Erklär mir Liebe

ERKLÄR MIR LIEBE

VORSTELLUNGEN

11. Februar 2019 Bühnenhalle der Bischof-Neumann-Schule, Königstein im Taunus

13. Februar 2019 Bürgerhaus Neuenhain, Bad Soden am Taunus

19 Uhr, Eintritt frei

Abschlusspräsentation des KUNSTVOLL-Projekts der Freien Musikschule in Bad Soden e.V. in Kooperation mit der Bischof-Neumann-Schule in Königstein im Taunus Das Projekt „ERKLÄR MIR LIEBE“ wurde gefördert durch das Programm KUNSTVOLL des Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie durch die NASPA-Stiftung, Mainova AG, Frankfurter Volksbank eG sowie das BluesHaus Bad Soden e.V.

MITWIRKENDE

Schülerinnen und Schüler zweier Musikgrundkurse der Einführungsphase geleitet von Mechthild Geißler und Monika Genzler:

MUSIK-ENSEMBLE Killian Bommersheim (Trompete), Sebastian Fiebiger ( E-Gitarre), U-Jin Hong (Violine), Pauline Kaltenbach (Saxophon), Louisa Keck (Viola), Sarah Keck (Violine), Jan Korte (Piano), Selma Pfeffer (Oboe), Solveigh Tempels (Violine), Julius von Parpart (Gesang)

ELEKTRO SOUNDS Leonid Ahrens, Johann Dahmen, Benedict Krüger, Simeon Leick, Niklas Sinzig

TEXTE Michelle Arnold, Anna Gebhard, Florian Heß, Laura Kolz, Sarah Marie Lanz, Markus Ochs

LICHTKUNST Carl Beiderlinden, Jan Blessing, Markus Müller, Aimeé Reincke, Laurenz Rathmanner, Antonia Sonnemann, David Ubber, Lennart Uhrig

LEITUNGSTEAM Christoph Collenberg (Elektro Sounds), Dominikus Landwehr (Lichtkunst), Caroline Rohmer (Texte), Martin Sadowski (Musik-Ensemble)

Kร NSTLERISCHE GESAMTLEITUNG Simon Mรถllendorf

PROJEKTLEITUNG Roswitha Lechthaler

Ich glaube auch, dass Liebe für jeden was anderes ist, aber … ich denke, im Endeffekt fühlen wie alle das Gleiche.

Die Frage ist halt, ob wir wirklich das Gleiche fühlen oder ob wir uns das nur so vorstellen oder wollen, dass es so ist, wie es in Büchern steht. Das mit dem Bauchkribbeln oder … keine Ahnung, und dass man sich das dann so vorstellt und dass das dann einen beeinflusst wie es sein müsste … verstehst du, was ich meine?

Stimmt. Und vielleicht ist das ja gar nicht Liebe ----- ja … … sondern wir denken nur, dass es Liebe ist.

Am Anfang stand ein Speeddating, Mitte Oktober, im Klassenraum. Die Schüler*innen der beiden Musikgrundkurse der 10. Klasse und das sechsköpfige Team des KUNSTVOLL-Projekts trafen zum ersten Mal aufeinander. Und trotzdem widmeten sie sich gleich mal dem ganz harten Kern: In zufällig sich ergebenden Zweierteams, die alle zwei Minuten untereinander wechselten, stellten sie sich der Aufforderung: „Erklär mir Liebe“. Zeuge ihrer ständig unterbrechenden Unterhaltungen wurden ein Dutzend Aufnahmegeräte. Sie archivierten das Umkreisen eines ebenso allumfassend wie banal erscheinenden Begriffs sowie die Ratlosigkeit angesichts der Herausforderung, die damit verbundenen Vorstellungen und Gefühle sprachlich zu greifen. Gibt es etwa verschiedene Arten von Liebe? Durch was zeichnen die sich aus? Ist Nächstenliebe eigentlich auch Liebe? Gibt es mehrere große Lieben? Und muss man Liebe „erlernen“ oder trägt jeder Mensch von Beginn seines Lebens schon Liebe in sich?

Freunde, Familie, Stalker, Zwangsehen, Steine lieben, Pferde und Patriotismus. Unter anderem. „Also, je länger ich darüber rede, desto weniger begreif´ ich das.“ Und dann ständig dieses Abbrechen: „Wechseln bitte!“ Auch wenn die rhetorisch gestellte Frage wie eine Schulaufgabe daherkommt: dass wir zu einer allgemein anerkannten Definition kommen, lag nicht wirklich auf unserer Agenda. Vielmehr interessierten uns diese Bilder, die Denkwege, die zuweilen echt witzigen Assoziationen die die Jugendlichen von Liebe ausgehend finden, das gemeinsame Hinterfragen von Klischees, aber auch das lustvolle Aufgreifen und Arrangieren ebendieser. Irgendwo muss man ja auch erstmal anfangen, bei so einem „weiten Feld“. Obwohl oder gerade, weil die vielzitierten Lieder über Liebe erstmal wie ausgetretene Trampelpfade erscheinen, muss doch was dran sein, dass es sich

lohnt, ihnen – erstmal zumindest (oder, immer wieder?) – zu folgen. Auf unser erstes gemeinsames Date folgend, widmeten sich die Projektbeteiligten in vier Gruppen, bei insgesamt neun Arbeitstreffen, auf je eigene Weise dieser Herausforderung.

Sprachlich, visuell, musikalisch-auditiv und miteinander übergreifend.

Klar ist alles schonmal irgendwie gesagt worden. Und dass man immer wieder bei der Liebe landet, ergibt sich meist auch von allein. Aber geht es nicht eher darum, wer es überhaupt sagt, hört und sieht? Wie und wann? Und das, liebe Leute, muss sich doch sowieso in jedem Menschenleben immer wieder aufs Neue seinen Weg bahnen. So werden die gleichen Geschichten in immer wieder neuen Versionen erzählt. Es dauert nicht lange, dann kommt man vom vermeintlich Bekannten ab und findet eigene Schleichwege; und dreht sich doch im Kreis, kommt wieder am Anfang heraus, ist dennoch woanders. Vor allem das Kenntlichmachen der Verwirrungen und Unlösbarkeiten, wenn wir uns einer so grundlegenden Frage wie die der Liebe zuwenden, interessierte uns als Leitungsteam für die Aufführung, die am Ende der gemeinsamen Projektarbeit mit den Jugendlichen steht.

So beginnen wir den Abend mit dem (ausschnitthaften) Re-Enactment genau jener Situation, die wir zu Beginn des Projekts erlebten. „Also, was ist Liebe?“ Wir fügen Schnipsel und Fetzen zusammen und finden darüber zu kleinen Geschichten, die sich uns eröffnen wie kurze Einblicke in fremde Wohnzimmer. Dass wir mit dem Arrangement der Bühne auf ein Ebensolches verweisen, kommt wahrscheinlich nicht von ungefähr. Die Liebe, so scheint es nach dem Anhören vieler anonymer Gesprächsprotokolle, ist verbunden mit Bedürfnissen nach Sicherheit, nach Geborgenheit, Bildern der Familie und des Gemeinsamseins. Deshalb: keine Trennung vom Publikum; gemeinsam sind wir in einem Kaleidoskop. Und doch mag sich darin auch eine kleine Dramaturgie abzeichnen. Anscheinend wird das schwer Fassbare am ehesten über sein Gegenteil oder seinen Verlust greifbar. So erfahren wir recht schnell von enttäuschter, verloren gegangener Liebe und gescheiterten Beziehungen. Und während die Blicke zurück zunächst vor allem etwas Schmerzhaftes haben – mitten in die Wunde hinein, in den Streit, da wo’s brennt – und sich mit sehnsüchtigen Traumbildern vermengen, wird der Blick nach vorne, nach dem Aufwachen, zunächst sarkastisch, dann versöhnlich und humorvoll ob der unlösbaren Erklärungswut. Und ein bisschen Hoffnung: „Gesucht, vergessen, [und irgendwann wieder-]gefunden.“ Caroline Rohmer, Dramaturgin

Wir danken allen Fรถrderern und Sponsoren!