Freizeit Trendsport
Shooterspiel mit Strahlenkanone
Lasertag ist angesagt – auch in Freiburg / Kritiker finden es gewaltverherrlichend, Wissenschaftler nicht
H
Fotos: © tln, Felix Groteloh
ektische Musik dröhnt durch die Arena, Nebel steigt auf, Neonlichter leuchten. Atemlos verfolge ich einen Gegner. Mit meinem Phaser ziele ich auf seine leuchtende Weste. Der grüne Laserstrahl trifft ihn immer wieder. Doch plötzlich tauchen zwei weitere Gegner auf. Sie markieren mich wild entschlossen mit den roten Strahlen ihrer Phaser. Schnell verziehe ich mich hinter eine der Schutzwände. Beim Selbstversuch im Laser Space Freiburg an einem Sonntagnachmittag ist die Arena proppevoll. Junge Männer, aber auch Frauen und viele Kinder drängeln sich im Vorraum. Die Halle hat im November eröffnet, das hat sich rumgesprochen. „Das ist ein erlebtes Videoshooterspiel, hier kann man diesen Reiz austesten ohne negative Konsequenzen“, sagt Arno Flesch, Geschäftsführer der Arena. Dass Lasertag sich derzeit rasend schnell in Deutschland ausbreitet, liegt für den 47-Jährigen vor allem an US-Fernsehserien: In „How I 20 CHILLI März 2015
Met Your Mother“ etwa wird regelmäßig „gelasert“. Früher bildete das US-Militär mit Lasertag Soldaten aus. Dann wurde es zum Freizeitsport, schwappte nach Europa. Bevor es nach Deutschland kam, etablierte es sich in Frankreich. Dort spielte Flesch früher mit Kollegen. Dann kam die Idee auf, selbst eine Halle zu eröffnen. Kritik kam ihm bisher kaum zu Ohren, sagt er. „Dem haben wir gleich den Wind aus den Segeln genommen“, sagt Flesch. Es gebe weltweit 250 verschiedene Arten von Lasertag. „Bei manchen sieht die Ausrüstung aus wie bei einem SWAT-Team (eine US-Spezialeinheit). Bei uns ist das eher außerirdisch, spacig, ein Familienspaß.“ So reibungslos wie in Freiburg geht es nicht überall zu. Christina Richtmann ist Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft in Neu-Ulm. Sie hat sich im Herbst im Gemeinderat klar gegen den Bau einer Halle in ihrer Stadt positioniert: „Das ist eine Form von Kriegsspiel, auch wenn die Betreiber das run-
terspielen“, wettert sie im Gespräch mit dem chilli. Getestet hat sie Lasertag nicht. Den Vergleich zu Wasserspritzpistolen und Faschingsknallerei lässt sie nicht gelten: „Mich stört, dass das institutionalisiert wird und sogar Kindergeburtstage dort gefeiert werden.“ Ihr Fraktionskollege Andreas Schuler pflichtet ihr bei: „Unter 18-Jährige zielen auf Personen. Das ist bedenklich.“ Stoppen können sie den Bau nicht. Im März soll die Halle öffnen.
Gelassen: der Geschäftsführer des Laser Space Freiburg, Arno Flesch