1/2022 Herausgeber: ÖGV Einzelpreis EUR 10,– Jahresabo EUR 36,–
Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft
ERLEBNISHAUSBANK Kundennähe neu gedacht: Zu Besuch in der „Filiale der Zukunft“ der Volksbank Steiermark Seite 6
NEUE GRÜNDERZEIT Voller Energie ins Jubiläumsjahr: Die jungen ÖGV-Mitglieder und ihre innovativen Geschäftsmodelle
DER GROSSE ÜBERBLICK Entlastungen und Lenkungseffekte: Was die ökosoziale Steuerreform für die Wirtschaft bringt
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Hinter jedem Erfolg steckt mehr als man sieht. Als langjähriger Partner der ÖSV-Skispringer*innen wissen wir, dass hinter jedem Erfolg viel harte Arbeit steckt. Erfolg fängt an, wo man vertraut. VOLKSBANK. Vertrauen verbindet.
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EDITORIAL
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Mit Erfahrung das Neue wagen Gerade in Zeiten großer Umbrüche haben sich Genossenschaften immer besonders bewährt. Das gelang ihnen vor allem deshalb, weil sie sich als flexibel, anpassungsfähig und innovativ erwiesen haben. Diesen Spirit legen sie gerade jetzt wieder an den Tag, wie mehrere Beispiele in diesem Heft zeigen. Da wäre einmal die Volksbank Steiermark, die in ihrer völlig neu gestalteten Filiale in Leibnitz innovative Wege geht, wenn es um die Betreuung der Kunden geht. Mit dem Konzept der „Erlebniswelt“ nimmt die Genossenschaftsbank die Herausforderung an, persönliche Beratung modern zu denken und sinnvoll mit der digitalen Welt zu verknüpfen. Wie das in der Praxis funktioniert, lesen Sie in unserer Titelstory. Viele clevere Ideen kommen auch von den neuen Genossenschaften im ÖGV: Ob es um die Erzeugung von erneuerbarer Energie geht, um Kooperation bei der Vermittlung von Facharbeitern oder um Innovation in der Landwirtschaft – die jüngsten Neugründungen zeigen eindrucksvoll, dass es kaum eine Herausforderung gibt, die sich mit kooperativem Wirtschaften nicht meistern lässt. „cooperativ“ stellt die neuen ÖGV-Mitglieder und ihre Geschäftsideen vor. Neue Ideen und Perspektiven bringt sicher auch der große „Zukunftstag Genossenschaft“, den der ÖGV im Rahmen seines 150-Jahr-Jubiläums am 9. Juni gemeinsam mit den Volksbanken veranstaltet. In hoch-
karätigen Vorträgen und Gesprächsrunden geht es darum, wie die Genossenschaft modern und zukunftsfit ist, für welche Branchen sie sich besonders eignet und warum wir Kooperation im Wirtschaftsleben generell mehr Raum geben sollten. „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sind genossenschaftliche Verbünde wieder überproportional gefordert“, erklärte unlängst die Genossenschaftsforscherin Theresia Theurl bei der VolksbankManagementkonferenz zum Thema „150 Jahre Vertrauen“. Ihren Rat an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann man nur allen ans Herz legen: „Mit Erfahrung das Neue wagen.“
Günther Griessmair Chefredakteur
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INHALT
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WISSEN
TIPPS & SERVICE
06 Erlebnisbank Ein Besuch in der „Filiale der Zukunft“ der Volksbank Steiermark in Leibnitz
24 Basis für den Erfolg Professor Günther Ringle analysiert das Phänomen „Vertrauen“ in Genossenschaften
38 Entlastungspaket Das bringt die ökosoziale Steuerreform für Wirtschaft und Unternehmen
10 Neugründungen Voller Energie ins Jubiläumsjahr: Unsere jungen Genossenschaften im Kurzporträt
28 20 Jahre Euro Vom Münzen-Startpaket bis zum Digitalgeld: Ein Rückblick und ein Ausblick
41 Statement Finanzminister Magnus Brunner über die Ziele der großen Reform
14 150 Jahre Vertrauen Teil eins der VolksbankManagementkonferenz 2022 zum Thema Genossenschaft
32 Intelligente Kreisläufe Künstliche Intelligenz und Kreislaufwirtschaft: Ein Duo mit viel Potenzial für die Zukunft
16 Grünes Banking Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor: Die Gestaltungsmöglichkeiten und Handlungsfelder 20 Leadership Wie Unternehmen mit der richtigen Führungskultur fit für die Zukunft werden
INHALT
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14 FREIZEIT 42 Die Azoren Hermann Fritzl besucht die Vulkaninseln am Rande Europas 45 Stars von morgen Andreas Goldberger auf der Suche nach Österreichs jungen Skisprungtalenten
45 INSIDER
FIX IM BLICK
47 ÖGV Schulterschluss für hohe Qualität bei der Bankprüfung
65 Buchtipps
48 Volksbanken-Verbund Erfolgreiches Jahr 2021 bringt Rekordgewinn von 219 Millionen Euro
36 Infografik Wirtschaft 2022: Wohin die Reise geht
67 Neues von gestern
66 cooperativ abonnieren 63 Smart Coop Austria Entwicklung von partizipativer Online-Plattform
IMPRESSUM cooperativ – Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft 1/2022 150. Jahrgang DVR 0048577 MEDIENINHABER (VERLEGER) Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch, Löwelstraße 14, A-1010 Wien, Tel: +43 (0) 1 313 28-0, Fax: +43 (0) 1 313 28-450, weitere Informationen zum Medieninhaber nach dem MedienG: www.genossenschaftsverband.at HERAUSGEBER Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch CHEFREDAKTEUR Günther Griessmair REDAKTION Daniela-Monica Essler, Hermann Fritzl, Peter Haubner, Hans Hofinger, Markus Rothenbach, Wolfgang Schmidt, Anton Schmoll, Peter Weiß ARTDIRECTOR Daniel Dobernig LAYOUT-DESIGN Reichl und Partner COVERFOTO Karin Bergmann DRUCK Berger, Horn KONTAKT redaktion@oegv.volksbank.at Gezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder. Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.
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Einmal Kaffee und Kredit, bitte!
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In Leibnitz hat die Volksbank Steiermark eine Pilotfiliale mit völlig neuem Konzept eröffnet. Die Regionalbank spricht von einer „Erlebniswelt“ und einer „Filiale der Zukunft“. Mehr als nur Marketingschlagworte? „cooperativ“ war für einen Lokalaugenschein vor Ort. Text: Günther Griessmair Fotos: Wolfgang Schmidt, Karin Bergmann
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Filialverbundleiter Lutz Sommerfeld (Bildmitte) mit dem Team der Volksbank in Leibnitz
Die Filiallandschaft der Banken ist im Umbruch: Digitalisierung und verändertes Kundenverhalten haben dazu geführt, dass immer mehr einfache Geschäfte online oder am SB-Automaten vom Kunden selbst erledigt werden. Der klassische Bankschalter hat praktisch ausgedient. Die Kreditinstitute reagieren darauf mit Filialschließungen, oder aber sie passen ihre Geschäftsstellen an die neuen Anforderungen an. Das ist bei den Volksbanken nicht anders. Als regionale Genossenschaftsbanken bekennen sie sich aber weiterhin klar zur Präsenz vor Ort und zur persönlichen Beratung von Mensch zu Mensch. Und dazu braucht es auch in Zukunft eine bestimmte Anzahl an Filialen – allerdings mit neuem Fokus auf diese persönlichen Beratungsleistungen. Das bedingt für die Geschäftsstellen ein neues Selbstverständnis, ein verändertes Erscheinungsbild und moderne, innovative Abläufe. Die Volksbank Niederösterreich setzt bereits seit 2019 auf ein Konzept mit der Trennung von Service- und Beratungsbereich, die Volksbank Vorarlberg positioniert ihre Bankfilialen neuerdings als regionale Marktplätze. Nun hat auch die Volksbank Steiermark im Rahmen eines Pilotprojekts in Leibnitz ihre Vision von der „Filiale der Zukunft“ umgesetzt.
EIN LÄCHELN ZUR BEGRÜSSUNG „Die Kunden sollen sich hier richtig wohl fühlen, trotz all der SB-Geräte stehen daher weiterhin unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und somit der persönliche Kontakt im Vordergrund“, erklärt Filialverbundleiter Lutz Sommerfeld, der hier mit zwölf Kolleginnen und Kollegen das gesamte Spektrum der Bankdienstleistungen anbietet. Eine zentrale Rolle kommt dabei dem Servicemanager zu, der in der Filiale ständig präsent ist: Er empfängt die Kunden schon beim Betreten der Bank, ist digitaler Botschafter, gibt Auskünfte, vereinbart Beratungstermine und hilft bei alltäglichen Geldgeschäften. An einem interaktiven Touchscreen kann er die Angebote der Bank anschaulich vorführen. Sommerfeld: „Dieser persönliche Empfang unterscheidet uns klar von anderen Banken.“ BERATUNGSGESPRÄCHE MIT WOHNZIMMER-FLAIR Für ausführliche Gespräche etwa zu Kredit- oder Veranlagungsfragen stehen in der völlig neu errichteten Filiale drei attraktiv gestaltete Zonen zur Verfügung, jeweils gekoppelt mit einem Raum für diskrete Beratung. Diese Zonen sind unterschied-
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Die Beratungszonen ermöglichen Kundengespräche in entspannter Atmosphäre
lich gestaltet, verströmen aber allesamt eher Wohnzimmer- und Lounge-Flair als gediegene Bankatmosphäre. Gemütliche Polstermöbel und viel Holz prägen das Bild, auch ein Barbereich mit Kaffeemaschine und – wenn es mit dem Kunden etwas zu feiern gibt – einem gut sortierten Weinkühlschrank steht zur Verfügung. „Der Bankbesuch soll ein Erlebnis sein, bei dem der Kunde immer wieder überrascht wird“, beschreibt Sommerfeld die Intention. Die Rechnung scheint aufzugehen: „Trotz Corona-Bedingungen sind die Beratungsbereiche oft komplett ausgebucht, zuletzt etwa vorgestern Nachmittag (ein Mittwoch, Anm. d. Red.). Und was auch auffällt: Die Gespräche mit den Kunden laufen in der neuen Umgebung völlig anders, viel entspannter und offener ab“, so der Filialverbundleiter. TABLETS STATT PAPIERSTAPEL Und was machen die Mitarbeiter, wenn sie gerade nicht in Kundengesprächen sind? Dann arbeiten sie über ihr Surface-Tablet – entweder für die Kunden gut sicht- und damit auch greifbar in einer der Beratungszonen oder aber im Backoffice. Sechs Schreibtischarbeitsplätze stehen dort im Großraumbüro zur Verfügung. Wie heute schon üblich, gilt hier strikte Clean-Desk-
Policy, was dadurch erleichtert wird, dass Dokumente und Prospekte in Papierform in Leibnitz weitgehend abgeschafft wurden. Eine Umstellung für die Mitarbeiter? „Ja, schon“, sagt Sommerfeld, „gerade zu Beginn hatten wir natürlich mit Kinderkrankheiten zu kämpfen. Da musste etwa das Tablet des Mitarbeiters beim Andocken am jeweiligen Arbeitsplatz erst einmal mühsam eingerichtet werden. Aber mittlerweile läuft’s rund.“ Und was sagen die Kunden zu alledem? Sommerfeld: „Die nehmen die neuen Angebote – sowohl den Servicemanager als auch die Beratungszonen – ausnahmslos gut an. Natürlich ist jetzt alles anders, aber unsere Kundinnen und Kunden sind Umstellungen mittlerweile gewohnt – schließlich mussten wir während der Bauarbeiten mit unserer Filiale in einen Container ausweichen.“ Nur ein Detail erschließt sich manchen Besuchern erst auf den zweiten Blick: Die Holztäfelung an der Wand legt den Schriftzug „Hausbank“ frei. Dieses Highlight hätten auch wir ohne Hinweis von Lutz Sommerfeld fast übersehen. Und so ganz nebenbei erfahren wir auch, dass der Filialverbundleiter in seiner Freizeit als Autor von Krimikomödien aktiv ist – online erhältlich auf lutzbuch.at. Auch solche Überraschungen gehören zu einer Erlebnisbank. g
Nur von außen eine ganz normale Bank: Die Volksbank-Filiale in Leibnitz
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Voller Energie ins Jubiläumsjahr
Das Team der GreenPower setzt klimafreundliche Energieprojekte im Bezirk Murau um
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Im Bereich der Neugründungen ist das vergangene Jahr eines der erfolgreichsten in der 150-jährigen Geschichte des ÖGV gewesen: 15 junge Genossenschaften verstärken den Verband in seinem Jubiläumsjahr. Wir stellen die Neuen vor.
Text: Barbara Pogacar Fotos: GreenPower, Thomas Lenger, 8ung
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Eine Vielzahl an Neugründungen ist dem Bereich der erneuerbaren Energie und des Klimaschutzes zuzuordnen, ausgelöst nicht zuletzt durch das Inkrafttreten des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes. Den Anfang machte 2021 OmniVita: Die Genossenschaft mit Sitz in Wien plant unter anderem, Elektrolastenfahrräder zu vermieten und zu verkaufen sowie im Bereich der Erzeugung von Ökostrom tätig zu werden. Der Entwicklung und Umsetzung von klimafreundlichen Energieprojekten vor allem im Bezirk Murau hat sich die GreenPower verschrieben. Als eines der ersten Projekte sollen alle Dächer von Gebäuden der öffentlichen Hand mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet werden. Den Verkauf und Bezug von erneuerbarem Strom auch über die lokale Netzebene hinaus ermöglicht hingegen die GESACO Green Energy Sales Cooperative für ihre Mitglieder. DIE ERSTEN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN Ein Pionier unter der den Energiegenossenschaften ist die WGE Grätzl-Energie-
gemeinschaft im 23. Wiener Gemeindebezirk. Mitbegründer der Genossenschaft ist die PowerSolution, ein auf Energieberatung spezialisiertes Unternehmen, deren Geschäftsführer Roland Kuras auch die Vorstandsfunktion innehat. Gründungsmitglieder sind überwiegend Unternehmen aus der unmittelbaren Nachbarschaft, die beabsichtigen, den von Mitgliedern erzeugten Überschussstrom zu beziehen. Für besonders viel mediale Aufmerksamkeit sorgte im Vorjahr die Erneuerbare Energiegemeinschaft Thermenstrom, die auf Initiative der Gemeinde Tattendorf mit breiter Unterstützung im Gemeinderat und in der Bevölkerung gegründet wurde. Die Genossenschaft möchte eine führende Rolle bei der Energiewende in der Thermenregion übernehmen und auch den Gemeinden in der Nachbarschaft sowie deren Bewohnern und den dort ansässigen Unternehmen ihre Dienstleistungen anbieten. Umweltministerin Leonore Gewessler war bei der Präsentation vor Ort, der ORF und mehrere Printmedien berichteten ausführlich über diese Pilotgenossenschaft. Ein Projekt nach diesem Muster ist auch die Erneuerbare Energiegemeinschaft Groß Enzersdorf. Sie hat sich ebenfalls zum Ziel gesetzt hat, eine weitgehende Stromautarkie ihrer Mitglieder durch erneuerbare Energie zu erreichen. NACHHALTIGKEIT IM FOKUS
Umweltministerin Leonore Gewessler bei einem Besuch der Erneuerbaren Energiegemeinschaft Thermenstrom
Den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen hat sich die neu gegründete Inclusum verschrieben. Das erste Projekt ist die Dokumentation eines Versuchs für regeneratives Farming in Paraguay. Auftraggeber des von der Schweizer Myclimate-Stiftung und dem nationalen Rinderzüchterverband von Paraguay getragenen Projekts sind zwei US-Unternehmen. Die zukunft.farm bezeichnet sich selbst als bäuerliche Innovationsgenossenschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Landwirtschaft attraktiver zu gestalten. Eines der ersten Projekte ist die Gestaltung eines Onlineshops für Landwirte zum Erwerb von Restposten und Aktionsartikeln aus dem
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Agrarbereich. Die Genossenschaft bietet aber auch Schulungen unter anderem zu den Themen Wetter und Wetterbericht oder Entwicklung von Zukunftsstrategien für Landwirte.
Gründung der Genossenschaft 8ung, die Menschen mit ADHS und Autismus unterstützen möchte
NEUE KOOPERATION DER INSTALLATEURE Im gewerblichen Bereich ist die HT Meisterservice zu Hause: Die neue Dienstleistungsgenossenschaft unterstützt Installateure durch die Vermittlung von Facharbeitern insbesondere für die Montage – etwa von Badezimmereinrichtungen oder Duschwänden – und einem Service für die Haustechnik. Die Genossenschaft hat bereits mehr als 30 Mitglieder, die großteils schon zuvor über eine gemeinsame Einkaufsgesellschaft miteinander verbunden waren. Hinter der Neugründung Freischurf stehen vier Studenten der Montanuniversität Leoben, die aus Obst Gin und Fruchtsäfte erzeugen und dann auch gemeinsam vermarken möchten. Die Gründungsmitglieder arbeiten selbst mit viel Engagement in der Genossenschaft mit und haben die im Rahmen der Geschäftstätigkeit anfallenden Aufgaben vorbildlich untereinander aufgeteilt. Die Good Life will hingegen mit der Vermarktung und dem Handel von österreichischem Tee und von hochqualitativem Haarschmuck durchstarten. Die Peterbauer4You wiederum ist eine Familiengenossenschaft, die den gemeinsamen Erwerb der Familienmitglieder bündelt und auch die Umsetzung von Fotovoltaikprojekten ermöglichen soll. UNTERNEHMENSBERATUNG UND IMMOBILIEN In der Activitas haben sich selbstständige Unternehmensberater mit dem Fokus
auf Kundenberatung im Zusammenhang mit Innovation und Digitalisierung zusammengeschlossen. Die R.T. Liegenschaftsverwaltung bezweckt den Erhalt und die Verwaltung des ehemaligen Liegenschaftsvermögens eines ihrer Gründungsmitglieder und die Beteiligung der Mieter an diesen Objekten. Aus der Immobilienbrache kommt auch eine andere innovative Neugründung: Mitglieder der BWRE Real Estate können Personen und Unternehmen werden, die über einen Account auf der Online-Plattform „Brickwise“ verfügen und Anteile in Form tokenisierter Wertpapiere an den dort verfügbaren Immobilien halten. Auch in diesem Jahr gab es bereits die ersten Gründungen – darunter drei Energiegenossenschaften und ein Zusammenschluss von Coaches, die Menschen mit ADHS und Autismus durch gezieltes Training das Leben erleichtern möchten. g
Barbara Pogacar leitet das Gründerservice des ÖGV. Unterstützt von Alexandra Fischer und Tanja Graf begleitet sie alle Neugründungen. E-Mail: b.pogacar@genossenschaftsverband.at
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Ein Geschäftsmodell, das auf Vertrauen baut Unter dem Motto „150 Jahre Vertrauen“ hat im Februar der erste Teil der Volksbank-Managementkonferenz 2022 stattgefunden. Das Online-Event mit rund 140 Führungskräften aus dem Verbund war für den ÖGV zugleich der Startschuss ins Jubiläumsjahr. Text: Günther Griessmair Fotos: MEro, ÖGV
Peter Haubner und Gerhard Hamel im Studiogespräch mit Daniela Philipp
„Genossenschaften leisten einen großen Beitrag für die Wertschöpfung in Österreich. Regionalität, Nachhaltigkeit und Vertrauen sind unsere Eckpfeiler. Als Genossenschaftsverband setzen wir uns mit voller Kraft ein – mit Menschen, die mit Vertrauen Zukunft bauen“, erklärt Verbandsanwalt Peter Haubner im kurzen Begrüßungsvideo zum ÖGV-Jubiläum. Was genau hinter dem Erfolgsmodell der Genossenschaft steckt und welches Potenzial sie für die Zukunft bietet, wurde bei der Managementkonferenz aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. VERTRAUENSANKER ALS ERFOLGSREZEPT Als erste Referentin war Theresia Theurl, Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen der Universität Münster, zugeschaltet. Die gebürtige Salzburgerin führte aus, wie das „Geschäftsmodell Genossenschaft“ im Laufe der Geschichte immer wieder die richtigen Lösungen für wirtschaftliche Herausforderungen gefunden hat und welche Antworten es für die Zukunft bereithält. Sie zeigte dabei, dass sich kooperatives Wirtschaften insbesondere in Krisen und disruptiven Phasen stets besonders bewährt.
„Auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen werden genossenschaftliche Verbünde wieder überproportional gefordert, eine funktionierende Arbeitsteilung ist daher erfolgsentscheidend“, so Theurl. Als weitere Erfolgsfaktoren für die Zukunft nannte sie die Nutzung des Vertrauensankers, die gelungene Umsetzung von digitaler Nähe und eine zeitgemäße Interpretation des genossenschaftlichen Wertekerns. „Mit Erfahrung das Neue wagen“, lautete ihre abschließende Empfehlung. STARKE PARTNERSCHAFT ÖGV – VOLKSBANKEN Diese Botschaft nahmen ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner und Gerhard Hamel, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg und Präsident des ÖGV, im Studiogespräch mit Moderatorin Daniela Philipp gleich auf. „Der Rückblick auf 150 Jahre macht uns natürlich stolz, es gibt nicht viele wirtschaftliche Organisationen in Österreich, die auf eine so lange Tradition bauen können“, so Haubner, „aber das Jubiläum ist vor allem auch der Startschuss für unsere Offensive #mehrwert2025, die neue, innovative Angebote insbesondere auch für die Genossenschaften im Volksbanken-Verbund beinhaltet.“
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Auch Hamel verspricht sich weiterhin viel von der Partnerschaft zwischen dem ÖGV und den Volksbanken. Als große Herausforderung für die nächsten Jahre sieht er die Nachhaltigkeit: „Grundsätzlich ist uns als Genossenschaft das nachhaltige Handeln ja schon mit dem Gründungsgedanken in die Wiege gelegt worden. Unsere Gründerväter haben Nachhaltigkeit gelebt, noch bevor dieser Begriff für sie überhaupt bedeutsam wurde. So gesehen müssen wir uns nur auf unsere Herkunft besinnen und diese Werte in die Zukunft übertragen.“ GENOSSENSCHAFTLICHE DIGITALPLATTFORMEN Was die Genossenschaft auf dem Zukunftsfeld der digitalen Plattformen zu leisten ver-
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mag, führte dann Clemens Pig aus – er ist geschäftsführender Vorstand der Austria Presse Agentur und zugleich Vizepräsident des ÖGV. Der APA-Chef gewährte Einblicke in die Arbeitsweise und Strategie der genossenschaftlich organisierten Nachrichtenagentur und bot einen Überblick über die Entwicklungen und Herausforderungen in der modernen Medienwelt. „Skalierung durch Kooperation“, lautet sein Erfolgsrezept für die digitale Medienökonomie. Zum Abschluss appellierte ÖGV-Präsident Hamel an die Teilnehmer: „Nutzen wir das Jubiläum, um uns auf unsere Herkunft zu besinnen! Wenn man seine Herkunft kennt, dann kann man Wurzeln schlagen. Diese wiederum geben Stabilität auch in stürmischen Zeiten und ermöglichen die Umsetzung neuer Visionen.“
Professorin Theresia Theurl: „Mit Erfahrung das Neue wagen“
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Clemens Pig bei seiner Live-Zuschaltung aus der APA
Ausschnitte aus dem Jubiläumsvideo des ÖGV
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Grünes Banking auf der Überholspur Nachhaltigkeit wird auch im Bankwesen immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Nicht nur die Volksbanken haben das frühzeitig erkannt. Ein Überblick über die Gestaltungsmöglichkeiten und Handlungsfelder in der Praxis. Text: Anton Schmoll Foto: iStockphoto.com
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DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
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Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie hat Auswirkungen auf alle Geschäftsbereiche und erfordert Maßnahmen sowohl auf der Kundenseite als auch im Bankbetrieb selbst.
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Auf Kundenseite tragen digitale und somit papierlose Produkte rund um Konto und Zahlungsverkehr zu den Nachhaltigkeitszielen bei. Auch nachhaltige Veranlagungsprodukte werden immer wichtiger.
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Zugleich starten immer mehr Firmenkunden selbst nachhaltige Projekte. Das hat Auswirkungen auf die Beratung und Finanzierung dieser Kunden, ESG-Kredite verzeichnen starke Zuwachsraten.
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Auch im Bankbetrieb selbst gibt es viele Hebel, um Klimaneutralität zu erreichen – beginnend mit einem gezielten Umweltmanagement im Rahmen der Gebäudewirtschaft.
Die Corona-Zeit hat wertvolle Chancen für einen Neustart der Wirtschaft gebracht. Neben der Digitalisierung ist dabei vor allem das Thema Nachhaltigkeit ein unaufhaltsamer Trend, der von der EU zusätzlich befeuert wird – Stichwort „Financing Sustainable Growth“ und „Green Deal“. Der Finanzwirtschaft kommt speziell beim Klimaschutz eine tragende Rolle zu: Sie ist gefordert, die Finanzströme weg von umweltbelastenden Betrieben hin zu CO2-schonendem Wirtschaften zu lenken. In diesem Zusammenhang wird oft auch von „Sustainable Finance“ (nachhaltiger Finanzwirtschaft) gesprochen. Damit EU-weit einheitliche Kriterien bestehen, wird es eine Taxonomie (ein Klassifizierungsverfahren) für ökologische und nachhaltige Aktivitäten geben. Die darin enthaltenen Kriterien dienen in der Folge auch als Grundlage von Normen und Kennzeichnungen für nachhaltige Finanzprodukte. All diese Bestrebungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Banken: Sie sollen in ihrer Geschäftspolitik neben ökonomischen Sichtweisen zunehmend auch ökologische, soziale und gesellschaftsrelevante Faktoren berücksichtigen. Dazu muss nachhaltiges Handeln entlang der ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance) stärker in der Unternehmensstrategie und -kultur verankert werden.
Eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie hat Auswirkungen auf alle Geschäftsbereiche und erfordert eine Vielzahl von Maßnahmen sowohl auf der Kundenseite als auch im Bankbetrieb selbst. Um sich als nachhaltige Bank zu positionieren, bieten immer mehr Institute sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite eine breit diversifizierte nachhaltige Produktpalette an und setzen auch im Zahlungsverkehr umweltrelevante Maßnahmen. Die Liste der Möglichkeiten ist lang. MIT DEM KONTO DIE UMWELT SCHÜTZEN Im klassischen Bankgeschäft fallen jährlich Unmengen von Papier – etwa für Beratungsgespräche, Verträge oder Kontoauszüge – an. Um dabei dem Nachhaltigkeitsgedanken zu entsprechen, werden vermehrt sogenannte grüne Konten angeboten. Als rein digitale und papierlose Produkte tragen sie dazu bei, CO2-Emissionen einzusparen. Denn wo es keine Belege gibt, müssen diese auch nicht produziert, bedruckt, transportiert oder aufbewahrt werden. Auch die Umstellung auf digitalen Zahlungsverkehr entlastet die Umwelt. Denn eine beleghafte Zahlung wie die traditionelle Überweisung mit Zahlschein erfordert eine aufwendige Logistik von der Produktion bis zur Vernichtung und somit zahlreiche Trans-
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portwege. Und schließlich kann auch mit dem elektronischen Postfach der Papierverbrauch reduziert werden, indem der Kunde seine Bankdokumente wie etwa Kontoauszüge oder Kreditkartenabrechnungen digital erhält. In Summe können so Unmengen Seiten an Papier eingespart werden. Denn jede bedruckte Seite verbraucht bis zu 260 Milliliter Wasser, 15 Gramm Holz und 50 Kilowattstunden an Energie. Um diese Strategie zu unterstützen, bieten sich auch kreative Marketingmaßnahmen an. Unter dem Motto „Heute schon einen Baum gepflanzt?“ hat eine Regionalbank in Deutschland folgende Aktion gestartet: Für jeden Kunden, der seine Konten auf ein elektronisches Postfach umstellt und zukünftig auf papierhafte Kontoauszüge verzichtet, pflanzt die Bank einen Baum. Interessantes Detail am Rande: Auch durch verstärkte Kartenzahlung kann dem Nachhaltigkeitsaspekt Rechnung getragen werden: Laut einer Studie der niederländischen Zentralbank verursachen nämlich Barzahlungen 21 Prozent mehr CO2-Ausstoß als Transaktionen mit Karten. Die Ursachen hierfür sind vor allem der Betrieb von Geldautomaten und die Produktion der Münzen. NACHHALTIG VERANLAGEN Der Trend ist eindeutig: Kunden achten bei ihren Veranlagungen verstärkt auf nachhaltige Investments. Darunter versteht man Geldanlagen, die neben den klassischen Anlagezielen Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit auch nachhaltige Wertvorstellungen berücksichtigen. Parallel dazu gilt es auch, das Bewusstsein der Kunden für Nachhaltigkeitsaspekte in der Geldanlage aktiv zu erhöhen. Damit kommt es auch zu Änderungen bei der Kundenberatung: So wird im Beratungsgespräch die Frage nach den Nachhaltigkeitspräferenzen bald fester Bestandteil sein. In diesem Zusammenhang spielen jene Fonds eine immer größere Rolle, bei denen Mindestquoten für Nachhaltigkeit festgelegt werden. In den Anlagerichtlinien wird darauf geachtet, dass nur in Unternehmen bzw. Wirtschaftsbereiche investiert wird, die besonders umwelt- und klimaschonend handeln sowie faire Arbeitsbedingungen
vorweisen. Das Angebot an nachhaltigen Produkten wird immer mehr zu einem Wettbewerbsfaktor am Bankenmarkt. GRÜNE KOMMERZDARLEHEN Angesichts der gestiegenen Bedeutung von Klimaschutz setzen sich immer mehr Unternehmen selbst klare Ziele hinsichtlich Klimaneutralität und starten dafür entsprechende Projekte. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf das Firmenkundengeschäft der Banken: Neben ökonomischen Aspekten rücken ökologische Themen stärker in den Fokus der Beratung und Finanzierung von Firmenkunden. Die ökologische Sensibilisierung führt in der Wirtschaft aber auch zu immer mehr Auflagen im Bereich des Umweltschutzes – etwa bei Altlastensanierung, Luftreinhaltung, Abfall- und Abwasserentsorgung. Innovationen in der Umwelttechnik erfordern umfangreiche Investitionen, die zu einem steigenden Kapitalbedarf führen. So schätzt die EU den Finanzierungsbedarf für ökologische Vorhaben aufgrund des Pariser Abkommens auf hundert Milliarden US-Dollar pro Jahr. Nachhaltige Finanzlösungen wie ESG-Kredite verzeichnen daher beachtliche Zuwachsraten. Hier wird die Kreditvergabe an bestimmte Nachhaltigkeitskriterien geknüpft. Generell wird bei der Kreditprüfung die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten sowie die Erfassung der CO2-Emissionen eine immer größere Rolle spielen. Denn diverse Nutzungsauflagen und Beschränkungen, Umweltabgaben und Umweltschutzgesetze können unmittelbaren Einfluss auf die Rentabilität von Unternehmen haben. Die bei der Bonitätsanalyse verwendeten klassischen Ratingverfahren müssen somit durch ein Nachhaltigkeitsrating ergänzt werden. Bei „grünen Krediten“ richten sich die Konditionen danach, wie weit das Unternehmen nachhaltigkeitsbezogene Indikatoren (wie Reduktion von CO2-Ausstoß, Anteil des recycelten Abfalls oder Energieeinsparungen in der Produktion) erfüllt. Zur Refinanzierung ihres Kreditgeschäfts begeben immer mehr Banken sogenannte Green Bonds. Dabei handelt es sich um Anleihen, bei denen sich der Emittent verpflichtet, die Emissionserlöse überwiegend zur Finanzierung ökologisch nachhaltiger
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Projekte wie etwa Fotovoltaikanlagen zu verwenden. NACHHALTIGE TRANSFORMATION UNTERSTÜTZEN Im Rahmen einer ganzheitlichen Beratung geht es auch darum, Unternehmenskunden verstärkt für die nachhaltige Ausrichtung ihrer Geschäftsmodelle zu sensibilisieren. Unternehmen sollten schrittweise ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement entwickeln und damit ihre Geschäftsstrategie und ihre Prozesse an die Erfordernisse der drei ESG-Dimensionen anpassen. Damit werden Banken neben ihrer Rolle als Kapitalgeber immer mehr zum Impulsgeber für die Unternehmen auf ihrem Weg zur nachhaltigen Transformation. Manche Kreditinstitute haben bereits eigene ESG-Beratungstools entwickelt, die helfen sollen, den Ist-Zustand des Unternehmens zu erfassen und darauf aufbauend eigene ESG-Ziele und grüne Strategien zu entwickeln. AUSWIRKUNGEN AUF DAS RISIKOMANAGEMENT Neben den auf Einzelfälle abgestellten Instrumenten sind für das Risikomanagement einer Bank auch aussagekräftige Informationen erforderlich, um die jeweils aktuelle Risikostruktur des Kreditportfolios zu analysieren. Dabei geht es verstärkt auch um die Identifikation von Nachhaltigkeitsrisiken wie den Folgen von Klimaveränderungen, Naturkatastrophen, Umweltzerstörung oder auch den Auswirkungen von Umweltschutzauflagen. Somit wird es für die Banken wichtig, potenzielle ESG-Risiken in ihrem Kommerzkreditportfolio zu identifizieren und zu bewerten. Dabei muss auch untersucht werden, welche Branchen durch Nachhaltigkeitsrisiken am meisten betroffen sind und wo es bei Finanzierungen zu strengen Ausschlusskriterien kommen wird. KLIMANEUTRALITÄT DES BANKBETRIEBS Um Nachhaltigkeit glaubhaft zu vermitteln, ist es schließlich notwendig, auch im eigenen Geschäftsbetrieb Nachhaltigkeitskrite-
rien zu beachten. Ein mögliches Ziel ist dabei die Klimaneutralität des Bankbetriebs. Um das zu erreichen, gibt es vielfältige Handlungsfelder, beginnend mit einem gezielten Umweltmanagementsystem im Rahmen der Gebäudewirtschaft. Denn Banken besitzen meist viele Immobilien, die sie entweder selbst nutzen oder vermieten. Sowohl beim Bau als auch bei der Sanierung ergeben sich wertvolle Potenziale für den Umwelt- und Klimaschutz. Ein weiterer Ansatzpunkt zur Dekarbonisierung ist die Umrüstung des Fuhrparks auf alternative Antriebssysteme (Hybridfahrzeuge, E-Fahrzeuge). Um nachhaltige Mobilität bei den Mitarbeitern zu fördern, stellen manche Banken Fahrräder zu Verfügung. Weiters wird es durch Videokonferenzen und die Arbeit im Homeoffice möglich, die gefahrenen Kilometer zu reduzieren und so das Klima zu schützen. Oft sind es Kleinigkeiten, die in Summe aber große Wirkung entfalten: So kann beispielsweise der jährlich zu erstellende Geschäftsbericht, der meist viele Seiten umfasst und in großer Zahl gedruckt wird, auf der Internetseite in digitaler Form veröffentlicht werden. NACHHALTIGKEITSBERICHT SORGT FÜR TRANSPARENZ Um mehr Transparenz im Hinblick auf Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft zu schaffen, besteht für größere Institute eine Pflicht zur nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegung (nichtfinanzielle Leistungsindikatoren). Der hohe Stellenwert des Nachhaltigkeitsthemas zeigt sich darin, dass viele Banken auch freiwillig einen solchen Bericht veröffentlichen. So wird die Öffentlichkeit über die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank sowie die bereits umgesetzten Maßnahmen informiert. Die hier skizzierten Beispiele zeigen, dass Nachhaltigkeit im Bankbereich kein Randthema mehr ist. Sie ist kein Nice-to-have mehr, sondern ein essenzielles Must-have. Es geht auch um weit mehr als nur einen neuartigen Marketingansatz. Nachhaltigkeit ist vielmehr ein unverzichtbares Fundament und Teil der Unternehmensstrategie und -kultur. Damit wird nachhaltiges Banking zu einem wesentlicher Erfolgsfaktor. g
Anton Schmoll ist Lektor an der Fachhochschule für Bank- und Finanzwirtschaft Wien und Dozent an der Akademie Deutscher Genossenschaften. E-Mail: anton.schmoll@aon.at
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Über starke und schwache
Leader Um zu den ersten an den Honigtöpfen der Zukunft zu zählen, müssen sich viele Unternehmen neu erfinden. Dies erfordert innovative Ideen – und eine passende Führungskultur. Was starke Leader von schwachen unterscheidet. Text: Anne M. Schüller Foto: iStockphoto.com
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Wer die Zukunft erreichen will, braucht Menschen im Unternehmen, die sich als Vorreiter und Pioniere ins Neuland wagen. Solche Menschen werden Quer- und Weiterdenker oder bisweilen auch Game Changer, Freigeister und Corporate Rebels genannt. Sie sprühen vor Ideen, wie man das, was in die Jahre gekommen ist, besser machen könnte, sollte und müsste. Sie sind Helfershelfer auf dem Weg ins Übermorgen, Lotsen in die kommende Zeit. Sie ehren das Gute und plädieren zugleich für das bessere Neue. Sie zeigen auf alles, was für Kollegen und Kunden eine Zumutung ist. Sie sind offen für Fortschritt und treiben mutig den Wandel voran. Solche Zukunftsgestalter sind ein echter Wettbewerbsvorteil, wenn man sie doch nur machen ließe. WEITERDENKER LEGEN TRITTSTEINE INS NEULAND Das Denken und Handeln gegen die Regel und das Etablierte gehört zu den maßgeblichen Erfolgsfaktoren, um sich von Durchschnitt und Mittelmaß abzuheben. Wer das nicht versteht, wird Weiterdenker als
Querulanten abqualifizieren. Doch damit liegt er falsch. Querulanten sind Personen, die an allem etwas auszusetzen haben, die sich wegen jeder Kleinigkeit beschweren und stur darauf pochen, Recht zu haben. Querulanten legen sich quer um des Querlegens willen. Echte Querdenker hingegen sind konstruktiv. Sie wollen nichts zerschlagen und auch nicht zündeln. Ihre Vorstöße zielen auf die Verbesserung der jeweiligen Situation. Sie sind sanfte, schöpferische, förderliche Rebellen, aber keine Aufständischen, Saboteure oder Untergrundkämpfer. Allerdings befolgen sie nicht unbesehen, was ein Prozess oder System von ihnen verlangt. Gottseidank. Denn Konformismus erzeugt Stillstand. Nichts wird mehr gewagt, was zwar Chancen bietet, aber vielleicht auch schiefgehen könnte. Und die flottere Konkurrenz zieht mit Besserem, Neuerem vorbei. Hätten alle Menschen immer alle Regeln des zu ihrer Zeit Üblichen perfekt befolgt, säßen wir noch heute in der Savanne. Es waren die innovativen Pioniere, die mit Entdeckerfreude, Gestaltungslust und umtriebigen Ideen Konventionen durchbrachen
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Man muss sich von Veraltetem trennen, damit das Neue werden kann. Leider ist man mit solchen Gedankengängen vielen im Unternehmen ein Graus.
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Schwache Leader beharren auf vermeintlich Bewährtem. Regeln und Normen geben ihnen Sicherheit. Neue Wege bedeuten für sie nicht Chance, sondern Gefahr.
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Starke Leader dagegen wissen, wie wichtig neues Denken und Handeln ist, um die Zukunft zu erreichen. Sie geben keine Direktiven vor, sondern unterstützen autonome Entscheidungen in ihren Teams.
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Weil Neudenker schnell ins Abseits geraten, brauchen sie Rückendeckung. Nur dann kann sich ihre Wirkkraft voll entfalten.
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und Trittsteine ins Neuland legten. Sie sorgten für Fortschritt und führten uns dahin, wo wir heute sind. Wer sich mit Um-dieEcke-Denkern und Über-den-TellerrandSchauern umgibt, wer den Neumachern im Unternehmen eine tragende Rolle gibt, zählt zu den Ersten an den Honigtöpfen der Zukunft. SCHWACHE LEADER VERSPIELEN DIE ZUKUNFT Zwangsläufig muss man sich von Veraltetem trennen, damit das notwendige Neue werden kann. Leider ist man mit solchen Gedankengängen vielen im Unternehmen ein Graus. Bloß nicht den Laden durcheinanderbringen, bloß nicht für Unruhe sorgen, bloß nicht das beschauliche „Weiter so“ stören. „Wer sich der vorgegebenen Ordnung nicht fügt, den können wir hier nicht gebrauchen“, erklärte man mir neulich. Schwache Leader beharren auf vermeintlich Bewährtem. Regeln und Normen geben ihnen einen Sicherheitsrahmen. Neue Wege bedeuten für sie nicht Chance, sondern Gefahr. Zudem haben sie Angst vor der Demaskierung. Insofern nutzen sie die ihnen zugewiesenen Befugnisse für Command & Control. Sie hüten Wissen, denn das gibt ihnen Macht. Auf ihre Entscheidungen muss man lange warten. Sie erzeugen ein Umfeld von Unlust und blindem Gehorsam. Neudenker stellen für sie ein Risiko dar. Deshalb verweigern sie ihnen Entfaltungsräume und neigen dazu, sie fertig zu
Literatur zum Thema
Anne M. Schüller Querdenker verzweifelt gesucht: Warum die Zukunft der Unternehmen in den Händen unkonventioneller Ideengeber liegt Mit einem Vorwort von Gunter Dueck In diesem Buch geht es nicht um die „Sogenannten“ auf der Straße, sondern um die wahren, echten, konstruktiven Ideengeber und Zukunftsgestalter, die der Menschheit zu allen Zeiten den Fortschritt brachten.
machen. Darüber hinaus sind schwache Leader defizitorientiert. Sie thematisieren die Schwächen ihrer Leute – und nicht deren Stärken. Sie heben deren Fehler und nicht deren Erfolge hervor. Sie können sich schlecht auf andere Sichtweisen einlassen. Selbst die genialsten Ideen werden sie niedertrampeln, wo es nur geht. Und in Wahrheit? In Wahrheit hat ihr Ego vor allem Sorge um Machtverlust – oder Angst vor dem Zeigen von Schwäche. STARKE LEADER GEBEN FREIGEISTERN RAUM Starke Leader dagegen wissen, wie wichtig neues Denken und Handeln ist, um die Zukunft erreichen zu können. Sie geben keine Direktiven vor, sondern unterstützen autonome Entscheidungen in ihren Teams. Spielfelder des Experimentierens sind in ihrem Umfeld völlig normal. So sorgen sie für einen Nährboden stetigen Wandels und erzeugen Biotope für unkonventionelle Ideen. Jenen, die Neues probieren, zollen sie Anerkennung. Querdenkenden wird Wertschätzung entgegengebracht. Wagemut wird belohnt. Auf diese Weise beflügeln sie ihre Mitarbeitenden zu immer neuen Heldentaten. Bei starken Leadern stehen nicht Vorgaben, Forderungen und Kontrollaktionen im Vordergrund, sondern das Befähigen und die vertrauensvolle Ermunterung. Sie stecken Spielfelder ab, auf denen Handlungsoptionen für großartige Ideen und hohe Performance entstehen können. Sie öffnen Türen, entfernen Hürden und machen die Bahn frei, damit die Leute lossprinten können. Hie und da stellen sie – abhängig von Aufgabenstellung und Persönlichkeitstypologie – auch ein paar Leitplanken auf, damit niemand in den Abgrund gerät. Wenige Spielregeln bestimmen, was geht und was nicht. Zudem erleben starke Leader die Perspektiven anderer als bereichernd. Ihre eigene Meinung betrachten sie als eine von vielen Möglichkeiten. Ihnen ist sonnenklar: Die Menschen wollen wirksam werden, sie wollen erfolgreich sein und das Unternehmen nach vorne bringen. Man muss nur alles entfernen, was sie daran hindert. Spielraum und gefahrloses Ausprobieren lässt Menschen reifen. Eigenverantwortung macht
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sie selbstbewusst. Entscheidungskompetenz macht sie stark. Selbstinitialisierte Weiterentwicklung macht sie kreativ – und damit die ganze Firma fit für die Zukunft. ZUKUNFTSMACHER BRAUCHEN RÜCKENDECKUNG Freigeister – vor allem die aus der jungen Generation – muss man fliegen lassen. Wer sie domestizieren und ihnen die Flügel stutzen will, der nimmt ihnen genau die Power, die sie so überaus wertvoll macht. Bevormundung und starre Regelkorsetts kommen für sie nicht in Betracht. Ihnen geht es um spannende Aufgaben und bereichernde Erfahrungen, an denen sie selbstwirksam arbeiten können. Folgende Überlegungen treiben solche Freigeister an:
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Macht es Sinn, was ich hier tue? Kann ich mich fachlich einbringen und etwas zum Guten verändern? » Werde ich als wertvoll gesehen und in meinem Tun anerkannt? Gute Ideen sind zerbrechlich und werden leicht totgetrampelt. Ihnen und ihren Schöpfern weht oft eine steife Brise entgegen, weil sie sich gegen eine Vielzahl von Bremsern zur Wehr setzen müssen. Weil Neudenker also schnell ins Abseits geraten, brauchen sie Rückendeckung. Nur dann kann sich ihre Wirkkraft voll entfalten. Andererseits müssen sie hie und da eingebremst werden, da sie sich in ihrem Übereifer bisweilen vergaloppieren. Und: Ja, sie werden sich auch verlaufen. Doch wie heißt es so schön: Wer sich nie verirrt, findet auch keine neuen Wege. g
TIPP: DIE SPRECHBLASEN-METHODE Wer Überholtes loswerden und Verbesserungspotenzial zeitnah einfangen will, braucht die richtigen Fragen. Hier empfiehlt sich die Sprechblasen-Methode. Die geht so: Man malt Sprechblasen, die sich gegenüberstehen, eine links und drei rechts. In die linke kommt eine ausgewählte Frage aus der folgenden Liste, die rechten sind leer, damit der Befragte seine Antworten dort einsetzen kann. » Die Goldstück-Frage: Welche sind die drei umsatzträchtigsten oder auch kostensparendsten Ideen, die Sie für uns hätten? » Die Sternenstaub-Frage: Welche sind Ihre drei verrücktesten/ emotionalsten Ideen, die wir bei unseren Kunden umsetzen könnten? » Die Trüffelschwein-Frage: Welche sind die drei innovativsten Dinge, die wir schnellstmöglich einführen sollten? » Die Killer-Frage: Wenn es einen Sensenmann gäbe, welche wären die drei Dinge, die er unbedingt dahinraffen müsste? » Die Ufo-Frage: Wenn Sie ein Außerirdischer wären, welche drei Dinge kämen Ihnen bei uns besonders merkwürdig vor? » Die Forum-Frage: Wenn wir ein Forum hätten mit dem Namen „Was bei uns total nervt“, welche wären die drei Hauptdiskussionspunkte? » Die Gummibaum-Frage: Wenn der Gummibaum in unserem Besprechungsraum reden könnte, was würde er zu unserer Gesprächskultur sagen? » Die Kaffeemaschinen-Frage (dazu zweimal drei Sprechblasen): Wenn unsere Kaffeemaschine sprechen könnte, was würde ihr bei unserem Miteinander am meisten missfallen? Und was würde ihr am besten gefallen? Die Sprechblasen-Methode kann offen oder anonymisiert eingesetzt werden. Hierbei befragt man die Mitarbeiter einzeln – oder das ganze Team im Zuge eines Meetings.
Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint-Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk LinkedIn wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint-Institut bildet zertifizierte Touchpoint-Manager und Orbit-Organisationsentwickler aus. www.anneschueller.de
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Mitgliedervertrauen in Genossenschaften „Mit Vertrauen Zukunft bauen“ lautet das Motto des ÖGV für sein Jubiläumsjahr 2022. Dazu lohnt sich eine nähere Betrachtung: Wie kommt Vertrauen in Genossenschaften zustande? Und was bedeutet es für deren Reputation und insbesondere für die Loyalität ihrer Mitglieder?
Text: Günther Ringle Foto: iStockphoto.com
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
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Für das Gelingen genossenschaftlicher Kooperation ist Vertrauen eine unerlässliche Voraussetzung, bedingt durch die weitreichende Verbundenheit der Mitglieder mit ihrem Kooperationsunternehmen.
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Entlang der Kategorien Leistungs-, Personal- und Systemvertrauen lässt sich das Vertrauensverhältnis zwischen den Mitgliedern und der Genossenschaft konkretisieren.
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Die Wirkung des Vertrauens zeigt sich in der Inanspruchnahme genossenschaftlicher Leistungen, in der Beteiligung an der Selbstverwaltung und letztlich in der Aufrechterhaltung der Mitgliedschaft.
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Eine förderstarke Genossenschaft hat nicht nur das Potenzial, Vertrauen ihrer Mitglieder, sondern auch in der Zivilgesellschaft das Ansehen einer vertrauenswürdigen Organisation zu generieren und zu bewahren.
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ZUM PHÄNOMEN „VERTRAUEN“ Mit dem Leitmotiv für das 150-Jahr-Jubiläum des ÖGV stimmt dieser Beitrag darin überein, dass Vertrauen in die Zukunft gerichtet ist. Voraussicht bedarf einer Vertrauenshaltung. Der „Faktor Vertrauen“ hat vielerlei Deutungen erfahren: Er lässt sich zunächst allgemein als positive Einstellung des Vertrauensgebers bei erwiesener Berechtigung günstiger Erwartungen an Vertrauensadressaten beschreiben. Berechtigtes Vertrauen ist per se wünschensund erstrebenswert, weil es die jeweilige Beziehung stärkt und ihren Fortbestand fördert. Andererseits kann es sich für den Vertrauensgeber als sträflicher Leichtsinn erweisen, unberechtigt oder gar blindlings Vertrauen zu schenken und sich damit in die Zone der Ungewissheit und „riskanten Vorleistung“ zu begeben. Bereits aus diesen wenigen Hinweisen werden die Vielschichtigkeit und die prekäre Natur des Vertrauensphänomens deutlich. Für das Gelingen genossenschaftlicher Kooperation ist Vertrauen eine unerlässliche Voraussetzung, aber auch schwer greifbar. Ein für diesen Beitrag relevanter Erklärungsversuch könnte mit Bezug auf die vorzunehmende Unterscheidung von Vertrauensarten lauten: Mitgliedervertrauen ist eine – trotz unvollkommener Information – zuversichtliche individuelle Erwartungshaltung, die sich darauf bezieht, dass Leistungen eines Genossenschaftsunternehmens, darin beschäftigte Personen und das Genossenschaftssystem den Mitgliedern Zufriedenheit verschaffen. Die Beziehung zwischen einem außerhalb des Genossenschaftssektors tätigen Anbieter und seinen Kunden beschränkt sich auf die Geschäftsverbindung. Dagegen stehen die Mitglieder einer Genossenschaft zu ihrem Kooperationsunternehmen in einer Mehrfachbeziehung: Zur Geschäfts-
partnerschaft kommen die Rollen eines Miteigentümers, Eigenkapitalgebers sowie eines an Willensbildung und Kontrolle Mitwirkungsberechtigten hinzu. Diese weiterreichende Verbundenheit begründet die vergleichsweise große Bedeutung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den Mitgliedern und ihrer Genossenschaft für die Funktionsfähigkeit und Erfolgswirksamkeit der Zusammenarbeit. KATEGORIEN DES MITGLIEDERVERTRAUENS In der auf Genossenschaften bezogenen Literatur wird seit Langem zwischen Leistungs-, Personal- und Systemvertrauen unterschieden. Entlang dieser drei Kategorien lässt sich ein Vertrauensverhältnis zwischen Mitgliedern, ihren Gemeinschaftsunternehmen und der weiteren Genossenschaftsorganisation konkretisieren. » Leistungsvertrauen ist als positive Erwartung des Nutzens der von der Genossenschaft offerierten Produkte und Dienstleistungen zu verstehen. Für die Mitglieder wird besonders von Interesse sein, ob davon spürbare Fördereffekte ausgehen. Damit ist vor allem bei Leistungen zu rechnen, die anderweitig nicht erhältlich sind, anderweitigen Angeboten qualitativ überlegen sind oder Preisvorteile gegenüber konkurrierenden Angeboten bieten. Es sind dies Formen seitens der Mitglieder erwünschter Erfüllung des genossenschaftlichen Förderauftrags. Leistungsvertrauen ist im Kern Zuversicht der Mitgliederkunden in die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Gemeinschaftsunternehmens. Sie vertrauen auf die Kompetenz ihrer Genossenschaft, bedarfsadäquate Leistungen in zufriedenstellender Art erbrin-
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gen zu können. Diesbezüglich positive Erfahrungen mit der Genossenschaft als Geschäftspartner werden dann auch für die Zukunft erwartet. Leistungsvertrauen ihrer Mitglieder kann eine Genossenschaft auch dadurch gewinnen, dass sie Erwartungen an eine umsatz- oder kapitalbezogene Überschussverteilung und Exklusivleistungen erfüllt, die jeweils dem Mitgliederkreis vorbehalten bleiben. Damit könnte den Mitgliedern eine Vorzugsbehandlung geboten werden, wenn ihre Genossenschaft auch das Nichtmitgliedergeschäft betreibt und marktbedingt kaum Möglichkeiten für eine erkennbare Besserstellung der Mitgliederkunden durch günstigere Konditionen sieht. Die Genossenschaft würde Mitgliederorientierung bekundend in ihrer Trägerschaft Vertrauen bilden, indem sie ausschließlich von den Mitgliedern zu leistende „Beiträge“ (Kapitalbeteiligung, Haftung, Beteiligung an der Selbstverwaltung) honoriert. Personalvertrauen steht in engem Zusammenhang mit Leistungsvertrauen. Diese Kategorie ist als Vertrauen in die Führungsebene und die in unmittelbarem Mitgliederkontakt stehenden Mitarbeiter des genossenschaftlichen Geschäftsbetriebs zu sehen. Ein personales Vertrauensverhältnis kommt durch wahrnehmbare Merkmale und das Verhalten im Genossenschaftsunternehmen Beschäftigter zustande. Von fachlicher und sozialer Kompetenz, Zuverlässigkeit, dem Eingehen auf Bedürfnislagen und Präferenzen der Mitglieder, Diskretion, sympathischer Ausstrahlung und Kundenfreundlichkeit gehen erlebte Kundennähe und Vertrauen aus. Entsprechendes gilt für die in Repräsentativgremien (Vertreterversammlung, Aufsichtsrat, Beirat) engagierten Mitglieder, die in ihrer Organtätigkeit auf eine fördereffiziente Gestaltung der Geschäftspolitik hinwirken können. Von diesen gewählten Ehrenamtlichen wird ein Verhalten und Handeln erwartet, das den Erwartungen der Mitgliederbasis, für die sie stellvertretend tätig
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sind, entspricht. Das trifft zu, wenn sie ihrem Auftrag nachkommen, die gemeinsamen Mitgliederinteressen an die Managementebene heranzutragen und für eine förderwirksame Gestaltung der Geschäftspolitik einzutreten, mithin eine Brückenfunktion zwischen Trägerschaft und Leitungsebene wahrnehmen. Systemvertrauen bezieht sich auf die Funktionsfähigkeit von Institutionen oder Organisationen, deren Strukturen, die Wertschätzung genossenschaftlicher Prinzipien oder auf die Effizienz von Kontrollprozessen. Faktoren, die solches „Organisationsvertrauen“ in eine Primärgenossenschaft oder/ und in den mehrstufigen Verbund einer Genossenschaftssparte konstituieren, liegen unter anderem in der demokratischen Willensbildung und Kontrolle, in erwünschter Orientierung des genossenschaftlichen Handelns an den Mitgliederbedürfnissen sowie in der Prüfung und Beratung durch die jeweils zuständige Einrichtung begründet. Subjektives Systemvertrauen basiert ferner darauf, dass auch andere Mitglieder auf das Funktionieren genossenschaftlicher Strukturen vertrauen, daraus Gemeinsamkeit bewusst wird und ein Wir-Gefühl entsteht. Dadurch wird Einbindung der Mitglieder als Personenvereinigung in das „System Genossenschaft“ empfunden. Im weitesten Sinn kann sich Systemvertrauen auch auf die gelebte Genossenschaftsidee oder auf die landesweite Genossenschaftsorganisation beziehen.
WIRKUNGEN DES MITGLIEDERVERTRAUENS Ob und inwieweit Vertrauen dieser und/ oder jener Art besteht, lässt sich an den Effekten förderwirtschaftlicher Betätigung von Genossenschaften ablesen, was an einigen Beispielen verdeutlicht werden soll. » Inanspruchnahme genossenschaftlicher Leistungen: Aufgrund der erwähnten mehrfachen Beziehung zur Genossenschaft wird ein Mitglied je nach der erreichten Mitgliedschaftsdauer abschätzen können, inwieweit die
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Leistungsbewirkung des Gemeinschaftsunternehmens an den Mitgliederbedürfnissen ausgerichtet ist. Zur Vertrauensbildung trägt wesentlich bei, wenn die Mitglieder ihre Erwartungen an die genossenschaftsbetrieblichen Produkte oder/und Dienstleistungen erfüllt sehen. Dadurch entstandenes Vertrauen wird dazu veranlassen, die wirtschaftliche Beziehung zur Genossenschaft durch nachhaltige Frequentierung deren Geschäftsbetriebs zu erhalten. Zudem wird kaum mit „Nichtkunden-Mitgliedern“, die sich dem Leistungsaustausch mit der Genossenschaft entziehen und konkurrierenden Unternehmen zuwenden, zu rechnen sein. Beteiligung an der Selbstverwaltung: Je stärker die Mitglieder nicht nur auf der Leistungsebene, sondern auch in den Prozess der innergenossenschaftlichen Demokratie (Willensbildung, Kontrolle) eingebunden sind, desto mehr werden sie bereit sein, ihrer Genossenschaft Vertrauen entgegenzubringen. Dazu wäre es geboten, die Mitglieder auf ihre Partizipationsmöglichkeiten hinzuweisen, sie zum Nutzen der Genossenschaft zur Wahrnehmung ihrer Mitwirkungsrechte zu motivieren sowie Versammlungskultur und Wahlmechanismen einer Vertrauensorganisation gemäß zu gestalten. Als nicht problemfrei hat sich die in größeren Genossenschaften oft zwar gebotene, aber eben nur mittelbar demokratische Vertreterversammlung erwiesen. Vertrauen in die Genossenschaft als mitgliederorientierte Organisation hängt dabei wesentlich vom Wahlmodus und von geeigneten Maßnahmen zur Vermeidung einer Entfremdung der Mitgliederbasis von der Genossenschaft ab. Bei regional positionierten Genossenschaften bieten sich dazu dezentral durchgeführte Informationsveranstaltungen an. Aufrechterhaltung der individuellen Mitgliedschaften: Soweit Zufriedenheit, Identifikation mit der Genossenschaft und eine Vertrauensatmosphäre in der Genossenschaft bestehen sowie eine regelmäßige Frequentierung
des gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebs stattfindet, ist der Verbleib von Mitgliedern in der Genossenschaft gesichert. Wo Leistungs-, Personal- und Systemvertrauen ausgeprägt sind, ist nicht zu befürchten, durch Abwanderung von Mitgliedern sowohl Kunden als auch Eigenkapitalgeber zu verlieren. Vertrauen wird der auf Dauer angelegten Mitgliedschaft gerecht, die das Fundament für mitgliederbezogene Leistungs- und Förderfähigkeit, darüber hinaus für Wettbewerbstauglichkeit und Markterfolg des Genossenschaftsunternehmens bildet. FAZIT Fortschreitende Ökonomisierung und Größenwachstum von Genossenschaftsunternehmen können hier und da in der Beziehung „Mitglied – Genossenschaft“ zu einem Verlust an persönlicher Verbundenheit führen. Eine gemeinsame Vertrauensbasis ist daher von hohem Wert. Vertrauen verbindet und fördert partnerschaftliches Handeln. Potenzielle positive Wirkungen gegenseitigen Vertrauens sind Stabilität des Kooperationsgefüges, Effizienz der Zusammenarbeit, freiwillige Mitgliederbindung an die Genossenschaft sowie Sicherung von Funktionsfähigkeit und Erfolgswirksamkeit. Eine förderstarke Genossenschaft hat nicht nur das Potenzial, Vertrauen ihrer Mitglieder, sondern auch in der umgebenden Zivilgesellschaft das Ansehen einer vertrauenswürdigen Organisation zu generieren und zu bewahren. Ergänzend dazu sei auf die Bedeutung von Vertrauen jener Nichtmitglieder-Kunden einer Genossenschaft hingewiesen, die als Neumitglieder willkommen wären. Ihre Beitrittsentscheidung wird wesentlich davon bestimmt sein, ob Vertrauen in die Vorteilhaftigkeit eines Wechsels zum Mitgliederstatus aufgebaut werden konnte. Während diese Nur-Kunden Gelegenheit haben, die Leistungsfähigkeit der von ihnen frequentierten Genossenschaft kennenzulernen, werden bisherige Nicht-Kunden im Falle eines Beitrittsbegehrens ihr Vertrauen in eine Genossenschaft von der wahrgenommenen öffentlichen Reputation und Erfahrungen Bekannter herleiten. g
Günther Ringle war lange Jahre Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Genossenschaftsbetriebslehre, an der Universität Hamburg und Mitherausgeber der „Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen“.
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20 Jahre Euro
Vom Münzen-Startpaket bis zum Digitalgeld
Was wird man in Österreich für einen Euro kaufen können? Fragen wie diese waren im Vorfeld der Einführung des Euro als Bargeld zum 1. Jänner 2002 allgegenwärtig. Das ist nun 20 Jahre her. Ein Rückblick und ein Ausblick auf neue Entwicklungen, die unsere Bezahlgewohnheiten und ganz nebenbei das gesamte Bankensystem verändern könnten.
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Am 1. Jänner 2002 wurden in Österreich und elf weiteren EU-Ländern die Euromünzen und -banknoten als offizielle Währung eingeführt. Der Wert eines Euro entsprach dabei 13,7603 Schilling.
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Die gemeinsame Währung sollte den Binnenmarkt stärken, aber auch zur wirtschaftlichen Stabilität beitragen. Das gelang nur dank des berühmten „Whatever it takes“-Sagers.
Text: Holger Blisse Fotos: iStockphoto.com, Wikimedia Commons
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Die Zukunft wird von vielen im digitalen Euro gesehen. Die EZB hat dazu ein zweijähriges Untersuchungsverfahren eingeleitet.
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Bei der Ausgestaltung des digitalen Euro, der anders als etwa Bankguthaben direkt Zentralbankgeld wäre, soll Bedacht darauf genommen werden, beim Zahlungsverkehr nicht in Konkurrenz zu den Kreditinstituten zu treten.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
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Es war eine Einführung in mehreren Phasen: Die zum Euro gehörigen Münzen und Banknoten folgten mit drei Jahren Abstand auf das Euro-Buchgeld, das bereits ab 1. Jänner 1999 verwendet wurde. Mit diesem Stichtag wurden die festen Wechselkurse wirksam. So entsprachen 13,7603 Schilling oder 1,95586 Deutsche Mark oder auch 1.936,27 italienische Lire einem Euro. Zuvor war am 1. Juni 1998 die Europäische Zentralbank (EZB) gegründet worden. Die Banknoten tragen die Unterschrift des EZBPräsidenten. Als Vertreter aus den Niederlanden trat Wim Duisenberg (1998 bis 2003) sein Amt als erster EZB-Präsident an. Ihm folgten mit Jean-Claude Trichet (2003 bis 2011) und Mario Draghi (2011 bis 2019) zwei Präsidenten, die jeweils zwei Perioden amtierten. Als erste Präsidentin stammt auch die Französin Christine Lagarde (sei 2019) wie ihre beiden Vorgänger aus dem romanischen Sprachraum. Einen Vertreter aus Österreich oder aus Deutschland vermisst man bislang an der Spitze. Aber zur äußeren Gestalt der Eurobanknoten trug ganz entscheidend der Wiener Robert Kalina bei, und der Name Euro geht sehr wahrscheinlich auf den damaligen deutschen Finanzminister, Theo Waigel, zurück. An die Stelle von 20-, 50-, 100-, 500-, 1.000und 5.000-Schilling-Banknoten traten nun Banknoten zu fünf, zehn, 20, 50, 100, 200 und 500 Euro, die höchste Anforderungen an die Fälschungssicherheit erfüllen. Hinzu kamen acht verschiedene Münzen, welche die Bürger als Startpaket vorab erwerben konnten. Eine Besonderheit stellen die Rückseiten der Münzen dar, weil sie von jedem Land individuell gestaltet worden sind, während die Scheine mit der abgebildeten Architektur neutral – ohne direkten Bezug – gehalten sind. Zusätzlich bieten Zwei-Euro-Sonderprägungen regelmäßig Gelegenheit, an Ereignisse, Baudenkmäler oder Ähnliches zu erinnern. Als Vorkehrung gegen zu leichten Transfer größerer Geldbeträge etwa mittels Geldwäsche wurde die Ausgabe der 500-Euro-Banknote mit Jahresende 2018 eingestellt. EINE ZENTRALBANK FÜR EUROPA Eine gemeinsame Währung stellt eine starke Verbindung her, sie besitzt aber
auch die Kraft, nationalstaatliche Autorität zu zentralisieren. Sinnbildlich dafür ist die EZB, für deren Sitz Frankfurt am Main gewählt wurde. Damit befindet sie sich räumlich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Deutschen Bundesbank, die wie auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) Kompetenzen abgegeben hat. Wie mit Europäischer Kommission, Europäischem Rat und Europäischem Parlament ist eine neue – übergeordnete – Ebene geschaffen worden, die nicht subsidiär wirkt, sondern zentralisierend. Den rechtlichen Rahmen für die EZB und das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) regelt Artikel 282 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union. Als juristische Person internationalen Rechts ist die EZB in jedem EU-Mitgliedstaat rechts- und geschäftsfähig. Von den insgesamt 27 EU-Mitgliedstaaten gehören derzeit 19 zum Euroraum. Die nationalen Zentralbanken im gemeinsamen Währungsraum haben mit 81,3286 Prozent als Eigentümer zum Kapital der EZB beigetragen. Der übrige Anteil entfällt auf die Zentralbanken außerhalb des Euroraums – in Bulgarien, Dänemark, Kroatien, Polen, Rumänien, Schweden, der Tschechischen Republik und Ungarn. Die OeNB hält einen – mit rund 257,7 Millionen Euro bereits vollständig eingezahlten – Anteil von 2,3804 Prozent am gezeichneten Kapital von insgesamt rund 10,825 Milliarden Euro. Bevölkerungszahl und Wirtschaftsleistung fließen in die Berechnung des jeweiligen nationalen Beteiligungsanteils ein. Die OeNB, selbst eine Aktiengesellschaft, steht heute im Eigentum der Republik Österreich. Mit dem Nationalbankgesetz sind ihre geldpolitischen Aufgaben gewährleistet. Früher waren auch Geschäftsbanken die Eigentümer, so wie es in den USA beim Federal-Reserve-System (Fed) immer noch der Fall ist. Die Schweizerische Nationalbank ist sogar börsennotiert. EURO ALS EINENDES SIGNAL Zeitzeugen und Medienberichte legen nahe, dass die Einführung einer europäischen Einheitswährung durch die bevorstehende Wiedervereinigung Deutschlands als einer Art Gegenleistung beschleunigt worden sei, wie Marina Delcheva in der
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Das österreichische Euro-Startpaket im Wert von 200 Schilling
„Wiener Zeitung“ hervorhebt. Frankreichs Präsident François Mitterrand soll einer Wiedervereinigung beider deutschen Staaten unter der Bedingung zugestimmt haben, dass Bundeskanzler Helmut Kohl mit der Ablösung der Deutschen Mark durch den Euro einverstanden ist. Die Euro-Skepsis war in Deutschland, aber später auch in Österreich ausgeprägt. Die Deutsche Mark war eine stabile, international anerkannte Währung, der Kurs des Schilling war an die Deutsche Mark gekoppelt. Doch die Wiedervereinigung ebnete dem Euro den Weg. Der Euro wiederum scheint über eine gemeinsame Währung die Vereinigung der EU-Mitgliedstaaten zu einem Binnenmarkt zu fördern. HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE BANKEN Eine gemeinsame Währung trägt aber auch zur wirtschaftlichen Stabilität bei. Umrechnungskosten zwischen den Währungen entfallen, die nationalen Märkte werden so stärker integriert. Dem steht jedoch gegenüber, dass sich die Euro-Mitgliedstaaten nicht mehr in einer nationalen Währung verschulden können, und auch die Steuerung der Preise für Waren, Güter und Dienstleistungen über die Abwertung der eigenen Währung fehlt als Mechanismus. Zahlungen werden jedoch erleichtert, beschleunigt und sind mit IBAN und BIC vereinheitlicht worden. Rasch haben die Kreditinstitute die technischen Voraussetzungen geschaffen, dazu zählte auch, die Bankomaten auf das neue Bargeld umzustellen. Die automatisierte
Einzahlung von Scheinen, aber auch Münzen gehört heute zum Selbstbedienungsstandard in nahezu allen Bankfilialen. Erträge aus dem Sortengeschäft durch An- und Verkauf sind jedoch ebenso entfallen wie aus dem Devisenhandel und Auslandszahlungsverkehr, da Umrechnung und Führung von Währungskonten überflüssig geworden sind. Ganz nebenbei hat sich der Euro zu einer Reservewährung entwickelt wie zum Beispiel Dollar oder Yen, in der auch Notenbanken außerhalb Europas einen Teil ihrer Devisen halten. Der Sorge, der Euro könne weniger stabil sein als die Deutsche Mark, begegnete Mario Draghi in der Finanzmarktkrise mit seinem bekannten Satz, der die Märkte beruhigt hat: „Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve the euro. And believe me, it will be enough.“ Andererseits wahren Länder wie Bulgarien, die Tschechische Republik oder Rumänien ihre Unabhängigkeit, weil sie sich in eigener Währung verschulden können. Dagegen tendiert die Verschuldung in Euro zu einer Zentralisierung der Schulden und lässt die Staaten nicht nur wirtschaftlich über einen gemeinsamen europäischen Binnenmarkt zusammenrücken, sondern hebt auch nationalstaatliche Grenzen – möglicherweise zugunsten regionaler Spezifika – auf. DER DIGITALE EURO Für die Zukunft gibt es große Pläne: Die EZB hat ein zweijähriges Untersuchungsverfahren für einen digitalen Euro eingeleitet. Privatpersonen und Unternehmen sollen diesen neuen Zugang zur sichersten Form von Geld, dem Zentralbankgeld, erhalten. Der digitale Euro soll anonym sein – fast wie bei Kryptowährungen. Im Gegensatz zum Beispiel zur Kryptowährung Bitcoin, aber auch zu Diem, zurückgehend auf „Libra“ von Facebook, ist der digitale Euro eine staatliche Währung und ein gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel. Dies ist bei den Kryptowährungen in der Regel nicht der Fall. Ihr Kurs schwankt, weshalb sie als eine alternative Anlageklasse gesehen werden, am nächsten verwandt mit den Edelmetallen. Dennoch sieht man bei den Notenbanken, wie private
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internationale Konkurrenz aufgekommen ist. Es könnte so weit gehen, dass private Unternehmen eigene Zahlungssysteme gestalten und sich damit von staatlichen Lösungen entkoppeln. Kunden würden dann finanziell von diesen Unternehmen abhängig, wie bereits heute bestimmte Zahlungen von unternehmenseigenen Bezahldiensten ausgeführt werden, die zwischen Unternehmen, Kunden und deren Hausbankverbindungen treten. Wie beim Bargeld wird beim digitalen Euro die Zentralbank für den Wert des Geldes haften. Für die Aufbewahrung und Weitergabe ist der Nutzer verantwortlich. Es könnten sich private Anbieter finden, die eine Art elektronische Geldbörse bereitstellen. Das erleichtert beispielsweise Zahlungen im Internet oder beim Einkauf des täglichen Bedarfs. Das Bargeld soll aber durch den digitalen Euro nicht ersetzt werden, dieser soll jederzeit in Bargeld oder in Einlagen bei Banken und Sparkassen überführbar sein.
darauf spezialisierte Zahlungsinstitute erbringen (§ 1 Abs 3 Zahlungsdienstegesetz 2018), verdrängen. Dies sei jedoch nicht beabsichtigt, wird versichert. Dennoch ist den Kreditinstituten in Europa zu empfehlen, die Größe ihrer Einheiten überschaubar zu halten, um nicht bei der EZB den Eindruck zu verstärken, dass sich innerhalb der privaten Kreditinstitute eigene zentrale Systeme herausbilden. Davon frei sind auch die genossenschaftlichen Systeme nicht, vor allem dann nicht, wenn sie sich sowohl einer wirksamen Kontrolle durch den Kapitalmarkt – im Falle einer Börsennotierung – entziehen als auch der direkten Einflussnahme durch ihre Eigentümer. Bis es jedoch einen digitalen Euro geben wird, vergeht gewiss noch einige Zeit. Vielleicht wird es zum 25-jährigen Euro-Jubiläum so weit sein. g
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Holger Blisse ist Wirtschafts- und Sozialanalytiker und unter anderem auf kreditwirtschaftliche, genossenschaftliche und sozialpolitische Themen spezialisiert.
Literatur zum Thema
KONKURRENZ FÜR KREDITINSTITUTE UND BANKENSYSTEM? Bargeldloses Bezahlen ist mit Karte und Bankkonto aber freilich auch jetzt schon möglich. Doch beim Bankkonto steht nicht die Zentralbank für den Wert ein, sondern das Kreditinstitut. Auch – durch die Einlagensicherung abgedeckte – Aufbewahrung und Weitergabe liegen bei ihm. Auch wenn beim digitalen Euro wie mit Bargeld anonym gezahlt wird, müssen dem Grenzen gesetzt werden, um Aktivitäten wie Steuerumgehung oder Geldwäsche zu unterbinden. Daher soll im Verdachtsfall ein Bezahlvorgang überwacht werden können. Es gilt, Technik und Recht, aber auch Umwelt zu vereinbaren. Im Hinblick auf den bei Kryptowährungen hohen Energieverbrauch in Folge der zugrundeliegenden Technologie soll ein digitaler Euro deutlich klimafreundlicher sein. Wird der Zahlungsverkehr vollständig über das System der europäischen Zentralbanken durchgeführt, käme dies einer Verstaatlichung gleich und würde private Anbieter von Zahlungsverkehrsdienstleistungen (Girogeschäft), wie sie neben Kreditinstituten (§ 1 Abs 1 Z 2 Bankwesengesetz) auch
Delcheva, Marina (2021): „Triumph eines Symbols“. In: Wiener Zeitung, 6.12., online abrufbar unter https://www.wienerzeitung. at/nachrichten/wirtschaft/international/2130120-Triumph-einesSymbols.html. European Central Bank (2020): Report on a digital euro. Frankfurt am Main, online verfügbar unter: https://www.ecb.europa.eu/ pub/pdf/other/Report_on_a_digital_euro~4d7268b458.en.pdf. Hahn, Alexander (2022): Ohne digitalen Euro droht EZB Verlust der Währungshoheit. In: derstandard.at, 27.2., online abrufbar unter https://www.derstandard.at/story/2000133668844/ohne-digitalen-euro-droht-ezbverlust-der-waehrungshoheit. Kirchmayr-Schliesselberger, Sabine; Klas, Wolfgang; Miernicki, Martin; Rinderle-Ma, Stefanie; Weilinger, Arthur (Hrsg.) (2019): Kryptowährungen – Krypto-Assets, ICOs und Blockchain – Recht – Technik – Wirtschaft. Baden-Baden, Wien. Machreich, Wolfgang (2022): Vom Europäer zum Euro-Payer. In: Wiener Zeitung, extra, Nr. 4, 8./9.1., S. 31–32. Wind, Sonja (2022): Ein digitaler Bruder für den Euro. In: Wiener Zeitung, 8.1., online abrufbar unter https://www.wienerzeitung.at/ dossiers/20-jahre-euro/2133561-Ein-digitaler-Bruder-fuer-denEuro.html.
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Intelligente Kreisläufe Künstliche Intelligenz und Kreislaufwirtschaft haben das Potenzial, unsere Wirtschaft nachhaltig umzubauen und zukunftsfähig zu machen. An welchen Hebeln sie dabei ansetzen und was die Genossenschaft damit zu tun hat.
Text: Andrea Karner Foto: iStockphoto.com
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Der Umstieg vom linearen Wirtschaftssystem zu einer Kreislaufwirtschaft bremst den Ressourcenverbrauch ein, hält Produkte und Materialien im Gebrauch, vermeidet Abfälle und Umweltverschmutzung und begrenzt Treibhausgasemissionen.
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Künstliche Intelligenz kann diesen Übergang beschleunigen, indem sie bei der Entwicklung neuer Produkte, Komponenten und Materialien für die Kreislaufwirtschaft unterstützt sowie die erforderliche Infrastruktur optimiert.
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Sowohl die Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen als auch ein gewisses Maß an Aufsicht sind erforderlich, um KI-Anwendungen zu unterstützen und sicherzustellen, dass Daten offen und sicher geteilt werden. Als Rechtsform dafür bietet sich die Genossenschaft an.
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Im Interview mit dem „Horizont“, der österreichischen Fachzeitschrift für Werbung, Medien und Marketing, erklärte der deutsche Philosoph Richard David Precht im Juni 2021: „Ich fände es sehr gut, wenn soziale Netzwerke oder Suchmaschinen in Händen von Genossenschaften wären.“ Da würden Nutzer einen kleinen Beitrag zahlen und hätten die Gewissheit, dass die eigenen Daten sicher sind. Denn in der digitalen Welt dominiere eine „The Winner takes it all“-Ökonomie, wo Märkte nicht in Richtung Vielfalt, sondern auf immer stärkere Monopolisierung abzielen würden. Am digitalen Kapitalismus kritisiert der Autor des Buchs „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ vor allem, „dass die Macht in den Händen sehr weniger Firmen liegt“. Im Onlinehandel hätten Amazon und Alibaba zusammen eine Marktmacht von über 80 Prozent, und der „Plattformkapitalismus“ privatisiere die Märkte. Über die marktbeherrschende Suchmaschine sagt er: „Google ist kein Teilnehmer der globalen Wissensökonomie, Google ist die globale Wissensökonomie.“ Wir erleben gerade eine Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft, wie sie zuletzt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stattgefunden hat. Damals waren es Genossenschaften, die für einen Marktausgleich sorgten und die Bildung einer mittelständischen Wirtschaft erleichterten. Können sie diese Rolle auch heute wieder übernehmen? IN WIRTSCHAFTLICHEN KREISLÄUFEN DENKEN In einer Studie von Ellen McArthur Foundation, Google und McKinsey zum Thema „Artificial intelligence and the circular economy“ aus dem Jahr 2019 wird deutlich, wie dringend wir von einem linearen Wirtschaftssystem zu einer Kreislaufwirtschaft kommen müssen, die den Ressourcenverbrauch bremst, Produkte und Materialien im Gebrauch hält, Abfälle und Umweltverschmutzung vermeidet und Treibhausgasemissionen begrenzt. Die Abkehr von der linearen industriellen Produktion ist erforderlich, um das schnelle Wachstum der globalen Mittelklasse aufrechtzuerhalten und zugleich von negati-
ven ökologischen und sozialen Auswirkungen nicht überwältigt zu werden. Denn die Herausforderungen und negativen Folgen des derzeitigen Wirtschaftsmodells sind, wie die Studie untermauert, enorm kumulativ und werden im Einklang mit der Weltwirtschaft wachsen, welche sich in den nächsten 20 Jahren fast verdoppeln könnte. Bis 2030 könnte der Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft in Europa einen Nettonutzen von 1,8 Billionen Euro schaffen. Aber es braucht neue Ansätze und Lösungen, um Wirtschaft und Gesellschaft für einen beschleunigten Übergang zu einem besseren Modell zu positionieren. Neue Technologien, einschließlich agilerer Lernprozesse mit iterativen Zyklen von Design, Prototyping und dem Sammeln von Feedback, werden für die komplexe Aufgabe benötigt, Schlüsselaspekte unserer Wirtschaft neu zu gestalten. DIE STUNDE DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ Künstliche Intelligenz (KI) kann eine wichtige Rolle spielen, diesen systemischen Wandel zu ermöglichen. Sie befasst sich mit Modellen und Systemen, die Funktionen ausführen, die üblicherweise mit menschlicher Intelligenz in Verbindung gebracht werden – beispielsweise Denken und Lernen. KI kann die Fähigkeiten von Menschen ergänzen und erweitern. Sie ermöglicht uns, schneller aus Feedback zu lernen, effektiver mit Komplexität umzugehen und vorhandene Daten besser zu verstehen. Eine wachsende Zahl an Forschungsprojekten untersucht, wie KI neue Möglichkeiten schaffen kann, um einige der wichtigsten Herausforderungen der Welt anzugehen. KI-Innovationen können den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft auf drei Arten beschleunigen: » Design von zirkulären Produkten und Materialien: KI kann die Entwicklung neuer Produkte, Komponenten und Materialien, die für eine Kreislaufwirtschaft geeignet sind, durch iteratives und maschinelles Lernen sowie unterstützte Designprozesse verbessern, die ein schnelles Prototyping und Testen ermöglichen. Ein Einsatzfeld dafür sind Brauprojekte, bei denen KI ein
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generatives Design entwickelt, vorrausschauend Probleme erkennt und so Kostenüberschreitungen vermeidet. Aber auch in der Produktion von Zuschnitten kommt KI zum Einsatz, indem sie zu weniger Verschnitt und Abfall führt. Restmaterial aus einem Zuschnitt kann dank KI besser in späteren Projekten verwendet werden, das führt zu mehr Effizienz im Produktionsprozess und spart Ressourcen ein. » Zirkuläre Geschäftsmodelle: KI kann die Wettbewerbsstärke von Geschäftsmodellen der Kreislaufwirtschaft wie Product-as-a-Service und Leasing verstärken. Durch die Kombination von Echtzeitinfos und historischen Daten von Produkten und Nutzern kann KI dazu beitragen, die Produktzirkulation und Anlagennutzung durch Preisund Nachfrageprognose, vorausschauende Wartung und intelligente Bestandsverwaltung zu steigern. » Optimierung der zirkulären Infrastruktur: KI unterstützt den Aufbau und die Verbesserung der Reverse-LogistikInfrastruktur, die erforderlich ist, um den Kreislauf von Produkten und Materialien zu schließen, indem die Prozesse zum Sortieren und Zerlegen von Produkten, Wiederaufbereiten von Komponenten und Recyceln von Materialien optimiert werden. Im Falle der Abfallwirtschaft kann der Müll mithilfe von künstlicher Intelligenz automatisiert in verschiedene Materialien aufgeteilt und verdichtet werden. Laut dem Hersteller Bin-e wird der Abfall so zu 90 Prozent korrekt getrennt. Ein Pilotprojekt läuft bereits am Hauptbahnhof in Münster. Die Studie der Ellen McArthur Foundation betrachtet zwei Wertschöpfungsketten: Lebensmittel und Landwirtschaft sowie Unterhaltungselektronik. Diese Beispiele von einerseits biologischen und andererseits technischen Materialien unterstreichen das Potenzial von KI, die Kreislauffähigkeit einer breiten Palette wirtschaftlicher Aktivitäten zu erhöhen. Der potenzielle Wert, den KI bei der Steuerung von Lebensmittelverschwendung in einer Kreislaufwirtschaft freisetzt, beläuft sich im Jahr 2030 auf bis zu 127 Milliarden Dollar pro
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Jahr. Das wird durch Anwendung von KI in den Phasen Landwirtschaft, Verarbeitung, Logistik und Verbrauch realisiert. Beispiele dafür sind die Verwendung von Bilderkennung zur Bestimmung, wann Obst pflückreif ist, oder Lösungen, um Nahrungsangebot und -nachfrage besser aufeinander abzustimmen. Auch die Verwertung von Lebensmittelnebenprodukten könnte der Einsatz von KI verbessern. Das KI-Potenzial zur Beschleunigung des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft für Unterhaltungselektronik beträgt bis zu 90 Milliarden Dollar pro Jahr im Jahr 2030. KI erleichtert etwa die Auswahl und das Design von Spezialmaterialien, verlängert die Lebensdauer von Elektronik durch vorausschauende Wartung und ermöglicht die Automatisierung und Verbesserung der Recyclinginfrastruktur für Elektroschrott durch die Kombination von Bilderkennung und Robotik. GROSSE CHANCE FÜR GENOSSENSCHAFTEN Die Kombination der KI mit einer Vision für eine Kreislaufwirtschaft stellt eine bedeutende und noch weitgehend ungenutzte Chance dar, eine der großen technologischen Entwicklungen unserer Zeit zu nutzen und Bemühungen zu unterstützen, die Wirtschaft grundlegend umzugestalten, damit sie regenerativ und langfristig fit ist. Sowohl die Zusammenarbeit zwischen den relevanten Interessengruppen als auch ein gewisses Maß an Aufsicht sind erforderlich, um diese systemischen Anwendungen von KI zu unterstützen und sicherzustellen, dass Daten offen und sicher geteilt werden können und dass KI auf eine Weise entwickelt und eingesetzt wird, die für alle integrativ und fair ist. Wie von Richard David Precht eingangs angesprochen, wäre die Genossenschaft die geeignete Rechtsform, um Vielfalt und Demokratie auch in Zukunft zu gewährleisten. Diesem Designprojekt und Shareholderdialog widmet sich der csrTAG 2022 am 13. Oktober in Wien, den respACT heuer gemeinsam mit dem Circular Economy Forum Austria gestaltet. Merken Sie sich den Termin schon jetzt vor! g
Andrea Karner ist Leiterin des Geschäftsfelds Kommunikation und csrTAG bei respACT. Zuvor war sie Generalsekretärin der CIBP und viele Jahre Chefredakteurin des „cooperativ“. E-Mail: a.karner@respact.at
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Wirtschaft 2022:
Wohin geht die Reise? Die Wirtschaft startet mit guter Dynamik, aber auch mit Altlasten aus der Pandemie in die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöste Unsicherheitsphase. Ein Ausblick. Die Pandemie ist noch nicht überwunden, der Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung lässt sich im wöchentlichen OeNB-Indikator für das Wirtschaftswachstum klar ablesen. Die Grafik rechts oben zeigt die Veränderung des BIP und seiner Komponenten gegenüber 2019 (schwarze Linie und Säulen) sowie das BIP-Wachstum gegenüber dem Vorjahr (rote Linie). Zum Wachstum 2021 von 4,5 Prozent trugen vor allem die Warenexporte, der staatliche Konsum und die Investitionen bei, die im Vorjahr und in den ersten Wochen des laufenden Jahres ihre Vorkrisenwerte meist bereits wieder übertrafen. Der private Konsum hat sich zwar erholt und ebenfalls zum Jahreswachstum 2021 beigetragen, war aber – ebenso wie der touristische Export – auch Anfang 2022 noch schwächer als vor Pandemieausbruch. Die beherrschenden Themen am Beginn des Jahres 2022 waren zunächst die Coronabedingten Lieferkettenprobleme und die aus ihnen resultierende Kosteninflation. Mit dem Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs wurde die Liste an Belastungsfaktoren deutlich länger. Dazu zählen Einschränkungen für Exporteure nach Russland und in die Ukraine sowie für andere dort aktive oder aus Russland kommende und damit von Finanzsanktionen betroffene Unternehmen, die Sorge vor einer Verknappung von Öl- und Gaslieferungen aus Russland, eine erhöhte Volatilität der Finanzmärkte und die massive Verteuerung von Energie und anderen Rohstoffen, die nicht nur die Preisstabilität, sondern auch die real verfügbaren Haushaltseinkommen und damit die
BIP-Wochenindikator der OeNB für Österreich seit Jänner 2021 (Quelle: Oesterreichische Nationalbank)
Aktuelle EZB-Makroprojektion von März 2022 für die Eurozone (Quelle: Europäische Zentralbank)
Konsumnachfrage betreffen. Hinzu kommen neue Risse in Lieferketten, etwa bei Vorleistungen aus der Ukraine für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Dennoch erwartet die EZB in ihrer aktuellen Makroprojektion von März eine recht gute Entwicklung des Bruttoinlandprodukts für die Eurozone: Gegenüber Dezember 2021 wurde die BIP-Projektion unter Berücksichtigung der bis Anfang März erkennbaren Kriegsfolgen um 0,5 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent redu-
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ziert. Zu den Gründen zählen die generell gute Finanzstabilität und die gute Ausgangsposition der privaten Haushalte, die nach den (unfreiwillig) hohen Sparquoten 2020 und 2021 in der Lage sein dürften, ihren Konsum trotz Teuerung und Drucks auf die reale Einkommensentwicklung weiter zu normalisieren. Die Korrektur für für das überdurchschnittlich von russischem Gas abhängige Österreich dürfte allerdings höher ausfallen: Die OeNB hat bei der Dezember-Projektion für Öster-
reich ein Wachstum von 4,3 Prozent im Jahr 2022 prognostiziert. Nimmt man den doppelten Abschlag gegenüber den Euro-Werten an, kommt man nach aktuellem Stand auf rund drei Prozent BIP-Wachstum. Aufgrund des Rohölpreises, der zuletzt durchgängig höher war als in der Modellannahme, sind die Risiken der Projektion für das Wirtschaftswachstum aber nach unten gerichtet. Nicht eingerechnet ist zudem ein tatsächlicher Ausfall der Gasimporte.
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Über die Autorin: Uta Pock ist Senior Research Analyst der Volksbank Wien. Das Research-Team beobachtet die für die Volksbanken wichtigsten Finanzmärkte und Volkswirtschaften. Die Analysen und Prognosen werden in Form regelmäßiger Publikationen aufbereitet. E-Mail: research@volksbankwien.at (Stand: 11. März 2022)
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Das bringt die Steuerreform für die Wirtschaft Der Nationalrat hat am 20. Jänner die ökosoziale Steuerreform beschlossen. Sie bringt umfangreiche Entlastungen, aber auch Lenkungseffekte in Richtung mehr Nachhaltigkeit. Ein Überblick, was sich für Unternehmen ändert. Text: Paul Hotko Foto: iStockphoto.com
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
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Als Maßnahme zur Stärkung des Standorts sinkt die Körperschaftsteuer in zwei Schritten von 25 auf 23 Prozent. Bei der Einkommensteuer sinken die Sätze ebenfalls in Etappen.
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Über eine steuerfreie Gewinnbeteiligung können Unternehmen schon ab heuer ihre Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes partizipieren lassen.
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Erstmalig ab 2023 kann ein Investitionsfreibetrag für neu angeschaffte bzw. hergestellte Wirtschaftsgüter als zusätzliche Betriebsausgabe geltend gemacht werden, dabei gibt es einen Ökobonus.
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Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Entlastungsmaßnahmen. So steigt die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter ab 2023 auf 1.000 Euro.
KÖRPERSCHAFTSTEUER Zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts erfolgt eine Senkung des Körperschaftsteuersatzes in zwei Schritten – von derzeit 25 Prozent auf 24 Prozent im Jahr 2023 und schlussendlich auf 23 Prozent im Jahr 2024.
Der neue Steuertarif gilt für sämtliche unbeschränkt und beschränkt steuerpflichtigen Körperschaften. Die Senkung des Steuersatzes wirkt sich auch auf die Berechnung der latenten Steuern im Jahresabschluss nach UGB aus. Denn das AFRAC führt in einer Stellungnahme aus: „Ist am Abschlussstichtag absehbar, dass in künftigen Geschäftsjahren ein anderer Ertragsteuertarif gelten wird, dann ist grundsätzlich dieser für die Bewertung heranzuziehen. Voraussetzung dafür ist, dass der künftige Steuersatz mit hinreichender Sicherheit am Abschlussstichtag feststeht. In Österreich ist dies in der Regel der Fall, wenn ein Beschluss des Nationalrats in dritter Lesung vorliegt.“ Der Fachsenat für Unternehmensrecht und Revision der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer präzisiert in einer aktuellen Aussendung, dass für die Berechnung der aktiven oder passiven latenten Ertragsteuern für Jahresabschlüsse mit Stichtag vor dem 20. Jänner 2022 noch der Körperschaftsteuersatz von 25 Prozent gilt. Weiters führt der Fachsenat aus, dass im Einzelfall eine Angabe im Anhang aufgrund eines wesentlichen Ereignisses nach dem Bilanzstichtag geboten ist. Für Jahresabschlüsse mit Stichtag nach dem 20. Jänner 2022 erfolgt die Ermittlung der latenten Steuern mit dem zum Zeitpunkt der Realisierung gültigen zukünftigen Satz nach bestmöglicher Schätzung. Die Änderung des KöSt-Satzes ist isoliert betrachtet eine kleine Anpassung, die jedoch umfangreiche Auswirkungen zeigen wird – einerseits als wettbewerbsfördernde
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Maßnahme, andererseits als Folgeauslöser bei darauf aufbauenden Abzugsteuern oder zukünftigen Steuerplanungen. EINKOMMENSTEUER Bei den Tarifstufen der Einkommensteuer bringt die Reform ebenfalls weitere Anpassungen, nachdem bereits in den Vorjahren die Steuersätze für die unteren Stufen gesenkt wurden. Die neuen Tarifstufen gestalten sich wie folgt. » für Einkünfte bis 11.000 Euro: null Prozent » für Einkünfte über 11.000 Euro bis 18.000 Euro: 20 Prozent » für Einkünfte über 18.000 Euro bis 31.000 Euro: 30 Prozent (gültig ab 1. Juli 2022, davor noch 35 Prozent, Mischsatz für 2022: 32,5 Prozent) » für Einkünfte über 31.000 Euro bis 60.000 Euro: 40 Prozent (gültig ab 1. Juli 2023, davor noch 42 Prozent, Mischsatz für 2023: 41 Prozent) » für Einkünfte über 60.000 Euro bis 90.000 Euro: 48 Prozent » für Einkünfte über 90.000 Euro bis zu einer Million Euro: 50 Prozent » für Einkünfte darüber: 55 Prozent (für die Jahre 2016 bis 2025) Da die kommenden Absenkungen jeweils zur Jahresmitte (2022 bzw. 2023) erfolgen, ist im Jahr der jeweiligen Änderung bei der Veranlagung mit einem Mischsatz von 32,5 bzw. 41 Prozent zu rechnen. In der Lohnverrechnung ist der Satz von 32,5 Prozent bereits seit 1. Jänner 2022 anwendbar und in Folge bis spätestens 31. Mai 2022 für die ersten Monate aufzurollen. Weiters erfolgten auch Anpassungen beim Familienbonus (für Kinder bis 18: 166,68 Euro monatlich, über 18: 54,18 Euro), beim Verkehrsabsetzbetrag (650 Euro mit Einschleifregelung), beim Pensionistenabsetzbetrag und beim Alleinverdiener- bzw. Alleinerzieherabsetzbetrag. Die Tarifsenkung ist zwar sehr zu begrüßen, allerdings wird die unterjährige Umstellung bei Berücksichtigungspflicht mit Beginn des Jahres jedenfalls zu erhöhtem Arbeitsaufwand und Rückfragen in der Personalverrechnung führen.
GEWINNBETEILIGUNG FÜR ARBEITNEHMER Durch die Einführung einer steuerfreien Gewinnbeteiligung können Unternehmen ihre Mitarbeiter am jährlichen Unternehmenserfolg steuerbegünstigt teilhaben lassen. Sie erhalten somit ein probates Mittel zur Bindung und Motivation der Arbeitnehmer. Bereits ab heuer ist eine Zahlung bis 3.000 Euro an aktive Arbeitnehmer steuerfrei, wobei folgende Bedingungen erfüllt sein müssen: » Der Vorteil muss allen oder bestimmten Gruppen von Arbeitnehmern gewährt werden. Gruppenmerkmale müssen betriebsbezogen sein, die Höhe kann nach objektiven Merkmalen gestaffelt werden. » Die Steuerfreiheit ist insgesamt gedeckelt mit dem unternehmensrechtlichen Ergebnis vor Zinsen und Steuern des letzten Jahres (Konzernbetrachtung ist zulässig). » Sie darf nicht anstelle des Arbeitslohns oder einer üblichen Lohnerhöhung geleistet werden. » Wichtig: Die Befreiung bezieht sich nicht auf die Sozialversicherung, den Dienstgeberbeitrag oder die Kommunalsteuer. » Eine steuerfreie Kapitalbeteiligung ist neben der neuen steuerfreien Gewinnbeteiligung kumulativ möglich. Im Gegensatz zur Mitarbeiterbeteiligung (deren Nutzung auch nicht sämtlichen Unternehmen möglich war) kommt es bei der Gewinnbeteiligung zu keiner Veränderung der Eigentümerstruktur. Gegenüber der abgaben- und beitragsfreien Corona-Prämie, die mittlerweile ausgelaufen ist, liegt zwar der Nachtteil vor, dass die Gewinnbeteiligung lediglich steuerbefreit ist, dafür bietet sie den Vorteil, dass es sich bei der Auszahlung nicht um eine Belohnung für außergewöhnliche Leistungen handeln muss. INVESTITIONSFREIBETRAG MIT ÖKOZUSCHLAG Als wirtschaftsfördernde Maßnahme wird ein Investitionsfreibetrag auf Wirtschafts-
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Paul Hotko ist Leiter der Abteilung Bilanz und Steuer im ÖGV. E-Mail: paul.hotko@oegv.volksbank.at
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güter des abnutzbaren Anlagevermögens eingeführt. Es können zehn bzw. 15 Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten als zusätzliche Betriebsausgabe geltend gemacht werden. Der Freibetrag ist allerdings gedeckelt mit Anschaffungsoder Herstellungskosten von maximal einer Million Euro pro Betrieb und Wirtschaftsjahr. Für Investitionen im Bereich Ökologisierung gilt der höhere Satz von 15 Prozent. Der Investitionsfreibetrag ist erstmalig für 2023 angeschaffte oder hergestellte Wirtschaftsgüter zulässig, wobei bei mehrjähriger Anschaffung oder Herstellung auch aktivierte Anlagen in Bau berücksichtigt werden können. Laut den Gesetzesmaterialien sind auch vor 2023 aktvierte Teilbeträge für den Freibetrag ansetzbar. Es muss sich jedenfalls um abnutzbare Wirtschaftsgüter mit einer betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer von mindestens vier Jahren handeln. Ausschlussgründe sind: » investitionsbedingter Gewinnfreibetrag » Sonderform der Absetzung für Abnutzung, insbesondere Gebäude, Pkw und Kombinationskraftwagen (zulässig sind allerdings Kfz mit einem CO2Emissionswert von null g/km) » geringwertige Wirtschaftsgüter » gebrauchte Wirtschaftsgüter » Anlagen im Zusammenhang mit fossilen Energieträgern Die Investition muss einem inländischen Betrieb bzw. einer inländischen Betriebsstätte zuzurechnen sein, wobei bei einer Kapital- oder Personengesellschaft von einem einheitlichen Betrieb auszugehen ist und sich dies auf den Höchstbetrag auswirkt (anders ist das bei Unternehmensgruppen gemäß § 9 KStG, hier steht der Höchstbetrag pro Körperschaft zu). Der Investitionsfreibetrag wird in der jeweiligen Jahreserklärung (ESt-, KöSt- oder Feststellungserklärung) geltend gemacht. Weiters ist der Freibetrag im Anlagenverzeichnis bei den einzelnen Wirtschaftsgütern auszuweisen und dem Finanzamt auf Verlangen vorzulegen. GRENZE FÜR GERINGWERTIGE WIRTSCHAFTSGÜTER Ab der Veranlagung 2023 wird die Betragsgrenze für die steuerliche Sofortabschreibung von geringwertigen Wirtschaftsgü-
tern von derzeit 800 Euro auf 1.000 Euro angehoben (bis 31. Dezember 2019 waren es noch 400 Euro). Weitere Bestimmungen dazu bleiben unverändert: So ist der Ansatz als sofortige Betriebsausgabe weiterhin unabhängig von der unternehmensrechtlichen Behandlung im UGB-Jahresabschluss. Weiters sind Teile nach dem wirtschaftlichen Zweck und der Verkehrsauffassung zu einer Einheit zusammenzufassen, diese darf insgesamt die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter nicht überschreiten. Zudem sind auch Wirtschaftsgüter zur entgeltlichen Überlassung von der Sofortabschreibung ausgenommen. Achtung: Auch diverse andere Steuerbegünstigungen oder Fördermaßnahmen sehen Regelungen für geringwertige Wirtschaftsgüter vor und beinhalten teilweise Ausschlusskriterien für die Förderung, teilweise aber auch lediglich zu beachtende Dokumentationserfordernisse (Behaltefristen). Durch die Erhöhung der Grenze werden die sonstigen Kriterien für geringwertige Wirtschaftsgüter wohl zukünftig größere Bedeutung erlangen. GRUNDFREIBETRAG Ab 2022 wird der Grundfreibetrag gemäß § 10 EstG von 13 auf 15 Prozent erhöht. Die Deckelung der Bemessungsgrundlage von 30.000 Euro für diesen Freibetrag ohne Investitionserfordernis bleibt unverändert, ebenso die restlichen Bestimmungen zum investitionsbedingten Teil des Gewinnfreibetrags. Unverändert bleibt auch, dass der Gewinnfreibetrag auf natürliche Personen bei der Gewinnermittlung eines Betriebes eingeschränkt ist. Die Maßnahme soll zielgerichtet einkommensteuerpflichtige Unternehmer entlasten, die nicht von einer Senkung des Körperschaftsteuersatzes profitieren. Zu beachten ist künftig das Zusammenspiel des (unveränderten) investitionsbedingten Gewinnfreibetrags mit den neuen Investitionsfreibetrag: Wirtschaftsgüter, für die der Investitionsfreibetrag geltend gemacht wird, dürfen nicht nochmals beim Gewinnfreibetrag berücksichtigt werden. Es ist daher steuerlich vorteilhaft, zulässige Wirtschaftsgüter zuerst beim Investitionsfreibetrag geltend zu machen und dort ausgeschlossene Wirtschaftsgüter – sofern möglich – beim Gewinnfreibetrag
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anzusetzen. Bei letzterem gilt es insbesondere, den investitionsbedingten Freibetrag durch begünstigte Wertpapiere auszuschöpfen. EINKÜNFTE AUS KRYPTOWÄHRUNGEN
RESÜMEE Alles in allem lässt sich sagen, dass diese Steuerreform neben der Entlastung fast aller Bürger durch die Tarifreform eine Reihe von Maßnahmen enthält, die gezielt die Wirtschaft und das Wachstum fördern werden. Noch unklar ist allerdings, wie sich langfristig die kommende CO2-Bepreisung auswirken wird, denn der Einstieg in eine solche wurde mit der ökosozialen Steuerreform ebenfalls in die Wege geleitet. g
Statement 18 MILLIARDEN EURO ENTLASTUNG Die ökosoziale Steuerreform ist das wichtigste innenpolitische Projekt der vergangenen Monate. Wir setzen damit die größte Transformation des Steuersystems um, die es jemals gab. So entlasten wir die arbeitenden Menschen und Familien, stärken den Standort und setzen Anreize für umweltfreundliches Handeln. In Summe beträgt die Entlastung der Österreicherinnen und Österreicher und der heimischen Wirtschaft bis 2025 rund 18 Milliarden Euro. Der neue deutsche Finanzminister Christian Lindner hat 30 Milliarden Entlastung bis 2025 angekündigt, wir entlasten im Vergleich zur deutschen Regierung also um das Sechsfache. Wir sehen zudem keinen Widerspruch zwischen Ökologie und Ökonomie, sondern eine Ergänzung. Die durch die CO2-Bepreisung entstehenden Mehrkosten für die Bürger werden durch den Klimabonus ausgeglichen. Denn das Ziel ist nicht, mit der CO2-Bepreisung zusätzliche Einnahmen zu generieren, sondern aufkommensneutral die Kostenwahrheit bei CO2-Emissionen zu verbessern. Das eingenommene Geld wird an die Bevölkerung zurückgegeben. Denn Mobilität und Heizen sind Grundbedürfnisse, die durch die CO2-Bepreisung nicht gefährdet werden sollen. Um den Wohlstand in Österreich zu erhalten und weitere Arbeitsplätze zu schaffen, setzen wir bewusst Maßnahmen wie die Senkung der Körperschaftsteuer. Damit kurbeln wir die Wirtschaft an und heben uns im europäischen Wettbewerb ab. Laut EcoAustria und WIFO steigt das BIP-Wachstum in den Jahren 2022 und 2023 somit um bis zu ein Prozent an. Die Beschäftigung erhöht sich um 30.000 Personen. Uns gelingt somit die Brücke zwischen Wirtschaft und Klimaschutz. Und wir folgen dem Ansatz „Anreize statt Verbote“: Die ökosoziale Steuerreform setzt Anreize für umweltfreundliches Verhalten und nachhaltige Investitionen.
Magnus Brunner Bundesminister für Finanzen
Foto: BKA/Wenzel
Die vorliegende Steuerreform greift auch das Thema Kryptowährungen auf und schafft einen Gleichklang mit der Besteuerung von Wertpapieren und sonstigem Kapitalvermögen. Positiv zu erwähnen ist hierbei jedenfalls, dass der Begriff Kryptowährung im Gesetz klar definiert wird. Die Kriterien sind: » digitale Darstellung eines Wertes » nicht von einer Zentralbank oder öffentlichen Stelle emittiert oder garantiert » nicht zwangsläufig an eine gesetzlich festgelegte Währung angebunden » kein gesetzlicher Status als Währung oder Geld » akzeptiertes Tauschmittel » Übertragung, Handel und Speicherung auf elektronischem Weg Non-Fungible Token (NFT) fallen mangels Tausch- und Zahlungsmittelfunktion nicht darunter. Von der neuen Definition ausgehend werden die Einkünfte aus Kryptowährungen in die bestehende Systematik der Einkünfte aus Kapitalvermögen eingebettet. Es werden einerseits laufende Einkünfte, andererseits auch realisierte Wertsteigerungen dem besonderen Steuersatz von 27,5 Prozent unterworfen. Die Steuerpflicht ist mit 1. März 2022 in Kraft getreten. Die Verpflichtung zum KESt-Abzug besteht ab dem Jahr 2024. Einkünfte aus „Altvermögen“ – das sind vor dem 1. März 2021 angeschaffte Kryptowährungen (Spekulationsfrist) – sind teilweise noch nicht vom neuen Steuerregime betroffen.
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Die Azoren – Vulkaninseln am Rande Europas Irisch-grün und Vulkan-schwarz, mehr Kühe als Menschen, Europas einzige Tee- und Ananasplantagen, Weinbau, Nebel über 400 Meter Höhe, oft im Wetterbericht und wenig besucht – willkommen auf den Azoren. Text und Fotos: Hermann Fritzl
haften Nebels gilt das Gewässer dort als besonders gefährlich. Am 10. Juni 1909 ersuchten Erste-Klasse-Passagiere des Atlantikdampfers RMS Slavonia Kapitän Arthur George Dunning, näher an die Insel heranzufahren. Er wich vom Kurs ab. Das erinnert an das Unglück der Costa Concordia bei der Insel Giglio vor zehn Jahren. Neben über 400 Passagieren und 200 Besatzungsmitgliedern hatte die Slavonia Kaffee und Kupfer an Bord, das in die damals österreichischen Häfen Rijeka und Triest gebracht werden sollte. In dichtem Nebel lief das Schiff auf einen Felsen auf, Kapitän Dunning setzt den ersten SOSNotruf der Geschichte ab. Zwei Schiffe, die in der Nähe waren, konnten alle Menschen an Bord retten. Für die armen Bewohner von Flores waren die angeschwemmten Wrackteile willkommene Güter, sie bauten daraus Häuser. Dachbalken und Holzböden der Slavonia sind bis heute Bestandteil der Wohngebäude. Blick auf den Segler-Hotspot Horta auf Faial
VULKANAUSBRÜCHE, ARMUT UND AUSWANDERUNG Als westlichster Punkt Europas gilt die Mini-Vulkaninsel Monchique vor der Insel Flores – eigentlich nicht mehr als ein Felsen im dunklen Atlantik, aber über Jahrhunderte ein wichtiger Orientierungspunkt für die Schifffahrt. Die Westküste von Flores liegt voller Wracks, wegen der vielen Felsen und des plötzlich auftauchenden oder dauer-
Wie auch andere am Rande Europas gelegene Inseln lebten die Azoren-Bewohner über Jahrhunderte in extremer Armut. Diese führte – ebenso wie die immer wiederkehrenden Piratenüberfälle wegen der aus Südamerika und Indien kommenden reich beladenen Schiffe und die häufigen Vulkanausbrüche – zu großen Auswanderungs-
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Ananasplantage in Ponta Delgada
Das „Peter Café Sport“ – beliebter Zwischenstopp bei der Atlantiküberquerung
wellen vor allem nach Brasilien, Kanada und in die USA. Die reiche Oberschicht lebt von Agrarexporten – zuerst Weizen, dann Textilfärbepflanzen, Orangen, Wein, Walfang bis 1980, jetzt Milch, Käse und Rindfleisch. Alle Inseln sind vulkanisch, sie liegen auf einer Mikroplatte an der Schnittstelle zwischen nordamerikanischer, eurasischer und afrikanischer Platte. Es rüttelt beständig, Erdbeben und Vulkanausbrüche stehen an der Tagesordnung. 1957 gab es vor Faial einen unterseeischen Vulkanausbruch, begleitet von Erdbebenschwärmen über 13 Monate. Das bedeutete an manchen Tagen 400 bis 500 Erdbebenstöße, eine vier Kilometer hohe Rauchsäule, Lavabomben, Ascheschichten, die auf Jahre Ackerbau unmöglich machten, zerstörte Häuser, Notquartiere, Ängste ums Überleben. Es entstand die neue Halbinsel Capelo. Den Bewohnern reichte es: Die Hälfte der Faialer wanderte nach diesem Ereignis aus, viele von anderen Inseln folgten, insgesamt ging ein Drittel der Azoraner, bisher die letzte Auswanderungswelle. Übrigens sorgte der damalige Senator von Massachusetts und spätere US-Präsident John F. Kennedy mittels Refugee Act dafür, dass die Azoraner in großer Zahl in die USA einwandern konnten. Die Beziehungen der USA zu den
portugiesischen Azoren sind aus geopolitisch-militärischen Gründen seit langer Zeit eng. GELBSCHNABELSTURMTAUCHER UND ANDERE FLIEGER Eine der neun größeren Azoren-Inseln ist nicht mehr von Vulkanausbrüchen betroffen: Santa Maria, die geologisch älteste Insel. Sie wurde als erste entdeckt und besiedelt. Wann genau, ist nicht ganz klar. 1944 bauten die Amerikaner eine Luftbasis von drei Kilometern Länge, die bald für Zivilflugzeuge zum Tankzwischenstopp für Transatlantikflüge wurde. Heute befindet sich am Flughafen die zentrale Flugüberwachung des Nordatlantiks. In der Nähe steht eine Radarstation der Europäischen Raumfahrtagentur, die die Flugbahn der Ariane-Raketen überwacht. Auf der Insel Terceira, im 15. Jahrhundert angeblich als dritte Azoren-Insel entdeckt, daher der Name, liegt in Lajes ebenfalls ein Flughafen mit Bedeutung: Er hatte im Zweiten Weltkrieg die längste Start- und Landebahn, verkürzte als Auftankbasis die Flugzeit von der US-Ostküste nach Westeuropa von 70 auf 40 Stunden. Während des Kalten Krieges waren auf dieser Basis
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Der Autor dieses Beitrags auf der Vulkanhalbinsel Capelo
an die 10.000 US-Soldaten stationiert, jetzt sollen es an die 200 sein. Terceira war nicht nur ein Drehkreuz für Flieger, sondern lange auch Zentrum des Atlantikseehandels. So nutzten portugiesische Gewürzschiffe aus Indien und spanischen Schiffe, die mit Silber und Gold aus Südamerika kamen, auf ihren Fahrten nach Lissabon und Sevilla den windgeschützten Naturhafen Angra. Aufgrund der im Nordatlantik vorherrschenden Winde, die sich im Uhrzeigersinn bewegen, verlaufen Segelrouten nach Amerika über die Kanaren, die Rückfahrt erfolgt über die Azoren – zu Kolumbus-Zeiten bis heute. Für Freizeitsegler ist Horta auf Faial und das dortige „Peter Café Sport“ nach der Atlantikquerung ein beliebter Zwischenstopp, es sind immerhin noch weitere 1.000 Seemeilen oder sechs bis sieben Segeltage nach Lissabon. Horta war Ende des 19. Jahrhunderts der wichtigste europäische Telekomknoten zwischen Europa und Nordamerika. Die Telegrafie ermöglichte nicht zuletzt bessere Wetterprognosen. Ihr Flug ist mühelos, lange Zeit niedrig über das Meer gleitend, gelegentlich von flachen Flügelschlägen unterbrochen – so sind die Gelbschnabelsturmtaucher unterwegs. Die Seefahrer haben sie immer schon gesehen, denn diese Vögel verbringen einen Großteil ihres Lebens auf dem offenen Meer. Die Azoren sind ihr wichtigster Brutplatz und sollen die größte Population der Cagarro genannten Tiere aufweisen. Das einzigartige Gekreische der Sturmtaucher ist ein beliebter Handyklingelton. Holen Sie sich den Sound im Internet oder, besser, hören Sie sich das doch vor Ort an! g
Hermann Fritzl ist Autor mehrerer Theaterstücke und zahlreicher Artikel über Reisen und zu verschiedenen Aspekten der Finanzindustrie. Zuvor war er im Bereich Volksbanken-Marketing und PR sowie als Volksbanken-Ombudsmann für den ÖGV tätig. Er studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. Derzeit schreibt er an einer Masterarbeit über Extremrisikosport.
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Die Olympiastars von morgen Nach einer Corona-Pause im letzten Jahr hat sich Skisprunglegende Andreas Goldberger diesen Winter wieder auf die Suche nach vielversprechenden Nachwuchsathleten gemacht. Im Rahmen des Goldi Talente Cups konnten über 300 Kinder zum ersten Mal Schanzenluft schnuppern. Text: Günther Griessmair Fotos: Villacher Alpenarena, Miriam Lottes/Red Bull Content Pool
Bereits zu 14. Mal ist Andreas Goldberger durch Österreich getourt, um bei Stopps in Murau, Bischofshofen, Höhnhart, Villach und Tschagguns Mädels und Burschen im Alter von fünf bis zehn Jahren bei ihren ersten Sprungversuchen zu begleiten. Unter den wachsamen Augen der Legende warfen sich die jungen Athleten mutig die perfekt präparierten Schanzen hinunter. Auch die Eltern und Zuseher, darunter Thomas Morgenstern, dessen Tochter schon zum vierten Mal mit dabei war, zeigten sich begeistert von den Sprungkünsten des Nachwuchses. Das Ziel, möglichst viele Kinder für den Skisprungsport zur begeistern, wurde auf jeden Fall wieder erreicht: 90 junge Sportlerinnen und Sportler knüpften gleich vor Ort Kontakte zu Vereinen und meldeten sich für ein Probetraining an. „Das war ein richtig erfolgreicher Goldi Talente Cup in diesem Jahr. Schon die Anmeldungen waren so gut wie lange nicht mehr. Und dass gleich so viele Kinder direkt bei den Schnuppertrainings waren, ist absolut spitze! Wir haben den Kindern wirklich Gusto aufs Skispringen gemacht“, bilanzierte ein zufriedener Initiator und Schirmherr. Der langfristige Erfolg der Bemühungen zeigt sich mittlerweile an zahlreichen aktiven Sportlern, die es über den Goldi Talente Cup zu einer professionellen Skisprungkarriere geschafft haben: So waren mit Lisa Eder, Jan Hörl und Daniel Tschofenig gleich drei Olympiastarter in Peking dabei, die ihre ersten Sprungversuche bei Goldbergers Talentsuche gemacht hatten. g
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ÖGV
Neues aus dem Team Maximilian Baier unterstützt die Kommunikation im Bereich Social Media. Er ist als Teilzeitkraft für den ÖGV tätig, daneben studiert er industrielle Energietechnik an der Montanuniversität Leoben. Der 20-jährige Wiener Neustädter hat als Schulsprecher bereits erste Erfahrungen mit Kommunikation und Interessenvertretung gesammelt.
Scherwin Taghawi arbeitet als Jurist für den Bereich Finanzmarkt in der internationalen Interessenvertretung des ÖGV. Der 31-jährige Wiener studierte Recht an der Universität Wien und arbeitete mehrere Jahre als Referent im internationalen Bereich für das Wirtschaftsministerium.
Christine Biber verstärkt den Bereich Service Volksbank-Genossenschaften und Projektmanagement in der Anwaltschaft des ÖGV. Die Niederösterreicherin verfügt über viel Erfahrung in Assistenz und Administration, die sie vor allem bei der Betreuung der Beteiligungsgenossenschaften einbringen kann.
Damaso Tarneller verstärkt als Revisionsassistent Kredit die Prüfungsgruppe West. Der 32-jährige Tiroler hat an der Universität Innsbruck das Studium des Wirtschaftsrechts absolviert. Ihn zeichnet unter anderem mehrjährige Praxiserfahrung im Bankbereich aus.
Claudia Bittdorfer und Michaela Fleischberger übernehmen im Team Service Volksbank-Genossenschaften die Betreuung und Führung der Mitgliederregister. Beide verfügen über einschlägige Erfahrung: Bittdorfer wechselt von der Volksbank Wien in den ÖGV, Fleischberger von der Volksbank Oberösterreich.
Benedikt Werndl unterstützt als Teilzeitkraft das Projektmanagement in der ÖGV-Anwaltschaft. Voraussichtlich 2023 wird er sein Studium der Betriebswirtschaftsehre an der WU Wien abschließen. Der Salzburger arbeitet bereits seit 2018 studiumsbegleitend und ist ausgebildeter Rettungssanitäter des Roten Kreuzes.
Neues Leitbild für nachhaltiges Wirtschaften Das Jahr 2021 stand für den ÖGV unter dem Motto Nachhaltigkeit. „In zahlreichen Veranstaltungen und Initiativen konnte gezeigt werden, dass Genossenschaften und kooperatives Wirtschaften das Erfolgsmodell für eine nachhaltige Zukunft sind“, so Verbandsanwalt Peter Haubner. Zum Abschluss des Jahres haben wir auch unser Leitbild erneuert: Unter dem Titel „Gemeinsam erfolgreich und nachhaltig wirtschaften“ soll es dem Verband, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Funktionären als Orientierungshilfe dienen. Interessierte finden das neue Leitbild auf unserer Homepage zum Downloaden: www.genossenschaftsverband.at/der-oegv/leitbild
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Schulterschluss für hohe Prüfungsqualität Wenn es um die Sicherung und den Ausbau der Qualität bei der Bankprüfung geht, blickt der ÖGV auch über den Tellerrand hinaus: Zusammen mit den Kollegen von Sparkassen und Raiffeisen wurde im Dezember der Verband der dezentralen Bankprüferverbände Österreichs aus der Taufe gehoben. Das gemeinsame Ziel: Die Prüfungsverbände der drei Sektoren wollen mit ihrem geballten Know-how künftig noch effizienter an einem Strang ziehen, wenn es um die Vertretung der Interessen gegenüber nationalen und internationalen Organisationen und um die Qualität der Prüfung geht. Letztere soll durch gemeinsame Richtlinien für Aus- und Weiterbildung, aber auch durch die Empfehlung geeigneter rechtlicher Maßnahmen weiter ausgebaut werden. Hintergrund für die Gründung ist auch der seit einigen Jahren spürbare Fachkräftemangel, von dem auch die Bankprüferbranche betroffen ist. Durch Kooperation der Verbände soll diesem Problem begegnet werden. Das erste große Projekt ist bereits in den Startlöchern: Ab Herbst 2022 wird es eine neue Ausbildung zum zertifizierten Bankprüfungsmanager geben. Das Angebot richtet sich vor allem an junge Universitätsabsolventinnen und -absolventen, die sich fortbilden möchten und Entwicklungschancen suchen. Als Bankprüfungsmanager werden sie in allen wesentlichen Bereichen der Bank über fundierte betriebswirtschaftliche und rechtliche Kenntnisse verfügen, aber auch auf Managementfähigkeiten und
Teamführungskompetenz wird in der Ausbildung wert gelegt. Gemeinsam mit dem verantwortlichen Revisor sollen sie in Zukunft die Prüfung größerer Banken koordinieren und durchführen. „Wir wollen die Kooperation zwischen den Verbänden auf eine neue Ebene heben und durch gemeinsame Initiativen wie der Ausbildung zum Bankprüfungsmanager die hohe Qualität unserer Prüfungsarbeit nicht nur betonen, sondern auch weiter steigern“, so ÖGV-Vorstand Robert Makowitz, der gemeinsam mit Gerhard Margetich (Sparkassen-Prüfungsverband) und Michael Laminger (ÖRV) das Vorstandsteam des neuen Verbandes bildet.
V. l. n. r.: Michael Laminger (ÖRV), Gerhard Margetich (Sparkassen) und Robert Makowitz (ÖGV) bei der Verbandsgründung
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Volksbanken-Verbund
Rekordgewinn von 219 Millionen Euro Der Volksbanken-Verbund kann auf ein äußerst erfolgreiches Jahr 2021 zurückblicken: Laut vorläufigen Zahlen konnte ein Rekordergebnis von 219 Millionen Euro erzielt werden, wie Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien, bei einer Online-Pressekonferenz im März mitteilte.
Foto: Robert Polster
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Wesentlicher Ertragstreiber auf der Kundenseite war der Provisionsüberschuss mit einer Steigerung um fast sechs Prozent auf 253,4 Millionen Euro. Diese Entwicklung zeige laut Fleischmann, dass die Kundenbetreuung trotz der Pandemie-Einschränkungen im Vorjahr hervorragend funktioniert habe. Aufgrund höherer Zahlungen an die Einlagensicherung stieg der Verwaltungsaufwand leicht – um 0,7 Prozent auf 515,3 Millionen Euro. Ohne diesen Effekt hätten die Kosten weiter gesenkt werden können. Durch die Pleite der Sberbank Europe dürften übrigens weitere Zahlungen auf den Verbund zukommen, Fleischmann rechnet verteilt über die kommenden Jahre mit bis zu 60 Millionen Euro. Ein entscheidender Faktor war 2021 auch das Risikoergebnis, welches mit 89,4 Millionen Euro deutlich positiv war. Die 2020 für Folgen von Corona gebildeten Vorsorgen konnten zum Teil aufgelöst werden. Trotz der Rückführung von weiteren 125 Millionen Euro an den Staat konnten die Volksbanken im Vorjahr das harte Kernkapital von 14,13 auf 14,37 Prozent steigern. Die Rückzahlung der letzten Tranche von 100 Millionen Euro ist für 2023 geplant. Über eine allfällige vorzeitige Zahlung ist trotz solider Kapitalausstattung und Liquiditätssituation noch keine Entscheidung getroffen worden. Fleischmann dazu: „Vorrangig konzentrieren wir uns mit dem Kapital und der Liquidität darauf, die österreichische Wirtschaft nach Abflauen der Pandemie mit Finanzierungen zu versorgen. Mit dem Thema Rückzahlung werden wir uns gemeinsam mit den Gremien und
den Aufsichtsbehörden erst im weiteren Jahresverlauf beschäftigen.“ Auch im zweiten Jahr der Pandemie konnten die Volksbanken die NPL-Rate als wichtige Kennzahl für notleidende Kredite unter dem guten Wert von zwei Prozent halten. Zur Erinnerung: Im Jahr 2015 bei der Bildung des neuen Verbundes lag diese Zahl noch bei mehr als fünf Prozent. Fleischmann sieht das einerseits als Erfolg der konsequenten Durchforstung aller Risikopositionen in den vergangenen Jahren, andererseits als Ergebnis der Strukturreformen: „Wir haben durch intensivere Zusammenarbeit und Aufgabenteilung die Kompetenz in allen Bereichen des Kreditprozesses verbessert. Überdies haben wir uns schon vor mehr als zwei Jahren fast komplett aus dem Auslandsgeschäft zurückgezogen. Unsere Kunden, Mitarbeiter, Eigentümer und Standorte befinden sich heute in Österreich. Durch die starke regionale Verankerung konzentrieren wir uns ausschließlich auf Märkte, in denen wir ein gutes Know-how und Kundennähe besitzen.“ Als besonderes Erfolgsmodell am Markt nannte der Generaldirektor die bereits im Jahr 2015 eingeleitete Kombination der eigenen Kompetenzen bei Einlagen, Zahlungsverkehr, Wohnbau- und Kommerzkrediten mit dem Eingehen von Partnerschaften im Versicherungs-, Fonds- und Ratenkreditbereich, was Vorteile bei Kosten und Qualität gebracht habe: „Wir können unsere Investitionen und Kapazitäten auf einige Kerngeschäfte konzentrieren, gleichzeitig bekommen wir in den anderen Bereichen die beste Qualität von exzellenten Partnern. Wir machen also das, was Händler auch als Shop-in-Shop-Konzept bezeichnen.“ Fleischmann betonte, dass die Volksbanken als Hausbank der wichtigste Ansprechpartner in der persönlichen Beratung bleiben. Aber auch beim Online-Geschäft sollen die Kundinnen und Kunden die
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Volksbank „spüren“. Dies gelinge, indem die Berater sie bei der selbstständigen Nutzung des digitalen Angebots unterstützen. In Summe seien die Produkt- und Serviceaufträge im „hausbanking“ im Vorjahr um 37 Prozent gestiegen. 2022 soll mit der digitalen Wohnraumfinanzierung auch die Verzahnung beider Welten im Geschäftsfeld Wohnbau umgesetzt werden. Die Digitalisierung diene aber nicht nur der Optimierung der Kundenbeziehungen, sondern auch jener der Kosten und Prozesse. Seit dem Vorjahr evaluieren die Volksbanken, ob Auslagerungen oder Kooperationen im IT-Bereich unterm Strich Vorteile bieten. Fleischmann: „Ähnlich wie in anderen Branchen wird auch im Bankenbereich
die IT ein immer größerer Kostenfaktor. Wir sind überzeugt, dass wir mit einer optimalen Lösung die Gesamtkosten im Verbund von derzeit rund 515 Millionen Euro auf unter 500 Millionen bringen könnten.“ Schon im Februar hatte Fleischmann in einem Interview mit dem „Trend“ auch das Ziel einer genossenschaftlich nachhaltigen Bankengruppe ausgegeben: Nach Rückzahlung der Staatsgelder strebe man eine Zielrendite von sechs Prozent an. „Die Erträge wollen wir als Dividenden an die Genossenschaften ausschütten. Diese wiederum werden damit ihre jeweilige Region fördern, um damit die Wirtschaft zum Prosperieren zu bringen. Damit schaffen wir einen nachhaltigen Kreislauf.“
Mit kreativer VolksbankStartnummer zum Sieg
Foto: EXPA
Für die diesjährige Skisprungsaison haben sich die Volksbanken etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Erstmals konnten Kinder die Startnummern für einen Weltcupbewerb gestalten. In Bischofshofen sprang das ÖSV-Team damit gleich zum Sieg.
Das siegreiche ÖSV-Quartett mit Volksbank-Startnummer in Bischofshofen
Insgesamt reichten 103 sportbegeisterte Kinder und Jugendliche ihre persönlich gestalteten Kunstwerke auf der Plattform meinestartnummer.at ein. Ob Schanze oder Piste, imposante Berglandschaften oder Bilder der Skisprungidole – jedes Werk war für sich einzigartig. Eine Jury bestehend aus Stefan Kraft, Daniel Huber und Philipp Aschenwald kürte aus den Einsendungen das Siegermotiv. Die Wahl fiel auf die Zeichnung mit dem Titel „Gemeinsam“ des neunjährigen Malik aus Wien. Der kleine Künstler ist selbst erfolgreicher Nachwuchsspringer bei den Wiener Stadtadlern. Im Vorjahr gelang ihm bei der Kinder-Vierschanzentournee sogar ein Tagessieg. Zurück zu den Großen: Beim Teamspringen in Bischofshofen am 9. Jänner kam die kreative Startnummer von Malik medienwirksam bei den acht Top-Teams zum Einsatz. Den Bewerb gewannen letztlich die ÖSV-Springer. „Die Kür eines Gewinners war für die Jury besonders schwierig, da jedes Bild ein kreatives Kunstwerk für sich ist. Es freut mich besonders, dass die ÖSV-Herren mit der schönen, bunten und auffälligen Startnummer beim Teamspringen auch noch den Sieg holten“, so Barbara BleierSerentschy, Marketingleiterin der Volksbank Wien.
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Volksbanken-Verbund
Erfolgsbilanz für Bewusstessen21 Rund 15.000 Österreicherinnen und Österreicher haben 2021 den ökologischen Fußabdruckrechner der Volksbanken auf bewusstessen21.at genutzt. Für jeden Teilnehmer wurde ein Euro an die Sporthilfe gespendet. Um zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln anzuregen, haben die Volksbanken im Vorjahr die Nachhaltigkeitsinitiative „Bewusstessen21“ ins Leben gerufen. Deren Herzstück war ein ökologischer Fußabdruckrechner im Internet, mit dem die Konsumenten einfach und rasch berechnen konnten, wie viel CO2 sie selbst durch ihr Lebensmittelkonsumverhalten produzieren und wie hoch ihr persönlicher Flächenverbrauch ist. Daneben gab es auch die Chance auf attraktive Preise. Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien, zog nun eine erfolgreiche Bilanz über die Aktion: „Mit insgesamt rund 15.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Das freut uns be-
sonders, zumal wir – wie zu Beginn der Initiative angekündigt – für jeden Nutzer des Fußabdruckrechners einen Euro an die Österreichische Sporthilfe spenden.“ Im Rahmen der Scheckübergabe sprach Sporthilfe-Geschäftsführer Gernot Uhlir den Volksbanken seinen Dank aus und stellte fest: „Nachhaltigkeit ist längst kein Nischenthema mehr, sondern betrifft uns alle. Die Initiative Bewusstessen21 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ein achtsamer Umgang mit unseren Ressourcen schon in kleinen Schritten für große Wirkung sorgt.“ Auch das ergänzende Angebot unter bewusstessen21.at wurde gut angenommen. Dieses umfasste neben konkreten Tipps für einen bewussten und regionalen Einkauf auch nachhaltige Rezepte. Dabei konnten zahlreiche Partnerunternehmen an Bord geholt werden – darunter das Magazin „Falstaff“, der Verband österreichischer Handelsunternehmen, Leitbetriebe Austria, Spitz, Too Good To Go, Hakuma, bauernladen.at oder der Austria Food Blog Award.
Foto: Robin Weigelt
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Scheckübergabe an Sporthilfe-Geschäftsführer Gernot Uhlir durch Volksbank-Marketingleiterin Barbara BleierSerentschy und Generaldirektor Gerald Fleischmann
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ABSAGE DER WINTERSPIELE 2022 Es hätten die ersten Volksbank-Winterspiele seit 2019 werden sollen, und bis zuletzt hat das Organisationsteam alles versucht, um dieses Comeback heuer zu ermöglichen. Doch die unsichere Pandemiesituation, insbesondere im Hinblick auf die Omikron-Welle, hat den Planern leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Da sich die Entwicklung nicht abschätzen lässt, geht schlussendlich das Wohl und die Gesundheit aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor. Wir sind überzeugt, dass diese Entscheidung im Sinne von uns allen ist. Und natürlich freuen wir uns wieder auf Winterspiele, die ohne Vorbehalte und gesundheitliches Risiko, dafür aber mit viel Freude stattfinden können“, schreibt das Veranstalterteam der Volksbank Steiermark. Wir alle hoffen nun auf erfolgreiche Spiele im nächsten Jahr!
Volksbank Niederösterreich
Die Volksbank Niederösterreich ist auch heuer wieder mit einer Auftaktveranstaltung ins Jahr gestartet – aufgrund von Corona im Online-Format. Neben dem Resümee über das äußerst erfolgreiche vergangene Jahr und den Plänen und Zielen für 2022 stand die Verleihung der „Flügel des Jahres“ für die erfolgreichsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedenen Kategorien im Mittelpunkt. Als Laudatoren fungierten dabei neben dem Vorstandsvorsitzenden Rainer Kuhnle auch Vertreter der Vertriebspartner. Und als Überraschungsgast begeisterte die ExSkirennläuferin und zweifache Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister. Sie plauderte im Interview ganz offen über ihr Leben und verriet die Geheimnisse ihres langjährigen Erfolgs.
Foto: Gerald Mayerhofer
Jahresauftakt mit Überraschungsgast
Rainer Kuhnle bei der Überreichung der „Flügel des Jahres“ im Rahmen einer Filialtour – hier in Krems mit Gerd Fischer, Monika Gassner, Reinhard Kühnel und Franz Roth (v. l. n. r.)
Ex-Skistar Michaela Dorfmeister im Studio bei Birgit Reiböck
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Volksbank Wien
Gemeinsam zum Verkaufserfolg 2022 Die Volksbank Wien hat im Jänner gemeinsam mit den Partnern Union Investment, ERGO und TeamBank zur dritten gemeinsamen Jahresauftaktveranstaltung geladen. 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Regionaldirektionen und aus dem Volksbank-Forum nahmen daran teil. Aufgrund der Corona-Lage war ein persönliches Zusammentreffen auch heuer nicht möglich, die Veranstaltung wurde daher im bereits bewährten Online-Format live aus dem „Volksbank-Studio“ übertragen. Geboten wurden neben einem Rückblick auf das erfolgreiche Jahr 2021 auch viele relevante Details zum Vertriebsjahr 2022. Es ging um die gemeinsame Vertriebsstrategie sowie die Vertriebsschwerpunkte der Produktpartner zur Erreichung der Ziele. Generaldirektor Gerald Fleischmann führte durch den Rückblick 2021 und brachte den Ausblick 2022. Filialen-Bereichsleiter
Bernhard Bregesbauer referierte zum Thema „Erfolgsbank 2022“. Seitens der Produktpartner waren Marc Harms und Bernd Schrott (Union Investment), Andreas Böhm (TeamBank) und Christian Noisternig (ERGO) dabei. Die Teilnehmer hatten jederzeit die Möglichkeit, Fragen ins Studio zu übermitteln. Der Generaldirektor nahm sich ausführlich Zeit für die Anliegen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Anschluss an den Hauptteil wurden vier Workshops mit Union Investment, der TeamBank, ERGO sowie zum Thema Kommerzkunden angeboten. Ein Höhepunkt war die Ehrung der erfolgreichsten Beraterinnen und Berater 2021 in vier Kategorien – die persönlichen Glückwünsche werden, sobald es die Situation erlaubt, nachgeholt.
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Volksbank Steiermark
Der Aufsichtsrat der Volksbank Steiermark hat die Weichen für die Nachfolge von Generaldirektorin Regina Ovesny-Straka gestellt, die mit 30. Juni in Pension geht: Monika Cisar-Leibetseder, die bereits seit fünf Jahren Vorstandsmitglied der Bank ist, wird mit 1. Juli Vorstandsvorsitzende und Generaldirektorin. Neu in den Vorstand rückt Hannes Zwanzger auf, er wird dort den Vertrieb verantworten. Zwanzger ist seit 1991 in der Volksbank tätig und war dort schon bisher hauptsächlich mit Vertriebsagenden betraut, die letzten sechs Jahre als Bereichsleiter. „Wir sind stolz, dass sich bei einem extern begleiteten Auswahlprozess mit zahlreichen Kandidaten Hannes Zwanzger als der für diese Position am besten Geeignete herauskristallisiert hat. Das ist nicht nur ein Zeichen, dass die Volksbank Steiermark ausgezeichnete Personalreserven hat, sondern auch, dass langjährige Mitarbeiter eine Chance auf Top-Positionen haben“, so Aufsichtsratsvorsitzender Josef Peißl.
Foto: Christa Strobl
Vorstand stellt sich neu auf
Das neue Vorstandsduo der Volksbank Steiermark: Monika Cisar-Leibetseder und Hannes Zwanzger
Volksbank Tirol
Erfolgreiches Kick-off-Event für 2022 Voller Elan und Tatendrang ist die Volksbank Tirol ins neue Geschäftsjahr gestartet: Im Rahmen der jährlichen Kick-off-Veranstaltung am 20. Jänner wandte sich der Vorstand an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank, um Lob und Anerkennung für das erfolgreiche Jahr 2021 auszusprechen. Damit die Erfolgsgeschichte gemeinsam weitergehen kann, stellten Martin Holzer und Markus Hörmann auch die Pläne, Stoßrichtungen und Schwerpunkte für heuer vor. Die Veranstaltung wurde – so wie im Vorjahr – aus dem virtuellen Studio in Wien übertragen.
Die beiden Vorstände der Volksbank Tirol im Studio: Markus Hörmann (li.) und Martin Holzer
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Volksbank Salzburg
Mitgliederveranstaltungen mit sozialem Engagement Im November hat die Volksbank Salzburg ihre Mitgliederveranstaltungen 2021 abgehalten. In der Stadt Salzburg, in St. Johann und in Saalfelden berichtete Generaldirektor Andreas Höll über die Geschäftsentwicklung und konnte dabei viel Erfreuliches präsentieren. Auch die Delegierten wurden neu gewählt. Für gute Unterhaltung sorgte im Anschluss das Kultkabarett, bestehend aus Fritz Messner, Manfred Baumann und Peter Blaikner, mit seinem Programm „Best of Kultkabarett“. Die Volksbank Salzburg engagiert sich seit vielen Jahrzehnten auch sozial, karitativ und wohltätig, indem sie Organisationen und Projekte direkt unterstützt. Bei den Mitgliederveranstaltungen wurde in diesem Zusammenhang ein deutliches Zeichen gesetzt: Der Generaldirektor übergab bei jedem Event einen Unterstützungsscheck an eine wohltätige Institution aus der Region. In der Stadt Salzburg war dies „MOKI – mobile Kinderkrankenpflege“, im Pinzgau „Die Rollenden Herzen – Lebensmittel für Bedürftige“ und im Pongau das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes. Die Organisation der Veranstaltung erfolgte unter strengen Corona-Auflagen, was die Gäste jedoch nicht abhielt, zahlreich zu erscheinen – alle Events waren vollständig ausgebucht.
Generaldirektor Andreas Höll bei der Übergabe der Spendenschecks
Wirtschaftsprognosen aus erster Hand
Generaldirektor Andreas Höll und Moderatorin Daniela Philipp mit dem zugeschalteten Experten Jan Holthusen
Zum elften Mal in Folge hat Jan Holthusen, Chefanalyst der DZ Bank, den Kundinnen und Kunden der Volksbank Salzburg Wirtschafts- und Finanzprognosen aus erster Hand präsentiert. Leider war auch Anfang 2022 ein klassischer Informationsabend nicht möglich, dank Streaming-Technik musste das interessierte Publikum jedoch nicht auf die wertvollen Informationen des Experten verzichten. Moderatorin Daniela Philipp begrüßte im Volksbank-TV-Studio Generaldirektor Andreas Höll, der zunächst zu aktuellen Themen informierte. Im Anschluss hielt der DZ-Bank-Experte seinen Vortrag per Live-Schaltung aus Bonn. Knapp 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren online mit dabei. Die Möglichkeit, Fragen ins Studio zu übermitteln, wurde vielfach genutzt, es entstand eine rege Online-Diskussion mit einer Reihe an Antworten auf aktuelle Fragen.
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Volksbank Vorarlberg
Die Volksbank Vorarlberg ist vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) erneut für ihren nachhaltigen Investmentfonds „Premium Selection Sustainable Equity“ ausgezeichnet worden. Das FNG-Siegel – diesmal inklusive Stern – ist für die regionale Genossenschaftsbank die Bestätigung der gelebten Nachhaltigkeitsstrategie. Die Auszeichnung wird vom Fachverband für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz vergeben. Die ganzheitliche Methodik des Gütesiegels basiert unter anderem auf der Einhaltung von Mindeststandards. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz sowie Korruptionsbekämpfung. Auch müssen alle Unternehmen des jeweiligen Fonds explizit auf Nachhaltigkeitskriterien hin analysiert werden. Die Tatsache, dass gerade einmal zehn Prozent des sprunghaft angestiegenen Angebots nachhaltiger Anlageprodukte das FNG-Siegel tragen, unterstreicht dessen hohen Anspruch. „Nachhaltigkeit sollte nicht nur ein Marketinginstrument sein. Es ist wichtig, echte Qualität sichtbar und nachprüfbar zu machen. Das FNG-Siegel gibt Verbrauchern Orientierung
Die ausgezeichnete Filiale der Volksbank Vorarlberg in Götzis
Foto: Marcel Hagen
Nachhaltigkeitssiegel für Fonds
und bestätigt unseren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in der Investmentlandschaft“, so Gerhard Hamel, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg (Bild). Als regionale Genossenschaftsbank konzentriert sich die Bank bereits seit 2016 auf nachhaltige Geldanlagen und orientiert sich dabei an den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen.
Zertifikat für schadstofffreies Bauen 2020 hat die Volksbank Vorarlberg mit dem Umbau ihrer Filialen in Kommunikationsplattformen und moderne Netzwerkknotenpunkte begonnen. Dabei legte sie von Anfang an großen Wert auf umweltbewusste und schadstoffarme Sanierungsarbeiten. Für die neue Filiale in Götzis erhielt sie dafür nun vom Energieinstitut Vorarlberg das Zertifikat „wohngsund“– die Auszeichnung wurde damit erstmalig für eine gewerblich genutzte Einheit vergeben. Beim Umbau der Filiale wurde auf eine umweltbewusste und nachhaltige Sanierung geachtet: Die Verwendung schadstoffarmer Materialen war ein Muss, genauso wie die Auftragsvergabe an regionale Handwerksbetriebe, um die Wertschöpfung in der Region zu behalten. „Wir freuen uns, für den achtsamen Umbau das Zertifikat ‚wohngsund‘ erhalten zu haben. Das Gütesiegel für eine schadstoffarme Bauführung bzw. für die Schaffung einer wohngesunden Umgebung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden ist eine weitere Bestätigung für unsere nachhaltigen Anstrengungen im Bereich Umwelt“, so Helmut Winkler, Vorstand der Volksbank Vorarlberg. Hinter dem Label „wohngsund“ steckt ein einfach umsetzbarer Katalog: In zehn Kategorien gilt es, die Materialwahl beim Bau unter die Lupe zu nehmen. „Exemplarisch zu erwähnen sind der verwendete Kugelgarnteppich, die Farbanstriche, aber auch Dämmmaterialien, Rohbauelemente oder die herausfordernde normkonforme Ausführung der Oberflächen mit Holz- und Verbundplatten“, erläutert Winkler die konkreten Maßnahmen. Die Umsetzung geschieht eigenverantwortlich durch die ausführenden Unternehmen. Für den Auftraggeber sichert am Schluss eine Messung der Innenraumluft die erreichte Qualität.
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Volksbank Vorarlberg
Start für neue Jugendplattform VB-Stage Für junge Menschen ist es nicht immer leicht herauszufinden, wohin die berufliche Reise führen soll. Die Volksbank Vorarlberg möchte für sie eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin sein, die nicht nur ihre Sprache spricht, sondern auch auf ihren Medienkanälen mit ihnen kommuniziert. Deshalb initiierte die Bank nun „VB-Stage“. Ein dynamisches Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener Bereiche der Bank hat sich das Ziel gesetzt, mit Leichtigkeit und einfachem Duktus wesentliche Botschaften der Finanz- und Wirtschaftswelt an junge Menschen zu transportieren. Denn wichtige Themen wie die richtige Geldveranlagung stehen an den meisten Schulen nicht auf dem Lehrplan. Es sollen auch Fragen behandelt werden, die Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren bei der Berufswahl oder der Aus- und Weiterbildung beschäftigen. Exkurse wie beispielsweise „Wie gehe ich mit Prüfungsangst um?“ ergänzen das Angebot mit wertvollen Tipps.
Ein besonderes Merkmal des Projekts ist, dass die Beiträge von echten jungen Bänkern ausgewählt, eigenständig geschrieben, selbst gedreht und auch online gestellt werden. Im Team sind etwa Jan Humpeler, 25 Jahre, Firmenkundenberater, oder Christoph Drechsler, 22 Jahre, ehemaliger Lehrling in der Personalabteilung und heute ausgebildeter Kundenberater. „Ich bin beeindruckt vom Engagement des Teams der VB-Stage. Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen haben dabei auch keine Scheu, vor der Kamera zu stehen“, freut sich Wolfgang Walter, Bereichsleiter Privatkunden, über die gelungene Performance. Erfahrene Mitarbeiter stehen beratend mit Know-how zur Seite. Auf vbstage.at werden alle Inhalte gebündelt, damit der Nutzer jederzeit auf alles zugreifen kann, ohne in einzelnen Timelines suchen zu müssen. Um den Ansprüchen aller Alters- und Interessensgruppen gerecht zu werden, bespielt das Team auch die Social-Media-Kanäle Facebook, Instagram und YouTube, ein TikTok-Auftritt ist in Planung.
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Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht
Gerhard Hamel, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg und Präsident des ÖGV
Die Volksbank Vorarlberg hat im Februar ihren Nachhaltigkeitsbericht für 2021 veröffentlicht. Darin dokumentiert sie ihr tägliches Handeln, das sie in den Dienst für eine bessere und enkeltaugliche Welt stellen möchte. Die definierten Aktionsfelder Kunden, Mitarbeiter, Umwelt und Gesellschaft dienen dabei als Rahmen. „Wir haben die herausfordernde Situation der Pandemie durchwegs als Ansporn genommen, um auf allen Ebenen um-, neu und weiterzudenken und einen Mehrwert für alle unsere Stakeholder zu generieren“, so Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel. Abgebildet werden die dabei entstandenen Projekte in einem ansprechend gestalteten Bericht, der mittlerweile schon den Stellenwert einer Imagebroschüre eingenommen hat. Einige Highlights, über die berichtet wird, sind die kontinuierliche Reduktion des CO2-Fußabdrucks, der „(8)achtsam“-Blog der hauseigenen Vermögensverwaltung, das
vielseitige soziale Engagement sowie Interviews mit Kunden, die mit ihren nachhaltigvisionären Unternehmenskonzepten erfolgreich sind. Weiters wird das Greenwashing in der Finanzbranche erörtert und wie die Volksbank Vorarlberg Transparenz und externe Zertifizierungen für einen vertrauensvollen Dialog mit ihren Kunden einsetzt. Als führende Bank der achtsamen Geldanlage zeigt sie dabei auch auf, dass gute Erträge und gutes Gewissen kein Widerspruch sind. „Der Bedarf an nachhaltigen Geldanlageformen wird in den nächsten Jahren deutlich steigen“, erklärt Hamel. „Immer mehr Kundinnen und Kunden kommen aktiv auf uns zu und erkundigen sich nach unserem achtsamen Investmentansatz und unserem hauseigenen Aktienfonds ‚Premium Selection Sustainable Equity‘.“ Den Bericht gibt’s auch im Internet unter: www.volksbank-vorarlberg.at/nachhaltigkeitsbericht
Volksbank Oberösterreich
Im Rahmen einer Feier hat das Vorstandsduo der Volksbank Oberösterreich, Richard Ecker und Andreas Pirkelbauer, zwei ganz besondere Funktionäre geehrt, die zusammen fast 70 Jahre im Einsatz für die Bank waren und nun altersbedingt aus dem Aufsichtsrat ausscheiden. Josef Steinböck, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Wels, war unglaubliche 44 Jahre als Aufsichtsrat in verschiedenen oberösterreichischen Volksbanken tätig, 34 Jahre davon als Aufsichtsratsvorsitzender, zuletzt in der Volksbank Oberösterreich. Mit ganzer Kraft und viel Engagement setzte er sich für den genossenschaftlichen Gedanken im Sinne der Mitgliederförderung ein. Als allseits geschätzte Welser Wirtschaftspersönlichkeit hielt er die Prinzipien der Volks-
bank stets hoch und lebte deren Werte Vertrauen und Regionalität. Als Dank für seinen langjährigen Einsatz erhielt er die Schulze-Delitzsch-Medaille in Gold am Bande des ÖGV. Ebenfalls mit einer hohen Auszeichnung gewürdigt wurde Peter Posch, Rechtsanwalt in Wels. Er bekleidete mehr als 25 Jahre die Funktion des Aufsichtsrats in der Volksbank, seit 1996 als Stellvertreter des Aufsichtsratsvorsitzenden. Dem langjährigen Standesvertreter in der oberösterreichischen Rechtsanwaltskammer, der er 15 Jahre als Präsident vorstand, gelang es, die Volksbank sowohl regional als auch international vorbildlich zu repräsentieren. Für seine Verdienste wurde er mit der Schulze-Delitzsch-Medaille in Gold geehrt.
Foto: Mario Riener
Ehrung für langjährige Aufsichtsräte
Richard Ecker, Josef Steinböck, Peter Posch, Andreas Pirkelbauer bei der Ehrung (v. l. n. r.)
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Ärzte- und Apothekerbank
Umbau des Vorstandsteams Mit 1. Februar ist der Vorstand der Österreichischen Ärzte- und Apothekerbank von drei Mitgliedern auf zwei verkleinert worden. Anton Pauschenwein wird weiterhin den Vorstandsvorsitz innehaben und im Wesentlichen die Bereiche Markt, Vertriebsmanagement und Personal verantworten. Helmut Kneissl übernimmt von Markus Partl die Agenden der Marktfolge und führt damit die Bereiche Risikomanagement, Rechnungswesen sowie Organisation und IT. Partl war seit November 2015 in der ehemaligen Bank für Ärzte
und Freie Berufe und nach der Fusion im Oktober 2017 in der Ärzte- und Apothekerbank als Vorstand tätig, er wechselt nun in die Geschäftsführung der VB Infrastruktur und Immobilien – siehe dazu nebenstehenden Bericht. „Das gesamte Team der Standesbank bedankt sich herzlich bei Markus Partl für seinen hohen Einsatz sowie die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Wir wünschen ihm viel Erfolg bei seiner neuen Herausforderung“, so die beiden Vorstände Pauschenwein und Kneissl.
Fotos: Thomas Karolyi
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Das Vorstandsduo der Ärzte- und Apothekerbank: Anton Pauschenwein (li.) und Helmut Kneissl
VB Services für Banken
Neue Geschäftsführerin Tanja Bamberger (Bild) führt seit November an der Seite von Monika Nadizar-Fritz die Geschäfte der VB Services für Banken. Sie ist in der Volksbank-Tochtergesellschaft für die Bereiche MSC Passiv, Kundenservicecenter sowie Abwicklung Zahlungsverkehr und Wertpapier zuständig. Bamberger war die letzten elf Jahre in verschiedenen Managementpositionen bei der Bawag PSK tätig. Zuletzt lag ihr Fokus als Bereichsleiterin Customer Experience unter anderem auf der End-to-endOptimierung von Serviceprozessen. Davor arbeitete sie mehrere Jahre als Unternehmensberaterin bei Accenture. Aus dieser Zeit stammt auch ihre Begeisterung für die
Städte Hamburg und Zürich. „Reisen und das Kennenlernen von Neuem sind für mich das Salz in der Suppe. Beim Reisen, beim Lesen und in der Natur finde ich meine Balance“, so die gebürtige Oberösterreicherin und Mutter von zwei Söhnen. Beruflich ist sie bereits voll bei der Volksbank angekommen: „In den ersten Wochen meiner Tätigkeit habe ich im VolksbankenVerbund eine sehr wertschätzende Kultur und ein Miteinander auf Augenhöhe erlebt. Ich bin überzeugt, dass mit der Strategie der Kundennähe durch Regionalität in Kombination mit effizienten Abwicklungsprozessen die starke Position am österreichischen Markt weiter ausbaut werden kann.“
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VB Infrastruktur und Immobilien
Markus Partl verstärkt die Geschäftsführung Markus Partl verstärkt ab sofort die Geschäftsführung der VB Infrastruktur und Immobilien GmbH. Er übernimmt die Agenden im Bereich Facility Management von Christian Reitgruber, der mit Mai in den verdienten Ruhestand tritt. Gemeinsam mit Günter Alland wird er die Geschicke der Volksbanken-Tochter in Zukunft leiten. „Ich sehe mich als Dienstleister mit hoher Kundenorientierung und dem laufenden Bemühen, gemeinsam mit Günter Alland die Abläufe durch Einsatz der Digitalisierung weiterzuentwickeln. Mit unseren Dienstleistungen möchten wir unsere Kunden bestmöglich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützen und einen reibungslosen Geschäftsablauf sicherstellen. Aufgrund der Pandemie haben sich die Trends der Arbeitswelt massiv verändert. Wir müssen künftig die vorhandenen Flächen flexibler und effizienter gestalten und hybrides Arbei-
ten unterstützen“, so Partl über die neue Aufgabe. Die VB Infrastruktur und Immobilien bündelt mit den Geschäftsfeldern Bankenlogistik, Facility Management und Immobilienmanagement wichtige Aufgaben im Volksbanken-Verbund und sorgt damit für Effizienzgewinne. Ein besonderer Fokus liegt aktuell neben der Digitalisierung – etwa bei der Postzustellung – auch auf der Nachhaltigkeit. Der neue Geschäftsführer ist ein profunder Kenner des Volksbanken-Verbundes. Zuletzt war Partl in der Ärzte- und Apothekerbank als Vorstand für den Bereich Marktfolge verantwortlich. Sein Fokus in der Bank lag insbesondere in der Optimierung der Prozesse, der Digitalisierung und auch der Umsetzung von Auslagerungen an Verbundunternehmen. „Wir konnten damit die Strategie der Positionierung als Vertriebsbank umsetzen und gleichzeitig eine hohe Produkt- und Servicequalität sicherstellen“, bilanziert er.
Günter Alland (li.) und Markus Partl (re.) mit dem scheidenden Geschäftsführer Christian Reitgruber
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Volksbank Akademie
Motivation und Inspiration für Trainer und Prüfer Um aktuelle Trends beim Lernen, kreative Methoden zur Motivation, aber auch um Networking ist es beim Fresh-upEvent 2021 für die Trainer und Prüfer der Volksbank Akademie gegangen.
Generaldirektor Gerald Fleischmann schaltete sich zu, um den neuen Trainern zu gratulieren
Der Verkaufstrainer und Buchautor Niklas Tripolt hielt die Keynote beim Fresh-up-Event
„Sie machen mit Ihrem Einsatz unsere Volksbank-Bildung zu einem zentralen Lernerlebnis“, sagte Akademie-Geschäftsführerin Barbara Czak-Pobeheim in ihrem Eingangsstatement zu den rund 60 Trainern und Prüfern, die online zugeschaltet waren. Sie zog dabei nicht nur Bilanz über ein erfolgreiches Bildungsjahr – mit 5.876 Buchungen bei Blended-Learning- und 43.377 Buchungen bei reinen Online-Trainings –, sondern blickte auch auf drei große aktuelle und künftige Trends: » Video Learning: „Viele von Ihnen erinnern sich sicher noch an ihre Schulzeit – als zum Beispiel im Geschichtsunterricht ein Fernseher ins Klassenzimmer gerollt wurde und ein Dokumentarfilm mit Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs gezeigt wurde. Heute gibt es ganze Filmarchive im Internet, um Lernen durch Videos inspirierend gestalten zu können“, so Czak-Pobeheim. Als Umsetzungsbeispiel in der Volksbank Akademie nannte sie etwa das Training zu genossenschaftlichen Werten, das auch vom ÖGV mitkonzipiert wurde. » Micro Learnings: Dieses Format wird immer öfter eingesetzt, um schnell, kompakt und einprägsam Fachinhalte zu vermitteln. „Gutes Micro Learning umfasst eine Kombination aus Videos, Podcasts, anschaulichen Grafiken und Testfragen zum Ab-
schluss“, erläuterte Czak-Pobeheim. Großer Vorteil: Aufgrund der Kompaktheit seien solche Module im Arbeitsalltag gut plan- und integrierbar. » Social Learning: Lernen hat immer auch eine starke soziale Komponente. CzakPobeheim: „Wir lernen durch die aktive Kommunikation mit Kollegen, Vorgesetzten, Trainern und Mentoren. Unsere Blended-Learning-Formate fördern genau dieses Social Learning.“ Für das heurige Jahr kündigte die Akademie-Geschäftsführerin einen besonderen Fokus auf das „Why“ an: Man wolle noch besser vermitteln, warum den Kundinnen und Kunden ein bestimmtes Produkt angeboten werde und was die Volksbank von den Mitbewerbern unterscheide. Die Devise laute: weg von Produktorientierung, hin zur Nutzenorientierung. Der praktische Nutzen stand auch im Mittelpunkt der Workshop-Themen, aus denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Fresh-up wählen konnten: Es ging unter anderem um Motivation durch Bilder, neue Kreativtechniken, Edutainment oder Neurowissenschaften für Trainer. Ein Höhepunkt des Fresh-ups war wie immer die Begrüßung der neuen Trainerinnen und Trainer. Diese nahmen Markus Partl in seiner Funktion als ehrenamtlicher Vorstand der Volksbank Akademie und Volksbank-Wien-Generaldirektor Gerald Fleischmann vor. Die beiden gratulierten auch für das erfolgreiche Bestehen der extern zertifizierten Trainerausbildung. Auf einer digitalen Pinwand wurden schließlich Willkommensgrüße der etablierten Trainer- und Prüferkollegen im Verbund gezeigt.
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INSIDER
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Union Investment
Neue Rekorde mit den Volksbanken Der Fondsvertrieb von Union Investment über die Volksbanken in Österreich bricht alle Rekorde: Sowohl Absatz als auch verwaltetes Vermögen und nachhaltige Produkte erzielten 2021 ein Allzeithoch.
Foto: bildidee.net
Kunden der Volksbanken veranlagten im Vorjahr brutto 1,2 Milliarden Euro in Fonds von Union Investment. Das verwaltete Wertpapiervermögen stieg per Jahresende auf einen Höchststand von knapp fünf Milliarden Euro, und auch der Nettoabsatz war der höchste seit dem Markteintritt im Jahr 2015. Die Zahl der Fondskunden wuchs um 10.300 neue Anleger an. Diesen Erfolg will Union Investment gemeinsam mit dem Volksbanken-Verbund weiter ausbauen und setzt dabei unter anderem auf Nachhaltigkeit und innovative Produkte. „Diese beeindruckenden Zahlen sind für uns eine neuerliche Bestätigung dafür, dass eine Spezialisierung auf Kernbereiche für alle Seiten Vorteile bringt. Sie sind aber auch Ausdruck dafür, wie groß der Bedarf an rentierlichen Geldanlagen im aktuellen Kapitalmarktumfeld ist und dass Fondssparen als moderne Form der Geldanlage bei der österreichischen Bevölkerung ankommt“, erklärt Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien. Marc Harms, Geschäftsführer von Union Investment, ergänzt: „Derartige Leistungen sind nur durch gute und nutzenstiftende Lösungen in Kombination mit einer kompetenten
und kundenorientierten Beratung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbanken möglich.“ Besonders bei den Fondssparplänen gab es ein deutliches Wachstum. Die Anzahl der Sparpläne in Fonds von Union Investment kletterte auf 138.000. „Das entspricht einer 25-prozentigen Steigerung gegenüber dem Vorjahr und verdeutlicht, dass sich Fonds als Anlageinstrument bewährt haben und bei allen Kundengruppen an Beliebtheit gewinnen. Die Vorbehalte bröckeln, und die Menschen sind gegenüber Wertpapieranlagen offener“, so Harms. Dass sich die Anlage in Fonds für die Kunden auszahlt, zeigt die Wertentwicklung der fünf beliebtesten Fonds: Ihr durchschnittlicher Zuwachs lag 2021 bei 7,9 Prozent. Ein zentrales Thema bei den Anlegern in Österreich war letztes Jahr die Nachhaltigkeit. Das schlägt sich auch im Nettoabsatz bei nachhaltigen Union-Fonds nieder, der sich gegenüber dem Jahr 2020 mehr als verdreifacht hat und 2021 bei 437 Millionen Euro lag. Das verwaltete Vermögen in diesen Fonds vervierfachte sich gegenüber dem Vorjahr sogar und lag Ende 2021 bei 1,9 Milliarden Euro. Auch bei den Kommerzkunden nimmt die Fondsnachfrage stark zu. Dies spiegelt sich im erreichten Nettoabsatz von 160 Millionen Euro wider, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Der Trend zeigt, dass Kommerzkunden ihre überschüssige Liquidität zunehmend auf dem Kapitalmarkt anlegen und aufgrund des vorteilhaften Cost-Average-Effekts verstärkt Fondssparpläne nachfragen. Die Vorliebe für diese moderne Art der Geldanlage könnte in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen“, resümiert Sandra Hofer, als Geschäftsführerin verantwortlich für das institutionelle Geschäft bei Union Investment.
NEUER NACHHALTIGER FONDS Für all jene Volksbank-Kunden, die bei der Veranlagung ein klares Zeichen für Nachhaltigkeit setzen möchten, gibt es jetzt genau das richtige Produkt: Partner Union Investment hat den neuen Fonds „UniZukunft Klima“ aufgelegt, der gezielt in Unternehmen investiert, die einen messbaren Beitrag für den Klimaschutz leisten. Der Fonds investiert in Aktien und Anleihen von Unternehmen, wobei insbesondere deren CO2-Bilanzen im Fokus stehen: Wirtschaften die Unternehmen hinsichtlich Treibhausgasemissionen bereits effizient? Haben sie ambitionierte Reduktionsziele? Oder bieten sie Produkte und Dienstleistungen an, die einen Beitrag zur Eindämmung der negativen Klimaauswirkungen leisten? Nur Unternehmen, die in eine dieser drei Kategorien fallen, kommen infrage. Daneben kann der Fonds in Green Bonds investieren, die klimawandelbezogene, nachhaltige Geschäftsfelder finanzieren. „Interessant für den Fonds sind Unternehmen, die sich selbst wirkungsbezogene nachhaltige Anlageziele setzen, sich also selbst oder andere Unternehmen dekarbonisieren“, erklärt Marc Harms, Geschäftsführer von Union Investment Austria. Volksbank-WienGeneraldirektor Gerald Fleischmann ergänzt: „Durch die Finanzierung der im Fonds investierten Unternehmen tragen Anleger zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft hin zu einer klimaneutralen Welt bei.“
INSIDER
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ERGO
Ausblick auf ein starkes Versicherungsjahr Die ERGO, der Versicherungspartner der Volksbanken, hat zu Jahresbeginn eine ganze Reihe an neuen Produkten und Aktionen angekündigt. Hier eine Vorschau auf das, was heuer auf den Markt kommt. „Gemeinsam haben wir als starke Partner im vergangenen Jahr viele Herausforderungen erfolgreich gemeistert und tolle Erfolge erreicht. Danke an alle Kolleginnen und Kollegen der Volksbanken und ERGO für ihren Einsatz, ihre Motivation und den starken Teamgeist. Auch für heuer haben wir uns gemeinsam viel vorgenommen und sind dafür bestens gerüstet“, sagt Christian Noisternig, ERGO Vorstand für Marketing und Vertrieb. Den Auftakt bildet der Schwerpunkt „Vermögensweitergabe und Generationenvorsorge mit Lebensversicherungen“, der das ganze Jahr über im Fokus steht. „Eine rechtzeitige und vorausschauende Planung der Vermögensweitergabe und Absicherung von Familie und Menschen, die einem nahestehen, wenn man selbst einmal nicht mehr ist, ist wichtiger denn je. Lebensversicherungen sind dafür eine gute Lösung“, heißt es seitens ERGO. Als Vorteile führt die ERGO neben Steuerbegünstigungen auch das namentliche Bezugsrecht im Ablebensfall an. Dadurch fällt das Kapital nicht in die Verlassenschaft und steht der genannten Person – etwa Ehepartner, Lebensgefährte, Enkel oder Patenkind – sofort zur Verfügung. Auch im Hinblick auf Typ-1-Sparbücher sieht die ERGO Lebensversicherungen durch das namentliche Bezugsrecht als Top-Alternative. Begleitet wird der Schwerpunkt von Online-Kundenevents mit Experten und einem Notar. Im Juni startet „KindersparER GO! Die flexible Vorsorge für den Start ins Leben“ als Versicherungssparplan mit laufender Prämie ab 30 Euro, flexibler Veranlagung und lebenslanger Laufzeit. „Für Eltern, Großeltern und Paten ist das ein sinnvolles Vorsorgegeschenk für Kinder bis 15 Jahre“, empfiehlt die ERGO. „KindersparER GO!“ verbindet alle Vorteile des Erfolgsprodukts „ERGO fürs Sparen“ mit besonderen USPs. Wenn
der Versorger stirbt, wird die ERGO Vorsorgepate und übernimmt die weitere Prämienzahlung, sodass das Sparziel für das Kind immer erreicht wird. Die Auszahlung erfolgt zu zwei wählbaren Versorgungszeitpunkten – zum 18. oder 25. Lebensjahr. Dann hat der Versorger die Wahl: entweder Auszahlung etwa für die erste Wohnung, das erste Auto oder die Ausbildung, oder der junge Erwachsene kann nun in die Versicherung eintreten und sie fortführen – etwa als Pensionsvorsorge. Unterstützt wird die Produkteinführung durch OnlineEvents und einer Kampagne bis September inklusive Kunden-Goodie. „KindersparER GO!“ versteht sich als Top-Alternative zum traditionellen Bausparvertrag und dem Typ-1-Sparbuch. Schon davor – im April – startet „MobilER GO! Die flexible Kfz-Versicherung“. Die erfolgreiche Kfz-Versicherung der ERGO bekommt damit ein umweltbewusstes Facelift und wird mit neuen Features für E-Fahrzeuge auf den Markt gebracht. Ebenfalls im ersten Halbjahr geht „CybER GO“ für die Absicherung gegen Phishing-Attacken an den Start. Damit kann man für rund zwei Euro im Monat alle privat genutzten Konten und Wertpapierdepots gegen finanzielle Schäden durch Internet-Kriminalität absichern. Weiter im Fokus steht die „ERGO Zahnersatzversicherung“. Das im Vorjahr neu eingeführte Erfolgsprodukt ist einfach und schnell erhältlich – ganz ohne Gesundheitsfragen bei Vertragsabschluss. Zudem ist es die einzige Zahnersatzversicherung Österreichs, die man ohne eine Krankenversicherung abschließen kann – jetzt bis zu einem Alter von 75 Jahren. Der Herbst bringt dann wieder den bekannten Vorsorgeschwerpunkt: Mit „ERGO fürs Leben“, „ERGO fürs Sparen“, „ERGO fürs Investment“ und „KindersparER GO!“ wird die Kampagne „Schau auf dich“ neu aufgelegt. Mehr Details zur Zahnersatzversicherung gibt’s unter www.volksbank.at/zahnersatz, Infos zur Vermögensweitergabe findet man unter www.volksbank.at/vermoegensweitergabe.
Foto: Philipp Lipiarski
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Christian Noisternig, ERGO Vorstand für Marketing und Vertrieb
Auszeichnungen für die ERGO und ihre Produkte im Jahr 2021
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Smart Coop Austria
Gemeinsame Entwicklung von Online-Plattform Digitalisierung einmal anders: Statt von oben herab setzt die Freelancer-Genossenschaft Smart ihre neue digitale Plattform unter Beteiligung der Mitarbeiter, Mitglieder und Nutzer um. Gemeinsam mit den Mitgliedern entwickelt das interne Team das „Smart Portal“ – ein integriertes Online-Tool für Arbeitsmanagement, Vernetzung der Community und Governance, also Mitbestimmung in der Genossenschaft. Erklärtes Ziel ist es, dass die Nutzer und Mitglieder von Smart in Zukunft Arbeit und Finanzen besser im Griff haben und administrativ entlastet werden. Darüber hinaus sollen sie sich einfach miteinander vernetzen und ihre genossenschaftlichen Mitbestimmungsrechte besser wahrnehmen können. Gefördert wird die Entwicklung der innovativen Plattform aus dem Digifonds 4.0 der Arbeiterkammer Wien.
Als Genossenschaft gehört Smart den Mitgliedern, man legt viel Wert auf demokratische Selbstverwaltung und Transparenz. „Statt Einzelkämpfertum rücken Gemeinschaftlichkeit und Mitbestimmung in den Vordergrund. Damit kommt Smart dem Ideal der Platform Coop näher – ein nicht gewinnorientiertes Plattform-Unternehmen, das im Eigentum all jener steht, die über die Plattform ihre Arbeit organisieren“, so Geschäftsführerin Sabine Kock. Sara Zaharanski, Schauspielerin und SmartNutzerin, erklärt: „Gemeinsam können wir Smart an unsere Bedürfnisse anpassen. Das stärkt die eigene Branche, aber auch die Solidarität über Branchen hinweg."
Das Team von Smart und beteiligte Nutzerinnen und Nutzer beim ersten Entwicklungsworkshop für die neue Plattform
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INSIDER
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Brauerei Ried
Ausrufezeichen für Regionalität und Vielfalt Als ein Vorreiter der regionalen Bierkultur verstärkt die genossenschaftliche Brauerei Ried ab sofort den Verein der unabhängigen Privatbrauereien Österreichs, der von der Genossenschaftsbrauerei Murau mitbegründet wurde. „Österreichische Privatbrauerei – 100 Prozent unabhängig“: Dieses Siegel tragen künftig alle Rieder Biere. Die Brauerei zeigt damit ihre Zugehörigkeit zu den unabhängigen Privatbrauereien Österreichs. Dem Verein, der im Vorjahr gegründet wurde, gehören bereits 30 eigentümergeführte Traditionsbrauereien an. Sie grenzen sich mit dem Vereinssiegel klar erkennbar von internationalen Großkonzernen ab. „Die Rieder Genossenschaftsbrauerei steht mit ihren Qualitätsprodukten seit jeher für Heimat, Vielfalt und regionale Wertschöpfung. Das ist für uns kein Lippenbekenntnis, sondern gelebte Einstellung, die wir schon seit Jahren auch in unserem Marktauftritt bewusst zum Ausdruck bringen. Mit dem Siegel der unabhängigen Privatbrauereien wird diese Tatsache jetzt noch deutlicher unterstrichen“, erklären die Geschäftsführer Christian Aigner und Braumeister Josef Niklas.
Der Hintergrund: Fast zwei Drittel des Biermarkts in Österreich entfallen heute auf Konzernbier. Unabhängige Privatbrauereien wie die Genossenschaftsbrauereien Ried und Murau stehen dagegen für individuelle heimische Brautradition und für Biere mit eigenständigem Charakter. Die Wertschöpfung erfolgt zudem zur Gänze in der Region, Steuern und Abgaben werden in Österreich bezahlt. Das neu eingeführte Siegel soll hier Klarheit und Transparenz schaffen. Denn vielen Konsumenten ist gar nicht bewusst, dass sie mit scheinbar heimischen Marken oft tatsächlich Konzernbier kaufen.
Die beiden Geschäftsführer, Braumeister Josef Niklas (li.) und Christian Aigner, mit dem neuen Siegel
Brauerei Murau
Viermal Gold für genossenschaftliches Bier
V. l. n. r.: Braumeister Michael Göpfart, Rupert Schreilechner (Leiter Werkstatt), Gottfried Edlinger (Umwelt und Lagerverwaltung), Cornelia Fischer (Labor) und Erwin Pirker (Leiter Abfüllung)
Erfolg für die steirische Genossenschaftsbrauerei Murau: Bei der internationalen DLG-Qualitätsprüfung für Bier und Biermischgetränke 2022 gab es viermal Gold. Die Auszeichnungen gingen an das Murauer Märzen, das Murauer Pils, die Murauer Hoamat Weisse sowie an den hm Radler. Im Rahmen der internationalen Qualitätsprüfung für Bier und Biermischgetränke untersuchen die Experten der DLG jährlich die Qualität von rund 1.000 Produkten. Im Mittelpunkt der Prüfung stehen umfangreiche Analysen im Labor und in der Sensorik. „Diese Auszeichnungen beweisen die hervorragende Qualität der Biere und unserer Arbeit“, freut sich Braumeister Michael Göpfart mit seinem Team.
BUCHTIPPS
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Buchtipps Holger Blisse Genossenschaft und Wettbewerb: Beitrag einer Rechtsform als Wahlmöglichkeit für Kreditinstitute und zu einem arbeitsteiligen Bankensystem als Alternative zum Kapitalmarkt – Empfehlungen Wissenschaftlicher Rat 32 Seiten € 12,– Direktbestellung: WissenRat@gmx.at Mit dem vorliegenden Band schließt Holger Blisse – „cooperativ“-Lesern als Autor bestens bekannt – seine 2019 begonnene Reihe zum Beitrag der Genossenschaften für das Bankensystem ab. Nach den Grundlagen und den Beobachtungen geht es im dritten Teil nun um Empfehlungen. Abermals betont der Autor die bedeutende Rolle der Kreditgenossenschaften in einem arbeitsteiligen Bankensystem. Seine Sorge gilt ihrem Erhalt und insbesondere auch der Absicherung des über viele Generationen angewachsenen Vermögens dieser Genossenschaften. Beides sieht er durch aktuelle Entwicklungen gefährdet. Er fürchtet somit eine schleichende Angleichung im Wettbewerb und damit einhergehend den Verlust von Vielfalt und Wahlmöglichkeiten. In seiner Argumentation streicht er die Besonderheiten von Genossenschaften – etwas den Member Value oder die Identität von Eigentümer und Kunde – hervor. Er betrachtet und vergleicht die Entwicklungen der genossenschaftlichen Bankensektoren in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Deutschland und auch Österreich. Der Autor kommt zum Schluss: „Dass es weiterhin viele Kreditinstitute in der Rechtsform der Genossenschaft gibt, das wäre zugleich ein systemstabilisierender und sozialer Beitrag innerhalb eines arbeitsteiligen Bankensystems mit Risikoteilung zwischen gewinnorientierten privaten Banken, gemeinwohlorientierten Sparkassen und eben den auf die Förderung ihrer Mitglieder im lokalen und regionalen Bereich bedachten Kreditgenossenschaften.“ Daher empfehle es sich, derlei Institutionen vor einem reinen Konditionen- und Preiswettbewerb zu bewahren. Auch wenn man nicht in allen Punkten einer Meinung mit dem Autor sein mag – etwa, was die akute Bedrohung des Systems der Genossenschaftsbanken betrifft –, bleibt unterm Strich eine tiefgründige Betrachtung aktueller Entwicklungen, die vieles kritisch hinterfragt und zum Nachdenken anregt. Günther Griessmair
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ABO-BESTELLUNG
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Das vorliegende Werk bietet eine übersichtliche und kompakte Darstellung des neuen Gewährleistungsrechts, das mit 1. Jänner 2022 in Kraft getreten ist. Es liefert im ersten Teil einen Kurzüberblick über die wesentlichen Neuerungen, anschließend wird der allgemeine Teil der Erläuternden Bemerkungen des Gesetzgebers wiedergegeben. Im zweiten Teil des Buches finden sich alle gewährleistungsrechtlichen Gesetzesbestimmungen im neuen Verbrauchergewährleistungsgesetz, im ABGB und im KSchG. Diese sind jeweils um die entsprechenden Erläuternden Bemerkungen sowie auch um die jeweilige europarechtliche Vorgabe ergänzt. Damit ist ein nützlicher Arbeitsbehelf gelungen, welcher es dem Anwender ermöglicht, sich schnell und einfach über die neue Rechtslage zu informieren. Edin Vojnikovic
Straße / Hausnummer
PLZ / Ort
Tel.-Nr.
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Daphne Aichberger-Beig, Katharina Huber Gewährleistungsrecht Neu Facultas 440 Seiten € 54,–
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NEUES VON GESTERN
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Damals vor 150 Jahren Nicht nur der ÖGV feiert heuer sein 150-jähriges Bestehen, auch das Verbandsmagazin begeht dieses runde Jubiläum: Am 7. September 1872 erschien die erste Ausgabe der „Genossenschaft“, Vorgänger des „cooperativ“. Wir nehmen das zum Anlass, ab sofort noch weiter in der Geschichte zurückzublättern und auf die Anfänge des Verbandes zu blicken. „Damals vor 150 Jahren“ heißt daher ab sofort unsere Rubrik. „Um ¾ 10 Uhr wird die durch Einladung vom 25. Juli d. J. einberufene Versammlung durch Herrn Hermann Ziller, als Obmann des mit den Vorarbeiten betrauten Comités, eröffnet. Anwesend sind die Vertreter von 46 Genossenschaften, welche ihre Beitrittserklärung bereits abgegeben hatten“, zitiert die erste Ausgabe der „Genossenschaft“ aus dem Protokoll über die konstituierende Versammlung, mit der am 4. August 1872 der Allgemeine Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Oesterreichischen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften aus der Taufe gehoben wurde. Hermann Ziller, der erste Verbandsanwalt
Das von Verbandsanwalt Hermann Ziller am Redaktionsstandort Salesianergasse 25 im dritten Bezirk in Wien herausgegebene Verbandsorgan sollte in Zukunft „jeden Samstag im Umfange eines halben, nach Bedarf eines ganzen Bogens“ erscheinen, erfährt man in der ersten Ausgabe. „Der Abonnementspreis beträgt bis Ende December 1872 einen Gulden. Am besten geschieht die Einzahlung desselben mittels Postanweisungen“, lautete die Einladung an die interessierten Leser zum Bezug des Blatts. An die österreichischen Genossenschaften erging der Aufruf, Mitteilungen zu Rechnungsabschlüssen sowie zu „wichtigen und interessanten Vorkommnissen in den Vereinen“, aber auch Fragen an die
Redaktion zu übermitteln. „Nur die thätige Teilnahme der Genossenschaften kann das Blatt in den Stand setzen, alle wichtigen Vorgänge auf dem genossenschaftlichen Gebiete zur allgemeinen Kenntnis zu bringen, die in den einzelnen Genossenschaften gemachten Erfahrungen zum Gemeingute aller zu machen und auf diese Weise der Mittelpunkt der genossenschaftlichen Bewegung in Österreich zu werden“, schrieb Ziller. In einem ausführlichen Beitrag ging der Verbandsanwalt auf die Vorgeschichte der Gründung aus seiner Sicht ein. Diese verlief alles andere als reibungslos, gab es doch zunächst starke Konkurrenz und heftigen Die Titelseite der ersten Ausgabe der „Genossenschaft“ vom 7. Widerstand gegen die September 1872 Pläne Zillers. „Die vorstehende Darstellung wird es Jedermann ermöglichen, sich darüber ein Urteil zu bilden, von welcher Seite die Störung in der ruhigen Entwicklung des österreichischen Genossenschaftswesens veranlaßt und der beklagenswerte Zwist hervorgerufen wurde“, schrieb der neue Verbandsanwalt, der auch von einer „Intrigue einiger hiesiger Persönlichkeiten“ sprach. Erst zwei Jahre später sollte es zu einer Vereinigung mit der Konkurrenz kommen. In der nächsten Ausgabe von „Damals vor 150 Jahren“ blättern wir weiter in unseren Archiven. Wir stellen die Struktur des Allgemeinen Verbandes vor und beleuchten die ersten Berichte des Verbandsmagazins. Markus Rothenbach
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BEILAGE BILANZEN
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Volksbanken Holding eGen, Bilanz zum 30. Juni 2021 mit Gegenüberstellung der Vorjahreszahlen in tausend Euro (T €) Aktiva:
A.
Anlagevermögen I.
B.
Finanzanlagen 1 . Beteiligungen Umlaufvermögen I.
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 1 . sonstige Forderungen und Vermögensgegenstände davon mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr
II.
Guthaben bei Kreditinstituten
Stand am 30.6.2021 €
Stand am 30.6.2020 T€
100.176.295,00
100.176
500,00 0,00
1 0
109.623,85
114
100.286.418,85
100.291
Volksbanken Holding eGen, Bilanz zum 30. Juni 2021 mit Gegenüberstellung der Vorjahreszahlen in tausend Euro (T €) Passiva:
A.
Eigenkapital I. Gesamtnennbetrag der Geschäftsanteile 1 . Grundkapital II. Gewinnrücklagen 1 . andere Rücklagen (freie Rücklagen) III.
Bilanzgewinn davon Gewinnvortrag € 4.000,00; Vorjahr: 0 T€
B.
Rückstellungen 1 . sonstige Rückstellungen
C.
Verbindlichkeiten 1 . sonstige Verbindlichkeiten davon mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr
D.
Rechnungsabgrenzungsposten 1 . sonstige
Stand am 30.6.2021 €
Stand am 30.6.2020 T€
6.374.244,54
6.374
93.329.464,44
54.308
8.000,00 99.711.708,98
39.025 99.707
24.000,00
56
425.540,11 425.540,11
414 414
125.169,76 100.286.418,85
112 100.289
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BEILAGE BILANZEN
COOPERATIV 1/2022
Volksbanken Holding eGen, Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2021/20 mit Gegenüberstellung der Vorjahreszahlen in tausend Euro (T€)
1.
2021/20 €
Sonstige betriebliche Erträge a) Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen b) übrige aa) Gehälter
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Sonstige betriebliche Aufwendungen a) übrige Zwischensumme aus Z 1. bis 3. Erträge aus Beteiligungen Erträge aus der Zuschreibungen von Finanzanlagen Zwischensumme aus Z 5. bis 6. Ergebnis vor Steuern Ergebnis nach Steuern = Jahresüberschuss Jahresgewinn Gewinnvortrag aus dem Vorjahr Bilanzgewinn
2020/19 T€
0,00 319.010,28 319.010,28 -11.254,53 -11.254,53 0,00 -11.254,53 0,00
8 225 233 0 0 0 0 0
-307.755,75 0,00 4.000,00 0,00 4.000,00 4.000,00 4.000,00 4.000,00 4.000,00 8.000,00
-612 -379 4 39.400 39.404 39.025 39.025 39.025 0 39.025
Gesetzesverweis § 22 Abs. 2 GenG
Volksbanken Holding eG
Mitgliederstand, Geschäftsguthaben, Haftsumme (Anzahl bzw. in €) Nominalbetrag eines Geschäftsanteils
0,02 € Wert GA 1,00 Haftung einfache
Zahl der Mitglieder Zahl der Geschäftsanteile Gesamtnennbetrag der Geschäftsanteile
Stand * 30.06.2020
ausscheidend
Stand ** 1.7.2020
Zugang
Abgang
Stand 30.06.2021
davon ausscheidend
davon verbleibend
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33
0
1
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0
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darauf entfallende Haftsumme
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Gesamtnennbetrag der Geschäftsanteile
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ab: verrechnete Verluste mit den Geschäftsguthaben(‐) Summe Geschäftsanteile (lt. Passivseite der Bilanz) ab: eingeforderte, ausstehende Einlagen (lt. Aktivseite der Bilanz) Geschäftsguthaben
*) entspricht Stand Eröffnungsbilanz des Folgejahrs **) Stand Eröffnungsbilanz abzüglich Abgang der ausscheidenden Geschäftsanteile nach der 2 Jährigen Kündigungsfrist Der Abgang von 11 Mitgliedern beruht auf Fusionen (inkl. Korrektur Vorjahre) und ausscheiden von Organmitgliedern GA = Geschäftsanteil
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BEILAGE BILANZEN
COOPERATIV 1/2022
Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 2020/2021 Die Volksbanken Holding eGen hält seit 6.7.2015 43,21% am Grundkapital und am stimmberechtigten Kapital der immigon portfolioabbau ag i.A. (ehemalige Österreichischen Volksbanken-Aktiengesellschaft „ÖVAG“). Der Zweck der Genossenschaft ist der Erwerb und insbesondere die Verwaltung der Aktien der immigon portfolioabbau ag i.A. (ehemalige Österreichischen VolksbankenAktiengesellschaft). Durch die einheitliche Stimmrechtsausübung für die Genossenschafter in der Hauptversammlung der immigon portfolioabbau ag i.A. wurde dem Genossenschaftszweck entsprochen. Die Genossenschaft umfasst per 30. Juni 2021 32 Mitglieder. Von den vier Mitgliedern, welche ihre Geschäftsanteile gekündigt haben, waren die Auseinandersetzungsguthaben (Aktien der immigon portfofoliabbau ag i.A. und der VB Wien AG) per 1.7.2020 fällig. Eine Übertragung der zugeordneten Aktien auf die ausgeschiedenen Mitglieder erfolgt nur unter der Bedingung, dass die damit verbundenen Verpflichtungen der Genossenschaft gegenüber der Republik Österreich von diesen Mitgliedern anteilig übernommen werden. Der vorläufige Verpflichtungsbetrag iHv. €°414.285,58 wurde im Jahresabschluss berücksichtigt. Die Erträge der Genossenschaft resultieren im Wesentlichen aus Mitgliedsbeiträgen in Höhe von € 319.010,28 (abgegrenzt) und einer Dividende in Höhe von € 4.000,00. Auf die Aktien der immigon portfolioabbau ag i.A. und der VB Wien AG wurde im Geschäftsjahr keine Dividende ausgeschüttet; von der VB Regio Invest AG erhielt die Genossenschaft eine Dividende iHv € 4.000,00. Die Sachaufwendungen iHv € 307.755,75 und der Personalaufwand iHv. € 11.254,53 wurden durch die im Geschäftsjahr eingehobenen Mitgliedsbeiträge iHv € 331.844,00 zur Gänze abgedeckt. Der darüberhinausgehende Betrag wurde für das nächste Geschäftsjahr abgegrenzt. Der ausgewiesene Bilanzgewinn soll iHv € 8.000,00 gemäß Satzung (Durchleitungsverpflichtung der Dividende der VB Regio Invest AG) an die VB Beteiligungsges.m.b.H. (VBBG) ausgeschüttet werden. Die Genossenschaft wird auch in Zukunft die Interessen der Mitglieder im Rahmen der Beteiligungsverwaltung (insbesondere der immigon portfolioabbau ag i.A.) bündeln und geschlossen nach außen hin vertreten. Wien, am 25. November 2021 Der Vorstand Volksbanken Holding eGen Dr. Franz Hochstrasser
Ergebnisverwendungsbeschluss: Der ausgewiesene Bilanzgewinn soll iHv € 8.000,00 gemäß Satzung (Durchleitungsverpflichtung der Dividende der VB Regio Invest AG) an die VB BeteiligungsgesmbH. (VBBG) ausgeschüttet werden.
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