Diplomacy and Commerce No.1

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März 2019 | Ausgabe Nr. 1 | Preis: Gratis

9772466380019

Die Exporte werden die Schallmauer von 150 Mrd. Euro durchbrechen

70. Jahrestag der Republik Indien und 70 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Indien und Österreich

Mag. Michael Otter

WKO, Abteilungsleiter Aussenwirtschaft Austria - Interview

Dekarbonisierung und der Kampf gegen den Klimawandel

Vierte Wiener Innovationskonferenz Innovationsmanagement

zwischen Mythen, Methoden und Machbarkeit

Janez Kopač

Direktor des Sekretariats der Energiegemeinschaft - Interview

Seit der Neueröffnung mehr als 12 Millionen Besucher in der Albertina!

Wir wollen, dass es einen geregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU gibt

Herr Leigh Turner

S.E. Botschafter von Großbritannien in Österreich – interview

MADEIRA : Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder Generaldirektor der Albertina – interview

Wo Ronaldo geboren wurde starb der letzte österreichische Kaiser



editorial

Inhalt

To Vienna, to Vienna! „To Moscow, to Moscow“ riefen drei Schwestern aus Tschechows Drama Anfang des 20. Jahrhunderts und verwiesen eindeutig auf die Tatsache, dass diese Stadt zu dieser Zeit ein Zentrum globaler Ereignisse und Trends war. „To Paris, to Paris“ sagten zahlreiche Schriftsteller und Künstler aus Amerika und der ganzen Welt, die nach dem Ersten Weltkrieg in die französische Hauptstadt strömten. „To Vienna, to Vienna“ rufen wir heute aus, zutiefst davon überzeugt, dass Wien wieder zum kulturellen, wirtschaftlichen und diplomatischen Zentrum Europas, jedenfalls seines zentralen Teils, geworden ist. „Diplomacy & Commerce Austria“ ist das dritte Magazin aus dieser Edition, die von Color Media Communications in Zusammenarbeit mit dem Londoner „The Economist“ herausgegeben wird. Einmal monatlich, um den 5. des Monats, erscheint das Magazin auf Ihrem Arbeitstisch, während Sie die Nachrichten aus der diplomatischen und geschäftlichen Gemeinschaft in Wien täglich auf diplomacyandcommerce.at verfolgen können. Das Magazin „Diplomacy & Commerce“ berichtet regelmäßig über die Ereignisse aus der österreichischen, politischen und wirtschaftlichen Welt, Aktivitäten der diplomatischen Gemeinschaft in Wien, sowie über wichtige Veranstaltungen aus dem Kulturbereich in Österreich. Es gibt auch viele interessante Reportagen aus der ganzen Welt sowie Rubriken über Essen, Wein und die Gastro-Szene in Österreich. Natürlich werden wir in jeder Ausgabe ausgewählte Texte aus dem Londoner Magazin „The Economist“ auf Englisch veröffentlichen. In der ersten Ausgabe werden Sie einige sehr bedeutende Interviews lesen können - von Mag. Michael Otter, Leiter der Aussenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich, über Seine Exzellenz, den Botschafter des Vereinigten Königreichs Leigh Turner, den Direktor des Sekretariats der Energiegemeinschaft Janez Kopač, bis zu Prof. Dr. Schröder, dem Direktor des Wiener Albertina Museums. Ich glaube, Sie werden auch die geopolitischen Reportagen von Madeiras Westen, wo sich in der Kirche, mit dem Blick auf den Atlantik, das Grab des letzten Kaisers von Österreich-Ungarn befindet, über Kapri und Vojvodina bis Lettland an der Ostsee, genießen. In der 2. Ausgabe, die am 5. April erscheinen wird, bringen wir Ihnen viele neue Inhalte sowie den Bericht von der Launch-Party von „Diplomacy & Commerce Austria“, die am 27. Februar in der Residenz des britischen Botschafters stattfinden wird.

04 DIE EXPORTE WERDEN DIE SCHALLMAUER VON 150 MRD. EURO DURCHBRECHEN Michael Otter, Mag.

Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der Wirtschaftskammer Österreich

06 WIR WOLLEN, DASS ES EINEN GEREGELTEN AUSTRITT DES VEREINIGTEN KÖNIGREICHS AUS DER EU GIBT Herr Leigh Turner

S.E. Botschafter von Großbritannien in Österreich

10 EINWANDERER SIND NEUE SKLAVEN

Die bitterlich gespaltenen Gesellschaften

12 4. WIENER INNOVATIONSKONFERENZ Innovationsmanagement zwischen Mythen, Methoden und Machbarkeit

14 SOZIALE GLEICHBERECHTIGUNG IST LIBERALISMUS

ROBERT Coban Director

Es ist nicht antikapitalistisch

18 www.diplomacyandcommerce.at Svetlana Nenadovic Chefredakteur:

svetlana.nenadovic@diplomacyandcommerce.at

SO WIRD DIE ENERGIEVERSORGUNG IN DER ZUKUNFT AUSSEHEN Janez Kopač, Direktor des Sekretariats der Energiegemeinschaft

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12. INTERNATIONALE ORCHIDEEN-AUSSTELLUNG: SCHÖNHEITEN FÜR KAISER & KIRCHE Landeshauptfrau Niederosterreich Johanna Mikl-Leitner Übernimmt anlässlich der 12. Internationalen Orchideenausstellung die Orchideen-Patenschaft

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WO RONALDO GEBOREN WURDE STARB DER LETZTE ÖSTERREICHISCHE KAISER Das ultimative Ziel für die Dynastie

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DIE ROLLE VON CAPRI IN DER WELTREVOLUTION

Wie ein Krieg, der sich Tausende von Kilometern östlich vom Mittelmeer abspielte, am Anfang des 20. Jahrhunderts zur Geburt einer lebhaften russischen Kolonie auf der Insel Capri führte

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ABENTEURER, KEIN STAR Professor Zahi Hawass, Dr., Archäologe und Ägyptologe

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RESTE DER RESTE DER DONAUSCHWABEN Geschichte

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UND JETZT - DIE ALBERTINA MODERN! Prof. Dr. Klaus Albrecht Schroder Generaldirektor der Albertina

Vladimir Dudas Design

Robert Coban Direktor

robert.coban@diplomacyandcommerce.at

”Color Media Communications” LTD, 21132 Petrovaradin, Štrosmajerova 3 TIN 107871532 • Matriculation number 20887303 · Phone: +381 21 4897 100 • Fax: +381 21 4897 126 Office: Vase Čarapića 3/IV/38, Belgrade • 011 4044 960 CIP - Katalogizacija u publikaciji Biblioteke Matice Srpske, Novi Sad 33 Diplomacy & Commerce / glavni i odgovorni urednik Žikica Milošević, 2016, br. 1 (mart)-.Novi Sad: Color Media Communications, 2016 - , -33cm Mesečno. ISSN 2466-3808 = Diplomacy & Commerce COBISS.SR-ID 303269895

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WIRTSCHAFT / Interview

Die Exporte werden die Schallmauer von 150 Mrd. Euro durchbrechen „Die Bilanz für das Jahr 2018 ist aus unserer Sicht außergewöhnlich positiv“

Michael Otter, Mag. Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der Wirtschaftskammer Österreich

Seit September 2017 ist Michael Otter Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, der Wirtschaftskammer Österreich. Die 800 Mitarbeiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA sprechen 70 verschiedene Muttersprachen und unterstützen in über 100 Büros weltweit österreichische Unternehmen, sich auf den Auslandsmärkten zu präsentieren, potentielle Partner zu finden und Exportgeschäfte abzuwickeln. Damit leistet die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA als die Internationalisierungsagentur der österreichischen Wirtschaft einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der österreichischen Wirtschaft. Michael Otter begann seine Karriere in der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA im Jahr 1999 und war als stellvertretender Wirtschaftsdelegierter in Abu Dhabi, Tokio, und New York tätig. Von 2008 bis 2010 leitete er das

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Referat Corporate Communication der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Danach folgten zwei Einsätze als österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Südkorea und Japan. Von September 2016 bis zur Übernahme der Leitung war Michael Otter als stv. Leiter und Leiter der Gruppe Strategie tätig. Der in der Steiermark geborene Michael Otter studierte an der WU Handelswissenschaften. Mag. Michael Otter für Magazin „Diplomacy & Commerce“ spricht über die Bilanz der österreichischen Exportwirtschaft für das Jahr 2018, das Wachstumspotenzial für die österreichische Exportwirtschaft und die Stellungnahmen der Aussenwirtschaft Austria zu anderen aktuellen Themen. Wie finden Sie die Bilanz Österreichs Exportwirtschaft im Jahr 2018?

Die Bilanz für das Jahr 2018 ist aus unserer Sicht außergewöhnlich positiv. Den Exportrekord des Jahres 2017 konnten wir 2018 bereits einstellen. Aller Voraussicht nach werden die Exporte die Schallmauer von 150 Mrd.

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Euro durchbrechen. Das wäre eine Steigerung von 5,9% gegenüber dem Vorjahr. Für ein kleines Land wie Österreich eine beachtliche Bilanz, besonders, wenn man die aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt – Stichwort Handelskonflikt USAChina, Handelskonflikt USA-EU, Brexit und nachlassendes Wirtschaftswachstum. Wo sehen Sie das größte Wachstumspotenzial für die österreichische Exportwirtschaft?

Definitiv in Asien und Afrika – das sind die Hauptwachstumsmärkte, dort liegen die „hot spots“. Unsere Exporte nach Afrika stiegen letztes Jahr um 10%, nach Asien um 6,5%. Um den Unternehmen zusätzlichen Rückenwind in diesen Weltregionen zu verleihen, bauen wir 2019 unsere Präsenz auf diesen beiden Kontinenten weiter aus: In Vietnam eröffnen wir ein AußenwirtschaftsCenter, denn

dorthin haben sich unsere Exporte in den letzten zehn Jahren verfünffacht. Auch unsere Präsenz in Afrika erweitern wir, konkret in Senegal, Ghana und der Elfenbeinküste. Was sind die konkreten Pläne der Aussenwirtschaft Austria im Jahr 2019?

Um unsere Betriebe dorthin zu bringen, wo wirtschaftlich die Musik spielt – in die „hot spots“ in Afrika und Asien – setzen wir neben dem Ausbau unserer Präsenz in Afrika und Asien weitere konkrete Maßnahmen: Wir vergrößern das österreichische Netzwerk mit Asien, vor allem im Innovationsbereich, schaffen Accelerator-Programme für Unternehmen in Südostasien und bauen ein Mentoren-Netzwerk für Exportbetriebe auf. Gleichzeitig orientieren wir uns verstärkt am Prinzip „Branchen statt Nationen“, um jede Branche und jedes Unternehmen dorthin zu begleiten, wo es die größten Möglichkeiten gibt.

Die Bilanz für das Jahr 2018 ist aus unserer Sicht auSSergewöhnlich positiv. Den Exportrekord des Jahres 2017 konnten wir 2018 bereits einstellen. Aller Voraussicht nach werden die Exporte die Schallmauer von 150 Mrd. Euro durchbrechen. Das wäre eine Steigerung von 5,9% gegenüber dem Vorjahr


Text: Svetlana Nenadovic Glusac

Was denken Sie über Handelskonflikte zwischen USA und China, beziehungsweise auch den USA und der EU?

Handelskonflikte kennen nur Verlierer. Umso wichtiger ist es, dass sich Österreich und die Europäische Union eindeutig für offene Märkte und faire Handelsbedingungen im internationalen Handel und gegen eine Politik der Abschottung positionieren. Globale Regeln für den Handel sind für uns ein Schutz, keine Bedrohung. Wir setzen uns daher ausdrücklich für Verhandlungen zwischen den USA und der Europäischen Union ein. Diese müssen jedoch auf Augenhöhe geführt werden. Wir sind aber optimistisch, dass wir eine gemeinsame und tragfähige Lösung für beide Seiten finden. Auch die Verhandlungen zwischen den USA und China verfolgen wir ganz genau. Ich bin vorsichtig optimistisch über die jüngsten Entwicklungen, die

Handelskonflikte kennen nur Verlierer. Umso wichtiger ist es, dass sich Österreich und die Europäische Union eindeutig für offene Märkte und faire Handelsbedingungen im internationalen Handel und gegen eine Politik der Abschottung positionieren einen Kompromiss wahrscheinlicher machen.

Wie groß sind die Unsicherheiten rund um den Brexit?

Natürlich gibt es eine gewisse Unsicherheit. Für unsere Wirtschaft geht es immerhin um den neuntwichtigsten Exportmarkt. 2017 haben wir Waren in der Höhe von etwa 4 Mrd. Euro ins Vereinigte Königreich exportiert. Bei den Dienstleistungen ist das Vereinigte Königreich für Österreich sogar der Top-5-Markt, mit 1,9 Mrd. Euro an Exporten im Jahr 2017. Wirtschaftlich trifft

uns der Brexit weniger stark als andere Länder in der EU. Zudem sind Österreichs Unternehmen in Großbritannien häufig in Nischenbereichen tätig und somit schwer ersetzbar. Aber klar ist: Ein „hard Brexit“ muss unbedingt vermieden werden. Damit die Betriebe auf alle Eventualitäten gut vorbereitet sind, hat die Wirtschaftskammer einen BrexitInfopoint eingerichtet, wo wir die Unternehmen beraten und informieren, Wie wichtig ist die neue Außenwirtschaftsstrategie, wel-

che die WKÖ gemeinsam mit dem Wirtschafts- und dem Außenministerium umsetzt?

Für eine kleine, offene Volkswirtschaft wie Österreich sind enge wirtschaftliche Verflechtungen mit dem Ausland das Um und Auf: Sechs von zehn Euro unseres Wohlstandes werden mit dem Ausland geschaffen, jeder zweite Arbeitsplatz in unserem Land hängt direkt oder indirekt am Außenhandel. Die neue Außenwirtschaftsstrategie ist praxis- und umsetzungsorientiert und baut auf den Stärken der österreichischen Unternehmen und des Wirtschaftsstandorts Österreich auf. Sie ist eine wichtige Basis, damit alle relevanten österreichischen Stakeholder an einem Strang ziehen. Durch das Netzwerk der Wirtschaftmit über 100 Stützpunkten weltweit können wir die Strategie gezielt umsetzen und unsere Unternehmer vor Ort unterstützen.

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arrivals & departures

Nationalfeiertage

Fotos: Carina Karlovits und Daniel Trippolt/HBF

am März

März

03

Bulgarien

Friede von St. Stefano

06

Ghana

Nationalfeiertag

Neu akkreditierte Botschafter mit dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

12 S.E. Botschafter des Sultanats Oman, Yousuf Ahmed Hamed Aljabri

Mauritius

Nationalfeiertag

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Heiliger Stuhl Nationalfeiertag

Neu akkreditierte Botschafterin und Botschafter überreichen ihre Beglaubigungsschreiben an Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

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07.01.2019. Wien

Irland

Den neu ernannten Botschafter des Sultanats Oman, Yousuf Ahmed Hamed Aljabri, den Botschafter der Demokratischen Volksrepublik Laos, Sithong Chitnhothinh, die neu ernannte Botschafterin der Republik Finnland,

Pirkko Mirjami Hämäläinen und den Botschafter der Republik Sambia, Anthony Mukwita. Abschließend wurde der neu ernannte Botschafter der Republik Island, Bendikt Ásgeirsson, vom Bundespräsidenten empfangen.

St. Patrick‘s Day

20

Tunesien

Fest der Unabhängigkeit (1956)

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Namibia

Unabhängigkeitstag

23

Pakistan

Nationalfeiertag

a25

Griechenland

Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung (1821)

Neu akkreditierte Botschafter mit dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

S.E. Botschafter der Demokratischen Volksrepublik Laos, Sithong Chitnhothinh

Neu akkreditierte Botschafterin mit dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Neu akkreditierte Botschafter mit dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Neu akkreditierte Botschafter mit dem Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

I.E. Botschafterin der Republik Finnland, Pirkko Mirjami Hämäläinen

S.E. Botschafter der Republik Sambia, Anthony Mukwita

S.E. Botschafter der Republik Island, Bendikt Ásgeirsson

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The man who won the count

Félix Tshisekedi’s presidency of Congo begins inauspiciously It may not get better

AGAINST ALL the odds, and the laws of arithmetic, Félix Tshisekedi was due to become the Democratic Republic of Congo’s fifth president as The Economist went to press. A few weeks ago he was trailing in the polls. Experts predicted that the election in December would either be won by Martin Fayulu, a popular opposition candidate, or rigged in favour of the ruling-party candidate, Emmanuel Ramazani Shadary. Somehow, Mr Tshisekedi “won”, although data leaked from the electoral commission and a count by 40,000 Catholic volunteers suggest that in fact Mr Fayulu won 60% of the vote. Many suspect a secret deal between the new president and the old one, Joseph Kabila, whose business interests Mr Fayulu had vowed to investigate. Mr Fayulu filed a petition before the constitutional court, stacked with Mr Kabila’s appointees. He expected it to fail, and it did. He hoped that street protests would keep up the pressure. “The Congolese people will not accept the result, there may be an uprising,” he said. But few turned out at what was supposed to be his first big public appearance since the court ruling, perhaps because so many armed police did. A small crowd waved photographs of Mr Fayulu. Two hours later the police were lounging in plastic chairs at a nearby restaurant and most people had gone home. Mr Fayulu decided not to show up. Mr Tshisekedi’s victory marks the first time an African opposition candidate has been rigged into power, says Nic Cheeseman, an expert on African elections. (Mr Shadary, the ruling party’s candidate, won so few votes that it would have been exceptionally hard to pretend that he won.) The new president represents the country’s oldest opposition party. His father, Étienne, challenged cor-

rupt, despotic regimes for decades until his death two years ago. Many hope that his son has inherited his principles. They yearn for a leader who will halt the looting that has lasted longer than most Congolese can remember, under two President Kabilas (father and son) and the kleptocrat Mobutu Sese Seko. With all its minerals, Congo should be rich, but annual income per head

João Lourenço, who shoved aside his predecessor’s family and allies after taking power in neighbouring Angola in 2017. Mr Tshisekedi’s virtues do not include loyalty; he withdrew from a pact to endorse Mr Fayulu last year only a day after signing up. Yet Mr Tshisekedi is weak. Few Congolese think him legitimate: leaked electoral commission data

MR TSHISEKEDI’S VICTORY MARKS THE FIRST TIME AN AFRICAN OPPOSITION CANDIDATE HAS BEEN RIGGED INTO POWER is a pathetic $400, 42% less than it was in 1990. Mr Tshisekedi has promised, absurdly, to raise incomes tenfold. He has also vowed to restore stability in the east, where dozens of warring militias have brought misery. To do so, he will need to bring the army to heel and take on the elite that plundered Congo on Mr Kabila’s watch. Optimists hope that he will ditch whatever deal he had with his predecessor and strike out on his own. For a precedent, they point to

suggest that he won less than a fifth of the vote. Because Mr Kabila’s coalition won a big majority in the national assembly (possibly by cheating), Mr Tshisekedi does not have the power to appoint his own cabinet. Nor can he count on the goodwill of Congo’s most important neighbours. Although the leaders of South Africa and Kenya raced to congratulate him, Paul Kagame, Rwanda’s president, has hung back. He and Mr Lourenço were said to be largely responsible for an African

Union statement questioning the election and urging a delay in his inauguration. Neither Mr Kagame nor Mr Lourenço is likely to help Congo’s new president as long as Mr Kabila—whom they detest—retains influence over him. Yet their acquiescence is vital. Rwanda has invaded Congo in the past. Angola sent troops to save both Mr Kabila (from his own mutinous troops in 2006) and his father (from Rwandan invaders in 1998). Probably neither Kabila would have survived as long without Angolan assistance. But a maritime border dispute and an influx of refugees into Angola from a rebellion in Congo’s Kasai region have soured relations. Rwanda or Angola could easily destabilise Congo again if they wished to. Mr Tshisekedi, an inexperienced and unpopular leader in hock to a crooked and dysfunctional old regime, may not be able to stop them. From The Economist, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com

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POLITIK / Interview

Außerhalb der EU, aber nicht außerhalb Europas

Wir wollen, dass es einen geregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU gibt, der sicherstellt, dass die zukünftigen Beziehungen zwischen UK und EU so eng wie möglich sind dort wo sie jetzt leben, arbeiten und studieren, ist unsere oberste Priorität. Noch laufen die Verhandlungen, aber aus Sicht der Regierung gibt es Zuversicht, dass wir zu einer guten Lösung kommen werden.

Herr Leigh Turner S.E. Botschafter von Großbritannien in Österreich Herr Leigh Turner

S.E. Botschafter Ihrer königlichen Hoheit des Vereinigten Königreichs Herr Leigh Turner hatte zu Beginn seiner diplomatischen Karriere ein Mandat in Wien, gefolgt von Moskau, Berlin, Kiew und Istanbul. Seit 2016 ist Herr Turner erneut britischer Botschafter in Wien. Die Unverwechselbarkeit dieses Diplomaten spiegelt sich im britischen Humor wider, aber auch in seiner Einzigartigkeit. Zum Beispiel, beim Neujahrsempfang der Diplomaten in der Hofburg, wo die diplomatischen Vertreter von 129 Staaten auf Einladung des Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen kamen, kam S.E. Turner im Kilt und auf dem Fahrrad, begleitet von seiner dänischen Kollegin und das sogar im Regen. S.E. Botschafter Turner ist sehr aktiv in sozialen Netzwerken, insbesondere auf Twitter, Instagram und Youtube, wo er seinen Anhängern über seine Arbeit berichtet, aber auch seine Eindrücke von Kunst und den Ausstellungen, die er besucht, teilt. Er hat sogar seine Hashtag-Serie namens #keenonwien, wo er seine Lieblingsorte in der Stadt dokumentiert. Das aktuelle Thema für alle Briten, insbesondere für alle britischen Diplomaten auf der Welt, ist der Brexit. Daher haben auch wir mit Herrn Turner angefangen, über dieses Thema zu sprechen. Die Ausgabe des Magazins „The Economist“ „World in 2019“ hat drei mögliche Szenarien für den Brexit vorhergesagt. Wie sehen Sie eine mögliche Auflösung in diesem Moment?

Die Position der britischen Regierung ist klar – wir wollen, dass

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Als Botschafter in Wien sind Sie den Ereignissen im westlichen Balkan nahe. Wie sehen Sie die Zukunft dieser Region, die mit dem Erbe des Krieges der neunziger Jahre noch nicht abgebrochen hat?

Der Westbalkan ist eine sehr dynamische Region, dem das Vereinigte Königreich große strategische Bedeutung zumisst. Wirtschaftlich und politisch gibt es großes Entwicklungspotenzial. Wir arbeiten in diesen Fragen auch eng mit Österreich zusammen und haben im Rahmen des Berlin Prozesses vergangenes Jahr ein Treffen für Wirtschaftsministerinnen und Wirtschaftsminister aus der Region veranstaltet.

Es gibt etwa 11.000 Briten hier in Österreich und rund 25.000 Österreicher im Vereinigten Königreich. Sicherzustellen, dass sie alle – egal wie der Brexit ausgeht – weiter dort wo sie jetzt leben, arbeiten und studieren können, ist unsere oberste Priorität es einen geregelten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU gibt, der sicherstellt, dass die zukünftigen Beziehungen zwischen dem UK und der EU so eng wie möglich sind. Das betrifft die wirtschaftliche Zusammenarbeit ebenso wie die Wissenschaftskooperation, den kulturellen

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Austausch, Sicherheitsfragen und natürlich die zahllosen Verbindungen zwischen Briten und Österreichern auf allen Ebenen. Es gibt etwa 11.000 Briten hier in Österreich und rund 25.000 Österreicher im Vereinigten Königreich. Sicherzustellen, dass sie alle – egal wie der Brexit ausgeht – weiter

Der britische Botschafter in Belgrad, Herr Denis Keefe, erzählte uns oft auf unseren Konferenzen, wie sehr sich die Diplomatie seit dem Aufkommen sozialer Netzwerke, vor allem von Twitter, das für viele Staatsmänner zum grundlegenden Kommunikationsmittel wurde, verändert hat?

Als Botschafter muss man heute auch ein guter Kommunikator sein. Ich selbst nutze Social Media schon seit vielen Jahren. Als Botschafter in der Ukraine habe ich viele Blogs verfasst, die teilweise eins zu eins von ukrainischen Zeitungen abgedruckt wurden. Als Generalkonsul in Istanbul war vor allem Twitter mein Medium und ich konnte binnen kurzer Zeit tausende von Followern gewinnen, die sich über meine Arbeit informieren wollten. Beide Kanäle betreibe ich auch hier in Wien intensiv weiter. Zusätzlich mache


Text: Svetlana Nenadovic Glusac

ich viele Youtube Videos und habe auch eine Präsenz auf Instagram aufgebaut. Ich finde es sehr wichtig, insbesondere mit jungen Menschen in Kontakt zu sein, die vielleicht nicht so oft mit Diplomatie zu tun haben und ihnen zu vermitteln, was ein Botschafter eigentlich den ganzen Tag macht. Ich habe zum Beispiel eine Hashtagserie namens #keenonwien gestartet wo ich meine Lieblingsorte in der Stadt dokumentiere. Viele Menschen sprechen mit darauf an, das schafft eine psotivie Atmosphäre.

In diesem Jahr wird Europa drei bedeutende Jubiläen feiern - 100 Jahre seit dem Vertrag von Versailles, 80 Jahre seit Beginn des Zweiten Weltkriegs und 30 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer. Alle drei Ereignisse haben die Zukunft Europas maßgeblich beeinflusst. Wie sehen Sie Europa heute im Kontext dieser drei Jubiläen?

Die Jubiläen zeigen, das Europa mehr ist als die EU. Europa ist eine Wertegemeinschaft, die für Frieden und Stabilität steht. Auch nach dem Brexit wird das Vereinigte Königreich weiterhin ein Teil dieser Gemeinschaft sein. Wir verlassen zwar die EU aber wir verlassen nicht Europa. Verstärkte politische Integration hat die britische Be-

Als Botschafter muss man heute auch ein guter Kommunikator sein. Ich selbst nutze Social Media schon seit vielen Jahren. Als Botschafter in der Ukraine habe ich viele Blogs verfasst, die teilweise eins zu eins von ukrainischen Zeitungen abgedruckt wurden. Als Generalkonsul in Istanbul war vor allem Twitter mein Medium und ich konnte binnen kurzer Zeit tausende von Followern gewinnen, die sich über meine Arbeit informieren wollten völkerung im Brexit Referendum abgelehnt. Aber niemand stellt das gemeinsame Wertefundament in Frage. Die Ereignisse der letzten Jahre, sei es in der Ukraine oder in Syrien haben gezeigt, dass man Frieden nicht als selbstverständlich hinnehmen darf und, dass wir weiterhin gemeinsam daran arbeiten müssen, unsere demokratischen Grundwerte zu verteidigen. UK wird in dieser Frage immer ein verlässlicher europäischer Partner bleiben. Im Jahr 1921 fuhren die britischen Schiffe HMS Glowworm und HMS Cardiff den letzten Kaiser der österreichisch-ungarischen Mon-

archie Karl und die Kaiserin Zita mit ihren Kindern aus Ungarn ins Exil auf Malta und dann auf Madeira. Wie sehen Sie das kulturelle und politische Erbe der österreichisch-ungarischen Monarchie 100 Jahre nach ihrem Verschwinden?

Ich habe oft den Eindruck, dass viele Menschen in Österreich die Monarchie mit positiven Assoziationen verbinden. Wir merken auch das grosse Interesse, dass der britischen Monarchie entgegengebracht wird. Ich denke, es gibt für die Menschen hier viele Gründe um stolz zu sein auf die Errungenschaften der Donaumonarchie. Es

war ein multikulturelles Imperium von beeindruckender Größe, mit richtungsweisenden Infrastrukturprojekten und Modernisierungsinitiativen. Der architektonische Glanz von Wien, Budapest und anderen Städten zeugt noch heute von den damaligen Leistungen. Der Lauf der Geschichte ging dann aber in eine andere Richtung. Geschichtsbewußtsein ist in der heutigen Zeit aber wichtiger denn je.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptpotenziale der Zusammenarbeit zwischen dem Vereinigten Königreich und Österreich im Jahr 2019?

Die bilateralen Beziehungen mit Österreich sind sehr eng. Es gibt rund 250 österreichische Unternehmen, die Vertretungen in UK eröffnet haben. Die allermeisten tun das auch vor allem deshalb, weil UK mit seinen 65 Millionen Einwohnern und seinem annähernd gleich grossen Druchschnittseinkommen ein sehr interessanter Markt ist. Besonders stolz sind wir auf die Wissenschaftszusammenarbeit. Trotz Brexit ist die Zahl der EU Austauschstudierenden in UK im vergangenen Jahr um rund 2% gestiegen. Für Österreichische Studierende ist UK mittlerweile die drittbeliebteste Destination. Diesen Austausch wollen wir weiter fördern.

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Politik

Einwanderer sind neue Sklaven Die bitterlich gespaltenen Gesellschaften

Zuwanderer sind zu neuen Sklaven geworden, nicht im wirtschaftlichen Sinne (obwohl das der Realität manchmal näher kommt), sondern im Sinne des Themas der Auseinandersetzung oder eher des Zankapfels, der sehr bitter geworden ist. AMERIKANISCHES DILEMMA

Seit der Zeit des Bürgerkrieges in den Vereinigten Staaten gab es kein einziges Thema, das die Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten so stark polarisierte, wie die Einwanderer. In der Zeit des Bürgerkrieges haben die Aktivisten für die Abschaffung der Sklaverei nachdrücklich befürwortet, dass die Sklaverei endgültig abgeschafft werden sollte, unter Berufung auf die Beispiele vieler Länder, die dies bereits getan hatten, einschließlich ihres “Mutterlandes”, des Vereinigten Königreichs. Die Aktivisten für die Abschaffung waren hauptsächlich im Norden und ihre Gegner hauptsächlich im Süden konzentriert. Die große Auseinandersetzung und der “Riss” zwischen ihnen endeten in einem Bürgerkrieg, der bis dahin der größte bewaffnete Konflikt in der Geschichte des amerikanischen Kontinents war. Es schien so, als wäre es für beide Seiten leicht oder sogar möglich gewesen, sich zu versöhnen, aber das war nicht der Fall. Bis zum heutigen Tag hat sich der Kontinent von diesem Krieg oder von irgendeinem anderen noch nicht erholt, eigentlich. Die heutige Situation ist nicht annä-

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hernd so einfach, denn obwohl die Einwandererhasser hauptsächlich in Arizona und Texas konzentriert sind, gibt es viele von ihnen auch in Trumps Wahlheimat, in Rust Belt und an vielen anderen Orten. EUROPÄISCHES DILEMMA

Europa wäre viel glücklicher, wenn es genau diese amerikanischen Einwanderer aufnehmen würde; die, die aus Honduras oder Mexiko kommen. In Amerika ist das Problem der Identität ein Problem der Sprache und der Rasse, und zwar in genau dieser Reihenfolge. Das Schlimmste, was die Amerikaner den Neuankömmlingen nicht “vergeben” können, ist nicht ihre Herkunft (wählen Sie die gewünschte Herkunft aus, aber in ers-

ter Linie sollten Sie ein Amerikaner sein und daran glauben, dass Amerika das beste System und das beste Land der Welt ist) oder die Rasse, in einem gewissen Ausmaß (obwohl die Rasse manchmal einbezogen wird), sondern das Problem, die Sprache nicht zu akzeptieren, die alle Einwanderer vor Ihnen angenommen hatten - Sie sollten Ihre Muttersprache eher ablehnen oder zumindest nur zu Hause (sei es Deutsch, Italienisch, Jiddisch, Französisch oder Russisch) verwenden. Europäer mögen die Tatsache, dass sie verschiedene Sprachen sprechen, aber trotz des proklamierten Laizismus reagieren sie am schlechtesten auf die Menschen, die nicht derselben Religion wie sie angehören, und die Religion, die sie am meisten stört, ist der Islam, obwohl sie dies nicht zugeben wollen. Während einige sich vehement gegen die “Islamisierung” Europas aussprechen und Muslime als schwarze Schafe malen, die langsam, aber sicher die weißen Schafe aus der Herde ausstoßen, sprechen andere von der Notwendigkeit der

Lassen wir nicht zu, dass zwei extreme Wertegruppen verbleiben und zwangsläufig wieder gegeneinander kämpfen.

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Inklusion, der nachreligiösen Gesellschaft und der Globalisierung der Kulturen. Es ist schwierig, die wachsende Kluft zwischen den beiden Optionen zu erklären, und sie ist auf jedem Schritt sichtbar. Die Mittelparteien in Deutschland (CDU oder SPD) und ihre österreichischen Kollegen haben an Popularität verloren. In Deutschland werden SPD und CDU schwächer, während in Österreich die Grünen und die AfD stärker werden. Wir können die Grüne Partei, anstelle von den Linken, als die äußersten Linken betrachten. Alexander Van der Bellen von der Grünen Partei (zurzeit österreichischer Präsident) und Heinz-Christian Strache (zurzeit Außenminister) waren die letzten zwei Präsidentschaftskandidaten bei den jüngsten Wahlen in Österreich. DUNKLE WOLKEN DROHEN

Gesunder Menschenverstand und Mäßigung verlieren den Kampf. Einfache Lösungen gewinnen, der Dialog wird spärlich, und immer mehr Menschen, die in ihren Meinungen verschanzt sind, befürworten ihre Lösungen als die einzig richtigen. Es gibt kein Verständnis für den Dialog. Dies geschah 1861 in Amerika, als die Kluft unüberwindlich wurde. In Europa geschah dies in den 1930er Jahren, genauer gesagt im Jahr 1939, als der Zweite Weltkrieg ausbrach, sowie etwa 70 Jahre später. Nach 1917 begannen die Europäer daran zu glauben, dass das System von den Königen, den Kaisern, der Bourgeoisie und guten Manieren, dem Kapitalismus und parlamentarischer Demokratie, der Ehre und dem Moral tot war. Sie wollten das auf zweierlei Weise beheben - indem sie “links” oder “rechts” gingen, angefangen mit der Oktoberrevolution von 1917 in Russland, über Bayern und Ungarn und den Staatsstreich in anderen Ländern, bis hin zur Entstehung


Text: Andreas Baumeister

des Faschismus in Italien im Jahr 1922 und später der nichtdemokratischen Diktaturen, oder der Juntas, oder der rechten Parteien oder von etwas Ähnlichem, das 1937 die Macht in den meisten europäischen Ländern übernahm. Vergessen wir nicht den berüchtigten König Alexander und seine sogenannte Diktatur vom 6. Januar. Heute wird alles entweder durch linke oder rechte Lösungen gelöst, die keinen Raum für die Geschichte selbst lassen. Es gibt Prominente in den Vereinigten Staaten, die twittern, es sei “inakzeptabel, dass es keine Ehegleichheit gibt”, obwohl die gleichgeschlechtliche Ehe in den meisten US-Bundesstaaten nur bis vor wenigen Jahren ungesetzlich war. Die politische Korrektheit warf Apu aus den „Simpsons“ heraus, während jedes Wort heutzutage sorgfältig abgewogen wird. Erinnern Sie sich an die TV-Moderatorin, die gesagt hat, es war zu ihrer Zeit akzeptabel, sich in eine schwarze, indische oder chinesische Person zu maskieren. Sie wurde dafür gefeuert. Andere sprechen von „dem linken Faschismus“ und lehnen alle westlichen Werte im Voraus und in ihrer Gesamtheit

Das ist der Gordische Knoten, der aus den Identitätsproblemen hervorgegangen ist und zu schizoiden Kombinationen geführt hat.

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ab, und wir sprechen nicht nur über gleichgeschlechtliche Ehen, sondern auch über Einwanderung, politische Korrektheit und Multikulturalismus. Schneeflocken, wie sie genannt werden, sind wütend über jedes kleine Ding, das „das Paradies“, in dem wir leben, zerstört. Die Menschen aus dem Nahen und Fernen Osten, die scharenweise nach Europa kommen, sind mit dem Konservatismus und der Armut in ihren eigenen Ländern unzufrieden, während sie sich dem Liberalismus in ihren neuen Ländern entgegenstellen, und haben dennoch ähnliche sozialkonservative Einstellungen wie diejenigen, die sie gerne zurück in ihre Heimatländer gehen sehen würden. Totales Chaos! Das ist der Gordische Knoten, der aus den Identitätsproblemen hervorgegangen ist und zu schizoiden Kombinationen geführt hat. Das Gleiche geschah in den USA im Jahr 1861 und 78 Jahre später in Europa, im Jahr 1939. Es ist 79 Jahre her seit Anfang des Zweiten Weltkriegs. Lassen wir nicht zu, dass zwei extreme Wertegruppen verbleiben und zwangsläufig wieder gegeneinander kämpfen. Nicht noch einmal!

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WIRTSCHAFT

4. Wiener Innovationskonferenz Innovationsmanagement zwischen Mythen, Methoden und Machbarkeit

Im Wiener Rathaus wurde am 23. Januar 2019 die vierte Wiener Innovationskonferenz organisiert. Der Anlass zur Abhaltung einer ganzen Reihe dieser jährlichen Konferenzen ist die Strategie „Innovatives Wien 2020“, in der die Ziele und Arbeitsprogramme für die Entwicklung der Stadt Wien in mehreren Bereichen definiert werden, wie: die Schaffung von attraktiven Bedingungen für Forscher und innovative Unternehmen, die Weiterentwicklung bestehender innovativer Technologien, nachhaltige Einbeziehung der Innovationskultur in die Stadtverwaltung, sowie die Voraussetzungen für die Schaffung eines innovativen Umfeldes in Wien. An der Konferenz nahmen über 400 Teilnehmer aus allen Bereichen teil, die für die weitere technologi-

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sche und Innovationsentwicklung der Stadt von Bedeutung sind, angefangen bei der Stadtverwaltung, den Entwicklungsagenturen, den Forschungs- und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie den zahlreichen Vertretern der Wirtschaft.

beiten in Wissenschaft und Forschung. Das ist ein Anteil von 5,4 % an allen Beschäftigten - womit wir Platz 3 von 276 EU-Regionen belegen.“ Globalisierung und technologischer Wandel machten es aber notwendig zu handeln, um unser Wohlstandsmodell er-

Bürgermeister Michael Ludwig: "45.000 Menschen in Wien arbeiten in Wissenschaft und Forschung. Das ist ein Anteil von 5,4 % an allen Beschäftigten - womit wir Platz 3 von 276 EU-Regionen belegen." Ludwig: Globalisierung und technologischer Wandel stellen uns vor Herausforderungen

Bürgermeister Michael Ludwig stellte zu Beginn der Veranstaltung fest, dass Wien gut dastehe: „45.000 Menschen in Wien ar-

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halten und weiterentwickeln zu können. Innovationen seien der Hebel, um Herausforderungen in vielen Bereichen des täglichen Lebens zu bewältigen. Etwa wenn es um Pflege, Arbeitsmarkt, Integration oder Klimawandel gehe.

Dazu brauche es, neben der positiven Gestaltung der Digitalisierung, Flexibilität und Mut. Niemals vergessen werden dürfe dabei der Mensch: „Gerade zum 100-Jahr-Jubiläum des ,Roten Wien‘ sei an den Leitgedanken dieser Stadtregierung erinnert: Innovation, wie wir sie meinen, verbessert das Leben der Wienerinnen und Wiener - nicht nur eines kleinen Teils, sondern aller.“ Hanke: Wir nehmen uns als Verwaltung auch selbst in die Pflicht

Wirtschafts- und Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke betonte im Anschluss an die Rede des Bürgermeisters den breiten Innovationsbegriff, die auch kulturelle und soziale Innovation beinhalte. Fehlerkultur, Innovationskultur und -management seien daher ebenso


Fotos: Alexandra Kromus / Stadt Wien (PID)

bedeutend wie die Förderung von technologischen Entwicklungen (Stichwort 5G- und Glasfaserausbau) und Bildung. „Wir müssen die Menschen in Ausbildung, aber auch jene im Berufsleben, auf die Jobs von morgen vorbereiten. In diesen wird es ohne digitale Kompetenzen nicht mehr gehen“, so Stadtrat Hanke. Doch Innovation betreffe nicht nur die Unternehmen. „Wir nehmen uns als Stadtverwaltung auch selbst in die Pflicht. Wir müssen innovativer werden, Teil und Katalysator der neuen Entwicklungen sein.“ Der Stadtrat, vor einem Jahr noch als Geschäftsführer der Wien Holding tätig, sieht deutliche Verbesserung in Qualität und Kundenfreundlichkeit der Verwaltung. Einerseits werde seit Jahren mit gleichem Personalstand gearbeitet - bei steigender Bevölkerungszahl. Andererseits zeigten die zahlreichen Online-Amtswege (z.B. Parkpickerl, Kindergartenanmeldung), dass Wien schon jetzt Vorreiterin sei. „Der Ruf der Verwaltung in puncto Innovation ist deutlich schlechter als die Realität. Dank der vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Initiativen und Projekte zur Modernisierung vorantreiben, haben wir schon einiges erreicht. Es gibt aber zweifellos noch viel zu tun“, schloss Hanke.

Wirtschafts- und Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke: "Wir müssen die Menschen in Ausbildung, aber auch jene im Berufsleben, auf die Jobs von morgen vorbereiten. In diesen wird es ohne digitale Kompetenzen nicht mehr gehen.“ Bastelanleitungen für die Innovationsfähigkeit gibt es leider nicht

„Innovation ist ein Entwicklungsprozess, kein Programm!“

stellt der Keynote-Speaker Wolf Lotter unmissverständlich fest. Der Journalist, Gründungsmitglied des Wirtschaftsmagazins „brand eins“ und Autor des

jüngst erschienenen Buches „Innovation. Streitschrift für barrierefreies Denken“ räumt mit gängigen Archetypen der Innovatoren gründlich auf. Für ihn sorgen nur der/die sogenannte Ermöglicher/Ermöglicherin für die optimalen Bedingungen für InnovatorInnen und Talente. Sie haben die Aufgabe, die verschiedenen Potenziale in und außerhalb der eigenen Netzwerkstruktur miteinander zu verbinden. Das Ziel der ErmöglicherInnen ist Selbstbestimmung und Selbstständigkeit im Innovationsprozess auf allen Ebenen, gleich ob Gesellschaft oder Organisation. Trotz Innovations-Inflation wie machen das die anderen?

Auch auf der Innovationskonferenz herrschte die einhellige Meinung, dass der Begriff inflationär verwendet wird. Wesentlich ist nämlich, ob wir nur so tun, als ob wir innovativ wären - oder ob wir Innovationen wirklich ermöglichen. Die Organisatoren der vierten Wiener Innovationskonferenz, die MA 23 - Wirtschaft, Arbeit und Statistik, haben anhand von zwölf Praxisbeispielen aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen, NGOs und Verwaltung aufgezeigt, wie Innovation in der Praxis ermöglicht wird. Die Herangehensweisen sind sehr unterschiedlich - in einem ist man sich allerdings einig: Bekenntnisse verändern nichts, handeln ist gefragt. Aber das macht auf jeden Fall viel Arbeit.

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Wirtschaft

Text: Andreas Baumeister

Soziale Gleichberechtigung ist Liberalismus Es ist nicht antikapitalistisch

Liberale befinden sich in der Krise, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik. „The Economist“ hat zugesagt, dass die Wirtschaftler in der Welt sich bemühen sollten, das Vertrauen in die liberale Wirtschaft zu erneuern, da das Magazin selbst, als es gegründet wurde, beführwortete die Abschaffung der Getreidesteuer, die die Menschen hungern ließ. Aber im Zentrum davon war die Idee, dass sich das Lebensstandard verbessern wird, wenn wir die Handelshemmnisse reduzieren, die Gründung neuer Unternehmen wird leichter sein, die Unternehmensinhaber und ihre Arbeiter werden mehr verdienen, dann wird man mit steigender Anzahl der erschaffenen Bedürfnisse umgehen müssen, und wiederum, das wird Bedürfnisse für neue Produkte und Dienstleistungen kreieren. Natürlich ist das alles außer Kontrolle geraten und metastasierte im Laufe der Zeit, imperialer Kapitalismus verursachte den Ersten Weltkrieg, der genau vor 100 Jahren endete und verließ Europa und einen Teil der Welt verwüstet. Wie der weise Lord Keynes einmal sagte, sein Keynesianismus war nicht durch die Tatsache motiviert, dass die Kommunisten den Zusammenbruch von Kapitalismus wollten – im Gegenteil, er war der große Fan von Kapitalismus und wollte revolutionäre Bewegungen unterdrücken, die durch die Implementierung von Keynesianismus und sozialer Gerechtigkeit aufgetaucht wären. Also, diese sehr revolutionäre Bewegungen fanden statt, wenn soziale Gerechtigkeit verschwand und imperialer Kapitalismus seinen Kopf hob. Er führte eine Kranken- und Pensionsversicherung ein und musste seine Position von Oppositionsparteien wehren, die ihn beschuldigten, er wäre ein Sozialist. Ein paar Jahre vor Lord Keynes musste sich Bismarck auch von ähnlichen Anschuldigungen verteidigen. Bismarck sagte auch, dass er mit seiner Tat eigentlich die Revolution vorbeugte. Um ehrlich zu sein, die fast perfekten Sozialsysteme in Deutschland und Skandinavien haben dazu beigetragen, dass in diesen protestantischen egalitären Ländern keine ernste Revolutionen gab.

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Trotzdem ist Liberalismus, in seinem wahren Geist, sehr wichtig im Kontext der Abschaffung protektionistischer Maßnahmen und der Förderung des Unternehmergeistes. Die Lieberalen müssen jetzt das Problem mit politischen Rechten und Protektionisten lösen, die den Platz von Liberalen übernehmen, nur weil die Leute Hunger nach Antworten haben, wie sie ihren Lebensstandard verbessern könnten. Damals gelang den Liberalen den Lebensstandard von normalen Menschen zu steigern, aber heute nehmen sie die Seite der Reichen und sind überrascht, dass die Leute Trump gewählt haben, der

bekannt für seine Vorliebe für Sanktionen, Embargos, Steuern und Wirtschaftskriege ist. Die gewöhnlichen Leute interessieren sich nicht für Liberalismus oder Faschismus. Sie möchten ihr Leben leben. Wie eine britische Frau sagte, als sie gefragt wurde, warum sie für Brexit stimmte, da Brexit das britische BIP reduzieren wird: “Das ist ihr BIP, nicht meines!“ Volltreffer! Oder übersetzt, wo bin ich in dieser Geschichte?! PROGRESSIVE INTERNATIONALE

Wir haben vielleicht die Lösung für dieses Problem. Senator Bernie

Gewöhnliche Menschen interessieren sich nur für ein besseres Leben für sich selbst. Ideen haben keine Bedeutung in der heutigen Zeit und Alter und Farben der Flaggen sind 101 Jahre nach der Oktoberrevolution in Petrograd nicht mehr relevant.

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Sanders, der vormalige Kandidat für den Präsidenten der Vereinigten Staaten, und Yanis Varoufakis, Mitbegründer von DiEM25, appellierten an den Progressiven aus aller Welt, eine internationale Bewegung zu bilden, mit dem Ziel, den wachsenden Autoritarismus, den Donald Trump vertretet, zu bekämpfen. Im ersten Teil der Diskussionserien, die in der renommierten britischen Zeitung “The Guardian“ veröffentlicht wurden, wurde von den Beiden dringender Bedarf beschrieben, um „Progressive Internationale“ zu gründen, die die Leute in der ganzen Welt mobilisiert um die Vision des Wohlstands, der Sicherheit und der Würde. „Während die Reichen immer reicher werden, arbeiten die Reste mehr und mehr Stunden im Austausch für immer niedrigere Löhne und haben Angst vor der Zukunft ihrer Kinder,“ warnt Sanders, „autoritarische Bewegungen nutzen diese Sorgen und schaffen Sündenböcke, um die Bürger untereinander zu kontrolieren.“ Seinerseits erklärt Varoufakis: „Unsere Generation wird an den Siegeszug einer nationalistischen Internationale erinnert werden, die aus der Kanalisation des Finanzkapitalismus hervorgegangen ist. Lass uns kämpfen, so dass wir auch daran erinnert werden, dass wir Mobilisierung angefangen haben, die diese Bedrohung herausforderte. Es hängt vom Willen der Progressiven in den Vereinigten Staaten, in der Europäischen Union, im Vereinigten Königreich und in den Ländern wie Mexiko, Indien und Südafrika ab, eine Progressive Internationale zu entwickeln.“ Wird es uns gelingen, dass die Liberalen zu ihren Würzeln zurückkehren und daran arbeiten, den gewöhnlichen Menschen zu helfen, besser zu leben, neue Wirtschaft, neues Einkommen und neue Bedürfnisse zu schaffen? Oder werden die Liberalen weiter die Seite der Reichen nehmen und sich dadurch noch tiefer begraben? Gewöhnliche Menschen interessieren sich nur für besseres Leben für sich selbst. Ideen haben keine Bedeutung in der heutigen Zeit und Alter und Farben der Flaggen sind 101 Jahre nach der Oktoberrevolution in Petrograd nicht mehr relevant.


Tech tensions

America unseals its indictments against Huawei The Chinese giant is accused of rewarding trade-secret pilferer

IN A CIVIL lawsuit in 2017 an employee of Huawei, a Chinese telecoms giant, was found to have swiped one of the arms of Tappy, a phone-testing robot owned by T-Mobile, an American wireless carrier, and with it the smart proprietary technology in its fingertip. A jury in Seattle ordered Huawei to pay compensation of $4.8m to T-Mobile. The court found, however, “neither damage, unjust enrichment nor wilful and malicious conduct by Huawei”. This week the Chinese company reminded the world of that verdict in its public response to a sweeping set of fresh allegations against it by America’s Department of Justice. The charges include bank fraud, obstruction of justice—and technology theft, as Tappy becomes the subject of a new criminal case. Huawei was also accused of defrauding four big banks (one of which is known to be HSBC) into clearing transactions that violated international sanctions on Iran. This was why Canadian police arrested Meng Wanzhou, the company’s chief financial officer, on December 1st, on behalf of the American authorities. On January 28th they made a formal request for her extradition. Canada now has 30 days to respond. Huawei said that it had not committed “any of the asserted violations” and repeated that it was “not aware of any wrongdoing by Ms Meng”. Among the charges unsealed thus far, Tappy is the only direct evidence of intellectual-property theft. And none suggests that America has any concrete evidence to confirm its gravest suspicions: that Chinese spooks use Huawei gear to listen in, or that it has ties to the People’s Liberation Army (for which its founder and chief executive, Ren Zhengfei, once worked as an engineer), as has long been rumoured.

That events over a decade old— including the questioning of Mr Ren by FBI agents in 2007, in which he is alleged to have misled investigators by saying that Huawei did not conduct activity that violated American export laws—are only now being used to bring charges has also raised some eyebrows. In a statement on Monday the FBI made the leap from trade-secret theft to telecom-infrastructure threat, stating that “the

ors, as revealed in internal emails written in 2013 and obtained by the FBI. Separately, speculation swirled that prosecutors might have secretly indicted Mr Ren as well; America’s acting attorney-general, Matthew Whitaker, said that Huawei’s criminal activity went “all the way to the top of the company”, though without giving further details. Some defendants’ names have been blacked out from one of the indictments.

Nothing suggests that America has any concrete evidence to confirm its gravest suspicions: that Chinese spooks use Huawei gear to listen in, or that it has ties to the People’s Liberation Army prosperity that drives [America’s] economic security is inherently linked to our national security”. China’s foreign ministry railed against America’s “strong political motives and manipulations”. The indictments are explosive. The Chinese giant is alleged to have awarded bonuses to staff based on the value of the information they managed to filch from competit-

And if America is able to prove a simple case of trade-secret theft and bank fraud, Huawei will have plenty to fret about. A bipartisan bill introduced in Congress a few weeks ago would, if passed, systematically ban the sale of American technology to any Chinese company found to have violated export-control laws or sanctions. When ZTE, a Chinese peer, was hit

with such a ban last April, only a surprise reprieve from President Donald Trump three months later saved it from collapse. In October Fujian Jinhua, a state-owned chipmaker, was hit with a swingeing export ban for posing a “significant risk” to American national security; it is expected to suspend all operations within weeks. The threat of a similar ban is Huawei’s greatest fear. “Any relief for the Chinese national champion will likely come at a steep price,” writes Dan Wang of Gavekal Dragonomics, a research firm. Huawei could perhaps dodge such a ban by paying a fat fine and allowing Americans to monitor it from the inside (a demand to which ZTE yielded last year). The big American suppliers that sell so much of their gear to Huawei, including Qualcomm, Intel and Seagate, would also rather see it more leniently treated. But for now, at least, America seems determined to press on, not settle. From The Economist, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com

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WIRTSCHAFT

Forum Finanz Transition Report der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) – Präsentation und Diskussion im Bundesministerium für Finanzen in Österreich Am 24. Januar 2019 stellte die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum Finanz“ im Bundesministerium für Finanzen den diesjährigen Transition Report 2018-2019 mit dem Titel „Work in Transition“ vor.

Die Redner auf dem Forum waren: Dr. Nathaniel Young, Principal Economist der EBRD und CoAutor des Transition Reports, Sektionschef Mag. Harald Waiglein, Dr. Doris Ritzberger-Grünwald (OeNB) und Dr. Michael Landesmann (wiiw), als auch Moderator Dr. Kurt Bayer vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw). Die Forschungsergebnisse, die im Transition Report dargestellt werden, zeigen, dass es mit dem Fortschritt und der Entwicklung der Staaten zur Bevölkerungsabnahme und gleichzeitig zum Wachstum der geschätzten Lebenserwartung kommt, was letztlich zu demografischen Unterschieden führt. Ein Wachstum lässt sich auch in der durchschnittlichen Anzahl der Jahre bemerken, die die Bürger im Bildungsprozess verbringen, was aber eine Bevölkerungsabnahme zufolge hat. Das immer höher werdende Durchschnittsalter der Bürger und die Bevölkerungsentwicklung, die unter dem Niveau der einfachen Reproduktion ist, führt schließlich dazu, dass sich die demografische Geburtenrate sehr schnell in einer potenziell schwierigen Lage befinden kann. Die Bevölkerung in den südlichen und östlichen Regionen des Mit-

telmeers (SEMED), Zentralasien, Aserbaidschan und der Türkei ist erheblich jünger im Vergleich zur schnell wachsenden Bevölkerung der Staaten des europäischen Kontinents. Europäische Staaten, die eine rasant wachsende Ökonomie vorzeigen können, weisen immer noch eine eher niedrige Beteiligung der älteren Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt auf. So war beispielsweise die Beteiligung der älteren Bevölkerung zwischen 50 und 64 in den G7 Staaten auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 1997 68% und im Jahr 2017 74%. Im Unterschied zu diesen Staaten weisen jene, die zur EBRD-Gruppe gehören, im gleichen Zeitraum einen Wachstum derselben Altersgruppe auf und das von 56% auf 60%. Die Beteiligung der älteren Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt fällt in den EBRD-Staaten rasant im Vergleich zu den G7-Staaten. In diesem Sinne legen die EBRDStaaten einen großen Wert auf die Verbesserung des Gesundheitsschutzes, was ein längeres Engagement der älteren Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt ermöglichen sollte. Diese Erscheinung bezieht sich in erster Linie auf den männlichen Teil der Bevölkerung über 50. Untersuchungen haben gezeigt, dass Roboter in den Ökonomien mehr verwendet werden, in denen die Arbeitskraft älter ist. Mit der Senkung verfügbarer Arbeitskräfte in schnell wachsenden europäischen Staaten und mit der Erhöhung der Arbeitskosten wird eine größere finanzielle Förderung für die Automatisierung und Robotisierung erwartet als in den anderen Staaten des europäischen Kontinents.

Die Bevölkerung in den südlichen und östlichen Regionen des Mittelmeers (SEMED), Zentralasien, Aserbaidschan und der Türkei ist erheblich jünger im Vergleich zur schnell wachsenden Bevölkerung der Staaten des europäischen Kontinents

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Europäische Staaten, die eine rasant wachsende Ökonomie vorzeigen können, weisen immer noch eine eher niedrige Beteiligung der älteren Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt auf. So war beispielsweise die Beteiligung der älteren Bevölkerung zwischen 50 und 64 in den G7 Staaten auf dem Arbeitsmarkt im Jahr 1997 68% und im Jahr 2017 74% Interessant zu erwähnen ist auch die Tatsache, dass mit dem Älterwerden der Bevölkerung auch bestimmte Fertigkeiten schwinden, die eine bestimmte Altersgruppe ausgemacht hat, wobei dies sowohl für die EBRD-Staaten als auch für andere entwickelte Ökonomien gilt.

Die Anzahl der fachkundigen Arbeiter ist bei der älteren Bevölkerung geringer, wobei die Einnahmen der fachlich ausgebildeten Bevölkerung größer werden, nachdem sie in eine höhere Altersgruppe übergehen. Obwohl es doch sehr schwer ist, in einem bestimmten Alter bestimmte


Kompetenzen neu zu entwickeln, zeigen Untersuchungen, dass sich diese Mühe finanziell auszahlt und dass der Arbeitsmarkt diese Bemühungen angemessen kompensiert. Dies bezieht sich auch auf andere Kompetenzen, die sich im Laufe des Lebens generieren (kommunikative Kompetenzen, Führungsqualitäten, soziale Kompetenzen). Die Staaten des südlichen und östlichen Mittelmeers, Zentralasiens, der Türkei und des Aserbaidschans befinden sich in der frühen Phase ihrer demografischen Transformation und in deren Fall ist eine Erhöhung des physischen Kapitals notwendig, aber auch die Verbesserung des Humankapitals, damit bessere Arbeitsplätze für junge Menschen entstehen und damit sich gleichzeitig die Anzahl der weiblichen Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt erhöht. In schnell wachsenden europäischen Ökonomien steigt das Bevölkerungsalter, im Vergleich zu ähnlichen Märkten weltweit, doch sehr rasant. Die vorhandene Emigration schwächt den existierenden demografischen Druck etwas ab, aber eine höhere Beteiligung der über 50-Jährigen ist dennoch notwendig. Die Tendenz ist zwar steigend, aber noch nicht genug. Den entwickelten Ökonomien gelang es mithilfe der Immigration, der Automatisierung und eines längeren Arbeitsengagements

der Bevölkerung bislang den wirtschaftlichen Einfluss zu sanieren, der durch das Älterwerden der Bevölkerung entstanden ist. Rentenreformen und mögliche Änderungen des Steuersystems sollten älteren Altersgruppen dabei behilflich sein, eine Arbeit zu finden. Verbesserungen des Gesundheitssystems, sowie ein lebenslanger Bildungsprozess sind ebenfalls erforderlich, damit die ältere Bevölkerung ihre Arbeitsplätze behält und ihre Kompetenzen weiterentwickelt. Die Art der Arbeit und des Arbeitsengagements der Bevölkerung weist ebenfalls schnelle und bedeutende Veränderungen auf, die in erster Linie durch die Einführung der Automatisierung und Robotisierung bedingt sind. Viele Ökonomien in der Region, in denen Untersuchungen durchgeführt wurden, zeigen ein hohes Maß an Deindustrialisierung und eine wachsende Polarisierung des Arbeitsmarktes. Besonders ausgeprägt ist der Trend, dass es immer weniger Arbeitsplätze für Menschen mit Sekundarstufe oder mit einem handwerklichen Beruf gibt. Mit technologischen Veränderungen, die ein größeres Bedürfnis

nach speziell ausgebildeten Arbeitskräften nach sich ziehen, wird die Entwicklung vieler Staaten gerade wegen Mangel an speziell ausgebildeten Arbeitskräften verlangsamt, was sich in erster Linie auf ICT-Kompetenzen bezieht. Dieser Mangel ist besonders beim älteren Teil der Bevölkerung ausgeprägt. Die Migration der arbeitsfähigen Bevölkerung könnte gemindert werden, wenn sich die allgemeinen Lebensbedingungen, das Bildungswesen, der Gesundheitsschutz, die Wohnungssituation und die Infrastruktur bezüglich der Straßen in den am meisten von der Migration betroffenen Gebieten verbessern würde. Seit dem Beginn des Transitionsprozesses bewegen sich die Menschen in den meisten Fällen Richtung Großstädte. Trotz alledem lebt die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin in Zonen, die von der Abwanderung dieser Menschen gezeichnet sind. Die Entwicklung der Städte und die dicht bevölkerten Regionen verbessern die wirtschaftlichen Aussichten der Bevölkerung, die diese Gebiete besiedelt, wobei die am dichtesten bevölkerten Regionen, Untersuchungen zufolge, die besten Aus-

Seit dem Beginn des Transitionsprozesses bewegen sich die Menschen in den meisten Fällen Richtung GroSSstädte. Trotz alledem lebt die Mehrheit der Bevölkerung weiterhin in Zonen, die von der Abwanderung dieser Menschen gezeichnet sind

sichten für die Verwirklichung des größten erwirtschafteten Einkommens in den nächsten 40 Jahren haben. Andererseits wird sich die erhöhte Bevölkerungsdichte in den Regionen auf die Lebensqualität im ökologischen Sinne auswirken, sodass die rechtzeitige Entwicklung einer Strategie erforderlich ist, die sich mit allen negativen Konsequenzen auseinandersetzen wird, wie z. B. Verkehrsstau und Umweltverschmutzung. Führungsstrategien und Interventionen müssen sich zukünftig im Ziele einer Produktivitätsverbesserung und der Möglichkeiten in Bezug auf den Standortwechsel auf die Regionen fokussieren, die eine Bevölkerungsabnahme und eine Senkung der Bevölkerungsdichte aufweisen.

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INTERVIEW

Text: Svetlana Nenadovic Glusac

Wie wird die Energieversorgung in der Zukunft aussehen Alles was mit Energetik zu tun hat, vor allem zwischen 2030 und 2050, hat mit Karbonisierung zu tun

Janez Kopač, Direktor des Sekretariats der Energiegemeinschaft

Das Sekretariat der Energiegemeinschaft hat seit 2006 seinen Sitz in Wien. Die Vertragsparteien sind auf der einen Seite die Europäische Union, und auf der anderen Seite acht Vertragsstaaten: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Serbien und die Ukraine. Das Ziel ist es, den Binnenmarkt im Energiesektor auf Südosteuropa auszuweiten. Die Energiegemeinschaft strebt danach, stabile und einheitliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Energiemarktes zu schaffen, die Versorgungssicherheit zu erhöhen, die Umweltsituation zu verbessern, sowie den Wettbewerb anzuregen. Saubere und schmutzige Energie, das Aufhalten des Klimawandels, Gaslieferung aus der Ukraine und Russland, die Zukunft des Turkish Stream, der Wunsch von Amerika, flüssiges Gas nach Europa zu liefern – über diese und andere aktuelle Themen haben wir mit dem Direktor des Sekreteriats der Energiegemeinschaft Herrn Janez Kopač gesprochen.

Wenn es um Investitionen geht, sind zurzeit lediglich China und Russland dazu bereit, in sogenannte schmutzige Technologien zu investieren, während Institutionen der EU dies

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im Großen und Ganzen vermeiden. Warum ist das so?

Heute sind die wichtigsten energetischen Themen eigentlich Dekarbonisierung und der Kampf gegen den Klimawandel. Obwohl sich fast die ganze Welt damit beschäftigt, leiten entwickelte Länder, besonders die EU, diese Initiative. Ziemlich ambitioniert. Alles, was mit Energetik zu tun hat, vor allem zwischen 2030 und 2050, hat mit Karbonisierung zu tun. Ausstieg aus der Kohle, vor allem der Braunkohle, dann des

Volumenökonomie hätten auch andere fossile Quellen möglicherweise eine längere Lebensdauer, aber im Allgemeinen besteht kein Wille dazu. Auch Kernkraftwerke befinden sich meistens in der Phase der Schließung. An neue, sauberere Produktionstechnologien, Energieeffizienz und im Allgemeinen eine vollständige Umstellung der Verwendung von Energie werden große Erwartungen gestellt. DieVerbraucher werden gleichzeitig zu Herstellern, und ich erwarte auch eine Transformation des Ver-

Heute sind die wichtigsten energetischen Themen eigentlich Dekarbonisierung und der Kampf gegen den Klimawandel. Obwohl sich fast die ganze Welt damit beschäftigt, leiten entwickelte Länder, besonders die EU, diese Initiative. Öls und die Energieerzeugung auf saubere Weise, und mehr lokale, sind die Hauptkoordinaten, die von Politikern, Energieexperten, Unternehmen und Bürgern diskutiert werden. Natürlich ist die Lösung der Frage der Rolle von Erdgas und sogar seiner Dekarbonisierung (Ausstoß von Kohlenstoff aus Methan und dergleichen), da sich dieser Sektor an diese unvermeidliche Transformation anpassen kann, eines der Hauptthemen im Erdgassektor. Mit der Anwendung der CO2-Speicherung (CCS) in der

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kehrs, wie wir ihn heute kennen. Natürlich wird das alles dauern. Es ist daher nicht überraschend, dass EU-Finanzinstitutionen wie die EBWE und ähnliche keine Investitionen mehr in den schmutzigen Energiesektor unterstützen. Diese Investitionen werden jedoch mindestens in den nächsten 20 Jahren noch genehmigt werden, und wenn man beabsichtigt, die Kraftwerke beispielsweise in den Jahren 2025 oder 2030 zu schließen, ist es klar, dass es weder Sinn, noch irgendeine Rentabilität hat.

Viele EU-Länder haben die Abschaffung von Kohle als Brennstoff für Elektrizität angekündigt (fast alle westeuropäischen Länder; selbst Deutschland, wo dieses Thema äußerst sozial und politisch sensibel ist, hat 2038 als Endjahr festgelegt), und Kernkraftwerke sind in den meisten Ländern ebenfalls unerwünscht. Russland interessiert sich auch nicht wirklich für Kohle, sein natürliches Betätigungsfeld sind Gas und Öl, obwohl es auch bei der Ölverarbeitung anfängt, hohe ökologische Standards einzuführen. Es stimmt, einige Gasgiganten auch aus Russland sprechen auch über Wasserstoff als Ersatz für Erdgas in der Zukunft. Russland sollte jedoch die Dekarbonisierung als Hauptherausforderung im Auge behalten und sich an den von mir angesprochenen Übergang anpassen, um die Trends des Energiebedarfs auf seinen Exportmärkten zu verfolgen, und nicht in unrentablen Investitionen stecken zu bleiben. Was China angeht, würde ich auch sagen, dass es eine sehr ernste Phase des Übergangs zur Erzeugung von Ökostrom beginnt, obwohl dort das Hauptproblem lokaler Natur - die Luftverschmutzung - ist. Und die Tatsache, dass es in schmutzige Technologien außerhalb Chinas investiert, scheint nicht ganz konsequent zu sein, hat aber sicherlich eine eigene interne Wirtschaftslogik, die immer mit Chinas weiterem Einfluss verbunden ist.


Wir sollten jedoch immer diejenigen Länder fragen, die mit solchen ausländischen Akteuren zusammenarbeiten, warum sie heute (fast im Jahr 2020) in Kohlekraftwerke investieren wollen, und ich meine die Länder unserer Region, das heißt, der Energiegemeinschaft? Die Chinesen haben nicht an allem Schuld. Wie ist die Haltung der Energiegemeinschaft gegenüber dem Pariser Abkommen und dem Paket „Saubere Energie für alle Europäer“?

Ganz ähnlich der Europäischen Union. Unsere Minister haben im November 2018 einen Plan zur Annahme dieses neuen Gesetzespakets bis Dezember dieses Jahres auch in der Energiegemeinschaft veröffentlicht. Und die Umsetzung des Pariser Abkommens ohne dieses neue Gesetzespaket ist nicht möglich.

Am 3. Februar wird über die Chancen, dass Serbien die EGGenehmigung erhält, den Bau von Türkisch Stream von der bulgarischen zur ungarischen Grenze fortzusetzen, entschieden?

Das ist eine sehr interessante Entscheidung. Aber andererseits ist sie auch einfach. Das Sekretariat respektiert einfach das Ausnahmeverfahren, das vom Gastrans-Projektpromotor eingeleitet und von der Regulierungsbehörde im Rahmen des dritten Pakets genehmigt wurde. Wir haben die Entscheidung im Hinblick auf die Rechte der Energiegemeinschaft und der Europäischen Union bewertet (jedes Projekt ist sehr spezifisch und

Ausstieg aus der Kohle, vor allem der Braunkohle, dann des Öls und die Energieerzeugung auf saubere Weise, und mehr lokale, sind die Hauptkoordinaten, die von Politikern, Energieexperten, Unternehmen und Bürgern diskutiert werden. man muss eine Ad-hoc-Bewertung vornehmen). Wir sind weder an geopolitischen Spielen interessiert, noch wollen wir jemandem etwas geben oder wegnehmen. Unsere Meinung ist durch einen großen Filter bisheriger Erfahrung in Europa hindurchgegangen. Mein Team hat sich mit diesem Projekt in den letzten vier Monaten Tag und Nacht beschäftigt und (heute am 1. Februar) unsere Stellungnahme an die serbische Regulie-

rungsbehörde gesandt. Bald werden Sie das gesamte Dokument lesen können. Es ist jedoch wichtig zu sagen, dass das Sekretariat eine sehr gesunde und offene Kommunikation mit der serbischen Seite und Gastrans hatte (in der Tat haben wir einen neuen, hohen Kommunikationsstandard für die Energiegemeinschaft gesetzt), dass wir Argumente lediglich auf den Daten, die wir hatten, basierten und das wir alles gemacht haben, dass wir nicht

gegen das Projekt an sich sind und dass wir fordern, dass die Entscheidung ergänzt wird, um die Ausnahmeregelung möglich zu machen, weil wir eine Reihe potenzieller Probleme identifiziert haben, die den Wettbewerb auf dem Gasmarkt in Serbien beeinträchtigen könnten. Durch die Anwendung aller unserer Maßnahmen werden meiner Meinung nach diese Probleme gelöst werden. Welche Stellungnahme hat die Energiegemeinschaft gegenüber dem Bestreben von Amerika hinsichtlich der Lieferung von Flüssiggas nach Europa?

Der LNG-Gasmarkt ist im Prinzip der einzige (und auch dies etwas bedingt) Weltgasmarkt. LNG hat wirklich eine globale Komponente und man kann die Lieferung dieses Gases nach eigenem Ermessen und auf einer täglichen Basis steuern. Natürlich mögen alle Gasproduzenten, einschließlich der LNG-Produzenten, sogar die USA, langfristige Verträge, aber das ist schon eine andere Frage. Die Rolle von LNG in Europa hat zwei Dimensionen: preisliche Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit. Beide Dimensionen werden auch in Zukunft diesem Segment folgen, wobei der andere Parameter möglicherweise immer stärker betont sein wird. Im vergangenen Jahr wurden rund 70 Milliarden Kubikmeter nach Europa geliefert, was einen ordentlichen Prozentsatz seines Verbrauchs von etwa 500 Milliarden Kubikmetern (ohne die Türkei) darstellt. Andererseits hat russisches Gas einen Rekordabsatz von rund 200 Milliarden Kubikmetern erzielt. Andere Quellen trocknen langsam aus oder werden absichtlich

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INTERVIEW

und fast 30% Kofinanzierung von der EU bekommen hat, ist es schwierig seine Durchführbarkeit zu beweisen. Für Kroatien allein ist es zu groß und für die Region zu klein. Vielleicht klinge ich pessimistisch? Ich hoffe nicht, ich wünsche mir, dass dieses Projekt Erfolg hat. Was bedeutet das Seekabel, das Italien und Montenegro verbindet, für die energetische Stabilität?

Es hilft der Stabilität, obwohl die Länder auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens schon jetzt sehr gut verbunden sind, was für die Stabilität am wichtigsten ist. Das Seekabel spielt für die Integration des Marktes vom Balkan und Italien eine große Rolle. Es wird einen starken Einfluss auf die Verbindung der Märkte haben.

geschlossen (Niederlande) oder werden definitiv nicht wachsen (Norwegen). Es wird natürlich einige neue Versorgungsquellen geben, Aserbaidschan, vielleicht Rumänien, bei Algerien bin ich mir nicht sicher, aber sie werden nicht entscheidend sein. Obwohl ich die Dynamik der Nachfrage nach natürlichem Erdgas in Europa nicht vorhersehen kann (die Energiegemeinschaft miteingeschlossen), angenommen der Verbrauch bleibt gleich wie heute oder etwas geringer – denn eine vollkommene Elektrifizierung ist immer noch nicht möglich und auch nicht billig – wird der Import sich vergrößern, weil sich die heimische europäische Herstellung immer mehr veringern und verschwinden wird. Und dann ensteht ein großes Spiel zwischen dem eigentlich nicht so teuerem russischen Erdgas (das immer mehr unter transparenten Bedingungen verkauft wird, zumindest in den größeren europäischen Ländern, in der Energiegemeinschaft sieht das etwas anders aus) und dem heute etwas teurerem LNG. Die Entfernung und die Transportkosten diktieren diesen Preisunterschied. Angenomen die Herstellung von LNG wäre ausreichend und die Nachfrage in Asien (Japan, Südkorea, Taiwan, China usw.) mäßig, Europa, das als eine Art Balance-Region für LNG fungiert, würde das überschüssige LNG zu günstigen Bedingungen konsumieren (im umgekehrten Fall zu weniger günstigen Bedingungen). Aber hier kommen wir zu dieser nicht-märktlichen Kategorie – die

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Die Ukraine ist das gröSSte Mitgliedsland der Energiegemeinschaft und von groSSer Bedeutung für die Versorgung mit Erdgas. Fast alle Mitgliedsländer der Energiegemeinschaft und sogar 17 EU Mitgliedsländer bekommen das meiste Erdgas aus Russland und weniger auch aus der Ukraine über die Ukraine. Sicherheit bzw. die Vielfalt der Belieferungsquellen und der Akzent, den einige Länder, und auch die EU als Einheit, darauf setzen würden, d. h. dass Europa die Möglichkeit LNG in ausreichender Menge, ungeachtet dessen, wie hoch der Preis ist, reserviert. Hier sieht Amerika bespielsweise seine Chance. Ob und in welchem Maße diese Politik mit dem europäischen Standpunkt synchron sein wird, wird interessant sein, zu sehen. Ich freue mich darauf, deren Erdgas in Europa zu sehen – Super, wieso nicht? Aber ich bin eher der Meinung, dass nach Europa limitierte Mengen amerikanischen (hiermit meine ich die USA) LNG kommen werden, denn so ist die geographische Konfiguration – deren Erdgas wird in Richtung Pazifik gehen.

Wie sieht die Perspektive der Lagerung von flüssigem Erdgas in Kroatien auf Krk aus?

Ich weiß nicht, was ich zu diesem Thema sagen könnte, denn wir sind nicht direkt für Kroatien zuständig. Wir fühlen dieses Projekt nur sehr indirekt, und zwar

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durch sein Potenzial, das Gas nach Ungarn und dann in die Ukraine (was auf einem idealen gemeinsamen Markt möglich wäre, wofür aber im Augenblick wegen der hohen Kosten für den Erbau der benötigten Infrastruktur eine Hürde darstellen) zu liefern. Da sich die Kapazität diese Projektes aber immer mehr verringert, sehe ich nicht, dass das von großer Bedeutung für die Ukraine ist, die meiner Meinung nach über Polen leichter zu LNG käme. Ob man dieses LNG von Krk bis zu der adriatischen Küste und in Richtung Albanien bringen könnte, weiß ich nicht. Albanien bereitet sich gerade enthusiastisch auf das Gas aus Aserbaidschan vor, das es nach Italien transitieren wird und fängt auch mit der Gasifizierung an. Östlicher (Serbien, Bulgarien) ist es eher realistisch, dass LNG aus dem bestehenden Terminal in Revithoussa, Griechenland, geliefert wird, falls diese Länder eine Diversifizierung von russischem Gas möchten. Wie gesagt, obwohl dieses Projekt hoh auf der PCI-Liste steht

Welche regionalen Projekte wären für diejenigen Staaten von Bedeutung, die Mitglieder der EU werden möchten und in welchem Maße stimmen die Gesetzgebungen dieser Länder mit denen der EU überein?

Für eine Mitgliedschaft in der EU ist das Projekt zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften. Auf dem Gebiet, das die Energiegemeinschaft deckt, ist Montenegro mit Abstand am besten, danach folgen Serbien und Nordmazedonien, und die Reformen stagnieren am meisten in Bosnien und Herzegowina wegen der politischen Blokade, oft seitens Republika Srpska, macnhmal auch der Föderation.

Wie sieht die Energiegemeinschaft die Situation in der Ukraine?

Die Ukraine ist das größte Mitgliedsland der Energiegemeinschaft und von großer Bedeutung für die Versorgung mit Erdgas. Fast alle Mitgliedsländer der Energiegemeinschaft und sogar 17 EUMitlgiedsländer bekommen das meiste Erdgas aus Russland und weniger auch aus der Ukraine über die Ukraine. Es ist für uns alle sehr wichtig, wie die Ukraine europäische Regelungen auf dem eigenen Gebiet respektiert. Ukraine hat, was die Reformen angeht, seit 2015 große Schritte gemacht, aber die wichtigste wurde noch nicht eingeführt – die Teilung von Naftogaz in einen Gasversorger und einen unabhängigen Gasübertragungsnetzbetreiber. Innerhalb des Landes gibt es zu viel Interesse an der Erhaltung dieser untransparenten Situation, sodass die Politik immer nocht nicht genug Kraft hat, diese Lage zu verändern.


REPORTAGE

Anlässlich des Jubiläumsjahres des Habsburger Maximilian I. widmet sich die 12. Internationale Orchideen-Ausstellung dem Thema „Schönheiten für Kaiser und Kirche“. Die traditionelle Orchideen-Patenschaft übernimmt dieses Jahr Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und reiht sich damit in eine Reihe prominenter Paten ein. An die 30.000 Besucher werden vom 9. bis 24. März in der Orangerie des Stiftes Klosterneuburg erwartet. Das Augustiner-Chorherren Stift Klosterneuburg veranstaltet von 9. bis 24. März 2019 bereits zum zwölften Mal die Internationale Orchideen-Ausstellung. Unter dem heurigen Motto „Schönheiten für Kaiser und Kirche“ wird wieder eine faszinierende Blumenwelt aufgebaut: Naturformen und gezüchtete Sorten treffen hier aufeinander. Tausende Blüten, jede von ihnen ein Kunstwerk der Natur, ergeben eine einmalige Farbenpracht und Vielfalt. Sammler und Züchter aus Europa und Übersee zeigen ihre Blumen-Schätze und geben Ratschläge für die Pflege zu Hause. Ein beheiztes Ausstellungszelt im Konventgarten und die Orangerie bieten den Besuchern eine Fülle an interessanten Ausstellern und Gestaltungen. Die Präsentation ist mit einer Fläche von 2.000 m² und ca. 30.000 Besuchern die größte ihrer Art in Österreich. Darüber hinaus gibt es wieder eine Fülle an Raritäten, praktischem Zubehör und vieles mehr zu bestaunen. Im Angebot sind u.a. Informationen für Gartenfreunde über Orchideen-Reisen in die Ur-

sprungsländer sowie Fachbücher und ein Blumendoktor der mitgebrachte Orchideen meisterhaft umtopft und vieles mehr. Abgerundet wird dies durch kulinarische Angebote und kulturelle Höhepunkte, von denen das Stift Klosterneuburg einige zu bieten hat.

Schönheiten für Kaiser und Kirche

Orchideen wachsen fast überall auf der Erde und werden seit der Antike wegen ihrer besonderen Schönheit, aber auch als Heilmittel geschätzt. Jedoch erst mit

der Einfuhr tropischer Orchideen seit dem frühen 17. Jahrhundert erwachte in Europa die Begeisterung bei Gärtnern, Botanikern und Sammlern für diese umfangreiche Pflanzenfamilie. Im 19. Jahrhundert wurden Orchideen schließlich zu beliebten Modepflanzen, ein regelrechtes Orchideenfieber brach aus. Auch das Kaiserhaus erwarb bei jeder Gelegenheit komplette Sammlungen oder einzelne Pflanzen und beauftragte die Gesandten in Asien und Amerika, neue Arten nach Wien zu schicken. Die immer grö-

ßeren Orchideenbestände wurden in Glashäusern im Schloss- park Schönbrunn untergebracht. Um 1900 entstanden schließlich durch die züchterische Arbeit des Hofgärtners Anton Hefka zahlreiche neue Orchideensorten in den Schönbrunner Pflanzensammlungen. Anders als andere Zierpflanzen, wie zum Beispiel Rosen oder Lilien, haben die Orchideen lange keine Rolle in der Kirche gespielt. Erst in der heutigen Zeit werden Orchideen häufig im Kirchenschmuck verwendet und sind beliebte Schnittblumen in Brautsträußen.

Orchideenpatin Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner

Die traditionelle OrchideenPatenschaft übernimmt 2019 die Landeshauptfrau von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner. Es wird wieder eine besonders gezüchtete Orchidee sein, die vor Ort auch käuflich zu erwerben sein wird.

Lange Nacht der Orchideen Von 9. bis 24. März 2019 ist die Ausstellung täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Am Freitag den 15. März 2019, findet die „Lange Nacht der Orchideen“ statt, in welcher die Ausstellung bis 22 Uhr geöffnet ist und außerdem Live-Musik zu hören sein wird. Ticket-Preise Der Eintritt kostet 11,- Euro, Kombitickets in Verbindung mit einem Stiftsbesuch gibt es um 18,00 Euro (dieses beinhaltet Orchideenausstellung sowie den Eintritt in das im Stift). Zahlreiche Ermäßigungen und Gruppenangebote gibt es auf Anfrage. Information: Stift Klosterneuburg, Stiftsplatz 1, 3400 Klosterneuburg (Niederösterreich) Tel.: +43 (2243) 411-212 Email: orangerie@stift-klosterneuburg.at, www.stift-klosterneuburg.at

12. internationale

orchideeN ausstellung 9. – 24. März 2019

täglich: 9:00 – 18:00 Uhr

übernimmt anlässlich der 12. Internationalen Orchideenausstellung, die von 9. bis 24. März 2019 im Stift Klosterneuburg stattfinden wird, die Patenschaft über eine Orchidee und wird dafür auch selbst zur Eröffnung kommen. Foto: Markus Hintzen

Anlässlich des Jubiläumsjahres des Habsburger Maximilian I. widmet sich die 12. Internationale Orchideen-Ausstellung dem Thema „Schönheiten für Kaiser und Kirche“. Die traditionelle Orchideen-Patenschaft übernimmt dieses Jahr Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und reiht sich damit in eine Reihe prominenter Paten ein. An die 30.000 Besucher werden vom 9. bis 24. März in der Orangerie des Stiftes Klosterneuburg erwartet.

Orangerie Stift Klosterneuburg

Landeshauptfrau Niederösterreich Johanna Mikl-Leitner

12. Internationale Orchideen-Ausstellung: Schönheiten für Kaiser & Kirche

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Fakultät für Lebenswissenschaften Fakultät für Lebenswissenschaften

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REPORTAGE

Stift Klosterneuburg – Geschichte und Gegenwart Wenige Jahre nach der Verlegung ihrer Residenz nach Klosterneuburg gründeten 1114 der Babenberger Markgraf Leopold III. und seine Frau Agnes in unmittelbarer Nähe ihrer Burg das Stift als religiöses, soziales und kulturelles Zentrum ihres Landes. 1133 übergaben sie dieses Stift den Augustiner Chorherren. Die Gründungslegende Ein Windstoß entriss Agnes ihren Brautschleier. Die Suche blieb ergebnislos, worauf Leopold III. das Gelübde gab, dort wo der Schleier gefunden würde, ein Kloster zu errichten. Neun Jahre später fand Leopold den Schleier auf einem Hollunderstrauch und erfüllte sein Versprechen. Obwohl es sich dabei um eine spätere Legende handelt, gibt es den Schleier tatsächlich in der Schatzkammer des Stiftes, die seit Mai 2011 den Besuchern zugänglich ist. 1136 wurde die Stiftskirche geweiht, wenige Monate später, am 15. November 1136 starb Leopold III., der in einer kleinen Gruft unter der heutigen Leopoldikapelle begraben wurde, die sehr rasch zur Wallfahrtsstätte wurde. 1181 vollendete der Goldschmied Nikolaus aus der Stadt Verdun eine Kanzelverkleidung aus Emailtafeln, die an Hand von Ereignissen des Alten und Neuen Testaments die Heilsgeschichte erzählen. Nach dem verheerenden Stiftsbrand von 1330 wurden diese Emailtafeln zum „Verduner Altar“ umgestaltet, einem der bedeutendsten Kunstwerke des europäischen Mittelalters. Inzwischen war um 1200 Klosterneuburg auf einige Jahre wieder Residenz geworden: Babenberger Leopold VI. ließ sich auf dem heutigen Stiftsgelände einen neuen Palast mit einer prächtigen Kapelle, der „capella speciosa“, dem ersten gotischen Bau in Österreich, errichten. Von beiden Gebäuden sind heute nur noch spärliche Reste vorhanden. Im Mittelalter war das Stift zu einer wichtigen wissenschaftlichen und theologischen Forschungsstätte geworden, wovon nicht zuletzt die über 1200 Handschriften der Stiftsbibliothek zeugen. Die Heiligsprechung des Stiftsgründers Leopold III. 1485 machte dann die Bedeutung des Stiftes in der kirchlichen Landschaft Österreichs

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Das Stift Klosterneuburg wurde 1114 gegründet und 1133 den Augustiner Chorherren übergeben, um ein religiöses, soziales und kulturelles Zentrum zu bilden. Das Stift ist heute ein wichtiges kulturtouristisches Ziel, eine religiöse und soziale Institution und ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb. Es besitzt unter anderem das älteste und eines der renommiertesten Weingüter Österreichs.

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deutlich, die nur durch die Reformationszeit unterbrochen wurde, als nur noch wenige Chorherren im Stift lebten, die in Vielem der Reformation nahestanden. Gleichzeitig erlosch das parallel zum Chorherrenstift eingerichtete Chorfrauenstift. Mit der katholischen Gegenreformation gewann das Stift rasch wieder seine frühere Bedeutung zurück und wurde durch die Stiftung des österreichischen Erzherzogshutes als „heilige Krone des Landes“ 1616 zum Hüter dieser Insignie, die nur zur „Erbhuldigung“ vom Grab des Heiligen Leopold entfernt werden durfte. Wenige Jahre später begann im Inneren der romanischen Stiftsbasilika die Barockisierung, die durch den Türkenkrieg 1683 unterbrochen wurde: Das Wien belagernde Türkenheer schloss auch Klosterneuburg ein, wo die Verteidigung durch einen Chorherrn und einen Laienbruder organisiert worden war. Durch die erfolgreiche Verteidigung Klosterneuburgs wurde im September 1683 der Entsatz Wiens durch kaiserliche Truppen ermöglicht. 1730 entschloss sich der Habsburger Kaiser Karl VI. nach dem Vorbild des spanischen Escorial in Klosterneuburg eine Klosterresidenz zu errichten. Der Plan sah eine riesige Anlage mit neun Kuppeln und vier Höfen vor. Während der Bauarbeiten starb der Kaiser 1740 plötzlich. Seine Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia wünschte – dem Zeitgeist entsprechend – den Ausbau des Schlosses Schönbrunn nach französischem Vorbild, im Stift war man froh, die gewaltigen Seite 4 Pressestelle Baukosten nicht weiter tragen zu müssen: Die Arbeiten wurden sofort eingestellt, gerade ein Achtel der Planung war realisiert worden. Erst 100 Jahre später wurde zumindest ein Hof, der Kaiserhof voll-


Foto: Michael Zechany, Ritta Newmanm, Jürgen Skrawan, Alexander Haiden endet und somit ein Viertel des Planes ausgeführt. Mit der Regierung Kaiser Josefs II. begann eine Zeit des Umbruchs: Die kaiserliche Kirchenpolitik bewirkte eine wesentliche Ausweitung der Pfarr-Seelsorge und des sozialen Engagements, die Revolution 1848 beendete die Grundherrschaft und verlangte damit eine Umstellung der Wirtschaft des Stiftes. Das Ende der Habsburgermonarchie 1918 bedeutete neuerliche Veränderungen und die darauffolgenden Jahre mit ihren wirtschaftlichen, sozialen und politischen Spannungen, Konflikten und Katastrophen belasteten das Stift neuerlich. Aber gerade in den 1920er Jahren kam vom Stift Klosterneuburg durch die Ideen des Chorherrn Pius Parsch eine kirchliche Reformbewegung in Gang, die weltweite Wirkung zeigte und ihre Bestätigung in den Dokumenten des 2. Vatikanischen Konzils erfuhr: Durch die Rückbesinnung auf die Texte der Bibel und neue Formen der Liturgie – wie Verwendung der jeweiligen Landessprache und eines Volksaltars – wurde die Position der Gläubigen auf eine neue Ebene gerückt. Mit dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 begannen die neuen Machthaber sofort mit Maßnahmen gegen das Stift als national-österreichisches Symbol und christliche Einrichtung: Beschlagnahme von Räumlichkeiten, Enteignung von Pachtgründen und schließlich 1941 Aufhebung des Stiftes. Die Stiftsgebäude mit allen Sammlungen fielen an das Kunsthistorische Museum, alles Übrige wurde unter verschiedenen Institutionen aufgeteilt. Im April 1945 war die Wiedererrichtung des Stiftes eine der ersten Handlungen der neuen Regierung und das Stift Klosterneuburg wurde in der Folge zu einem der wichtigsten Faktoren des kirchlichen Wiederaufbaues. Stift Klosterneuburg heute Die Chorherren des Stiftes Klosterneu-

burg – derzeit ca. 50 – kommen aus Österreich, Deutschland, den USA, Polen, Norwegen, Vietnam und Rumänien. Sie beginnen ihr Leben im Stift mit der Einkleidungszeremonie, bei der sie ihren Ordensnamen erhalten. Darauf folgt das einjährige Noviziat, dann die „einfache Profess“, die den zukünftigen Chorherrn auf drei Jahre und schließlich die „ewige Profess“, die ihn auf Lebenszeit an

das Stift bindet und von ihm dauernden Gehorsam, Armut und Keuschheit verlangt. Der Konvent ist – nach den Bestimmungen der Österreichischen Augustiner-ChorherrenKongregation – demokratisch organisiert, mit einem gewählten Propst und einem gleichfalls von den Chorherren gewählten Stiftsdechant an der Spitze. Ihnen zur Seite steht ein Kapitelrat

aus gewählten und vom Propst bestimmten Mitgliedern. Kulturelle und Touristische Bedeutung Heute zählt das Stift Klosterneuburg, der Residenz des Markgrafen Leopold III., zu den bedeutendsten Reisezielen des Kulturtourismus in Niederösterreich: Der weltberühmte Verduner Altar gehört zu den absoluten Höhepunkten und die reichhaltigen Sammlungen des Stiftsmuseums und der Schatzkammer vereinen Kunstwerke vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Einzigartig ist der Gebäudekomplex aus Bauten von der Romanik über die Pracht des Barock bis zum Historismus und die weltweit einmalige barocke Baustelle der Sala terrena, die seit der Einstellung der Bauarbeiten 1740 unverändert blieb. Wechselnde Ausstellungen moderner Kunst wie z.B. die Galerie der Moderne und des St. Leopold Friedenspreises runden diesen Angebotsbereich ab. Zu einem wahren Publikumsmagnet haben sich die alle zwei Jahre stattfindenden Orchideenausstellungen – die größten ihrer Art in Österreich – im Konventgarten des Stiftes entwickelt.

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Veranstaltungen

Text: Svetlana Nenadovic Glusac

27 Winter Party

in der Residenz des Britischen Botschaft ers S.E. Leigh Turner nov

Am Dienstag, den 27. November empfang der Botschafter von Großbritannien S.E. Leigh Turner die Gaste in seiner Residenz in Wien. Die “Winter Party” fing im Hof der Residenz mit heißem Punsch und gebratenen Kastanien an, und der Botschafter Herr Turner wandte sich scherzhaft an die gesammelte Gaste: “Danke, dass Sie auf unsere Garden Party am kältesten Tag im Jahr gekommen sind, aber wir werden Sie zuerst mit Punsch erwärmen, und später in der Residenz mit dem besten Gin Tonic in der Stadt verwöhnen”.

Botschafter von Großbritannien S.E. Leigh Turner und Dr. Ernst Huber, WKO

Botschafter von Großbritannien S.E. Leigh Turner

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29 Rumänien

feierte 100 Jahre Staatsgründung nov

Am Donnerstag, den 29. November organisierte die Rumänische Botschaft einen Empfang zum Nationalfeiertag zur Erinnerung an 100 Jahre der Vollziehung des einheitlichen Nationalstaates. Im imposanten Saal der Wiener Börse begrüste die Gaste S.E. Botschafter Rumäniens in Österreich Herr Bogdan Mazuru, danach wandte sich die österreichische Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus Frau Elisabeth Kostinger an die Gaste. Sie gratulierte zum Nationalfest und im Namen von Bundesminister der Republik Österreich Herrn Sebastian Kurz gratulierte sie zum Vorsitz Rumäniens im Rat des EU Parlaments in der ersten Hälfte des Jahres 2019.

Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus Frau Elisabeth Köstinger und S.E. Botschafter Rumäniens in Österreich Herr Bogdan Mazuru

Camilla Habsburg Lothringen und Dipl. Ing. Wolfgang Meixner

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Veranstaltungen

Text: Svetlana Nenadovic Glusac

30 Charity Weihnachtspunsch für Caritas NOV

vor dem K. u. K. Hofzuckerbäcker Demel

Am Freitag, dem 30. November luden Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria, und Frau Gabriele Proll im Namen von der Caritas zum Charity Punschen für Mütter, Kind und Hauser der Caritas Wien ein. Trotz niedriger Temperaturen kamen viele Leute vor der berühmten Konditorei Demel K. u. K. Hofzuckerbacker zusammen, um diese humanitäre Aktion zu unterstutzen.

Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria, und Frau Gabriele Pröll von Caritas

Gabriele und Josef Pröll

12 Weihnachtsfeier DEC

Präsident Wirtschaftskammer Wien DI Walter Ruck, Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und Amtsführender Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales KR Peter Hanke

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im Wirtschaftskammer Wien

Am 12. Dezember hat die Wirtschaftskammer Wien zur Weihnachtsfeier eingeladen. Präsident der Wirtschaftskammer Wien DI Walter Ruck hat die zweite Kerze auf dem Weihnachtskranz angezündet. Unter vielen ehrenhaften Gästen aus Wirtschaft und Finanzwesen, waren auch der Wiener Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und der Amtsführende Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales KR Peter Hanke.


4 dec

Nationalfeiertag des Königreichs Thailand

Die Chargé d'Affaires der Königlich Thailändischen Botschaft in Österreich Frau Thitiporn Chirasawadi lud anläßlich des Nationalfeiertages des Königreichs Thailand zu einem Empfang an. Am Fest nahmen viele Botschafter des diplomatischen Establishments und ehrenwerte Gäste der Haupstadt Österreichs teil. Der Ballsaal des Intercontinental Hotels strahlte mit Eleganz, besonders die Damen in Dress Code Lounge Suit und National Dress gekleidet.

Chargé d'Affaires der Königlich Thailändischen Botschaft in Österreich Frau Thitiporn Chirasawadi

Dipl. Ing Wolfgang Meixner, Botschafter Boliviens S.E. Victor Veltzé Michel und Hermann Kroicher

Goran Bradic, Nada Knezevic und Botschafter Serbiens S.E. Herr Nebojsa Rodic

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Veranstaltungen

Text: Svetlana Nenadovic Glusac

Nationalfeiertag Finnlands in der Residenz des Botschaft ers Hannu Kyröläinen

5

dec

Aus Anlass des Unabhängigkeitstages Finnlands lud Botschafter S.E. Herr Hannu Kyrolainen und seine Ehefrau Arja Kyrolainen Gaste zum Empfang in der Residenz des Botschafters am Mittwoch, dem 5. Dezember ein. Nach der Anrede des Botschafters folgten die Nationalhymnen von Finnland und Österreich von dem jungen finnischen Pianisten gespielt. Am Fest nahmen viele Botschafter teil, unter anderen: Botschafter von der Russischen Föderation S.E. Herr Dimitrii Liubinskii, Botschafter von Luxemburg S.E. Herr Marc Ungeheuer, Botschafter von Bolivien S.E. Herr Vicot A. Veltze Michel, Botschafter von Malaysia S.E. Herr Dato´ Ganeson Sivaguranathan, Botschafterin von Kroatien I.E. Frau Dr. Vesna Cvjetkovic, sowie stellvertretender Botschafter von Italien Herr Marco Di Ruzza, anschließend stellvertretender Botschafter von Serbien Herr Goran Bradic und stellvertretender Botschafter von Saudi-Arabien Herr Nabil H. Ashri.

Finnlands Botschafter S.E. Herr Hannu Kyröläinen

Botschafter Russischen Föderation S.E. Herr Dimitrii Liubinskii und Goran Bradic Gesandter Serbische Botschaft

Botschafterin von Kroatien I.E. Frau Dr. Vesna Cvjetkovic und Tanja Mrvos von Wirtschaftskammer Kroatiens

Botschafter von Luxemburg S.E. Herr Marc Ungeheuer, Stellvertretender Botschafter von Saudi-Arabien Herr Nabil H. Ashri mit Gattin, Botschafter von Malaysia S.E. Herr Dato´ Ganeson Sivaguranathan und KommR. Josef Vuzem

Obmann des Verteidigungsausschusses Marco Mercuri

Botschafter S.E. Herr Hannu Kyröläinen und seine Ehefrau Arja Kyröläinen

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Stellvertretender Botschafter von Italien Herr Marco Di Ruzza


Text: Svetlana Nenadovic Glusac

25 In Wien wurden

der 70. Jahrestag der Republik Indien und gleichzeitig 70 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Indien und Österreich gefeiert jan

Die indische Botschafterin in Osterreich und Montenegro und Ständige Vertreterin Indiens bei den internationalen Organisationen in Wien I.E. Frau Renu Pall lud aus Anlass des 70. Jahrestages der Republik Indien zu einem Empfang ein, und gleichzeitig wurden auch 70 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Indien und Österreich gefeiert. Die festliche Feier dieser beiden wichtigen indischen Jubiläen fand am Freitag, dem 25. Januar im Hotel Imperial statt, gefolgt von einer großen Anzahl von Gästen. Unter ihnen war der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer, sowie zahlreiche Vertreter des diplomatischen Establishments in Österreich wie: Botschafter der Russischen Föderation S.E. Herr Dmitry Lyubinskiy, Botschafter von Luxemburg S.E. Herr Marc Ungeheuer, Botschafter von Malaysia S.E. Herr Dato' Ganeson Sivaguranathan, Botschafter von Serbien S.E. Nebojsa Rodic und viele andere Ehrengaste.

Indische Botschafterin I.E. Frau Renu Pall und Svetlana Nenadovic Glusac, CEO Diplomacy and Commerce

Botschafterin in Österreich und Montenegro und Ständige Vertreterin Indiens bei den Internationalen Organisationen in Wien I.E. Frau Renu Pall

Ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer

Botschafter der Russischen Föderation S.E. Herr Dmitry Lyubinskiy

Botschafter von Malaysia S.E. Herr Dato' Ganeson Sivaguranathan

Botschafterin I.E. Frau Renu Pall mit Herr Dr. Ernst Huber von WKÖ

Botschafterin I.E. Frau Renu Pall mit Gästen

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Veranstaltungen

Text: Svetlana Nenadovic Glusac

26 Zeremonie zum

Hissen der Nationalflagge - anlässlich des 70. Jahrestages der Republik Indien jan

Nach der Feier des 70. Jahrestages der Republik Indien im Hotel Imperial, wo eine Vielzahl von Gasten aus der Welt der Diplomatie versammelt waren, folgte am nächsten Tag der zweite Teil der Feier dieses wichtigen Jubiläums. So lud die Indische Botschaft in Wien alle indischen Bürger, Personen indischer Herkunft und Freunde von Indien dazu ein, um die Zeremonie zum Hissen der Nationalflagge im Ethnologischen Museum gemeinsam zu feiern. Die Festlichkeit wurde von einer großen Anzahl von Mitgliedern der indischen Gemeinde in Wien besucht. Am Samstag, dem 26. Januar, fand nämlich im Weltmuseum Wien eine Festlichkeit unter dem Namen „National Flag Hoisting Ceremony“ statt, die mit einer Rede der indischen Botschafterin in Österreich I.E. Frau Renu Pall, dem Spielen von den Hymnen beider Länder und dem Aufziehen der indischen Flagge begann, was die ganze Zeremonie im Ambiente der Wiener Hofburg imposant machte. Danach ließ die Botschafterin Frau Renu Pall einen Brief des Präsidenten vor, gefolgt von einem reichhaltigen und umfassenden Kulturprogramm, das den ganzen Farbenreichtum und die Vielfalt dieses wunderschönen Landes veranschaulicht hat

I.E. Botschafterin Frau Renu Pall

Indische Botschafterin in Österreich und Montenegro und Ständige Vertreterin Indiens bei den Internationalen Organisationen in Wien I.E. Frau Renu Pall

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Text: Svetlana Nenadovic Glusac Foto: Diplomacy and Commerce Austria und Eduardo Salas Torrero

14 Empfang anlässlich des

Nationalfeiertags der Republik Serbien und 145 Jahre seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Serbien und Österreich feb

Am Mittwoch, dem 14. Februar, luden der Botschafter der Republik Serbien in Osterreich, S.E. Nebojša Rodić und I.E. Roksanda Ninčić, Ständige Vertreterin bei der OSZE und anderen internationalen Organisationen in Wien, zum Empfang anlässlich des Nationalfeiertags der Republik Serbien und 145 Jahre seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Serbien und Österreich und des Tages der Armee von Serbien ein. Der Empfang der serbischen Botschaft fand in einem der wunderschönen Sofiensäle statt, wo sich mehr als 700 Ehrengäste des diplomatischen, wirtschaftlichen und politischen Establishments versammelten. Nach dem einleitenden Teil, in dem der Botschafter S.E. Nebojša Rodić eine Begrüßungsrede hielt, wendete sich auch Miloš Vučević, Burgermeister von Novi Sad, der bei dieser Gelegenheit die derzeitige Jugendhauptstadt Europas vorstellte, an die Versammelten.

Den Empfang haben zahlreiche Prominente aus der Diplomatie besucht, wie: Finnlands Botschafter in Österreich S.E. Herr Hannu Kyrolainen, Botschafter der Russischen Föderation S.E. Herr Dmitry Lyubinskiy, Botschafter Palästinas S.E. Salah Abdel Shafi, Botschafterin der Dominikanischen Republik I.E. Lourdes Gisela Antonia VictoriaKruse, Botschafter S.E. Hermann Aschentrupp Toledo, Stellvertretender Leiter der Mission der Botschaft von Mexiko, Nuntiaturrat Msgr. Dr. George Panamthundil, Botschafter von Bosnien und Herzegowina Herr Kemal Kozarić, Botschafterin Schwedens in Österreich I.E. Frau Mikaela Ruth Gunilla Kumlin Granit, Botschafter Großbritanniens S.E. Herr Leigh Turner, Botschafterin der Republik Kroatien I.E. Dr. Vesna Cvjetković, Botschafterin der Republik Belarus I.E. Dr. Alena Kupchyna, Botschafterin der Republik Slowenien I.E. Mag. Ksenija Škrilec und andere Ehrengäste.

Botschafter Palästinas S.E. Salah Abdel Shafi, Botschafterin der Dominikanischen Republik I.E. Lourdes Gisela Antonia Victoria-Kruse und Botschafter S.E. Hermann Aschentrupp Toledo, Stellvertretender Leiter der Mission der Botschaft von Mexiko

Nada Knežević, Direktorin der Wirtschaftskammer Serbien in Österreich, Goran Bradić, Gesandter der Botschaft der Republik Serbien in Wien und Vera Vukićević, Außenministerium der Republik Serbien

Univ. Prof. Mag. Arch. Boris Podrecca, Botschafter Serbiens S.E. Nebojša Rodić und Janez Kopač, Direktor des Sekretariats der Energiegemeinschaft

Botschafter Serbiens S.E. Nebojša Rodić mit seiner Familie

Davorka Samardžija, v. Botschaftsrätin Leiterin der Konsularabteilung Bosnien und Herzegowina in Wien, Selma Užičanin, Gesandte-Botschaftsrätin der Botschaft von Bosnien und Herzegowina, Botschafterin der Republik Kroatien I.E. Vesna Cvjetković, Svetlana Nenadović Glušac, CEO „Diplomacy & Commerce Austria“ und Nada Knežević, Direktorin der Wirtschaftkammer Serbien in Österreich

Botschafterin Schwedens in Österreich I.E. Frau Mikaela Ruth Gunilla Kumlin Granit

Botschafter Großbritanniens S.E. Herr Leigh Turner

Botschafter der Russischen Föderation S.E. Herr Dmitry Lyubinskiy und Svetlana Nenadović Glušac, CEO von „Diplomacy & Commerce Austria“

Botschafterin der Republik Belarus I.E. Dr. Alena Kupchyna, Herr Walter Götz und Botschafterin der Republik Slowenien I.E. Mag. Ksenija Škrilec

Botschafter von Bosnien und Herzegovina S.E. Herr Kemal Kozarić kam mit seinem Team

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Reportage

Funchal

Wo Ronaldo geboren wurde starb der letzte österreichische Kaiser Das ultimative Ziel für die Dynastie

„Care Karlo i carica Zita, što ratuješ kad nemate žita!”1 sangen slawonische Bauern im Grünen Kader im Sommer 1918 vor dem Ende des großen Krieges. Nachdem sie zweimal erfolglos auf den ungarischen Thron zurückkehrten, verließen Kaiser Karl und seine Ehefrau Kaiserin Zita mit ihren sieben Kindern und dem achten auf dem Weg das Land, in dem sie seit dem Tod von Franz Joseph 1916 herrschten. Aus Angst davor, dass sie ein ähnliches Schicksal wie die Romanows erleben könnten, schickte der britische König Georg V. nach Anfrage von Zitas Bruder ein Schiff die Donau hinauf, das den letzten Kaiser Österreichs und seine Familie aus dem Schloss der Esterházy, wo sie sich versteckten, retten sollte. Sie gingen ans Bord der HMS Glowworm im Hafen Baja und am 19. November 1921 landeten sie auf der portugiesischen Insel Madeira mitten im Atlantik. Weit genug entfernt, dachten die Engländer, dass 1 (dt.” Kaiser Karl und Kaiserin Zita, warum gehst du in den Krieg, wenn du keinen Weizen hast! “)

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Karl nicht wieder auf die Idee kommen würde, eine neue Monarchie in Wien oder Pest zu gründen - nach dem gleichen Rezept, das sich ein Jahrhundert vorher bei Napoleon erfolgreich zeigte, wonach er auf St. Helena endete, noch tiefer im Atlantik verborgen. Genau 96 Jahre später fuhr unser Schiff „Thomson Majesty” am 19. November in den Hafen Funchal auf Madeira ein. 1000 Kilometer von Portugal entfernt gilt diese Vulkaninsel als einer der Orte mit dem angenehmsten Klima in Europa und mit Temperaturen, die das ganze Jahr über zwischen 20 und 30 Grad Celsius liegen. Als die Portugiesen sie 1419 entdeckten, war sie komplett unbesiedelt. Jahrhundertelang war Madeira der Marinestützpunkt Portugals, von dem aus sie mit ihren Kolonien weitersegelten – nach Brasilien, Goa, Angola, Mosambik, Kap Verde, Macau, Osttimor... In der Ära der ersten Flugzeuge war es eine Zwischenstation für Flüge zwischen Europa und Amerika. Besonders wichtig waren die Kanarischen Inseln, die Azoren und Madeira während des Zweiten Weltkriegs, als

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Panorama von Funchal

Am 19. November 1921 landeten Karl und Zita mit ihren Kindern auf der portugiesischen Insel Madeira einzig und allein die Flüge vom Flughafen Sintra bei Lissabon einen aus dem Kriegschaos in Europa befreien konnten. In seinem Roman „Estoril” beschreibt der heute in Lissabon wohnhafte gebürtige Belgrader Dejan Tiago-Stanković die Zeit, in der sich in diesem Teil der Welt, weit entfernt von den Kriegsfronten und Konzentrationslagern, wo sich viele gekrönte Köpfe, abgesetzte Könige

und Präsidenten, Industrielle und reiche Händler, aber auch Spione, Waffenhändler und viele andere „bunte“ Typen wie Duško Popović aus Titel, der für Ian Fleming als Inspiration für seinen berühmten Agenten 007 diente, versteckten, ziemlich authentisch. Sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg war der Teil der Welt innerhalb dieses imaginären


Text: Robert Coban

Kreises (Madeira - Tangier - Gibraltar) ein Treffpunkt für verschiedenste Menschen und der Schauort aufregendster Ereignisse. Die internationale Zone, die Tangier in Marokko zwischen 1923 und 1956 genoss, und das „FranzösischMarokko” unter der Verwaltung von korrupten Beamten der Regierung in Vichy (siehe unter Casablanca) waren die perfekten Kulissen für Verschwörungen, Spionage und große Romanzen. Die spanischen Kanaren und die portugiesischen Azoren und Madeira sind ein Teil dieses Mikrokosmos. Es gibt nur wenige Menschen, die während ihres Lebens ein Denkmal bekamen, wie z. B. Tito, Stalin oder Mao sind. Auf dem Weg vom Hafen bis zum Zentrum von Funchal steht ein Denkmal zu Ehren des Fußballers Cristiano Ronaldo, des wahrscheinlich bekanntesten Mitbürgers der Inseleinwohner auf Madeira. Ronaldo kam 1985 als viertes Kind eines Gärtners in Santo Antonio, einem armen Vorort von Funchal, zur Welt. Sein Vater gab ihm diesen Namen nach dem US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan. Es versteht sich, dass er schon in der Mittelschule populär war; er wurde dieser jedoch verwiesen, weil er einen Stuhl nach einem Lehrer geworfen hatte. Der Rest ist Geschichte. Auf der Insel wird schon seit 1872 das Bier „Coral” hergestellt und der Wein aus Madeira gilt als einer der besten der Welt. Die Einheimischen erzählen gerne davon, dass zum Anlass der Unabhängigkeit der USA am 4. Juli 1776 mit diesem Wein angestoßen wurde, von dem Thomas Jefferson, einer der Väter der Nation, ein großer Fan war. Zu dem lokalen Bier und Wein passen die Inselspeisen, meistens aus Meeresfisch, der mit Bananen kombiniert wird, die überall wachsen, perfekt. Nach dem leckeren Essen aß der kleine Ronaldo gerne “Bolo de Mel”, einen leckeren Kuchen mit Zuckerrübensirup, der traditionell nicht mit einem Messer in Stücke geschnitten, sondern mit den Händen gerissen wird. Ein paar Kilometer von Funchal entfernt befindet sich der Fischerort Câmara de Lobos, der dafür bekannt ist, dass der britische Premierminister Winston Churchill, der sich die Zeit dort mit Malen vertrieb, ihn 1950 besuchte und auf seiner Leinwand verewigte. Während seines Aufenthalts in Madeira wohnte er im berühmten Hotel „Reid’s Palace“, in dem seine ersten Tage in Madeira auch der abgesetzte König Karl I. vom Anfang der Geschichte verbrachte.

Das Denkmal Karls I

Churchill malt das Dorf Câmara de Lobos

Karl, Zita und der Thronfolger Otto während der Krönung im Jahr 1916

Der Sarg in der Kirche Nossa Senhora do Monte

Nach dem Tod Kaisers Karl Habsburg am 1. April 1922 auf Madeira lebte seine Witwe Zita noch 67 Jahre und starb im Alter von 96 Jahre in der Schweiz Kommen wir wieder zum Schicksal des lezten österreichischen Kaisers zurück. Nachdem sich ihnen drei Monate später ihre Kinder anschlossen, zogen Karl und Zita in einen Palast auf einem Berg über Funchal. Der 34-jährige Karl war damals schon schlechter Gesundheit und erkrankte nach einem Spaziergang durch die Stadt an einer Erkältung, die zu einer Lungenentzündung kulminierte, an der er einige Wochen später am 1. April 1922 im Kreis seiner Familie – seiner sieben Kinder und seiner im achten Monat schwangeren Ehefrau Zita – starb.

Die acht Kinder von Karl und Zita

Seine Ehefrau lebte noch 67 Jahre und starb 1989 in ihrem 96. Lebensjahr in der Schweiz. Wien erinnert sich ihrer Beisetzung als eines der wichtigsten Eregnisse vom Ende des 20. Jahrhunderts.

Zur Kirche Nossa Senhora do Monte, in der sich immer noch der Sarg von Karl I. befindet, gelangt man heute mittels einer modernen Seilenbahn. Die Rückfahrkarte sichert Ihnen für einen Preis von 12 Euro einen wundervollen Blick auf Funchal und den Ozean. Vor der Kirche befindet sich das Denkmal des regierenden Habsburgers und in dessen durch dicke Gitter umschlossenen Raum der Sarg und neben ihm Blumen und Zettel, die österreichische, ungarische, aber auch tschechische „K und K“-Nostalgiker hinterlassen. So hat das Leben des letzten österreichischen Kaisers nach einer Reihe ungewöhnlicher Umstände vom Ereignis in Mayerling (dem Selbstmord des Thronfolgers Rudolf) über den Attentat auf den Thronfolger Ferdinand in Sarajewo, in einem Grab mit Blick auf den Atlantik geendet, auf dem seine Monarchie nie gelegen hat. Dort, auf dem Bordstein der steilen Straße vor der Kirche, findet eine der größten Touristenattraktionen Funchals statt. Die örtlichen „Gondoliere“ fahren sogenannte „Carro de Cesto“ statt Gondeln, ein Verkehrsmittel vom Anfang des 19. Jahrhunderts, mithilfe dessen die Einwohner von der Spitze des Bergs Monte bis zur Ozeanküste runterfuhren. Heute fahren euphorische Touristen in diesen Schlitten aus geflochtenem Geäst den polierten Bordstein hinunter.

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Reportage

Die Rolle von Capri in der Weltrevolution

Wie ein Krieg am Anfang des 20. Jahrhunderts, der sich Tausende von Kilometern östlich vom Mittelmeer abspielte zur Geburt einer lebhaften russischen Kolonie auf der Insel Capri führte

Marina Piccola, Capri

Als ich vor sechs Jahren zum ersten Mal nach Capri kam, fuhr uns der Taxifahrer vom großen Hafen Marina Grande zum Zentrum des Städtchens am Gipfel der Insel in einem Wagen ohne Dach, vollgepackt mit Werbeinhalten der Uhrenmarke „Capri“. Wir stiegen an einer kleinen Bushaltestelle aus, die nur drei Buslinien hatte (Marina Piccolo, Anacapri und Marina Grande) und sofort bemerkte ich an der Wand, direkt neben den großen Todesanzeigen, auch ein Plakat mit der Aufschrift „Russische Woche auf Capri“. Mich interessierte die Verbindung zwischen dieser doch ruhigen Mittelmeerinsel und dem weitentfernten und kalten Russland.

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Der Russisch-Japanische Krieg, der sich von 1904 bis 1905 abspielte, führte in intellektuellen Kreisen zu einem großen Widerstand in Moskau und Petrograd, was Capri zur „östlichsten russischen Insel“ machte. Der damals schon berühmte Maxim Gorki kam mit seiner Geliebten Marija Andrejewa als erster nach Capri. 1906 kam der berühmte Schriftsteller auf dem deutschen

Schiff „Princess Irene“ von New York am Hafen von Neapel an, wo er anschließlich Geld für die Revolutionäre in Russland sammelte. In Neapel angekommen, überlegte Gorki, wo er zukünftig leben soll, da eine Rückkehr nach Russland entweder Gefängnis oder eine Verbannung nach Sibirien bedeuten würde. Schließlich empfahl man ihm die Insel Capri, deren mildes

Gorki war von der Insel fasziniert. Hier verfasste er viele seiner Werke und sagte bei einer Gelegenheit: „Hier fühle ich mich berauscht, ohne ein Glas Wein angefasst zu haben!“

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Klima seiner Gesundheit gut tun würde, während die Ruhe der ländlichen Umgebung ideal für das Schreiben sei. POLITISCHE SCHULE AUF DER VILLA-TERRASSE

Obwohl nur ein kurzer Aufenthalt geplant war, verbrachten sie – verführt von der Schönheit der Insel – ganze sieben Jahre auf Capri. Nach Gorki kamen auch viele andere Russen nach Capri, Gegner des russischen Regimes, der polizeilichen Repression und der großen Klassenunterschiede. Die Villa Blaesus auf Capri, in der Gorki und seine Geliebte lebten, wurde sehr schnell zum Treffpunkt zahlreicher russischer Schriftsteller, Schauspieler,


Text: Robert Coban

Bogdanow, Lenin und Gorki auf der Villa-Terrasse auf Capri

Philosophen, Wissenschaftler, Musiker und vieler anderer Intellektuellen, die sich oft beim Schachspielen auf der Terrasse mit dem großen Literaten haben fotografieren lassen. Darunter waren Alexander Bogdanow, Physiker und Science-Fiction-Autor; Literaten wie Anatoli Lunatscharski, Iwan Bunin, Leonid Andrejew, der Philosoph Wladimir Alexandrowitsch Basarow, der Tenor Fjodor Iwanowitsch Schaljapin und schließlich Wladimir Iljitsch Lenin, nachträglicher Anführer der Oktoberrevolution. Auf der Villa-Terrasse gab es eine richtige politische Schule mit lebhaften Diskussionen, in denen der Traum und das Aussehen der zukünftigen sozialistischen Gesellschaft im Vordergrund stand. Gorki war von der Insel fasziniert. Hier verfasste er viele seiner Werke und sagte bei einer Gelegenheit: „Hier fühle ich mich berauscht, ohne ein Glas Wein angefasst zu haben!“. Während seines Aufenthalts auf Capri, besuchte ihn seine Ehefrau einige Male mit ihren drei gemeinsamen Kindern. Diese Besuche verliefen in einer steifen Stille, bis die Unduldsamkeit der beiden Frauen explodierte, was immer zu einer vorzeitigen Abreise führte. Die Amnestie für politische Gegner, die Kaiser Nikolaus 1913 anlässlich der „300-jährigen Herrschaft der Romanows“ er-

Audrey Hepburn auf Capri

Im oben genannten Hotel Quisisana, für welches man sagt, dass man ein Zimmer schon ein Jahr im Voraus reservieren muss, lebten neben Krupp auch andere berühmte Persönlichkeiten, von Oscar Wilde über Sidney Sheldon bis hin zu Tom Cruise, dem amerikanischen Präsidenten Gerald Ford und Jean-Paul Sartre.

jetischen Propagandamaschinerie laut und deutlich zu hören. So kam es dazu, dass der berühmte Gorki die Küsten des Tyrrhenischen Meers für immer verließ, aber die Legende über die Russen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts ihren intellektuellen Charme auf dieser idyllischen Mittelmeerinsel hinterließen, lebt auch heute noch. In den letzten Jahren traf ich auch auf andere Russen, „die Gewinner der Transition“, die nach dem Zerfall der Sowjetunion entstand. Obwohl sie mit den Intellektuellen am Anfang des 20. Jahrhunderts nicht zu vergleichen sind, sind die heutigen Russen auf Capri trotzdem kultivierter als diejenigen, die Anfang der 90er-Jahre luxuriöse Häfen am Mittelmeer, so auch Capri, mit Taschen voller Geld überfluteten, jedoch ohne Manieren und ohne diese Bildung, die ihre Landsleute nur ein Jahrhundert zuvor ausmachte.

Das Rote Haus auf Anacapri

Ein weiterer berühmter Zeitgenosse von Maxim Gorki, jedoch aus einer anderen gesellschaftlichen Schicht, war ebenfalls Einwohner dieser Insel. Alfred Krupp, einer der reichsten Menschen seiner Zeit, ein Industrieller, dessen Nachname auch heutzutage Synonym für Stahl verwendet wird, verbrachte jähr-

ließ, ermöglichte Gorki 1914 die Rückkehr nach Russland. Nach der Oktoberrevolution und nach Lenins Tod bekommen wir den Schriftsteller erneut in Italien zu sehen, diesmal in Sorrent. Ohne Geld und teilweise in Vergessenheit geraten, wie Solschenizyn

TOD WEGEN CAPRI

später behauptete, nimmt Gorki Stalins Angebot an und kehrt in die UdSSR zurück, und die Nachricht, dass der berühmte Schriftsteller Mussolinis faschistisches Italien verlassen hat und in die Heimat zurückgekehrt sei, war aus den Lautsprechern der sow-

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Reportage

lich einige Monate auf Capri. Er stieg im berühmten Hotel „Quisisana“ ab, einem der ältesten und teuersten Hotels in Europa. Krupp hatte im Jachthafen der Insel auch zwei Jachten geankert, „Maya“ und „Puritan“, wobei sein Verhalten auf Capri alles andere als puritanisch zu bezeichnen war. Zuerst erschien Krupp im Frühling 1902 in einer italienischen Tageszeitung mit dem Namen „Mattino“ mit Sitz in Neapel, in der ein Text über einen reichen Deutschen veröffentlicht wurde (ohne Anführung von Namen), der seine Sommer auf Capri verbringt, Partys organisiert und das meistens in Gesellschaft ortsansässiger junger Männer. Bald wurden auch Texte mit Anführung von Krupps Namen veröffentlicht und das seitens sozialdemokratischer Zeitungen in Deutschland und die Affäre fing an sich in ganz Europa zu verbreiten. Insbesondere die Beziehung zum 18-jährigen Friseur und lokalen Musiker Adolf Skijan wurde immer wieder in den Vordergrund gestellt. Im Oktober 1902 bekam seine Ehefrau Margarethe einen anonymen Brief mit Fotos der Orgien ihres Ehemannes. Sie wandte sich an Kaiser Wilhelm, der auch ein guter Freund der Familie war, mit der Bitte, dass er auf Alfred einreden solle, um seinen guten Ruf vor sich selbst zu schützen. Der Kaiser ordnete jedoch an, dass die Ehefrau seines größten Stahllieferanten, den Wilhelm für seine Kanonen benötigte, aus dem Familienhaus weggeführt und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden soll, sodass sie für immer „ruhiggestellt ist“. Die sozialdemokratische Presse schrieb weiterhin über die Skandale, was mit Krupps Selbstmord am 22. November desselben Jahres endete. Auf seiner Beerdigung machte Kaiser Wilhelm die Presse für den Tod des berühmten Industriellen verantwortlich. So endete diese Version vom „Tod in Venedig“ weniger poetisch als im Roman von Thomas Mann, der zehn Jahre später erschien. Heute erinnert das „Hotel Villa Krupp“ in Capri an den „König des Stahls“, das sich in der Villa befindet, in der einst Maxim Gorki lebte, aber auch die Via Krupp – ein steiler Pfad, der von der Villa zur Marina Piccolo führt, auf der anderen Seite der Insel, und von Alfred Krupp im Jahr 1900 erbaut wurde. Dort befindet sich, meiner Meinung nach, der womöglich schönste Strand der Welt.

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TAGE DER VERBANNUNG DES ÄGYPTISCHEN KÖNIGS FARUK

Im oben genannten Hotel Quisisana, für welches man sagt, dass man ein Zimmer schon ein Jahr im Voraus reservieren muss, lebten neben Krupp auch andere berühmte Persönlichkeiten, von Oscar Wilde über Sidney Sheldon bis hin zu Tom Cruise, dem amerikanischen Präsidenten Gerald Ford und Jean-Paul Sartre. Auch der gestürzte ägyptische König

Faruk I verbrachte hier seine Tage im Exil. Das Gebäude, in dem sich das Hotel befindet, baute der Engländer Dr. George Sidney Clark im Jahr 1841. Der eigentliche Zweck war die Errichtung eines Sanatoriums, aber 20 Jahre später verwandelte es sich in ein luxuriöses Hotel und das ist es auch heute, 157 Jahre später, immer noch. „Das ist ein Ort nach meinem Geschmack!“, sagte der britische Schriftsteller Graham Greene als er die Insel das erste Mal betrat.

So eine kleine Insel und so viele interessante Geschichten. Nach Capri kommt man mit dem Schiff aus Neapel, Amalfi oder Sorrent. Die Rückfahrkarte aus Sorrent, die wir gekauft haben, kostete 38 Euro pro Person. Die Preise auf der Insel sind ziemlich hoch, sodass die meisten Menschen, denen Sie bis 18:30 Uhr begegnen können – wann auch die letzte Fähre aus Capri fährt – Besucher sind, die nur tagsüber kommen. Am Abend, wenn die meisten Besucher die Insel verlassen, ist Capri ein Ort des Zusammenlebens zwischen den doch ruhigen Einwohnern und ihren reichen, exzentrischen Gästen, die in einem der dortigen Hotels leben, in der Hoffnung, dass nur ein Fünkchen Inspiration derjenigen auf sie abfärbt, die diesen Ort zu dem gemacht haben, was er heute ist.

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Im Jahr 1948 kaufte er sich dann ein kleines Haus und kehrte für die nächsten 40 Jahre jeden Sommer nach Capri zurück. Die lange Liste berühmter Persönlichkeiten, die auf Capri lebten und schufen, endet aber nicht bei Gorki, Krupp und Greene – Grace Kelly, Audrey Hepburn, Giorgio Armani, Rudolf Nurejew, Sophia Loren und Ernest Hemingway kamen sehr gern hierher. Die ersten „Celebrities” auf der Insel waren natürlich die römischen Imperatoren Augustus und Tiberius, der seine letzten Jahre in der Villa Jovis am Gipfel der Insel verbrachte. Als ich vor fünf Jahren auf Anacapri war, dem anderen, weniger dicht bewohnten Teil der Insel, entdeckte ich noch eine interessante Biografie in Bezug auf Capri. Casa Rossa – Das Rote Haus – ein ungewöhnliches Bauwerk im Zentrum von Anacapri, das auf den Amerikaner John Clay McKowen zurückzuführen ist, ein Oberst der Konföderierten, der nach dem Sieg der Union im amerikanischen Bürgerkrieg in das „gute alte Europa“ auswanderte und sich 1870 auf Capri niederließ. Der exzentrische Oberst lebte mit einer ortsansässigen jungen Dame zusammen, mit der er auch eine Tochter bekam. Wegen seines lebhaften Temperaments und seiner Großzügigkeit war er auf der ganzen Insel sehr beliebt. Eines seiner Hobbys war die Archeologie und er sammelte auch seltene Kunstobjekte aus aller Welt. McKowen kehrte kurz vor seinem Tod 1901 nach Louisiana zurück, während seine sorgfältig gesammelte Kollektion heute im Roten Haus ausgestellt wird.


Interview

Text: Andreas Baumeister

Abenteurer, kein Star Enthüllung von Mumiengeheimnissen

als Indiana Jones erkannt und mit ihm verglichen. Und natürlich wegen meines Huts.

Ägypter tun viel, um ihre Schatzkammern zu schützen und zu fördern. Wie würden Sie Ihre Arbeit dort beschreiben?

Professor Zahi Hawass, Dr., Archäologe und Ägyptologe

Zahi Hawass ist einer der bekanntesten und beliebtesten Ägypter. Sogar der große Schauspieler Omar Sharif sagte einmal, Zahi Hawass sei der einzige Landsmann, der populärer als er sei. Interessanterweise hasste Dr. Hawass die Archäologie, als er noch ein Kind war. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, zu einem echten Indiana Jones zu werden. Wenn Sie an das alte Ägypten denken, denken Sie sofort an ihn. Sein Spitzname ist auch „Der König der Pyramiden“, dank dessen, dass er die Geheimnisse entdeckt hat, die jahrhundertelang unter dem ägyptischen Sand verborgen waren und sie auf reizvollste Weise präsentierte. Dank ihm können Archäologiefans, von Amateuren bis zu Experten, Entdeckungen genießen, von denen die Menschheit früher nur geträumt hat. Dr. Hawass ist für viele neuere Entdeckungen verantwortlich, darunter die Gräber der Pyramidenbauer in Gizeh und im Tal der Goldenen Mumien in Bahariya. In Gizeh

entdeckte er auch die Satellitenpyramide von Khufu. Dieser selten begabte Archäologe, der frühere Generalsekretär des Obersten Rates für Altertümer in Kairo und der erste Minister für Altertümer, überrascht immer wieder. Mit seinem Team steht er vor großen Entdeckungen, die er am 7. und 8. Dezember exklusiv in seinen Vorträgen im Opern- und Schauspielhaus Madlenianum in Belgrad präsentierte. Wir haben diese Gelegenheit genutzt, um ein kurzes Interview mit ihm zu führen.

Ich denke, dass meine Arbeit weltweit anerkannt ist. Das Wichtigste, was ich getan habe, war wahrscheinlich der Bau des Grand Museums, das eine der wichtigsten Institutionen der Kultur ist, und der Bau des Zivilisationsmuseums, d.h. das Verwaltungsprogramm,

unterstützt. Selbst unser Präsident unterstützt dieses Projekt sowie die Umwandlung des Gizeh-Plateaus in ein offenes Museum. Sobald dies durchgeführt ist, wird der Rest der Welt die große Arbeit anerkennen, die Ägypten zur Erhaltung seiner Monumente geleistet hat.

Wie erklären Sie sich den Schaden und die Wut, die der Islamische Staat gegen die alten Zivilisationen angerichtet und gezeigt hat, da es in der Geschichte des Islams keine solchen Verwüstungen gab?

Ich bin nur wegen meiner Abenteuer in der Archäologie als Indiana Jones bekannt und mit ihm verglichen. Und natürlich wegen meines Hutes

Viele betrachten Sie als einen echten Indiana Jones. Nach Ihren Auftritten in spezialisierten Fernsehsendern wie History Channel oder National Geographic wurden Sie zu einem Star. Ist das Leben eines Archäologen wirklich so glamourös?

Wissen Sie, es ist sehr selten, dass jemand ein Star wird. Ich weiß nicht, wie ich überhaupt ein Star geworden bin. Ich denke, Howard Carter ist ein Star, weil er das Grab von Tutanchamun gefunden hat. Ich denke, die Leute, die Tutanchamuns Grab oder die Mumie der Hatschepsut entdeckt haben, sind Weltstars. Ich bin nur wegen meiner Abenteuer in der Archäologie

das ich für phönizische, jüdische, koptische, griechisch-römische und islamische Kulturen durchgeführt habe. Es war wirklich wichtig, dass dies anerkannt wird, denn heute legt die Regierung großen Wert auf die Denkmäler. Auch Beendigung des Grand Museums wird

AUSGRABUNGEN IM TAL DER KÖNIGE Woran arbeiten Sie gerade und was sind Ihre Pläne im Moment? Ich arbeite an Ausgrabungen im Tal der Könige, auf der Suche nach dem Grab der Königin Nofretete und Anck-SuNamun, und starte das ägyptische Mumienprojekt im Kairo Museum, um die Geheimnisse der Mumien zu enthüllen.

Diese Leute sind keine guten Muslime. Sie sind einfach sehr schlechte Terroristen. Bitte benutzen wir nicht das Wort „Muslim“, wenn wir über sie sprechen, denn Muslime sind friedliche, wunderbare Menschen. Der Islam ist völlig gegen jede Form von Gewalt. Was diese Menschen mit der Zerstörung von Denkmälern in Syrien, Irak, Jemen und Libyen tun, schädigt die Geschichte. Daher ist die ganze Welt gegen sie, auch ich selbst, weil man keine Artefakte stehlen und sie verkaufen darf, um Waffen zu kaufen, um Menschen zu töten. Nur sie sollten dafür verantwortlich gemacht werden, nicht die gesamte muslimische Bevölkerung.

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Reportage Eine Medienbiografie:

Emïlija Benjamiña (1881–1941)

Das dramatische Leben und der angekündigte Tod der lettischen „Königin der Presse“ Wie es Emïlija Benjamiña durch ihre Tätigkeit im publizistischen Verlagswesen im kleinen Lettland schaffte, zu einer der reichsten Frauen Europas zwischen zwei Kriegen zu werden und was wir aus der turbulenten Geschichte der Städte an den südlichen Küsten der Ostsee lernen können Nicht weit von der lettischen Haupststadt Riga entfernt, zum Sandstrand Jürmala, dem zarischen Ferienort, der auch von der komunistischen Führung geschätzt wurde, zugewandt – entdeckte ich eine große modernistische Villa, die hinter einem pompösen Metallzaun mit floralen Motiven im Grünen versteckt war. Eine kurze Internetrecherche und die Hilfe meiner lettischen Kollegen öffneten mir ein paar interessante Seiten über die Geschichte der Villa und ihre Besitzerin – die zwischen zwei Kriegen die reichste Lettin und eine der reichsten Frauen in Europa war. Emïlija Benjamiña war die zweite von drei Schwestern in der Familie von Andris und Ede Simsons. Im Gegensatz zu ihren Schwestern, die Künstlerinnen waren, war Emïlija schon in ihrer Jugend von der Medienwelt angezogen. Schon mit 17 arbeitete sie als Anzeigenverkäuferin und Theaterkritikerin in einer Zeitschrift, dem “Rigaer Tagesblatt”, das in deutscher Sprache und von der bekannten jüdischen Familie Blankenstein veröffentlicht wurde. Lettland gehörte damals zum russischen Reich mit einem großen Anteil der Russen, Deutschen und Juden an der Bevölkerung. HEARSTS KOMPLIMENT

Sie heiratete jung, doch ihre erste Ehe war nicht märchenhaft – ihr Ehemann war Alkoholiker und verprügelte Sie regelmäßig. Sie verließ ihn und lernte bald darauf einen

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Mann namens Anton Benjamiñš kennen, einen Kollegen Journalisten, der 21 Jahre älter als sie und verheiratet war und drei Kinder hatte. Mit der Zeit hat das Paar die Leitung des „Rigaer Tagesblattes“ übernommen. Sie kümmerte sich um das Geschäft und er war der Herausgeber. Im Jahr 1911 entschlossen sie sich dazu, zusammenzuziehen. Emïlija ließ sich endlich scheiden und bald darauf gründeten sie die erste Zeitung in lettischer Sprache – „Jaunäkäs Ziñas” (“Die neuesten Nachrichten”). Sie engagierten Journalisten, die in lettischer Sprache schrieben und davor für Zeitungen arbeiteten, die auf Russisch und Deutsch erschienen. Das Geschäft blühte, und die Zeitung er-

EINE GLÄNZENDE KARRIERE UND EIN RUHMLOSER TOD: Emïlija Benjamiña

die Firma, die die Maschine lieferte, ging Bankrott und verschwand. Die Bolschewiki benutzten die Druckerei während der Revolution für kurze Zeit für Propagandaflugblätter und als sie gegangen sind, hinterließen sie tonnenweise Papier, was Emïlija und Anton ermöglichte, den Verlag nach dem Krieg einfach wieder aufzubauen. 1922 bekam Anton endlich die Scheidung und das Paar konnte ordnungsgemäß heiraten. Sie gründeten das erste Magazin auf Lettisch - “Atpüta” (“Erholung”). Im Jahre 1928 zogen sie in ein großes Haus im Zentrum von Riga ein, das den Namen “Fabu Palace” bekam, und sie besaßen auch eine größere Anzahl von anderen Immobilien in der Stadt und an der Ostseeküste.

Während ihres Besuchs in Paris in den 30-er Jahren traf Emïlija William Randolph Hearst, den berühmten amerikanischen Zeitungsmagnat, der für Orson Welles eine Zeit später als Inspiration für seinen “Bürger Kane” diente. schien sogar während des Großen Krieges. In dieser Zeit erlangte die Zeitung ein besonderes Ansehen, da in ihr Anzeigen von Flüchtlingen veröffentlicht wurden, die nach ihren verschollenen Familienmitgliedern suchten. Kurz vor Anfang des Krieges bestellten Emïlija und Anton die neueste Druckmaschine aus Deutschland. Der Krieg brach aus, die Rechnung wurde nicht bezahlt und

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Während ihres Besuchs in Paris in den 30-er Jahren traf Emïlija William Randolph Hearst, den berühmten amerikanischen Zeitungsmagnat, der für Orson Welles eine Zeit später als Inspiration für seinen “Bürger Kane” diente. Hearst gab ihr ein Kompliment zusammen mit dem Kommentar, dass er es gern hätte, in seinem Land den Anteil am Pressemarkt zu haben, den Emïlija in Lettland hat.

“DIE ERSTE DAME LETTLANDS”

Da sie weder aus der ersten noch der zweiten Ehe Kinder hatte, vereinbarte sie mit ihrer jüngeren Schwester, dass sie deren Sohn Georg adoptiert, der somit zu Juris Benjamiñš wurde. Wie es auch sonst so ist, verbesserte sich mit dem geschäftlichen und finanziellen Erfolg auch der soziale Stand. Die prunkvollen Empfänge, die Emïlija organisierte, haben die Crème de la Crème des jungen lettischen Staates versammelt. Da der Präsident Kärlis Ulmanis zu jener Zeit ledig war, wurde Emïlija auf verschiedene Weisen als „Erste Dame“ Lettlands betrachtet. Auf einem von diesen Empfängen lud Emïlija den weltberühmten „Wahrsager“ Eugene Finks ein. Als er ihr aus der Hand las, sagte er: „Sie werden auf Holzbrettern verhungern!“. Diese Episode im Leben der damals reichsten Frau Lettlands deuteten alle als „schlechten Scherz“ eines Scharlatans. Im Jahre 1938 begannen Emïlija und Anton den Bau der großen Villa in Jürmala. Die Villa wurde vom Architekten Lev Vitlin gebaut. Anton schaffte es nicht, in sie einzuziehen, da er am 14. Juni 1939 starb. Im Testament hinterließ er Emïlija 51% seines Vermögens, das auf 50 Millionen schweizer Franken in Gold geschätzt wurde, was seine Kinder aus der ersten Ehe vor Gericht bestritten. Eine tragische Reihe von geschichtlichen Umständen kam der endlichen Entscheidung des


Text: Robert Čoban

Gerichts zuvor. Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt vom 24. August 1939 (Ribbentrop-MolotowPakt) stellte Lettland und die anderen baltischen Republiken unter die Kontrolle der Sowjets. Im Juni 1940 marschierten die Truppen der Roten Armee in Riga ein und das gesamte Vermögen Emïlijas wurde konfisziert. Die letzte Ausgabe des „Jaunäkäs Ziñas” wurde am 9. August 1940 herausgegeben. Durch den Korridor, den die Nazis während des Eingangs der Sowjets für den Durchgang der deutschen Bürger und prominenten Letten einrichteten, „evakuierte“ Emïlija einige der Wertgegenstände, die ihre Familie besaß, wie zum Beispiel das Service des russischen Zaren Nikolai, das sie in den zwanziger Jahren in Paris von Prinz Felix Jussupow – dem Mann, der Rasputin ermordete – erwarb. Die Kollektion wurde später in Wien gestohlen und niemals wiedergefunden. Sie verblieb in der Hoffnung, dass sie auf diese Weise ihr Geschäft und ihre Immobillien bewahren wird. Einige Wochen später war es schon zu spät.

Der schwedische Botschafter in Lettland bot Emïlija eine fiktive Ehe an, um ihr auf diese Weise zu einem diplomatischen Status zu verhelfen, wodurch sie im Stande wäre, Riga zu verlassen. Jedoch lehnte sie das Angebot ab, da sich das Privileg nicht auf ihren Adoptivsohn bezog, den sie nicht hinterlassen wollte. AUF HOLZBRETTERN

So wie es oft der Fall ist, wurde ihr Schicksal von einem Mann versiegelt, der früher in ihrem Blatt angestellt, Stammgast auf ihren Partys und ihr persönlicher Freund war - Vilis Läcis, dem neuen Inïnenminister des sozialistischen Lettlands. Am 17. Juni erschien die sowjetische Polizei an der Tür ihres Gebaüdes mit einer Liste von Menschen, die festgenommen werden sollten. Emïlija wurde mit einem Koffer weggeführt. Juris war auch auf der Liste, aber sie schafften es nicht, ihn zu finden. Die einst reichtste Lettin starb eine Woche nach ihrem 60. Geburtstag am 23. September 1941 im sowjetischen Arbeitslager So-

Hearst gab ihr ein Kompliment zusammen mit dem Kommentar, dass er es gern hätte, in seinem Land den Anteil am Pressemarkt zu haben, den Emïlija in Lettland hat

EINE PERLE DER MODERNE: Die Villa von Emïlija und Anton in Jürmala

likamsk. Ihr vor Kälte und Hunger verkrampfter Körper wurde auf Holzbrettern in einer Lagerhütte gefunden. Emïlijas und Antons Villa vom Anfang der Geschichte diente über 50 Jahre als Urlaubshaus für kommunistische Funktionäre der Sowjetunion und im Jahre 1995 wurde sie während der Restitution den Erben zurückgegeben. Die gesamte baltische Südküste von Tallinn im Norden zu Danzig im Süden war während des gesamten 20. Jahrhunderts Schauplatz von dramatischen Ereignissen: Bombenangriffen, in denen ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht wurden (wie Königsberg, das heutige Kaliningrad in Russland); dem Holocaust, der die riesige jüdische Population Polens und Litauens fast vollkommen auslöschte; Territorien, die aufgrund von geheimen Plänen großer Mächte

GULAG: Eine Szene aus dem Arbeitslager Solikamsk

von Hand zu Hand gingen; Reichtümern, die bei Beschlagnahmen oder Kriegen verloren gingen; Arbeiterrebellionen, die den Lauf der Geschichte veränderten, wie die aus dem Jahre 1980 in der Werft von Danzig... In Kaunas, der ehemaligen Hauptstadt Litauens, die 2022 Kulturhauptstadt Europas sein wird – besuchte ich eine erneuerte Synagoge. Bis 1941 gab es in der Stadt 40 Synagogen und über 100 jüdische Gesellschaften. Die Juden machten 25% der Bevölkerung aus. In den Aktionen der deutschen Nazis, die eine große Unterstützung der litauischen Faschisten hatten, endeten fast alle Juden in den Gaskammern von Auschwitz. In der lettischen Hauptstadt Riga besichtigte ich stundenlang die Anfang des 20. Jahrhunderts im Sezessionsstil erbauten Wohnblöcke, die den großen Reichtum und Fortschrittlichkeit der Ostseehafen in diesen Jahrzehnten bezeugen. In Kaliningrad, der ehemaligen Hauptstadt von Ostpreußen, der Stadt, wo Immanuel Kant geboren und begraben wurde, erinnerte ich mich an die Geschichte über das größte Schiffsunglück, das die Menschheit je erlebte. Es handelt sich um die Versenkung des Schiffes „MV Wilhelm Gustloff“, auf dem im Januar 1945 10.600 deutsche Zivilisten (5.000 davon waren Kinder) vor der aufdringenden Roten Armee aus Ostpreußen flohen. Zwei Torpedos aus einem sowjetischen U-Boot versenkten das überfüllte Schiff. Dabei starben 9.600 Menschen und dies betrachtet man als bisher unübertroffene Tragödie auf See. Günter Grass widmete seinen Roman „Im Krebsgang“ diesem Ereignis. Obwohl sie sich auf der Grenze zwischen dem NATO-Pakt und Russland befindet und von Katholiken, Protestanten und Orthodoxen Christen bewohnt ist, stellt diese Region heute eine der am weitesten entwickelten Regionen in Europa dar: Polen, Litauen, Lettland und Estland haben in der Europäischen Union eine der höchsten Wachstumsraten und respektable IT-Industrie, während das Gebiet um Kaliningrad, obwohl es dort keine Deutschen mehr gibt, mit Sicherheit eines der fortgeschrittensten und organisiertesten Gebieten Russlands ist. Die „Neue Baltik“ ist ein Beweis dafür, dass man die eigene Geschichte, so turbulent sie auch sein mag, nur zu touristischen Zwecken, und nicht zur Öffnung alter Wunden benutzen sollte.

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Geschichte

Reste der Reste der Donauschwaben Diejenigen, die blieben und die verschwunden sind

Die Deutschen waren eine der größten ethnischen Gemeinschaften in der Pannonischen Region, von denen viele in der Vojvodina lebten. Sie ließen sich in diesem Gebiet nach dem Plan der österreichischen Monarchie nieder und brachten diesem Teil der Welt ein enormes Wachstum und Entwicklung. Nach 1918 und besonders 1944 erlitten sie ein schreckliches Schicksal - sie flohen oder wurden aus dem Gebiet vertrieben oder endeten in den Konzentrationslagern. Aber einige sind geblieben. Dies ist eine Geschichte über die Deutschen, ihre Siedlung und ihr Verschwinden - eine Geschichte über drei Familien aus Bački Jarak, die bleiben durften. ANKUNFT

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es im Königreich Jugoslawien etwa 500.000 Deutsche (350.000 in der Vojvodina), meistens die Donauschwaben. 1918 gab es noch mehr von ihnen, aber das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen kümmerte sich nicht viel um sie. Unzufrieden mit dem neuen Status wurden viele Deutsche Mitglieder des Kulturbundes - sie waren von Hitler und der Stärke des neuen Deutschlands ziemlich angetan und erklärten sogar, sie seien Bürger des Reiches. Von 1941 an traten etwa 95.000 von ihnen den deutschen, ungarischen und kroatischen Armeen bei. Die meisten traten jedoch zurück, sobald die Rote Armee und die jugoslawischen Partisanen die Macht übernahmen. Über 200.000 Deutsche blieben in ihren Häusern. Keine von ihnen waren Volksdeutscher, Sympathisanten der Wehrmacht oder Kriegsverbrecher. Sie zogen sich mit der deutschen Armee aus Angst, allein oder mit ihren Familien, zurück. Die relevanten historischen Daten zeigen, dass „vor der Wiederherstellung Jugoslawiens unter Titos Herrschaft“ 245.000 Deutsche nach Deutschland evakuiert wurden. Die Geschichte sagt auch, dass, von dieser Zeit an, die jugoslawischen Partisanen mit skrupellosen Taten begannen. 7.000

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starben. Die Deutschen, die Mischehen hatten, sich selbst als Kroaten oder Ungarn bezeichneten, die Partisanen oder Kommunisten waren oder Führer der Gewerkschaften waren, waren die einzigen, die nicht interniert wurden. Die Lager wurden im März 1948 geschlossen, als die Überlebenden endlich auswandern oder nach Hause zurückkehren durften. Aber die meisten dieser Deutschen unterstützten die Nazis überhaupt nicht. In der Vojvodina leben heute fast 3.000 Deutsche. DORF JAREK

Menschen wurden sofort getötet. Zwischen 1945 und 1948 entstanden Arbeitslager, in denen weitere 50.000 Deutsche starben. Die sowjetischen Truppen verlegten 30.000 Deutsche in die Ukraine (Donbass), um Zwangsarbeit zu leisten, von denen 5.683 für tot erklärt wurden.“ Die Überlebenden zogen anschließend nach Deutschland, Österreich und Überseeische Ländern. Nach März 1945 wurden die Deutschen in die Lager verlegt, ihre Möbel wurden aus ihren Häusern entfernt und ihnen wurden strohgefüllte Matratzen gegeben und 25

bis 30 Personen schliefen in einem Raum. Rund 20.000 Menschen wurden in Dörfer geschickt, die nur bis zu 2.000 Menschen aufnehmen konnten. Das war eine Tragödie. Sie mussten mit allerlei Wanzen, Kopfläusen, Ratten, Typhus und Hunger austragen. Sie wurden nie medizinisch behandelt, Essen war knapp und die Arbeit extrem anstrengend. Familien wurden in „arbeitsfähige“ und „arbeitsunfähige“ Mitglieder, nämlich Frauen, Kinder und ältere Menschen, geteilt. Insgesamt 166.970 Deutsche wurden interniert, 48.447 von ihnen

Alles schien perfekt zu sein - 40 Jahre Frieden, groSSe und fruchtbare Felder, wohin sie auch schauten, medizinische Entwicklungen, Züge...

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Das Wort „Jarek“ ist eine germanisierte Form des slowenischen Wortes „Jarak“. Es wurde erstmals im Jahr 1267 erwähnt. Das Dorf erhielt seine moderne Form, als es 1787 von den Deutschen kolonialisiert wurde (bis zu diesem Zeitpunkt war es unbewohnt). Das Ziel dieser Kolonisation war die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion, wobei Bačka damals kaum besiedelt war. Die Volkszählung von 1900 zeigt, dass im Dorf 2.137 Menschen lebten - 2.124 davon Deutsche. Die Häuser wurden im deutschen pannonischen Stil gebaut, wunderschön und mit Elementen damals vorherrschender Belle-Epoque und des Jugendstils geschmückt. Alles schien perfekt zu sein - 40 Jahre Frieden, große und fruchtbare Felder, wohin sie auch schauten, medizinische Entwicklungen, Züge, die sie mit allen Teilen des Reichs verbanden, in einer der fünf oder sechs größten Supermächte der Welt lebend und, dazu noch mehr, sie waren Mitglieder der herrschenden deutschen Nation in einem multinationalen Reich. Was hätten Sie sich mehr wünschen können? Aber das alles war nur von kurzer Dauer. Deutschland und die österreichisch-ungarische Monarchie begannen den Ersten Weltkrieg und anschließend verloren ihn. Als Folge davon war Jarak weit weg vom deutschsprachigen Raum - die österreichische Grenze war verlegt worden, und die Slawen regierten - die Südslawen, genauer zu sagen. Die Deutschen hatten kein Stimmrecht, lebten aber weiterhin gut und waren immer noch Eigentümer von


Text: Andreas Baumeister

Bauernhöfen und Geschäften. Das änderte sich nicht, bis ein Wahnsinniger aus München nicht nur Rache für die deutsch-österreichische Niederlage wollte, sondern auch die Welt erobern und andere Nationen ausrotten. Seine giftige Propaganda fand in der Vojvodina einen fruchtbaren Boden, wo sich die Menschen in einer Kulturgesellschaft namens „Kulturbund“ organisierten, die schließlich offen für Nazis und Großdeutschland wurde. Letztendlich zahlten sie dafür einen hohen Preis - 1944 kam die Freiheit schließlich für die meisten, nicht aber für die Deutschen. DAS LAGER BAČKI JARAK

Obwohl das Lager Jarak für Deutsche in Bački Jarak nicht so groß war wie das in Rudolfsgnad oder so entsetzlich wie Svilara in Mitrovica, war es immer noch furchtbar, da zwischen 6.000 und 7.000 Menschen dort starben. Magdalena Abel aus Gajdobra erinnert sich: „Gajdobra war ein komplett deutsches Dorf mit 3.000 Menschen. Als die Partisanen ankamen, blieben nur Frauen, Kinder und Älteste im Dorf. Mein Mann und mein Vater wurden von der Wehrmacht mobilisiert. Eines Tages zogen uns die Partisanen aus unseren Häusern hinaus, brachten uns auf den Platz vor der Kirche und richteten die Waffen auf uns. Ein Partisan schnappte mir den Korb mit Brot aus der Hand, warf ihn auf den Boden und sagte wütend zu mir: „Du brauchst kein Brot, wohin du gehst.“ Wir haben auf diesem Platz auf dem Boden geschlafen, ohne Wasser und Essen. Am Morgen zwangen sie uns, zum Bahnhof zu marschieren, wo wir in einen Zug stiegen, in dem Vieh transportiert wurde. Fünfzig Leute konnten in einen Waggon einsteigen. Als der Zug am Abend endlich sein Ziel erreichte, stand auf dem Schild „Bački Jarak“, und wir waren in einem schrecklichen

Vernichtungslager mit mehreren Tausend anderer Schwaben untergebracht. Die Leute im Lager waren dünn wie ein Blatt Papier, es gab keine Toiletten oder Bäder, sie waren alle schmutzig und voller Kopfläuse, das Essen war schrecklich (wir aßen meistens verwässerte Suppe), alle litten unter qualvollem Hunger und der Tod war ein tägliches Ereignis.“ DIEJENIGE, DIE GEBLIEBEN SIND

Ksenija Wallrabenstein erzählt uns eine Geschichte über ihre Familie, der zu Ehren nach dem Krieg für ihre Zusammenarbeit mit den

Partisanen ein Denkmal errichtet wurde. Die Familie durfte bleiben, weil sie sich dem Kulturbund und den Achsenmächten nicht angeschlossen hatte. Dank der gleichen Wahl blieben viele Familien in ihren Häusern, aber sie sind nur ein Teil der Getöteten. „Die Familie Wallrabenstein war eine der ersten Siedler in Bački Jarak (1787). Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Familien Wallrabenstein, Kathari und Krumm, die alle durch Familienbeziehungen miteinander verbunden waren, d.h. sie flohen zu ihren Höfen außerhalb des Dorfes. Sie wurden nicht

Die Familien Wallrabenstein, Kathari und Krumm wanderten 1944 nicht aus, weil keiner von ihnen zum Kulturbund gehörte

„ILLOYALE“ FÜR KULTURBUND, „LOYALE“ FÜR NEUE REGIERUNG Die Familien Wallrabenstein, Kathari und Krumm wanderten 1944 nicht aus, weil keiner von ihnen zum Kulturbund gehörte, dessen Mitglieder oft ihre Fenster zerbrochen und den Davidsstern während des Krieges auf ihre Häuser gezeichnet haben. Trotzdem wollten die Verwandten dieser Auswanderer das Haus von Wallrabensteins sehen, als sie zu ihrem „alten Land“ und ihrer „Heimat“ zurückkehrten. Die Familie blieb hier, denn, wie sie sagen, „Veliki Rimski Šanac ist unser Schicksal, solange wir zusammen sind.“

wegen ihrer Nationalität verfolgt, weil sie sehr freundlich mit ihren serbischen Nachbarn waren (die meisten lebten auf den Höfen von Pejić und in Čenej), denen sie halfen und sie gegen die Besatzungstruppen schützten. Sie halfen auch beim Kampf gegen die Faschisten und waren in der Widerstandsbewegung beteiligt, wie in einem authentischen offiziellen Dokument der Militärverwaltung veröffentlicht wurde. Deshalb waren sie von der Bestrafung der deutschen Bevölkerung ausgeschlossen, sie wurden nicht ihrer Bürgerrechte beraubt und durften ihr Eigentum (Häuser und Land) behalten. “ Allerdings, in den Jahren nach dem Krieg lebten und arbeiteten die älteren Mitglieder der Familien Kathari und Krumm in Deutschland, während nur Johannes (1921-2004), Eva (1923-2001) und Jovan (1941-) Wallrabenstein zu Hause blieben. Jovan hatte sein Studium der deutschen Sprache und Literatur abgeschlossen und arbeitete 30 Jahre lang im Archiv von Novi Sad und im Archiv der Vojvodina. Er hat zwei Töchter - Ksenija und Silvija - aus seiner Ehe mit Frau Biljana. Eine andere interessante Sache über die Familie Wallrabenstein bezieht sich auf den Besuch vom König Alexander I. Karađorđević, der 1932 durch das Dorf reiste und dort einen deutschen Haushalt besuchen wollte. Die Einheimischen schickten ihn zum Wallrabensteins, wo er herzlich empfangen wurde und zu Mittag gegessen hat. Es gab sogar eine Gedenktafel am Gebäude der lokalen Regierung, die von diesem Ereignis berichtet. Als die Rote Armee 1944 dieses Gebiet durchquerte, lebten Tolbukhins Offizier namens Aker (jüdischer Abstammung), seine Frau und sein junger Sohn etwa einen Monat im Haus von Franz Kathari. Die Legende sagt, dass sogar Marschall Tolbukhin die Nacht in Katharis Haus verbrachte.

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The Davos delusion

Down with philanthrocapitalism, says an entertaining polemic Anand Giridharadas says the global elite is complicit in the problems it purports to solve

IT IS MORE than 20 years since Samuel Huntington introduced the concept of Davos Man in his great book “The Clash of Civilisations”. Now Anand Giridharadas has gone one better and taken his reader deep inside the mind of that peculiar creature. Everybody knows the basics: Davos Man believes that markets are more efficient than governments and that globalism is preferable to nationalism or localism. Mr Giridharadas’s trick is to focus on the more intriguing parts of the Davos world-view: that businesses can “do well by doing good”; that philanthropy needs to be “reinvented” for the age of the internet and the T-shirt-wearing billionaire; and that one of the greatest problems facing the world, even as some inner-cities are ravaged by drugs and violence, is that there aren’t enough Davos Women to join the Davos Men in this win-win nirvana. A few years ago Mr Giridharadas, who works as a political analyst for MSNBC and teaches journalism at New York University, stumbled across a big problem— that the rise of the win-win mantra had coincided with one of the longest periods of wage stagnation in American history. Davos Man’s smiley-faced faith in business-led solutions (green bonds, impact investing, social innovation and the rest) concealed a harsher reality. Businesses were relentlessly pursuing efficiency and cutting costs—shifting jobs to cheaper places or forcing people to work longer hours—and then recycling a fraction of the profits they made into Davos-style consolations. All this recycling is wonderful for the billionaires who derive a warm feeling from spending their money on helping the poor. It is wonderful for CEOs who can burnish their brands by embracing

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the latest fashionable good cause. It is particularly wonderful for the “thought-leaders” who can spend their lives hanging out with Sergei and Mark and suggesting clever ways for their philanthrocapitalist masters to cure the world’s ills. But it does little to make up for the winner-takes-all philosophy that is driving companies to hold down wages and transfer the burden of risk onto their employees. And it does little to solve the problems of

decades, hundreds of millions of people in the emerging world have been lifted out of poverty. His anti-business animus is bluntedged: he would have been better off focusing on genuine scandals such as tax-dodging rather than railing against efficiency-seeking in general. Yet in some ways these objections miss the point. “Winners Take All” is a splendid polemic that is all the better for simplifying and exaggerating.

It does little to solve the problems of “the unexotic underclass” —white ex-working-class men in particular—who have been deemed too boring and reactionary for the Davos crowd to bother about “the unexotic underclass”—white ex-working-class men in particular—who have been deemed too boring and reactionary for the Davos crowd to bother about. It is easy to raise objections to Mr Giridharadas’s argument. He ignores the fact that figures like Bill Gates have done a great deal of good. He doesn’t mention that, even though incomes in the West have stagnated in recent

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Mr Giridharadas writes brilliantly on the parasitic philanthropy industry that somehow manages to hold its meetings in desirable resorts (Davos in the ski season, Bellagio in the summer) rather than in Detroit or Lagos. In one particularly stomach-turning section he reports on a luxury cruise, Summit at Sea, where various bigwigs discuss ways to improve the world while sitting in

the well of the Bliss Ultra Lounge. “The boat’s not about getting drunk and getting naked,” a motivational speaker intones. “Well, it’s sort of about that. But it’s also about social justice.” He produces worrying case studies that illustrate his theme of companies creating big social problems and then offering sticking-plaster solutions in the form of philanthropy. For example, Purdue Pharma has an impressive record of providing grants that “encourage the healthy development of youth by reducing highrisk behaviours such as substance abuse”. But one reason that the company can afford such largesse is that it has made a fortune from marketing OxyContin, a drug that, thanks to over-prescription, is at the heart of America’s opioid epidemic. The only genuine failure of this otherwise excellent screed is that Mr Giridharadas does not push his argument further. He rightly goes beyond inequality of wealth to address inequality of power: how win-win fixes invariably take problems out of the political realm and sub-contract them to unaccountable global elites. But he says nothing about the fascinating issue of inequality of esteem. The Davos elite is not content with hoarding an inflated proportion of the world’s wealth and power. It is trying to appropriate an outsize share of the world’s esteem by reinventing philanthropy in its own techy and globe-trotting image. It is not just Davos Man’s vices that are fuelling the populist fire. It is his virtues too. Winners Take All: The Elite Charade of Changing the World. By Anand Giridharadas. Knopf; 304 pages; $26.95. Allen Lane; £12.99. From The Economist, published under licence. The original article, in English, can be found on www.economist.com


corporate

Whisky machen ist Leidenschaft

Unsere Aufgabe ist die Integritat unseres schottischen Whiskys zu bewahren und zu schutzen, und damit meine ich, wenn Sie Chivas Regal probieren, schmeckt er genauso wie gestern, heute und morgen. Das ist die Kunst des Blendens um die Konsistenz von Geschmack und Qualitat Jahr fur Jahr zu erhalten. Verändert sich der Geschmack von Whisky im Laufe der Zeit?

COLIN SCOTT, Custodian Master Blender

Im Aberdeen des 19. Jahrhunderts begann James Chivas mit einigen alten Whiskys zu experimentieren, die im Keller seines Lebensmittelgeschäfts lagen. Ein visionärer Akt, der später die Geschichte der Brüder Chivas für immer verändern wird. Im Mittelpunkt der Ethik des Chivas-Blends steht das „Erhalten des Außergewöhnlichen“. Jedes Whiskyfass hat einen einzigartigen Geschmack. Der endgültige Charakter des alkocholischen Getränks wird von einer fast unendlichen Anzahl von Variablen beeinflusst, von denen sich viele auf das nicht so bescheidene Fass konzentrierten. Colin Scott, Chivas Regal Master Blender, besuchte Belgrad im November. Er entwickelte eine frühe Leidenschaft für Whisky, als er neben einer Orkney-Destillerie aufwuchs. Seine Produktionserfahrungen begannen im Abfüllwerk des Unternehmens in Leith und nach seiner Schließung wechselte er in das Abfüllwerk Newbridge. Hier durchlief er die Abteilungen Verpackungsqualität und Spirituosen-Qualität und wechselte schließlich zum BlendingTeam in Paisley. 1989 wurde er Master Blender für Chivas Brothers, nachdem er von seinem Vorgänger Jimmy Lang die Traditionen und die hochqualifizierte Kunst des Scotch Whiskey-Blendings erlernte. In Anerkennung seines Beitrags zur Scotch Whisky-Industrie wurde Colin 2008 zum Master of the Quaich ernannt, da er vorher in 1998 als Keeper of the Quaich - Schottlands renommierteste Scotch Whisky-Vereinigung - eingeführt worden war.

In diesem Interview unterhalten wir uns mit Colin über seinen Hintergrund, den Chivas-Hausstil, seine Lieblingsspeisen und WhiskyPaarungen. Wir haben Colin Scott gefragt, was das Geheimnis eines guten Whiskys ist und seine Antwort war: „Jeder Whisky ist gut für jemanden“. „Es ist so, als wenn man ins Restaurant geht, es gibt viele Dinge im Menü, und Sie wählen, was Sie möchten. Mit Whisky ist es dasselbe; Sie haben alle ihre unterschiedlichen Attribute, Charaktere und Geschmacksaromen. Es ist also nicht so, dass einer besser ist als der andere. Für uns sind sie alle fantastisch und sehr unterschiedlich. Ihre persönliche Meinung ist, ob Sie einen lieber mögen als den anderen, weil, was Sie mögen, mag ich vielleicht nicht, und was ich mag, mögen Sie vielleicht nicht. Das macht ihn nicht zu einem schlechteren Whiskey. „

Im Allgemeinen, je älter die Menschen werden, genießen sie Scotch Whisky mehr, und auch ihr guter alter Whisky kann sich je nach Laune im Moment ändern. Chivas Regal ist mit seinen vielen Familienmitgliedern eine klassische Wahl für Scotch. Es gibt Statistiken, die zeigen, dass Konsumenten, die angefangen haben, die schärferen „Smoky Peaty“ Whiskys zu trinken, im Laufe der Zeit zu den sanfteren „Speyside Style“ Whiskys wechseln.

Welches Essen passt gut zu Whisky?

Sie können Whiskey zu Ihrem Mittagessen oder zu Ihrem Abendessen genießen. Vielleicht ein älterer Whisky am Ende der Mahlzeit oder ein jüngerer am Anfang. Zum Beispiel passt Chivas Regal 18 gut zu einem Steak oder warmen Schokoladenpudding, während Chivas Regal 25 gut mit Käse oder Kaffee und Zigarre geht.

EIN MEISTER BLENDER ZU SEIN, BEDEUTET WIDMUNG UND LEIDENSCHAFT. ES IST EINE KUNST. ES DAUERT 8 BIS 10 JAHRE, UM EIN BLENDER ZU WERDEN. SIE BRAUCHEN EINE GUTE NASE, SIE BRAUCHEN ZEIT UND ERFAHRUNG UND SIE BRAUCHEN LEIDENSCHAFT. Was war Ihr erstes Whisky-Erlebnis?

Sowohl mein Großvater als auch mein Vater waren im Whisky-Geschäft tätig, und ich bin mit dem Destillieren von Malzwhisky aufgewachsen und lernte unbewusst viel über schottischen Whisky. Mein Vater war immer für verantwortliches Trinken. Er sagte uns, dass wir erst trinken durften, wenn wir über 18 Jahre alt waren. Also fing ich nicht an, Whiskey zu trinkenbis ich 20 war.

Wie viele Chivas-Blends machen Sie?

Als ich mit Blends angefangen habe, gab es nur einen einzigen Chivas Regal - Chivas Regal, der 12 Jahre alt war, das war alles. Es war 1997, als ich Chivas Regal 18 geblendet habe. 2007 habe ich dann Chivas Regal 25 geblendet, gefolgt von Chivas Regal Extra. Da ich vor zwei Jahren von Blending zurückgetreten bin, wird Chivas jetzt von der nächsten Generation von Blenders unter unserem

Direktor von Blending Sandy Hyslop geschützt - er hat den neuesten - Chivas Regal XV gemacht. Chivas XV, ein 15 Jahre alter Whisky, wird selektiv in den am höchsten geschätzten Grande Champagne Cognac-Fässern hergestellt und zum ersten Mal auf einem exklusiven „The Blend“ -Veranstaltung auf dem serbischen Markt präsentiert. Chivas glaubt an die Kraft von Blending sowohl im Leben als auch im Scotch.

Haben Sie Pläne für eine neue Marke von Chivas?

Wir haben eine sehr aktive Abteilung für die Entwicklung neuer Produkte im Unternehmen. Sie suchen nach Innovationen; neue Produkte für die Zukunft. Sie suchen auch nach verschiedenen Märkten, einschließlich Serbien. Unsere Aufgabe ist, die Integrität unseres schottischen Whiskys zu bewahren und zu schützen, und damit meine ich, wenn Sie Chivas Regal probieren, ist es dasselbe wie gestern, heute und morgen. Wir müssen sehr sicher sein, dass wir die Konsistenz aufrechterhalten, da Chivas 12 jedes Jahr eine neue Formel hat. Dies kann bedeuten, dass einige Whiskys nicht verfügbar und einige mehr verfügbar sind. Also, das folgende passiert: die Anzahl der Whiskys, die wir verwenden, um Chivas 12 zu blenden, steigt und senkt jedes Jahr. Und das ist die Kunst von Blenden - sicherzustellen, dass wir gestern, heute und morgen denselben geschmeidigen Geschmack haben und Jahr für Jahr die Konsistenz von Geschmack und Qualität beibehalten.

Ist es ein Lebensstil, Master Blender zu sein?

Um ein Master Blender zu sein, bedeutet Widmung und Leidenschaft. Es ist eine Kunst. Es dauert 8 bis 10 Jahre, um ein Blender zu werden. Sie brauchen eine gute Nase, Sie brauchen Zeit und Erfahrung und Sie brauchen Leidenschaft.

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kultur

Rubens bis Makart Die Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein Der Atem der spektakulären Vergangenheit

15. Februar – 10. Juni 2019 Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien

2019 ist für das Fürstentum und das Haus Liechtenstein ein wichtiges Gedenkjahr: Am 23. Jänner 1719 erhebt Kaiser Karl VI. die Reichsherrschaft Schellenberg und die Reichsgrafschaft Vaduz zum Reichsfürstentum Liechtenstein. Zum ersten Landesherrn wird damit Fürst Anton Florian I. von Liechtenstein. In großen Ausstellungen haben die Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein ihre Schätze in bedeutenden Museen auf der ganzen Welt gezeigt. Noch nie waren sie jedoch in ihrer gesamten Bandbreite und vor allem auch nach den spektakulären Neuerwerbungen der letzten 15 Jahre in Wien der Öffentlichkeit zugänglich. Mit der Präsentation in der ALBERTINA lassen sich die kostbarsten Werke der Sammlungen und ihre einzigartige Qualität in einem neuen Licht erleben. Dieses nun 300 Jahre zurückliegende Ereignis zelebriert die Albertina in Wien, der Stadt, wo die Familie bis 1938 lebte, mit einer großen Ausstellung. Werke wie die Venus von Peter Paul Rubens, die lebensgroße Bronzeplastik des Christus im Elend von Adrian de Fries oder die erst jüngst erworbene Bronzebüste des Kaisers MarcAurel werden im Mittelpunkt der Schau stehen wie die auserwählten Kunstschätze der weltberühmten Biedermeiersammlung. Anlässlich des dreihundertjährigen Gründungsjubiläums des Fürstentums Liechtenstein präsentiert die ALBERTINA unter dem Titel Von Rubens bis Makart eine umfassende Auswahl der herausragendsten Werke der Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein.

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Pier Jacopo Alari-Bonacolsi gen. Antico Büste des Marc Aurel, um 1500 Bronze, vergoldet © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

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Gleichzeitig widmet die ALBERTINA unter dem Titel Rudolf von Alt und seine Zeit dem Wiener Aquarell als einem wesentlichen Kernbestand der Fürstlichen Sammlungen eine Jubiläumsausstellung. Weit über einhundert der bedeutendsten Gemälde und Skulpturen aus der erlesenen Kollektion eines der traditionsreichsten Häuser Europas spannen einen beeindruckenden Bogen von der italienischen Frührenaissance über das Zeitalter des Barocks bis zum Wiener Biedermeier und dem Historismus der Makart-Ära. Ikonische Werke wie Anticos erst jüngst für die Fürstlichen Sammlungen erworbene Büste des Marc Aurel, die lebensgroßen Bronzeplastiken des Adrian de Fries oder Peter Paul Rubens’ berühmte Venus vor dem Spiegel stehen dabei im Mittelpunkt einer Schau, die eine veritable Promenade durch fünf Jahrhunderte Kunstgeschichte ermöglicht.


Peter Paul Rubens Venus vor dem Spiegel, um 1614/15 Öl auf Holz © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Seit mehr als 400 Jahren ist die kontinuierliche und leidenschaftliche Sammeltätigkeit der Fürsten dokumentiert: Geprägt von oft schillernden Persönlichkeiten und ihren individuellen künstlerischen Vorlieben formte sich so eine private Kollektion, die bis heute ihresgleichen sucht. Als Ort, an dem die Fürstliche Familie bis 1938 einen ständigen Wohnsitz unterhielt, hat Wien eine exzeptionelle Bedeutung: Unter Fürst Johann Adam Andreas I., auf den auch die Erwerbung zahlreicher Hauptwerke des flämischen Barocks zurückgeht, wurde die Sammlung ab 1705 in der zweiten Beletage des neuen liechtensteinischen Stadtpalais in der Bankgasse (ehemals Schenkenstraße) präsentiert. Im Jahr 1810 machte Fürst Johann I. von Liechtenstein seine Meisterwerke im Gartenpalais in der Rossau erstmals der Wiener Öffentlichkeit zugänglich. Während des Zweiten Weltkriegs verlegte die Familie ihren Wohnsitz und damit auch die Sammlungen nach Liechtenstein. Die Ausstellung zeigt die größten Schätze der liechtensteinischen Sammlungen und führt so exemplarisch ihren überragenden Reichtum vor Augen. Im Unter-

schied zur permanenten Präsentation in den beiden Wiener Palais, in denen die Werke mehr oder weniger in ihrem angestammten Kontext erlebbar sind, liegt eine der zentralen Absichten dieser Ausstellung in der neuen Kontextualisierung: Der reduzierte Rahmen der ALBERTINA und

Hyacinthe Rigaud Porträt des Fürsten Joseph Wenzel I. von Liechtenstein im Ornat des Ordens vom Goldenen Vlies (1696–1772),, 1740 Öl auf Leinwand © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

ihrer modernen Räumlichkeiten ermöglicht einen frischen Blick auf die gezeigten Hauptwerke. Vorrangiges Ziel war dabei weniger eine kunsthistorisch stringente als vielmehr eine von ästhetischen Gesichtspunkten bestimmte Form der Präsentation. Durch alternative Gruppierungen oder gezielte Iso-

lation erzählen die Gemälde und Skulpturen nun gänzlich andere Geschichten. Die Ausstellung ist von 16. Februar 2019 bis 10. Juni 2019 zu sehen. Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien Täglich | 10 bis 18 Uhr Mittwoch & Freitag | 10 bis 21 Uhr

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kultur

Rudolf von Alt und seine Zeit Aquarelle aus den Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein 16. Februar – 10. Juni 2019

Der zweite Teil der Jubiläumsausstellung anlässlich der 300-Jahr-Feier des Fürstentums Liechtenstein widmet sich dem Wiener Aquarell vom Biedermeier bis zum Realismus. Nahezu 100 der schönsten Aquarelle repräsentieren nicht nur die kenntnisreiche fürstliche Sammelleidenschaft, sondern geben zugleich einen gültigen Überblick über die Aquarellkunst dieser Ära. Der spontane Umgang mit Licht und Kolorit spielt in dieser Wasserfarbenmalerei eine zen-

trale Rolle und vermittelt eine Intensität und Präsenz, die in anderen Medien kaum erreicht werden kann. So spiegelt sich etwa die schillernde Pracht adeliger Wohnkultur in den repräsentationsbewussten Interieurs der liechtensteinischen Palais in Wien, die Rudolf von Alt über Jahrzehnte hinweg im Auftrag der Familie anfertigte. Auch außerhalb der Stadt unterhielt die Fürstliche Familie zahlreiche Besitztümer: Alts unvergleichlich lebendige Impressionen der Schlösser Eisgrub und Feldsberg mit ihrem jeweiligen Umland sind uns heute wertvolle Erinnerungen an eine vergangene Welt voller Schönheit und Opulenz.

Rudolf von Alt, Salon im Palais Rasumofsky an der Landstraße in Wien | 1836 | © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Rudolf von Alt, Ansicht am Schloss Eisgrub | 1830 | © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien

Rudolf von Alt Das Treppenhaus des k.k. Hof-Operntheaters, 1873 Aquarell © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Rudolf von Alt, Der Hohe Markt in Wien | 1836 | © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Rudolf von Alt Am Hafen von Santa Lucia in Neapel, 1835 Aquarell © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

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Einen maßgeblichen Bereich dieser außerordentlich facettenreichen Epoche österreichischen Kunstschaffens stellt das Wiener Porträt dar: Moritz Michael Daffingers repräsentative Bildnisse der Liechtenstein und anderer Mitglieder der Wiener Gesellschaft beeindrucken ebenso

wie Peter Fendis schnelle Momentaufnahmen der Fürstlichen Familie. Als exemplarischer Überblick nur der qualitätsvollsten Blätter illustriert die Ausstellung der ALBERTINA somit die außerordentliche Vielfalt der grafischen Sammlung einer Fürstlichen Familie, die sich als Patronin der Künste auch im täglichen Leben stets mit Aquarellen und ihren Schöpfern umgab. Die Ausstellung ist von 16. Februar 2019 bis 10. Juni 2019 zu sehen. Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien Täglich | 10 bis 18 Uhr Mittwoch & Freitag | 10 bis 21 Uhr


BUSINESS NEWS

Schramböck:

Standort auf Erfolgskurs – 355 Unternehmen und 3.000 Jobs in Österreich

Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirschaftsstandort (Fotocredit: BMDW/Hartberge)

2018 bringt neuen Ansiedelungsrekord für ABA – Investitionssumme von 734 Millionen Euro – starker Anstieg bei Unternehmen aus UK und CH.

Die zum Ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort ressortierende Betriebsansiedlungsagentur Austrian Business Agency ABA hat 2018 ein weiteres Rekordjahr verzeichnet. In Summe wurden im Vorjahr 355 Unternehmen von der ABA und den Regionalgesellschaften bei der Ansiedlung in Österreich betreut. Gegenüber dem bisherigen Rekordergebnis von 344 Unternehmen im Jahr 2017 ist das eine Steigerung um drei Prozent. „Im vergangenen Jahr wurden durch neue Ansiedelungen rund 3.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und knapp 735 Millionen Euro investiert. Jede Investition am Standort schafft Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wohlstand. Deshalb ist aktive Standortpolitik für die Bundesregierung kein lästiges Pflichtprogramm, sondern eine Top-Priorität für die Zukunft unseres Landes”, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Die mit den Neuansiedlungen verbundene Investitionssumme legte um 1,5 Prozent zu (2017: 723,85 Millionen Euro, 2018: 734,48 Millionen Euro) und die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze verzeichnete einen Zuwachs von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr (2017: 2.672, 2018:2.888).

Deutschland klare Nummer Eins – Schweiz und Italien auf den Stockerlplätzen Deutschland war mit 108 Unternehmen auch 2018 wieder eindeutig die Nummer Eins unter den Investorenländern und zeichnete damit für 30 Prozent aller ABA-Projekte verantwortlich. Die Schweiz überholte mit 36 Neuansiedlungen Italien (28). Mit 14 Unternehmen war die Zahl der Neugründungen aus Großbritannien doppelt so hoch wie im Jahr davor (7). „Österreich punktet im Ausland als Innovations- und Digitalstandort mit hoher Qualifikation der Fachkräfte, zudem sind wir ein wirtschaftsfreundlicher Anker mit stabilen und berechenbaren Rahmenbedingungen. Entwicklungen wie der Brexit sind immer eine Chance, die wir aktiv nutzen wollen und daher haben wir uns entsprechend frühzeitig positioniert. Neben attraktiven Rahmenbedingungen am Standort hilft uns unsere Lage im Herzen Europas und auch die wirtschaftsfreundliche Politik wird im Ausland mit großem Interesse verfolgt”, verweist Schramböck etwa auf die Forschungsprämie von 14 Prozent, die in der Form ein Alleinstellungsmerkmal bei Standortentscheidungen ist. Von den angesiedelten Unternehmen betreiben 32 am Standort Österreich Forschung und Entwicklung und 29 Unternehmen sind Produktionsunternehmen. Unter den Branchen sind IT/Telekom/Software (56) und wirtschaftsnahe Dienstleistungen (55) am stärksten vertreten. 22 ausländische Startups entschieden sich 2018 für den Wirtschafts-Standort Österreich. Ungebrochen ist auch das Interesse seitens Unternehmen aus den CEE/SEE-Ländern. Ihr Anteil lag 2018 mit 88 Unternehmen bei etwa einem Viertel aller neuen ABA-Ansiedlungen. Am stärksten waren darunter Ungarn (17 Unternehmen), Slowenien (14 Unternehmen), Russland (10 Unternehmen) und die Slowakei (8 Unternehmen) vertreten. Bundesländerranking – Wien vor Niederösterreich und Salzburg Auch 2018 siedelte sich mit 182 die Mehrzahl der internationalen Unternehmen in der Hauptstadt Wien an (2017: 157). Stärkstes Bundesland nach Wien war Niederösterreich mit 32 Unternehmen (2017: 29) vor Salzburg mit 30 Betriebsansiedlungen (2017: 42). Für die Steiermark entschieden sich 29 Unternehmen (2017: 26), für Kärnten 22 (2017: 27). Danach folgen Tirol mit 18 Neuansiedlungen (2017: 26) und Vorarlberg mit 16 Neuansiedlungen (2017: 7). 15 Unternehmen gingen nach Oberösterreich (2017: 23), sechs ins Burgenland (2017: fünf). Fünf Unternehmen haben Standorte in mehreren Bundesländern.

Beispiele von Unternehmen, die sich für Österreich entschieden haben

Amazon

Im Herbst 2018 hat Amazon den ersten Logistikstandort in Österreich in Betrieb genommen. Am 12. Februar 2019 folgt in Großebersdorf (NÖ) die feierliche Eröffnung. Das Unternehmen schafft auf den 9.800 Quadratmetern des neuen Verteilzentrums mehr als 100 Arbeitsplätze. Der Online-Riese investiert in Transportinfrastruktur und Innovationen, um die Kapazitäten und die Effizienz der Lieferkette zu erhöhen. „Das neue Amazon Verteilerzentrum in Großebersdorf ist unser erster Logistikstandort in Österreich. Damit schaffen wir zusätzliche und flexiblere Lieferkapazitäten für die Kunden. Wir fühlen uns, unter anderem durch die Unterstützung der ABA – Invest in Austria, sehr gut aufgehoben.”

Bernd Gschaider, Amazon Direktor Deutschland / Österreich

ProntoPro

Italiens größter Dienstleistungsvermittler ProntoPro startete 2018 mit 25 Mitarbeitern auch in Österreich. 2015 in Italien gegründet, ist ProntoPro dort mit rund 300.000 Anbietern, 1 Million registrierten Nutzern und etwa 2,5 Millionen Besuchern pro Monat mit Abstand klarer Marktführer bei den Dienstleistungs-Portalen. Auf prontopro.at finden sich nicht nur Handwerker, sondern rund 100 Berufsgruppen, die Dienstleistungen in 500 Service-Kategorien offerieren, von Fotografen über Installateure bis zu Fitness-Coaches und Nachhilfelehrern. “Wir waren wirklich überrascht, wie einfach es ist, in Österreich Geschäfte zu machen – sehr wenig Bürokratie, ein flexibles Arbeitsrecht, einfache Steuerpolitik; aufgrund unserer Erfahrung überlegen wir jetzt unerwartet, ob wir unsere Österreich Niederlassung zu unserem DACH-Hauptsitz machen werden.”

Marco Ogliengo, Mitbegründer von ProntoPro

Aeolus Robotics

Aeolus Robotics, Artificial Intelligence-Scale-up aus dem Silicon Valley, wurde gegründet um die erste Generation von Haushaltsroboterassistenten zum Leben zu erwecken und auf den Markt zu bringen. In Zusammenarbeit mit der TU Wien entwickeln derzeit zehn Mitarbeiter die Sensorik für die Greifarme. “Spitzenforschung in Kernbereichen der Robotik, wie dem Greifen unbekannter Gegenstände, war ausschlaggebend für unseren Forschungs- und Entwicklungsstandort in Wien. Die gute Infrastruktur und die Attraktivität der Stadt Wien helfen uns dabei, auch Experten außerhalb von Österreich für unser Team zu gewinnen.”

David Fischinger, Manager of Research and Development bei Aeolus Robotics, Inc.

PULS Vario

PULS Vario entwickelt mit mehr als 130 Mitarbeitern, davon 35 neuen in Wien, kundenspezifische Stromversorgungslösungen. Die Kunden stammen aus den Bereichen Forschung, Luftfahrt und Antriebstechnik sowie in hohem Maße aus der Medizin- und Labortechnik. „PULS Vario hat im Herzen von Wien ein Innovation Lab gegründet. Urbanes Flair im zur lebenswertesten Stadt gekürten Wien hat uns ermöglicht ein motiviertes Team zu gewinnen. Mit Offenheit, großer Professionalität und einem Quäntchen Humor werden innovative Ideen in erfolgreiche Produkte für unsere Kunden umgesetzt.“

Ewald Braith, Geschäftsführer PULS Vario

FDM Group

FDM Group bietet eine hochwertige Ausbildung für Hochschulabsolventen, ehemalige Militärangehörige und Wiedereinsteiger in den Beruf und macht sie zu professionellen IT- und BusinessConsultants. Am Österreich Standort in Wien beschäftigt FDM Group 75 Mitarbeiter. (bmdw.gv.at)

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Kunst / Interview

2020 ist die Eröffnung zweiten Standortes geplant Die Albertina Modern. Seit der Neueröffnung im Jahr 2003 mehr als 12 Millionen Besucher in der Albertina! Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor der Albertina

Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder, geb. 1955 in Linz, studierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Wien. 1985 wurde er Gründungsdirektor des Kunstforums Wien, 1996 bis 1999 war er in der Geschäftsführung des Leopold-Museums. Seit 1999 ist Klaus Albrecht Schröder Direktor, seit 2017 Generaldirektor der ALBERTINA, die unter seiner Führung umfassend renoviert, modernisiert und erweitert wurde. Seit der Neueröffnung dieses Hauses 2003 fanden mehr als 130 Ausstellungen statt. Sein anspruchsvolles Ausstellungsprogramm hat seither mehr als 12 Millionen Besucher in die Albertina geführt. Können die heutigen Galerien alleine und ohne staatliche und private Mittel oder Sponsoring überleben?

Nein, das können sie nicht. Es gibt kein Museum auf der Welt, das sich ohne irgendeine staatliche Hilfe finanzieren könnte, sei es durch Steuerabzugsmög-

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Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder, Foto © Adrian Batty

lichkeiten, die vor allem amerikanische Museen wählen, sei es durch unmittelbare und direkte Subventionen – nur so ist jene Lücke zu schließen, die selbst bei größtem Erfolg des Fundraisings und bei hohen Besucherzahlen entsteht.

Welche der Ausstellungen, die Sie in der „Albertina“ organisiert haben, wurde am häufigsten besucht?

Die Albertina ist eines der wenigen Museen, die erfolgreiche Ausstellungen aus fast jeder Kunstepoche veranstalten. Am besucherstärksten war die Van Gogh Schau im Jahr 2008 mit knapp 590.000 Besuchern, dicht gefolgt von Michelangelo, Dürer und zuletzt Monet. Aber auch ein zeitgenössischer Künstler wie Gottfried Helnwein hat 2013 250.000 Besucher angezogen.

20 bis 40 Millionen auf 120 bis 180 Millionen gestiegen, was nicht nur finanziell eine bisher nicht dagewesene Herausforderung darstellt sondern auch eine große Zurückhaltung bei Leihgebern mit sich bringt und entsprechend eine

gewaltige Überzeugungsleistung von unserer Seite erfordert.

Es ist bekannt, dass Sie mehrfach mit Verdienstorden für Kunst ausgezeichnet wurden. Können Sie einen auswählen, auf den Sie besonders stolz sind?

Die Albertina ist eines der wenigen Museen, die erfolgreiche Ausstellungen aus fast jeder Kunstepoche veranstalten. Am besucherstärksten war die Van Gogh Schau im Jahr 2008 mit knapp 590.000 Besuchern, dicht gefolgt von Michelangelo, Dürer und zuletzt Monet

Welche Ausstellung war in Ihrer reichen und fruchtbaren Karriere am schwierigsten zu organisieren?

Die größte Herausforderung ist tatsächlich eine in der Zukunft liegende Ausstellung: Amedeo Modigliani. Seit wir diese Ausstellung zu seinem hundertsten Todestag im Jahr 2020 planen, sind die Werte seiner Werke von

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© Albertina, Wien (Foto: Jeanne und Donald Kahn Galleries)


Autor: Svetlana Nenadovic Glusac

Ich wage es fast nicht zu sagen, aber ich bin tatsächlich über alle Orden sehr erfreut und fühle mich sehr geehrt. Ich halte allerdings die Verleihung des Professorentitels auf Grund der mir so wichtigen wissenschaftlichen Tätigkeiten für die wichtigste Auszeichnung, weil diese wissenschaftliche Arbeit von mir üblicherweise im Schatten meiner Direktion steht. Gibt es zurzeit eine Ausstellung auf der Welt, die Sie privat besuchen möchten?

Es gibt derzeit zwei Ausstellungen, die ich unbedingt besuchen möchte und beide sind Picasso gewidmet: „Olga Picasso“ im Museo Picasso Málaga und „Der frühe Picasso – Blaue und Rosa Periode“ in der Fondation Beyeler in Basel. Darüber hinaus möchte ich gerne so schnell wie möglich unsere

© Albertina, Wien (Foto: Harald Eisenberger)

Die gröSSte Herausforderung ist tatsächlich eine in der Zukunft liegende Ausstellung: Amedeo Modigliani. Seit wir diese Ausstellung zu seinem hundertsten Todestag im Jahr 2020 planen, sind die Werte seiner Werke von 20 bis 40 Millionen auf 120 bis 180 Millionen gestiegen große Albertina-Herbstausstellung – Albrecht Dürer - privat besuchen, was wahrscheinlich gar nicht einfach sein wird, weil man im eigenen Haus erkannt wird wie ein bunter Hund.

Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder, © Albertina, Wien

Ich würde vermutlich am liebsten einen Künstler des 16. Jahrhunderts persönlich treffen und mehr als jeden anderen Michelangelo - auf Grund der Vielfalt seines Schaffens als Architekt, Bildhauer und Maler, auf Grund seines Einflusses, seiner Bedeutung, aber auch seines Charakters.

Ich würde vermutlich am liebsten einen Künstler des 16. Jahrhunderts persönlich treffen und mehr als jeden anderen Michelangelo - auf Grund der Vielfalt seines Schaffens als Architekt, Bildhauer und Maler, auf Grund seines Einflusses, seiner Bedeutung, aber auch seines Charakters. Für 2019 wurde in der „Albertina“ ein großartiges Programm erstellt. Was ist für 2020 geplant? Woran arbeiten Sie gerade?

Eine große Ausstellung, die wir 2020 im Frühjahr zeigen, widmet sich der Entdeckung der klassischen Moderne in der Schweiz, die sich einem Sammlerehepaar, dem Ehepaar Hahnloser verdankt und große Bestände nicht nur der Schweizer Meister wie Hodler oder Vallotton , sondern auch von

Foto: Christopher Mavric

Foto: Christopher Mavric

Gäbe es eine Möglichkeit von Zeitreisen, welchen Künstler würden Sie gerne kennenlernen und den Prozess seines künstlerischen Schaffens beobachten?

Van Gogh und Cezanne, Renoir und Monet vereint. Im Herbst zeigen wir anlässlich seines hundertsten Todestages Amedeo Modigliani. Davor aber darf man auf keinen Fall große Retrospektiven zu österreichischen Künstlern wie Nitsch, Lassnig und Rainer verpassen. Und natürlich ist 2020 die Eröffnung unseres zweiten Standortes geplant: Die Albertina Modern.

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ARCHITEKTUR

Otto Wagner – Visionär der Moderne 100 Jahre seit dem Tod von Otto Wagner

Otto Wagner, Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek

Otto Wagner (13. Juli 1841 - 11. April 1918) war der bedeutendste österreichische Architekt, der am Ende des neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts unauslöschliche Spuren auf dem Bild der Stadt Wien hinterließ und den Jugendstil auf schönst mögliche Weise dargestellt hat. Otto Wagner (13. Juli 1841 - 11. April 1918) war der bedeutendste österreichische Architekt, der am Ende des neunzehnten und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts unauslöschliche Spuren auf dem Bild der Stadt Wien hinterließ und den Jugendstil auf schönstmögliche Weise dargestellt hat. Er war nicht nur Architekt, sondern auch ein Visionär und Stadtplaner, und seine Gebäude aus der Belle Epoque sind noch heute Motive, die viele Touristen bewundern, wenn sie Wien besuchen. Am 13. Juli 1841 wurde Otto Koloman Wagner in Penzing bei Wien geboren, der seit 1938 zum 14.

Wiener Bezirk gehört. Sein Vater Rudolf Simeon Wagner war Königlich-Ungarischer Hofnotar an der Ungarischen Hofkanzlei in Wien. Die Familie Wagner lebte in großbürgerlichen Verhältnissen, bis Rudolf Wagner starb als Otto nur fünf Jahre alt war. Trotz finanzieller Krise nach dem Tod seines Vaters erhielt Otto Wagner eine gute Ausbildung. Otto Wagner besuchte ab 1950 das Wiener Akademische Gymnasium, dann das Stiftgymnasium Kremsmünster der Benediktiner in Oberösterreich und das k.k. Polytechnische Institut in Wien (heutige Technische Universität Wien) wo er die Matura ablegte. Danach studierte Otto Wagner Mathematik, Physik, Darstellende Geometrie, Technologie und Zeichnen an der Königlichen Bauakademie in Berlin und an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Am Rande des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war die Welt offen für Neuheiten, Otto Wagner hatte Ideen und Visionen – der Rest ist jetzt Geschichte,

Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts war die Welt offen für Neuheiten, Otto Wagner hat Ideen und Visionen – der Rest ist jetzt Geschichte, die man an seinen Bauten in Wien bewundern kann.

Detail Linke Wienzeile 38

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Text: Svetlana Nenadovic Glusac

die man am seinen Bauten in Wien bewundern kann. Die Jugendstilbauten von Otto Wagner sind: die Wiener Postsparkasse, die Kirche am Steinhof, das Majolikahaus, die Villa Wagner, die Rumbach Utca Synagoge, die Kolumbianische Botschaft, das Palais Hoyos, der Hofpavillon Hietzing, die Brücke über die Zeile, die Wiener Stadtbahn, sowie zahlreiche U-BahnStationen: Schwedenplatz, Karlsplatz, Kettenbrückengasse, Pilgram, Margaretengürtel und Schönbrunn, sowie der Bahnhof Wien Hütteldorf, Ottakring und Heiligenstadt. Der Einfluss von Otto Wagner hinterließ eine Spur des Jugendstils auf den Fassaden der Stadt und eine der am meisten fotografierten ist die an der Linken Wienzeille 38. Otto Wagner und die kroatische Architektur

Im Jahr des 100. Todestages von Otto Wagner, der mit verschiedenen Festlichkeiten gefeiert wurde, wurde in der Botschaft der Republik Kroatien in Wien, Rennweg 3, die 1889 von Otto Wagner für die persönlichen Bedürfnisse des Wohnens entworfen wurde, eine Ausstellung unter dem Titel „Otto Wagner und die kroatische Architektur“ eröffnet. Die fruchtbare Arbeit dieses berühmten Architekten beschränkte sich nicht nur auf die österreichische Hauptstadt, sondern dehnte sich auch auf andere Teile der damaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie, unter anderem auch auf Kroatien, aus. Im Jahr des 100. Todestages von Otto Wagner, der mit verschiedenen Festlichkeiten gefeiert wurde, wurde in der Botschaft der Republik Kroatien in Wien, Rennweg 3, die 1889 von Otto Wagner für die persönlichen Bedürfnisse des Wohnens entworfen wurde, eine Ausstellung unter dem Titel «Otto Wagner und die kroatische Architektur» eröffnet. Es geht um das Gebäude Palais Hoyos, das, nachdem es von Otto Wagner als Privathaus genutzt wurde, mit dem Atelier im Parterre, dem Repräsentationsbereich im ersten und dem privaten Bereich im zweiten Stock, an die Gräfin Maria Hoyos, nach der sie benannt wurde, verkauft wurde. Im Jahr 1957 wurde der Palast an die Republik Jugoslawien verkauft, wo damals die Botschaft Jugoslawiens in Österreich untergebracht wurde. Nach dem Zerfall Jugoslawiens in kleinere Staaten wird das Gebäude zum Besitz von Serbien und wird auch als Botschaft der Republik Serbien in Österreich genutzt. Nach den Neuverhandlungen über die Nachfolge des Jugoslawischen

Wienzeilenhäuser von Otto Wagner

Palais Hoyos

Staatsbesitzes im Jahr 2011 wurde das Palais Hoyos an Kroatien übergeben. Nach der Renovierung erstrahlte der Palast in vollem Glanz. Die Initiatorin der Ausstellung ist die kroatische Botschafterin in Österreich, I.E. Frau Vesna Cvjetković, die uns in der Weihnachtszeit die Tür zum Palais Hoyos geöffnet hat. „Die Ausstellung ist auf 15 Tafeln dargestellt und in zwei Teile unterteilt. Der erste Teil zeigt den Einfluss des anerkannten Architekten auf die Architektur in Kroatien, während der zweite Teil der Ausstellung Wagners Studenten in Kroatien gewidmet ist, an erster Stelle Vjekoslav Bastl und Viktor Kovačić, sowie Wagners Studenten, die aus Wien Bauprojekte in Kroatien gemacht haben, wie Max Fabiani, der an Projekten in Opatija gearbeitet hat, und Eduard Kramer, der auf den Brijuni-Inseln arbeitete», sagte Damjan Damjanović, Kurator der Ausstellung in der Kroatischen Botschaft in Wien, bei der Eröffnung.

Ausstellung Otto Wagner und die kroatische Architektur

Treppenhaus Botschaft der Republik Kroatiens

Otto Wagner war nicht nur Architekt, sondern auch ein Visionär und Stadtplaner, und seine Gebäude aus der Belle Epoque sind noch heute Motive, die viele To uristen bewundern

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KALEND ER & NE W S

Der fliegende Holländer Oper von Richard Wagner In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln Premiere Samstag 09. März 2019. Volksoper Wien / Währinger Straße 78 / 1090 Wien

Weil er bei einer gefährlichen Fahrt um ein Kap den Teufel angerufen hat, ist der Fliegende Holländer zu rastloser Irrfahrt und endloser Suche verdammt – es sei denn, er findet eine Frau, deren bedingungslose Treue ihm die Erlösung aus seinem untoten Dasein bringt. Aber nur alle sieben Jahre darf er an Land gehen, um die Seelenverwandte

zu finden … In Riga, wo Richard Wagner als Musikdirektor angestellt war, lernte er durch Heinrich Heines „Memoiren des Herren von Schnabelewopski“ die Sage vom Fliegenden Holländer kennen und war begeistert von der romantischen Schauergeschichte. Als er seine Anstellung verlor, begab er sich auf die Flucht vor seinen Gläubigern. Das Schiff geriet auf seiner Fahrt nach England in einen schweren Sturm. Die Reise inspirierte Wagner zum Libretto und der Komposition des „Fliegenden Holländers“.

Bodyguard Das Musical Basierend auf einem der größten Kino-Blockbuster aller Zeiten Vorstellungsdauer: ~ 02:20:00 Ronacher / Seilerstätte 9 / Wien 1010

I Am From Austria Das Musical mit den Hits von Rainhard Fendrich Vorstellungsdauer: ~ 02:45:00 Raimund Theater / Wallgasse 18-20 / Wien 1060

I AM FROM AUSTRIA hat sich seit der Weltpremiere im September 2017 im Raimund Theater zu einem fulminanten Publikumserfolg entwickelt. Alleine in der ersten Spielzeit sahen über 300.000 begeisterte Besucher die neueste VBWEigenproduktion. Über 20 Hits von Rain-

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hard Fendrich wie „Macho Macho“, „Es lebe der Sport“, „Strada del Sole“ und natürlich das Titellied „I Am From Austria“ erzählen die Geschichte vom österreichischen Hollywood-Star Emma Carter, der anlässlich des Opernballs nach Wien zurückkehrt. Beeindruckende Bühnenbilder, mitreißende Choreographien und schillernde Kostüme lassen Sie hinter die Kulissen eines Wiener Luxushotels blicken – Chaos, Küsse und Katastrophen inklusive.

Erleben Sie die Musical-Fassung des international erfolgreichen Kino-Blockbusters in einer aufwändigen deutschsprachigen Inszenierung, mit spektakulären Choreographien und den weltbekannten, in englischer Sprache gesungenen, Songs des vielfach ausgezeichneten Filmsoundtracks. Tauchen Sie ein in die packende Liebesgeschichte um Superstar Rachel Marron und ihren Bodyguard Frank Farmer und genießen Sie einen spannenden Theaterabend mit Songs wie One Moment in Time, I Have Nothing, I Wanna Dance With Somebody, The Greatest Love Of All und einer der größten Balladen aller Zeiten: I Will Always Love You.


Schwanensee Ensemble

Schwanensee Rudolf Nurejew nach Marius Petipa und Lew Iwanow www.wiener-staatsoper.at Wiener Staatsoper / Opernring 2 / 1010 Wien

Am 15. Oktober 1964 blickte die Ballettwelt auf Wien. Rudolf Nurejew, der bedeutendste Tänzer der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, hatte, damals 26-jährig, für das Wiener Staatsopernballett seine Fassung von Schwanensee, dem wohl wichtigsten Werk der gesamten Ballettliteratur erarbeitet. Die Aufführung

schrieb Ballettgeschichte. Drei Jahre nach seinem Absprung in den Westen war es dem aus der Sowjetunion stammenden Nurejew gelungen, die auf choreographisch unterschiedlichen Linien verlaufene Rezeption des TschaikowskiBalletts um eine neue, überzeugende Interpretation zu bereichern. Sein Leitgedanke war die Aufwertung der männlichen Hauptrolle und ihre Gleichstellung mit der Partie der Ballerina. Bis 2009 mehr als 200 Mal im Haus am Ring und bei Gastspielen aufgeführt, bringt Manuel Legris nun Nurejews vor fünfzig Jahren entstandenen Wiener Schwanensee zurück auf die Bühne. Für die neue Ausstattung, die inspiriert ist durch die phantastische Welt des Bayernkönigs Ludwig II., zeichnet Luisa Spinatelli verantwortlich.

L´enfant / Olympia Kammeroper / Fleischmarkt 24 / 1010 Wien

L´enfant Olympia © beyond Herwig Zens

L’ ENFANT ET LES SORTILÈGES

• Musik von Maurice Ravel • Libretto von Sidonie-Gabrielle Colette • Orchesterfassung von Xaver Paul Thoma • In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

OLYMPIA

• Zweiter Akt aus Les contes d’Hoffmann • Musik von Jacques Offenbach • Libretto von Jules Barbier • Orchesterfassung von Leonard Eröd • In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln • Neuproduktion des Theater an der Wien in der Kammeroper • Aufführungen: 1. / 3. / 5. / 8. / 11. / 13. / 15. März 2019, 19.00 Uhr

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Wiener Konterthaus

KALEND ER & NE W S

www.konzerthaus.at

Wiener Konterthaus

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Wiener Konzerthaus / Lothringerstraße 20 / 1030 Wien

MäR 19:30

Carminho

Mittwoch, 20. März 2019, 19.30 Uhr

Carminho erreicht mit ihrer immensen Ausdruckskraft und Energie ein Maximum an Sinnlichkeit, verführt mit weichen Konsonanten und dunklen Vokalen. Die Fadista beherrscht die sehnsüchtigen Töne, das Pathos, ebenso wie die swingenden Lieder. Dass sie international erfolgreich ist, hat einen einfachen Grund: Die Sängerin beweist, dass die schmerzliche Sehnsucht keine national-portugiesische Angelegenheit ist, sondern dass sich die portugiesische Sprache einfach bestens dafür eignet, diesen Schmerz auszudrücken.

Branford Marsalis Quartet © Eric Ryan Anderson

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MäR 19:30

Branford Marsalis Quartet Dienstag, 12. März 2019, 19.30 Uhr

Bei ihm vereinen sich Ausdruckskraft, Klangfülle und eine brillante Instrumentaltechnik zu einem in den Bann ziehenden Gesamtpaket. So wundert es also kaum, dass Branford Marsalis zu einem Star auf der Weltbühne des Jazz avancierte. Ebenso wenig überrascht es, wenn die Zeitung

The Guardian auf das beeindruckende Spektrum seines Saxophonspiels hinweist und die legendäre Zeitschrift DownBeat die Zusammenarbeit mit dem Sänger Kurt Elling, die auch im Wiener Konzerthaus zu erleben war, zu den besten Alben des Jahres rechnet.

Carminho © Mariana Maltoni

Brussels Jazz Orchestra © Marco Mertens

Wiener Symphoniker / MäR Hakhnazaryan / Hrůša

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19:30

08. März 2019, 19.30 Uhr 10. März 2019, 19.30 Uhr

Sergei Babayan © Marco Borggreve

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MäR 19:30

Klavierabend Sergei Babayan Donnerstag, 14. März 2019, 19.30 Uhr

Er gilt als der einflussreichste Klavierpädagoge unserer Zeit. In Cleveland und an der Juillard in New York prägte er Generationen junger Pianistinnen und Pianisten. Sein erstes Solorezital im Wiener Konzerthaus widmet Sergei Babayan dem Andenken an eine bedeutende russische Pianistin und Pädagogin: Maria Yudina.

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Narek Hakhnazayran © Julia Wesely

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Brussels

MäR Jazz Orchestra 19:30

24. März 2019, 19.30 Uhr


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