Basler Fasnacht – vorwärts, marsch!

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Basler Fasnacht – vorwärts, marsch!



Basler Fasnacht – vorwärts, marsch! «Lääse – loose – luege!»

Fasnachts-Comité (Hg.) Christoph Merian Verlag


Inhaltsverzeichnis 6

Vorwort Felix Rudolf von Rohr

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Hundert Jahre Fasnachts-Comité

Runder Geburtstag eines Dienstleistungsbetriebs

-minu

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Vorfasnacht

Veranstaltungen im Wandel

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Christoph Bürgin

Felix Rudolf von Rohr

Narrenfreiheit und ihre Grenzen

Ungeliebte Regeln für einen geregelten Ablauf Katja Muchenberger

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Was kosten die drei schönsten Tage?

Die Basler Fasnacht als Wirtschaftsfaktor

Raphael Blechschmidt

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Larven und Kostüme

Über den Einfluss von Mode und Zeitgeist

Bernhard ‹Beery› Batschelet

60

Trommeln und Pfeifen in Basel

Stillstand oder Fortschritt

Thomas Riedtmann

76

Basler Guggenmusiken

Auf dem Weg zur Professionalisierung

Hinter den Kulissen eines gigantischen Freilichtspiels

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80

Wagen und Chaisen

Dominik Wunderlin

Beliebt und unentbehrlich

Dominik Heitz

86

Laternenkunst

Vom Maler zum Designer

Corina Christen

96

Die Plakette

Schmuckstück, Eintrittsbillet und Sammlerobjekt

Andreas Nabholz

Zur Entwicklung einer hochstehenden Satire-Kultur

Katja Muchenberger

Ein Gespräch mit Pia Inderbitzin, Yuko Brodbeck und Esther Spörri

104 Der Basler Schnitzelbank

116 Die Sorge um den Nachwuchs


Dominik Wunderlin

Sujets als Abbild der ‹Volksmeinung›

Katja Muchenberger

Kurioses und Bewegendes aus den vergangenen fünfundzwanzig Jahren

Dominik Wunderlin

Die Basler Fasnacht im internationalen Vergleich

Beat von Wartburg

Die Fasnacht von morgen wird nicht der Carneval von gestern sein – Ein Essay

128 Vox populi

138 Abseits des Courant normal

148 Carneval global

162 Kreativ, tabulos, schrill 172 Chronik 1986-2009 182 Anhang 182 Cliquen, Gesellschaften und Gruppen (Fasnacht 2009) 188 Bildnachweis 189 Autorinnen und Autoren Michael Luisier 190 «…loose»

Beat Manetsch

191 «…luege»

192 Impressum


Vorwort Es geht die Mär, dass in Basel früher einmal alle, die das hundertste Lebensjahr erreichten, von der Regierung einen Lehnstuhl erhielten. Jetzt ist das Fasnachts-Comité hundert Jahre alt. Aber es will keinen Lehnstuhl, denn es will sich nicht zurücklehnen, sondern vorwärts machen. Deshalb heisst diese ‹Box›, bestehend aus Buch, Ton- und bewegtem Bild­ teil, auch ‹Fasnacht, vorwärts marsch!›. ‹Box› ist ein neumodischer Anglizismus. Eigentlich sollte es ‹Kiste› heissen. Schliesslich ist ein hundertster Geburtstag eine ‹grosse Kiste›. Und sogleich gilt es, dies wieder zurück­ zunehmen. Denn das Comité will sich zu seinem grossen runden Geburtstag nicht selber in Szene setzen. Es nimmt diesen Marsch­halt zum Anlass, ein wenig über die Entwicklung unseres geliebten Brauchtums zu sinnieren und Impulse zu geben. Dazu soll auch diese ‹Box› dienen, in der längst nicht alle, aber doch einige wichtige Aspekte der Basler Fasnacht in teilweise ganz persönlichen Betrachtungen beleuchtet werden. Wir danken allen Autorinnen und Autoren, ganz besonders der Redaktorin Katja Muchenberger, unseren treuen Partnern Beat Manetsch vom Schweizer Fernsehen und Michael Luisier vom Schweizer Radio, allen die in irgendeiner Weise diese Publikation ermöglicht haben, wozu vor allem der Christoph Merian Verlag gehört, ganz herzlich für die freudige Zusam­ men­arbeit. Ein ganz spezieller Dank geht an die grosszügigen Gönner: die Christoph Merian Stiftung, die Basellandschaftliche Kantonalbank und den Rotary-Club Basel-St. Jakob. Ohne deren finanzielle Unterstützung hätte unser Jubiläumswerk nicht erscheinen können. Die Frau Fasnacht weiss es zu schätzen. s Fasnachts-Comité

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Š Roland Schmid


Hundert Jahre Fasnachts-Comité Runder Geburtstag eines Dienstleistungsbetriebs

Felix Rudolf von Rohr

Fasnacht 2000: Corina Christen, die erste Frau im Comité

Einen präzisen Geburtstag des FasnachtsComités gibt es nicht, auch wenn seine Entstehungsgeschichte bekannt und oft zitiert ist. Diese sei auch hier nochmals erwähnt: Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurden fas­ nächtliche Veranstaltungen wie Umzüge und Maskenbälle hauptsächlich von zwei Vereinen organisiert, dem Quodlibet im Gross­b asel und dem Wurzengraber-Kämmerli im Kleinbasel. In der Zeit nach der Jahrhundertwende sorgten mangelnde Attraktivität der Strassen­ fasnacht sowie vor allem ein Wildwuchs des Kollektierens zur Finanzierung der Vereine und Schnitzelbänkler für breiten Ärger und beschäftigten sogar das Parlament. Der Verkehrsverein ergriff deshalb die Initiative und fasste am 21. März 1910 den Beschluss, zusammen mit den beiden genannten Organisationen ein neutrales Fas­nachts-Comité zu gründen. Die erste Sitzung fand allerdings erst am 16. Januar 1911 statt, sieben Wochen vor der folgenden Fasnacht. So wird 1910, wenn auch ohne genaues Datum, als Geburtsjahr angenommen. In der Folge wurde 1960 der fünfzigste und 1985 der fünfundsiebzigste Geburtstag gefeiert. Und 2010 ist die graue Fasnachts-Eminenz nun eben hundert Jahre alt. Die Entwicklung des Fasnachts-Co­mités, die auch die bewegte Geschichte der neueren Basler Fasnacht widerspiegelt, ist schon mehrfach beschrieben und ge­würdigt worden. Insbesondere das umfang­reiche Werk zum 75-jährigen Bestehen ‹Die Basler Fasnacht› von Eugen A. Meier darf noch heute als gültiges Standardwerk konsultiert werden. An dieser Stelle soll deshalb lediglich ein Blick auf die letzten fünfundzwanzig Jahre und auf den Charakter des FasnachtsComités in der heutigen Zeit geworfen wer­den. Das Fasnachts-Comité wird oft als Grals­ hüter und oberste Führungs-Instanz unserer Fasnacht verstanden. Es ist aber nicht nur typische Basler Bescheidenheit, wenn wir dies in Abrede stellen oder zumindest stark relativieren. Die Fasnacht lebt und entwickelt sich nämlich von selbst. Sie ist sozusagen ein Naturereignis, das von den abertausenden Aktiven genährt, gestaltet und immer wieder der Zeit angepasst wird. Das Comité bezweckt gemäss seinen Statuten 8

«die Organisation und Förderung der Basler Fasnacht unter Wahrung der Tradition …». In diesem Sinne versteht es seine Aufgabe in erster Linie als Dienstleistungsunternehmen. Es dient der Fasnacht, und es leistet nach besten Kräften seine Beiträge zur gedeihlichen Entwicklung unserer Traditionen. Werfen wir noch einmal einen Blick auf diese erste Fasnacht nach der Gründung des Comités. Vier Neuerungen sind aus dieser Zeit bekannt: Erstens durfte das Comité mit behördlicher Genehmigung als einzige Institution öffentlich Stecknadeln und Medaillen zur Finanzierung der Fasnacht verkaufen. Zweitens veröffentlichte es erstmals ein Zugsverzeichnis der am Um­zug teilnehmenden Gruppierungen. Drittens über­nahm es die Organisation der MonstreTrommelkonzerte. Viertens veranlasste es, dass der damals noch übliche zweite Morgenstreich am Fasnachts-Mittwoch ab 1912 nicht mehr durchgeführt wurde. Ein Rückblick auf diese Neuerungen der Gründerzeit zeigt, dass die Hauptaufgaben des Comités dieselben geblieben sind: zum einen die Beschaffung von Finan­ zen, hauptsächlich durch den Verkauf von Plaketten, und die möglichst gerechte Ausschüttung dieser Gelder in Form von Subventionen an alle erfassbaren, das heisst an den Cortèges teilnehmenden Cliquen, als Beitrag an ihre beträchtlichen Aufwendungen. Zum anderen die Organisation der Cortèges, der Laternen- und heute auch der Wagen- und Requisiten-Ausstellung so­wie der Monstre-Trommelkonzerte. Seit 1910, aber besonders auch im letzten Vierteljahrhundert, sind der Umfang unserer Fasnacht und gleichzeitig auch zusätzliche Aufgaben des Comités markant gewachsen, wie dies verschiedene Beiträge dieses Buches beschreiben. Es genügt nicht mehr, Geld zu beschaffen und zu verteilen und als ‹EventOrganisator› zu agieren. Das Comité ist auch bezüglich der Nachwuchs-Förderung gefragt. Die enge Zusammenarbeit mit den Behörden, vor allem im Zusammenhang mit Sicherheit und Prävention, hat markant zugenommen – eine einvernehmliche und kollegiale Partnerschaft, für die wir Basler oft beneidet werden. Und vor allem führt



die immer offenere Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Aktiven und deren Erwartungshaltung an die Aufgaben des Comités zu einem ansehnlichen Arbeitsaufwand, der notabene und selbstverständlich ehrenamtlich, ohne jegliche finanzielle Entschädigung erbracht wird. Das Comité ist zwangsläufig ‹professioneller› geworden und muss sich bei der Moderation und Koor­ dination der Fasnacht immer wieder auf den Grundsatz besinnen ‹so viel als nötig – so wenig als möglich› um die Urkraft und Kreativität der Fasnacht nicht zu behindern, sondern zu unterstützen. Noch heute ernennt und konstituiert sich der Verein Fasnachts-Comité gemäss seinen Statuten selbst. Dass dieses ein­ma­ lige und völlig undemokratische Phänomen nach wie vor Bestand hat und von den aktiven Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern ak­ zeptiert ist, hängt zweifellos damit zusammen, dass sich das Selbstverständnis und die personelle Zusammensetzung verändert und der Zeit angepasst haben. Die Statuten auferlegen eine Amtszeit- und Altersbegren­ zung; anstelle der honorablen Herren von anno dazumal sind die heutigen Mitglieder 16. Januar 1911: das Protokoll der ersten Comité-Sitzung

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alle noch selbst aktiv in Cliquen oder Schnit­ zel­bank-Gruppen, was dem Gremium zu seinen Entscheiden und Interventionen Ver­ ständnis für die Anliegen der Aktiven bringt. Und schliesslich hat vor über zehn Jahren auch endlich das weibliche Geschlecht im Comité Einzug gehalten, was noch vor wenigen Jahrzehnten ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre. Seit seinem letzten Jubiläum hat sich das Fasnachts-Comité verändert, erneuert und der Zeit angepasst. Aber in den wesent­ lichen Punkten ist alles beim Alten geblieben. Das Comité ist ein Verein, der sich aus Überzeugung und mit Herzblut für unsere Basler Fasnacht einzusetzen bereit ist. Auch in den nächsten hundert Jahren.


Š Pino Covino


Vorfasnacht Veranstaltungen im Wandel

-minu

Das Schönste an der Fasnacht ist die Vorfasnacht. Zumindest für die Fasnächtler (die anderen machen sich dann mit flatternden Nerven eine Woche vor Morgenstreich auf die Skipisten davon). Vermutlich hat das Wunder mit dem Zeit-Kontingent zu tun. Oder andersrum: Während an der eigentlichen Fasnacht eine Stunde nach dem Morgenstreich schon ein bisschen Wehmut mitpfeift, weil sechzig Minuten der kostbaren zweiundsiebzig Stun­ den bereits aufgebraucht sind, kann man in der Vorfasnachtszeit verschwenderisch im Hochgefühl schwelgen. ‹Tout Carnebâle› jagt von einer Veranstaltung zur nächsten. Und dies mit der Gewissheit: Die übernächste wartet schon. Vorfasnacht – das Wort sagt es schon – ist die glückliche Zeit ‹vor› der Fasnacht und deshalb so alt, wie es unsere Fasnacht gibt. Die Veranstaltungen in dieser Zeit haben sich allerdings verändert – in den letzten fünfundzwanzig Jahren rasant. Nicht nur, dass es immer mehr werden – man lotet auch an jedem dieser Vorfasnachts-Happenings neue Wege aus. Jeder will noch ausgefallener, noch spezieller, noch ‹neuer› sein – das ist mitunter etwas bemühend. Nicht nur für die Regisseure, Texter und Musikanten – auch für die Zuschauer.

Das seit 1889 bestehende Zofingerconzärtli (hier die Ausgabe 2006) ist die älteste Vorfasnachtsveranstaltung

Vor hundert Jahren war die Vorfasnachtszeit klar überschaubar: da gab’s ein paar KostümBälle, an denen intrigiert wurde. Dies war die Fasnacht der ‹upper class›. Denn diese hat sich bis in die 1930er-, 1940er-Jahre kaum an der Strassenfasnacht beteiligt. So etwas war dem Plebs (Dativ: plebi) vorbehalten. Schliess­ 12

lich traten vor der Fasnacht immer auch einige Männerchöre in Aktion. Sie sangen Schweizer Lieder und Klassisches. Das Konzert bereicherten sie mit einem schnitzel­ bank­-ähnlichen Pro­log und mit einer ‹kleinen Aufführung›, einem Schwank aus eigenem Boden.

Zofingerconzärtli In jene Epoche ist die Entstehung des Zofinger­ conzärtlis (mit ‹c› – das ist wie so vieles andere ‹das› Spezielle am Zofinger-Abend!) einzu­ reihen. Das Conzärtli ist heute die älteste Vorfasnachtsveranstaltung, die überdauern konn­te. 1889 ist es erstmals im oberen Saal des ‹Stadtcasinos› über die Bretter gegangen. Vermutlich hat so ein Abend vor allem den Mit­wirkenden Spass gemacht. Den Zuschauern muss die Veranstaltung einiges an Geduld und gutem Willen abverlangt haben – so schreibt der Kritiker 1897 in der ‹Natio­nal­-Zeitung›: «Die Aufführung dauerte freilich etwas lange, nicht weniger als drei Stunden. Und wohl die meisten Besucher waren trotz der gebotenen Genüsse froh, sich aus den dichtbesetzten Sesselreihen endlich erheben zu können. Vielleicht liessen sich auch künftig die Kulis­ sen jeweils so stellen, ohne dass – wie es vorgekommen ist – jedes Mal eine Pause von zwanzig Minuten eintritt …» Irgendwie ist es für einen heutigen Jour­nalisten tröstlich zu lesen, dass seine Kol­ legen schon vor hundert Jahren an solchen Vorfasnachtsveranstaltungen gelitten haben. In den letzten fünfundzwanzig Jahren hat auch das Conzärtli einen grossen Wandel durchgemacht. Zwar ist der Rahmen noch immer traditionell gesteckt, aber seit eine mutige Fagunzen-Generation die zahlreichen ‹Insider-Witze› (die immer nur ein kleiner Teil aus dem Daig-Publikum kapiert, aber – da oft schwerhörig – nicht verstanden hat), als ein paar junge Zofinger also in den 1990er-Jahren den alten Daig-Zopf abschnitten und das Conzärtli inhaltlich auch dem Glettere-Publikum öffneten, wurde die Veranstaltung plötzlich ein Renner: ausverkaufte Vorstellungen, jubelnde Presse und ein strahlender Kassier, der erklärte: «Wenn’s so toll läuft, bauen wir künftig eine dritte Vorstellung ein!» Auch diese ist nun immer ausverkauft.


Charivari 2003 Š Roland Schmid


Das Zofinger fädelt sein Stiggli heute nicht mehr an einem roten Faden und einer langen Geschichte auf. Vielmehr hat man sich der schnelllebigen Zeit angepasst. Die junge Generation entwickelt Kurzszenen, Slapsticks, Flashes. Dabei kommen auch neue Medien wie Video-Szenen oder Fernsehaufnahmen zum Zug. Das macht alles frischer, lebendiger. Der Abend dauert zwar noch immer drei Stunden. Aber die Zeit vergeht im Fluge.

Drummeli Das zweitälteste unter den traditionellen Vor­fasnachtsveranstaltungen ist das Monstre oder Monster (der Name kommt von MonstreTrommelkonzert) – heute einfach als Drummeli ein Begriff. 1906 ist es erstmals in der alten ‹Burgvogtei› von Quodlibet und Wurzen­ graber-Kämmerli organisiert worden – fünf

Drummeli 2006, Epilog

CCB am Drummeli 2008

Jahre später hat das frisch gegründete Fasnachts-Comité die Produktion des Anlasses übernommen. Und bereits 1914 ist man vom Kleinbasel in ‹Küchlins Variété-Theater› in die Steinenvorstadt umgezogen – die grosse Zeit des Monstre nahm in diesem wohl einzigartigen Rahmen ihren Anfang. Das Drummeli wurde Kult – um Billette zu ergattern, 14

haben die Fans in der Mustermesse übernachtet (als das Comité dann die ‹Verlosung der Billette› einführte, wurde aus Protest dagegen das Charivari ins Leben gerufen). Sicher­lich war bis weit in die 1970er-Jahre das Monstre der einzige Vorfasnachtsanlass, an dem jeder dabei gewesen sein ‹musste›. Der Erfolg basierte auf dem riesigen Aufmarsch der Cliquen – da polterten an einem Abend über tausend Protagonisten die legen­ däre Elefantenrampe zur Kiechlibühne herauf. Schon damals war der Ablauf eine logis­tische Herausforderung. Und die Bierschwemme in der Kiechliklause war bis vor dreissig Jahren noch ‹der› grosse Treffpunkt aller aktiven Fasnächtler – so wie heute das Foyer der Mustermesse während der Drummeli-Tage. Punkto Monstre-Auftritt der Cliquen hat sich dann in den letzten zwanzig Jahren enorm viel getan. Während sie früher meistens in einem muffigen Charivari (diese Tradition führt nur noch die Alti Richtig weiter …) ihr Märschlein mehr schlecht als recht brachten, wurde diesbezüglich im letzten Vierteljahrhundert zünftig gefeilt. Der musikalische Vormarsch der Fasnacht ging auch an den Stammcliquen nicht einfach vorbei – so liegen zwischen den Auftritten in den 1970erJahren und heute Galaxien. Piccolo- wie Trommelmaterial sind raffinierter geworden. Vor allem aber leisten sich die Cliquen meistens ausgebildete Musiker als Instruktoren – es gibt kaum mehr einen Stammverein, dessen Monster-Darbietung nicht bis ins letzte Detail gefeilt und zur Perfektion geführt wor­ den ist. Heute ist das Drummeli ‹das› musikalische Fasnachtsmarsch-Highlight in der Vorfasnachtszeit, oft auch das Podium für neue Kompositionen. Kommt dazu, dass sich die Mustermesse – nachdem man 1993 hierher umgezogen ist – nicht etwa als Nachteil entpuppt hat. Zwar fehlt die KiechliAmbiance. Doch die Cliquen werden durch den riesigen Rahmen auch mehr gefordert. Es gilt eine immense Bühne zu nutzen. Und heute beherrschen sie das Show-Element besser als das Schweizer Fern­sehen in seinen Samstagabend-Sendun­gen. Natürlich sind die Rahmenstiggli immer noch Gesprächsstoff – aber sie haben in einer Zeit, wo man sich täglich hundert


Š ComitÊ

Drummeli 2008 mit den Naarebaschi


Charivari

Glunggi am Charivari 2008

Unterhaltungs-Programme mit mehr oder weniger guten Comedy-Pointen reinziehen kann, einen schweren Stand. Die Ansprüche eines Harald-Schmidt-verwöhnten Publikums sind nach oben geschnellt. Viele reden zwar immer wieder von der guten, alten Zeit der ‹Balkonszene› oder vom Dipflischysser und Haimlifaiss. Hört man sich solche Stiggli jedoch heute auf einer Langspielplatte an, schüttelt jeder den Kopf: «Seltsam, was die Leute damals lustig gefunden haben …» Während sämtliche andern Vorfas­ nachts­anlässe rein merkantile Veranstaltungen sind, bei denen die Kassen mehr oder weniger heiss klingeln, ist das Drummeli eine totale Non-Profit-Veranstaltung. Auch ‹das› macht es in seiner Art einzigartig. Das Geld der verkauften Eintrittsbillette wird später wieder an die Cliquen verteilt, die Rahmenstiggli-Spieler und Helfer hinter der Bühne nehmen keine Gagen – dies alles bringt mit sich, dass das Monstre einen ‹Batzen› für die Stammvereine abwirft. Auch das dürfte einer der Gründe des Erfolgs und der Beliebtheit des Drummelis sein – so wie es bei der Plakette heisst: ‹me hett aini›, heisst’s beim Monstre: ‹me goht!›. 16

Als das Kleinbasler Original ‹Baschi› – eigent­ lich hiess er Marcel Liechti – im September 1974 im ‹Schoofegg› ein Charivari als Gegen­ drummeli ausrief, ahnte kaum einer, dass er damit zum Initianten einer neuen Vorfasnachts-Epoche werden würde. Von nun an sollten an allen Ecken und Enden der Stadt Gegendrummeli und Anti-Charivari explodieren – immer wieder entstanden jetzt neue Formen, auf theatralische Art ein paar Stunden Vorfasnacht zu geniessen. Wie ansonsten bei Cliquen, kam es auch hier oft durch Unstimmigkeiten untereinander (oder eben: unter den Alpha-Tierchen) zu ‹Spaltungen› – und wo sonst nach solchen Streitigkeiten wieder eine neue Clique auf die Welt kommt, kam hier eben ein neues Vorfasnachts-Happening auf die Bühne. Sicherlich war die Entwicklung zur ‹musikalischen Fasnacht› massgeblich am Entstehen solcher Veranstaltungen beteiligt. Da und dort bildeten sich Trommelund Pfeifergrüpplein, in denen Piccolo und Kübel nicht einfach als ‹Pfeifen› und ‹Trommeln›, sondern als Musikinstrumente verstanden wurden. Komponisten schrieben für diese Gruppen eigens Märsche. Nun fehlte nur noch das Podium, wo man diese neue Art von musikalischer Fasnachtskunst dem Publikum vorführen konnte – et voilà: Die Vorfasnachtsveranstaltungen waren hungrig nach solchen Nummern. Und verwoben ihre Stiggli und Poesien mit der neuen Piccolo- oder Trommelmusik. Auch dem Offiziellen Preistrommeln und -pfeifen wurde immer mehr Bedeutung beigemessen. Eine Trommelkrone bedeutete plötzlich nicht einfach nur: ‹König für ein Jahr› – sie wurde oft auch zum Vertrag für einen Auftritt an einem der Vorfasnachts-Anlässe. Entsprechend wurden die Anforderungen an einem Preistrommeln immer wieder neu hochgeschraubt – das macht heute den Final-Abend gegenüber den früheren Jahren spannender. Das Niveau ist hier auf dem allerhöchsten Level. Und die Generation, die sich in den 1960eroder 1970er-Jahren noch in die Ränge pfiff, hätte heute bei der Entscheidung um die Spitzenplätze kein Brot mehr.


ŠRoland Schmid

Spale Clique am Drummeli 2005


Die Fasnacht ist somit in den letzten Jahren musikalischer geworden. Da sich solche virtuosen Auswüchse aber nicht unbedingt in den zweiundsiebzig Fasnachtsstunden ma­ni­fes­ tieren können (nicht jeder Cliquenfasnächtler will auf Tempo 100 ruessen oder fin­ger­bre­ cherische Piccolo-Märsche lernen müssen), ist die Vorfasnachtszeit zur idealen Plattform für alle diejenigen Gruppen ge­worden, die sich mehr als nur dem tradi­tionellen Fasnachtsmarsch verschrieben haben. Die Verbindung Trommelkunst und Artistik ist nicht unbedingt neu – das hat es bereits in den 1970er-Jahren bei den ‹Rolling Sticks› (einer bravourösen Dreiergruppe, die aus den VKB entstand) gegeben. Aber die Veranstaltungen während der Vorfasnacht schreien Jahr für Jahr nach noch nie Dagewesenem. Die Resultate sind dann manchmal grotesk. Da bringt eine Gruppe

Drummeli 2005

die Tagwacht im Kopfstand oder sechs Pfeifer lassen sich die Luft durch einen Staubsauger ins Piccolo blasen. Aber nicht alles, was neu oder anders ist, muss unbedingt grossartig sein … Fasnachtsmusik mit andern musikalischen Tönen zu verbinden – das war in den 1980er-Jahren ganz sicherlich das Credo und Programm der Charivari-Veranstalter. Obmann Armin Faes erinnert sich: «Nach zehn Jahren mussten wir programmtechnisch neue Landschaften durchforschen. Wir standen unter enormem Erfolgszwang und Publikumsdruck. 1986 haben wir dann erstmals – auch auf die Gefahr hin, von den Fasnächtlern in die Pfanne gehauen zu werden – Piccolos und Ralph Heid mit seinen weltberühmten Xylophon-Klängen 18

zu vermischen gewagt. Die Sache wurde ein riesiger Erfolg – und der Anfang einer neuen Vorfasnachts-Form, in der nicht einfach nur Fasnachtsmusik gespielt wird, son­ dern Trommel und Piccolo zum Teil eines neuen musikalischen Ganzen werden.» Heute steht das Charivari wieder vor dem Problem wie vor zwanzig Jahren: Der Erwartungsdruck des Publikums ist riesig. Und es ist nicht einfach, stets Neues bieten zu können. Dem Mimösli geht es ebenso – auch hier erwartet jeder am Schluss eine Spitzen-Musiknummer (von Pepe Lienhard bis zu Hazy Osterwald war alles da), die sich mit Fasnachtsmusik verwebt …

Der Reigen wird ausgebaut Wie die Perlen an der Kette reihten sich in den letzten zwanzig Jahren die VorfasnachtsAnlässe bald einmal aneinander; einige, wie etwa das Museumskonzärtli, sind ganz auf die musikalische Fasnachts-Klassik ausgerich­tet. Andere setzen auf den burlesken Humor: das Fasnachtskiechli mit den Allroundern ‹Almi und Salvi› – oder das Mimösli (wo sich Hansjörg Hersberger nach einigen Charivari-Jahren dann im eigenen Theater selbstständig gemacht hat). Die Dritten finden sich in der lyrischen Ecke (Pfyfferli, s’Ridicule): Hier wird der filigrane, zarte Stil gedrechselt. Und die vierten machen ganz einfach vorfasnächtliches Cabaret und Satire (Wirrlete, dr Ufftaggt). Pionierarbeit auf dem Gebiet der Vorfasnachts-Unterhaltung haben die Harlekin mit ihrer Räppli-Serenade geleistet – hier demonstrierte eine Clique ganz einfach ihre eigene Trommel- und Pfeiferkunst und verwob das Ganze mit Schnitzelbänken und guter Conférence. Schliesslich trommelten das Pfyfferli und das Ridicule an, es funkelte sporadisch das Ladärnli im Gundeli, der unverwüstliche und unvergessene Werner Vögelin bat sein Publikum zur Stubete. Ja, bald schon gab’s auch ein Frässerli vom Schnitzelbänkler dr Peperoni, und Wirrlete im ‹Tabourettli›, dr Ufftaggt (als grossartige Ouverture zum Laternen-Sonntag) im Theater-Foyer, das Fasnachtsbändeli und das Kinder-Charivari für die Kleinen … und … und … und. Der Reigen wird Jahr für Jahr neu ausgebaut.


Š fasnacht.ch (Ivo Birrer, Dennis L. Rhein)

Der Tambourmajor der Rhyschnoogge am Drummeli 2009


Muggedätscher vor dem Auftritt

Sicher ist, dass das Charivari Ende der 1970erJahre für die Vorfasnachtszeit Marksteine ge­ setzt hat. Rolli Rasser wiederum hat vor einem Vierteljahrhundert schon für sein legen­däres Pfyfferli die besten Pfeifer und Trommler gleich vom Offiziellen Preistrommeln wegengagiert – und die Vor­fasnacht wurde in den letzten zwei Jahrzehnten die Zeit der gewagten Experimente. Dies vorwiegend auf musikalischer Ebene (obwohl Jazz-Musiker Georges Gruntz mit einigen KuttlebutzerTrommlern im Basler Theater schon vor vierzig Jahren diesen Weg vorgezeigt hat). Aber Vorfasnacht hat auch Platz für verrückte Regie- und Konzepteinfälle, wie etwa beim Ufftaggt, beim LumpensammlerApéro oder bei der Wirrlete. Und wenn man es genau betrachtet, ist die Vorfasnachtszeit heute nichts anderes als die Fasnacht auch: Die Suche nach neuen Wegen. Einst hat die Vorfasnacht mit dem Vogel Gryff begonnen. Der hat zwar nichts mit der Fasnacht zu tun – aber immerhin wurde die Fasnachtsplakette bis vor einem Jahrzehnt noch am Vogel Gryff erstmals ans Revers gesteckt. In einer schnelllebigen Zeit kommt jedoch alles früher – zwar nicht die Fasnacht. Aber die Plakette. Und die Vorfasnacht. Schliesslich hängen wir nicht umsonst den Guggenmusiker und das Piccolo als Kugeln an den Weihnachtsbaum … Vielleicht hat man vor einem halben Jahrhundert die Wochen vor der Fasnacht mehr genutzt, um gemeinsam Requisiten zu bauen oder Larven zu cachieren (dieses sozial wichtige Phänomen kommt bei den Stammvereinen allerdings wieder vermehrt auf) – heute aber streicht jeder die zwei Monate vor dem Vier-Uhr-Schlag im Kalen20

der rot aus, um sich an drei, vier, fünf oder einfach an allen Vorfasnachts-Feuerwerken auf den Höhepunkt einzustimmen. Tatsache ist: Es werden immer mehr. Und auch jenseits der Stadtgrenzen bittet heute jede Gemeinde zu ihrem eigenen Vorfasnachts-Monschterli. Das Interesse an solchen Veranstaltungen ist also gross – und jeder Abend zumeist ausverkauft. Kritiker stöhnen oft: So viel Kreativität wie während der Vorfasnachtszeit wünschten wir uns von den Bebbi das ‹ganze› Jahr hindurch. Es gibt auch galligere Töne: Das sei alles nur noch reine Geldmacherei. Die Vorfasnacht sei heute zur klaren KommerzOrgie mit Pauken und Pfiff abgesunken. Natürlich wird bei den meisten dieser Spektakel wie auch für die Fasnacht viel Geld investiert – neben dem Geld investiert man aber noch Wichtigeres: Herzblut, feurigen Idealismus und heisses VorfasnachtsFieber. Diese Investitionen lohnen immer – und überdauern in Basel jede Krise …


© Tino Briner

Auf eine über dreissigjährige Geschichte blickt das Kinder-Charivari zurück. Hier mit der Fasnachtsgeschichte ‹Saifibleeterli› 2001


Hinter den Kulissen eines gigantischen Freilichtspiels Christoph Bürgin

Die Aktiven und das Publikum Zwischen dem 10. Februar 1913 (frühestmöglicher Beginn) und dem 15. März 2038 (spätestmöglicher Auftakt) geschieht um 04.00 Uhr jeweils das Einmalige und Unverwechselbare. Die Fasnacht beginnt. Die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler sind in ihrem Glück. Dieses endet irgendwann im Laufe des Donnerstagmorgens, für einen grossen Teil aber um 04.00 Uhr. Vorher werden für den Endstreich nochmals alle Reserven frei gemacht, und dann dauert es wieder mehr oder weniger ein Jahr, bis der Morgenstreich die Stadt erneut in die Fasnachtstraumwelt zurückholt. Um überhaupt Fasnacht machen zu können, benötigen die Aktiven Larven, Perü­­ cken, Kostüme, Instrumente oder Mimosen, Räppli und Orangen. Sie üben praktisch während des ganzen Jahres oder mindestens einige Monate vor der Fasnacht, unterrichten die Jüngsten und auch Ältere, bauen unzählige Stunden an ihren Wagen, dichten Verse und Zeedel, malen an einer Laterne und tragen während Wochen eine der vier Fasnachtsplaketten. Die Fasnacht ist für die meisten von ihnen keine Angelegenheit von drei Tagen, sondern eine Jahres­ beschäftigung. Anders als im Sport, wo man

In wenigen Augenblicken wird bei den IWB der Fasnachtsschalter gedreht

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als Einzelmaske ohne gesellschaftliche Anbindung ein Fitnesscenter besuchen kann, sind die allermeisten Fasnächtlerinnen und Fasnächtler in kleinere oder grössere Gruppen oder Vereine eingebunden. Dies, verbunden mit der Durchmischung aller Alters­ gruppen, ist gesellschaftlich von grosser Bedeutung und Grundvoraussetzung dafür, dass die Fasnacht Jahr für Jahr über die Stadt hereinbrechen kann. Doch was wäre der Morgenstreich, ja die Fasnacht überhaupt, ohne Publikum? Man stelle sich vor, niemand würde die fantasiereichen Züge bewundern, die Later­ nen betrachten oder andächtig beim Gässle zuhören. Aber wie kommen eigentlich zehnoder hunderttausende von Leuten mitten in der Nacht in die Stadt und wieder nach Hause? Warum wird es überhaupt am Morgenstreich dunkel? Weshalb kann man um 04.00 Uhr keinen Klöpfer am Markplatz kaufen? Wieso kann in aller Früh das Tram die Berufstätigen wieder an die Arbeit brin­ gen – es liegen doch Tonnen von Abfall auf den Strassen und Tramschienen? Warum kann die Polizei diesen Grossanlass ohne Hilfe von anderen Kantonen – anders als bei einem Risikospiel des FC Basel – bewältigen? Was braucht es, damit die Fasnacht


Š Roland Schmid


in dieser Form überhaupt stattfinden kann? Im Folgenden wollen wir einige der Beteiligten erwähnen, die zum Erfolg dieses Grossanlasses Wesentliches beitragen. Leider finden in diesem kurzen Beitrag nicht alle Platz. Jene, die nicht genannt sind, mögen dies mit fasnächtlichem Humor entschuldigen.

Die staatlichen Stellen Um den 6. Dezember treffen sich jeweils gegen dreissig Personen aus der kantonalen Verwaltung, der Kantonspolizei Basel-Stadt, den Basler Verkehrsbetrieben (BVB) und der Baselland Transport AG (BLT), den Industriellen Werken Basel (IWB) und dem FasnachtsComité, ergänzt durch Interessenvertreter von Fasnachtseinheiten, zur einzigen, circa eine Stunde dauernden Fasnachts-Koordinationssitzung. Nach einem kurzen Rückblick auf die vergangene Fasnacht werden Verbesserungsvorschläge, Wünsche und Anliegen entgegengenommen, besprochen und Beschlüsse gefasst.

Die IWB Ohne die IWB würde es nie dunkel. Neben dem Bereitstellen von zahlreichen Zuleitungen für zusätzlichen Strombedarf (beispielsweise auf dem Münsterplatz) ist das Abschalten des

Nicht nur beliebte Sujetlieferantin: Am Morgenstreich befördern die SBB tausende Menschen in Sonderzügen

Lichtes zweifellos die wichtigste und ‹sichtbarste› Handlung der IWB an der Fasnacht. Schon im Januar wird geprüft, ob alle Lampen, die am Morgenstreich gelöscht werden müssen, dem sogenannten Fasnachtsschalter angeschlossen sind. Das Verdunkelungsgebiet ist in drei Sektoren unterteilt und 24

kann immer wieder verändert werden (zuletzt kamen der Kohlenberg und die ganze Rittergasse hinzu). In der Regel sind sechs Mann (drei Zweierequipen) für die Betreuung der Schalteranlagen zuständig. Die genauen Standorte der Schalteranlagen werden aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Drei Tage vor dem Auftakt werden alle öffentlichen Uhren nochmals neu gerichtet, damit beim Morgenstreich alle Zifferblätter genau auf vier Uhr zeigen. Einen Tag vor dem Morgenstreich werden alle Schalter auf Fasnacht gestellt. Die Abschaltung der Strassenbeleuchtung ist nicht mit einem Stromunterbruch gleichzusetzen, da das Stromnetz ja aufgeschaltet bleibt. Dreissig Minuten vor vier steigt die Spannung bei den Mitarbeitern. Alle sind bereit. Die Konzentration, zum Teil auch die Nervosität, ist hoch. Beim Hauptschalter beginnt der Countdown. Eine halbe Sekunde vor vier wird der Schalter gedreht. Die halbe Sekunde braucht es, um die Trägheit der Relais­schaltung zu überbrücken. Dann wird es einmalig dunkel. Über die Leitstelle könnte die Polizei jederzeit die Wiedereinstellung der Beleuchtung veranlassen, falls eine ausser­ gewöhnliche Situation dies erfordern würde, etwas, das glücklicherweise noch nie der Fall war.

Der öffentliche Verkehr Wie viele Zuschauer jeweils am Morgenstreich oder an den beiden Cortèges die Innerstadt bevölkern, lässt sich nicht genau sagen. Fest steht aber, dass ein sehr grosser Teil der Aktiven und des Publikums mit dem öffentlichen Verkehr kommt. Nicht nur die BVB und die BLT, sondern auch die SBB und Betriebe wie die Autobus AG Liestal, die Schweizerische Post oder die Waldenburgerbahn AG, die Deutsche Bahn oder zahlreiche Busbetriebe leisten einen grossen Beitrag, damit Aktive und Passive rechtzeitig in die Stadt gelangen. Die BLT rechnet, dass sie am Morgenstreich 9000 Personen von der Agglomeration in die Innerstadt transportiert, an den beiden Nachmittagen sind es zwischen 13.00 und 14.00 Uhr je nach Witterung bis zu 10 000 Fahrgäste. Die SBB bieten für den Morgenstreich aus der ganzen Schweiz acht Extrazüge an. Die langen und sehr gut gefüllten Züge kommen alle zwischen 03.00 und 03.30 Uhr im


Š Tino Briner


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