Natur + Umwelt 1-2019

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schrumpft ist. »Das rasche Verschwinden dieses Tieres macht mich persönlich unglaublich betroffen«, sagt Sven Büchner. Er ist einer von drei Schlafmausexperten, die in das Projekt eingebunden sind. Woher der rasante Rückgang des Gartenschläfers rührt, können die Fachleute bisher nur mutmaßen. Simple Erklärungen wie Strukturverlust scheiden aus, weil bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts von schwindenden Beständen berichtet wird. »Es ist zu vermuten, dass mehrere Faktoren zusammenspielen«, erläutert Sven Büchner. Das mangelnde Wissen über die Art erschwert jedwede Schutzbemühung, denn: »Bis auf ein paar Ausnahmen wissen wir bisher nicht, was wir für den Gartenschläfer tun können«, so Büchner. Darum geht der BUND Naturschutz nun gemeinsam mit freiwilligen Unterstützern auf Spurensuche. Die erste Frage, die zu klären ist: Wo in Bayern gibt es den Gartenschläfer noch? Hie­ rüber können Nester oder Haare in Vogelbrutkästen Auskunft geben. Wo der Bilch vermutet wird, kann die gezielte Suche beginnen, etwa mit sogenannten Spurtunneln, in denen die Tierchen ihre Fußabdrücke hinterlassen. Oder mit auf Futterköder ausgerichteten Wildtierkameras, die den beteiligten Spurensuchern vom BUND Naturschutz zur Verfügung gestellt werden. Gut zu entdecken ist das Tier auch durch seine Rufe: Es pfeift, keckert und quietscht lautstark (Hörprobe auf der Projektwebseite). Auch kleine Köderstationen sollen zum Einsatz kommen. In diesen werden Gartenschläfer gewogen und gefilmt. Eine Art Tesafilm im Inneren sorgt dafür, dass jeder tierische Besucher einige Haare für die Genanalyse zurücklässt. Der BN hofft, dass sich für den Gartenschläfer ein ähnlich aktives und erfolgreiches »Forschernetzwerk« herausbildet, wie es bei der Wildkatze der Fall ist. Uwe Friedel (ht)

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KONTAKT BEI SICHTUNGEN ODER TOTFUNDEN: gartenschlaefer@bund-naturschutz.de

MEHR INFOS ZUM PROJEKT www.bund-naturschutz.de/gartenschlaefer

Projekt im Rahmen des

Gefördert durch

Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Foto: Sven Büchner

Foto: Johannes Lang

Sven Büchner unterstützt als Schlafmausexperte das Gartenschläferprojekt.

GARTENSCHLÄFER (Eliomys quercinus)

ORDNUNG: Nagetiere (Rodentia) FAMILIE: Bilche (Gliridae) GATTUNG: Gartenschläfer (Eliomys) SCHUTZSTATUS: bundesweit besonders geschützt GEFÄHRDUNG: bundesweit in unbekanntem Ausmaß gefährdet (Kategorie G) Der Gartenschläfer gehört zur Familie der Bilche, auch Schlafmäuse genannt. Das fast ausschließlich nacht­ aktive Tier kann ein Höchstalter von fünf Jahren erreichen und eine Körpergröße von zehn bis 17 Zentimetern. Der behaarte Schwanz ist zehn bis 14 Zentimeter lang. Ausgewachsene Individuen wiegen je nach Größe, ­Geschlecht und Jahreszeit zwischen 50 und 120 Gramm, vor dem Winterschlaf (Oktober bis April) bis zu 180 Gramm. Wie die anderen Bilche kann auch der Gartenschläfer gut klettern. Das verdankt er seinen kräftigen Gliedmaßen und den großen Sohlenschwielen. Allerdings ist er als ­einziges Mitglied der Familie auch stärker auf dem Boden unterwegs und hat somit keine Probleme, kleinere freie Flächen zu überbrücken. Der Gartenschläfer ist ein Allesfresser und hat eine ­Vorliebe für Insekten und Schnecken. Sein Speiseplan ist aber sehr vielfältig: Von Früchten und Nüssen bis hin ­ zu Regenwürmern und Jungvögeln kann der kleine Nager alles genießen. Doch auch die Fressfeinde des Gartenschläfers sind zahlreich: Käuze, Eulen, Marder, Katzen und Füchse sehen ihn als einen Leckerbissen an. Deutschland trägt für die weltweite Erhaltung des ­Gartenschläfers eine hohe Verantwortung, weil ein großer Teil seines Weltbestands bei uns lebt.


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