Covid-19 in der Autoindustrie | Whitepaper | diconium

COVID-19 IN DER AUTOINDUSTRIE WIE UNTERNEHMEN DIE KRISE MEISTERN UND SICH FÜR DIE POST-CORONA-ZEIT JETZT RICHTIG AUFSTELLEN KÖNNEN

1. Ausgangssituation Die Auswirkungen von COVID-19 trafen die Autoindustrie im März 2020 mit voller Wucht

Auch in vielen europäischen Ländern konnte die Reproduktionsrate des Virus durch entsprechende Maßnahmen stark reduziert werden. In diesen Ländern werden nun erste Lockerungsmaßnahmen beschlossen. So dürfen Autohäuser und andere Geschäfte in Deutschland wieder öffnen, sofern sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Auch laufen die Produktionen in Industrieunternehmen schrittweise wieder an – unter Berücksichtigung besondere Hygienemaßnahmen.

Die COVID-19-Pandemie geht ans Eingemachte der Automobilindustrie: Im März 2020 mussten kurzfristig die Verkaufsbereiche in den Autohäusern geschlossen und die Bänder in der Automobilproduktion angehalten werden. Der Staat verhängte Ausgangsbeschränkungen. Mitarbeiter arbeiteten aus dem Homeoffice – sofern möglich – oder wurden in Kurzarbeit geschickt. Potenzielle Autokunden blieben zu Hause. Denn in dieser Situation blieb wenig Zeit, sich intensiver mit dem Kauf eines Fahrzeuges zu beschäftigen. Und wenn doch, stand man zumindest ab Mitte März vor verschlossenen Türen der Autohäuser. Folge: Verkäufe und Zulassungszahlen sind weltweit eingebrochen. Mit der Automobilbranche als eine seiner Schlüsselindustrien ist das Land Deutschland von dieser Situation ganz besonders betroffen. Arbeitsplätze sind gefährdet und Forderungen nach staatlichen Unterstützungsmaßnahmen werden lauter [Zitat Dudenhöfer].

Die zuletzt positiven Nachrichten vor allem aus Kontinentaleuropa geben Anlass zur Hoffnung.

Nichtsdestotrotz wird die Situation in den kommenden Monaten hochgradig unsicher und unplanbar bleiben. Da ein klinisch getesteter Impfstoff auf absehbare Zeit nicht in Sicht ist, muss die Verbreitung des Virus durch lokale Wiederverschärfung von Maßnahmen im Rahmen gehalten werden, falls die Fallzahlen nach der Lockerung wieder ansteigen sollten. Die Automobilindustrie mit ihren globalen Absatzmärkten und Zulieferketten muss permanent mit dem Wiederaufflammen von Fallzahlen in Teilen der Welt rechnen. Die damit einhergehende Wieder-Verschärfung von Kontaktbeschränkungen erhöht die Verunsicherung von Kunden weiter und führt im schlimmsten Fall zu erneuten Lock-Downs in den betroffenen Regionen. Dies zieht wiederum tiefgreifende Veränderungen von Verhaltensmustern und Strukturen von Märkten nach sich, von denen heute noch niemand mit Sicherheit sagen kann, wie sie letztendlich aussehen werden.

Positive Signale im April und Mai, aber die Situation bleibt weiterhin unsicher Ende April ergibt sich global betrachtet ein optimistischeres, aber nach Ländern und Regionen betrachtet sehr heterogenes Bild: Insbesondere USA und Großbritannien haben mit hohen Fallzahlen zu kämpfen. In China bleibt die Ansteckungsrate seit dem Peak Ende Februar auf niedrigem Niveau.

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2. Auswirkungen und Implikationen COVID-19 hat de facto die gesamte Wertschöpfungskette der Automobilindustrie „infiziert“

Der Gesellschaft bleibt aktuell keine andere Möglichkeit, als durch Kontakteinschränkungen den Verbreitungsgrad des Virus zu minimieren, so dass eine medizinische Versorgung aller Corona-Infizierten und anderer behandlungsbedürftiger Menschen gewährleistet ist. Diese freiwilligen oder staatlich verordneten Maßnahmen zur Kontakteinschränkung führen dazu, dass wirtschaftliche Tätigkeiten zum Teil gar nicht, in der Regel aber zumindest nur mit erheblichen Einschränkungen möglich sind.

In der Automobilbranche sind dadurch sämtliche Wertschöpfungsstufen von der Supply-Chain über Produktion und Vertrieb bis hin zum Endkunden betroffen:

Die Auswirkungen von COVID-19 haben innerhalb weniger Wochen eine globale Krise verursacht: Durch die bereits erfolgte weltweite Verbreitung und hohe Ansteckungsgefahr sind mehr oder weniger alle Menschen direkt oder indirekt von gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie betroffen. An Impfstoffen und medikamentösen Behandlungsmethoden wird mit Hochdruck geforscht, medizinisch wirklich belastbare Durchbrüche sind hier nach Einschätzung der Experten kurzfristig jedoch leider nicht zu erwarten.

COVID-19 hat die ganze Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie „infiziert“ Angebot

Zulieferkette unterbrochen, initial vor allem durch Lockdown der kritischen Zulieferer-Region Hubei

Supply-Chain

Nachfrage

Produktion vollständig ausgesetzt bzw. in eingeschränkter Form wieder hochgefahren

Hauptkontaktpunkt zum Kunden verloren durch temporäre Schließung des Verkaufsbereichs von Autohäusern

Produktion

Vertrieb

Abbildung 1: Auswirkungen von COVID-19 auf die Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie

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Starke Verunsicherung zu gesundheitlichen und gesellschaftlichen Corona-Auswirkungen, Kunden nur eingeschränkt mobil

Endkunde

3. Strategische Handlungsempfehlungen Geschäftsfähigkeit aufrechterhalten und Prozesse langfristig flexibler und digitaler gestalten

men auch auf die angepassten Anforderungen einer Post-Corona-Welt einzahlen. Andernfalls sind sie nicht mehr als ein bloßes Strohfeuer und wohl auch kaum länger als ein paar Wochen durchzuhalten, da irgendwann der Brennstoff ohnehin ausgehen wird.

Kurzfristig müssen Automobilunternehmen ihre Geschäftsfähigkeit unter den Rahmenbedingungen von COVID-19 aufrechterhalten. Dazu sind zunächst einmal die Betriebsabläufe anzupassen, um die Einhaltung zusätzlicher Hygieneanforderungen sicherzustellen. Diese Anforderungen betreffen sämtliche Wertschöpfungsstufen – von zusätzlichen Hygienemaßnahmen im Wareneingang über die Anpassung des Produktionslayouts in der Fertigung zur Gewährleistung von Sicherheitsabständen und der Flexibilisierung der Kantinenzeiten zur Vermeidung von Stoßzeiten bis hin zu kontaktfreien Übergaben und Desinfizierung von Fahrzeugen in Verkauf und Service.

Leitplanke 2: Digitale Exzellenz durch technologische Fähigkeiten und agile, flexible Strukturen Die Abläufe im Kerngeschäft der Automobilunternehmen sind nach wie vor auf Planbarkeit und stabile Rahmenbedingungen ausgelegt. COVID-19 erhöht den durch Angreifer wie Tesla entstandenen Transformationsdruck in der Automobilindustrie nun aber noch einmal ganz gewaltig: „Die Zukunft von Volkswagen liegt im digitalen Tech-Konzern – und nur da“ – so VW-Vorstandsvorsitzender Herbert Diess in seiner mittlerweile im Manager Magazin veröffentlichten Rede vor seiner Führungsmannschaft am 18. Januar dieses Jahres. Und das war zu einer Zeit, als man hier in Europa COVID-19 noch für ein hauptsächlich auf China beschränktes Problem, wie die SARS-Pandemie im Jahr 2002, gehalten hat.

Darüber hinaus sind auf jeder Wertschöpfungsstufe noch einmal spezielle inhaltliche Herausforderungen zu lösen. Mögliche Maßnahmen werden in Abschnitt 4 beschrieben. Zunächst sind bei der Detailkonzeption und Umsetzung der Maßnahmen jedoch zwei übergreifende strategische Leitplanken absolut zentral für den Erfolg – wenn man sich nicht im Klein-Klein und Aktionismus verlieren will:

Das, was einen Tech-Konzern ausmacht, nämlich „Digitale Exzellenz“, ist damit mehr denn je überlebensnotwendig für Automobilunternehmen.

Sie betrifft aber eben nicht nur das Produkt Auto („iPhone auf Rädern“), sondern muss die gesamte Wertschöpfungskette eines Automobilunternehmens umfassen. An den besonders überlebenskritischen Stellen in der Wertschöpfungskette müssen nun wettbewerbsfähige technologische Fähigkeiten aufgebaut und durch die damit ermöglichte Agilisierung und Flexibilisierung von Arbeits- und Organisationsstrukturen flankiert werden. Die komplementäre Befähigung der Organisation ist eine notwendige Bedingung für den Erfolg des Einsatzes von Technologien.

Leitplanke 1: Verzahnung kurzfristiger Überlebensmaßnahmen mit langfristiger Transformation Da nach Expertenschätzung ein klinisch erprobter Impfstopf gegen COVID-19 im Jahr 2020 nicht flächendeckend verfügbar sein wird, wird sich die Gesellschaft mit den Auswirkungen von COVID-19 mindestens für diesen Zeitraum arrangieren müssen. Dies führt zwangsläufig zu mittelfristigen Anpassungen von Verhaltensmustern und irreversiblen Veränderungen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Strukturen. Daher müssen die jetzt in die Wege geleiteten kurzfristigen Maßnah-

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Eventuelle Versäumnisse oder zögerliches Handeln in der Vergangenheit rächen sich durch COVID-19 nun gnadenlos. Wer beispielsweise die Digitalisierung von Vertriebskanälen und Kundenkontaktpunkten in der

Vergangenheit gar nicht oder nur halbherzig betrieben hat, der hat durch die Schließung der Autohäuser im März dieses Jahres de facto seinen „Draht“ zum Endkunden von heute auf morgen verloren.

„Blechbieger“

„Tech-Konzern“

Flexible Strukturen und agiles Mindset

Supply-Chain

Produktion

Vertrieb

Technische Fähigkeiten und Prozesse

Abbildung 2: Durch Digitale Exzellenz vom „Blechbieger“ zum „Tech-Konzern“

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Endkunde

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