cooperativ 2/2023

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2/2023

Herausgeber: ÖGV

Einzelpreis EUR 10,–Jahresabo EUR 36,–

Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft

MITEINANDER STÄRKER WERDEN

Ministerin Gewessler beim ÖGVVerbandstag 2023 im Austausch mit der genossenschaftlichen Praxis

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ZUKUNFTS-TALK

APA-Chef Clemens Pig über künstliche Intelligenz, Google und das Erfolgsmodell Genossenschaft

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AM WENDEPUNKT

Raus aus der Restrukturierung, rein ins Wachstum: Die Volksbanken feiern den Beginn einer neuen Ära

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Die Zukunftsmilliarde für Österreich.

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Die Kraft des Miteinander

Wenn man vor großen Aufgaben steht, ist es gut, ein starkes Team zu haben, auf das man sich verlassen kann. Genossenschaften sind der beste Beweis dafür, was gemeinsam alles möglich ist. Das hat sich zuletzt beim Verbandstag des ÖGV, bei der Managementkonferenz und beim „ERVOLKS-Fest“ der Volksbanken deutlich gezeigt. Wir berichten in diesem Heft ausführlich über die Veranstaltungen.

„Gemeinsam ist man stärker als allein“, hat Bundesministerin Leonore Gewessler beim Verbandstag vor allem mit Blick auf die neuen Energiegenossenschaften gemeint. Das Event bot eine gute Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen des Erfolgsrezepts zu werfen: Motor der Neugründungen ist nämlich ein perfektes Zusammenspiel zwischen ÖGV-Beratung, technischem Experten-Know-how und Finanzierung durch die regionalen Volksbanken.

Apropos Volksbanken: Auch hier ist ein starkes Miteinander gefragt, geht es doch darum, den Übergang von der erfolgreichen Restrukturierung in den Wachstumsmodus zu schaffen. Das gelingt nur, wenn alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Bei der Managementkonferenz der Führungskräfte stand daher heuer das Thema HR im Mittelpunkt. Es gilt, die besten Köpfe zu finden und zu binden, wobei sinnstiftendes Arbeiten innerhalb eines genossenschaftlichen Wertesystems ein starkes Argument ist. Das große gemeinsame „ERVOLKS-Fest“ für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verbund war jedenfalls schon ein starkes Zeichen des Miteinander.

Zusammenarbeit ist aber auch die beste Antwort auf Herausforderungen, die sich durch neue Technologien wie die künstliche Intelligenz ergeben. Kaum jemand weiß das besser als Clemens Pig, Chef der genossenschaftlich organisierten Nachrichtenagentur APA. Wir haben mit ihm über die Macht von Google, Fake News, Chancen und Risiken von KI sowie weitere wichtige Zukunftsthemen gesprochen.

Außerdem werfen wir in dieser Ausgabe einen Blick auf das Genossenschaftswesen im Nachbarland Schweiz, wir klären über die neuen Regeln für Whistleblowing in Unternehmen auf, und wir berichten über die neuesten Trends im Firmenkundengeschäft der Banken. Für informative genossenschaftliche Sommerlektüre ist also gesorgt.

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EDITORIAL

PRAXISKRAFT

06 Miteinander stärker werden Das war der ÖGV-Verbandstag 2023 mit Bundesministerin Leonore Gewessler

10 Das große Interview

APA-Chef Clemens Pig über KI, Google und das Erfolgsmodell Genossenschaft

14 Neues Austauschformat Erster Management-Dialog des ÖGV zum Thema BlackoutVorsorge in Unternehmen

18 Volksbanken am Wendepunkt Raus aus der Restrukturierung, rein ins Wachstum, hieß es auf der Konferenz der Führungskräfte

22 Party der Superlative Alle Highlights und die besten Bilder vom großen „ERVOLKSFest“ der Volksbanken

26 Firmenkundengeschäft

Ein Fachkongress in Wien zeigte Vertriebsstrategien für stürmische Zeiten

WISSEN

32 Bei den Eidgenossen Ein Streifzug durch die kooperative Landschaft in der Schweiz und ihre Besonderheiten

36 Members first Ein Plädoyer für stärkere Differenzierung zwischen Mitgliedern und Fremdkunden

TIPPS & SERVICE

42 Rechtsratgeber

Die neuen Whistleblowing-Regeln und was sie für Unternehmen bedeuten

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06 18 INHALT

FREIZEIT

46 Lava und schwarze Löcher Tanz auf dem Vulkan: Ein Besuch auf der Kanareninsel La Palma

INSIDER

53 Volksbanken-Verbund Auszeichnung für die Jahresauftaktkampagne

„Hinter dem Erfolg“

55 Volksbank Wien Aufsichtsrat nach Rückzug der Staatsvertreter neu besetzt

60 Volksbank Tirol Hauptgeschäftsstelle in Innsbruck erstrahlt in neuem Glanz

FIX IM BLICK

71 Buchtipps

74 Neues von gestern

40 Infografik Volksbank-Unternehmerstudie: So ist die Stimmung in der Wirtschaft

73 cooperativ abonnieren

IMPRESSUM

cooperativ – Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft 2/2023

151. Jahrgang DVR 0048577 MEDIENINHABER (VERLEGER) Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch, Löwelstraße 14, A-1010 Wien, Tel: +43 (0) 1 313 28-0, Fax: +43 (0) 1 313 28-450, weitere Informationen zum Medieninhaber nach dem MedienG: www.genossenschaftsverband.at HERAUSGEBER Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch CHEFREDAKTEUR Günther Griessmair REDAKTION Hermann Fritzl, Peter Haubner, Hans Hofinger, Markus Rothenbach, Wolfgang Schmidt, Anton Schmoll ARTDIRECTOR Daniel Dobernig COVERFOTO Felicitas Matern DRUCK Berger, Horn KONTAKT redaktion@oegv.volksbank.at

Gezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.

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INHALT

Verbandstag 2023:

Was miteinander alles möglich ist

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PRAXISKRAFT

Unter dem Motto „Miteinander stärker werden“ hat der ÖGV am 3. Mai seinen diesjährigen Verbandstag abgehalten. Aus einer Position der Stärke und Einigkeit heraus – turnusgemäß ging die Präsidentschaft wieder an die Volksbanken – geht der Verband das Projekt Zukunft an. Von der Politik gab es einen kräftigen Motivationsschub.

Text: Günther Griessmair

Fotos: Felicitas Matern, Günther Griessmair

Sie sei hier nur die Vorband für den Hauptact, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bei ihrer Eröffnungsrede. Es wurde dann doch mehr daraus: „Gemeinsam ist man stärker als allein. Bei Genossenschaften sind die Mitglieder zugleich Eigentümer und Kunden, es gelten Prinzipien wie Mitgliederförderung, Demokratie und Subsidiarität. Damit sind sie auch für Energiegemeinschaften hervorragend geeignet“, streute die Ministerin der genossenschaftlichen Rechtsform Rosen. Gewessler sieht Genossenschaften als Treiber und tragende Säule für die Energiewende: „Die Ersten haben immer eine besondere Aufgabe, weil sie auch Hürden aus dem Weg räumen müssen. In Zukunft wollen wir es den Bürgerinnen und Bürgern noch einfacher machen, gemeinsam erneuerbaren Strom zu erzeugen“, versprach sie. Anschließend diskutierte Gewessler mit Vertreterinnen und Vertretern aus der genossenschaftlichen Praxis über Verbesserungspotenziale und Ausbaumöglichkeiten – dabei machte sie sich eifrig Notizen.

GENOSSENSCHAFTEN ALS

BOTSCHAFTER DER ENERGIEWENDE

Barbara Pogacar, Leiterin des Ware-Beratung und des Gründerservice im ÖGV, brachte die Vorteile der Genossenschaft als Rechtsform für Energieprojekte auf den Punkt: „Es ist damit möglich, zunächst mit wenigen Mitgliedern zu beginnen und in der Folge flexibel zu wachsen. Den Gründern – oft sind auch Gemeinden federführend mit dabei – gibt die genossenschaftliche Revision die nötige Sicherheit.“ Der Revisor übe eine Kontrollfunktion aus und fungiere zugleich als Schiedsrichter

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Bundesministerin Leonore Gewessler bei der Eröffnung: „Gemeinsam stärker“
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Talkrunde mit Martin Heilinger (Volksbank), Bundesministerin Leonore Gewessler, Barbara Pogacar (ÖGV), Roland Kuras (PowerSolution) und Moderatorin Verena Nowotny (v. l. n. r.)

etwa bei der fairen Strompreissetzung. Als Partner für die technische Umsetzung hat der ÖGV den Energieexperten Roland Kuras (PowerSolution) ins Boot geholt. Er ist selbst Gründungsmitglied in mehreren Energiegenossenschaften, in der Praxis sieht er noch etwas Sand im Getriebe: „Wir brauchen in der technischen Abwicklung mit den Netzbetreibern einen volldigitalisierten Prozess und auch höhere Datenqualität“, appellierte er an Gewessler. Als wichtigste Voraussetzung für das Gelingen von Energiegenossenschaften nannte er aber den Enthusiasmus der Gründer. Als Unterstützer sind auch die Volksbanken an vorderster Front mit dabei: „Als Genossenschaftsbanken haben wir einen Förderauftrag, das gilt insbesondere auch beim Thema Nachhaltigkeit. Unsere Aufgabe ist es zuallererst, Kundinnen und Kunden, Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region zu informieren und so Awareness zu schaffen“, so Regionaldirektor Martin Heilinger bei der Talkrunde. In enger Partnerschaft mit dem ÖGV übernehmen die Volksbanken aber auch die Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekten. Als erster dezentraler Sektor habe man dafür ein modulares Paket geschnürt. Ministerin Gewessler versprach in der Runde, Hürden aus dem Weg zu räumen und Gründer bestmöglich zu unterstützen: „Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz haben

IMPRESSIONEN VOM ÖGV-VERBANDSTAG

wir Neuland betreten, es ist klar, dass wir noch nachjustieren müssen. Wir arbeiten daran, gemeinsam mit allen Akteuren schneller und besser zu werden.“ Einen Wunsch an den ÖGV und die Genossenschaften hatte sie zum Abschluss auch noch: „Seien Sie weiterhin Botschafter für die Idee der Energiegemeinschaften!“

„WIR WISSEN, WOHIN WIR WOLLEN“

Beim folgenden „Hauptact“ konnte ÖGVVerbandsanwalt Peter Haubner Bilanz über ein Rekordjahr ziehen: Mit 26 neuen Genossenschaften – zwei Drittel davon sind im Energiebereich tätig – gab es so viele Gründungen wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. 2022 war aber auch ein historisches Jahr für die Volksbanken: Sie haben die Staatshilfe ein Jahr früher als vereinbart vollständig rückgeführt und gehören nun wieder ganz ihren genossenschaftlichen Eigentümern. „Die Volksbanken sind frei“, so Haubner in Anspielung auf das berühmte Figl-Zitat. Mit Blick auf die Zukunft erklärte er: „Wir kennen unsere Wurzeln und Werte, und wir wissen, wohin wir wollen.“ Dabei setze der ÖGV auf eine Revision, die auch mithilfe digitaler Innovationen wirtschaftliche Sicherheit auf höchstem Niveau biete, auf eine Interessenvertretung, die sich für faire Regeln am Finanzmarkt und Regulierung

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Verbandsanwalt Peter Haubner mit der Bilanz über ein Rekordjahr

mit Augenmaß einsetze, sowie auf bewährte, aber auch neue Service- und Beratungsleistungen. Haubner nannte hier unter anderem den Ausbau des genossenschaftlichen Mitgliederwesens der Volksbanken, der von einer eigenen Servicestelle im ÖGV betreut werde, und neue Kommunikationslösungen, um den „digitalen Handschlag“ zu schaffen.

WECHSEL IM PRÄSIDENTENAMT

„Der ÖGV ist im 151. Jahr seines Bestehens bestens aufgestellt und hat eine klare Vision für die Zukunft – nämlich der modernste Impulsgeber und Dienstleister im Genossenschaftswesen zu sein, und das für beide Mitgliedergruppen, die Volksbanken und die Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften“, so Gerhard Hamel, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg, der turnusgemäß das Amt des Präsidenten übernahm und sich dabei über „ein Haus in perfektem Zustand“ freute.

Sein Vorgänger im Amt, APA-Chef Clemens Pig, wechselt in die Rolle des Vizepräsidenten. Er erklärte: „Es motiviert ungemein, Botschafter der genossenschaftlichen Idee zu sein. Kooperatives Wirtschaften bringt uns besser durch die multiplen Krisen als alle anderen Gesellschaftsformen. Wir leben von der Intelligenz der Crowd, wir sind demokratisch und bieten Teilhabe.“ Das ge -

nossenschaftliche Wertesystem bestehend aus Nachhaltigkeit, Demokratie und Diversität sei ein zentrales Asset, das auch für kommende Generationen höchst attraktiv sei.

Zu einer personellen Veränderung kam es auch im Verbandsrat: Sabine Kock, die heuer die Geschäftsführung bei der Genossenschaft Smart zurücklegte, stellte sich nicht mehr zur Wahl. Für sie wurde beim Gruppentag Ware und Dienstleistung Roland Spitzhirn, Geschäftsführer der Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen, neu in das Aufsichtsgremium des ÖGV gewählt. Im Amt bestätigt wurde Vizepräsident Rainer Borns (Volksbank Wien), ebenso wie die Verbandsratsmitglieder Wolfgang Kiss (ABAU), Gernot Schödl (VdFS) und Thomas Singer (Tischler Rohstoff). g

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Der scheidende und der neue Präsident des ÖGV: Clemens Pig (li.) und Gerhard Hamel (re.)

KIalleswird

verändern“

Als Präsident hat er den ÖGV durch das 150-Jahr-Jubiläum geführt und dabei mit seinen Auftritten viele Impulse gesetzt:

APA-Chef Clemens Pig im Gespräch über genossenschaftliche Erfolgsmodelle, künstliche Intelligenz, Kooperationen mit Google und ein neues Buchprojekt.

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Interview: Günther Griessmair Fotos: Wolfgang Schmidt

„cooperativ“: Sie sind kürzlich vom Branchenmagazin „Extradienst“ zum Kommunikator des Jahres 2023 gewählt worden und haben dabei Branchengrößen wie ORF-Chef Roland Weißmann auf die Plätze verwiesen. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?

Clemens Pig: Diese Wahl, die eine hochkarätig besetzte Expertenjury getroffen hat, freut mich natürlich sehr. Denn mit der Auszeichnung werden auch die Leistungen des gesamten APA-Teams vor den Vorhang geholt, sie ist der Beleg für die hervorragende Arbeit des gesamten Unternehmens. Die APA begreift sich ja als Leader der Transformation in der Medienbranche – diese Rolle kann sie nur ausfüllen, wenn sie selbst erfolgreich kommuniziert.

Zugleich waren Sie zuletzt auch für ein Jahr Präsident des ÖGV und als solcher ein Botschafter der Genossenschaft. Wie passen die Themen Medien – die Branche ist ja von starkem Konkurrenzdenken geprägt – und Kooperation zusammen?

Das passt hervorragend zusammen! Die APA ist die viertälteste Nachrichtenagentur der Welt, ihre Wurzeln reichen bis 1849 zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde daraus eine unabhängige Genossenschaft im Eigentum der Medien. Und damit haben die Gründerväter große Weitsicht bewiesen. In vielen Branchen sind Genossenschaften als Plattformen von am Markt miteinander konkurrierenden Unternehmen erfolgreich. Hinzu kommt heute, dass es große Herausforderungen durch die globalen Player gibt, hier ist Kooperation mehr denn je das Gebot der Stunde. Das gilt besonders für die Informations- und Kommunikationsbranche. Das Match um die Zukunft in den Newsrooms wird entlang des spezifischen Angebots der eigenen Marke und der richtigen Ansprache der Zielgruppen entschieden. Diesen Job muss jedes Medium für sich erledigen. Wohingegen bei den IT- und Digitallösungen, die sehr kostenintensiv sind, Zusammenarbeit der effizienteste Weg ist. Ich sage immer: Kooperation ist der Gegenentwurf zum Wirtschaftsmodell des digitalen Plattformkapi -

talismus, in dem nur wenige Große an der Wertschöpfung partizipieren.

Wie fällt die Bilanz über Ihr Jahr als Präsident des ÖGV aus?

Die Bilanz ist durchwegs positiv: Der ÖGV agiert für beide Mitgliedergruppen sehr erfolgreich. Genossenschaften sind bisher auch deutlich robuster durch die multiplen Krisen gekommen als andere Unternehmensformen. Im Jubiläumsjahr 2022 ist es sehr gut gelungen, dieses Erfolgsmodell des kooperativen Wirtschaftens nach außen zu tragen.

Und was empfiehlt der Kommunikator des Jahres, um die Genossenschaftsidee in Zukunft noch populärer zu machen?

Ein wesentlicher Aspekt für alle Unternehmen wird sein, ob es gelingt, die jüngeren Zielgruppen besser zu verstehen und einzubeziehen. Hier sehe ich große Chancen für die Genossenschaft, weil sie genau für jene Werte steht, die den neuen Generationen wichtig sind – Demokratie, Chancengleichheit, Fairness oder Umweltbewusstsein. Wir sollten frühzeitig beginnen, Allianzen mit den Jüngeren zu schmieden, aufbauend auf diesem gemeinsamen Wertesystem.

Apropos Zusammenarbeit: Die APA hat unlängst eine Transformationskooperation mit Google gestartet. Der Internet-Gigant galt ja lange als Feindbild der heimischen Medien und steht nicht gerade für genossenschaftliche Werte. Wie kam es dazu? Und was erhoffen Sie sich davon?

In der Digitalökonomie hat sich eine neue Weltordnung herausgebildet. Player wie Google sind mittlerweile so groß, dass es eine neue Strategie im Umgang mit ihnen braucht. Wir setzen dabei auf eine Multistrategie: eine sehr kritische Haltung, wenn es um Urheber- oder Leistungsschutzrecht geht, aber zugleich auch die Nutzung von Kooperationsmöglichkeiten in klar abgegrenzten Bereichen. Für uns ist ein solcher Bereich die IT-Infrastruktur, wo Google helfen kann, bestimmte Projekte besser und schneller in den Markt zu bringen, und zu -

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gleich Anschubfinanzierung leistet. Davon erwarten wir uns einen klaren Nutzen.

Können Sie uns konkrete Beispiele für Projekte nennen, bei denen Sie mit Google kooperieren?

Da wäre einmal das Thema Faktenchecks: Im September wird es dazu in Wien eine große Konferenz geben, die von Google unterstützt wird. Wir waren das erste Medienunternehmen in Österreich, das sich der Fake-News-Problematik mit einer eigenen Unit angenommen hat. Gemeinsam mit Google wollen wir auch ein neues Format für den datenbasierten Klimajournalismus schaffen oder ein Monitoringtool für Redaktionen, das KI-gestützt Informationen aus verschiedenen Quellen rascher als bisher verfügbar macht.

Künstliche Intelligenz ist ja in der Medienbrache derzeit das Thema schlechthin. Sie haben ChatGPT sicher auch schon ausprobiert …

Ja, selbstverständlich, und das Ergebnis war erschreckend: Ich wollte von ChatGPT wissen, was die APA ist. Die Antwort lautete: „eine vom Innenministerium finanzierte

öffentlich-rechtliche Nachrichtenagentur“. Das ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was wirklich Sache ist. Wir sind eine unabhängige, rein privat finanzierte Genossenschaft. Die KI liefert hier also echte Fake News.

Wo sehen Sie also die Risiken von KI? Und wo vielleicht auch Chancen?

Üblicherweise beginne ich bei Digitalisierungsthemen mit der Aufzählung der Möglichkeiten, bei KI aber fange ich mit den Risiken an. Dazu muss man zunächst verstehen, wie ChatGPT und andere generative KIs funktionieren. Es geht dabei um Sprachmodelle, die Wortfolgen nach statistischen Wahrscheinlichkeiten erzeugen. Mit echtem Wissen hat das nichts zu tun. Wenn selbst große digitale Player beim Thema KI-Anwendungen jetzt plötzlich mehr Regulatorik einfordern, weil ihnen bewusst wird, welchen Geist sie da aus der Flasche gelassen haben, dann sollten alle Alarmglocken schrillen. Es besteht die Gefahr, dass demokratische Gesellschaften und ihre Meinungsbildungsprozesse schwer beschädigt werden. Ein weiteres Problem speziell für die Medien ist auch der wirtschaftliche Schutz unserer Inhalte in KIAnwendungen. Ich meine: Es braucht eine europaweite Allianz für authentifizierten Content. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen wissen, woher eine Nachricht kommt und ob sie ihr trauen können. Dabei sollte man sich vor Augen halten: Was wir derzeit erleben, ist nur der Gruß aus der Küche und noch gar nicht die Hauptspeise. Wenn wir genossenschaftlich und kooperativ denken, sehe ich aber auch riesige Chancen für uns. Denn saubere Informationen werden in Zukunft so wichtig sein wie sauberes Wasser. Und die können wir liefern.

In einem Interview mit dem „Standard“ haben Sie gesagt, dass KI gut erzogen werden muss. Wie ist das gemeint?

Ich meine damit, dass wir einen sicheren Raum schaffen müssen, in dem KI arbeitet –und zwar auf Basis von geprüften Inhalten, mit denen wir die KI versorgen. War bisher

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Trusted Content das große Thema, geht es nun um Trusted AI.

Glauben Sie, dass KI auch das kooperative Wirtschafen im Allgemeinen verändern wird?

KI wird sicher alles tiefgreifend verändern. Denn zum ersten Mal erleben wir den unmittelbaren Eingriff von Technologie in die Erstellung von Inhalten. Im Fall von Social Media war das noch anders: Hier haben sich zwar die Kommunikationsautobahnen verändert, aber die Inhalte wurden immer noch durch Menschen erstellt. Keine Branche wird davon unberührt bleiben. Information und Daten werden auch für Genossenschaften immer wichtiger, in erster Linie denke ich da an neue Möglichkeiten für Plattform- und Datengenossenschaften.

Sie outen sich immer wieder als Fan der Genossenschaft und nennen in diesem Zusammenhang Sharing Economy oder Plattformen. Aber wie sehen Sie eigentlich die Rolle der Genossenschaft bei den Banken?

Genossenschaftsbanken verkörpern dasselbe Wertesystem wie auch andere Genossenschaften, obwohl die konkrete Interpretation immer auch branchenabhängig ist. Ich denke da an das Megathema ESG, aber auch an den Trend zu mehr Teilhabe. Jede Genossenschaft, die solche Werte mit der eigenen Markenwelt transportieren kann, hat einen Startvorteil für die Zukunft.

Im Herbst erscheint ein Buch von Ihnen. Können Sie uns dazu schon etwas sagen?

Ja, mein Erstlingswerk kommt am 7. September, auf Deutsch und auch auf Englisch. Es geht darin um so wichtige Themen wie die Bedeutung von faktenbasierter Information für demokratische Gesellschaften, die Medienzensur in Autokratien – hier nehme ich auch Bezug auf ein Interview, das ich mit Wladimir Putin geführt habe –, aber auch um die Renaissance des genossenschaftlichen Prinzips und meine Zukunftsvision für Zusammenarbeit. Viele dieser Themen

haben mich in den vergangenen Jahren intensiv beschäftigt, auch bei Vorträgen und in Keynotes. Aber mehr will ich noch nicht verraten. g

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BLACKOUT: Vorsorge für den

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Der Management-Dialog ist ein neues Eventformat des ÖGV speziell für Führungskräfte von Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften. Zum Auftakt ging es um die Folgen eines Blackouts.

Diese werden oft völlig unterschätzt. Denn es würde nicht nur der Strom für viele Stunden oder gar Tage ausfallen, auch alle lebenswichtigen Infrastrukturen und Versorgungsleistungen wären betroffen.

Die einfachste und billigste, aber auch wirksamste Vorbereitung im privaten Bereich ist eine Selbstversorgungsfähigkeit für mindestens 14 Tage.

Für Unternehmen steht die Sensibilisierung der Mitarbeiter an erster Stelle. Nur wer vorbereitet ist, kann den Betrieb rasch und sicher einstellen und später schnellstmöglich wieder hochfahren.

Das Thema Blackout beschäftigt mittlerweile die breite Öffentlichkeit. Die Einschätzungen dazu reichen von „sehr unwahrscheinlich“ bis „jederzeit möglich“. Das tatsächliche Wissen ist meist dürftig. Wie man privat, aber auch im Unternehmen für einen Blackout vorsorgen kann, war Thema beim ersten Management-Dialog des ÖGV. Keynote-Speaker Herbert Saurugg fasst die wichtigsten Infos zusammen.

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Text: Herbert Saurugg Fotos: iStockphoto, Günther Griessmair
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BLACKOUT: Ernstfall

Von einem Blackout spricht man, wenn es zu einem plötzlichen, überregionalen, zumindest mehrere Staaten oder größere Staatsgebiete betreffenden und länger andauernden Strom-, Infrastruktur- und Versorgungsausfall kommt. Ein solches Ereignis hat es in Europa bisher nur zweimal gegeben: 1976 und 2003. Während der erste Blackout, der Teile Deutschlands, Österreichs und der Schweiz betraf, in wenigen Stunden behoben werden konnte, dauerte der Stromausfall 2003 in ganz Italien bis zu 18 Stunden. Oft wird die Meinung vertreten, ein Blackout könne heute nicht mehr passieren, weil es schon sehr lange kein solches Ereignis mehr gegeben habe.

DIE „TRUTHAHN-ILLUSION“

In Fachkreisen spricht man in diesem Zusammenhang von der „Truthahn-Illusion“: Ein Truthahn, der täglich von seinem Besitzer gefüttert wird, geht aufgrund seiner täglichen positiven Erfahrung (Fütterung und Pflege) davon aus, dass sein Besitzer es gut mit ihm meint. Ihm fehlt die wesentliche Information, dass diese Fürsorge nur einem Zweck dient, dem späteren Festmahl. Am Tag vor Thanksgiving, an dem (in den USA) traditionell die Truthähne geschlachtet werden, erlebt der Truthahn die fatale Überraschung seines jähen Endes. Diese Metapher beschreibt den typischen Umgang mit Ereignissen, die sehr selten sind, aber enorme Auswirkungen haben. Die Frage ist also nicht, wie wahrscheinlich ein solches Ereignis ist, sondern ob wir als Gesellschaft damit umgehen könnten. Und hier sind erhebliche Zweifel angebracht.

Zudem berücksichtigen viele Wahrscheinlichkeitsaussagen nicht die derzeitigen massiven Umbrüche und Probleme im europäischen Stromversorgungssystem. Es gibt berechtigte Einschätzungen, die von einem sehr realistischen Blackout-Szenario innerhalb der nächsten fünf Jahre ausgehen.

Und bereits eine Strommangellage, also die gezielte Abschaltung von größeren Gebieten zur Verhinderung eines Blackouts, würde zu ähnlich gravierenden Versorgungsausfällen führen wie ein Blackout selbst. Ein schwerwiegender Cyber-Zwischenfall hätte ebenfalls gravierende Folgen. BlackoutVorsorge hilft daher auch, andere mögliche Ereignisse besser zu bewältigen – auch wenn es sich nur um lokale Stromausfälle handeln sollte.

FOLGEN EINES GROSSFLÄCHIGEN STROMAUSFALLS

Die vielfältigen und dramatischen Folgen eines großflächigen Stromausfalls werden in der Regel völlig unterschätzt. Denn es würde nicht nur der Strom für viele Stunden oder gar Tage ausfallen, auch alle lebenswichtigen Infrastrukturen und Versorgungsleistungen, die wir für unser tägliches Leben benötigen und als selbstverständlich hinnehmen, wären betroffen. Kaum jemand kann sich das vorstellen. Dementsprechend schlecht wären wir in der Lage, mit weitreichenden Unterbrechungen umzugehen. Aus Studien wissen wir, dass sich etwa ein Drittel der Bevölkerung maximal vier Tage und ein weiteres Drittel höchstens eine Woche selbst versorgen könnte.

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Aber auch bei einem nur eintägigen großflächigen Stromausfall würde es zumindest Tage dauern, bis Produktion und Logistik wieder anlaufen können, da mit erheblichen Schäden und Störungen zu rechnen ist. Dann ist man schnell in der zweiten Woche, bevor wieder in größerem Umfang Waren ausgeliefert oder verkauft werden können. Nicht nur die Bevölkerung ist auf ein solches Szenario kaum vorbereitet, sondern auch die Unternehmen und der Staat selbst. Alle verlassen sich darauf, dass immer alles da ist und funktioniert. Das könnte eine fatale „Truthahn-Illusion“ sein.

DIE PERSÖNLICHE VORSORGE

Dabei ist Vorsorge nicht schwer. Die einfachste und billigste, aber auch wirksamste Vorbereitung ist eine Selbstversorgungsfähigkeit für mindestens 14 Tage: zwei Liter Wasser pro Person und Tag zumindest für mehrere Tage, falls es Probleme mit der Wasserversorgung während des Stromausfalls geben sollte, wichtige Medikamente und Lebensmittel für 14 Tage, um ohne zusätzliche Einkäufe über die Runden zu kommen.

Nach dem Stromausfall kann zwar wieder gekocht werden, aber die Geschäfte können noch nichts verkaufen. Denn es würde dauern, bis Logistik, Treibstoffversorgung oder Computerkassen wieder funktionieren. Der zentrale Punkt ist: Wenn die Mitarbeiter nicht vorgesorgt haben und zu Hause in einer Krise stecken, werden sie auch nicht in die Arbeit kommen, um die Systeme wieder hochzufahren. Damit beginnt ein Teufelskreis, der kaum zu durchbrechen ist.

SENSIBILISIERUNG DER MITARBEITER

Daher sollte auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter in jedem Unternehmen an erster Stelle stehen. Denn nur mit vorbereiteten Mitarbeitern wird es gelingen, den Betrieb rasch und sicher einzustellen und später hoffentlich schnellstmöglich wieder hochzufahren. Aber auch das wird dauern, denn es gibt viele externe Abhängigkeiten.

Fällt ein Glied in der Kette aus, ist schnell die ganze Kette lahmgelegt, was bei der Auseinandersetzung mit dem BlackoutSzenario häufig unterschätzt wird. Ebenso

wie der Umstand, dass solche Effekte auch erst zeitverzögert auftreten können, wenn die vorhandenen Rohstoffe und Ressourcen in der Produktion verbraucht sind, aber nur unzureichende Nachlieferungen möglich sind.

PLÄNE FÜR DIE „OFFLINE-ZEIT“

Das Personal muss also wissen, was in welcher Zeit zu tun ist, wenn weder Strom noch Telekommunikation zur Verfügung stehen, um weitere Schäden zu vermeiden. Denn auch die meisten Kommunikationssysteme werden schon wenige Minuten nach Beginn eines Blackouts nicht mehr zur Verfügung stehen. Eine Koordinierung ist dann nicht mehr möglich.

Schlussendlich stellt sich die Frage: Wie kommen die Mitarbeiter nach Hause? Funktionieren die gewohnten Verkehrsmittel noch? Alles, was elektrisch betrieben wird, sicher nicht mehr. In den Städten kommt es schnell zu Verkehrschaos. Deshalb ist es wichtig, überlegt zu handeln. Man hat auch die Zeit dazu, weil keine unmittelbare Gefahr droht. Voraussetzung ist aber auch hier, dass sich die Mitarbeiter das bereits im Vorhinein überlegt und mögliche Alternativen vorbereitet haben. Mit den Schulen und Kindergärten sollte abgeklärt werden, welche Vorbereitungen diese getroffen haben, damit man nicht unter Druck gerät und zu unüberlegten Handlungen neigt.

WIE ERKENNT MAN EINEN BLACKOUT?

Im Fall des Falles gilt es zunächst abzuklären, ob es sich um einen gewöhnlichen Stromausfall handelt, der in der Regel nach wenigen Minuten bis Stunden wieder behoben ist, oder um ein großflächiges Ereignis. Hier gibt es vier Erkennungsmerkmale:

» Stromausfall

» Telekommunikationsausfall: Wenn zu Beginn noch ein Netz verfügbar ist, sollte man jemanden anrufen, der sich gerade weiter entfernt aufhält, um die Ausdehnung einzugrenzen.

» Medien: Am besten ist es, das Radio einzuschalten und nach Sendern zu suchen, die noch funktionieren. Im einfachsten Fall funktioniert das Auto-

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radio. Ö3 sendet Verkehrsnachrichten, die jetzt entscheidend sind.

» Auf Alarmsignale achten: Wenn man im Verkehrsfunk hört, dass es in verschiedenen Regionen zu Tunnelsperrungen und Einschränkungen wegen Stromausfällen kommt oder dass in Städten die Ampeln ausgefallen sind, ist das ein sehr deutlicher Hinweis. Es kann noch einige Zeit dauern, bis das Ereignis im Radio offiziell bestätigt wird und man weitere Informationen erhält.

PHASEN EINES BLACKOUTS

Die Phase eins eines Blackouts, der Stromausfall, ist jedem mehr oder weniger klar. Was jedoch oft unterschätzt wird, sind die Wiederanlaufschwierigkeiten nach dem Stromausfall, die in der Regel bei lokalen Ausfällen nicht in diesem Umfang auftreten. Zum anderen sind einfach alle gleichzeitig betroffen. Das fängt schon damit an, dass man damit rechnen muss, dass es nach dem Stromausfall mehrere Tage dauern kann, bis Handy, Festnetz und Internet wieder störungsfrei funktionieren. Das bedeutet, dass in dieser zweiten Phase so gut wie keine Produktion, Logistik oder Treibstoffversorgung funktionieren werden. Damit ist auch ein Wiederanfahren in den meisten Betrieben kaum möglich. In dieser Zeit kann bereits eine Überprüfung der eigenen IT/OT-Infrastruktur oder Gebäudeleittechnik beginnen: Gibt es Schäden durch den Stromausfall oder beim Wiederanlauf durch Frequenz-, Spannungs- oder Stromschwankungen? Können diese Schäden mit eigenen Mitteln behoben werden? Denn nur wenn diese Systeme wieder funktionieren, ist ein Wiederanlauf möglich. In den meisten Betrieben oder auch Banken wird ein Wiederanlauf erst in Phase drei möglich sein, wenn auch die externe Telekommunikationsversorgung wieder funktioniert. Dann können die Mitarbeiter im Schneeballsystem angerufen und der Start abgesprochen werden. Nicht alles wird sich im Vorfeld klären lassen. Umso mehr sind Flexibilität und Pragmatismus aller Beteiligten gefragt. Diese Wiederanlaufphase wird je nach betroffenem Bereich unterschiedlich lang sein und kann Wochen, Monate und zum Teil sogar länger dauern.

Die Prioritäten werden sich verschieben: Zunächst werden Grundbedürfnisse wie die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten oder Gesundheitsdienstleistungen im Vordergrund stehen.

FAZIT

Auch wenn die Auseinandersetzung mit dem Thema Blackout sehr erschütternd sein kann: Sobald man sich der eigenen Verletzlichkeit erst einmal bewusst wird, kann man mit wenig Aufwand die Selbstwirksamkeit sowohl im privaten als auch im betrieblichen Umfeld rasch erhöhen. Diese Grundvorsorge erfordert wenig Aufwand und ist die Voraussetzung für alles, was sonst noch notwendig sein kann. Daher ist es wichtig, hier anzusetzen und dann sukzessive an der Verbesserung und Verringerung der externen Abhängigkeiten zu arbeiten. g

Eindrücke vom ersten Management-Dialog des ÖGV

Herbert Saurugg ist internationaler Blackoutund Krisenvorsorgeexperte, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, Autor zahlreicher Fachpublikationen, gefragter Keynote-Speaker und Initiator von „Mach mit! Österreich wird krisenfit!“ (www. krisenfit.jetzt). Er beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit den Entwicklungen im europäischen Stromversorgungssystem und dem Szenario eines überregionalen Strom-, Infrastruktursowie Versorgungsausfalls. Er betreibt einen Fachblog unter www.saurugg.net und unterstützt Gemeinden, Unternehmen und Organisationen bei einer ganzheitlichen Blackout-Vorsorge.

Blackout- und Krisenvorsorgeexperte Herbert Saurugg bei seiner Keynote zur Frage, wie man sich am besten für einen Blackout wappnet

Erfahrungen aus der genossenschaftlichen Praxis: Talkrunde mit Roland Spitzhirn (Eisfabriken), Erika Brauchart (Messe in der OeNB), Werner Müllner (APA) und Josef Rieberer (Brauerei Murau)

Wie sicher oder unsicher unsere Stromversorgung ist, zeigte Roland Kuras bei seinem Energiemarkt-Überblick

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Die Volksbanken am Wendepunkt

Nach der erfolgreichen Restrukturierung setzen die Volksbanken Kurs in Richtung Wachstum. Gelingen soll das vor allem mit bestens qualifizierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Thema HR stand daher im Mittelpunkt der diesjährigen Managementkonferenz.

Rund 150 Führungskräfte aus dem Volksbanken-Verbund kamen am 2. Juni in der Stückguthalle auf dem Areal des ehemaligen Wiener Nordwestbahnhofs zusammen, um sich gemeinsam auf den neuen Kurs einzuschwören. Es war dies der zweite Teil der Managementkonferenz 2023 – Teil eins zum Thema Geschäftszahlen 2022 und Ausblick hatte im März als Online-Event stattgefunden.

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Text: Günther Griessmair Fotos: Katharina Schiffl
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UMSCHALTEN IN DEN WACHSTUMSMODUS

Zum Auftakt umriss Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien, den Wendepunkt, an dem sich der Verbund gerade befindet. „Das Kapitel Staat ist erfolgreich beendet, wir sind damit wieder frei in unseren Entscheidungen, zugleich stützen die steigenden Zinsen unser Geschäftsmodell“, so Fleischmann über die Ausgangslage. Nun gelte es, vom Restrukturierungsmodus in den Wachstumsmodus zu schalten, vom Genossenschaftswesen im Überlebensmodus in den Fördermodus. Statt um Existenzsicherung gehe es nun um Sinnstiftung, statt Mitarbeiterabbau um das Finden und Binden von Personal, statt Kostenreduktionen um gezielte Investitionen, das Ganze begleitet von einem offensiven Außenauftritt.

Wie eine erfolgreiche Neuorientierung gelingen kann, zeigte Christian Brunner, CEO von Berndorf Bäderbau. Das Unternehmen ist heute führender Produzent von Edelstahlbecken für Schwimmbäder. Die Rolle der Führungskräfte sieht Brunner künftig vor allem in der Begleitung von Verände -

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Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien: „Von der Restrukturierung ins Wachstum“
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Berndorf-CEO Christian Brunner: „Führungskräfte sind Veränderungsbegleiter“

rungen. Kommunikation, Vertrauen, Wertschätzung und Anerkennung gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien dabei die Schlüsselkompetenzen, auf die es ankomme.

NEUE ROLLE FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE

Welche Führungsherausforderungen auf den Volksbanken-Verbund zukommen, war dann Gegenstand einer Talkrunde. Moderator Gerald Groß bat dafür neben Berndorf-CEO Brunner die Führungskräfteentwicklerin Barbara Polster, Monika CisarLeibetseder (Generaldirektorin Volksbank Steiermark), Birgitta Lobmayr (Prokuristin Volksbank Oberösterreich) und ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner auf die Bühne. Dabei wurde vor allem die Rolle der Führungskräfte als authentische Vorbilder betont. „Man muss selbst überzeugt sein von der kommunizierten Strategie und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diese Reise mitnehmen“,

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fasste Haubner zusammen. Talkrunde mit Christian Brunner (Berndorf), Monika Cisar-Leibetseder (Volksbank Steiermark), Führungskräfteentwicklerin Barbara Polster, Peter Haubner (ÖGV), Birgitta Lobmayr (Volksbank OÖ) und Moderator Gerald Groß (v. l. n. r.)
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Barbara Polster: „Die jungen Talente von heute ticken anders“

Wie kann es nun gelingen, ein Team für Wachstum zu formen? Dazu muss man zunächst verstehen, wie sich die Mitarbeiterbedürfnisse bei den Generationen Y und Z gewandelt haben. Expertin Barbara Polster klärte in ihrem Referat auf: „In den jungen Generationen finden sich viel mehr Individualisten als früher. Das ist einerseits gut, weil genau diese Eigenschaft in Zukunft gebraucht wird, andererseits erschwert es aber auch die Führungsaufgabe.“ Feedback, Begleitung und die Betonung der Sinnstiftung – das Schlagwort dazu heißt Purpose – seien mehr denn je gefragt.

VOLKSBANK ALS SINNSTIFTENDER ARBEITGEBER

Was das alles konkret für die Volksbanken bedeutet, wurde – ergänzt durch Videoeinspielungen mit O-Tönen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – in einer Runde von Personalverantwortlichen im Verbund erörtert. Bahareh Barg, Gabriele Girschele und Alexander Riess (alle Volksbank Wien) sowie Martina Kirchmair (Volksbank Tirol) und Brigitte Kleber (Volksbank Kärnten) diskutierten dazu angeregt. Am Ende waren sich alle einig: Sinnstiftendes Arbeiten heißt das Zauberwort der Zukunft, und die Volksbanken haben dafür mit ihrer genossenschaftlichen Idee beste Voraussetzungen. Das Schlusswort gehörte aber Roman Szeliga, Österreichs Humorexperte Nummer eins und zugleich Facharzt für Innere Medizin: „Lachen Sie miteinander“, lautet sein Rezept, „das fördert das Vertrauen!“ g

Volksbanken und ÖGV mit neuem Ratgeber zur Nachhaltigkeit

Gleich nach der Managementkonferenz haben die Volksbanken und der ÖGV eine neue Ausgabe ihres gemeinsamen Ratgebers zur Nachhaltigkeit veröffentlicht. Im bereits dritten Teil dieses Guides für KMU und Genossenschaften dreht sich alles um die Kreislaufwirtschaft. Die Leserinnen und Leser erfahren, worum es bei diesem Thema wirklich geht und welche einfachen Schritte sie selbst setzen können. Der Ratgeber beinhaltet zudem wertvolle Tipps und Links von respACT, Österreichs führender Unternehmensplattform für Wirtschaft mit Verantwortung, und dem Circu-

lar Economy Forum Austria. Darüber hinaus beleuchtet die Broschüre die neue Berichtspflicht (CSRD) und was KMU dabei beachten müssen. „Wir sind überzeugt, dass in vielen Geschäftsmodellen gute Möglichkeiten für Kreislaufwirtschaft schlummern, die aber erst sichtbar werden, wenn man weiß, worum es überhaupt geht. Oft wird Kreislaufwirtschaft mit Recycling verwechselt“, so Monika Tögel, Nachhaltigkeitsverantwortliche des Volksbanken-Verbundes.

Kostenloser Download unter: www.genossenschaftsverband.at/nachhaltigkeit

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Podium mit HR-Fachleuten: Brigitte Kleber (Volksbank Kärnten), Martina Kirchmair (Volksbank Tirol), Bahareh Barg, Alexander Riess und Gabriele Girschele (alle Volksbank Wien)
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Ausklang mit Roman Szeliga, dem lustigsten Arzt Österreichs

Erfolge gehörengefeiert

Es war eine Party der Superlative, bei der über 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbanken und ihrer Partner mit dabei waren: Nach der Managementkonferenz wurden im Verbund die gemeinsamen Erfolge der letzten Jahre gefeiert. Wir zeigen die besten Bilder und alle Highlights vom großen „ERVOLKS-Fest“.

Die riesige Stückguthalle auf dem Gelände des ehemaligen Nordwestbahnhofs in Wien bot den perfekten Schauplatz für eine legendäre Volksbank-Party. Die Stimmung war von Anfang an top.

Er kann es noch immer: Die Überraschung war groß, als Volksbank-Testimonial Andreas Goldberger hoch über den Köpfen des Publikums in die Halle einflog und letztlich eine perfekte Landung auf der Bühne hinlegte.

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Text: Günther Griessmair Fotos: Katharina Schiffl, Stefan Brandstetter, G. Alarcon

Die Skisprung-Legende führte danach an der Seite von Ex-Mannschaftskollege Martin Koch bravourös durch den Abend. Mit Stunt-Skater Matthias Stelzmüller und Überflieger Thomas Morgenstern gab es weitere sportliche Highlights.

Nicht ganz so stilsicher wie Goldberger, aber auf jeden Fall sehr mutig: Auch Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien, kam auf die Bühne geflogen, um sich bei allen für das gemeinsam Erreichte zu bedanken.

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Die anschließende Bühnenshow begeisterte mit viel Rhythmus, spektakulären Tanzeinlagen und toller Akrobatik.

Die ÖSV-Stars Daniel Tschofenig, Daniel Huber, Chiara Kreuzer und Eva Pinkelnig kamen direkt von der Stadtbesichtigung in die Festhalle – im Bild mit Volksbank-Marketingleiterin Barbara BleierSerentschy und ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner.

Zum großen Showfinale fanden sich die Volksbank-Vorstände, aktive und ehemalige ÖSV-Stars sowie jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Bühne ein, die im Vorfeld ein Paar der begehrten „Superadler“Alpinskier gewonnen hatten.

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Der Morgen danach startete mit einem herzhaften „Brunch der Regionen“. Es wurden Spezialitäten aus allen Bundesländern kredenzt.

AUSZEICHNUNG FÜR

BESTE ONLINE-WERBUNG

Für die beste Online-Kampagne des ersten Quartals hat die Tageszeitung „Der Standard“ beim Brunch der Regionen die „EtatMaus“ überreicht. VolksbankMarketingleiterin Barbara Bleier-Serentschy, die Vorstände Rainer Borns und Gerhard Hamel sowie Testimonial Thomas Morgenstern freuten sich über die Auszeichnung.

Danach wurde bis spät in die Nacht hinein gefeiert und getanzt. Für die passenden Beats sorgte DJane Gaby Garcia.

Auf der Bühne begrüßte Moderator Florian Danner (Puls 4) mehrere Talkrunden mit Volksbank-Vorständen, Vertretern der Produktpartner sowie ehemaligen und aktiven ÖSV-Athleten (im Bild Louis Obersteiner, Chiara Kreuzer und Ernst Vettori).

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Firmenkundengeschäft:

Zeiten stürmische Vertriebsstrategien für

Die Wirtschaft befindet sich im Umbruch und muss dabei durch unsichere Gewässer navigieren. Was bedeutet das für die Banken als Partner der Unternehmen? Antworten auf diese zentrale Frage gab es beim diesjährigen Wiener Firmenkundenkongress. Anton Schmoll, der die Veranstaltung gemeinsam mit Wolfgang Ronzal organisierte, fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Text: Anton Schmoll Fotos: iStockphoto, Anton Schmoll

Störungen der internationalen Lieferketten unterbrechen Produktionsabläufe, Energie- und Rohstoffpreise schwanken stark, und die hohe Inflation sowie die Zinswende wirken sich auf die Finanzen aus: Unternehmen müssen derzeit in einem schwierigen, kaum vorhersehbaren Umfeld agieren und sich großen Herausforderungen stellen. Gleichzeitig befindet sich auch das Firmenkundengeschäft der Banken im Wandel – sowohl technologisch und wirtschaftlich als auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit. Gefragt sind neue, innovative Vertriebsstrategien. Der Wiener Firmenkundenkongress, eine international besetzte Tagung auf Schloss Wilhelminenberg, die heuer bereits zum 16. Mal stattfand, zeigte Lösungen auf.

RESSOURCEN RICHTIG EINSETZEN

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor zur Steigerung der Vertriebsleistung ist ein gezieltes Ressourcenmanagement, denn die Stunde der Wahrheit schlägt, wenn man die für den aktiven Verkauf zu Verfügung stehende Zeitkapazität betrachtet. Und da sieht es in den meisten Banken nicht besonders gut aus. So stellt auch Frank Diedrich von der Kreissparkasse Böblingen fest: „Durch regulatorische Vorgaben und zu viele administrative Aufgaben bleibt zu wenig Zeit für aktiven Vertrieb.“ Daher startete die Sparkasse 2021 ein Projekt, um die Nettovertriebszeit zu erhöhen.

Da im mittelständischen Firmenkundengeschäft die Kreditfinanzierung nach wie vor einen hohen Stellenwert einnimmt, hat man vor allem die Kreditprozesse einer kritischen Analyse unterzogen. Darauf aufbauend wurden Maßnahmen zur Verschlankung abgeleitet. So wurde beispielsweise die vorgelagerte Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit in die Kreditabteilung verschoben. Auch die oftmals zeitraubende Unterlagenanforderung wanderte vom Berater zur Vertriebsunterstützung.

Ein weiteres Handlungsfeld betraf die private Wohnbaufinanzierung der Unternehmer: Hier erfolgt für die Fachberatung künftig eine Überleitung in das Immobiliencenter. Denn das Alleinstellungsmerkmal eines Firmenkundenberaters sei das gewerbliche

Geschäft, so Diedrich. Der Firmenkundenberater liefert in diesem Modell den Wohnbauspezialisten das Standardrating, die Vertriebsunterstützung ermittelt das frei verfügbare Einkommen.

Im Hinblick auf eine stärkere Fokussierung im Firmenkundengeschäft stellt sich auch die Frage, für welche Kunden die Betreuer ihre Zeit verwenden. Für Diedrich ist es wichtig, „den richtigen Berater mit dem richtigen Kunden zusammenzubringen“. Das erfordert eine potenzialorientierte Beratungs- und Betreuungsstrategie. Die Basis bildet eine Kundensegmentierung, die sich nicht am Umsatz, sondern ausschließlich am aktuellen Deckungsbeitrag II und an Potenzialen orientiert. Die Firmenkundenberater konzentrieren sich nun auf weniger Einheiten – etwa 80 bis 100 – mit Potenzial sowie auf die Neukundenakquisition. Die Gewerbekundenberater sind für eine größere Zahl von Kunden ohne Potenzial zuständig. Die Unterscheidung der Vertriebsprozesse für Kunden mit und ohne Potenzial führte in der Praxis zu einer spürbaren Effizienzsteigerung. Für Kunden ohne Potenzial geht es im sogenannten anlassbezogenen Effizienzgespräch um eine schnelle Entgegennahme des Bedarfs und um den Verkauf eines sinnvollen Produkts aus einem weiteren Bedarfsfeld. Bei den Potenzialkunden erfolgt hingegen ein umfassendes Strategiegespräch, in dem alle Bedarfsfelder angesprochen werden.

ERTRAGSSTEIGERUNGEN IM ZAHLUNGSVERKEHR

Provisionserträge aus dem Zahlungsverkehr waren lange Zeit ein Selbstläufer und wurden dementsprechend wenig beachtet. In den letzten Jahren hat sich die Wettbewerbssituation im Firmenkundengeschäft jedoch gravierend verändert, sodass Guido Letsch von der Volksbank Braunschweig Wolfsburg feststellt: „Es ist an der Zeit, sich mit dem Thema Zahlungsverkehr intensiv zu beschäftigen. Denn Transaktionen tragen nicht nur dazu bei, Erträge zu generieren, sondern sie bedeuten auch Wissen. Wissen um das Zahlungsverhalten der Kunden, um besondere Präferenzen, über Lieferketten sowie über Liquidität.“

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Ziel müsse auch sein, Hausbank Nummer eins zu werden: Bestandskunden sollen durch besondere Beratungs- und Betreuungsangebote an das eigene Haus gebunden werden. Gleichzeitig sollen neue Unternehmen in transaktionsstarken Branchen akquiriert werden. Um das zu erreichen, sei es notwendig, vorhandene Beratungsstrukturen aufzubrechen und neue Wege zu gehen. Organisatorische Veränderungen gehören genauso dazu wie die Nutzung moderner Reportings.

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist die enge Zusammenarbeit zwischen den Beratern in den Bereichen Firmenkunden und Zahlungsverkehr. Durch gemeinsame Analysen der Kundenportfolios können zum Beispiel „stille Abwanderungen“ – in Form von Rückgängen bei den Transaktionen – zeitnah erkannt werden. „Nur wer hinterfragt, kann die Ursachen erkennen und entsprechend gegensteuern. Oft sind es nur Nuancen, die Zahlungsströme nachhaltig verändern“, berichtet Letsch aus der Praxis.

Es geht aber nicht nur darum, Transaktionsveränderungen zu beleuchten. Auch die Betrachtung der Deckungsbeiträge auf Kunden- oder Engagement-Ebene darf auf keinen Fall fehlen. So können die Portfolios durch ausgewogene Preisgestaltung unter Rentabilitätsgesichtspunkten gesteuert werden. Digitale Lösungen ermöglichen einen erstklassigen und innovativen Beratungsansatz, der zu einer spürbaren Erhöhung der Transaktionsentgelte und Kontoführungsgebühren führt. Durch eine enge „Tandemberatung“ soll aber nicht nur der Ertrag aus dem Zahlungsverkehr, sondern auch die Produktnutzungsquote insgesamt erhöht werden.

Zu einer ganzheitlichen Beratung gehört auch das Auslandsgeschäft, bei dem laut Letsch das Potenzial der Volks- und Raiffeisenbanken noch lange nicht ausgeschöpft ist. So wickeln lediglich zwölf Prozent der Kunden mit Hausbankverbindung das Auslandsgeschäft über Genossenschaftsbanken ab. Zu den Ursachen stellt er fest: „Das internationale Geschäft wird vor allem in kleineren Banken vielfach noch als Angstgegner empfunden.“ Er setzt hier auf Zusammenarbeit im genossenschaftlichen Verbund.

VOM FIRMENKUNDENBETREUER ZUM RELATIONSHIP-MANAGER

Angesichts der dynamischen Veränderung des Bankenumfelds stellt sich auch die Frage, wie die Beratung der Zukunft aussehen soll. „Wir brauchen etwas Neues“, ist Lars Runge von der Hannoverschen Volksbank überzeugt und ergänzt: „Gefordert sind ein neues Mindset und neue Denkmuster. Das bedingt eine neue Generation von Beratern.“ Früher sei es so gewesen, dass Banken vermeintlich wussten, was der Unternehmer möchte. Diese aus der Bankperspektive resultierende Betrachtung müsse abgelöst werden von einer Denkweise, die Dinge aus der Sicht des Kunden zu analysieren, fordert Runge.

Für das Firmenkundengeschäft bedeutet das unter anderem vernetztes Denken, um die Komplexität des Unternehmeralltags im Auge zu behalten. Dabei ist der Finanzbereich nur ein Teil des gesamten Unternehmenssystems. So muss sich der Berater mit dem Geschäftsmodell des Unternehmens und mit seiner Strategie bis hin zur Nachfolge auseinandersetzen. „Wir müssen den Kunden konsequent an seiner Wertschöpfungskette begleiten“, betont Runge. Angesichts dieser thematischen Verzahnung gelte es, Netzwerke zu schaffen. Und das gelinge nur Beratern, die auch Networking beherrschen.

Trotz Digitalisierung bildet eine starke und aktiv gelebte Beziehungsorientierung zwischen Berater und Kunden nach wie vor einen wesentlichen Erfolgsfaktor im Firmenkundengeschäft. „Der Kunde schätzt die persönliche Nähe und einen persönlichen Ansprechpartner“, unterstreicht auch Patrick Schönau vom Genossenschaftsverband – Verband der Regionen die strategische Bedeutung eines Relationship-Banking-Ansatzes.

Die Ergebnisse einer bundesweiten Befragung der Verantwortlichen für das Firmenkundengeschäft in deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken untermauern diese Sichtwiese: 91 Prozent der befragten Bankenvertreter halten eine starke Beziehungsorientierung für ausgesprochen wichtig oder sehr wichtig. Um zu erfahren, wie der Kunde darüber denkt, wurde auch eine Befragung von mehr als 900 gewerblichen

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Lars Runge, Hannoversche Volksbank: „Brauchen neue Generation von Beratern“

Kunden initiiert. Das Ergebnis zeigt, dass über alle Kundensegmente hinweg insgesamt 61 Prozent in ihrer Geschäftsbeziehung nicht auf einen Relationship-Experten an ihrer Seite verzichten wollen. Für eine erfolgreiche Implementierung dieser Strategie muss sich der Firmenkundenbetreuer in seinen Kompetenzen und Skills entsprechend weiterentwickeln. Nur so kann der Sprung vom Finanzberater zum Relationship-Manager gelingen. Darüber hinaus müssen Mitarbeiter motiviert werden, sich in die Lebenswelten und Netzwerke ihrer Kunden einzubringen, um Nähe und Vertrautheit entstehen zu lassen.

Schönau: „Der Kundenberater ist der wesentliche Gestalter der Beziehungsqualität und damit für die Beziehungspflege verantwortlich. Es gilt daher, bei der Aus- und Weiterbildung den Fokus nicht ausschließlich auf Fachwissen zu legen, sondern auch auf den Auf- und Ausbau von sozialen und beziehungsorientierten Kompetenzen.“

PRICING IN ZEITEN DER ZINSWENDE

Mit Zinswende und Inflation verändern sich Werttreiber, Kundenwert und Leistungsargumentationen. In diesem Umfeld kommt es insbesondere auf die Widerstandsfähigkeit im Ertragsmanagement an. „Guthaben haben wieder einen Wert“, stellte Matthias Nisster von der auf Produkt- und Preismanagement spezialisierten Consultingfirma Simon-Kucher & Partners gleich am Beginn seiner Ausführungen fest. Daher sei im Einlagengeschäft unbedingt in die Bindung der Einlagen zu investieren, wobei beachtet werden müsse, die Passivseite nicht unnötig zu verteuern. Es gelte, unter Beachtung des Prinzips der Differenzierung unterschiedlichen Zinselastizitäten nach Jahren des Niedrigzinsumfelds Rechnung zu tragen. So lautet für Nisster die klare Empfehlung: „Es lohnt sich, den Preis aktiv zu managen, denn er ist der Gewinntreiber Nummer eins.“

Mathias Schöferle von der Volksbank UlmBiberach zeigte anhand praktischer Beispiele, wie es das Institut geschafft hat, Provisionserträge im Zahlungsverkehr gegen den Wind nachhaltig auszubauen: „In der Ansprache wird stets auf die strategische Partnerschaft zum Kunden fokussiert. Die

Basis dafür bieten smarte Differenzierungsansätze nach dem Hausbankprinzip.“ In diesem Modell werden die einzelnen Bedarfsfelder für die Finanz- und Vorsorgeplanung übersichtlich dargestellt. So erkennt der Unternehmer schnell, wo er bereits gut aufgestellt ist und wo Optimierungsbedarf besteht. Und für jede Finanz- und Vorsorgeleistung, die der Kunde bei der Bank nutzt, erhält er Hausbank-Punkte.

Diese gezielte Kundenansprache sieht er auch als Schlüssel, um die Kosten nicht genutzter Betriebsmittel besser zu decken. Dazu wurde erstmals eine Bepreisung der nicht in Anspruch genommenen Kreditlinie eingeführt. Für Schöferle ist dabei ein echter Erfolgsfaktor, dieses Thema auch bei großen Kreditlinien nicht als reine Kostenweitergabe anzugehen. Vielmehr empfiehlt er, die Chance zu nutzen, um mit dem Kunden zusammen den strategischen Finanzierungsbedarf der kommenden Jahre zu reflektieren.

Die Kunden mutig und individuell zu begleiten, ist allerdings kein Selbstläufer. Erforderlich sind ein durchdachtes Verhandlungskonzept und ein intensives Verhandlungstraining. Um diesen Prozess zu unterstützen, kommt das von SimonKucher entwickelte Tool „Peer-Pricing“ zum Einsatz. Dabei werden auf Basis verschiedener Parameter wie Bonität des Kunden, gefährdeter Gesamtertrag, Wechselwahrscheinlichkeit oder Wachstumspotenzial unterschiedliche Preiskorridore sowie ein automatisiertes Konzessionsmanagement abgeleitet. Somit haben die Firmenkundenberater Anhaltspunkte, bei welchen Kunden welche Preisstrategie anzuwenden ist. Anhand einer „Verhandlungskarte“ zeigten Nisster und Schöferle, wie man in der Praxis spürbare Pricing Power entwickeln kann.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass es sich lohnt, Pricing-Projekte als ein Element der Mitarbeiterentwicklung hin zum strategischen Sparringberater der Unternehmen zu nutzen. Gerade in anspruchsvollen Zeiten geht es darum, unter Beweis zu stellen, dass die Bank vor Ort trotz notwendiger und ehrlicher Preismaßnahmen immer auch Ideen für die gemeinsame Zusammenarbeit für den Kunden mitbringt. Somit gilt es auch im Preismanagement, neue Wege zu

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Patrick Schönau, Genossenschaftsverband – Verband der Regionen: „Vom Finanzberater zum RelationshipManager“

beschreiten, um sich künftig in einem völlig veränderten Firmenkundenmarkt erfolgreich behaupten zu können.

KUNDENGEWINNUNG MIT NEUEN TECHNOLOGIEN

Im Firmenkundenportfolio einer Bank finden laufend Verschiebungen statt: Kunden, die schon länger mit dem Institut zusammengearbeitet haben, wandern ab, Betriebe werden geschlossen oder an Nachfolger übergeben, neue Unternehmen entstehen. Die Kunden sind gleichsam ständig in Bewegung. Jede dieser Veränderungen kann eine Verringerung der Kundenzahl zur Folge haben. Um gegenzusteuern ist es notwendig, neue Firmenkunden zu gewinnen. „Neukunden sind das Blut eines Unternehmens. Dabei gilt es, die Komfortzone zu verlassen“, so Jürgen Krenn vom Datenanbieter CRIF.

Für eine erfolgreiche Akquisition bedarf es vor allem hoher Treffsicherheit bei der Datengewinnung. Einer Studie zufolge bewerten 86 Prozent der Befragten die LeadGenerierung als oberstes Ziel im B2B-Marketing. Um die erforderliche Datenqualität zu erhalten, ist eine aktuelle und umfassende Adressselektion erforderlich. Als Beispiel für eine neue Technologie auf diesem Gebiet präsentierte Krenn gemeinsam mit Viktor Szmidt die von ihnen entwickelte CRIF-Datenbank. Mit mehr als 800.000 Firmeneinträgen und Informationen zu über 790.000 Entscheidungsträgern ist sie eine der größten Datenbanken dieser Art. Moderne Webcrawler-Technologie sowie Meta-Keywords ermöglichen eine tagesaktuelle und innovative Analyse von Webseiten nach einer Vielzahl von Selektionskriterien. Das erlaubt eine individuelle und treffsichere Zielgruppenansprache, wodurch Streuverluste vermieden werden. Bonitätsgeprüfte Zielgruppendaten tragen wesentlich zu einer Optimierung der Vertriebs- und Akquisitionsaktivitäten bei.

DIE TRENDS IM MARKETING

Die Veränderungen machen auch vor dem Marketing nicht halt. Im Vergleich zu früher haben Trends heute nur noch eine kurze Lebensdauer von ein bis drei Jahren und

werden dann schnell durch neue abgelöst. In einer engagiert vorgetragenen Präsentation skizzierte der Unternehmer und Visionär Matthias Garten – im deutschsprachigen Raum auch als „Powerpoint-Papst“ bekannt – die aktuelle Dynamik. Neben den Megatrends Performance Marketing, Gamification und 3D ging er vor allem auf die künstliche Intelligenz ein, die eine ungeheure Dynamik aufweise.

Garten bezeichnet die Integration von KI in die Arbeitswelt als Quantensprung wie einst die Einführung von Internet und Smartphone: „KI wird unsere Art und Weise zu arbeiten drastisch verändern. Sie macht uns kreativer und produktiver.“ Für besonderes Aufsehen sorgt derzeit ChatGPT von der Firma OpenAI. Aktuell sind am Markt rund 1.400 KI-Apps verfügbar, mit denen man Texte, Bilder, Videos, Musik, Stimmen, Avatare, Präsentationen und mehr erzeugen, analysieren und auswerten kann.

Als Anwendungsbeispiel nannte der Experte das Kundenservice: Technologien wie ChatGPT können als Chatbot eingesetzt werden, um häufig gestellte Fragen zu beantworten. Banken können damit ein Rundum-die-Uhr-Angebot darstellen. Auch personalisierte Angebote sind damit möglich: Durch die Analyse von Kundeninformationen wie Transaktionshistorie, Zahlungsmethoden und demografischen Daten kann ChatGPT individuelle Empfehlungen erstellen. So könnte man etwa einem Kunden, der häufig Reisen bucht, ein spezielles Kreditkartenangebot mit Reiseprämien und Versicherungen unterbreiten.

Eine KI wie ChatGPT könnte aber auch verdächtige Transaktionen automatisch erkennen und blockieren, um wirkungsvoll gegen Betrug vorzugehen, oder sie könnte als Kommunikationshilfe für Mitarbeiter dienen, um den Gehalt von internen Richtlinien, Rundschreiben oder Produktinformationen rascher zu erfassen. Weitere Anwendungsfälle sind die Erstellung von Kundenbriefen, Geschäftsberichten, Marktanalysen und Risikobewertungen.

MEHR ERFOLG DURCH KOOPERATION IM VERBUND

Die Ansprüche der Firmenkunden sind spürbar gestiegen – und damit auch die

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Komplexität der Bankprodukte. Ein einzelner Kundenberater kann heute unmöglich alles alleine abdecken. Um dem erhöhten Beratungsbedarf Rechnung zu tragen, müssen Spezialisten herangezogen werden. Dabei geht es etwa um Bereiche wie Konsortialgeschäft, Projektfinanzierung, Dokumentengeschäft, Auslandsgeschäft oder Cash-Pooling. Nur in den seltensten Fällen haben Regionalbanken die hierfür erforderliche Expertise selbst im Haus. In diesem Fall spielt die Kooperation im Verbund eine wichtige Rolle. Wie eine solche Zusammenarbeit erfolgreich funktionieren kann, skizzierte Hubert Schenk von der Raiffeisenlandesbank Tirol, der unterstrich: „Die Basis für eine erfolgreiche Kooperation sind eine gemeinsame Vision, gemeinsame Werte und eine gemeinsame Strategie.“ In seinem Referat brachte er Beispiele für eine gemeinsame Marktbearbeitung von Primärbanken und Landesbank. So empfehle sich bei der Akquisition von größeren Unternehmen ein intensives Miteinander in Form von Co- und Dual-Betreuung über Fachexperten. Dies gelinge allerdings nur, wenn durch definierte Betreuungsmodelle eine klare Aufgabenverteilung zwischen den Banken vor Ort und dem Zentralinstitut gegeben sei.

„Bei all diesen Aktivitäten sind Vertrauen und eine umfassende, wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe unter allen Beteiligten erfolgsentscheidend“, so Schenk. Die Vorteile der Kooperation innerhalb der Gruppe seien zum einen Kosteneinsparungen, da Ressourcen für spezielle Fachthemen zentral gebündelt würden. Noch wichtiger seien jedoch die Vorteile durch die Hebung von Potenzialen für Ertragssteigerungen, da nun Firmenkunden jeder Größenordnung flächendeckend betreut werden könnten.

DIE BEDEUTUNG DER NACHHALTIGKEIT

Neben der Digitalisierung ist das Thema Nachhaltigkeit heute zweifelsohne einer der wichtigsten Einflussfaktoren im Firmenkundengeschäft. Es wird erwartet, dass Banken in ihrer Geschäftspolitik neben ökonomischen Sichtweisen zunehmend auch ökologische, soziale und gesellschaftsrele -

vante Faktoren berücksichtigen. „Wir haben Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft“, betonte Stefanie Christina Huber von der Sparkasse Oberösterreich in ihrem Referat. Grundlagen für die grüne Transformation sind die UN Sustainable Development Goals, globale Vereinbarungen wie das Pariser Klimaabkommen und nationale Gesetze. Bei der Transformation kommt der Finanzwirtschaft eine bedeutende Rolle zu: Es gilt, die Finanzströme weg von umweltbelastenden Betrieben hin zur CO2-reduzierenden Unternehmen zu lenken. In diesem Zusammenhang wird von Sustainable Finance gesprochen.

In den nächsten Jahren werde es vor allem um Investitionen in saubere Energie, Renovierung und Ökologisierung von Immobilien sowie kohlenstofffreien Verkehr gehen. „Durch die Bereitstellung von Finanzmitteln ermöglichen wir einen schnellen Zugang zu staatlichen Förderprogrammen und finden die passenden Finanzinstrumente für unsere Firmenkunden. Damit dies gelingen kann, ist ein enger Dialog mit den Unternehmern ebenso entscheidend wie ein vertieftes Branchen-Know-how“, führte Huber aus. Neben ihrer Rolle als Kapitalgeber würden Banken immer mehr zum Impulsgeber für die Unternehmen auf ihrem Weg zur nachhaltigen Transformation, etwa durch Beratung. Stellvertretend für die deutsche Sparkassengruppe präsentierte Mario Scheidt von der Sparkasse Gummersbach eine Bestandsaufnahme der Nachhaltigkeitsstrategie. Das Thema nimmt Einfluss auf die Geschäftsorganisation und Handlungsweisen des Instituts und findet von der Gebäudeinfrastruktur über die Geschäftsprozesse bis hin zur Geschäftsstrategie Eingang in sämtliche Bereiche. Mit der Verankerung der Nachhaltigkeitsstrategie in ihrer Geschäftspolitik möchte die Sparkasse Vorreiter in der Region sein. Scheidt empfiehlt abschließend: „Glauben Sie selbst daran, und seien Sie Vorbild. Denn nicht das Erzählte reicht, sondern das Erreichte zählt!“ g

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Stefanie Christina Huber (Sparkasse OÖ) mit Kongressorganisator Anton Schmoll Anton Schmoll ist Lektor an der Fachhochschule für Bank- und Finanzwirtschaft Wien und Dozent an der Akademie Deutscher Genossenschaften. E-Mail: anton.schmoll@aon.at

Die Eidgenossen Genossenschaften und ihre

Die Schweizerische Eidgenossenschaft gilt als besonders basisdemokratisch strukturiert, sie ist in gewisser Weise der Gegenentwurf zu einem sich immer weiter zentralisierenden Europa. Entsprechend kommt der Rechtsform der Genossenschaft in der Wirtschaft eine wichtige Rolle zu. Ein Streifzug durch die kooperative Landschaft in der Schweiz und ihre Besonderheiten.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE 2 3

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In der Schweiz gibt es über 8.000 Genossenschaften und damit deutlich mehr als in Österreich.

Coop und Migros im Lebensmitteleinzelhandel zählen mit jeweils über zwei Millionen Mitgliedern zu den Großgenossenschaften. Die Einbindung der Mitglieder erinnert an Vereine oder Clubs.

Die Genossenschaft ist im Obligationenrecht geregelt, es räumt den Mitgliedern weitreichende Informations- und Kontrollrechte ein.

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Text: Holger Blisse Grafik: iStockphoto

Mit etwa 8.400 Genossenschaften arbeitet rund ein Prozent aller Unternehmen in der Schweiz als Genossenschaft. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist dieser Wert relativ hoch. Zum Vergleich: In Österreich gibt es rund 1.800 Genossenschaften, im viel größeren Deutschland 7.700. Anders als in Österreich oder Deutschland ist die Rechtsform der Genossenschaft nicht in einem eigenen Gesetz geregelt, sondern innerhalb des Schweizerischen Zivilgesetzbuches im Obligationenrecht (Artikel 828 bis 926).

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Dieses Obligationenrecht geht auf das Jahr 1881 zurück, die Vorschriften zur Genossenschaft wurden jedoch 1936 grundlegend überarbeitet und gelten in dieser Form, begleitet von Veränderungen, bis heute. Gemäß Artikel 828 ist die Genossenschaft „eine als Körperschaft organisierte Verbindung einer nicht geschlossenen Zahl von Personen oder Handelsgesellschaften, die in der Hauptsache die Förderung oder Sicherung wirtschaftlicher Interessen ihrer Mitglieder in gemeinsamer Selbsthilfe bezweckt oder die gemeinnützig ausgerichtet ist“. Dass Genossenschaften auch gemeinnützig sein können, gilt erst seit 2021. Genossenschafter haben in der Schweiz sehr weitgehende Informations- und Kontrollrechte gegenüber ihrer Genossenschaft (Artikel 857). Dafür geht der Jahresgewinn – anders als etwa bei den gewerblichen Genossenschaften nach Schulze-Delitzsch üblich – vollständig in das Genossenschaftsvermögen über. Aber das Gesetz ergänzt dazu in Artikel 859: „wenn die Statuten es nicht anders bestimmen“. Wie früher in Deutschland erfordert die Gründung einer Genossenschaft in der Schweiz, dass mindestens sieben Mitglieder beteiligt sind. Mindestens drei Genossenschaften dürfen einen Genossenschaftsverband als Genossenschaft einrichten. Gerade in diesem Bereich von Dienstleistungen und Interessenvertretung kam es in den letzten Jahren zu zahlreichen Neugründungen.

Betrachtet man die nach Umsatz größten Genossenschaften, liegt der Schwerpunkt im Lebensmitteleinzelhandel – mit Coop und Migros –, in der Landwirtschaft – mit Fenaco – sowie in der Finanzwirtschaft –mit der Versicherung Schweizer Mobilar und der Bankengruppe Raiffeisen Schweiz.

COOP UND MIGROS

Konsumgenossenschaften, die in vielen Ländern Europas an Bedeutung verloren haben oder fast verschwunden sind, entwickelten sich in der Schweiz sehr eigenständig, zunächst durchaus unabhängig von den Ideen der britischen Rochdaler Pioniere. Die heutige Coop geht auf eine Gründung 1864 zurück. 1890 setzte die Verbandsbildung ein, 1969 benannte sich der Verband Schweizerischer Konsumvereine um in Coop Schweiz, es folgten Fusionen

zu 14 regionalen Coop-Genossenschaften. Diese wiederum bilden seit 2001 zusammen mit Coop Schweiz die Coop Genossenschaft, die ihren Sitz in Basel hat. Migros wurde 1925 als Aktiengesellschaft von Gottlieb Duttweiler in Zürich gegründet. Die Migros AG führte zu Beginn nur wenige Produkte: Kaffee, Seife, Reis, Kokosfett, Zucker und „Hörnli“ – Teigwaren. Im Vergleich zur Konkurrenz waren die Verpackungen größer, die Preise um zehn bis 30 Prozent niedriger. In den Anfängen stand Migros mit seinen Verkaufswagen und später Verkaufsläden in Konkurrenz zu den eingeführten Geschäften, darunter auch genossenschaftliche Konsumvereine. 1941 wandelte Duttweiler das Unternehmen in regionale Genossenschaften um, die im Migros-Genossenschafts-Bund zusammengeschlossen sind. Interessierte können online den Beitritt beantragen. Coop und Migros zählen jeweils mehr als zwei Millionen Mitglieder. Sie haben eine enge Kundenbindung aufgebaut, viele ihrer Mitglieder kaufen exklusiv bei einer der beiden Genossenschaften ein. Coop erzielte 2022 mit 94.790 Mitarbeitern einen Umsatz von 34,2 Milliarden Franken und einen Gewinn von 562 Millionen Franken. Ähnlich groß ist Migros mit 97.727 Beschäftigten, über 30 Milliarden Franken Umsatz in der Gruppe und 459 Millionen Franken Gewinn.

FENACO

Ein Vertriebsnetz nicht nur für Lebensmittel betreibt die Fenaco-Genossenschaft. Sie selbst ist erst 1993 entstanden, als sich sechs Genossenschaftsverbände zusammenschlossen. Fenaco gliedert sich in die Bereiche Agrar, Einzelhandel, Lebensmittelindustrie und Energie. Mit diesem Profil ähnelt sie der deutschen BayWa oder auch der österreichischen RWA mit den Lagerhäusern. Der Vertrieb zum Beispiel von Lebensmitteln wird über die „Landi“-Geschäfte organisiert. Das Unternehmen beschäftigt über 11.000 Personen und erzielte zuletzt einen Umsatz von gut sieben Milliarden Schweizer Franken.

SCHWEIZER MOBILAR

Die Schweizer Mobilar entstand 1826 in Bern als „Schweizerische Gesellschaft

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zur gegenseitigen Versicherung des Mobiliars gegen Brandschaden“ und ist bis heute genossenschaftlich organisiert. Sie hat im Laufe ihres Bestehens die versicherbaren Risiken erweitert. Am Jahreserfolg haben die Kunden, die zugleich Mitglieder sind, Anteil: Aus dem Gewinn 2022 von 311 Millionen Franken stehen 195 Millionen für die insgesamt 2,2 Millionen Kunden bereit.

KREDITGENOSSENSCHAFTEN

Volksbanken sucht man heute in der Schweiz vergeblich. Es fehlte ihnen seit jeher eine gemeinsame Organisation, die ihren Erhalt gefördert hätte. Beispielhaft sei an die Schweizerische Volksbank erinnert: 1869 gegründet als „Verein der Volksbank in Bern“ und seit 1877 eine Genossenschaft, hatte sich die Bank immer mehr an den kapitalmarktorientierten Kreditinstituten ausgerichtet und nach der Fusion mit anderen regionalen Volksbanken selbst zu einer Schweizer Großbank entwickelt. Probleme Anfang der 1990er Jahre führten dazu, dass man einen Kooperationspartner suchte. 1993 übernahm die Schweizerische Kreditanstalt die dafür zuvor in eine AG umgewandelte Volksbank und gliederte sie in ihren neu ausgerichteten Konzern, die CS Holding, ein, die heutige Credit Suisse Group. Dieses Institut ist nun selbst in großen Schwierigkeiten und muss von der noch größeren UBS übernommen werden. Neben der Schweizerischen Volksbank bestanden noch einige lokale Volksbanken, die mit Regionalbanken oder Sparkassen fusionierten, zuletzt die Obersimmentalische Volksbank, die 2008 von der Valiant Holding übernommen wurde.

Etwas später als in Österreich, aber ebenso zeitlich nach den Volksbanken entstanden die Institute des Raiffeisensektors ab etwa 1900. Der Schweizer Verband der Raiffeisenbanken, Raiffeisen Schweiz Genossenschaft in St. Gallen, fungiert als Zentralverwaltung. Ihm gehören die etwa 220 Raiffeisenbanken mit über zwei Millionen Mitgliedern und 3,6 Millionen Kunden an. Die Bilanzsumme der Gruppe umfasst 238 Milliarden Franken. Damit ist sie die Nummer drei im Land – nach UBS und Credit Suisse.

WOHNBAU

Das genossenschaftliche Wohnen in der Schweiz ist ähnlich wie in Österreich eng mit der Gemeinnützigkeit verbunden. Allein dem Schweizerischen Verband der gemeinnützigen Wohnbauträger – Wohnbaugenossenschaften Schweiz gehören 1.250 gemeinnützige Wohnbauträger an: Wohnbaugenossenschaften, Stiftungen sowie gemeinnützige Vereine und Aktiengesellschaften. Diese Gesellschaften besitzen mehr als 158.000 Wohnungen in der ganzen Schweiz. Tatsächlich dürfte die Zahl der Wohnbaugenossenschaften noch höher sein, da nicht alle dem Verband angehören. Der Anteil am gesamten Wohnungsbestand liegt bei rund vier Prozent, was geringer ist als in Österreich, wo fast 40 Prozent der Hauptmietwohnungen und rund 17 Prozent aller Hauptwohnsitze von gemeinnützigen Bauvereinigungen angeboten werden. g

Literatur zum Thema

Sabine Kilgus, Nadja Fabrizio (Hrsg.)

Obligationenrecht: Die Genossenschaft Berner Kommentar Stämpfli Verlag, 2. Auflage

858 Seiten € 455,–

Forstmoser, Peter (1972/1974): Berner Kommentar, Bd. 7: Das Gesellschaftsrecht, Abt. 4: Die Genossenschaft. Lfg. 1: Systematischer Teil und Art. 828838 OR/Lfg. 2: Art. 839-851 OR. Bern.

Forstmoser, Peter (2020): Plädoyer für eine Reform des Genossenschaftsrechts. In: Jung, Peter; Krauskopf, Frédéric; Cramer, Conradin (Hrsg.): Theorie und Praxis des Unternehmensrechts. Festschrift zu Ehren von Lukas Handschin. Zürich, S. 205-236, online abrufbar unter: https://www.forstmoser.ch/ wp-content/publications/articles/2020-genossenschaft.pdf.

Pester, Marion (2022): Die aktuellen Diskussionen zur Revision des Schweizer Genossenschaftsrechts. Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen, 72. Jg., H. 3, S. 143-156.

Purtschert, Robert (Hrsg.) (2005): Das Genossenschaftswesen in der Schweiz. Bern.

Wyl, Benjamin von (2023): Die Schweiz: Eine Genossenschaft. www.swissinfo.ch, 25.2., abrufbar unter: https://www.swissinfo.ch/ger/die-schweiz--einegenossenschaft/48288116.

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Holger Blisse ist Wirtschafts-, Rechts- und Sozialanalytiker.

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Mitgliedschaft Mitgliederorientierung verlangt nach

Die Mitgliedschaft ist eine Besonderheit der Genossenschaften, die sie von ihren Konkurrenten abgrenzt. Zum Kundenkreis hin legt wahrnehmbar praktizierte Mitgliederorientierung eine Differenzierung zwischen Mitgliedern und Fremdkunden nahe.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Mitgliedschaft ist ein konstituierendes Element der Genossenschaft sowie ein Identitäts- und Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb mit mitgliederlosen Organisationsformen.

Während sich Genossenschaften im bearbeiteten Teilmarkt als leistungsfähig erweisen, ist nach innen vielfach eine Lockerung der Mitgliederbindung erkennbar. Hier wäre vom Management eine Gegensteuerung zu erwarten.

Die Beziehung zur Mitgliedschaft ist heute weniger von emotionaler Bindung geprägt, wesentliche Bedeutung kommt ökonomischen Vorteilen zu.

Mitgliedschaft muss sich lohnen: Günstige Preise und sonstige Konditionen sind der wichtigste Beleg für die Erfüllung des genossenschaftlichen Förderauftrags.

MITGLIEDSCHAFT ALS GENOSSENSCHAFTLICHE BESONDERHEIT

Mit der ersten gesetzlichen Fixierung ihres Wirkens wurde Genossenschaften die oft als Kernkompetenz bezeichnete Mitgliedschaft in die Wiege gelegt. Ohne Mitglieder kann es diese Rechts- und Unternehmensform nicht geben. Die Institution Mitgliedschaft bindet Haushalte und/oder Unternehmen in das Kooperationsgeschehen ein. Auf der genossenschaftlichen Mitgliedschaft gründet eine besondere, von sonst üblichen Kundenbeziehungen zu unterscheidende Form der Geschäftspartnerschaft zwischen den Mitgliedern und ihrem Gemeinschaftsunternehmen. Mitglieder sind aber nicht nur Kunden, sondern auch Kapitalgeber sowie durch Willensbildung und Kontrolle in die Selbstverwaltung ihrer Genossenschaft einbezogen.

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Text: Günther Ringle Foto: iStockphoto

Mitgliedschaft ist ein konstituierendes Element der Genossenschaft sowie deren ureigenes Identitäts- und markantes Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb mit mitgliederlosen Organisationsformen. Sie bildet das Fundament des Kooperationsunternehmens. Diese auf Dauer angelegte Mitgliedschaft steht für Nähe und Wir-Gefühl, Identität von Mitgliedern und Kunden sowie für praktizierte Demokratie in der Wirtschaft. In der breiten Öffentlichkeit ist darüber wenig bekannt. Selbst das Wissen vieler Mitglieder über ihre Genossenschaft, insbesondere die mit der Mitgliedschaft verbundenen Rechte und Pflichten, dürfte im Normalfall eher gering sein. Anders stellt sich der Kenntnisstand jener Mitglieder dar, die ein Ehrenamt in Repräsentativorganen wie Vertreterversammlung und Aufsichtsrat ausüben.

Es muss verwundern, dass seit geraumer Zeit in Lageberichten, Werbebotschaften, ja sogar in Leitbildern von Genossenschaften Anzeichen einer abnehmenden Bedeutung des Mitgliederstatus – wie etwa nachlassende Erwähnung der Mitgliedschaft und des förderwirtschaftlichen Leistungsaustauschs mit Mitgliedern – wahrzunehmen sind. Auch ist zunehmend von „Kunden“ oder „Geschäftsfreunden“ und weniger von Mitgliedern die Rede. Stellt doch die Mitgliedschaft einen Aktivposten dar, um den Genossenschaften von ihren Mitbewerbern beneidet werden. Jedoch wird er mitunter nur zurückhaltend zur Abgrenzung gegenüber der Konkurrenz, zur Kundenbindung sowie zur Stärkung des kooperationsbetrieblichen Erfolgspotenzials genutzt. Dieser Befund signalisiert: In einer Zeit abnehmender Kundenloyalität und zugleich steigender Qualitäts- und Preissensibilität bedarf es einer Aufwertung der Mitgliedschaft, die vorhandenen und künftigen Mitgliedern das Bewusstsein verschafft,

zentraler Bestandteil einer Genossenschaft zu sein und von ihr Wertschätzung zu erfahren.

Von der strategischen Ausrichtung einer Genossenschaft werden Antworten auf die in die Zukunft weisende Frage erwartet, wie die Beziehung der Mitglieder zu ihrer Genossenschaft erlebbar gestaltet werden und nachhaltig bleiben kann. Auch sind den Mitgliedern die „Idee der Mitgliedschaft“ und der konkrete Nutzen der Mitgliedschaft zu vermitteln, was sich zugleich seitens der Genossenschaft in ihrem Konkurrenzfeld als Vorteil herausstellen lässt.

MITGLIEDSCHAFT SOLL ERLEBBAR SEIN

Während sich Genossenschaften im bearbeiteten Teilmarkt als leistungsfähig erweisen, ist nach innen vielfach eine Lockerung der Mitgliederbindung erkennbar. Eine solche Schwächung der Beziehung zwischen der Genossenschaft und ihren Mitgliedern sollte nicht als allgemeiner Trend gesehen und hingenommen werden. Vielmehr hat das Management, wo nachlassende Verbundenheit bemerkt und als problematisch empfunden wird, um Aktivierung des Mitgliedschaftsgedankens bemüht zu sein. Darin liegt die Chance, die zentrale Rolle des Mitglieds in der Genossenschaft zu vermitteln und die Einbindung der Mitglieder zu stärken. Die Mitgliedschaft soll ihnen bewusst, erlebbar und letzten Endes von Vorteil sein.

Wer einen Streifzug durch die auf Genossenschaften bezogene Literatur unternimmt, wird zum Thema „Mitgliedschaft“ davon überzeugt, dass dieses ureigene genossenschaftliche Fundament zu allen Zeiten der Aufmerksamkeit und Pflege bedurfte. Derlei Achtsamkeit ist auch heute den Mitgliedern geschuldet, um das Zweck-

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geschäft mit Mitgliedern vom „Fremdgeschäft“ mit Nichtmitglieder-Kunden zu unterscheiden. Denn Mitglieder gelten erfahrungsgemäß als die besseren Kunden. Sie unterhalten mit dem Genossenschaftsunternehmen einen breiter angelegten und intensiveren Leistungsaustausch als „Nur-Kunden“. Zudem fühlen sie sich stärker mit der Genossenschaft verbunden und lassen sich seltener von der Konkurrenz abwerben, sind daher insgesamt für die Genossenschaft die „wertvolleren“ Geschäftspartner. Daraus erwächst gewissermaßen ein Anspruch der Mitglieder auf Gewährung von Vorteilen.

Im Idealfall ist die Mitgliedschaft in der Geschäftsbeziehung der Mitglieder zu ihrer Genossenschaft konkret erlebbar. Die ihr zukommende Beachtung wird als die komplexe Beziehung zum Mitglied aufwertend empfunden, auch als opportun, weil das Mitglied mehr als nur Kunde ist. Genossenschaften, die ausschließlich Geschäftsbeziehungen zu ihren Mitgliedern unterhalten, stellen diesbezüglich eine Art „problemfreie Zone“ dar. Sie wirtschaften auf ihren zu fördernden Mitgliederkreis fokussiert. Die Erwartung, dass sich die Mitgliedschaft dadurch lohnt, dass die gewährte Förderung ihre Mitglieder zufriedenstellt und Bindung an die Genossenschaft bewirkt, ist berechtigt.

Genossenschaften ohne Leistungsbeziehungen zu „Außenstehenden“ kommen freilich nur selten vor. Als Motiv für die Ausdehnung des Geschäftsverkehrs auf „NurKunden“ wird häufig eine Erleichterung der Werbung neuer Mitglieder genannt. Eine dauerhaft hohe Nichtmitgliederquote im Kundenkreis lässt allerdings dieses Argument fragwürdig erscheinen, und Negativeffekte wie nachlassender Stellenwert der Mitgliedschaft, abnehmende „Genossenschaftstreue“ der Mitglieder als Geschäftspartner sowie eine Annäherung der genossenschaftsbetrieblichen Geschäftspolitik an generelle Kundenorientierung sind nicht auszuschließen.

Nähe zur Genossenschaft kann das Mitglied auf vielerlei Art erfahren, etwa durch Mitgliederversammlungen, Mitglieder-

briefe, Mitglieder-Events sowie im persönlichen Kontakt durch kompetente Beratung und Betreuung. Die Mitgliedschaft wird von den Mitgliedern geschätzt, wenn sie ein deutliches „Förderungsplus“ gegenüber dem, was Nichtmitgliedern als Nutzen zukommt, wahrnehmen. Mit der jährlichen Überschussverteilung in Form einer Kapitaldividende ist es jedoch nicht getan, soll doch die Mitgliederförderung durch Inanspruchnahme des genossenschaftsbetrieblichen Leistungsangebots entstehen. Letztlich bedarf es des Bewusstseins, dass es vorteilhaft ist, den gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zu frequentieren und dabei die Erfüllung dessen Auftrags zur Mitgliederförderung zu erleben.

PROFILIERUNG DURCH MITGLIEDERORIENTIERUNG

Die bisherigen Ausführungen führen zu der Frage, was außenstehende Nichtkunden und bisherige „Nur-Kunden“ dazu veranlassen kann, Mitglied einer Genossenschaft zu werden, und was vorhandene Mitglieder dazu bewegt, ihre Mitgliedschaft beizubehalten. Mitgliedschaft muss attraktiv sein. Daher werden in Kampagnen zwecks Werbung neuer Mitglieder häufig vorkommende Begriffe wie „Teilhaberschaft“, „Mitsprache“ oder „Solidarität“ nicht sonderlich geeignet sein, die Mitgliedschaft in Genossenschaften begehrenswert erscheinen zu lassen, weil solchen Elementen Unschärfe anhaftet.

Größte Relevanz für eine positive Wahrnehmbarkeit des Mitgliedschaftsgedankens ist in wahrnehmbarer Mitgliederorientierung genossenschaftsbetrieblicher Betätigung zu sehen. Keine andere strategische Ausrichtung lässt die Bedeutung der Mitgliedschaft klarer erkennen. Mitgliederorientierung gewährleistet, die Genossenschaft als mitgliederbezogene Fördergemeinschaft zu verstehen. Dem Management fällt es zu, kontinuierlich die Bedürfnislage und Präferenzen im Mitgliederkreis zu erfassen, um die ihm aufgetragene Mitgliederförderung darauf ausrichten zu können. In diesem Transfer-

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prozess kommt Mitgliederorientierung zum Ausdruck. Systemgemäßer Umgang mit dem Förderzweck stärkt die Kooperationsneigung der Mitglieder. Positive Effekte zeigen sich unter anderem in der Akzeptanz angebotener Sach- und Dienstleistungen, Vertrauen sowie in freiwilliger Bindung an die Genossenschaft. Mitgliederorientierung kommt in erster Linie in geschäftspolitischer Vorzugsbehandlung der Mitglieder als Primärzielgruppe mittels materieller Vorteile durch günstigere Preise, Gebühren und/oder sonstige Konditionen zum Ausdruck. Mitgliederförderung zu propagieren, aber Nichtmitglieder und Mitglieder als gleichwertige Geschäftspartner zu behandeln, würde nicht zusammenpassen. Mit dem Verzicht auf eine Differenzierung zwischen den beiden Kundengruppen riskiert eine Genossenschaft, die Bindung von Mitgliedern an ihre Genossenschaft zu schwächen und „Genossenschaftsmüdigkeit“ auszulösen. Ausbleibende Ungleichbehandlung von Mitglied und Nichtmitglied käme sowohl einer Diskriminierung der Mitglieder als auch einer Abwertung der Mitgliedschaft gleich.

Vielmehr sollte gelten: Je größer die Vorteile für die Mitglieder, umso attraktiver ist die Mitgliedschaft in einer Genossenschaft.

Dagegen mangelt es dem Erwerb der Mitgliedschaft an Attraktivität, wenn Mitglieder und Nichtmitglieder auf der Geschäftsebene weitgehend gleichgestellt sind.

Was kann diese Einschätzungen zustimmungsfähig machen? Zum einen erscheint eine Besserstellung der Mitglieder gerechtfertigt, weil sie als Kapitalgeber, Mitwirkende an demokratischer Selbstverwaltung und Risikoträger „Beiträge“ an die Genossenschaft leisten, die außenstehenden Kunden nicht abverlangt werden können. Hinzu kommt der bereits erwähnte, empirisch nachgewiesene Tatbestand, wonach Mitglieder in der Regel bessere Kunden als Nichtmitglieder sind. Aus alledem lässt sich ein Anspruch der Mitglieder auf geschäftspolitische Vorzugsbehandlung herleiten. Überdies steht es Nichtmitglieder-Kunden offen, durch Beitritt zur Genossenschaft in den Genuss

jener Vorteile zu gelangen, die den Mitgliedern vorbehalten sind. Genossenschaften mit hohem Anteil an Nichtmitgliedern in ihrem Kundenkreis sollten jedem „guten Nur-Kunden“ die Mitgliedschaft anbieten. Je mehr es dabei gelingt, neue Mitglieder zu gewinnen, umso mehr gewinnt das bekannte Argument, wonach „Fremdgeschäfte“ die Vorstufe für künftige Mitgliedschaften bilden, an Glaubwürdigkeit. Auch würde dem Eindruck, eine Unterscheidung von Mitgliedern und Nichtmitgliedern sei – aus welchen Gründen auch immer – nicht gewollt, entgegengewirkt.

FAZIT

Die Mitgliedschaft in einer Genossenschaft verdient, als Besonderheit wahrgenommen, behandelt und kommuniziert zu werden. Diese nicht kopierbare Kernkompetenz soll attraktiv sein, um sich als Unternehmen im Markt profilieren, die Mitglieder aktiv einbinden und Außenstehende zum Beitritt bewegen zu können. Die Beziehung zur Mitgliedschaft ist heute weniger von emotionaler Bindung geprägt. Wesentliche Bedeutung kommt ökonomischen Vorteilen im Zweckgeschäft mit Mitgliedern zu. Diesbezüglich muss sich Mitgliedschaft lohnen. Günstige Preise und sonstige Konditionen gelten als wichtigster Beleg für die Erfüllung des genossenschaftlichen Förderauftrags.

Mitglieder erleben die Mitgliedschaft in dem Maße, wie ihre Genossenschaft erkennbar Mitgliederorientierung betreibt, als etwas Besonderes. Diese Ausrichtung von Verhalten und Handeln schließt eine geschäftspolitische Besserstellung der Mitglieder ein. Einer Differenzierung zwischen Mitgliedern und „Nur-Kunden“ auf der Leistungsebene kommt insofern große Bedeutung zu, als sie eine Aufwertung der Mitgliedschaft und Stärkung der Identifikation mit der Genossenschaft ermöglicht. Darüber hinaus werden Nichtmitglieder-Kunden in Mitgliederorientierung dieser Art einen ökonomischen Sinn sehen und motiviert sein, der betreffenden Genossenschaft als Mitglied beizutreten. g

Günther Ringle war lange Jahre Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Genossenschaftsbetriebslehre, an der Universität Hamburg und Mitherausgeber der „Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen“.

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Wie ist die Stimmung in der Wirtschaft?

Auch heuer haben die Volksbanken im Rahmen einer großen Studie Stimmungen, Trends und Zukunftspläne bei den österreichischen Unternehmerinnen und Unternehmern erhoben.

Dabei ging es um die persönliche Zufriedenheit, die Herausforderungen, die Einstellung zur Nachhaltigkeit und vieles mehr. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.

Zufriedenheit mit dem Unternehmerdasein

Die Zufriedenheitswerte haben sich nach einem leichten Rückgang im Vorjahr wieder erholt und erreichen das Niveau von 2020, 48 Prozent sind sehr zufrieden mit ihrem Unternehmerdasein. Allerdings: Je jünger die Befragten, desto seltener geben sie an, sehr zufrieden zu sein.

Welche Aspekte sind besonders wichtig?

Soziale Verantwortung besitzt für Unternehmerinnen und Unternehmer die höchste Priorität, gefolgt von Nachhaltigkeit und Regionalität. Für kleine Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz unter 300.000 Euro hat Regionalität besonders hohe Relevanz.

INFOGRAFIK

Interesse an Investitionen in Nachhaltigkeit

Energiesparen ist der interessanteste Bereich für eine Investition in Nachhaltigkeit, gefolgt von Abfallvermeidung und -recycling sowie erneuerbaren Energien. Auch interessant: 46 Prozent haben bereits Nachhaltigkeitsprojekte umgesetzt, weitere 15 Prozent haben solche in Planung.

Was ist wichtig bei der Hausbank?

Zuverlässigkeit steht bei der Beziehung zur Hausbank an erster Stelle, gefolgt von kompetenter Beratung. Kreditvergaben und Finanzierungen sowie die Beratung bleiben bei Kundinnen und Kunden am häufigsten in positiver Erinnerung.

Quelle: Volksbank-Unternehmerstudie 2023, Gallup Institut, Methode: CATI, Sample: 1.002, Zeitraum: Jänner 2023 INFOGRAFIK

Was die neuen Whistleblowing-Regeln bedeuten

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

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Mit dem HSchG sollen Personen geschützt werden, die aus ihrem beruflichen Umfeld Informationen über Rechtsverletzungen, Straftaten oder Gefährdungen erlangt haben und diese an Aufsichtsorgane, Behörden oder Medien weitergeben.

Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern müssen für Hinweisgeber noch heuer einen internen Meldekanal einrichten. Gleichzeitig wird von den Behörden auch eine externe Meldestelle eingerichtet.

Geschützt werden Hinweisgeber etwa vor Suspendierungen, Kündigungen, Nichtverlängerung bei Befristung, Änderung der Arbeitszeit, Kündigung oder Aufhebung von Verträgen über Waren und Dienstleistungen.

Die Identität der Hinweisgeber ist dabei bestmöglich zu schützen. Die Geheimhaltungspflicht soll sie vor Vergeltungsmaßnahmen, Sanktionen oder Mobbing bewahren.

Vor allem für mittlere und große Unternehmen – und damit auch viele Genossenschaften – treten heuer neue Bestimmungen in Kraft, um sogenannte Whistleblower besser zu schützen. Grundlage dafür ist das vom Nationalrat bereits beschlossene HinweisgeberInnenschutzgesetz (HSchG), welches eine EU-Richtlinie umsetzt. Wir klären auf, was Betriebe in Zukunft beachten müssen.

Text: Christiane Lewisch

Foto: iStockphoto

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Das neue Gesetz verwendet zwar den Begriff Hinweisgebersystem, allgemein gebräuchlich ist allerdings das Schlagwort „Whistleblowing“. Whistleblower sind Personen, die aus ihrem beruflichen Umfeld Informationen über Rechtsverletzungen, Straftaten oder Gefährdungen erlangt haben und diese beispielsweise an Aufsichtsorgane, Behörden oder Medien weitergeben. International sind schon seit Jahren – teilweise auch prominente und in den Medien behandelte – Fälle bekannt, in denen Insider Rechtsverletzungen mit beträchtlichem Schaden für die Allgemeinheit aufdecken. Obwohl ihre Informationsweitergabe rechtlich und gesellschaftlich

wertvoll ist, riskieren diese Hinweisgeber oft Anfeindungen oder gar möglicherweise existenzbedrohende Gerichtsprozesse. Zudem besteht die Gefahr, am Arbeitsplatz oder im geschäftlichen Umfeld unter Druck zu kommen und Nachteile zu erleiden. Natürlich konnten sich Hinweisgeber auch schon bisher auf Schutzbestimmungen etwa im Zivil- oder Arbeitsrecht berufen, allerdings war dieser Schutz in Europa unterschiedlich stark ausgeprägt. Ziel einer neuen EU-Richtlinie war daher, europaweite Mindeststandards für einen wirksamen Schutz der Hinweisgeber zu schaffen. Damit wird der in Teilbereichen wie im Finanzsektor oder Wettbewerbsrecht bereits bestehende Hinweisgeberschutz auf alle Branchen ausgedehnt. Die Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht beschränkt sich in Österreich weitgehend auf die vorgegebenen zwingenden Inhalte, um die Belastung für vom HSchG erfasste kleinere und mittlere Unternehmen möglichst gering zu halten.

WER MUSS EINEN MELDEKANAL EINRICHTEN?

Unternehmen und Personen öffentlichen Rechts mit mehr als 50 Arbeitnehmern sind zur Einrichtung eines internen Meldekanals verpflichtet. Zu welchem Zeitpunkt die Unternehmen den Kanal einzurichten haben, ist abhängig von der Arbeitnehmerzahl:

» Für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen mit mindestens 250 Beschäftigten gilt die Verpflichtung bereits ab dem 25. August 2023.

» Für Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten gilt sie ab 18. Dezember 2023.

» In Unternehmen, die schon bisher zur Einrichtung von Meldestellen verpflichtet waren (wie im Finanzbereich), gilt aufgrund der Regelung in den Sondergesetzen keine Mindestarbeitnehmerzahl.

Gleichzeitig wird für den privaten Sektor auch eine externe Meldestelle eingerichtet, diese ist im Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung angesiedelt, soweit nicht sondergesetzlich andere Meldestellen bestehen (etwa die Finanzmarktaufsicht für das Finanzmarkt-

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Geldwäschegesetz). Hinweisgeber sollen prüfen, ob sie einen Hinweis zunächst einer internen Stelle geben können, eine Meldung an eine externe Stelle kommt insbesondere dann in Frage, wenn interne Meldungen nicht zumutbar sind oder sich als erfolglos oder aussichtslos erwiesen haben. Das interne Meldesystem soll so gestaltet sein, dass Hinweisgeber diesen Meldekanal gegenüber der externen Stelle bevorzugen.

Wichtig zu wissen: Die Nichteinrichtung eines internen Meldekanals steht nicht unter Strafe. Besteht ein interner Meldekanal allerdings nicht, ist zu bedenken, dass eventuelle Meldungen dann gegebenenfalls über die externe Meldestelle erfolgen würden.

WER SOLL GESCHÜTZT WERDEN?

Das Gesetz gilt zum Schutz von Arbeitnehmern, Bewerbern, selbstständig erwerbstätigen Personen wie Lieferanten oder Vertragspartnern, Mitgliedern leitender Organe und Bediensteten von Auftragnehmern. Jedenfalls muss sich der Hinweis aus der beruflichen Verbindung ergeben. Das Gesetz differenziert aber bei der Einrichtung des Systems: Nur für Arbeitnehmer muss ein internes Meldesystem errichtet werden, für alle anderen Hinweisgeber kann ein solches eingerichtet werden. Hinweise können beispielsweise folgende Bereiche betreffen: öffentliches Auftragswesen, Produktsicherheit, Finanzdienstleistungen, Finanzprodukte und Finanzmärkte sowie Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, Umweltschutz, Tierschutz, Verbraucherschutz, Datenschutz, Korruptionsstraftatbestände oder öffentliche Gesundheit.

WANN GILT DER SCHUTZ?

Der Schutz gilt ab Abgabe eines Hinweises an eine interne oder externe Meldestelle, wenn der Hinweisgeber zu diesem Zeitpunkt aufgrund der tatsächlichen Umstände und der ihm verfügbaren Informa -

tionen hinreichende Gründe zur Annahme hatte, dass der gegebene Hinweis wahr ist und in den Geltungsbereich des Gesetzes fällt. Anonyme Hinweisgeber sind dann geschützt, wenn ihre Identität ohne ihr Zutun bekannt wird. Offenkundig falsche oder irreführende Hinweise sind von Meldestellen mit der Nachricht zurückzuweisen, dass sie Schadenersatzansprüche begründen und eventuell gerichtlich oder als Verwaltungsübertretung verfolgt werden können. Geschützt werden sollen Hinweisgeber etwa vor Suspendierungen, Kündigungen, Nichtverlängerung bei Befristung, Änderung der Arbeitszeit, Kündigung oder Aufhebung von Verträgen über Waren und Dienstleistungen. Der Arbeitgeber ist zur Wiederherstellung des rechtmäßigen Zustandes, Schadenersatz und einer Entschädigung für die erlittene persönliche Beeinträchtigung verpflichtet. Im Verfahren gilt die Beweislastumkehr: Der Hinweisgeber hat nur glaubhaft zu machen, dass eine Maßnahme als Vergeltung für den Hinweis erfolgt ist. Das Unternehmen muss seinerseits glaubhaft machen, dass der Maßnahme mit höherer Wahrscheinlichkeit ein anderes Motiv zugrunde liegt.

WIE ERFOLGEN MELDUNGEN?

Meldungen müssen schriftlich oder mündlich möglich sein. Die internen Meldestellen haben unparteiisch und unvoreingenommen vorzugehen. Personen, die mit der Entgegennahme und Behandlung von Hinweisen betraut sind, müssen diesbezüglich weisungsfrei sein. Weiters muss die Bearbeitung von Meldungen nach einem transparenten Verfahren erfolgen (Beispiel: Bestätigung des Erhalts der Meldung binnen sieben Tagen, Bearbeitung binnen drei Monaten). Die Aufgaben der internen Meldestelle können auch auf einen Externen (Rechtsanwalt) oder eine andere Konzerngesellschaft übertragen werden.

Achtung: Anonyme Meldungen müssen nicht vorgesehen werden, werden sie aber zugelassen, muss eine anonyme Zweiwegkommunikation möglich sein.

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VERTRAULICHKEIT UND DATENSCHUTZ

Die Identität der Hinweisgeber ist durch interne und externe Meldestellen geheim zu halten. Die Geheimhaltungspflicht soll den Hinweisgeber vor Vergeltungsmaßnahmen, Sanktionen oder Mobbing schützen. Sie gilt sowohl, wenn der Hinweisgeber seine Identität bekannt gibt, als auch dann, wenn auf diese durch sonstige Angaben oder Umstände geschlossen werden kann.

Es dürfen daher nur jene Mitarbeiter und Berater in die Bearbeitung von Meldefällen eingebunden werden, die hierfür zwingend erforderlich sind („Need to know“-Prinzip).

Beispiele für weitere Maßnahmen zur Geheimhaltung der Identität sind etwa genaue Zugriffsregeln auf die Meldesachverhalte und deren Überwachung oder die Sicherstellung, dass auch in vorgesehenen Berichten an Dritte die Identität des Melders nicht genannt wird.

Die Offenlegung der Identität in Verfahren ist nur dann zulässig, wenn dies unerlässlich und hinsichtlich der Gefährdung der Hinweisgeber verhältnismäßig ist. Die Verletzung der Vertraulichkeitsverpflichtung steht unter Strafe. Die Vorgaben für die vertrauliche Behandlung der Identität von Hinweisgebern gelten auch für die Geheimhaltung der Identität der betroffenen oder beschuldigten Person.

Alle eingehenden Hinweise sind zu dokumentieren. Personenbezogene Daten, die für die Hinweisbearbeitung nicht benötigt werden, dürfen nicht erhoben werden oder sind sofort zu löschen. Andere personenbezogene Daten sind fünf Jahre oder so lange aufzubewahren, wie sie für die Durchführung von Verfahren erforderlich sind. Die datenschutzrechtlichen Auskunftsrechte werden eingeschränkt, soweit das zum Schutz von Hinweisgebern erforderlich ist. Hinweisgeber, interne und externe Stellen sowie Behörden dürfen Geschäftsgeheimnisse, die ihnen aufgrund eines Hinweises bekannt werden, nur für die Zwecke des HSchG und nur im dafür erforderlichen Ausmaß benutzen oder offenlegen.

WIE HOCH SIND DIE STRAFEN?

Die Behinderung von Hinweisgebern, die Ergreifung von Repressalien, die Verletzung der Vertraulichkeit sowie ein wissentlich falscher oder irreführender Hinweis können mit einer Verwaltungsstrafe von bis zu 20.000 Euro (40.000 Euro im Wiederholungsfall) geahndet werden.

WEITERE WICHTIGE BESTIMMUNGEN

» Befreiung von Haftung und Geheimhaltungsverpflichtungen: Schutzwürdige Hinweisgeber haften nicht für tatsächliche oder rechtliche Folgen eines berechtigten Hinweises.

» Offenlegung: Unter bestimmten Umständen sind Hinweisgeber berechtigt, Hinweise durch Zugänglichmachen etwa auf sozialen Plattformen zu veröffentlichen. Dies gilt etwa dann, wenn es einen hinreichenden Grund zur Annahme gibt, dass die Rechtsverletzung eine unmittelbare oder offenkundige Gefährdung des öffentlichen Interesses darstellen kann – beispielsweise in einer Notsituation oder bei Gefahr eines irreversiblen Schadens.

» Arbeitsrecht: Das HSchG trifft keinerlei Klarstellungen hinsichtlich der arbeitsrechtlichen Aspekte, etwa ob für die Errichtung des Meldekanals eine Betriebsvereinbarung notwendig ist. Die arbeitsrechtliche Beurteilung hängt daher von der konkreten Ausgestaltung des Meldesystems ab.

» Verhältnis zu aufgrund anderer gesetzlicher Vorschriften einzurichtenden Hinweisgebersystemen: Hier kommt das HSchG immer dann zur Anwendung, wenn die sondergesetzlichen Vorschriften (etwa Bankwesengesetz, Finanzmarkt-Geldwäschegesetz) keine spezielle Regelung enthalten. Dies betrifft insbesondere die Schutzvorschriften und teilweise auch das Verfahren. g

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Christiane Lewisch leitet die Rechtsberatung des ÖGV. E-Mail: christiane. lewisch@oegv.volksbank.at

Kanareninsel La Palma:

Löcher schwarze und Lava

Bill McGuire, der führende britische Vulkanologe und Tsunami-Experte, schrieb den „Leitfaden für das Ende der Welt“. Er sagte das Auseinanderbrechen La Palmas während einer Vulkaneruption voraus und in Folge einen Mega-Tsunami, der die Karibik und die US-Ostküste zerstören würde, vorher die Kanaren und Westafrika. Wir trauen uns trotz der apokalyptischen Prognose auf die Insel.

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Selbst an ruhigen Tagen werden auf La Palma an die zehn Beben gemessen, allerdings mit einer geringen Magnitude von etwa zwei, also ganz leichte Beben, kaum wahrnehmbar, nichts zu befürchten. Ab dem 11. September 2021 aber kam es im

südlichen Teil der Insel, in der Region Cumbre Vieja, zu einer starken seismischen Aktivität. Der Vulkan Tajogaite stand unter genauer Beobachtung von spanischen Vulkanologen und dem EU-Weltraumprogramm Copernicus, nachdem innerhalb einer Woche mehr als 22.000 Erschütterungen gemessen worden waren. Die zunehmende Häufigkeit, das Ausmaß und die geringe Tiefe der Ereignisse waren ein Hinweis auf einen bevorstehenden Ausbruch, der sich dann am 19. September auch tatsächlich ereignete und die Evakuierung von rund 7.000 Menschen zur Folge hatte. Die Eruption dauerte 85 Tage bis zum 13. Dezember, offizielles Ende war der 25. Dezember 2021. Der Ausbruch forderte zwar keine Todesopfer, aber er zerstörte über 1.600 Gebäude, unterbrach Verkehrs- und Kommunikationsnetze. 70 Kilometer an Straßen und 370 Hektar Bananenplantagen, die für die lokale Wirtschaft von Bedeutung sind, wurden unter der Asche begraben. In weniger als drei Monaten bildete der Ausbruch ein Lavafeld von über zwölf Quadratkilometern mit einer Tiefe von bis zu zehn Metern. Zum Vergleich: Von den sieben früheren Eruptionen auf La Palma in den letzten 500 Jahren bildete der „produktivste“ Ausbruch ein Lavafeld von nur 4,4 Quadratkilometern.

WANDERN DURCH BIZARRE LAVALANDSCHAFTEN

Mein Weg zu diesem neuen Vulkan beginnt nahe beim ersten historischen Vulkan aus dem Jahr 1480, dem Tacande, der von den Einheimischen auch „montana quemada“, verbrannter Berg, genannt wird. Bevor wir losgehen, wird die Luftqualität gemessen,

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Text und Fotos: Hermann Fritzl Tajogaite – der neue Vulkan auf La Palma

sie ist heute okay. Die vulkanische Gaskonzentration an Kohlenstoff- und Schwefeldioxid ist gering, wir dürfen in den tiefen, schwarzen Lavaschlacken loswaten. Während des Ausbruchs hat es dagegen immer wieder lokale Ausgangssperren gegeben. Estrella, meine Führerin, sagt: „Die Eruptionen waren sehr laut, wir konnten kaum schlafen, das ging über Wochen so. Die Lavafontänen waren bis zu 600 Meter hoch, Erdbeben in der Stärke von vier bis sechs erschütterten uns, es gab massiven Ascheregen. Dazu kam noch der Schwefelgestank, es war fast nicht auszuhalten.“ Später erzählt sie: „Die Insel ist durch Vulkanasche um 47 Hektar größer geworden, Tiere und Pflanzen siedeln sich über und unter Wasser an, schneller als wir alle gedacht haben.“ Es ist eine bizarre, schwarze Landschaft, durch die wir stapfen. Bäume haben der Lava, dem Ascheregen, der glühenden Hitze und den giftigen Vulkangasen getrotzt und strecken sich Richtung Himmel.

Wir sehen die beiden charakteristischen Oberflächenformen erkalteter Lavaströme, beide hawaiianisch benannt: Die scharfkantigen, unregelmäßig gezackten Brocken heißen A‘a-Lava, man könnte auch „Auweh“ sagen, weil man sich beim Gehen leicht verletzen kann. Dagegen besitzen

Pahoehoe-Lavaströme eine glatte, wulstige, seilartig verformte Oberfläche und können gut begangen werden. Sie entstehen aus dünnflüssiger, etwa 1.200 Grad heißer Lava. Schließlich sind wir nahe dem neuen Vulkan, schauen in seinen Kegel. Er faucht mehrmals leise, so als würde er uns in seiner Sprache begrüßen wollen. Estrella sagt: „Wir nennen ihn Tajogaite, das bedeutet zerbrochener Berg in der Sprache der Guanchen, der Ureinwohner.“

Die Eruption und die Prozesse, die dazu führten, wurden gründlich wissenschaftlich untersucht, zum ersten Mal gab es hochauflösende Bilder aus der Erdtiefe, die während des Eruptionsprozesses aufgenommen wurden. Seismische Aktivitäten in Form von Erdbebenschwärmen begannen bereits im Oktober 2017 in zehn bis 25 Kilometern Tiefe und dauerten mit geringer Stärke bis August 2021, dann gab es eine plötzliche Beschleunigung, und das Magma stieg in weniger als sieben Tagen aus zehn Kilometern Tiefe an die Oberfläche. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört auch die Tatsache, dass die Existenz eines großen Magmareservoirs unter der Insel La Palma festgestellt wurde, was bedeutet, dass mögliche Eruptionen öfter, schneller und explosiver ablaufen könnten, als dies bisher mit den klassischen Modellen der Vulkanologie eingeschätzt worden war.

DEN BLICK ZU DEN STERNEN GERICHTET

Wir ändern die Blickrichtung und schauen nach oben: La Palma zählt zu den wenigen Orten auf der Erde ohne Lichtverschmutzung, das führt an höher gelegenen Stellen zu einer unglaublich klaren Sicht auf den Nachthimmel. Zum einen sorgt der Passat für eine Wolkendecke und verhindert das Aufsteigen heißer Luft oberhalb von 1.500

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FREIZEIT
Die Folgen der Eruption sind an vielen Stellen noch deutlich sichtbar

Metern, damit gibt es in darüberliegenden Höhenlagen kein Flirren in der Luft. Per Gesetz wurden außerdem künstliche Beleuchtung, elektromagnetische Strahlung, Bauten oberhalb von 1.500 Metern Höhe und Überflüge verboten. Aufgrund dieser Voraussetzungen hat die UNESCO La Palma 2012 zum ersten Starlight-Reservat der Welt erklärt. Für Sternengucker und Astrofotografen sind die Bedingungen ideal, die äquatornahe Lage erlaubt zudem die Sicht auf Himmelsobjekte, die sonst nur von der Südhalbkugel aus zu sehen sind. Den Astro-Touristen wird es leicht gemacht, es wurden Aussichtspunkte eingerichtet, die Miradores Astronomicos, von denen aus sich bestimmte Himmelsobjekte ideal beobachten lassen.

Nahe der höchsten Erhebung der Insel, dem Roque de los Muchachos, liegt auf 2.400 Metern Höhe die neben Chile und Hawaii wichtigste erdgebundene Observatorienanlage, die seit 1988 von mehreren Ländern gemeinsam betrieben wird. Führungen sind unter rechtzeitiger Anmeldung untertags möglich, nachts ist das Gelände abgesperrt, damit die Astronomen ungestört arbeiten können. Das Gran Telescopio de Canarias, Durchmesser zehn Meter, erforscht die Entstehung der Sterne und soll zehn Milliarden Mal empfindlicher als das menschliche Auge sein. Das Swedish Solar Telescope, Durchmesser ein Meter, richtet seinen Spiegel auf die Sonne und analysiert diese 1.000 Mal in der Sekunde. Das weltgrößte Large-Sized Telescope, Spiegeldurchmesser 23 Meter, 45 Meter hoch, 100 Tonnen schwer, erfasst äußerst rasch und sensibel Gammastrahlen und sammelt damit Wissen zu schwarzen Löchern und dunkler Energie.

La Palma bietet damit sowohl Blicke ins Erdinnere als auch in die Tiefen des Weltraums. Mehr als sehenswert! g

Hermann Fritzl ist Autor mehrerer Theaterstücke und zahlreicher Artikel über Reisen und zu verschiedenen Aspekten der Finanzindustrie. Zuvor war er im Bereich Volksbanken-Marketing und PR sowie als Volksbanken-Ombudsmann für den ÖGV tätig. Er studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. Derzeit schreibt er an einer Masterarbeit über Extremrisikosport.

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Auf der Suche nach schwarzen Löchern Oberhalb der Passat-Wolken verspricht der Himmel klare Sicht
FREIZEIT

Neues aus dem Team

Anton Fogl verstärkt unser Team im Eventmanagement und unterstützt bei Bedarf auch unsere Kolleginnen und Kollegen im Facility Management. Davor hat er unter anderem in unserem Nachbarhaus, dem Burgtheater, auf der Bühne mitgewirkt.

Christian Lang ist mit dem Aufbau der Stabsstelle Strategie des ÖGV betraut worden. Der Oberösterreicher verfügt über einen Master of Business Law der Universität Salzburg und ein abgeschlossenes Diplomstudium an der Fachhochschule Wien im Bereich Marketing und Sales. Er war über zehn Jahre für ein führendes österreichisches Unternehmen tätig, einen Großteil davon in leitender Position.

Im Gedenken an Thomas Arlt

Der ÖGV trauert um seinen langjährigen Mitarbeiter Thomas Arlt, der im März nach schwerer Krankheit viel zu früh von uns gegangen ist. Wir verlieren einen sehr fleißigen, kompetenten und loyalen Kollegen, der uns mit seinem IT-Fachwissen stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Auch seine warmherzige Art und seinen feinen Humor haben wir außerordentlich geschätzt. Die Art und Weise, wie er sein Schicksal annahm und wie tapfer er gegen seine Krankheit ankämpfte, war bewundernswert. Thomas Arlt hinterlässt eine große Lücke, aber wir sind froh, dass wir ihn kennenlernen durften. Möge er in Frieden ruhen!

Genossenschaft in den Medien

Unter dem Titel „Das ist die Goldklasse der Prüfung“ brachte die „Presse“ im Mai einen ausführlichen Bericht über die vom ÖGV mitinitiierte neue Ausbildung zum zertifizierten Bankprüfungsmanager (CBAM). Die „Vorarlberger Nachrichten“ berichteten über die Wahl von Gerhard Hamel, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg, zum Präsidenten des ÖGV. Auch der Auftritt von Ministerin Leonore Gewessler beim Verbandstag sorgte für Schlagzeilen in den Medien. Und die Website von „klimaaktiv“, einer Initiative des Klimaschutzministeriums, brachte ein großes Interview mit Barbara Pogacar, Leiterin des ÖGVGründerservice, über die Vorteile der Genossenschaft als Rechtsform für Energiegemeinschaften. Nachzulesen unter: www. klimaaktiv.at/gemeinden/finanzierung/ interview-genossenschaftsverband.html

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ÖGV
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Diplomverleihung durch Finanzminister Brunner

Wie berichtet hat der ÖGV gemeinsam mit den Kollegen von Raiffeisen und Sparkassen den Verband der dezentralen Bankprüferverbände Österreichs gegründet und ein neues Ausbildungsformat zum zertifizierten Bankprüfungsmanager (Certified Bank Audit Manager, CBAM) geschaffen. Nun konnte Finanzminister Magnus Brunner die Diplome an die ersten Absolventinnen und Absolventen überreichen – darunter mit Rudolf Hackl und Simon Haunsperger auch zwei Mitarbeiter der ÖGV-Revision.

„Die Ausbildung zu standardisieren und laufend zu optimieren, ist ein wichtiger Schritt, um die Qualität der Bankenprü -

fung zu garantieren und das Vertrauen der heimischen Bevölkerung, aber auch der Wirtschaft in krisensichere Banken und einen stabilen Finanzsektor zu stärken“, unterstrich der Finanzminister in seiner Rede. Zertifizierte Bankprüfungsmanager verfügen in allen wesentlichen Bereichen der Bank über fundierte betriebswirtschaftliche und rechtliche Kenntnisse. Im Rahmen der Ausbildung wird auch auf Managementfähigkeiten wie Teamführungskompetenz geachtet. Die exklusiv durch die dezentralen Verbände angebotene Zertifizierung soll in Zukunft verpflichtend sein.

Parlamentsbesuch mit exklusiver Führung

Auf Einladung von Verbandsanwalt

Peter Haubner waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ÖGV im April zu Gast im Parlament. Der stellvertretende ÖVPKlubobmann und seine parlamentarische Mitarbeiterin Gertrud Kirchweger führten das Team des Verbandes durch das runderneuerte Haus am Ring, erklärten die Abläufe der politischen Arbeit und gaben Einblicke hinter die Kulissen.

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Fotos: Dieter Steinbach
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Die ÖGV-Prüfer Rudolf Hackl (li.) und Simon Haunsperger (re.) mit Finanzminister Magnus Brunner und Gerhard Margetich, Präsident des Bankprüferverbandes

Hohe Auszeichnung für Franz Reischl

Als Präsident und Vizepräsident ist Franz Reischl der perfekte Botschafter für den ÖGV und die Genossenschaft gewesen. Nun ist er mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, einer der höchsten Auszeichnungen des Landes, geehrt worden. Das von Bundespräsident Alexander Van der Bellen verliehene Ehrenzeichen wurde ihm im März von Wirtschaftsminister Martin Kocher überreicht (Bild). Reischl war viele Jahre lang erfolgreicher Geschäftsführer der Bäckerund Konditorengenossenschaft BÄKO. Aus kleinen regionalen Einheiten formte er eine moderne, schlagkräftige Einkaufsgenossenschaft mit Sitz in Linz, die für ihre österreichweit über 1.200 Mitgliedsbetriebe nicht mehr wegzudenken ist. Heute hat die BÄKO, die mittlerweile auch im benachbarten Südtirol aktiv ist, rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Jahresumsatz

Volksbanken-Verbund

beträgt über 100 Millionen Euro. Aktuell ist Reischl im Vorstand der neu gegründeten ProNahGeno engagiert, einer Genossenschaft im Zukunftsfeld der Regionalentwicklung. Als Experte und Botschafter für die Genossenschaft bleibt er über die Grenzen Österreichs hinaus gefragt.

Pfandbrief für Privatanleger emittiert

Nach dem ersten Green Bond für institutionelle Investoren hat die Volksbank Wien, die Zentralorganisation des Verbundes, nun auch ein Produkt für Privatanleger emittiert: Bis 12. Juni konnte ein zweijähriger Pfandbrief mit einem Fixzinssatz von 3,125 Prozent gezeichnet werden. Als mündelsichere Anlageoption verfügt er über ein „Aaa“-Rating von Moody’s und einen hypothekarisch besicherten Deckungs -

stock als Sondervermögen. Generaldirektor Gerald Fleischmann: „Gerade Privatanlegern möchten wir Sicherheit bieten und so das Vertrauen in den österreichischen Finanzmarkt stärken. Der Pfandbrief der Volksbank Wien ist eine Möglichkeit, in die heimische Wirtschaft zu investieren, und zugleich Teil unseres Maßnahmenpakets, um die österreichische Konjunktur anzukurbeln.“

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ÖGV
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Foto: BMAW/Enzo Holey

Auszeichnung für „Hinter dem Erfolg“-Kampagne

Die zu Jahresbeginn gestartete Imagekampagne der Volksbanken („Hinter dem Erfolg“) hat in allen BranchenBenchmarks Topwerte erzielt. Besonders erfolgreich war dabei die Außenwerbung im großen Sonderformat: Das Plakat holte im März die Out-of-Home-Trophy in den Bundesländern Salzburg und Tirol. Auch im Print-Bereich konnte die Werbung punkten: Mit hohen Werten bei Wiedererkennung und Markenimpact wurden die Kampagnen der anderen Banken klar übertroffen. Die digitale Ausspielung überzeugte vor allem mit hoher Bekanntheit. Damit ist den Volksbanken ein ansprechendes, sympathisches und originelles Kampagnen-Sujet mit sehr guten Werten in allen abgefragten Kriterien gelungen.

Parallel dazu wurde die Contentserie „#hinterdemerfolg“ gestartet. Das neue Format zeigt die ÖSV-Skisprungstars von ihrer ganz persönlichen Seite. Sie beantworten dabei Fragen zum Thema Erfolg – etwa, wie sie mit Höhen und Tiefen umgehen, was es braucht, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein oder wer sie auf ihrem Weg unterstützt. Nicht nur die Community ist begeistert, was 250.000 generierte Kontakte und 140.000 Video-Views bestätigen. Auch die Skispringerinnen und Skispringer selbst haben die Beiträge fleißig geteilt und kommentiert.

AUCH KAMPAGNE IN VORARLBERG PREISGEKRÖNT

Über eine Out-of-Home-Trophy durfte sich im April auch die Volksbank Vorarlberg freuen: Prämiert wurden die City Lights im Rahmen der aktuellen Nachhaltigkeitskampagne. Mit der Sujet-Reihe „Mein Geld ist so nachhaltig wie …“ bewirbt die regionale Genossenschaftsbank ihr Erfolgsmodell der achtsamen Geldanlage. „Wenn eine Kampagne den Zahn der Zeit trifft, das richtige Medium wählt, in diesem Fall das reichweitenstarke City Light, und dann noch mit einer passenden Content-Mischung daherkommt, dann generiert die Message sofort eine Aktivierung der Zielgruppe”, lobt Manuel Mathis von der Progress Werbung.

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Das Team von Progress Werbung bei der Überreichung der Out-of-Home-Trophy in Salzburg an Generaldirektor Andreas Höll und Klaus-Peter Lovcik Verleihung der Auszeichnung in Tirol an Marketingleiter Matthias Ampferer und Vorstand Martin Holzer Bei der Verleihung der Auszeichnung: Mirjam Pfundt-Kempkes (Volksbank Vorarlberg), Gerhard Brenndörfer (Agentur Konzett & Brenndörfer), Manuel Mathis (Progress Vorarlberg) Foto: Progress
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Volksbanken-Verbund

IT-Großprojekt im Finanzund Risikobereich

Über einen Zeitraum von vier Jahren werden mehr als 50 Millionen Euro in die Modernisierung der Volksbanken-IT im Bereich der Finanz- und Risikoarchitektur investiert. Es handelt sich dabei um das bisher größte Umsetzungsvorhaben im Rahmen der neuen Partnerschaft mit Accenture.

Das Programm unter dem Titel „BCBS#239/ IFRA“ umfasst neben der Umsetzung regulatorischer Anforderungen auch den Einsatz modernster technischer Standardlösungen. Durch die Verringerung individueller Datenverarbeitungen soll es zu effizienteren Prozessen in allen Fachbereichen kommen. Daneben erwartet sich der Verbund wesentliche Verbesserungen bei Datenqualität und Data Governance sowie einen großen Schritt in Richtung datengetriebene Organisation. Das soll letztlich auch die Attraktivität der Volksbanken als Arbeitgeber steigern.

Rainer Borns, als stellvertretender Generaldirektor der Volksbank Wien verantwortlich für den Bereich Finanzen, über das neue Programm: „Wir wollen damit die wesentliche prozessuale Anforderung umsetzen, binnen zehn Bankarbeitstagen unter anderem Einzel- und konsolidierte Abschlüsse, Risikodaten sowie weitere Meldewesenberichte zur Verfügung zu stellen. Das ist die Grundlage für die Implementierung regulatorischer Vorgaben, unsere Geschäftsprozesse in den Bereichen Finanzen und Risiko werden klar verbessert, und die Data-Governance-Kapazität wird gestärkt.“

Daniel Baur, Geschäftsführer der Accenture-Tochter TiGital, betont, dass durch „BCBS#239/IFRA“ eine integrierte, zukunftsfähige Plattform für die Banksteuerung auf Basis von Standardsoftware ge -

schaffen werde, welche alle funktionalen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen erfülle. Durch die Standardisierung der Funktionen und Prozesse ergebe sich die Chance, die Abläufe in den Häusern effizient auf den neuen Standard auszurichten und kostspielige individuelle Datenverarbeitungen zu ersetzen.

Raluca Heigl, Leiterin der Stabsstelle Data Governance & Data Management in der Volksbank Wien, sagt über die Vorteile der verbundweiten Datenorientierung: „Das Programm erleichtert uns die Etablierung einer lebbaren Data Governance. Im Datenqualitätsmanagement sollen künftig Fehler vermieden werden, anstatt sie nachträglich zu korrigieren. Das Reporting erhält zudem ein Fresh-up.“

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Foto: Robert Polster
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Rainer Borns, stellvertretender Generaldirektor der Volksbank Wien

Regionales Geschäftsmodell schwarz auf weiß dokumentiert

Die Volksbank Wien hat Ende März ihren sechsten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, zugleich ist auf freiwilliger Basis der Nachhaltigkeitsbericht für den gesamten Verbund erschienen. Dieser enthält auch eine wissenschaftlich fundierte Schätzung zu den finanzierten Emissionen (Scope 3) und berücksichtigt die GRI-Standards (Global Reporting Initiative). 95,5 Prozent der Volksbank-Finanzierungen erfolgten demnach 2022 innerhalb der Region. Durch das regionale Geschäftsmodell wird das Risiko von negativen Auswirkungen auf Klima und Umwelt deutlich reduziert.

„Regionalität ist einer unserer Kernwerte und neben dem Genossenschaftsprinzip der wichtigste Faktor in der nachhaltigen Positionierung. Als regionale Hausbank stärken wir regionale Wirtschaftskreisläufe und sorgen durch die genossenschaftliche Beteiligungsstruktur für Mitbestimmung. Aktuell zählen die Genossenschaften des Volksbanken-Verbundes rund 500.000 Mitglieder“, so Monika Tögel, Nachhaltigkeitsbeauftragte des Verbundes. Einen starken

Volksbank Wien

Fokus legen die Volksbanken auch auf Diversität: Im Rahmen eines Schwerpunkts zur Gleichberechtigung wurden 2022 vor allem Maßnahmen zur Frauenförderung konkretisiert. Ziel ist es, den Anteil an weiblichen Führungskräften binnen zwei Jahren um zehn Prozent zu steigern. Die Volksbank Wien als Zentralorganisation des Verbundes konzentrierte sich im Berichtsjahr unter anderem darauf, den laufenden Betrieb nachhaltig zu gestalten und den eigenen CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren. Die Zentrale und alle Filialen beziehen seit 2022 zu 100 Prozent Grünstrom, der CO2-frei produziert wird. Der Fuhrpark besteht mittlerweile zu 46 Prozent aus EAutos. Neben der Anwendung der nachhaltigen Beschaffungsstrategie wurden 2022 außerdem ökologische Baustandards erarbeitet, die seit heuer angewendet werden.

Die Nachhaltigkeitsberichte der Volksbank Wien und des Volksbanken-Verbundes gibt’s online zum Downloaden: www.volksbank.at/nachhaltigkeit

Neubesetzung des Aufsichtsrats

Nach der vorzeitigen Rückzahlung des Bundesgenussrechts sind die Vertreter des Bundes vereinbarungsgemäß aus dem Aufsichtsrat der Volksbank Wien ausgeschieden. In der Hauptversammlung am 27. April wurden daher zwölf neue Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte als Kapitalvertreter gewählt. Es gibt auch einen neuen Vorsitzenden: In der konstituierenden Sitzung des Kontrollgremiums fiel die Wahl auf Robert Oelinger (auch AR-Chef der Volksbank Tirol), ersten Stellvertreter ist der bisherige AR-Chef Heribert Donnerbauer, zweiten Stellvertreter Helmut

Hegen (Vorsitzender des Genossenschaftsrats der Volksbank Salzburg). Im neuen Aufsichtsrat wird eine Frauenquote von 30 Prozent sowohl bei den Kapitalvertretern als auch den Vertretern des Betriebsrats erfüllt. Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien: „Wir bedanken uns bei allen bisherigen Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräten für die konstruktive Zusammenarbeit. Die ehrgeizigen Ziele der Volksbank Wien und des Volksbanken-Verbundes, die wir nun sogar vorzeitig erreicht haben, basieren auf intensiver gemeinsamer Arbeit.“

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Foto: Robert Polster Foto: Die Fotografen
Monika Tögel, Nachhaltigkeitsbeauftragte des Volksbanken-Verbundes Robert Oelinger, neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Wien
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Partnerschaft für nachhaltige Energieversorgung

Die Volksbank Wien ist in ihrem Bestreben, aktiv zur Energiewende beizutragen, wieder einen Schritt weitergekommen: Im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Unternehmen Beyond Carbon Energy (BCE) entsteht in Wien ein Vorzeigeprojekt für CO2-freie Energieversorgung von Immobilien. So finanziert die Volksbank am Standort Muthgasse eine Anlage, die auf einen innovativen Mix aus Geothermie und Fotovoltaik setzt. Herzstück ist ein saisonaler Erdspeicher, der im Sommer die Abwärme der Gebäude aufnimmt und im Winter Wärmeenergie liefert. Ergänzt wird das System durch Fotovoltaikanlagen, welche die Wärmepumpen mit lokal erzeugtem Strom versorgen.

„Für die Bewältigung der größten Herausforderungen unserer Zeit sind Partnerschaften ein wichtiger Hebel, denn die

Klimawende schaffen wir nur gemeinsam. An der Partnerschaft mit Beyond Carbon Energy schätzen wir besonders, dass die realisierten Projekte langfristig nahezu energieautark sind und damit auch die zukünftigen Mieterinnen und Mieter sowie Eigentümerinnen und Eigentümer finanziell entlasten“, so Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien.

Zu Gast beim Firmentag an der HAK

Die Volksbank Wien hat beim diesjährigen Firmentag an der HAK in Neunkirchen zum Thema „Finanzierung und Investition in Zeiten hoher Inflation“ teilgenommen. Regionaldirektorin Andrea Kovacs-Wöhry, Filialleiter Robert Bürger und Kundenberater Tevfik Argor vertraten dabei die Volksbank. Letzterer hatte erst im Vorjahr an dieser Schule maturiert, für ihn war es also ein Heimspiel. Einen Einblick in die Ausbildung bei der Bank bot zudem HRMitarbeiterin Natascha Baron: Sie hatte eine VR-Brille mitgebracht, mit der ein Kundengespräch simuliert werden konnte. Die Schülerinnen und Schüler interessierten sich sehr für die Voraussetzungen, die Bewerber bei der Volksbank mitbringen müssen. Unterstützung gab es für die Schülerinnen und Schüler auch bei einem Klassenworkshop: Private Banker Klaus Kobald stellte sich als Experte zum Thema Sparen und Veranlagen zur Verfügung. Abgerundet wurde der Firmentag an der HAK durch einen Vortrag von Gerald Hörhan, der als „Investment-Punk“ bekannt ist.

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V. l. n. r.: Rainer Bacher, Patrick Zanyath (beide BCE), Günther Hälbig und Marisa Hammer-Vollmann (beide Volksbank Wien) sowie Herbert Hetzel (BCE)
Wien
Das Volksbank-Team beim Firmentag an der HAK
Volksbank
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Foto: BCE

Unterstützung für Klimameile in Baden

Spontane Hilfe für eine nachhaltige Aktion: Die Stadt Baden hatte für 6. Mai die Klimameile 2023 als Outdoor-Event geplant, wetterbedingt musste allerdings abgesagt werden. Da sprang die Volksbank kurzfristig mit ihrem Veranstaltungssaal ein, sodass die im Rahmen der Initiative umgesetzten Schulprojekte doch noch eine Bühne erhielten. Die Schülerinnen und Schüler der HLA Baden sowie der Gymnasien Biondekgasse und Frauengasse präsentierten nachhaltige Ideen etwa zur Wiederverwendung von Kleidung, der Temporeduktion auf den Straßen und der Rettung von Lebensmitteln vor der Vernichtung. Regionaldirektor Martin Heilinger zeigte sich begeistert von der Kreativität der Jugendlichen und belohnte die Projektteams mit Volksbank-Schecks.

Künstlergespräch

mit

Star-Sopranistin

Die Opernsängerin Natalia Ushakova war der Stargast bei der neusten Auflage des Künstlergesprächs in der Volksbank Baden. Nach dem stilgerechten Einzug zu den Klängen der „Habanera“ aus Bizets „Carmen“ begrüßte Regionaldirektor Martin Heilinger die Gäste, unter ihnen Bezirkshauptfrau Verena Sonnleitner und Bürgermeister Stefan Szirucsek. Im Gespräch mit August Breininger, dem Initiator des Formats, erzählte die Operndiva aus ihrem bewegten Leben – von der Wohngemeinschaft mit Anna Netrebko im Rahmen der Gesangsausbildung, den Herausforderungen als ORF-„Dancing Star“ oder ihrer Vorliebe für österreichische Dialekte. Lustige Wortkreationen, ein ansteckendes Lachen und authentische Aussagen faszinierten das Publikum im ausgebuchten Veranstaltungssaal. Aus der Volksbank-Familie waren die ehemaligen Vorstandsdirektoren Erich Fuker,

Fritz Hronek und Peter Böhm mit dabei. Die Spenden der anwesenden Gäste –Mitglieder und Kunden der Volksbank – gingen an den Verein „Künstler helfen Künstlern“.

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Übergabe der Volksbank-Schecks an die Schülerinnen und Schüler Regionaldirektor Martin Heilinger auf der Bühne mit August Breininger und Natalia Ushakova
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Foto: Veronika Steinberger

Business-Talk in Bad Vöslau

Zwei regionale Unternehmernetzwerke, der Badener Wirtschaftsclub und das Wirtschafsforum Triestingtal, haben zum gemeinsamen Business-Talk ins historische Rathaus von Bad Vöslau geladen, um sich zum Thema Nachhaltigkeit auszutauschen. Das Format war von Volksbank-Regionaldirektor Martin Heilinger mitinitiiert worden. In seiner Begrüßung betonte er die Bedeutung der Bewusstseinsbildung für nachhaltiges Wirtschaften. Für Unternehmer würden sich durch den Green Deal, die neue Regulatorik, die Lieferkettengesetzgebung und die CO2-Bepreisung Herausforderungen, aber auch Chancen ergeben. Als Best-Practice-Beispiel stellte VöslauerGeschäftsführer Herbert Schlossnikl seine ambitionierten CO2-Reduktionsziele bis 2030 vor. Das durch die Volksbank finanzierte Bürgerbeteiligungsmodell auf den Dächern des Unternehmens spannte den Bogen zur regionalen Genossenschaftsbank, die ihre Filiale gleich gegenüber dem Rathaus betreibt. Welche Rolle Banken für die Nachhaltigkeitsentwicklung spielen, referierte Volksbank-Wien-Generaldirektor Gerald Fleischmann: „Mittelfristig dürfen wir nur noch Projekte mit einer Nachhaltigkeitszertifizierung finanzieren.“ Die Beraterinnen und Berater würden Kunden bereits jetzt über ESG-Risken informieren, das Bewusstsein dafür wecken und geeignete Maßnahmen besprechen.

Die Nationalratsabgeordnete Carmen Jeitler-Cincelli bekräftigte die Bedeutung des Themas: „ESG muss von unserer Gesellschaft verstanden werden. Oft fehlt die Information, aber nun kommt es darauf an, ins Tun zu kommen.“ Erich Moser, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, hielt einen Vortrag zum Thema Information und Motivation. Das Echo auf die Veranstaltung fiel durchwegs positiv aus. Viele Teilnehmer waren überrascht über das offensive Engagement der Volksbank in der Region und den klaren Fokus auf das Unternehmergeschäft.

Kultursponsoring bei „Der kleine Prinz“

Im April und Mai begeisterte das „Milch & Honig“Festival in Wiener Neustadt mit einer Reihe außergewöhnlicher Kulturveranstaltungen. Gleich zum Auftakt war die Volksbank Sponsor für eine Aufführung der Extraklasse: In der ausverkauften Neuen Bastei der Kasematten wurde „Der kleine Prinz“ aufgeführt. Fünf sogenannte Performer-Composer hatten die berühmte Geschichte Szene für Szene neu vertont, per Sandmalerei wurden die Abenteuer des kleinen Prinzen visualisiert. Den Text lasen ORF-Moderatorin Daniela Knaller und ihre Tochter Nora. Die Volksbank war im Publikum durch Regionaldirektorin Andrea Kovacs-Wöhry, Filialleiter Peter Pavitsits und Alexandra Stief, Aufsichtsrätin der VB Niederösterreich Süd, vertreten.

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V. l. n. r.: Christina Mandl, Franz Gartner, Joseph Miedl, Sandra Akranidis-Knotzer, Herbert Schlossnikl, Carmen Jeitler-Cincelli, Martin Heilinger, Christian Flammer, Brigitta Haltmeyer, Gerald Fleischmann, Erich Moser und Paul Leitenmüller Foto: Leadersnet/C. M. Stowasser Foto: Manfred Gartner
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Tipps und Infos zum Brennpunkt Personal

Personal finden, Personal binden: Darum ist es im April beim Business-Talk in Neunkirchen gegangen, zu dem die Volksbank gemeinsam mit der Wirtschaftskammer-Bezirksstelle Kunden und Genossenschaftsmitglieder eingeladen hatte. Regionaldirektorin Andrea KovacsWöhry begrüßte gemeinsam mit den Vertretern der Wirtschaftskammer, Manfred Knöbel und Bezirksstellenleiter Bernhard Dissauer-Stanka, die Gäste. Personal- und Unternehmensberater Peter Kraus berichtete über die hohe Wechselwilligkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die damit verbundenen Chancen und Risiken. Er bot einen Überblick über die Vielzahl an Jobbörsen und gab hilfreiche Hinweise, worauf hier zu achten ist. Ihre Erfahrungen aus der Praxis teilte Alexandra Stief, Franchisenehmerin von drei McDonald‘s-Filialen in der Region und Aufsichtsrätin der VB Niederöster-

Volksbank Kärnten

reich Süd. Über die Möglichkeiten der Pensionsvorsorge für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informierten Peter Ludwig und Karin Gittersberger von der Bonus Vorsorge- und Pensionskasse.

Mitgliederversammlung für alle Regionen

Erstmals hat die Volksbank Kärnten heuer eine gemeinsame überregionale Mitgliederversammlung abgehalten. Rund 300 Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie Kundinnen und Kunden aus ganz Kärnten waren der Einladung in den Lakeside-Park nach Klagenfurt gefolgt. Dabei konnten die Vorstände Johannes Jelenik und Alfred Holzer den Eigentümern der Genossenschaftsbank überaus erfolgreiche Geschäftszahlen für 2022 präsentieren – so wurde das Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr mehr als verfünffacht. Anschließend folgten die Wahlvorschläge für den Aufsichts- und den Delegiertenrat. Diese wurden Ende Mai durch die wie gewohnt als Delegiertenversammlung abgehaltene Generalversammlung formal bestätigt. Im Rahmenprogramm begeisterte Markus Hengstschläger, Österreichs wohl bekanntester Genetiker, mit einem Referat über Krisen, KI und die

Rolle von menschlichen Begabungen. Valentin Laure von Union Investment Austria informierte über Anlagestrategien im veränderten Kapitalmarkt.

Ein Video von der Veranstaltung gibt’s auf: www.youtube.com/@volksbankktn

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Das Vorstandsteam der Volksbank Kärnten, Alfred Holzer und Johannes Jelenik, mit Gastreferent Markus Hengstschläger Foto: Veronika Steinberger Foto: Wolfgang Jannach
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Volksbank Tirol

Hauptgeschäftsstelle erstrahlt in neuem Glanz

Mit einer exklusiven Eröffnungsfeier und einem Tag der offenen Tür hat die Volksbank Tirol den gelungenen Umbau ihrer Hauptgeschäftsstelle in Innsbruck gefeiert. Etwas mehr als ein Jahr hatte die Modernisierung gedauert.

60 Gäste folgten der Einladung der Hausherren zur exklusiven Eröffnungsfeier in kleinem Kreis. Manuel Bichler, Regionaldirektor der Region Innsbruck und InnsbruckLand, führte durch den Abend und startete diesen mit einem Kurzfilm, der die Transformation der Räumlichkeiten vom Abriss bis zum Wiedereinzug der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Publikum spürbar machte.

Vorstand Martin Holzer erklärte den Gästen anschließend die Vision, die man mit dem Umbau verfolgte. Man habe ein Ambiente schaffen wollen, das die Grundwerte der Volksbank Tirol nach außen trage: Vertrauen, Kundennähe und – durch das Engagement regionaler Betriebe für den Umbau – auch Regionalität. Mit dem offenen Raumkonzept, dem hellen, großzügigen Kundenbereich und den modern ausgestatteten, ergonomischen Arbeitsplätzen wurde be -

wusst ein Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit gesetzt. Holzer: „Auch wenn wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern flexible Homeoffice-Möglichkeiten bieten, braucht es den gemeinsamen Arbeitsort als Raum der Begegnung und des Austauschs. Unsere Bank ist Lebensraum – also sollten wir uns hier auch wohlfühlen.“

Anschließend begrüßte Regionaldirektor Bichler den Stargast des Abends, Skiflugweltmeister und Olympia-Medaillengewinner Andreas Goldberger, auf der Bühne und unterhielt sich mit ihm über seinen Zugang zu den Themen Zukunft und Veränderung sowie den Chancen, die sich daraus ergeben. „Veränderung zuzulassen, ist nicht immer einfach. Aber man muss raus aus der Komfortzone, um erfolgreich zu sein“, so der ehemalige Weltklassesportler. Zugleich sei es aber auch wichtig, seinen Werten treu zu bleiben. Bichler betonte, dass die Volksbank Tirol dieses Verständnis teile: Modernität und Zukunftsorientierung kämen in den neuen Räumlichkeiten stark zum Ausdruck, dennoch stelle die Bank seit über 150 Jahren dieselben Werte in den Mittelpunkt. „Wir konzentrieren uns darauf, was wir gut können, und wirtschaften dort,

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Aufsichtsratschef Robert Oelinger, Andreas Goldberger und die Hausherren Martin Holzer und Markus Hörmann (v. l. n. r.)
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Stargast Andreas Goldberger beim Talk über Zukunft und Veränderung

wo wir uns auskennen – in Tirol“, so der Regionaldirektor.

Bei einem Rundgang durch den neuen offenen Schalterraum, die SB-Zone sowie die Beratungsräume im Erdgeschoß und im ersten Stock konnten sich die Gäste vom modernen Wohlfühlambiente überzeugen.

Bei feiner Pianomusik und erlesenen Gaumenfreuden ging man ins gemeinsame Gespräch über und ließ den Abend in gemütlichem Rahmen ausklingen. Gefeiert wurde dann auch noch mit einem Tag der offenen Tür. Zahlreiche Kundinnen

und Kunden nutzten diese Gelegenheit für einen Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten. Für die kleinen Gäste wurde eine Zaubershow organisiert. Ein besonderes Highlight war der Besuch von SkisprungSuperstar Manuel Fettner. Alle lauschten gespannt, wie der sympathische Sportler über sein persönliches Erfolgsrezept plauderte. Anschließend konnten die Gäste mit Fettner gemeinsam virtuell einen Sprung von der Bergiselschanze wagen, mit ihm plaudern, ein persönliches Autogramm ergattern und Erinnerungs-Selfies machen.

Wohnbauforum im Online-Format

Über 350 Interessierte haben im Frühjahr am Online-Wohnbauforum der Volksbank Tirol teilgenommen. Josef Tratter, Regionaldirektor für Schwaz und das Zillertal, eröffnete die aus dem Digitalstudio in Mutters gesendete Veranstaltung mit einer Darstellung der geänderten Rahmenbedingungen für Wohnbaufinanzierungen, geprägt durch raschen Zinsanstieg, verschärfte Regulatorik für die Vergabe von Wohnbaukrediten und das inflationsgeladene Umfeld. Förderund Sanierungsexperten vom Amt der Landesregierung und der Energie Tirol gingen in Vorträgen auf die Themen Wohnbauförderung und Sanierung ein und zeigten Wege zur „Klimafitness“ durch thermische Qualität der Gebäudehülle und nachhaltige Heizsysteme. Antonia Egger, Wohnbauexpertin der Volksbank Tirol, erläuterte den Zuschauern, wie man den Weg zur Wunschimmobilie plant. Was sie den Online-Teilnehmern besonders ans Herz legte: „Nichts geht über eine gründliche Vorbereitung. Auch Absicherung ist wichtig, damit im Falle eines Schicksalsschlags die finanzielle Situation bestmöglich geregelt ist.“

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Tag der offenen Tür mit Skisprungstar Manuel Fettner Anfahrt zum Studio mit dem Elektro-Mini der Volksbank Tirol: Josef Tratter, Christian Melichar, Antonia Egger, Willi Hörtnagl und Gerhard Krug (v. l. n. r.)
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Blick in die neuen Räumlichkeiten

Volksbank Salzburg

Zeitenwende am Kapitalmarkt?

Bereits zum zwölften Mal hat die traditionelle Informationsveranstaltung der Volksbank Salzburg mit Jan Holthusen, dem Chefanalysten der DZ Bank in Frankfurt, stattgefunden. Der Saal der „Salzburger Nachrichten“ war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Freude der Kunden, nach zwei Jahren Durststrecke das hochkarätige Event wieder in Präsenz erleben zu dürfen, war deutlich zu spüren. Holthusen prognostizierte in seinem Vortrag die Entwicklung der Konjunktur sowie der Kapitalmärkte. Er analysierte für die rund 200 Gäste die aktuellen globalen Entwicklungen im Umfeld von Ukrainekrieg, Inflation und Klimaschutz. So rechnet der Experte damit, dass sich der Euro schnell erholt, Öl- und Goldpreis weiter steigen und die Inflation zwar zurückgeht, aber auf hohem Niveau verharrt. Genug Input für die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um sich beim anschließenden Gettogether angeregt auszutauschen.

Top-Bilanz bei Generalversammlung

Bei der Generalversammlung der Volksbank Salzburg haben die Delegierten die Details zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 präsentiert bekommen. Generaldirektor Andreas Höll konnte über eine Reihe erfreulicher Zahlen und Fakten berichten: ein ausgezeichnetes Betriebsergebnis und EGT, eine hohe Eigenmittel- und Kernkapitalquote sowie erfreuliche Zuwächse in den wesentlichen Geschäftssparten. „Wir sind gut aufgestellt, und am Geschäftsergebnis kann man ablesen, was die Volksbank Salzburg in einem gesunden Zinsumfeld leisten kann“, so der Generaldirektor. Im Anschluss konnten beim gesellschaftlichen Teil Unterhaltung, Netzwerken und Kulinarik genossen werden. Den exklusiven Rahmen für das Event bot das Pitter Event Center im Herzen Salzburgs.

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Generaldirektor Andreas Höll mit Kapitalmarktexperte Jan Holthusen
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Die Generalversammlung im Pitter Event Center in der Stadt Salzburg

Cybersicherheit: Mission sicherer Mittelstand

Mit einer Veranstaltungsserie zum Thema Cybersicherheit im Pongau, Pinzgau und im Großraum Salzburg Stadt/Flachgau richtete sich die Volksbank Salzburg an Unternehmerinnen und Unternehmer, um Bewusstsein für die betrieblichen Aufgaben in diesem Zusammenhang zu schaffen. „Cybersicherheit – Mission sicherer Mittelstand“ lautete der Vortrag, in dem sich hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Bild davon machen konnten, welche Gefahren drohen, wie Hackergruppen vorgehen und welche Schutzmaßnahmen für Unternehmen zielführend sind. Die Vortragenden, Stefan Embacher und Simon Degenkolb, informierten auch über gesetzliche Rahmenbedingungen und standen für die vielen Fragen der Gäste zur Verfügung.

Volksbank Vorarlberg

Mitarbeiterevent mit sportlichen Tipps

Am 2. Mai hat die Volksbank Vorarlberg

ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen, um über den Geschäftsverlauf, die gesetzten Ziele und die geplanten Projekte zu informieren. Der offizielle Teil wurde durch ein amüsantes Quiz abgerundet, an dem sich die über 180 Anwesenden rege beteiligten. Um Sport ging es dann im Rahmenprogramm: Eine Delegation des Triathlon-Profiteams Skinfit Racing Tri, das die Volksbank seit Jahren als Sponsor begleitet, verriet, mit welchen Methoden es möglich ist, Sport in den Alltag zu integrieren. Gekonnt und unterhaltsam führte Paul Reitmayr, sportlicher Leiter des Vereins und ehemaliger international erfolgreicher Triathlet, durch den Vortrag. Mit einem Buffet und angeregten Gesprächen fand die mit dem Nachhaltigkeitssiegel „ghörig feschta“ ausgezeichnete Veranstaltung ihren Ausklang.

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Sicherheitsexperte Simon Degenkolb bei seinem Vortrag in Seekirchen Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel bei der Begrüßung der Gäste Paul Reitmayr mit einer Delegation des Triathlon-Profiteams Skinfit Racing Tri
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Fotos: Mike Siblik

Volksbank Vorarlberg

Fußball schauen mit Mitgliedern und Mitarbeitern

Die Volksbank Vorarlberg hat ihre Premium-Mitglieder sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Bundesliga-Spiel des SCR Altach gegen den Wolfsberger AC eingeladen. Das Stadion der Heimmannschaft erstrahlte dabei in den Farben der Genossenschaftsbank und ihres Partners Union Investment. Vor Beginn des Matches nahm der fußballbegeisterte Vorstandsvorsitzende Gerhard Hamel zum Talk auf der „Hausbank“ Platz und plauderte mit Sportredakteur Thomas Tomaselli über die langjährige Sponsoringzusammenarbeit mit dem Fußballclub und seinen Wirkungsbereich als Vorsitzender des SCRA-Freundeskreises. Die Begegnung ging zwar mit 0:2 verloren, der Stimmung tat dies jedoch kaum einen Abbruch. Die Gäste der Volksbank Vorarlberg genossen den angenehmen Aufenthalt im VIP-Bereich der Cashpoint-Arena.

Großer Empfang für Eva Pinkelnig

Die Gesamtweltcupsiegerin und zweifache Vizeweltmeisterin Eva Pinkelnig ist nach einer traumhaften Skisprungsaison mit frenetischem Applaus im Schanzenzentrum Montafon Nordic empfangen worden. Landeshauptmann Markus Wallner und Sportlandesrätin Martina Rüscher gratulierten der Skispringerin beim offiziellen Festakt zu ihren Erfolgen. Neben Autogrammen hatten die Fans auch die Möglichkeit, bei einem Meet & Greet ihr Idol persönlich kennenzulernen. Die Volksbank Vorarlberg als langjährige Partnerin beteiligte sich gerne finanziell am Gleitschirmset, das der sympathischen Skispringerin als Geschenk überreicht wurde.

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Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel im Talk auf der „Hausbank“ Volksbank-Vorstand Helmut Winkler mit Eva Pinkelnig
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Foto: Mike Siblik

Unternehmerlunch zu nachhaltigem Wirtschaften

Rund hundert Kommerzkunden sind am 11. Mai der Einladung zum beliebten Unternehmerlunch der Volksbank Vorarlberg gefolgt, um das Thema „Chancen und Möglichkeiten unternehmerischer Nachhaltigkeit in der Praxis“ zu beleuchten. Durchgeführt wurde die Veranstaltung in Kooperation mit respACT, Österreichs

führender Unternehmensplattform zu Corporate Social Responsibility und nachhaltiger Entwicklung. Neben Gerald Fitz, Vorstandsvorsitzender von Haberkorn und Landeskoordinator von respACT in Vorarlberg, war auch Evelyn Oberleiter, Geschäftsführerin des Terra Institute aus Bozen, unter den Vortragenden. Aus der KMU-Praxis berichtete Michael Keckeis, Geschäftsführer des Unternehmens Keckex aus Sulz, das sich mit thermischer Unkrautvernichtung durch Heißwasserdampf beschäftigt. Die Bankensicht brachte Jan Humpeler ein, Firmenkundenberater der Volksbank Vorarlberg und Certified ESG Analyst.

Hilfe für Frauen in Not

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden der Volksbank Vorarlberg haben im Rahmen einer Hilfsaktion für das ifs (Institut für Sozialdienste) Sachspenden für das neue Frauenhaus zusammengetragen. Im Mai erfolgte die Übergabe der dringend benötigten Artikel an Anja Natter, Leiterin der ifs FrauennotWohnung. „Ich bin beeindruckt von der Hilfsbereitschaft unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer geschätzten Kundinnen und Kunden. Mit diesem Beitrag zur Erstausstattung der neuen ifs FrauennotWohnung ist es uns möglich, den betroffenen Frauen und ihren Kindern den schweren Alltag ein wenig zu erleichtern“, freut sich Gerhard Hamel, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Vorarlberg.

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V. l. n. r.: Landesrat Marco Tittler, Jan Humpeler, Gerald Fitz, Evelyn Oberleiter, Michael Keckeis und Helmut Winkler V. l. n. r.: Lara Hanslik (Volksbank), Anja Natter (ifs FrauennotWohnung) und Mirjam PfundtKempkes (Volksbank)
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Foto: Mike Siblik

Volksbank Niederösterreich

Auszeichnung als familienfreundlicher Arbeitgeber

Die Volksbank Niederösterreich hat im Mai erneut das Zertifikat „berufundfamilie“ verliehen bekommen. Generaldirektor Rainer Kuhnle, Personalleiterin Petra Radlberger und ihre Kollegin Nadja Fischer nahmen die Auszeichnung aus den Händen von Familienministerin Susanne Raab entgegen (Bild). Die Volksbank Niederösterreich zählt bereits seit 2007 zu den zertifizierten Unternehmen, sie trägt damit schon seit mehr als 15 Jahren das Gütesiegel als familienfreundlicher Arbeitgeber. Dieses dokumentiert und unterstreicht die Intention, Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen und ständig weiterzuentwickeln, wobei aktuell der Fokus auf lebensphasengerechter Personalentwicklung und familienfreundlicher Führungskultur liegt. Das Zertifikat ist damit nicht nur ein wichtiges Signal für alle bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch für künftige.

Starkes Zeichen für die Region

Bei der heurigen Generalversammlung der VB KremsZwettl Beteiligung, einer Eigentümergenossenschaft der Volksbank Niederösterreich, wurde das Thema Regionalität auf neue Beine gestellt: Die Volksbank-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus den Regionen Krems, Wachau, Zwettl, Gföhl, Langenlois und Kirchberg konnten Vorschläge für regionale Kooperationen und Projekte präsentieren, bei denen der soziale, gemeinnützige oder sportliche Förderauftrag im Fokus steht. Die Genossenschaftsgremien entscheiden nun über die Unterstützung. Vorstandsvorsitzender Christian Kainz konnte bei der Generalversammlung unter anderem den ehemaligen Wirtschaftskammer-Bezirksstellenleiter Herbert Aumüller und Volksbank-Generaldirektor Rainer Kuhnle begrüßen, der über die wirtschaftliche Situation der Bank berichtete. Mit Martina Kittenberger und Patrick Mayer wurden zwei neue Funktionäre in den Aufsichtsrat gewählt. Im Anschluss an die Veranstaltung lud das Vorstandsteam der Genossenschaft zur Weinverkostung ins Weingut der Stadt Krems ein.

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Nach der Generalversammlung ging es zur Weinverkostung
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Am Standort Judenburg hat die Volksbank Steiermark im April ihre zweite Filiale nach dem neuen Konzept der Erlebnis-Hausbank – „cooperativ“ berichtete darüber ausführlich – eröffnet. Auf rund 400 Quadratmetern warten auf die Kundinnen und Kunden Service und Beratung mit Wohlfühlatmosphäre. „Die Filiale ist im Wandel und muss in ihrem Erscheinungsbild neu interpretiert werden. Es geht darum, die digitale Welt mit der Beziehungswelt auf moderne Weise zu verbinden. Die neue Filiale in Judenburg bietet so einen Mehrwert für alle Kundinnen und Kunden, für jene, die es in Zukunft noch werden möchten, und natürlich auch für die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, ist sich Filialverbundleiterin Michaela Jansenberger sicher.

Ärzte- und Apothekerbank

Erlebnis-Hausbank in Judenburg eröffnet Auszeichnung mit „Prix de Fonds“

Die Österreichische Ärzte- und Apothekerbank hat zum zweiten Mal in Folge den „Prix de Fonds“ in Gold erhalten. Die Fondsgesellschaft Union Investment zeichnet damit die Standesbank für ihr vorbildliches Engagement im Fondsgeschäft im Jahr 2022 aus. Vorstandsvorsitzender Anton

Pauschenwein: „Ich freue mich für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die ich diese Auszeichnung entgegennehmen durfte und die diese durch ihren Einsatz und ihre Kompetenz im Veranlagungsgeschäft ermöglicht haben.“

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Volksbank Steiermark Große Freude bei Filialverbundleiterin Michaela Jansenberger und ihrem Team V. l. n. r.: Hans Joachim Reinke (Union Investment), Anton Pauschenwein (Ärzte- und Apothekerbank), Giovanni Gay (Union Investment) Offizielle Eröffnung mit Generaldirektorin Monika Cisar-Leibetseder, Bürgermeisterin Elke Florian und Regionalleiter Christian Ulrich
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Fotos: Volksbank Steiermark

Aufgrund des Vertriebserfolgs von „UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2028“ hat sich Volksbanken-Partner Union Investment dazu entschlossen, erneut einen Rentenlaufzeitfonds aufzulegen. „UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2029“ investiert in ausgewählte Unternehmensanleihen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern.

Dadurch bietet der Fonds im Vergleich zu Einzelanlagen den Vorteil der breiten Risikostreuung. Die Laufzeit des Fonds ist auf fünfeinhalb Jahre ausgelegt.

Seit 31. Mai kann in das neue Fondsprodukt investiert werden. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es dieses Mal keine Zeichnungsphase. Das Anlagevolumen des Fonds ist auf maximal 750 Millionen Euro

Neuer Rentenlaufzeitfonds am Start Gelungene Kampagne zur Zahngesundheit

begrenzt. Sobald dieser Wert erreicht ist, wird der Vertrieb gestoppt, und es sind keine neuen Einmalanlagen mehr möglich. Der neue Fonds zeichne sich vor allem durch seinen hohen Kundennutzen aus und sei für Anlegerinnen und Anleger interessant, die ihre Vermögensstruktur um Geldwerte erweitern möchten und attraktive Ertragsmöglichkeiten bei mäßigem Risiko suchen, heißt es seitens Union Investment. Die aktuelle Marktsituation spreche ebenfalls für den Fonds: Die Rentenmärkte würden aufgrund der Zinswende nach wie vor an Attraktivität gewinnen. Das gelte insbesondere für Unternehmensanleihen, die bereits erfreuliche Renditeniveaus erreicht hätten.

Bei einem gemeinsamen Online-Kundenevent von ERGO und Volksbanken im Frühjahr hat sich alles um die Bedeutung privater Zahnvorsorge gedreht. Unter der Moderation von ERGO-Vorstand Christian Noisternig beleuchteten Volksbank-Wien-Generaldirektor Gerald Fleischmann, ERGO-Vorstand Ronald Kraule und Karl Glockner, Arzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, die Vorteile der ERGO-Zahnersatzversicherung und gaben wertvolle Informationen. Rund 260 Kundinnen und Kunden verfolgten das Event und gaben gutes Feedback. Parallel dazu fiel der Startschuss für eine große mediale Kampagne: Unter dem Motto „StrahlendER GO!“ gibt es Hörfunkspots in den reichweitenstärksten Sendern, Außenwerbung in ausgewählten Zielregionen in Wien, Wien-Umgebung und Graz mit Plakaten in diversen Formaten und City Lights sowie Online-Spots.

„Beim Zahnersatz ist die ERGO die einzige Versicherung in Österreich, die einen Standalone-Tarif anbietet. Das bedeutet, man braucht keine teure Hauptversicherung. Und wir bieten dabei sehr attraktive Prämien ab 18,77 Euro“, so Noisternig, der auch großes Marktpotenzial sieht: „95 Prozent der österreichischen Bevölkerung zwischen 18 und 65 haben noch keine private Zahnversicherung.“ Und das kann teuer werden, denn die gesetzliche Sozialversicherung zahlt in der Regel nur die Vorsorge und Kontrolltermine sowie teilweise Zahnerhalt. Anders sieht es aus, wenn ein Zahnersatz notwendig ist: Wer bei Kronen, Implantaten und Co. einen optisch ansprechenden Zahnersatz haben möchte, muss tief in die Tasche greifen. Die Zahnersatzversicherung der ERGO springt hier mit bis zu 90 Prozent Kostenerstattung ein. Abgeschlossen werden kann sie vollständig digital und ganz ohne Gesundheitsfragen.

Mehr Details unter: www.volksbank.at/zahnersatz

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Foto: Philipp Lipiarski Sujets aus der neuen ERGOKampagne
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Christian Noisternig, Vorstand der ERGO

Auszeichnungen für Volksbank-Immobilienpartner

Die IMMOcontract, Partner der Volksbanken bei der Immobilienvermittlung, ist zuletzt zweimal ausgezeichnet worden. Geschäftsführer Sascha Haimovici (Bild) wurde von „Leadersnet“ zum Opinion Leader des Jahres gewählt. Er sieht die Auszeichnung als Teamleistung und Auftrag: „Als Opinion Leader haben wir nicht nur eine Verantwortung für Nachhaltigkeit, wir nehmen insbesondere auch das Thema lebenswertes Wohnen sehr ernst.“ Weiterer Erfolg für das Maklerunternehmen: Im jährlichen „Immobilienmagazin“-Ranking konnte die IMMOcontract auch heuer mehrere Podestplätze erzielen: In der Katego -

Brauerei Ried

rie „Stärkste Maklerunternehmen“ belegte man Rang zwei, in der Kategorie „Wohnimmobilen“ Platz eins (Eigentum) und Platz zwei (Miete).

Diplomierter Brauerei-Sensoriker

Große Freude in der Genossenschaftsbrauerei Ried: Ihr Mitarbeiter Gerhard Hörandtner hat in den letzten fünf Monaten die intensive Sensorik-Ausbildung für die Bier- und Braubranche in der Kiesbye-Akademie in Obertrum (Salzburg) absolviert und die Diplomprüfung bestanden. Damit ist er der erste diplomierte Brauerei-Sensoriker in Ried. Das zertifizierte Programm richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus Produktion und Qualitätssicherung von Brauereien und Biersommeliers, die ihre sensorischen Kenntnisse erweitern wollen.

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IMMOcontract Foto: Soravia
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Geschäftsführer und Braumeister Josef Niklas (li.) gratuliert Gerhard Hörandtner, dem ersten Diplom-Sensoriker der Brauerei Ried

Sport 2000

Dreifacher Champion im Sportfachhandel

Die genossenschaftlich organisierte Fachhändlergemeinschaft SPORT 2000 geht aus dem aktuellen Branchenmonitor der ÖGVS (Gesellschaft für Verbraucherstudien) zum wiederholten Mal als Nummer eins bei der Kundenzufriedenheit im stationären Handel sowie im Skiverleih hervor. Erstmals erhielt SPORT 2000 auch die Auszeichnung in der Kategorie Service im stationären Handel.

„Gerade in Zeiten des Digitalisierungsbooms erleben wir im stationären Handel, wie Kundinnen und Kunden gezielt

und immer mehr die persönliche Beratung und Expertise suchen. Die Auszeichnung zum Branchenchampion in drei Kategorien ist für unsere Händler ein tolles Feedback. Sie bestätigt unsere Maßnahmen, die wir bei SPORT 2000 konsequent umsetzen“, freut sich Holger Schwarting, Vorstand von SPORT 2000 Österreich. Im Branchenmonitor 2023, dem österreichweit größten Handelsund Dienstleistungsranking, wurden über 215.000 Kundenstimmen evaluiert und ausgewertet.

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Foto: SPORT 2000 INSIDER
SPORT-2000-Vorstand Holger Schwarting mit den Branchenchampion-Auszeichnungen

Buchtipps

226 Seiten € 52,–

Das vorliegende Handbuch, das 2022 in erster Auflage erschienen ist, vermittelt in 18 klar gegliederten Kapiteln den richtigen Umgang mit Fehlzeiten in Unternehmen. Die Darstellung des Autorenteams – allesamt Expertinnen und Experten im Bereich Arbeitsrecht – bietet damit für Arbeitgeber eine wichtige Unterstützung bei der kompetenten Handhabung von Fehl- und Abwesenheitszeiten. Personalabteilungen soll ein gutes Fehlzeiten-Management ermöglicht werden. Ein solches ist unabhängig von Größe und Branche regelmäßig ein maßgebender Faktor für eine effektive und klare Regelung der eigenen Organisation. Unter anderem werden folgende Themen umfassend behandelt: Urlaub, Krankenstand, sonstige Dienstverhinderungsgründe, Mutterschutz, Karenz, Elternteilzeit, Wiedereingliederungsteilzeit, Bildungskarenz und -teilzeit, Familienhospizkarenz, Pflegekarenz und -teilzeit, Altersteilzeit, Solidaritätsprämienmodell, Präsenz- und Zivildienst, Kurzarbeit sowie Sonderbetreuungszeit. Zahlreiche Praxistipps, Beispiele und Hinweise auf die Rechtsprechung runden die Gesamtbetrachtung ab und machen das Handbuch zu einem wertvollen Begleiter im Bereich Personalwesen und HR.

Linde

1.002 Seiten

€ 99,–

Das nunmehr bereits in 21. Auflage erschienene Werk ist ganz besonders wegen seiner praxisorientierten Aufarbeitung der wichtigsten Bereiche des Arbeitsrechts zu empfehlen. Übersichtlich gegliedert werden wesentliche Themen wie Gestaltung von Arbeitsverträgen, Arbeitszeit, Schwangerschaft, Mutterschutz, Karenz, Urlaub, Arbeitnehmerschutz, Arbeitskräfteüberlassung oder Beendigung von Dienstverhältnissen dargestellt. Aus ursprünglich über 300 wurden im Lauf der Jahre über 900 Tipps zur Vermeidung kostspieliger Fehler. Der Autor hat seine jahrelange praktische Erfahrung durch die Beantwortung von Anfragen sowie durch die gerichtliche Vertretung als Mitarbeiter der Wirtschaftskammer Wien in diesem Buch festgehalten. Auch in der jüngsten Auflage wurden viele relevante Neuerungen umfassend berücksichtigt. Das sind vor allem Änderungen zu den Spezialregelungen aufgrund der Coronakrise (etwa Sonderbetreuungszeit, Risikogruppen), die neue EU-Richtlinie für Whistleblower, Änderungen bei der Lohnpfändung und die Fachkräfte-Verordnung 2022. Eine große Zahl höchstgerichtlicher Entscheidungen erforderte außerdem die Überarbeitung oder gänzliche Neuformulierung vieler Abschnitte. Besonders hervorzuheben sind weiters die zahlreichen Musterformulierungen, die sich sowohl im Anhang als auch direkt im Text finden und eine große Hilfe für das Verfassen von Vereinbarungen oder Erklärungen darstellen. Die im Buch vorgestellten Muster stehen auch zum Download zur Verfügung.

COOPERATIV 2/2023 71 BUCHTIPPS
Hans Georg Melina Peer, Lukas Fehl- und Abwesenheitszeiten in der betrieblichen Praxis Manz

Linde

2.406 Seiten € 140,–

Das Steuerrecht kennt keinen Stillstand: Mit dem aktuellen EStG-Kommentar, dem „Jakom“, der bereits in 15. Auflage erschienen ist, haben Praxisanwender wieder ein verlässliches Nachschlagewerk zur Hand. Das Buch zeichnet sich durch eine gelungene Balance zwischen Übersicht und Umfang aus und bietet damit sowohl Antworten zum grundsätzlichen Verständnis als auch zu spezifischen Sonderfragen. Nicht zuletzt überzeugt auch die Riege der Autorinnen und Autoren einerseits durch ihre Fachkompetenz und andererseits durch die Fähigkeit, die Thematik kurz und bündig für die Leser und Rechtsanwender darzustellen. Im Vorwort erwähnt das Autorenteam das Werk des Jason von Kyrene und nimmt sich in Anspielung darauf vor: „Dies und anderes mehr gedenken wir hier auf das kürzeste zusammenzuziehen.“ Das ist ohne Zweifel gelungen. Zu Beginn eines jeden Abschnitts wird die jeweilige Gesetzesnorm dargestellt, es folgen die Kommentarbeiträge mit umfassenden Verweisen, wodurch eine weiterführende Recherche ermöglicht wird. Die aktuelle Auflage geht unter anderem auf Neuerungen in den Bereichen Homeoffice und Arbeitsplatzpauschale, Kryptowährungen, Investitionsfreibetrag und Tarifsenkungen ein. Der „Jakom“ gehört griffbereit auf den Schreibtisch aller Rechtsanwender mit Fragen zum EStG.

Christoph Fröhlich

Praxis der Konzernrechnungslegung –In über 400 Beispielen zum Konzernabschluss nach IFRS und UGB

Linde

1.212 Seiten

€ 178,–

Das vorliegende Werk besticht mit dem gelungenen Mix aus Erläuterungen des Konzepts der Konzernrechnungslegung, der Darstellung der zugrundeliegenden Vorgaben und Standards und insbesondere den zahlreichen Anwendungsbeispielen. Der Autor kann mit seiner Fachkompetenz und der Fähigkeit, auch komplexe Sachverhalte übersichtlich und nachvollziehbar zu vermitteln, punkten. Darauf aufbauend verzichtet er zum Großteil auf Verweise auf andere Literatur, wodurch aber die Lesbarkeit profitiert. Abgerundet wird das Lern- und Nachschlagewerk mit diversen Checklisten und einer ausführlichen Fallstudie. Die aktuelle fünfte Auflage berücksichtigt auch die AFRAC-Stellungnahmen sowie die Themen Konsolidierung im mehrstufigen Konzern, Konsolidierungskreisänderungen und Umgründungen im Konzernabschluss, konzerninterne Sicherungsbeziehungen und Konsolidierung von Personengesellschaften. Besonders positiv ist zu erwähnen, dass der Autor das Thema Steuerabgrenzung im gesamten Buch in alle Sachverhalte integriert. Der „Fröhlich“ ist jedenfalls ein Buch, das man lesen sollte, wenn man sich mit Konzernrechnungslegung befasst.

COOPERATIV 2/2023 72 BUCHTIPPS
Sabine Kanduth-Kristen, Ernst Marschner, Hermann Peyerl, Andrea Ebner, Gerald Ehgartner Jakom EStG – Einkommensteuergesetz Kommentar

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Damals vor 150 Jahren

So wie der ÖGV selbst blickt auch sein Verbandsmagazin auf eine lange Tradition zurück: Beide gibt es – wenn auch unter anderem Namen – seit 1872. Der Vorgänger des „cooperativ“ hieß „Die Genossenschaft“. Für die Rubrik „Damals vor 150 Jahren“ öffnen wir unsere Archive und blicken zurück. Wir bringen Wissenswertes, aber auch Schmankerl von anno dazumal.

Das Jahr 1873 stand im Zeichen der großen Weltausstellung in Wien , die ein Schaufenster für den Glanz der Doppelmonarchie werden sollte. Zur Eröffnung am 1. Mai war allerdings bereits absehbar, dass eine Krise drohte. Eine Woche darauf kam es zum Gründerkrach, die Wertpapierkurse stürzten ins Bodenlose. Zahlreiche Unternehmen, darunter viele mit Börsennotierung, meldeten Konkurs an. Das Vertrauen in die Zukunft der österreichisch-ungarischen Wirtschaft schwand dahin. Auf Geheiß des k.k. Finanzministeriums wurde die Notenbank beauftragt, nicht durch Edelmetall gedecktes Geld in Umlauf zu bringen, um damit Stützungskäufe zu tätigen.

Verbandsanwalt Hermann Ziller kritisierte dieses Vorgehen und sprach von einer „reinigenden Kraft“, die „Abenteurer und Intriganten“ des Börsenparketts verweise. Die Realwirtschaft sei von dieser Krise, die nur die Wertpapierbörse betreffe, kaum berührt. Die Warenbörsen würden weiterhin einwandfrei funktionieren und ihren Verpflichtungen uneingeschränkt nachkommen.

Zur selben Zeit blickten die österreichischen Genossenschaften neidvoll nach Ungarn: Während sie im Kaiserreich Österreich mit immer neuen, für sie unverständlichen Steuerlasten konfrontiert wurden, ging das Königreich Ungarn einen anderen Weg: Dort hielt das Finanzministerium fest, dass Genossenschaften von sämtlichen

Gebührenpflichten befreit und zudem nicht einkommensteuerpflichtig seien. Ausgenommen davon waren nur Gewinne, die dezidiert im Geschäft mit Nichtmitgliedern erzielt wurden.

Die ungarischen Behörden trügen den genossenschaftlichen Verhältnissen in anerkennenswerter Weise Rechnung, lobte Verbandsanwalt Ziller in höchsten Tönen. Es sei nur zu wünschen, „dass die österreichischen Finanzbehörden sich an ihnen ein Beispiel nehmen und eine Belehrung nicht von sich weisen, auch wenn sie aus den Ländern jenseits der Leitha kommt“, monierte er.

Aus dem entlegenen Osten des Kaiserreichs berichtete die polnischsprachige gewerbliche Vorschusskasse in Lemberg (Towarzystwo Zaliczkowe) in der Verbandszeitschrift über ihren Jahresabschluss: Direktor Josef Ritter von Pajaczkowski freute sich über 576 Mitglieder. Der Reingewinn belief sich auf 1.306,87 Gulden, bei einer Bilanzsumme von 55.548,78 Gulden. Zum Vergleich: Der Eintritt zur Weltausstellung kostete einen Gulden.

In der nächsten Ausgabe von „Damals vor 150 Jahren“ berichten wir über den ersten Vereinstag in der Geschichte des Allgemeinen Verbandes.

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NEUES VON GESTERN
Glanz und Elend ganz nah beieinander: Die Ro- tunde im Prater, Symbol der Weltausstellung, und der Schwarze Freitag an der Wiener Börse

Hinter jedem Erfolg steckt mehr als man denkt.

Als langjähriger Partner der ÖSV-Skispringer:innen, wissen wir, dass hinter jedem Erfolg viel harte Arbeit steckt. Und ein Team, auf das auch Sie sich verlassen können! Erfolg fängt an, wo man vertraut.

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