Bauen & Wohnen

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Projektentwickler

»Politisch peinlich« Peter Unmüßig über den KfW-Wirrwarr und die Auswirkungen auf Dietenbach

So soll es mal aussehen: Im neuen Stadtteilzentrum in Landwasser werden auch 180 Wohnungen sein.

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Visualsierung: © WWA Wöhr Heugenhauser Architekten, München

eter Unmüßig, mit seiner Firmengruppe größter Projektentwickler in der Region, regt sich selten auf. Dafür ist der 70-Jährige zu lange im Geschäft. Wer aber von ihm wissen will, wie er den abrupten Stopp der KfW-Förderung durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einordnet, erlebt einen durchaus aufgebrachten Baufachmann. „Sind wir jetzt endgültig zur Bananenrepublik geworden“, fragte Unmüßig kurz nach der Bekanntgabe. Die Entscheidung sei „politischer Wahnsinn, in jeder Hinsicht kontraproduktiv“. Ob Habeck wisse, wie viele „kleine Leute“ jetzt um ihr Reihenhäuschen bangen? Welche Auswirkungen das auf die Investitionsbereitschaft der Privatwirtschaft habe? Wie viele Prozesse nun angestoßen werden? Auch die UnmüssigGruppe war von der Entscheidung „völlig überrascht“ worden. Mit dem Salto rückwärts sei Habeck zwar „ein bisschen zu rechtsstaatlichen Selbstverständlichkeiten“ zurückgekehrt, der ganze Vorgang habe einen „erschreckend unprofessionellen“ Beigeschmack: „Politisch ist das peinlich.“ Wenn der Gesetzgeber, wie angekündigt, bald nur noch KfW-40-Häuser fördere, „dann wird sich in diesen die Miete um deutlich über einen Euro erhöhen“. Bei einer 60-Quadratmeter-Wohnung mache die KfW-40-Bauweise im Vergleich zum Gesetzesstandard Mehrkosten in Höhe von rund 20.000 Euro aus – 330 pro Quadratmeter – und durch die 30 | chilli | bauen & wohnen | 02.2022

dicken Dämmpakete verliere jede Wohnung zudem noch anderthalb Quadratmeter an Fläche. Das Motto „Runter mit der Förderung, hoch mit den Anforderungen“ werde bundesweit deutliche Bremsspuren im Wohnungsbau zeigen. Es konterkariere das politische Ziel, künftig jedes Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen. Bauen zu lassen. Das gelte dann auch für Freiburgs geplanten Stadtteil Dietenbach, wo knapp 7000 Wohnungen gebaut werden sollen. „Die Stadt hat ja das Ziel, vor allem bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Das ist ein hohes Gebot. Aber KfW-40 verteuert das Bauen, und die vielen anderen Wünsche an den Stadtteil werden es auch teurer machen“, sagt Unmüßig. Dietenbach, so seine Prognose, werde eher mietpreistreibend denn dämpfend sein. Der Projektentwickler geht von Baulandquadratmeterpreisen rund um 1500 Euro aus. Angesichts der Forderung, dass 50 Prozent öffentlich geförderter Mietwohnungsbau sein müsse, „für den höchstens 700 Euro Grundstücksanteil verkraftet werden können“, müsse das mit dem frei finanzierten Wohnungsbau subventioniert werden. Und das bedeute dort 2200 Euro Grundstücksanteil pro Quadratmeter Wohnfläche. Unter 7500 Euro, glaubt Unmüßig, werden Käufer im Stadtteil keinen neuen Quadratmeter kaufen können. „Man muss befürchten, dass hier mittelfristig eine soziologisch gesunde Struktur der Stadt verloren geht.“ Es müsste „die heiligste Aufgabe des Oberbürgermeisters“ sein, so viel öffentliche Förderung wie möglich vom Bund nach Freiburg zu holen.

»Herzensangelegenheit in Landwasser« Derweil läuft in Landwasser der Bau des 175 Millionen Euro teuren und 30.000 Quadratmeter fassenden neuen Stadtteilzentrums, das Mitte 2024 fertig sein soll und neben Einzelhandels- und Büroflächen auch rund 180 Mietwohnungen bringen wird. „Das wird die Stadtteilmitte stärken und die Nahversorgung sichern“, sagte OB Horn beim Spatenstich. Unmüßig bezeichnet das Projekt als „Herzensangelegenheit“, weil sein Vater Adolf das alte Einkaufszentrum Anfang der 1970er-Jahre gebaut hatte. „Wir errichten hier ein neues Stadtteilzentrum mit dem Anspruch auf höhere Lebensqualität und Nachhaltigkeit für die Bürgerschaft in bar Landwasser“, sagte er beim Spatenstich.


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