BIM - Building Information Modeling I Management

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Kapitel Bauherren ı Betreiber

Der Neubau des Felix Platter-Spitals wird eines der ersten BIM-Projekte in der Schweiz sein. Nicht nur die gewählte Wettbewerbsart, sondern auch der Zeitpunkt der BIM-Anforderung bereits im Wettbewerbsverfahren ist ungewöhnlich. Was sind die Beweggründe dafür, was versprechen Sie sich davon?

∫ Neubau Felix Platter-Spital, Basel / Schweiz. Zweistufiger Gesamtleistungswettbewerb. Das Verfahren untersteht dem GATT/WTO-Übereinkommen über das öffentliche Beschaffungswesen (GPA) vom 15. April 1994. Zeitschiene: April 2013 Bekanntmachung der öffentlichen Ausschreibung Stufe 1: Betrachtung der Projekt- und Betrachtungsperimeter in Form eines offen ausgeschriebenen anonymen Projektwettbewerbs. Abgabe: August 2013, Bekanntmachung Auswahl: November 2013 Stufe 2: Betrachtung des Projektperimeters in Form einer nicht anonymen Bearbeitungsphase mit Workshops und Expertengesprächen. Abgabe: Juni 2014, Bekanntmachung Auswahl: Dezember 2014 ∫ Die Zusammensetzung der Teams besteht aus dem Totalunternehmer (TU) und den folgenden Fachbeteiligten: Architekten, Spitalplaner, Landschaftsarchitekt, Fachplaner HLKK, Fachplaner Sanitär, Fachplaner Elektro, Fachplaner MSRL, Haustechnikkoordinator, Bauingenieur, Bauphysiker, Gastroplaner, Medizinaltechniker und BIM-Koordinator. ∫ Verfasser Siegerprojekt »HandinHand« Totalunternehmer: ARGE BAM Swiss AG, Basel / BAM Deutschland AG, Stuttgart /Marti Generalunternehmung AG, Bern Architekt: wörner traxler richter planungsgesellschaft mbh, Frankfurt am Main mit Holzer Kobler Architekturen, Zürich Spitalplaner: Health Company Dresden GmbH, Dresden Landschaftsarchitekt: club L94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln BIM-Koordinator: BAM Deutschland AG, Stuttgart Projektdaten BGF: 44.000 m² BRI: 161.000 m³ Projektbeginn: Januar 2015 Projektbezug: Juli 2018

∫ Swiss Diagnosis Related Groups, Tarif-System u.a. für stationäre akutsomatische Spitalleistungen. Mit ihm lassen sich Patienten anhand diagnostischer und demographischer Daten in sog. »Fallgruppen« verorten. Es wurde 2012 eingeführt und mit ihm die Spitalfinanzierung verknüpft. ∫ Lebenszykluskosten, siehe Glossar, S.124

Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas ausholen und die Erfahrungen aus den bisherigen Bauprojekten analysieren. In der Vergangenheit haben lange und komplexe Projektrealisierungen und umständliche Freigabeprozesse, teils politisch motiviert, teils den Auftragoder Geldgebern geschuldet, den Projektalltag bestimmt. Eine ästhetische wie prägnante Architektur stand im Vordergrund. Wenn Gebäude und Betriebsabläufe im Einklang standen, reibungslos abliefen, war man zufrieden. Allerdings entsprach die Dokumentation – analoge Planungsunterlagen und -stände, die nicht immer die Realität abbildeten, und ergänzt durch Eintragungen per Hand oder in den Köpfen einiger Mitarbeiter der technischen Dienste gespeichert – nicht dem erforderlichen Standard. Mit dem Blick in andere Branchen wird die Herausforderung schnell sichtbar: die klassische Projektentwicklung mit ihren zahlreichen Phasen von Kostenoptimierungen hat ausgedient. Würde die Automobilindustrie ihre Projekte so realisieren, wie dies im Schweizer Spitalwesen üblich ist, würde ein Fiat 500 wohl über 100.000 CHF kosten. Also ist das Fazit: was für andere Branchen seit Jahren gilt, muss auch für Bauprojekte im Gesundheitswesen möglich sein. Der Weg, den wir beschreiten, ist radikal, denn wir schaffen unsere eigenen Spielregeln. Nach der Entscheidung gegen eine Sanierung und weiterhin ungünstige Betriebskosten im Bestand und für einen Neubau haben wir uns die Zeit genommen, in einer kleinen Arbeitsgruppe die strategischen Prämissen für das Leistungsgerüst beim Neubau festzulegen. Nach dem Motto »structure follows process, follows strategy« wurde ein Modellkrankenhaus auf Basis der zukünftigen Markteinschätzung gestaltet und mit einem Businessplan zur Finanzierung und Refinanzierung komplettiert. Der Businessplan ist ein wesentlicher Punkt, denn seit 2012 ist das Felix Platter-Spital eine Anstalt der öffentlichen Rechts mit der Auflage, eine Refinanzierung unter den Prämissen der SwissDRG zu stemmen. Für uns steht die architektonisch »schöne« Lösung ebenso im Fokus wie eine optimale Prozessorganisation. Baurealisation und Betrieb sind als Einheit zu sehen. Der Blick muss von der tagesorientierten Betriebstüchtigkeit und Funktionsfähigkeit des Spitals zur »Life-Cycle«-Betrachtung gehen, vom spezifischen technischen Fokus zur Integralen Liegenschaftslösung. Diesen Wechsel erwarten wir uns durch die konsequente Anwendung der BIM-Methodik. Uns ist durchaus bewusst, dass BIM-spezifisches Fachwissen in der Schweiz relativ neu ist und die Planungs-Teams zum Teil zum ersten Mal systematisch mit dieser Methodik arbeiten müssen.

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