Adlerweg. Um sichere Unterkünfte muss man sich bei guter Planung keine Sorgen machen: In allen Regionen gibt es ein grosses Netz an Schutzhütten und bewirtschafteten Almen. Das i-Tüpfelchen eines gelungenen Wanderurlaubs in Tirol ist und bleibt eine Sonnenaufgangswanderung: Wenn das erste Tageslicht die Berggipfel in goldenem Licht erstrahlen lässt, geht einem wahrlich das Herz auf.

Vielfältiges Tirol

Doch das Tirol hat weit mehr zu bieten: Da gibt es das Unterland zwischen der Sportstadt Kitzbühel und der mittelalterlichen Salzstadt Hall, in dem der Dialekt weicher und die Bergrücken nicht so steil sind. Und es gibt das engere, steilere Oberland mit den harten K-Lauten, die ganz hinten in der Kehle gebildet werden. Dazwischen die Stadt Innsbruck, eingebettet zwischen ihrem Hausberg im Süden, dem Patscherkofel und den steil aufragenden Kalkalpen im Norden. Da stellt sich nur die Frage: Wo anfangen bei den schier unendlichen Möglichkeiten? Wie wäre es beispielsweise mit einem Besuch der Tiroler Landeshauptstadt? Oder der Eroberung eines Boulder-Felsens im Pitztal? Wasserratten zieht es vielleicht eher an den Achensee? www.tirol.at

Seebensee Ehrwald – der schönste See der Tiroler Zugspitzarena ist oberhalb der Ehrwalder Alm gelegen auf 1657 m.

«Überschaubare

Kleinstadt und geschäftige Metropole, urbaner

Treffpunkt für Menschen aus aller Welt und Basislager für Ausflüge ins Hochgebirge: Innsbruck ist perfekt für einen abwechslungsreichen Städtetrip. »

Innsbruck– HAUPTSTADT DER ALPEN

Warum Innsbrucker und ihre Gäste diese Stadt lieben? Weil sie alles an Urbanität und Weltläufigkeit zu bieten hat, was der Mensch in ein paar Tage (Urlaubs-) Leben hineinpacken kann. Weil die Tiroler Landeshauptstadt dennoch so überschaubar ist, dass man beinahe alle Ziele bequem zu Fuss erreichen kann – egal, ob man im lebhaft pochenden Herz von Innsbrucks mittelalterlicher Altstadt durch kleine Boutiquen stöbert oder am hippen Wiltener Platzl ein Restaurant besucht. Und weil es gerade einmal 20 Minuten dauert, um mit der Hungerburgbahn direkt aus der Stadt auf mehr als 2200 Meter Seehöhe ins wilde Hochgebirge zu gelangen. Kein Wunder, dass die Nordkette der Innsbrucker liebster Abenteuerspielplatz ist. Adrenalinjunkies stürzen sich auf ihren Bikes den Singletrail hinunter, andere messen sich auf dem Klettersteig mit den Gämsen, die man nicht nur im Alpenzoo aus der Nähe sieht. Innsbruck ist klein genug für eine mitunter behäbige Biederkeit, und Innsbruck ist gross genug für den Lebenshunger von 30’000 Studierenden, eine vielfältige Kulturszene, zahllose Restaurants und Lokale für jeden Geschmack und jede Interessenslage.

Zeitreise in die Vergangenheit

Ein Schritt in die historische Altstadt von Innsbruck genügt und die Zeit Kaiser Maximilians I. erwacht zum Leben. Spätgotische Hausfassaden aus der Zeit von 1490 bis 1520, die typisch im Inn-Salzach-Stil erbauten Arkadengänge, Lauben genannt, und bunt geschmückte Erker atmen Geschichte und Kultur. Die Lauben dienten übrigens damals wie heute dazu, Einkaufen im Trockenen zu ermöglichen. Mitten in der Altstadt von Innsbruck befindet sich auch das weltberühmte «Goldene Dachl», das Wahrzeichen der Stadt, und das dazugehörige Museum. «Nutze jeden Augenblick, lass keinen Tanz im Leben aus, mitnehmen kannst du nichts.» So soll der Spruch auf dem Schriftband auf den Reliefs des berühmten Dachs lauten – eine Mutmassung, denn der Schriftzug gilt bis heute als nicht entziffert. Prunkvoll mit 2657 feuervergoldeten Kupferschindeln geschmückt, alle noch im Original erhalten, bildet es das Dach des um 1500 im Auftrag von Kaiser Maximilian I. errichteten, dem «Neuhof» vorgebauten Prunkerkers. Nur ein kurzer Spaziergang durch die Altstadt trennt das Dachl von der Innbrücke, der die Stadt ihren Namen verdankt. Wer eine Schindel vom berühmten Dachl mit nach Hause mitnehmen will, schaut in den Innsbrucker Altstadtkonditoreien Munding oder Zimt & Zucker vorbei. Sie bieten eine süsse Variante der goldenen Bausteine an. www.innsbruck.com

SPORTSPASS AM GRÖSSTEN Tiroler See

Es ist nicht zu bestreiten: Auf Binnenlandbewohner übt das Wasser einen besonderen Reiz aus. Kein Wunder, dass Tiroler – bekanntlich nicht mit einem Zugang zu einem Ozean gesegnet – den Achensee liebevoll als das «Meer der Tiroler» bezeichnen. Tatsächlich erinnert der grösste See des Landes mit seiner langgestreckten Form eher einen Fjord. Meer haben die Tiroler zwar keines, dafür aber gewaltige Berge, in die der Achensee malerisch eingebettet liegt. Und alles, was man im, auf dem und rund um das Wasser tun kann, tut man am Achensee mit einem herrlichen Panoramablick. Mag schon sein, dass man während der allerersten, noch etwas unbeholfenen Versuche beim Stand-upPaddeln keine rechte Musse hat, sich umzuschauen; aber im Segelboot übers Wasser zu flitzen, sich auf dem Surfbrett in den Wind zu stemmen oder sich gar mit einem Kite frei wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben: Geräte und professionelle Instruktionen gibt’s in allen Orten rund um den See. Wer gerne selbst aktiv ist, darf sich ab Sommer 2018 über die neue, multifunktionale Freizeitanlage «Atoll» am Achensee freuen. In Buchau, am Südostufer des Sees gelegen, erwartet die Gäste eine Wasserarena mit einem 25-Meter-Sportbecken, Fun- und Outdoorpools, einer Erlebnisrutsche und einer großen Saunalandschaft – inklusive InfinityPool auf dem Dach. Im Strandbad Buchau erwartet Kinder ein richtiges Schiff als Spielplatz – die 31 Meter lange «St. Benedikt». Und wer beschauliche Grandezza sportlicher Action vorzieht, findet in einem der Strandbäder oder bei einer Dampferfahrt auch alles, was sein Herz begehrt. www.achensee.com

TRENDSPORT KLETTERSTEIGGEHEN

Das Abenteuer wartet nur wenige Gehminuten von der Bergstation der Birkhahnbahn in Galtür im Paznaun entfernt: «Little Ballun» ist ein bestens gesicherter Klettersteig und schon für Kinder ab acht Jahren geeignet – perfekt auch für Erwachsene, die sich mehr zutrauen als einen herkömmlichen Wanderweg. Ohne entsprechende Ausrüstung geht’s natürlich auch in einer einfachen (A) bis mittelschwierigen (B) Route nicht, Klettersteigset, Helm, Handschuhe und feste Schuhe sind ein Muss. Ausserdem empfehlenswert: etwas zu trinken, ein Erste-HilfeSet und Kleidung zum Wechseln (Klettern ist eine schweisstreibende Angelegenheit). Bergführer Christoph Pfeifer hat noch ein paar Extra-Tipps parat: «Abstand halten zum Vordermann, damit der sich nicht gehetzt fühlt!» Und: «Wachsam bleiben! In der Wand achten wir nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf die anderen Kletterer.» Nervosität wandelt sich in Konzentration, die ungewohnte Kraftanstrengung in Selbstvertrauen und dann, eine knappe Stunde später, in eine Aufwallung von glücklichem Stolz. Geschafft! www.galtuer.com

AUSFLUGSZIELE

FÜR ERLEBNISHUNGRIGE

Funkelnde Entdeckungen Sie riecht unverwechselbar gut. Und sie tut gut. Beruhigt den Herzschlag, fördert die Entspannung und den tiefen Schlaf. Die Zirbe, das hochalpine Gewächs, das auch gern als Königin der Alpen bezeichnet wird. Im ZirbenPark oberhalb von Jerzens wird die Zirbe (auch Zirbelkiefer oder Arve genannt) in all ihren Facetten thematisiert und das ZirbenErlebnis mit allen Sinnen spürbar sein. Der ZirbenPark-Rundwanderweg, Abenteuer-, Spiel-, Kletter- und Wasserelemente sowie der Zirbenturm mit Riesenrutsche versprechen Familienerlebnis für Gross und Klein. Höhepunkt für alle, die Kind geblieben sind, ist der Erlebnisturm in Zirbenzapfenform – mit einer 12 Meter hohen Aussichtsplattform und einer 16 Meter langen Röhrenrutsche (www.hochzeiger.com). Am Rifflsee im Pitztal können Gäste die höchste Flossfahrt Europas unternehmen, Im Sommer können sie täglich mit einem 140 Quadratmeter grossen Holzfloss in 2232 Metern Seehöhe mit Blick auf die Gletscher über den See gleiten. Geniesser sollten unbedingt dem Pitztaler Gletscher einen Besuch abstatten. Vom Café 3440, dem höchstgelegenen in ganz Österreich, ist die Aussicht schlicht überwältigend. Über 50 Dreitausender gibt es am Dach Tirols zu bestaunen. Gemütlich schwebt man mit der futuristischen Wildspitzbahn hinauf und blickt bei hausgemachtem Apfelstrudel von der Sonnenterrasse auf das ewige Eis der Wildspitze – den mit 3774 m höchsten Gipfel des Landes.

Die Kristallwelten in Wattens präsentieren sich als magischer Kunst- und Erlebnispark: Sie sind ein Ort der Fantasie, der Kreativität und der Spielfreude, der anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums von Swarovski im Jahr 1995 vom österreichischen Multimediakünstler André Heller geschaffen wurde. Rund um den mächtigen «Riesen», der den Eingang der Kristallwelten bewacht, dehnt sich eine 7,5 Hektar grosse Gartenlandschaft mit zahlreichen Attraktionen aus. Insgesamt sind 16 Wunderkammern von namhaften internationalen Künstlern und Designern wie Alexander McQueen, Tord Boontje oder Brian Eno in den Kristallwelten zu bewundern.

Erlebnisse im Pitztal

www.kristallwelten.swarovski.com

www.pitztal.com

007 im Ötztal Im Juli 2018 soll es endlich eröffnen, das «007 Elements» hoch über Sölden. Die «Kinoinstallation» am Gaislachkogl in über 3000 Metern Höhe ist eine Hommage an den Bond-Streifen «Spectre». Das dort befindliche Gipfelrestaurant «ice Q» wurde im Film zur Hoffler-Klinik und Ausgangspunkt einer rasanten Verfolgungsjagd.

www.soelden.com

Faszinierende Skisprungstätte

Die architektonisch herausragende olympische Bergisel Schanze Innsbruck wurde von Star-Architektin Zaha Hadid entworfen. Das beeindruckende Panoramarestaurant gibt einen unglaublichen 360-Grad-Rundblick frei und verwöhnt die Besucher mit kulinarischen Leckerbissen.

www.bergisel.info

Grösstes Silberbergwerk des Mittelalters Die Stollen der Bergbaumetropole in Schwaz erstrecken sich 800 Meter unter die Erde. In einer 90-minütigen Führung erfährt man im Silberbergwerk Schwaz spannende Geschichten über die mehr als 10‘000 Knappen, die zur Blütezeit in Schwaz arbeiteten.

www.silberbergwerk.at

TIROLS SPITZEN-EVENTS IM FRÜHLING/SOMMER 2018

Das ganze Jahr über ziehen Top-Events in Tirol zehntausende von Besuchern an. Einige laden zum Mitmachen ein, andere geben Grund zum Staunen.

KUFSTEINERLAND

GLÜCK.TAGE 2018

24.05.2018 – 26.05.2018 Glücks-Inspiration pur. Zum dritten Mal lädt das beliebte Festival für Literatur, Philosophie, Natur und Genuss Glückssuchende in die historische Festungsstadt und ihre idyllische Umgebung ein. International renommierte Speaker und Autoren – wie der bekannte UNO-Menschenrechtsrat und Globalisierungskritiker Jean Ziegler – werden ihre Erkenntnisse rund um das Thema «Glück» mit den Festivalbesuchern teilen.

www.glueck-tage.com

ERL

TIROLER FESTSPIELE ERL

05.07.2018 – 29.07.2018 Zu ihrem 20. Geburtstag werden die Tiroler Festspiele Erl mit dem grossen Komponisten Cyril Scott eröffnet. Der Mann, der als englischer Debussy galt, gibt den Ton an bei einer Festspiel-Ausgabe, die ihren Schwerpunkt auf England legt. Natürlich nimmt auch Richard Wagner wieder seinen prominenten Platz ein, ebenso wie die sehr beliebte Erler Fassung des «Ring des Nibelungen», die an vier Tagen in Folge aufgeführt wird, und eine erneute «Tannhäuser»-Inszenierung – nach sechs Jahren Pause.

www.tirolerfestspiele.at

KITZBÜHEL

GENERALI OPEN KITZBÜHEL

28.07.2018 – 04.08.2018 Game, Set & Kitz. Die ATP World Tour ist 2018 zum 74. Mal zu Gast in Kitzbühel. Hart umkämpfte Ballwechsel, sensationelle Punktschläge und emotionale Siege: Auch 2018 verspricht das Generali Open in Kitz bühel wieder ein Sport-Event der Extraklasse zu werden.

KUFSTEIN

10. RITTER-FEST KUFSTEIN

18.05.2018 – 21.05.2018 Vier Tage lang nehmen Ritter, Burgfräulein und Gaukler die Festung Kufstein beim 10. Ritter-Fest, zu dem sich hunderte Akteure aus ganz Europa versammeln wieder in Beschlag. Die Besucher können in die phantastische Welt der Schwertkämpfer, Minnesänger, Feuerkünstler und Landknechte eintauchen.

www.kufstein.at

BRIXEN IM THALE

KITZALPBIKE-FESTIVAL

16.06.2018 – 23.06.2018 Bei Österreichs führendem Bike-Festival KitzAlpBike stehen wieder zahlreiche Wettkämpfe und Side-Events auf dem Programm, die Amateure und Profis sowie grosse und kleine Besucher begeistern. Ein Highlight ist der MTB-Marathon mit seinen fünf verschiedenen Runden für Einsteiger bis Weltcup-Profis sowie E-Biker.

www.kitzalpbike.com

www.generaliopen.com

LIENZ

INTERNATIONALES STRASSENTHEATER-FESTIVAL OLALA

21.07.2018 – 28.07.2018 Olala präsentiert die ganze breite Palette internationaler Strassenkunst – den zeitgenössischen Strassenzirkus mit atemberaubender Akrobatik und Artistik, farbenfrohe Walkacts, beindruckende Installationen – und das alles mit einer gehörigen Portion Humor und Poesie.

www.olala.at

ST. ANTON AM ARLBERG

KULINARIK & KUNST FESTIVAL

17.08.2018 – 09.09.2018 Das Schlaraffenland zieht im Sommer 2018 an den Arlberg: Bereits zum vierten Mal findet in der Wiege des Skilaufs das internationale Kulinarik & Kunst Festival statt. Mit dabei: Schauspieler Gérard Depardieu sowie die Musikerlegenden Suzi Quatro und Smokie. Drei SpätsommerWochen lang verwöhnen 40 internationale Sterne- und Haubenköche, 30 Top-Winzer und 30 Weltklasse-Künstler verschiedener Genres ihre Gäste in St. Anton am Arlberg. Schirmherr ist wieder der Spitzenkoch Eckart Witzigmann.

www.kulinarikkunst.org

MADE IN

Tirol

Dreamteam auf der Hütte

Katharina Daum war 27 Jahre alt und alleinerziehende Mutter eines Siebenjährigen, als sie ihren ersten Hüttenpächterinnen-Job antrat: ohne irgendwelche finanziellen Mittel, mit nichts als ihrem alten Werkzeugkoffer und einer Stirnlampe. Und natürlich mit Sohn Manuel an der Hand. «Damals wurden Wetten abgeschlossen, ob ich es länger als ein Jahr aushalte», erinnert sich die heutige Hüttenwirtin der Olperer Hütte in den Tuxer Alpen. Allen Unkenrufen zum Trotz sind Katharina und ihr mittlerweile 31-jähriger Sohn Manuel gemeinsam mit Husky Snowy immer noch ein eingeschworenes Team und führen die Olperer Hütte im Zillertal. Der Junior-Chef, der seine Matura an der Hotel- und Tourismusfachschule absolvierte, teilt die Begeisterung für das Hüttenleben mit seiner Mutter: «Er geniesst es, dass das Leben auf der Hütte so vielfältig und jeder Tag ein Abenteuer ist.» Ein Abenteuer, das harte Arbeit bedeutet. Der logistische Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Zumal, wenn man wie die Daums Wert darauf legt, regional und frisch zu kochen. Alle drei, vier Wochen liefert der Hubschrauber neue Lebensmittel. «Aber wenn das Wetter umschlägt und der Hubschrauber im Nebel nicht fliegen kann, gehen wir zum Stausee hinunter und schleppen alles, was geht, mit dem Rucksack herauf», erklärt Katharina. «Ja, es ist ein anderes Leben, ein spezielles Leben. Aber wir vermissen nichts.»

www.olpererhuette.de

Auch nach einem knappen Vierteljahrhundert als Hüttenwirtin kann sich Katharina Daum kein anderes Leben vorstellen – bei dem Ausblick verständlich.

2007 wurde die Olperer Hütte nach den Plänen des Architekten Hermann Kaufmann neu gebaut. Die Giebelseite mit einem grossen Panoramafenster ragt spektakulär über die Hangkante hinaus. Vom Schlegeis-Speicher, der über Mayrhofen im Zillertal erreichbar ist, ist die Hütte in rund 1,5 Stunden Gehzeit erreichbar. Sie liegt entlang des Berliner Höhenwegs, der «Peter-Habeler-Runde» und des «Traumpfad München – Venedig».

Eine Adlerin im Höhenflug

Eigentlich wollte sich Margret Schiestl im Ruhestand ganz ihrer Leidenschaft für die Kunst widmen. Doch das Leben hatte noch andere Pläne. Heute ist sie nicht nur Malerin, sondern auch Modedesignerin und Schöpferin des Labels «Tiroler Adlerin». Die Tiroler Adlerin, erzählt Margret Schiestl, sei ihr «zugeflogen». An den Tag erinnert sie sich ganz genau. Es war der 7.7.2007, sie sass im Zug, beobachtete einen Vogel und fertigte eine Skizze an. Diese glich einem Adler, hatte allerdings Brüste, High-Heels und eine spitze Zunge. Die ehemalige Lehrerin und Mutter fertigte die ersten Design made in Tirol – Seit 10 Jahren designt und produziert Margret Schiestl (rechts) unverwechselbare Trachtenmodekollektionen. T-Shirts für ihre Töchter an und entwarf eine Musterkollektion. Aus den ersten Entwürfen ist inzwischen eine ansehnliche Kollektion geworden. Flippige Mäntel und bunte Röcke gibt es ebenso wie elegante Kostüme, Etuikleider, sportliche T-Shirts und Sweater oder edle Lodenjacken. Im Dezember 2010 hat sie den vier Semester dauernden Studiengang für Grafik und Malerei bei Markus Lüpertz abgeschlossen. «Das war das Beste, was mir passieren konnte», schwärmt Margret Schiestl, die sich schwerpunktmässig mit dem Thema «Geburt» beschäftigte. Grossflächige, abstrakte Werke entstanden. In ihrer Werkstatt tobt sie sich im von bunten Farbtupfern übersäten Arbeitskittel an diesen beiden Projekten aus. Oft findet man sie auch im Shop der Tiroler Adlerin, wo sie mit Kunden plaudert, das passende Kleidungsstück für diese kreiert, an neuen Entwürfen, Schnitten oder Materialkombinationen tüftelt. «Kunst und Mode lassen sich sehr gut verbinden», freut sich Margret Schiestl. Der Grossteil der Kollektion besteht aus handgearbeiteten Einzelstücken. Und in der Exklusivität und Individualität liegt auch die Stärke der Tiroler Adlerin. Die «Adlerinnen», Margret führt das Unternehmen mit ihrer Tochter Melanie, kennen ihre Kunden und fast jedes Kleidungsstück, das je den Shop, resp. die Werkstatt verlassen hat. Für die Männer gibt es eine eigene Kollektion, die immer besser angenommen wird. Entworfen, geschneidert, gestrickt oder gehäkelt wird ausschliesslich in Tirol. Ihr Markenzeichen: ein Adler mit offenen Armen, Schwingen, geballten Fäusten, gekrönt mit stolzen Brüsten, Pumps und spitzer Zunge. Dieses markante Symbol steht für Freiheit, Kreativität und Stärke zugleich.

www.tiroler-adlerin.at

Kraft der Alpen

Der Duft von wohlriechenden Alpenkräutern und heissem Bienenwachs liegt in der Luft, ans Ohr dringt das Summen der fleissigen Honig-Sammlerinnen: Wer den Hof von Martin Gundolf aus Wenns betritt, den erwartet ein Fest für die Sinne. Aus Honig, Wachs und Heilkräutern aus der Region stellt der Imker auf seinem Hof – der seit 600 Jahren im Familienbesitz ist – natürliche Kosmetik ohne Konservierungsstoffe her. Vor 18 Jahren hat Gundolf die Marke «Alpienne» mitbegründet. Heute arbeiten 15 Leute in Produktion, Labor und Versandlager im alten Heustadl. Angeboten werden rund 700 hausgemachte, alpine Produkte wie Zirben-Schlafkissen, Arnika-Tonikum und Propolis-Pflegecreme. Fast alle Pflanzen werden wild gesammelt, von heimischen Bauern und Hirten, nur die Ringelblume wird angebaut, natürlich ökologisch. Insgesamt wachsen hier auf 860 Metern Höhe 350 verschiedene Kräuterarten.

www.alpienne.at

Die Heimat in Flaschen gefüllt

Mehr als 4000 Brennrechte gibt es in Tirol, die meisten werden seit Jahrhunderten innerhalb der Familie weitergegeben. Tirol ist für den Obstbrand das, was Schottland für den Whisky ist. Albert Schmiders Vita wäre eine eigene Geschichte wert, die vom Aufstieg zum Siemens-Manager erzählen würde, vom Burnout und einer einjährigen Auszeit, in der die Entscheidung reifte, nicht mehr ins Büro zurückzukehren. In seinem zweiten Leben ist er Bergführer, Vermieter eigener Ferienwohnungen, Inhaber eines Bio-Hofladens – und Schnapsbrenner. «Brennerei zum Messerschmied». So heisst das alte Bauernhaus von 1536 im Dorfzentrum von Ebbs. Seit mindestens fünf Generationen ist es im Besitz der Familie Schmider. Albert Schmider hat es liebevoll restauriert und eine Schaubrennerei darin integriert. Dort begleitet er seine Gäste durch Verkostungen. Stets beginnt er bei der Tradition und Geschichte des Gebrannten. Er nimmt seine Besucher mit auf die Reise des Edelbrandes, die in den Hochkulturen von Mesopotamien und Ägypten ihren Anfang genommen hat. «Ganz zum Schluss schätzen sie dann den Genuss umso mehr, wenn ihnen das klare Obstaroma die Kehle runter rinnt», erzählt er schmunzelnd. Wie aus dem Obst von alten Bäumen edle Destillate werden, kann man bei Albert Schmider auch lernen. Schon viele haben hier beisammengesessen und ihre Liebe zum Schnaps entdeckt. Sind eingetaucht in Albert Schmiders philosophische Liebe. Der im Schnapsbrennen fast eine Verpflichtung den Naturschätzen gegenüber sieht: «Für mich steckt in so einem Flascherl Edelbrand die Vielfalt, Liebe und Einzigartigkeit einer Region», fasst er zusamAlfred Schmider führt die alte Familientradition in der men. Es ist eine Aufgabe, die er ernst nimmt. Vorbeischauen, schnuppern und Schnapsbrennerei fort. Sie ist schmecken lohnt sich in jedem Fall. Passion und Leidenschaft. www.wundertropfen.com

Klasse in jedem Detail

Daniel Kern hat sich ganz und gar dem Loden verschrieben. Einem Material, das Tradition pur bedeutet, das er aber in seinen Stücken frisch und neu interpretiert. Und genau darin liegt sein Erfolg. Das Schneidern hatte es Daniel Kern von klein auf angetan. Sein Onkel betrieb eine Schneiderei in Achenkirch und da hielt der Neffe sich gern auf. Wenig verwunderlich, dass er schliesslich die Schneiderlehre begann. Das ist nunmehr 37 Jahre her. Seit zwölf Jahren betreibt Daniel Kern seine eigene Massschneiderei LODENKERN am Achensee. Hunderte von Jacken fertigen er und seine elf Mitarbeiterinnen pro Jahr für die strikt qualitätsorientierte Kundschaft, davon viele Stammkunden. Die Liebe zur Schneiderei und das Wissen um die traditionelle Handwerkskunst manifestieren sich nicht nur in jedem Detail der sorgfältig gefertigten Stücke, sondern leben in der zeitgemässen Mischung von Materialien wie Wolle, Seide und Leinen fort. Da jede massgeschneiderte Jacke am Kunden angepasst werden muss, können diese ausschliesslich vor Ort im Geschäft in Achenkirch bestellt werden.

www.loden-kern.at

Daniel Kern in Achenkirch veredelt Loden zu hochklassigen, nach Mass gefertigten Einzelstücken von zeitloser Schönheit.

Tipp

Auf der Suche nach dem besonderen Einkaufs erlebnis muss man sich meist abseits der grossen Einkaufsstrassen bewegen. Im Shoppingguide «Herz.Stücke» finden sich 80 solcher einzigartigen Geschäfte, die sich in Tirols städtischen Zentren ebenso finden wie in entlegenen Tälern. Autorin Irene Heisz und Fotografin Lisa Hörterer porträtieren im Handbuch der Tiroler Einkaufserlebnisse rund 80 kleine Läden und Manufakturen mit familiengeführten Produktionen und elegante Boutiquen.