Toni_Stadtmagazin – Feburar 2020

No. 3

Februar 2020

Toni wohnen, leben, arbeiten – ESSEN

Neustart

Essener Modelabel auf der New York Fashion Week

Heimatgrün

Möbel selbst gestalten in der Stadtteilfabrik

Junges Essen

Kreative, Künstler, Musiker und Start-ups machen die junge Szene der Stadt aus

Dein

NEUES Stadtmagazin

Inhalt

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06 Herausgeber Markt1 Verlagsgesellschaft mbH Freiheit 1, 45128 Essen Telefon 0201 1095-195 E-Mail info@markt1-verlag.de

Impressum

Chefredaktion Guido Schweiß-Gerwin Redaktion Silja Mannitz Nicole Nawrath Heike Reinhold Mitarbeit Sarah Meyer-Dietrich Diana Ringelsiep Britta Rübsam Art Direction Maike Kawik Grafik Sascha Michaelis Schlussgrafik Sigrid Herff s Anzeigen Bettina Walter Telefon 0201 1095-100

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Inhalt Wi� alle sin� Ton�! Heute: Sasch� Wir stellen unseren Fotografen vor.

06 Stadtgeschichten

Titel: Sascha Michaelis; Fotos: Sascha Michaelis, Jenn Werner/Lookabe

Junge� Essen Die Ruhrmetropole verfügt über eine junge, kreative Szene. Wir treffen Kreative, Künstler, Musiker und Start-ups sowie das Start-up-Team der EWG.

14 Im Quartier

Ein Essene� auf de� Weg nac� Toki� Damian Wierling ist einer der schnellsten Schwimmer Deutschlands.

16 Stadtkolumne Vie� Lich�

Essen hat Raum für die Kunst – zum Beispiel im Museum Folkwang.

18 Kulturhauptstadt

Sensible Antennen fü� junge Musiktalente Die Folkwang Universität der Künste bietet jungen Musikern Unterricht auf Weltniveau.

22 Neustart

Essene� Modelabe� auf de� NY Fashion Week Supermodels tragen die markanten Sprüche-Shirts des Modelabels Lookabe.

24 Heimatgrün

Möbe� selbs� gestalten in de� Stad�eilfabrik Die Gestalter Lena Halbedel und Florian Krohm begeistern an der Kreuzeskirchstraße mit ihren Design-it-yourselfWorkshops.

26 Mit Aussicht

Rosenmontag an de� Ruh� Familiäre Atmosphäre beim 148. Kupferdreher Rosenmontagszug.

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© Jochen Tack / Stiftung Zollverein

04 Marktplatz

„Mein Name ist Sascha, ich bin 36 Jahre alt und für einen Großteil der Fotos im Toni-Magazin verantwortlich. Als Junior Art Director bin ich über die Bildbearbeitung zur Fotografie gekommen. Aus anfänglichem Interesse wurde schnell mehr, so dass ich heute mit viel Spaß für Toni fotografiere. Wie Toni bin auch ich ein waschechter Essener. Ich fühle mich hier einfach rundum wohl, bin gerne mit meiner Familie und Freunden in den Cafés und Bars in Rüttenscheid und Umgebung unterwegs.

Ich bleibe Essen treu, denn das ist meine Heimat.“

Von Essenern über Essener für Essener: Toni ist Lokalmatador, unabhängig und immer unterwegs. Folgt uns und lernt eure Stadt neu kennen.

toni.magazin

#datisessen

Noch mehr Eisstockspaß in der City Essen on Ice noch bis zum 8. März 2020 Eisstockschießen in der Essener Innenstadt: Der außergewöhnliche Spaß für alle Altersgruppen wird in diesem Jahr von zwei auf vier Eisstockbahnen ausgeweitet. Erstmalig können Gruppen dabei ein neues Spezial-Angebot buchen: 90 Minuten Eisstockschießen, begleitet durch einen Moderator, der mit einem individuell zugeschnittenen Rahmenprogramm aufwartet und am Ende die Sieger kürt. Der generationenübergreifende sportliche Wettkampf ist zum Preis von 25 Euro pro Person zu haben.

Daneben gibt es auch weiterhin das Basis-Angebot: 60 Minuten Eisstockschießen für eine Gruppe auf einer Bahn zum Preis von 49 Euro pro Gruppe. Reservierungen nimmt die Bergmann Eventgastronomie entgegen (www.bergmannevent.de).

Fotos: Stefan Funke, Philipp Eisermann/EMG

Marktplatz 04

Wir alle sind Toni! Heute: Sascha

Natürlich bietet das Winterparadies auf dem Kennedyplatz auch die weiteren bekannten Highlights: Kufenkünstler und Eisprinzessinen drehen auf der über 1.000 Quadratmeter großen Eisbahn ihre Runden. Freunde der rasanten Abfahrt kommen auf der mit 70 Metern größten mobilen Rodelbahn Europas auf ihre Kosten. Und wer mag, genießt die Köstlichkeiten der original österreichischen Schmankerl Hüttn: Dort gibt es landestypischen Speisen und Getränken gepaart mit zünftiger Musik. Da kommt Après-SkiStimmung auf! www.visitessen.de/essenonice

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Rubrik

Stadtgeschichten 06

Junges Essen Die Ruhrmetropole verfügt über eine junge, kreative Szene. In dieser Ausgabe stellt Toni einen Nachwuchskünstler, ein Start-up für Live-Kommunikation, eine multikulturelle Band und eine Expertin für Graphic Recording vor.

Kreative Auseinandersetzung mit dem Sein

K Foto: Sascha Michaelis

Heike Reinhold

Künstler Simon Konrad zeigt Vielschichtigkeit

„Kunst für den Menschen“ – das ist es, was Simon Konrad machen möchte. Im August 2018 bezog der Künstler sein Atelier im Essener Südviertel. In einer ehemaligen Backstube gestaltet der Autodidakt nun großformatige Kunstwerke mit einer Vielfalt von Mate­ rialien, Werkezeugen und Techniken. Er experimentiert mit Ölfarben, Öl­ und Pastellkreiden, Kohle, Aquarell­ techniken und einer Vielzahl unterschiedlicher Stifte. „Dabei geht es mir um Vielschichtigkeit. Die entsteht zum Beispiel mit der Sgraffito­Technik. Dazu trage ich mehrere Farbschichten auf und ritze dann Tausende von feinen Linien in die Ölkreide“, erzählt der 21­Jähri­ ge, der bei seiner Arbeit neben Zahnarztinstrumenten auch Messerklingen und Alltagsgegenstände zum Ein­ satz bringt. Tolle Lichteffekte erzielt Simon Konrad mit seinen abstrakten Farbkompositionen auf Plexiglas.

Malen ist für ihn Konfrontation: „Man darf keine Angst haben. Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln. Überhaupt ist Kunst für mich der Erfahrungswert, der hinter der kreativen Auseinandersetzung mit dem Sein steht.“ Neugierde und Experimentierfreude kennen bei Simon Konrad keine Grenzen: Im vergangenen Sommer hat er an der Rellinghauser Straße eine Hausfassade mit Mischtechniken aus Malerei, Graffiti und Reliefarbeit gestaltet. Seit dem Herbst studiert er an der Kunstaka­ demie in Düsseldorf freie Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei. Als nächstes steht eine große Reise an: Von Februar bis April wird er in Indien unterwegs sein, neue Eindrücke einfangen und mit Farben experi­ mentieren. Nach seiner Rückkehr im Mai sind ihm Besucher im Atelier an der Rellinghauser Straße 114 willkommen: „Das Südviertel mit seinen kreativen, interessierten und hilfsbereiten Menschen ist ein echter Glücksfall für mich und das perfekte Umfeld, um sich künstlerisch zu entwickeln“, sagt der gebürti­ ge Moerser und freut sich über die Unterstützung aus der Nachbarschaft. Wer sich für die Kunst von Simon Konrad interessiert, erhält einen ersten Eindruck im Netz unter www.konradsart.de.

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Stadtgeschichten 08

Heike Reinhold

Wenn aus Worten Bilder werden

S

Sie bringt die Dinge auf den Punkt: Diplom­Designe­ rin Marie Jacobi ist Spezialistin für Graphic Recor­ ding. Bei Tagungen, Konferenzen und Workshops überträgt sie komplexe Inhalte in Bilder. Sie selbst bezeichnet die Live­Visualisierung als bildliche Darstellung von Kommunikation. „Während die Tagungsteilnehmer diskutieren, übersetze ich ihre Ideen und Themen in Bilder. Als Außenstehende bin ich der Filter, der die Essenz des Gesagten herausar­ beitet“, beschreibt die gebürtige Hamburgerin ihren anspruchsvollen Job. Ihre schnelle Auffassungsgabe und ihr kreatives Können helfen ihr dabei, das We­ sentliche zu erfassen und darzustellen. „Ich zeichne einprägsame Zusammenfassungen, die für Teilneh­ mer der Veranstaltung, aber auch für Dritte leicht verständlich sind. Diese Art der Darstellung hat einen großen Vorteil, denn Visuelles schafft Verknüp­ fungen und erleichtert unserem Gedächtnis das Einprägen“, so die Designerin. Nähere Infos zu den visuellen Protokollen unter www.visualrecording.de.

Marie Jacobi, die viele Jahre in Berlin gelebt und 2011 in Neukölln den Co­Working Space „Wostel“ gegründet hat, sieht in ihrer neuen Heimat Essen großes Potenzial: „In Berlin ist die Zeit der Über­

raschungen vorbei. Essen und die Region hingegen befinden sich im Wandel. Die Top­Lage mitten in Europa und die Tatsache, dass die Stadt Teil der Metropole Ruhr ist, sprechen für den Standort.“ Vernetzung ist für sie das Gebot der Stunde: „Die Metropole Ruhr muss sich als Ganzes sehen und sich nach außen auch so präsentieren“, sagt die 40­Jährige, die ein kleines Ladenlokal im Essener Südviertel gemietet hat. „Gleichzeitig sollte die Stadt Essen mehr für Kreative tun. Sie könnte günstige Flächen anbieten sowie Orte zum Arbeiten und zum Austausch schaffen“, so der Appell der Designerin.

Die Stadtteilfabrik an der Kreuzeskirchstraße sei ein gutes Beispiel dafür. (Vgl. Artikel auf Seite 24/25.)

Foto: Sascha Michaelis

Designerin Marie Jacobi und ihr Graphic Recording

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Quellen: Stadt Essen, Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen; IT-NRW; FOM; EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH; Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

Stadtgeschichten 10

Nicole Nawrath

Start-up ohne viel Firlefanz und Chichi

H

Die Köpfe hinter HERBERT & ERICH: Ricardo Betting (li.) und Marco Skrubej.

Event-Marketing mit HERBERT & ERICH

Hinter dem Firmennamen der Agentur für Live­ Kommunikation HERBERT & ERICH stecken die beiden Großväter der Existenzgründer Marco Skrubej und Ricardo Betting. Opa Herbert hat unter Tage geschuftet, Opa Erich in der Stahlindustrie. Das war harte und ehrliche Arbeit auf den Punkt. Genau das ist auch das Konzept der Agentur für Event­ Marketing, die auf Zollverein im TripleZ zu Hause ist. „Wir stehen für wenig bis null Chichi, klare Worte und schlanke Wege in der Zusammenarbeit. Wir sind ja hier nicht in Düsseldorf“, so Geschäftsführer Ricardo Betting augenzwinkernd. „Für uns war es wichtig, dass wir die Verbundenheit zum Ruhrgebiet nach außen zeigen. Der Standort TripleZ in Essen ist dafür perfekt geeignet. Wir verkörpern hier Vergan­ genheit und Zukunft der Region“, positioniert sich der 33­Jährige mit seinem Start­up.

Die Agentur konzipiert und organisiert alles, was unter dem Begriff Event­Marketing läuft, zum

Beispiel Roadshows, Incentives, Veranstaltungen und Messen. „Das Besondere an HERBERT & ERICH ist, dass wir für jeden Auftrag ganz individuell unser Team formieren. Hier gibt es keine Hierarchien. Das geht natürlich nur mit viel Erfahrung und einem Netzwerk aus Kreativen, Grafikern und Projektma­ nagern“, beschreibt Betting die Idee hinter dem Start­up. So bekommt der Kunde bei HERBERT & ERICH schnelle und unkomplizierte Unterstützung bis der letzte Brummi vom Hof tuckert. Die Liebe zu Essen wurde Betting in die Wiege gelegt: „Marco und ich sind in Essen aufgewachsen. Ich habe bei Stauder meine Lehre gemacht. Wir haben beide in großen Agenturen gearbeitet, aber wir wollen Teil der Aufbruchsstimmung der jungen Gründergene­ ration sein.“ Und so arbeitet das Start­up bereits erfolgreich für Energie­ und Kommunikations­ Dienstleister, aber auch für das Modelabel Lookabe.

(Siehe Artikel auf der Seite 22 und 23.) Nähere Infos zur Agentur unter: www.herbertunderich.de

Fotos: Pascal Skwara, KNSY Fotografie

Nicole Nawrath

Banda Senderos heizt ein

N

Heiße Reggae-Beats aus Essen

Neun Köpfe zählt die multikulturelle Musik­Combo Banda Senderos aus Essen. Gemeinsam sorgen sie bei ihren Konzerten mit treibenden Rhythmen für jede Menge schweißtreibende Tanz­Action und Spaß auf den Ohren. Mit fetten Bläsersätzen und dicken Beats lassen sie Dancehall, Reggae­Grooves, Pop und Elektronik verschmelzen. 2012 gründen Sebastian „Seba“ Campos, David Fiege und Julian Kühn das Musikprojekt Senderos.

Senderos – das ist Spanisch und bedeutet Pfade. Aus den drei Ursprungsmitgliedern werden schnell neun Freunde, eine große Familie, und seit dem Frühjahr 2013 ist die Banda Senderos in ihrer jetzigen Forma­ tion komplett. Die Jungs kommen aus Chile, dem Kongo, Polen und Deutschland und sind schon lange keine Newcomer mehr. Die Banda lebt vom Kontrast der beiden Frontmänner aus Chile und dem Kongo und den vielfältigen musikalischen Einflüssen und Eigenarten der gesamten Crew. Gesungen wird auf Deutsch, Spanisch, Englisch, Französisch und Lingá­ la, der Sprache des Kongo.

Beim 37. Open Air in Essen­Werden in 2019 traten sie zusammen mit der bekannten Rap­Crew, den 257ern aus Essen­Kupferdreh, und dem gemein­ samen Song „Sonne in die Stadt“ vor 15.000 Zu­ schauern auf. „Große Highlights waren die Gigs im letzten Sommer beim Summerjam, dem größten Reggae­Festival Europas in Köln, und auf dem Over the Border Festival mit Gentleman“, schwärmt die Band. „Ganz anders war es aber zum Beispiel in der Essener Philharmonie für WDR COSMO. Ein richtig intimer Gig vor kleinem Publikum, bei dem du noch jedes einzelne Gesicht sehen und die Freude der Leute beim Tanzen fühlen kannst.“ Mit diesem Sound, der perfekt das Lebensgefühl einer jungen, lebensfrohen und multikulturell aufgewachsenen Generation verkörpert, tritt die Banda Senderos im Sommer unter anderem auch als einer der Headliner beim Traumzeitfestival im Landschaftspark Duisburg­ Nord auf. Nähere Infos zur Band unter: www.bandasenderos.com

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Stadtgeschichten

In Essen durchstarten

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Junge Unternehmen finden in Essen ausgezeichnete Startvoraussetzungen und gute Wachstumsbedingungen. Dabei steht ihnen die EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH mit Rat und Tat zur Seite. Seit 2018 unterstützt das Start-up-Team junge Essener Gründer dabei, unternehmerisch durchzustarten – national und international. Tabea Lersmacher (28) und Kai Bonnen (37) von der EWG erklären, worauf es ankommt.

Heike Reinhold

„Als Wirtschaftsförder­ung haben wir einen sehr guten Draht zu den Akteuren im sogenannten Start-up-Ökosystem.

Das heißt, dass wir Start-ups sowohl untereinander als auch mit den Institutionen, Unternehmen und Initiativen vor Ort bestens vernetzen können.“ Kai Bonnen

Was ist eigentlich ein Start-up?

Tabea Lersmacher: Ein Start-up ist ein technologieorientiertes und innovatives Geschäftsmodell. Im Gegensatz zum klassischen Existenzgründer sind Start-ups auf schnelles Wachstum ausgerichtet – das gilt entweder beim Umsatz oder bei der Mitarbeiterzahl.

Spannende Start-ups aus Essen sind beispielsweise Ökoloco, Soccerwatch oder talpasolutions.

Warum ist Essen ein gutes Pflaster für Start-ups?

Kai Bonnen: Essen ist ein klassischer Geschäftsstandort. Hier lassen sich Geschäfte direkt vor Ort generieren. Möglich machen das die hohe Anzahl von Konzernen und rund 23.400 kleine und mittelständische Unternehmen, die in Essen ihren Sitz haben. Von dieser Nähe profitieren Start-ups außerordentlich. Sie können schnell mit Unternehmen und Konzernen zusammengebracht werden.

Als Wirtschaftsförderung haben wir einen sehr guten Draht zu den Akteuren im sogenannten Start-up-Ökosystem. Das heißt, dass wir Start-ups sowohl untereinander als auch mit den Institutionen, Unternehmen und Initiativen vor Ort bestens vernetzen können. Ein großes Pfund in Essen sind auch die Konzernaktivitäten. Viele der hier ansässigen Konzerne wie ALDI, E.ON, Evonik und innogy haben eigene Programme ins Leben gerufen, die Start-ups zu einer schnelleren Entwicklung verhelfen. Seit 2019 sitzt zudem Tengelmann Ventures am Grugaplatz. Das ist für Essen ein riesiger Mehrwert, schließlich handelt es sich um einen der größten deutschen Kapital-Geber und Start-up-Förderer in Deutschland.

Was zeichnet Essen sonst noch aus?

Tabea Lersmacher: Die zentrale Lage inmitten eines der größten Ballungsräume Europas und damit der Zugriff auf ein riesiges Fachkräftepotenzial. Hinzu

kommt die hohe Hochschuldichte in der Metropole Ruhr mit 22 Universitäten und Fachhochschulen und rund 280.000 Studierenden. Das ist ein Fundus, den andere Städte so nicht haben. Damit ist das Potenzial zum Wachsen gegeben – und zwar mit Blick auf Umsatz, Märkte und Arbeitsplätze. Zudem können Gründer in Essen zu erschwinglichen Preisen Wohn- und Büroflächen finden. Zum Start-up-Ökosystem gehören auch eine lebendige Coworking-Szene und die Möglichkeit, Büroräume flexibel anzumieten. Das entwickelt sich in Essen sehr gut. Es gibt aktuell 17 Coworking-Spaces und Businesscenter mit über 17.000 Quadratmetern an flexiblen Büroflächen.

Wie unterstützt das Start-up-Team der EWG die jungen Unternehmen?

Kai Bonnen: Das Unterstützungsangebot ist vielfältig.

Die Vernetzung ist natürlich ein wichtiges Thema. Wir starten aber schon viel früher und geben eine erste Einschätzung der Geschäftsidee. Kann das was werden? Wie sieht der Markt in dem Bereich aus?

Nach dem Erstgespräch geht es um vorbereitende Planungsschritte. Was gehört in den Businessplan?

Wie baue ich eine Präsentation auf? Wir bieten zudem eine Finanzierungs- und Fördermittelberatung für kleine und mittelständische Unternehmen und Start-ups. Alle unsere Angebote sind übrigens kostenfrei. Zudem stellen wir den Kontakt zu sogenannten Business Angels und Venture-CapitalGebern her. Diese investieren mit privatem Kapital in erfolgsversprechende neue Geschäftsmodelle. Wir unterstützen bei der Ansiedlung und der Raumsuche, aber auch bei der Internationalisierung. Hier legen wir unseren Fokus auf Israel und Japan, wo es vielfältige Aktivitäten, zum Beispiel im Bereich digitaler Gesundheitswirtschaft, gibt. Bei diesen Themen arbeiten wir eng mit Netzwerkpartnern wie ruhr:HUB, Gründerallianz und Startercenter NRW zusammen.

Und wie sieht es mit Veranstaltungen für Start-ups und Geldgeber aus?

Tabea Lersmacher: Hier bieten wir eine Menge. Im Dezember letzten Jahres haben wir das Tech Tour-Finale, das zehn Jahre lang in Düsseldorf stattgefunden hat, gemeinsam mit Evonik und dem ruhr:HUB nach Essen geholt. Das ist ein europaweiter Wettbewerb – rund 150 internationale Start-ups vor

ebenso vielen Investoren. Mit solchen Events erhöhen wir auch die Sichtbarkeit der Stadt. Überhaupt ist es wichtig, dass das Ruhrgebiet stärker auf dem Radar der Investoren erscheint. Wir müssen Anlässe schaffen, damit die Geldgeber hierhin kommen. Eine andere wichtige Veranstaltung waren unsere ersten Start-up Olympics im November.

Was für eine Veranstaltung ist das?

Kai Bonnen: Die Start-up Olympics bringen an einem Wochenende Menschen, die eine konkrete Gründungsidee haben, mit anderen zusammen, die sich für das Thema Gründung interessieren. Das können Marketingexperten, Programmierer oder Jurastudenten sein. Es geht um Vernetzung und Teambuilding.

Für uns war es die erste Veranstaltung dieser Art und mit 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein voller Erfolg. Zu Beginn haben 20 von ihnen eine Idee vorgestellt. In einem Abstimmungsprozess wurden die beliebtesten neun Ideen ausgewählt und an den folgenden zwei Tagen ausgearbeitet. Dabei haben wir gezielt unterstützt. Am Ende präsentierten die Teams ihr Konzept einer hochkarätigen Jury, die die drei Besten prämierte. Für das Jahr 2020 sind zwei Nachfolgeveranstaltungen geplant – eine im Frühjahr und eine im Herbst.

Foto: Sascha Michaelis

Wie genau haben Sie die Teams unterstützt?

Tabea Lersmacher: Wir haben Input zur Gründungsvorbereitung geliefert und ein Pitch-Training angeboten. Bei einem Pitch geht es darum, ein

Geschäftsmodell in kurzer Zeit präzise darzustellen.

Wo liegt das Problem? Wie wollen wir das umsetzen?

Wer sind unsere Kunden? Bei der Präsentation selbst steht dann die Geschichte, die hinter der Idee steckt, im Vordergrund. Dieses sogenannte Storytelling ist ein wichtiges Instrument. Unsere 15 Mentoren – darunter Gründer, die sich schon am Markt etabliert haben – konnten wichtige Impulse zuliefern, neue Sichtweisen eröffnen und Tipps geben. Einige Geschäftsideen haben sich im Anschluss um 180 Grad gedreht.

Wie viele Start-ups gibt es in Essen? Wie ist die Entwicklung?

Kai Bonnen: Als wir im März 2018 mit dem Startup-Team begonnen haben, gab es keine offiziellen Zahlen, die vergleichbar etwa der Gewerbemeldestatistik wären. Wir mussten also mit einer eigenen Erhebung bei Null anfangen. Ende 2018 kamen wir auf etwa 50 Start-ups mit 400 Mitarbeitern in Essen.

Ein Jahr später zählten wir bereits 70 Start-ups mit 800 Mitarbeitern. Ein tolles Wachstum.

Was hat sich das Start-up-Team der EWG für 2020 vorgenommen?

Kai Bonnen: Wir wollen bestehende Formate weiter ausbauen, neue Formate ausprobieren und noch mehr Start-ups mit Investoren und Unternehmen zusammenbringen. Unser Ziel ist, Essen als perfekten Start-up-Standort weiter zu etablieren, damit junge Gründer hier noch besser durchstarten können.

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„Zum Start-up-­ Ökosystem in Essen gehören auch eine lebendige Co­ working-Szene und die Möglichkeit, Büroräume flexibel anzumieten.“ Tabea Lersmacher

Im Quartier 14

Ein Essener auf dem Weg nach Tokio Silja Mannitz

Schon frühmorgens ziehen die Schwimmer im Schwimmzentrum Essen-Rüttenscheid konzentriert ihre Bahnen. Unter ihnen befindet sich auch Damian Wierling. Als einer der schnellsten deutschen Schwimmer hat er sein Ziel für dieses Jahr fest im Blick: die Olympischen Spiele in Tokio.

Fotos: Sascha Michaelis

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D

Der Essener sicherte der 4 x 100 Meter­Staffel bereits das Ticket für Tokio, nun möchte sich der aktuell viermalige deutsche Meister und deutsche Rekord­ halter über 50 Meter Freistil auch in Einzeldisziplinen qualifizieren, um den Traum vom olympischen Finale wahrzumachen. Den Geist der Spiele konnte Damian Wierling bereits 2016 mit gerade einmal 20 Jahren in Rio erleben und erinnert sich gerne zurück: „Es ist toll, bereits in jungen Jahren beim größten Sporterlebnis der Welt dabei zu sein. Für mich waren es sehr erfolg­ reiche Spiele, ich bin ins Halbfinale gekommen und konnte mit der Staffel ins Finale einziehen. Seither habe ich viel Erfahrung hinzugewonnen und hoffe, in Tokio das Beste aus mir rausholen zu können.“

Kurze Wege zum Training

Als einer von sechs Bundesstützpunkten bietet Essen dem 1,98 großen Athleten gute Voraussetzungen, die­ ses Ziel zu erreichen. Zehn Wassereinheiten die Woche absolviert Damian Wierling in dem 50­Meter­Becken, hinzu kommen dreimal Kraft­ und zweimal Athletik­ training im zugehörigen Kraft­ und Gymnastikraum sowie regelmäßige Besuche beim Physiotherapeuten.

Angesichts dieses Pensums schätzt der 23­Jährige die kurzen Wege in Essen: „Ich wohne in Rüttenscheid und habe es daher nicht weit zum Schwimmzentrum.

Bei oftmals zwei Trainings am Tag ist das natürlich sehr angenehm.“ Trotzdem braucht es vollen Einsatz und viel Disziplin, um als Leistungsschwimmer erfolg­ reich zu sein. „Ohne geht es nicht“, weiß Wierling, der zusätzlich Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniver­ sität Hagen studiert. Durchhaltevermögen ist auch in Zeiten von Rückschlägen gefragt. Immer wieder gab es Erkrankungen oder Verletzungen, die den 23­Jährigen zurückgeworfen haben. Kleingekriegt haben sie ihn aber nie. „Diese Höhen und Tiefen erlebt jeder Athlet und jeder geht anders damit um“, erzählt Wierling. „Wir haben eine gute psychologische Betreuung über den Olympiastützpunkt und werden so mental opti­ mal unterstützt.“

Viel Rückhalt von der Stadt Während Damian Wierling heute scheinbar mühelos durchs Wasser gleitet, kostete ihn Duschen und Baden als kleines Kind viel Überwindung. Eine Schwimm­ lehrerin nahm dem Fünfjährigen mit viel Geduld die Angst vorm Wasser – und entdeckte sein Talent. „Ich bin sicher auf eine sehr unorthodoxe Weise zum Schwimmen gekommen“, sagt Wierling. Durch die intensive Beschäftigung mit dem nassen Element konnte er das Schwimmen von der Pike auf lernen und fand immer mehr Spaß daran. Lange trainierte er bei der Startgemeinschaft Mülheim, bis er wegen der besseren Trainingsmöglichkeiten am Olympia­ stützpunkt zur SG Essen wechselte. „Wir erhalten hier viel Unterstützung, auch Oberbürgermeister Thomas Kufen würdigt unseren sportlichen Einsatz“, betont Damian Wierling. Rückhalt findet er abseits des Beckens zudem bei seiner Familie: „Meine Eltern sind mit viel Leidenschaft dabei. Ich habe außerdem einen jüngeren Bruder, drei ältere Schwestern sowie vier Neffen und Nichten, mit denen ich viel Zeit verbringe.“ Zum Abschalten besucht der Fußballfan außerdem gerne die Spiele von Rot­Weiss Essen. Häu­ figer jedoch wird der Schwimmer, der wegen seiner Sprintstärke oft mit einem Gepard verglichen wird, in den kommenden Monaten aber im Schwimmzentrum seine Bahnen ziehen – und dabei die olympische Uhr fest im Blick haben, auf der die Zeit bis Tokio zurück­ gezählt wird.

Stadtkolumne

Viel Licht Essen ist ... ein White Cube. Große, weiße Wände bieten viel Raum für die Kunst.

Raum, in dem die Kunst wirken kann. Im Museum Folkwang. Essen hatte Glück.

Kaufte nach dem Tod des Kunstmäzens Carl Ernst Osthaus seine Folkwang­Sammlung auf. Stahl Hagen damit für immer diese Show. Essen hatte Pech. Über 1000 Werke der Sammlung wurden im Dritten Reich als entartete Kunst beschlagnahmt. Die Sammlung damit zu großen Teilen zerstört.

Das Museum bei Luftangriffen schwer beschädigt.

Sarah Meyer-Dietrich

Übe� die Kolumnistin Sarah Meyer-Dietrich schreibt Romane, Erzählungen, Blogbeiträge und andere Textformen. Zudem arbeitet sie als Poetry-Slamerin. Sie wuchs in Essen auf und ist heute immer noch oft und gern in der alten Heimatstadt unterwegs. www.sarahmeyerdietrich.de

Essen startete neu. Sammelte neu. Schuf neuen Raum für die Kunst. 1960 Eröffnung des Neubaus. Der heute der Altbau ist. Wo ich heute über Holzböden laufe. Mich auf Zeitreise begebe. Beginnend mit Werken des frühen 19. Jahrhunderts. Ich sehe: Natur.

Gewaltig. Naturgewalten. Ich sehe: viel Licht und viel Schatten. Ich sehe: die Menschen erst auf den zweiten oder dritten Blick.

An den Rand gerückt. Zur Nebensache geworden. Ich sehe: Realismus. Aber nicht meine Realität. Ich sehe: leise Farben. Am Horizont. Zaghafte Himbeer­Vanille­Pista­ zien­Eis­Farben mit luftigem Himmel­ blau. Wenn ich hier lebte, würde ich aufbrechen. Der Farbe entgegen.

Weiter, auf leisen Sohlen, um die Kunst nicht zu stören. Zu den Impressionisten. Ich sehe: Bewegung. Die Sonne in Bäumen flirren.

Den Wind durchs Kornfeld streichen. Die Wolken weiter schieben. Eine Brise in Baumwipfeln spielen. Ein romantischer Blick, der den Strand rosa färbt. Ein grünes Meer. Einen gelben Himmel. Ich sehe: den Menschen immer noch klein am Rand. Aber eine Natur, die einlädt ins Bild, statt mit Gewalt zu drohen. Ich sehe: Farbe. Form.

Pinselstrich. Wenig realistisch. Und doch finde ich meine Welt wieder durch die Augen von van Gogh, Cézanne, Gauguin. Es gibt keine Objektivität in der Wahrnehmung.

Vielleicht sind subjektive Bilder deshalb manchmal wahrer?

Und weiter, weiter zu den Pointillisten. Ich sehe: ein Bild, das zerfällt. In seine Einzel­ teile. In Farben. Punkte. In all seine Pixel.

Ich sehe: eine flirrende Welt. Das Wasser, die Luft, die Wolken. Ich sehe: eine Welt, die wieder zusammenwächst, während ich mich entferne. Die wieder zusammenfließt.

Die Welt gerinnt und gewinnt ihre Konturen zurück. Ist wieder eins.

Und weiter zu den Kubisten. Ich sehe: wieder eine Welt, die zerfällt. Nicht mehr

Foto: Lena Manteuffel; Grafik: CP/COMPARTNER

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in Punkte. In Scherben diesmal. Harte spitze Kanten. Ich kann es klirren hören. Ich sehe: eine Welt, die in Scherben fällt. Zersplittert.

Die nicht mehr zusammenwächst. Ich sehe: eine Welt, die sich nicht mehr festlegen lässt.

Die ich deuten muss. Das könnte ein Haus sein, das ein Baum, hier vielleicht eine Treppe. Ich sehe: Gegenstände auftauchen.

Wieder verschwinden. Meiner Wahrneh­ mung ist nicht zu trauen. Alles ist fraglich.

Ich sehe. Und sehe nicht.

Zuletzt zu den Expressionisten. Ich sehe: Farben, die explodieren. Blaue Pferde. Und gelbe Gesichter. Ich sehe: Gefühl. Rausch.

Farbenrausch. Groben Pinselstrich.

Leuchten. Farben satt. So satt, dass ich eine Pause brauche. Im Gartensaal. Durchatmen.

Die Zeitreise wirken lassen. Die Eindrücke nachklingen lassen. Ich blicke durch gläserne Wände in die Ausstellungsräume zurück. Betrachte Menschen beim Kunst­ betrachten.

Wage dann den Aufbruch. In den Neubau.

2010 eröffnet. Als Essen Kulturhauptstadt war. In den Neubau nach einem Entwurf von David Chipperfield. Riesige Wände. Weiß.

So weiß. Ich fühle mich klein. Klein wie die Menschen auf den Gemälden des frühen 19.

Jahrhunderts. Klein jetzt nicht angesichts der Naturgewalten. Sondern klein angesichts der großen Kunst. Von früher. Von heute. Die so viel Raum hat. Hier. Im White Cube.

590.000 Einwohner

23.500 Unternehmen

neun

der hundert umsatzstärksten deutschen Unternehmen

1,5 Mio.

Messebesucher pro Jahr

1,6 Mio.

Gästeübernachtungen

5,1 Mio.

Einwohner in der Region

Rubrik

Stadt der Menschen.

Stadt der Wirtschaft.

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Kulturhauptstadt

Foto: Sarah Bauer

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Sensible Antennen für junge Musiktalente

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Britta Rübsam

Die Folkwang Universität der Künste bietet jungen Talenten Musikunterricht auf Weltniveau.

Die Professorin Mie Miki räumt auf: regelmä­ ßig die Unordnung, die ihre Studenten nach den Proben in ihrem Klassenraum hinterlas­ sen, und mit jedem Klischee, das landläu­ fig einer international so erfolgreichen Akkordeonistin anhaften könnte. Wegen ihres exzellenten Rufs und wegen ihres ­heißen Drahts zur Realität pilgern junge Akkordeon-Talente zur Folkwang Univer­ sität der Künste nach Essen. So auch der polnische Student Bartosz Kołsut: Die Akkordeon-Szene in Europa ist klein und als er Mie Miki in Warschau zum ersten Mal traf und mit ihr arbeitete, war für ihn

klar: „Egal wo sie unterrichtet, ich möchte bei ihr studieren.“ – Ein Glück, dass sie seit vielen Jahren an der Folkwang Universität der Künste in Essen Professorin ist, wo es dem jungen Akkordeonisten noch dazu sehr gut gefällt.

Akkordeon statt Tennis Nicht immer war Bartosz Kołsut nur vom Griff in die Akkordeontasten begeistert, auch der zum Tennisschläger gehörte zu seiner Kindheit – heute aber stehen alle Zeichen auf Musik. Für sein Masterstudium ist er vor anderthalb Jahren nach Essen gezogen.

Neugierig auf Kammermusik?

Klassen- und Prüfungs­ nachmittag Kammermusik 5. Februar 2020, 14 Uhr Campus Essen-Werden, Kammermusiksaal Eintritt frei

Bartosz Kołsut, der im vergangenen Sommer mit seinem Akkordeon beim WDR-Campus-Konzert einen großen Auftritt hatte, und seine Professorin Mie Miki, der daran gelegen ist, ihre Studierenden auf der Bühne zu sehen.

„Bach, Händel, Beethoven, Mozart, Schumann, Schubert, Brahms – die wichtigsten Komponisten der klassischen Musik haben deutsch gesprochen. Das Verständnis dieser Sprache ist so wichtig, wenn man mit Ernsthaftigkeit diese Musik studieren will“, plädiert Mie Miki. Da ist sie trotz ihres heiteren Gemüts streng und geht mit gutem Beispiel voran. Und dieser Mix aus Offenheit und Beharrlichkeit macht sie zur perfekten Besetzung der Prorektorin für künstlerische Exzellenz. „Ich muss meine

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„Die Schüler müssen auf die Bühne!“ „Ich spiele gern vor Publikum, im großen Saal – das ist mein Beruf und das Wichtigste für mich als Musiker“, erzählt Bartosz Kołsut.

Das liegt auch seiner Professorin am Herzen und sie sensibilisiert: „Wer auf Google keinen Treffer landet, der existiert nicht.“ Umso wichtiger, dass Mie Miki zusammen mit ihrer Assistentin Heidi Luosujärvi ihren Job gut macht: Sie unterrichten Musik auf Weltni­ veau, schicken ihre Studierenden in Wettbe­ werbe, stupsen sie auf die Bühne und ver­ lieren dabei nie den Bezug zum Leben nach dem Studium aus den Augen. „Nirgends sonst habe ich so viel Hilfe bekommen, Konzerte zu spielen, wie hier“, verrät Bartosz Kołsut. Und davon profitieren nicht nur die jungen Talente, sondern alle, die in Essen und Umgebung die Musik der FolkwangStudierenden zu Ohren bekommen.

Mensch & Tier im Revier Ruhr Museum

auf Zollverein in Essen 8.7.2019 bis 2.6.2020

Foto: Sarah Bauer

Vom Musizieren leben

Antennen empfangsbereit haben für die Ausnahmetalente, für ihre Bedürfnisse und sie in allen administrativen Belangen unterstützen. Denn das Organisatorische ist nicht immer ihre Stärke“, räumt Mie Miki ein und schmunzelt. Sie schlägt die Brücke zwischen den jungen Künstlern und der Realität, die bedeutet, in der Musikwelt sichtbar zu werden, aufzutreten, sich zu behaupten und mit dem Musizieren, Geld zu verdienen.

Foto: Siedlung Bottrop-Ebel, 1976 (Michael Wolf / Fotoarchiv Ruhr Museum)

Wenn er hier sein Instrument doch einmal aus den Händen legt, dann geht er am liebsten am Baldeneysee joggen oder im Stadtwald spazieren. Die allermeiste Zeit aber genießt er die besondere Atmosphäre an der Folkwang Uni und den Austausch mit den Studierenden aus aller Welt, die ihre Leidenschaft zu den Künsten verbin­ det. „Oft besuche ich auch die vielen Theater und Festivals in Essen, Duisburg oder Düsseldorf – so viele Möglichkeiten, Kultur zu erleben auf so engem Raum – fantastisch!“, schwärmt er auf überra­ schend fließendem Deutsch, wo er doch erst so kurze Zeit in Deutschland lebt.

Und hier kommt Mie Miki ins Spiel, die mit 16 Jahren aus Japan herkam, um das Akkordeonspiel zu studieren.

Netzwerk Kulturelles Erbe

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Tokyo Rumando, aus der Serie „The Story of S“, 2015/2016 ©Tokyo Rumando/ BASHO

Folkwang zeigt Tokyo Rumando

SauberZauber 2020

6. Februar bis zum 22. März 2020

Stadtputzaktion vom 7. bis 20. März 2020

Mit dem Ausstellungsformat „6 ½ Wochen“ stellt das Museum Folkwang junge künstlerische Positionen für einen Zeitraum von sechseinhalb Wochen bei freiem Eintritt vor. Vom 6. Februar bis zum 22. März 2020 ist mit „The Story of S“ die erste institutionelle Einzelausstellung der jungen japanischen Künstlerin Tokyo Rumando in Deutschland zu sehen. In „The Story of S“ nimmt ­Tokyo Rumando (*1980) ­unterschiedliche Rollen ein. Als Akt weiblichen Empowerments agiert sie dabei vor und hinter der Kamera als Fotografin, Autorin, ­Visagistin und Modell gleichzeitig. Die radikale Bildsprache japanischer Fotografie der 1960er- und 1970er-Jahre aufgreifend entwickelt die Künstlerin ein lustvoll gegenwärtiges Spiel um Begehren und wechselnde Identitäten. Tokyo Rumando gilt als eine der herausragenden jungen weib­ lichen Positionen japanischer Fotografie.

www.museum-folkwang.de

Der SauberZauber feiert Geburtstag: Zum 15. Mal werden tausende Essenerinnen und Essener gemeinsam aktiv, um in ihren Stadtteilen aufzuräumen. Seit 2006 waren insgesamt 182.877 Engagierte beteiligt.

Im vergangenen Jahr wurde mit über 18.000 Teilnehmenden ein neuer Rekord erreicht. Die Idee zur städtischen Aktion SauberZauber wurde in der Essener Verwaltung geboren und hat sich zu einem festen Termin entwickelt. Im ersten Jahr folgten rund 8.000 Menschen dem Aufruf. Seitdem verzeichnen die Stadt Essen, die Ehrenamt Agentur Essen e. V. und die Entsorgungsbetriebe Essen GmbH konstant steigende Zahlen. Alle Engagierten können ihre Aktionen bis zum 31. Januar direkt bei der Ehrenamt Agentur anmelden.

Informationen und das Anmeldeformular gibt es unter www.ehrenamtessen.de. Die Ehrenamt Agentur übernimmt zum neunten Mal die Organisation der Aktion.

Auftakt zum SauberZauber im vergangenen Jahr.

Zehn nach Zehn 10 Jahre Kulturhauptstadt und Ruhr Museum Mit großem Publikumszuspruch startete Anfang Januar die Jubiläumsveranstaltung „Zehn nach Zehn“ zu zehn Jahren Kulturhauptstadt und Ruhr Museum Zehn auf dem Welterbe Zollverein. Höhepunkte waren imposante Lichtinstallationen auf den Gebäuden und im Zollverein-Park rund um den berühmten Doppelbock und ein hochkarätig besetzter Festakt.

Ein buntes Museumsfest für Groß und Klein im Ruhr Museum und ein RUHR.2010-Spezial des Talks #halbzwölf mit Peter Großmann rundeten das Eröffnungswochenende ab. Im Anschluss wurden bis zum 25. Januar jeden Abend Bilder und Videos des Kulturhauptstadtjahres 2010 auf die Außenwände der Zeche Zollverein projiziert. Im „Salon 2030“ diskutierten Akteure an fünf Abenden darüber, wie die Kulturmetropole Ruhr in die ­Zukunft gedacht werden soll. Den Gesprächsrunden folgten Konzerte mit Bands aus unterschiedlichen Musikrichtungen.

Musiker Stoppok spielte zum Fest.

Klavier-Festival Ruhr 2020 21. April bis 11. Juli 2020 Zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens stellt sich das weltweit führende Festival der Aufgabe, das gesamte Schaffen Beethovens für Klavier solo aufzuführen. Zwischen dem 21. April und dem 11. Juli kommen in 74 Veranstaltungen in 23 Städten der Region alle Klaviersonaten, sämtliche Konzerte für Klavier und Orchester, alle Variationszyklen, Bagatellen und sonstige Werke zur Aufführung.

Spielstätten in Essen sind unter anderem die Philharmonie, das Welterbe Zollverein, das Museum Folkwang, die Folkwang Universität der Künste sowie Haus Fuhr in Werden. Tickets und nähere Infos im Netz.

www.klavierfestival.de

Fotos: Tokyo Rumando / IBASHO, Rathmann/Ehrenamt Agentur Essen e.V., Andrea Kiesendahl/Ruhr Museum, Dr. Martin Gülpen

Meldungen

Kultur

Parkleuchten in der Gruga Lichterzauber vom 1. Februar bis 8. März 2020 Bis zum 8. März erstrahlt der Grugapark jeden Abend in der Zeit von 16 bis 21 Uhr in den schönsten Farben. An den Samstagen sind zudem Kleinkunstaktionen in die Lichtkulisse eingebettet. Jahr für Jahr möchten immer mehr Menschen das Illuminations-Event im Grugapark Essen sehen. LED-Scheinwerfer lassen das Areal in allen Regenbogenfarben zu einer eine Leuchtkulisse erstrahlen. Die „Darsteller“ darin sind kunstvoll gestaltete Lichtobjekte. Die „Stars“ in diesem Jahr sind die Pinguine. Eine ganze Parade der leuchtenden Gesellen tummelt sich in Lebensgröße auf der großen Wiese von der Orangerie bis zum Grugaturm. Flankiert werden die Pinguine von emsigen Leucht-Strichmännchen. Überall zwischen Bäumen, Wiesen und Wegen gibt es abwechslungsreiche illuminierte Szenerien zu ent­ decken. Video-Projektion bringen bewegte Bilder ins Lichter-Spiel. Besonders spektakulär ist die Groß-­ Projektion eines Videos auf einem Wasserschild im Margarethensee. www.grugapark.de

Zuhause ist, wo man alt wird und jung bleibt.

Neustart 22

Essener Modelabel auf der New York Fashion Week Es läuft beim jungen Essener Modelabel Lookabe.

Supermodels wie Adriana Lima oder Lena Gercke tragen die markanten Sprüche-Shirts. Hochglanzmagazine wie Vogue oder Cosmopolitan zeigen den LookabeStyle in ihren Fotostrecken und TV-Moderatorin Frauke Ludowig ist das neue Testimonial.

W Nicole Nawrath

Wenn ein internationales Supermodel wie Adriana Lima auf Instagram ihren über zwölf Millionen Followern ein Shirt von Lookabe präsentiert, wird Social Media zum absoluten Turbo für ein neues Modelabel. Auch Moderatorin und Model Lena Gercke verschafft mit ihren 2,5 Millionen Followern der aufstrebenden Marke gigantische Reichweiten. Kurzum: Die Essenerin­ nen Mariana und Melani Ilic, Gründerinnen von Lookabe, starten gerade richtig durch. Ihre kreativen Sprüche­Shirts sind der absolute Renner. „Eigent­ lich hat in 2016 alles als so eine Art Hobby begon­ nen. Die ersten 40 Teile unserer Kollektion haben wir in Rüttenscheid im In­Lokal Zucca präsen­ tiert“, erinnert sich Melani (33), die aus dem Marketing kommt, gern. „Bereits ein Jahr später lief es so gut, dass ich meine kleine Werbeagentur verkauft habe, um mich voll auf Lookabe zu konzentrieren“, beschreibt der kreative Kopf des Duos die Anfänge.

der Debüt­Single der Girl­Group haben wir uns dann quasi die Endung des Musiktitels geliehen und daraus Lookabe gemacht. Die Spice Girls sind einfach cool und setzen mit ihrem frechen Auftreten echte Statements – das passt zu uns“, betont die 31­Jährige, die einen kaufmännischen Hintergrund hat und zehn Jahre als Personalerin beim RWE­Konzern arbeitete.

Dank Instagram bei C&A Von den Spice Girls inspiriert Die Idee zum Namen Lookabe kam den beiden Schwestern beim Anschauen eines Musikvideos. „Wir stehen total auf den Song ‚Wannabe‘ von den Spice Girls“, erzählt Mariana strahlend. „Der Begriff ‚Look‘ für unser Start­up war gesetzt. Von

Im März 2018 haben die beiden im Gründerzent­ rum Triple Z nahe Zollverein ihr Quartier bezogen. „Wir waren so froh, als wir die Zusage für das Triple Z bekommen haben. Uns hat bei der gesamten Gründung die Essener Wirtschaftsför­ derungsgesellschaft ganz stark mit ihrem Netz­

Models präsentieren die neue FrühjahrsKollektion von Lookabe.

Nicole Nawrath

Fotos: Jenn Werner/Lookabe, Lookabe, C&A

K A IN UND ABEL

werk geholfen“, begeistert sich Melani. „Wir tauschen uns regelmäßig mit der EWG und anderen Start-ups aus. Vor allem, als wir auf einmal den Anruf des Moderiesen C&A im Januar 2019 auf dem Anrufbeant­ worter hatten. Der eingetütete Großauftrag, der auch dank Instagram zustande kam, war echt eine logistische Herausforderung. Wir waren für Tipps und Kontakte wirklich dankbar.“ Bundesweit wurde die biozertifizier­ te Bekleidung dann ab Herbst 2019 in den 44 umsatz­ stärksten Stores und dem Onlineshop der international agierenden Bekleidungskette verkauft. Die Essenerin­ nen haben mittlerweile das Start-up Mpire Trends gegründet und beraten andere Mode- und KosmetikUnternehmen im Bereich Influencer-Marketing. Und die Erfolgsstory von Lookabe soll auf der New York Fashion Week weitergeschrieben werden. „Eigentlich wollten wir schon 2019 hin, aber zu jener Zeit waren wir voll auf mit dem C&A-Deal beschäftigt“, blickt Mariana in die Zukunft. „Jetzt tragen wir in 2020 unsere Mode aus dem Ruhrpott in die Welt – alles zu seiner Zeit.“ Und die Zeit ist sicherlich reif für High Fashion aus Essen.

ODER DER ERSTE MORD Szenisches Oratorium von Alessandro Scarlatti Vorstellungen 20., 29. Februar; 4., 8., 13., 20. März 2020 Aalto-Theater Tickets T 02 01 81 22-200 www.theater-essen.de

Auf Erfolgskurs: Mariana und Melani Ilic, die Gründerinnen des Erfolgslabels Lookabe aus Essen. Und von Coco Chanel inspiriert: lässige Sprücheshirts von Lookabe bei C&A.

UR AUFFÜHRUNG

IN F ² E R N O

Live Animation Cinema von sputnic nach Dante Alighieris „Die göttliche Komödie“ Vorstellungen 29. Februar (Premiere); 4., 14. März 2020, Casa Tickets T 02 01 81 22-200 www.theater-essen.de

Die Lookabe Kollektion

Wer sich einen Eindruck von der Kollektion verschaffen will: www.lookabe.de, in ausgewählten C&A Stores in ganz Deutschland oder hier: www.c-and-a.com.

Heimatgrün 24

Möbel selbst gestalten in der Stadtteilfabrik

Heike Reinhold

Die Industriedesigner Lena Halbedel und Florian Krohm bieten mit ihren Eltingmöbeln eine Möbelkollektion aus Sperrmüll an.

Wer selbst ein Produkt gestalten möchte, lernt wichtige Handgriffe in den Design-it-yourself-Workshops der Stadtteilfabrik an der Kreuzeskirchstraße.

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Eine Gruppe von neun Menschen trifft sich am Sams­ tagnachmittag in den großzügigen Räumlichkeiten der Stadtteilfabrik gegenüber der Kreuzeskirche in der Essener City. Drei Jugendliche sind dabei, zwei Paare um die Vierzig und zwei Senioren. Sie alle möchten ein eigenes Produkt gestalten, genauer gesagt, ein Regal, das zu hundert Prozent ihren Wünschen ent­ spricht. Erfahrungen im Umgang mit Holz haben sie nicht. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen in diesem Workshop die Grundlagen des Holzhand­ werks kennen. Es geht zum einen darum, wie man die einzelnen Werkzeuge benutzt. Zum anderen zeigen wir, wie man eine eigene Idee entwickelt, einen Ent­ wurf erstellt, Höhe und Breite des Regals bestimmt und die Verteilung der Fächer festlegt“, erklärt Gestal­ terin Lena Halbedel. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Florian Krohm, der im Frühjahr seinen Abschluss in Industriedesign machen wird, leitet die Folkwang­Ab­ solventin die selbst entwickelten Design­it­yourself­ Workshops. „Es ist schön zu sehen, wie die Leute eine Beziehung zum Produkt aufbauen und Spaß haben.

Wer etwas selbst hergestellt hat, wird achtsamer damit umgehen. So entsteht Nachhaltigkeit“, ergänzt Florian Krohm.

Lokal, nachhaltig und urban Neben dem Regalbau bietet die Stadtteilfabrik aktuell auch Workshops an, in denen Hocker oder Werkzeugkästen entstehen. Gearbeitet wird mit sogenannten OSB­Platten aus dem Baumarkt.

Die Grobspanplatten waren ursprünglich ein Abfallprodukt der Furnier­ und Sperrholzindus­ trie. „Wir wollten ein nachhaltiges Material, das viel verzeiht und einen hohen Wiedererken­ nungswert hat“, begründet Lena Halbedel die

Materialwahl. Die verwendeten Platten kommen aus Deutschland und enthalten keine Gifte. Das Thema Nachhaltigkeit war den beiden Gestaltern schon bei der Entwicklung ihres Eltinghockers, einem Sitz­ möbel aus Sperrmüll, wichtig. Seit 2017 bieten die beiden nun Hocker­Workshops an unterschiedlichen Standorten an. „Das Interesse war von Anfang an groß, aber uns fehlten eigene Räumlichkeiten“, erklärt die 28­jährige Lena. Einen passenden Standort fand die Stadtteilfabrik 2019 in dem leerstehenden Ladenlokal an der Kreuzeskirchstraße 15. Mit Unterstützung des Allbaus, der Essener Wirtschaftsförderung und des Kulturbüros konnte bereits Ende August Eröffnung ge­ feiert werden. Seitdem haben schon eine ganze Reihe von Workshops in dem hellen Ladenlokal mit seinen großen Holztischen stattgefunden. Schulklassen kom­ men genauso wie Firmen, die mit einem Teamevent den Zusammenhalt der Mitarbeiter festigen wollen.

Und natürlich sind immer wieder Menschen vor Ort, die Spaß daran haben, selbst etwas zu gestalten.

Bewusstsein für Möbel Für 2020 haben sich Lena Halbedel und Florian Krohm einiges vorgenommen: „Wir sind eine Kooperation mit der Volkshochschule eingegangen und bieten im VHS­Programm einige Workshops an. Zudem wollen wir das Programm ausbauen und für Schulklassen weiterentwickeln.“ Workshops anderer Anbieter in den Räumlichkeiten an der Kreuzeskirchstraße sind ebenfalls geplant: „Es gibt viele Menschen, die Spaß daran haben, in kurzer Zeit ein Produkt für sich zu ge­ stalten. Wir haben die passenden Räumlichkeiten und bieten diese auch gerne anderen an“, verdeutlicht der 26­jährige Florian. Vorstellbar sind ein Textilworkshop sowie die Zusammenarbeit mit einem Fotografen und einer Puppenbauerin. Neue Produkte der Eltingmöbel aus Restholz sind ebenfalls in Planung. Im Januar hatten die Gestalter gerade erst ihren Eltinghocker auf der renommierten Designschau „Passagen“ in Köln gezeigt. Nun sind beliebte Produkte der Eltingmöbel auch über den Online­Shop erhältlich. Nähere Infos zu Möbeln und Workshops bietet das Netz. www.stadtteilfabrik.de

Foto: Sascha Michaelis

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Anfahrt Stadtteilfabrik, Kreuzeskirchstraße 15 H Berliner Platz Linien U11 / U17 / U18 Linien 101 / 103 / 105 / 106 / 109 Linien 145 / 166 / NE10 / NE11 / NE12 / NE16 / SB16 H Rheinischer Platz

Tram-Linien 101 / 103 / 105 / 106 / 109 Linien 145 / 196 / NE11 / NE12 H Kreuzeskirchstraße

Linien 145 / NE11 / NE12

Rosenmontag an der Ruhr

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Der 148. Kupferdreher Rosenmontagszug wird wieder unzählige Narren auf der Ruhrhalbinsel begeistern. Der Zug ist für seine familiäre Atmosphäre und die vielen verkleideten Jecken am Straßenrand bekannt.

Heike Reinhold

Die Planungen für den karnevalistischen Jahreshöhe­ punkt laufen auf Hochtouren. Sabine Kost, die zusammen mit ihrem Mann Hubert an der Spitze des Festausschusses Kupferdreher Karneval (FKK) steht, hat alle Hände voll zu tun: „Für den Umzug am 24. Februar rechnen wir mit 15 bis 20 Wagen und etwa genauso vielen Fußgruppen. Hinzu kommen die Tanzgarden und sieben Spielmannszüge“, erklärt die 53­Jährige. Oberbürgermeister Thomas Kufen wird wieder mit von der Partie sein. Der Prinzenrat der Stadt Essen nimmt mit einem eigenen Wagen am Zug teil und sponsert zudem den Sozialwagen, in dem in diesem Jahr die „Flotten Socken“ aus Borbeck mitfahren. Die Tanzgruppe geistig behinderter

Anfahrt Rosenmontagszug Kupferdreh H S-Bahnhof Kupferdreh

Linie S9 RE49

Menschen sorgt stadtweit bei Veranstaltungen aller Art für gute Laune. Auch Schulen und Kitas können sich jetzt noch kurzfristig zum Zug anmelden. „Je früher, um so lieber“, sagt Sabine Kost, die für die Sicherheit von Zugteilnehmern und Zuschauern verantwortlich ist und mit dem Essener Ordnungs­ amt, dem Roten Kreuz, der Polizei und der Feuerwehr ein entsprechendes Sicherheitskonzept erarbeitet.

Närrisches Familienfest Der personelle und finanzielle Aufwand ist in jedem Jahr groß. Aus diesem Grund erhob der FKK 2019 erstmals einen Zuggroschen: Kurz vor Beginn des Rosenmontagszugs wurde mit einer Art

Foto: Georg Lukas

Mit Aussicht 26

fotolia/© rainbow33

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Klingelbeutel eine kleine Spende von den Besu­ chern erbeten. „Das war natürlich ungewohnt, wurde aber gut angenommen“, erinnert sich Sabine Kost. „In diesem Jahr werden wir das wieder machen und wir hoffen, dass noch mehr Geld zusammenkommt“, erklärt die Karnevalistin. Die zusätzlichen Mittel werden eingesetzt, um die Zugkosten zu decken. Das traditionelle Wurfmate­ rial in Form von Kamelle, Schokoriegeln und Popcorn wird von den Vereinen selbst organisiert und finanziert. Trotz der vielen Arbeit sind alle Beteiligten mit großem Spaß bei der Sache. „An Rosenmontag sind die Straßen in Kupferdreh pickepackevoll. Alle sind verkleidet, die Stimmung ist toll und es herrscht eine ganz besondere, familiäre Atmosphäre“, schwärmt Sabine Kost vom närrischen Traditionsbewusstsein an der Ruhr. Der Rosenmontag in Kupferdreh sei schlicht ein großes Familienfest: „Viele Zuschauer sind als Kind regelmäßig mit ihren Eltern beim Zug gewesen und kommen heute mit ihren Kindern. Der Rosenmon­ tag in Kupferdreh ist ein Stück Heimat.“ Wer das einmal erleben möchte, ist am Rosenmontag ab 16 Uhr an der Kupferdreher Straße an der richtigen Adresse. www.kupferdreherkarneval.de

Langeweile?

Karnevalsumzüge in Essen Sonntag, 23.02.2020 11:11 Uhr: Bollerwagenumzug in Werden 11:11 Uhr: Schubkarrenrennen in Heisingen 14:00 Uhr: Karnevalsumzug durch Frohnhausen 14:11 Uhr: Kettwiger Karnevalszug 15:00 Uhr: Karnevalsumzug in Freisenbruch Montag, 24.02.2020 13:11 Uhr: Essener Rosenmontagszug 16:11 Uhr: Kupferdreher Rosenmontagszug

17.000 Veranstaltungen 200 Locations KIR. Alle Kulturveranstaltungen in der Metropole Ruhr auf einen Blick!

Und für alle, die selbst was mieten wollen, alle Infos zur passenden Location.

www.kulturinfo.ruhr

Ungewöhnlich 28

Menschen, Monster, Sensationen!

Diana Ringelsiep

Hinter dem unscheinbaren Eingang der „Freak Show“ in Essen-Steele verbirgt sich eine lange Treppe, die in den Schlund eines zähnefletschenden Ungeheuers mit leuchtenden Augen hinabführt. Doch das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was die Kneipengäste im Keller erwartet.

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Die Bühne, auf der sich in den vergangenen acht Jahren bereits zahlreiche Rock ‘n‘ Roll­, Metal­ und Punkbands das Mikro in die Hand gegeben haben, gleicht einem klaffenden Maul, in dessen Kehle ein riesiges Zäpfchen baumelt. Frankensteins Monster bewacht die Damentoilette und das Barpersonal reicht Bierflaschen und Gruseldrinks à la „Beetle Juice“ und „Zombie“ aus dem überdimensionalen Rachen eines Vampirs heraus. Die „Freak Show“ macht ihrem Namen alle Ehre und das Konzept geht auf, denn die Kneipe von Manuela und Benny Nordvall hat längst über die Grenzen Essens hinaus von sich reden gemacht. So hat die britische Zeitung „The Guardian“ die Bar im vergangenen Jahr sogar auf Platz 3 der besten Konzertlocations der Welt gewählt – direkt hinter Veranstaltungsorten in Tokio und Tennessee. Manuela, die im Isinger Feld aufgewachsen und in Steele zur Schule gegangen ist, weiß den Standort am Grendplatz zu schätzen: „Eine Kneipe mit Live­Musik hat hier einfach gefehlt, daher ist unser Publikum auch so bunt gemischt. Egal, ob Metal­Fan, Managerin oder Karl­Heinz von nebenan – bei uns sind alle willkommen.“

Aller Anfang ist schwer

Anfahrt H „Freak Show“ am Grendplatz 2A

S-Bahnhof Steele Linien S1 / S3 / S9 Linien 144 / 166 / 177 / 194 / NE5

Als Manuela und Benny sich zum ersten Mal begegnen, ist sie noch Mitbetreiberin des Panic Room in der benachbarten Westfalenstraße. „Benny ist 2009 mit seiner Band ,Sonic Farm‘ bei uns aufgetreten und es war Liebe auf den ersten Blick.“ Zwei Jahre lang führen die Wirtin aus dem Ruhrgebiet und der Schwede eine Fernbeziehung. „Das war eine harte Zeit“, erinnert sich Manuela zurück. „Benny arbeitete damals noch in Schweden und konnte nur jedes zweite Wochenende kommen. Ich habe währenddessen mit dem Ausbau der Kellerbar am Grendplatz begonnen, die wir zuvor bei einer Zwangsversteigerung erworben hatten.“ Um Geld

Manuela und Benny Nordvall haben sich mit ihrer Bar „Freak Show“ einen gruseligen Traum erfüllt. Den Gästen gefällt’s.

Fotos: Sascha Michaelis

zu sparen, schläft Manuela monatelang zwischen Werkzeug und Baumaterial auf einem selbstgebauten Bett aus Bierkisten. Nach Feierabend modelliert sie aus Unmengen von Gips die unverkennbare Kulisse der heutigen „Freak Show“. Benny packt an den gemeinsamen Wochenenden mit an. Als er schließ­ lich seine Zelte in Stockholm abbricht, heiraten die beiden und eröffnen im Januar 2012 ihre Geister­Bar. Seither stehen in dem schaurig schönen Gruselkeller jedes Wochenende Partys, Live­Musik und Karaoke­ Abende auf dem Programm. Neben dem eigenen abwechslungsreichen Veranstaltungskalender stellt das Paar auch seit fünf Jahren in Zusammenarbeit mit Jürgen Schaaf vom Stadtportal Essen­Steele und Markus Meyer vom Kulturzentrum GREND das „Steeler Kneipenfestival“ auf die Beine. Mit dem kostenlosen Festival will das Veranstalter­Kollektiv die Aufmerksamkeit wieder auf das Angebot vor der eigenen Tür lenken. www.freakshow-bar.de

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Original

Fernsehstar mit 95

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„Der Lack ist ab“ hat Cäcilie „Cilli“ Hagedorn-Benzler bei der ProSiebenSat.1- Castingshow „The Voice Senior“ gesungen. Mit 95 Jahren war die Essenerin die weltweit älteste Teilnehmerin dieses TVFormats. Gesang, Tanz und Schauspiel – das ist ihre Berufung.

Nicole Nawrath

Was macht für Sie Essen, insbesondere die Margarethenhöhe aus?

Eigentlich nenne ich mich immer EuropaEinwohnerin. Ich bin in Oberschlesien geboren, habe in Berlin, Grömitz und Italien gelebt, aber Essen ist seit den 1960er– Jahren meine Heimat. Hier wurden wir mit offenen Armen empfangen, hier habe ich mein Herz verloren. Vor allem die MaggiHöhe mit ihren kleinen Häuschen und dem Markt – das ist alles so heimelig.

Wie sind Sie zum Fernsehen und zu „The Voice Senior“ gekommen?

Das habe ich der tollen Nachbarschaft hier auf der Maggi-Höhe zu verdanken, die haben mich einfach angemeldet. Begleitet zu dem Auftritt nach Berlin hat mich meine liebe Nachbarin auch. Auf gute Nachbarschaft – das zählt hier noch was.

Die Herbstzeitlosen Ausgehen in Essen – haben Sie Tipps?

Ich war fast 15 Jahre Gastgeberin und Kneipenbesitzerin. „Cillis Milljöh“ war meine Kultkneipe in Rüttenscheid und ich glaube, Rüttenscheid ist auch heute noch in.

Haben Sie eine Lebensphilosophie?

Ich bleibe neugierig. Ich finde, dass mein Leben im Alter immer noch interessanter wird. Schließlich war ich mit 95 noch im Fernsehen. Wer weiß, was noch alles kommt.

Die Theater- und Musikgruppe der AWO tritt seit 1997 ehrenamtlich auf. Cilli Hagedorn-Benzler gehört zum Ensemble.

Hier kann man die Herbstzeitlosen in Essen live erleben: Mi., 13.05.2020, ab 15:30 Uhr bei der AWO, Weserstr. 82, Essen-Bergerhausen Mi., 16.09.2020, „Tag der älteren Generationen“, Kennedyplatz, Essen-City Foto: Sascha Michaelis

Wo muss man hin, um das musikalische Essen zu erleben?

Ich trete seit 18 Jahren ehrenamtlich mit dem Tanz- und Theaterensemble „Die Herbstzeitlosen“ vor älteren Herrschaften auf. Zuletzt zum Beispiel im Essener Uhlenkrug. Ein bisschen lustig ist es schon, dass ich vom Alter her die Zielgruppe der Senioren schon lange überholt habe.

HELLES KÖPFCHEN MIT ANGST IM DUNKELN SUCHT LIEBEVOLLEN STROMANSCHLUSS.

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Rubrik 32

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Modellstadt Essen