Stadtentwicklung
»Wir haben noch einige Baustellen« Baubürgermeister Martin Haag über Dietenbach und Kleineschholz
D
Foto: © bar
as Freiburger Rathaus plant weiter am größten Städtebauprojekt in Deutschland, dem Dietenbach. Und will erstmals in der Geschichte der Stadt mit Kleineschholz ein ganzes Neubaugebiet nur von gemeinwohlorientierten Unternehmen bauen lassen. Im Gespräch mit chilli-Chefredakteur Lars Bargmann spricht Baubürgermeister Martin Haag über Kritiker, Erbbaurechte und darüber, worüber er nicht sprechen möchte. B&W: Der neue Stadtteil Dietenbach soll neben vielen anderen Eigenschaften auch „klimaneutral“ sein. Gegen das zentrale Energiekonzept gab es indes vielstimmige Kritik, durchaus aus berufenem Munde. Die Wärmekonzession ist dennoch auf Basis der Studie des Büros EGS-plan ausgeschrieben worden. Warum? Haag: Für uns hat das eine hohe Bedeutung, das Konzept ist die Grundvoraus12 | chilli | bauen & wohnen | 02.2022
setzung für einen klimaneutralen Stadtteil. Wir nehmen das sehr ernst und nehmen für uns in Anspruch, das beste Konzept gefunden zu haben. Die von den Kritikern angeführten Lösungen sind in dem Maßstab des neuen Stadtteils eine große Herausforderung, und es ist auch nicht klar, wo sie hinführen würden. Übrigens ist ja auch zu erwähnen, dass sich etwa das Freiburger Ökoinstitut oder das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme den Kritikern nicht angeschlossen haben. B&W: Der Gemeinderat hat die Verwaltung aufgefordert, zu prüfen, ob sich anstelle der – wegfallenden – KfW-55Förderung der ambitionierte Kf W40-Standard in der Ausschreibung vorgeben lasse. Das Rathaus hat das zunächst abgelehnt … Haag: KfW-40 soll laut Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ab 2025 ohnehin genereller Standard werden. Dann gehen wir da mit. Alles andere wäre nicht mehr zeitgemäß.
B&W: Fünf Prozent der Fläche soll vom zentralen Wärmeversorgungskonzept „unbelastet“ bleiben, um welche Flächen geht es? Haag: Fünf Prozent sind eine Menge Holz, da reden wir dann von 350 Wohnungen. Dort könnte im Wege von Konzeptvergaben etwas noch Innovativeres entstehen. Allerdings müssen die Bewerber dann aufzeigen, wie sie noch besser als wir mit unserem Energiekonzept sein wollen. Und da sind wir gespannt. B&W: Werden die fünf Prozent anteilig durch die sechs Bauabschnitte ermöglicht? Haag: Das ist noch nicht entschieden, im 1. Bauabschnitt werden wir das aber nicht machen. Wir werden dem Gemeinderat für die folgenden Bauabschnitte 2 bis 4 mehrere Baublöcke vorschlagen, in denen keine Pflicht besteht, sich ans Wärmenetz anzuschließen. B&W: Der Gemeinderat will noch eine Zweitmeinung für den Wasserstoff-Elektrolyseur. Wie ist der Stand der Dinge?