2 minute read

TECHNISCHE ANSCHLUSSGESUCHE SORGEN FÜR DISKUSSIONEN

Die Energiewende ist in vollem Gange und beschert uns nicht nur gefüllte Auftragsbücher, sondern auch viel Gesprächsstoff im Versorgungsgebiet. Denn mit der Zunahme von Netzeinspeisungen durch Solaranlagen werden auch Verstärkungen der lokalen Netzinfrastruktur und der Anschlussleitungen nötig. Dies führt zu Investitionen seitens CKW und seitens Kundinnen und Kunden.

Die Zahl der technischen Anschlussgesuche (TAG) für Energieerzeugungsanlagen (EEA) Privater, in diesem Fall also primär Solaranlagen, ist seit dem ersten Quartal 2022 merklich gestiegen: In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres wurde erstmals und wiederholt die Grenze von 1000 TAG für EEA durchstossen. Diese starke Nachfrage zwingt CKW, organisatorische Massnahmen zu ergreifen: Deshalb wird ein zusätzliches, neues Team beauftragt, bei der Abarbeitung von einfacheren Anzeigen sowie Gesuchen eine maximale Automatisierung und Digitalisierung zu erreichen. Damit kann in Zukunft ein viel höheres Volumen gleichzeitig bearbeitet werden und für die komplexeren Fälle steht dem bisherigen Team mehr Zeit zur Verfügung. Anschlussgesuche müssen – ausser bei Kleinstanlagen für den Eigenverbrauch – bei Photovoltaikinstallationen immer eingereicht werden. Nicht jedes TAG bedeutet indes zwangsläufig Netzverstärkungen. Bei den meisten eingereichten Gesuchen sind keine Investitionen nötig. Häufen sich aber örtlich private Solaranlagen, kann dies die lokale Stromnetzinfrastruktur überlasten, weshalb Netzverstärkungen notwendig sind. Hier gilt es, zwischen Anschlussverstärkungen ans eigene Haus seitens der Endverbrauchenden und Netzverstärkungen für die restliche lokale Netzinfrastruktur seitens CKW zu unterscheiden.

Kosten für Verbrauchende und Versorger

Vor allem Anschlussverstärkungen können für Diskussionen sorgen. Denn gemäss geltendem Gesetz müssen die PV-Produzenten die Kosten für den Anschluss von ihrem Haus bis zum Verteilnetz selbst bezahlen. CKW kommt für Verstärkungen im nachgelagerten Netz auf. Dieses Thema hat auch die Politik auf den Plan gerufen. In der aktuellen Beratung des sogenannten Mantelerlasses diskutiert das Schweizer Parlament, ob grössere Anlagen (>50 kW) künftig nicht mehr selbst für die Anschlusskosten aufkommen müssen. Vielmehr sollen diese Kosten auf die Allgemeinheit, sprich die Verbraucher, überwälzt werden. Entweder an die jeweiligen Kunden im Versorgungsgebiet oder schweizweit über Swissgrid. Welche Lösung sich am Schluss durchsetzt, wird sich im September 2023 zeigen. Der Mantelerlass wird anschliessend frühestens 2025 in Kraft treten. Das zunehmende Aufkommen von EEA hat auf unserer Seite ebenfalls Investitionen zur Folge, die wiederum einen Effekt auf die Endkundenpreise haben: Müssen wir Netzverstärkungen durchführen, fliessen diese Aufwände in die Netzkosten, die wiederum als Netznutzungstarife ein Bestandteil des Stromtarifs sind. Die zunehmende Umstellung auf PV-Anlagen in der Schweiz wird somit noch für eine Weile für Gesprächsstoff sorgen, ob als Extrakosten für Private oder als Treiber des Stromtarifs.

Matias Frei, CKW

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Netzverstärkung und der damit zusammenhängenden Kosten findest du hier: FAQ-Netzverstärkung

Hilft die Abregelung?

Technische Lösungen sind vorhanden, um den Netznutzungsdruck durch Stromeinspeisungen zu verringern: Vielfach wird die Abregelung von Photovoltaikanlagen ins Spiel gebracht, auch bekannt als «Peak Shaving». Abregelung steht in diesem Zusammenhang für die absichtliche Begrenzung der maxi malen Einspeiseleistung von PV-Anlagen am Netzanschlusspunkt. Weil das Stromnetz immer auf die grösstmögliche Nutzung ausgelegt werden muss, können Abregelungen von PV-Anlagen die Netzbelastung an Tagen mit grosser Einspeisung, d. h. an sehr sonnigen Tagen, entlasten.

Eine Begrenzung auf 70 Prozent der Leistung der installierten PV-Panels ist meist üblich, was gemäss einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Schweizer Mittelland einen jährlichen Minderertrag von rund 2 Prozent entspricht. Diese Abregelung kommt nur an wenigen Tagen zum Tragen, denn eine Solaranlage produziert während eines Kalenderjahrs nur an wenigen Stunden mit maximaler Leistung. In einigen Ländern wird dies bereits seit Jahren praktiziert oder ist, je nach Leistung der PV-Anlage, gar Pflicht.

This article is from: