f79 – Das Schülermagazin für Freiburg und Region

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„ES BRENNT LICHTERLOH“

KIPPT DAS TURBO-ABI G8?

AUSLANDSJAHR // SO GEHT’S IN HARVARD ZU GEO // FREIBURG IST NICHT SONNENHAUPTSTADT BIO // ATMEN GEGEN DEN PRÜFUNGSSTRESS

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Wir sagen DANKE!

Das Bildungsprojekt f79 ist seit 2009 am Start. Mittlerweile beteiligen sich mehr als 480 Schulen und 2600 Jugendeinrichtungen aus ganz Südbaden an verschiedenen Bildungs-, Berufs- und Medienangeboten beim f79 Schülermagazin: Von Freiburg bis Weil a.R., von

Rheinfelden bis Waldshut, BreisgauHochschwarzwald, von Emmendingen bis in die Ortenau, vom SchwarzwaldBaar-Kreis bis Bodensee. Somit sind alle Schulen aller Schularten und ein Großteil der Jugendeinrichtungen in Südbaden an das Projekt angebunden.

Nur mit Hilfe von Förderern der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft, Stiftungen, dem Land BadenWürttemberg und der EU kann diese Projektarbeit umgesetzt werden. Dafür möchten wir uns auch im Namen aller Schülerinnen und Schüler bedanken.

Wir suchen weitere Kooperationspartner. Interessiert? Infos unter bildungssponsoring@f79.de

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IMPRESSUM

f79 // Das Schülermagazin für Freiburg und Region

Redaktionsbüro //

Paul-Ehrlich-Straße 13 // 79106 Freiburg

fon // Redaktion 0761-76 99 83-85

fon // Anzeigen 0761-76 99 83-0

Website www.chilli-freiburg.de/chilli/f79/

Herausgeber // chilli Freiburg GmbH

Trägerverein // Kinderstadt Freiburg e. V.

Geschäftsführerin (V.i.S.d.P.) & Projektleitung // Michaela Moser // moser@f79.de

Redaktionsleitung // Till Neumann // redaktion@f79.de

Redaktion // Philip Thomas (pt), Pascal Lienhard (pl), Jennifer Patrias (jp)

Koordination Schulen // Erika Weisser // weisser@f79.de

Pressearbeit // Jennifer Patrias

Publizistischer Berater // Lars Bargmann

Schülerredaktion dieser Ausgabe // Lenja Kruck, Sabrina Reitnauer, Jacob Enderle

Titelbild // © freepik.com/wayhomestudio

Fotos // Schülerredakteure

Bildagenturen // iStock, freepik, pixabay

Grafik & Layout // Julia Neininger, Katharina Fischer, Benedikt Schmidlin

Lektorat // Beate Vogt

Anzeigenberatung // Jennifer Patrias, Marion Jaeger-Butt, Nathalie Braun

Druckunterlagen // anzeigen@f79.de

Druck & Weiterverarbeitung // Freiburger Druck GmbH & Co. KG

Auflage // 25.000 Exemplare

Auslagestellen // an 480 HS, RS, Gymnasien, berufl. Schulen in Südbaden: von Freiburg bis Weil a.R., von Rheinfelden bis Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, von Emmendingen bis in die Ortenau, vom SchwarzwaldBaar-Kreis bis Bodensee. Alle Agenturen für Arbeit in diesem Gebiet, alle BZ-Geschäftsstellen sowie über 2600 Jugendeinrichtungen in Südbaden (Jugendzentren, Vereine, Stadt- & Ortsverwaltungen, Büchereien, Fahrschulen, Haus- & Zahnärzte).

Druckunterlagenschluss für Heft-Nr. 57 // 10. November 2023. Es gilt die Preisliste Nr. 14.

Ein Unternehmen der f79 wird gefördert // vom Land Baden-Württemberg und dem Europäischen Sozialfonds

ROLLE RÜCKWÄRTS

f79 ist Preisträger des SPIEGELSchülerzeitungswettbewerbs

2012, 2014 und 2015

f79 ist Mitglied der

Initiative kämpft gegen Turbo-Abi

Wie lange braucht es bis zum Abitur? Sind neun Jahre besser als acht? Die Diskussion ist in Baden-Württemberg in vollem Gange. Soll das Schulsystem auf G9 zurückgesetzt werden? Vielleicht dann sogar mit einer Zusatzoption G8 für alle, die ein Turboabi möchten? Die Stimmen der Menschen, die G9 besser finden, dürften in der Mehrzahl sein. Und der Trend ist klar: Außer Baden-Württemberg sind im Westen der Republik alle Flächenländer zu G9 zurückgegangen. Wir sind die letzten G8-Mohikaner.

Eine Bürgerinitiative will das ändern. Sie heißt „Initiative G9 jetzt! BW“ und möchte Druck machen auf die Politik. Bis Mitte November will die Gruppe 39.000 Unterschriften sammeln und sie dem Landtag vorlegen. Dann muss dieser sich damit befassen.

Was sind die Beweggründe der zwei Aktivistinnen? F79-Volontär Pascal Lienhard hat das eine der beiden Initiatorinnen gefragt. Ihre Antworten lest ihr in der f79-Titelgeschichte.

Wer weiterblättert, stößt auf eine überraschende Nachricht: Freiburg ist nicht die sonnenreichste Stadt der Republik. Wie das sein kann? Lenja Kruck hat einen Experten gefragt und ist auf eine spannende Studie gestoßen.

Deutlich weiter weg verschlagen hat es

Hugo Hinze: Der 20-Jährige hat Abi in Freiburg gemacht und studiert jetzt an der Elite-Uni Harvard in den USA. Will er der neue Bill Gates werden? Nein, sagt Hugo und erzählt, wie es sich inmitten vieler schlauer Durchstarter*innen so studieren lässt.

Weniger weit weg ist Lenja Kruck bei ihrem Trekking-Selbstversuch gekommen. Sie hat eine Nacht in einem der legalen Camps im Schwarzwald verbracht. Die Koordinaten dahin gibt‘s erst, wenn man einen Platz bucht. Oben angekommen, wartete eine kleine Überraschung auf die f79-Autorin.

Empfehlenswert ist auch der Artikel von Sabrina Reitnauer über Atmen gegen Prüfungsstress. Sie hat einen Kurs mit dem Rekord-Apnoetaucher Nik Linder besucht. Dabei hat er Tipps gegeben, wie man sich mit Atemtechniken beruhigen kann.

Stress sparen könnt ihr euch, wenn ihr eure Zukunft rechtzeitig plant. Dafür gibt’s den Jobstarter im zweiten Teil des Magazins.

Darin stellen wir euch Wege in den Traumberuf vor. Egal ob Ausbildung, Studium oder Freiwilligendienst.

Viel Spaß beim Lesen

Till Neumann & das f79-Team

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ERSTE STUNDE
Foto // pixabay
f79 // 09.23

KLASSENFOTO

DIE REDAKTION DIESER AUSGABE

SCHULE // Ganztagsgymnasium Osterburken

ALTER // 39

BEITRAG // Redaktion & Jobstarter

ÜBER MICH // Reden ist Silber, Schreiben ist Gold.

PASCAL LIENHARD

SCHULE // Abi am Windeck-Gymnasium Bühl

ALTER // 30

BEITRAG // Redaktion & Jobstarter

ÜBER MICH // To live is the rarest thing in the world. Most people exist, that is all. (Oscar Wilde)

PHILIP THOMAS

SCHULE // Wöhler-Gymnasium Frankfurt

ALTER // 34

BEITRAG // Redaktion & Jobstarter

ÜBER MICH // Immer von Spiel zu Spiel denken.

SCHULE // Abi am Humboldt-Gymnasium Köln

ALTER // 20

BEITRAG // Ist Freiburg Spitzenreiter in Sachen Sonne?, Eine Nacht im Trekking-Camp – ein Selbstversuch

ÜBER MICH // Be the person your dog thinks you are.

JENNIFER PATRIAS

SCHULE // Walter-Eucken-Gymnasium Freiburg

ALTER // 31

BEITRAG // Redaktion & Jobstarter

ÜBER MICH // Was man vergisst, hat man im Grunde nicht erlebt.

JAKOB ENDERLE

AUSBILDUNG // bei der Volksbank Freiburg

ALTER // 23

BEITRAG // Azubi-ABC

ÜBER MICH // Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es. (Erich Kästner)

SABRINA REITNAUER

SCHULE // Abi am Von der LeyenGymnasium Blieskastel (Saarland)

ALTER // 22

BEITRAG // Atmen gegen Prüfungsstress

ÜBER MICH // Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Saint-Exupéry)

JULIA NEININGER

SCHULE // Gertrud-Luckner-Gewerbeschule

ALTER // 22

BEITRAG // Layout und Gestaltung

ÜBER MICH // Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.

KATHARINA FISCHER

SCHULE // Gertrud-Luckner-Gewerbeschule

ALTER // 23

BEITRAG // Layout und Gestaltung

ÜBER MICH // Es gibt keine Grenzen. Weder für Gedanken noch für Gefühle.

Es ist die Angst, die immer Grenzen setzt.

BENEDIKT SCHMIDLIN

SCHULE // Gertrud-Luckner-Gewerbeschule

ALTER // 24

BEITRAG // Layout und Gestaltung

ÜBER MICH // Jede Entscheidung, die ich treffe, bringt mich zu Momenten, die ich nie verlieren möchte.

LENJA KRUCK

Seite 3 // Intro

Warum ihr diese Ausgabe lesen solltet

Seite 4 // Klassenfoto

Wir sind f79! Die Blattmacher dieser Ausgabe

Seite 5 // Promi-Ecke

Highliner Joshua Leupolz will hoch hinaus

Seite 6-9 // Hauptfach

Bürgerinitiative kämpft gegen das Turboabi G8

Seite 10-11 // Geo

Freiburg ist nicht die Sonnenhauptstadt der Republik

Seite 12-13 // Auslandsjahr

Wie ein Freiburger an der Eliteuni Harvard klarkommt

Seite 14-15 // Sport

Selbstversuch: über Nacht im Trekking-Camp

Seite 16-17 // Bio

So atmest du den Prüfungsstress weg

Seite 18-20 // Test

Welcher Kopfhörer-Typ bist du?

Seite 21 // Jobstarter

Ausbildung, Studium, Praktikum – Wege zum Traumjob

Seite 22-27 // Ausbildung

Start ins neue Jahr mit neuem Berufsweg

Seite 28 // Traumjob Design

Akademie für Kommunikation bietet kreative Wege

Seite 29 // Ausbildungs-Tipps

Azubi der Volksbank erzählt von Weiterbildung

Seite 30-31 // FSJ

Was Sarah in einer Behindertenwerkstatt gelernt hat

Seite 32-33 // Logistik

Wie junge Menschen bei Dachser ins Ausland kommen

Seite 34-40 // Knowhow

Tipps und Tricks rund um die Ausbildung

Dein Thema nicht dabei?

Werde selbst f79-Reporter! // Kontakt: redaktion@f79.de

Nichts für Ängstliche: Beim Highlinen balancieren

Sportler*innen auf einem schmalen Band in schwindelerregender Höhe. Der Freiburger Joshua Leupolz gehört zu den besten Athleten der Republik. Wie der 32-Jährige zum Highlinen gekommen ist, wie sicher das Hobby ist und wie es auf einer Weltmeisterschaft im Elsass lief, hat er f79-Volontär Pascal Lienhard verraten.

f79 // Wann hast du das Highlinen für dich entdeckt?

Joshua // Vor acht Jahren. Ich habe schon früh viel Zeit auf Slacklines verbracht. Auf einem Unifest in Karlsruhe war eine Line zwischen zwei Hochhäusern gespannt worden. Die war 20 bis 30 Meter über dem Boden. Da ich oft klettere, habe ich eigentlich kein Problem mit Höhen. Aber das war etwas ganz anderes. Dort oben fühlt man sich allem völlig ausgesetzt. Ich war sehr aufgeregt. Aber ich habe mich getraut und es danach immer wieder versucht. Teilweise stand ich täglich auf der Highline.

f79 // Ist das nicht gefährlich?

Joshua // Wir sind mit Sicherungsseil und Klettergurt unterwegs. Zudem werden immer zwei Seile gespannt, die Main- und die Back-up-Line. Sollte die obere reißen, falle ich in die untere. Und im Gegensatz zum Klettern kann man sich ja nirgends aufschlagen. Das ist schon sehr sicher.

f79 // Diesen Sommer warst du auf dem Speed-Highline-Worldcup im Elsass. Wie lief es?

Joshua // Der Spot war genial. Das Band war in 50 Metern Höhe über einer Schlucht zwischen zwei Burgen aufgespannt. Ich habe in einer Minute und 37 Sekunden 100 Meter überwunden und es ins Viertelfinale geschafft. Da habe ich mich zwar noch mal um neun Sekunden verbessert, aber mein Konkurrent war schneller. Ich bin aber sehr zufrieden. Es geht mir um den Spaß und nicht um den Sieg.

f79 // Kannst du den Sport in Freiburg trainieren?

Joshua // Das ist schwierig. Mit dem Verein Freiburg

Slackline suchen wir gerade einen offiziellen Traninigs-Spot. Aber das ist sehr kompliziert.

Aktuell treffen wir uns jeden Mittwoch zum klassischen Slacken im Dietenbachpark.

5 INHALTSANGABE
PROMI-ECKE
Foto // © Marco Antonio Films
f79 // 09.23
INHALT F79//09.23
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Das Ringen um die Rückkehr zu G9

Das Ländle ist Außenseiter. Baden-Württemberg ist das einzige westdeutsche Flächenland, in dem das achtjährige Gymnasium noch Standard ist. Kritik am Sonderweg formulieren nicht nur Politik und Schüler*innen, sondern auch Eltern. f79-Volontär Pascal Lienhard, der 2012 zum ersten G8-Jahrgang gehörte, hat sich des

Themas angenommen und mit einer Aktivistin gesprochen, die sich für die Rückkehr zu G9 einsetzt.

Foto // picture-alliance.com/Armin Weigel/dpa

HAUPTFACH

Das achtjährige Gymnasium ist auf dem Rückzug. Die Heidelbergerin Anja Plesch-Krubner setzt sich dafür ein, dass auch das Land BadenWürttemberg zum neunjährigen Gymnasium zurückkehrt. Nun will sie das Thema mit der Initiative „G9 jetzt! BW“ via Volksantrag in den Stuttgarter Landtag bringen. Weshalb sie sich für G9 einsetzt, wie sie die Erfolgsaussichten einschätzt und welche Erfahrungen sie als Mutter eines Abiturienten gemacht hat, berichtet sie im Interview.

Frau Plesch-Krubner, warum setzen Sie sich für die Rückkehr zu G9 ein?

Plesch-Krubner // Ich habe bei meinem Sohn mitbekommen, welch vollgepackte Wochenpläne Schülerinnen und Schüler durch G8 haben. Als Corinna Fellner und ich unsere Elterninitiative für G9 begonnen haben, war er in der achten Klasse. Mit seinem Eishockeytraining hatte er wahnsinnig lange Tage. Da bleibt wenig Freizeit. Zudem bin ich überzeugt, dass die Bildung unter G8 leidet. Viel Stoff kommt viel zu früh. Landesweit gibt es nur 43 Modellschulen, an denen das Abitur in neun Jahren abgelegt werden kann. Die Plätze werden verlost, der Zulauf ist groß. Das ist nicht ausreichend für die übergroße Mehrheit der G9-befürwortenden Eltern.

Wie ist die Situation in anderen Bundesländern?

Plesch-Krubner // In Baden-Württemberg sind wir eine Enklave. Außer den Stadtstaaten sind in Westdeutschland alle Bundesländer zu G9 zurückgekehrt. Die ostdeutschen Länder sind beim achtjährigen Gymnasium geblieben.

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Lobby für Schüler*innen sein: Das will Anja Plesch-Krubner mit dem „Volksantrag G9“ Foto // G9 jetzt! BW.

Aber dort ist das System traditionell gewachsen und nicht in einer Hauruckaktion entstanden. Zudem gehen dort weniger Schülerinnen und Schüler aufs Gymnasium. Dennoch wird auch in Thüringen die Einführung von G9 gefordert.

f79 // Warum nun der Volksantrag?

Plesch-Krubner // Da bisherige Petitionen und Eingaben folgenlos waren. Wir wollten uns aber erst einmal der Rückendeckung versichern. Daher haben wir im Juli vergangenen Jahres eine Videokonferenz organisiert und die Unterzeichner einer früheren G9-Petition eingeladen. Wir waren ganz aufgeregt, dass mehr als 300 Leute kamen. Da war klar, dass wir die notwendige Rückendeckung haben. Danach haben wir mit juristischer Hilfe einen Gesetzesentwurf aufgesetzt. Wenn wir bis November 39.000 Unterschriften zusammen haben, muss sich der Landtag öffentlich damit auseinandersetzen.

f79 // Wie viele Stimmen haben sie bisher?

Plesch-Krubner // Eine Zählaktion ist aufwendig. Bei der Bestandsaufnahme zur Halbzeit hatten wir an Pfingsten etwa 20.000 zusammen.

Info

f79 // Oftmals werden Kosten und Lehrermangel als Argument gegen G9 angeführt. Wie stehen Sie dazu?

Plesch-Krubner // Natürlich würde das Geld kosten, letztendlich etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Direkt nach Einführung des G9 käme es zunächst sogar zu einer personellen Entlastung, da etwa eine Mittelstufenklasse dann nur 32 statt 36 Wochenstunden hat. Das gestrichene Jahr hat zu einer Ersparnis geführt, allerdings ist die G8-Reform gescheitert. Als Ärztin in der Psychiatrie weiß ich, dass vor allem während der Pandemie Krankheiten wie Burnout und Angststörungen unter Schülerinnen und Schülern zugenommen haben. Es brennt lichterloh. Volkswirtschaftlich wird es teuer, wenn wir viele instabile und kranke Kinder – später dann womöglich zahlreiche weniger belastbare Arbeitnehmer – haben. Und den Lehrermangel halte ich für ein schlechtes Argument. An Gymnasien gibt es immer noch mehr Bewerber als offene Stellen.

f79 // Was geschieht, wenn Sie nicht genügend Unterschriften bekommen?

Plesch-Krubner // Das wäre schon sehr, sehr schade. Aber diese Möglichkeit verdränge ich

Wenn die Initiative bis zum 13. November 39.000 Unterschriften abgeben kann, muss sich der Landtag mit dem G9-Gesetzesentwurf befassen. Weitere Infos gibt’s unter: www.g9-jetzt-bw.de

Der Landesschülerbeirat begrüßt die Unterschriftensammlung für den Volksantrag. Sprecherin Jette Wagler betont: „Wir unterstützen die Forderungen nach G9, aber mit einem Schnellläuferzug mit G8 an jedem Gymnasium.“ Im Konzept des Volksantrags ist die bedarfsgerechte Bereitstellung von G8-Zügen beziehungsweise Schnellläuferklasssen enthalten.

aktuell noch und versuche lieber, weiterhin möglichst viele Menschen zu mobilisieren. Es geht um das Wohl der Schüler, sie haben nur eine Biografie. Wir wollen ihre Lobby sein. Wir sind zwar auch Teil des Bürgerforums. Bei diesem sollen zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger über die Zukunft der Gymnasien diskutieren. Allerdings halte ich das für unnötig. Da gibt es keine neuen Argumente. Was dort entschieden wird, ist nicht bindend. Allein unser Volksantrag zwingt die Politik, das Thema zu verhandeln. Ich glaube daran, dass G9 wieder eingeführt wird. In der Politik hat sich schon jetzt etwas getan.

Grafiken // freepik.com/rawpixel.com; freepik.com/freepik

Illustrationen // freepik.com/macrovector; freepik.com/julia_malinovskaya

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Freiburg, die sonnigste Stadt Deutschlands? So liest man es in Tourismus-Werbeanzeigen. Auch viele Freiburger*innen sind sicher, dass der Breisgau Sonnenhauptstadt ist. Aber stimmt das überhaupt? Eine Studie und ein Wissenschaftler haben schlechte Nachrichten für den Breisgau.

Freiburg hat das Münster, die Bächle – und natürlich Sonne satt. Aber sind wir wirklich die sonnenreichste Stadt der Republik? Eine Antwort darauf hat Andreas Christen. Er leitet den Lehrstuhl für Umweltmeteorologie an der Universität Freiburg und hat sich auf f79-Anfrage durch Daten des Deutschen Wetterdiensts (DWD) gewühlt.

Die gute Nachricht zuerst: „Wenn man sich Freiburg im Vergleich zu anderen deutschen Städten anschaut, haben wir schon sehr viele Sonnenstunden“, sagt Christen. „Mit Baden-

Württemberg liegt Freiburg auch im sonnenreichsten Bundesland Deutschlands.“

Doch es folgt die schlechte: Freiburg steht im Vergleich zu anderen Städten derselben Größenklasse nicht ganz oben auf dem Treppchen. Die Breisgau-Metropole belegt mit Blick auf das Jahr 2022 nur den 5. Platz im Ranking der sonnenreichsten Städte mit mehr als 50.000 Einwohnenden in Deutschland.

Den vom DWD erhobenen und vom Solarunternehmen Enpal zu einer Studie zusammengefassten Daten zufolge führt

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Text // Lenja Kruck Fotos // Jürgen Gocke; iStock.com/FooTToo Illustration // iStock.com/yuwnis07
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Warum der Breisgau kein Spitzenreiter in Sachen Sonne ist

Offenburg das Ranking an. Die Ortenau-Stadt liegt mit 2790 Sonnenstunden im Jahr deutlich vor allen anderen. Es folgen mit relativ geringem Abstand zueinander Pforzheim, Karlsruhe und Kempten (Allgäu). Und schließlich auf dem fünften Platz mit 2656 Sonnenstunden findet sich Freiburg.

Trostpflaster: Der SC Freiburg landete in der vergangenen Saison auch auf dem fünften Platz – und verbucht das als Erfolg.

Auffällig ist, dass alle Spitzenreiterinnen im Süden Deutschlands liegen – und das ist auch keine Überraschung. Da es in dieser Region generell sonniger und wärmer ist als im Rest der Republik, erklärt Christen. Wer zur sonnenreichsten Messstation des Landes will, muss aber die Großstädte verlassen: Sie liegt auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze. Das Gebirge an der Grenze zwischen Bayern und Tirol streckt sich bis auf 2962 Meter über dem Meeresspiegel. Grund für die vielen Sonnenstrahlen auf der Zugspitze ist, dass die meisten

Wolken unterhalb des Gipfels bleiben, erklärt Andreas Christen.

Dass Freiburg weit oben liegt, ist ebenfalls erklärbar: „Die Stadt ist wettertechnisch mit einer sehr günstigen geographischen Lage gesegnet“, erklärt Christen: und zwar im Windschatten der Vogesen. „An denen bleiben die aus dem Westen beziehungsweise vom Atlantik zu uns herüberziehenden Regenwolken hängen“, erklärt der Experte. Ein weiterer Benefit seien sogenannte Föhneffekte. Sie bringen der Stadt einen warmen, trockenen Wind.

Von Trockenheit ist Freiburg trotz viel Sonne nicht stärker betroffen als andere Orte. Im Osten Deutschlands stellen beispielsweise viele Regionen auch in diesem Jahr wieder Trockenheitsrekorde auf. In dieser Hinsicht profitiert Freiburg ebenfalls von seiner günstigen geographischen Lage. In diesem Fall hilft es, am Fuße des Schwarzwalds zu liegen: Beim Auftrieb der Luft über die Berge bilden sich, vereinfacht

ausgedrückt, viel wahrscheinlicher Wolken als über dem flachen Land, erklärt Christen. Vom entstehenden Niederschlag bekommen auch andere Ortschaften mehr mit, die näher am Schwarzwald liegen. Freiburg also mehr als Colmar. Kirchzarten profitiert am meisten, so Christen.

Dass Freiburg die Liste der sonnenreichsten Flecken Deutschlands anführt, kann man also nicht mehr wahrheitsgetreu behaupten. Dass wir uns über das Wetter aber nur auf hohem Niveau beklagen können, stimmt allerdings sehr wohl. Und die Sonne im Herzen hat man hier sowieso.

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Wetterexperte: Andreas Christen Sonne satt: Freiburg ist verwöhnt mit gutem Wetter – aber dennoch nicht die Nummer 1.

Die Harvard University gilt als eine der besten Talentschmieden der Welt. Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg war dort, MicrosoftGründer Bill Gates ebenso. Auch der Freiburger Hugo Hinze hat es an die Elite-Uni im US-amerikanischen Boston geschafft. Wie der 20-Jährige dort klarkommt und warum Partys dort echt komisch sein können, erzählt er im f79.

Text // Till Neumann Fotos // privat; iStock.com/Marcio Silva Illustrationen // freepik.com/storyset; freepik.com/Tetty Green; iStock.com/klyaksun; freepik.com/rocketpixel

Den Namen Harvard kennt fast jeder. Aber wie man an einer der bekanntesten Unis der Welt studiert, das weiß kaum einer. Hugo Hinze schon. Oder zumindest ein bisschen. Der 20 Jahre alte Freiburger ist seit einem Jahr dort. „Das ist natürlich ein bisschen ein krasses Umfeld“, erzählt er am Telefon. Viele seiner Kommiliton*innen hätten ihr Leben jahrelang strategisch danach ausgerichtet, nach Harvard zu kommen. Die Haltung sei dann oft: „Ich muss die oder der Beste sein und alles muss auf den ersten Versuch perfekt klappen.“

Dennoch fühlt er sich nicht umgeben von Brains. „Man merkt schon total, dass man in so einer Blase ist, von lauter Leuten, die hochgebildet sind.“ Dass in Vorlesungen deswegen nur Genie-Anmerkungen von Studierenden zu hören sind, das sei nicht so. „Die meisten Sachen sind relativ banale Statements – in große Wörter verpackt.“ Zumal es auch viele gebe, die es deutlich entspannter angehen. Gerade die internationalen Student*innen, mit denen er viel Zeit verbringt.

Der Freiburger muss sich nicht verstecken. Mit einem 1,0-Abitur am Droste-Gymnasium und jede Menge Engagement hat er den Sprung nach Harvard geschafft. Dafür musste er neben dem Zeugnis auch zwei Essays einreichen und darlegen, wie er sich in der Gesellschaft eingebracht hat. „Ich war kein Bundesmeister in irgendwas oder so, I don‘t know“, sagt Hugo. Dafür war er Schülersprecher, leitete ein Zirkusprojekt an einer Grundschule und mischte

bei Jugend musiziert mit. Zusätzlich zu seiner Bewerbung hatte er ein Kennenlerngespräch mit einem deutschen Harvard-Absolventen. Danach kam direkt die Zusage.

Ist damit ein Traum wahr geworden?

„Tatsächlich nicht“, sagt Hugo. In der zehnten Klasse war er für einen Austausch in den USA. Dort lernte er Leute kennen, die dort studieren. Seitdem hatte er das als Idee im Hinterkopf.

Hat den Sprung geschafft: Hugo Hinze aus Freiburg

Vor dem Abi hat er sich dann „relativ spontan“ beworben. Sein Gedanke: „Ich hab’ eh nichts zu verlieren.“ Ohne die Kontakte dorthin hätte er das nicht gemacht. „Wenn man sich da als internationaler Bewerber blind bewirbt, ist es einfach deutlich schwieriger, weil man dieses System gar nicht versteht.“

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Wie ein Freiburger an der Elite-Uni Harvard klarkommt

Sein Unileben ist intensiv: „Es ist auf jeden Fall ganz anders, als was ich von meinen Freunden höre, die hier in Deutschland studieren.“ Zum einen, weil alle auf dem Campusgelände wohnen. „Eigentlich leben alle zusammen in so einer Blase und die verlässt man relativ selten“, erklärt er. Die Kurse seien meist machbar. Die Menge des Stoffs aber eine Herausforderung. Als Spätaufsteher belegt Hugo keinen Kurs vor 10.30 Uhr. Dafür arbeitet er oft mit anderen bis 2 Uhr in die Nacht hinein.

Viel zu tun ist definitiv. „Aber dadurch, dass man zusammen auf dem Campus wohnt, ist es gleichzeitig ein total soziales Umfeld“, berichtet Hugo. Auch am Wochenende muss er lernen. Zeit für Partys ist dennoch. Doch die sind überraschend anders: „Deutlich schlechter“, sagt Hugo. Alkohol dürfe man erst ab 21 Jahren kaufen. Das interessiere die 18-Jährigen auf dem Campus aber wenig. „Die denken, sie sind von allen Fesseln befreit und können richtig loslegen.“ Viele stürzten dann total ab. Um Mitternacht sei Sense.

Auch sonst ist das Leben dort eine Umstellung: „Es ist so eine andere Welt.“ Alles sei sehr schnell und komfortorientiert. Statt der U-Bahn nehmen die meisten lieber Uber. Nachhaltigkeit sei kein großes Thema. „Bitter“ findet Hugo das. In solchen Momenten trauert er Freiburg nach. Die Berge und die Natur fehlen ihm genau wie das langsamere und bewusstere Leben im Breisgau.

Sicher ist für Hugo auch: Ein zweiter Bill Gates oder Mark Zuckerberg will er nicht werden. Im nächsten Semester wird er sich nach der Orientierungsphase für einen Studiengang entscheiden. Wahrscheinlich werden es Sozialwissenschaften und Philosophie. Allein das sei keine Kombination für eine Tech-Traum-Karriere. Hugo sieht es entspannt. Nach dem Bachelor zieht es ihn wohl zurück nach Europa. Was genau er werden möchte, entscheidet sich erst in einigen Jahren.

Wer sich für Harvard interessiert, kann Hugo per Instagram über das Profil @hugo.hinze oder per Mail an hugohinze@college.harvard.edu kontaktieren.

AUSLANDSJAHR
Für viele ein Traum: Die Universität Harvard im US-amerikanischen Boston gilt als eine der besten Unis der Welt. Ein Freiburger mischt dort mit.

Eine Nacht im Trekking-Camp – ein Selbstversuch

Es ist der Traum eines jeden Naturliebhabers: Die Siebensachen in den Rucksack werfen, an einem Sommertag in den Wald aufbrechen und abends irgendwo sein Lager aufschlagen. Das leise Geraschel des Waldes wiegt dich unter dem Sternenhimmel friedlich in den Schlaf. Wie gut klappt das in einem der neun Trekking-Camps im Schwarzwald? f79-Autorin Lenja Kruck hat’s getestet.

Foto // iStock.com/South_agency Illustration // freepik.com/user4682099

Wie so oft hat die deutsche Gesetzgebung was gegen den unschuldigen Traum: Wildcampen ist hierzulande verboten – anders als im Baltikum, Skandinavien oder Schottland. Auch beim Biwakieren (dem Übernachten unter freiem Himmel ohne Zelt) bewegt man sich hier in einer rechtlichen Grauzone.

Doch der Schwarzwald ist eine Ausnahme. In einer der beliebtesten Trekkingregionen des Landes gibt es seit 2017 sogenannte TrekkingCamps. Hier im Naturpark Südschwarzwald ist Wildcampen also unter gewissen Bedingungen erlaubt. Eine Nacht kann man legal mitten im Wald verbringen. Wie gut das klappt? Ich habe das Abenteuer gewagt und bin mit ein paar Gleichgesinnten aufgebrochen. Unser Ziel: ein Camp unweit von Freiburg.

Zwölf Euro kostet einer der drei Zelt-Stellplätze. In der Nebensaison zahlt man das auch auf einem normalen Campingplatz. Die Buchung des Trekking-Camps geht online. Aber Achtung: Die Plätze sind oft schon Monate im Voraus ausgebucht. Wir finden dennoch einen passenden Tag – und bekommen nach der Buchung eine E-Mail mit den genauen Koordinaten. Dazu gibt’s eine Wegbeschreibung zum Camp. Es ist – zumindest theoretisch – im Vorhinein nicht auf offiziellen Karten zu finden. Sonst könnte man dort ja ohne Buchung übernachten. Wir haben Glück: Zwischen dutzenden ausgebuchten Nächten ist ausgerechnet eine von Samstag auf Sonntag noch frei. Von der Endstation der Tramlinie nach Günterstal geht es für uns los. Die Route planen wir mit dem digitalen Reiseführer Outdooractive.

SPORT
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Die Trekking-Camps sind im Schwarzwald verteilt. Die genauen Koordinaten bekommen Wandernde nach der Buchung.

Mit ausgiebigen Pausen dauert die Wanderung etwas über zweieinhalb Stunden. Wir überwinden stolze 650 Höhenmeter innerhalb von achteinhalb Kilometern.

Auf das Camp stoßen wir dann ziemlich unvermittelt; es liegt recht nah an einem Forstweg. Auf der anderen Seite führt ein kleiner, aber frequentierter Wanderpfad entlang. Nicht ganz die Abgeschiedenheit, die wir uns ausgemalt hatten, aber das wird sich in den späteren Abendstunden noch legen.

Das Camp verfügt über ein Trockentoiletten-Häuschen: Hier gibt es keine Spülung, stattdessen schippt man nach dem Toilettengang eine Schaufel Rindenmulch hinterher,

Trekking-Camps

um den Kompostierprozess voranzutreiben und Geruchsbildung zu verringern. Außerdem gibt es eine Feuerstelle mit rustikalen Holzbänken; auf dem Grillrost ist mit Kabelbindern allerdings die Warnung befestigt, dass aufgrund der hohen Waldbrandgefahr Lagerfeuer leider nicht erlaubt sind.

Der in der Wegbeschreibung erwähnte Brunnen entpuppt sich als in eine Holzrinne kanalisierter Bach. Naiverweise haben wir keinen Wasserfilter dabei; Schaden genommen hat bis zum Redaktionsschluss von dem Wasser allerdings niemand.

Gegen Abend kommt noch ein Mountainbiker, der ebenfalls einen Platz gebucht hat;

Seit Mai 2017 können Naturbegeisterte im Schwarzwald ihr Zelt ganz legal im Wald aufstellen. Neun Trekking-Camps stehen zur Auswahl zwischen Baden-Baden und Freudenstadt. Sie können online gebucht werden auf www.nationalpark-schwarzwald.de. Möglich ist das von Mai bis Oktober. „Die Camps liegen abseits der Ortschaften und sind nur zu Fuß zu erreichen“, informiert der Nationalpark. Wasser und Verpflegung müssen die Trekker*innen selbst mitbringen, Müll muss wieder mitgenommen werden. Vor Ort gibt es Stellplätze für bis zu drei Zelte, eine Feuerstelle, ein kleines Toilettenhäuschen. Eine Nacht kostet zwölf Euro pro Zelt und Nacht.

er ist freundlich, aber etwas schweigsam. Wahrscheinlich die Erschöpfung. Gemeinsam lösen wir ein Problem mit seinem Campingkocher, dann kriecht er in sein Zelt. Noch während zwischen den Buchenstämmen die Junisonne untergeht.

Wir haben uns ob des guten Wetters für eine Übernachtung unter freiem Himmel entschieden. Wegen der spitzen Steine auf dem Untergrund sorgen wir uns ein wenig um unsere Isomatten, aber die Sorge erweist sich als unberechtigt. Und Sterne kommen trotz der noch aus Freiburg wirkenden Lichtverschmutzung auch einige hervor.

Was wir mitnehmen: eine schöne Nacht im Wald unter dem Sternenhimmel für relativ kleines Geld. Zwei entschleunigende, wenn auch etwas anstrengende Wanderungen durch den Schwarzwald. Und einige Mückenstiche.

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Foto // Sebastian Schroeder Esch Die Ausstattung vor Ort ist rustikal: eine Grillstelle, ein Öko-Klo und eine einfache Wasserstelle. Foto // Andreas Schaefer; Illustation // freepik.com/freepik
BIOLOGIE
Freiburger Apnoe-Spezialist Nik Linder gibt Tipps zum Abschalten

Entspannt in den Tag starten. Oder innerhalb von Minuten einschlafen –und das alles nur mit der richtigen Atemtechnik. Apnoe-Taucher Nik Linder zeigt in seinem Workshop beim Freiburger Studierendenwerk sechs jungen Menschen, wie sich Alltagsstress und Prüfungsangst wegatmen lassen. Die Tipps vom Meister der richtigen Atmung lassen sich auch unterwegs anwenden und versprechen nebenbei eine nachhaltig junge Lunge. f79-Autorin Sabrina Reitnauer war dabei.

Der mehrfache Weltrekordhalter im Apnoe-Tauchen muss es wissen. Mit nur einem Atemzug schafft Nik Linder es, bis zu 6.33 Minuten unter Wasser zu bleiben. Linder kennt sich also mit Atemtechniken bestens aus: „Vor dem Tauchen müssen wir erst mal lernen, richtig zu atmen.“ Und das gilt auch für den Alltag. Seine Atemübungen sollen Stress und Anspannung vorbeugen. Vor Klassenarbeiten, Vorstellungsgesprächen oder sonstigen Prüfungen kann das Gold wert sein.

Im 90-minütigen Workshop verbindet der Atemspezialist theoretisches Grundwissen mit praktischen Tricks. Ziel ist es, im Alltag auch zwischendurch richtig und gesund zu atmen. Also sauerstoffhaltige Entspannung to go. Nik Linder muss wissen, wie das geht. Er hat mehrere Weltrekorde aufgestellt. Unter anderem im Streckentauchen unter Eis – mit und ohne Flossen. 108 Meter weit kam er dabei im Jahr 2011 in Österreich. 2022 umrundete er als erster Mensch schwimmend unter widrigsten Bedingungen den Bodensee.

Atmung ist dabei das A und O für Linder. Er verrät: Die Entspannung gelingt dabei mit tiefen und effizienten Atemübungen und ein bisschen Muskeltraining für die Lunge. Die maximale Lungenkapazität von fünf bis sechs Litern soll dabei bestmöglich genutzt werden. Durch gezielte Übungen für die Atemmuskulatur – besonders für das Zwerchfell und die Muskeln zwischen den Rippen – werden die Atemzüge der Workshop-Teilnehmerinnen ruhiger und bewusster. Linder führt uns zunächst in die Bauch- beziehungsweise Vollatmung ein. Alle atmen tief in den Bauch ein und dann kontrolliert aus. Das schafft ein erstes Bewusstsein für den eigenen Atemapparat. Highlight des Workshops ist die GorillaÜbung: Die Kursteilnehmerinnen atmen tief ein, halten die Luft an und trommeln sich zuerst mit den Fingerspitzen, dann mit den Handflächen und schließlich mit den Fäusten auf die Brust. Beim Ausatmen beugen sich schließlich alle nach vorne und pressen auch das letzte bisschen Luft aus der Lunge. Die Gorilla-Technik versorgt den Körper nicht nur mit einem Energieschub, sondern bringt auch einen ordentlichen Push fürs Selbstbewusstsein.

Linder hat auch eine passende Technik in petto für alle, die Probleme mit dem Einschlafen haben: Eine tiefe Bauchatmung, gerne mit einem leichten Gewicht auf dem Unterbauch, soll die nötige Entspannung verschaffen und die eigene Atemfrequenz regulieren. Der Weltrekord-Atem-Profi geht während des Workshops immer wieder auf pneumologische Hintergründe ein und erklärt Wissenswertes zur eigenen Atmung in Kombination mit Yoga-Übungen und Entspannungstechniken. Am Ende des Workshops gibt es durchweg positives Feedback für den sympathischen Nik Linder und seine Atemübungen mit ApnoeBackground. Er bietet seine Kurse nicht nur für Studierende an; alle Altersklassen können bei ihm das bewusste und gesunde Atmen lernen. In seinem Programm „Atemlust“ in der Keidel Therme (Atemtechniken & Meditation bzw. Atempause im Wasser) und seinen auf Achtsamkeit basierenden Kursen („Rückgrat“) in Kenzingen lehrt er seine bewährten Methoden zur richtigen Atmung. Wer sich für weitere Techniken rund ums gesunde Atmen interessiert, findet auch in seinem Buch „Gesund atmen, fit bleiben“ wertvolle Tipps.

Mehr auf www.niklinder.com

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Richtig atmen ist für Linder das A und O. Rekordtaucher: der Freiburger Nik Linder Fotos // privat; iStock.com/maczkus

Fast jeder hat sie, fast jeder braucht sie: Kopfhörer. Doch bei vielen Fragen scheiden sich die Geister: Muss es Bluetooth sein? Ist Weiß am coolsten? Taugen die günstigen auch was? Welche Kopfhörer passen also am besten zu dir? Mit dem f79-Test kannst du ganz einfach rausfinden, was für ein Kopfhörer-Typ du bist. Zähle dazu die Buchstaben hinter den Antworten zusammen. Welcher taucht am häufigsten auf? Die Auflösung gibt’s auf der nächsten Seite.

1. Besitzt du Kopfhörer?

a) Was für eine doofe Frage. Natürlich! M

b) Nein. G

c) Die fliegen irgendwo rum, hab aber schon wieder vergessen wo. Z

d) Sind grade kaputt. K

2. Bluetooth oder nicht?

a) Weiß ich nicht, müsste meine Kopfhörer erst mal finden G

b) Egal, Hauptsache ultra fetter Sound Z

c) Nie wieder Kabel! M

d) Was ist noch mal Bluetooth? K

3. Wie viele Stunden Musik hörst du pro Tag?

a) Wenn‘s hoch kommt eine halbe Stunde. K

b) Ich laufe immer mit Kopfhörern rum, also nonstop. M

c) Gar nicht. Ich brauche die Dinger zum Zocken. Z

d) Wenig. Ich lese lieber. G

4. Was ist bei Kopfhörern wichtig?

a) Der Retro-Look G

b) Dass sie ballern Z

c) Der bestmögliche Sound K

d) Ein Apfel drauf M

5. Musik sollte ...

a) man immer hören M

b) man genießen K

c) nach Action klingen Z

d) man sich hin und wieder gönnen G

TEST
Text // Jennifer Patrias Foto // iStock.com/Deagreez Illustration // iStock.com/Alhontess

6. Wer ist dein/e Lieblingssänger*in?

a) Taylor Swift G

b) Ed Sheeran K

c) Billie Eilish M

d) The Weeknd Z

7. Deine perfekte Freizeitbeschäftigung?

a) Ein Spaziergang im Wald K

b) Kino Z

c) Mit Freunden und guter Musik am See abhängen M

d) Ein gutes Buch lesen G

8. Wie oft hast du deine Kopfhörer schon in die Ecke gepfeffert, weil sie dir auf den Keks gegangen sind?

a) Ich liebe meine Kopfhörer und mache so etwas nicht. M

b) Kommt alle zwei, drei Tage vor. K

c) Nie, weil ich ganz gut ohne zurechtkomme. G

d) Hab’ nicht mitgezählt. Z

9. Ein Leben ohne Kopfhörer ist ...

a) nicht lebenswert M

b) ein Segen G

c) Ich verstehe die Frage nicht. Z

d) in Ordnung, aber kein Muss K

10. Für was nutzt du deine Kopfhörer?

a) Zum Sport M

b) Auf dem Weg zur Schule K

c) Meistens an der Konsole Z

d) Um die umliegenden Leute nicht zu stören G

TEST 19 f79 // 09.23

K Klassische Kabelfreundin

Du hörst deine Musik am liebsten mit Kopfhörern, deren Kabel noch in die Ladebuchse des Handys gesteckt werden. Neumodische Smartphones ohne Kopfhöreranschluss verachtest du – außerdem sind die viel zu kompliziert. Dir ist es egal, ob es bereits kabellose Stöpsel gibt oder die neueste Version auf dem Markt ist: Warum teures Geld ausgeben, wenn das Altbewährte noch gut funktioniert? Und eh besser klingt! Sollte doch mal eine Apokalypse ausbrechen und das Bluetooth ausfallen, bist du klar im Vorteil. Es sei denn, die Zombies beißen auch Kabel durch. Falls das doch mal den Geist aufgibt, gibt’s ein neues. Easy.

M Moderne Musikliebhaberin

Dein Leben dreht sich abseits der Schule nur um Musik. Daher war es für dich ein Segen, als die ersten kabellosen Kopfhörer auf den Markt gekommen sind. Schluss mit dem ewigen Kabelsalat und der begrenzten Beweglichkeit. Stattdessen kann man sich beim Sport endlich frei bewegen und muss keine Angst mehr haben, dass die Kopfhörer aus den Ohren fliegen. Praktisch für dich: Das mobile Ladegerät und die Isolation gegen die Außengeräusche. So kannst du nicht nur nonstop unterwegs Musik hören, sondern auch die Welt um dich herum vergessen – und all deine Lieblingslieder auswendig lernen.

Z Zielstrebiger Zocker

Kopfhörer ohne integriertes Headset kommen bei dir nicht ins Haus. Modelle, die man sich einfach nur in die Ohren steckt, brauchst du nicht unbedingt. Besser sind klassische Bügelkopfhörer mit Mikro dran. Die katapultieren dich in eine andere Welt und fallen nicht runter, wenn du bei League of Legends mal wieder vollkommen eskalierst. Außerdem musst du ja mit deinen Gamer-Kolleg*innen in Kontakt bleiben. Auch in deiner Freizeit stehst du auf den Sound von On-Ear-Kopfhörern. Durch die mega gute Isolation drücken sie nervige Umgebungsgeräusche einfach weg. Und stylish findest du sie auch noch. Vor allem, weil so was fast keiner mehr trägt.

G Gemütliche Genießerin

Du lebst ein Leben abseits der Musik. Beyoncé, Linkin Park und Harry Styles sind zwar Namen, mit denen du etwas anfangen kannst. Du willst sie aber nicht ständig um dich herum haben. Lieber genießt du die Stille der Natur in vollen Zügen, machst lange Spaziergänge und nimmst in dir auf, was um dich herum passiert. Und wenn du dich zum Entspannen ein wenig zurückziehen möchtest, steckst du deine Nase viel lieber in ein gutes Buch, anstatt das neue Album von Blink-182 zu hören. Und falls du doch mal Lust auf gute Musik hast, greifst du einfach zum Radio und lässt dich nebenher berieseln.

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Foto // iStock.com/DragonImages Foto // iStock.com/alvarez Foto // iStock.com/Beli_photos Foto // iStock.com/RyanKing999
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