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GRILL CODEX VORWORT

Das hier ist ein Grillbuch. Vielleicht das zigmillionste, das es gibt. Und wenn ihr euch jetzt fragt, ob man das überhaupt noch braucht, dann kann ich euch eins versprechen: Der Grill-Codex ist nicht irgendein Grillbuch. Es ist mein Grillbuch! Denn hier geht es um meine Art des Grillens und was ich damit verbinde.

Grillen ist für mich etwas sehr Ursprüngliches, denn es waren sicher die ersten kulinarischen Highlights meines Lebens, wenn irgendwo gegrillt wurde. Los ging das schon bei den Asterix-Comics, wo bestimmt in jedem Band ein Wildschwein über offenem Feuer gebraten wurde und mir schon beim Anschauen der Bilder das Wasser im Mund zusammenlief. Sofort denke ich auch an die Volksfeste bei uns im Bayerischen Wald und das Beste, was man sich dort bestellen kann: ein echtes BierzeltGrillhendl! Jeder, der schon einmal so eins gegessen hat, weiß, wovon ich spreche. Die krosse Haut, die würzige Marinade, das langsam herabtropfende Fett und sogar das Zitronentuch, das man dazubekommt, um sich hinterher die Finger sauber zu machen – all das ist ein Erlebnis, das es so nur im Bierzelt gibt und das man niemals einfach so zu Hause nachmachen könnte.

Es ist immer etwas Besonderes, wenn irgendwo gegrillt wird. Ob es sich um eine Grillparty mit Freunden handelt, um ein Dorffest, wo man gerne Schlange steht für das marinierte Nackensteak in der Semmel, oder um den Christkindlmarkt, wo das ganze Dorf sich am Bratwürstlstand trifft. Wenn wir grillen, kommen wir zusammen und zelebrieren eine besondere Form der gemeinsamen Essenszubereitung.

So haben wir das auch immer bei uns zu Hause im Hotel „Waldschlössl“ gemacht. Wir hatten oft Busgruppen im Haus, die zwei Wochen am Stück blieben. Kurz vor der Abreise durften sie noch ein ganz besonderes Fest erleben: einen Grillabend bei uns im Biergarten. Dieser Abend sah so aus, dass der Chefkoch, mein Papa, beim Metzger jede Menge Würstl bestellt hat, die dann schön langsam auf einem einfachen Elektrogrill aus Aluminium gebraten wurden. Dazu gab es verschiedene Salate, Brot, eine Halbe Bier, fertig. Das war so einfach, wie man es sich nur vorstellen kann, und trotzdem für die Gäste und auch für uns immer etwas Besonderes. Heute würde man sagen, es war die ursprünglichste Form von „Frontcooking“ bei einem BBQ-Event.

Auch in meiner Jugend spielte das Grillen immer eine Rolle. Meine Heavy-Metal-Kumpels zum Beispiel hatten vielleicht nie etwas mit Kulinarik am Hut, gegrillt haben sie trotzdem voller Leidenschaft. Sie wären vielleicht nie auf die Idee gekommen, einen Kuchen zu backen oder eine Gemüsesuppe zu kochen, doch wenn’s ums Grillen ging, da blitzten bei jedem die Augen. Wenn wir zu einem Festival fuhren und jemand stellte abends einen klappbaren Holzkohlegrill auf den Boden und legte ein paar einfache Steaks darauf, waren wir die glücklichsten Menschen der Welt.

Diese kleinen Beispiele zeigen vielleicht, wie sehr diese Form der Essenszubereitung auch bei uns verwurzelt ist.

Grillen ist natürlich ein trendiges Format, aber es ist auch gesellschaftliches Kulturgut.

Beim Grillen kommen die Menschen zusammen, und das Kochen mit Feuer sorgt für ein Gefühl, das mit Sicherheit ganz tief in uns verankert ist. Irgendwann hat vermutlich ein Steinzeitmensch herausgefunden, dass sein Mammut noch ein bisschen besser schmeckt, wenn er es eine Weile übers Feuer hält. Und auch heute ist es noch so: Wenn man am Lagerfeuer sitzt, zusammen sinniert und jeder hält ein Stockbrot oder ein Bratwürstl ins Feuer, dann ist doch die Welt meistens ganz in Ordnung.

Es gibt zig Formen von Grillen, und jede davon ist sensationell. Ich möchte euch in diesem Buch meine Wurzeln, meine „roots“ näherbringen, aber ich nehme euch auch mit auf meine Reisen rund um die Welt, von Australien bis Argentinien, wo ich so viel gesehen, gesammelt und gegrillt habe.

Und ja: Vielleicht gibt es schon eine Million Grillbücher – aber für dieses hier ist es trotzdem höchste Zeit. Denn eins ist für mich ganz sicher: Grillen ist kein Trend – es ist Kult.

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