Korrespondenzblatt WS 2015/2016 Jahrgang 148

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KORRESPONDENZBLATT DES CANISIANUMS Heft 2, Jahrgang 148 – Wintersemester 2015/2016


Inhaltsverzeichnis

Geleitwort des Rektors ................................................................................................................ 1 1. Herz-Jesu-Fest 2015 Festprogramm ....................................................................................................................... 2 Begrüssung und Hinführung von Rektor P. Friedrich Prassl SJ ............................................ 3 Festvortrag von Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak Meinen Frieden gebe ich euch ................................................................................................. 4 Bilder vom Herz-Jesu-Fest 2015 . ....................................................................................... 13 2. Vortrag Impulse zum Triduum von Dr. Richard Pirker . ...................................................................... 15 1. Impuls: „Cor unum et anima una“. 100 Jahre nach Kriegsbeginn und 70 Jahre nach Kriegsende feiern wir das Herz-Jesu-Fest in Tirol 2. Impuls: Das Herz Jesu schlägt draussen in der Welt 3. Neoingressi 2015/2016 Eshete Temesgen Kebede . .................................................................................................... Chapala Gabriel .................................................................................................................. Iruthayasamy Basil .............................................................................................................. Koffi Kobenan Faustin . ....................................................................................................... Mamchyn Volodymyr ........................................................................................................... Ngewga Basil Bazir . ........................................................................................................... Ptasiuk Roman .................................................................................................................... Xavier Bibin .........................................................................................................................

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4. Aktuelles und Chronik Wissenschaftsdidaktik – Was ist das Doktorat wert? ........................................................... AltCanisianer-Konveniat 2016 in Amerika . ........................................................................... Neuauflage Namensverzeichnis 2016 ................................................................................... Von Tirol zurück nach China ............................................................................................... Chronik vom 1. Juli bis 10. Dezember 2015 . ........................................................................

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5. Wir gratulieren . ..................................................................................................................... 44 6. Diözesenliste – Studienjahr 2015/16 . ..................................................................................... 46 7. Geburtstage und Weihejubiläen 2016 ...................................................................................... 48 8. Memento Mori ........................................................................................................................ 52 9. Briefe und Grüsse aus aller Welt ........................................................................................... 54 10. Rezensionen und Eingang von Büchern . ................................................................................. 56 11. Terminkalender ..................................................................................................................... 58 12. Wir danken unseren Spendern und Förderern ........................................................................ 60 13. Bankverbindungen ................................................................................................................. 63 14. Impressum.............................................................................................................................. 64


Geleitwort des Rektors

Liebe AltCanisianer, Freunde und Wohltäter, liebe Canisianer! dieses Wort in der konkreten Begegnung mit dem Nächsten auszusprechen. Die Botschaft der Ikone „Znamenie - Mutter des Zeichens“ lädt uns zu diesem Gruß ein.

„Sei gegrüßt!“ Am 8. Dezember haben wir diesen Ruf beim „Hymnos Akathistos“ in unserer Hauskapelle 156-mal mehrstimmig gesungen. Über 100 Gäste sind zu unserer besinnlichen Adventfeier gekommen. Im Herbst konnten wir acht neue Studenten im Canisianum willkommen heißen. Einen äthiopischen Studenten erwarten wir noch im Jänner 2016. Mit 39 Studenten aus 14 Nationen, aus 30 Diözesen der Weltkirche und 3 Orden haben wir auch heuer wieder ein volles Haus. Viele Gäste aus der ganzen Welt konnten wir in den letzten Wochen und Monaten im Canisianum herzlich begrüßen. Eine Gruppe von Asylwerbern, mit achtsamen Begleiterinnen und Begleitern, kommt jede Woche zu einem gemeinsamen Abend ins Canisianum - „seid gegrüßt!“ Einige unserer Studenten wurden so im Herbst in neuen Patenpfarren willkommen geheißen. In diesem beispielhaften Gruß an Maria kommt eine herzliche Grundhaltung zum Ausdruck. Es ist eine Haltung, die wir im Kleinen, im Alltäglichen, in unserem unmittelbaren Umfeld immer wieder bezeugen können. „Sei gegrüßt“ – wie wohl tut dieses Wort im vielfältigen Miteinander von Menschen. Wie schwer fällt es manchmal,

„Sei gegrüßt, du Stern, der offenbart die Sonne; sei gegrüßt, aus deinem Leib wird Gott der Menschensohn. sei gegrüßt, aus dir wird die Schöpfung neu geboren; sei gegrüßt, durch dich wirkt der Schöpfer ungeboren als Kind.“ „Sei gegrüßt“ – diesen herzlichen Wunsch sende ich im Namen der Hausgemeinschaft des Canisianums, im Geiste des „cor unum et anima una“. Mit einem einfachen „Vergelt’s Gott“ für die treue Verbundenheit mit uns wünsche ich allen AltCanisianern, Wohltätern, Freundinnen und Freunden des Canisianums eine gesegnete Weihnachtszeit und ein friedvolles neues Jahr.

P. Friedrich Prassl SJ 1


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1. Herz-Jesu-Fest

1.1 Programm zum Herz-Jesu-Fest

Herz-Jesu-Fest am 12. Juni 2015 Triduum am 10. und 11. Juni 2015 Impulse von Dr. Richard Pirker „Cor unum et anima una“ - 100 Jahre nach Kriegsbeginn und 70 Jahre nach Kriegsende feiern wir das Herz-Jesu-Fest in Tirol. Das Herz Jesu schlägt draußen in der Welt. 16:00 Uhr Festakademie Matthias Egger, Orgel Toccata d-Moll („dorisch“) BWV 538 Begrüßung durch Rektor P. Friedrich Prassl SJ Matthias Egger Adagio aus: Triosonate Es-Dur BWV 525 Festvortrag DDDr. Clemens Sedmak Theologe und Philosophieprofessor am King’s College London, Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, sowie Präsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen in Salzburg „Meinen Frieden gebe ich euch“. Matthias Egger Fuge d-Moll BWV 538 17:30 Uhr Erzbischof em. Dr. Alois Kothgasser SDB Kapelle des Canisianums Johannes Blaas, Orgel 19:00 Uhr Festliches Abendessen Jesuitenkolleg Sillgasse 6

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Herz-Jesu-Fest

1.2 Begrüssung und Hinführung

P. Friedrich Prassl SJ Liebe Festgäste! Im Namen der Hausgemeinschaft des Canisianums begrüße ich Sie alle ganz herzlich zu unserem Hausfest. Es freut uns sehr, dass wieder so viele der Einladung gefolgt sind das Herz-Jesu-Fest in diesem altbekannten Haus zu feiern! Zu Beginn dieser Festfeier möchte ich ganz besonders den emeritierten Erzbischof von Salzburg und unseren Alt-Bischof, Alois Kothgasser namentlich herzlich im Canisianum willkommen heißen – er wird mit uns nach dem Festvortrag Eucharistie feiern. Ich freue mich auch sehr, dass Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak heute den Festvortrag zu einem höchst aktuellen Thema halten wird. Er hat in Salzburg viele Jahre eng mit Erzbischof Alois zusammengearbeitet – lieber Clemens, Dir und Deiner Frau Maria, auch ein herzliches Willkommen. Ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie heuer wieder unserer Einladung zu einem Fest gefolgt sind. Bevor wir mit dem Fest beginnen möchte ich jedoch auf ein Ereignis hinweisen, das diese Woche viele erschüttert hat. Genau vor einem Jahr haben wir hier in

dieser Aula die Ausführungen von P. Severin Leitner SJ zu Papst Franziskus gehört. „An die Herzen der Menschen klopfen“ war das Thema. Niemand konnte damals ahnen, dass P. Leitner, den die meisten hier im Saal persönlich gut kannten, an diesem Festtag heute nicht mehr unter den Lebenden sein wird. Er ist am vergangenen Sonntag am Gran Sasso bei einer Bergtour tödlich verunglückt. Viele Menschen aus aller Welt haben sich in den letzten Tagen bei mir gemeldet, um ihr herzliches Beileid und Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Er hat in der Jugendarbeit, als Novizenmeister, als Regens des Canisianums, als Provinzial, als Rektor des Jesuitenkollegs und die letzten drei Jahre als Berater unseres Generalobern in Rom, sowie als Assistent der Zentralund Osteuropäischen Assistenz, viele, viele Menschen geistlich und freundschaftlich begleitet. Heute Vormittag wurde er im Kreis vieler Mitbrüdern aus den römischen Häusern und vielen Menschen aus seiner Heimat in Rom begraben. Wir werden seiner in der gemeinsamen Eucharistiefeier nach dem Festvortrag besonders gedenken. Wir sind heute zusammengekommen, um nach dem Vortrag von Clemens Sedmak und nach der gemeinsamen Eucharistiefeier in unserer Hauskapelle in unserem neuen Zuhause in der Sillgasse 6 auch miteinander ein festliches Mahl zu halten. Beim gemütlichen Spaziergang hinüber kann der Vortrag und persönliche Erfahrungen nachbesprochen werden. Wir haben uns im neuen Haus sehr gut eingelebt – Gott sein Dank. Unsere Hausgemeinschaft umfasst derzeit 37 Studenten aus 13 Ländern und 27 Diözesen der Weltkirche. In diesem Studienjahr haben bereits fünf Studenten ihr Studium abgeschlossen, sechs weitere werden in den nächsten Monaten abschließen und in die Heimatländer zurückkehren, um ihren Dienst in der Ausbildung bzw. in verschiedenen Leitungsaufgaben zu leisten. Zwei Studenten haben das Canisianum aus persönlichen Gründen vorzeitig verlassen. Im 3


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September werden neun neue Studenten ins Haus kommen. Die Nachfrage ist weiterhin sehr stark – wir hatten 27 Anfragen für das kommende Studienjahr. Mit dem herzlichen Dank, besonders an alle Förderer, an alle Freundinnen und Freunde des Canisianums, für Ihre treue, langjährige Wegbegleitung, für Ihre vielfältige Unterstützung und Heimat, die viele persönlich und als Patengemeinden schenken, wünsche ich uns allen ein erfülltes Herz-Jesu-Fest, das unseren Glauben stärkt und uns „inneren Frieden“ schenkt. Clemens Sedmak wird uns dazu in seinem Festvortrag sicher einiges mitgeben auf unseren Weg. Mit wenigen Worten möchte ich Clemens Sedmak noch einmal ganz herzlich begrüßen und ihn kurz vorstellen. Auf seiner „Heimatseite“ – neu-deutsch würden wir „homepage“ sagen – finden sich seitenweise Informationen und Aufzählungen zu seiner Person, zu seinen Forschungsinteressen und Arbeitsgebieten, zu seinem Studium und Werdegang, zu postgradualen Kursen, zu Aufenthalten als Gastprofessor, zu seinem vielseitigen Engagement in der Wissenschaft, wie im sozialen Bereich, zu seinen Auszeichnungen und Preisen und zu seinen unzähligen Vortrags- und Seminartätigkeiten. Ich möchte nichts von dem hier wiederholen. Ein Satz hat mich aber besonders angesprochen, der ganz für ihn spricht. Es heißt dort auch: „All die äußeren Aktivitäten sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Leben um eines geht: es in der Kunst der Liebe, wie es Erich Fromm genannt hat, möglichst weit zu bringen. Hierbei ist die Familie das beste Übungsfeld: Seine Frau Maria – die heute mit ihm hier ist - und die Kinder Magdalena, Gabriel und Jonathan sind ihm Halt, Lebensquelle und Herausforderung der anderen Art.“ Ich freue mich mit ihnen allen auf die Gedanken von Clemens Sedmak. Vor dem Festvortrag hören wir jedoch noch ein weiteres Orgelstück, dargebracht von Dipl. Musiker Matthias Egger, der uns heute wieder musikalisch begleitet. Lieber Matthias, auch Dir herzlichen Dank für Deine Mitwirkung an unserem Fest. 4

1.3 Festvortrag zum Herz-Jesu-Fest Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak, Salzburg Theologe und Philosophieprofessor am King’s College London, Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, Präsident des Internationalen Forschungszentrums für soziale und ethische Fragen in Salzburg Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch

Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak Ein Nachdenken in vier Schritten P. Severin Leitner hat mir vermittelt, dass der innere Friede erfleht werden will und auch hart errungen werden muss. Das letzte Mal habe ich P. Severin bei einer Veranstaltung in Wien getroffen, bei der er mir Bücher von Pedro Arrupe mitgebracht hat. Pedro Arrupe war ein Mann, der sehr viel inneren Frieden erfleht, erlitten und erlebt hat, der sich am 6. August 1945 in Hiroshima aufhielt und erste Hilfsdienste einrichtete, und der in einer großen inneren Ruhe Jesuiten auf den Weg der Bildung geführt


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hat. Unter seiner Führung waren die Jesuiten zahlenmäßig (ungefähr, soweit ich mich erinnern kann) von 36.000 auf 26.000 gesunken. Auf die ihm einmal gestellte Frage „Wie sieht die Zukunft der Jesuiten aus?“ lautete seine Antwort: „Das hängt davon ab, wohin Gott die Jesuiten führen wird. Mit anderen Worten ich weiß es nicht. Aber es macht mich nicht ängstlich, dies nicht zu wissen.“ Hier dringt innerer Frieden durch. Diese innere Stärke wird vielleicht am deutlichsten in dem bewegenden Gebet, das Pater Arrupe bei seiner Amtsübergabe formuliert hat, in dem er von der tiefen Erfahrung als Schlaganfallpatient gesprochen hat, sich ganz in Gottes Händen zu wissen. Er war im Frieden. Möge Gott geben, dass Pater Severin Leitner im Frieden war, als er von uns gegangen ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es anders sein könnte. Über diesen Frieden werden wir heute in vier Schritten nachdenken. Der erste Schritt, Joh 14,27: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch. Nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich Euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ Das sind tiefe Worte: Nicht einen Frieden, wie die WELT ihn gibt – lasst Euch Euer Herz nicht durcheinander bringen, verzagt nicht. Zu dieser Stelle Joh 14,27 möchte ich fünf Beobachtungen anstellen: Erste Beobachtung Der Zuspruch des Friedens ist ein Trostwort Jesu. Friede - das Versprechen des Friedens - und Trost sind miteinander verbunden. Ist es tröstlich, das Versprechen auf Frieden aus Jesu Mund bekommen zu haben, oder ist der Friede selbst eine Quelle des Trostes? Oder aber ist der Trost das Ergebnis des Friedens, den uns Jesus geschenkt hat? Ich glaube, alle drei Aspekte spielen eine Rolle. Trost hilft, etwas zu lindern, sich einem Menschen zuzuwenden, einem Menschen Halt zu geben. Wir haben angefangen – meine Frau Maria und ich – mit dem Trösten der Kinder, wenn sie

hingefallen sind. Mittlerweile trösten wir bei Liebeskummer-Verdachtsmomenten. Das Friedenswort Jesu hat dieses Moment von Aufmerksamkeit, Lindern und Halt. Zweite Beobachtung Im Vers Joh 14,26 findet sich die Zusage des Beistands des Heiligen Geistes, die Jesus formuliert, um uns an all das zu erinnern, was Jesus uns gelehrt hat. Der Friede, den Jesus uns zuspricht, ist ein Friede, der mit dem Beistand, dem Heiligen Geist, verbunden ist. Das ist ein schöner Gedanke, weil der Hl. Geist nicht unbedingt mit Ruhe, Stille, Stabilität in Verbindung gebracht wird, sondern mit Feuer, Unruhe und Bewegung. Der Friede, den Jesus uns nahelegt, ist nicht ein Friede der „Windstille“, sondern ein Friede des Sturms. Kein Friede der Trägheit, sondern ein Friede des kraftvollen Ausströmens aus einer nie versiegenden Quelle. Papst Franziskus, der letztes Jahr hier bei der Festansprache Thema war, hat immer wieder in „Evangelii Gaudium“ von der göttlichen Kreativität gesprochen (Abschnitt 12 und 22). Diese göttliche Kreativität, die nicht allen Kirchenrechtlern und bürokratisch gesinnten Menschen unverdächtig erscheint, überrascht uns Menschen, sodass wir aufgefordert sind, Strukturen zu bauen, die der göttlichen Kreativität Raum geben. Diese Bewegung, der Wind, die Kreativität ist ein Zeichen von dem Frieden, den Jesus uns schenken möchte. Es ist nicht der Friede von Menschen, die schon gar nichts mehr vom Leben erwarten und eigentlich nur mehr vor sich hindämmern. Dritte Beobachtung Jesus spricht dieses tröstende, Beistand versprechende Wort vor der Hinrichtung, der Auferstehung und der Himmelfahrt. Der Friede, den Jesus uns zuspricht, ist ein teurer, kostbarer, erlittener Friede, kein billiger Friede. Der auferstandene Christus trägt sichtbar die Wundmale, und Jesus, der sich in Vers 28 von den Aposteln verabschiedet, sagt noch einmal dieses Trost5


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wort, dass er bei uns bleiben wird. Dieser Friede ist teuer und kostbar und auch erlitten. Liturgisch überlegt: Wir haben in der katholischen Eucharistie nach der Wandlung den Friedensgruß, er wird den Menschen vom Altar zugesprochen. Beim Friedensgruß gemeint ist nicht ein wie immer freundliches „Ich hab‘ dich lieb und du hast mich lieb“, sondern der kostbare und teure, von Jesus uns zugesprochene Friede. Es erinnert mich ein wenig an den Film „Shadowlands“ mit Sir Anthony Hopkins, die Verfilmung des Lebens von C. S. Lewis, dem einflussreichen englischen Apologeten. Als glücklicher Junggeselle verliebt er sich mit 56 Jahren in eine Amerikanerin und heiratet sie, sie stirbt wenige Jahre später an Krebs. Am Ende des Films sieht man ihn bei einem Spaziergang mit ihren zwei Kindern, die C.S. Lewis fortan betreut. Und er überlegt sich, dass der Schmerz, den er jetzt empfindet, dereinst Teil der Freude sein wird, die er empfinden wird, so wie die Freude, die auf ihn wartet, Teil des Schmerzes in der Gegenwart ist („the pain now will be part of the joy then; and the joy then is part of the pain now“). Der tröstliche Gedanke an die Erlösung gibt uns Kraft im Jetzt eine solche Situation durchzustehen. Der dritte Gedanke drückt also aus: Der Friede, den Jesus uns gibt, geht durch Hinrichtung, Auferstehung und Himmelfahrt hindurch. Vierte Beobachtung Jesus sagt: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch.“ Der Friede, den Jesus uns zuspricht, ist Hinterlassenschaft und Gabe. Was ist der Friede Jesu? Wie stiftet Jesus Frieden? Welchen Frieden gibt Jesus? Schauen wir uns dazu drei Stellen aus den Evangelien an: den Rangstreit der Jünger, den Steuerstreit und den Erbschaftsstreit. Das sind Streitsituationen, in denen Jesus schlichtend eingreift – Frieden stiftet. Bei Mk 9 und Mt 18 ist der Rangstreit der Jünger verzeichnet: „Wer ist der Größere, wer ist der Wichtigste?“ Jesus nimmt 6

ein Kind, stellt es in die Mitte und sagt: „Wenn Ihr nicht werdet wie ein Kind...“; Jesus nimmt also einen vollkommen anderen Maßstab, indem er sagt: „Du musst ganz anders denken.“ Das ist auch eine Übersetzung für „Metanoia“: über das gewohnte Denken hinaus denken zu lernen. Jesus stiftet Frieden, indem er Menschen dazu einlädt, über das Bekannte hinauszudenken. Bei der Steuerfrage verhält es sich ähnlich. Bei Mk 12 und Mt 22 geht es um die Frage: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen? Wieder bricht Jesus die Situation auf, macht etwas Unerwartetes. Er lässt sich die Steuermünze zeigen und fragt dann „naiv“: „Wer ist denn das da auf dieser Münze? Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist.“ Wir wissen bis heute nicht, ob es sich bei dieser Bemerkung um einen Scherz gehandelt hat, ist doch alles Gottes... Jesus stiftet Frieden, indem er eine Situation aufbricht. Beim Erbschaftsstreit, Lk 12, streiten zwei um das Erbe und fordern von Jesus: „Sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.“ Jesus antwortet: „Hütet Euch vor der Habgier“ und erzählt das Gleichnis von dem Mann mit der reichen Ernte, der eine große Scheune baut, um die Ernte einzufahren, und sich wundert, dass er ganz woanders hinfährt. Wieder ist hier ein Moment des Unerwarteten gegeben. Jesus überrascht jeweils die Gesprächspartner und sagt, wir müssten ganz andere Maßstäbe anlegen, wenn wir seinen Frieden verstehen wollten. Der Friede Jesu ist mit unserer Vorstellung nicht messbar. Dieser „mein Friede“, den Jesus uns zuspricht, ist Hinterlassenschaft und Gabe. Eine Hinterlassenschaft ist etwas, das bleibt, wenn etwas anderes gegangen ist. Der von mir sehr verehrte P. Muck hat einmal in einer Vorlesung gesagt: „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man das Unwesentliche vergessen hat.“ Das ist die Hinterlassenschaft des Bildungsvorgangs: das, was bleibt. Das, was bleibt und das, was Jesu Hinterlassenschaft ausmacht, ist der Friede.


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Wir alle wissen, Hinterlassenschaften haben ein besonderes Gewicht. Die letzten Worte eines Menschen haben eine besondere Bedeutung. Im Johannes-Evangelium sind im Kapitel 2, Vers 5 die letzten Worte Mariens verzeichnet: „Tut, was er Euch sagt.“ Diese Worte sind tief. Jesus sagt, und es ist seine Hinterlassenschaft und eine Gabe: „Meinen Frieden gebe ich Euch.“ Eine Gabe hat zumindest zwei Eigenschaften: Sie ist immer auch eine Aufgabe. Ich warne immer davor, jemandem ein Buch zu schenken. Das kann man nur machen, wenn man dazu sagt: „Ich erwarte nicht, dass du das liest.“ Astrid Lindgren hat ein schönes Kinderbuch geschrieben, wo ein 16-jähriges Mädchen eine Schreibmaschine geschenkt bekommt. Sie hat genau gewusst, jetzt musste sie mit dieser Gabe schreiben, das Geschenk ist eine Aufgabe. Manchmal nennt man das auch ein „Trojanisches Pferd“. Eine Gabe ist zweitens auch eine Aussage: Eine Gabe sagt sehr viel über den Gebenden, den Empfangenden und die Beziehung zwischen den beiden aus. Wenn Sie einem Kind ein Aufklärungsbuch schenken, sagt das etwas über Ihre Beziehung aus; wenn Sie einen Arbeitskollegen mit einem Buch „Glücklich trotz Misserfolg“ beschenken, sagt das auch viel aus. Eine Gabe ist eine Aussage. Jesus sagt zu uns mit dieser Gabe: „Ich gebe Euch meinen Frieden, weil ich weiß, dass Ihr ihn braucht; weil ich weiß, dass uns das verbinden wird; weil ich weiß, dass das das Bleibende ist, was unsere Beziehung auf Dauer halten kann und nicht gefährden wird.“ Fünfte Beobachtung Jesus verbindet all das mit dem Herzen. Er berührt das Herz der Menschen: „Euer Herz beunruhige sich nicht, Euer Herz verzage nicht.“ Damit sind wir beim Herz-Jesu-Fest angelangt. Was dürfen wir uns unter „Herz“ vorstellen? Henri Caffarel hat ein sehr schönes Buch geschrieben: „Weil du Gott bist“. Caffarel war ein einflussreicher Meister des Gebets in Frankreich, ein Priester, den Kar-

dinal Schönborn als erfahrenen „Bergführer des Gebets“ bezeichnet hat. Er hat in Frankreich ein Gebetshaus gegründet und viele Gebetsgruppen initiiert. In seinem Buch meint er, das Herz wäre das, was erwacht, wenn der Sinn für Gott erwacht. Das Herz ist das, was wir brauchen, um einen Sinn für Gott zu haben. Das, was erneuert werden will, damit wir uns von Grund auf von Gott erneuern lassen. Augustinus hat sich vor allem in den „Confessiones“ viele Gedanken darüber gemacht, was das Herz für Eigenschaften haben kann. Es kann tatsächlich unruhig werden, es kann verzagen, es kann gespalten sein, es kann geknickt sein, es kann trocken sein, es kann weit oder eng sein, es kann verschmutzt sein. Das Herz bei Augustinus hat viele mögliche Eigenschaften, es ist eine Mischung aus Organ, Subjekt und auch Ort, an dem sich Bewegungen und Regungen, ja Dramen abspielen. Es war Dietrich Bonhoeffer, der in Anspielung auf Jeremias 17,9 gesagt hat: „Das Herz, dieses trotzige und verzagte Ding, das sich nicht ergründen lässt.“ Am Herz-Jesu-Freitag denken wir vor allem über den Auftrag nach, unser Herz nach dem Herzen Jesu zu formen und zu bilden. Das hat heute – in dieser Meditation - mit dem Frieden zu tun, den Jesus uns schenkt. Der zweite Schritt, Joh 14,27: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch. Nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich Euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ Jesus sagt: „Nicht, wie die Welt den Frieden gibt, gebe ich euch den Frieden.“ Wie gibt denn die Welt den Frieden? 1. Die Welt gibt einen Frieden, der fragil, zerbrechlich ist. Wir erleben das immer wieder in der aktuellen Geschichte, Bürgerkriege, Friedensabkommen, der Friede hält für kurze Zeit, dann flackern die Unruhen wieder auf. 7


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2. Der Friede, wie die Welt ihn gibt, ist abstumpfungsgefährdet. Man kann sich so an Frieden gewöhnen, wie man sich an atembare Luft und an trinkbares Wasser gewöhnt. Ein Beispiel ist die Begegnung eines ehemaligen Landeshauptmannes von OÖ mit einem Industriellen. Der Industrielle meinte, er zahle zu viele Steuern, er wäre über die Gebühr damit belastet und an seiner wirtschaftlichen Grenze. Der Landeshauptmann hielt dagegen: „Du zahlst viel Steuern, aber dafür wohnst du in einem normalen Haus ohne dicke, hohe schützende Mauern drum herum, und natürlich kostet das etwas, denn, wenn ich dir nicht ein bisschen etwas wegnehme, um es den Armen zu geben, müsstest du sehr viel Geld aufwenden, um die Sicherheit zu kaufen, die dir jetzt so selbstverständlich ist.“ Wir hier in Österreich und Europa finden es so selbstverständlich, dass wir in ruhigen Zeiten leben, aber das ist es natürlich nicht. 3. Der Friede, wie die Welt ihn schenkt und geben kann, ist nicht nur fragil und abstumpfungsgefährdet, er ist auch „kontraktuell“ – also vertraglich. Friedensabkommen sind Verträge, Verträge werden ausverhandelt. Man schließt Kompromisse. Vertraglichkeit heißt: Ich vertraue dir nicht, deshalb müssen wir einen Vertrag machen. Man kann über Eheverträge z.B. durchaus Positives sagen, es bleibt dennoch ein Rest des Verdachtes, dass hier das letzte Vertrauen, die letzte Hingabe fehlt. Der Friede, wie die Welt ihn gibt, ist ein vertraglicher Friede und als solcher so stabil, wie Verträge stabil sein können. Der Vertrag wird instabil, wenn er gebrochen wird, oder er wird „inaktuell“, wenn er eingeholt wird von Entwicklungen. Verträge können nicht so fixiert werden, dass sie alle Eventualitäten berücksichtigen könnten. So manche Versicherung z.B. hat gemeint: „Hätten wir doch den 11. September, die Klimaveränderung usw. vorhersehen können!“ 4. Die Welt schenkt einen Frieden, der konfliktlinienbewahrend ist. Damit ist gemeint, 8

dass es zwar ein Friede zwischen zwei Parteien ist, aber diese Parteien bleiben zwei Parteien; sie erkennen einander nach wie vor als „wir und sie“ oder auch „us versus them“. Das flackert immer wieder auf, selbst wenn es in ruhigeren Zeiten vergessen zu sein scheint. Das erlebt man z.B. bei Sportereignissen, wenn Deutschland gegen Österreich antritt. Unglaublich, was da auf einmal an Feindseligkeit ausgegraben werden kann! Der konfliktlinienbewahrende Charakter des irdischen Friedens ist auch mit ein Grund, warum die Friedensabkommen derart brüchig sind – wie die Nahost-Abkommen immer wieder gezeigt haben. Eben weil die Konfliktlinien erhalten bleiben. 5. Der Friede, wie die Welt ihn gibt, ist schließlich äußerlich. Wir hören nach einem Friedensabkommen damit auf, aufeinander zu schießen. Das heißt aber nicht, dass wir anders über die anderen denken. Das kann uns die Welt geben. Die äußeren Konturen des Zusammenlebens können schneller gestaltet werden als eine Transformation der Einstellungen; noch schwerer ist es, fundamentale Haltungen zu verwandeln. Das kann die Welt nicht geben. Es ist nun ganz wichtig zu betonen: Der Friede, wie die Welt ihn gibt, den Frieden, den wir hier in Österreich haben – ist sehr viel, ist kostbar, ist wunderbar. Wir haben allen Grund, dankbar zu sein. Dennoch sagt Jesus: „Nicht wie die Welt den Frieden gibt, gebe ich Euch den Frieden, ich gebe Euch etwas anderes. Ich gebe Euch etwas, was nicht zerbrechlich ist, sondern auf der Verlässlichkeit Gottes beruht.“ Die Verlässlichkeit Gottes bedeutet, der Friede ist stabil. Der Friede, den Jesus gibt, erfordert dennoch ein ständiges geistiges Ringen, wird immer wieder gnadenhaft und dankbar erlebt und. Er ist also nicht abstumpfungsgefährdet. Viele geistliche Meister/innen sagten, das geistliche Leben sei auf stete Wachsamkeit angewie-


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sen, da kann man sich nicht hinsetzen und sagen: „Jetzt habe ich es geschafft.“ John McDade, ein ehemaliger Jesuit, hat bei Priester-Exerzitien, als er 60 war, gesagt: „Früher habe ich geglaubt, wenn ich einmal 60 bin, habe ich diese geistigen Nöte nicht mehr, dann bin ich „reif“. Er wurde 60 und sah, dass es nach wie vor so war, dass er ringen musste und zu kämpfen hatte; das widerspricht der Reife gerade nicht. Der Friede, den Jesus uns gibt, ist kein „Kontrakt“, kein Vertrag, sondern ein Bund. Ein Bund lässt sich nicht mit Vertragskategorien ausmessen. Auch die Konfliktlinien sind nicht bewahrt, der Friede geht an uns Menschen als Einheit, er ist einheitsstiftend. Und: Gottes Friede innerlich, berührt die tiefsten Schichten von Identität und Existenz. Hier haben wir es also mit einem verlässlichen, lebendigen, bundhaften, einheitsstiftenden und innerlichen Frieden zu tun – einem Frieden eben, wie ihn die Welt nicht geben kann. Der dritte Schritt, Joh 14,27: „Der innere Friede“ oder „Subsidiarität als geistiges Prinzip“ Subsidiarität ist eines der wichtigsten Prinzipien der katholischen Soziallehre; wir finden es im Abschnitt 79 der Enzyklika Quadragesimo Anno entfaltet. Was die kleinere Einheit leisten kann, darf ihr nicht genommen werden. Was die kleinere Einheit überfordert, muss von der größeren unterstützend begleitet sein. Das Prinzip schützt die kleinere Einheit, aber auch die größere, fordert und fördert die je unterste Ebene. Es besagt, dass ein Maximum an Freiheit wie auch ein Maximum an Verantwortung an die kleinste Einheit gegeben werden soll. Nun hat Subsidiarität nicht nur politische und soziale Bedeutung, Bedeutung für den Frieden, wie ihn die Welt gibt. Man kann Subsidiarität auch auf dem Weg zum inneren Frieden und auf dem Weg zum politi-

schen Frieden als geistiges Prinzip verstehen. Jacques Philippe, ein französischer Priester, hat ein kostbares Buch geschrieben, „Recherche la Paix et poursuis-la“. Darin meint er, die erste Aufgabe des Menschen wäre es, für den inneren Frieden im eigenen Herzen zu sorgen. Man trägt ja sein Herz immer mit sich mit, wohin immer man geht und in welches Engagement auch immer man sich hineinstürzt. Wir nehmen unseren Charakter, wohin immer wir gehen, stets mit. Wir können nicht vor ihm fliehen. Deshalb muss man bei seinem eigenen inneren Frieden anfangen, einen Frieden, den man dann überallhin mitnimmt, egal, in welcher Funktion man tätig ist – als Pater Rektor, als Bischof, als Primarärztin, als Mutter von mehreren Kindern. Der innere Friede ist deswegen auch eine politische Aufgabe. Ein Testfall für den inneren Frieden ist der Zorn. In der frühchristlichen Literatur hatte die „ira“, der Zorn, keine sehr gute Reputation. Es gab natürlich den „Heiligen Zorn“, den auch Thomas von Aquin an einigen Stellen beschrieb. In der Regel sind jedoch Jähzorn und Wutausbrüche nicht etwas, das für geistige Reife steht. Zwei Beispiele für den „Testfall Zorn“ sind bei Johannes Cassian und seinem Lehrer Evagrius Ponticus zu finden. Sie haben sich im 4. Jh. Gedanken über den Zorn gemacht, zusammengefasst im „Schatzkistlein der Ostkirche“, der Philokalia, einer Sammlung von geistlichen Lehrtexten aus zehn Jahrhunderten. Evagrius Ponticus vergleicht den Zorn mit einem Feuer, das entfacht würde durch den Kampf um Reichtum, den Kampf um Ehre und den Kampf um Speise. (Über-)Ehrgeizige Menschen würden leichter zornig als Menschen, die damit leben könnten, dass sich die Dinge nicht so entwickelten, wie sie sich das vorgestellt hätten. Wenn jemand gierig ist nach Wohlstand, Reichtum, und immer mehr Wohlstand, könne das Anlass für Zorn sein. Wenn man verzweifelt wäre und nichts mehr zu verlieren habe, walle 9


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der Zorn ebenfalls schnell auf. Der Zorn wird weiters entfacht durch böse Gedanken und Erinnerungen. Hier ist dann, so könnten wir sagen, eine „Heiligung“ angesagt, eine Reinigung des Gedächtnisses. Der Zorn ist deswegen besonders gefährlich, weil er den Geist des Gebets zerstört. Zornige Menschen können nicht beten. Wenn man nicht betet, fällt man aus dem zugesprochenen Frieden Jesu heraus. Als Heilmittel schlägt Evagrius Ponticus interessanterweise das Almosengeben vor. Vielleicht, weil man dadurch erinnert wird, dass es vielen Menschen so viel schlechter geht als einem selbst. Vielleicht, weil Teilen eine Weite auslöst, die dich in Relation mit anderen setzt, vielleicht weil der Blick auf andere den Blick auf sich selbst ein wenig ablenkt. Johannes Cassian, ein Schüler von Evagrius Ponticus, hat den Zorn als Gift bezeichnet, das in die Seele hinein sickert und die Seele zerstört. Zerstört – unterminiert - werden das Urteilsvermögen und der Gerechtigkeitssinn. Der zornige Mensch ist verblendet. Johannes Cassian schlägt als Heilmittel vor, den Zorn dadurch zu dämpfen, dass man in der Gemeinschaft übt, mit anderen umzugehen und Widriges besser aushalten zu können. Im Falle eines Leidens am Zorn ist nach Cassian der Rückzug als Eremit pädagogisch nicht empfehlenswert; in der Gemeinschaft treten Charakterdefizite klar zutage. Man brauche, so Cassian, die Gemeinschaft als Korrektiv, man müsse sich überwinden, auf Kleinigkeiten achten, mit Widrigkeiten aller Art umgehen lernen. Wer den Zorn überwindet, schafft Raum für jenen Frieden, wie die Welt ihn nicht geben kann. Was heißt es nun konkret, Subsidiarität als geistiges Prinzip zu haben? Alle kennen den Begriff des „Habitus“: gewohnheitsmäßige Handlungsdisposition. Aristoteles und Thomas von Aquin haben versucht, uns nahezubringen, an der Tugend zu arbeiten, wenn man ein guter Mensch sein 10

will, damit die Anstrengung des guten Handelns kleiner wird. Ihre Aufforderung: Versuche möglichst viel Gewicht auf die niedrigste Ebene des Habitus zu setzen, damit du nicht immer einen großen Willensaufwand treiben musst, wenn du bestimmten Versuchungen widerstehen möchtest. Das ist Subsidiarität im geistigen Wachstumsprozess. Versuche, möglichst viel auf eine Ebene zu bringen, möglichst tief unten, dass es dir gar nicht auffällt, dass du es anders machen könntest. Das Kleine baut sich zum Größeren auf. Heinrich Schmiedinger, unser Rektor in Salzburg, der sich hier in Innsbruck habilitiert hat und hier seine Familie hat, ist ein diplomatischer, höflicher Mensch. Er kann geradezu nicht unhöflich sein. Das ist sein Habitus. Erzbischof Alois Kohtgasser kann man sich auch ganz schwer wutentbrannt vorstellen, sein Habitus ist die stille Güte. Und mein Eindruck ist, es fällt Erzbischof Alois nicht schwer, gütig zu sein, denn das entspricht seinem Charakter. Es ist also wichtig, möglichst viel auf die niedrigste Ebene der Gewohnheitsbildung zu legen, sodass der Erhalt des Friedens nicht immer ein enormer Kraftakt ist, sich gegen den Zorn zu stemmen. Subsidiarität als geistiges Prinzip würde dann heißen, den inneren Frieden, den man sucht, zu finden, wenn man mit sich in Einklang, im Reinen ist. Das wird – im vierten und letzten Schritt – auch politisch wirksam. Der vierte Schritt, Joh 14,27: Die Politik und der innere Friede 1. Aus der Armutsforschung wissen wir, dass Armut einen ständigen, toxischen Stress erzeugt. Menschen, die von Armut betroffen sind, finden keinen inneren Frieden, weil sie ständig unter Druck stehen. Maria Stern ist eine bekannte Kämpferin für AlleinerzieherInnen-Rechte in Österreich. Sie lebte eineinhalb Jahre in akuter Armut und meinte, dass das Schlimms-


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te in dieser Zeit war, dass sie nie innere Ruhe fand. Selbst am Abend, als die drei Kinder eingeschlafen waren, hatte sie mit innerem Stress zu kämpfen (wie soll ich den Wandertag zahlen, die neuen Schuhe, nächste Woche ist Geburtstag, wie soll ich das alles bewältigen?). In dieser Situation erweist sich das Leben als ständiger Lebenskampf. Daran sieht man, wie innerer Friede und Politik in dem Sinne zusammen hängen. Manche Menschen können – aus äußeren politischen Rahmenbedingungen heraus – keinen Zugang zu inneren Frieden haben. Es ist in einer Armutssituation mithin das Schlimmste, wohlbegründeten eigenen moralischen Ansprüchen nicht gerecht werden zu können. 2. Haben Sie sich schon einmal überlegt, welche großen Wellen und Kreise ein unreines Herz eines einzelnen Menschen auf der Makrobühne der Weltpolitik zieht? Im Jahr 2012 erschienen viele Bücher über den Russland-Feldzug Napoleons 1812. Es ist erschreckend und schockierend, aus welchen Gründen Napoleon den RusslandFeldzug begonnen und 600.000 Soldaten geopfert hat. Sie sind nicht in der Schlacht gestorben, sondern erfroren und verreckt vor Hunger und Erschöpfung, weil Napoleon aus Eitelkeit und Argwohn meinte, es könnte sein, dass der russische Zar ihm die Vorherrschaft streitig machen und ihn angreifen würde. Ein unreines Herz kann politische Katastrophen auslösen. Ein anderes Beispiel: Von 1958 bis 1962 gab es eine Hungersnot in China. Bei dieser Hungersnot sind zwischen 36 und 42 Millionen Menschen verhungert und gestorben. Wie kam es dazu? Mao hat einen Staatsbesuch bei Chruschtschow absolviert, im Zuge dessen letzterer von sich gab, dass die Sowjetunion die USA in 10 Jahren wirtschaftlich überholt haben würde. Mao mit seinem unreinen Herzen und unter Druck konterte, dass die Volksrepublik China in zehn Jahren das Britische Kö-

nigreich wirtschaftlich übertrumpft haben werde. Bei seiner Rückkehr nach Peking ordnete er an, die Ernte auf zumindest das Doppelte zu steigern. Naturwissenschaftler, die meinten, das wäre schon rein wissenschaftlich nicht möglich, wurden wegen ihrer kontrarevolutionären Gesinnung hingerichtet. Die Verantwortlichen in den Provinzen machten darauf hin Ernte-Prognosen für das Doppelte. Sie berichteten dann, sie hätten sogar die dreifache Menge eingefahren. Zahlen auf dem Papier und nur auf dem Papier! Mao hatte also den Eindruck, es wäre viel zu viel Getreide im Land und begann, Getreide zu exportieren, um die Schulden gegenüber der Sowjetunion abzugelten. Die Menschen sind vor vollen Getreidespeichern verhungert, weil sich niemand getraute, nach oben zu melden: Wir verhungern. Küchengeräte wurden eingeschmolzen für die Stahlindustrie und Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft abgezogen. Aufgrund der Charakterlosigkeit eines Menschen entstand so eine Katastrophe, die 40 Millionen Menschen völlig unnötigerweise das Leben gekostet hat. 3. Wir alle wissen, dass Plato in seinem Buch „Politeia/Der Staat“ einen geordneten Staat beschrieben hat. In der philosophischen Interpretation gibt es die Theorie, er habe dabei nicht den äußeren Staat politisch, sondern die Seele des Menschen geistig-philosophisch beleuchtet. Es lässt tief blicken, dass ein und dieselbe Sprache verwendet werden kann, um ein politisches Gemeinwesen oder ein geistiges Zentrum der Spiritualität zu beschreiben. Auch hier ein Hinweis auf die politische Bedeutung des Herzens. 4. John Rawls hat in seiner berühmten Theorie der Gerechtigkeit darüber gesprochen, dass eine Gesellschaft nur dann gerecht sein und werden und bleiben kann, wenn die Menschen einen geteilten Gerechtigkeitssinn haben. Die Menschen müssen die Vorstellungen, was recht und unrecht ist, teilen. Wenn kein geteilter Gerechtig11


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keitssinn herrscht, hält das ein Gemeinwesen auf Dauer nicht aus, so John Rawls. Das führt uns wieder zum Herzen eines Menschen, der einen Sinn für das Gerechte und Gute hat. Sonst kann sich die Gemeinschaft auch politisch – selbst mit den dünnen Rahmenbedingungen des liberalen Philosophen John Rawls – nicht halten. Ziemlich am Schluss seiner „Theorie der Gerechtigkeit“ verwendet er den Begriff „Reinheit des Herzens - purity of heart“ und meint: Reinheit des Herzens, wenn sie jemand erreichen könnte, hieße, klar zu sehen und mit Anmut und Souveränität zu handeln. Das ist ein schönes und tiefes Wort, hier am Herz-Jesu Freitag in Erinnerung gerufen. Ein reines Herz lässt anmutig handeln. „Anmut“ ist nicht etwas, das man zeigen kann, während man darüber nachdenkt. Anmut hat etwas mit Selbstvergessenheit und Selbstverständlichkeit zu tun. Da bin ich wieder bei der Subsidiarität als geistiges Prinzip: Diese Anmut sollte auf der „untersten Ebene“ gespeichert sein, zu den „Grundeinstellungen“ des Charakters gehören, um selbstverständlich wirksam werden zu können. Am Herz-Jesu-Freitag ist es schlussendlich gut, darüber nach zu denken, was es heißt, „unser Herz nach dem Herzen Jesu zu formen“. Wenn ich über das Herz Jesu meditiere, fällt mir ein Begriff ein: „Sanftmut“. Dieses Wort hat zwei Komponenten: Das Sanfte ist das Zärtliche, das Milde, das Behutsame im Umgang. Der Philosoph Otto Bollnow beschreibt das Sanftmütige als das Behutsame im Umgang. Ein sanfter Mensch lässt sich auch etwas gefallen, er zeigt eine gewisse Duldsamkeit. „Mut“ hat etymologisch mit Gemüt zu tun, es ist eine Gesinnung, aber durchaus auch eine Form der Kraft und der Haltung, die uns Courage abverlangt. Aristoteles sieht die Sanftmut zwischen der Unempfindlichkeit und dem Jähzorn. Wir alle kennen die Stelle Mt 11,29, wo Jesus sagt: „Nehmt mein Joch auf Euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig.“ Fridolin 12

Stier übersetzt: „… denn ich bin sanft und niedrig von Herzen. So werdet ihr Ruhe für Eure Seele finden - ein Aufatmen für Euer Leben.“ Das sind sehr schöne Gedanken. Der Friede, um den es geht, das ist die Ruhe – gleichzeitig auch dieses Aufatmen. Eine Stelle, wo man diese Sanftmut Jesu – wie ich finde – am eindrücklichsten sieht, ist Joh 18,22-23, Jesus vor dem Hohen Priester. Jesus sagt, er habe immer öffentlich gesprochen und nichts zu verbergen. Der Knecht des Hohen Priesters schlägt ihm daraufhin auf den Mund. Jesus antwortet: „Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, weise es mir nach. Wenn es recht war: Warum schlägst du mich?“ Das ist Sanftmut. Er schlägt nicht zurück, brüllt nicht zurück, aber er lässt sich auch nicht alles gefallen und fordert die Begründung ein: Warum hast du jetzt so gehandelt. Diese Sanftmut – glaube ich – ist der Schlüssel zu dem inneren Frieden, um den wir bei der Eucharistie mit Erzbischof Alois bitten werden. Sanftmut ist „countercultural“, sie ist nicht etwas, was unsere Kultur fördert oder hervorhebt. Unsere Kultur hat gerne die Macht, die GestalterInnen, diejenigen, die etwas weiterbringen, die „managen“. Extrovertierte tun sich damit leichter als Introvertierte, Laute tun sich dabei leichter als Leise. Und gerade da ist etwas, wo die Jesuiten, wo das Canisianum als Bildungseinrichtung einen großen Auftrag hat, nämlich Sanftmut als einen Schlüssel zu einem nach dem Herzen Jesu gebildeten Leben zu sehen. Der Friede, wie die Welt ihn gibt, ist vielfach ein von politischen Machern ausgehandelter Friede; der Friede, den Jesus gibt, kommt aus dem Herzen Jesu, wandelt uns Herz und blüht auf dem Boden der Sanftmut.


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1.4 Bilder vom Herz-Jesu-Fest 2015

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Vortrag

2. Impulse beim Triduum zum Herz-Jesu-Fest

Mag. Dr. Richard Pirker, Innsbruck Er ist Priester der Diözese Gurk-Klagenfurt und arbeitet in Innsbruck an seiner Habilitation in Systematischer Theologie. 1. Impuls: „Cor unum et anima una“ 100 Jahre nach Kriegsbeginn und 70 Jahre nach Kriegsende feiern wir das Herz-Jesu-Fest in Tirol

Dr. Richard Pirker Wir stehen an den Vorabenden des HerzJesu-Festes, das den Grundimpuls für dieses Haus anstimmt, nämlich ein Herz und eine Seele zu werden (vgl. Apg 2,42) und mehr auf ein Idealbild als auf die Realität abzielt, wie es bereits Kardinal John H. Newman interpretiert. „Ein Herz und eine Seele“ – hier beginnt die Überforderung in uns selbst, im Stimmengewirr eines Kommunikationszeitalters, das Faust klassisch ausspricht: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.“ Österreich, und im speziellen Wien, ist für Analysen solcher Mehr-

stimmigkeit prädestiniert, haben doch Sigmund Freud, Erwin Ringel und Viktor E. Frankl den Kosmos der Psyche weiter erforscht. Am Herz-Jesu-Fest sind wir eingeladen, die vielen Stimmen in uns unter einem Dach zusammenzuführen, wie wir es in der Eucharistiefeier (zu) selbstverständlich eingestehen: „Herr, ich bin nicht würdig, aber ein Wort von Dir, Herr Jesus, genügt. – Solo Dios basta.“

Dabei darf uns klar werden, dass es ist nicht einfach mit diesem Jesus ist, er ist schlicht schwierig, winzig, nackt oder auch hässlich.1 Am heutigen ersten Abend möchte ich einen geschichtlichen Zugang wählen und darauf hinweisen, dass erfahrene Geschichte unseren Glauben mitprägt und darin unser theologisches Denken formen muss. Ganz bewusst wähle ich die europäische Perspektive, um Sie damit zu lehren, ihre eigene Herkunft als geistreiche Zukunft anzunehmen. Als methodischen Ausgangspunkt setzen wir in der beginnenden Neuzeit an und betrachten das Herz-Jesu-Bild in der Jesuitenkirche, das am linken Seitenaltar in kostbar gearbeiteten Silberrahmungen präsentiert wird. Wir entdecken ein Glaubensbild, das die irdische Realität abbildet und zugleich transzendiert. Wir erkennen den Heiland, der 15


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sein inneres pulsierendes Organ nunmehr außen in seiner Hand hält und im Segensgestus darauf hinweist. Diese Herzabbildung nimmt Anleihen an das organische Herz und bildet in den zwei Öffnungen (der Aorta und der Lungenvene) Flammen ab, die ausstrahlen.2 Am Flammenkegel, also dort, wo der Schmelzpunkt der Flamme liegt, ist die Offenbarung dieses Liebesfeuers dargestellt: das Kreuz, das mit dem Namenslogo Jesu (IHS) in jeder Jesuitenkirche eingraviert ist. Dieses Herz hat eine Umkränzung, die Dornenkrone, und dahinter erkennen wir den Stich, die Wunde, die dieses göttliche Herz zeigt und die Kirche seit jeher daran erinnert, dass sie „e latere Christi“, aus der Seitenwunde Jesu, hervorgegangen ist, wie uns K. Rahner mit seiner theologischen Dissertation 1936 anhand der Vätertheologie auslegt.3 Wir sehen also ein brennendes Herz, das von seiner irdischen, persönlichen Geschichte nicht abstrahiert, sondern sie erzählend transzendiert. Es gehört zum Signum unserer Zeit, dass wir solche Bilder betrachten und nicht mehr wahrnehmen können, dass sie Ausdruck einer ganzen Geistesbewegung waren. Der Traditionsbruch, der solche Bilder selbstverständlich lesen lässt, ist zu groß. Diese Darstellung intendiert, das Leid nicht zu verdrängen, sondern erlöstes Leiden in einem größeren Horizont darzustellen, gerade dies scheint uns heute wie leichte Vertröstung, es ist aber von seiner Intention her kunstvoller Trost und Einladung zur Nachahmung.4 Dort, wo der Glaube sich derart farbenreich und sinnlich nach außen wölbt, ist er die Außenbewegung einer nach innen gerichteten Mystik, für deren Zugang Ignatius von Loyola sein Exerzitienbuch geschrieben hat. Es war – etwas salopp formuliert – die katholische Antwort auf die neuzeitliche Frage M. Luthers, der dieser längst aufgewärmten Geistesbewegung fragend Ausdruck verliehen hat: „Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Also nicht die Gemeinschaft ist der tragende 16

Grund des Glaubens, sondern der je Einzelne, der nach Gott Ausschau hält und damit auch mit seiner Glaubensnot allein ist, und nicht mehr wie M. Luther – spätgotisch – um Anerkennung der sündigen Existenz bittet. Um die heutige (mittel-) europäische Gottferne zu verstehen, müssen wir einer „Theologie der Geschichte“ nachgehen und uns fragen trauen, ob dieses Leben Jesu mit seinen Stationen sich auch in der Geschichte, in meiner Lebensgeschichte wiederfindet und als Schlüssel für Heilsgeschichte gelesen werden kann.5 Die Geschichte ist bekanntlich der Mantel, der uns in Stunden der Geistlosigkeit wärmt, so erklärte es H. Rahner in seinen Exhorten für die Canisianer. Wie kommt die vorhin erwähnte Entfremdung von Gottesglauben und Gemeinschaft in jenem Kontinent, wo Kathedralen die Zentren der alten Städte bilden [im Gegensatz zu Nordamerika], wo gregorianische Gesänge bis heute unerreicht sind? Es gibt mehrere geistesgeschichtliche Grabenbrüche und zumindest zwei große Kriege, die sich ins Mark der Europäer hineingegraben haben, ohne sie theologisch ausreichend zu reflektieren, wie ich vermute. Nach der Überwindung der Pest6, Europas Schattenwelterfahrung des Mittelalters Nummer eins, kommt der Krieg zwischen Katholiken und Protestanten, der in unseren deutschsprachigen und französischen Breiten einen (ersten) Graben aufreißt. Das betrifft die Zeitspanne zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert. Es wird um die rechte Auslegung des Glaubens gekämpft (und natürlich auch um Besitz und Ländereien), die geistige Kampflinie ist aber die Frage nach der Wahrheit des Glaubens, wo vorhin um Ländereien gestritten wurde. Nach dem Friedensschluss 1648 folgt ein ernüchtertes Aufatmen und eine Verinnerlichung, die in protestantischen Jesu Liedern und der Herz-Jesu-Frömmigkeit ihren Ausdruck findet, die Schmerzerfahrung wird innerlich überdeckt. Plaise Pascal wird dieser Suche nach Wahrheit, die mit dem Herzen zusammengeht, seine ganz persönliche Wissen-


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schaftlichkeit geben, auch wenn sie unvollendet schlicht Pensées (Gedanken) heißen werden. Späterhin wird Sören Kierkegaard die Diagnose stellen, dass wir in Europa einen Seelenriss haben, und davor können auch noch so schöne Kirchengebäude nicht täuschen. Wir können es vergleichen mit einem Herzinfarkt, der uns keine großen Bergtouren mehr erlaubt. Dem geschwächten Riesen wird F. Nietzsche den Endkampf erklären. (Seinen Drohworten folgte bislang nichts Ebenbürtiges.) Das zweite große Beben war die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs im 20. Jahrhundert, der „Zweite dreißigjährige Krieg“, wie er genannt wurde.7 Im ersten Weltkrieg waren noch hunderte Künstler beschäftigt, Kriegsschauplätze großformatig zu inszenieren. Nach dem 1. Weltkrieg war künstlerisch nichts mehr so, wie es vorher war. Nur theologisch war alles beim Alten bzw. schien der Gottesglaube unabhängig vom Zeitgeschehen weiterzugehen. Die gleiche Gottesrede, nur nicht mehr für die ExilsKaiser, aber für Volk und Heimatland, ein Kirchenbild, das gegen die Wogen der Moderne wie eine Festung dastehen wollte. Dabei hatte die Herz-Jesu-Verehrung ihre wahre Größe erlebt. In deutschen Landen wurde die Herz-Jesu-Verehrung nationalisiert und blieb auf das individuelle Seelenheil ausgerichtet. In Frankreich wurde das Emblem des Sacré Coeur sogar in die Tricolore eingelassen. Unter diesem Zeichen (mit brennendem Herzen für den Sieg der Nation) sollte eine Re-Katholisierung in der Gesellschaft Frankreichs errungen werden, hofften insgeheim nicht wenige Bischöfe und versahen die Herz-Jesu-Praktiken mit weitreichenden Ablässen.8 Doch alle Begeisterung, die nicht aus dem Grundwasser einer lebendigen Tradition kommt, verflacht alsbald, so bei französischen Soldaten noch während des Krieges 1916. Unweit von hier in den Dolomiten und besonders am Isonzo-Fluss im heutigen Italien wurde das Herz-Jesu-Fest während des 1. Weltkriegs begangen, und davor und danach um jeden Meter gekämpft. Herz-

Jesu-Schmerz instrumentalisiert für eine (höhere) Idee. Der zweite Weltkrieg ließ Menschen jüdischer Rasse systematisch im Schmelzraum dämonischer Ideologie zu süßlich riechendem Rauch verbrennen. Wenn wir in diesem Jahr das Ende des 2. Weltkrieges (8. Mai 1945) feierlich begehen, dann wollen wir uns erinnern, dass dieses ganzmenschliche Herz Jesu von einer Jüdin geboren wurde und damit ein Juden-Herz ist (vgl. 1 Kor 15). Doch wer erinnert sich in einer Geschichtsdarstellung der Sieger gerne an eine Niederlage, außer wir als Christifideles? Dieses Jahrhundert hat uns gelehrt, dass wir schnell „Gott“ sagen, das „missbrauchteste, besudeltste aller Wörter“ (M. Buber, Gottesfinsternis 1955), dass auch Soldaten und Terroristen zu IHM beten. Was sich in den Konzentrationslagern ereignet hat, war ein neuerliches Bluten des Herzens Jesu, das für alle schlägt, besonders aber für die Krüppel und Schwachen, die Behinderten und Armen, die irdisch nicht Beglückwünschten und – für das Volk Israel. Gerade die Lieblinge der Botschaft Jesu waren wie in einem Terrarium zusammengepfercht. Hätte es nicht stärkere Worte von Christen gebraucht, nachdem dieses scheußliche Morden zu Ende war?9 Johann B. Metz, dessen theologische Gedanken mir (zu) unterbewertet scheinen, hat darauf hingewiesen, dass die Glaubensgeneration nach dem Krieg gleich weitergebetet hat wie vorher, so als wäre nichts Dramatisches geschehen (ähnliche Kritik kommt etwa von H. Joas). Dabei können Sie, liebe Gastpriester ablesen, wie man mit Geschichte umgehen kann, gemeint ist eine reflektierte VolksGeschichte. Denn in Europa, in Deutschland und im kleinen Österreich, das sich gern als Opfer verkauft, wurden Mahnstätten errichtet und Konzentrationslager bis auf den heutigen Tag von Schülern und Einzelnen besucht. Der deutsche Politiker Willi Brandt ist hingekniet im ehemals eingenommenen Polen, um zu zeigen, wir 17


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sind schuldbeladen. Zugleich haben sich große Kolonialländer nie für ihre Verbrechen entschuldigt, ist Europa übersät mit Soldatenfriedhöfen und Kriegshelden-gedenkstätten, einzig die Kirche hat sich in der Person des Papstes Johannes Paul II. aus seiner Eigeninitiative in einen Schuldzusammenhang gestellt und schlicht um Vergebung gebeten.10 Herz Jesu 2015. Was lernt uns dieser Vergleich mit dem Geschichts-Baum, in dessen Schatten wir stehen? Vielleicht müssen wir – wie die Emmaus-Jünger – neu begreifen, unsere fixierten Vorstellungen ehrlich anschauen zu lernen, um dahinter den Puls des Herzens Jesu wahrzunehmen. Im Barockbild blickt uns Christus an und möchte uns erinnern, dass sein Herz hier und heute brennend ist. Wenn wir auf das jüdische Herz Jesu schauen, dann hat es sich von seiner ursprünglichen Volks-Sendung in eine universale Sendung geweitet. Gott hat aber seine erste Liebe nicht gebrochen, seinen Bund nicht aufgehoben, wenngleich nicht mehr die Rasse zählt, die Abstammung, sondern Geist und Leben (Joh 6,63), für alle, die mit Jesus Bruder und Schwester sind, und damit seinen Herzschlag kennen. Am heutigen Abend möchte ich Sie gerne fragen, wo schlägt denn Ihr Herz als Gebildete, zum Studium Ausgewählte, für einen Weg der kirchlichen Mission Vorbereitete, vielleicht für den Weg des Bischofs Berufene? Wir stehen weder am Beginn des 20. Jahrhunderts, wo die deutsche Kultur Weltmarktführer war11, noch sind wir in der Zeit des Barock, die ein Neuerwachen für die trinitarische Wirklichkeit Gottes einleitet und geradlinige Fassadenmauern in Rundungen aufzulösen beginnt. Wir feiern das Herz-Jesu-Fest in der „Jetzt-Zeit“, einer immer stärker sich global orientierenden Welt, in der noch nie so viele Christen wie heute um ihres Glaubens willen weltweit verfolgt und ermordet wurden und werden. Was sagt uns also das Herz-Jesu-Fest im Jahre 2015?

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Vielleicht hilft uns in diesem „kurzen Jahrhundert“ (Eric Hobsbawm) der Blick von Marc Chagall auf das Kreuz (1938). Es ist für mich das Bild des Herzens Jesu für das 20. und 21. Jahrhundert. Vor allem das Bild von Seiten der Opfer. Es entstand noch vor dem Bekanntwerden der Gräuel des Nazi-Regimes, aber bereits im Erwachen der Pogrome. Es zeigt einen Erlöser, der wie eine romanische Figur auf einem weißen Holz angeheftet ist, mit einem Judenschal umschürzt und dabei von einem Lichtstrahl erfasst. Ringsherum sind die weltlichen Feuer zu sehen, die dem stillen, beinah schlafenden Christus nichts anzuhaben scheinen. Kriegsmenschen sind schon auf dem Weg mit roten Fahnen, die an die kommunistische Ideologie mahnen. Auf der anderen Seite eine mit Soldatenstiefeln und einem Haken-Kreuz tätowierte Gewaltperson. Ein Flüchtlingsboot, das nicht weiß, wohin es soll, also mitten auf dem Meer treibt. Der Leuchter, der die Anwesenheit SEINER Gegenwart anzeigt, dessen Kerzenschein bald auszulöschen scheint ob all der Not, vor der wir am liebsten die Hand vor Augen halten, wie die Flüchtlinge im oberen Bildteil. Geht das Wort Gottes, seine Tora, in Rauch auf? Und mitten darin ein wirklich Gerechter, in dessen Lichtschein alle


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Schwärze des Bildes erst ihre Farbgebung bekommt. Wo bin ich auf diesem Bild, und für wen schlägt mein Herz, wenn Christus schläft? Um an eine Passage aus der Pastoralkonstitution (Gaudium et Spes 78) zu erinnern: „Der Friede auf unserer Erde, der aus der Liebe zum Nächsten ersteht, ist auch Formgebung und Wirkung des Friedens, den Christus gebracht hat, von GottVater ausgehend. Der erdgewordene Sohn nämlich, der Friedensfürst, hat durch sein Kreuz alle Menschen mit Gott wieder verbunden und die Einheit aller in einem Volk und einem Leib wiederhergestellt. Er hat den Hass an seinem eigenen Leib getötet, und, durch seine Auferstehung erhöht, den Geist der Liebe in die Herzen der Menschen ausgegossen.“ Das Herz Jesu in allen und in allem wiederfinden, im Geist Mahatma Gandhis und M. Luther Kings, die im Hören auf ihr eigenes Herz ihren Herzschlag mit demjenigen Jesu verbunden haben. Ihre Studienzeit hier in Innsbruck ist – dies als Einladung ausgesprochen – als Erstes ein Wahrnehmen des eigenen Pulses. Immanuel Kant sagt an einer Stelle, dass man erst spät, so gegen 40, draufkommt, wie man sich selbst geistesgeschichtlich einzuschätzen hat. In Innsbruck zu studieren, an einem so geschichtsträchtigen Ort, heißt zuerst, den eigenen Puls sehr genau kennen, ohne Nabelschau zu betreiben. Und diesen Puls, diese persönliche Konstitution mit derjenigen von Jesus zu synchronisieren versuchen. Wo schlägt mein Puls höher und wo schlafe ich ein, wenn ich mein eigenes Leben begutachte. Ohne dieses Hören ist alles Reden von Gott Geschwätz, das darf uns klar sein. Und zugleich, wer leichtfertig von diesem zweiten Puls redet, mag den Ernst des Hörens SEINES Wortes unterschätzen oder besser schweigen. Sich mit dem Herzschlag Jesu auseinanderzusetzen ist die Lebensaufgabe für uns als ‚Jesuaner‘ bzw. für jeden Canisianer, der wie Petrus Cani-

sius (lat. canis) wachsam für die Spur Jesu ist: „Denn Jesus ist das Abenteuerlichste, Aufrechteste, Brennendste und Liebenswürdigste, das im Christentum zu finden ist.»12 Bleiben wir mit der eigenen Herzrhythmus wachsam für seine Gegenwart, wie es A. Schweitzer in seiner Leben-JesuForschung am Ende zusammenfasst: „Als ein Unbekannter und Namenloser kommt er zu uns, wie er am Gestade des Sees an jene Männer, die nicht wussten, wer er war, herantrat. Er sagt dasselbe Wort: Du aber folge mir nach! Und stellt uns vor die Aufgaben, die er in unserer Zeit lösen muss. Er gebietet. Und denjenigen, welche ihm gehorchen, Weisen und Unweisen, wird er sich offenbaren in dem, was sie in seiner Gemeinschaft an Frieden, Wirken, Kämpfen und Leiden erleben dürfen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erfahren, wer er ist …“13 Impulsfragen: Ist für mich meine Herkunft, mein Stamm wichtiger als meine Sendung für Jesus? Und wo horcht mein Inneres plötzlich auf, weil ich noch einen anderen Puls in mir gespürt habe? Für welchen Christus schlägt mein Herz? Glaube ich ernsthaft, dass Jesu Herz auch in mir schlägt und mit meinem eigenen eine Wahlfreundschaft eingehen möchte? 2. Impuls: Das Herz Jesu schlägt draußen in der Welt „Mir ist eine verbeulte Kirche lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“ (EG 48) Mit diesen und ähnlich markanten Worten horchen wir auf, wenn der Mann vom anderen Ende der Welt als Papst Franziskus die Herzen vieler Menschen anspricht und dabei das gewohnte Kirchenlatein bzw. Italienisch verlässt. Interessant ist der Kontext, in dem der Papst von seiner Vision einer „Welt-Kirche“ spricht. Die Armen 19


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und an den Rand Gedrängten, sie sind die ersten Adressatinnen und Adressaten des Evangeliums – und damit der ganzen Kirche. Franziskus erinnert an das untrennbare Band zwischen unserem Glauben und den Armen und schreibt der Kirche ins Stammbuch: „Lassen wir die Armen nie allein!“ (EG 48)

Wenn wir am Vorabend des Herz-JesuFestes stehen, wollen wir uns erinnern, dass dieses Herz Jesu in Betlehem zu schlagen begonnen hat, und in Nazareth, einem „Kaff“ im religiösen Mischgebiet, gewachsen und gereift ist. Charles de Foucauld hat sein Lebensprogramm nach diesem Ort ausgerichtet, er wollte ein echter Betlehemiter bzw. Nazarener werden, wirklich arm und dadurch bereit, diesem Herzen von Nazareth mit aller Kraft des Lebens und aller Beharrlichkeit im Gebet zu folgen. Gott, der für uns ganz arm wurde. Das haben wir im 20. Jahrhundert erst langsam wiedererkannt, Bischöfe etwa beim II. Vatikanischen Konzil schließen sich zusammen und unterschreiben den berühmten Katakombenpakt, wo Papst Paul VI. vor dem Beginn der vierten Sessio die Hl. Messe feiert und diesen Ort symbolisch mit seiner Präsenz auflädt und gutheißt. Freilich, es ist die Perspektive des Habenden, der 20

sich seines Habens entledigt, was ist aber mit denjenigen, die ohnehin nichts haben? Wir merken, wie eine westlich-europäische Perspektive sich in vielfältige Perspektivität auszufalten beginnt. Der Jesuitenorden legt sich selbst dieses Programm durch den Ordensgeneral P. Arrupe SJ auf (74 Generalkongregation). Um im Heute das Herz-Jesu-Fest zu feiern, möchte ich uns eine erneuerte Theologie der Biographien vorlegen. Es hängt mit dem Lebenskontext zusammen, aus dem wir unsere Lebenswelt aufbauen. Wir nennen es mit der Churer Dogmatikerin Eva-Maria Faber „Lebensweltnähe“, für E. Husserl übrigens vorwissenschaftlich. Das 20. Jahrhundert, mit seinen Katastrophen, ist zugleich ein Jahrhundert der Mystiker und v.a. eines der Mystikerinnen. Einige Frauengestalten möchte ich uns in Erinnerung rufen, die wie kostbare Perlen im Diadem der universalen Gnade dieses Herzens Jesu neu in den Blickpunkt rücken: Thérèse von Lisieux: „Sich den ‚caprices‘ des Jesuskindes ausliefern“ Da ist einmal die ‚kleine‘ Thérèse von Lisieux, deren Reliquienschrein vor kurzem im Karmel in Innsbruck zu sehen war. Sie möchte als junge Frau und Klosterschwester ihren kindlichen Glauben bewahren und merkt, was es heißt, „den Spiellaunen (caprices) des Jesuskindes ausgeliefert zu sein. Weh dem Mitspieler, der hier mit fixen Regeln, mürrischen Einwänden den unerforschlichen Feststellungen und Entschlüssen des Kindes entgegentritt! Will er wirklich spielen,… so hilft nur eins: das einverstanden Sein im Voraus mit den tollsten Zumutungen“14. Ja, mit dem Willen Gottes spielerisch umzugehen, den „spielenden Gott“ zu entdecken, um an Hugo Rahner SJ zu erinnern,15 in dessen schöpferischem Reichtum nicht kindliche Märchenwelten und Träume das Fundament bilden (kirchlich: „Ich möchte Papst werden!“), sondern das eigene Leben, das keineswegs geschont wird, sondern ausgesetzt bleibt,


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auch verzerrt wird; da wird kindliche Naivität und erwachsenes Christsein eine Symbiose eingehen. Wenn die wissenschaftliche Arbeit das Augenlicht des Professors fordert, der beinah erblindet, oder die Hand des Francisco de Gassu y Javier, die von den tausenden Taufhandlungen nicht mehr mitmacht. Dereinst war er ein junger dynamischer Student, der seine Füße beim Rudern auf der Seine abgebunden hat, um seine Kräfte zu zügeln, ihn hat ein anderer gegürtet, nämlich Christus. Das ist die Wirkkraft einer göttlichen Einwirkung, wir könnten sie auch jesuanische Sublimierung nennen, die die eigenen Energien auf ein ganz anderes Ziel hinlenkt. Dem Herzen der Welt nah: Madeleine Delbrêl Dem Herzen Jesu spielerisch begegnen, das zeigt eine andere Frau aus Frankreich auf, Madleine Delbrêl. Wer sie von Euch näher kennt, weiß, wie sehr sie ‚Welt‘ geliebt hat, einen Freund eher im Café als in einem Kloster getroffen hat und doch mitten unter den Menschen, im Kommunistenviertel Ivry in Paris, ihren Sozial-Dienst an den Menschen getan hat, und das mit aller Leidenschaft, um diesem Jesus zu folgen. Von ihr ein Wort: Wenn es auch viele heiligmäßige Leute gibt, die nicht gern getanzt haben, So gibt es doch auch Heilige, denen der Tanz ein Bedürfnis war, So glücklich waren sie zu leben: Die heilige Teresa mit ihren Kastagnetten, Johannes vom Kreuz mit dem Jesuskind auf dem Arm, Und Franziskus vor dem Papst. Wenn wir wirklich Freude an dir hätten, o Herr, Könnten wir dem Bedürfnis zu tanzen nicht widerstehen, Das sich über die Welt hin ausbreitet, Und wir könnten sogar erraten, Welchen Tanz du getanzt haben willst, Indem wir uns den Schritten deiner Vorsehung überließen.

Denn ich glaube, du hast von den Leuten genug, Die ständig davon reden, dir zu dienen – mit der Miene von Feldwebeln, Dich zu kennen – mit dem Gehabe von Professoren, Zu dir zu gelangen nach den Regeln des Sports, Und dich zu lieben, wie man sich in einem alten Haushalt liebt. Eines Tages, als du ein wenig Lust auf etwas anderes hattest, Hast du den heiligen Franz erfunden Und aus ihm deinen Gaukler gemacht. An uns ist es, uns von dir erfinden zu lassen, Um fröhliche Leute zu sein, die ihr Leben mit dir tanzen. Um gut tanzen zu können mit dir oder auch sonst, Braucht man nicht zu wissen, wohin der Tanz führt. Man muss ihm nur folgen, Darauf gestimmt sein, Schwerelos sein. Wir aber, wir vergessen so oft die Musik deines Geistes. Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht. Wir vergessen, dass es in deinen Armen getanzt sein will, Dass dein heiliger Wille voll unerschöpflicher Fantasie ist. Und dass es monoton und langweilig nur für grämliche Seelen zugeht, Die als Mauerblümchen sitzen am Rand des fröhlichen Balls deiner Liebe. Und wenn uns jemand anrempelt, nehmen wir es lachend hin, weil wir wissen, dass so was beim Tanz immer vorkommt.“ Sich diesem gewagten Spiel aussetzen könnte bedeuten, aus dem braven Korsett eines Individuums ein kongenialer Mitspieler Jesu (consocius Jesu, CSJ: Das 21


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C könnte für Canisius stehen) zu werden, und dabei die innere Freiheit zu wahren. Das bewundere ich an Papst Franziskus, besonders weil er diese innere Freiheit bis heute bewahrt hat, die ihn offen lachen und auch Fehler eingestehen lässt, wenngleich er ein zielstrebiger und sehr gewissenhafter Christ und Papst sein möchte. Als Frage an diesem Abend: Sehen wir uns als Spielball der Mächtigen der Kirche, zu denen wir vielleicht auch einmal zählen werden, oder sind wir selbst im Spiel beteiligt, weil wir das Programm verinnerlicht haben, dass der Programmierer mit uns vorhat? „Du hast uns heute in dieses Café Le Clair de Lune geführt“, so beginnt eines ihrer Gedichte, wo sie sich selbst reflektiert, wie sie im Spiel Gottes den Ball aufnimmt und ihre Frau stellt. „Du wolltest dort selbst sein, für ein paar Stunden. Durch unsere armselige Erscheinung, durch unsere kurzsichtigen Augen, durch unsere liebeleeren Herzen wolltest du all diesen Leuten begegnen, die gekommen sind, die Zeit totzuschlagen. Und weil deine Augen in den unsren erwachen, weil dein Herz sich öffnet in unserm Herzen, fühlen wir, wie unsere schwächliche Liebe aufblüht, sich weitet wie eine Rose, zärtlich und ohne Grenzen für all diese Menschen, die hier um uns sind. Das Café ist kein profaner Ort mehr, dieses Stückchen Erde, das dir den Rücken zu kehren schien. Wir wissen, dass wir durch dich ein Scharnier aus Fleisch geworden sind, ein Scharnier der Gnade, die diesen Fleck Erde dazu bringt, sich fast wider Willen, dem Vater allen Lebens zuzuwenden. In uns vollzieht sich das Sakrament deiner Liebe. 22

Wir binden uns an sie mit der Kraft eines Herzens, das für dich schlägt. Wir binden uns an dich, wir binden uns an sie, damit ein Einziges mit uns allen geschehe.“ Von der „Mystik des Alltags“, davon hat P. Karl Rahner SJ oft geschrieben und wie alle echte Gotteskünder auch seinen Alltag pflichtbewusst gestaltet. Die Tugend, so nennt es J. H. Newman in einer seiner Predigten, ist die leibliche Voraussetzung für ein Nachdenken Gottes. Wenn wir uns dem Herzen Jesu nähern, dann erahnen wir, dass Jesus seine Wirklichkeit nicht nur ernst genommen, sondern sie zugleich mit seiner Gegenwart positiv infiziert hat. Er ließ sich salben, weil es guttut, er konnte um Wasser bitten, um einer Frau am Brunnen reines Wasser einzuschenken, er konnte nicht nur, sondern kann auch unser Leben wandeln. Das meint ChristusOffenbarung, kein abgeschlossenes Traditum, sondern eine Wirklichkeit, die von früher gestützt mich im Heute auf den Weg in ein Morgen schickt. Das ist vielleicht die schwierigste Aufgabe, diesem Jesus von Nazareth nachzufolgen, nicht wie einem Idol, das wir aus der Geschichte kennen, sondern als dem mir Begegnenden. Gottfried Bachl, Dogmatiker in Salzburg, hat immer wieder betont, dass wir aus Jesus gerne eine Geschichtsfigur machen, ohne uns bewusst zu sein, dass er uns in dem Moment jetzt auch hört und empfindet. Simone Weil: Sakramentales Leben der Aufmerksamkeit Eine weitere Frau, die ich sehr verehre, ist gleichwohl eine Französin, Simone Weil. Wenn diese Frau keine Mystikerin war, dann kenne ich keine. Sie wird das erste Mal hellhörig auf die religiöse Gegenwart, als sie portugiesische Fischer hört, die mit ihren traurigen Liedern ihre Gegenwart spiegeln, Lieder, die ihnen zugleich Trost spenden. Es sind alte Traditionen, die den Menschen Halt geben. In unseren Breiten wurden re-


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ligiöse Bräuche als Volkstribunale verunglimpft, also schlechtgeredet, heute hören wir von Theologen der Befreiung aus Südund Mittelamerika wie P. J. Scannone SJ vor kurzem, dass diese Handlungen einen tiefen Wert haben. Beim Anblick eines Erstkommunikanten wird ihr Weltbild zu einem Gott-Bild, sie erahnt, dass es Heiliges in der Welt gibt und dass es sichtbar ist, wenn wir sehen lernen. An zwei mitgeteilten Erfahrungen schenkt sie uns Hinweise, wie wir auf das Herz Jesu hellhörig werden können. Ostern 1938, als sie gezwungen ist, ihren Unterricht wegen der Kopfschmerzen zu unterbrechen, fährt sie mit ihrer Mutter nach Solesmes, um den gregorianischen Gesängen der Benediktinermönche zu lauschen. „Eine außerordentliche Anstrengung meiner Aufmerksamkeit erlaubte mir“, so sagt sie, „aus diesem elenden Körper (chair) herauszugehen, ihn allein, in seine Ecke gekauert, leiden zu lassen, und eine reine und vollkommene Freude in der unerhörten Schönheit des Gesangs und der Worte zu finden. Durch Analogie(schluss) hat mir diese Erfahrung erlaubt, die Möglichkeit besser zu verstehen, die göttliche Liebe durch das Unglück hindurch zu lieben.“ Während dieses Aufenthaltes in Solesmes lernte sie ein Gedicht von George Herbert auswendig mit dem Titel „Liebe“. „Eines Tages nahm die Rezitation die Gestalt eines Gebetes an, Christus ist herabgekommen und hat mich ergriffen…In diesem Augenblick intensiver physischer Schmerzen, als ich mich bemühte zu lieben, da habe ich eine Präsenz gespürt, die persönlicher, sicherer, wirklicher war als die eines menschlichen Wesens, unerreichbar für die Sinne und die Einbildungskraft, analog der Liebe, die unter dem zärtlichsten Lächeln eines geliebten Wesens hervor scheint.“ Hören wir hinein in dieses Gedicht. Es beginnt mit einem Auftakt des Erschreckens - kein romantischer Balsam, sondern eine Begegnung, die aufschreckt, und so tief aus einer vermeintlichen Ruhe herausreißt, weil sie auf das Bewusstwerden des „wunden Punktes“ hinweisen will.

Love bade me welcome, yet my soul drew back, Guilty of dust and sin. But quick-ey’d Love, observing me grow slack From my first entrance in, Drew nearer to me, sweetly questioning If I lack’d anything. “A guest,” I answer’d, “worthy to be here”; Love said, “You shall be he.” “I, the unkind, the ungrateful? ah my dear, I cannot look on thee.” Love took my hand and smiling did reply, “Who made the eyes but I?” “Truth, Lord, but I have marr’d them; let my shame Go where it doth deserve.” “And know you not,” says Love, “who bore the blame?” “My dear, then I will serve.” “You must sit down,” says Love, “and taste my meat.” So I did sit and eat.16 Dieses Eucharistie-Gebet ist etwas Kostbares, das ich an manchen Abenden bete. Denn es erinnert mich, Christus liebt mich, ob ich will oder nicht, mit Sünden beladen und jauchzend frei. Dieses Herz lädt mich ein, ganz offen zu werden für eine Botschaft, die er für mich hat. Was müssen wir mitbringen, um uns dem Geheimnis des Herzens Jesu zu nähern? Nicht etwas, sondern uns selbst, unsere Bedürftigkeit und unser Beschenktsein durch Christus. Das genügt. Schließlich Etty Hillesum, die im Konzentrationslager Ausschwitz ermordet wurde. Bevor sie dorthin abtransportiert wurde, schrieb sie im Auffanglager Westerbork davon, sie möchte mitten auf ihrem Lager, auf ihrer Pritsche das „denkende Herz“ an Gott sein: „Wenn ich nachts auf meiner Pritsche lag, mitten zwischen leise schnarchenden, laut träumenden, still vor sich hin weinenden 23


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und sich wälzenden Frauen und Mädchen [...], dann war ich oft unendlich bewegt, ich lag wach und ließ die Ereignisse, die viel zu vielen Eindrücke eines viel zu langen Tages im Geist an mir vorbeiziehen und dachte: Lass mich dann das denkende Herz dieser Baracke sein [...]. Ich liege jetzt hier geduldig und bin zur Ruhe gekommen, ich fühle mich auch besser, nicht weil ich es erzwingen will, sondern wirklich besser [...]. Ich habe jetzt auch wieder die Kraft zum Gehen; ich denke nicht mehr nach über Pläne und Risiken, komme was kommen mag, wie es kommt, wird es gut sein [...].“17 Das „denkende Herz dieser Baracke sein“, Gott zu bitten, dass das eigene Leben selbst zu einem denkenden Herzen für IHN und seine Gegenwart wird, wäre das nicht ein ungeheuerlicher Aufruf und eine Aufmunterung zur Nachfolge? An einer anderen Stelle spricht sie davon, Augustinus zu lesen und sieht ihr Leben als zu impulsiv, zu intensiv, dass es sich einem einzigen Menschen hingeben könnte und damit zufrieden wäre. „Ich werde wieder den heiligen Augustinus lesen. Er ist so streng und feurig. Und so leidenschaftlich und voller Hingabe in seinen Liebesbriefen an Gott. Eigentlich sind das die einzigen Liebesbriefe, die man schreiben sollte: Liebesbriefe an Gott. Ist es sehr überheblich, wenn ich von mir behaupte, ich hätte zu viel Liebe in mir, um sie nur einem einzigen Menschen geben zu können?“18 Vielleicht erinnern sich manche an Gérard Depardieu, der bei einer Audienz Johannes Paul II. traf und ihn fragte, was er tun solle mit seiner Energie, denn er könnte die Welt zerreißen. „Lesen Sie die „Confessiones“ des Augustinus“, war der Rat des Papstes, „es ist nichts anderes als ein Liebesbrief eines genialen Denkers und Theologen.“ Ja, gute Herz-Worte, die aus dem lebendigen Christus-Quell getränkt sind, sind LebensWorte auch für uns. „Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Be24

gegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen. Es gibt keinen Grund, weshalb jemand meinen könnte, diese Einladung gelte nicht ihm… Wer etwas wagt, den enttäuscht der Herr nicht, und wenn jemand einen kleinen Schritt auf Jesus zu macht, entdeckt er, dass dieser bereits mit offenen Armen auf sein Kommen wartete.“ Papst Franziskus in „Evangelii gaudium“, 35. 1 Vgl. G. Bachl, Der schwierige Jesus, Mainz ²2005. Dieses Buch geht auf Vorträge zu den Salzburger Hochschulwochen 1994 zurück und versucht Jesus Christus in die Jetzt-Zeit hinein zu buchstabieren. 2 Es erinnert vielleicht auch an dieses Entflammtsein von Jesus, mit dem der Baske Inigo v. Loyola sich an den Feurigen erinnern wollte, eben an Ignatios v. Antiochien, indem er diesen Namen annahm, wie es Hugo Rahner SJ so herrlich spielerisch herleitet. Vgl. H. Rahner, Ignatius als Mensch und Theologe, Freiburg 1964. 3 K. Rahner, Ecclesia e latere Christi, nunmehr in: Karl Rahner, Sämtliche Werke, Bd. 3: Spiritualität und Theologie der Kirchenväter, Freiburg 1999. 4 Ja, selbst die Kreuzigungsszene des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald (1475 – 1528) hat in all ihrer Drastigkeit etwas ungemein Schönes und Erhabenes, allein in den Proportionen gehen Quadrat (Menschlichkeit) und Gottheit (Kreis) eine mystische Verbindung (unio mystica) ein. Direkt plump und ordinär wirkt eine moderne, gutgemeinte Verfilmung des Leidens und Sterbens Jesu wie diejenige von Mel Gibson, „The Passion“, wo mit Computeranimationen die Leidensszenen Jesu ins Bild gesetzt werden. 5 Nach den großen Würfen des Augustinus ist H. U. v. Balthasar ein Repräsentant dieser Zunft. Vgl. Ders., Das Ganze im Fragment. Aspekte einer Geschichtstheologie, ²1990 Einsiedeln. 6 Innsbruck blieb von der Pest verschont. Dies haben die Bürger auf die Anrufung zur Mutter Gottes zurückgeführt. Entsprechend viele Mariendarstellungen sind auf den Häusern Innsbruck zu sehen.


Vortrag / Neoingressi

7 Charles de Gaulle nannte diesen Begriff in einer Radioansprache 1941 in London, Winston Churchill übernahm den Begriff später. 8 Vgl. C. Schlager, Kult und Krieg. Herz Jesu – Sacré Coeur – Christus Rex im deutsch-französischen Vergleich 1914-1925, Tübingen 2011; N. Busch, Katholische Frömmigkeit und Moderne. Die Sozial- und Mentalitätsgeschichte des HerzJesu-Kultes in Deutschland zwischen Kulturkampf und Erstem Weltkrieg, Gütersloh 1997. 9 Wie anders legte man zur Zeit einer Geschichtstheologie Joachim v. Fiores (12. Jh.) die Gestalt des armen Französleins (Francesco di Assisi) als neue Geist-Zeit aus, dessen Gedanken auch J. Goebbels und die Nazi-Diktatur beeinflusste. 10 Wie anders etwa im Vietnam, wo man bis heute der großen Helden gedenkt, die in der Folter nicht eingeknickt sind. Das ist aber kein Eingestehen von Schmach und Niederlage. Ein für die Wahrheit eintretender Edward Snowden darf nur als Gefangener in seine Heimat USA einreisen. 11 Noch Edith Stein erklärte sich freiwillig zum Kriegseinsatz, um die deutsche Kultur zu retten und war in der Österreichischen Armee im Feldlazarett eingesetzt. 12 G. Bachl, Der schwierige Jesus, Schlusssatz, 108 vgl. Fn. 1. 13 A. Schweitzer, Geschichte der Leben-Jesu-Forschung II, München ²1966, 630. 14 H.U.v.Balthasar, Das Ganze im Fragment, 278. 15 H. Rahner, Der spielende Mensch, [JohannesVerlag] Einsiedeln ¹¹2008, erstmals auf den Eranos-Tagungen in Ascona 1948. 16 George Herbert, The temple. Sacred poems and private ejaculations, edited by N. Ferrar (Cambridge: T. Buck and R. Daniel, 1633) 17 Das denkende Herz. Die Tagebücher von Etty Hillesum 1941-1943. Hg. u. eingeleitet von J. G. Gaarlandt. Aus dem Niederländischen von Maria Csollány. Reinbek 1985, 200. 18 Ebd. 204.

3. Neoingressi 2015/2016 Eshete Temesgen Kebede Diözese Meki, Äthiopien

Ich bin am 1. Oktober 1977 in Akaki, Äthiopien geboren. Im Alter von vier Jahren begann ich meine Schulausbildung mit dem Besuch der katholischen Vorschule „Meki Catholic School“ in der Nähe meines Elternhauses. 1994 trat ich in das Knabenseminar der Meki Catholic School ein, wo ich zwei Schuljahre verbrachte und meinen Weg in Folge bis zur Reifeprüfung fortsetzte. Nach 13 Jahren Ausbildung machte ich an dieser Schule 1995 meinen Abschluss. Unmittelbar danach trat ich in das Priesterseminar von Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, ein. Von 1995 bis zum Jahr 2003 studierte ich Philosophie und Theologie am Kapuziner-Franziskaner-Institut. Danach bekleidete ich ein Jahr lang die Funktion des Rektors eines Oberstufengymnasiums in der Stadt Shashemene, einer unserer größten Städte. Es folgten vier Jahre als Vizerektor und Finanzdirektor des Priesterseminares. 2007 schloss ich außerdem mein Studium in Informatik am Infonet-College ab. Von 2007 bis 2009 bekleidete ich das Amt des stellvertretenden Geschäftsführers des „Catholic Secretari25


Neoingressi

at“ der Diözese Meki, seit 2009 arbeite ich dort als amtsführender Geschäftsführer. Ich freue mich auf das Doktoratsstudium in Innsbruck, das durch die Caritas der Diözese Feldkirch unterstützt wird.

Prassl SJ und P. Josef Thorer SJ aus tiefstem Herzen für die Aufnahme und Begleitung im Collegium Canisianum. Ich werde auf immer in der Schuld des Canisianums und der Universität Innsbruck bleiben.

Chapala Gabriel Subbaiah MF (Missionaries of Faith), Indien

Iruthayasamy Basil Diözese Sivagangai, Indien

Mein Name ist Gabriel Subbaiah Chapala. Ich wurde am 25. Dezember 1979 in Kuchimpudi, Andhra Pradesh, Indien geboren. Meine Eltern sind vor 10 Jahren verstorben. Ich habe drei Schwestern und fünf Brüder. Meine Grund- und Mittelschulausbildung (1984-1994) absolvierte ich in einer staatlichen Schule. Bald darauf trat ich als Priesteramtskandidat in den Orden „Missionaries of Faith“ (MF) ein. Ich studierte Philosophie in Vijnananilayam, einer Universtität, die von unserem Orden geführt wird. Danach absolvierte ich das TheologieStudium am St John’s Regional Seminary in Hyderabad, das ich 2004 abschloss. Es folgten zehn Jahre als Priester in verschiedenen Missions-Stationen in Indien. Nach dieser Erfahrung schlug mir mein Provinzial vor, das Doktoratsstudium in Österreich zu machen, um danach in der Priester-Ausbildung tätig zu werden. Ich stimmte sofort und freudig zu. Ich danke P. Friedrich

Ich heiße Basil Iruthayasamy und bin ein katholischer Priester aus der Diözese Sivagangai im Bundesstaat Tamil Nadu, Indien. Ich wurde am 5. April 1982 in dem kleinen katholischen Dorf Thimmapatti, in der Pfarrei Ramanathapuram in der Erzdiözese Madurai als Kind katholischer Eltern geboren. Mein Vater, Sebastian Paripooranam ist ehemaliger Armee-Soldat und meine Mutter, Iruthayam Iruthayasamy, ist Hausfrau. Ich habe einen älteren Bruder. Dank der katholischen Erziehung durch meine Mutter hatte ich von früher Kindheit an den Wunsch, Priester zu werden. Nach meiner Grund- und Mittelschulzeit an einer Jesuitenschule in Devakottai trat ich im Juni 1991 in das St Peter‘s Knaben-Seminar ein. Danach studierte ich an der St. Arulanandar Universität, einer Einrichtung der Jesuiten, in Karumathur Philosophie und schloss mein Studium 2003 mit dem Bachelor ab. Es folgten ein Jahr Praxis in

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Neoingressi

einer Pfarrei und ein einjähriger Kurs in Spiritualität. Meine Ausbildung in Theologie am St Paul Seminar in Tiruchiarppalli begann ich im Juni 2006. Ich hatte das Glück, meinen Dienst als Diakon in verschiedenen Missionsstellen leisten zu dürfen, die eine große pastorale Herausforderung darstellten und mir einen guten Einblick in die Dynamik und die Perspektiven des pastoralen Lebens boten. Diese Tätigkeiten erweckten in mir den Wunsch, das Studium der Pastoraltheologie zu vertiefen. 2010 wurde ich in der Diözese Sivagangai zum Priester geweiht und vier Pfarren – davon zwei Missionsstationen – als Assistenz-Pfarrer zugeteilt. Dabei bemühte ich mich um Innovationen in der Seelsorge und wandte Strategien und Techniken an, die sich in der Pastoralarbeit als fruchtbar erwiesen. Mein Bischof schlug mir schließlich einen Aufenthalt im Collegium Canisianum vor und das Studium zum Doktor der Pastoraltheologie in Innsbruck. Diese Idee erschien mir nach Rücksprache mit P. Raymond Joseph Irudhayasamy und P. Mariapuspham Paulraj, die selbst ein Theologie-Studium an der Theologischen Universität in Innsbruck absolviert hatten, sehr erstrebenswert. Meine bisherigen bescheidenen Erfahrungen in der Seelsorge haben mir gezeigt, dass es immer eine große Kluft zwischen Idealvorstellung und Realität gibt, die das angestrebte Ergebnis schmälert. Ich würde gerne einen Beitrag zur Entwicklung entsprechender Vorgehensweisen leisten, die diese Kluft verkleinern helfen, und zwar nicht nur in der Seelsorge, sondern auch in der Ausbildung der Priester. Ich danke dem Collegium Canisianum aufrichtig und von ganzem Herzen für die Möglichkeit eines Doktoratsstudium, die es mir bietet. Koffi Kobenan Faustin Diözese Bondoukou, Elfenbeinküste Ich heiβe Faustin Kobenan Koffi und komme aus der Elfenbeinküste. Geboren wurde ich am 30. Juli 1979 in Sépingo, Bondou-

kou. Mein Vater ist Bauer und meine Mutter Hausfrau. Ich habe vier Brüder und vier Schwestern, die alle in der Landwirtschaft arbeiten bzw. im Haushalt tätig sind. Dazu habe ich noch Halbgeschwister aus der zweiten Beziehung meines Vaters. Ich bin bei meinem Onkel mütterlicherseits aufgewachsen, der für mich wie ein Vater ist. Nach der Grund- und Mittelschule und dem Gymnasium, das ich mit der Matura abschloss, machte ich zuerst eine Berufsausbildung in Unternehmenskommunikation an einer „Grande Ecole“ (Fachhochschule). Mein Onkel sträubte sich zunächst gegen meinen Wunsch, Priester zu werden. Schließlich konnte ich entsprechend meiner Berufung ins Priesterseminar von Issia eintreten. Von 2002 bis 2004 studierte ich Philosophie in Abidjan, danach Theologie in Anyama. Am 15 November 2009 wurde ich zum Priester geweiht und arbeitete im Anschluss als Pfarrvikar. Zwei Jahre später übernahm ich die Leitung des Ausschusses „Justice et Paix“ (Gerechtigkeit und Friede) und die Gefängnis-Seelsorge. Diese Aufgaben haben den Verantwortlichen meiner Diözese die Bedeutung und Notwendigkeit der Ausbildung von Priestern in Kirchlicher Soziallehre vor Augen geführt. So suchte mein Bischof für mich um Aufnahme im Canisianum an, wo vor mir schon zwei Mit27


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brüder aus der Elfenbeinküste lebten und ihr Studium erfolgreich absolviert hatten. Ich freue mich auf mein Doktoratsstudium im Fach der Kirchlichen Soziallehre in Innsbruck und hoffe, dadurch so manche Antwort auf Fragen, die sich in der Seelsorge in meiner Diözese stellen, zu gewinnen. Ich danke Gott für diese Möglichkeit, die er mir zuteilwerden lässt. Mein Dank gilt aber auch Rektor P. Friedrich Prassl SJ, den Jesuiten, allen Wohltäterinnen und Wohltätern und meinen Mitbrüdern im Canisianum für die freundliche Aufnahme. Gott segne Euch.

2008) trat ich ins Priesterseminar ein und graduierte im Jahre 2013 zum Bachelor der Theologie. Ich führte mein Studium fort und erhielt im Februar 2015 den Master in diesem Fach. Meine Weihe zum Subdiakon feierten wir am 18. Mai 2015, Ende Mai 2015 schloss ich meine Ausbildung im Priesterseminar von Lemberg ab. Ins Collegium Canisianum kam ich Ende September und bin Gott und allen beteiligten Menschen sehr dankbar, dass mir diese wunderbare Gelegenheit eines weiterführenden Studiums an der Theologischen Fakultät Innsbruck geboten wird.

Mamchyn Volodymyr Diözese Stryi, Ukraine

Ngewga Basil Bazir Diözese Ifakara, Tansania

Ich heiße Volodymyr Mamchyn und bin am 23. Juli 1990 geboren. Ich komme aus der Ukraine, meine Heimatstadt ist Stryj und liegt in der Region von Lemberg/Lviv. Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, mein Vater, Ihor Mamchyn, arbeitet als Ingenieur und meine Mutter, Halyna Mamchyn, ist Musiklehrerin. Ich habe keine Geschwister. Ich wollte schon als Kind Priester werden und war als Ministrant tätig. Dieser Dienst verstärkte meinen Berufswunsch weiter. Nach meiner Schulausbildung (1997 bis

Ich heiße Basil Bazir Ngwega und bin am 31. März 1973 in Ifakara, Tanzania geboren. Mein mittlerweile verstorbener Vater Basil Said Ngwega war ursprünglich Moslem und konvertierte zum christlichen Glauben, als er meine inzwischen verstorbene Mutter Felistas Itatiro, eine Christin aus einer sehr gläubigen Familie, kennenlernte und 1958 heiratete. Meine Mutter war beruflich Lehrerin, mein Vater arbeitete als Geschäftsführer und im Vorstand von verschiedenen Unternehmen. Ich habe einen Bruder und fünf Schwestern und bin der jüngste der sieben Kinder.

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Neoingressi

Mein Wunsch, Priester zu warden, wurzelt in meiner Kindergartenzeit im katholischen Kindergarten der St. Patrick Cathedral, Diözese Morogoro. Ich wollte so werden wie Bischof Mkoba, der „die Messe mit einer so schönen himmlischen Stimme in so wunderbar bunten Gewändern“ zelebrierte. Nach der Grundschule zögerte ich zwischen der staatlichen Mittelschule und dem Knabenseminar, weil ich kurzzeitig die Strenge von letzterem fürchtete. Mein Vater drängte mich zur Entscheidung für das Knabenseminar. Danach entschied ich meiner Berufung zu folgen und trat ins Priesterseminar in Malinyi ein. Im Jahr darauf begann ich, am Kibosho-Senior- Seminary in Tanzania mein Philosophie-Studium. Es folgte das Studium der Theologie am St.-Charles-Lwanga-Segerea-SeniorSeminary in Dar es Salaam, einem Ableger der Urbaniana in Rom. Am 25. Jänner 2002 wurde ich zum Diakon geweiht, am 10. Juli 2002 in der Kathedrale von Mahenge zum Priester. Ich arbeitete zuerst als Kaplan in der Pfarre St Pius Malinyi, 2003 übertrug mir mein Bischof die Aufgabe des Prokurators in Ifakara, wo ich das Bischofs-Büro auch in rechtlichen Fragen unterstützte. Ein Jahr später wurde ich Direktor und geistlicher Beistand im Bethlehem Center, einer Einrichtung für geistig behinderte Kinder und Jugendliche. Hier in Innsbruck möchte ich Kanonisches Recht studieren, um meiner Heimatdiözese noch besser in Rechts- und Pastoralfragen helfen zu können. Ich danke meinem Bischof, Rektor P. Friedrich Prassl SJ, allen Jesuiten und Mit-Canisianern aus tiefstem Herzen für die Möglichkeiten, die sie mir schenken und für die freundliche Aufnahme im Collegium Canisianum. Ptasiuk Roman Diözese Sokal-Zhovkva, Ukraine Mein Name ist Roman Ptasiuk. Ich bin am 31. März 1991 geboren und komme aus der Ukraine. Meine Heimatstadt ist Radechiw und liegt in der Region von Lemberg/

Lviv. Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, mein Vater, Petro Ptasiuk, ist von Beruf Fahrer, meine Mutter Marianna Wirtschaftswissenschaftlerin. Mein Bruder Jevhen ist Schreiner, meine Schwester Maria ist noch Schülerin. Ich bin der älteste der Geschwister. Nach meiner Schulausbildung (1997 bis 2008) trat ich ins Priesterseminar ein. Im Jahr 2013 schloss ich den ersten Abschnitt meines Studiums mit dem Bachelor in Theologie ab, am 12. Juni 2014 wurde ich zum Subdiakon geweiht. Im Feburar 2015 habe ich die theologische Grundausbildung mit einem Master in Theologie abgeschlosssen. Am 31. Mai 2015 habe ich schließlich die Ausbildung im Lemberger Priesterseminar beendet. Seit September 2015 bin ich ein Canisianer. Ich danke Gott und allen Menschen, die dazu beigetragen haben, dass ich diese wunderbare Gelegenheit habe, in Innsbruck ein Doktoratsstudium zu absolvieren. Xavier Bibin Diözese Udaipur, Indien Ich heiße Bibin Xavier und wurde am 10. April 1984 in Veliyanadu, einem kleinem Dorf in Kerala, Indien geboren. Mein Vater ist Fischer und meine Mutter ist Hausfrau. Ich bin der einzige Sohn meiner Eltern und 29


Neoingressi / Aktuelles und Chronik

4. Aktuelles und Chronik

4.1 Was ist das Doktorat wert?

habe eine jüngere Schwester, die verheiratet ist. Ich wollte schon als Kind Priester werden. Deshalb trat ich 2001 nach meinem Schulabschluss in das Priesterseminar ein. Ich besuchte das Knabenseminar in Udaipur, Rajasthan, und studierte dann von 2004 bis 2007 Philosophie am St. Charles Priesterseimnar, Nagpur, Maharashtra. Von 2007 bis 2009 arbeitete ich in einer Missionsschule als Lehrer, anschließend studierte ich an der JDV (Jnana-Deepa-Vidypeeth), Pune und schloss mit dem Bachelor in Theologie ab. Nach weiteren zwei Jahren Studium an dieser Universität erwarb ich 2014 den Magister in Bibelwisenschaft. Bereits am 8. Mai 2013 wurde ich zum Priester für die Diözese Udaipur geweiht. Im Anschluss begann ich Deutsch zu lernen, um an der Universität Innsbruck mein Doktorat in Bibelwissenschaften machen zu können. Ich danke Gott für diese Gelegenheit und hoffe sie für den Dienst in meiner Heimatdiözese gut nutzen zu können. Ich glaube fest daran, dass es den Segen Gottes dafür gibt, seine Botschaft zu lernen und zu lehren. Ich danke dem Collegium Canisianum für diese wunderbare Möglichkeit!

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P. Friedrich Prassl SJ Die Lehrveranstaltung „Wissenschaftsdidaktik“ ist Bestandteil des Doktoratsstudiums der Katholisch-Theologischen Fakultät Innsbruck. Sie wurde auf Anregung des damaligen Bischofs von Innsbruck, Alois Kothgasser, in den Studienplan aufgenommen. „Wissenschaftsdidaktik“ ist in drei Teile gegliedert: Lehren und Lernen an der Hochschule, Präsentation von philosophischer und theologischer Forschung in der Öffentlichkeit, Dissertation als gestalteter Prozess. Ziel der Lehrveranstaltung ist es, die DoktorandInnen, die vielfach nach Absolvierung des Doktoratsstudiums in ihren Heimatländern an kirchlichen Institutionen lehren und forschen, in die akademische Lehre und die Präsentation ihrer Forschung einzuführen. Die LehrveranstaltungsleiterInnen, Wilhelm Guggenberger und Martina Kraml, versuchen in einer guten Balance von Theorie und praktischen Übungen, diese Ziele zu erreichen. Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden zwei Projekte absolviert: ein „Lehreprojekt“ und – im Rahmen der Präsentation von Forschung


Aktuelles und Chronik

– ein „Posterprojekt“. Bei Letzterem erarbeiten die Studierenden ein wissenschaftliches Poster zu ihrer Dissertation. Die Poster jedes Kurses werden im Kunstgang der Kath.-Theologischen Fakultät ausgestellt. Im Rahmen dieser Präsentation hatte ich am 12. Oktober 2015 die Gelegenheit, einige Gedanken zum Doktoratsstudium weiterzugeben. In drei kurzen Vorbemerkungen habe ich darauf hingewiesen, dass ich keine rein objektive Beurteilung zum Wert eines Doktorats geben kann und meine Beobachtungen mehr subjektiv und von meinen Erfahrungen im Canisianum geprägt sind. Ich habe mich zweitens auf Beobachtungen zum Doktorat in Philosophie und Theologie beschränkt, die an unserer Fakultät absolviert werden. Drittens habe ich festgehalten, dass ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit und statistische Genauigkeit meiner Gedanken und Impulse erheben kann. „Was ist das Doktorat wert?“ Diese Frage ist letztlich nicht eindeutig zu beantworten – genauso wenig die Frage, wie viele Menschen weltweit gerade an einem Doktorat arbeiten. Die einzelnen Universitäts- und Hochschulrektoren und die Dekane werden die Zahlenstatistiken kennen. Ich möchte die amtlichen Statistiken nicht interpretieren, jedoch einige wenige Zahlen aus Österreich nennen. Insgesamt promovieren an den öffentlichen und privaten Universitäten in Österreich jährlich mehr als 2000 Personen mit einem postgradualen Doktorat als Folgeabschluss nach einem bereits absolvierten Bachelor-, Diplom- oder Masterstudium. Während Frauen bei den Studienabschlüssen insgesamt die Mehrheit stellen (57 %), beträgt die Frauenquote bei den Doktoratsabschlüssen nur 44 %. Die Entwicklung der Zahl der Doktoratsabschlüsse zeigte in den letzten Jahren einen stetigen Anstieg. Nach dem Höchstwert von 2497 Promotionen im Studienjahr 2009/10, wurden im Studienjahr 2012/13 nur 2246 Promotionen verzeichnet. Die Steigerung in den letzten Jahren geht zum größeren Teil auf Frauen zurück, deren An-

teil an den Doktoratsabschlüssen von 14 % im Jahr 1980/81 auf 44 % im Studienjahr 2012/13 angestiegen ist. Die Gleichverteilung von Frauen und Männern ist damit, im Gegensatz zu den Studienanfängerinnen und -anfängern, noch nicht ganz erreicht. „Der Aufholprozess zur Erreichung der Geschlechterparität im oberen Segment des Bildungsstands kann daher noch nicht als abgeschlossen betrachtet werden.“ (Jahresbericht des Statistischen Zentralamtes zu „Bildung in Zahlen“) Solange es nicht um finanzielle Anreize, um Förderungen und staatliche Zuschüsse in der Bildungsarbeit geht, sind diese Zahlen im akademischen Betrieb kaum jemandem wichtig. Nach wie vor ist ein akademischer Grad auch bei uns in Mitteleuropa für viele immer noch der Inbegriff von Bildung und Gelehrsamkeit. „Wer heute als erfolgreich wahrgenommen werden will, braucht den Doktortitel“, sagt Jan-Hendrik Olbertz, der derzeitige Präsident der Berliner HumboldtUniversität. Ist dieser äußere „Erfolgsnachweis“ wirklich ein gültiges Kriterium für den Wert einer Dissertation? Gedacht war es sicher einmal anders. Die Dissertation sollte den Höhepunkt im Leben eines jungen Wissenschaftlers darstellen. Gerade in den Geisteswissenschaften sollte sie die Vollendung eines Ideals vom Forschen in Freiheit sein, das Privileg, sich unabhängig von ökonomischen Erwägungen einem Herzensthema zu widmen – in Zusammenarbeit und manchmal auch in Abhängigkeit mit dem verantwortlichen Doktorvater. Das Ziel war mehr: „ein Leben in der und für die Wissenschaft“ – und eher indirekt für den persönlichen Erfolg. Eine ideale Sichtweise. Im Canisianum versuchen wir im Auftrag des Jesuitenordens die ökonomischen und strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, dieses Bildungsziel für Studenten aus der ganzen Welt zu verwirklichen. Die Philosophisch-Theologische Fakultät unserer Universität bietet den anerkannten akademischen Rahmen für die wissenschaftliche Arbeit – nicht nur für unsere Studenten aus 31


Aktuelles und Chronik

13 verschiedenen Nationen. Auch Frauen und Männer aus unterschiedlichen Religionsgemeinschaften finden hier in Innsbruck einen wohlwollenden Raum für ein Miteinander in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Ich bin sehr dankbar für diese gute und unkomplizierte Zusammenarbeit. Der Doktorgrad insgesamt – mit der Betonung auf „Grad“ – ist durch die Hervorhebung des angestrebten und erworbenen Titels in Gefahr, zu einer „Massenware“ zu werden bzw. er ist es vielleicht schon geworden. Das behaupten zumindest Publikationen im anglikanischen Raum, aber auch andere weltweite Beurteilungen. Dass das Doktorat vielleicht an Wert verloren hat, zeigen die rasanten Anstiege der Doktoratssabschlüsse in verschiedenen Ländern der Welt: China wies zwischen 1998 und 2006 eine durchschnittliche jährliche Zunahme der Promotionen von 40 % auf, Mexiko von 17 % und Dänemark und die Slowakei von 10 %. Das durchschnittliche Schweizerische Wachstum betrug gerade 2,5 %. Ähnlich ist es in Deutschland und Österreich. Dass das Doktorat vielleicht an Wert verloren hat, könnte auch an einer niedrigen Durchfallquote von weniger als einem Prozent (in Deutschland) und an der Tatsache, dass »magna cum laude« fast schon die Standardnote ist, abgelesen werden – und das nicht nur in den „Geisteswissenschaften“. Aber auch daran kann man den Wert eines Doktorats nicht wirklich messen. Dennoch ist die Warnung von vielen Bildungsexperten ernst zu nehmen: „Nie wurde so viel promoviert wie heute – die Qualität bleibt auf der Strecke.“ Eine gute Qualitätskontrolle zur Wertsicherung eines Doktorats ist auf jeden Fall notwendig. Dass jemand, der eine wissenschaftliche Karriere einschlagen will oder muss, nach der Bachelor- und Masterarbeit die Doktorarbeit anstrebt, liegt auf der Hand: Die Dissertation ist schließlich der Beweis dafür, dass der Kandidat selbstständig wissenschaftlich arbeiten kann, und eine erste Stufe zur Professur. Bei uns ist für die wenigsten Absolventen mit Doktorat Platz 32

an den doch noch recht zahlreichen Hochschulen. In anderen Ländern, besonders in denen, aus denen die Studenten des Canisianums kommen, ist es ganz anders. Promovierte Absolventen unserer Fakultät finden fast immer eine Arbeit an den theologischen Hochschulen und Universitäten ihrer Heimatländer. Vielen hilft ihre durch die hier geleistete Forschungsarbeit erworbene wissenschaftliche Qualifikation bei ihrer weiteren Lehraufgabe. Das hier erworbene staatlich anerkannte Doktorat hat auch in den Heimatländern unserer Studenten oft eine hohe Anerkennung und große Wertschätzung. Ich habe am Freitag einen Brief von Dr. Joseph Zhanbo Wang aus Peking bekommen, der heuer im Sommer sein Doktorat abgeschlossen hat. Er unterrichtet jetzt am Nationalen Priesterseminar Dogmatik und hat von seinem Bischof Li Shan den Auftrag bekommen, im Anschluss an einer staatlichen Universität in Peking ein „Theologisches Forschungszentrum“ aufzubauen. Der staatliche akademische Grad des Doktors hat für ihn und für seine Heimatdiözese Peking einen hohen akademischen Wert, der dort Türen auf wissenschaftlicher Ebene öffnet. Er verdient bei seiner Arbeit allerdings weniger als € 200,00 pro Monat. Wie auch in anderen geisteswissenschaftlichen Fächern ist besonders in Philosophie und Theologie die finanzielle Karriere wahrscheinlich nicht das größte Motiv – und schon gar kein Gradmesser für den Wert einer Dissertation. Die meisten unserer Absolventen aus dem Canisianum haben durch die akademische Auszeichnung kaum einen wirklichen „geldwerten“ Vorteil. Das Lohnniveau für kirchlich angestellte Doctores der Philosophie oder Theologie, die im Canisianum studiert haben, ist fast in allen Heimatdiözesen sehr gering. Die „intellektuelle Ehre“ und die wissenschaftliche Anerkennung sind in den meisten Fällen von größerem persönlichem Wert. Überhaupt möchte ich festhalten, dass der Wert der Doktorate unserer Studenten


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letztlich für die entsendenden Heimatdiözesen meist größer ist als für die einzelnen Studenten. Unsere Studenten werden immer von ihren Heimatbischöfen bzw. Ordensoberen zum postgradualen Studium geschickt. Es ist eine Sendung der Diözesen, der institutionellen Einrichtungen einer Ortskirche, um später einen Dienst in der Lehre oder in der Leitung von Diözesen zu leisten. Bei keinem unserer Studenten ist es die rein persönliche Entscheidung: „Ich will mein Doktorat in Innsbruck machen!“ Wir nehmen nur Priester auf, die von ihren Bischöfen geschickt werden. Ich hoffe, dass diese Studenten die Entscheidung ihrer Bischöfe letztlich in vollem Umfang mittragen. Natürlich ist es für viele unserer Priester eine Auszeichnung, für eine Dissertation in Innsbruck vorgeschlagen zu werden. In den meisten Heimatländern unserer Studenten gibt es keine bzw. nur sehr begrenzte Möglichkeiten für postgraduale Studien in kirchlicher Philosophie und Theologie. Zugleich wird mir immer wieder von den verantwortlichen Bischöfen mitgeteilt, dass vielfach die Notwendigkeit besteht, das akademische Niveau der Lehrenden durch fundierte postgraduale Ausbildung zu heben. Damit verbunden ist oft die Frage der weltweiten Anerkennung von Bildungseinrichtungen in der Philosophie und Theologie – wie von theologischen Hochschulen, kleinen Ausbildungsstätten in Priesterseminaren oder von Ordensgemeinschaften. Die Bildungskongregation, die Urbaniana und die Lateranuniversität in Rom gewähren den Status einer Anerkennung bzw. eine „Affiliation“ nur dann, wenn ein gewisser Prozentsatz der Professoren ein staatlich anerkanntes Doktorat hat. Insofern bedeuten die Doktorate von einzelnen Studenten einen Mehrwert für die Heimatdiözesen. Diese Diözesen sind mithilfe des akademischen Potentials und anderer erfüllter Bedingungen (meist finanzieller Natur) in der Lage, staatlich anerkannte Universitäten und Forschungsinstitute zu gründen, die auch staatlich gefördert werden.

Selbstverständlich stellt eine hohe akademische Bildung, nachgewiesen durch eine Dissertation von 200 bis 400 Seiten, die im Durchschnitt in Österreich 8,5 Semester dauert, auch einen persönlichen Wert dar. Eine solche Mühe macht sich nur jemand, dem auch die Wissenschaft zumindest ein wenig am Herzen liegt. Der deutsche Elitenforscher Michael Hartmann hat vor ca. drei Jahren zugespitzt gesagt: „Man müsste nur die Titel von den Visitenkarten und Türschildern verschwinden lassen, dann würden nur noch diejenigen eine Promotion anstreben, für die sie tatsächlich einen wissenschaftlichen Wert hat.“ Ich weiß nicht, ob diese Einschätzung zu 100 % zutrifft. Es ist auf jeden Fall ein Faktum, dass die Heimatdiözesen, die einzelnen Studenten, die theologische Fakultät und auch das Canisianum einen hohen Einsatz zur Erreichung eines DoktorTitels in Philosophie und Theologie leisten. Dazu zählt nicht nur der langjährige Verzicht von Diözesen auf einige Priester für einen pastoralen Einsatz; nicht nur der große Einsatz von wissenschaftlichem Personal in der geduldigen, oft mühsamen Begleitung von wissenschaftlichen Arbeiten. Schließlich wiegt auch nicht nur der finanzielle Aufwand, den das Canisianum für Stipendien für fast 40 Studenten übernimmt. Es sind vor allem auch die Studenten, die einiges auf sich nehmen, um den persönlichen „Mehrwert“ eines Doktorats zu erlangen. Sie überwinden zunächst Rechtsprobleme bis zur Erlangung des Aufenthaltstitels als Student. Sie kämpfen mit Sprachproblemen bis sie das B2-Niveau erreichen und oft noch weiter bis zum Abschluss des Studiums. Sie müssen oft mühsam unterschiedliche philosophische und theologische Vorbildungsniveaus ausgleichen – es gibt trotz „Sapientia christiana“ keine einheitliche philosophischtheologische Ausbildung weltweit. Latein und Griechisch sind nicht immer „kirchliche Welt- und Muttersprachen“ in Afrika, Asien, Ozeanien und Südamerika. Philosophie, Bibelwissenschaften, Systematische Theologie, Liturgie und Pastoraltheologie haben oft sehr unterschiedliche Gewichtungen in den 33


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Heimatländern der Studenten weltweit. Die Studenten müssen sich in eine neue Kultur einleben, erfahren in Begegnungen auch manchmal Signale der Fremdheit und des Fremdseins, ertragen die Distanz zu vertrauten Familiensituationen, erleben Spannungen soziologischer Unterschiede und auch zwischen unterschiedlichen Kirchenbildern – um nur einige wenige Aspekte zu nennen. Ich schließe mit einem Blick auf einige persönliche Aspekte bei Studierenden, die ich in den letzten 14 Jahren im Canisianum immer wieder beobachtet habe. Ich denke, dass besonders das vielfältige „Subjektive“ den Wert eines Doktorats am besten zum Ausdruck bringt: Während der Doktorarbeit entwickeln sich Freundschaften mit Mit-DoktorandInnen aus verschiedensten Ländern, mit Betreuern und wissenschaftlichen Partnern, welche oft nach der Dissertation weiter bestehen bleiben. Berichte von Besuchen in den Heimatländern bestätigen mir das. Besonders wichtig ist es, sich während des Doktorats nicht ausschließlich auf die schriftliche Dissertation zu konzentrieren, sondern individuell an verschiedenen Projekten mitzuwirken: an Symposien, Tagungen, Veröffentlichungen, Einsatz im pastoralen Dienst, Kulturangebote im Land usw. Ein Doktorat fördert das Durchhaltevermögen und stärkt die Selbstständigkeit. Die Etappen der Arbeit ergeben sich meist erst unterwegs und sind oft nicht planbar. In schwierigen Phasen, in denen scheinbar nichts mehr vorangeht, lernen Studierende mit Unsicherheit zu leben und doch fortzuschreiten. Eine Flucht in pastorale Arbeit ist nicht hilfreich. Im Rahmen einer Doktorarbeit erarbeiten sich Studierende neben aller Kreativität eine „Systematik im Denken“ und üben diese ein. Sie entwickeln einen Blick für die größeren Zusammenhänge. Sie lernen, in einem neuen Kulturkreis ohne Ängstlichkeit neue Fragestellungen anzugehen und neue Methoden oder Theorien zu entwickeln und zu begründen. 34

Ihre Schreib- und Sprachkompetenz wird gefördert. Es wird – besonders im Rahmen von wissenschaftlichen Veröffentlichungen – ein prägnanter, eindeutiger und klarer Schreibstil verlangt, der regelmäßig der Hilfe anderer bedarf. Die Fähigkeit, vor Menschen zu sprechen steigt. Die Studenten müssen vor SeminarteilnehmerInnen und vor Fachpublikum bei Konferenzen Vorträge halten. Sie lernen, besser zu kommunizieren, zu argumentieren und mit schwierigen Fragen umzugehen. Zudem müssen sie sich meist auf spezifische Inhalte konzentrieren, was sie lehrt Schwerpunkte zu setzen. Für viele Studenten stellt es eine Befriedigung dar, einen kleinen Beitrag ans Wissen der Philosophie und Theologie zu leisten. Publikationen, die mir von AltCanisianern geschickt werden, belegen dies und freuen mich immer wieder. Die meisten Doktorats-Absolventen bleiben in der Lehre und in Leitungsfunktionen in Institutionen und in Diözesen. Da sie über sehr gute Kompetenzen in ihrem Fachgebiet verfügen, werden sie von ihren Oberen oft als Experten eingesetzt und geschätzt. Die Rückmeldungen von Bischöfen oder Studienkollegen bei Besuchen in Innsbruck freuen mich immer wieder. Mit diesen wenigen subjektiven Beobachtungen weise ich nicht nur auf einen bestimmten „Nutzen einer Doktorarbeit“ hin, den man messen, beschreiben und eindeutig beurteilen kann. Ein Doktorat stellt eine einmalige Gelegenheit dar, sich mehr oder weniger auf einen Aspekt der philosophischen bzw. theologischen Wissenschaft zu konzentrieren. Im späteren Arbeits- und Berufsleben kommt einem die Zeit, sich auf diese Weise zu vertiefen, meist abhanden. Neben dem Erwerb von objektiven wissenschaftlichen und beruflichen Qualifikationen stellt sicher auch die persönliche Weiterentwicklung im Laufe des Studiums einen besonderen Mehrwert dar – wenn man sich darauf bewusst einlässt. Dazu möchte ich alle Studierenden ermutigen und ihnen von Herzen alles Gute wünschen.


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4.2 AltCanisianer-Konveniat 2016 in Amerika Dear Family, dear AltCanisianercommunity, the nine Milwaukeeans cordially ask you to save the date for the 2016 Milwaukee Konveniat – from July 26-28. We will be getting together at Benedict Abby Retreat Center on the boarder that separates the Land of Lincoln from Indian Country. For those of you from the East, that is Illinois and Wisconsin. Directions and other relevant information will be sent next May. For now, just mark your calendars. We have arranged for early arrivals (a seeming preference for the crowd from Buffalo). For those who want to extend, know that the weekend of July 29 is the start of the “German Fest” in Milwaukee. In corde uno et anima una!

4.3 Neuauflage Namensverzeichnis 2016 Im Sommersemester 2016 erscheint kein Korrespondenzblatt, sondern ein aktuelles Namens- und Adressverzeichnis des Collegium Canisianum. Viele Rückmeldungen aus der ganzen Welt drücken die Wertschätzung für diese Anregung zur weltweiten Vernetzung der AltCanisianer aus. Das Namensverzeichnis ist für viele eine Einladung, alte Kontakte wieder neu zu beleben, Reisen mit Besuchen von AltCanisianern zu verbinden oder regionale Treffen zu veranstalten. Bitte benachrichtigen Sie uns mit der beiliegenden Antwortkarte oder via e-Mail von Ihrer erfolgten oder bevorstehenden Adressänderung. Wir sind auch dankbar für die Bestätigung oder Ergänzung Ihrer derzeitigen Adresse, inklusive der Telefonnummern und der aktuellen eMail-Daten. Für die Aktualität des Namensverzeichnisses ist zusätzlich zu den Mitteilungen über ehemalige Mitbrüder auch die Bekanntgabe von Todesfällen im Kreis der AltCanisianer hilfreich. Wir freuen uns über alle Rückmeldungen bzw. Korrekturen der zuletzt 2011 veröffentlichten Daten. Redaktionsschluss für das alle fünf Jahre erscheinende Verzeichnis ist der 15. Mai 2016. Herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit. Rückmeldung an:

AltCanisianer-Konveniat 2015

P. Friedrich Prassl SJ Sillgasse 6 6020 Innsbruck Österreich Tel.: 0043 512 59 4 63-25 oder -26 Fax: 0043 512 59 4 63-48 friedrich.prassl@jesuiten.org rektor@canisianum.at office@canisianum.at

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4.4 Von Tirol zurück nach China

Dr. Joseph Zhanbo Wang Wenn Joseph Zhanbo Wang nach sechs Jahren von Tirol in seine chinesische Heimat zurückkehrt, hat er ein abgeschlossenes Doktoratsstudium in dogmatischer Theologie im Gepäck. 2009 war er der Einladung des Rektors des Innsbrucker Canisianums gefolgt, der ihn bei einem Besuch des Priesterseminars in Peking kennengelernt hatte. Neben dem Studium nimmt Joseph, wie er sich hier in Europa nennt, viele positive Erfahrungen mit. Den Lebensstil in Europa, die Sicherheit, die ehrliche Freundlichkeit, Offenheit, Hilfsbereitschaft und Glaubwürdigkeit wird er vermissen. Seine Landsleute seien ängstlicher und vermuten bei Freundlichkeit misstrauisch einen Hintergedanken. „Ich kann in China sagen, es gibt auch andere Möglichkeiten, das Leben zu leben.“ Dabei denkt er auch besonders an die Umweltverschmutzung, den Einsatz chemischer Dünge- und Spritzmittel in der 36

aufstrebenden Wirtschaftsmacht. Wang möchte in China Grußformeln wie „Grüß Gott oder Pfiat di (Behüt dich Gott)“ anstelle von „Guten Tag“ einführen. Groß ist die Freude über ein Wiedersehen mit seinen Eltern, die Wang in Tirol nicht besuchen konnten. Der ehemalige Lehrer am nationalen Priesterseminar stammt aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen. Gespannt ist er in beruflicher Hinsicht. Die Entscheidung, wie er der Kirche in der über 20 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Beijing am besten dienen könne, fällt nach einem Gespräch mit seinem Bischof: „Ich könnte mir vorstellen, die deutsche katholische Gemeinde in Beijing zu übernehmen.“ Die Sprache hat er in Innsbruck sehr gut gelernt. Auf jeden Fall wird Wang dringend erwartet und gebraucht. Denn aufgrund der rasant wachsenden Christengemeinden herrscht Priestermangel. Nach offiziellen Angaben sind zwei Prozent der Bevölkerung Chinas Christen, inoffizielle Schätzungen reden von sechs Prozent. Eine Ausnahme stellt Wangs Heimatprovinz Hebei im Umland von Beijing dar: Hier sind 25 Prozent der Bewohner katholisch. In seinem 800 Einwohner großen Heimatdorf ist es gar die Hälfte. Wangs Familie konvertierte bereits vor 150 Jahren zum Katholizismus und brachte einige Berufungen hervor. „Der Cousin meines Vaters war ein großes Vorbild für mich. Er war Bischof und hat sich in schwierigen Zeiten sehr um die ihn Anvertrauten bemüht“, erzählt der 40-jährige Priester. Die Beziehungen der Katholiken in China untereinander sind sehr eng: „Wir sind wirklich wie in einer Familie, wie Brüder und Schwestern und unterstützen einander sehr.“ Auch Partnerschaften werden wieder aus diesem Kreis geknüpft. Nach wie vor gibt es Probleme zwischen dem Heiligen Stuhl und der kommunistischen Regierung.


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Offiziell gewährt Chinas Führung Glaubensfreiheit. Neben der offiziellen Staatskirche und der Untergrundkirche existieren auch einige in der Mitte. Wang hat Freunde in den verschiedenen Gruppen. „Um das Problem zu lösen, gibt es nur das Gebet“, ist er überzeugt.

4.5 Chronik von 12. Juni bis 12. Dezember 2015

Das Christentum hat in den letzten dreißig Jahren ohne wesentliche ausländische Unterstützung einen massiven Aufschwung genommen. Die christlichen Gemeinden wachsen stabil; die evangelischen stärker als die katholischen. „Die Leute suchen nach mehr. Sie suchen Gerechtigkeit und Frieden“, erklärt sich Wang das wachsende Interesse am Glauben. „Es ist unsere Hauptaufgabe, in Beijing unseren Glauben mit anderen Menschen zu teilen. Es gibt eigene kirchliche Informationsbüros über den christlichen Glauben.“ Jedes Jahr empfangen dort 3000 Erwachsene die Taufe. Wang empfindet dies als „Trost Gottes für uns Christen in China“. Wang bemerkt, dass in Österreich der Glaube für selbstverständlich genommen werde und zu wenig missionarisch sei. Die Chance der Glaubensweitergabe durch mehrsprachige Informationsbroschüren zu den Inhalten wäre ein unaufdringliches Angebot, das er sich besonders in von Chinesen häufig wegen ihrer Kunstschätze besuchten Kirchen wünscht. Zufällig hörte er Landsleute sagen: „So viele Kinder“, als sie Engel sahen. Außer chinesischen Touristen würde dies auch den immer zahlreicher ins Land kommenden chinesischen Studenten und Arbeitern nutzen.

Jean Désiré Sawadogo Herz-Jesu-Fest, 12. Juni 2015 Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak, Theologie- und Philosophieprofessor am King’s College London und Leiter des Zentrums für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, sprach bei der Festakademie des Herz-Jesu-Festes 2015 zum Thema: „Meinen Frieden gebe ich euch“.

Eva-Maria Kircher-Pree

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Bei seinem kurzweiligen Vortrag vor einem aufmerksamen Publikum führte Clemens Sedmak wichtige Gedankenschritte zum Frieden aus. Auch die Erinnerung an Pater Severin Leitner SJ, der kurz zuvor tödlich verunglückt ist, blieb an diesem Abend wach. In seinem Festvortrag versuchte Clemens Sedmak, die Merkmale des Friedens Jesu hervorzuheben in Abgrenzung vom Frieden der Welt. Es liegt nur an uns Menschen, unser Herz nach dem Herzen Jesu zu formen und zu bilden.

Der Eucharistiefeier um 17.30 Uhr stand Erzbischof em. Dr. Alois Kothgasser SDB vor. Israelexkursion Im Juli nahmen fünf Canisianer an einer Fachexkursion der Theologischen Fakultät nach Jordanien und Israel teil.

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Exerzitien der Canisianer Im September begleitete Spiritual P. Josef Thorer SJ im Exerzitienhaus der Salesianerinnen in Baumkirchen eine Gruppe von Neoingressi bei ihren ersten Exerzitien im Canisianum. Patenpfarre Andelsbuch Ende September präsentierte Francis Chepkuto aus Kenia in seiner Patenpfarre Andelsbuch im Bregenzerwald, nach Einladung des dortigen Missionskreises, sein Heimatland und seine Dissertation. Rektor P. Friedrich Prassl SJ stand beim Sonntagsgottesdienst der Erntedankfeier vor und dankte der Pfarre für die 45-jährige Patenschaftsbeziehung mit dem Canisianum. Eröffnungswallfahrt, 28. September 2015 Die diesjährige Eröffnungswallfahrt führte uns nach Maria Trens, einem Wallfahrtsort in Südtirol. Nach der ersten Statio in der Hauskapelle fuhren wir mit dem Bus zur Wallfahrtskirche, wo wir eine Kirchenführung bekamen und die hl. Messe feierten. „Finden, verlieren, suchen, wiederfinden: So könnte die Entstehungsgeschichte des Wallfahrtsortes zusammengefasst werden“, so unser Spiritual, Pater Josef Thorer SJ.


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Bezugnehmend auf das Evangelium des Tages ermutigte er uns dazu, wie ein Kind zu sein, das immer neugierig ist. Als Studenten sollen wir auch ständig suchen, in der Hoffnung, dass wir dabei etwas finden können, was wir wieder suchen sollen, wenn wir es verlieren.

Nach dem Gottesdienst fuhren wir weiter nach Brixen zum Mittagessen im Priesterseminar und zur Besichtigung der dortigen Bibliothek. Danach bekamen wir eine Führung im Brixner Dom. Die letzte Statio war

der Besuch im Kloster Neustift mit einer Führung in der Basilika und der Klosterbibliothek. Es war ein schöner und gelungener Tag, eine besinnliche Wallfahrt am Beginn des neuen Studienjahres, eine interessante kleine Studienreise nach Südtirol! Eröffnungsabend Am 29. September 2015 fand um 20.00 Uhr der Eröffnungsabend des Studienjahres statt. Rektor P. Friedrich Prassl SJ eröffnete den Abend mit einem Gebet um den Heiligen Geist. Danach sprach er an alle seinen Dank aus für die Teilnahme an der Wallfahrt am Vortag, die im Zeichen der Gemeinschaft und der Bildung stattgefunden hat. Weiters begrüßte er die fünf schon eingetroffenen Neoingressi, die sich auch gleich vorstellten. Pater Rektor wies darauf hin, dass noch vier weitere Neoingressi erwartet würden und dass das Canisianum dieses Jahr 39 Canisianer beherbergte. Danach besprachen wir gemeinsam die Termine der nächsten Tage. Pater Rektor bat die Canisianer darum, die Neoingressi zu unterstützen und ihnen beim sich Einleben und Hineinwachsen in die Kolleggemeinschaft behilflich zu sein. Er wies auf die Bedeutung hin, die gemein39


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samen Zeiten – vor allem die Gebets- und Mahlzeiten – zu berücksichtigen und damit ein bewusstes „Ja“ zum Gemeinschaftsleben zu sagen. Pater Rektor ermutigte dazu die Sonntagskultur zu pflegen, die Bereitschaft zur Übernahme von Diensten in der Hausgemeinschaft zu zeigen und nach vorheriger Absprache die Mithilfe in Pfarren zu leisten. Bezüglich des Studiums appellierte er an die Selbstverantwortung in der Studienplanung. Abschließend gab Spiritual P. Josef Thorer SJ Hinweise auf die spirituellen Angebote für das kommende Studienjahr. Ein gemütliches Beisammensein schloss diesen Eröffnungsabend ab. Verabschiedung von Herrn Felino Rectra Anlässlich der Pensionierung von Herrn Felino Rectra lud Pater Rektor am 10. Oktober 2015 die MitarbeiterInnen des Collegium Canisianum zum Mittagessen mit den Canisianern ein.

Wissenschafts-Poster-Ausstellung

Wie jedes Jahr fand heuer am 12. Oktober an der Katholisch-Theologischen Fakultät die Eröffnung der Ausstellung der wissenschaftlichen Poster der neuen Doktorandinnen und Doktoranden statt.

Bei dieser Gelegenheit dankte Pater Rektor Felino Rectra für seinen langjährigen Einsatz für das Canisianum. Über 20 Jahre lang ist Herr Rectra in verschiedenen Bereichen im Dienst des Canisianums gestanden. Pater Rektor verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass Herr Rectra dem Canisianum weiter als Gast bei den verschiedenen Anlässen erhalten bleiben würde. Auch die Canisianer ließen es sich nicht nehmen und überreichten Felino Rectra ein Geschenk, verbunden mit dem Wunsch, dass es ihm mindestens noch einmal 20 Jahre – gleich seiner Dienstzeit im Canisianum – Freude bereiten würde. 40

John Rawls (1921-2002)

Kontext

DIE HERAUSFORDERUNG DES SOZIOÖKONOMISCHEN IN EINER „GUT GEORDNETEN GESELLSCHAFT“

Das Gesellschaftsprojekt in Burkina Faso im Licht der Philosophie von John Rawls Forschungsanliegen

Burkina Faso liegt in der Mitte Westafrikas. Seit 1960 ist es unabhängig. Dieses Binnenland ist ein junger Vielvölkerstaat, der eine Demokratie aufbauen will. Die nationale Devise lautet „Einheit, Fortschritt, Gerechtigkeit.“ Sie propagiert die Befriedigung der Bedürfnisse aller. Wirtschaftliche Schwierigkeiten und Armut bleiben noch eine traurige Realität. Elend und Ungerechtigkeit tragen zu den zahlreichen soziopolitischen Krisen bei, welche eine Bedrohung der Stabilität des Staates sind.

Die Dissertation soll den Stellenwert der sozioökonomischen Güter in den politischen Bestrebungen in Burkina Faso vorstellen, indem sie das „Staatsgesellschaftsprojekt“ klar herausarbeitet. Auf der Basis dieser Analyse soll sie Vorschläge für eine gerechtere und besser florierende Gesellschaft erarbeiten.

Methodologie •

Problemstellung

Der Mensch strebt nach einem Zustand, in dem das sozioökonomische Wohlbefinden gewährleistet ist. Dies ist auch das Ziel der staatlichen Organisation. Auch die Demokratie soll darauf abzielen. Nach Rawls gibt es keine echte Demokratie ohne Sorge für die Benachteiligten. Dementsprechend konzentriert sich diese Forschung auf das Sozioökonomische als Grundlage einer armen und demokratisierenden Gesellschaft wie in Burkina Faso.

Forschungsfragen • • •

Die Forschung stützt sich im Allgemeinen auf die Methode der Analytischen Philosophie als Mittel, um die Texte von John Rawls und die offiziellen Dokumente des Staates Burkina Faso in einem besonderen Kontext zu verstehen. Ausgehend von John Rawls‘ Philosophie, insbesondere von seiner Theorie der Gerechtigkeit als Fairness, wird die Arbeit zeigen, ob das Staatsprojekt das angestrebte sozioökonomische Wohlbefinden für alle ermöglichen kann.

Literatur

Wie kann man die Demokratie in Burkina Faso „inkulturieren“, damit sie den afrikanischen Bedürfnissen entspricht? Wie kann die Demokratie die sozioökonomische Entwicklung im Kontext der Armutsbekämpfung berücksichtigen? Was ist, im Licht der Philosophie von John Rawls, der Beitrag des sozioökonomischen Wohlbefindens zur Bildung einer vereinten und gerechten Gesellschaft, in der alle Wohlstand erleben können?

RAWLS J., Libéralisme politique, Paris, Quadrige/PUF, 2012. ------------, Théorie de la justice, Paris, Points, 2009. AUDARD C. et alii, Individu et justice sociale: Autour de John Rawls, Paris, Seuil, 1988. KABEYA MAKWETA N., John Rawls: réciprocité, justice sociale et solidarité. L’exigence d’un nouveau contrat social en Afrique, Berne, Peter Lang, 2013. ASSEMBLEE NATIONALE, La Constitution burkinabé. La loi constitutionnelle n°033-2012/AN portant révision de la Constitution adoptée par l’Assemblée Nationale le 11 juin 2012. Quellenangabe der Bilder

www.babelio.com/auteur/John-Rawls; http://www.iphilo.fr/2014/11/28; http://www.bebetolonsili.com/Armoiries Burkina Faso; www.thinkingafrica.org

Dissertationsprojekt an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Leopold-Franzens Universität Innsbruck, Institut für Christliche Philosophie Doktorand: Lic. Theol. Mag. Phil Domèbèimwin Vivien SOMDA; Kontakt: Domebeimwin.Somda@student.uibk.ac.at Betreuer: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Josef QUITTERER

Unter den Ausstellenden waren wieder fünf Studenten aus dem Canisianum. Rektor P. Friedrich Prassl SJ hielt eine Impulsrede über den „Wert des Doktorats“ (nachzulesen unter „Aktuelles und Chronik“).


Aktuelles und Chronik

Grabsegnung

Am Nachmittag des Allerseelenfestes, am 2. November 2015, besuchte die Hausgemeinschaft das Grabmal der verstorbenen Canisianer auf dem Westfriedhof zum Totengedenken und zur Grabsegnung. Spiritual P. Thorer SJ stand der Feier vor.

Erster Einkehrtag, 14./15. November 2015 „Uns ist eine große Freude verkündet“. Unter diesem Thema erlebten wir den ersten Einkehrtag des Jahres, welcher von em. o. Univ.-Prof. Dr. Martin Hasitschka SJ gestaltet wurde.

Auch die Seminaristen von Brixen und Hötting nahmen wieder daran teil. In seinen Impulsen ging P. Hasitschka auf die verschiedenen Arten von Freude ein und wies darauf hin, dass es u. a. eine tiefe, oberflächliche, sinnliche oder geistige Freude gebe. Bei einem Blick ins Alte bzw. Neue Testament und in Anlehnung an das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus machte er uns die vielfältigen Erscheinungsformen der Freude deutlich und plädierte für ein Aggiornamento, d. h. für eine Anpassung an heutige Verhältnisse.

Freude ist keine Privatsache, sondern etwas Gemeinsames, eine geteilte Empfindung, wie es im Philipperbrief zu lesen ist: „Und ich freue mich mit euch allen. Ebenso sollt auch ihr euch freuen; freut euch mit mir.“ (Phil 2,17-18) Die Freude ist also Berufung und Auftrag, so P. Hasitschka. Durch die Freude, die wir pflegen und miteinander teilen, treten wir in die Fußstapfen Jesu, des Herrn. 41


Aktuelles und Chronik

Segnung eines Mosaiks am Nikolaihaus Am 3. Dezember versammelte sich zu Mittag eine illustre Gruppe von Vertretern des Jesuitenkollegs, des Canisianums, der Theologischen Fakultät, des Denkmalamtes und der Stadtplanung Innsbruck in der Universitätsstraße 2. Der Anlass war die Segnung eines alten Nikolaus-Mosaiks, das wieder an der Fassade des Nikolaihauses angebracht wurde. Diesmal begleiteten uns Job Vazhakkootathil aus Indien und P. Friedrich Prassl SJ mit zwei Impulsen. P. Gerwin Komma SJ, Spiritual im Priesterseminar Brixen, Regens Roland Buemberger und die Seminaristen vom Priesterseminar in Hötting nahmen auch am Einkehrtag teil. Das Thema lautete: „Priester – nicht Herren des Glaubens, sondern Mitarbeiter der Freude“. Seit 1572 Teil des Jesuitenkollegs, wurde das Nikolaihaus nach der Gründung der Universität (ab 1670) immer mehr eine Wohnstätte für Theologiestudenten. Ab dem Studienjahr 1858/59 wurde es ein „Theologenkonvikt“ für Priesterkandidaten aus verschiedenen Ländern. Von Anfang an kamen auch Amerikaner zum Theologiestudium nach Innsbruck. Der Anstieg der Zahl der Konviktoren erzwang eine Ausweitung des Kollegs in der Sillgasse. Weil der Raum im Nikolaihaus nicht mehr ausreichte kam es schließlich zum Neubau des großen „Collegium Canisianum“ im Innsbrucker Stadtteil Saggen, das mit Hilfe beträchtlicher Spenden der Altkonviktoren, besonders aus Amerika, 1910 erbaut und 1911 bezogen werden konnte. Zweiter Einkehrtag, 5./6. Dezember 2015 Die Besonderheit des zweiten Einkehrtags im Canisianum ist immer seine Gestaltung durch die Priester unserer Hausgemeinschaft selbst.

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Ausgehend von der sakramentalen Bedeutung des Priestertums in der Kirche erläuterte Job in seinem Impuls die persönliche Beziehung des Priesters zu Christus. Die Priester vertreten die Gegenwart Christi, handeln in „Persona Christi“ und stehen somit in ihrem Dienst zwischen Gott und den Gläubigen. Die Opferung, die durch die Priester im Namen der Gläubigen vollzogen wird, schafft eine Vereinigung mit Gott. Das rührt vom Vorbild Jesu Christi her; denn die tiefe Beziehung von Christus zu seinen Jüngern bestätigt, dass er selber in seinen Jüngern – und dadurch in seiner Kirche – immer gegenwärtig ist.


Aktuelles und Chronik

beim Dienst in einer Gemeinde, im Zusammenleben in einer Gemeinschaft… Diese Einstellung kann und wir auch in unserem Alltag, in unseren Gemeinschaften, in unseren Beziehungen ihre Spuren hinterlassen“, so P. Prassl. Hymnos Akathistos, 8. Dezember 2015

P. Prassl unterzog „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus einer näheren Betrachtung und sagte, dass alle Menschen – und vor allem die Priester – dazu berufen sind, Diener des Evangeliums und der Freude zu sein. Damit sind sie alle auch Boten der Freude des Evangeliums. Mit Jesus Christus kommt immer auch die Freude, von der niemand ausgeschlossen ist. Eine solche Freude befreit von der individuellen Traurigkeit.

„Die Einstellung, Helfer/Mitarbeiter der Freude zu sein, verändert die Qualität unseres Miteinanders, unserer Beziehungen

Die traditionelle Veranstaltung des Weihnachtslieder-Abends im Canisianum zeigte sich heuer in einem „ungewohnten Kleid“ und überraschte mit einem besonderen Charakter. An die Stelle der Kulturgruppen und der gewohnten Lieder trat ein Chor von 14 Sängern – Canisianer und Jesuiten – unter der Leitung von Prof. P. Bruno Niederbacher SJ, der den „Hymnos Akathistos“ – Das Geheimnis der Gottesmutter „darbrachte“. Die wunderschöne Marienikone wurde von Martina und Peter Eichhorn zur Verfügung gestellt. Dem getragenen und sehr berührenden Gesang in der bis auf den letzten Sitzplatz und darüber hinaus ausgefüllten und wunderschön stimmungsvoll mit Kerzen und Marienikone geschmückten Hauskapelle lauschten die zahlreichen Besucher äußerst andächtig und stimmten freudig in das wiederkehrende Halleluja ein.

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Aktuelles und Chronik / Wir gratulieren

5. Wir gratulieren

Ernennungen

Ernennung zum Bischof von Linz

Augenscheinlich war es die Mühe wert, dem „Weihnachtsliedersingen“ heuer ein anderes Gesicht zu geben und somit den Freundinnen und Freunden des Canisianums in der Adventzeit eine andere Art der Bischof Dr. Manfred Scheuer

Besinnung zu bieten und für ihre Unterstützung des Canisianums zu danken. Der besinnliche Abend klang mit einer adventlichen Agape aus.

Jean Désiré Sawadogo

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Die Hausgemeinschaft des Canisianums gratuliert Bischof Manfred Scheuer zur Ernennung zum neuen Bischof von Linz. Der bisherige Innsbrucker Bischof, als solcher ist er der Protektor des Collegium Canisianum, übernimmt am 17. Jänner 2016 die Leitung der zweitgrößten österreichischen Diözese und tritt damit die Nachfolge von Bischof Ludwig Schwarz an. Bischof Manfred Scheuer, ein gebürtiger Oberösterreicher, ist seit 2003 Bischof der Diözese Innsbruck. Die Seelsorge ist dem Bischof ein großes Anliegen. In seiner Amtszeit hat er alle 291 Pfarren seiner Diözese besucht. Bischof Scheuer gilt als ausgleichend, aufgeschlossen und konzilsverbunden. In seiner bisherigen Diözese Innsbruck wie auch als österreichischer Caritas-Bischof war und ist Bischof Manfred – ganz im Sinn von Papst Franziskus – der Einsatz für Menschen in Not und am Rand der Gesellschaft ein besonderes Anliegen. Dazu passt auch sein Einsatz für Religionsfreiheit und für die verfolgten


Wir gratulieren

Christen im Nahen Osten. Entsprechend seiner Rolle als Caritas-Bischof fand Bischof Manfred zuletzt immer wieder klare Worte zur Flüchtlingskrise und mahnte zu mehr Solidarität bei der Aufnahme und Unterbringung von Asylsuchenden im EURaum. In Oberösterreich bemühte sich Bischof Scheuer besonders aktiv um die Seligsprechung des Innviertler NS-Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter. Er trat im vatikanischen Prozess als Postulator dafür auf. Bischof Manfred nutzte in Tirol in seiner Freizeit intensiv die Möglichkeit, dem Himmel auf ganz andere Art und Weise näher zu kommen und war oft in den Bergen unterwegs. Wir wünschen Bischof Manfred Scheuer Gottes Segen für seinen neuen Dienst in der Diözese Linz. Ernennung zum Spiritual des Priesterseminars Hötting

10.10.2015 in der Otto-Neururer-Kapelle des Priesterseminars den Einstand des neuen Spirituals P. Josef Thorer SJ. P. Thorer bringt seine jahrelange Erfahrung als Spiritual im Innsbrucker Canisianum und in der Ausbildung im Jesuitenorden mit ein. Bischof Manfred, Regens Roland und die Seminaristen dankten dem neuen Spiritual für sein Ja zur neuen Aufgabe. Die Hausgemeinschaft des Canisianums wünscht P. Thorer ein segensreiches Wirken in der neuen Aufgabe. Ernennung zum Universitätspfarrer Die Hausgemeinschaft des Canisianums gratuliert P. Gernot Wisser SJ zur Ernennung zum Universitätspfarrer. Seit 1. September 2015 hat die Leopold-FranzensUniversität Innsbruck, die Medizinische Uni und das MCI einen neuen geistlichen Verantwortlichen. Beim Eröffnungsgottesdienst der Universitäten und des MCI in der Jesuitenkirche hat Bischof Manfred Scheuer am 11. Oktober 2015 den früheren Provinzial des Jesuitenordens P. Gernot Wisser SJ als neuen Pfarrer der großen Universitätspfarre begrüßt.

P. Josef Thorer SJ Gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer, den Generalvikaren der Diözesen Innsbruck, Jakob Bürgler, und Feldkirch, Rudolf Bischof, sowie Regens Roland Buemberger feierten die Seminaristen am

P. Gernot Wisser SJ

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Diözesenliste

6. Diözesenliste Studienjahr 2015/16 AFRIKA ASIEN EUROPA

16 Weltpriester 14 Weltpriester und 3 Ordenspriester 4 Studenten im Kolleg 2 Subdiakone

Gesamt:

39 Studenten 36 Priester / 2 Subdiakone / 1 Laie 14 Nationen 30 Diözesen 3 Ordensgemeinschaften

AFRIKA: 16 Weltpriester Äthiopien (2) 2 Meki

Orgino Abraham Abera Eshete Temesgen Kebede

Burkina Faso (2)

1 Diébougou 1 Kaya

Somda Domebeimwin Vivien Sawadogo Jean Désiré

Côte d’Ivoire (1)

1 Bondoukou

Koffi Kobenan Faustin

Ghana (1)

1 Tamale

Kuuyonongme Jonathan

Kenia (4) 1 Eldoret 2 Homa Bay 1 Nakuru

Kabiru Mburu Gilbert Mboya Joseph B. Thomas Odeny Timon Ochieng’ Chepkuto Francis

Kongo(D.Rep.)(1)

1 Tshumbe

Shako Lokeso Robert

Nigeria (2)

1 Enugu 1 Ijebu-Ode

Isife Liberatus Ebelechukwu Ogunbanwo Martin Adeleke

Tanzania (2)

1 Geita Makoye Faustine Gervas 1 Ifakara Ngwega Basil Bazir

Zimbabwe (1)

1 Chinhoyi

Aleni James

ASIEN: 14 Weltpriester China (3) 1 Weinan 2 Xianxian

Xu Feiyan Zhang Jianfang Josef Zhao Weijing Peter

Indien (8)

Kuriako John Palathinkal Puthussery Poulose Joshy Isidore Isidore Iruthayasamy Basil Porathur Sinto Jose

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1 Diphu 1 Ernakulam-Angamaly 1 Muzaffarpur 1 Sivagangai 1 Trichur


Diรถzesenliste

1 Udaipur 2 Verapoly

Xavier Bibin Manuveliparambil Antony Sijan Vazhakkootathil George Job

Indonesien (2) 2 Semarang

Subali Yohanes Sukristiono Dominikus

Myanmar (1)

Thang Zawm Hung Augustine

1 Hakha

ASIEN: 3 Ordenspriester 1 CST Kuliraniyil Jose Shibu 2 MF Alukaputhussery Martin Devassy Chapala Subbaiah Gabriel EUROPA: 2 Subdiakone Ukraine (2)

1 Sokal-Zhovkva 1 Stryi

Indien Indien Indien

Ptasiuk Roman Mamchyn Volodymyr

STUDENTEN IM KOLLEG: 4 (1 Laie / 2 Weltpriester / 1 Ordenspriester) China (1) Jieyang Jiang Jia Jeffrey (Nichtpriester) Indien (3) MCBS/Belthangady Alex Joji Trichur Chalissery Lijo Innsbruck Nanduri Vijay Kumar

47


Geburtstage und Weihejubiläen

7. Geburtstage und Weihejubiläen 2015 Geburtstage 2016 1921 = 95 Jahre 26.01.1921 Jakob Blassnig 07.02.1921 Anton Furtschegger 07.06.1921 Heinrich J. Schramm 23.10.1921 Ernst Thaler 30.10.1921 Iwan Luzeckyj 15.12.1921 P. Anton Roos 1926 = 90 Jahre 15.03.1926 Etienne Kiss 21.03.1926 Bruno Schneider 04.04.1926 Wilhelm Breuß 06.04.1926 Josef Wurzer 24.06.1926 Gustav Rudolf Schädlich 29.07.1926 Paul Gruber 04.08.1926 Josef Gründler 23.08.1926 Rupert Kerer 25.08.1926 Ludwig Schmitz 27.08.1926 Otto Bättig 29.08.1926 Erich Gstrein 03.10.1926 Johannes Tsunoda Shinsaburo 04.11.1926 Titus Kupper 04.11.1926 P. DDr. Waldemar Molinski 17.12.1926 Mariano Cibran 18.12.1926 Adalbert Béla Tóth 1931 = 85 Jahre 14.01.1931 Hans Rogger 25.01.1931 P. Odilo Lechner 05.02.1931 Walter Blattmann 11.02.1931 Edward H.Schroeder 18.02.1931 Hans Pfeifer 27.02.1931 Albert Thalmann 11.03.1931 Heinz-Theo Schneider 22.03.1931 Peter v. Felten 24.03.1931 Otto Schwander 26.03.1931 Vaughan F. J. Morgan CBE 10.04.1931 Joseph Petrus P. Felix Emke 01.05.1931 Santiago Velasco 05.05.1931 Helmut Erharter 18.05.1931 Donald C. Dilger 29.05.1931 Max Georg Mayr 31.05.1931 Michael Yunk 10.06.1931 Donald R.Wangler 48

16.06.1931 17.06.1931 02.07.1931 03.07.1931 14.08.1931 15.08.1931 22.08.1931 22.08.1931 23.08.1931 03.09.1931 14.09.1931 16.09.1931 27.09.1931 21.10.1931 14.11.1931 17.11.1931 22.11.1931

Thomas E.McCarthy Leo Lengen Camill Schmid Heliodoro Mangado Cosmas Dietrich Alois Eichenlaub Stefan Andreae Siegfried Fleiner Bruno Nowotny Peter Schuster Johannes Westhoff Martinez Francisco Atienza Otto Wagner Dr. Reinhard Kösters Ralph Thomas Newsome Benedikt Rucker Antons Justs

1936 = 80 Jahre 06.01.1936 Carl M.Merkel 07.01.1936 Siegfried P. Robert Roidinger 09.01.1936 Andres P. Sanchez-Pascual 14.01.1936 Thomas Fr. Paulus Zickgraf 15.01.1936 Hermann Schneider 18.01.1936 Franz Sand 03.02.1936 Ignatius Marcos 11.02.1936 Anton Kurzböck 14.02.1936 DDr. Paul Weß 24.02.1936 Josef P. Meinrad Schröger 28.02.1936 German Burgener 28.02.1936 P. Ludolf Hüsing 01.03.1936 Karl Schüssler 06.03.1936 P. Alberich Mitterlehner 07.03.1936 John Fernandes 17.03.1936 Theodor Zaus 31.03.1936 Anton Widmann 03.04.1936 Tom Neuman 13.04.1936 Hans Deny 14.04.1936 P. Bruno Lautenschlager 17.04.1936 Josef Schweiger 17.04.1936 P. Paulus Nimmervoll 12.05.1936 Theodor Fuchs 12.05.1936 David Kissel 26.05.1936 Michael Raske 03.06.1936 Werner Hundertmark 04.06.1936 Armin Eberle 08.06.1936 Alexander Gockel 14.06.1936 Robert Kopp 24.06.1936 Donald W. Trautman


Geburtstage und Weihejubiläen

05.07.1936 06.07.1936 07.07.1936 29.07.1936 10.08.1936 28.08.1936 06.09.1936 16.09.1936 11.10.1936 28.10.1936 02.11.1936 05.11.1936 11.11.1936 12.11.1936 14.11.1936 15.11.1936 20.11.1936 21.11.1936 21.11.1936 01.12.1936 17.12.1936 18.12.1936 21.12.1936 24.12.1936

Bernhard Gemperli Urs Studer Simon Okeke Josef Benedict Streibl Mag. Franz Tropper Ernst Güntschl P. Jakob Mitterhöfer Norbert A.Wetzel Heinrich Bischof Pier Giacomo Grampa P. Markus Bucher Peter Michael Pflüger Robert E.Nesslin Paul Weißmann Adam Pierre Guill P. Altmann Hofinger Joseph Ziliak Gerhard Heinz Gustav Bodelon Job Okwuoma Aginam Pablo Pardo Louis Michalski Jesus Mauleon Josef Rössler

1941 = 75 Jahre 07.01.1941 Simon Bracken 13.01.1941 Kenneth Herr 15.01.1941 Tomislav Petric 17.01.1941 Mag. Johann Pröls 17.01.1941 Sebastian Angerer 17.01.1941 Erich Schrofner 22.01.1941 Mag. Horst Bergmann 22.01.1941 Peter George Ahr 23.01.1941 Joseph E. Kane 23.01.1941 Sebastian Thayil 27.01.1941 Egbert Knaus 01.02.1941 Richard Rieder 02.02.1941 Jean Poos 04.02.1941 P. Alfred Strigl 11.02.1941 Richard Penaskovic 27.02.1941 Michael Burkart 09.03.1941 Robert Simanski 20.03.1941 Wolfgang Mayrhofer 31.03.1941 Gregory Pelham 01.04.1941 Karl-Josef Nagy 06.04.1941 Jean Hierzig 11.04.1941 Patrick Kehoe 18.04.1941 Klaus Schimmöller

19.04.1941 01.05.1941 08.05.1941 08.05.1941 12.05.1941 12.05.1941 16.05.1941 20.05.1941 25.05.1941 02.06.1941 06.06.1941 07.06.1941 13.06.1941 20.06.1941 01.07.1941 09.07.1941 17.07.1941 20.07.1941 05.08.1941 20.08.1941 08.09.1941 16.09.1941 18.09.1941 23.09.1941 06.10.1941 19.10.1941 28.10.1941 28.10.1941 04.11.1941 20.11.1941 21.11.1941 22.11.1941 24.11.1941 26.11.1941 29.11.1941 08.12.1941 12.12.1941 13.12.1941 18.12.1941 18.12.1941

Gerd Babelotzky Mathew Kannookadan P. Andreas Werner Ebmer Adolf Schafitel Rudolf Sinz Lawrence Sstetuba Joachim A.Limbach-Mayer Mijo Zitkovic Adolf Hochmuth Wieland Kurzka Jakob Breitenmoser Peter Seidl Michael G.Steinhauser Dr. Gerhard Rauscher Leo A.Connolly Jakob Kriks Theodore W.Osbahr Vogler Kenneth Leo Wenk-Sanchez Alphonse Lichter Artur Bim Walker Virgilio Bernarte Josef Bogensberger Michael Brockman Balthasar Sieberer Ewald Sonntag Judas Thaddäus Chukwukere Joaquin Sanmartin Ubaldo Martinez-Veiga Cyriac Kottayarikil Hans Hermann Henrix Lorenz Pan Peter Riegler William Dickas Josef Torggler John C.Dinges Thomas Kronbichler Thomas Srampickal Johannes Rezac Hans Michael Preuschoff

1946 = 70 Jahre 29.01.1946 Johann Reindl 30.01.1946 Jesús Juan Aquino 03.02.1946 Franjo Komarica 12.02.1946 Nestor Sanchez 13.02.1946 Yuri Koszarycs 18.02.1946 Sighard Anton Schreiner 23.02.1946 Illikal Alphonse D’Cunja 49


Geburtstage und Weihejubiläen

21.03.1946 27.03.1946 28.03.1946 03.05.1946 03.05.1946 19.05.1946 19.05.1946 06.06.1946 19.06.1946 23.06.1946 27.06.1946 04.07.1946 05.07.1946 10.07.1946 18.07.1946 18.07.1946 30.07.1946 01.08.1946 05.08.1946 07.08.1946 08.08.1946 10.08.1946 11.08.1946 12.08.1946 15.08.1946 17.08.1946 04.09.1946 17.09.1946 23.09.1946 11.10.1946 18.10.1946 20.10.1946 25.10.1946 28.10.1946 29.10.1946 12.11.1946 6.11.1946 22.11.1946 30.11.1946 02.12.1946 04.12.1946 09.12.1946 22.12.1946 22.12.1946 28.12.1946

P. Franc Letonja Johann Driendl Markus Brunner Robert Vincent Kenny Marijan Marcinko Dr. Beda Ishika Pál Gyuris MMag. Pero Ivan Grgic Johann Fr. Vinzenz Riesch James Coleman Peter Ku Byong-Chin Luis Zambrano Donatus Okpokpo Mag. Gerhard Rechberger Stanislav Hrusovsky Michael Terlecky Markus Tschopp István Koncz Norbert Koller Michael Kadi José A.González Montenegro Josef Lanzl Jozef P. Ernest Benko Jost Mattar Guillermo Orozco Montoya Alvaro Dominguez P. Raymund Vidonya Franz Backhaus Karl Schmutzhard Michael Kowalchyk Johann Leutgeb Markus Zweifel-Barozzi John Morris Muzyka Anthony Banzi P. Karl Oberprantacher Rudolf Baresic Andreas Struck Guido Burri Wilfried Josef Kaaser Arthur O.Nussbaum Richard J.Huneger Kenneth Olsen Günter Klingenbrunner Werner Paschmanns Josef Glaus

1956 = 60 Jahre 08.01.1956 Paul Lee Peom-Bai 04.03.1956 Gregorius No Kwang-Soo 50

06.03.1956 17.03.1956 07.04.1956 18.05.1956 20.05.1956 24.05.1956 13.06.1956 18.06.1956 23.06.1956 26.06.1956 29.06.1956 29.07.1956 07.08.1956 01.09.1956 23.09.1956 01.10.1956 24.11.1956 13.12.1956 29.12.1956

Peter Pai Young-Ho Thomas Häringer Obiora F.Ike Philip Arnold Anyolo Ulrich Rabsch Hans Alfred Dörig Herbert Pirngruber Hermann Wagnleithner Peter Bang Sang-Man Fritz Pechmann Bruno Jahn Jorge Alberto Ossa Soto Andreas Kang Jong-Hoon Gregory A.Nnamani Joseph Koumaglo Kossivi Karl Reiß Svyatoslav Kyyak Josef Hageneder Benoît Nzonzi Matumona

1966 = 50 Jahre 01.01.1966 Saidou Jean-Claude 13.01.1966 Walter Fürsatz 09.02.1966 László Holló 17.02.1966 Michael Johannes Wildenauer 20.02.1966 Thomas Im Jae-Hyuk 20.02.1966 Fr. Michael Horak 12.03.1966 Dr. Juan Carlos Fuentes Ortiz 29.04.1966 László Farkas 30.04.1966 Mag. Urban Aepli-Berger 11.05.1966 Wilfried Lorenz 21.05.1966 Emmanuel Mappilaparambil 13.06.1966 Attila Fröhlich 29.06.1966 Petrus Kim Hyok-Tae 05.07.1966 Gabriel Park Jong-Cheol 16.09.1966 DDr. Franz Gmainer-Pranzl 18.09.1966 Wieslaw Piotrowski 27.09.1966 John Kennedy Mensah 09.10.1966 Elmar Koziel 24.10.1966 Ernest Anezichukwu Obodo 10.11.1966 Matthias Georg Martin 19.11.1966 P. Johannes Zollner 14.12.1966 Dénes Kovács 27.12.1966 Lukas Harald Hermann Dikany


Geburtstage und Weihejubiläen

Weihejubiläen 2016 1931 = 85 Jahre Priester 19.12.1931 Friedrich Lohmann 1936 = 80 Jahre Priester 21.06.1936 Julius Gyimesi 20.12.1936 Friedrich Möller 1941 = 75 Jahre Priester 27.04.1941 Hermann Josef Jann 08.06.1941 Edward J.Duncan 1946 = 70 Jahre Priester 29.06.1946 Dr. Walther Haeller 1951 = 65 Jahre Priester 11.03.1951 Adalbert Béla Tóth 11.03.1951 Johann P. Fridolin Züger 11.03.1951 Paul Müller 17.06.1951 Iwan Luzeckyj 29.06.1951 Georg Tüttö 29.06.1951 Walter H.Wieland 01.07.1951 Martin Tschurtschenthaler 01.07.1951 Siegfried Friedrich Obwexer 22.12.1951 Franz Josef Rypar 1956 = 60 Jahre Priester 22.01.1956 Francisco Atienza Martinez 18.03.1956 Friedrich Martin Röhrich 08.04.1956 Michael Ulrich 27.05.1956 Josef Sauer 29.06.1956 Walter Zimmermann 01.07.1956 Walter Blattmann 02.07.1956 Peter-Paul Marré 25.07.1956 Anton Jansen 15.08.1956 P. Jakobus Schröder 23.12.1956 P. Odilo Lechner 1966 = 50 Jahre Priester 26.03.1966 Dr. Charles Ssemuju 26.03.1966 Charles W.Gusmer S.T.D., V.E. 26.03.1966 Robert J. Pawson 04.05.1966 Josef Etzlstorfer 28.05.1966 Peter Paul Kaspar 04.06.1966 Colombo Vasquez Sanchez 29.06.1966 Bruno Todt 29.06.1966 Dr. Othmar P. Arnold Wieland OT 29.06.1966 Dr. Heribert Lehenhofer

29.06.1966 29.06.1966 03.07.1966 03.07.1966 03.07.1966 03.07.1966 11.07.1966 23.07.1966 23.07.1966 23.07.1966 31.07.1966 14.08.1966 10.10.1966

Sebastian P. Martin Angerer Konrad Hamann Matthias Vinzenz Schantl Peter Riegler Rupert Kroisleitner Mauricio Ferro Calvo Bernhard Michael Schelpe Anthony P.Dolan Theo Floracks Winfried Hilgers Lothar Röhr Patrick Tjo Tjeng Hen Gerd Babelotzky

1976 = 40 Jahre Priester 18.04.1976 Freddy A.Valdivia Velásquez 25.04.1976 Karlo Visaticki 01.05.1976 DDr. John Egbulefu 23.05.1976 Joseph Hwang Thae-Ung 27.05.1976 Dr. Oswald Stanger 05.06.1976 Thomas Yurchak 06.06.1976 Mieczyslaw Pyrek 12.06.1976 Niklaus Arnold 13.06.1976 Helmut Sorgenfrei 26.06.1976 Anton Weber 27.06.1976 Mag. Dr. Wolfgang Klausnitzer 27.06.1976 Jerko Matos 29.06.1976 Dr. P. Gottfried Glaßner 05.09.1976 Alfred Höfler 10.10.1976 Albert Gerhards 10.10.1976 Dr. Wilhelm Imkamp 13.11.1976 Helmuth Rolfes 1991 = 25 Jahre Priester 12.01.1991 Joseph Oliparambil 25.03.1991 Antonius Yeo Jun-Koo 09.05.1991 Maria Joseph Kulandaisamy 25.05.1991 Jerzy Robert 23.08.1991 Andreas Choi Yong-Ho 16.11.1991 Martin Adeleke Ogunbanwo 26.11.1991 Arthur B.Orense 28.12.1991 Moses Ugwu Chinonyelu

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Memento Mori

8. Memento Mori

Alfons Schwarzmann im Canisianum von 1948-1951 verstorben am 14. Jänner 2015 Geboren am 6. August 1921 in Neuses, Deutschland, besuchte Alfons Schwarzmann die Grundschule in Eggolsheim und danach das Gymnasium in Bamberg. Sein Theologiestudium führte ihn nach Innsbruck, wo er auch promovierte. Am 7. August 1949 wurde Alfons Schwarzmann in Bamberg zum Priester geweiht und war in der Folge Kuratus in Trockau und Kaplan in Coburg. Später bekleidete er das Amt des Studiendirektors am FranzLudwig-Gymnasium in Bamberg und war am Erzbischöflichen Offizialat in Bamberg als Ehebandverteidiger tätig. Jahrzehntelang hielt er an den Sonn- und Feiertagen in den Kirchengemeinden Unterleiterbach und Zückshut regelmäßig Gottesdienste ab. Auch in seinem Ruhestand feierte Alfons Schwarzmann weiter Gottesdienste in der Pfarrei Eggolsheim und in der Seelsorgeeinheit „Unterer Aischgrund“, bis es ihm im April 2013 gesundheitlich nicht mehr möglich war. Alfons Schwarzmann verbrachte seinen letzten Lebensabschnitt im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth in Forchheim, wo er am 14. Jänner 2015 verstarb.

Roger Noirjean im Canisianum von 1937-1938 verstorben am 14. Februar 2015 Walter Leo Schwarz im Canisianum von 1961-1965 verstorben im Mai 2015 52

Peter-Paul Marré im Canisianum von 1949-1955 verstorben am 18. Juli 2015 Am 18. Juli 2015 verstarb der erste Pfarrer unserer Gemeinde Peter-Paul Marré, von vielen kurz Pepa genannt, im Alter von 85 Jahren. Unter großer Anteilnahme von Familie, FreundInnen, WeggefährtInnen und Gemeinde-Mitgliedern aus allen Pfarreien seiner priesterlichen Tätigkeit wurde er am 24. Juli in Sinnersdorf beigesetzt. Hier hatte er nach seinem Eintritt in den Ruhestand gelebt und bis 2013 als Subsidiar gewirkt. Vieles könnte erzählt und berichtet werden über diesen Gottesmann und Menschenfreund, über sein Leben, seinen Glauben, seine Theologie und seine Pastoral. Die bleibenden Erinnerungen orientieren sich an dem Mann, der ihn wahrscheinlich am meisten prägte: Papst Johannes XXIII., der Patron unserer Pfarrgemeinde. Es ist Pepa Marré zu verdanken, dass unsere Gemeinde den Namen dieses Papstes trägt. In seinem Geist hat er gelebt und gewirkt. Josef Prinz, Dipl.-Theol., Kath. Kirchengemeinde Heiliger Johannes XXIII., KölnChorweiler

Alois Linder im Canisianum von 1947-1949 verstorben am 22. August 2015 P: Alois Linder wurde am 7. Oktober 1927 in Rankweil geboren. Bereits nach seiner Matura 1947 am Realgymnasium in Feldkirch verspürte er den inneren Ruf, Priester und Missionar zu werden, „um den Menschen die frohe Botschaft zu bringen, die noch nichts von Christus gehört haben“, wie er selbst formulierte. Nach dem zweiten Jahr seines Theologiestudiums in Inns-


Memento Mori

bruck trat er in das Noviziat der Herz-JesuMissionare in Federaun ein. Durch die Feier der Ewigen Profess 1953 entschied er sich endgültig für diese Ordensgemeinschaft. Sein Theologiestudium absolvierte er an der Universität Innsbruck. Die Priesterweihe empfing er 1953 durch Bischof Paulus Rusch in Bezau in Vorarlberg. Ein Jahr später ging sein Wunsch in Erfüllung und er reiste als Missionar nach Papua-Neuguinea, wo er bis 1963 segensreich wirkte. Anschließend übernahm er eine neue Aufgabe im Kongo. Mit großem Einsatz half er mit, die Urwalddiözese Bokungu-Ikela aufzubauen. Von ganzem Herzen war er Seelsorger in einem Land, das wiederholt von politischen Unruhen erschüttert wurde. Als Regionaloberer übernahm er Verantwortung für seine Mitbrüder im Kongo. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er 1985 in unsere Provinz zurück. Unermüdlich besuchte und betreute er die Freunde und Wohltäter unserer Gemeinschaft. Seine schriftstellerischen Fähigkeiten zeigte er als Autor mehrerer Bücher und als Redakteur unseres Liebfrauen-Kalenders. Diesen Dienst als „Kalendermann“ – wie er sich selbst bezeichnete – versah er 30 Jahre.

Rupprecht v. Bechtolsheim im Canisianum von 1958-1963 verstorben am 2. September 2015 Rupprecht war von 1958 bis 1963 im Canisianum. Nach seiner Tätigkeit als Kaplan in Zeil, Kleinostheim, Schweinfurt und Würzburg führte ihn sein Weg nach Rom an die Santa Maria dell‘Anima. Auch nach seiner aktiven Zeit in der Kirche blieb er Rom noch viele Jahre als Betreuer von Pilgergruppen verbunden, bis die Arbeit zunehmend schwierig wurde, weil sein Augenlicht immer mehr nachließ. Ruppi, wie er bei allen hieß, hat oft von seiner Zeit im Canis erzählt, vom Studium, das ihm wichtig war, und von der amerikanischen und der spanischen Landsmannschaft, von der Jazzcombo und vom Theaterspielen. Er

war ein schöpferischer Mensch, überaus fantasiebegabt und den Menschen zugewandt. Er hat sich der Welt zugewandt und ist dabei immer tief gläubig geblieben. In den Wochen der schweren Krankheit hat Rupprecht viel vom Sterben gesprochen, und er hat seinem nahen Tod ruhig und vertrauensvoll entgegengesehen. Seine beiden Söhne dankten ihm zum Abschied dafür, dass er ihnen gezeigt hat, wie schön das Leben ist, dass man es achten und genießen soll, und wie das geht mit dem Sterben; dass man dabei fröhlich und gelassen sein kann. Rupprecht hat in den Tagen des Abschieds viel Tröstliches gesagt: „Komisch, dass man das genau im rechten Moment erwischt, das Sterben, und miterlebt. Ich danke meinem Schöpfer. Und dass das Sterben so einfach ist! Das Leben ist so ein Geheimnis.“ Den alten Freunden aus dem Canisianum blieb er auch in seinem späteren Leben tief verbunden. Einer von ihnen, Carlos Barberá, hat ihn auf seinem allerletzten Weg begleitet. Danke, Carlos. Christiane v. Bechtolsheim

Urs Alexander Reber-Rusch im Canisianum von 1963-1964 verstorben am 26. November 2015 Ludwig Karl Grawehr im Canisianum von 1945-1950 verstoben am 29. November 2015

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Briefe und Grüsse aus aller Welt

9. Briefe und Grüsse aus aller Welt

Bonn, 8. und 9. Juli 2015

Goyang, 20. Juni 2015

Lieber P. Prassl, von unserem nun schon fast zur Tradition gewordenen Treffen in Bonn am 8. und 9. Juli 2015 senden wir Ihnen und dem Collegium Canisianum herzliche Grüße. Unser Zusammensein diente auch in diesem Jahr dazu, Aktuelles voneinander zu erfahren und unsere langjährige Verbundenheit zu bekräftigen. So hörten wir in unserem Gedankenaustausch viel darüber, woran jeder arbeitet und was ihn in persönlicher, kirchlicher und gesellschaftlicher Hinsicht beschäftigt. Besonders freuten wir uns, wieder Theo Schneider, den Bruder unseres verstorbenen Mitbruders Willi Schneider, bei uns zu haben.

Lieber P. Friedrich Prassl SJ! Vielen herzlichen Dank für Ihren Glückwunsch zu meinem 80. Geburtstag! Es hat mich sehr gefreut! Wenn ich mich erinnere an die schöne Zeit am Canisianum, finde ich mich immer froh und glücklich. Ich bin sehr dankbar für Ihre Güte, die ich dort empfangen durfte. Ich glaube, dass die gute Ausbildung von Ihnen mein ganzes Leben als Priester gut erhalten hat. Ich bin immer noch gesund und ich verbringe meine gute Zeit im Ruhestand in einer ruhigen Ortschaft (Goyang) in der Nähe von Seoul. Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen, mit herzlichen Grüßen, Ihr Raphael Kim Pyeng-Hac (1961-1964) Bad Wörishofen, 2. Juli 2015 Verehrter Pater Rektor, haben Sie ein herzliches Vergelt’s Gott für Ihren Gruß und die Glückwünsche zu meinem 50. Weihe-Jubiläum. Mein Weihe-Bischof war Kardinal Julius Döpfner, damals vor dem Ende des Konzils. Ich durfte mit ihm zusammen einen Exerzitienkurs für Priester halten – bis heute eine an- und aufregende Erinnerung! Ich freue mich mit Ihnen, dass der Wechsel vom alten ins neue Canisianum gut gelungen ist und bitte um Gottes Segen für alle Studierenden und Lehrenden. Gerne denke ich an meine Innsbrucker Studienjahre (1958-1963) zurück. Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen ‚in corde uno et anima una‘, Mitbruder Paul Ringseisen, Pfr. i. R. (19571960)

In dankbarer Erinnerung an die schönen Zeiten im Canisianum grüßen freundlich – Alex Stock, Helmut Peukert, Josef Wohlmuth, Karl-Georg Reploh, Michael Raske und John Fernandes Erkelenz, 12. Juli 2015 Lieber Pater Rektor, danke für den Gruß, den Sie mir zum 40-jährigen Priesterjubiläum geschickt haben. Ich war von 1969-1974 im Canisianum und bin froh für die Prägung, die in diesen Jahren geschehen ist. Nach 40 Jahren erfüllender Arbeit bin ich seit dem 1. Juli nun auch pensioniert. Jetzt habe ich viel Zeit, und vielleicht führt mich mein Weg ja auch noch einmal nach Innsbruck. In sehr guter Erinnerung an die damalige Zeit, grüße ich Sie herzlich, Georg Küpper (1969-1974)

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Briefe und Grüsse aus aller Welt

Benediktinerabtei Schäftlarn, Juli 2015

Lasberg, 11. September 2015

Lieber P. Rektor Prassl, Ihre Glückwünsche aus dem Canisianum haben mir große Freude bereitet. Es war eine erfahrungsreiche Zeit mit vielen freundschaftlichen Beziehungen, die zum Teil immer noch halten. Die Skulptur von J. Bachlechner stammt übrigens aus dem Weihejahr meines Kurses! In corde uno et anima una,

Lieber P. Prassl! Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit zu meinem 60. Priesterjubiläum. Ich freue mich, dass das Canisianum einen guten neuen Weg zur Fortführung gefunden hat und wünsche Gottes Segen. In Verbundenheit, Ihr

+ Gregor Zasche (1961-1965) Elmhurst, NY, 17. August 2015 Lieber P. Friedrich! Grüß Gott! Ich möchte Ihnen danken und zur hohen Qualität des Korrespondenzblattes gratulieren. Bei jedem Heft finde ich gute, außerordentlich gute Artikel über aktuelle Themen. Gerne spende ich etwas für das Canisianum. In corde uno et anima una, Ed Wetterer (1960-1964)

Eduard Röthlin (1950-1955) Kartause La Valsainte, September 2015 Lieber Herr Pater Rektor! Im Rahmen einer Schweizreise im September 2015 besuchten Univ.-Prof. Dr. Günter Virt und ich, DDr. Christof Jenner, die Kartause La Valsainte. Wir konnten dabei mit dem AltCanisianer P. Paulus Fehr O.Cart. (im Canisianum von 1954-1955) beeindruckende Gespräche führen. Mit freundlichen Grüßen, Christof Jenner (1967-1969) und Günter Virt (1961-1962)

Wien, 21. August 2015 Lieber P. Prassl! Von Herzen Dank für Ihre lieben Segenswünsche zu meinem Goldenen Priesterjubiläum! Gerne und dankbar erinnere ich mich an die Zeit im Canisianum (19681970). Ich habe damals am Pastoralpsychologischen Lehrgang teilgenommen. Es waren wertvolle Jahre für mich. Philosophie und Theologie studierte ich in St. Georgen, Frankfurt, bin also mitgeprägt von Mitbrüdern von Ihnen. Ich wünsche Ihnen viele gute, erfreuliche, ermutigende Erfahrungen in Ihrem bestimmt nicht immer leichten Dienst. Herzlich, Ihr P. Otto Weber, Claretiner (1968-1970)

v.l.nr.: DDr. Christof Jenner, P. Paulus Fehr O.Car., Univ.-Prof. Dr. Günter Virt

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Rezensionen und Eingang von Büchern

10. Rezensionen und Eingang von Büchern

Manfred Scheuer: Wider den kirchlichen Narzissmus. Ein spirituell-politisches Plädoyer. Tyrolia, Innsbruck-Wien 2015. ISBN 978-3-7022-3470-6, 208 Seiten.

Der „theologische Narzissmus“ wurde vom jetzigen Papst Franziskus bei seiner Rede vor dem Konklave vehement angeklagt. Die Kirche solle nicht selbstverliebt um sich kreisen, sondern den Blick für ihre Aufgaben in der Welt schärfen. Und derer gibt es jede Menge. Mit ihnen ist auch Manfred Scheuer in seiner Aufgabe als Bischof von Innsbruck, aber auch in seiner Funktion als österreichischer Caritas-Bischof und als Präsident von Pax Christi Österreich konfrontiert und zu ihnen hat er sich zu Wort gemeldet: zur Aufnahme von Flüchtlingen, zur Leistbarkeit des Wohnens, zur Option für die Jugend, dem Einsatz für Friede und Gerechtigkeit, dem Dialog mit den anderen Religionen, dem Verhältnis von Politik, Gewalt und Religion u. v. m. Dieses Buch enthält seine Ansprachen dazu, die er bei verschiedenen Anlässen gehalten hat. Sie sind Zeugnis eines Bischofs, der keinen „Tunnelblick“, sondern ein klares spirituellpolitisches Profil hat. 56

Vorwort Es gibt gegenwärtig unzählige wunde Stellen, eine Welt, die blutet, in der gestritten, gelitten und gestorben wird, wenn tausende Flüchtlinge aus Afrika im Mittelmeer ertrinken oder nach lebensgefährlichen Überfahrten in Italien stranden; wenn Menschen, Frauen und Kinder als Ware gehandelt werden; wenn Menschen an unheilbarer Krankheit, Überforderung und Vereinsamung leiden, in Depression und Sucht, Burnout und massivem Mangel an Zeit, in Unversöhnlichkeit, Streit und Neid. Einmal gibt es einen Sturm der Entrüstung, einen Aufschrei der Humanität mit einer Welle der Solidarität, dann werden Schuldige, Verantwortliche oder Sündenböcke gesucht. Oder Aufrufe bleiben als bloße moralische Appelle in der Rhetorik stecken und nähren mehr das Gefühl der Ohnmacht und der Resignation. Vieles geht versteckt und unbemerkt vor sich. An Hunger stirbt man auch im 3. Jahrtausend sehr leise. Und dann gibt es eine große Fläche von blinden Flecken verbunden mit Abstumpfung und Unempfindlichkeit. Nachrichten, Fakten, Ereignisse, die fassungsloses Schweigen oder Schreie verursachen könnten, werden zu einer Frage der Quote oder Statistik. Gott erscheint an den Wegkreuzungen, an den Orten, die uns nicht vertraut sind, an denen wir uns nicht auf Sicherheiten stützen können, so Papst Franziskus. Jorge Bergoglio kritisierte eine um sich selbst kreisende Kirche, die sich selbst genug sei und die in „theologischen Narzissmus“ verfalle. Narziss ist in das eigene Spiegelbild verliebt, kann auf nichts anderes und niemanden anderen mehr achten als auf sich selbst. Der narzisstisch sich selbst verhaftete Mensch kann – aus welchen Gründen auch immer – nicht lieben. Entscheidend bleiben geistig-geistliche Offenheit und die Bereitschaft zu kreativer Auseinandersetzung mit den Fragen der Gegenwart, überraschende Orte souveräner Gastfreundschaft, intellektuelle Diakonie, gepaart mit demütigem Selbstbewusstsein, vor allem ein Herz, Kopf und


Rezensionen und Eingang von Büchern

Sinne weitendes Gehen an die Ränder des Lebens und des Denkens. Es wäre fatal, wenn Spiritualität die Brüche des Lebens, das Unheil, die konkrete Unversöhnlichkeit außer Acht lassen, von der realen Lebenswelt entfremden und gegenüber der wirklichen Not immunisieren würde. Denn Gott ist nicht in einer gespenstischen Ortlosigkeit angesiedelt, er ist nicht sprachlos, nicht ‚Du-los‘, nicht weltlos, nicht realitätsscheu. Es gibt einen inneren Zusammenhang von Mystik der Innerlichkeit und einer Mystik, die im anderen, im Armen, in der Gemeinschaft, in den gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Kontexten die Spuren Gottes sucht. Dieses Buch sammelt Vorträge, Meditationen, Reden, Predigten aus den vergangenen Jahren. Entstehungsort, Stil, Situation und Zielgruppe waren recht unterschiedlich. Es wurde nicht versucht, alle Beiträge systematisch auf einen Nenner zu bringen. – Ich widme diesen Band allen, die sich in unserem Land für eine Kultur des Willkommens, der Gastfreundschaft und Solidarität einsetzen. Innsbruck, Scheuer

im

August

2015

Manfred

Reinhold Stecher: Der Heilige Geist und das Auto. Mit Bischof Reinhold Stecher durch das Jahr. Herausgegeben von Klaus Egger im Auftrag der Diözese Innsbruck. Tyrolia, Innsbruck-Wien 2015. ISBN 978-3-7022-3472-0, 176 Seiten.

Aus Reinhold Stechers reichem Hinterlassenschafts-Schatz wurden für diesen Band Texte ausgewählt, die durch das Jahr mit seinen großen und kleinen Festen begleiten, die Ermutigung an den Lebenswenden schenken und im Blick auf prägende Vorbilder Kraft schöpfen lassen. Der Bogen spannt sich von Dreikönig über den Aschermittwoch bis hin zu Pfingsten und Allerheiligen, er schließt Hochzeiten und Traueranlässe mit ein und widmet sich auch außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Die anschaulichen Bilder aus dem Alltag, die Reinhold Stecher dabei – oft nicht ohne Augenzwinkern – für seine biblischen Themen verwendet, sind treffsicher, universell und einprägsam. Sie bringen gleichzeitig zum Schmunzeln und zum Nachdenken und hinterlassen vielleicht gerade deshalb einen so nachhaltigen Eindruck.

Nicht umsonst hat Bischof Reinhold Stecher im Jahr 2010 in Bonn den ökumenischen Predigtpreis für sein Lebenswerk verliehen bekommen. Denn seine Predigten „zeichnen sich durch theologischen Tiefgang aus. Sie atmen den Geist der Freiheit eines Christenmenschen und sind stets mit einer Portion Humor gewürzt.“ 57


Terminkalender im Wintersemester

11. Terminkalender im wintersemester 2015/2016 September 2015 ab 21. Anreise der Neoingressi So 27. 18:40 Vesper zur Eröffnung des Studienjahres Mo 28. Eröffnungswallfahrt Di 29. 18:40 Vesper – 20:00 Eröffnungsabend Mi 30. 14:00 Klausur: Kollegskonsult zur Eröffnung des Studienjahres 15:30 „dies officialis“ Bildung der Kommissionen Oktober 2015 Fr 02. Betriebsausflug der Angestellten – 1. Kulturgruppenabend Mo 05. Vorlesungsbeginn im Wintersemester 11:00 Eröffnungsgottesdienst der Theol. Fakultät in der Jesuitenkirche Sprachkurs für Neoingressi – BFI Tirol Do 08. 18:10 Eröffnungsgottesdienst (P. Rektor) Fr 09. Kulturgruppenabend So 11. 08:00 Laudes – 19:00 Antrittsgottesdienst der Universitäten und des MCI mit Bischof Manfred Scheuer in der Jesuitenkirche Di 13. 18:30 Rosenkranz Fr 16. 18:00 Geistlicher Austausch So 18. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren – 20:00 Anbetung mit Komplet Fr 23. Kulturgruppenabend So 25. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren – 20:00 Anbetung mit Komplet Mo 26. 07:30 Eucharistiefeier – Österreichischer Nationalfeiertag – 18:40 Vesper Fr 30. Kulturgruppenabend November 2015 So 01. Allerheiligen 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren – 18:40 Vesper Mo 02. Allerseelen 07:30 Eucharistiefeier im Canisianum 14:00 Grabsegnung der in Innsbruck verstorbenen Canisianer am Westfriedhof – 18:40 Vesper Mi 04. 07:00 Eucharistiefeier für die Verstorbenen des Canisianums Fr 06. Kulturgruppenabend So 08. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren – 20:00 Anbetung mit Komplet Fr 13. Kulturgruppenabend Sa/So 14./15. 15:00 1. Einkehrtag (P. Martin Hasitschka SJ) „Uns ist eine große Freude verkündet“ Fr 20. Kulturgruppenabend So 22. Christkönigssonntag 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren Fr 27. 18:00 Geistlicher Austausch Sa 28. 18:30 Vesper mit Adventkranzsegnung So 29. 1. Adventsonntag 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren Dezember 2015 Fr 04. Kulturgruppenabend Sa/So 05./06. 15:00 2. Einkehrtag (vom Canisianum selbst gestaltet) „Priester: Nicht Herren des Glaubens, sondern Mitarbeiter der Freude“

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Terminkalender im Wintersemester

Di 08. Mariä Empfängnis 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren 19:00 Hymnos Akathistos - Andacht im Advent mit Freundinnen und Freunden des Collegium Canisianum und mit dem Jesuitenkolleg So 13. 3. Adventsonntag - 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren Fr 18. Kulturgruppenabend So 20. 4. Adventsonntag - 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren [Mo 21. Dezember 2015 – Sa 09. Jänner 2016 – Ferienordnung in der Weihnachtszeit] Jänner 2016 So 10. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren – 18:30 Haussegnung Fr 15. Kulturgruppenabend Sa/So 16./17. 15:00 3. Einkehrtag (Sr. Maria Maxwald) „Kirche: ‚Heimat‘ und ‚Sendung bis an die Ränder‘“ Fr 22. Kulturgruppenabend So 24. 19:00 Semester-Schlussgottesdienst der Universitäten und des MCI Fr 29. 18:00 Geistlicher Austausch So 31. 08:00 Laudes – Eucharistiefeier in Pfarren – 20:00 Anbetung mit Komplet Februar 2016 Fr 05. Kulturgruppenabend Sa 06. Ende des Wintersemesters [Mo 08. Februar 2016 – Sa 05. März 2016 – Ordnung in den Semesterferien]

Terminhinweise – Sommersemester 2016 Sa 06.- Sa 13.02. Exerzitien für Canisianer mit P. Thomas Neulinger SJ in Baumkirchen Mo 07.03. Vorlesungsbeginn Sommersemester 11:00 Eröffnungsgottesdienst der Theol. Fakultät, Jesuitenkirche Sa/So 12./13.03. 4. Einkehrtag (Dr. Klaus Egger) „Versuchungen der in der Seelsorge Tätigen“ Mo 21.03.- Sa 02.04. Osterferien Sa/So 23./24.04. 5. Einkehrtag (Dr. Ernst Jäger) „Sich vom Geist erfüllen und leiten lassen“ Fr 06.05. Rektorstag – vorlesungsfrei Fr 03.06. Herz-Jesu-Fest Mo 04.07.- Sa 30.9. Sommerferien der Universität Mo 04.07.- So 18.9. Ferienordnung im Canisianum

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Spendenliste

12. Wir danken unseren Spendern und Förderern Aepli-Berger J. Angstwurm H., Dr. Anrain M. Auer K.H., DDr. Augustyn J. Backes A. Barmherzige Schwestern Hall i. T. Bertlwieser F., Dr. Bischof H. Brander H. Brendel K., Dr. Bucher M. Buchmann J. Buerstedde W., Dr. Bürgler J., Burri G. Chorherrenstift Klosterneuburg Colerus-Geldern O., Dr. Demel B., Dr. Eberle F. Eberle R. Eckstein M. Egger K., Dr. Enderli M. Erd G. Ertl L. Esterer M. Felder I. Felten P. v. Fischer G. Fischer H., Dr. Föhr B. Förch G. Friedbert S. Fürer I. Gasser U. Gasser W. Gemperli B. Gerschbach M., Dr. Gfellner A. Glassner G., Dr. Glaus J. 60

Gmainer-Pranzl F., DDr. Grabner Chr. Grampa P.C. Grob J. Groiss W. Gundacker F., Dr. Günschl E. Haider A. Häne F. u. H. Haunschmidt A. Hemmelmayr G. Hencks P. Hofer A., Dr. Hofinger E., DDr. Holzer E., Sr. Höslinger A. W. Huber-Gering Chr. Huberty F. Hubl B. Jacob H., Dr. Jossen E. Kaiser A. Kandiza M. Karmelitenkloster Ibk. Kath. Konfessiontei St. Gallen Kath. Pfarramt Montlingen Kath. Pfarramt Rüthi Kath. Pfarramt St. Otmar Kath. Pfarramt Wenns Kempter K. Kern R. Kim J. Klingenbrunner G. Kloster Wernberg Koch H., Dr. Kohler-Röckl M. Kopf A. Kösters R., Dr. Kriech J. Kroisleitner R. Kutter B. Lampl P. Langthaler H. u. R.


Spendenliste

Lasmarias T. F. Ledergerber I. Lehenhofer H., Dr. Lenz H., Dr. Leprêtre N. Maderegger J. Malecek H. Marberger J. Matzner A., Dr. Mayr G. Mayrhofer H. u. B. Merkel C., Dr. Miesbauer L. Missionare von Mariannhill Mitterer K. Müller D., Dr. Müller G. Müller R. Muller-Gaberle G. Näscher F. Neumann Chr. u. R. Niederklapfer O. Nimmervoll M. Noflatscher H., Dr. Novotny B. Oesch J., Dr. Öttl P. Palgrave A. Peres T. Pfefferkorn F. Pohler E. Pollhammer J. Pörnbacher H. Premstaller O., Dr. Pröls J. Raberger W., DDr. Rauscher G., Dr. Rebenklauber Reber U. Rechberger G. Rechenberger F. Reploh K-G., Dr. Riechwien L. Riegler P.

Röckl W., Dr. Röttig P., Dr. Rucker B.J. Savarimuthu E. Schandra G: Schärghuber R. Scherer P., Dr. Scherrer G. Scheuer M., Dr., Bischof Schild H. Schimmöller K. Schmitt H. Schröder J. Schüpferling G. Schweineberger R., Dr. Siebenhüter O. Sieberer B. Siemes R. Sinz R. Smekal Chr., Dr. Sonderegger A. Spreitzer G. Stadler A. Stampfli F. Stanger O. Stessel A. Stift Geras Studhalter-Obermüller K., Dr. Tauscher J. Thattakath J-P Todt B. Tomitza G. Tran T., Dr. Trautman D.W. Trojer M. Tropper F. Troyer F., Dr. Tschurtschenthaler M. Vogt P. Wagner D. Walker R. Wallensteiner F. Weber O. Weber St. Wehrle P. 61


Spendenliste

Weninger M., DDr. Wenk-Schlegel Ch. Werner-Flick H. Wess P., Dr. Wetterer E. Wieland O.A. Willer F. Winter A. Wirth A. Wöckinger P., Dr. Wögerbauer O. Woschitz K., Dr. Zellner L. Zirkel A., Dr. Zotz B. Pater-Michael-Hofmann-Stiftung Knitel A. Patenschaften und Studienplätze Amsler-Ferey E. Dompfarramt St. Peter, Bamberg Kath. Pfarramt Natz Kath. Pfarramt Andelsbuch Kath. Pfarramt Schabs Kath. Pfarramt St. Gallus Kath. Pfarramt St. Martin, Bürs Kath. Pfarramt Wenns Kirche in Not Intentionen haben übersandt

Karmel St. Joseph Kath. Pfarramt Debant Pfr. Knapp, Sterzing Pfr. Sottsass, Lajen Verlassenschaft Tóth Josef

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Bankverbindungen

13. Bankverbindungen 1.

Deutschland (ohne Spendenquittung) UniCredit Bank AG, München Konto 580 362 0590 (Canisianum Innsbruck) BLZ 700 202 70 IBAN: DE45700202705803620590 BIC: HYVEDEMMXXX

2.

Deutschland (mit Spendenquittung) UniCredit Bank AG, München Konto 580 138 1733 (Deutsche Provinz der Jesuiten K. d. ö. R./Canisianum) BLZ 700 202 70 IBAN: DE45700202705801381733 BIC: HYVEDEMMXXX

3.

Österreich UniCredit BANK AUSTRIA, Innsbruck Konto 85015 695 800 (Canisianum Innsbruck) BLZ 12000 IBAN: AT68 1200 0850 1569 5800 BIC: BKAUATWW

4.

Österreich (steuerlich absetzbar) PSK Bank Konto 7086326 (Jesuitenaktion MENSCHEN FÜR ANDERE) BLZ 60000 IBAN: AT52 6000 0000 0708 6326 BIC: OPSKATWW

5.

Schweiz UBS AG 9001 St. Gallen PC 80-2-2 Konto 254-L0274622.0 zugunsten Canisianum, Pfr. Paul Hutter IBAN: CH27 0025 4254 L027 4622 0 BIC: UBSWCHZH80A

6.

Schweiz (steuerlich absetzbar) Postkonto Missionsprokur der Schweizer Jesuiten (Franz Xaver Stiftung, Zug) Postscheck Zürich 80-22076-4 Vermerk: Canisianum Innsbruck

7.

Pater-Michael-Hofmann-Stiftung UniCredit BANK AUSTRIA, Innsbruck Konto 51884 020 000 BLZ 12000 IBAN: AT79 1200 0518 8402 0000 BIC: BKAUATWW

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Impressum

14. Impressum

Internationales Theologisches Kolleg Korrespondenzblatt des Collegium Canisianum Internationales Theologisches Kolleg Innsbruck Homepage: www.canisianum.at Eigent端mer, Herausgeber und f端r den Inhalt verantwortlich: P. Friedrich Prassl SJ, Rektor A 6020 Innsbruck Sillgasse 6 6020 Innsbruck 0043/512/59463-0 E-Mail: rektor@canisianum.at office@canisianum.at ISSN 1816-7136 Redaktion: P. Friedrich Prassl SJ, Mag.a Julia Klingler Fotos: Dominikus Sukristiono, Archiv des Canisianums Erscheinungsdatum: Dezember 2015

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Abschl端sse

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