06.02.2012
14:53 Uhr
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KULTUR PORTRAIT
desfall der Siebenkämpferin Birgit Dressel 1987, auch sie Patientin Klümpers, sei nie diskutiert worden. In seinem Buch schreibt Aschenbach: „Wenn Professor Klümper tatsächlich in Dopingpraktiken verwickelt gewesen sein sollte, dann hat er das so verschleiert, wie es noch niemandem zuvor gelungen ist – ich persönlich bin überzeugt, dass er diesbezüglich zu Unrecht beschuldigt wird.“ 1993 ging die inzwischen privat betriebene Mooswaldklinik Pleite, Aschenbach machte sich selbstständig. Er lebt in Munzingen, ist zum zweiten Mal verheiratet, nach wie vor durchtrainiert und hat ein Ferienhaus samt Harley Davidson an der Costa Brava – eigentlich ein ganz normaler Mediziner. Wären da nicht die Vergangenheit und die Stasi. Vor Kurzem hat sich Deutschlands prominentester DopingKritiker, der Heidelberger Professor Werner Franke, zu Wort gemeldet. Im Freiburger Doping-Netzwerk hätten sogar die DDR-Spitzel ihre Finger mit im Spiel gehabt, sagte er den Stuttgarter Nachrichten. Informelle Mitarbeiter mit besonderen Aufgaben seien auf Freiburger Sportmediziner angesetzt gewesen, man habe in Ost-Berlin gewusst, wer was mit seiner Sekretärin hatte. Für Aschenbach nicht unplausibel. „Schauen Sie, der Agent Guillaume war sogar im Bundeskanzleramt. Unglaublich, wer für diesen Verein alles gearbeitet hat.“ Auch an ihm waren sie dran. Ganz nah wahrscheinlich. Doch dann fiel die Mauer. Dominik Bloedner
Foto: © Linda Hacker
Kultur_0212
Hans-Georg Aschenbach mit Hendrik Rümenap Euer Held. Euer Verräter. Mein Leben für den Leistungssport 192 Seiten, gebunden Mitteldeutscher Verlag 2012 Preis: 19,95 Euro
FEBRUAR 2012 CHILLI 62