uz_9_2011

Page 3

EDITORIAL l UZ

Es ist Zeit für einen Staatsfonds Die Niederlande wurden in den 70er Jahren reich dank Gas aus der Nordsee. Doch das viele Geld wurde zum Fluch. Der Gulden wertete auf, die Exportwirtschaft verlor ihre Wettbewerbsfähigkeit und die Binnenwirtschaft wurde mit billigen Importen konkurrenziert. Norwegen hat aus dieser «niederländischen Krankheit» gelernt. Mit seinen Einnahmen aus Öl und Gas schuf es den sogenannten Rentenfonds. Dieser Fonds legt das Geld – derzeit 420 Milliarden Franken – ausschliesslich im Ausland an. Damit wird die Aufwertung der Krone verhindert und ein Finanzpolster für die Zeit nach dem Öl geschaffen. Man ersetze die Wörter «Öl» und «Gas» mit dem anderen zentralen Rohstoff der globalen Dienstleistungsgesellschaft: Vertrauen. Während die USA und die Eurozon e Schulden aufgehäuft haben, strahlt die Schweiz Vertrauen aus. Viele Anleger wollen daher ihr Geld in Franken anlegen. Die Schweiz ist mit dem Export dieses «Rohstoffs» so erfolgreich, dass der Frankenkurs in irrationale Höhen gerät. Die Schweiz hat sich mit der niederländischen Krankheit angesteckt. Warum sollte sie nicht die norwegische Medizin schlucken? Ein Staatsfonds könnte das überschüssige Gel d in Aktien und Obligationen im Ausland anlegen. Dafür müsste der Fonds Franken in Euro oder Dollar eintauschen. Damit würde er helfen, ein klares Kursziel des Franken zu verteidigen. Ein Land wie die Schweiz ist zu klein, um glaubwürdig hunderte Milliarden Euro oder Dollar an Währungsreserven zu halten. Auf dem Höhepunkt ihrer verunglückten Intervention vor einem Jahr hielt die Nationalbank soviel Wäh rungsreserven wie die ganze Eurozone. Aber die Schweiz ist gross genug, um die gleiche Summe – und mehr – in einem Staatsfonds zu halten. Ein solcher Fonds wäre ein langfristiges Mittel, den Aufwertungsdruck auf den Franken zu lindern – und damit eine ideale Ergänzung zu den kurzfristig wirkenden Mitteln der Nationalbank. Das Franken-Problem kam für viele Politiker linker und rechter Couleur wie gerufen, um sich vor den anstehenden Wahlen mit gutgemeinten Ratschlägen zu profilieren. Die Chancen, sich die Finger zu verbrennen waren klein, ganz im Gegensatz zum Thema Europa, das aber nicht weniger brisant und dringend ist. Trotz aller Freizügigkeits-Abkommen mit aufstrebenden Schwellenländern wird Europa unser mit Abstand wichtigster Handelspartner bleiben und das Verhältnis zur EU muss nun bald geklärt werden. Unser Interview-Partner, Alt-Staatssekretär Franz Blankart, kann es sich leisten, den EWR wieder ins Spiel zu bringen. Wetten, dass der EWR nach den Wahlen auch bei den Politikern bald einmal aktuell werden wird?

l Nr. 9 l 2011 l 3

INHALT 5 NEWS 6 Impressum

WIRTSCHAFT UND POLITIK 9 Persönlich 10 Pascale Bruderer Wyss, SP-Nationalrätin und Geschäftsführerin, im Gespräch 14 OSEC: Den Marktkräften die Stirn bieten 16 UZ-Serie Parteienprofil: Die Schweizerische Volkspartei SVP 18 Franz Blankart, alt Staatssekretär und Direktor des Bundesamtes für Aussenwirtschaft, über den EWR

20 UZ Energie-Serie Teil IV: Windkraft 22 Marcel Sturzenegger, Amt für Umwelt und Energie des Kantons St. Gallen, im Gespräch 24 Cleantech News

GELD 26 OTC-Börse: Auf Erfolgskurs 30 Investieren in Energie 32 Pensionskassenvergleich

K O M M U N I K AT I O N 37 Roger de Weck, Generaldirektor der SRG

MARKETING 40 SuisseEMEX’11: Das Marketing steht Kopf

UNTERNEHMEN 44 Piero Stinelli, Mitgründer und Geschäftsführer der Vadian.NET AG, im Gespräch 46 Amir Suissa, DeinDeal-Mitgründer und -Geschäftsführer über Social Buying

WEITERBILDUNG 52 Jörg Aebischer, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz, über Nachwuchsmangel

RECHT 54 Überschuldung: Was tun?

ZÜRCHERUNTERNEHMER 57 Schweizer Fahrzeugbauer Weltmarktführer 60 Vom Kunsttransporteur zum weltweiten Spediteur

10 FRAGEN AN 67 Oliver Evans, Chief Cargo Officer,

UNTERNEHMER ZEITUNG

Remo Kuhn, Herausgeber

Swiss International Air Lines AG

DAS LETZTE 68 Von Ruedi Stricker


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.