Berliner Schlachtenkupfer / Berlin Battle Engravings

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Berlin B attle Berliner Engravings Schlachten kupfer



Berlin B attle Berliner Engravings Schlachten kupfer 34 Copperplates for the Emperors of China

34 Druckplatten der Kaiser von China

Für das Ethnologische Museum – Staatliche Museen zu Berlin herausgegeben von For the Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin edited by

Henriette Lavaulx-Vrécourt | Niklas Leverenz



Inhalt Contents

6 Vorwort Nick Pearce 10 Einleitung H e n r i e t t e L ava u l x- V r é c o u r t

7 Foreword Nick Pearce 11 Introduction H e n r i e tte L avau l x-Vr éco u rt

32 Die Entstehungsgeschichte der Berliner Schlachtenkupferplatten Niklas Leverenz

33 The Creation of the Berlin Battle Copperplates Niklas Leverenz

102 Die Kupferplatten der wichtigsten Feldzüge von der Qianlong- bis zur Daoguang-­Regierungszeit Al e x e y P a s t u k h o v

103 Copperplates of the Key Military Campaigns from the Qianlong to the Daoguang Reigns Al e x e y P a s t u k h o v

238 Bibliografie L ava u l x- V r é c o u r t | L e v e r e n z 242 Autoren 244 Dank 246 Bildnachweis 248 Impressum

236 Bibliography Pastukhov 243 Authors 245 Acknowledgments 246 Image Credits 248 Colophon


Vorwort

Als der Qianlong-Kaiser (reg. 1736–1795) eine künst-

Förderung des Bildes vom Kaiser als Befehlshaber

lerische Dokumentation seiner ersten großen Feld-

und allmächtigem Herrscher (wie es in seinen zahl-

züge von den sogenannten Zehn glorreichen Feld­

reichen Darstellungen als Jäger und Soldat zum Aus-

zügen (Shi quan wu gong 十全武功) in Ostturkestan

druck kommt). Darüber hinaus ging es um westliche

zwischen 1755 und 1759 in Auftrag gab, begann damit

(künstlerische und technische) Darstellungskon-

nicht nur ein großes gemeinsames Projekt der Ver-

zepte, die unter dem Einfluss der Jesuiten am chinesi-

bildlichung, sondern wohl auch das erste Beispiel

schen Hof unter der Leitung des führenden Hofkünst-

eines kulturellen Austauschs zwischen China und

lers Giuseppe Castiglione (1688–1766) entstanden.

Europa in der Frühen Neuzeit. Was mit sechzehn

Qianlong selbst dürfte gute Gründe für die Vergabe

großformatigen, Schlachten und Siegesfeiern doku-

nach und die Durchführung des Auftrags in Europa

mentierenden Gemälden sowie mit Porträts einiger

gehabt haben. Natürlich sollten damit die kriegeri-

der prominentesten Kämpfer begann, entwickelte

schen Tugenden der Qing im ganzen Reich glorifiziert

sich zu einem großen Kupferstichprojekt, das China

werden, doch sollte ebenso die kaiserliche Macht Chi-

und Europa in einer gleichberechtigten Partnerschaft

nas, deren Aufstieg Europa seit der Eroberung durch

zusammenführte. Dabei handelte es sich nicht nur

die Mandschu in ihren Bann gezogen hatte, über die

um einen Ausdruck des Interesses am chinesischen

Grenzen hinweg bekannt gemacht und verbreitet wer-

Hof für westliche Naturwissenschaften, sondern um

den. Die militärischen Erfolge der Qing in reprodu-

eine echte Interaktion zwischen dem Qianlong-Kai-

zierbaren Stichen festzuhalten, war das ideale Mittel,

ser, der kaiserlichen chinesischen Malakademie, den

um dieses Selbstbild Chinas als Militärmacht, das bis

Jesuiten am chinesischen Hof, dem französischen

weit ins 19. Jahrhundert hinein Bestand hatte, zu pro-

Hof Ludwigs XV. (reg. 1715–1774) und den besten Gra-

pagieren. Auch die nachfolgenden Qing-Kaiser ver-

veuren in Paris.

suchten, an die Verbildlichung militärischer Erfolge

Bei diesem Zusammentreffen zweier kultureller

anzuknüpfen, auch wenn die Realität (sowohl in

Traditionen ging es um die Militärkultur, welche die

China wie auch im Westen) eine etwas andere war.

Mandschu mitbrachten, als sie China eroberten und

Im Laufe der Jahrzehnte sind mehrere Publikatio-

1644 die Qing-Dynastie gründeten, und um Qianlongs

nen erschienen, die sich mit der Entstehung und Iko6


Foreword

When the Qianlong emperor (r. 1736–1795) commis-

his many depictions as hunter and soldier), and

sioned an artistic documentation of the first major

Western concepts (artistic and technical) of repre-

campaigns of the emperor’s so-called Ten Glorious

sentation generated under the influence of the Jesu-

Campaigns (Shi quan wu gong 十全武功) in East

its at the Chinese court, led by senior court artist Gi-

Turkestan between 1755 and 1759, he was embarking

useppe Castiglione (1688–1766). Qianlong himself

not only upon a large collaborative visualization

would have had good reason for commissioning the

project, but what must be the first example of cul-

set of engravings and for having the project under-

tural exchange between China and Europe in the

taken in Europe. It would of course have celebrated

early modern era. What began as sixteen large-scale

Qing martial virtues across the empire, but it also

paintings documenting the battles and victory cele-

promoted China’s imperial power beyond its bor-

brations, together with portraits of some of the more

ders, the progress of which had enthralled Europe

prominent combatants, then developed into a major

since the Manchu conquest. Qing military success

copperplate engraving project that joined China and

through reproductive engravings were the ideal ve-

Europe in a partnership of equals. This was not ­

hicle for disseminating this self-image of China as a

merely the continuation of the fashion for Western

military power that persisted well into the nineteenth

subject matter and Western-style design, but a gen-

century with subsequent Qing emperors seeking to

uine interaction between the Qianlong emperor, the

perpetuate this visual record of military success even

Chinese imperial painting academy, the Jesuits at

though the reality (vis-à-vis China and the West) was

the Chinese court, the court of Louis XV (r. 1715–1774)

somewhat different.

of France, and the finest engravers in Paris.

Over the decades there have been several publi-

This coming together of two cultural traditions

cations that have looked at the creation and iconog-

converged around the militaristic culture that the

raphy of the engravings of the Western Campaigns

Manchus brought with them when they conquered

(particularly the first Qianlong set of East Turkestan

China and established the Qing dynasty in 1644,

prints), and more recently explored both the later

Qianlong’s promotion of the image of the emperor as

nineteenth-century sets and the surviving fragments

commander and omnipotent ruler (as represented by

of one of the original battle paintings. This present 7


nografie der Stiche der sogenannten westlichen Feld-

Die erhaltenen Kupferplatten sagen viel über die

züge (insbesondere der ersten Qianlong-Serie der

Technik aus, aber auch über die Art und Weise, wie

Ostturkestan-Stiche) befasst haben. In jüngerer Zeit

die historischen Ereignisse und die Kunstwerke in

wurden auch die späteren Serien des 19. Jahrhun-

der europäischen Öffentlichkeit aufgenommen wur-

derts und die erhaltenen Fragmente eines der origi-

den. Daher ist nicht verwunderlich, dass der Erwerb

nalen Schlachtengemälde untersucht. Das vorlie-

dieser Kupferplatten durch den damaligen Kurator

gende Buch setzt bei den Kupferplatten an und nicht

des Ethnologischen Museums Friedrich Wilhelm Karl

bei den gedruckten Kupferstichen. Die Mehrzahl der

Müller nach dem Boxeraufstand von 1900 als »sehr

noch existierenden Kupferplatten sowohl des 18. als

wünschenswert« bezeichnet wurde, und sie, wie es

auch des 19. Jahrhunderts befinden sich in der Samm-

scheint, nie in Vergessenheit gerieten. Tatsächlich

lung des Ethnologischen Museums in Berlin. Die vor-

wurden diese Stiche bereits während des Zweiten

liegende Publikation wurde von der Kuratorin dieser

Opiumkrieges (1856–1860) nach dem Brand und der

Sammlung, Henriette Lavaulx-Vrécourt, und dem

Plünderung des Yuanmingyuan als bemerkenswerte

Wissenschaftler Niklas Leverenz verfasst, der in der

Objekte beschrieben. Kurz danach hielt ein britischer

neueren Forschung Pionierarbeit zu den künstleri-

Offizier in seinem Tagebuch fest:

schen Darstellungen der Qing-Militärkampagnen geleistet hat. Hinzu kommt ein Beitrag des Militärhisto-

Habe neulich in einem der Paläste einen schö-

rikers Alexey Mikhailovich Pastukhov, der eine

nen Satz von Stichen gesehen. Er soll die Ge-

­Inhaltsbeschreibung der siebenunddreißig hier ab-

schichte des Krieges mit den Ghoorkas [sic]

gebildeten Kupferplatten auf Grundlage von chinesi-

darstellen; er trägt darunter den Namen eines

schen Primärquellen liefert. Der Wissenschaftler

französischen Priesters und ist auf 1765 datiert.

John Finlay wirkte beratend an diesem Projekt mit

Die Radierung, die Anzahl der dargestellten

und steuerte sowohl Inhalte als auch wichtiges Mate-

Figuren und die naturgetreue Anordnung ma-

rial und Übersetzungen bei. Mit einer ausführlichen

chen ihn zu einem bemerkenswerten Werk.1

Erläuterung des Herstellungsprozesses und erstmals einer detaillierten Herkunftsgeschichte der heute im

Diese Stiche sind für diejenigen, die sie heute be-

Ethnologischen Museum befindlichen Kupferplatten

trachten, nach wie vor bedeutend, und so ist es be-

bietet die Publikation einen wirklich grundlegenden

grüßenswert, diese außergewöhnlichen Werke der

Zugang zu dem Thema.

Kunst und Technik aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

So ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag zur zunehmenden Zahl an Forschungsarbeiten über die sogenannten westlichen Feldzüge als ein einzigartiges

PROFESSOR NICK PEARCE Richmond-Lehrstuhl für Bildende Kunst, Universität Glasgow Juli 2021

kulturelles Zusammenwirken, über die Rolle der Jesuiten am chinesischen Hof im 18. Jahrhundert und über die daraus resultierende Geschichte der durch die Qing in Auftrag gegebenen künstlerischen Werke. 1

John Hart Dunne, From Calcutta to Pekin: Being Notes Taken from

the Journal of an Officer Between Those Places, London 1861, S. 146.

8


volume takes as its starting point the copperplates

resonated in the European mind. It is therefore not

rather than the printed states of the engravings.

surprising to learn that the acquisition of these

Most of the surviving plates of both the eighteenth-

plates by the curator of the Ethnological Museum

and nineteenth-century projects are in the collection

Friedrich Wilhelm Karl Müller following the 1900

of the Ethnological Museum in Berlin. Authored by

Boxer Rebellion was deemed “very desirable.” It

the curator of this collection, Henriette Lavaulx-­

seems they were never forgotten. Indeed, these en-

Vrécourt, and by a scholar who has pioneered the

gravings were identified as objects of note even ear-

most recent scholarship on the Qing visualization

lier during the Second Opium War (1856–1860),

projects of the military campaigns, Niklas Le­verenz,

when the Yuanmingyuan was looted and burned.

this book also has the added benefit of a major con-

Shortly after the looting, one British officer recorded

tribution by military historian, Alexey Mikhailovich

in his diary:

Pastukhov, who provides an informed description of the content of the thirty-seven copperplates illus-

Saw a beautiful set of engravings found in one

trated here, using primary Chinese sources. The

of the palaces the other day. It is supposed to

scholar John Finlay had an advisory role in this proj-

represent the history of the war with the Ghoo-

ect, contributing content as well as important mate-

rkas [sic]; it bears underneath the name of a

rial and translations. The inclusion of a detailed ex-

French priest and is dated 1765. The etching,

planation of the production process and, for the first

the number of figures introduced, and the life-

time, a detailed provenance history of the plates that

like way in which they are grouped, make it a

now reside in the Ethnological Museum, the publica-

remarkable work.1

tion presents a genuinely original approach to the These engravings remain remarkable for those who

subject. This book therefore adds significantly to the

view them today, and so it is welcome to have this

growing corpus of research on the Western Cam-

fresh perspective on these extraordinary works of art

paigns as a unique cultural collaboration, on the role

and technology.

of the Jesuits at the Chinese court in the eighteenth century, and the subsequent history of Qing visualization projects. The surviving copperplates say

Professor Nick Pearce

much about the technology involved, but also about

Richmond Chair of Fine Art, University of Glasgow

the way in which Qing history and these productions

July 2021

1

John Hart Dunne, From Calcutta to Pekin: Being Notes Taken

from the Journal of an Officer Between Those Places (London: Sampson Low, Son, & Co., 1861), 146.

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Einleitung H e n r i e t t e L ava u l x- V r é c o u r t

In diesem Buch wird erstmals das gesamte noch exis-

det damit ein weltweit einzigartiges Konvolut.1 Die

tierende Konvolut von kupfernen Druckplatten aus

anderen drei Platten befinden sich im British Mu-

der Zeit von drei chinesischen Kaisern des 18. und

seum in London, in der Akademie der Wissenschaf-

19. Jahrhunderts vorgestellt. Die Platten zeigen Sze-

ten in Beijing und in der Houghton Library der Har-

nen verschiedener chinesischer Feldzüge in den Jah-

vard University in Cambridge, Massachusetts. Es gibt

ren zwischen 1755 und 1828. Sie sind ein Zeugnis der

Hinweise auf eine Platte in Kyoto, aber trotz wieder-

jesuitischen Missionsgeschichte in China, der Feld-

holter Anfragen bei den für die Sammlung zuständi-

züge und Politik chinesischer Kaiser, der transnatio-

gen Kuratoren konnte deren Existenz bisher nicht be-

nalen Kultur- und Handwerksverflechtung und letzt-

stätigt werden.

endlich des Kupferstichhandwerks an sich.

Anders als in Europa hat der Kupferstich in China

Insgesamt gab es achtundachtzig solcher Druck-

keine lange Tradition. Erst mit der Vermessung Chi-

platten, die während der Herrschaft der chinesischen

nas unter Mitwirkung der im Jahr 1688 in Beijing ein-

Qianlong-, Jiaqing- und Daoguang-Kaiser hergestellt

getroffenen französischen Jesuiten und dem an-

wurden. Der Qianlong-Kaiser (reg. 1736–1795) ließ

schließenden Kupferdruck von Landkarten im Jahr

achtundfünfzig Platten für fünf Feldzüge in den Jah-

1719 wurde diese Technik im Reich der Mitte ange-

ren 1755 bis 1792 herstellen, der Jiaqing-Kaiser (reg.

wendet. Etwa fünfzig Jahre später, in den Jahren 1767

1796–1820) zwei Serien von zwanzig Platten für die

bis 1774, wurden dann im Auftrag des Kaisers von

Miao- und Zhongmiao-Feldzüge und der Daoguang-

China Kupferstiche bei den bedeutendsten Stechern

Kaiser (reg. 1820–1850) insgesamt zehn Platten für

in Paris in Auftrag gegeben und in jeweils etwa zwei-

den zweiten Ostturkestan-Feldzug in den Jahren 1826

hundert Abzügen gedruckt. Sie zählen zu den groß-

bis 1828.

artigsten Stichen überhaupt und sind ein seltenes

Von den ursprünglich achtundachtzig Druckplat-

Zeugnis des intensiven Kontakts zwischen Europa

ten sind nach aktuellem Forschungsstand nur noch

und China. Diese Kupferstiche sind das einzige

siebenunddreißig bekannt. Der Großteil von ihnen,

Kunstprojekt, das jemals im Westen auf Geheiß eines

insgesamt vierunddreißig Platten, gehört zur Samm-

chinesischen Kaisers ausgeführt wurde.2 Darüber hi-

lung des Ethnologischen Museums in Berlin und bil-

naus stellt ihre Konzeption und Ausführung eines 10


Introduction H e n r i e tte L avau l x-Vr éco u rt

This book is the first to present the entire extant col-

the British Museum in London, the Academy of Sci-

lection of copper printing plates from the time of

ence in Beijing, and the Houghton Library of Har-

three Chinese emperors in the eighteenth and nine-

vard University in Cambridge, Massachusetts. There

teenth centuries, which depict scenes of various Chi-

are references to a plate in Kyoto, but despite re-

nese campaigns from the time of these three emper-

peated enquiries with the curators responsible for

ors. They are a testament to the history of the Jesuit

the collection, its existence could not be confirmed

missions in China, the campaigns and politics of Chi-

thus far.

nese emperors, transnational cultural and craft inter-

Unlike in Europe, copperplate engraving does

dependence, and ultimately the craft of copperplate

not have a long tradition in China. It was not until the

engraving itself.

survey of China with the help of French Jesuits who

A total of eighty-eight such plates existed, pro-

arrived in Beijing in 1688 and the subsequent cop-

duced during the reigns of the Chinese Qianlong, Ji-

perplate printing of maps in 1719, that this technique

aqing, and Daoguang emperors. The Qianlong em-

was applied in the Middle Kingdom. About fifty years

peror (r. 1736–1795) had a total of fifty-eight plates

later, in the years 1767 to 1774, copperplate engrav-

produced for five campaigns in the years 1755–1792,

ings were commissioned by the emperor of China

the Jiaqing emperor (r. 1796–1820) had two series of

from the most prominent engravers in Paris and each

twenty plates produced for the Miao and Zhongmiao

printed in some 200 impressions. They are among

campaigns, and the Daoguang emperor (r. 1820–

the most magnificent engravings ever made and are

1850) had a total of ten plates produced for the sec-

rare evidence of intensive contact between Europe

ond East Turkestan campaign in 1826–1828.

and China. The copperplate engravings are the only

According to current research, only thirty-seven

art project ever executed in the West at the behest of

of the original eighty-eight printing plates are still

a Chinese emperor.2 Moreover, the planning and

known to exist. The majority of them, a total of thir-

completion of the copperplates represents one of

ty-four plates, belong to the collection of the Ethno-

the most remarkable examples of the fusion of Euro-

logical Museum in Berlin and thus form a unique

pean and Asian aesthetics of the Enlightenment pe-

collection worldwide. The other three plates are in

riod. The copperplates also have a high documentary

1

11


der bemerkenswertesten Beispiele für die Verschmelzung der europäischen und asiatischen Ästhetik der Aufklärungszeit dar. Auch haben die Kupferstiche einen hohen dokumentarischen Wert für die Regierungszeit des Qianlong-Kaisers in China durch die Illustrationen von Kampfstrategien und militärischer Ausrüstung sowie durch die kurzen Lobreden, die in Form von kaiserlichen Gedichten handschriftlich auf die Drucke geschrieben oder sogar auf den Stichen eingraviert sind. Vier Platten der Pariser Serie sind noch erhalten, drei davon in Berlin und eine in der Houghton Library, Harvard University, Cambridge, MA, die anderen dreiunddreißig noch existierenden Kupferplatten sind spätere chinesische Produktionen.

Qianlong und Paris: die neue Technik des Kupferstichs Der Qianlong-Kaiser (乾隆), posthum unter dem Tempelnamen Gaozong 高宗 verehrt,3 war der vierte Herrscher der mandschurischen Qing-清-Dynastie

Abb. 1  Porträt des 38-jährigen Qianlong-Kaisers, 1749

(1644–1911)4 und regierte China von 1736 bis 1795

Fig. 1  Portrait of the thirty-eight-year-old Qianlong emperor,

unter dem Herrschaftsnamen Qianlong, was so viel

1749

wie »Himmlische Eminenz« bedeutet. Der Kaiser wollte sich bewusst als idealer konfuzianischer Herrscher, weiser Monarch und siegreicher Feldherr präsentieren und als einzigartiger Monarch in die Ge-

Hauptverwalter eines streng hierarchisch aufgebau-

schichtsannalen eingehen (Abb. 1).

ten Staatsapparates.6

5

Während der Herrschaft des Qianlong-Kaisers

Um die Idealisierung seiner Person zu erreichen,

herrschte in China ein autokratischer Absolutismus,

veranlasste der Kaiser große öffentliche Arbeitspro-

der angeblich auf konfuzianischen Prinzipien be-

jekte und umfangreiche Palastbauten. Außerdem

ruhte. Der chinesische Herrscher galt als »Sohn des

setzte er die Expansionspolitik seiner Vorgänger fort

Himmels« (Tianzi 天子), als Vermittler zwischen

und dehnte die Grenzen des Chinesischen Reiches

Himmel und Mensch. Seine Palastanlage galt als

mit ehrgeizigen Militärkampagnen stark aus. Unter

Achse und Zentrum der Welt. Von hier aus regierte

dem Qianlong-Kaiser erreichte China seine größte Ex-

der Kaiser über alle Bereiche des Reiches und war so-

pansion in der Geschichte (Abb. 2). Im Gegensatz zu

wohl der militärische Befehlshaber als auch der

vielen seiner Vorgänger nahm er an den zahlreichen 12


Qianlong and Paris: The New Technique of Copper Engraving

value for the Qianlong emperor’s reign in China as a result of the illustrations of battle strategies and military equipment, as well as the short eulogies in-

The Qianlong (乾隆) emperor, posthumously revered

scribed on the prints in the form of imperial poems.

under the temple name Gaozong 高宗,3 was the

Four plates from the Paris series are still extant, three of them in Berlin, and one in the Houghton Li-

fourth ruler of the Manchu Qing 清 dynasty (1644–

brary, Harvard University; the other thirty-three cop-

1911)4 and ruled China from 1736 to 1795 under the

perplates still in existence are later Chinese produc-

reign name Qianlong, which roughly translates to

tions.

“Lasting Eminence.” The emperor’s purposeful in-

Abb. 2  Das chinesische Großreich im Jahr 1771; nach Rigobert Bonne, L’Empire de la Chine avec la Tartarie chinoise; d’après l’atlas chinois, Paris 1779 | Fig. 2  The Great Chinese Empire in 1771. After Rigobert Bonne, L’Empire de la Chine

avec la Tartarie chinoise; d’après l’atlas chinois, Paris 1779

13


wu gong 十全武功)10 fand in Ostturkestan statt. In drei Kriegen von 1755 bis 1760 gelang es dem Qianlong-Kaiser, mit seinen Truppen ein Gebiet in Zentralasien zu unterwerfen, das große Teile des heutigen Xinjiang (Uigurisches Autonomes Gebiet Xin­ jiang) umfasste. Um die wichtigsten Ereignisse der Schlachten zu dokumentieren, wurden hochrangige Offiziere als Augenzeugen befragt und Künstler an die Front geschickt, um Skizzen der wichtigsten Schlachtenszenen anzufertigen.11 Auf Grundlage dieser Zeichnungen ließ der Kaiser, um seine großen Siege zu verherrAbb. 3  Halle des Purpurglanzes, 1879, Lai Ah Fong;

lichen, von Hofmalern der Qing-Zeit Gemälde von den

Fotografie in einem Album von Beijing und seiner Umgebung

Feldzügen ausführen. Dies geschah in Zusammen­

Fig. 3  Hall of Imperial Splendor, 1879, Lai Ah Fong.

arbeit mit vier europäischen Missionarskünstlern, die

Photograph in an album of Beijing and its ­environs

seinerzeit die Kunst am kaiserlichen Hof unter anderem durch die Einführung der Ölmalerei, der west­ lichen Perspektive und des Kupferdrucks sowie durch

Schlachten jedoch nicht persönlich teil, sondern war

die Realisierung von Architektur- und Gartenprojek-

in der Veröffentlichung der militärischen Erfolge und

ten im westlichen Stil (das berühmteste Beispiel sind

des Ruhmes seiner Herrschaft umso aktiver und er-

die europäischen Paläste in einem hybriden italieni-

finderischer. Im Wissen um die politische und sym-

schen Barockstil am Yuangmingyuan, dem sogenann-

bolische Dimension bildlicher Darstellungen setzte

ten Alten Sommerpalast nordwestlich von Beijing)

er diese gezielt ein und ließ seine großen Taten in Ge-

beeinflussten.12 Es entstanden großformatige Ge-

mälden, Gedichten, Publikationen und häufig auch

mälde (jeweils etwa 4 mal 8 Meter) auf Seidengrund,

als Inschriften auf Stelen dokumentieren.

die Schlachtenszenen und bei den militärischen Sie-

7

8

Insbesondere die für eine begrenzte Verbreitung

gen der Qing-Dynastie übliche, kaiserliche Rituale

bestimmten Drucke dienten ihm als ideales Mittel zur

darstellten.13 Diese Bilder wurden 1761 zusammen mit

Selbstinszenierung und Außendarstellung. Die in re-

Porträts verdienstvoller Offiziere (Abb. 4)14 und be-

lativ geringer Auflage produzierten kaiserlichen Dru-

stimmten Kriegstrophäen, wie zum Beispiel konfis-

cke wurden den Verwandten des Kaisers und ver-

zierten Waffen, in der Halle des Purpurglanzes (Zigu-

dienten Untertanen, etwa kaiserlichen Ministern, be-

angge 紫光閣)15 aufgehängt, einem Gebäude westlich

vorzugten Soldaten und Kriegshelden, geschenkt.

der Verbotenen Stadt in Beijing (Abb. 3 und 9), das als

Mithilfe der Drucktechnik des Kupferstichs sowie des

eine Art Ruhmeshalle für die chinesische Armee und

Holzschnitts konnte der Qianlong-Kaiser so das Wis-

die kaiserlichen Feldzüge diente. Den imperialen Tri-

sen um seine erfolgreiche Expansion des Reiches

umphen gewidmet, fanden hier Siegesbankette für

und Stärke als militärischer Führer in weite Kreise

die zurückgekehrten Soldaten statt sowie jährliche

seines Landes tragen.

Festbankette für loyale Beamte und Verbündete des

9

Einer der ersten großen Feldzüge der sogenann-

Qianlong-Kaisers. Darüber hinaus wurden hier Ge-

ten Zehn glorreichen Feldzüge des Kaisers (Shi quan

sandte aus fremden Ländern empfangen. 14


tention was to present himself as an ideal Confucian ruler, a wise monarch and victorious general, and to go down in the annals of history as a unique sovereign.5 During the reign of the Qianlong emperor, China was ruled by an autocratic absolutism ostensibly based on Confucian principles. The Chinese ruler

was considered the “Son of Heaven” (Tianzi 天子), the mediator between heaven and man. His palace complex was considered the axis and center of the world. From here, the emperor ruled over all areas of the empire. He was the military commander as well as the main administrator of a strictly hierarchical state apparatus (fig. 1).6 To achieve the idealization of his person, the emperor initiated huge public works projects and extensive palace constructions. He also continued the expansionist policies of his predecessors and greatly extended the borders of the Chinese empire with ambitious military campaigns. Under the Qianlong emperor, China achieved its greatest expansion in

Abb. 4  Porträt des Darhan, kaiserlicher Leibwächter (»shiwei«)

history (fig. 2.). However, unlike many of his prede-

des zweiten Ranges; um 1755, Ölmalerei auf Papier

Fig. 4  Portrait of Darhan, imperial bodyguard (shiwei) of the

cessors, he did not personally take part in the vari-

second rank, ca. 1755, oil painting on paper

ous battles, but was all the more active and inventive in “publicizing his military successes and the glory of his rule.”7 Well aware of the political and symbolic dimension of pictorial representations, he used

spread the knowledge of his successful expansion of

these purposefully and had his great deeds docu-

the empire and his successes as a military leader to

mented in paintings, poetry, publications, and fre-

wider circles of his empire.9 One of the first major campaigns of the emper-

quently as stele inscriptions.8 In particular, prints intended for a limited distri-

or’s so-called Ten Glorious Campaigns (Shi quan wu

bution served him as an ideal means of self-dramati-

gong 十全武功)10 took place in East Turkestan. In

zation and external presentation. Reproduced in rel-

three wars from 1755 to 1760, the Qianlong emperor

atively small number, the imperial prints were pre-

and his troops were able to subdue an area in Central

sented to the emperor’s relatives and deserving

Asia that included large stretches of what is now the

subjects, such as imperial ministers, favored sol-

Xinjiang Uyghur Autonomous Region. To document

diers and war heroes. With the help of the printing

the most significant events in the battles, high-rank-

technique of copperplate engraving as well as wood-

ing officers were interviewed as eyewitnesses and

blocks, the Qianlong emperor was thus able to

artists were sent to the front to produce sketches of 15


Die großformatigen Gemälde zu den Ostturkes-

der erneuten Aufstände in Ostturkestan darstellt. Der

tan-Feldzügen gefielen dem Kaiser so gut, dass er

Vergleich der Pariser Serie mit den später in den kai-

verkleinerte Versionen der sechzehn Schlachtenbil-

serlichen Werkstätten hergestellten Kupferplatten

der mit den wichtigsten Ereignissen der Feldzüge in

lässt eine künstlerisch und handwerklich einfachere

Auftrag gab. Nach Art der Werke des Augsburger

Gestaltung deutlich erkennen.20

Schlachtenmalers Georg Philipp Rugendas (1666– 1742), dessen Werke der Kaiser durch die am Qing-

Die Darstellungen auf den Kupferstichen

Hof tätigen Missionare kennen- und schätzen gelernt hatte, sollten die kleineren Fassungen in Kupferplat-

Die Mehrzahl der Kupferstiche stellt anschaulich

ten gestochen und reproduziert werden.16 Giuseppe Castiglione und andere Missionare am

Schlachtenszenen, Soldaten und würdige Feldherren

kaiserlichen Hof wie Jean-Denis Attiret, Ignaz Sichel-

dar. Obwohl in einer geografisch einheitlich wirken-

barth und Jean-Damascène Sallusti kopierten die

den Umgebung präsentiert, erscheinen neben einer

großformatigen Gemälde auf ein kleineres Format

Hauptszene viele andere Tätigkeiten aus räumlich

und der Qianlong-Kaiser ließ sie zum Gravieren nach

und zeitlich davon abweichenden Kampfsituationen.

Frankreich schicken, an die Academie Royale de

Hinzu kommen Schilderungen vom Empfang der

Peinture et Sculpture in Paris. Von 1767 bis 1774

siegreichen Truppen sowie der Bankettveranstaltun-

wurden unter der Leitung von Charles-Nicolas Co-

gen, welche die Kaiser für die siegreichen Offiziere

chin, dem berühmten Meisterstecher in Paris, die

ausrichteten.

17

besten Kupferstecher Frankreichs mit der Durchfüh-

Die auf den Platten sich ergebenden Geschichten

rung des kaiserlichen Auftrags zur Erstellung von

stellen nicht nur künstlerische Darstellungen von

Kupferplatten beauftragt.

Schlachten dar, sondern haben als anschauliche Il-

18

Der Qianlong-Kaiser bestellte zweihundert Ab-

lustrationen vor allem von militärischen Strategien,

züge von jeder vollendeten Platte und forderte die

von Ausrüstung und Bewaffnung einen hohen doku-

Lieferung sämtlicher Platten sowie aller Geräte, die

mentarischen Wert für die Geschichte Chinas im

für den Nachdruck weiterer Abzüge der Stiche benö-

18. Jahrhundert.21

tigt wurden. Um weitere Kupferstiche mit Darstellungen nachfolgender Feldzüge in China selbst herzu-

Zur Provenienz der Kupferplatten im ­Ethnologischen Museum

stellen, richtete man in den Qing-Hofwerkstätten ein eigenes Atelier ein. Die erwähnten Jesuiten-Hofkünstler wurden beauftragt, chinesische Künstler im Kupferstechen und -drucken zu unterrichten. Zur Regie-

Die insgesamt vierunddreißig Kupferplatten des Eth-

rungszeit des Qianlong-Kaisers wurden so in den kai-

nologischen Museums in Berlin, die ehemals in der

serlichen Werkstätten (Zaobanchu 造辦處) noch von

Halle des Purpurglanzes in Beijing oder einer Neben-

weiteren vier Kampagnen Kupferdruckplatten und

halle aufbewahrt wurden, kamen über drei verschie-

Drucke hergestellt, ferner 1797 unter dem Jiaqing-

dene Vorbesitzer in die Sammlung.22

19

Kaiser die Miao- und die Zhongmiao-Serien und im

Die ersten drei Platten mit den heutigen Inventar-

Jahre 1830 unter dem Daoguang-Kaiser eine achte

nummern I D 23601 bis I D 23603 wurden 1903 von

Serie mit zehn Platten, welche die Niederschlagung

einem Leutnant von den Brincken für 450 Mark an16


the most important battle scenes.11 Based on these

barth, and Jean-Damascène Sallusti, copied the

drawings, the Qianlong emperor had paintings of the

large-format paintings to smaller format and the

campaigns produced by Qing court painters to glo-

Qianlong emperor had them sent to France for en-

rify his great victories. This was done in collabora-

graving, to the Academie Royale de Peinture et

tion with four European missionary artists, who at

Sculpture in Paris.17 From 1767 to 1774, under the di-

the time influenced art at the imperial court by,

rection of Charles-Nicolas Cochin, the famous master

among other things, introducing oil painting, West-

engraver in Paris, the best engravers in France were

ern perspective, and copperplate printing, as well as

commissioned to execute the imperial order to pro-

by realizing Western-style architectural and garden

duce the copperplates.18

projects (the most famous example being the Euro-

The Qianlong emperor ordered 200 prints of each

pean palaces in a hybrid Italian Baroque style at Yu-

finished plate and requested delivery of the plates as

angmingyuan, the so-called Old Summer Palace

well as all the equipment needed for the reprinting of

northwest of Beijing).

additional impressions of the engravings. In order to

12

Large-scale paintings (each about four by eight

produce further copperplates with images of subse-

meters) on silk were produced, depicting battle

quent military campaigns in China himself, a sepa-

scenes and the imperial rituals that took place during

rate studio was set up in the Qing court workshops

the Qing victories. These paintings, together with

and the Jesuit court artists were commissioned to

portraits of meritorious officers (fig. 4) and certain

teach Chinese artists how to engrave and print cop-

war trophies, such as confiscated weapons, were

perplates. During the Qianlong emperor’s reign, cop-

hung in 1761 in the “Hall of Imperial Splendor,” the

perplates and prints were thus produced in the impe-

13

14

Ziguangge (紫光閣), a building to the west of the

rial workshops (Zaobanchu 造辦處) of another four

Forbidden City in Beijing (figs. 2, 9) that served as a

campaigns,19 as well as the Miao and Zhongmiao se-

kind of hall of fame for the Chinese army and impe-

ries in 1797 under the Jiaqing emperor, and an eighth

rial campaigns. Dedicated to imperial triumphs, vic-

series of ten plates depicting the renewed suppres-

tory banquets were held here for returning soldiers,

sion of the uprisings in East Turkestan in 1830 under

as well as annual banquets for loyal officials and al-

the Daoguang emperor. A comparison of the Paris

lies of the Qianlong emperor. Envoys from foreign

series with the copperplates produced later in the

countries were also received here.

imperial workshops clearly shows a simpler design

15

in terms of art and craftsmanship.20

The emperor liked the large-format paintings of the East Turkestan campaigns so much that he ordered scaled-down versions of the sixteen battle

The Depictions in the Engravings

paintings with the most important events of the campaign to be engraved on copperplates and printed in the manner of the works of the Augsburg battle

The majority of the copperplate engravings vividly

painter Georg Philipp Rugendas (1666–1742), whose

depict battle scenes, soldiers, and worthy command-

works he had come to know and appreciate through

ers. Although presented in similar geographical set-

the missionaries working at the Qing court.

tings, many other activities from different battle sit-

16

Castiglione and other missionaries at the impe-

uations are depicted alongside the main scene in a

rial court, such as Jean-Denis Attiret, Ignaz Sichel-

number of prints. In addition, there are descriptions 17


Eine letzte Kupferplatte, mit der heutigen Inventarnummer I D 24774, erwarb das Museum im Jahre 1915 für 400 Mark von Johannes Geschke. Auch dieser Ankauf wurde von Müller in die Wege geleitet. In einer Notiz schrieb er hierzu: »Herr Johannes Geschke aus Hamburg (Tsingtau), z[ur] Z[eit] in Berlin, am Weidenkamm 1a, Hotel Eremitage, brachte eine Kupferplatte, die er brieflich schon früher der Abteilung angeboten hatte« (Abb. 8).26 Wie auch andere in kaiserlichen Gebäuden untergebrachte Kunstwerke dürften sämtliche Kupferdruckplatten während des Boxeraufstandes und der Besetzung Beijings durch die alliierten Truppen zwischen Sommer 1900 und 1901 entwendet worden sein. Das Kommando über die alliierten Verbände hatte der deutsche Generalfeldmarschall Alfred von Waldersee. Sein Hauptquartier befand sich im sogenannten Winterpalast, einem Areal westlich des KaiserpalasAbb. 5  Aktenauszug zum Erwerb Leutnants von den Brincken

tes in Beijing, zu welchem auch die Halle des Purpur-

Fig. 5  Extract from the file on the acquisition of Von den

glanzes gehörte (Abb. 9). Zu jener Zeit waren kostbare

­Brincken

Gegenstände überall in Beijing erhältlich und gelangten über verschlungene Wege ins Ausland.27 Vermut-

gekauft, ein Erwerb, der von Friedrich Wilhelm Karl Müller, dem Direktorialassistenten und späteren Leiter der Ostasiatischen Abteilung des Völkerkundemuseums in Berlin, vermittelt wurde. Eine Notiz aus den Akten des Museums lautet auszugsweise: »Dr. Müller. Die Erwerbung dieser merkwürdigen Platten halte ich für sehr wünschenswert. Über den Preis würde am besten in der Sachverständigencommissionsitzung entschieden werden« (Abb. 5).23 Den Großteil der Platten, dreißig an der Zahl, erwarb Müller acht Jahre später, am 18. Juli 1911, vom Auktionshaus M. Heberle / H. Lempertz’ Söhne in Köln. Laut Archivunterlagen stammten diese vormals aus dem Besitz von Anton Goebel aus Hellinghausen

Abb. 6  Aktenauszug zum Erwerb von Heberle / Lempertz’ Söhne

(Abb. 6 und 7 ). Die Kupferplatten haben die Inven-

Fig. 6  Extract from the file on the acquisition of ­Heberle/

tarnummern I D 31743 bis I D 31772.

Lempertz sons

24

25

18


Abb. 7  Karteikarte der Kupferplatte I D 31756

Abb. 8  Aktenauszug zum Erwerb von Johannes Geschke

Fig. 7  File card of the copperplate I D 31756

Fig. 8  Extract from the file on the acquisition of Johannes Geschke

of the reception of the victorious troops, as well as

Müller, the director’s assistant and later head of the

the banquets hosted by the emperors for the victori-

East Asian Department of the Ethnological Museum

ous officers.

in Berlin. A note from the museum’s files reads in

The stories illustrated on the plates are not only

part: “Dr. Müller; I consider the acquisition of these

realistic artistic representations of battles, but also

strange plates very desirable. The price would best

represent a high documentary value for the history

be decided in the expert commission meeting”

of China in the eighteenth century through the vivid

(fig. 5).23 The majority of the plates, thirty in number, were

depictions especially of military strategies, equipment, and weaponry.

acquired by Müller eight years later, on July 18, 1911,

21

from the auction house M. Heberle/H. Lempertz’ Söhne in Cologne. According to archival documents,

On the Provenance History of the ­Copperplates in the Ethnological Museum

these formerly came from the estate of Anton Goebel from Hellinghausen (figs. 6,24 725). The copperplates have the inventory numbers I D 31743 to I D 31772.

The total of thirty-four copperplates in the Ethnolog-

A last copperplate, with the current inventory

ical Museum in Berlin, which were formerly kept in

number I D 24774, was purchased by the museum in

the Hall of Imperial Splendor in Beijing or in an ad-

1915 for 400 marks from Johannes Geschke. This pur-

joining hall, came into the collection via three differ-

chase was also initiated by Müller, and the document

ent previous owners.

on the print reads in part: “Mr. Johannes Geschke

22

The first three plates, with the present inventory

from Hamburg (Tsingtau), currently in Berlin, at

numbers I D 23601 to I D 23603, were purchased in

Weidenkamm 1a, Hotel Eremitage, brought a copper

1903 by Lieutenant von den Brincken for 450 marks,

plate which he had already offered to the department

an acquisition arranged by Friedrich Wilhelm Karl

by letter” (fig. 8).26 19


Impressum | Colophon Für das Ethnologische Museum –

Druck und Bindung | Printing and binding:

Staatliche Museen zu Berlin herausgegeben von

Grafisches Centrum Cuno, Calbe

For the Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin edited by

Umschlagabbildungen | Cover illustrations

Henriette Lavaulx-Vrécourt | Niklas Leverenz

Vorderseite | Front cover: Detail Abb. | Fig. 54 (S. | p. 110) Rückseite | Back Cover: Detail der Rückseite einer

www.smb.museum

Kupferplatte, vgl. Abb. | Detail of the reverse of a Verlag und Vertrieb | Publishing and distribution:

copperplate, cf. fig. 13 (S. | p. 25)

Deutscher Kunstverlag GmbH Berlin München Abb. S. | Fig. p. 2: Detail Abb. | Fig. 71 (S. | p. 124)

Lützowstraße 33, 10785 Berlin

Abb. S. | Fig. p. 4: Detail Abb. | Fig. 109 (S. | p. 155) Ein Unternehmen der | Part of

Abb. S. | Fig. pp. 10/11, 32/33, 102/103:

Walter de Gruyter GmbH Berlin Boston

Details Abb. | Fig. 66 (S. | p. 119)

www.deutscherkunstverlag.de www.degruyter.com Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Projektmanagement und Redaktion Verlag |

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The Deutsche Nationalbibliothek lists this publica-

Staatliche Museen zu Berlin: Marika Mäder

tion in the ­Deutsche Nationalbibliografie; detailed

Autorin und Autoren | Authors: Henriette Lavaulx-

biblio­graphic data are available on the internet at

Vrécourt, Niklas Leverenz, Alexey Pastukhov

http://dnb.dnb.de.

Übersetzungen | Translations: John Finlay Lektorat (Deutsch) | Copyediting German:

© 2021 Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer

Katrin Boskamp-Priever, Hepstedt

Kulturbesitz | Deutscher Kunstverlag GmbH

Lektorat (Englisch) | Copyediting English:

Berlin München

Aaron Bogart, Berlin Herstellung Verlag | Production management for

ISBN 978-3-422-98768-5

the publishing house: Jens Lindenhain Layout und Satz | Layout and typesetting: Edgar Endl, bookwise medienproduktion gmbh, München

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