Die Beste Zeit Nr.31

Page 49

Geduldige Handarbeit am guten Ton: Wally, weit jenseits der 65, ist ein absoluter Spezialist

Überschaubar: Die wichtigsten Werkzeuge eines Klaviertechnikers

Arbeit an den Hammerköpfchen: der Filz bekommt den letzten Schliff

Hammerköpfe. Sie müssen die bis zu drei Saiten eines Tons gleichmäßig und in dem jeweils gewünschten Winkel treffen. Dazu kann man etwa den Hammerstiel mit einer kleinen Alkoholflamme verformbar machen und dann in gewünschte Position biegen, oder man legt kleine Papierstückchen in die Aufnahmen der Hammerstiele, um eine minimal abweichende Neigung zu erzeugen. Die Hammerköpfe sollten für den jeweiligen Ton so hart sein, dass über den gesamten Tonumfang hinweg ein gleichmäßiger Toncharakter entsteht. Diese Arbeit heißt im Volksmund Intonation, benötigt neben einer Art Zaponlack und Sandpapier zum Härten und Formen der Hämmer nur noch ein paar Nadeln zum entgegengesetzten Aufweichen der Hammeroberfläche. Einstellung und Intonation sind Künste, die jeder Klavierstimmer bzw. -techniker in den Grundlagen beherrscht. Wenn es aber eher in Richtung Magie gehen soll, also Auswahl und Positionierung des einen winzigen Papierschnipsels, der den Unterschied macht, dann werden einige wenige Spezialisten auch rund um den ganzen Erdball geflogen. Wann dies gewünscht wird, dazu später mehr. Sucht man sich bei Steinway in Queens einen neuen Flügel aus, wird man neuerdings in den Dirk Dickten Selection Room gebeten, benannt nach dem 1958 in Wuppertal geborenen und 2012 in New York verstorbenen „Master Technician„ der Firma. In der von ihm und seither von Mark Dillon geleiteten Abteilung bekommen die Instrumente ihren letzten musikalischen Schliff. Nachdem schließlich dem Aspekt des Flügels als Luxusmöbel mit viel Liebe und noch mehr Politur den hohen Standards bei Steinway entsprechend Rechnung getragen wurde, ist nach elf Monaten der Flügel dann verkaufsbereit. Der Hersteller garantiert eine ebenso gleichmäßige wie leichte Spielbarkeit, wie auch die penible Einhaltung des Firmenmottos „to build the best piano possible„. Was hingegen nicht treffgenau garantiert werden kann, ist der jeweils mitunter sehr eigene Klang des Instruments und hier ist dann der New Yorker Steinway-Kunde im Dirk Dickten Selection Room selbst gefragt und letztendlich dafür verantwortlich, wie sehr er sein Klavier liebt. Die andere Hälfte des Firmenmottos lautet „and sell it at the lowest price

49


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.