Die Beste Zeit Nr.35

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DIE BESTE ZEIT Das Magazin fĂźr Lebensart

Ausgabe Nr. 35, 2015 - 3,50 Euro

DĂśppersberg 24: Wunder des Sichtbaren Texte zum Thema: Oskar Schlemmer - 8 Fensterbilder herausgegeben von Arnim Juhre im Auftrag des VS Verband deutscher Schriftsteller/Bergisch Land, Wuppertal

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ISSN 18695205

Sonderausgabe zu Oskar Schlemmer - 8 Fensterbilder


Barbara Neusel-Munkenbeck und die Urne “moi“

Keine Angst vor Berührung

seit 1813

Alles hat seine Zeit. Berliner Straße 49 + 52-54 · 42275 Wuppertal · www.neusel-bestattungen.de Tag

und Nacht 66 36 74


Editorial

Liebe Leserinnen und Leser! ‚Die Beste Zeit’ geht zu Ende. Sie halten die letzte Ausgabe in Händen. Als 2009 die ersten Nummern des neuen Kulturmagazins erschienen, klammergeheftet und um die vierzig Seiten stark, freute sich jeder von uns Autoren, wenn er dabei war, und rechnete doch damit, dass das Unternehmen sich kaum länger als ein Jahr würde halten können. Eine Publikation, die sich den kulturellen Aktivitäten in und um Wuppertal widmete, auf bestem Papier, mit farbigen Abbildungen, edel im Layout und in höchster Qualität gedruckt, war das nicht zu schön, um wahr zu sein? Konnte das dauern angesichts leerer Kassen und bröckelnder kultureller Strukturen? Es dauerte fast sechs Jahre. ‚Die Beste Zeit’ erschien sechsmal im Jahr und schwoll nach und nach auf über hundert Seiten und zum gelumbeckten Band an, den man längst nicht mehr als ‚Heft’ bezeichnen konnte. Während das Wuppertaler Schauspielhaus verfiel und das Opernensemble aufgelöst wurde, hielt der Herausgeber HansPeter Nacke dagegen und setzte mit seiner Zeitschrift ein lebendiges Zeichen des barocken ‚Dennoch!’. Was nur – einmal muss es gesagt werden – durch seinen einmaligen ideellen und finanziellen Einsatz und seine fachliche Kompetenz zu realisieren war. So sind fünfunddreißig Ausgaben von ‚Die Beste Zeit’ Wirklichkeit geworden, und wenn die vorliegende Nummer nun die letzte ist, so sollten wir bei allem Bedauern nicht so sehr Traurigkeit empfinden als vielmehr Freude über ein Kapitel in der Publizistik, das den kulturellen Reichtum in und um das Wuppertal auf einmalige Weise dokumentiert. Dabei endet ‚Die Beste Zeit’ mit einem Höhepunkt: Der Band vereint acht sonst nicht erhältliche und nirgendwo ausgestellte Fensterbilder von Oskar Schlemmer, 1942 in Wuppertal geschaffen, mit Texten von der Stadt verbundenen oder hier ansässigen Autoren, direkt zu den Bildern am Ort ihrer Entstehung geschrieben. Die ‚Fensterbilder’ waren für Oskar Schlemmer in düsterer Zeit und bedrückender persönlicher Situation ein Zeichen für die Möglichkeit künstlerischen Neuanfangs. Nehmen Sie es als Programm, dass ‚Die Beste Zeit’ sich mit der Präsentation dieser Bilder und der zugehörigen Texte verabschiedet. Dorothea Renckhoff 3


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DIE BESTE ZEIT Das Magazin für Lebensart

Sonderausgabe zu Oskar Schlemmer - 8 Fensterbilder

Mit Texten von: GrIngo Lahr, Dieter Jandt, Marina Jenkner, Arnim Juhre, Jürgen Kasten, Karl Otto Mühl, Dorothea Müller, Dorothea Renckhoff, Matthias Rürup, Andreas Steffens, Ingrid Stracke, Ruth Velser, Wolf Christian von Wedel Parlow, Gunter Wollschläger, Günter Wülfrath, Friederike Zelesko, Michael Zeller, Angelika Zöllner


Inhalt

Vorwort

Arnim Juhre Andreas Steffens

Warum Schlemmer? Versagte Sehnsucht

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Bild

Oskar Schlemmer Raum mit sitzender Frau in violettem Schatten (Fensterbild XII), 1942 Öl über Bleistift auf kaschiertem Karton 30.6 x 20,7 cm, Inv.Dep.6

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Dorothea Renckhoff Ingrid Stracke Friederike Zelesko Günter Wülfrath Marina Jenkner Bild

Bild

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Oskar Schlemmer Fensterbild mit Kommendem (Fensterbild XVIII), 1942 Öl über Bleistift auf kaschiertem Karton, 32 x 23.4 cm, Inv.Dep.68

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Angelika Zöllner Dorothea Müller Ruth Velser Jürgen Kasten Matthias Rürup Gunter Wollschläger

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27. November 2014 – Donnerstag Dieser eine Augenblick … Das Licht fällt auf den Nacken … Die Sonne stand schon … Nachgelassen: Uns Die fremde Stimme in mir

Oskar Schlemmer Blick über die Dächer (Fensterbild XV), 1942 Öl über Bleistift und Farbstift auf kaschiertem Karton, 24.1 x 30.2 cm, Inv.Dep.69 33 Angelika Zöllner Ruth Velser

Bild

Die Schatten fallen schon … Lieber Oskar! Das Zwielicht … Wie ich einer blinden Frau ein Bild schenken durfte Sie sitzt da …

28. November 2014 – Freitag Blau der Morgen kristallen …

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Oskar Schlemmer Bügelnde Frau (Fensterbild II), 1942 Öl über Bleistift auf kaschiertem Karton, 32.3 x 19 cm, Inv.Dep.70

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Dorothea Renckhoff

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An den fernen Geliebten


Bild

Bild

Oskar Schlemmer Frau mit Katze auf der Terrasse (Fensterbild XIV), 1942 Öl mit Bleistift auf kaschiertem Karton, 34 x 24 cm, Inv.Dep.54

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GrIngo Lahr

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Oskar Schlemmer Wohnraum mit arbeitender Frau (Fensterbild IV), 1942 Öl über Bleistift und Farbstift auf kaschiertem Karton, 3 2.3 x 19.8 cm, Inv.Dep.86 GrIngo Lahr Wolf Christian von Wedel Parlow

Bild

Bild

Erahnung von Möglichem I

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Erahnung von Möglichem II

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Drehung ins Dunkel

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Oskar Schlemmer Abendessen im Nachbarhaus (Fensterbild I), 1942 Öl, Aquarell und Farbstift auf kaschiertem Karton, 31.9 x 18.1 cm, Inv.Dep.57

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Dieter Jandt Dorothea Müller

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Zurückgezogen wie ein graues Tier Sie schien sich heute …

Oskar Schlemmer Beleuchtete Küche mit Frau (Fensterbild X), 1942 Öl über Bleistift und Farbstift auf kaschiertem Karton, 31.9 x 22.2 cm, Inv.Dep.63 57 Michael Zeller Karl Otto Mühl

Nachwort Andreas Steffens

Die Stunde des Malers Schwierigkeiten mit Oskar Schlemmer

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BildSprache oder Gezeigtes sagen Ein vernachlässigtes Genre

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Literatur

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Autorenportraits und -biographien

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Impressum

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Vorwort

ARNIM JUHRE Warum Schlemmer ?

In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts stand eines Tages ein schweres Postpaket vor meiner Wohnungstür, das ich weder bestellt, noch erwartet hatte. Absender war eine mir unbekannte Privatperson in Leipzig. Dieser Mensch ließ mir zehn Exemplare „Oskar Schlemmer: Idealist der Form“ zukommen, Briefe, Tagebücher, Schriften, Reclam Leipzig, 1990, herausgegeben und mit einem Nachwort von Andreas Hüneke. Per Brief fragte ich beim Absender an, wie ich diese Schlemmer-Gabe zu verstehen habe. Was er von mir erwarte? Was ich tun solle? Und wie er gerade auf mich gekommen sei? Ich habe keine Antwort bekommen, und ließ die Sache auf sich beruhen. Und verbot es mir, zu spekulieren, ob im Vollzug der deutschen Einigung etwa zwischen den Verlagen Reclam Leipzig und Reclam Stuttgart Rechtsunsicherheiten aufgetreten seien, die da oder dort zur Korrektur der Verlagsprogramme geführt hätten. Es fiel mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass leidenschaftliche Büchermacher, Lektoren, Herausgeber und Hersteller ihre Bücher lieber verschenken, als dem Reißwolf zu überantworten. Mit solchen Kollegen fühlte ich mit, und dachte, kommt Zeit, kommt Rat, vernünftigen Gebrauch von diesem Buch zu machen, das mir ein nicht näher bekannter Schlemmer-Freund so zahlreich hatte zukommen lassen. Es ist gut zu lesen und vermittelt nicht nur die Lebensgeschichte Oskar Schlemmers (geboren 1888 in Stuttgart, gestorben 1943 in Baden-Baden), sondern als großen Kulturhintergrund auch die Bauhaus-Bewegung, die weit über Weimar und Dessau hinausreichte. Und jeder Leser erfährt, wie es am 1. April 1933 in der Tat kein Scherz war, als Oskar Schlemmer und etliche seiner Bauhaus-Kollegen auf Nazi-Plakaten als „destruktive, marxistisch-jüdische Elemente“ diffamiert und bald auch aus Staatsdiensten beurlaubt und entlassen wurden. Mit einem Brief an Reichspropagandaminister Dr. Goebbels hat Schlemmer dem widersprochen und sich dagegen verwahrt, dass die Bilder von toten und lebenden „Modernen“ als „artfremd, undeutsch, unwürdig und unnatürlich“ geschmäht wurden. Das ist Schlemmer schlecht bekommen. Er war einer der ersten, die entlassen wurden. Es nutzte ihm nichts, Goebbels entgegenzuhalten, dass „die Künstler im Grunde ihres Wesens unpolitisch sind und sein müssen“, „weil ihr Reich von einer anderen Welt ist“. Sein letztes volles Lebensjahr verbrachte Oskar Schlemmer als Angestellter der wehr-wirtschaftlich wichtigen Farben- und Lackfabrik von Dr. Kurt Herberts in Wuppertal. Er wohnte im Haus Döppersberg 24. Dort entstanden in der Zeit vom 13. April bis zum 11. Juli 1942 aus immer derselben Perspektive zur immer gleichen Tageszeit insgesamt zwanzig „Fensterbilder“. In einem Brief an seinen Kollegen Julius Bissier schrieb er aus Wuppertal: „Auch ich bin ein Maler und habe eine Serie Bilder hinter mir, die sich aus dem Nächstliegenden ergaben:

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Blicke aus dem Fenster in Nachbarfenster, abends gegen neun bis halb zehn Uhr. Kurz vor dem Verdunkeln. Wenn dann die beginnende Nacht mit den beige-orange-weiß-schwarzen Interieurfetzen kämpft, so ist das schon eine ganz erstaunliche Optik. Ich erlebe da, wie selten so stark, die Mystik, die im Natur-Optischen liegt, und stelle fest, daß wir mit den Jahren immer anders und immer neuer sehen lernen.“ Tags darauf, am 12. Mai 1942, schrieb Schlemmer in sein Tagebuch: „Zu den Fensterbildern: Ich komme mir wie ein Jäger vor, der allabendlich, zwischen neun und zehn Uhr, auf die Pirsch geht. Sodann: Hier bin ich wahr, in diesem eigentümlichen Sinn, daß ich nur male, was ich sehe, aber wie ich es sehe, und vor allem, wie ich es male, darauf kommt’s an und dabei auch auf die alte Frage: ‚Was ist Wahrheit?‘ Kunstwahrheit – Naturwahrheit.“ Oskar Schlemmers „Fensterbilder“, zwanzig Farbtafeln und neunzehn Vorstudien, wurden 1988 zum hundertsten Geburtstag des Bauhauskünstlers von Reinhold Hohl als Band 1104 der Insel-Bücherei im Insel-Verlag Frankfurt/Main zuerst vollständig dokumentiert. Das Büchlein ist lange vergriffen und nur noch antiquarisch zu haben. Nach Ablauf der siebzigjährigen Urheberschutzfrist haben auf meine Anregung hin Wuppertaler Autoren, überwiegend aus dem Verband Deutscher Schriftsteller (VS), Bezirksgruppe Bergisch Land, aus den zwanzig Fensterbildern acht ausgewählt und zum Gegenstand poetischer und literarischer Bildbetrachtung gemacht. Eine Auswahl daraus wird hiermit erstmals veröffentlicht. Es wäre zu begrüßen, wenn auch andere Schriftsteller dadurch angeregt würden, sich mit Schlemmers Wuppertaler „Fensterbildern“ zu beschäftigen. Selten belegen Beispiele aus der Kunstgeschichte so deutlich wie im Fall Bauhaus und Schlemmer, wie Diktaturen, die einen „totalen Krieg“ zu führen gedenken, im Blick auf die freien Künste Geschmacks- und Meinungsterror schon im Vorfeld üben. Schlemmers „Fensterbilder“ sind Stationen eines persönlichen „Opfergangs“ des Verfemten und mit Arbeitsverbot Belegten aus dem vierten Jahr des Zweiten Weltkrieges, aus dem keine „Bauhaustreppe“ mehr herausführte. Die Zeitzeichen des Bauhauskünstlers, verkannt oder nicht rechtzeitig wahrgenommen, und bis heute weitgehend unbekannt geblieben – in der ersten großen Schlemmer-Ausstellung seit Jahrzehnten, die die Staatsgalerie Stuttgart vom 21. November 2014 bis zum 6. April 2015 zeigte, waren nur zwei der „Fensterbilder“ zu sehen – weisen zeitlos immer auch auf „Wahrheit“ zurück, die eine wie die andere. Und manchmal auch auf Wahrheit voraus.

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ANDREAS STEFFENS Versagte Sehnsucht

Am 9. Juli 1941 notiert Oskar Schlemmer ins Tagebuch: „Meinen Themen ‚Figur im Raum’ treu bleiben durch Vermenschlichen, ans Licht heben, in Farbe tauchen, das Imaginäre verstärken. Vermenschlichen = aus der abstrakt-geometrischen Starre lösen; ans Licht heben = aus dem Dunkel heraus, und auch das Wunder der Optik (Seurats Zeichnungen) gestalten; in Farbe tauchen = statt sausigem ‚Ton’ nunmehr konsistente Farbe; das Imaginäre verstärken = nun nicht in Banalitäten versinken, sondern immer wieder das innere Bild, die Gesichte, realisieren“. Reinhold Hohl zitiert diese Überlegung voller programmatischer Emphase am Schluß seiner Einleitung zur Edition der >Fensterbilder<, die 1988 anlässlich des 100. Geburtstages Schlemmers als Insel-Band 1104 erschien, und beschließt sie mit der Folgerung: „Das waren die Voraussetzungen für die Fensterbilder.“ Waren sie es? Je länger man sie betrachtet, desto weniger wollen sie einem als Einlösung dieser so nachdrücklichen Selbstermahnung erscheinen. Sein Werk kennt den Künstler besser als er es. Befreit man sich von der suggestiven Voreingenommenheit, zu der der Mythos eines verfemten Heroen der Moderne verleitet, weckt der geduldige Blick traurige Ernüchterung. So anheimelnd schön diese Stücke in ihrer weichen, warmen Erdfarbigkeit sind, so befremdend. Mit seinem Verfahren geometrisierender Abstraktion, der er sich verpflichtet hatte, fühlte der Maler selbst sich nicht mehr wohl. Die Tagebuchüberlegung liest sich wie der Entschluß zu dessen Selbstkorrektur. Schlemmer träumte den Traum von der idealen Wahrnehmung und ihrer ebenso idealen Darstellung. So verfehlte er die Wirklichkeit. Sie rächte sich als Sehnsucht. Entstanden in der erzwungenen Verborgenheit des Verfemten, der nicht arbeiten durfte, und es doch musste, um weiterleben zu können, bringen die Miniaturen der ‚Fensterbilder’ sie in beklemmender Weise zum Ausdruck. Die erhoffte Selbstkorrektur, die er sich mit deren Serie zu erproben entschließt, misslingt. Deren Perspektive ist die banalste: der Blick heraus aus einem Innenraum; seine Fokussierung zum Einblick in andere Innenräume macht sie voyeuristisch. Bis auf die eine Ausnahme einer angedeuteten Familienszene (Tafel 9) sind die beobachteten Figuren weiblich. Zu sagen, es seien Frauen, wäre falsch. Getreu seinem Darstellungsprogramm, zeigt er sie in der formalen Strenge einer als ideal gedachten Figuration. Nicht eine wäre als Person identifizierbar. Ihr Idealbild läßt die lebendige Frau in der Gestalt einer wesenlosen Puppe verschwinden. In vollkommenem Gegensatz zur idealen Puppe Hans Bellmers ist diese Figuration kein Phantasma eines alles ergreifenden Begehrens, sondern des Entzuges. Schlemmer sieht seine Figuren nicht mit dem männlichen Blick des Verlangens, sondern mit dem naiven des Kindes, das sich danach sehnt, in die heimelige Nachbarhäuslichkeit aufgenommen zu werden, die es aus der Ferne seiner Ausgeschlossenheit beobachtet. Er zeigt nicht, was er sieht; er unterwirft das Gesehene trotz jener Selbstermahnung zur ‚Vermenschlichung’ unverändert einem Exerzitium formalisierter Wahrnehmung. Die minutiösen Vorstudien, die er zu jedem Blatt anfertigte, wirken eher wie Konstruktionszeichnungen eines rechnenden Architekten denn als Kompositionsskizzen eines Malers. In

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der dogmatischen Erstarrung seiner Darstellung verflüchtigt sich die Lebendigkeit des angeschauten Lebens unter den Händen des Malers – exitus in tabula. Die Dogmatik ihrer Ausgestaltung verhindert die wirkliche Wahrnehmung. Nur ein einziges Mal wird diese Selbstfesselung durchbrochen. Zuerst in der dreizehnten Tafel verhalten aufblitzend, um sofort von der auferlegten Formstrenge diszipliniert zu werden, explodiert ein expressiver Impuls nahezu ungezügelt freier Farbgestik im letzten Stück vom 9. Juli 1942. Bis auf ein Gitter des Bettgestells ist in ihm nichts mehr erkennbar. An den Rand der Formlosigkeit getrieben, unterläuft jene ersehnte ‚Vermenschlichung‘ hier in einem Moment verzweifelter Aufwallung als nahezu ungebundene Bewegung, die das Tagebuch-Programm auf den Tag ein Jahr zuvor bezeichnet hatte. Im paradoxen Misslingen dieses Stücks zeigt sich die Möglichkeit eines anderen Gelingens. Sie zu ergreifen, blieb Schlemmer verwehrt. Die Sehnsucht erfüllt sich nicht. Die Serie der ‚Fensterbilder’ wurde zu einem bestürzenden Zeugnis vollkommener Einsamkeit. Der Avantgardist scheitert an dem Leben, dem er die Kunst zu verbinden glaubte, indem er seinen Erscheinungen ideale Gestalt verleihen wollte. In wehmütiger Melancholie kämpft der Idealist vergeblich gegen die Verzweiflung der Weltausgeschlossenheit.

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Raum mit sitzender Frau in violettem Schatten (Fensterbild XII), 1942 テ僕 テシber Bleistift auf kaschiertem Karton 30.6 x 20.7 cm, Inv.Dep. 6

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DOROTHEA RENCKHOFF Die Schatten fallen schon. Bald müssen wir Die dunklen Schilde an die Scheiben heften. Dann steht der Frühlingsabend draußen Kein Fensterflügel lässt sich öffnen Und durch das feste Tuch rinnt nichts Vom Wehen aus der Außenwelt herein. Schon lange sind wir Nacht für Nacht Im eignen Haus gefangen Und wagen keinen Schritt ins Freie. Die Luft im Raum wird dumpfer Und manchmal schreckt ein Klopfen an der Tür. Doch einmal birst ein grelles Licht in unser Warten Lässt Mauern platzen Die Verdunklung reißen Frisst eine Spur in mürben Stein: Die Silhouette an der Wand, die von uns bleibt. Die Schatten fallen schon. Verschließ die Fenster.

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INGRID STRACKE

20. 4. ‘42

Lieber Oskar! Ich erhielt auf Umwegen Deine Anschrift von Kurt Herberts, der mir mitteilte, dass Du Dir nichts so sehr wünschst als einige Worte über Deine Fensterbilder. Was soll ein Künstler, der eingeschlossen auf engstem Raum wirkt, mit seinen Werken anfangen, wenn sie niemand sieht, sich an ihnen erfreut und über sie spricht. Das mache ich heute. Genauer betrachtete ich zwei Deiner Fensterbilder: „Raum mit sitzender Frau in violettem Schatten“ und „Frau mit Katze auf der Terrasse“. Gleich machte ich mich an die Arbeit, die eigentlich keine Arbeit im echten Sinn ist; vielmehr ein individuelles Raten, Besinnen und Denken. Vielleicht wünscht sich das jeder Künstler für sein Werk, vermute ich mal. Ich werde mich nun zeitweise in Deine Person hineinversetzen, um Dich besser zu verstehen. Ich beginne mit Texten, die Gedichte werden sollen. Sei aber nicht erstaunt, dass ich „aus Deinem Mund heraus spreche“. Für heute schließe ich meinen Brief. Halte durch, Oskar; die Zeiten werden sich schon wieder ändern. So ist das Leben unerträglich. Deine Freundin I. S.

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Fensterbilder Ja, ich darf malen: Ein Haus, eine Frau im Hinterhaus In ihrer Küche Alles ist zwar klein zusammengekrochen Das Licht, es ist spärlich und lässt mich verkümmern Die Farben: alle sind traurig anzuschauen und sollten sie nicht satt sein in ihrer Vollendung? Ich bin auch hungrig aber wenn ich male, zeichne esse und trinke ich wenig Wenn ich den Krieg auf der Straße höre weiß ich, das ich nur noch in meinen Bildern durch das Fenster lebe Es könnte wie immer sein sie hängt die Wäsche auf sie trägt eine Schürze gleich wird sie kochen Gemüse und Kartoffeln Fleisch gibt`s nicht

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Lieber Oskar! 27. 4. ‘42 Gestern wurde unser Wohnhaus in der Parkstraße 8 zerstört. Durch einen „Volltreffer“. Gott sei Dank waren wir übers Wochenende bei unserer Großmutter in Pracht und erfuhren durchs Radio, dass wir nicht zurückkommen können. Nun wohnen wir auf dem Lande. Hier spüren wir auch den Krieg, da die hiesige „Pulvermühle“ eine Munitionsfabrik ist. Täglich werden hier Bombenteppiche geworfen. Dass unsere Mutter von der Gestapo verhaftet wurde und nach Kirchen/Sieg ins Gefängnis und danach ins Zuchthaus nach Siegburg gebracht wurde, hatte ich Dir bisher verschwiegen, um Dich nicht noch mehr zu belasten. Gründe für ihre Verhaftung kann ich Dir heute noch nicht mitteilen. Wie geht es Dir lieber Oskar? Von Kurt Herberts erfuhr ich, dass Deine Seele erkrankt ist, Du unter Depressionen leidest und zurzeit nur noch wenig malen kannst. Werde schnell wieder gesund! Ich spüre, dass der Krieg bald zu Ende geht. Hoffentlich habe ich Recht. Kopf hoch, lieber Oskar! Deine Freundin I. S.

Lieber Oskar! 4. 7. ‘42 Ich hoffe es geht Dir einigermaßen… Ich habe Dir Neues mitzuteilen. Meine Mutter hat sich im Gestapo-Zuchthaus in Siegburg Fleck- und Paratyphus zugezogen. Die Medikamente sind äußerst knapp. Wir erfuhren von einem Wärter aus Köln-Horrem, dass unsere Mutter in den engen Kreis derer kommt, für die die letzten Medikamente verabreicht werden können. Einmal, weil unsere Mutter noch so jung ist und weil sie vier Kinder hat, das Jüngste ist erst 1 ½ Jahre. Unsere Großmutter erzählt viel vom Krieg, von Hitler und der Möglichkeit eines schnellen Kriegsendes. Hoffentlich hat sie Recht. Jeden Abend beten wir für unsere Mutter und alle Verwandte, die sich entweder auf der Flucht, im Kriegseinsatz oder außerhalb Deutschlands aufhalten. Sie hat übrigens große Angst gehabt, als sie erfuhr, dass ich Dir schreibe. „Du weißt ja nicht, wer diese Briefe vorher liest!“ sagt sie immer. Ich schließe für heute. Bleib gesund und bis auf ein baldiges Wiedersehen. Deine Freundin I. S.

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FRIEDERIKE ZELESKO Das Zwielicht warf einen violetten Schatten. Sie saß in ihrer Wohnung am Tisch vor dem Fenster und versuchte, sich an diesen Schatten neben ihr zu gewöhnen. Er überragte sie ungeheuergroß um die eigene Körperlänge. Bisher hatte sie noch nie einen Gedankenblick an ihren Schatten verloren. Er ließ sich nicht abschütteln. Alles um sie herum pulsierte und sie schritt durch ihr Leben mit großer Achtsamkeit. Sie fand sich lebendig und haderte nicht mit ihrem Schicksal, für das sie ja viele Jahre selbst die Weichen stellte. Sie verließ sich mehr oder weniger intuitiv auf ihr Wahrnehmungsvermögen, auf ihre Urteilskraft. Sie war ein sogenannter Augenmensch, jemand, der in den Abstufungen von Farben schwelgte. Bei Spaziergängen durch die verschiedensten Länder malte sie im Schauen eine Farbsäule oder eher eine Farbkolonne, über der das Wort Natur stand. In einem Land, das vom Mittelmeer von drei Seiten umschlossen wird, stieg sie dreihundertfünfundsechzig Stufen zu ihrer Unterkunft empor. Vom Gelben bis zum Gelbroten und vom Blauen bis zum Blauroten, und so fort. Als sie in der Mitte der Stufen angekommen war, zeigte sich naturgemäß das Weiß. Sie dachte, damit wäre die Sache abgetan, aber sie irrte sich, und sah, dass die Lichtstrahlen überall und immer hintereinander aufmarschierten. Da war eine Begegnung, ein Zwiegespräch angebracht, ein violettes Tête-à-Tête. Sie suchte ihr Gegenüber. Unter ihr schäumte das Häusermeer und sie stellte sich die Farben flüssig vor und was dabei herauskommen würde, wenn man sie zusammenstrich.

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GÜNTER WÜLFRATH Wie ich einer blinden Frau ein Bild schenken durfte „Oskar Schlemmer, wer war das?“, fragte meine Schwiegermutter. Ich erzähle von seiner Tätigkeit beim Bauhaus in Weimar, Dessau und Breslau, schildere die prekäre Lage des Künstlers und seiner Familie zur Zeit des Faschismus. Der Wuppertaler Unternehmer Dr. Kurt Herberts, der auch andere von den Nazis verfemte Künstler beschäftigte, bot ihm die Leitung eines Lack- und Farblabors an, in dem er entsprechende Studien betreiben konnte. Diese Möglichkeit verschaffte ihm in der Zeit des unseligen „Tausendjährigen Reiches“ persönliche und ökonomische Sicherheit für sich und seine Familie. In der Wuppertaler Zeit versuchte Oskar Schlemmer mit großer innerer Kraftanstrengung seine verloren gegangene Identität als Künstler zurück zu gewinnen. Er begann, sich aus dem seelischen Tief der Selbstentfremdung zu befreien. In seinem Tagebuch schreibt er am 12. Mai 1942: „Hier bin ich wahr, in diesem eigentümlichen Sinn, daß ich nur male, was ich sehe, und vor allem, wie ich es male, darauf kommt's an.“ So entstanden von April bis Juli 1942 die Fensterbilder. Als ich mit meiner Schilderung an dieser Stelle angekommen war, bemerkte meine Schwiegermutter mit Traurigkeit in ihrer Stimme: „Schade, dass ich keines von diesen Bildern kenne, und auch keines sehen könnte, wenn du es mir zeigen würdest, weil meine Sehkraft mich im Alter im Stich gelassen hat“. Als ich das hörte, erinnerte ich mich an den Hinweis eines Freundes. Er hatte mir einmal geraten, einem Blinden ein Bild zu beschreiben. Dieser Gedanke beschäftigte mich heftig, bis ich, um meiner inneren Anspannung begegnen zu können, meiner Schwiegermutter vorschlug, eines der Fensterbilder zu holen, um ihr dieses Bild zu erzählen. Mehr aus Höflichkeit, denn aus Überzeugung, erklärte meine Schwiegermutter, dass sie es begrüßen würde, wenn ich ihr ein Bild vorstellte. Schnell hatte ich meine Wahl getroffen, das erste Fensterbild mit dem Titel „Raum mit sitzender Frau in violettem Schatten“ erschien mir besonders geeignet zu sein, einer blinden Frau ein ihr unbekanntes Bild vor ihrem inneren Auge sichtbar werden zu lassen. Ich begann: „Das Bild zeigt ein Fenster und Teile eines durch das Fenster zu erkennenden Raumes und es ist ungefähr so groß wie ein DIN A4 Briefbogen. Ich sehe den äußeren balkenförmigen Rand des Bildes; das ist gleichzeitig der äußere Rahmen des erwähnten Fensters. Dieser dunkelgraue Fensterrahmen wird durch ein gleichfalls dunkelgraues Fensterkreuz unterteilt. Dieses Fensterkreuz teilt die Fensterfläche in symmetrische Flächen auf. – Bestimmt erinnerst du dich an die Fenster in eurer ehemaligen Wohnung, – ein solches Fenster sehe ich jetzt. Im unteren Bildteil befinden sich zwei große Fensterflügel und darüber sind zwei kleinere Oberlichte zu sehen. Die Farben hinter den großen Fenstern sind wie beschlagen, ein wenig matt, es könnte aber auch daher rühren, dass das Glas der geschlossenen Flügel mit der Zeit etwas stumpf geworden ist. Die Oberlichte sind, wie deutlich zu erkennen ist, geöffnet, und die gelbrote Farbe der Wän-

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de des dahinter liegenden Raumes ist klar zu sehen. Stell dir vor, wir schauen von außen, aus einer offensichtlich dämmrigen oder dunklen Außenwelt, in einen beleuchteten Raum. Die gut zu erkennende Glühlampe im oberen rechten Teil des Fensters ist zwar sehr trist, aber sie beleuchtet eindeutig die abgebildete Szene. In der Mitte des Raumes ist hinter den geschlossenen Fensterteilen, auf einem einfachen Hocker sitzend, eine Frau in einem rosafarbigen Kleid, in stark vorgebeugter Haltung zu sehen. In ihrem Rücken, auf der linken Seite des Bildes, begrenzt eine leicht geraffte, helle Gardine den Blick der Betrachter. Die Frau beugt sich über einen Tisch, der mit weiten Teilen des übrigen Raumes in einen dunklen, violetten Schatten getaucht wird. Es ist nur der Schatten zu sehen, es ist nicht zu erkennen, was diesen Schatten verursacht“. Überrascht bemerke ich den nachdenklichen Ausdruck im Gesicht meiner blinden Zuhörerin. Ich kann in diesem Augenblick nur schweigen und warten auf dass was nun passieren wird. Nach geraumer Zeit, in der sich der Gesichtsausdruck meiner Schwiegermutter von Nachdenklichkeit in eine Art Erkennen gewandelt hatte, sagte sie zu mir: „Ich sehe ein deutliches Bild, aber dieses Bild macht mich traurig. Ich sehe in diesem, von einer nackten Glühbirne beleuchteten Zimmer eine einsame Frau. Ich denke, wer allein und gebeugt in einem Zimmer im violetten Schatten auf einem Hocker sitzt, ist nicht nur schrecklich allein, sondern der muss auch sehr einsam sein“. Überrascht fällt mir der Eintrag in Oskar Schlemmers Tagebuch ein: „...daß ich nur male, was ich sehe, und vor allem, wie ich es male, darauf kommt's an.“ Hat Oskar Schlemmer auch eine einsame Frau in seinem Bild gesehen, und kam es ihm bei dem Bild darauf an? Ich weiß es nicht, aber nach diesem Zwiegespräch hatte ich nicht den Mut, meine Schwiegermutter zu fragen, ob sie möglicherweise in dem inneren Bild, das durch meine Beschreibung entstanden war, ein Stück ihres eigenen Lebens gesehen hat, so wie jeder bei jedem Bild ein eigenes Bild sieht.

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MARINA JENKNER Sie sitzt da, die Frau, in fahlem Licht, gebeugt über ein Blatt Papier, eine Lektüre, ein Tagebuch oder einen Brief. Liest sie oder schreibt sie selbst? Vielleicht verfasst sie einen Brief an die Front, an ihren Mann oder ihren Sohn? Der Schatten ist zwar violett, aber groß und übermächtig, sie ist gebeugt und vielleicht voller Sorge. Bald wird es Abend, dann muss sie das Licht löschen oder das Fenster abhängen, doch das macht ihr nichts aus, denn in ihr fühlt sich ohnehin alles dunkel an. Die ganze Stadt ist finster geworden mit ihrer dürftigen, abgeblendeten Straßenbeleuchtung, verdunkelten Fenstern und unbeleuchteten Auslagen. Die Nächte sind gespenstisch still. Unheimlich fast. Dieses Zimmer, dieses Warten reibt sie auf. Sie ist im Wartestand, in ihrem Wartehäuschen, sie wartet jeden Tag. Auf Nachrichten von der Front, gute hoffentlich. Und sie wartet auf etwas, das sie gar nicht in Worte fassen kann. Die Leute reden, dass ihre hügelige Stadt unter Nebel versteckt sei und sie deshalb vielleicht verschont bleiben würden. Doch knapp zwei Jahre zuvor waren britische Bomben auf Langerfeld gefallen, zwar lediglich auf bewaldetes Gebiet, aber seitdem ist sie gefasst darauf, dass die metallenen Raubvögel am Himmel auch sie treffen könnten. Sie weiß nicht, dass zwei Tage später erste Brandbomben auf bewohntes Gebiet in Langerfeld fallen werden. Und dass es vierzehn Monate später auch Barmen und Elberfeld treffen wird. Aber sie ahnt es, als würde der übergroße Schatten hinter ihr in die Zukunft weisen. In der Zukunft sitze ich an meinem Schreibtisch, ebenfalls gebeugt, weil man sich das am Computer so angewöhnt. Das Licht des Bildschirms ist fahl und wirft meinen Schatten, violett vielleicht, an die Wand. Ich bin eine Frau, die dasitzt, und manchmal ängstlich auf den Krieg starrt. Auf den Krieg, der über das Internet in mein Zimmer kommt – Syrien, Ukraine, Gaza. Von den Fotos auf der Nachrichtenseite blicken mich Kinder mit großen entsetzten Augen an. Sie sind so weit weg und doch so nah. Ich möchte den Krieg zurückschieben in den Computer, ihn verbannen in die Geschichtsbücher, was hat er hier zu suchen in meiner heilen Welt, es gab schon zu viele gebeugte Frauen, Männer, Kinder. Doch manchmal lässt sich der Krieg nicht einfach zurückschieben, dann setzt er sich fest in meinem Hirn, hämmert mir Sorgen in den Kopf und ich frage mich, ob er eines Tages wieder hier sein wird. Dann wird sich die Hügelstadt nicht mehr unter Nebel verstecken können und niemand muss das Licht löschen, um nicht gesehen zu werden – die Technik hat vernichtende Fortschritte gemacht. Viel Fantasie brauche ich nicht, damit mir Furcht durch die Glieder schießt. Ich fahre den Computer herunter, nehme einen Stift und lasse die Angst in mein Tagebuch fließen.

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Fensterbild mit Kommendem (Fensterbild XVIII), 1942 テ僕 テシber Bleistift auf kaschiertem Karton, 32 x 23.4 cm, Inv.Dep.68

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ANGELIKA ZÖLLNER 27. November 2014 – Donnerstag. Ich erwache mit diesem Bild Oskar Schlemmers in meinem Kopf. Vor mir dieses flüssige Licht, ausgebreitet. Wie es in den Tag geht und die Stimmung der Nacht zurücktritt, bis auf dunkelnde Wolken. Schemen, die oben die Sicht verhängen, die Vergangenheit oder doch bedrohliche Schatten einer möglichen Zukunft verheißen. Das Kommende – eine Wahrheit. Wie wird sie sein? Aber das Bild ist überlagert von mystischem Gold. Licht siegt eben doch über den Finsternissen. Lichtglühen wie ein Symbol des Künftigen, um dich, vor dir, vielleicht auch in dir, Oskar, wenn du es doch erzählen könntest. Eine Vision, deiner Eingesperrtheit am Lebensende zum Trotz, vor diesen Fensterzäunen. Sicht für das Auge zu den Geschehnissen der äußeren Welt. Wie das Eingeengte den Blick schärfen kann für das Wesentliche. Weil Zerstreuen für vieles nicht mehr taugt für das Alter. Du schaust in eine Kulisse voller Bilder, die sich hier nur andeutet mit Hügeln, sich einspielender Landschaft, mit Schattenträumen, außen vielleicht noch weniger sichtbar als innen. Alles auf das Wesentliche verdichtet, konzentriert – und festgehalten. Wie der Blick auf das Kommende schon alles enthält. Ein Spiegelgesetz der Gedanken, sich lichtender Hoffnung. ‚Ordnungsbilder‘, nennst du sie, auch ‚Schaubilder‘, beschreibst übersachlich dein Reich. Seine Farben aber sind visionär, magisch, vom Sonnenhaften – und erneuern die Welt.

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DOROTHEA MÜLLER Dieser eine Augenblick hatte sich fest in seine Erinnerung eingebrannt: Der Mann, der fast schemenhaft im Häuserschatten vorbei huschte, den Kopf nach vorne gebeugt, als könne er damit seinen Schritt beschleunigen. Die Augen auf das Fenster gerichtet, hinter dem sich zwei Gestalten abzeichneten. Eng umschlungen und einander zugewandt. Obwohl er nichts wusste, nicht einmal ahnte, oder es aus irgendeinem Grund hätte voraussagen können, fühlte, nein wusste er mit sicherer Gewissheit, was geschehen würde. Jetzt, in dieser Sekunde. Minuten, bevor es wirklich geschah. Noch erfüllte ihn ruhige Klarheit, die sich immer dann einstellt, wenn das Unbegreifliche Macht gewinnt, der Schrecken so groß wird, dass das Erschrecken erst später geschieht. Wenn die Hände zu zittern beginnen und das Glas zerbricht, das man so ruhig gehalten hat. Immer wieder tauchte er ein in die Erinnerung des Anfangs, dieses ersten und doch so entscheidenden Augenblickes. Wohl wissend, dass der Moment, der ihm als Anfang erschien, nicht der Beginn war. Zumindest das hatte ihn das Leben gelehrt. Ob er es verstanden hatte, war eine andere Sache. Sicher war, dass er es nicht erklären konnte, nicht einmal sich selbst. Kurz und knapp hatte er nur denen geantwortet, die Recht und Pflicht hatten zu fragen. Die eigene Antwort war er sich schuldig geblieben. Immer noch. Lange schon war er müde und mutlos geworden. Hatte sich abgewandt und nur noch dem Leben anderer Menschen zugeschaut. Oft hatte er das Paar hinter dem Fenster gesehen, das sich umarmte und einander anblickte. Einmal nur den Mann, der ihnen entgegen zu eilen schien. Den Kopf vorgebeugt, als könnte er damit seinen Schritt beschleunigen. Einen Augenblick vor dem Moment, an dem alles endete.

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RUTH VELSER Das Licht fällt auf den Nacken Im hölzernen Rahmen der Veranda Winterplaken abtreten Der Schlüssel im Schloß Wie der Arm über dem Tisch Mit dem aufgewärmten Eisen Die Treppe vorbei + der Spiegel Im Glas Oder ist das Gegenüber Schon die Wäscherei Heimarbeit weiß ich was im Tale Unten der Fluß die Farben Noch gibt es die Läden Anstehn die Kinder Die zuviel wissen + zuwenig für später Der Herr geht vorbei + die Dame mit Hut Schatten Aquatinta Das Feuer im Nacken Die bald zerplatzten Fenster Im Ohr auch diese makellose Weiße Ebene + das Kreischen Der Bahn

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JÜRGEN KASTEN Die Sonne stand schon tief. Für einen kurzen Lichtschweif nahm sie sich noch Zeit und sandte einen letzten Tagesgruß auf eine Scheibe der Parterrewohnung. Schatten bemächtigten sich der übrigen Fenster. Eine dunkle Winternacht kündigten sie an. Das Haus gegenüber befand sich bereits im schummerigen Grau des beginnenden Abends. Kein Licht erleuchtete diese Fenster. Ein Vorhang flatterte. Der Schatten eines Mannes strich vorbei. Müde Schritte eines Kommenden klangen dumpf auf dem Basalt, verloren sich zwischen den Häusern. Auf seinen Schultern trug er die Last eines langen Arbeitstages. Der Mann hinter dem Vorhang beugte sich neugierig vor. Da kommt wieder einer. Kann sich kaum auf den Beinen halten; aber steuert diese Wohnung an. Jeden Abend kommt ein anderer. Ein männerfressender Vamp ist sie, unersättlich – Schlampe. Wahrscheinlich ist sie eine Professionelle. Dabei machte sie einen netten Eindruck, als sie gegenüber einzog. Ich verstehe es nicht. Bei ihrem Aussehen könnte sie doch jeden bekommen, den sie wollte. Mich schaut sie nicht einmal an, höchstens mal aus den Augenwinkeln. Bei mir ist ja auch kein Geld zu holen. Ich sehe aus wie ein armer Schlucker. Bin ich ja auch. Das Leben ist so ungerecht. Mit Geld kannst du jede Frau bekommen. Hast du keins, bist du für sie unsichtbar. Lange schaue ich mir das nicht mehr an. Prostituierte haben in unserer Straße nichts zu suchen. Ich werde die Polizei informieren. Auch aus ihrer Wohnung fiel kein Licht. Still genoss sie im dunklen Zimmer die aufziehende Abenddämmerung. Mit ihrem Rollstuhl saß sie am Fenster. Zu tief, als dass sie über die Fensterbrüstung hinweg die Straße hätte überblicken können. Sie lauschte hinaus und hörte die Schritte des Kommenden. Der lange einsame Tag war vorüber. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ich bin gespannt, wer heute kommt. Hätte nicht gedacht, dass sich wirklich alle beteiligen. Die ganze Abteilung macht mit, obwohl ich noch nicht so lange zu ihnen gehöre. Dass sie mir meinen kurzfristig gebuchten Skiurlaub zugestanden hatten, war auch nicht selbstverständlich gewesen. Und jetzt das. Beide Beine gebrochen. Sitze hier hilflos im Rollstuhl und muss mir von der gesamten Männerriege helfen lassen. Jeden Abend kommt ein anderer und das nach langem Arbeitstag. Brauche mich um nichts zu kümmern. Sie bringen mir Essen mit und erledigen kleine Besorgungen. Sogar um meinen Haushalt kümmern sie sich. Diese Hilfsbereitschaft ist einfach überwältigend. Ganz anders der Mann von gegenüber. Der steht nur hinter seiner Gardine und starrt herüber. Auf die Idee, Hilfe anzubieten, kommt der nicht. Dabei sieht er ganz sympathisch aus. Ich würde ihn gerne mal kennenlernen. Er tat aber immer so abweisend. Schaute extra weg, wenn wir uns begegneten. Ich werde ihn ansprechen müssen, sonst erfahre ich nie, was er für ein Mensch ist. Andererseits, das Versteckspiel hinter seiner Gardine ist schon merkwürdig. Wahrscheinlich ist er ein Spanner, der sonst was zu sehen hofft. Vielleicht ist es besser, die Polizei zu informieren.

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MATTHIAS RÜRUP Nachgelassen: Uns Un Un-d Un-da Un-dan Un-dank Undank. Versickern des Guten, verGebliche Mühe, verDammter Versuch. Un-tiefe. Un-gemach. Wie schwer es fällt, nicht zu Verkrampfen, sich zu verkrümmen In schlechter Lage. Un-gewiss. Un-mut. Sogar das Draußen Enthält alle Schrecken, verFügbar als Anschein. Undank. Un-dank. Zeigt sich wieder der Abgrund, Riss im Gefüge: Nichts, wo nichts ist. Un-emphatisch. Un-iform, Un-iversal. Visionen von Splittern, Bröckelnden Flächen, Verdrecktem Orange: Alles Gestammel. Un-dank Un-dan Un-da Un-d Un

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GUNTER WOLLSCHLÄGER „Die fremde Stimme in mir“ Ein Zehnminuten-Einakter für einen Schauspieler und eine weibliche Stimme Sommer 1942 (Heute Abend kein Fliegeralarm in Wuppertal. Es ist Feierabend. In H’s Lackfabrik gehen die letzten Lampen aus. Oskar, der Maler, steht am offenen Fenster seiner Wohnung neben der Staffelei und reibt seine Nase. Er hat Probleme mit seinen Schleimhäuten, die durch die Arbeit in H’s Lacklaboratorium gereizt sind. Noch mehr verwirrt ihn eine fremde Stimme, die verführerisch und wie eine Geisterstimme fremd klingt. Ob sich diese Stimme oben auf seinem Kopf befindet, oder dahinter, oder in seinem Innern, ist ihm unklar. Jahre des Berufsverbots haben ihre Spuren hinterlassen.) Fremde Stimme: Oskar:

Stimme: Oskar: Stimme: Oskar:

Stimme: Oskar: Stimme: Oskar: Stimme: Oskar:

Stimme:

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(schmeichelnd) Kommst du mal, Oskar! (gereizt) Was willst du schon wieder? Ich kann jetzt nicht. Ich will malen. (versöhnlich) Ich glaube, dass ich die Synthese gefunden habe. (streicht vorsichtig über das leere Blatt Papier auf der Staffelei) Synthese wovon? (Oskar beugt sich weit aus dem Fenster.) (verträumt) Im äußersten Osten geht die Sonne auf… (amüsiert) Ich weiß, was in dir vorgeht, Oskar. Warte! Warte noch…! Jetzt habe ich es. (beugt sich erneut aus dem Fenster, zögert, blickt zurück über die Schulter) Natürlich weißt du, was ich denke. Ich habe ja genug darüber nachgedacht… Die mutige Soldatenfrau Tomoe aus dem japanischen Nô-Theater… Sie griff zum Samuraischwert! Das möchtest du auch tun… Oskar? Ich will ich selbst sein. Oskar…! (leise) Hörst du mich noch? Ich höre dich gut, Oskar. (Die Stimme wird von dem aufbrandenden Lärm draußen in Flussnähe erstickt) (aufgeregt) Jetzt höre ich dich nicht mehr. Ein solcher Lärm ist unerträglich… So etwas habe ich noch nie erlebt… das sind die neuartigen Schallhörner, die zu hören sind… (schließt das Fenster, unsicher) Was hast du gefragt? (blickt erneut über die Schulter, murmelt) Gerade ist mir ein neuer Gedanke gekommen… (kurzes Schweigen) Warum sprichst du mit dir selbst?


Oskar: Stimme: Oskar: Stimme: Oskar: Stimme: Oskar:

Stimme: Oskar: Stimme: Oskar: Stimme: Oskar: Stimme: Oskar:

Stimme: Oskar: Stimme: Oskar: Stimme: Oskar:

Stimme: Oskar: Stimme: Oskar: Stimme: Oskar: Stimme:

Mit mir selbst…? (lächelt) Ich höre dir doch zu – die ganze Zeit schon. Deine Stimme klingt anders als sonst. (heftig) Das meinst du! Vielleicht schlägt mir nur der neue Lack, den wir in H’s Fabrik herstellen, auf die Stimmbänder. (leise) Eine Schande…! (dann laut) Ach was, Oskar! Jetzt erinnere ich mich, was da draußen heute vor sich geht. (lauscht) Ja? Sie haben für heute Abend eine Kundgebung im Thalia-Theater angekündigt. Der Festredner wird dabei eine lustige Tarnkappe tragen, die mit H’s Tarnfarben beschichtet sein wird. (belustigt) Ha, ha… (Stimme verhallt, der Lärm auf der Straße wird lauter) Sie demonstrieren ihre Entschlossenheit. Was ist mit dir? Ich habe Sehnsucht nach Dessau… Ich denke auch an die Theaterarbeit. Weißt du noch? Ich kenne dich, Oskar. Du warst schon immer für Illusionen anfällig. Warum hat sich deine Stimme verändert? (trotzig) Im Osten geht die Sonne auf. So ist es. (mürrisch) Ich muss jetzt weiter malen… Vielleicht male ich die Dächer draußen. Sie sehen wie Kuben aus, wie ein aufgebrachtes Schachbrett, wie… Ich könnte das Innere und das Äußere gleichzeitig entwerfen! Ach, Oskar! - Das glaubst du? Ja. (wütend) Im Osten geht die Sonne auf! (lachend) Noch… Noch!! (Stille) (leise, fast heimlich) Manchmal überkommen mich doch große Zweifel… Siehst du! – Was hast du jetzt vor? Ich fange mit den Dächern von Wuppertal-Elberfeld an. (Irgendwo eine laute Explosion. Dunkelheit. Ein schwacher Lichtstrahl trifft sein Gesicht. Oskar spricht zu sich selbst.) Es ist gut, dass du jetzt schweigst – so kann ich das Bild endlich fertig malen… Ha! Ein Wichtelmännchen wäre die beste Tarnung – Ich male es aufs Dach… Es ist das Gespenst, das heutzutage umgeht. (plötzlich) Wie soll ich mit meinen Zweifeln leben? Lebe ich noch? (die Stimme ist wieder da) (ruft) Oskar! Was willst du schon wieder? Ich will mit dir über deine Zweifel sprechen. Wer bist du? (amüsiert) Ich bin deine fremde Stimme. Wie kannst du fremd sein, wenn ich dich höre? Aber Oskar ! – Bist du es nicht, der sich zuerst fremd gefühlt hat? Du träumst von einem eigenen Weg, einer neuen Romantik… einer Synthese aus Ursprüng-

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Oskar:

Stimme: Oskar:

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lichkeit und Modernem… Was meinst du damit? (Draußen erneut Lärm, schrille Schallhörner. Dann über Lautsprecher:) „Auf geht‘s, Auf geht‘s!“ (Oskar vor der Staffelei, wo er Häuser zu skizzieren beginnt. Er malt das Wichtelmännchen hinein, zögert) (lächelt) Vielleicht sollte ich dem Wichtelmännchen ein kleines Bärtchen verpassen! (zögert erneut) (Plötzlich ist die Stimme wieder da.) (vergnügt) Na, na, Oskar! – Warum zögerst du? (Stille. Dann Oskar) Ich fühle mich heute nicht gut. Ich würde alles darum geben, wieder zu Hause in Sehringen zu sein. Ich…


Blick テシber die Dテ、cher (Fensterbild XV), 1942 テ僕 テシber Bleistift und Farbstift auf kaschiertem Karton, 24.1 x 30.2 cm, Inv.Dep.69

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ANGELIKA ZÖLLNER 28. November 2014 – Freitag. In unerklärbarer Unruhe habe ich mich umher gewälzt und wenig geschlafen. Vielleicht wie du damals, Oskar Schlemmer, als du in Apriltagen deinen Blick hobst ins nächtliche Schwarz. Du schaust über die Steildächer. Ordnest deinen Blick an ihren geometrischen Mustern. Ein Geruch von Weite und Freiheit. Hier gipfeln die Horizonte und die Zeit. Nachts scheint das Unsichtbare sichtbar - manchmal. Mit dem eingegrenzten, geschärften Auge erkennst du die Figuren der Nacht. Tagsüber zerstreuen sie sich an den Orten. Chiffrensprache. Eine traumnächtlich sich offenbarende Welt. Und zwischen den Dachfirsten ein Wichtel, ein Kobold. Ein Helfer? Ein Necker? Ein Heinzelmann vom Ausflug aus Köln? Wenn du durch ein Aprilfenster schaust, Oskar Schlemmer, kann es doch kein Weihnachtsmann sein? Du erwachst aus den Dunkeldaunen der Träume. Dein Blick windet sich über die Schwere, erhält Flügelfedern, hebt sich der Weite entgegen. Du erkennst auch das Flüchtige. Mystisches, das fast nur Kinder noch kennen. Märchenländer und Sternworte. Dein Außenund Innenblick, Umkehrbares – sich entsprechende Reiche, die zusammen ein Ganzes ergeben. Heut‘ wandere ich an deinen nachtverhafteten Dächern entlang, auf der Peripherie zu einem sinnvollen, neuen Tag.

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RUTH VELSER Blau der Morgen kristallen Kein Schnee auf den Dächern Das Auto in Staketen Seitlich ein bergisches Haus Blick auf die Gewerke Feuchte dazwischen + zurückgeworfen Den Atem anhalten + der Lärm wie immer Das Kreischen in der Biegung Die Züge + die Straßenbahn Die Fabriksirenen + die Tüten Die Herrscher in den Groß Raumwagen von vor dem Moment Als sich etwas verschob Noch gilt die Kasse + junge Mädchen nähen Weißwäsche Mit Monogramm gehen Zur Schule + beten + turnen Springen von Mauern + zeigen dem Ahorn die Nase

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Bテシgelnde Frau (Fensterbild II), 1942 テ僕 テシber Bleistift auf kaschiertem Karton, 32.3 x 19 cm, Inv.Dep.70

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DOROTHEA RENCKHOFF An den fernen Geliebten „Jetzt noch das Laken. Vielleicht gebe ich die Bettwäsche nächstes Mal doch lieber zum Mangeln. Aber ich streiche so gern darüber, über die Kissen, die Laken, in denen wir miteinander gelegen haben. Wie lange ist das schon her. Drei Hemden schaffe ich noch bis zur Verdunkelung. Vielleicht auch vier. Es bleibt jetzt jeden Abend etwas länger hell. Bald wird es auch wärmer sein. Dann wird alles besser. Wenn nur erst wieder ein Brief käme. Hoffentlich bekommt er wenigstens meine Post… Ob ich jetzt noch schreibe? Sie haben die letzte Abendleerung schon wieder um eine Viertelstunde vorverlegt. Wenn ich gleich anfange, bringe ich noch einen schönen Brief fertig - - Aber vielleicht schaff ich noch vier Hemden. Immer mit der Passe anfangen. Dann erst der Kragen. Wann er sie wieder wird tragen können, hier, zu Hause. Es muss ja bald sein, der Frühling kommt, und alles wird gut. Irgendwann kommt er zur Tür herein. Irgendwann kommt auch der Sieg. Und morgen, morgen kommt sicher ein Brief. Der letzte ist vor einer Woche gekommen. Sieben Tage. Sieben Tage ohne ein Zeichen, ohne ein Wort. Ich habe jeden Tag geschrieben. Und mit jedem Tag wird es schwerer, was soll man schreiben in diese Leere hinein, nach sieben Briefen, auf die keine Antwort kam. Immer wieder ich liebe Dich, Du fehlst mir so, wenn wir doch beisammen wären. Immer wieder. Auf bald, auf ganz bald. Wenn der Himmel Dich nur beschützt. Aber etwas Neues soll doch auch dabei sein, etwas, was Du noch nicht weißt. Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass der Führer allen Soldaten, die den russischen Winter mitgemacht haben, einen Orden verleihen will. Vielleicht weißt Du das ja noch nicht. Ob er Euch alle nach Berlin zu sich einlädt? Vielleicht besucht er Euch ja auch an der Front. Ich sehe es vor mir, wie wunderbar, einzeln tretet Ihr vor, und er heftet Euch die Auszeichnung an die Brust, einer nach dem andern, und jetzt, jetzt bist Du an der Reihe, Du stehst vor ihm, er sieht Dich an mit seinen strahlenden blauen Augensternen, und Du schaust zurück, was für ein großer Augenblick! Aber Deine Augen sind doch noch blauer, die leuchten viel mehr… das darf ich nicht schreiben, das darf ich eigentlich nicht mal denken. Aber wenn Du bei mir bist, dann sag ich es Dir ganz leise – ah! Schon wieder verbrannt. Mein Arm sieht ja schön aus. Ich muss an Dein Hemd denken und nicht daran, wie es ist, wenn wir beisammen sind. Die Vorderseite ist gut so, jetzt der Rücken. Soll ich lieber schreiben, wenn ich das hier fertig habe? Der Brief geht noch weg. Aber der Stoff ist gerade so schön feucht, genau richtig. Und vielleicht, wenn Du den Orden bekommen sollst und nach Berlin fährst, dann kommst Du hier bei uns vorbei, und stell Dir vor, dann ist kein gebügeltes Hemd da… oder nur eins von den alten… Wie hast Du Dich gefreut, als Du die Uniform ausziehen konntest letztes Mal, endlich kannst Du Dich wieder einmal als Mensch fühlen, hast Du gesagt… es ist so traurig, dass Du gar nicht stolz bist auf die Uniform. Aber das darf ich auch nicht schreiben, um Himmels willen, das darf keiner wissen. So Großes geschieht in dieser gewaltigen Zeit, und Du glaubst nicht daran, ach, das darf niemand, niemand erfahren! Wenn ich nur wüsste, wie es Dir geht. Der letzte Brief war schon acht Tage alt, als er hier ankam, und eine Woche ist seitdem vergangen, vor fünfzehn Tagen warst Du gesund, mehr weiß ich nicht von Dir. Die Hosen-

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träger, die ich Dir geschickt hatte, wären etwas zu kurz, schriebst Du, aber sie dehnten sich wohl noch. Fünfzehn Tage ist das her. Fünfzehn Tage. Immer mit der Passe anfangen. Dann erst der Kragen. Aber die Flecken sind alle rausgegangen, Rotwein, und sogar Obst. Wie waren wir ausgelassen bei Deinem letzten Besuch! Was hab ich nicht alles versucht, bis nichts mehr zurück geblieben ist auf dem feinen Stoff. Wir hatten ja auch Karfreitag, und Ostern, da konnte ich doch nicht waschen und nichts tun gegen die Flecken. Nun war es schon das zweite Mal, dass wir Ostern allein sein mussten, ob wir wohl nächstes Jahr wieder zusammen feiern und glücklich sein dürfen? Es muss ja alles bald gut werden, es steht doch in den Zeitungen, und der Führer sagt es auch. Wenn nur erst wieder ein Brief von Dir käme. Wenn ich ein bisschen von Dir wüsste, einen Gruß bekäme, ein einziges Wort, ein Zeichen. Manchmal habe ich das Gefühl, als stündest Du neben mir. Vielleicht, wenn man sich liebt so wie wir, dann braucht man keine Briefe mehr, dann fühlt man den andern, ganz gleich, wo er ist… Schlusnus hat das so schön gesungen im Radio, am Sonntag, im Wunschkonzert… ‚Ein Hauch der Liebe – tilget Raum und Zeiten - - du bist bei mir… ich bin bei dir - - sei mir gegrüßt!’ Wer gibt uns die Stunden wieder, die wir fern voneinander verloren haben? Immer mit der Passe anfangen. Zwei Hemden schaffe ich noch... Sei mir gegrüßt! Sei mir geküsst…“

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Frau mit Katze auf der Terrasse (Fensterbild XIV), 1942 テ僕 mit Bleistift auf kaschiertem Karton, 34 x 24 cm, Inv.Dep. 54

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GrINGO LAHR Erahnung von Möglichem Spontanes Katze steht für Heimat festen Wohnplatz (schwarze Katzen … es gibt Orte da gelten sie als Glücksbringer … und hier?) reinlich helle Pfoten auf dem Staubboden getriebener Zeit junge elegante Frau der Katze zugeneigt mit ihren modischen Stiefeln wird sie kaum über die Mauer springen - was die Katze kann, denn sie ist frei, in ihrem Revier zu stromern die Frau muss auf dem Weg bleiben Beide werden es vermeiden über den Spieß(er)zaun zu steigen aber die Katze kann zwischen den Spießen hindurchschlüpfen sie ist eine Göttin noch aus ägyptischer Zeit

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Wohnraum mit arbeitender Frau (Fensterbild IV), 1942 テ僕 テシber Bleistift und Farbstift auf kaschiertem Karton, 32.3 x 19.8 cm, Inv.Dep. 86

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GrINGO LAHR Erahnung von Möglichem Spontanes in düsterem Rahmen landlos weglos aufgespießt & zweigeteilt die Hände in Unschuld den Kopf schwer schwarzer Gedanken reinwaschen über den Alltag kommen Notwendiges erledigen

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WOLF CHRISTIAN VON WEDEL PARLOW Drehung ins Dunkel Es war ihm nicht gut. Vielleicht war es die Einsamkeit. Vielleicht die Munterkeit, die Dr. Herberts ausstrahlte, die gute Laune, als sei die Welt in Ordnung. Endlich Feierabend. Er machte sich auf den Heimweg, wie immer über Brühnes Wiese. Oben der Zaun, stacheldrahtbewehrt, an dem um diese Zeit, wie meist bei trockenem Wetter, die Zwangsarbeiterinnen standen. Heute waren es nur vier, ganz junge Frauen, fast mädchenhaft mit ihren kahlgeschorenen Köpfen, die jetzt im Schein des im Westen stehenden Abendrots rosarot leuchteten. Blassrosa Lampions fielen ihm dazu ein, Lampions unterm Stacheldraht. Ein gutes Sujet. Aber in der Firma würde er es nicht realisieren können. Würde ihm als versteckte Kritik ausgelegt. Dr. Herberts war da sehr empfindlich. Neulich erst der misslungene Versuch, ihn zu einer besseren Versorgung der Ukrainerinnen zu bewegen. „Mischen Sie sich da nicht ein!“, hatte er ihn gewarnt. Frau Neitzel sei erst kürzlich verhört worden, weil sie ein Päckchen mit Brot und Schmalz über den Zaun geworfen hatte. Er winkte den Mädchen zu. Nur eine hob vorsichtig die Hand. Jeder Kontakt nach draußen wurde von der Aufseherin am Fenster der Baracke registriert. Dann hagelte es Strafen. Die Baracke ausfegen, Holz hacken, Asche ausleeren. Obwohl sie gar nicht dran war mit diesen Arbeiten. Sicher dachten sie an die verlorene Heimat und ob die Mutter noch lebte, während sich der Platz, auf dem sie standen, immer weiter weg drehte aus dem Sonnenlicht, nach Osten, dem Dunkel des Universums zu, der Nacht. Dieses unaufhörliche Drehen der Erde, das Tag und Nacht erzeugte. Als sei die Welt in Ordnung. Frau Neitzel war noch im Vorgarten zugange. Er sah sie oft, wenn er durch die Iltisstraße nach Hause ging. Dann redeten sie über dies und das. Wobei sie streng darauf achtete, nur ja kein kritisches Wort über die Verhältnisse zu sagen. Sie bereite den Vorgarten für das Auslegen der Kartoffeln vor. Man müsse jetzt jedes Fleckchen Erde ausnutzen. An der Seite des Hauses scharrten ein paar Hühner auf der trockenen Erde des winzigen Geheges, wo schon lange kein Grashalm mehr wuchs. Ob sie ihm mal ein Ei verkaufe, fragte er. „Zur Not auch zwei“, sagte sie und lachte. Ihr Mann war an der Ostfront. Wenn sie ihn doch nur mal einlüde zum Abendbrot! Es würde ja nichts passieren, ihre beiden Bengel saßen doch mit am Tisch. Auf der Straße spielten sie noch Fußball, Jungen von fünf bis zwölf. Sie grüßten ihn respektvoll, kickten ihm aber keinen Ball mehr zu, seit er ihn mal mit voller Wucht in einen der unterhalb liegenden Gärten geschossen hatte. Vor Wut. Er hatte sich selbst nicht verstanden. Immerhin hatte er sich bei den Gartenbesitzern unten in der Hirschstraße entschuldigt und den Kindern den Ball zurückgebracht.

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Er musste sich beeilen, wenn er noch vor der Verdunkelung die Frau im gegenüberliegenden Fenster sehen wollte. Ob sie sich wieder wegdrehen würde vom Fenster, wie sie es jedes Mal getan hatte, seit er auf sie aufmerksam geworden war? Er glaubte nicht, dass sie sich von ihm beobachtet fühlte. Es musste irgendetwas geben, einen inneren Zwang, der sie veranlasste, sich wegzudrehen. Trauer vielleicht. Aber Trauer hatte so etwas Konventionelles. Die Gesellschaft verlangte es einem ab nach einem großen Verlust. Man trauerte, auch wenn man vielleicht gar nichts empfand. Hier konnte es nur Schmerz sein, ein körperlich empfundener Schmerz, der sich nicht mitteilen ließ. Deswegen die Drehung weg vom Tageslicht, weg von den Menschen, weg von allem Leben, ins Dunkel. Nur in der Einsamkeit konnte sie sich dem Schmerz hingeben, diesem den ganzen Leib durchziehenden Gefühl, ja wovon? Von Verlust? War der Sohn gestorben? Getötet von einer russischen Granate? Als hätte man ihr das Herz aus dem Leib gerissen. Er wusste jetzt, wie er den Fensterausschnitt darstellen würde. Die Rückenansicht leicht nach rechts gerückt. Dunkelblaues, fast graues Kleid, wadenlang. Angedeutete Küchenmöbel rechts und links. Das Fensterkreuz würde die Frau zerschneiden in vier verschiedengroße Teile, alles nah an der Natur der Dinge. Er ging jetzt schneller, fast beschwingt, jetzt, wo er wusste, wie er das Bild komponieren würde. Seltsam, wie die Klarheit im Kopf auf das körperliche Befinden ausstrahlte. Aber der lange Zug, beladen mit Panzern, der neben der Wolkenburg nach Osten rollte, stieß ihn wieder zurück in seine schwarze Stimmung. Dass die Wehrmacht im Osten wieder im Vormarsch war nach dem schrecklichen Winter, war ja nichts Neues. Aber Zeuge zu werden von dem Nachschub an Waffen, an deren Herstellung er persönlich beteiligt war durch seine Tätigkeit bei Dr. Herberts, war, als stieße er sich selbst ein Messer in die Brust. Es war Selbstmord, was sie machten im Osten, nicht nur Mord an Juden und Russen. Er überlegte wieder, ob es nicht doch eine Möglichkeit gab, die Bewegung der Frau weg vom Fenster darzustellen, dieses Wegdrehen vom Tageslicht hinein in die Einsamkeit. Georges Braque hatte es ja versucht, hatte Bewegung ins Bild gebracht, aber mit welchem Ergebnis? Ein Gesicht von vorn und von der Seite abzubilden, entstellte nur, machte ein Ungeheuer aus dem Menschen. Nein, das war nicht sein Weg. Es hatte wohl keinen Zweck, weiter darüber nachzudenken. Bewegung darzustellen war eben eine Sache der Kinematographie. Außerdem würde die Bewegung in der Rückenansicht der Frau gespeichert sein. Jeder Betrachter würde sofort erkennen, dass die Frau sich weggedreht hatte, um ihren Schmerz zu verbergen. Er war wieder ruhig geworden, hatte die Zweifel beiseite geräumt. Bis sie ihn wieder niederziehen würden. Genau die richtige Stimmung, um sich an die Arbeit zu machen. Zum Glück war es noch hell genug, um das Bild zu skizzieren, fand er, als er aus der Unterführung unter den Bahngleisen heraustrat und die paar Schritte unterhalb des Stellwerks am Gleis 1 bis zu seiner Wohnung am Döppersberg ging.

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Abendessen im Nachbarhaus (Fensterbild I), 1942 テ僕, Aquarell und Farbstift auf kaschiertem Karton, 31.9 x 18.1 cm, Inv.Dep. 57

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DIETER JANDT Zurückgezogen wie ein graues Tier Da ist sie wieder. Scheint, dass sie Besuch hat. Ein jüngeres Paar, das ich nicht kenne. Die Kinder etwa? Der Sohn, die Stieftochter? Ich kann von hier aus genau erkennen, wie sie, während sie am Herd mit dem Kochlöffel rührt, den Kopf mit der gelben Haube nach hinten dreht und zuhört, was die junge Frau dem Mann erzählt. Was mag das sein? Klagen über die neuesten, immer knapper werdenden Lebensmittelzuteilungen? Über das Siegeskrakeelen, das niemand mehr glaubt? Flüstern über die letzten Juden, die man aufgreift in der Stadt? Den hier unten im Heizungskeller womöglich, der, je sicherer er sich fühlt, aus seinem Versteck immer öfter auf die Straße tritt. Was mag sie kochen? Bilder riechen immer auch. Und das hier sieht verflixt noch mal nach Sauerbraten aus. Aber woher käme der Braten? Kann sie sich den leisten? Und wie komme ich darauf? Nur weil es da ewig lang schon in dem großen, runden Topf vor sich hinköchelt? Sicher wird sie bald das Fenster öffnen, um „Dampf“ abzulassen? Dampf ablassen. Das möchte man noch mal gern, wo einem die Galle hochkommt! Aber wie? Und wozu? Wo`s einem doch eigentlich gut geht, außer der Krankheit. Wo`s einem besser geht als vielen da unten, die ich von meinem Dachfenster aus male. Die sich versorgen müssen und kaum mehr wissen wie. Und ich? Hab noch nie so frei für mich, auf mich selbst bezogen gearbeitet wie jetzt, und unter was für Umständen! Zurückgezogen wie ein graues Tier unter dem Dachgebälk und gleichzeitig wie ein Jäger auf der Pirsch. Und dass mich noch niemand von denen da unten gesehen hat, während ich sie im Blick habe und mir ihr Bildnis nehme. Abends gegen neun, wenn allmählich die Dämmerung einsetzt. Optimale Bedingungen, allein die Farben, bevor es dann dunkel wird. Und völlig ungestört all das, wenn ich über die roten Dächer dieser Stadt schaue oder tief unten in den Flutgraben auf die rauschenden Wasser, die am besten alle Gegenwart mitnehmen mögen, und warum sie das nicht endlich tun! Jetzt dreht sie sich um und gestikuliert mit dem Kochlöffel in der Luft. Das geht gegen unsere feine Führung. Garantiert! Oder ganz banal gegen ihren Mann, der noch nicht da ist, mal wieder. Wie nenne ich das? „Familie zu Tisch?“ „Abendessen im Nachbarhaus?“ Wie viele Fensterbilder wird`s noch geben? Und was kann ich mir damit noch geben? Fragen sind das! Aha, da tischt sie auf. Zu spät. Das kommt nicht mehr ins Bild. Mache morgen an der Lacktafelwand weiter, damit sie endlich montiert werden kann. Der Herberts ist schon recht neugierig darauf. Dann sind da noch Nähkästchen und Schränke zu lackieren, mehrschichtig möglichst. Lack hält Jahrtausende, hat Rasch doch gesagt. Und dieses unselige Reich? Wie lange hält das? - Ich? Ich halt nicht mehr lange.

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DOROTHEA MÜLLER Sie schien sich heute ein wenig verspätet zu haben, wie sie mit einem Blick auf den fast fertig gedeckten Tisch bemerkte. Die Teller standen schon bereit, und Jan und Louisa hatten bereits Platz genommen. Sie sprachen und lachten miteinander, wie so oft in den letzten Wochen. Jan war immer schon lebhaft und mitteilsam gewesen, schon bevor Louisa zur Tischgemeinschaft gehörte. Doch jetzt galt ihr fast seine gesamte Aufmerksamkeit. Kein Wunder, sagte sich Waltraud, die ihnen gerne zusah, wie könnten einem jungen Paar auch die Themen ausgehen! Mit Walter hatte sie auch über so vieles zu reden gewusst. Damals, nachdem sie seinen Ring trug. Stolz hatte sie ihm ihre Aussteuer gezeigt: Eine randvolle Truhe mit Bett- und Tischwäsche und vielen Handtüchern. Mit Eifer und Vorfreude hatte sie bald begonnen, das Monogramm in die Damastservietten zu sticken, WD, Waltraud Decker, so würde sie bald heißen. Jan und Louisa trugen keine Ringe. Warum auch, das war heute nicht mehr üblich. Dass Louisa der Familie willkommen war, stand außer Frage. Bereits am ersten Abend als sie dabei war, hatten alle das Glas erhoben, um mit ihr anzustoßen. Waltraud hatte es ihnen gleich getan und allen im Raum freundlich zugelächelt. Wie an jedem Abend wanderten ihre Augen durch den vertrauten Raum, als müsse sie sich vergewissern, dass alles unverändert und an seinem Platz war. Zwei Wände wurden von Regalen mit Büchern und Zeitschriften eingenommen. An der Stirnwand, gegenüber der Fensterfront, stand ein hoher Schrank aus hellem Holz, der Geschirr, Gläser und Besteck enthielt. Daneben das kleine Weinregal, das immer gut bestückt war. Der große Tisch in der Mitte dominierte den Raum und wurde von einer runden Deckenleuchte erhellt, die den Eingang zur Küche im Schatten ließ. So schien es, als würde die Tischgesellschaft Abend für Abend das Zimmer wie eine Bühne betreten, vom Dunkel ins Licht, einer nach dem anderen, bevor die Mahlzeit begann. Gerda liebte das Wort „Mahlzeit“. Die Abendstunde, wenn das Dämmergrau den Tag verabschiedete, und die Familie zusammen kam, um zu speisen. Das gemeinsame Essen bedeutete mehr als Nahrungsaufnahme und Sattwerden. Sie hätte es nicht mit Worten beschreiben können. Doch das Gefühl des Verbundenseins, der vertrauten Gemeinschaft, nährte nicht allein den Leib, dessen war sich Gerda gewiss. Wirklich bewusst war ihr das erst geworden, als all das für immer verloren schien, und sie allein zurück blieb. Alt und einsam. Nachdem auch Walter gestorben war, hatte sie aufgehört zu kochen und keine Mahlzeit mehr zubereitet. Ab und zu schmierte sie sich ein Brot, oder biss lustlos in einen Apfel. Doch alles schien fad zu schmecken, ohne die vergangene Freude des Knabberns, Schwelgens, Löffelns, des lustvollen Zugreifens und Verzehrens. Doch noch einmal, als sie schon längst alle Hoffnung aufgegeben hatte, wurde alles anders. Neue Nachbarn zogen ein, durch das geöffnete Fenster klang Lachen und Musik. Gerda sah den großen Tisch in der Zimmermitte, um den sich die Familie Abend für Abend versammelte. Oft kamen Gäste, und mit der Zeit lernte Gerda alle kennen. Sie gab ihnen Namen, einen Beruf und stattete sie mit Gegenwart und Vergangenheit aus. Mit der Zeit

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wurden sie ihr so vertraut, dass aus ihren Gesten und Bewegungen Worte und Sätze wurden, die Gerda hörte und somit an ihren Gesprächen teil hatte und manchmal das ein oder andere Wort einwarf. Lange schon hatte sie ihren kleinen Tisch ans Fenster gestellt. Abend für Abend deckte sie ihn liebevoll und umsichtig. Teller, Besteck, die Serviette links, das Glas rechts, um es, zusammen mit den anderen, zu erheben. Gerda lächelte und füllte sorgsam ihren Teller. Es war schön, wieder gemeinsam bei Tisch zu sitzen.

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Beleuchtete Kテシche mit Frau (Fensterbild X), 1942 テ僕 テシber Bleistift und Farbstift auf kaschiertem Karton, 31.9 x 22.2 cm, Inv.Dep. 63

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MICHAEL ZELLER Die Stunde des Malers Er kann nicht in Seelen schauen aber in Küchen Er sieht den braunen Arm der jungen Frau in Wasser greifen das weiße Trägerhemd ganz an den Rand gedrängt der volle Arm braucht Platz Das Achselhaar es hat als feuchter Fleck noch Stoff genommen Jetzt ist der Arm fast ganz nackt Seine Augen schlingen Der Arm im Geviert trocknet die Finger an einem rotem Tuch das am Haken zerrt weg will Knittrig sackt es ab als der braune starke Arm der jungen Frau es lässt Auch der Maler würde gern mitgehen mit diesem Arm auf eine dunkle starke Reise jetzt

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Am Abend kommt der Maler heim in seine Wohnung. Sie ist leer, Frau und Familie weit fort. Die Zeiten sind schlecht. Wie immer. Kehrt zurück aus dem Büro, von der ungeliebten Brotarbeit. Sichert ihm und den Seinen das Leben, ihm aber stiehlt sie die Zeit. Seine Zeit. Die kurze Zeit seines Lebens. Zum Malen. Gegessen hat er draußen, irgendwo, in einem Wirtshaus. Jetzt die Stunden des Abends. Auf der Kippe zur Dämmerung. Schaut sich um in der kalten Fremde. Einsam. Seine Wohnung. Will gleich wieder raus. Fliehen. Wohin? Tritt vors Fenster. Da sieht er die Frau gegenüber, zum Greifen nah. Nur ein Bild. Doppelt und dreifach hinter Glas versperrt. Stillleben. Kein Laut. Stumm wie ein Fisch im Wasser bewegt sich die Frau durch den Raum, geht von links nach rechts. Im Profil. Trägt etwas zu einem Tisch. Ihr Rücken, halbes Gesäß. Beugt sich nach vorn, verschiebt etwas. Ein Teller, eine Schüssel? Diese verdammte Gardine! Küche? Ja, am ehesten. Der Blumentopf. Blüht rot. Malvenrot, blass. Sie geht aus dem Raum. Der Maler wartet. Nicht lange, da ist sie zurück. Immer noch im Profil. Dunkles Haar, nach hinten. Glatt. Ein Knoten. Wieder am Tisch. Bringt noch ein Gefäß – Kanne oder Vase? Er hört das Ticken der Wanduhr. Unabgelenkt fressen seine Augen. Werden immer gieriger. Das Gesicht – warum dreht sie sich denn nicht endlich mal um? Verschwindet wieder aus dem Blick. Schnell ein Papier jetzt, irgendein Fetzen. Der Brief von Martha auf dem Stuhl. Die Rückseite leer, Gott sei Dank. Rasch, bevor die Frau drüben zurück ist, schiebt er den Tisch an sein Fenster, den Stuhl. Skizziert ihren Tisch, den Teller, die Vase (vielleicht). Schreibt die Farben daran. „Weiß“ die Decke, „Rot“ der Blumentopf. Entdeckt hinten ein Regal, schräg zum Tisch. Hat Zeit, den Fensterrahmen hinzuwerfen, die Glühbirne an der Decke. Nackt. Milchweißes Licht. Quer die Gardine, schraffiert. Schnell! Sie kommt zurück. Wieder nur von hinten, von der Seite. Zieht etwas hinter sich her. Was, bleibt außerhalb seines Blickfelds. Die Frau greift sich ins Haar, richtet es, steckt eine Nadel um. Fährt sich über die Haare, streichelt sie. Ob ihr Gesicht dabei lächelt? Plötzlich hebt sie den Kopf, wie erschrocken. Rennt aus dem Raum. Der Maler hält inne, wartet. Eine zweite Person taucht auf hinterm Fenster, größer als die Frau. Ein Mann. Ihr Mann? Für eine Sekunde sieht der Maler sie jetzt von vorn. Kaum eine Sekunde. Erkennt nichts. Ein Vorhang wird vor das Bild gerissen. Dunkelheit, die donnert. Vorbei. Bewegung und Farbe gestorben. Er springt auf, geht zurück in die Tiefe des Raums, als eile es ihm. Tritt vor seine Staffelei. Malt.

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Oh, Orange ist heute Nacht die Decke des Küchentischs der Nachbarin von gegenüber Schwarz teilt das Fensterkreuz den Blick Fahl flimmert Der Eisschrank hinein Jetzt verlöscht das Licht Gute Nacht, Farbe! Ein anderes beginnt

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KARL OTTO MÜHL Schwierigkeiten mit Oskar Schlemmer Ich werde wohl nichts über Schlemmer schreiben. Ich verstehe nichts von Malerei, und von Schlemmer weiß ich nur, dass er moderne Bilder gemalt hat – doch halt, er war auch eine Zeitlang in Wuppertal, und da war etwas mit den Nazis, und das Wichtigste war ihm aber, richtig und wahrhaftig malen zu dürfen. Also das Wesentliche – wie steigere ich das? – sagen wir das Innerste. Ich gehe in die Stadt, also Wuppertal, und suche die Stelle, wo das Haus Döppersberg Nr. 24 gestanden haben könnte. Vielleicht war es da in der Nähe, wo der Architekt Jährling seinen Atelierturm hatte. Da war ich bald nach Kriegsende einmal drin. Da oder in der Nähe hat dieser Oskar Schlemmer gewohnt und wahrscheinlich hat er wie wir alle von dem und auf das zu gelebt, was erst kommen sollte – also etwas Besseres als die Nazis. Als ich aus dem Krieg zurückkam, stand dieser Turm noch, und Paul Pörtner inszenierte ein Sartre-Stück, „Geschlossene Gesellschaft“, in einem Turmzimmer. Der Krieg war gerade vorbei, und wir und meinesgleichen hatten das unbehagliche Gefühl, noch nichts von dem geleistet zu haben, was wir uns vorgenommen hatten. So ähnlich soll es Oskar Schlemmer meistens ergangen sein, lese ich. Er hat dieses Gefühl schon vor mir gehabt, muss er ja, weil die Nazis ihn oder seine Bilder für abartig erklärt hatten. – Das verstehe ich überhaupt nicht, weil die Frauen, die die Nazis auf den Bildern sehen wollten, für mich alle ein bisschen nach Kernseife rochen. Ja, das mit der Nazizeit. Schlemmer wusste ja, dass man ihn nicht mochte, er hatte auch zu leben, aber er durfte nicht das malen, wonach ihm zumute war und was die Leute sich ansehen sollten. Das weiß ich nun doch über ihn. Ich stelle mir vor, dass man sich da manchmal fühlt wie ein Irrer, der ahnt, dass die Anderen einen für irre halten. Er saß still in seiner Wuppertaler Wohnung am Döppersberg, die ihm ein kluger und souveräner Wuppertaler Fabrikant ermöglichte, und blickte aus dem Fenster. Da muss er ganz schön einsam gewesen sein. Ich weiß, dass Schlemmer gegen Ende seines Lebens im Krankenhaus lag und Insulin bekam. Wie es ist, wenn man im Krankenhaus liegt, während man doch Großes schaffen möchte, das weiß ich zusammen mit vielen Anderen. Ich kann mir nur vorstellen, wie sich die Türe des Krankenzimmers öffnet und wie er seiner Frau entgegenblickt, die er „Tut“ nannte. Vielleicht ist dieser Augenblick tiefer und inniger als das schönste Bild. So viel über meine Absichten mit Schlemmer. Dabei wäre es auch geblieben, wenn mir nicht gestern ein Freund ein Paperback in die Hand gedrückt hätte – die Tagebuchaufzeichnungen von Oskar Schlemmer. Ich musste mit Befremden feststellen, musste dieses Be-

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fremden über eine eigenwillige Art, zu sehen und sich auszudrücken, erleben. Wo ein eifriger Schriftsteller rasch auf den Zustand des Kontinents oder der Welt zu sprechen käme, bleibt Schlemmer ganz dicht am Konkreten, am Material, an seiner Oberfläche, aber er scheint nicht weniger Tiefe dabei zu finden als unser philosophisch orientierter Schriftsteller, um nicht zu sagen, vielleicht ich. Jetzt habe ich mir die Fensterbilder – sie sind in einem Büchlein abgebildet – gründlich angesehen, eines nach dem anderen, lange, neugierig … Ich finde, Bilder kann man nicht wirklich beschreiben. Ich sehe Bilder, die zunächst unauffällig bleiben. Aber dann werden sie immer tiefer, immer stiller, immer trauriger. Die Menschen, die sichtbar werden, haben keine Zukunft, aber eine Gegenwart. Vor allem lassen sie spüren, was Schlemmer umtrieb: Die Pflicht, wesentlich zu sein. So hat er es einmal ausgedrückt. Er meinte, mit diesen Bildern bei sich angekommen zu sein, lese ich. Ich kann mir das vorstellen. Muss ich jetzt noch genau wissen, dass seine berühmten Fensterbilder tonig, vor-impressionistisch, ausdrucksgeladen wie bei Munch waren, dass Schlemmer nicht unbedingt an das „alleinseligmachende, picassische Abstrakte“ glauben mochte, dass er vor-modern und antimodern genannt wurde? Nein, das will ich nicht. Aber ich schaue mir diese Fensterbilder so bald wie möglich an. Er hat gesagt, wie viel ihm die Fensterbilder bedeuten, die er in Wuppertal gemalt hat. Und jetzt, hat er auf dem Sterbebett gesagt, jetzt käme es darauf an, wieder in jene wunderbare Situation zu kommen, wo er Boden unter den Füßen hätte, Nähe, Wärme und Sicherheit, und da würde er, der Maler, weiter arbeiten an der Aufgabe, die ihm das Schicksal gestellt habe, da würde er sein erfülltes Leben wiederfinden. Es ist nicht so gekommen.

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Nachwort ANDREAS STEFFENS BildSprache oder Gezeigtes sagen Ein vernachlässigtes Genre

Bei aufmerksamerem Hinschauen bemerkte man jedoch, … Alain Robbe-Grillet Allem, das unternommen wird, ist Gleiches oder Ähnliches vorausgegangen. Der Mensch ist zwar das an Erfindungen reichste Lebewesen, aber sein bewährtestes Mittel, zu ihnen zu kommen, ist die Wiederholung, getrieben von dem Ansporn, es besser zu machen. Dies gilt für die Kulturgeschichte und das Leben der Künste wie für alles sonst. Am sichersten findet zu Eigenem, wer sich vom Fetisch der Originalität unbeeindruckt hält. So hat ein Unternehmen wie dieses Vorläufer, wie die Sammlung von Bildbetrachtungen, die Schweizer Schriftsteller an Gemälden aus der Sammlung Oskar Reinharts in Winterthur anstellten (Nizon, Museumsbesuche); und ist doch neu. Sogar vollkommen neu. Unüberschaubar zahlreich sind die Betrachtungen, die Schriftsteller Bildern gewidmet haben; diesen, den „Fensterbildern“ Oskar Schlemmers, ist diese Aufmerksamkeit bisher noch nicht zuteil geworden. Manch ein Autor wird sich von dem einen oder anderen Bild Schlemmers schon zu einer Arbeit, einem Motiv, einer Abschweifung, auch nur einem Einfall haben inspirieren lassen; dass Autoren Bilder genau dort auf sich wirken lassen als Medien zu eigener Produktivität, wo sie entstanden, ist neu. Und umso ungewöhnlicher, als sie dabei die Originale gar nicht vor Augen haben konnten, weil sie sich längst nicht mehr dort befinden, wo Schlemmer sie einst schuf. Abwesendes vor Augen, um in Worte zu fassen, was es in einem auslöst, der schreibend lebt, wie ihr Urheber bildend lebte, ist eine ironische Pointe auf die Leistung jedes Bildes, Abwesendes anschaulich zu machen: die ‚geschriebenen‘ Bilder machen sie, die visuellen Bewahrer von seinerseits längst endgültig Verschwundenem, noch einmal anwesend. Beschreibend, was sie zeigen, wird dort, wo sie entstanden, noch einmal lebendig, was es dort selbst nicht mehr zu sehen gibt. In den Bombennächten untergegangen, kehrt die verschwundene Wirklichkeit in den Imaginationen der Autoren noch einmal wieder, die betrachten, was sie zeigen. Die gemeinsame Übung in dem unscheinbaren Genre der ‚Bildbetrachtung‘, das nie ganz zum Rang eines solchen kam, ist produktive Erinnerung. Die Konzentration des Blicks gehört zu den stärksten Stimulanzen der Einbildungskraft. Gesteigert nur noch durch den konzentrierten Blick auf ein Bild, in dem sich seinerseits ein Blick konzentrierte. Literaten haben davon seit jeher und intensiv Gebrauch gemacht. Ist dazu jedes Bild geeignet, so empfiehlt ein Bildkünstler wie Oskar Schlemmer sich dieser literarischen Aufmerksamkeit abseits des kulturlokalpatriotischen Bezuges besonders. Denn

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er gehört, wie viele der ‚Modernen‘, zu den schreibenden Bildkünstlern. Auch darin ist er ein authentischer Vertreter jener Avantgarde, die den Künstler als Selbstinterpreten seines Werkes erfand. Für einen, der schreibt, muss es, hat er sich einmal eingelassen, doppelt spannend sein, zu erfahren, wie einer bildet, der weiß, was es heißt, zu schreiben. Am Ende kommt ihm aus dessen Bildern Schrift gleichsam schon entgegen? Schlemmer hat viel geschrieben, und veröffentlicht, über das Theater, seine eigene Malerei, die Arbeit befreundeter Künstler, über die Programmatik des ‚Bauhauses‘, kunstpolitische Aufrufe, Lehrschriften (vgl. Bibliografie in: Hüneke, Hg., Idealist, 407-409). Und ein Tagebuch war stets zur Hand. Begabt zu intensiver Freundschaft, war er ein reger und gehaltvoller Briefeschreiber. Nur Literarisches fehlt in seiner Autorschaft. Nicht ganz. Schließlich konnte auch er es nicht lassen, und gab jener Suggestion nach, sich selbst poetisch zu versuchen, die für einen Angehörigen des stark literarisch geprägten Biotops der Avantgarde einer ersten deutschen Nachkriegszeit geradezu in der Luft gelegen haben muss. Diesem Impuls folgend, erfand Schlemmer 1927, während seiner Zeit am Bauhaus in Dessau, in selbstironischer Distanz und parodistischer Laune zwischen Ringelnatz, Morgenstern und DADA, das „Quadracht“: Es geschah Es war da Über Nacht Wars gemacht War nicht mollig war nicht rund War nicht flockig war nicht bunt Es war da in voller Pracht Das Quadracht. Scheinbar wenig war es viel Es war Stil und Weltgefühl Scheinbar war gar nichts dabei Dennoch: ein Columbusei Blinde wurden plötzlich sehend Lahme wurden plötzlich gehend Fast an jedem zeigen Spuren Sich von richt’gen Quadraturen Wo Quadrat ist auch ein Wille Man tanzt nur noch die Quadrille Nicht genug mit diesem Reiz Bringt es auch das Fadenkreuz. Fort mit allem Eigendünkel! Glück ist nur im rechten Winkel In diesem Zeichen wirst du siegen Sterben oder Kinder kriegen.

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Lesbar gemacht hat diesen Versuch – eher eine Parodie auf ihre Verlockung, denn ein Beitrag zur Poesie – Heinz Rasch, in der von ihm 1951 im Selbstverlag herausgegebenen Broschüre >wenn maler dichten<, in der er Einschlägiges von Christian Rohlfs, Willi Baumeister, Franz Krause und Oskar Schlemmer versammelte. Das Titelblatt nennt als Verlagsort: „Wuppertal, Döppersberg 24“ – die Adresse der Wirkungsstätte Schlemmers während seiner Zeit in Wuppertal. Der Zufall ist keiner. Dieses Rarissimum der Wuppertaler Kulturgeschichte aus der Grenzregion zwischen Bildkunst und Literatur bereicherte vor Jahren als Geschenk des Fotografen Günter Krings mein bibliophiles Schatzkämmerchen. Dieser hatte es seinerseits als später Portraitist des Maler-Architekten Franz Krause erhalten – der die Broschüre gestaltet hatte – , der nach dem Zweiten Weltkrieg Kurt Herberts‘ ‚Villa Waldfrieden‘ entwarf, in dessen Unternehmen Baumeister und Schlemmer während des Krieges als vom Regime Verfemte Zuflucht und Möglichkeit zu der ihnen verbotenen Arbeit fanden, in jenem Firmengebäude, das Heinz Rasch, seinerseits Künstler-Architekt, gebaut hatte. Neu errichtet, betrieb Rasch an dieser Adresse neben seinem Büro für Architektur und Gestaltung nun ein ‚Studio für neue Kunst‘, in dem die zweite Nachkriegsavantgarde eine erste Öffentlichkeit fand, bevor Rolf Jährling, ebenfalls Architekt, den Impuls aufnahm und mit seiner Galerie „Parnaß“ für zwei Jahrzehnte eines ihrer schließlich weltweit wahrgenommenen Zentren schuf. Zu den frühesten Habitués gehörte der Maler Hans Platschek, der in den folgenden Jahrzehnten zum bedeutendsten Kunstkritiker werden sollte, dessen Essays höchsten literarischen Rang besitzen. 1956 gab er eine Anthologie zur Thematik des Privatdrucks von Heinz Rasch heraus: >Dichtung moderner Maler<. Gemeinsam mit seinem Bruder Bodo hatte Heinz Rasch, beide der Bauhaus- und WerkbundBewegung angehörend, 1927 an dem international Aufsehen erregenden Bau der Siedlung ‚Weissenhof‘ in Stuttgart teilgenommen, zwar nicht als Architekt, aber als Inneneinrichter und Möbelgestalter. Im Jahr darauf veröffentlichten sie eine Dokumentation dieses Epoche machenden Werkbundprojektes. Aus dieser Zeit datiert der Beginn einer der kunsthistorisch bedeutendsten Beiträge zur Wuppertaler Kulturgeschichte, der ein Jahrzehnt später, als es zu einem regen Freundesaustausch zwischen Stuttgart und Wuppertal gekommen war, Gestalt anzunehmen begann. Am 24. Mai 1938 schreibt Schlemmer aus Stuttgart seiner Frau Helena Tutein, genannt „Tut“: „Montagabend war ich wieder von Wuppertal zurück. Angenehme Reise, den Rhein entlang. Es sind nette Leute dort in dieser Industrieecke. Ich habe nun den Plan mit für zwei Wandbilder in jenem neu zu erbauenden Laboratorium der Lackfabrik Herberts in Wuppertal, das im August soweit sein wird. Bis dahin ist also Zeit für Entwürfe, die ich aber rasch machen werde, schon hier, wenigstens andeutend. Die Fabrik ist sehr großzügig, modern, von Rasch gebaut, den ich von Stuttgart her kenne. Sehr anständig alles“ (in: Hüneke, Idealist, 321). Kurz darauf begann Schlemmers Zufluchtszeit in Wuppertal, deren anfängliche Aufbruchsstimmung schon bald in Depression am Rande der Verzweiflung enden sollte. Am 15. Dezember 1940 wird das Tagebuch festhalten: „Die Depressionen halten an“ (a.a.O., 331).

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Sie sollten nicht mehr weichen. Und die bedeutendsten Werkdokumente aus dieser Zeit, die „Fensterbilder“, überschatten. Im Vorfrühling desselben Jahres hatte Schlemmer die kulturhistorisch tiefblickende Bemerkung notiert: „Die Deutschen sind keine Augenmenschen im künstlerisch-kontemplativen Sinn“ (a.a.O., 326). So richtig dieses Urteil im Allgemeinen ist, so wenig gilt es für die deutsche Literatur. Seit der Romantik ist sie gekennzeichnet durch eine ebenso untergründige wie starke und dauerhafte Beziehung zum Bild (vgl. Tenzler, Augenweide). Von Ludwig Tiecks >Sternbald<, Gottfried Kellers >Grünem Heinrich< und Eduard Mörikes >Maler Nolten<, über August Wilhelm Schlegels >Gespräch: Die Gemählde<, die großen Künstlernovellen des 19. Jahrhunderts von E.T. A. Hoffmann, Georg Büchner und Adalbert Stifter, von Fontanes Studie über William Turner, bis hin zu Gertrud Kolmars Wappen- und Rose Ausländers Maler-Gedichten, Erhart Kästners Maler-Essays, Ralf Rothmanns Maler-Roman >Wäldernacht< und einem wöchentlich anhand einer Reproduktion durchgeführten Exerzitium, sich von einem Bild zu einem Text anregen zu lassen (Zeller, Seh-Reise), gehören Bilder aller Art zu den beständigsten Inspirationen in der literarischen Werkstatt. Ein englisches Damenportrait des 19. Jahrhunderts gab Wolfgang Hildesheimer die Idee zu seiner fiktiven Biografie des verhinderten Künstlers >Marbot<, den er die psychoanalytische Ästhetik erfinden ließ, der antike ‚Comic‘ des Pergamonaltars Peter Weiss die seine zur >Ästhetik des Widerstands<. Nicht zu vergessen den Austausch der Künste in den Werken der erstaunlich zahlreichen Doppelbegabungen malender Poeten und dichtender Maler, von Ernst Barlach und Alfred Kubin, dessen ‚phantastischer Roman‘ >Die andere Seite< einer der ganz wenigen authentischen deutschen Beiträge zum Surrealismus ist, über Hildesheimer und Weiss, die beide Maler waren, bevor sie Literaten wurden, bis hin zu den ‚Berliner Malerpoeten‘ wie Günter Grass, Christoph Meckel, Robert Wolfgang Schnell. Am folgenreichsten wurde die Beziehung von Bild und Schrift in der Neuerfindung des Romans durch den französischen ‚nouveau roman‘, dessen Revolution in der Ersetzung der Erzählung eines Geschehens durch die akribische Schilderung von Wahrnehmungen inmitten einer Handlung besteht, deren formale Struktur seit Alain Robbe-Grillets >Der Augenzeuge< die Beschreibung eines Bildes ist, gesehen aus der Perspektive einer Foto-, oder einer bewegten Film-Kamera. Am unmittelbarsten werden in Italo Calvinos Erzählung >Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen<, die aus einer Reihung von Bildmeditationen der Tarot-Karten besteht, Bilder zu Geschichten. Die Kunst des Romans wurde zum >Anschauungsunterricht<, vollendet im Werk Claude Simons, der einer Erzählung diesen Titel gab, und nicht nur ein ganzes Buch der assoziativ fortwuchernden Beschreibung eines einzigen Bildes widmete, Poussins >Der blinde Orion<, sondern in allen seinen Büchern die Geschichte selbst als Inbegriff menschlichen Handelns als einen unendlichen Strom aufeinander folgender, ineinander übergangslos verwobener Bilder schildert. In der Geschichte der bildenden Künste entspricht dieser Wendung seit der ‚conceptual art‘ die umgekehrte, an die Stelle eines ausgeführten Werkes dessen sprachliche Beschreibung zu setzen (vgl. Maenz, Art&Language): zu schreiben, was ein unausgeführt bleibendes Bild zeigen würde.

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Beide Grenzüberschreitungen sind in beiden Medien von zwingender Konsequenz, da sie einen gemeinsamen Ursprung haben. Das Wortbild, die Metapher, ist die ständig präsente Erinnerung daran, dass die Schrift sich aus der Gestik des Bildens entwickelte. Die bildhafte Literatur, wie die sprachliche Bildkunst, sind gleichrangige Erben der Menschwerdung, die in den Höhlen der Jäger und Sammler mit ihren magischen Zeichnungen begann (vgl. Steffens, BildGedacht). „Bildgesegnet und bildverflucht ist das menschliche Leben“, und mit ihm seine produktive Erfahrung in der Sprache. „Nur in Bildern vermag es sich selbst zu erfassen und unbannbar sind die Bilder, sie sind in uns seit Herdenbeginn, sie sind früher und mächtiger als unser Denken, sie sind im Zeitlosen“ (Broch, Vergil, 72). In seinem grundlegenden Essay >Der gedehnte Blick< hat Wilhelm Genazino daran erinnert. Mit jeder Ansicht, jedem Sehen wiederhole sich eine Erfahrung, „die uns seit der Kindheit vertraut ist“ – in der sich die ersten Erfahrungen der menschlichen Frühzeit wiederholen – , „die Erfahrung nämlich, daß es einen Vorrang des Bildsinns vor der Sprache gibt: Wir kennen zahllose Bilder und deren verstandene oder nichtverstandene Botschaften, ehe wir Sprache haben. Es gibt offenkundig eine Korrespondenz zwischen der infantilen Entdeckung, daß wir mehr wahrnehmen als versprachlichen, und der erwachsenen Praxis, daß wir immer mehr ausdrücken als bloß sagen können – und daß das Medium dieser Einsicht der gedehnte Blick auf ein Bild ist, weil Bilder unsere vorsprachlichen Erinnerungen aufbewahren“ (Genazino, Blick, 61). Seit Lessing im >Laokoon< die Grenzen zwischen Dichtung und Malerei zuerst abschritt, und die Moderne begann, die zwischen den ästhetischen Disziplinen gezogenen in alle Richtungen zu überschreiten, wurde deutlich, wie künstlich sie immer gewesen waren, betrachtet unter dem Gesichtspunkt der gemeinsamen Herkunft aller Künste aus der ursprünglichen Situation des Menschen in der Welt. Der Mensch ist das Wesen, das in allen seinen Situationen sehen muss, weil es gesehen wird (vgl. Blumenberg, Beschreibung, 777 ff.). Seine soziale Wirklichkeit – und eine andere gibt es für ihn nicht – ist ein Geflecht aus Blicken (vgl. Sartre, Sein, 457 ff.). Die Schrift ist das Medium der Verständigung über das, was die Bilder erkannt haben. In seinem großen Essay über >Das Verschwinden im Bild< hat Dieter Wellershoff eine darauf gegründete Poetik der BildSprache umrissen. „Es ist die Fähigkeit, seine Erfahrungen mit sich und der Welt in Form von Bildern in sich aufzubewahren, die ihn aus der blinden Unmittelbarkeit der vitalen Lebensaugenblicke befreit. Denn er kann, unabhängig von der Gegenwart, in Phantasie, Erinnerung und Reflexion sich das Nicht-Vorhandene vor sein inneres Auge führen. Das Gedächtnis, das vergangene Erfahrungen für sein zukünftiges Handeln bereit hält, öffnet sein Leben zur Vergangenheit und zur Zukunft hin. Er begreift sich als ein Wesen in der Zeit, er bemerkt Veränderungen und entdeckt Veränderbares. Hinter dem faktisch Gegebenen kann er das Mögliche sehen. Er kann umdenken, träumen, phantasieren und alles das in Worten und Bildern festhalten und dann in einem letzten Objektivierungsschritt seine Erfahrung und ihre Reflexion in Werken der Kunst, der Wissenschaft und der Philosophie aus sich herausstellen, nicht nur um sie festzuhalten, sondern auch, um sich selbst darin aufzuheben und verwandelt zu überleben“ (Wellershoff, Verschwinden, 245). Die Werke, die eine derartige Poetik erfaßt, unterscheiden sich von den fachlichen Bildbeschreibungen und Kommentaren der Kunsthistorie dadurch, dass sie in den Bildern, aus

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denen sie bezogen werden, mehr sehen, als das, was in ihnen gezeigt erscheint. Sie schließen auf, und setzen fort, worauf ihre Sichtbarkeiten in den Bewegungen der Einbildungskraft, die ihre Betrachtung in Gang setzte, verweisen: sie erfinden, was im gegebenen Bild an möglicher Wirklichkeit ungesehen enthalten ist. Damit überschreiten sie, was Lichtenberg, der mit seiner >Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche< das Genre begründete, als Grundsatz einer „poetischen“ Weise der Erklärung formulierte: „Was der Künstler da gezeichnet hat, müßte nun auch so gesagt werden, wie Er es vielleicht würde gesagt haben, wenn er die Feder so hätte führen können, wie er den Grabstichel geführt hat“ (Lichtenberg, Erklärung, Vorrede, 661). Die poetische BildSprache dient nicht nur dem Bild und der Verständlichkeit dessen, was es zeigt, sondern setzt dessen Sinn zu imaginärer Fortsetzung in anderem Leben frei. So stehen die hier versammelten Ergebnisse der ‚Dehnung‘ ihres eigenen Blickes, den die beteiligten Autoren auf die „Fensterbilder“ Oskar Schlemmers richteten, nicht nur in einer langen und reichen Tradition bildlicher Inspiration literarischer Arbeit und literarischer Bildbetrachtung. Sie sind vor allem Übungen in einem ästhetischen Vermögen, das für die Verfassung des Lebewesens Mensch elementar ist. Auf ihm beruht nicht weniger als seine Überlebensfähigkeit. Bilder sehen, heißt, Gezeigtes wahrnehmen. Sie ermöglichen, etwas von dem in Erfahrung zu bringen, was der eigenen nicht unmittelbar zugänglich ist. Wer ein Bild betrachtet, sieht, was, vor allem aber wie ein anderer gesehen hat, was es ihm zeigt. Genau darum war es Schlemmer mit seinen „Fensterbildern“ zu tun: „Hier bin ich wahr, in diesem eigentümlichen Sinn, daß ich nur male, was ich sehe, aber wie ich es sehe, und vor allem wie ich es male, darauf kommt’s an“ (Tagebuch, Hüneke, 339). Dieses Verhältnis entspricht der Situation des Lesers fiktionaler Literatur, der an einem geschilderten Leben teilnimmt, mit dem er in seinem eigenen nicht verbunden ist. Der bildbetrachtende Autor, der in - seine - Sprache überträgt, was er sieht, versetzt sich seinerseits, gleichsam methodisch, in diese Lage, in der sich sonst sein Leser befindet. Er lässt auf sich wirken, was nicht zu seiner eigenen unmittelbaren Erfahrung gehört. Die gemeinsame Welt ist ein tiefengestaffeltes Geflecht aus mit-geteilten Imaginationen, die auseinander hervorgehen. Deshalb ist die klassisch kulturkritische Reserve gegenüber den zeitgenössischen ‚neuen Medien‘ so falsch wie gefährlich. Bilder in eine Sprache der Imaginationen zu verwandeln, die ihre intensive Betrachtung weckt, ist eine Propädeutik, ein elementares Training einer Literatur, die ihre Aufgabe auch in der neuen, exklusiv bildgenerierten Wirklichkeit unserer Zivilisation erfüllen können will, ihre individuelle Erfahrung mit-teilbar zu erhalten, um diese als einen Faktor ihrer Gestaltung zu bewahren. In der Zivilisation des digitalen Bildes ist die Kompetenz, Bilder zu erzeugen und deutend aufeinander zu beziehen, zum wichtigsten Instrument der Wirklichkeitsteilhabe geworden. Die Beherrschung der BildSprache ist der neue Realismus in der ‚virtuellen Welt‘.

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Literatur Berger, John, Das Leben der Bilder oder Die Kunst des Sehens (1980), Berlin 1993 Berger, John, Schritte zu einer kleinen Theorie der Sichtbarkeit, Ostfildern 1996 Berliner Malerpoeten, hg. von Aldona Gustas, mit einer Einleitung von Karl Krolow, Herford-Berlin 1974 Blumenberg, Hans, Beschreibung des Menschen, aus dem Nachlaß hg. von Manfred Sommer, Ffm 2006 Böttcher, Kurt, Mittenzwei, Johannes, Dichter als Maler, Leipzig 1980; Zürich 1982 Broch, Hermann, Der Tod des Vergil. Roman (1937), Zürich 1958; hg. von Paul Michael Lützeler, Ffm 1976; 1986 Calvino, Italo, Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen (1973), München-Wien 1978 Der entfesselte Blick. Die Brüder Rasch und ihre Impulse für die moderne Architektur, Museum Marta, Herford, 25.10.14 – 1.02.15 (Katalog) Eiermann, Wolf, Arterien der Weltliteratur - Schlemmer liest. Schlemmer schreibt, in: Oskar Schlemmer, Visionen einer neuen Welt, Stuttgart 2014, 257-265 Genazino, Wilhelm, Der gedehnte Blick, München-Wien 2004; 2007 Gibiec, Christiane, Ein Beweger, ein Impulsator. Der Lackfabrikant Dr. Kurt Herberts, Hg. Bergischer Geschichtsverein, Wuppertal o. J. Günther, Herbert, Künstlerische Doppelbegabungen (1938), erweiterte Neufassung München 1960 Hüneke, Andreas, Hg., Oskar Schlemmer: Idealist der Form. Briefe, Tagebücher, Schriften, Leipzig 1990, Reclam-Bibliothek Band 1312 Le moment fugitif, Fotografien von Stefan Moses und Geschichten von Alexander Kluge, Wädenswil am Zürichsee 2014 Lichtenberg, Georg Christoph, Ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche, in: ders., Schriften und Briefe, hg. von Wolfgang Promies, Bd. 3, München 1972, 657 ff. Ludwig, Annette, Die Architekten Brüder Heinz und Bodo Rasch. Ein Beitrag zur Architekturgeschichte der zwanziger Jahre, Tübingen 2009 Maenz, Paul / de Vries, Gerd, Hg., Art&Language. Texte zum Phänomen Kunst und Sprache, Köln 1972 Nizon, Paul, Hg., Museumsbesuche. Schweizer Schriftsteller schreiben zu Bildern der Stiftung Oskar Reinhart, Ffm-Leipzig 1993

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Platschek, Hans, Hg., Dichtung moderner Maler, Wiesbaden 1956 Rasch, Heinz und Bodo, Wie bauen? Bau und Einrichtung der Werkbundsiedlung am Weißenhof in Stuttgart 1927, mit einem Vorwort von Adolf Behne, Stuttgart 1928 Rasch, Heinz, wenn maler dichten, Wuppertal 1951 Rasch, Heinz, Baumeister und Schlemmer in Wuppertal, in: Schlemmer Baumeister Krause. Wuppertal 1937-1944, Katalog Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal 1979 (unpaginiert) Robbe-Grillet, Alain, Der Augenzeuge. Roman, München 1957 Roth, Gerhard, Bild-Sprache. Österreichische Malerei nach 1945, Wien 1992 Sartre, Jean-Paul, Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie (1943), Reinbek 1991 Schlemmer, Oskar, Die Fensterbilder. 20 Farbtafeln und 19 Vorstudien, hg. und mit einer Einleitung von Reinhold Hohl, Insel-Bücherei 1104, Ffm 1988 Schlemmer, Oskar, Visionen einer neuen Welt, Staatsgalerie Stuttgart 2014 Schmidt, Jochen, Hg., Deutsche Künstlernovellen des 19. Jahrhunderts, Ffm 1982 Simon, Claude, Der blinde Orion (1970), Ffm 2008 Steffens, Andreas, BildGedacht und SchriftGemalt, Wuppertal 2010 Tenzler, Wolfgang, Hg., Meine süße Augenweide. Dichter über Maler und Malerei, Leipzig-Gütersloh 1978 Vollmann, Rolf, Akazie und Orion. Streifzüge durch die Romanlandschaften Claude Simons, Köln 2004 Walser, Robert, Vor Bildern. Geschichten und Gedichte, hg. von Bernhard Echte, Insel-Bücherei 1282, Ffm 2006 Wellershoff, Dieter, Das Verschwinden im Bild. Über Blendwerke und Fiktionen (1980), in: ders., Das Verschwinden im Bild. Essays, Köln 1980, 235-283 Zeller, Michael, Seh-Reise, in: www.culturmag.de/litmag/michael-zellers-seh-reisen

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Autoren GrIngo Lahr, geboren 1970 in Leverkusen. Mehr als zwölf Jahre lang Mitarbeiter einer Sozialverwaltung. Gesundheitlich bedingt ab 2009 Neuorientierung. Autor & Texter, Lyrikband Zeitenw(ä)ende, Wuppertal 2013. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, zuletzt in Versnetze_sieben, Weilerswist 2014.

Dieter Jandt, 1954 in Remscheid geboren. Seit rund fünfzehn Jahren arbeitet er als freier Autor und Journalist für den Rundfunk: Feature und Hörspiele, Reportagen aus Laos, Thailand und China. 2008 erschien der Kriminalroman: „Rubine im Zwielicht“.

Marina Jenkner, geboren 1980 in Detmold. Studium der Germanistik, Kunst- und Designwissenschaften, Architektur. Langspielfilm „Blaue Ufer“ 2003. Lyrikband „WUPPERlyrik“, Heiner Labonde Verlag 2006. Kurzgeschichtenband „Nimmersatt und Hungermatt“, Verlag Frauenoffensive München 2007. Dokumentarfilm „Und tschüss, Hormone!“ 2009. Sprecherin des VS Bergisch Land. www.marina-jenkner.de.

Arnim Juhre, geboren 1925 in Berlin, Redakteur im evangelischen Rundfunkdienst Berlin 1962-69, Verlagslektor in Wuppertal 1969-75, Verlagslektor in Hamburg 1977-81, bis 1990 Redakteur beim Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt in Hamburg. Seit 1995 freier Schriftsteller in Wuppertal. Zuletzt veröffentlicht: Lyrik, Largo 2007 und „Mit Glasfedern schreiben“, NordPark Verlag, Wuppertal, 2013.

Jürgen Kasten, 1947 in Berlin geboren, Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet, Wuppertaler seit Mitte der Sechziger. Vor ungefähr 30 Jahren mit dem Aufschreiben berufsbezogener Geschichten begonnen (für die Schublade). Nach der Pensionierung (zuletzt Kommissariatsleiter für Tötungsdelikte u. a.) mit dem öffentlichen Schreiben begonnen. Zunächst für ein Internetkulturmagazin, dann drei Romane veröffentlicht. Jürgen Kasten ist stellvertretender Sprecher des VS Bergisch Land.

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Karl Otto-Mühl, geboren 1923 in Nürnberg. 1929 zog Mühl nach Wuppertal. Seit 1987 ist er als freier Schriftsteller tätig. Er schreibt Romane, Geschichten, Gedichte, Aphorismen, Stücke und veröffentlichte u. a.: Stehcafé, Alltagsgeschichten, im NordPark Verlag, Wuppertal. Er ist Mitglied im PEN und VS, 1947 im TURM. Er erhielt 1975 den Von-der-Heydt-Preis, 2006 den Literaturpreis der Springmann Stiftung, 2015 den Rheinlandtaler.

Dorothea Müller, lebt und arbeitet in Wuppertal. Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS), Arbeitsgebiete: Lyrik, Prosa, Theaterszenen, Texte für Kinder und mit Kindern. (Kinderschreibwerkstatt, Buchprojekt: „Ich und du“, interkulturelles Kinderbuch, 2003). Buchveröffentlichungen: „Netz über dem Abgrund“, „Als der Supermarkt noch Tante Emma hieß“. Weitere Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien, Rundfunk (WDR).

Dorothea Renckhoff, Dramaturgin (u. a. Schauspielhaus Bochum, Freie Volksbühne Berlin, Städt. Bühnen Münster), Librettistin (2 Opern, Kantate), Autorin von Theaterstücken, epischer Prosa und Lyrik, Märchendichterin, Kulturjournalistin, literarische Übersetzerin. Mehr als 30 Übersetzungen von Theaterstücken und Musicals, Seit 2008 Mitglied im deutschen PEN-Club. 2014 erster Roman ‚Verfallen‘.

Matthias Rürup, Jahrgang 1972, verfasst Lyrik seit seiner frühesten Jugend. Veröffentlichungen finden sich in Anthologien (Leben und Schweben in Wuppertal), Zeitschriften (clownfisch #5) sowie im Internet (fixpoetry.com). Finanziert durch ein Crowdfunding ist 2014 sein erster Lyrikband „Am Grunde ist Nacht“ im Selbstverlag erschienen. Neben poetischen Werken publiziert er erziehungswissenschaftliche Arbeiten.

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Andreas Steffens, Philosoph und Schriftsteller, 1957 in Wuppertal geboren; nach Studium (Düsseldorf, Münster), Promotion und Habilitation Privatdozent für Philosophie an der Universität Kassel; 1980-1990 Mitbegründer und -betreiber der Galerie Epikur, Wuppertal; Kunstkritiker und Ausstellungsmacher; seit 2005 eigene bildnerische Arbeit (Malerei, Zeichnung); zahlreiche wissenschaftliche, kunstkritische und literarische Veröffentlichungen; Essayist; 2001-2004 Kolumne „Fundstücke“ in neue deutsche literatur (Berlin: Aufbau-Verlag); neben bisher acht philosophischen und essayistischen Büchern, zahlreiche theoretische, kunstkritische und literarische Veröffentlichungen; zuletzt erschien: Ontoanthropologie (NordPark Verlag Wuppertal 2010); 2009 Kultur-Preis der Springmann-Stiftung, Wuppertal; Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller (VS).

Ingrid Stracke, aufgewachsen in Mayen/Eifel, lebt ab 1962 in Wuppertal, seit 1983 VS-Mitglied, schreibt Lyrik (politische Texte zum Nationalsozialismus, Rassismus), zwei Gedichtbände, Haiku-Workshops in GS, politische Workshops in HS, Veröffentlichungen in Anthologien, Performances zu Else Lasker-Schüler, öffentliche Auftritte (Pseudonym „Straßen-Else“) seit 1989, zur Zeit Arbeit an einem Roman.

Ruth Velser, Portraitmalerin mit zahlreichen Ausstellungen und Autorin, Veröffentlichungen u. a. in Der Mongole wartet, Zeitschrift für Literatur und Kunst. Zuletzt: Prosa: Ronsdorfer Kindheit – Ein Untergang in 23 Impressionen, Gedichte: Liebelein. Beide NordPark Verlag, Wuppertal.

Wolf Christian von Wedel Parlow, 1937 in Prenzlau geboren, Kindheit in der Uckermark, in Böhmen und Baden, drei Jahre bei der Bundeswehr, Studium der Volkswirtschaftslehre in Heidelberg und Kiel, Promotion in Berlin, wirtschaftswissenschaftliche Lehrtätigkeit in Wuppertal, danach freier Autor (Drahomira, 2008, Deutschlandhymnus, 2011, Laufbekanntschaften, 2013).

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Gunter Wollschläger, geboren in Altenhundem, Jugendlichenpsychotherapeut in eigener Praxis, später Leiter der Kreativschule Wuppertal u. a. zwei Bücher über Kreativität und Gesellschaft, schreibt heute Theaterstücke.

Günter Wülfrath, geboren 1941 in Wuppertal, arbeitete in einer Wuppertaler Druckerei als Leiter der Arbeitsvorbereitung und hat nach seiner Tätigkeit als Rezitator angefangen zu schreiben. Diverse Leseprogramme mit eigenen Texten, überwiegend Gedichte. Ein neues Programm mit dem Titel „Gedankensplitter“ wird im Oktober 2015 im Rahmen der „9. LIT.ronsdorf“ vorgestellt.

Friederike Zelesko, geboren in Böheimkirchen, Niederösterreich, lebt seit 1969 in Wuppertal. Schreibt Lyrik und Prosa, Übersetzungen. VS-Mitglied seit 1982, Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Anthologien und im Funk (WDR) seit 1984. Lyrikbände: „Wolkenbruch“ und zuletzt „Von den Tafelfreuden“.

Michael Zeller, freier Schriftsteller (FOLLENS ERBE, CAFÉ EUROPA, FALSCHSPIELER), lebt in Wuppertal. Sein umfangreiches und vielgestaltiges Werk von annähernd vierzig Buchtiteln wurde mehrfach ausgezeichnet (zur Zeit, Sommer 2015, ist er „Stadtschreiber“ von Regensburg). 2014 sind zwei Titel von ihm erschienen: der „Schulhausroman“ DAS GEHEIMNIS DES OMAR und die Erzählung „BruderTod“. Näheres unter www.michael-zeller.de.

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Angelika Zöllner, geboren 1948. Lyrik, Prosa, Kinderbuch, Roman, Übersetzung eines Theaterstücks. „Der Widerschein des Todes“, Lyrik in Deutsch und Englisch, Kohlhase Verlag. Mehrere Kurzgeschichten bei Rowohlt. Auszeichnungen und Stipendien. Zuletzt: Wenn das Gras schweigt, philosophischer Roman, Beggerow Verlag Berlin, 2015. www.angelika-zoellner.de

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VON DER HEYDT-MUSEUM WUPPERTAL


Impressum Diese Publikation erscheint als Sonderheft der Zeitschrift „Die Beste Zeit“.

Die Wiedergabe der Fensterbilder erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Erben Oskar Schlemmers und des Kunstmuseums Basel. Eigentümer Angabe: Kunstmuseum Basel, Depositum aus Privatbesitz Fotonachweis: Kunstmuseum Basel, Martin P. Bühler Der Ankauf der Bildrechte und der Druck wurden durch das Kulturbüro der Stadt Wuppertal gefördert.

Kulturbüro

Abbildung auf der Titelseite, Ausschnitt aus: Oskar Schlemmer, Wohnraum mit arbeitender Frau (Fensterbild IV), 1942, Öl über Bleistift und Farbstift auf kaschiertem Karton, 32.3 x 19.8 cm, Inv.Dep.86

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Die meisten der hier versammelten Texte wurden am 5. Mai 2015 von den Autoren im Rahmen der Reihe Engelsgartentexte (eine Veranstaltung von Schauspiel Wuppertal) im Kronleuchterfoyer des Opernhauses gelesen. Der Abend stand unter dem Titel ‚Döppersberg 24: Wunder des Sichtbaren‘. Druck: Druckservice HP Nacke, Wuppertal ISSN: 18695205

rinke.eu

Redaktion: Dorothea Müller, Dorothea Renckhoff, Andreas Steffens, Friederike Zelesko Gestaltung und Produktion: HP Nacke Verlag: HP Nacke, Wuppertal Copyright © 2015: für die Abbildungen der „Fensterbilder“ Oskar Schlemmers bei den Erben Oskar Schlemmers; für die Texte bei den Autoren; für die Autoren-Fotos bei den Fotografen: Zbigniew Pluszynski (Steffens); Foto-Media Hensel (Renckhoff); Sebastian Feldhammer (Rürup); für die übrigen bei den Autoren.

KULTUR FÖRDERN STANDORT STÄRKEN

herausgegeben von Arnim Juhre im Auftrag des VS Verband deutscher Schriftsteller/Bergisch Land, Wuppertal

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Ich danke den Inserenten: Barbara Neusel-Munkenbeck, Frank Marschang, den Wuppertaler Stadtwerken, Rinke Treuhand und der Stadtsparkasse Wuppertal, Knipex, Saitenspiel, Schloss Lüntenbeck und dem Skulpturenpark, die das Projekt mit Ihren Anzeigen unterstützt haben. Alle haben mich über die Jahre motiviert und immer wieder zum Durchhalten bewogen. ‚Die beste Zeit’ endet mit einem Höhepunkt: Der Band vereint acht sonst nicht erhältliche und nirgendwo ausgestellte Fensterbilder von Oskar Schlemmer, 1942 in Wuppertal geschaffen. HansPeter Nacke

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VVK: KulturKarte Tel. 02 02 .563 76 66 Veranstalter: Historische Stadthalle Wuppertal GmbH Die Konzertreihe „Saitenspiel“ wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von Detlef Muthmann

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Saitenspiel

Frank Marschang e.K. Karlstraße 37, 42105 Wuppertal Tel. 0202-24 43 440 info@lichtbogen-wuppertal.de www.lichtbogen-wuppertal.de Di – Fr 10 – 13 Uhr und 14 – 18.30 Uhr Sa 11 – 16 Uhr und nach Vereinbarung


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