A–Z Kunst in NRW 2000–2023

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Grußwort 6 Vorwort 8 Einführung 10

Künstlerinnen und Künstler A–Z

Christian Aberle 22 Jan Albers 24 Sonja Alhäuser 26 Özlem Altin 28 Banz & Bowinkel 30

Heike Kati Barath 32 Sebastian Bartel 34 Maximiliane Baumgartner 36

Johannes Bendzulla 38 Alisa Berger 40 Laurenz Berges 42 Tim Berresheim 44

Alexandra Bircken 46 Sabine Boehl 48 Anja Bohnhof 50 Martin Brand 52 Axel Braun 54

Matti Braun 56 Lars Breuer 58 Andreas Breunig 60 Ralf Brueck 62 Julia Bünnagel 64

Anthropozän 66 Kyoung-Jae Cho 68 Marianna Christofides 70 Cieslik und Schenk 72

Louisa Clement 74 Eli Cortiñas 76 Catherina Cramer 78 Natalie Czech 80

Paul Czerlitzki 82 Björn Dahlem 84 Danica Dakić 86 Brigitte Dams 88 Dan Dryer 90

Frauke Dannert 92 Katja Davar 94 Thea Djordjadze 96 Tatjana Doll 98

Vera Drebusch 100 Sabine Dusend 102 Carolin Eidner 104 Robert Elfgen 106

Deren Ercenk 108 Jan Paul Evers 110 exc 112 Fotografie und Bildgenerierung 114

Angela Fette 116 Luka Fineisen 118 Andreas Fischer 120 Christian Forsen 122

Christian Freudenberger 124 Sebastian Freytag 126 Sabrina Fritsch 128

Anett Frontzek 130 Isabella Fürnkäs 132 Ina Gerken 134 Christian Gieraths 136

Amit Goffer 138 Clemens Botho Goldbach 140 Philipp Goldbach 142

Tim Gorinski 144 Miriam Gossing & Lina Sieckmann 146 Manuel Graf 148

Nicholas Grafia 150 Alex Grein 152 Vivian Greven 154 Gesine Grundmann 156

Stephanie Gudra 158 Selma Gültoprak 160 Gender 162 Simon Halfmeyer 164

Tobias Hantmann 166 Fabian Heitzhausen 168 Elmar Hermann 170

Diango Hernández 172 Petra Herzog 174 Katharina Hinsberg 176 Flora Hitzing 178

Erika Hock 180 Jan Hoeft 182 Jonas Hohnke 184 Benjamin Houlihan 186

Uschi Huber 188 Christof John 190 Politisch engagierte Kunst 192 Anna K.E. 194

Heike Kabisch 196 Markus Karstieß 198 Yury Kharchenko 200 Stefanie Klingemann 202

4 Inhalt

Tessa Knapp 204 Seb Koberstädt 206 Ruppe Koselleck und Susanne von Bülow 208

Gereon Krebber 210 Julia Kröpelin 212 Florian Kuhlmann 214 Friedrich Kunath 216

Oliver Kunkel 218 Sarah Kürten 220 Postironische Generation 222 Matthias Lahme 224

Alwin Lay 226 Vera Lossau 228 Rosilene Luduvico 230 Pauline M’barek 232

Agata Madejska 234 Katharina Maderthaner 236 Claudia Mann 238 Bettina Marx 240

Lukas Marxt 242 Maren Maurer 244 Florian Meisenberg 246 Robin Merkisch 248

Ulrike Möschel 250 Guido Münch 252 Identitäten 254 Hannes Norberg 256

Christian Odzuck 258 Stephanie Pech 260 Jens Pecho 262 Martin Pfeifle 264

Phung-Tien Phan 266 Michail Pirgelis 268 Astrid Pohl 270 Anne Pöhlmann 272

Lorenzo Pompa 274 Reflexive Moderne 276 Roland Regner 278 Bernd Ribbeck 280

Claus Richter 282 Felicitas Rohden 284 Lex Rütten & Jana Kerima Stolzer 286

Leunora Salihu 288 Camilo Sandoval | Vered Koren 290 Morgaine Schäfer 292

Evamaria Schaller 294 Hedda Schattanik & Roman Szczesny 296 Silke Schatz 298

Gerda Scheepers 300 Agnes Scherer & Paul DD Smith 302 Arne Schmitt 304

Berit Schneidereit 306 Corinna Schnitt 308 Silke Schönfeld 310 Felix Schramm 312

Ulrike Schulze 314 Fari Shams 316 Vanja Smiljanić 318 Ji hyung Song 320

Lucia Sotnikova 322 Juergen Staack 324 Josef Strau 326 Monika Stricker 328

Studio for Propositional Cinema 330 Katja Stuke & Oliver Sieber 332 Chris Succo 334

Zeitbasierte Kunst 336 Andreas Thein 338 Gert & Uwe Tobias 340 Tina Tonagel 342

Jens Ullrich 344 Anna Vogel 346 Johanna von Monkiewitsch 348

Magdalena von Rudy 350 Heike Weber 352 Christoph Westermeier 354

Sebastian Wickeroth 356 Andrej Wilhelms 358 Markus Willeke 360

Franziska Windisch 362 Alex Wissel 364 Johannes Wohnseifer 366

Matthias Wollgast 368

Biografien

der Autorinnen und Autoren 372 Bildnachweis 380 Fotonachweis 382

*1983 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Essen 2013 Förderpreis des Landes

Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler (Medienkunst)

2010–2011 Gaststudium bei Rita McBride und Richard Deacon, Kunstakademie

Düsseldorf 2007–2010 Studium der Plastischen Künste bei Patrick Tosani und Christian Boltanski, École Nationale

Supérieure des Beaux-Arts de Paris (Frankreich) 2003–2009 Studium Kommunikationsdesign bei Gisela Bullacher und Herta Wolf, Folkwang Universität der Künste, Essen www.axelbraun.org

Axel Brauns Arbeiten zeichnen sich durch akribische, über einen langen Zeitraum entstandene Dokumentation aus. So sammelte er während seines Studiums fotografische Ansichten der Spuren, die Bilder und Möbel nach langer Zeit an Wänden zurücklassen. Diese »Lichtbilder« präsentierte er in exakter Originalgröße in Nachbauten der realen Räumlichkeiten. Als forensischer Fotograf und Archivar verfolgt er beharrlich die Folgen des gegen die Natur gerichteten menschlichen Handelns, etwa anhand des Donau-Schwarzmeer-Kanals, der seit dem 19. Jahrhundert geplant war, bis unter dem megalomanen Diktator Ceaușescu 1984 eine Teileröffnung erzwungen wurde. Vor Ort nahm Braun 2014/18 die Großeingriffe in die Landschaft auf, die zerstört wurde für ein letztlich marginales Projekt. Mit Nachdruck zeichnet er seither die Konsequenzen des menschengemachten Klimawandels auf die Gletscherwelt der europäischen Alpen auf, die als jahrtausendealte Trinkwasserreservoire jetzt innerhalb kürzester Zeit abschmelzen. Diesem Zusammenhang entstammt die Fotografie der Vajont-Staumauer in Nordostitalien (Die Technik muss grausam sein, wenn sie sich durchsetzen will). Die Aufstauung des Flusses führte 1963 zu einem gewaltigen Bergrutsch in den künstlichen See, dessen Flut-

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Axel Braun

Die Technik muss grausam sein, wenn sie sich durchsetzen will (Diga del Vajont, 2011)

2011 | Inkjet Print  114,4 × 92 cm Kgt. 4307, Ankauf 2018

 ZUGUNSTEN

EINER GESELLSCHAFT

VON MORGEN, FÜR DIE WIR HEUTE

SCHON BAUEN

2013/18 | Fensterscheiben der WestLB Dortmund, Plotterschrift, Stahl, Aktenordner | Maße variabel Kgt. 3862, Ankauf 2018

GESELLSCHAFT VON MORGEN, FÜR DIE WIR

welle über die Mauer über 2 000 Menschen im Tal den Tod brachte. Seither ungenutzt, steht sie als Monument menschlicher Hybris in der geschundenen Landschaft. Andere Strategien nutzt Braun zur Dokumentation rücksichtslosen Geschäftsgebarens im Finanzsektor (ZUGUNSTEN EINER

HEUTE SCHON BAUEN). Hier setzt er auf originale und rekonstruierte Teile der Architektur, die Harald Deilmann der WestLB in den Jahren des Wirtschaftswunders als »inviting facades« verschrieben hatte. In allen Bereichen aufgebläht, scheiterte die Bank nach der Finanzkrise 2012. Zitate aus 40 Jahren interner Angestelltenzeitschriften, die auf die Fensterscheiben gedruckt sind, zeigen hier den scheinbar unendlichen Höhenflug der Banker. Ulrich Schneider

Danica Dakić

*1962 Sarajevo (Jugoslawien, heute: Bosnien-Herzegowina), lebt und arbeitet in Düsseldorf und Sarajevo seit 2022

Professur für Film und Video, Kunstakademie

Düsseldorf 2011–2022 Professur, BauhausUniversität Weimar 2010–2011 Gastprofessur, Universität für angewandte Kunst, Wien (Österreich) 1988–1990 Studium in der Klasse von Nam June Paik, Kunstakademie

Düsseldorf 1985–1988 Masterstudium der Malerei, Universität der Künste Belgrad (Serbien) 1981–1985 Diplomstudium, Akademie der bildenden Künste, Sarajevo www.danicadakic.com

Danica Dakić hat eine Gruppe junger Geflüchteter fotografiert: Wie eine Theatertruppe stehen sie vor einer tropischen Idylle mit Palmen, in goldgelber Dämmerung, ein lebender Pfau hat sich zu ihnen gesellt. Doch die Hintergrundidylle ist nicht real, sondern eine bedruckte Tapete aus dem 19. Jahrhundert. Der Titel der Panoramatapete lautet Eldorado, das goldene Land. Die Europäer erzählten während der Kolonialisierung Südamerikas die Geschichte von jenem Land, in dem ein sagenhafter Goldschatz zu finden sei. Noch im 19. Jahrhundert wanderten auch viele Deutsche nach Amerika aus, in der Hoffnung, im fernen El Dorado reich zu werden. Doch die Geflüchteten in diesem Bild stehen vor einer Tapete aus einem Museum in Kassel, und hinter der Tapete ist eine Autobahnbrücke im Nirgendwo der alltagsdeutschen Industrielandschaft zu sehen: das erträumte Land des Wohlstands für viele verarmte Menschen des globalen Südens.

Die Arbeit entstand im Kontext des gleichnamigen Projekts, dass die Künstlerin für die documenta 12 2007 realisierte. Sie drehte in den Räumen des Deutschen Tapetenmuseums in Kassel filmische Szenen mit Geflüchteten vor historischen Tapeten, filmte die Aufführungen und inszenierte Fotografien wie El Dorado. Die Bildkulisse in diesem Bild entstammt der gleichnamigen Panoramatapete, die 1859 in der Manufaktur Jean Zuber & Cie. im elsässischen Rixheim bedruckt wurde.

Die Künstlerin erarbeitete mit den beteiligten Jugendlichen performative Formen, um ihre Interessen, ihre Vorstellungen von Glück und ihre Lebens-

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modelle zum Ausdruck zu bringen. Historische und moderne Tapeten im Museum dienten als Projektionsfläche für Träume und Ängste, vor denen sie ihre aktuelle Lebenssituation und ihre Sehnsüchte zur szenischen Darstellung bringen. Die Künstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Themen wie Migration, Kriegserfahrungen, politischen Umbrüchen, Selbstermächtigungen und den politischen Implikationen von Kulturtransfers. Für ihre Filme oder Fotografien arbeitet sie immer wieder eng mit jenen Menschen zusammen, deren Lebenssituationen im Zentrum der Arbeit stehen. Marcel Schumacher

El Dorado | 2006/07 | C-Print auf Alu-Dibond | 100 × 139 cm | Kgt. 3518, Ankauf 2007

Fotografie und Bildgenerierung

Unweigerlich denkt man beim Wort Bildgenerierung mittlerweile an den Einsatz sogenannter Künstlicher Intelligenz, die Anzahl der »Tools« dafür wächst kontinuierlich. Die Diskussion wird angeregt von Künstlern wie Boris Eldagsen, dessen Ablehnung eines Fotopreises für ein KIgeneriertes Bild die Frage provozierte, welche Konsequenzen die KI für die Fotografie hat und ob die Ergebnisse dieser Art der Bildschaffung noch als Fotografie bezeichnet werden können –Eldagsen, der unter dem Titel Geist siegt über Materie Vorträge hält, schlägt den Begriff »Promptografie« vor, da die Produktion KIgenerierter Inhalte mit einem »Prompt«, einer Befehlsaufforderung, gestartet wird. Fragen danach, was Fotografie genannt werden sollte, sind allerdings älter: Während der Zustand des ursprünglichen Aufnahmemediums, eines Diapositivs oder eines Negativs, also eines Unikats, die Rekonstruktion des Prozesses bis zum Papierbild erlaubt und Manipulationen erkennbar macht, ist das bei digitaler Fotografie nicht mehr möglich. Hier kann das Wirkliche durch elektronische Interpretationen ersetzt

werden, und so gibt es schon lange Zweifel daran, ob digitale Fotografien mit dem Verlust ihrer indexikalischen Beziehung zum Objekt ihrer Darstellung überhaupt noch als Fotografien bezeichnet werden können.

Peter Lunenfeld hat daher bereits im Jahr 2000 in seinem Essay Digital Photography. The Dubitative Image vorgeschlagen, diese Art der Fotografie dem Bereich der Grafik zuzuordnen.

Bei vielen Fotografien ist es allerdings neben der Bildästhetik genau diese indexikalische Beziehung zur Welt, die zu intensiver Betrachtung und Auseinandersetzung reizt.

Ein Beispiel dafür sind die konzentrierten Farbfotografien von Laurenz Berges, dessen Arbeitsweise vom dokumentarischen Stil geprägt ist und der in der Serie Etzweiler leerstehende Häuser im rheinischen Tagebaurevier erfasst und damit unpathetisch und mit Blick für Details (s)einem Thema des Strukturwandels und materiellen Verfalls treu bleibt (S. 42–43). Damit werden Berges’ Fotografien laut Virginia Heckert zu geradezu paradigmatischen Beispielen für die Visualisierung der Begriffe Erinnerung und Ort, des »Es-ist-so-gewesen«, von dem Roland Barthes in seinem Buch La chambre claire. Note sur la photographie von 1980 spricht, und die, wie Heckert meint, die Hauptursachen dafür sind, dass die Fotografien auch in Zeiten ihrer Bedrohung durch neue Technologien nichts von ihrem Reiz verloren haben.

Es lassen sich aber auch Aussagen über die Faszination des »Es-ist-so-gewesen« treffen, wenn durch die Fotografie nicht sachlich

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präzise das Vorgefundene erfasst wird, sondern zuvor Eingriffe stattgefunden haben. Anja Bohnhof und Karen Weinert stellen in ihrer Serie Abwesenheitsnotizen auf ganz andere Weise Fragen nach Orten: Sie dokumentieren leergeräumte Zimmer, das Atelier von Otto Dix, das Arbeitszimmer von Friedrich Schiller; es gibt keine Details wie Staffeleien oder Schreibwerkzeug, nur die Proportionen der Räume, den Einfall des Lichts und die Frage danach, wie solche Orte, an denen Kunst und schöne Literatur entstanden sind, wirken, wie viel an Projektion und Inszenierung notwendig ist, ob trotz allem eine Art Aura zu spüren ist, die sich dem Zusammenklang von Bildtitel und dokumentarischem Zugriff verdankt (S. 50–51). Motivischer und konzeptueller Ausgangspunkt für eine Inszenierung, in der Räume zur Kulisse werden, ist bei Danica Dakić die Panoramatapete El Dorado aus dem Jahr 1849; der Titel verweist auf ein sagenhaftes Goldland, das zum Sinnbild für die Suche nach einer paradiesischen Welt wurde. Dakić arbeitete mit einer Gruppe von Jugendlichen zusammen, die in einem Heim für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Kassel untergebracht waren; auf dem Bild posieren sie selbstbewusst und spielerisch vor der historischen Tapete, die als Projektionsfläche ihrer Träume dienen kann. Entscheidend für Dakićs Arbeit ist die Kommunikation mit den Porträtierten und der doppelte Hintergrund: Hinter den Palmen auf der üppigen Tapete ist eine karge Landschaft mit einer Autobahnauffahrt sichtbar, die Wirklichkeit dringt auf unterschiedliche Weise ins Bild (S. 86–87).

Dokumentarisch oder inszeniert: Alle vier Fotografinnen und Fotografen haben Interesse an dem, was ist. Das, was möglich ist, wird nicht generiert, sondern künstlerisch gestaltet. In einem meiner Lieblingscomics von Gary Larson kündigt eine Moderatorin als nächsten Sprecher den Autor des Buchs Der Geist siegt über die Materie an – man sieht ihn beim Betreten der Bühne mit einem Pfosten zusammenstoßen, der sicher schon länger da gestanden hat. Nicht immer gelingt Transzendierung. Für die Fotografie gibt es interessante Möglichkeiten, sich mit der Materie, dem Realen, der Wirklichkeit auseinanderzusetzen.

Die Beispiele aus der Sammlung des Kunsthauses NRW Kornelimünster sind dafür beredte Zeugnisse. Kerstin Stremmel

Miriam Gossing & Lina Sieckmann

Künstlerinnengruppe seit 2012

Miriam Gossing *1988 in Siegburg, lebt und arbeitet in Köln und Portland, OR (USA) 2017 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler (Film) 2016–2017 Gaststudium bei Rita McBride, Kunstakademie Düsseldorf 2009–2015 Studium Experimentalfilm, Performance und Fotografie bei Matthias Müller, Phil Collins, Johannes Wohnseifer, Beate Gütschow und Sophie Maintigneux, Kunsthochschule für Medien Köln

Lina Sieckmann *1988 in Engelskirchen, lebt und arbeitet in Köln und Portland, OR (USA) 2017 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler (Film) 2016–2017

Gaststudium bei Rita McBride, Kunstakademie Düsseldorf 2009–2015 Studium Experimentalfilm, Performance und Fotografie bei Matthias Müller, Phil Collins, Johannes Wohnseifer, Beate Gütschow und Sophie Maintigneux, Kunsthochschule für Medien Köln www.gossing-sieckmann.com

Die Filmemacherinnen Miriam Gossing & Lina Sieckmann untersuchen in ihrem Film One Hour Real das populäre Phänomen der sogenannten Escape Rooms Games, die oftmals verblüffend echt die stilistische Atmosphäre von Horror- oder Genrefilmen imitieren. In diesen detailgetreu inszenierten Settings zu zweit oder in der Gruppe eingesperrt und permanenter Kameraüberwachung ausgesetzt, gilt es, anhand von Hinweisen Rätsel zu lösen, um sich möglichst schnell aus den Räumen zu befreien: Lustvoller Thrill gestaltet sich in diesen Escape Rooms als erlebte Sequenz in Echtzeit. Für One Hour Real filmten die Künstlerinnen in niederländischen Escape Rooms auf analogem 16-mm-Filmmaterial, das anschließend auf HD-Video transferiert wurde. Die Körnung des Spielfilms ist diesen »Film-Bildern« ebenso eingeschrieben wie die Topoi des illusionären Unterhaltungskinos.

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Im Kunsthaus NRW Kornelimünster wurde der Film installativ in einem Raum der historischen Prälatur gezeigt, der durch vier Türen und ein reiches Bildprogramm charakterisiert ist. Gossing & Sieckmann produzierten für den Ausstellungsraum die dreiteilige Fotoserie VEIL R/Y/B. Die Fotografien zeigen auf schwarzem Untergrund abstrahiert wirkende ornamentale Formen in den Primärfarben rot, gelb und blau. Bei genauer Erkundung entschlüsseln sie sich als freigestellte Darstellungen der Schleier, die auf den Deckenfresken die nackten Körper der Putti umspielen. Die Künstlerinnen fokussieren in den surreal anmutenden Bildern auf die Verhüllung selbst, auf die Imitation von Texturen und auf die täuschende Darstellung von Realitäten – Motive, die in ihren kinematografischen Arbeiten und Installationen immer wieder erscheinen. Elke Kania

VEIL R/Y/B | 2018

C-Prints | 3-teilig, je 80 × 100 cm

Kgt. 4371, Ankauf 2018

 One Hour Real | 2016

Videoinstallation, 16 mm transferiert zu HD-Video, Farbe, Ton | 13 Min.

Kgt. 3890, Ankauf 2017

Nicholas Grafia

*1990 in Angeles City (Philippinen), lebt und arbeitet in Düsseldorf 2019–2021 Meisterschüler von Dominique Gonzalez-Foerster 2016–2019 Studium bei Dietmar Lutz, Johannes Paul Raether, Rita McBride und Dominique Gonzalez-Foerster, Kunstakademie

Düsseldorf 2015–2016 Studium, School of Arts and Cultures, Newcastle (Großbritannien)

2012–2016 Studium bei Shana Moulton und Daniele Buetti, Kunstakademie Münster www.peresprojects.com/artists/ 44-nicholas-grafia/

Nicholas Grafia arbeitet in den Bereichen der Malerei, Performance sowie in zeitbasierten Medien. Seine visuelle Sprache entwickelte er aus der Beschäftigung mit postkolonialen und -humanen Themen, der eigenen Geschichte, dem Unheimlichen und Absurden sowie queerer Ikonografie wie auch der Popkultur. Grafia thematisiert kulturelle und sexuelle Identität, gerade auch bei nichtweißen Personen, er hinterfragt Stereotypen, etablierte Machtverhältnisse und Konventionen in einem heteronormativen westlichen Umfeld, dezidiert also Prozesse des sozialen Andersseins, der Ex- und Inklusion. Die Raumsituation At the Gym I (Working on my Bod) erinnert an ein griechisches Theater, von klassischen Säulen gerahmt, vor rotem Himmel, der auch als Vorhang gelesen werden kann. Der graue Boden zeigt farbige Symbole, wie sie sich auf Controllern einer Playstation finden; sie hinterfragen ironisch die

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im Titel der Arbeit angedeutete Absicht der Selbstoptimierung. Die beiden sich durch das Bild streckenden fluiden Wesen tragen dunkle Kostüme und an Horrorfilme erinnernde Masken. Das zum Schrei verzerrte Gesicht spielt auf einen Klassiker der Kunstgeschichte an, wird aber von Grafia als Metapher für eine nichtweiße Person verstanden, die in einer weißen Welt als Bedrohung, da das Andere verkörpernd, betrachtet wird. In derselben Technik mit Acryl, Gouache, Tusche, Öl und Sprühfarbe ausgeführt, scheint At the Gym II (Selfportrait in a Bathrobe) das Szenario fortzuspinnen: die bereits bekannte Bühne, auf der sich die Figur ebenfalls bewegt, neblig unklar, der modisch-sportliche Bademantel mit den drei Streifen verdeckt den Körper, die Maske spielt weiterhin eine Rolle. Das Fitnessstudio wird so Ort einer weiteren Performance.

At the Gym II (Selfportrait in a Bathrobe) 2017 | Acryl, Gouache, Tusche, Öl, Sprühfarbe | 150 × 125 cm

Kgt. 4467, Ankauf 2020

 At the Gym I (Working on my Bod) | 2017

Acryl, Gouache, Tusche, Öl, Sprühfarbe | 150 × 125 cm Kgt. 4466, Ankauf 2020

Selma Gültoprak

*1983 in Gummersbach, lebt und arbeitet in Köln 2007–2012 Studium bei Stefanie Stallschus, Phil Collins und Johannes Wohnseifer, Kunsthochschule für Medien Köln 2005–2007 gestaltungstechnische Assistentin für Grafik- und Objektdesign, RichardRiemerschmid-Berufskolleg, Köln www.selma-gueltoprak.com

Selma Gültoprak extrahiert Geschichte(n), die in Bildern, Gegenständen, Materialien eingeschrieben sind, und collagiert sie in ihren Werken zu neuen Erzählungen. Das Spektrum ihrer künstlerischen Praxis reicht von Objekten, Collagen, Fotografien zu Installationen und Interventionen in den öffentlichen Raum.

In der dreiteiligen Werkserie The Inmost Wilderness überlagern sich verschiedene historische und kulturelle Erzählungen der Türkei. Gültoprak hat gefundene Fotografien von Angehörigen des türkischen Militärs abfotografiert und die Köpfe der Männer durch eine Tulpenblüte ersetzt, das Bild anschließend mit Graffiti-Tags – Interpretationen des Werktitels, die die Künstlerin von Menschen in Istanbul gesammelt hat – überschrieben. Die Tulpe als inoffizielles Em-

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blem der Türkei und Symbol für eine kulturell prosperierende Zeit verschmilzt mit den Körpern derjenigen, die von Atatürk als Behüter der Republik eingesetzt wurden, überschrieben von den Stimmen derjenigen, welche die heutige Türkei als Bürgerinnen und Bürger repräsentieren. Ein poetischer Titel und ein poetisches Bild verbinden sich zu einer offenen Frage über den Zustand eines Staatsgebildes heute.

Die Installation Bushaltestelle Deutschland, eine Gemeinschaftsarbeit mit Vera Drebusch, die über mehrere Wochen im öffentlichen Raum in Köln platziert wurde, war ursprünglich nur in den Farben Schwarz, Rot, Gold besprayt. Ohne Busanschluss ihrer eigentlichen Funktion beraubt, lud sie nun ein zum Verweilen – im nationalen Flaggengewand. Wer kommt in Deutschland an, mit welchem Ziel, welchen Hoffnungen? Und wie geht die Reise weiter? Am Ende ist der nationale Farbcode nur noch Grundierung, überschrieben mit den Tags derjenigen, die diesen Ort des temporären Aufenthalts besucht haben. Tasja Langenbach

Selma Gültoprak & Vera Drebusch Bushaltestelle Deutschland 2017 | Bushaltestelle, Airbrush, Graffitis Kgt. 4490, Ankauf 2018

 The Inmost Wilderness II 2017 | Markierstift, überarbeitete gefundene Fotografie | je 50 × 35 cm Kgt. 3964 und Kgt. 3903, Ankauf 2018

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Friedrich Kunath

*1974 in Karl-Marx-Stadt, lebt und arbeitet in Pasadena/Los Angeles (USA)

2006 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler (Bildende Kunst)

1993–1998 Studium bei Walther Dahn, Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig www.friedrichkunath.com

Die Gemälde und Objekte von Friedrich Kunath sind wie gute Popsongs: eingängig, vielleicht etwas glatt wirkend, aber sexy und stimmig in der Mischung. Endlose Sonnenuntergänge, Schriftzüge von Plattencovern oder Cartoonfiguren werden über Farbverläufen à la Instagram-Ästhetik arrangiert, oft mit einem Regenbogen versehen. Der US-amerikanische Kunsthistoriker James Elkins empfiehlt für die Beschreibung von Kunaths Œuvre Vokabeln wie unverstellt, humorvoll, spielerisch. Kunath könne als ein Vertreter des »New Romanticism« gelten. Diese Strömung setzte um die Jahrtausendwende ein und ist gekennzeichnet durch eine Hinwendung zu Topoi von Schönheit. Das Bekenntnis der neuen Romantiker zu Sentiment und heiterer Erhabenheit kann als Reaktion auf die Beschränkungen der Moderne und auf den Intellektualismus der Postmoderne gesehen werden. Das Gemälde Ohne Titel in der Sammlung, ein mittelgroßes Querformat, besticht durch einen Remix aus linearen und flächigen bildlichen Elementen. Die zentrale Umrissfigur – der Figurenwelt Wilhelm Buschs entnommen – wird vor wolkenartigen Aquarellflächen von einem schwungvollen Pinselstrich in Acryl touchiert. Diese Verschmelzung unterschiedlicher Techniken der Bildkunst erinnert an die Methode des Samplings in der zeitgenössischen Unterhaltungsmusik. In Publikationen listet Kunath die im Atelier gehörte Musik ebenso auf wie die Parfüms, die er zur Rezeption seiner Ausstellungsinszenierungen empfiehlt. Treffsicher changiert die Kunst des passionierten Tennisspielers Kunath zwischen vermeintlicher Naivität und pointierten Referenzen, jeder »Break« sitzt. Elke Kania

Ohne Titel | 2007 | Aquarell, Acryl auf Leinwand | 65 × 80 cm | Kgt. 3510, Ankauf 2007

286 Lex Rütten & Jana Kerima Stolzer

Künstlerinnen- und Künstlergruppe seit 2016

Lex Rütten *1989 in Mönchengladbach, lebt und arbeitet in Dortmund 2020 Meisterschüler von Dominique Gonzalez-Foerster 2017–2020 Studium der Freien Kunst bei Dominique Gonzalez-Foerster, Kunstakademie Düsseldorf 2013–2017 Studium der Freien Kunst bei Cornelius Völker, Kunstakademie Münster

Jana Kerima Stolzer *1989 in Kandel, lebt und arbeitet in Dortmund 2017–2018 Meisterschülerin von Aernout Mik 2014–2017 Studium der Freien Kunst bei Aernout Mik, Kunstakademie Münster 2010–2015 Studium der Fotografie, Folkwang Universität der Künste, Essen

www.thisisinternet.de

In den häufig raumgreifenden Installationen von Lex Rütten und Jana Kerima Stolzer verbinden sich natürliche Lebewesen, artifizielle Charaktere, technoide Strukturen und Objekte zu komplexen Environments, die aus oft überraschenden Perspektiven über die Verflechtungen, Verwirrungen und Symbiosen zwischen Mensch, Natur und Technik im Zeitalter des Anthropozäns reflektieren. Welche Folgen hatte das Eingreifen der menschlichen Spezies in die Kreisläufe der Natur bislang, in welcher direkten Abhängigkeit steht das menschliche Überleben von Bakterien, Mikroorganismen, Pilzen, die lange vor uns die Erde bevölkerten und lange nach uns noch existieren werden, und wie verändert die zunehmende Beschleunigung und globale Vernetzung aller menschlichen und natürlichen Prozesse unser zukünftiges Habitat – und kann der Mensch sich daran überhaupt noch selbst anpassen?

In der Musical-Installation in the flood (1), die aus drei computergenerierten Animationen und einer veränderlichen Raumplastik aus ausrangierten Fließbandarchitekturen besteht, besingen drei Avatare den Strukturwandel, seine Abhängigkeiten und Folgen. »We cannot stop the flood, if we stop we will crash the cash«, intoniert Avatar 1 lakonisch und beschreibt die Dynamiken eines immer schneller werdenden Stroms aus Waren und Daten mit dem Ziel einer immer kleiner werdenden Latenz zwischen »click« und »collect«. Avatar 2 schwebt, verspannt in einer Netzmatrix, in der technoiden Architektur global agierender Logistikzentren und sinniert über die neue Vermessung der Welt nach den Parametern der Effizienz, während Avatar 3 die Perspektive derjenigen Erdbewohner einnimmt, die als Jahrmillionen alte Mycelien diese Entwicklung gelassen überdauern werden.

Tasja Langenbach

in the flood (1) | 2020

Videoinstallation, 3 HD-Videos auf Monitoren (Farbe, Ton), Schwerlastregal, Rollband, Anti-Ermüdungsmatten, Röllchenbahnen, Hallenbeleuchtung

20:53 Min. | Kgt. 4511, Ankauf 2022

Hedda Schattanik & Roman Szczesny

Künstlerinnen- und Künstlergruppe seit 2014, unter dem Namen Hedda Roman seit 2022

Hedda Schattanik *1992 in Westerstede, lebt und arbeitet in Düsseldorf 2018 Meisterschülerin von Andreas Gursky 2013–2017 Studium bei Andreas Gursky, Marcel Odenbach, Elizabeth Peyton und Dominique GonzalezFoerster, Kunstakademie Düsseldorf

Roman Szczesny *1987 in Bensberg, lebt und arbeitet in Düsseldorf 2021 Meisterschüler von Marcel Odenbach 2013–2021 Studium bei Andreas Gursky, Marcel Odenbach, Elizabeth Peyton und Dominique Gonzalez-Foerster, Kunstakademie Düsseldorf

www.heddaroman.com

In langsamen Fahrten scannt die Kamera die Oberflächen eines verlassenen Apartments, von dessen früheren Bewohnern nur wenige Anzeichen zeugen. Spuren der organischen Verwesung finden sich neben Spuren des Digitalen, die Stimme einer jungen Frau überblendet sich mit ihrer computerisierten Verzerrung, ihr Körper, der in diesem Raum einmal agiert hat, nimmt lediglich noch als Avatar auf dem Bildschirm Gestalt an. Im Verlauf des Videos Apartment Monologue wechselt der Blick in den Außenraum, dokumentiert den umgebenden Naturraum – in all seiner konstruierten Künstlichkeit. Die Erzählung einer gescheiterten Liebe tönt aus den Wänden des Apartments; Wände, die durch die Integration von smarten Technologien immer durchlässiger werden und die keinen Schutz geben konnten vor den Verunsicherungen des Außen. Ein brennendes Auge, der Zugang zur Seele und Symbol für die Verbindung von Innen- und Außenwelt, schwebt über der Szenerie. Die deformierten Knetfiguren, die zum Schluss das Innen bewohnen, bevor auch das Haus selbst in Flammen aufgeht, erscheinen wie ein Kondensat dieser menschlichen Seelen, die kein sicheres Zuhause, weder im Anderen, noch in den von ihnen bewohnten Räumen, mehr zu finden scheinen. Es sind surreale, symbolbehaftete und doch allzu menschliche Räume, die Hedda Schattanik und Roman Szczesny in ihren Videowerken und computergenerierten Zeichnungen entstehen lassen, in denen sich digitale und analoge Ausdrucks- und Erzählformen in komplexen Collagen zu neuen Ordnungen zusammenfügen. Künstliche und menschliche Intelligenz gehen dabei, ganz wie im echten Leben, auch im künstlerischen Schaffen eine untrennbare Verbindung ein und gestalten gemeinsam Visionen an der Schwelle zu einer möglichen Zukunft. Tasja Langenbach

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Apartment Monologue | 2018 | Videostills, 8K, HDR-Video, 65 Zoll, Farbe, Ton | 12 Min. | Kgt. 4501, Ankauf 2020

324 Juergen Staack

*1978 in Doberlug-Kirchhain, lebt und arbeitet in Düsseldorf 2021 Gastprofessur bei Martin Schwenk, Kunstakademie Mainz 2006 Meisterschüler von Thomas Ruff 2002–2008 Studium bei Thomas Ruff und Christopher Williams, Kunstakademie Düsseldorf 1999–2002 Ausbildung zum Fotografen, Wuppertal www.juergenstaack.com

Snow Walk (Fig.04, Line) | 2013 2-Kanal-Soundinstallation, Loop, 2 Dolby Surround-Lautsprecher, Soundanlage, Beton | Maße variabel Kgt. 3812, Ankauf 2015

 SOLAR COPY – Shadows of Plants No. 043 | 2019

Cyanotypie | Rahmenmaß 40 × 30 cm, Bildmaß 18 × 13 cm Kgt. 4317, Ankauf 2019

Ein knisterndes Geräusch am wahrscheinlich kältesten Ort der Welt, der dauerhaft bewohnt wird, begegnet einem Schatten an einem der trockensten Orte der Erde. Für Snow Walk besuchte Juergen Staack das Dorf Oimjakon in Sibirien, wo der Atem sofort zu Eiskristallen gefriert. Dort schritt er bei minus 50°C Grundformen im Schnee ab und nahm das Knistern als Raumsound auf: Linie, Dreieck, Viereck und andere geometrische Figuren. In der Ausstellungsinszenierung sind in Beton gegossene Lautsprecher als Endpunkte dieser Formen aufgestellt. Zwar kann der Betrachter oder die Betrachterin die Linie im Ausstellungsraum nicht sehen, aber akustisch wahrnehmen. Die Besuchenden hören, wie das Knirschen der in den Schnee sinkenden Schritte von einem Lautsprecher zum nächsten wandert. Es ist ein spezifischer Ton, der bei einem Grad mehr oder weniger ein anderer wäre. Im Raum entsteht eine Tonzeichnung. Die zunehmende globale Erwärmung und die Ausbreitung der Wüsten hat Staack dazu angeregt, für die Serie SOLAR COPY in die Wüste Gobi in der Mongolei zu reisen. Diese Wüste liegt im Zentrum des asiatischen Kontinents. Dort wachsen Pflanzen, die der extremen Trockenheit trotzen. Staack hat die Schatten dieser Pflanzen festgehalten. Während die

klassische, analoge Fotografie die Welt durch einen Apparat aufnimmt, findet bei der Cyanotypie die Lichtbildaufnahme unmittelbar auf dem Bildträger statt. Das UV-Licht in der Wüste ist so intensiv, dass der Schatten auf dem Boden ausreicht, um die Konturen der Pflanze innerhalb kurzer Zeit auf dem Fotopapier abzubilden. Seit seinem Studium beschäftigt sich Juergen Staack immer wieder mit alternativen Formen der Fotografie und Techniken zur Sicherung von Vergänglichem wie Stimmen oder Geräuschen. Seine Untersuchungen verfolgen dabei das Motiv der Zeit. Ist es oft der kurze Moment, den die Fotografie einzufangen versucht, ist es bei Staack die vergehende Zeit, die der Künstler auf einen Bild- oder Tonträger bindet. Marcel Schumacher

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