Debatare #4

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Unabh채ngiges Magazin rund um die Metallbearbeitung zur EMO Hannover 2013

EMO


Was ist Debatare? Debatare ist ein junges Magazin und berichtet über gesellschaftlich rele­ vante Themen. Es wird von jungen Journalisten aus ganz Deutschland produziert und richtet sich an eine junge Zielgruppe. Die junge Perspekti­ ve bringt frische Ideen und neue Ansät­ ze in die Berichterstattung. Der kultivierte Streit ist ein zentraler und notwendiger Bestandteil unseres Lebens. Ohne kritisches Hinterfragen von bestehenden Positionen und dem fortwährenden Zwang zur besseren Begründung von Standpunkten fehlen wichtige Motoren für gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritt. In dieser Tradition hinterfragt Debatare und bietet Meinungen und Hin­ tergründe. Nicht Meldung, sondern Meinung. Nicht Tempo, sondern Tiefgang. Nicht monome­ dial, sondern multimedial: Das ist der Anspruch von Debatare.

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Die Typfrage Die metallene Typenlehre scheint eindeutig: 41,6 Prozent der Männer wären aus Titan, wenn Sie sich ein Metall aussuchen könnten. Titan, ein leichtes, aber eben auch ein sehr stabiles Material. Stahl kommt dagegen auf Platz zwei. Es ist nur stabil, und auch ein wenig antiquiert. Wer modern ist, oder es sein will, wählt Titan. Das war zumindest das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage auf der größ­ ten Messe für die Metallbearbeitung in Hannover, in Fachkreisen als EMO bekannt. Keine Emos auf der EMO Wer auf eine Messe fährt, die mit dem Namen EMO lockt, ist vielleicht enttäuscht dort stahlharte Typen zu treffen, aber keine richtigen Emos. Diese schleppen zwar auch eine Menge Metall mit sich rum, in Form von Piercings vielleicht 500 Gramm pro Person. Wenn sich die Branche der Metallbearbeiter trifft sind es locker 40.000 Tonnen Gewicht. Und nicht nur die Masse ist beeindruckend. Mit Hilfe von Apps können haus­ große Maschinen gesteuert werden. Roboter können nicht nur stupide Aufga­ ben ausführen, sondern sie lernen aus ihren Fehlern und können ganze Pro­ duktionen am laufen halten. Das alles spricht dafür, dass Produkte aus Deutschland auf dem Weltmarkt gut positioniert sind. Doch auch andere Ländern, wie etwa Taiwan, wollen den Markt erobern. Wir stellen die Frage, was das Label „Made in Germany“ noch wert ist. Dass es für gute Produkte gut ausgebildete Mitarbeiter braucht liegt auf der Hand. Einige Auszubildende haben uns ihren Arbeitsplatz gezeigt. Dort wurde unter anderem programmiert, gefräst und gedreht. Und nebenbei haben sie uns erzählt, wie sie ihre Zukunft in der Branche sehen. Und eine weitere Strategie, um auf dem Markt erfolgreich zu sein, lautet: Schöner sein. Wie Design Produkte nicht nur besser macht, sondern auch besser verkauft, haben uns Hersteller und Designer verraten. So stehen hinter Titan-Typen und stahlharten Männern spannende Geschich­ ten, die wir in diesem Heft erzählen. Nur die Emos kommen nicht mehr vor. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre! Euer

Gregor Landwehr

Impressum Dieses Magazin ist in Zusammenarbeit mit der Impuls-Stiftung des VDMA (Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau e. V. ) und dem VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) entstanden.

Herausgeber: Debatare – Akademie für neuen Journalismus gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt). Vertreten durch: Gregor Landwehr, Sebastian Serafin. Anschrift: Friedrichstraße 95, 10117 Berlin, HRB 139826 B, Amtsgericht Berlin-Charlottenburg. Internet: www.neuer-journalismus.de, info@neuer-journalismus.de. Telefon: 030/3993 0212. Fax: 030/4920.3034. Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Gregor Landwehr, Christina Quast Redaktion: Julian Neitzert, Daniel Lehmann, Julian Feldmann, Daria Tomala, Olajumoke Adeyanju Omonga, Johannes Leichtenberger, Lea Drechsel, Maximilian Haase. Bildredaktion: Julia Kneuse. Layout Marc Seele, Philipp Kirfel. Illustrationen: Julia Kneuse, Philipp Kirfel. Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH. Auflage: 20.000 Exemplare.

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Detailaufnahme eines Design-Webstuhls


Design oder nicht Design, das ist hier die Fräse In der Industrie kommt es bei einer Neuanschaffung häufig auf jeden Cent an, deshalb steht im Vordergrund, was eine Maschine kann und was sie kostet. Design spielt keine Rolle und darf vor allem nichts kosten – oder vielleicht doch?

F

ür uns ist das Design eines „Man muss das Design auch monetär bewerten. Wenn ich in Produktes enorm wichtig. Wollen einer Blecheinhausung eine schöne Rundung habe, dann wird es wir uns zum Beispiel ein neues Auto automatisch teurer“, so Christian Neumann, Produktmanager kaufen, zählen nicht nur die reinen der Werkzeugfirma Kern. Er erklärt weiter, dass in der Fakten. Selbst wenn auf dem Papier Branche ein Maschinenkäufer die Kosten für das einzelne kein Unterschied zwischen Auto A und Werkstück im Auge behalten müsse. Die Mehrkosten für das Auto B fest­ zu­ stellen ist, kann es sein, Design wirken sich direkt auf den Stückpreis aus. Das kann dass Auto A viel häufiger gekauft wird, dazu führen, dass die Konkurrenz das gleiche Produkt ein einfach weil es optisch mehr her macht. paar Cent billiger anbieten kann.

Umbruch in der Branche

Dass über das Design einer Drehbank oder einer Fräse überhaupt diskutiert wird, ist eine recht junge Entwicklung. Laut Bernhard Zottmann, dem Verkaufsleiter der Werkzeugfirma Och, ist die Branche im Umbruch. Mehr und mehr junge Leute würden in den Maschinenbau ziehen und dort das Ruder übernehmen. Natürlich gibt es auch in der Welt der Indus­ Melissa Langer unterstützt diese Aussage, Design spart Geld trie starke Konkurrenz zwischen einzelnen noch vor zehn Jahren sei das Design im Firmen mit ähnlichen Produkten. Aufgrund Doch gutes Design muss nicht teuer sein, manchmal ergibt Investitionsgüterbereich als unbedeutend der zum Teil sehr hohen Investitionssummen, sich alleine durch die Funktion ein ansprechendes Äußeres. empfunden worden. „Man kann sagen, müssen einzelne Kauffaktoren noch stärker Bei vielen Maschinen ist die Verkleidung unabhängig vom wenn es vor zehn Jahren noch 20 Prozent abgewogen werden. Qualität, Funktionalität Inneren schnell anpassbar, was die Kosten fürs Design waren, die sich für Design interessiert und Preis sind ausschlaggebend. überschaubar macht. Es kann sogar sein, dass durch haben, sind es heute wahrscheinlich 80 eine kluge Gestaltung Geld gespart werden kann. Ein Prozent.“ Design lenkt Aufmerksamkeit effizienteres Design mit weniger Materialeinsatz senkt Die nächste EMO findet übrigens 2015 in zum Beispiel die Herstellungskosten. „Das Design kann bestimmt kauf­ ent­ der Mode- und Design-Metropole Mailand scheidend sein, es bietet den Herstellern Menschenleben gefährden statt. natürlich eine Möglichkeit dem Endkunden zu kommunizieren, wie viel technisches „Gutes Produktdesign soll nicht nur hübsch sein, es Know-how sie in ihre Produkte investiert soll auch ergonomisch sein, für den Anwender leicht haben“, so Melissa Langer, Projektleiterin zu bedienen und es soll in der Wartung und im bei Dominic Schindler Creations. In Service Verbesserungen mit sich bringen“, erklärt diesem Fall meint die Mitarbeiterin des Melissa Langer. Wenn im Entwicklungsprozess Kreativbüros Design im Sinne von Aussehen. früh auf die Arbeitsabläufe geachtet wird, können Ein gutes Design, das die Funktionen der diese eventuell verbessert werden. Das kann auf Maschine unterstreicht und modern wirkt, lange Sicht Arbeitszeit und somit Kosten sparen. kann gerade auf einer Messe wie der EMO Im Umkehrschluss kann sich schlechtes oder die Aufmerksamkeit der potentiellen Kunden nicht durchdachtes Design natürlich auch negativ auf das eigene Produkt lenken. Vicky Yeh, auswirken: fehlerhafte Bedienlogik, Schalter an Vertreterin des taiwanesischen Designbüros Stellen wo sie niemand sucht oder gar erreicht. Was Otsuka unterstreicht ebenfalls, dass sich bei Unterhaltungselektronik ärgerlich ist, kann in viele Produkte auf technischer Ebene kaum der Industrie die Produktion verlangsamen oder unterscheiden würden, ein eigenständiges gar Menschenleben gefährden. Julian Neitzert (Lohmar) Äußeres den Firmen aber helfen würde, sich bewirbt sich jetzt bei der Firma von ihren Mitbewerbern abzusetzen. Fanuc, um auch so ein schickes gelbes Jackett zu kriegen.

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„Wenn ich ein Metall wäre, dann wäre ich… …Edelstahl, denn es ist rostfrei, glänzend und nicht allzu teuer.” J. Nirmalan aus Navi Mumbai, Indien

…Titan, denn es ist das härteste Metall der Welt und steht für mich für den harten Kampf der Frauen in einer männerdominierten Welt.” Nadine Wohlschieß aus Ravensburg, Deutschland

… Titan, denn es ist beständig und fest. Außerdem hat es ein noch akzeptables Gewicht.” Karl von Lüde aus Frankfurt, Deutschland

… Aluminium – denn es ist weich und formbar. Des Weiteren ist es in der Industrie vielfältig einsetzbar.” Terry Pursey, England

… Platin, denn es ist das teuerste Metall, außerdem finde ich die Farbe sehr schön.” Julia Sterns aus Minsk, Weißrussland

Funken Reißer 6 debatare.de

Mindestens 1200 km/h schnell soll das Raketenauto rasen, an dem britische Ingenieure seit 2008 arbeiten. Das Projekt läuft unter dem Namen Bloodhound SSC und soll Jugendliche in England dazu inspirieren, einen technischen Beruf zu ergreifen.

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„Früher waren es Kriege oder die Raumfahrt, die Menschen motiviert haben sich technischen Herausforderungen zu stellen. Heutzutage muss man andere Wege gehen.“, erklärt Toby Cabaret aus der Event Logistik. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, wird sich spätestens 2015 zeigen, wenn der Bluthund den Rekord in der Wüste Afrikas jagen wird.


Schon gewusst? Gebraucht ist schneller als neu

Funken Reißer Mindestens 1200 km/h schnell soll das Raketenauto rasen, an dem britische Ingenieure seit 2008 arbeiten. Das Projekt läuft unter dem Namen Bloodhound SSC und soll Jugendliche in England dazu inspirieren, einen technischen Beruf zu ergreifen. „Früher waren es Kriege oder die Raumfahrt, die Menschen motiviert haben sich technischen Herausforderungen zu stellen. Heutzutage muss man andere Wege gehen“, erklärt Toby Cabaret aus der Event Logistik. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, wird sich spätestens 2015 zeigen, wenn der Bluthund den Rekord in der Wüste Afrikas jagen wird.

Ein altes Handy wird weggeworfen und durch ein moderneres ersetzt. Das ist auch in der Welt der großen Maschinen nicht anders. Doch weil ein Fabrikroboter wesentlich mehr kostet als ein Handy, wird er nicht direkt weggeworfen. Alte Maschinen werden mit neuen Teilen aufgemöbelt oder weiterverkauft. Es gibt sogar eine Messe in Köln, auf der die alten Maschinen angeboten werden. Sie werden nicht nur von Händlern aus Sri Lanka oder Russland gekauft, auch deutsche Unternehmen kaufen gebraucht, um die lange Wartezeit für eine neue Maschine zu umgehen.

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30.08.2013 14:45:52 7 debatare.de


Ufo auf der Nase Es sieht aus wie ein Sci-Fi 3D Spielzeug – doch hält das Nasen-Ufo, was es verspricht? Ein kurzer Tauchgang in die virtuelle Realität:

realen, als auch im künstlichen Raum fort. Ich laufe vor- und rückwärts, drehe mich und letztendlich knie ich auf dem Boden. Ähnlich wie bei Konsolen mit Bewegungssteuerung, hat auch diese Ganzkör­ pererfahrung Potential, die reinen Zuschauer der Szenerie zu unterhalten. Seriös ist anders, aber die Erfahrung ist toll.

Die Grafik erinnert an Videospiele und es gibt keine Aufsetzen, anpassen, fertig. Das Gestell störenden Schlieren. Es fühlt sich an, als würde fühlt sich leicht an, doch etwas komisch ist es ich direkt in den virtuellen Raum hineinversetzt. schon. Da ich mich in der realen Welt nicht mehr umsehen kann, sind meine ersten Nach fünf Minuten bin ich wieder komplett zu­ Bewegungen in der großen virtuellen rück in der realen Welt. Erst bin ich noch etwas Lagerhalle von ImmerSight verhalten. Dort überwältigt von der Erfahrung, doch die Technologie parkt ein Rennauto. Nach einem kurzen macht Lust auf mehr. Spaziergang am Wagen entlang, kann ich ihn via Joystick wie ein Akkordeon ausei­ Ich hoffe, dass man die Raumbrille in Verbindung nanderziehen. Dadurch werden die inneren mit Computerspielen einsetzt, um das Spieler­ Bestandteile bunt und einzeln dargestellt. lebnis aufregender zu gestalten. Ich wäre lieber Durch diese Simulation kann ich durch­ Assassine als nur Akkordeonist. laufen, ohne mich zu stoßen. Um die Kom­ ponenten aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, bewege ich mich sowohl im

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Daria Tomala (Bonn) liebt Gadgets und Sci-Fi Spielereien und ist ohne Brille Maulwurf.


Optionale Wirklichkeit Ein neues Verfahren, bestehend aus 3D-Videobrille und Headtracker, soll es ermöglichen, die Realität räumlich und authentisch zu simulieren.

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rille auf – Matrix an. Daran arbeiten vier Jungunternehmer aus Ulm. Als Studierende der Elektrotechnik haben sie sich zusammengefunden, um ihren Traum von virtueller Realität zu verwirklichen. Auf der EMO stellt das Startup den BrillenPrototyp mit ImmerSight Technologie vor.

Kombination aus Videobrille und Trackingsystem sorgt für ein dreidimensionales Realitätserlebnis, ohne dass dem Träger schlecht wird. „Bisher haben wir niemanden erlebt, der die Benutzung nicht vertragen hat“, so Pia Köpf aus dem Team.

man den Wunsch an, virtuelle Realität im Wohnzimmer erleben zu können. Mit Videospielen wie Grand Theft Auto vergleichen einige die Grafik und hegen große Hoffnungen. Doch bis die Techno­ logie zuhause, etwa in Verbindung mit Videospielen genutzt werden kann, ist es noch ein weiter Weg. Zunächst müssen sich die Funktionalität und der Nutzen der Erfindung in der Industrie beweisen.

Die Technik rund um das Produkt ist recht minimalistisch: eine handelsübliche USB-Kamera, effiziente Software, die keine hohe Rechenleistung fordert, und eine Videobrille von Ambitioniert von Anfang an Zeiss ermöglichen die Visualisierung. Da alle Bestandteile in einen Koffer passen, ist auch eine mobile Nutzung „Zu Beginn haben wir uns mit einer möglich. Verpackt hat alles in etwa die Dimension eines Perspektiven für Ingenieur­ einfachen Videobrille auseinandergesetzt. etwas zu groß geratenen Werkzeugkoffers. wissenschaften Allerdings wollten wir weiter gehen und die Möglichkeit schaffen, komplett in eine Wohnungsdesign virtuell Dass Virtual Engineering ein Trend mit virtuelle Umgebung abzutauchen, um ein „Die potenziellen Anwendungsbereiche sind vielseitig. Zukunft ist, zeigt auch die Firma ISBE, realitätsnahes Raumgefühl zu erzeugen“, Derzeit wird die Technologie in der Raumgestaltung welche ihr Programm Virtual Tool Design beschreibt Gründer Fabian Weiss die eingesetzt, jedoch kann sie auch in der industriellen auf der EMO präsentiert hat. Mithilfe Anfangsphase. der Software können Werkzeugteile per Konstruktion und Präsentation sowie beispielsweise Als „innovative Visualisierungstechnologie im Bildungsbereich für Schulungen Verwendung Computer erstellt und über eine Simulation mit hohem Immersionsgrad“ charakterisieren finden“, erklärt Weiss, der seine Ingenieurkenntnisse getestet werden. die Nachwuchsingenieure ihre Erfindung. vor allem im Virtual Engineering einsetzt. Unter Immersion versteht man die Identi­ Die Technologien beider Unternehmen, fikation und Interaktion des realen Ichs in und Der raumgestalterische Aspekt kann schon jetzt sowohl von ImmerSight als auch von ISBE, mit einer virtuellen Umgebung. Der Prototyp für den Privatverbraucher interessant und von zielen unter anderem darauf ab, die Planung ist mittlerweile preisgekrönt und ein paar Nutzen sein. So können innenarchitektonische von Produktionsgütern zu vereinfachen und Exemplare sind bereits verkauft. Optisch ist die Veränderungen und Neuerungen vor ihrer Reali­ kostengünstiger zu machen. Dies soll erreicht Technologie auch ein Blickfang. sierung visualisiert werden, was dem Nutzer die werden, indem man die reale Herstellung von Prototypen durch ihre rein virtuelle Möglichkeit gibt mehr auszuprobieren. Sci-Fi Hexagon Darstellung ersetzt. Dadurch können Design und Funktionalität des Produktes einfacher Kein billiges Unterhaltungsprodukt Die sechseckige Hauptkomponente mit inte­ geprüft und bei Bedarf optimiert werden. grierter Raumbrille umschließt den Kopf des Das System kostet ca. 24.000 Euro und ist Benutzers wie ein Ring. An deren schwarzer somit erst mal hauptsächlich für Unternehmen Außenfläche sind weiße Kugeln angebracht, erschwinglich. Doch eine Heimnutzung wäre die durch ihren Kontrast von einer Kamera sicherlich sehr beliebt. Als „interessant“ oder erfasst werden. Mit den aufgenommenen „cooles Erlebnis“ beschreiben viele der EMODaten kann die Spezialsoftware die Position Besucher ihre ersten Erfahrungen mit der und Orientierung des Kopfes berechnen. Diese Videobrille. Den Jüngeren unter ihnen sieht

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Das kannst du knicken!

Bohren, Schneiden, Fräsen, Pressen, Schleifen und Drehen: Das ist der klassische Mehrkampf der Maschinen bei der EMO Hannover, die Leitmesse für Metallverarbei-

die Konstruktionen nach einem vorgegebenen Muster opti­ mal zusammenfalten, um möglichst viel Energie des Auf­ pralls zu absorbieren. Damit schützen Crashboxen die Menschen im Auto vor Verletzungen. Diese Teile müssen sich kostengünstig produzieren lassen, um sie nach einem Unfall ersetzen. Denn durch das geplante Falten werden die Boxen zerstört.

tung. Doch: „Metalle lassen sich auch falten“ sagt Kristina Wißling. Die Origami-Designerin aus Lennestadt hat schon viele Materialien in Falten gelegt: Papier, Kunststoff und Metall. Praktische Beispiele für Knicke im Metall erklärt Kristina Wißling:

Im Körper Für minimalinvasive Operationen falten sich Metalle zunächst auf winzige Maße zusammen, um durch kleine Schnitte unter die Haut zu gelangen. Im Körper sollen die künstlichen Ersatzteile an der richtigen Stelle wieder in die ursprüngliche Form zurückkeh­ ren – sich also entfalten. Das bedeutet auch, dass die Metallfalten in der Medizintechnik flexibel sind, um ihre Funktion zu erfüllen.

Im Supermarkt Getränkedosen tragen Falten – nicht für ein schickes Im Auto Design, sondern weil die richtigen Knicke die Ver­ „Crashboxen“ aus Metall stecken in vielen Autos packung wesentlich stabiler machen. Vorteil für die vorne und hinten. Bei Auffahrunfällen sollen sich Hersteller ist, dass sie die Dosen mit weniger Metall

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produzieren können. Denn die Verpackungen bleiben durch die Falten auch mit dünneren Wänden in Form. Damit lässt sich für die Händ­ ler Geld sparen und beim Kunden liegen die Do­ sen mit dem Faltendesign auch gut in der Hand.

Christina Quast

(Dortmund)

kann zwar kein Origami, aber die Stirn in Falten legen.


Die Redaktion kennenlernen

Advertorial

Warum ein Magazin wie Debatare auf der EMO?

Über den VDMA und die Stiftung Der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.) vertritt über 3.100 vorrangig mittelständische Mitglieds­ unternehmen der Investitionsgüterindustrie und ist damit einer der mitgliederstärksten und bedeutendsten Industriev­ erbände in Europa. Der Maschinen- und Anlagenbau ist eine Schlüsseltechnologie und der Motor für die Wirtschaft. Mit einem Umsatz von 207 Milliarden Euro (2012) und 971.000 Beschäftigten (2012) im Inland ist die Branche größter in­ dustrieller Arbeitgeber und einer der führenden deutschen Industriezweige insgesamt.

veranstaltet. Das Gütesiegel „Eine Messe des VDW“ hat sich zum Markenzeichen für erfolgreiche Veranstaltungen entwickelt. Der VDW hat gemeinsam mit dem Fachver­ band Werkzeugmaschinen und Fertigungssys­ teme im VDMA rund 280 Mitglieder, die sich freiwillig zusammengeschlossen haben. Sie repräsentieren etwa 90 Prozent des gesamten Branchenumsatzes in Deutschland. Der VDW vertritt die Interessen seiner Mitglieder national und international. www.vdw.de

Impulse zu geben für die Gestaltung der Zukunft der Un­ Projektleitung: ternehmen, die Weiterentwicklung des wirtschaftlichen Saskia Fath, Impuls-Stiftung des VDMA und politischen Systems und die Gestaltung der interna­ saskia.fath@vdma.org tionalen Zusammenarbeit – das sind wesentliche Ziele der IMPULS-Stifung des VDMA, die 1991 anlässlich Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsardes 100-jährigen Jubiläums des Verbandes gegründet beit VDW: wurde. Inzwischen wurden über 90 Projekte aus den Sylke Becker ie wird in den Medien über technolo­ Bereichen Wirtschaftspolitik, Unternehmensführung, s.becker@vdw.de gische Entwicklungen berichtet? Wie Technik, Innovation, Nachwuchs und Bildung realisiert. gelingt es, junge Menschen für Technik und www.impuls-stiftung.de Naturwissenschaften zu begeistern? Das Projekt Debatare, das die IMPULS-Stiftung des VDMA, Über den VDW VDW und die Akademie für neuen Journalismus gemeinsam realisieren, bietet jungen Journa­ Die EMO Hannover 2013 wird vom VDW (Verein listen die Chance, auf der EMO Hannover 2013 Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), Frankfurt innovative Themen zu recherchieren. Hautnah am Main, im Auftrag des europäischen Werkzeug­ erleben die künftigen Redakteure mit, wie ein maschinenverbands CECIMO und in Kooperation 28-seitiges Magazin entsteht, das anschließend an mit der Deutschen Messe AG, Hannover, organi­ Schülerinnen, Schüler und Studierende aus ganz siert. Der VDW ist Sprecher der deutschen Werk­ Deutschland verschickt wird. Ziel ist es, aus einem zeugmaschinenindustrie und einer der wenigen neuen Blickwinkel über Technik zu berichten und Branchenverbände, der in eigener Regie für die Saskia Fath Sylke Becker Jugendliche mit guten Artikeln zu begeistern. Branche, die er vertritt, internationale Messen

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Metall in Motion Mit winzigen Computer riesige Maschinen steuern – immer und überall. Ein Aspekt der Industrie 4.0, die demnächst die Produktionsprozesse prägen soll. Ein Schlagwort oder eine neue Revolution?

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ehrere Tonnen Stahl mit dem Smart­ phone bewegen – das geht in Zukunft. Der Industriemechaniker sitzt in der Sonne auf dem Balkon und tippt auf seinem Smartphone den Befehl „Produktion fortsetzen“ ein und sendet diesen direkt an eine tonnenschwere Presse. Zuvor wurde er per E-Mail über ein Problem mit der Maschine benachrichtigt und löste es von zu Hause aus. Arbeiten jederzeit und überall? Dieses und andere Szenarien sollen all­ mählich in die Produktion als sogenannte Industrie 4.0 einziehen.

Mehr Technologie kommt, Personal bleibt

In Zukunft sollen für die Industrie 4.0 alle Maschinen in den Fertigungshallen vernetzt werden im „Internet der Dinge und Dienste“. Läuft beispielsweise eine Maschine leer und eine andere ist auftragsmäßig überlastet, können sie die Apps für Werkzeuge Arbeitsaufgaben sinnvoll aufteilen, ohne dass menschliches Eingreifen erforderlich wird. Von der Smartphone App Erste Schritte auf dem Weg dahin werden über das Internet können Prozesse mittels Sensoren auf der EMO Hannover vorgestellt. Eine überwacht und per „Klick“ beeinflusst werden. App für die Werkzeugverwaltung soll Industrieroboter führen die Befehle aus und bewegen die Inventur erleichtern. Damit können so tonnenschwere Metallteile von der Blechpresse bis Bohrer und Co durch einen aufgeklebten zur Lackiermaschine. Wichtig ist, dass die Menschen, Barcode mittels Handykamera ausgelesen also die unmittelbaren Maschinenbediener weiterhin und in die Datenbank integriert werden. das System kontrollieren. „Die Beschäftigten werden Somit ist der aktuelle Standort der ganz bewusst als Erfahrungsträger und Entscheider Werkzeuge stets und überall abrufbar. in alle relevanten Abläufe integriert“, erläutert Jedoch sollen die traditionellen Barcodes, Dr. Klaus Mittelbach vom Fraunhofer Institut für populär aus dem Supermarkt, künftig Arbeitswirtschaft und Organisation in einer Studie durch die Radio Frequency Identificationzur Industrie 4.0. Jedoch sollen die einfachen Technik (RFID) abgelöst werden. Dann wird manuellen Tätigkeiten maschinell erledigt werden. es problematisch, denn zum Auslesen von Hierzu sagt Prof. Siegfried Russwurm, CEO des RFID sind handelsübliche Smartphones nicht Siemens Industry Sector: „Alles, was am PC schlau genug. algorithmiert werden kann, kann eine Maschine besser als ich.“ Industrielle Historie

Der Name Industrie 4.0 deutet an, wie Pro­ duktionsprozesse künftig ablaufen könnten. Angelehnt an die Benennung neuer Software­ versionen mit fort­­­­­­­laufenden Nummern erinnert

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Ingenieur im Technischen Verkauf von Heidenhain, ist das Steuern über eine gesicherte Internetverbindung mittels mobiler Endgeräte technisch möglich. Ist das erstrebenswert? Dr. Heinz Bedenbender, technisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter beim „Verein Deutscher Ingenieure“, meint: „Nein, in sicherheitskritischen Umge­bungen wie beispielsweise der Chemie­ industrie würde ich dies tunlichst ver­ meiden.“ Ein Eingreifen durch Unbefugte hätte fatale Folgen für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die Umwelt. Um das Problem zu lösen, bleibt noch ein wenig Zeit. Die Industrie 4.0 wird nach Branchenmeinung erst in etwa 20 Jahren in die Industriehallen einziehen.

dieser Ausdruck auch an den Begriff Web 2.0. Begonnen hat alles ungefähr 1780 mit dem ersten großen Umbruch, damals wurden Wasser- und Dampfkraft genutzt, um die ersten Maschinen, wie beispielsweise Webstühle, mittels Wassermühlen zu betreiben. Als rund 100 Jahre später der Strom entdeckt und nutzbar gemacht wurde, stand die zweite industrielle Revolution ins Haus. Durch Glühbirnen konnte das erste Mal bei Dämmerung und Dunkelheit gearbeitet werden. 1969 wurde dann die erste speicherprogrammierbare Steuerung erfunden. Hiermit fand die Programmierung und Informatik Einzug in die Industrie.

Die Frage nach der Sicherheit

Lea Drechsel

(Nürnberg)

hätte gerne eine App, die leckeres Essen kocht und auf jedem

Doch ist es wirklich sicher, eine Maschine von zu Hause aus zu steuern? Laut Andreas Fesl,

Smartphone läuft.


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Voll eingespannt Auszubildende berichten von ihrer Arbeit in der Metallindustrie, stellen drei wichtige Berufe der Branche vor und schmieden Pläne für ihre berufliche Zukunft.

Adrian Opel – 21 Jahre – Mechatroniker im 2. Lehrjahr

Alexander Felde – 20 Jahre –

Zerspanungsmechaniker im 3. Lehrjahr

„In meiner Familie und im Bekanntenkreis gibt es einige Maschinenbauer“, berichtet Adrian Opel. Auch er hat ein großes Interesse an Metallbearbeitung. „Da ist die Ausbildung zum Mechatroniker für mich die ideale Mischung aus den verschiedenen Arbeitsbereichen.“

Steuerung. Wie es nach der Ausbildung in einem Jahr „Ich bin schon etwas perfektionistisch“, gibt weitergeht hat Alexander zwar noch nicht geplant, aber „es gibt Adrian zu. Das hilft ihm aber bei seiner Arbeit, einige Möglichkeiten, unterstützt vom Betrieb noch weitere wenn er den Fehler an einer komplizierten Qualifikationen zu erlangen.“ Eine Möglichkeit wäre neben Maschine finden und beheben muss. „Da ist dem späteren Job eine Weiterbildung zum Techniker zu dann oft Geduld gefragt“, weiß der 21-Jährige machen. Nach einigen Jahren Berufserfahrung ist auch noch aus seiner bisherigen Ausbildungszeit. In den die Meisterprüfung möglich. ersten beiden Jahren lernte Adrian im Betrieb „Das ist eine besonders interessante Ausbildung, und in der Berufsschule hydraulische und in der wir alle spanenden Fertigungsverfahren Mehr Infos zum Beruf des Zerspanungsmechanikers: pneumatische Anlagen kennen, beschäftigte kennen lernen“, berichtet der 20-Jährige. sich mit Steuerungssystemen für CNC– Als spanende Fertigungsverfahren werden Maschinen und bekam den Umgang mit Fräsen Produktionsschritte bezeichnet, bei denen und Drehmaschinen vermittelt. Während der Werkstücke durch Abtragen von Material in die zweiten Ausbildungshälfte wird er verschiedene gewünschte Form gebracht werden, erklärt er Bereiche des Unternehmens durchlaufen. Dabei und nennt Beispiele wie Drehen, Fräsen, Bohren wird er Schaltschränke einrichten, Maschinen und Schleifen. zusammensetzen oder sich um das präzise Ausrichten der Führungsbahnen von Fräsen und Es sei eine besondere Herausforderung, mit so Drehmaschinen kümmern. komplexen Maschinen wie der sogenannten CNC-Fräse und CNC-Drehmaschine zu arbeiten. Direkt im Anschluss an die Ausbildung plant „CNC-Fräsen sind computergesteuert und sehr Mehr Infos zum Beruf des Mechatronikers: Adrian den Besuch der Abendschule. Dort kompliziert aufgebaut“, erläutert Felde. „Da kann er dann innerhalb von zwei Jahren eine müssen fünf Achsen gleichzeitig bewegt werden, Techniker-Qualifikation erwerben, mit der er das erfordert viel Konzentration.“ Maschinen auch warten und instandsetzen darf. „Mit diesem Zusatzwissen möchte ich dann in aller Bevor es aber an die computergesteuerten Welt Maschinen betreuen und dabei möglichst Maschinen ging, lernte Alexander mit seinen viel rumkommen.“ Er hätte auch die Möglichkeit rund 20 Mit-Auszubildenden die Grundlagen auf den Meister zu machen, aber dann sei er nicht so konventionellen Maschinen ohne elektronische unabhängig. Kurz nach Abschluss der zehnten Klasse entschied sich Alexander Felde für eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker. Er bewarb sich bei dem Unternehmen Heidenhain in Traunreut am Chiemsee und begann dort im September 2011 seine Ausbildung.

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Perspektivwechsel Aus Sicht des Ausbildungsleiters Michael Mühlegg von den Index-Werken in Esslingen ist die Ausbildungssituation für das Unternehmen gut. Bei Index werden laut Mühlegg jährlich 45 Lehrstellen ausgeschrieben, auf die sich über 1.500 Jugendliche bewerben. „Auf die Noten schauen wir bei der Auswahl weniger“, so Mühlegg. „Wer die Schule schafft, bekommt auch die Ausbildung hin.“ Wichtig sei vor allem Leistungsbereitschaft. Zwischen sechs verschiedenen technischen und kaufmännischen Ausbildungen können sich die Bewerber entscheiden, auch ein Duales Studium ist möglich. Wenn es die wirtschaftliche Situation zulässt und es „zwischen uns passt“, wie der Ausbildungsleiter sagt, werden fast alle Auszubildenden übernommen. Dann bestehen auch Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb der Firma.

Anna Schlatter – 23 Jahre –

Industriemechanikerin im 3. Lehrjahr Was sie nach dem Abitur machen sollte, wusste Anna Schlatter nicht so genau. Dass es praxisnah sein muss, war ihr allerdings klar. „Nach dem GeschichtsLeistungskurs war ich mir sicher, dass ich etwas weniger Theorie brauche“, sagt die 23-Jährige.

dreieinhalb auf drei Jahre verkürzen. Auch sonst weiß die Auszubildende genau wie es weiter gehen soll. Bereits während des ersten Lehrjahres begann sie mit einem Fernstudium zu Diplom Wirtschaftsübersetzerin und plant nach Abschluss des Studiums in der Technischen Redaktion eines Unternehmens zu arbeiten. „Dort könnte ich dann mit meiner Berufserfahrung besonders gut Betriebsanleitungen und Broschüren auf Deutsch oder Englisch formulieren.“

Nach einigen Praktika in der Holz- und Metallverarbeitung bewarb sie sich für einen Ausbildungsplatz als Zerspanungsund Industriemechanikerin. Eine Stelle bekam sie schließlich bei Siemens in Karlsruhe.

Mehr zum Beruf des Industriemechanikers:

Jetzt ist sie Industriemechanikerin im dritten Lehrjahr und weiß die Vorzüge eines großen Unternehmens zu schätzen. „Das Tolle ist, dass wir breit ausgebildet werden und alle Bereiche des Berufs kennenlernen. In kleinen Spezialfirmen ist das anders.“ Nachdem im Grundlagenkurs die Basis mit Handbohren und –feilen geschaffen wurde geht es in spezialisierte Bereiche. Je nach Talent werden die Azubis in manchen Sparten verstärkt eingesetzt. „Ein Kollege von mir ist zum Beispiel super an der Fräse, ich hingegen bin besonders gut bei feinfühligen Arbeiten und habe Kugellager montiert, Sensoreneinheiten geklebt und gelötet.“ Da Schlatter ihre Zwischenprüfung besser als 2.0 abgeschlossen hat, darf sie die Ausbildung von

Julian Feldmann (Bonn) musste seine etwas antiquierte Sicht auf die mittlerweile hochtechnischen Ausbildungsberufe ändern.

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Vom Alublock zum Rennwagen Erfahrene Auszubildende der Bereiche Zerspanungsmechanik, Industriemechanik und Mechatronik präsentieren Schülern ihr Können. So entstehen aus Alublöcken in zehn Arbeitsschritten Stück für Stück die Einzelteile eines Rennwagenmodells. So bekommt man konkrete Einblicke in die Produktionstechniken CNC-Fräsen und Drehen. Eine Fotoreportage von Julia Kneuse und Julian Feldmann.

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4. 2.

kann der eigentliche Fertigungsprozess beginnen. Aus dem Aluquader wird das Cockpit des Modellautos gefräst.

1. Simulation des Werkstückes 3. Einstellen der Fräse Bevor das Bauteil bearbeitet wird, programmiert ein Timo Fetz nimmt letzte Einstellungen an der CNC-Fräse vor. Auszubildender den gesamten Bearbeitungsvorgang Danach schließt er die Tür, um sich vor umherfliegenden am Rechner. Dazu werden die exakten Maße Metallspänen zu schützen. Der Bearbeitungsvorgang eingegeben und das Werkzeug gewählt. Das läuft nach dem Start vollkommen automatisch ab. Nach Computerprogramm bearbeitet das Werkstück kurzer Zeit hält der Auszubildende schon die Felge des dann virtuell. So können Einstellungen bei Bedarf Rennwagens in der Hand. verlustfrei korrigiert werden. 4. Verschiedene Werkstoffe 2. Vorbereiten der Bearbeitung An einer weiteren Fräse bearbeitet Sven Hauke Ein unbearbeiteter Alublock wird mit Hilfe einer Kunststoff. Aus einem zylindrischen Stab fertigt er die Ratsche in eine CNC-Fräse eingespannt. Danach Reifen des Fahrzeuges. Zunächst wird ein Loch in den

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Stab gefräst, anschließend wird das Profil in den Reifen gearbeitet. 5. Ein fertiges Bauteil Das winzige Lenkrad ist eines von 38 Bauteilen des Formel-1-Wagens. Es ist so groß wie eine Fünf-CentMünze. Wenn das Auto zusammengebaut ist, kann das Lenkrad benutzt werden. Die Fräse arbeitet auf ein Hundertstel Millimeter genau, dadurch lassen sich auch Kleinstteile präzise anfertigen. 6. Qualitätskontrolle Nachdem das Einzelteil aus der Fertigung kommt, wird es auf eventuelle Abweichungen kontrolliert. Das Werkstück wird mit dem digitalen 3D-Bauplan verglichen. Dazu tastet ein Messfühler das Bauteil ab. Minimale Abweichungen können so erkannt werden. Mit Hilfe dieser Technik können fehlerhafte Teile schon frühzeitig erkannt werden.


5.

7. 6.

7. Endmontage Die vorproduzierten Einzelteile werden zusammengebaut. Alle 38 Teile werden passgenau miteinander verbunden. Den Abschluss bilden die R端ckleuchten, die von einer 9-Volt-Batterie zum Blinken gebracht werden.

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96 % der Unternehmen aus dem Bereich Werkzeugmaschinen beschäftigen Ingenieure. Der Anteil der Frauen liegt bei 5,7 %.

In Deutschland gab es im Jahr 2011 48.696 Auszubildende zum Industriemechaniker (Branchen: Industrie und Handel).

In den vergangenen 20 Jahren hat sich (bis 2012) der internationale Werkzeugmaschinen­ verbrauch auf rund 66 Mrd. Euro fast verdreifacht.

In Indien ist in den vergangenen 5 Jahren der Werkzeugmaschinenverbrauch um 25 % gestiegen.

25% 16%

21,4%

D

22,1%

J

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Deutschland ist mit 16 % Weltmarktanteil der drittgrößte Werkzeugmaschinenproduzent hinter China und Japan.

60% 18 debatare.de

2012 produzierten die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller € Maschinen im Wert von

14,2 Mrd. Euro In vielen Maschinenbauberufen gibt es mehr Ausbildungsplätze als Bewerber.

1,8 Stromverbrauch für die Beleuchtung in der Metallbearbeitung im Jahr 2011 (in Petajoule): 4,00 = 4.000.000.000.000 Kilowattstunden. Damit könnte man 4.000.000.000.000 Maschinen Wäsche waschen.

7.000 LKW brachten das Material zur EMO nach Hannover. Würden die LKW hintereinander stehen, wäre das ca. die Strecke zwischen Hannover und Bielefeld.

Rund 60 % der gesamten internationalen Werkzeug­ maschinenproduktion werden in Asien verbraucht.

1002

47

Berufsausbildungsstellen kamen 2011 auf einen Bewerber im Bereich Feinwerk- und Werkzeugtechnik.

Anzahl der Patentanmeldungen in der Metallbearbeitung in Deutschland im Jahr 2012

tausend Tonnen Gewicht wurden 2011 auf die Messe nach Hannover transportiert. Das entspricht 47.000 Kleinwagen. Quellen: VDMA/VDW/DPMA/Fraunhofer ILS/Statista/Destatis/EMO


Sie arbeiten schnell, pausenlos und sie lernen noch dazu: Roboter nehmen dem Menschen mittlerweile nicht mehr nur gefährliche und schwere Arbeiten ab. Inzwischen könnten ganze Fertigungsprozesse automatisch ablaufen.

Learning by doing I

n einer Reihe stehen sie und folgen ihrer arbeiten in der Automobilindustrie. Beim deutschen Hersteller arbeitenden Rohstoffe und Bauteile einge­ einprogrammierten Bestimmung. Viele Kuka messen „X-Rob“-Module Bauteile mit einem 3D-Sensor. Die schränkt. Deutlich mehr Kraft bekommt gelbe Greifarme bewegen sich geräuscharm Ausstattung eines Roboters hängt natürlich von dessen Einsatz­ man für rund 220.000 Euro: Sogar über eine und präzise innerhalb ihrer gläsernen Schau­ gebiet ab. Von der Servozange über gewöhnliche Greifarme bis Tonne schwere Materialien sind dann kein kästen. Zu Demonstrationszwecken wer­ zum Multifunktionstool lässt sich praktisch alles installieren. Problem mehr. den bunte Kügelchen nach Farben sortiert, Durchführen können Roboter prinzipiell sämtliche Tätigkeiten, Metallplatten geordnet und Chips auf ihren die innerhalb ihrer kinetischen und materiellen Grenzen liegen. Androiden für alle sind noch ScienceZustand hin getestet. Das Ganze geschieht ra­ „Die Zukunft liegt in sehenden und fühlenden Robotern, die Fiction send schnell, auf Fehler wartet der Zuschauer kooperieren“, meint Wolfgang Saller, Vertriebsleiter bei Fanuc dennoch vergeblich. Die Maschinen sind vom Deutschland. Dass Roboter eines Tages Einzug in priva­ japanischen Elektronikhersteller Fanuc, sie te Haushalte halten werden, daran zweifelt vermitteln eine ungefähre Ahnung davon, was Via E-Mail lassen sich Störungen beheben man bei Fanuc nicht. Zumindest wird schon moderne Robotertechnik leisten kann. Die Ro­ jetzt die Software, die die Funktionsweise ei­ boter der Modellreihe „M-1 i A/0.5 A“ erhalten Bislang werden Roboter überwiegend als stationäre Module nes Roboters steuert, zunehmend benutzer­ ihre Informationen über eine Farbkamera. Ob in der Industrie eingesetzt, die ihre menschlichen Kollegen freundlicher und ist oft unabhängig vom Ro­ eine Kugel rot oder weiß ist, kann „Lord Helm­ dort mehr und mehr ersetzen. Gerade in Wirtschaftszwei­ boter-Hersteller einsetzbar – der universellen chen“, wie die Mitarbeiter das Modell getauft gen wie der Lebensmittel- und Automobilindustrie, in denen Programmiersprache sei dank. Ein Szenario haben, damit erkennen und anschließend in man sich durch eine besondere Qualität der Produkte von mit privaten Androiden für jedermann, wie im das für die entsprechende Farbe vorgesehene der Konkurrenz abgrenzen will, werden programmierba­ Film „I, Robot“, dürfte aber doch noch in der Zu­ Behältnis legen. Den Spitznamen bekam die re Greifarme angeschafft. Denn im Gegensatz zum Men­ kunft liegen. Baureihe wegen ihrer Ähnlichkeit zur Kopfbe­ schen werden Roboter nicht krank, nehmen keinen Urlaub, deckung des gleichnamigen Charakters im Film sind jederzeit am Arbeitsplatz und führen ihre Tätigkeit „Spaceballs“. in gleichbleibender Qualität aus. Genau genommen muss man nicht einmal mehr in der Nähe der Roboter sein, Der „Gakushu Robot“ verbessert sich selbst um deren Betrieb zu überwachen. Die Robotik-Systeme verschicken bei Bedarf Fehlermeldungen über den in­ Die optische Verarbeitung der Umwelt ist nur tegrierten Webserver per E-Mail. Darin wird das Pro­ eine Möglichkeit, wie man die Arbeitsweise und blem detailliert dargestellt und aus der Ferne steuerbare das Leistungsspektrum von Robotern festlegen Lösungen angeboten. „Im Grunde muss man lediglich kann. Über Drucksensoren misst beispielsweise für die Wartung vor Ort sein“, so Wolfgang Saller. der „Gakushu Robot“ oder „Learning Robot“ die Vibrationen, die beim Arbeitsprozess entstehen. Der wohl einzige Knackpunkt, der den von Branchen­ Die Werte werden gespeichert und beim nächsten experten erwarteten Siegeszug der Roboter vorerst Arbeitsschritt berücksichtigt. Auf diese Weise ver­ noch ausbremst, ist der Preis. Selbst relativ kleine bessert sich der lernende Roboter stetig selbst. Je Modelle starten je nach Anbieter erst bei ungefähr Daniel Lehmann (Berlin) nach Prozess macht das eine Leistungssteigerung 20.000 Euro. Diese verfügen zwar über das gleiche hätte auch gerne einen Lord von bis zu 20 Prozent aus. Anwendung findet das Maß an Präzision, sind mit maximal einem halben Helmchen für die WG-Küche. Modell schon seit längerem bei sensiblen Schweiß­ Kilogramm Traglast aber bei der Wahl der zu be­

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Metallbauer sucht Frau Kommentar zum Thema:

Maschinen und Männer treffen

der Metall- und Elektroindustrie arbeiten, investiert die Branche jährlich 30 Millionen Euro in Werbeaktionen, um bei der EMO zusammen. Ein Klijunge Frauen für den Zweig zu begeistern. Deshalb gibt schee? Nicht wirklich. Tatsäch- es auf der EMO, der Messe für Metallbearbeitung, eine Jugendsonderschau, auf der ebenfalls um jungen Nachwuchs lich werkeln Frauen selten an geworben wird. Dort ist unter anderem die VDW den Messeständen. Denn auch Nachwuchsstiftung vertreten, die nicht ein bestimmtes Geschlecht fördert, sondern allen die gleiche Chance bieten in der Metallbranche wird – möchte. Den Schülern wird an verschiedenen Stationen wie in anderen Branchen – um mehr der Stiftung gezeigt, wie das Schleifen, Fräsen und vieles mehr rund um die Maschinen zur Metallbearbeitung Frauen geworben. funktioniert und es werden die dazugehörigen Berufe erklärt. Nicht nur bei der EMO hat der weibliche Nachwuchs die Gelegenheit, metallverarbeitende und ine Nachwuchsfrau an der Maschine ist technische Berufe zu entdecken: Zum „Girls Day“, der die Auszubildende Anna Schlatter, die einmal im Jahr stattfindet, besuchen Mädchen zum Industriemechanikerin bei Siemens lernt. Beispiel Firmen, Labore und Universitäten. Ihr Interesse für die Branche wurde schon früh durch ihren Vater geweckt, der ihr Frauenquote – keine Option? das Löten beibrachte, „was meine Mutter nicht so toll gefunden hat“, sagt Anna und Eine Frauenquote ist für Rainer Dulger, dem schmunzelt. Dass sich der Frauenanteil in Präsidenten des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, den vergangenen Jahren verändert hat, kann keine Lösung. Diese Idee nannte er im November 2012 sie nicht berichten. „In einer Klasse mit 15 einen „verheerenden Treffer“, weil die Anzahl der Frauen, die beispielsweise Ingenieurswissenschaften Auszubildenden sind maximal ein bis zwei studiert haben, begrenzt sei. Damit sich das ändert Frauen“, sagt Anna Schlatter. Beim Gehalt ist die Gleichstellung kein Thema: Sie verdient und die Zahl der weiblichen Studierenden in technisch-naturwissenschaftlichen Fächern steigt, genauso viel wie ihre männlichen Kollegen. zeigt die nationale Initiative „Komm, mach Mint“ Mädchen Karrierewege in technischen Berufen Förderung nicht nur von jungen Frauen auf. MINT – das steht für Mathematik, Informatik, Damit mehr Frauen wie Anna Schlatter in Naturwissenschaften und Technik.

„Ich wünsche mir, dass mehr Frauen ihren Weg in die Branche finden“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck zu den Unternehmensvertretern bei der Eröffnung der EMO. Die Metallindustrie und auch die Bundesregierung investieren in die Nachwuchsförderung von Frauen, um den drohenden Fachkräftemangel zu mildern und den Technologiestandort Deutschland zu sichern.

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Maximilian Haase (Berlin) meint: Frauen können es genauso gut wie Männer.


Der Aufstieg der Süßkartoffel Im großen Schatten der vermeintlichen Boomländer China und Indien mausert sich Taiwan in rasantem Tempo zu einer starken dritten Kraft. Branchenkenner trauen dem Land noch mehr zu.

D

ie deutsche Firma Heimatec aus der nach wenig klingt, relativiert sich, wenn man den prozentualen so dass auch die Optik stimmen muss“, Nähe von Karlsruhe optimiert ihre Anteil am gesamten Import mit anderen Ländern vergleicht. erklärt Vicky Yeh, Vertreterin der Otsuka Präzisionswerkzeuge unter anderem für die Dort liegt Taiwan (3,8 Prozent) nur knapp hinter dem so hoch­ Information Tecnology Corp. Auch bei Sau­ ter registriert man die taiwanesische Desi­ Werkzeug­revolver von Apex Dynamics, ein gelobten China (4,1 Prozent). gnoffensive, beäugt diese aber kritisch. „Es taiwanesisches Unternehmen mit Sitz in Taichung. Felix Ritter aus der Entwicklungs­ So viele Aussteller wie Japan, Amerika und Großbritan- ist schon verwunderlich, wenn sich deren Produkte und unsere äußerlich 1:1 gleichen“, abteilung von Heimatec sieht vor allem die nien zusammen bemerkt Andrea Strobel. Mit der verbesserten außergewöhnliche Preisflexibilität als Haup­ tursache für die starke Entwicklung: „Taiwa­ Von der Industrieelektronik über Präzisionswerkzeuge bis zu Optik hofft man nicht nur die Preisschraube nesische Firmen orientieren sich in der Re­ Drehmaschinen verzeichnet Taiwan in nahezu sämtlichen etwas anziehen zu können, da hochwertig aus­ gel sehr stark an der Nachfrage und machen Bereichen der Branche Zuwächse. Das belegt auch die Prä­ sehende Produkte automatisch höhere Preise daher besonders kundenfreundliche Ange­ senz taiwanesischer Hersteller auf Fachmessen. Bei der EMO ermöglichen. Vielmehr will man endlich mit bote.“ Die Qualität der Produkte unterschei­ Hannover 2013 war die Provinz mit 162 Ausstellern hinter europäischen Firmen in direkten Wettbewerb de sich zwar noch in erkennbarem Maße von Deutschland (894) und Italien (243) das Land mit den meis­ treten. Inwiefern es die Süßkartoffel übertra­ westlichen Standards. „Aber das Preis-Leis­ ten anwesenden Betrieben und damit fast so gut vertreten gen gesehen ihrer entfernt verwandten Kartof­ tungs-Verhältnis überzeugt einfach viele fi­ wie Japan, die USA und Großbritannien zusammen. Mit fel demnach gleichtut und nach Europa kommt, nanzschwächere Abnehmer, die in der Masse einer Ausstellungsfläche von 11.688 Quadratmetern ste­ könnte die hiesige Konkurrenz eher erleben, als den Gesamtumsatz kräftig ankurbeln“, betont hen die Firmen vor Ort ebenfalls auf einem beachtlichen ihr lieb ist. Ritter. Beim selbsternannten Weltmarktführer vierten Platz. Wahrscheinlich ist es ein ungewohntes Ge­ für Werkzeugträger Sauter aus Metzingen, der fühl für Taiwan so viel Raum zur Verfügung zu haben – ebenfalls Werkzeug­revolver produziert, nimmt mit 35.801 Quadratkilometern hat das Land ungefähr man daher Taiwan als Wettbewerber ernst. „Na­ die Größe des Bundeslandes Baden-Württemberg. Die türlich macht man da keine Luftsprünge. Ande­ Form der Insel ähnelt nebenbei bemerkt einer Süßkar­ rerseits freuen wir uns, dass wir mit Sauter Asia toffel, weshalb sich dort bestimmte Bevölkerungsgrup­ ein eigenes erfolgreiches Tochterunternehmen pen auch als Kinder der Süßkartoffel bezeichnen. in Taiwan etablieren konnten. Wir nehmen das eher als Chance wahr“, betont Marketingleiterin Moderne Designs für höhere Preise Andrea Strobel. Die Unterschiede in der Wertigkeit sind im Übrigen Deutschland importierte im vergangenen Jahr längst nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jah­ Daniel Lehmann (Berlin) nach Angaben des Vereins Deutscher Werkzeug­ ren. Was mitunter noch zur Erfüllung internationa­ fällt Taiwans Aufstieg auch in anmaschinenfabriken (VDW) im Werkzeugmaschi­ ler Ansprüche fehlt, ist lediglich ein ansprechendes deren Bereichen auf. Dieser Text wurde beispielsweise mit einem nen-Außenhandel Maschinen und Teile im Ge­ Design. Produkte aus Taiwan überzeugen in erster Acer geschrieben. samtwert von 123 Millionen Euro. Was zunächst Linie mit Funktionalität. „Durch die Globalisierung ist aber die Konkurrenz viel stärker geworden,

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Hoffentlich kommen die nicht auf die Idee, dass ich ‌

Habe ich das mit der Freiheit eigentlich schon gesagt ‌ ?

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Wir haben einen Bundes­präsidenten versteckt.

Gauck guckt und denkt Als Bundespräsident hat man es nicht leicht. Ein satirischer Messerundgang mit Joachim Gauck.

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Verantwortlicher Umgang mit Rohstoffen Wie Europa an einem verantwortlichen Umgang mit Rohstoffen ansetzen kann, darüber spricht EU-Handelskommissar Karel De Gucht im Interview.

Außenminister in Belgien war, war ich mehrmals in Katanga im Ostkongo. Unsere Verantwortung liegt darin, unser Mögliches zu tun, um Firmen davon abzuhalten, von Minen Rohstoffe zu kaufen, durch die sich Rebel­ lengruppen finanzieren.

Deshalb geben wir etwa Least De­ veloped Countries freien Zugang zum EU-Markt, ohne Zölle und Quo­ ten. Durch den Export kann sich deren Wirtschaft weiterentwickeln.

Was kann ihrer Ansicht nach die EU dagegen tun?

Herr De Gucht, welche Verantwortung haben wir, wenn Firmen aus der EU in anderen Ländern Rohstoffe abbauen?

Wir müssen alles daran setzen, Transparenz in diese Handelswege zu bekommen. Andererseits sollten wir nicht den gleichen Ansatz wählen wie die Vereinigten Staaten. Wenn die USA ihre Sanktionen weiter ausweiten, könnte das zur Folge haben, dass diese Länder gar keine Rohstoffe mehr exportieren und die Menschen dort verhungern. Also müssen wir die richtige Balance finden, um das Problem zu bekämp­ fen, aber wir müssen auch sicherstellen, dass die Arbeit in den Mi­ nen weitergeht – durch verantwortungsvolles Handeln. Was trägt die EU zu einem gerechten Wirtschaften bei?

Ich glaube, dass wir eine gemeinsame so­ ziale Verantwortung tragen. Als ich noch

Ich bin fest davon überzeugt, dass Handel in seiner Gesamtheit durchaus nachhaltig ist. Es gibt kein Beispiel in der menschlichen Geschichte, in dem sich die Wirtschaft eines Landes ohne Au­ ßenhandel entwickelt hat. Handel ist für unsere Entwicklungs­ politik wichtig.

Die Kehr­seite des Wirtschaftsbooms

Ge­wissen keine Spur. Wieso auch? Die ungerechte Verteilung wirtschaftlicher Profite interessiert scheinbar niemanden. Ins­ besondere in zentral-, west- und südafrikanischen Ländern werden wichtige Rohstoffe und wertvolle Bodenschätze aus­ gebeutet. Unter inhumanen Umständen bauen Bergleute in lebensgefährlichen Minen Edelmetalle ab, die für einen spär­ lichen Preis gekauft und beispielsweise in Handys verwendet werden. Kinder- und Zwangsarbeit in den entsprechenden Minen sind dabei üblich.

Es gibt nicht nur Gewinner. Ein Blick auf die Verlierer des Aufschwungs. Ein Kommentar. Die Lobpreisungen für die Wirtschaftsdominanz der Industriestaaten scheinen kein Ende zu neh­ men. Eine Schattenseite dieser Wirtschaftserfolge gibt es anscheinend nicht. Von schlechtem

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Ist also Entwicklungszusammenarbeit die einzige Möglichkeit, die die EU hat? Hier geht es um politische Maßnah­ men. Wie kann man also diese ganzen Prozesse so gestalten, dass letztendlich beide Seiten davon profitieren, nämlich das Land, welches Rohstoffe anbietet, und das Land, welches diese tatsächlich ausbeutet und verarbeitet. Dieser Pro­ zess muss verändert werden. Die Euro­ päische Kommission arbeitet zur Zeit an einer Gesetzesinitiative, damit Rohstoffe in Zukunft transparenter und damit ver­ antwortlicher abgebaut werden.

abhängig ist, ist es zu befürchten, dass es in naher Zukunft zu keiner strengeren Reform kommen wird. Hinter wirtschaftlichen Er­ folgsmeldungen treten die Probleme, die das Wirtschaftssystem schafft, zurück.

Handelsrichtlinien reformieren Um das zu verhindern, ist eine prinzipielle Reformierung der Handelsrichtlinien notwendig, um rechtmäßig ab­ laufenden Handel zu gewährleisten. Durch gesetzliche Sanktionen sollten dubiose Rohstoffgeschäfte mit kor­ rupt motivierten Minenbetreiber beendet werden. Der internationale Einsatz für eine faire Handelspolitik ist bislang zu gering. Eine Maßnahme wäre, Unternehmen zu verpflichten, wahrheitsgemäße Angaben über die Herkunft ihrer Rohstoffe zu machen. Dies sollte auch öffentlich, bei­ spielsweise im Internet, abrufbar sein. Da der Wes­ ten bislang stets seine wirtschaftlichen Interessen vertritt, aber gleichzeitig von den Rohstoffen Afrikas

Olajumoke Adeyanju Omonga (Aachen) freut sich, dass der EU Handelskommissar die Ausbeutung der Rohstoffe nicht verleugnet.


Maschinenelemente Metalle in die perfekte Form bringen – das ist die Aufgabe der Maschinen, die bei der EMO Hannover gezeigt werden. Insgesamt 47 Tonnen wiegen die Ausstellungsstücke, weil sie aus Metallteilen zusammengesetzt sind. Wissenswertes zu den Elementen einer Maschine – und mehr.

Quecksilber – die Ausnahme unter den festen Metallen, weil es schon bei normalen Temperaturen flüssig ist. Als Metall mit dem niedrigsten Schmelzpunkt, bei kalten minus 39 Grad, machte es Karriere in Thermometern und aktuell in Energiesparlampen.

Aluminium – der Rohstoff für den Leichtbau wiegt 2,70 Gramm pro Kubikzentimeter und lässt sich einfach verarbeiten. Aus Aluminium entstehen widerstandsfähige und bewegliche Maschinenteile – oder Flugzeuge.

Eisen – wichtigster Bestandteil im Stahl und „Herzstück“ der metallbearbeitenden Maschinen. Rund 42,7 Millionen Tonnen Rohstahl produzierte Deutschland im Jahr 2012; das ist die größte Menge in der Europäischen Union. Und trotzdem ein Klacks gegen die weltweite Nummer Eins China, dort wurden im vergangenen Jahr rund 716,5 Millionen Tonnen Stahl gekocht.

Titan – ein Material, das Maschinen zu künstlichen Gelenken und anderen Ersatzteilen für den Körper verarbeiten. Denn das Element verursacht keine Allergien, setzt keinen Rost an und ist ein recht leichtes, aber teures Metall.

Wolfram – standhaftes Metall mit einem Schmelzpunkt bei etwa 3400 Grad. Als Glühwendel in klassischen Lampen bringt das Element reichlich Licht ins Dunkel.

Lithium – das leichteste Metall bringt nur 0,53 Gramm pro Kubikzentimeter auf die Waage und reagiert mit sofort mit Wasser. Deshalb steckt Lithium gut verpackt in Batterien und Akkus, um Maschinen anzutreiben.

Chrom – unverzichtbare Zutat für Edelstahl, der meist zu 18 Prozent aus diesem Element besteht. Mit Hilfe von Chrom rostet Edelstahl nicht und ist an feuchten Stellen von Maschinen verlässlich.

Kupfer – ist als Kabel und Drähte meterweise in Maschinen verbaut, um Steuerung und Teile mit Strom zu versorgen. Das Metall ist ein günstiger und guter Leiter, das bei der elektrischen Leitfähigkeit nur vom Silber geschlagen wird.

Gold – wertvolles Edelmetall, das jedes Smartphone und auch jede Steuerungseinheit von CNC-Maschinen im Inneren schmückt. Damit die kleinen Computer funktionieren können, werden jeweils etwa 25 Milli­ gramm des Elements verbaut.

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„Wenn ich ein Metall wäre, dann wäre ich… …Titan, denn es ist sehr leicht und trotzdem extrem stabil.” Jeff Cha aus Daegu, Süd-Korea

… Aluminuim. Das ist unglaublich leicht und deshalb ein Material der Zukunft. Außerdem ist es verformbar und dennoch stabil.” Herr Fischer aus Sindelfingen, Deutschland

… Hartmetall – denn es ist äußerst unbeugsam.” Carl Martin Welcker aus Köln, Deutschland

Was ist eigentlich „Made in Germany“ 26 debatare.de

Was ist der erste Gedanke, wenn man auf Produkten das Gütesiegel „Made in Germany“ prangen sieht? Historisch betrachtet käme Deutschland hierbei nicht sehr gut weg. Das Siegel wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts in England, zum Schutz des Marktes gegen die Überflutung durch deutsche Billigprodukte eingeführt. Im Zuge des Wirtschaftswunders in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wandelte sich die Bedeutung. Deutschlands Exportboom führte dazu, dass „Made in Germany“ als Qualitätsmerkmal angesehen wurde, und das weltweit. Die Produkte aus der DDR wurden jedoch ebenfalls mit „Made in Germany“ betitelt, was zu einer zeitweiligen Abgrenzung des Westens mit dem Label „Made in W.Germany“ führte.

Wie viel Ausland darf es sein? Doch wann darf ein Produkt überhaupt mit dem Gütesiegel „veredelt“ werden? Das Oberlandesgericht Stuttgart setzt dafür folgende Voraussetzung an: Bei dem Produkt müssen die wesentlichen Produktionsschritte in Deutschland vorgenommen werden. Wesentlich, so die Richter damals, seien die Produktions­ schritte, die das Produkt im Verkauf auszeichnen. Das heißt, es dürfen auch durchaus Einzelteile des Produkts aus dem Ausland kommen.


Mit einem Lächeln abgestempelt Deutsche Produkte sind für ihre besondere Qualität bekannt. Doch mittlerweile hat das Ausland aufgeholt und Deutschland steht vor neuen Herausforderungen. Was ist der deutsche Qualitätsstandard noch Wert?

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hina ist der größte Produzent für Werkzeugmaschinen auf der Welt. 131 chinesische Aussteller sind zur EMO, der weltweit größten Messe für Metallbearbeitung, nach Hannover gekommen. An einem Stand in der Messehalle Fünf sitzen vier Chinesen hinter einem Tresen. Fragt man sie, warum China mittlerweile größter Produzent ist, antwortet einer von ihnen erstaunlich offen, der Grund sei eher den hohen Stückzahlen geschuldet als dem Qualitätsniveau. Die Qualität deutscher Produkte sei weiterhin weltmarktführend, aber hohe Qualität bringe auch hohe Preise mit sich.

Deutschland sogar Platz Zwei als Exporteur und Platz Drei als Produzent ein. Doch was ist im internationalen Wettbewerb das Gütesiegel „Made in Germany“ noch wert?

beste und qualitativ hochwertigste Produzent von Werkzeugmaschinen war, aber die Qualität habe im Laufe der Jahre kontinuierlich abgenommen. Ein Teil des Problems Viele deutsche Unternehmen sehen „Made in Germany“ hierbei sei, dass die Maschinen nicht mehr immer noch als einen Standard für hohe Qualität und ausschließlich in Deutschland produziert nutzen dieses Image durchaus im Marketingbereich. Carsten werden. Sie entschuldigte sich allerdings Hunold von der Firma Mahr betont, dass die Kernkompetenz mit einer Verbeugung und einem Lächeln im seines Unternehmens in Deutschland liegt. „Wir legen auch Gesicht. Und sie ergänzte, dass Deutschland durchaus Wert darauf, dass man erkennt, dass jedes unserer wenigstens im Bereich der Autoherstellung Produkte mit dem Qualitätssiegel bedruckt ist.“ Das findet noch weltmarktführend sei. auch Markus Eismann vom Unternehmen Roboworker wichtig. „Ich würde schon sagen, dass „Made in Germany“ immer noch ein Zeichen für hohe Qualität ist.“

Viele sind bereit, diesen Preis zu zahlen. Beispielsweise Rocky Chang von der Firma Ein wenig anders sieht es Harald Pandl von Jenoptik. Jimmore aus Taiwan, er stellt sich im Gespräch „Wir wollen als internationaler Konzern wahrgenommen als seit Jahren begeisterter Großimporteur werden, was nicht heißt, dass wir verstecken, dass wir deutscher Maschinenwerkzeuge vor. Dass das aus Deutschland kommen, aber wir setzen es auch nicht als Werbestrategie ein.“ Und aus der Politik gibt Gütesiegel „Made in Germany“ immer noch ein hohes Ansehen genießt, unterstreicht auch Mark es mahnende Worte: „Das Qualitätssiegel „Made in Golbey vom Unternehmen Vision Engineering Germany“ ist Ansporn und Verpflichtung zugleich“, aus England. Er bezeichnet Deutschland als so Bundespräsident Joachim Gauck zu den deutschen Werkzeugmaschinenbauern. „Benchmark of Europe“. Und wir selbst?

„Wenigstens bauen Sie noch die besten Autos!“

Deutschland ist immer noch eines der erfolgreichsten Exportländer der Welt. Schaut man auf den Werkzeugmaschinenbau, nimmt

Denn an der Marke „Made in Germany“ wird auch gekratzt. Eine ältere Japanerin findet, dass Deutschland vor 30 Jahren durchaus noch der

Johannes Leichtenberger (Berlin)

hätte auch gerne einen „Made in Germany-Stempel“.

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